7 neue Fragen an Martin Oberndorf

18.01.2015 - 09:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Didn't anyone ever cry for you before?
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Didn't anyone ever cry for you before?
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Marilyn Monroes Auferstehung, Noomi Rapace' Seelenverwandter und zwei Schlaftabletten, ohne die Twilight vielleicht hätte was werden können...

Gleich vorweg: Danke an unser dieswöchiges Fragebogenopfer Martin Oberndorf, der sich sofort und ohne zu zögern zum zweiten Mal in den Fragebogen gestürzt hat, um euch mit der Rückkehr der wahren Göttin, einem Meister, der sich nicht hinter Hitchcock und Wilder verstecken muss, und Monstertränen den Sonntag zu retten! Wenn ihr auch mal an den 7 Fragen teilnehmen wollt (oder schon mal habt, aber einfach nicht genug kriegen könnt), schreibt einfach ein kurzes "Hallo, da bin ich, bewirf mich mit Fragen!" an Kängufant. Hmmm, vielleicht sollten wir noch eine Frisurenfrage aufnehmen - was meint ihr? :)

Kontaktbörse: Welche zwei Leute (ob vor oder hinter der Kamera, noch lebendig oder nicht) wären wie geschaffen für eine Zusammenarbeit? Und wie sähe dieser Film aus?

Nehmen wir mal an, es gäbe Zeitmaschinen, oder diese Stars hätten in derselben Epoche gelebt: Ich hätte irrsinnig gerne Marilyn Monroe in einem Quentin Tarantino-Film gesehen. Und damit meine ich nicht wie im 5-Sekunden-Auftritt ihres Jack-Rabbit-Slims-Double in Pulp Fiction, sondern als richtige Hauptrolle.Vielleicht als Antagonistin, als gefährliche und grausame Femme Fatale. Dass sie diese Rolle perfekt beherrscht, hat sie in Niagara schon unter Beweis gestellt, und Tarantino hätte da sicher noch einen draufgesetzt, und eine hinterlistige, berechnende Schönheit aus ihrem Spiel gemacht.

Man stelle sich vor:
Aus dem Off: "Ich glaube nicht, Sie schonmal hier gesehen zu haben"
Der Protagonist dreht sich um. Da sitzt eine Frau in einem Stuhl, komplett im Schatten - außer die sich überschlagenden Beine und die (natürlich nackten) Füße.
Er: "Wer sind Sie?"
Sie: "Beantworten Sie immer Fragen mit Gegenfragen?"
Er: "Ja. Genau wie Sie."
Sie (tritt aus dem Schatten hervor und lächelt verschmitzt): "Touché. Mein Name ist XY. Darf ich mir eine Zigarette von Ihnen stibitzen?"
Er (kramt und holt eine Red Apple-Zigarette heraus)
Sie (nimmt sie langsam, sinnlich mit nie abreißendem Augenkontakt entgegen, als er sie anzündet und sie den ersten Zug nimmt)

You are all weirdos! Der Erfolg welches Schauspielers oder Regisseurs ist Dir unerklärlich? Welches Talent wurde hingegen von der Welt sträflich vernachlässigt?

Obwohl ich mit Guardians of the Galaxy einen Film unter seiner Mitwirkung gesehen habe, der mir wahnsinnig gefallen hat, halte ich Vin Diesel für einen wahnsinnig nichtssagenden und hölzernen Darsteller, der seinen hohen Gagen nicht gerecht wird. Das liegt nicht nur daran, dass ich seine Fast & Furious-Filme nicht mag, sondern vor allem, da er - anders als sein leider verstorbener Filmpartner Paul Walker - über keinerlei Charisma oder Charme verfügt, um seine Rollen spaßig zu gestalten. Durch die richtige Ausstrahlung und eine zackige Art kann man selbst hohlen Figuren aus miesen Drehbüchern durch eine gute Performance Leben einhauchen. Der Charakter ist zwar eindimensional - aber die Sprüche können unterhaltsam rübergebracht werden. Diesel wirkt aber immer extrem lustlos und unmotiviert. Nein, Blockbusterdarsteller gibt es viele tolle, aber seinen finanziellen Erfolg kann ich nicht ganz verstehen.

Extrem stark unterschätzt wird in meinen Augen hingegen der großartige Filmemacher Douglas Sirk. Vor Allem in den 1950ern hat der Regisseur wirklich wunderbare Dramen kreiert, die nicht nur höchst emotional waren (und selbst mir, der zwar leicht zu rühren, aber nicht nah am Wasser gebaut ist, oftmals Tränen in die Augen zaubern), sondern sich auch ungeschönt mit der Gesellschaft und dem Zeitgeist der damaligen Ära auseinandersetzen. In Solange es Menschen gibt thematisiert er den Rassenhass, aber auch die Entscheidungen, was Priorität hat: Karriere oder Familie. In Was der Himmel erlaubt rechnet er mit der versnobbten Schicht der Reichen ab, die die Liebesbeziehung einer wohlhabenden Frau zu ihrem Gärtner nicht billigen. Und in Es gibt immer ein Morgen zeigt er bereits früh ein Bild der Midlife Crisis, da sich ein als selbstverständlich angesehener Familienvater von seiner Sippe vernachlässigt fühlt. Aber auch rein formell sind diese Werke absolut übergroß, gefühlvoll und mitreißend inszeniert.

Ich kann nicht verstehen, wieso seine Filme nie Kultstatus erreichten und er nicht in einem Atemzug mit Billy Wilder oder Alfred Hitchcock genannt wird, wenn es um die größten Filmemacher der goldenen Ära Hollywoods geht.

Welches war die passendste Besetzung der gesamten Filmgeschichte, welches die unpassendste? Kolossale Fehlentscheidungen finden hier auch ein Zuhause...

Ach, es gab soviele fabelhafte Besetzungen in der Filmgeschichte - aber wirklich grandios war es, Noomi Rapace als Lisbeth Salander zu casten. Warum ihre Rolle so toll ist, dazu später mehr, aber sie strahlt all das aus, was Lisbeth ist: eine gebrochene Seele, die mit der Welt keinen Scheiß mehr zu schaffen hat, und abgehärtet und brutal mit ihrem Leiden klarkommen muss. Extrem traurig - und Rapace verkörpert all das. Außerdem stand ihre Frisur - schwarze Haare, nur auf eine Seite lang, halb das Auge verdeckend - für mein eigenes Haarstyling Pate.

Eine der größten Fehlentscheidungen, und die für mich persönlich filmverhunzendste der Filmgeschichte war die Besetzung von Kristen Stewart und Taylor Lautner in der Twilight-Reihe. Bevor ihr jetzt denkt, die alte Leier zu hören: Ich bin gewiss kein Twilight-Hasser. Auch kein Fan. Ich finde lediglich, dass die Handlung und die Atmosphäre sehr interessant, die Umsetzung jedoch teilweise amateurhaft und unbeholfen ausgefallen ist. Dazu gehören auch die Schauspieler. Ich mag Kristen Stewart. Mehrmals hat sie schon gezeigt, dass sie (vor allem als Nebendarstellerin) passabel spielen kann, aber die depressive Verliebte kaufe ich ihr nicht ab. Sie scheint eher gelangweilt und apathisch, als wäre sie abgelenkt, müde oder durch Medikamente ruhiggestellt. Dieser Charaktertyp liegt ihr einfach nicht - leider wird sie immer mit dieser Rolle identifiziert. Lautner hingegen wirkt weder mystisch noch anziehend, sondern eher wie ein dauergrinsender Milchbubi. Somit bringt er weder die Voraussetzung für einen Werwolf noch für einen ernsthaften Liebeskonkurrenten für Edward - was allerdings DIE Definition seiner Rolle ist.

Wenn deinem Leben ein Soundtrack gegeben werden müsste, welchen würdest du wählen? Und warum?

Herr Vangelis, mit Blade Runner. Weil genau so ein Cyberpunk-Score klingen muss - synthetisch, futuristisch, prägnant. Cyberpunkfilme sind zumeist sehr aufregend, düster und philosophisch - so wie das Leben.

Aber natürlich wird der noch ergänzt, durch die Love Themes von Terminator und Titanic für romantische Momente, dem Song "Walking in the Air" aus Der Schneemann (jedoch in der brillanten, bombastischeren Coverversion von Nightwish) für eine der vielen schicksalhaften Nächte voller bewegender Abenteuer, sowie einer Bonus-CD mit den Soundtracks zu Pokémon und Digimon, um mal wieder in Nostalgie zu schwälgen. Hetzen tu ich mich übrigens auch gerne zu der Musik von Lola rennt, animiert so schön zum Sputen. Hhhhmmm... ob das alles auf einen Soundtrack passt? Naja, mal sehen.

Welcher Film drückt jedes Mal auf deine Tränendrüse, ob du willst oder nicht? Und welcher Film schafft es jedes Mal, alle Wolken weg zu schieben?

Es gibt die Big 4 bei mir. Vier Langspielfilme, deren Enden bei mir richtig echte Tränensturzbäche auslösen (wie oben beschrieben, bin ich normalerweise leicht zu rühren, aber nur schwer zu Tränen zu bewegen). Drei davon sind Requiem for a Dream, Schindlers Liste und Wüstenblume. Wer die Filme kennt, kennt die Enden, und kennt dann auch die Gründe...

Aber der vierte Film verdient es, hier näher erläutert zu werden. Generell wird er als recht gute Verfilmung eines realen Verbrechens abgetan, als ein passabler und gut gespielter Thriller - aber er ist noch so viel mehr, ein herzzerreißendes Charakterportrait und eine tragische Liebesgeschichte: Patty Jenkins einziger Langspielfilm Monster.

Hier muss ich nun vor SPOILERN warnen.

Das Gespräch zwischen Selby und Aileen, als sie Selby für die Polizei kontaktiert, gehört für mich zu den traurigsten Momenten der Filmgeschichte. Zunächst sehen wir nur ein Gespräch um eine Frau, die sich Sorgen um ihre Lebensgefährtin macht; die Frau die sie liebt. Als jedoch immer klarer wird, worum es tatsächlich geht, sehen auch wir die anwesenden Polizisten. Beide Frauen lieben sich aufrichtig. Doch es geht nicht anders. Immer mehr kommen beiden Frauen die Tränen aus den Augen. Beide wissen, worum es hier geht. Aileen ist Serienmörderin. Sie hat keine Chance, zu entkommen. Es ist aber auch die Erlösung. Nach einem Leben voller Pein und Verzweiflung war ihre Liebe das erste Positive - leider zu spät. Es war der nötige Schritt, um Aileen und ihrer Welt Leid zu ersparen. Desto mehr ich darüber nachdenke, desto trauriger wird es. Und nochmal: es lieben sich beide Frauen unentwegt und ehrlich. Ich habe auch Aufzeichnungen des Originalgesprächs gesehen und gehört... und es ist leider fast genauso abgelaufen. Armes Monster.

Wer ist deine größte Filmheldin, dein liebster Filmheld? Und warum ist sie / er / es besser als die anderen?

Ich muss hier einfach zwei nennen, und da die Frage auch so auslegbar ist, dass nach 2 Helden unterschiedlichen Geschlechts gefragt wird, nehm ich mir das so auch mal frei heraus. Außerdem ist die Begründung dieselbe:

Zum Einen die oben bereits erwähnte Lisbeth Salander, zum Anderen der junge Löwe Kovu aus Der König der Löwen 2: Simbas Königreich. Beides sind Antihelden, die von der Gesellschaft ausgestoßen, ausgebeutet und mit Hass gefüttert wurden.

Klar, der eine Film ist ein extrem harter Psychothriller, der andere ein eher harmloser Disneyfilm, folglich sind auch die davongetragenen emotionalen Verstümmelungen unterschiedlichen Ausmaßes. Aber dennoch finde ich diese hartgesottenen, kalten, aber verletzlichen Außenseiter, die nichts kennen außer Schmerz und Wut - bis man sich endlich ihrer annimmt - viel sympathischer, verständlicher und heldenhafter als den muskelbepacktesten und sprücheklopfendsten Actionballermann.

Remakes und Relaunches sind in der Regel ziemlich nervig - aber welcher Film oder welche Reihe hätte deiner Meinung nach einen Neustart verdient?

Na das ist ganz klar: natürlich muss Hollywood eine mit monumentalem Budget ausgestattete 2 1/2-Stunden-Version von Bitter Lake finanzieren. Einfach Shay und Ezwolf ein paar Millionen in die Pfoten drücken und wir haben den besten Fantasyfilm seit Jahren. Natürlich wird dann die Story aufgemotzt und die Vorgeschichte wesentlich eindrucksvoller auf die Leinwand gebracht.
Das wird ein Spektakel wie Der Herr der Ringe - nur um Einiges pelziger!

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