999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
Schlitter – Evil In The Woods (OT: Schlitter) / FR / 2023
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Ja, ... ist kein neuer HIGH TENSION, INSIDE – WAS SIE WILL IST IN DIR, MARTYRS oder FRONTIER(S) – KENNST DU DEINE SCHMERZGRENZE?, aber hätte sich durchaus einreihen können, wenn konsequenter und kompromissloser vorgegangen wäre. Eine Bruttolaufzeit von gerade einmal 70 Minuten ist wirklich knapp bemessen. Man hätte hier auf jeden Fall wesentlich mehr herausholen können. Eine Menge Potenzial wird (aus unerfindlichen Gründen) ungenutzt gelassen. Obwohl man nicht wirklich von einem Happy End sprechen kann, wären zum Schluss sogar mehr Tote möglich gewesen.
Als die zweite Hälfte mit einer Wendung aufwartet, werden aber nichtsdestotrotz Tempo und Spannungschraube dezent angezogen. Womöglich hat es am Budget gelegen oder schlichtweg am Umstand, dass es sich hierbei allen Ernstes um einen Fernsehfilm handelt. Ich würde behaupten, in Deutschland würde ein solcher Fernsehfilm wohl nicht realisiert werden, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Bevor der ansehnliche und abgesehen von einer Ausnahme anständig synchronisierte Rachethriller trashy geworden wäre, ist man vermutlich lieber kürzer getreten. Es gibt da jedoch diese eine herausstechende Szene, die locker aus dem Saw-Franchise hätte stammen können.
Bestie des Grauens (OT: Missile to the Moon / AT: Richard Cunha's Missile to the Moon) / US / 1958
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Ein verrückter Wissenschaftler hat eine Rakete konstruiert und will unter allen Umständen schnellstmöglich auf den Mond. Zwei entflohene Sträflinge nutzen die Rakete als Versteck und werden vom verrückten Wissenschaftler erpresst, Teil der Crew zu werden. Ein Geschäftspartner und seine Verlobte besteigen die Rakete ebenfalls kurz vor dem Start, um nach dem Rechten zu sehen. Eine aberwitzige Reise zum Erdtrabanten beginnt für alle Beteiligten.
Dort treffen sie auf Schaumstoff-Felsenmonster, einem liebestrunkenen Frauenvolk mit telepathischen Kräften und eine riesige, schwarze Spinne. Leider habe ich erst hinterher erfahren, dass es sich hierbei um eine Neuverfilmung von CAT-WOMEN OF THE MOON aus dem Jahre 1953 handelt. Das Original habe ich noch nicht gesehen, weshalb ich keinen Vergleich anstellen kann. Der Stoff ist wahnsinnig trashy, aber immerhin kurzweilig umgesetzt. Das Frauenvolk besteht aus damaligen Schönheitsköniginnen, weshalb es auch etwas fürs Auge gibt. Unter den Damen werden Machtspielchen betrieben, was für etwas Action sorgt.
Smile 2 – Siehst du es auch? (OT: Smile 2) / US/CA / 2024
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Nach dem furiosen Auftakt hegte ich die Hoffnung, ein neues Horror-Juwel vor Augen zu haben. Aber dann setzt die eigentliche Prämisse ein und Innovationen auf Handlungsebene hat die Fortsetzung nicht auf Lager. Stattdessen werden Wirklichkeit und Einbildung exzessiver verschmolzen und intensiver gestaltet. Mit der Zeit wird es aber zu inflationär und plakativ. Immerhin wird versucht, Schreck- und Schockmomenten noch ein Fünkchen Kreativität zu entlocken.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht diesmal ein gefallener Popstar. Sie war eine totale Bitch, hat einen Unfall schwer verletzt überlebt, während der Fahrer starb, ist von Schuldgefühlen geplagt und versucht nun, Schadensbegrenzung zu betreiben, sich von der Sucht zu befreien und die Karriereleiter wieder hochzukraxeln.
Das ausgewählte Metier hat mich nicht wirklich angesprochen. Vielleicht lag es aber auch an der Hauptdarstellerin NAOMI SCOTT. Ich will nicht sagen, dass sie schlecht spielt, aber irgendwie hatte ich kein großes Interesse an ihrer Figur. Die Figur hat meines Erachtens keine einnehmende Persönlichkeit, die als Sympathieträger oder Identifikationsfigur taugt. Ihr Schicksal, um medialen Druck, beruflichen Stress und persönliche Probleme, haben mich nicht sonderlich gefesselt.
Das sind natürlich keine guten Voraussetzungen, doch da das Spiel mit Wirklichkeit und Einbildung exzessiver verschmolzen und intensiver gestaltet wird, gibt es eine Reihe echt cooler Szenen. Sozusagen Stil über Substanz. Im Besonderen der Showdown fördert coolen Körper- bzw. Kreaturen-Horror zutage und die Pointe ist bitterböse. Das Original fand ich trotzdem besser.
Bloody Santa - Tödliche Weihnachten (OT: Santa Isn't Real) / US / 2023
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Weihnachten ist die Zeit der Besinnung, der Nächstenliebe und der Wertschätzung. Im Horrorgenre kann der Weihnachtsmann aber auch kein freundliches Lächeln unterm Rauschebart tragen und stattdessen zum Albtraum für diejenigen werden, die nicht schön artig gewesen sind.
Wenn sich schneeweiß zu blutrot färbt, ist das ein toller Anblick. Ich hätte mir einen blutigen, spaßigen und kurzweiligen Slasher gewünscht, aber unglücklicherweise wird Mythologie, Okkultismus und ein oberflächliches Psychogramm untergemengt.
Anderswo hätte das eventuell blendend funktioniert, aber hier sind es spaßbefreite Störfaktoren. Vom Ansatz her ist die Idee gar nicht schlecht und die Darsteller*innen sind bemüht, aber die Geschichte an sich bietet nichts Neues und zieht sich, trotz der knappen Laufzeit. Es mangelt an Thrill und die Slasher-Momente sind rar gesät und relativ handzahm.
Terrifier 3 / US / 2024
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Art the Clown (DAVID HOWARD THORNTON) macht auch vor kleinen Kindern kein Halt. Während er eine Familie mit Axthieben beackert und Blut, Gedärm und Extremitäten spritzen, quillen und fliegen, ist sogar Zeit für eine Referenz auf SHINING. Nach getaner Arbeit gibt es zur Belohnung erstmal Milch und Kekse. Das Setting an Halloween wurde nämlich von Weihnachten abgelöst.
Man springt fünf Jahre zurück in der Zeit. Die schrecklich entstellte Victoria „Vicky“ Heyes (SAMANTHA SCAFFIDI) gebiert Arts Kopf, dient dem Little Pale Girl als Wirt und ist nun die Mitstreiterin an Arts Seite. Nachdem Wrestling- und Rockstar CHRIS JERICHO die Visage demoliert wurde, kehren sie Nachhause zurück und fallen für fünf Jahre in eine Totenstarre oder Winterschlaf, bevor sie in der Jetztzeit wieder zu sich kommen.
Das Final Girl Sienna Shaw (LAUREN LAVERA) aus dem zweiten Teil kehrt zurück. Sie hat die Nervenheilanstalt zur Weihnachtszeit verlassen und kommt bei ihrer Tante unter. Siennas Handlungsstrang, um ihr Trauma, ihrer neugierigen Cousine und ihrem Bruder auf dem College, hat mich nicht wirklich interessiert. Siennas Handlungsstrang ist klischeebeladen, slow paced und verbreitet Depri-Stimmung.
Der Handlungsstrang von Art the Clown und der modrigen Vicky ist hingegen bewundernswert creepy, ekelhaft, sadistisch, verstörend, abgefuckt, grotesk und bizarr. Kohlrabenschwarzer und furztrockener Humor darf beim Gorefest, bei der Splatterorgie auch nicht fehlen. Die Effekte sind Spitzenklasse und über jeden Zweifel erhaben. Eine Masturbation ist pervers, eine Bastelstunde samt Tierversuch ist amüsant, eine Kneipenschießerei rockt und der Einsatz von flüssigen Stickstoff könnte eine Referenz auf JASON X sein. Im Einkaufszentrum wird für Bombenstimmung gesorgt und TOM SAVINI schaut auch mal kurz vorbei. Beim Kettensägenmassaker unter der Dusche wird Wurst- und Eiersalat zubereitet und ein Blutengel wird zum Lächeln gebracht.
Ich denke, dass es keine gute Entscheidung gewesen ist, die Stränge so lange nebeneinanderher laufen zu lassen und den Kontrast zwischen ihnen derart scharf zu gestalten. Erst nach ca. 80 Min. stellt sich für Sienna mehr oder minder die Gewissheit ein, dass Art zurück ist. Nach ca. 95 Min. beginnt dann der unfassbar fiese Part der Home Invasion inklusive unkonventionellen Christbaumschmuck und Rattenfolter. Auch die Themen Himmel und Hölle, Engel und Dämonen werden ausgebaut und vertieft. Das magische Schwert kommt auch wieder zum Einsatz. Dieser Fantasy-Humbug holt mich allerdings nicht ab und der Ausgang der Geschichte hat mich eher unzufrieden zurückgelassen. Mein Gesamteindruck ist also durchwachsen, die positiven Eindrücke überwiegen jedoch.
Sisu – Rache ist süß (OT: Sisu / AT: Immortal) / FI/GB/US / 2022
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Ein zeitgenössischer Nazisploitation-Brecher mit horrendem Splatteranteil aus finnischem Lande. Es wurde in Lappland gedreht, wo die Natur atemberaubende Farben und Landschaften bietet, aber bald nur noch verbrannte Erde zu sehen ist.
Aufmachung und Umsetzung haben mich zunächst an einen dreckigen Spaghettiwestern denken lassen. Dass die Story Genres mixt und in Kapitel unterteilt ist, hat mich unterdessen an QUENTIN TARANTINO erinnert. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass bei alledem kohlrabenschwarzer und furztrockener Humor mitschwingt.
Die Kapitel helfen ungemein dabei, Situation und Motivation besser zu verstehen und greifbarer zu machen. Außerdem helfen sie, bei der Legendenbildung. Der unsterbliche Goldschürfer ist nämlich ein Mann der Tat und nicht der vielen Worte. Ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft, der stoische Anti-Held ist nicht aufzuhalten. Der geschundene Körper ist nicht totzukriegen, aber todbringend. Als er sich zusammenflickt, steckt er selbst RAMBO locker in die Tasche.
An der mythischen Plot Armor habe ich mich ganz und gar nicht gestört, da unschwer zu erkennen ist, dass der Stoff völlig over-the-top, trashig und unrealistisch ist. Dafür sind solche ausbeuterischen Vehikel nun mal berühmt-berüchtigt und die Inszenierung wirkt keineswegs billig.
Spannend ist das nicht und auch emotional wird man nicht abgeholt, aber hier fliegen cool und stylisch im wahrsten Sinne die Fetzen der tumben SS-Mannen, wenn die unkaputtbare Ein-Mann-Armee aufmarschiert. Ein goldiges Wollknäuel und ein taffes Frauenzimmer-Sextett leisten ebenfalls ihren Beitrag.
Silent Night – Stumme Rache (OT: Silent Night) / US / 2023
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Das Stilmittel, das kaum ein Wort gesprochen wird, ist nicht neu, aber in Zeiten des Tonfilms immer wieder eine Herausforderung. Dass der Hauptprotagonist kein Sterbenswörtchen herausbekommt, ist nach seiner Verletzung nachvollziehbar, aber auch die sprechfähigen Figuren hüllen sich in Schweigen. Das empfand ich, als zu erzwungen und befremdlich, weil es auch jedweder Charakterentwicklung Steine in den Weg legt.
Nichtsdestotrotz habe ich mit Interesse verfolgt, wie sich der todtraurige und hasserfüllte Familienvater auf die Blutrache vorbereitet und sie letztlich umsetzt. JOEL KINNAMAN wuppt die Gefühlswelt per Mimik und Gestik wirklich hervorragend. Die Story ist allerdings simpel gestrickt. Eine klassische und geradlinige Rachegeschichte im Gangmilieu. Sie ist straff erzählt und stylisch in Szene gesetzt, aber eben nichts Besonderes. Man könnte das Hollywood-Comeback von Action-Großmeister JOHN WOO, als EIN MANN SIEHT ROT auf Steroiden und Ecstasy bezeichnen.
Auch wenn die Actionszenen Fez machen, sind sie bisweilen ziemlich doof. Von den krassen Gangstern hat wohl niemand am Zielwasser genippt und die fahrbaren Untersätze scheinen nahezu kugelsicher zu sein. Wer Stil über Substanz zu schätzen weiß, juckt das natürlich nicht die Bohne.
Das Söldnerkommando (OT: Kill Squad / AT: Code of Honor / Patrick G. Donahue's Kill Squad) / PH/US / 1981
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Das ist Trash in Reinkultur. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und aufhören soll. Die Story ist schwachsinnig und das Schauspiel lachhaft. Die Mucke ist funky und passt null zum völlig bekloppten Martial-Arts-Heuler. Irgendwie kann jeder Hanswurst Kampfsport und es wird auch keine Gelegenheit zur Klopperei ausgelassen. Das ist auch der Grund für meine verhaltene Bewertung. Nach der x-ten mit comichaften Soundeffekten verbrämten Prügelorgie wird es nämlich arg eintönig. Was mir nach einer Weile auch auf den Zeiger ging, ist die völlig hohle Sprücheklopferei. Kesse Lippen werden nonstop riskiert, ein Schenkelklopfer ist aber selten darunter. Die schnoddrige Vertonung der damaligen Crème de la Crème der deutschen Synchro-Szene wird aber mit Sicherheit für einige das absolute Highlight darstellen. Das ist alles dermaßen hanebüchen, stumpf und infantil, dass es schon fast eine Freude ist.
https://youtu.be/BHcYFxU4fMo?si=7C5dpaQ90qy7YvpE
Death Hunt - Wenn die Gejagte zur Jägerin wird! (OT: Death Hunt) / CA / 2022
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Man möge meinen, bei einer Prämisse wie der Menschenjagd, kann man doch eigentlich nichts falsch machen. Natürlich läuft so eine Menschenjagd meist in geregelten Bahnen, aber Dramaturgie, Tempo, Spannung und Gewalt können dennoch einen sehenswerten Beitrag ermöglichen. Dieser Kollege beweist das Gegenteil.
Als Hauptprotagonist kriegt man einen Geschäftsmann präsentiert, der direkt einen Bestechungsversuch wagt, um einen Deal abzuschließen. Dann lernt man seine Affäre als zweite Hauptfigur kennen, die in seinem Trans Am wartet und sich wünscht, dass er sich von seiner Frau trennt. Solche Charaktere zeichnen sich in erster Linie nicht gerade als Sympathieträger aus.
Auf dem Heimweg werden sie von einem Truck geschnitten und anschließend vom hiesigen Sheriff angehalten. Als sich die beiden Verkehrssünder zur Polizeikontrolle gesellen, werden der New Yorker Baulöwe und seine außereheliche Geliebte auf eine unbewohnte Insel verschleppt. Abends wird sich aber erst einmal einen hinter die Binde gekippt, Karten gespielt, Stuss geschwafelt und mit der entführten Ische getanzt, bevor am nächsten Morgen die Jagd beginnt.
Die Hauptprotagonisten kriegen im weiteren Verlauf kaum weiteres Profil. Er mimt zwar kurzzeitig den heldenhaften Beschützer und sie wächst zur Kämpferin heran, aber die Persönlichkeiten bleiben flach und austauschbar. Die Jäger sind aber die volle Härte. Obwohl der Prolog unmissverständlich zu verstehen gibt, dass mindestens einer vom Trio bereits seit Kindertagen Jagd auf Menschen macht, stiefeln der Polyp und die Hinterwäldler ohne jedwede Taktik, Strategie, Deckung oder Zielgenauigkeit durchs Unterholz.
Die Taktung ist auch nicht das Gelbe vom Ei, weil es an Ideen mangelt. Oftmals geschieht nichts wirklich Aufregendes oder die Geschehnisse sind zu inkonsequent. Der deutsche Zusatztitel hat zum Teil recht. Weil die Jäger derart unachtsam und blindlings unterwegs sind, werden sie überrumpelt oder tappen in Fallen.
Die Gejagte stellt sich aber auch dümmer an, als die Polizei erlaubt. Gelegenheiten zur Gegenwehr bleiben ungenutzt, am helllichten Tage wird eine Leuchtpistole abgefeuert und ein Funkgerät entwendet, dass die Position verrät. Zumindest haben die Jäger einen Plan B in petto, der nach eigener Aussage schon viel früher zum Einsatz hätte kommen müssen. Dann kommt zwar kurzzeitig Tempo ins Spiel, aber münden tut es in ein eher unspektakuläres Finish.
4 Atemübungen
In der Gewalt der Riesenameisen (OT: Empire of the Ants / AT: Angriff der Nuklearmonster / H.G. Wells' Empire of the Ants / Killer-Termiten) / US / 1977
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Der Prolog zeigt, wie illegal und im großen Stil Giftmüll entsorgt wird, womit direkt harsche Kritik geübt und eine Öko-Botschaft vermittelt wird. Danach folgt die Exposition, die ich allerdings nicht sonderlich interessant empfunden habe. Man bricht in die Sümpfe Floridas auf. Dort will die Grundstücksmaklerin und Trickbetrügerin Marilyn Fryser (fürchterlich von JOAN COLLINS gespielt) Interessenten wertloses Bauland verhökern. Die Figuren sind nicht sonderlich einnehmend und die Erkundungstour ist auch nicht besonders aufregend, weil es ja noch nichts zu sehen gibt.
Die Ameisen sind derweil an den Giftmüll geraten und ins Riesenhafte gewachsen. Wie bei FORMICULA, kündigen akustische Signale die Bedrohung an. Auch wenn dann Action angesagt ist, werden die Szenen durch die unterirdischen Effekte verhunzt. Scheinbar wurden Nahaufnahmen von echten Ameisen vergrößert, ausgeschnitten und ins Bild hineinkopiert. Bei Attacken kommen allerdings Attrappen zum Einsatz, die eigentlich ganz gut aussehen, soweit man sie erkennen kann.
Nachdem die Reihen gelichtet wurden, kristallisieren sich der Schiffskapitän Dan Stokely (ROBERT LANSING) und der alleinstehende Joe Morrison (JOHN DAVID CARSON) als Helden heraus. Als man mit einem Ruderboot flüchten kann und in einen verschlafenen Nest landet, wird die Story plötzlich interessant. Die Einwohner verhalten sich seltsam. Etwas scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Die letzten Überlebenden schließen ein Auto kurz und wollen sich aus dem Staub machen, doch werden von der Polizei gestoppt und festgenommen. Nun erfährt man, was in der Zuckerraffinerie vor sich geht und was Pheromonstaub damit zu tun hat.
Die schockierende Wendung hat mir gefallen, allerdings sollte man wohl nicht näher über sie nachdenken. Denn während in den Sümpfen ums Überleben gekämpft wurde, hätte die Kleinstadt zeitgleich Untertan werden müssen. Möglich, aber unwahrscheinlich.
The Bouncer (OT: Lukas) / FR/BE / 2018
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Hocherfreut begrüßte ich, dass es sich um eine französisch-belgische Koproduktion handelt. Der europäische Flair ist eben ein ganz anderer. Ich befürchtete nämlich, dass es sich wieder einmal um eine US-amerikanische Billigproduktion handelt, die lieblos in Bulgarien zusammengeschustert wurde.
Stimmung und Atmosphäre sind grau, trist, trübe, trostlos und deprimierend. Das erinnert stark an ein bedrückendes Drama, ... ist aber ein düsterer Thriller, mit einer Messerspitze Action verfeinert.
Da eben nicht hauptsächlich Schläge und Tritte verteilt werden oder es an allen Ecken und Enden Krach, Boom, Bang macht, beweist JCVD, dass er auch ernsthaft schauspielern kann. In seiner Rolle als ehemaliger Personenschützer, jetziger Rausschmeißer, Witwer, alleinerziehender Vater einer Tochter und genötigter verdeckter Ermittler transportiert er die gequälte Seele, die inneren Konflikte und den physischen Schmerz überzeugend nach außen.
Die Story sackt beim besten Willen keinen Innovationspreis ein, ist aber helle geschrieben, mit Bedacht erzählt und bodenständig inszeniert. Das Rad muss eben nicht immer und immer wieder neu erfunden werden, um eine fesselnde Grundspannung um die Bedrohlichkeit der Lage zu erzeugen und aufrechtzuerhalten.
Black Water Vampire - Die Nacht des Grauens (OT: The Black Water Vampire / AT: Black Water Vampire) / US / 2014
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Ich fahre bis zum heutigen Tage aufs Narrativ des Found-Footage-Filmes ab. BLAIR WITCH PROJECT gilt als Masterpiece dieser Filmgattung und hat es salonfähig gemacht. Ich bin allerdings kein Fan des Gruselschockers. Ich bringe das zur Sprache, da aktuell besprochener Titel starke Erinnerungen ans pseudodokumentarische Hexenwerk weckt. Aktuell besprochener Titel gefällt mir jedoch ein Stück besser, da am Ende auch tatsächlich etwas dabei herumkommt, was ein kleines bisschen an JEEPERS CREEPERS erinnert.
Einem vermeintlichen Serienkiller droht die Todesstrafe, da er in den vergangenen Jahrzehnten vier Frauen stets zur Wintersonnenwende getötet haben soll. Bei einem Verhörmarathon, soll ihm ein Geständnis aufgezwungen worden sein. Um die wahren Hintergründe der Mordserie aufzuklären, reist eine kleine Gruppe junger Dokumentarfilmer an den Ort der Verbrechen und befragt zunächst Ortsansässige, bevor sie in die schneebedeckten Wälder aufbrechen, wo die blutleeren Leichen aufgefunden wurden.
Auch wenn vieles an das genannte Vorbild erinnert und dadurch keinerlei neue Maßstäbe gesetzt werden, werden Crime, lokale Mythen, menschliche Urängste und moderne Mediennutzung geschickt kombiniert und dargestellt. Dass die FF-Erzählmethode ab und an gebrochen wird, hat mich derweil nicht gestört. Die vier wesentlichen Darsteller*innen waren mir bis dato kein Begriff, aber liefern grundsolide Leistungen ab, sodass ihre Figuren nicht uninteressant oder unsympathisch rüberkommen. Als zum Schluss der entfernte Verwandte des Grafen Orlok (Nosferatu) in den Baumwipfeln raschelt, werden Tempo und Action zudem erhöht. Nichts Besonderes, das man unbedingt gesehen haben muss, aber wenn man mal darüber stolpert, auch kein Beinbruch.
The Redeemer - Son of Satan (OT: The Redeemer: Son of Satan! / AT: Class Reunion Massacre / The Redeemer / The Redeemer: Son of Satan / Son of Satan) / US / 1978
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Ja, das ist ein unter dem Radar der breiten Masse schwirrender okkultistisch-mystischer Billo-Slasher. Eine Kuriosität, die sich sehen lassen kann, wenn man sich auch in der hinterletzten Ecke der Videothek gut aufgehoben fühlte.
Sechs ehemalige Schüler finden sich in ihrer zwischenzeitlich verwaisten Schule zum Klassentreffen ein. Wie sie dem Publikum einzeln vorgestellt werden, fand ich schon ausgesprochen pfiffig. Kurz und knackig wird geschildert, wer sie einst waren und wer sie heute sind. Letzten Endes sind sie aber nur bedepperte Pappaufsteller, die die Radieschen von unten sehen sollen. Es dauert nicht lange, bis die Knallchargen feststellen, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Die Bude ist verrammelt und es gibt kein Entkommen. Der Erlöser will sie für ihre Sünden mit dem Leben bezahlen lassen und wechselt öfters seine Kostümierungen.
Den okkultistisch-mystischen Part habe ich nicht wirklich geschnallt und bin mir auch nicht sicher, ob es überhaupt etwas zu schnallen gibt. Scheinbar steigt Satans Spross aus einem Tümpel und fährt mit dem Schulbus zum Gottesdienst eines fanatischen Pfaffen, wo er sich bei den Chorknaben einreiht. Als die Schüler*innen erwachsen sind, nimmt er Besitz vom Erlöser ein. Das ist an einem zweiten Daumen an einer Hand zu erkennen. Nach getaner Arbeit taucht er wieder im Tümpel ab.
Gefallen hat mir die obskure traumwandlerische Atmosphäre, die durch den stimmungsvollen und zuweilen schrillen Score intensiviert wird. Zur Obskurität trägt aber eben auch der Erlöser in seinen verschiedenen Kostümen immens bei, der für seine Morde unterschiedliche Szenarien wählt. Der schäbige Streifen ist nun nicht total visibel, plastisch und exzessiv, aber z. B. geht einer in Flammen auf, einem fällt ein Schwert in den Kopf, jemand anderes wird im Waschbecken ersäuft usw. Zur gleichen Zeit als HALLOWEEN - DIE NACHT DES GRAUENS das Slashergenre groß gemacht hat, hat es dieses weitgehend unbeachtete Kleinod dem späteren Reglement ebenfalls bereits vorexerziert.
Mothers' Instinct / US/BG/FR/GB / 2024
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Wer den einen oder anderen Film aus den 1960er Jahren gesehen hat, sieht sofort, dass die Swingin' Sixties gekünstelt reproduziert werden. Auch wenn Frisuren, Kleidung, Autos und Gebrauchsgegenstände der Zeit nachempfunden sind, wirkt alles zu arrangiert, modern, glattgebügelt und Hochglanz poliert. Auch wenn das Szenario nicht authentisch erscheint, stellte es kein Problem dar, mich darauf einzulassen. Darüber hinaus ist diese pastellfarbene Aufgesetztheit bestimmt ein beabsichtigtes Stilmittel, um eine heile Welt vorzugaukeln, hinter deren Fassade sich Abgründe auftun.
Inhaltlich wechselt das Szenario vom tragischen Drama zum unterschwelligen Psychothriller. Man ist sich nicht ganz sicher, bei wem die Schraube letzten Endes locker sitzt. Mit dieser Ungewissheit wird gekonnt gespielt, aber nervenzerfetzende Spannung scheitert daran, dass auf Bewährtes zurückgegriffen und sich zu wenig getraut wird. Das kam mir alles zu bekannt vor. Ähnliches habe ich schon des Öfteren gesehen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ANNE HATHAWAY und JESSICA CHASTAIN grandios abliefern. Sie tragen die generische Handlung auf ihren schmalen Schultern, bis zum Schluss der Schock tief sitzt.
All You Need Is Blood / US / 2023
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Der Filmtitel hat mich direkt an das Lied „All You Need Is Love“ von THE BEATLES erinnert. Ich denke, daran ist der Titel auch angelehnt. ... ist nämlich eine Liebeserklärung an blutige B-Horror-Movies. Im übertragenen Sinne könnte man von einer RomZomCom sprechen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Filmdreh. Damit tritt man bei mir offene Türen ein, da ich den Dreh eines Filmes von Haus aus hochinteressant finde. Der jugendliche Regisseur Bucky Le Boeuf (LOGAN RILEY BRUNER) fährt eigentlich auf anspruchsvolle Dramen ab. Mit Horror hat er nichts am Hut, weil er kein Blut sehen kann und sich übergibt, sobald der rote Saft suppt. Jedoch muss er für einen Filmwettbewerb in Zusammenarbeit mit seinem besten, stummen, indischen Freund Vish (NEEL SETHI) und einem defekten Camcorder im Zoommodus einen Beitrag im Bereich Horror drehen. Da trifft es sich ganz gut, dass ein Meteoritenbröckchen im Vorgarten einschlägt und Buckys Vater durch einen außerirdischen Virus in einen Zombie verwandelt wird. Denn wann hat man schon mal die Gelegenheit, einen Zombiefilm mit einem echten Zombie zu drehen.
Da ... Nonsens ist, kann sich der junge Filmschaffende schnell damit arrangieren, dass sein Vater ein Zombie ist. Die Asche seiner toten Mutter spricht aus der Urne ja auch mit ihm. Anstatt auf die Tränendrüse zu drücken, spannt Bucky seinen untoten Dad ins Projekt ein. Auf der Suche nach einer Hauptdarstellerin meldet sich June (EMMA CHASSE). Sie will jedoch nicht die Hauptrolle, sondern einfach nur am Filmdreh beteiligt sein. Für diesen Part steht nämlich Vivian Vance (MENA SUVARI) parat. Sie übertreibt jedoch ihre Rolle und pudert sich gerne mal das Näschen. June wird schnell in das Geheimnis eingeweiht. Vivian wird es verschwiegen. Sie hält den Zombie für einen brillanten Method Actor und macht ihm schöne Augen.
Nunmehr geht es drunter und drüber und zwischenzeitlich hat mich die Handlung ein wenig verloren, weil sie kopflos erschien, als ein Filmproduzent, ein gottesfürchtiger Cop und ein deutscher Regisseur aufkreuzen. Hinten heraus fängt sich der morbide Stoff aber wieder und ballert einen geilen Schlussakt raus. Teilweise fühlte ich mich an BRAINDEAD erinnert und einen zombiefizierten Schildkrötenmann gibt es obendrauf, dem pinke Plastikflamingos zum Verhängnis werden.
7 Gewürzgurken
You’re Killing Me / US / 2023
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Eigentlich ist solch eine Prämisse genau mein Ding. Eigentlich bin ich jemand, der nicht mit Adleraugen pedantisch nach dem kleinsten Filmfehler sucht. Eigentlich bin ich nicht päpstlicher als der Papst und kann mir so manche Verhaltens- und Handlungsweise ganz gut erklären, die andere als irrational oder unlogisch einstufen. Dieser Film leistet sich aber einige grobe Schnitzer, die selbst mir unangenehm aufgefallen sind und eine entscheidende Rolle bei der Bewertung spielen.
Nichtsdestotrotz ist die Prämisse weiterhin voll mein Ding und der Streifen macht auch vieles richtig und verdammt gut, sodass meine Bewertung noch solide ausfällt. Bei der Prämisse handelt es sich, um Home Invasion. Allerdings dringen die Übeltäter nicht ein. Die potenziellen Opfer haben sich selbst eingeladen und sind an der Misere im Grunde genommen selbst schuld. Ein Handyvideo lässt bei der Hauptprotagonistin nämlich die Alarmglocken schrillen, doch bevor sich ihr übler Verdacht bestätigt, macht der Akku schlapp.
Sie sperrt sich mit ihrer besten und außer Gefecht gesetzten Freundin in einem Schlafzimmer der Protzvilla ein und will unbedingt an ein Ladegerät kommen, um das Video zu Ende zu sehen. Der Gastgeber und zwei seiner Buddies versuchen jedoch alles, um es zu verhindern. Der Gastgeber ist der schnöselige Sohn eines Senators, wodurch die Reichen und Mächtigen abermals in ein schlechtes Licht gerückt werden.
Wie gesagt, schleichen sich einige echt dumme und verhinderbare Patzer ein, aber Szenen die mit Thrill, Dynamik, Action, Gewalt und (vorhersehbaren) Twists angereichert sind, behalten die Oberhand. Außerdem sieht man ANNE HECHE in einer ihrer letzten Rollen. Unkenrufe kann ich aber dennoch voll und ganz nachvollziehen.
6,5 Engelsflügel
Apartment 7A / US/AU/GB / 2024
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Dieses Prequel zum Horrorklassiker ROSEMARIES BABY von ROMAN POLAŃSKI aus dem Jahre 1968 repräsentiert das Problem zahlreicher aktueller Filme hervorragend. Heutige Filmemacher oder die Verantwortlichen hinter einem Film haben kein Gespür fürs Storytelling. Bevor ich darauf eingehe, stelle ich aber erst einmal klar, dass die Story eigentlich nur ein ausgedünnter, vereinfachter, bisschen dummer und verräterischer Aufguss der originalen Story ist. Der Totalausfall kann verhindert werden, weil die Vorgeschichte durch und durch hochwertig inszeniert ist.
Die Hauptfigur ist nun Terry Gionoffrio (JULIA GARNER). Diese Figur taucht auch schon beim Original auf. Allerdings wurden Veränderungen an der Figur vorgenommen. Diese zu erläutern würde aber zu ausführlich werden. Wer das Original noch gut im Gedächtnis hat, kennt übrigens bereits das Ende des Prequels, was ein totaler Fail ist.
Das Original arbeitete meisterlich mit Subtilität, Nuanciertheit und Täuschung. Man war sich irgendwann selbst nicht mehr sicher, was Realität und Einbildung ist. Man zweifelte am Verstand der Hauptprotagonistin, bis zum Schluss der Schock kam. Das Prequel spielt hingegen mit offenen Karten. Terry bezieht das Apartment bspw. nicht mit ihrem Ehemann, mit dem sie plant, ein Kind zu zeugen. Sie ist alleinstehend und bei einem Theaterproduzenten eingeladen. Sie nimmt einen Drink zu sich, fühlt sich unwohl, träumt von einen mit Schmucksteinen besetzten Dämon befummelt zu werden, wacht erschreckt im Bett des Produzenten auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Dass sie womöglich betäubt und vergewaltigt wurde, wird überhaupt nicht zum Thema gemacht, als sie erfährt schwanger zu sein. Sie nimmt die ungewollte Schwangerschaft einfach so hin.
Egoistisch und beratungsresistent wie Terry nun mal ist, interessiert sie sich weiterhin nur für ihre Tanzkarrierre, trotz ihres ramponierten Knöchels. Ihre Gönner würden das Kind aufnehmen. Vor allem Minnie Castevet (DIANNE WIEST) ist oft ziemlich garstig und herrisch, doch auch diese Behandlung lässt sich Terry gefallen.
Eines Tages wird Terry von einer Nachbarin angegriffen, die kurzerhand verstirbt. In der Wohnung der Verstorbenen findet Terry ein Buch, das die Kräuterhexerei, den Anhänger und eine schwangere Frau, die einen Dämon zur Welt bringt, bebildert. Es scheint bei Terry aber noch nicht ganz Klick gemacht zu haben. Immerhin geht sie daraufhin in die Kirche, wo eine Nonne die theatralische Erklärbärin mimt.
Anstatt den Vatikan oder ähnliches einzuschalten, geht Terry zu einer chinesischen Hinterhof-Abtreibungsklinik, was natürlich nach hinten losgeht. Darauf folgt auch schon das Finale, das Kenner des Originals eben schon kennen. Hier wäre die weitaus größere Überraschung gewesen, wenn es sich tatsächlich um Paranoia, Hysterie oder pränatale Depression gehandelt hätte.
Die Höllenfahrt der Poseidon (OT: The Poseidon Adventure / AT: Poseidon Inferno / Poseidon Inferno - Höllenfahrt der Poseidon / S.O.S. Poseidon) / US / 1972
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Katastrophenfilme waren in den Siebzigerjahren schwer angesagt. Hierbei handelt es sich um eine Zierde seiner Zunft. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Luxusliner, der ausgemustert und verschrottet werden soll, topplastig und mit voller Kraft voraus unterwegs ist. Nachdem ein Seebeben eine Monsterwelle in Gang gesetzt hat, wird der Passagierdampfer erfasst und kentert. Nach heftigen Explosionen treibt der Ozeanriese kieloben und für eine kleine Gruppe Überlebender beginnt eine waghalsige Kletter- und Tauchtour.
Da Priester für Glaube und Hoffnung stehen, übernimmt Reverend Scott (GENE HACKMAN) die Kontrolle. Er versucht, noch andere zu überzeugen, sich ihm anzuschließen, doch das Vertrauen an den Mann Gottes ist nicht stark genug. Zahlmeister und Schiffsarzt werden es besser wissen. Es gibt nämlich keine Gewähr, dass die einzige Rettung der Wellentunnel ist, wo die Antriebswelle der Schiffsschraube den Rumpf verlässt und der Stahl nur 2,5 cm dick sein soll.
Mir ist positiv aufgefallen, dass man sich für jede Herausforderung die nötige Zeit nimmt, was die Strapazen umso realistischer erscheinen lässt. Bei Zweifeln oder Ängsten wird zudem motiviert und Mut zugesprochen, wodurch jeder einzelne der bunt gemischten Truppe Tiefe und Profil bekommt. Dadurch entwickelt man auch aufrichtiges Mitgefühl, wenn eine der Figuren das Zeitliche segnet. Das Alphamännchen-Gehabe ist auch nicht unangenehm. Denn nachdem der Polizist Mike Rogo (ERNEST BORGNINE) seinem Unmut Luft verschafft hat, kriegt er von seiner Frau Linda (STELLA STEVENS) den Kopf gewaschen. Zum Realismus trägt außerdem bei, dass der Film aus der Prä-CGI-Ära stammt und die Effekte noch handwerkliches Geschick, Muskelkraft und Körpereinsatz erforderten. Spannung, Action, Drama sowie eine starke Besetzung und hochwertige Produktion sorgen fast zwei Stunden für feinste Unterhaltung.
Suitable Flesh / US / 2023
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Dieses Filmchen ist STUART GORDON gewidmet. Der 2020 von uns gegangene US-amerikanische Regisseur, Produzent und Drehbuchautor von vor allem Horror- und Splatterfilmen fand zu Lebzeiten Inspiration bei den Geschichten des US-amerkanischen Schriftstellers phantastischer Horrorliteratur H. P. LOVECRAFT. Mit Beiträgen wie RE-ANIMATOR – DER TOD IST ERST DER ANFANG, FROM BEYOND – ALIENS DES GRAUENS; CASTLE FREAK und DAGON hat er ihm ein Denkmal gesetzt und die Herzen von Genrefans höher schlagen lassen.
STUART GORDON arbeitete für genannte Werke mit dem Drehbuchautor und Dramatiker DENNIS PAOLI zusammen, der auch das Drehbuch zu SUITABLE FLESH geschrieben hat, wobei es sich um eine Adaption der Kurzgeschichte „Das Ding an der Schwelle“ von H. P. LOVECRAFT handelt. Der Realisation hat sich nun der US-amerikanische Film- und Musikvideoregisseur, Filmproduzent, Kameramann und Schauspieler JOE LYNCH angenommen. Dieser hat bspw. schon bei Genrewerken wie WRONG TURN 2: DEAD END; CHILLERAMA; KNIGHTS OF BADASSDOM, EVERLY und MAYHEM den Regieposten besetzt. Ist diesbezüglich also kein unbeschriebenes Blatt. Als Verbindungsstück konnte zudem Horror-Ikone BARBARA CRAMPTON engagiert werden.
Gestalterisch bzw. stilistisch hat mir das Filmchen nicht ganz so gut gefallen. Es ist ein wenig überbelichtet und weichgezeichnet. Erinnert somit an einen 90er-Jahre Fernsehfilm oder unterkühlten Erotikthriller. Das mag womöglich gar nicht von ungefähr kommen, spielen Erotik und Sex auf Handlungsebene doch tatsächlich eine Rolle. Allerdings wird noch weniger als Softcore abgeliefert. Von sleazy Sexploitation kann nicht gesprochen werden. Auch die visuellen Spielereien empfand ich eher unpassend, ebenso wie den schwülstigen Score.
Da mir die literarische Vorlage nicht vertraut ist, kann ich keine präzise Gegenüberstellung anstellen. Die Story ist sehr speziell und hat mir ebenfalls nicht ganz so gut gefallen. Ein hanebüchenes Durcheinander um Psychiatrie, Cthulhu-Mythos, Körpertausch, Geilheit und Mordlust, welches retrospektiv erzählt wird. Das klingt bisher nicht allzu doll, aber die Kurve kann noch haarscharf gekriegt werden. Zum einen habe ich ein Augenzwinkern wahrgenommen und zum anderen scheint HEATHER GRAHAM in Spiellaune gewesen zu sein und beweist vollen Körpereinsatz. Besonders gut gefallen hat mir zudem die Szene mit der Einparkhilfe bzw. Rückfahrkamera und das Finale gerät auch noch ein bissel gory.
Clearmind – Ist Rache nur ein Spiel? (OT: ClearMind) / US / 2024
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Bei einer Poolparty mit Freunden ist die kleine Tochter von Nora (REBECCA CRESKOFF) und Michael (ROB BENEDICT) durch Unachtsamkeit bei einem Badeunfall zu Tode gekommen. Ein Jahr später leben die beiden getrennt. Michael hat eine junge und fromme Partnerin und wagt einen Neuanfang. Nora lebt stattdessen in der Vergangenheit und denkt pausenlos an den schlimmsten Tag ihres Lebens. Sie ist in tiefer Trauer, blind vor Wut und bitterlich enttäuscht. Sie gibt allen anderen die Schuld, aber nicht sich selbst. Das ist meines Erachtens ziemlich ignorant, selbstgefällig und egoistisch.
Ihre Freundin Lily (JENN LYON) entwickelt gerade eine experimentelle Therapiemethode. Virtuelle Realität soll Nora helfen abzuschließen und wieder ein normales Leben führen zu können. Dass die Therapiemethode hirnrissiger Humbug ist, brauche ich an der Stelle hoffentlich nicht lang und breit erklären. Das ist jedoch nicht der Grund für meine unterdurchschnittliche Bewertung, denn diese Prämisse hat Virtualität (!).
Nora erfährt von Lily, dass ihre mittlerweile entfremdeten Freunde eine Gedenkfeier schmeißen wollen, zu der Nora nicht eingeladen ist. Darum lädt sich Nora dank der Simulation selbst ein. Die Weichen für einen wunderbar überzogenen Slasher wären gestellt gewesen, doch hier haben wir wieder einmal ein perfektes Beispiel für verschenktes Potenzial. Zunächst trotten nämlich erst einmal die Partygäste nach und nach ein. Dafür wird sich unverschämt viel Zeit genommen und das Zusammentreffen ist unfassbar geschwätzig. Ich habe zwar realisiert, dass das Treiben mit einem Augenzwinkern inszeniert ist, aber meine Vorstellung von Humor ist eine andere.
Als Nora endlich auf der Bildfläche erscheint, wird es kaum besser. Es wird weiterhin geschwafelt, doch wenn Nora ihre düsteren und vorwurfsvollen Gedanken vorträgt, sind Atmosphäre und Stimmung schon recht unangenehm und angespannt. Immer wieder fallen darüber hinaus beängstigend nahe Schüsse von Jägern im umliegenden Wald des schicken Häuschens am See. Offensichtliche Andeutungen von Rachegelüsten, wenn Nora für Schreckmomente sorgt oder eine Axt nicht aus der Hand legen will, sind zudem zeitweilig suspenseful, vor allem als die Stromversorgung schwächelt. Einem Blutbad würde nunmehr nichts im Wege stehen, aber man geht nahezu leer aus. Nahezu, denn auf der Zielgeraden wird dann doch noch etwas Action geboten, damit Nora einen klaren Kopf bekommt. Auch ein abschließender Gag darf nicht fehlen. Aus dem Genremix aus Komödie, Science-Fiction und Psychothriller hätte man aber weitaus mehr herausholen können.
Vincent Must Die (OT: Vincent doit mourir) / FR/BE / 2023
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Ein Praktikant schlägt mit einem Laptop auf Vincent (KARIM LEKLOU) ein. Diagnose Burnout. Ein weiterer Arbeitskollege sticht kurz danach mit einem Stift auf Vincent ein. Der Arbeitskollege kann sich an den Angriff nicht erinnern und ist selbst erstaunt, was über ihn gekommen sein soll. Sein Chef rät Vincent zur Heimarbeit, es bleibt jedoch nicht bei diesen Vorfällen. Immer öfters wird Vincent bei Blickkontakt aus heiterem Himmel von Nachbarn und Wildfremden attackiert.
Ein seltsames Phänomen, das letztlich eine Analogie auf die zunehmende und immer brutalere Gewalt in der Gesellschaft darstellen soll. Die Medienberichterstattung ist ja mittlerweile voll davon. Natürlich schürt das Angst innerhalb der Bevölkerung, selbst plötzlich und unerwartet Opfer eines Raubüberfalls, eines Messerangriffes, einer Gruppen-Vergewaltigung oder Totschlags zu werden. Dem Protagonisten ist das große Ganze logischerweise lange Zeit nicht bewusst und er steht vor den gleichen Rätseln wie das Publikum. Das Phänomen wird umso mysteriöser, als sich herausstellt, dass Vincent nicht alleine ist. Es gibt noch andere wie ihn. Sie operieren im Untergrund und nennen sich selbst Sentinelesen. Vincent zieht sich derweil aufs dünn besiedelte Land zurück und schafft sich einen Elektroschocker und Hund an, weil Hunde frühzeitig Gefahren erkennen und Alarm schlagen.
Bei einem Kampf in einer Klärgrube, stellt sich jedoch kotzend heraus, dass auch dies kein sicherer Ort ist. Nachdem er sie von seinem obskuren Problem überzeugen konnte, beherrscht fortan eine unorthodoxe Liebesbeziehung mit der Kellnerin Margaux (VIMALA PONS) den Handlungsverlauf. Sie kommen auf ihrem Hausboot unter, doch auch sie geht Vincent dann und wann an die Gurgel. Dennoch steht sie Vincent bei. Dabei ist sie mehr als nur irgendein Love Interest, sondern eine facettenreiche, starke und unabhängige Frau. Vincent erhält die Info, dass sich die Lage gebessert zu haben scheint, doch dabei handelt es sich, um einen Trugschluss. Die ganze Welt scheint verrückt zu spielen und im Chaos zu versinken.
Fazit: Der Film kombiniert innerhalb seines originellen Szenarios schwarze Komödie, Gesellschaftssatire, Mystery und (Paranoia-)Thriller miteinander. Der Genremix über gesteigerte Aggressivität und eine zunehmend gewalttätige Gesellschaft ist mal etwas anderes und unterhaltsam. Wenn man vergegenwärtigt, dass das originelle Szenario allegorisch zu verstehen ist, begreift man auch, warum keine Erklärungen notwendig sind oder alles bis ins Letzte auserzählt werden muss.
Feinfühlige Vampirin sucht lebensmüdes Opfer (OT: Vampire humaniste cherche suicidaire consentant / AT: Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person / Humanist Vampire Too Sensitive to Kill) / CA / 2023
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Sasha (SARA MONPETIT) ist eine Vampirin. Der Anblick von Gewalt und Blut löst bei ihr Angst und Mitleid aus, statt Hunger und Mordlust. Sie saugt zwar ohne Skrupel die Blutkonserven aus dem heimischen Kühlschrank wie Trinkpäckchen, macht aber selbst keinerlei Anstalten, fürs eigene Überleben auf die Jagd zu gehen. Ihr Vater Aurélien (STEVE LAPLANTE) zeigt sich verständnisvoll und gutmütig. Ihre Mutter Georgette (SOPHIE CADIEUX) ist hingegen sowohl mit ihrem Latein als auch mit ihrer Geduld am Ende und hat keine Lust, die nächsten Jahrhunderte jagen zu gehen und die Familie durchzufüttern. Es wird der radikale Entschluss gefasst, Sasha den freien Zugang zu den Blutkonserven zu verwehren und sie bei ihrer Cousine Denise (NOÉMIE O'FARRELL) unterzubringen, die sichtlich Gefallen an der Menschenjagd findet. Eines Nachts beobachtet Sasha den Jugendlichen Paul (FÉLIX-ANTOINE BENARD) am Dachrand eines Bowlingcenters, wie er zu feige und unentschlossen ist, den entscheidenden Schritt zu wagen. Bei einem Treffen von Suizidgefährdeten begegnen sich die beiden erneut und beschließen, sich gegenseitig zu helfen. Paul ist bereit, sich freiwillig aussaugen zu lassen und zu sterben. Sasha druckst jedoch weiterhin herum, und sie begeben sich auf einen nächtlichen Trip, um Pauls letzte Wünsche zu erfüllen. Zu guter Letzt will er es einigen Leuten heimzahlen.
Vampire, die auf tierisches Blut ausweichen, gerne Menschen sein würden oder nur Bösewichte aussaugen, gab es schon des Öfteren. Auch die Vampir-Mythologie mit Coming-of-Age-Stoffen zu verknüpfen, ist nicht neu. Morbidität, Liebreiz und Sympathie kann der Film vermitteln und hält damit bei Laune. Aber leider kann er sich meines Erachtens für kein Genre mit Herz und Seele entscheiden, um darin restlos zu überzeugen. Auch wenn Vampirismus der Aufhänger ist, hat das Treiben wenig mit Horror am Hut. Dazu ist es nicht düster, erschreckend, spannend und blutig genug. Auch wenn Identitätsdiffusion, Selbstfindung, Depression, Mobbing und Suizidgedanken thematisch harter Tobak sind und bestens zum Drama taugen, wird viel zu locker damit umgegangen, um dramatisch, traurig, tragisch, erschütternd oder herzzerreißend zu sein. Die Lockerheit ist dann aber auch nicht locker genug, um als Komödie zu gelten. Ein Gag jagt nicht den nächsten. Wortwitz und Situationskomik halten sich vornehmlich zurück. Höchstens Fans von lakonischem Humor könnten auf ihre Kosten kommen. Auch einer Romanze hätte nichts im Weg gestanden, aber man belässt es bei einem freundschaftlichen Verhältnis. Der Clou ist nun, dass Pauls Lebensgeister wieder geweckt werden, als er sich an seinen Peinigern rächt. Den Weg bis zum Happy End verfolgt man zwar guter Dinge, aber weil keines der möglichen Genres aus den Angeln gehoben oder auf ein neues Level gehievt wird, bleibt für mich persönlich nur Durchschnitt übrig.
The Mean One / US / 2022
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Die Optik ist die eines billigen Fernsehfilms mit miserabler Lichtgestaltung. Die unästhetische Optik hat mich abgestoßen. Zudem wird auch noch überbordend und überflüssigerweise mit Linsenreflexionen herumexperimentiert, was auf Dauer ungemein nervt. Der Schnitt ist auch nicht sauber, und bei Actionszenen wackelt die Kamera. Das Schauspiel ist grottoid, und die Dialoge sind flach und ergeben oft keinen Sinn. Nichtsdestotrotz hatte ich das Gefühl, dass man sich Mühe gegeben hat und alle Spaß an der Sache hatten. Die Story wird zwar holprig erzählt und hat mächtige Logiklöcher, aber immerhin hat man sich hier und da etwas einfallen lassen. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten habe, haben mir bspw. die gedichteten Off-Kommentare gefallen.
Dass der Killer der Grinch im Weihnachtsmannkostüm ist, hätte schnell lächerlich werden können. Da Maske und Kostüm hochwertig sind, tut es das überraschenderweise nicht. Weil die Verwendung der Figur vermutlich unautorisiert erfolgte, wird gewieft und fast schon amüsant überspielt, dass es sich um den Grinch handelt. Er wird „The Mean One“, also der Gemeine, genannt. Dass „The Mean One“ nicht der Lächerlichkeit preisgegeben wird, liegt wohl daran, dass er zu einem brutalen Killer, einem echten Monster, umgewandelt wird. Wer dem Weihnachtsfest zugetan ist, knöpft er sich wenig zimperlich und mit sichtbarem Gefallen vor. Das erinnert ein wenig an Art the Clown aus den Terrifier-Filmen und kommt nicht von ungefähr. „The Mean One“ wird nämlich von DAVID HOWARD THORNTON verkörpert, der eben auch Art the Clown spielt.
Ein Kindheitstrauma und eine Romanze sollen den Stoff fülliger gestalten, stehen jedoch eher im Weg. Der Kill Count ist alles in allem sehr hoch, allerdings wird er künstlich in die Höhe getrieben, da etliche unbedeutende Figuren zum Opfer fallen. Die Effekte sind sowohl handgemacht als auch computergeneriert und von unterdurchschnittlicher Qualität. Ganz neckisch ist es, als sich die grobschlächtige Hauptprotagonistin für den Kampf rüstet. Sie stählt ihren Körper, übt Selbstverteidigung und den Umgang mit Waffen. Was ihre Kampfausrüstung betrifft, hat man dann sogar ein paar kreative Einfälle. Die Pumpgun ist wie eine Zuckerstange bemalt, und Handgranaten sehen wie Christbaumkugeln aus. Der Endkampf ist dann aber gar nicht allzu spektakulär und wird mit Zuckerguss überzogen.
Creepy Crawly (OT: 100 Kha / The One Hundred / ๑๐๐ ขา) / TH / 2022
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Die Handlung ist zu Zeiten der Corona-Pandemie angesetzt und spielt in einem Hotel, das unter Quarantäne steht. Die Bedrohung geht jedoch nicht vom Virus aus, sondern von Hundertfüßern. Allerdings nutzen diese Hundertfüßer Menschen als Wirte.
Obwohl eigentlich ständig Bewegung im Spiel ist, wirken etliche Passagen ziemlich zäh. Der Grund dafür ist, dass die Figuren nicht als geschlossene Gruppe agieren und keine von ihnen eine einnehmende Persönlichkeit hat. Da auf mehreren lahmen Hochzeiten getanzt wird, wirkt das Treiben dann und wann unfokussiert. Dass ist der Figurenbindung und letztendlich dem Payoff abträglich. Man findet nicht so recht in den Film hinein, schaut öfters zur Uhr und sehnt sich irgendwann den Abspann herbei.
Zumindest fährt der Streifen bizarren Körperhorror auf. Der Hundertfüßer reckt z. B. seine Glieder aus den Wirten und benutzt sie als Waffen. Das klingt albern, kommt aber ziemlich cool, weil die CGI-FX echt hochwertig sind. Allerdings muss man sich eben immer wieder durch die Durststrecken quälen, bis es wieder zur Sache geht und bspw. Brustkörbe durchbohrt werden. Auch diese Splattereinlagen sind formidabel getrickst. Auf der Zielgeraden bricht der monströse Hundertfüßer zudem komplett aus einem Körper aus und lässt sich in voller Pracht bestaunen. Auch das Monstrum ist super animiert und sieht verdammt creepy aus. Allerdings wird die Handlung auch zunehmend wirrer und verheddert sich zum Schluss in abstruse Erklärungsversuche.
Prey - Vom Jäger zur Beute (OT: Proie / AT: Prey) / FR / 2010
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Wenn ich mir die unterdurchschnittliche Durchschnittsbewertung ansehe, scheine ich einen anderen Film als die anderen gesehen zu haben. Bei einer Nettolaufzeit von gerade einmal knappen 80 Minuten, hat die Story kein Gramm zu viel auf den Rippen. Die Exposition ist prägnant und präzise. Die Rollen werden klar verteilt und während des rasch in die Wege geleiteten Jagdausflugs, lernt man jeden einzelnen noch besser kennen.
Wie man es womöglich aus eigener Erfahrung her kennt, kann es unter Familienmitgliedern dicke Luft oder gar böses Blut geben. Dieser Umstand ist wirklich gut ausgearbeitet und daher nachvollziehbar. Mit dem Familienbetrieb scheint es nicht allzu gut zu laufen und um mit der Konkurrenz mitzuhalten, wurde eine folgenschwere Entscheidung getroffen und geheim gehalten. Die Chemikalien des Düngers sind ins Grundwasser gelangt und haben die Tiere im nahe gelegenen Wald entstellt und zu reißenden Bestien werden lassen. Damit geht natürlich auch eine Öko-Botschaft einher.
Die Story konzentriert sich spezifisch auf eine Rotte Wildschweine und die ersten Angriffe lassen nicht lange auf sich warten. Das Tempo ist generell dauerhaft hoch. Es gibt zahlreiche atmosphärisch dichte und zuweilen unheimliche Szenen, die durch die brachiale Geräuschkulisse und bedrohliche musikalische Untermalung intensiviert werden. Für Action und Spannung ist gesorgt und insofern ich es beurteilen kann, sind die Effekte in Handarbeit entstanden und wirken ausgesprochen realistisch. Zudem gibt es einen hohen Ekelfaktor und auf den letzten Metern auch noch die eine oder andere Wendung inklusive einem fiesen Ausgang der Geschichte.
Bemängelt wird, dass man die Wildschweine nicht in voller Pracht bewundern darf. Das hat mir jedoch überhaupt nichts ausgemacht, da ich es direkt als inszenatorischen Trick verstanden habe. Vermutlich wurde mit Puppen gearbeitet, die dem Treiben in der Totalen einen trashigen Anstrich gegeben hätten, den man nicht haben wollte. Bemängelt wird außerdem, dass ein wesentlicher Charakter ein Naivling sei. Nach meiner Auffassung ist er das komplette Gegenteil. Er lässt schon früh erkennen, dass er ahnt, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und jemand Dreck am Stecken hat. Er besitzt demnach einen gesunden Menschenverstand, den richtigen Riecher und Menschenkenntnis. Er ist nicht auf den Kopf gefallen, handelt lösungsorientiert, vorausschauend und mutig.