zimtsternchen - Kommentare
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Alle Kommentare von zimtsternchen
Einer meiner Favoriten auf der diesjährigen Berlinale! Der visuell beeindruckende und spannend inszenierte Thriller ist eine intelligente Reflexion über Stärke und Macht, verpackt in eine Geschichte, in der es nicht nur um Rache geht, sondern auch um Angst, Angst und Trauma, Homophobie, Identität und die (Nicht-)Erfüllung bestimmter Rollenbilder und Erwartungen.
Die chronologische und auf den Punkt gebrachte Erzählweise sorgt dafür, dass die Zuschauer konstant dabei bleiben, während die Kamera, die im Übrigen ein genau beobachtetes, nuanciertes Bild bestimmter Milieus innerhalb der heutigen Gesellschaft einfängt, zusätzlich ein Gefühl der Nähe und Unmittelbarkeit zum Geschehen erzeugt. Ich fand es großartig zu sehen, wie sich das Machtgleichgewicht zwischen den beiden Protagonisten im Verlauf des Films nach und nach umkehrt. Dennoch schafft es George MacKay irgendwie, dass man auch für seine Figur zumindest ein wenig Mitgefühl empfindet, was mich davon überzeugt hat, dass dieser Typ nur irgendeine Art von Magie beherrschen kann...
Die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass die Handlung im wirklichen Leben genau so ablaufen würde, kann meiner Meinung nach in den Hintergrund treten, um einer wunderbaren Fantasie Platz zu machen: Was wäre, wenn nicht immer der Weiße mit den größeren Muskeln am Ende als der Stärkere hervorgehen würde? Der Film macht sich einen der wesentlichen Reize des Kinos zu eigen: einen Raum, um mit der Frage "Was wäre wenn...?" zu spielen.
Fan-Pleasing vom feinsten... Ein wunderbarer und würdiger Abschluss für die Geschichte um Downton Abbey, der jeden weiteren Nachfolger obsolet macht.
Es ist ein sehr zeitgenössisches Thema, dem sich Maria Schrader in ihrer dritten Regiearbeit "Ich bin dein Mensch" widmet: Künstliche Intelligenz. Diese begegnet uns hier in der charmanten Gestalt des humanoiden Roboters Tom (Dan Stevens), den die Wissenschaftlerin Alma (Maren Eggert) im Rahmen einer bezahlten Studie für drei Wochen bei sich zuhause aufnimmt. Das Unternehmen Terrareca hat Tom vollständig auf die Erfüllung der individuellen Bedürfnisse von Alma programmiert, als eine exakt berechnete Inkarnation des idealen Lebenspartners. Von einem harmonischen Zusammenleben sind die beiden zunächst jedoch weit entfernt: Alma fühlt sich durch das durchweg zuvorkommende, in seiner aalglatten Perfektion geradezu widerwärtige Verhalten ihres humanoiden Traumpartners, der noch dazu auf das regelmäßige Herbeiführen von romantischen Situationen aus zu sein scheint, zunehmend irritiert und abgestoßen.
Und so stellt der Film auf recht unterhaltsame Art und Weise das heutzutage von Parship, Elitepartner & Co. vermittelte Wunschbild vom Idyll einer algorithmisch maßgeschneiderten Partnerschaft infrage, indem er seine Zuschauer mit den Auswüchsen des durch Technologie immer weiter vorangetriebenen Optimierungswahns konfrontiert und einen künstlich herbeigeführten Idealzustand letztlich als Illusion enttarnt. Denn wenn dem exakt kalkulierten humanoiden Abbild unserer Phantasie all die Irrationalität, Unberechenbarkeit und Konflikte echter zwischenmenschlicher Beziehungen fehlen, dann ist auch eine essentielle Komponente für eine erfüllte Beziehung abhandengekommen: das genuin Menschliche.
Maria Schraders romantische Komödie lotet feinsinnig und humorvoll das komplexe postmoderne Verhältnis zwischen Mensch und Maschine aus. Lediglich etwas mehr Spannung und Mut zu Radikalität hätte die Inszenierung durchaus vertragen können, die dann doch eher unaufgeregt in gemächlichem Tempo vor sich hin plätschert.
Peter Greenaways philosophischer, künstlerisch anspruchsvoll und stilistisch einprägsam inszenierter Film lebt nicht ausschließlich, aber zu gewissen Teilen ganz besonders von der eindringlichen musikalischen Begleitung von Komponist Michael Nyman sowie den mit einem hohen Maß an ästhetischem Feingefühl fotografierten Bildern von Kameramann Sacha Vierny. Das bemerkenswerte Drehbuch, das Greenaway selbst zu verdanken ist, steckt voll doppeldeutigem Humor und versteckten Obszönitäten, während darin gleichzeitig die elementaren Fragen des menschlichen Daseins verhandelt werden.
Alles in allem zählt "The Devil's Own" trotz seines beachtenswerten Casts sicherlich nicht zu Alan J. Pakulas besten Werken. Vielmehr haben wir es mit einem durchschnittlichen 90er Jahre Thriller zu tun, der sich den Themen, die er anschneidet, nur oberflächlich widmet. Die Erzählung um einen IRA-Kämpfer, der für einen Waffenkauf unerkannt in die USA reist und zufällig ein Zimmer bei einem New Yorker Polizisten vermittelt bekommt, plätschert unerwartet spannungsarm vor sich hin und leidet zudem stellenweise unter mangelnder Glaubwürdigkeit.
Ich habe vor kurzem gelesen, dass es am Set zu Komplikationen zwischen den beiden Hauptdarstellern gekommen sein soll und Brad Pitt durch ein Gerichtsurteil untersagt wurde, seine Arbeit vorzeitig abzubrechen. Dieser Umstand passt definitiv zu dem Gefühl, das man als ZuschauerIn bei seiner und Harrison Fords schauspielerischer Darbietung in "The Devil's Own" bekommt: Man weiß um das Potenzial und spürt gleichzeitig die fehlende Leidenschaft, die nötig wäre um es zu entfalten.
Herzlichen Glückwunsch, liebe Marie! Das klingt wirklich nach einem ganz wunderbaren Buch, das ich - wie all deine erfrischenden MP-Filmkommentare - unbedingt lesen muss.
Hätte nicht Ridley Scott anno 1979 mit ALIEN ein derart zeitloses Meisterwerk erschaffen, dessen dritte Fortsetzung hier unter der Regie von Jean-Pierre Jeunet entstanden ist, wäre man vermutlich etwas weniger erbost über diesen Film. Je emotionaler die persönliche Bindung zu den ersten drei Filmen ist, umso schmerzhafter wird einem ALIEN - DIE WIEDERGEBURT erscheinen. Jeunet - den ich für seine "Fabelhafte Welt der Amelie" durchaus schätze - ist prinzipiell keine verkehrte Wahl, allerdings für eine Art von Film. Dass er im Anschluss an Finchers ALIEN 3 nun mit der Fortsetzung die Trash-Schiene einschlägt und damit die großartige Saga der Lächerlichkeit preisgibt, kann man ihm nur schwer verzeihen. Dem Autor des Drehbuchs möchte man an einigen Stellen des Films ein paar saftige Ohrfeigen verpassen. Wie konnte Sigourney Weaver, die hier wieder als Co-Produzentin dabei ist, diese Grausamkeit nicht nur der Reihe insgesamt, sondern auch ihrer Figur gegenüber zulassen?
ALIEN - DIE WIEDERGEBURT ist wie ein schlechter Cronenberg-Film, den der echte Cronenberg vermutlich besser hinbekommen hätte.
Ich mag Haifilme und habe kein komplexes Arthouse-Drama über die Koexistenz von Mensch und Tier in einer zunehmend gefährdeten Umwelt mit höchst intellektuellen Dialogen erwartet. THE MEG hat mir also nicht mehr und nicht weniger gegeben, als er mir versprochen hat: den größten Hai ever, der einer Horde von Menschen hinterherjagt, die größtenteils viel zu jung und gutaussehend sind als dass man sie jemals für ernstzunehmende Tiefseebiologen halten könnte, und ein paar solide Schocker, wenn das Riesenvieh mal wieder auftaucht, um irgendwas in zwei Hälften zu teilen oder einfach komplett zu verspeisen. Und seien wir mal ehrlich: es gab schon wesentlich schlechtere Haifilme als diesen hier.
Basierend auf einem Hörspiel von Per Schreiner, der auch als Drehbuchautor fungierte, hat der Norweger Jens Lien mit subtilem Humor das Bild einer dystopischen Gesellschaft entworfen, der jegliche Individualität abhandengekommen ist. Mit seiner Erzählweise lässt sich der 2006 in Cannes mit dem ACID (Association for the Distribution of Independant Cinema) Award prämierte ANDERLAND einer bestimmten Reihe von Filmen des jüngeren skandinavischen Kinos zuordnen, die skurrile Situationen in einer verstörend unaufgeregten Bildsprache und mit pechschwarzem Humor inszenieren.
Andreas (Trond Fausa) sitzt ohne Erinnerung in einem Bus, der in ihn eine unbekannte Stadt fährt. Er steigt als Letzter an der Endhaltestelle aus und findet sich in einer kargen Wüstenlandschaft wieder, vor einem winzigen Häuschen, das einzige weit und breit, auf dem ein Banner mit der Aufschrift ‚Velkommen‘ angebracht ist. Am Himmel hängen dunkle Wolken, die Landschaft ist grau und könnte trostloser kaum sein. Schließlich holt ihn ein Mann im Auto ab. „Wohin fahren wir?“, fragt Andreas. „Zu Ihnen nach Hause.“, antwortet ihm der Mann. Nach seiner Wohnung wird ihm sein Arbeitsplatz in einem großen Bürogebäude gezeigt, und man teilt ihm mit, er werde sich schnell einleben. Vom Fenster seines Büros aus beobachtet er am ersten Tag, wie zwei hellgrau gekleidete Männer in einem Transporter vorfahren und einen Toten beseitigen, der offenbar aus einem der Häuser gestürzt ist und auf einem Zaun aufgespießt wurde, was anscheinend niemanden in Panik versetzt.
Die menschlichen Kontakte in der Stadt bleiben durchweg distanziert und oberflächlich, Gespräche drehen sich fast ausschließlich um Einrichtungsgegenstände – etwa ob es sich bei einer Farbe um Azur oder kühles Korall handelt – während Gefühlsäußerungen ignoriert werden. Selbst mit einer Frau, mit der Andreas eine Beziehung beginnt, gehen Konversationen nie über Belanglosigkeiten hinaus. Als er einmal ansetzt, um ihr die Ursachen für seine Schlafstörung zu erklären, unterbricht sie ihn barsch mit den Worten „Ich weiß nicht, was in dir vorgeht, aber ich möchte, dass du jetzt damit aufhörst“. In dieser Stadt muss alles irgendwie passend sein – und was nicht passt, wird passend gemacht. Keine Ausreißer, keine Lücken. Hier herrscht eine radikale, auf die Spitze getriebene Egalität, in der alles auf das Belanglose reduziert und jeder ersetzbar geworden ist. Wenn ein Verletzter oder Toter von den grauen Männern abgeholt wird, läuft der Alltag störungsfrei weiter. Ein monotones, konfliktfreies, emotionsloses Leben, in dem niemand Farbe bekennen darf. Jeglicher Ansatz von Individualität wird unterdrückt, bis alles – einschließlich des menschlichen Wesens – an das omnipräsente Grau angepasst ist. Andreas kann sich damit nicht abfinden und sucht einen Ausweg, doch so sehr er sich auch abmüht, aus dieser Stadt scheint es kein Entkommen zu geben…
Durch das vollkommen emotionslose Verhalten der Stadtbewohner, an das wir als Zuschauer ebenso wenig gewöhnt sind wie der Protagonist, entsteht oftmals eine Situationskomik des Absurden. Zumindest bietet der Film seinen Zuschauern bei aller Tristesse die Möglichkeit der Identifikation mit seiner Hauptfigur Andreas an, dessen Wunsch nach dem Ausbruch aus dieser farblosen, oberflächlichen, glattgebügelten Welt wir nur allzu gut nachvollziehen können. Auch wenn ANDERLAND von einem Feelgood-Movie noch weit entfernt bleibt, ist seine Botschaft immerhin eine Kampfansage, verkörpert durch Andreas, der einfach nicht aufgibt, auch wenn er schlussendlich immer wieder in feinster „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Manier irgendwo in der Stadt herauskommt, von den eifrigen Systemdienern eingefangen wird und von vorne beginnen muss.
ANDERLAND ist ein unaufgeregt inszenierter Film mit gleichzeitig beklemmender wie auch komischer Atmosphäre, der mit seinem langsamen Tempo, den surrealen Szenen, die sich in dieser seltsamen Stadt abspielen, und seinem subtilen Humor beweist, dass ruhige Erzählungen unter Umständen ebenso fesselnd sein können wie temporeiche Verfolungsjagden. Im Vergleich etwa zu Roy Anderssons „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ (2014) lässt er allerdings bei seiner stilistischen Umsetzung einen Hauch Originalität vermissen und es bleibt der Eindruck zurück, dass hier vorhandenes Potenzial verschenkt wurde. Nichtsdestotrotz ist die norwegisch-isländische Coproduktion sehenswert, nicht zuletzt um einmal mehr den wunderbaren musikalischen Klängen von Edvard Grieg zu lauschen.
Das Öko-SciFi-Regiedebüt von Douglas Trumbull, der wenige Jahre zuvor die Special Effects für Kubricks "2001" beigesteuert hatte, kommt zwar aus heutiger Sicht an einigen Stellen etwas angestaubt daher, ist aber auch trotz einiger Kritikpunkte, die hinsichtlich des Plots und der überwiegend unsympathischen Charaktere sicherlich vorgebracht werden können, durchaus sehenswert. Vor allem im Hinblick auf das relativ geringe Budget, das für die Umsetzung von Trumbulls ambitioniertem Projekt zur Verfügung stand, erscheint "Silent Running" als Inszenierung mit Liebe zum optischen Detail. Erwartungsgemäß beachtens- und lobenswert sind insbesondere die visuellen Effekte bei den Weltraum-Aufnahmen. Einer der Studenten, die Trumbull zur Unterstützung bei seinen Special Effects anheuerte, war übrigens John Dykstra, der später u.a. bei den Effekten von "Star Wars" mitwirkte. Außerdem erwähnenswert: Joan Baez steuerte zwei Songs zum Soundtrack bei.
Kam bei mir nicht so richtig an. "Out of Sight" fehlt leider der skurrile Humor, den Soderbergh erst vor kurzem mit "Logan Lucky" bewiesen hat. Und so bleiben hier lediglich recht konstruierte Dialoge übrig, die selbst der A-Klasse-Cast und die dynamische Bildsprache des Films nicht wirklich rausreißen können.
Ich weiß nicht, ob ich dem Film zumindest etwas mehr abgewinnen könnte, wenn ich die Buchvorlage nicht kennen würde. So war er jedenfalls eine herbe Enttäuschung. Umso schlimmer, wenn man bedenkt, dass hier eine Spitzenbesetzung mit Gary Oldman, Tom Hardy, Noomi Rapace und Vincent Cassel am Werk war, und zudem das Buch nicht wenige sprachlich wunderbar illustrierte Szenen bereithält, an denen für eine filmische Umsetzung nicht einmal mehr besonders viel hätte gefeilt werden müssen. Wie Daniel Espinosa das Ding trotzdem so gegen die Wand fahren konnte, ist mir ein absolutes Rätsel.
(In der ersten Fassung dieses Kommentars habe ich dem FIlm leider ein wenig Unrecht getan, was hiermit korrigiert wird.)
Spannend inszenierte Comic-Adaption von Joon-ho Bong mit interessanter Ideenbasis für die Story: Ein Zug mit den letzten etwa 1000 Menschen kreist, angetrieben von einem Perpetuum mobile, in ewiger Fahrt um die Erde, wo nach einem missglückten chemischen Experiment eine globale Eiszeit angebrochen ist. Innerhalb des Zuges hat sich ein grausames Zweiklassensystem etabliert: Die First Class im vorderen Teil des Zuges lebt im Wohlstand und hält, um ihren luxuriösen Lebensstil zu wahren, die untere Schicht im hinteren Zugteil gewaltsam unter ihrer Kontrolle. Wer ein Interesse an dystopischen Gesellschaftsentwürfen hat, sollte "Snowpiercer" nicht verpassen!
Eine Tragikomödie vom Feinsten!
Nach "Chewing Gum" und "The Marvelous Mrs. Maisel" ist "Fleabag" nun schon die dritte Serie mit einer originellen, urkomischen und radikal ehrlichen weiblichen Hauptfigur, die nicht besonders viel Zeit braucht, um ihr Publikum für sich zu vereinnahmen (was nicht zuletzt daran liegen mag, dass der Zuschauer zwischendurch immer wieder durch direkten Blick in die Kamera angesprochen wird).
"Fleabag" gelingt es auf wundersame Art, sehr direkt, absolut schamlos und oftmals auch amüsant mit Sexualität umzugehen, ohne dabei ständig nackte Haut zu zeigen. Zynisch und schonungslos pendelt die Serie sehr gekonnt zwischen Humor und Tragik. Neben Phoebe Waller-Bridge, die nicht nur herausragende Darstellerin, sondern auch geistige Schöpferin der Figur der Mittzwanzigerin Fleabag und Drehbuchautorin der Serie ist, begeisterte mich wieder einmal Olivia Colman als ihre Stiefmutter. Nach einer viel zu schnell durchgesuchteten ersten Staffel freue ich mich auf jeden Fall schon auf die zweite!
Zwar stehe ich den rein ästhetischen Ambitionen eines Regisseurs prinzipiell relativ wohlwollend gegenüber, das "Märchen der Märchen" ist aber leider kein so herausragendes bildgewaltiges Spektakel, dass man darüber die unzulängliche Handlung und Dramaturgie vergessen könnte. Schlussendlich fragt man sich am Ende des Films genauso wie am Anfang, weshalb hier nun eigentlich drei nicht wirklich miteinander verwobene Handlungsstränge und die darin auftretenden Figuren im ständigen Wechsel präsentiert werden müssen.
Nur mit Müh und Not ließe sich vielleicht irgendeine ansatzweise lehrreiche Botschaft des Films zusammenbasteln, die aber auf extrem wacklige Pfeiler gestützt wäre. Das ist es wohl auch, was mir persönlich in Kombination mit der Betitelung als "Märchen der Märchen" ziemlich sauer aufstößt, mal ganz abgesehen davon, dass dem Zuschauer die Botschaft "Seht her, alles hier ist so krass schockierend und unkonventionell!!" die ganze Zeit über allzu unmissverständlich und unverhohlen eingetrichtert werden soll, sodass man sie schon nach kurzer Zeit nicht mehr ernst nehmen kann. Wenn es also weder die visuelle, noch die musikalische, erzählerische oder besondere schauspielerische Leistung ist, die überzeugt - tja, dann weiß ich auch nicht so recht, was mir dieser Film denn nun eigentlich gegeben haben soll.
Fazit: Matteo Garrone will hoch hinaus, schafft es aber leider nicht so richtig.
Die erste Staffel dieses kleinen Juwels mit dem nicht sehr verheißungsvollen Titel "The Frankenstein Chronicles" kam für mich vor kurzem überraschend, aber eigentlich sehr passend während einer kleinen persönlichen Serienflaute daher und hat nicht lange gebraucht, um mich zu überzeugen.
"The Frankenstein Chronicles" versetzt uns ins düstere, neblige viktorianische England, genauer: ins London der 1820er Jahre, und bietet damit schon mal drei gute Grundvoraussetzungen: Handlungszeit und -raum sind in der Serienlandschaft noch nicht so abgegrast wie andere, und auch die Story selbst gibt einiges her mit ihrer Kombination aus vergleichsweise jüngerer Geschichte und spannender Krimihandlung, gewürzt mit zwielichtigen Wissenschaftlern und fragwürdigen Experimenten, die aber als prinzipiell günstige Voraussetzungen nicht dazu führen, dass die Serie ins Horrorgenre abdriftet. Sowohl Sean Bean in der Hauptrolle, als auch der Rest des Casts vor und hinter der Kamera liefern eine exzellente Vorstellung ab und bestärken aufs Neue meine positive Grundhaltung gegenüber (fast) allem, was an Filmen und Serien aus Großbritannien herüberschwappt.
Die sechs kurzweiligen, wenn auch nicht immer besonders actionreichen, etwa 50-minütigen Episoden von Staffel 1 haben auf jeden Fall Potenzial und wecken die Vorfreude auf Staffel 2!
Ein kleiner Überraschungshit! Zwar ging ich auch nicht mit der Erwartung ins Kino, dass WIND RIVER kein guter Film sein würde, aber dass er mich derart berühren könnte, damit hatte ich definitiv nicht gerechnet.
Allein die Synopsis ließ im Vorfeld einige Zweifel aufkommen, denn allzu oft kamen in den letzten beiden Jahrzehnten vergewaltigte und irgendwo in der Nähe einer Kleinstadt oder in der Wildnis aufgefundene junge Frauen im Plot von irgendwelchen Thrillern vor. Taylor Sheridans Film weiß jedoch mit seinen einfühlsamen Protagonisten, der Musik (Nick Cave!) und den beeindruckenden Bildern eines verschneiten Indianerreservats zu überzeugen. Natürlich ist der Film grausam, stellenweise wird es auch mal ganz schön blutig - aber, und das ist das Bemerkenswerte: ohne sich daran zu ergötzen, und meiner Meinung nach auch ohne zur Selbstjustiz aufzurufen. Ein sehenswertes Indie-Juwel, dem man mit Sicherheit nicht zu Unrecht den prix de la mise-en-scène der Sektion Un certain regard auf den Internationalen Festspielen in Cannes verliehen hat.
GOLD hat mich absolut überrascht. Dachte erst, das wäre einer dieser Filme, die man sich mal so nebenbei anschauen kann, aber Matthew McConaughey hat mich mit seiner Darbietung - inklusive Bierbauch und weißem Baumwoll-Schlüppi - Stück für Stück voll in seinen Bann gezogen. McConaughey spielt nicht Kenny Wells, er IST Kenny Wells! Allein wegen dieser schauspielerischen Glanzleistung lohnen sich die 120 Minuten, ein paar schicke Bilder und unerwartete Wendungen gibt's außerdem gratis obendrauf.
Definitiv ein starkes Stück aus Hitchcocks Frühwerk: 76 Minuten voll Spannung und einem unerwartet hohen Maß an Grausamkeit, getragen von einem starken Drehbuch, das in seinen Dialogen durchaus auch mal den ein oder anderen komischen Moment bereithält. Besonders hervorzuheben ist natürlich die packende Szene, in der Stevie (Desmond Tester) auf dem Weg ist, um ein Paket zu übergeben, das ihm Verloc (Oskar Homolka) in die Hand gedrückt hat - ein Paradeexemplar aus dem Suspense-Lehrbuch, auf das ich hier aufgrund massiver Spoilergefahr nicht näher eingehen möchte.
Hitchcock-Fans, die seine frühen Filme bisher gemieden haben, sind mit "Sabotage" bestens beraten - und wem's aufgrund seiner aus heutiger Sicht stellenweise antiquierten Inszenierung dann doch nicht gefällt, der hat mit knapp über einer Stunde keine wirklich bemerkenswerte Zeiteinbuße ;)
Ein kleines Juwel für Liebhaber des schwarzen, schrägen, typisch britischen Humors!
Trist, unterkühlt - und dabei so tiefgreifend erschütternd.
Da möchte man schon fast die so inflationär zitierten Worte Kafkas nach dessen Kinobesuch hervorkramen - aber halt, hab den Film ja gar nicht im Kino gesehen. Dass mir das kaum aufgefallen ist, spricht definitiv für ihn.
Makaber, ekelerregend, obszön - und faszinierend!
Auch wenn man beim Namen Vincent Cassel bereits vor Beginn der Vorstellung weiß, dass man gleich hervorragendes Schauspiel präsentiert bekommen wird, gelingt es ihm dennoch, mit seiner absolut authentischen Darstellung zu begeistern. Seine Partnerin Emmanuelle Bercot steht ihm dabei in nichts nach; man sitzt zwei Stunden lang direkt hinter ihr in der Achterbahn der Gefühle und sieht den beiden dabei zu, wie sie immer wieder aus- und aneinandergeraten. Und ahnt, dass es da draußen zigtausende Tonys gibt, die sich ihrer "amour fou" bis an die Grenze zur Selbstaufgabe ausliefern, und zigtausende Georgios, deren anfänglicher Charme und Esprit irgendwann weichen und das aufdecken, was eigentlich dahintersteckt: reiner Narzissmus. Im Zentrum beider Leben steht nur einer: er, der König, der sich mit mehreren Gespielinnen umgibt, mal da- und mal dorthin springt, und dabei durch seine vielen Facetten im Grunde undurchdringlich ist.
Bleibt nur zu hoffen, dass es anderen Tonys in der realen Welt gelingt, die Reißleine zu ziehen, bevor ihre Georgios sie vollständig um den Finger gewickelt haben.
Auch beim zweiten Mal ein Hochgenuss im Kino... Bravo, Sebastian Schipper! Bravo, Sturla Brandth Grøvlen (der Kameramann hat im Übrigen meiner Meinung nach grundsätzlich beim gewöhnlichen Filmpublikum viel mehr Aufmerksamkeit verdient) ! Bravo, sämtliche Schauspieler! Bravo, Nils Frahm!
Endlich mal wieder eine Innovation im deutschen Kino, ein Film aus einem einzigen Take, der einen von vorne bis hinten mit seiner enormen Intensität und Authentizität packt. Während ich beim ersten Ansehen des Films vor einigen Wochen gewisse Längen zu verspüren gemeint habe, war davon bei einem zweiten Screening nichts mehr zu merken. Genauer betrachtet stellen diese kleinen Längen auch nur die sehr authentische Darstellung der Wirklichkeit von Situationen dar, die bei anderen Filmen herausgeschnitten wird - und machen "Victoria" erst zu dem herausragenden Werk, das dieser Film zweifelsohne ist.
Vielen Dank für eure Vorschläge, die ich natürlich alle aufnehmen werde! :) Kann man die Listen denn eigentlich nicht zur Bearbeitung durch andere freigeben?