Top 7 der ungewöhnlichsten Musiker-Biopics

13.10.2010 - 08:50 Uhr
Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte
Prokino Filmverleih
Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte
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Diese Woche startet Gainsbourg in den Kinos, ein originell inszeniertes Biopic über den französischen Chansonnier Serge Gainsbourg. Aus diesem Anlass wollen wir einen Blick auf die Top 7 der ungewöhnlichsten Musiker-Biopics der Filmgeschichte werfen.

Biopics über berühmte Personen gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Wenn wir uns in diesem Genre auf die Lebensgeschichten von Musikern beschränken, kommen wir immer noch auf eine beachtliche Anzahl von Filmen, die in den letzten Jahren und auch zuvor wie Pilze aus dem Boden schossen. Ob Ray, Walk the Line, La Vie en rose, Beyond The Sea, Dreamgirls, Get Rich or Die Tryin’, 8 Mile, The Doors, Shine – Der Weg ins Licht und wie sie nicht alle heißen: All diese Filme lassen sich in die typische Sparte von Biopics einordnen, die der konventionellen Erzählweise des Genres entsprechen. In geradliniger Abfolge werden ein oder mehrere Abschnitte aus dem Leben des berühmten Künstlers porträtiert, wenn nötig mit Hilfe von Zeitsprüngen. Im Mittelpunkt stehen Aufstieg und Fall der Musiker, begleitet von Armut, Familien- und Eheproblemen, Erfolg, Misserfolg, Drogenexzessen und Frauengeschichten.

Diese Woche startet nun Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte in den Kinos, ein Biopic über den französischen Chansonnier Serge Gainsbourg. Der Regisseur und Comiczeichner Joann Sfar verpasst seinem Film eine außergewöhnliche Note, indem er dem Hauptdarsteller eine lebensgroße Comicfigur an die Seite stellt, die eine bösartige Karikatur seiner selbst darstellen soll. Aus diesem Anlass möchte ich einen Blick auf weitere unkonventionelle Inszenierungen abseits vom gängigen Biopic-Muster werfen und euch meine persönliche Top 7 der ungewöhnlichsten Musiker-Biopics präsentieren.

7: Jazz-Freund Clint Eastwood huldigt einer Legende: Bird
Die Kritiker sind sich einig: Das Biopic von Clint Eastwood über den legendären Jazzsaxophonisten Charlie “Bird” Parker zählt zu den besten Filmen in der langen Karriere des genialen Filmemachers. In einer Collage von aufeinanderfolgenden Szenen erzählt er aus dessen Leben, angefangen bei der Kindheit über die von Drogenproblemen begleitete Ehe bis zum frühen Tod im Alter von nur 34 Jahren. Forest Whitaker liefert in der Hauptrolle eine grandiose Vorstellung ab und schafft es damit auf Platz 7 meiner Liste.

6: NS-Sängerin im Kampf um die Liebe: Lili Marleen
Rainer Werner Fassbinder orientierte sich bei seinem Film Lili Marleen lose am Leben der deutschen NS-Sängerin Lale Andersen, die kurz vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem titelgebenden Lied den ersten deutschen Millionenseller ablieferte. In seiner Fassung steht die Barsängerin Willie (Hanna Schygulla) im Mittelpunkt der Handlung, die vor dem Hintergrund der Judenverfolgung eine hoffnungslose Liebesgeschichte eingeht und mit dem titelgebenden Lied zum großen Star emporsteigt. Das Musiker-Biopic im Deckmantel deutscher Vergangenheitsbewältigung verdient sich den 6. Platz der Liste.

5: Ein kurzes Leben in kunstvollen Bildern: Control
Eigentlich folgt die Lebensgeschichte von Ian Curtis, dem legendären Frontmann der britischen Post-Punk-Band Joy Division, den gängigen Konventionen eines Biopics: Der unbekannte junge Sänger und seine Band werden mit einem Schlag berühmt, er lernt seine Frau kennen und heiratet – kurz darauf folgt der steile Abstieg im Form von Depressionen, Affären, epileptischen Anfällen und schließlich Selbstmord. Der vorher vor allem als Musikfotograf tätige Anton Corbijn verpackt die Geschichte allerdings in edel fotografierten Schwarz-Weiß-Bildern, die das Biopic zusammen mit der artistischen Inszenierung zu einem außergewöhnlichen Gesamtkunstwerk machen, das Platz 5 meiner Liste erklimmt.

4: Zeitzeugenberichte über einen fiktiven Helden: Sweet and Lowdown
Der Jazzgitarrist Emmet Ray beherrscht sein musikalisches Handwerk auf kongeniale Weise und gilt nach seinem großen Vorbild Django Reinhardt als zweitbester Musiker seines Fachs. In der Liebe hat der selbstverliebte Egozentriker dagegen weniger Glück. Woody Allen verpackt die Geschichte über die von Sean Penn perfekt verkörperte fiktive Figur in einem dokumentarischen Stil: Angebliche Zeitzeugen von damals berichten über den in Vergessenheit geratenen Meistergitarristen. So viel Einfallsreichtum sichert Sweet and Lowdown den 4. Platz.

3: Nostalgisches Zeitdokument einer goldenen Ära: Velvet Goldmine
Glamrock-Superstar Brian Slade ist bekannt für seine extravaganten Outfits, wilden Performances und Sex- und Drogenexzesse. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere verschwindet er allerdings spurlos. Was ist mit ihm geschehen? In offensichtlicher Anlehnung an das Leben von David Bowie inszenierte Regisseur Todd Haynes ein Biopic, das auf ungewöhnliche Art und Weise daherkommt: Erzähler und Hauptfigur des Films ist ein Journalist, der bei Recherchen auf die mysteriöse Geschichte des Musikers stößt. Der dritte Platz gebührt somit Velvet Goldmine.

2: Der Tritt in den Hintern des Biopics: Walk Hard: Die Dewey Cox Story
Ein ernsthaftes Filmgenre verdient hin und wieder einen gehörigen Arschtritt. Diesen bekommt das Biopic-Genre durch Walk Hard: Die Dewey Cox Story verpasst. Regisseur Jake Kasdan blickt bei seiner klassisch erzählten Musikerbiographie in erster Linie auf das Leben von Johnny Cash aus Walk the Line, aber auch andere Musikgrößen wie Ray Charles, Jim Morrison, Elvis Presley und die Beatles bekommen ihr Fett ab. So zieht sich Dewey Cox jede Menge Drogen rein, schläft mit 411 Frauen, heiratet drei Mal, hat 22 Kinder und 14 Stiefkinder, und findet dazwischen auch mal seine große Liebe. Die zur Abwechslung einmal sehr gelungene Parodie greift damit nach der Silbermedaille der Liste.

1: Legendenbildung auf sechs Personen verteilt: I’m Not There
Er gehört zu den größten noch lebenden Musikern aller Zeiten: Bob Dylan. Vor drei Jahren setzte ihm Todd Haynes mit dem Biopic I’m Not There ein außergewöhnliches filmisches Denkmal. In sechs Handlungssträngen wird der Musiker von jeweils verschiedenen Darstellern porträtiert, die in sowohl realen als auch philosophisch-abstrakten Betrachtungsweisen unterschiedliche Facetten aus dessen Leben beleuchten. Richard Gere, Heath Ledger, Christian Bale, Marcus Carl Franklin, Ben Whishaw und sogar Cate Blanchett teilen sich die Aufgabe, die Musiklegende auf der Leinwand zu verewigen – sowie den ersten Platz auf meiner persönlichen Liste.

Welcher ist euer Favorit? Wie sieht eure persönliche Top 7-Liste aus?


Dieser Text stammt von unserem ehemaligen Praktikanten und Immer-Noch-User Tobias Röhrig. Wer ebenfalls Text-Ideen oder bereits was aufgeschrieben hat, wende sich an ines[@]moviepilot.de.

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