999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 26.10.2022, 17:39 Geändert 26.10.2022, 17:40

    Pussycake - Monster, Musik und Gore! (OT: Emesis / AT: PussyCake) / AR / 2021

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Anders als andere, kommt der Streifen zum Glück relativ flott in die Pötte. Nachdem eine ominöse Maschine ein Tor zu einer anderen Dimension bzw. einem Paralleluniversum aufgestoßen hat, dauert es nicht allzu lange, bis der Van auf dem Weg zum nächsten Gig streikt und die vierköpfige Girlband und ihre Managerin den Fußmarsch in eine Art Geisterstadt antreten, wo bereits ein schleimiger Parasit Menschen zombifiziert und eine milchige, ätzende Substanz speien lässt. Was ein Außerirdischer mit einem roten Umhang dort zu suchen hat, bleibt allerdings bis zum Schluss nebulös.

    Das ist aber auch vollkommen Latte, da fortan der Überlebenskampf und die Konfrontationen im Vordergrund stehen. Es wird viel gekotzt sowie Köpfe geteilt oder abgeschlagen, eine Bauchdecke aufgeschlitzt und Gedärme auf dem Boden verteilt, auf ein Gesicht eingehackt oder ein Körper von einem Ast durchbohrt. ... ist zwar keine reine Splatterorgie, liefert aber in regelmäßigen Abständen eklige und derbe Einlagen, während die Effekte eine hochwertige Qualität bieten, sodass der Bluthund auf seine Kosten kommt.

    Um für Dramaturgie zu sorgen, kriegt die Lead-Sängerin eine tragische Vorgeschichte verpasst. Sie war Opfer häuslicher Gewalt und hat sich nun in die Arme der Schlagzeugerin geflüchtet, die ihre Rolle als Beschützerin etwas zu ernst nimmt. Die Beziehung der beiden führt zu einigen sentimentalen Momenten, die aber nicht zu viel Platz einnehmen, um unangenehm rührselig und kitschig anzumuten. Dient das Trauma der Frontfrau und ihre anfängliche Verletzlichkeit doch auch zur Charakterbildung. Im Verlauf beweist sie nämlich ihre Tapferkeit und ihren Kampfgeist.

    Ich bin heilfroh, endlich mal wieder einen Horrorfilm gesehen zu haben, der auf Tempo und Action setzt, statt auf Depri-Stimmung, Drama-Elemente, Philosophie, Psychologie, Symbolik und Metaphorik. Ohne diesen ganzen anspruchs- und künstlerisch wertvollen Ballast, hat der Unterhaltungswert doch gleich freie Bahn. Darüber hinaus meistern die Darsteller*innen ihre Aufgaben gewissenhaft und legen ihre Figuren sympathisch an. Obwohl das Szenario trashy erscheint, ist das Handwerk obendrein sauber und ordentlich. Genrefans, die es handfest und geradeheraus mögen, statt pseudointellektuell und prätentiös, können ruhig mal ein Auge darauf werfen.

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      999CINEASTOR666 25.10.2022, 10:20 Geändert 18.12.2022, 00:33

      Halloween Ends / US/GB / 2022

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      HALLOWEEN aus dem Jahre 2018 bzw. das vier Jahrzehnte nach dem Original losgetretene Requel hat schon mal einen guten Start hingelegt, aber noch Luft nach oben gelassen. Die erste Fortsetzung, HALLOWEEN KILLS, ist dann aber tatsächlich eine Etage tiefer gerutscht. Das habe ich jedoch damit entschuldigt, dass es sich um das Mittelstück einer Trilogie handelt, das die undankbare Aufgabe hat, Vorbereitungen für den Schlussakt zu treffen. Nun lag all meine Hoffnung auf dem großen Finale. Letztendlich ist es aber unwürdig, weil es sich zu sehr modernen Strömungen anbiedert und präsentiert, was junge Leute von heute nach vorherrschender Meinung sehen wollen.

      Neue Wege entstehen, indem wir sie gehen. Aus einem der bekanntesten, langlebigsten und kultigsten Slasher-Franchises solch einen Genremix zu rühren, ist meiner Meinung nach aber voll daneben. Lange Zeit handelt es sich nämlich um eine Art Coming-of-Age-Drama samt Romanze. Zwischendrin wird noch eine Serial Killer Origin Story geschmiedet, die Michael Myers als altersschwache Kanalratte und unfreiwilligen Mentor darstellt. Nach einem eindrucksvollen Amoklauf des Nachwuchs-Schlächters, der eindeutig als Höhepunkt des gesamten Filmes bezeichnet werden kann, werden seine Aufstiegschancen auch schon wieder zunichte gemacht.

      Mit der sich selbst im Reinen befindlichen Queen der Scream-Queens ist eben nicht gut Kirschen essen. Weiterer ungebetener Besuch muss erst einmal das zulässige Gesamtgewicht der Küchenzeile austesten, bevor es an die frische Luft geht und Omilein die Trophäe beim Halloween-Umzug stolz präsentiert. Das hat schon etwas unfreiwillig Komisches.

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        999CINEASTOR666 24.10.2022, 18:35 Geändert 24.10.2022, 18:35

        Wyrmwood: Apocalypse / AU / 2021

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        Die Fortsetzung zum Ozploitation-Kracher WYRMWOOD: ROAD OF THE DEAD hat auf sich warten lassen. Das schürt natürlich Erwartungen. Da ich bis vor kurzem gar nicht wusste, dass sich überhaupt ein Sequel in der Mache befand, haben sich meine Erwartungen mit der Zeit nicht in unerreichbare Höhen getürmt und ich habe mich einfach überraschen lassen, was man sich diesmal einfallen lassen hat.

        Das Original finde ich supi, denn es ist verdammt humorvoll sowie tempo-, einfalls- und actionreich. Außerdem wird gesplattert, was das Zeug hält. Das Sequel fährt die positiven Eigenschaften nun erheblich herunter. Die Story ist recht abgenagt und fahrig. Der rote Faden ist sehr dünn und es schleichen sich inhaltliche Dürreperioden ein. Außerdem sind die Figuren ziemlich eindimensional und insbesondere der Hauptcharakter ist schrecklich naiv. Besonders bedauerlich ist zudem, der Verlust des Humors. Alles ist sehr staubig und trocken.

        Parallelen zur Mad Max-Filmreihe sind unverkennbar und einige Gimmicks halten dennoch bei Laune, wie z. B. dass die Untoten zur Energiegewinnung zweckentfremdet werden oder ein virtuell gesteuerter kybernetischer Zombie. Ansonsten wird mit unverbrauchten Ideen eher gehaushaltet. Der endzeitliche Zombie-Actioner kann jedoch wieder einmal mit seiner schmuddeligen und verwahrlosten Atmosphäre punkten. Des Weiteren hat das letzte Drittel plötzlich den richtigen Drive auf Lager und sowohl Blut aus dem Rechner als auch praktische Effekte haben sturmfrei.

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          999CINEASTOR666 24.10.2022, 06:53 Geändert 24.10.2022, 06:54

          The Banishing - Im Bann des Dämons (OT: The Banishing) / GB / 2020

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          Obwohl ... ein Spukhausfilm ist und Spukhausfilme nicht meine Favoriten im Pool des Horrorgenres sind, musste ich mir ... zur Brust nehmen. Immerhin hat der britische Filmemacher CHRISTOPHER SMITH einst SEVERANCE - EIN BLUTIGER BETRIEBSAUSFLUG und TRIANGLE - DIE ANGST KOMMT IN WELLEN realisiert, die einen hohen Stellenwert für meinereiner haben.

          Bedauerlicherweise ist es selbst CHRISTOPHER SMITH nicht gelungen, dem Spukhausfilm zu neuem Glanz zu verhelfen. Auch wenn das Handwerk sauber ist, sieht es in Sachen Denkarbeit mager aus. Die Handlung ist abgegriffen und es ereignet sich lange Zeit nicht allzu viel. Ab und zu werden zwar einige Gruselmomente eingestreut, deren Wirkungsgrad ist jedoch verschwindend gering.

          Soweit ich es beurteilen kann, werden aber zumindest die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts authentisch rübergebracht. Die Zeiteopoche wird außerdem dazu genutzt, den aufkommenden Faschismus einzubinden und einen Bogen zur Dämonisierung und Kirche zu schlagen.

          Auch wenn die kritischen Töne nicht zu überhören sind, plätschert die dünne Handlung höhepunktlos vor sich hin. Die Darsteller und Darstellerinnen bemühen sich zwar, kommen aber gegen die eindimensionalen Charakterisierungen nicht an. Selbst das überraschungsarme Finale kennt keine Steigerung, bei Tempo und Spannung.

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            999CINEASTOR666 23.10.2022, 16:22 Geändert 23.10.2022, 16:23

            So Cold the River / US / 2022

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Der Dreh fand im West Baden Springs Hotel statt, das sich als Karlsbad Amerikas bezeichnet und mit seiner großen, kathedralischen, denkmalgeschützten Kuppel ganz schön auf den Putz haut.

            Der Drehort ist also schon einmal gut gewählt im Orange County, Indiana, das für seine Mineralquellen bekannt ist. Spielen bei vorliegendem Genrebeitrag doch auch die Heilkräfte des eiskalten Wassers, wie auch die verborgenen, dunklen Geheimnisse des luxuriösen Resorts eine bedeutsame Rolle.

            Um dem auf den Grund zu gehen, erhält eine in Ungnade gefallene Dokumentarfilmerin den dubiosen Auftrag, eine Art Biopic über einen ominösen Milliardär zu drehen. Informationen über den alten Geldsack einzuholen, sind jedoch verhängnisvoll.

            Die Bewegtbilder sind versiert und fangen den Handlungsort atmosphärisch ein. Die mysteriöse Aura des Hotels weckt Erinnerungen an SHINING, weitere Vergleiche sollte man sich allerdings klemmen.

            Auch der Score kann an manchen Stellen überzeugen, aber dennoch ist die Stimmung verhalten. Da das Erzähltempo unaufgeregt, die Synchronisation bescheiden und die Dialoge fade sind, gerät das gesellschaftskritische Mystery-Horrordrama nämlich schrecklich dröge. Vieles läuft ins Leere oder wirkt beliebig. Das Ganze baut nach und nach ab und fügt sich irgendwie nie so recht zusammen. Das abrupte und überhastete Ende sieht sich auch nicht befähigt, offene Fragen vollumfänglich zu beantworten.

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              999CINEASTOR666 22.10.2022, 23:41 Geändert 14.02.2024, 15:01
              über Men

              Men - Was dich sucht, wird dich finden (OT: Men) / GB / 2022

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              Wie ALEX GARLAND bereits mit EX MACHINA und AUSLÖSCHUNG unter Beweis gestellt hat, ist er kein Filmschaffender, der auf No Brainer spezialisiert ist. Auch ... ist ein spezielles Teil, das mit Surrealismus, Symbolik und Metaphorik arbeitet. Das heißt, man muss idealerweise einer von den Leuten sein, die eine Vernissage besuchen, vor einem Gemälde stehen und sich Gedanken darüber machen, was uns der Künstler damit sagen will. Wenn man auf Analyse keinen Bock hat, schaltet man am besten gar nicht erst ein.

              Die Kameraarbeit ist brillant, wie auch die Soundeffekte und Klangteppiche. Die Audiovisualität ist beeindruckend und kreiert eine unbeschreibliche Atmosphäre. Bildsprachlich werden Albtraumvorstellungen en gros kredenzt. Mit der betusamen Narration wurde ich aber letztlich nicht ganz warm. Ruht sie sich doch zu sehr auf den allegorischen Phantasmagorien aus, die allmählich der Repetition anheimfallen.

              Derweil werden diverse Hinweise aufs Narrativ gegeben. Um das Publikum weiterhin zu verunsichern, werden die Sinnbilder umso konfuser, grotesker und verstörender arrangiert. Wenn man gut und gerne Symbole bestimmen, analysieren und in ihrer Funktion beschreiben kann, steigt man spätestens dahinter, dass toxische Männlichkeit die Quintessenz ist, als zum Schluss gebärfreudiger Köperhorror zelebriert wird.

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                999CINEASTOR666 22.10.2022, 21:28 Geändert 22.10.2022, 21:30

                One Way Trip / (AT: One Way Trip 3D) / CH/AU / 2011

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                Wer hat's erfunden, gilt diesmal nicht als Slogan, denn da hat wohl jemand SHROOMS - IM RAUSCH DES TODES gesehen. Wahnsinnige Hinterwäldler bringt man mit der Schweiz weniger in Verbindung, aber Wahnsinnige gibt es ja überall. Nichtsdestotrotz muss man sich an das Lokalkolorit erst einmal gewöhnen. Das fällt jedoch leichter als gedacht.

                Da die Handlung ganz klassisch aufgezogen ist und im Grunde kein Klischee ausgelassen wird, sind für den genreaffinen Filmfreund etliche Schritte absehbar. Im Hinblick darauf soll der Konsum halluzinogener Pilze für Verunsicherung sorgen. Lange wird offengelassen, ob sich die Dinge um sie herum wirklich zutragen oder nur Teil eines schlechten Trips sind. Da ich das irische Vorbild kenne, dachte ich mir aber schon, was dahintersteckt, und sollte recht behalten.

                Auch wenn dafür gesorgt wird, dass es nicht langweilig wird, habe ich mich nach einem Weilchen aber schon gefragt, wann denn endlich die Post abgeht. Dafür lässt man sich zwar einiges an Zeit, doch als es soweit ist, sind die Kills doch recht blutig sowie abwechslungs- und einfallsreich. Als kurzes Vergnügen oder konservatives Horror-Entertainment taugt der Exot allemal.

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                  999CINEASTOR666 22.10.2022, 01:03 Geändert 19.05.2023, 11:16
                  über Agnes

                  Agnes - Face Your Demons (OT: Agnes) / US / 2021

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                  Anfänglich habe ich gedacht, dass es sich um eine blasphemische Groteske handelt, da schräger Humor einfließt, als ein alter, kinderlieber Priester einen Diakon zur Seite gestellt bekommt, um in einem Nonnenkloster einen Exorzismus an der titelgebenden Schwester durchzuführen. Bevor das geschieht, halten die beiden ein Schwätzchen, das ich zunächst für völlig beliebig hielt. Obwohl der Flick mitunter als Horror gelabelt wird, ist er eigentlich ein Psychodrama über Glaubenskrisen. So gibt der Priester dem Diakon bereits einen Wink mit dem Zaunpfahl und berichtet auch davon, dass er bereits an mehreren Exorzismen teilgenommen hat und nie einen eindeutigen Beweis für eine dämonische Präsenz gesehen hat. Auch später zetert er über die Bigotterie der Mutter Oberin und hält Exorzismen für Nummernrevues, um die Gläubigen in ihrem Irrglauben zu bestärken. Als er einen exkommunizierten Priester zu Rate zieht, der sich nunmehr im Fernsehen profiliert, unterstreicht dies die Verhöhnung.

                  Zappzarapp widerfährt der Handlung jedoch ein schmerzhafter Bruch. Schwester Mary verlässt nämlich das Kloster, um ein ganz normales Leben zu führen, wie früher einmal. Sie schiebt Doppelschichten an der Supermarktkasse, wird von ihrem schmierigen Vorgesetzten belästigt und als ihr Vermieter die Miete erhöht, arbeitet sie noch nebenbei in einer Wäscherei. Sie besucht den Auftritt eines unlustigen Komikers, doch lacht erst, als sie wieder Zuhause ist. Sie lernt den Komiker näher kennen und es bahnt sich eine Beziehung an. Das ist alles schrecklich banal und belanglos, aber es bleibt ja noch die Symbolik und Metaphorik.

                  Dass Mary eine englische Form des biblischen Namens Maria ist, kommt allem Anschein nach nicht von ungefähr. Bedeutet der Name wahrscheinlich „die Widerspenstige“ oder „die Ungezähmte“. Aber auch Maria, die Mutter Jesu, spielt eine Rolle. Wird Mary doch manchmal in gleißend helles Licht getaucht. Bei Visionen oder Albträumen, rinnt ihr auch mal Blut aus den Augen. Darüber hinaus faselt sie darüber, ihren Sohn verloren zu haben. An dessen Vater und die Empfängnis kann sie sich nicht mehr erinnern. Das ist auch wieder ein Schlag ins Gesicht Gottes. Warum hat Gott ihr einen Sohn geschenkt, um ihn ihr dann wieder zu nehmen.

                  Das große Finale besteht abermals aus einem drögen Dialog zwischen Mary und dem ehemaligen Diakon, der nun Priester ist. Als der Abspann einsetzte, fühlte ich mich vom oberflächlichen Geschwafel über Glaubensfragen und von der ungelenken Herangehensweise an Glaubenskrisen komplett verarscht.

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                    999CINEASTOR666 21.10.2022, 20:55 Geändert 21.10.2022, 23:31

                    Caveat - Die Warnung (OT: Caveat) / GB / 2020

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Was als leicht bizarrer Mysterythriller beginnt, wandelt sich zum symbolgeschwängerten Spukhaus-Kammerspiel, um dann als gemeiner Rachefilm abzuschließen. Es entwickelt sich eine einnehmende Atmosphäre und so mancher Gruselmoment in der heruntergekommenen Bleibe, aber leider hat man es verpasst, interessante Charaktere zu gestalten, ein stimmiges Tempo einzulegen und für Spannung zu sorgen.

                    Natürlich könnte ich mich nun auf den psychologischen Aspekt konzentrieren, mich lang und breit über die Metaphorik äußern und wie es doch gelingt, anhand filmischer Mittel die Geisteszustände der Figuren widerzuspiegeln. Die guten Absichten und das Potenzial des irischen Langfilmdebütanten DAMIAN MCCARTHY sind erkennbar, aber meines Erachtens wurde sich am überambitionierten künstlerischen Anspruch verhoben. Die Ausarbeitung über Trauma, Tod und Verdrängung gerät nämlich schrecklich dröge, träge und irrational.

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                      999CINEASTOR666 20.10.2022, 18:56 Geändert 18.12.2022, 00:43

                      Tesis - Der Snuff Film (OT: Tesis / AT: Faszination des Grauens / Snuff / Tesis - Faszination des Grauens / Thesis) / ES / 1996

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      Dem chilenisch-spanischen Regisseur ALEJANDRO AMENÁBAR gelingt es mit seinem Langfilmdebüt nur zu gut, in die Abgründe des menschlichen Verstandes hinabzusteigen. Selbstverständlich spielen auch die auf Video festgehaltenen Gräueltaten und die Zerschlagung des Snuff-Film-Rings eine Rolle, spielen aber nicht die erste Geige. Was behutsam beginnt, entwickelt sich zu einem perfiden Psychokrimi, der der Gesellschaft obendrein den Spiegel vorhält, die vom Grauen fasziniert ist. Beschäftigt sich die Diplomarbeit der Studentin für Filmwissenschaft doch mit der audiovisuellen Wahrnehmung der Gewaltdarstellung in Film und Fernsehen und deren rechtliche Grenzen.

                      Im Detail ist der Plot zwar ziemlich konstruiert und diverse Beteiligte handeln eher irrational, aber der starken Inszenierung, den überzeugenden Darstellern und Darstellerinnen sowie der Art der Erzählung gelingt es irgendwie, die Unzulänglichkeiten zu überspielen. Vielleicht liegt es auch am Horrorfilm-Geek und seiner Begeisterung für das Genre, dass ich um den kleinen Finger gewickelt wurde und über diese und jene Unebenheit hinwegsehen konnte.

                      Obwohl das Thema Snuff Kernstück der Handlung ist, wird nicht auf Blut und Gedärm gesetzt. Vielmehr geht es um den Mythos einer Organisation, die Menschen entführt und vor laufender Kamera misshandelt und tötet, um die Aufnahmen unter der Hand an ein perverses Klientel zu vertreiben. Anstatt die Polizei einzuschalten, setzen sich die Filmstudentin und ihr edgy Kommilitone naiv der Gefahr aus, da die Drahtzieher in der Zwischenzeit ein Auge auf sie geworfen haben. Wenn man sich auf das unbedarfte Handeln der beiden einlassen kann, gerät das Rätselraten teilweise recht launig, da einige als Verdächtige in Frage kommen und man sich nie so ganz sicher sein kann.

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                        999CINEASTOR666 19.10.2022, 19:11 Geändert 19.10.2022, 19:12

                        Shark Bait (AT: Jetski) / GB / 2022

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Das Szenario von Land- bzw. Wasseratten, die auf dem offenen Meer treiben und mindestens von einem Haifisch umzingelt werden, ist nun wahrlich keine Weltneuheit. Diesmal handelt es sich um Feierwütige, die Jetskis chartern/kapern und auf hoher See karambolieren. Ein Wassergefährt säuft ab, das andere springt nicht mehr an. Das Quintett macht es sich auf dem schwimmfähigen bequem, doch einer von ihnen ist schwer verletzt. Der Blutverlust lockt einen gefräßigen Meeresbewohner an.

                        Die Ausgangssituation ist also minimalistisch und birgt daher keine unbegrenzten Möglichkeiten. Zumindest, wenn man versucht, halbwegs realistisch zu bleiben, statt in Pulp, Camp oder Trash auszuarten. Auch wenn die Party People zuvor unkluge und verantwortungslose Entscheidungen getroffen haben, handeln sie nachvollziehbar, als es darauf ankommt. Allerdings können sie in dieser misslichen Lage nicht allzu viel tun, außer irgendwie auf sich aufmerksam zu machen und den Motor wieder in Gang zu bekommen. Als ein Seitensprung aufgedeckt wird, gibt das zusätzlichen Zündstoff und trübt die Stimmung abermals.

                        Nichtsdestotrotz misslingt es leider, die Protagonisten und Protagonistinnen in ihrer Lage und Verfassung interessant oder sympathisch zu gestalten. Sie sind Stereotypen und werden nicht weiter vertieft. Letztlich lässt sich weder etwas gravierend Positives noch Negatives über sie sagen. Trotzdem mindert es den Wert des blanken Terrors sowie der Ausweg- und Hilflosigkeit, wenn man mit den Charakteren nicht mitfiebern kann, wenn der CGI-Hai seine Kreise zieht oder auch mal aus dem kühlen Nass springt, um Schnapp zu machen. Die Computereffekte sind übrigens als solche zu erkennen, aber noch im akzeptablen Bereich. Die Make-up-Effekte können sich jedoch sehen lassen.

                        Ich will ... auf keinen Fall seine Augenblicke und Qualitäten absprechen, doch um über die gesamte Laufzeit als kurzweilig und unterhaltsam zu gelten, wird im Großen und Ganzen zu wenig Anspannung und Beklemmung sowie zu wenig Action und Gore geboten. ... ist auf jeden Fall keine völlige Zeitverschwendung, doch um herausragend wie Finnen zu sein, hätte es mehr Originalität, Überraschungsmomente, Nervenkitzel und Figurenzeichnung gebraucht.

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                          999CINEASTOR666 18.10.2022, 20:41 Geändert 24.10.2022, 11:50

                          The Reef: Stalked / AU / 2022

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Ich schreibe wahrlich oft, der Plot ist konstruiert. Ich meine es auch so. Da ich mich selbst nicht als Logik-Extremist bezeichnen würde, kann ich sogar oft darüber hinwegsehen, solange der Unterhaltungswert stimmt. Selten ist mir die Konstruktion jedoch derart ins Auge gestochen und sauer aufgestoßen, wie bei nun besprochenen Titel. Ins Detail zu gehen, um die inkonsequenten und irrationalen Handlungsweisen sowie Anschlussfehler verständlich zu beschreiben, würde zu umfangreich und komplex werden. Überzeugt euch einfach selbst und bildet eure eigene Meinung.

                          Nach BLACK WATER: ABYSS versucht der australische Filmemacher ANDREW TRAUCKI, nun auch die Geschichte von THE REEF - SCHWIMM' UM DEIN LEBEN auszuweiten. Allerdings sind Land- bzw. Wasseratten, die im offenen Meer mindestens von einem Haifisch umzingelt werden, keine Weltneuheit. Erinnern wir uns nur einmal an THE REEF - SCHWIMM' UM DEIN LEBEN (!).

                          ... wirkt wie aufgewärmt. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass Tierhorror mit Haien inzwischen alles andere als eine Seltenheit sind. Da sollte man sich schon etwas einfallen lassen, um herauszuragen wie Haifisch-Rückenflossen. Eine Familientragödie und ein innerfamiliäres Zerwürfnis einzufädeln, ist an der Stelle aber ziemlich plump. Nicht nur, weil Traumata bereits dermaßen oft verwurstet wurden, sondern weil der Mord an der Schwester eigentlich nichts mit der Sache zu tun hat. Er wird nur dazu verwendet, um in den unpassendsten Momenten Streits vom Zaun zu brechen. Hinzu kommt, dass solch ein traumatisches Erlebnis oftmals dafür herhalten muss, Ersatz für Persönlichkeiten zu sein. Das ist auch leider hier der Fall. Über Mannequins kommen die Paddlerinnen nicht hinaus.

                          Die Haiangriffe sind dann auch noch rar gesät und fallen eher unspektakulär aus. Ein WTF-Moment verdient aber besondere Erwähnung. Und zwar, als der Haifisch aus dem Nichts wie ein Torpedo angeschossen kommt. Keine Ahnung, was das sollte. Vielleicht hat man Archivmaterial aus SHARKNADO (!) genommen.

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                            999CINEASTOR666 18.10.2022, 10:42 Geändert 25.10.2022, 13:46

                            The Reef - Schwimm' um dein Leben (OT: The Reef / AT: Shark Attack) / AU / 2010

                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                            Das Szenario von Land- bzw. Wasseratten, die kentern, auf dem offenen Meer treiben und von mindestens einem Haifisch umzingelt werden, ist mit Sicherheit keine Weltneuheit. Erinnern wir uns nur einmal an OPEN WATER. Die nun besprochene australische Produktion erzählt nahezu die gleiche Geschichte, allerdings mit einem etwas höheren Budget, mehr Schiffbrüchigen und einem fieser in Szene gesetzten Hai. Trotz alledem bleibt das Konzept in ein enges Korsett geschnürt und bietet eben nicht unbegrenzte Möglichkeiten. Zumindest, wenn man es halbwegs realistisch umsetzen will, statt in Pulp, Camp oder Trash auszuarten.

                            Natürlich kann man trotzdem das Fähnlein hochhalten und sich darauf berufen, dass das Ganze auf einer wahren Begebenheit beruht und umso mehr an die ureigenen Ängste appelliert. Bedauerlicherweise bleiben die Ausflügler*innen aber ziemlich blass, weswalb es schwierig ist, sich mit ihnen eng verbunden zu fühlen, als der Kahn kippt, das Gesetz des Stärkeren in Kraft tritt und es heißt, Fressen oder gefressen werden.

                            Die Haiangriffe kommen zum Glück ohne CGI aus, da man schlichtweg echte Aufnahmen von Haien verwendet hat. Dummerweise sieht man aber, dass es getrennt voneinander gedrehtes Footage ist, das im Anschluss hineinmontiert wurde. Dadurch bußen die aufkommende Panik und Verzweiflung sowie der Selbsterhaltungstrieb an Wirkung ein. Da man die Attacken also dergestalt gehandhabt hat, sind zerfetzte Leiber auch nur Wunschdenken. Unbehaglich und bedrohlich ist die Vorstellung aber dennoch.

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                              999CINEASTOR666 15.10.2022, 20:52 Geändert 15.10.2022, 22:05

                              Beast - Jäger ohne Gnade (OT: Beast) / US/IS / 2022

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                              Geradlinige und schnörkellose Kombi aus Familiendrama, Survival-Thriller und Tierhorror. Auch wenn Löwen in Genrewerken schon des Öfteren zu Menschenfressern wurden, birgt die ausweglos scheinende Lage im nun besprochenen Titel durchaus Potenzial. Der gute erste Eindruck wird allerdings erheblich getrübt, weil sich der alleinerziehende Vater und vor allem seine zwei Töchter zu jeder sich bietenden Gelegenheit ärgerlich daneben benehmen.

                              Insbesondere von IDRIS ELBA bin ich schwer enttäuscht, bin ich doch Besseres von ihm gewöhnt. Er spielt erstaunlich flach, überzeugt so gut wie gar nicht und wuppt die Hauptrolle nur mit Hängen und Würgen. Zum Glück leistet SHARLTO COPLEY der Kleinfamilie Gesellschaft und legt seinen Anti-Wilderer sympathisch und clever an.

                              Allerdings gibt es weitere Wermutstropfen. Zum Beispiel die sperrigen Dialoge, die entweder aus Plattitüden oder kurzen Anweisungen bestehen, an die sich ohnehin keiner hält. Des Weiteren ist der blutrünstige Löwe zwar überraschend hochwertig animiert, scheint aber eine verstopfte Nase zu haben. Er wittert seine mögliche Beute nicht einmal, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe zu ihm befindet. Zudem wird sich zwar bemüht, spannungsgeladene und actionreiche Momente einzurichten, der Plot steht aber dennoch unter keinem guten Stern, da die Entwicklungen krass vorhersehbar sind.

                              Erwähnenswert ist aber die Motivation, die den Löwen zur Bestie werden ließ. Das Problem ist nämlich wieder einmal menschengemacht. Grausame Wilderer haben sein Rudel getötet, weshalb er traurig, wütend und allein ist. Dass die Großkatze auf Rache sinnt und keine Unterschiede macht, ist demnach nur allzu verständlich.

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                                999CINEASTOR666 15.10.2022, 15:54 Geändert 07.09.2023, 14:55
                                über Lou

                                Lou / US / 2022

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                                Einer Best Agerin als Action- und Anti-Heroine läuft man nicht jeden Tag über den Weg. Im Grunde stellt ALLISON JANNEY das weibliche Pendant zu LIAM NEESON in 96 HOURS & Co. dar. Als Großmutter von John Wick, würde sie aber auch durchgehen.

                                Ihre Einsiedlerin macht zunächst einen ruppigen Eindruck, der ihr keine Sympathiepunkte einbringt. Auf der Jagd nach dem Entführer der Tochter ihrer Nachbarin stellt sich jedoch heraus, dass unter der harten Schale ein weicher Kern steckt.

                                Im Detail sind die Wesenszüge aller Figuren zwar nicht besonders ausgereift, reichen aber völlig aus, um in den entscheidenden Momenten richtig zu handeln, da das Skript den Charakteren ohnehin nicht viele Möglichkeiten zur Entfaltung einräumt. Die Backgrounds der wesentlichen Figuren werden nämlich recht dünn gehalten, da dem Plot in erster Linie die Jagd, der Überlebenskampf und die Befreiung des gekidnappten kleinen Mädchens am Herzen liegt.

                                Auch wenn man nicht allzu hohe Ansprüche an die Originalität des Inhalts stellen sollte, gestaltet sich das Katz-und-Maus-Spiel recht spannend und kurzweilig. Der Wald liefert zudem ein atmosphärisches Jagdrevier, das durch das graublaue/blaugrüne Farbschema zusätzlich an Stimmung gewinnt. Durch den aufkommenden Sturm, entwickelt sich obendrein ein packendes Gefühl der Bedrohung, dem allesamt hilflos ausgeliefert sind. Die Spannung entsteht aus dem drohenden Unglück, den wohl dosierten, knackigen Actionszenen und dem unvermeidlichen Duell zwischen ...

                                Wer von Actionthrillern im Stile der Achtzigerjahre nicht genug kriegt, kann hierbei durchaus nostalgisch werden.

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                                  999CINEASTOR666 14.10.2022, 22:13 Geändert 12.05.2023, 14:23

                                  Die Papsttochter - Wir kommen im Namen des Herrn / DE / 2020

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                                  Halleluja!!! Filmgott JOCHEN TAUBERT hat den Urlaub im Filmolymp unterbrochen, um auf dem Regiestuhl zu thronen und uns Unwürdigen und Ungläubigen ein weiteres filmisches Sakrament zu übermitteln. Dass es sich bei diesem Geschenk Gottes abermals um ein Wunderwerk der Filmkunst handelt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Meine Begeisterung ist kaum in Worte zu fassen. Um zu beschreiben, was JOCHEN TAUBERT mit dem Budget der Kollekte des letzten Sonntagsgottesdienstes kreiert hat, fehlen mir schlichtweg die Superlative.

                                  Um die Kirche im Dorf zu lassen, musste ich mich selbst kasteien. Doch im Vergleich zu den Enthüllungen und Entwicklungen die dieses Stück Himmelreich von Film zu bieten hat, ist DIE GRÖßTE GESCHICHTE ALLER ZEITEN nur ein Anekdötchen. Der Messias des guten Geschmacks und der gepflegten Abendmahlunterhaltung nimmt sich nämlich einem sensiblen Thema an und stellt Fingerspitzengefühl unter Beweis. Niemand Geringeres als der Papst höchstpersönlich hat nämlich eine uneheliche Tochter mit einer Nonne. Damit die Schmach nicht die Chance hat, den Glauben zu erschüttern, entsendet der Vatikan einen Inquisitor/Exorzisten, um die Frucht der Lenden seiner Heiligkeit diskret zu beseitigen. Auf unnachahmliche Weise gelingt JOCHEN TAUBERT jedoch, die Pontifizierung. Die Jagd auf die Bastardin wird nämlich in eine herzergreifende Romanze umgemünzt, die selbst WILLIAM SHAKESPEARE vor Neid erblassen lassen würde.

                                  Stoßgebete müssen gar nicht in den Himmel geschickt werden, denn wie gewohnt, übertreffen die schauspielerischen Leistungen jedwede Erwartung, die Charakterisierungen sind gottgleich und die Dialoge beherzigen ihren Bildungsauftrag vorbildlich. Zwei Fleischfachverkäuferinnen und ihre Möpse versetzen die blasphemisch-blutige Klostermauer-Klamotte außerdem mit prickelnder Erotik, die uns das Stadtlohner Filmteam in ihrer Gnade und Barmherzigkeit darreicht. Bei diesen ästhetischen Bildern exen selbst katholische Priester den Messwein und pfeifen aufs Zölibat.

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                                    999CINEASTOR666 14.10.2022, 14:41 Geändert 12.05.2023, 10:48

                                    I P*** On Your Corpse (OT: I Piss on Your Corpse) / DE / 2020

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                                    Hierbei handelt es sich, um die blutrünstige Neuverfilmung des berüchtigten Klassikers ICH PISS' AUF DEINEN KADAVER. Darauf hat die Welt gewartet und Ehrenmann JOCHEN TAUBERT versteht es wie kein anderer, die Welt in Atem zu halten. Mit einem Budget, das der Geheimhaltung unterliegt, realisiert das verkannte Genie einen bahnbrechenden Genremix aus Backwood-Slasher, Erotikthriller, Psychodrama und Wildling-Abenteuer, der seines Gleichen sucht und sich nicht allzu ernst nimmt. Nichts Geringeres als das Bundesverdienstkreuz und eine Tapferkeitsmedaille, verdient dieses niveauvolle Stück deutschen Kulturgutes.

                                    Selbstverfreilich sind wieder einmal die bezaubernden Grazien ALINA LINA und SABRINA ARNDS mit von der Partie, um für Anmut und Sinnlichkeit zu sorgen. Darüber hinaus ist es dem unermüdlichen und konstant Meisterwerke schaffenden Kultregisseur und Frauenversteher tatsächlich gelungen, Erotikstar MICAELA SCHÄFER sowie GNTM-Finalistin TAYNARA WOLF für sich zu gewinnen, damit es noch heißer wird, als ohnehin schon. Eine zeigt die Hupen, die andere gleitet elfenhaft und leicht bekleidet durchs Unterholz. Ihr dürft raten, welche von beiden, wofür zuständig ist.

                                    Die beispiellose Story ist äußerst gehaltvoll und verknüpft mehrere von innovativen Ideen und denkwürdigen Momenten geprägte Handlungsstränge gekonnt zu einem großen Ganzen, das an überraschenden Wendungen und Hochspannung kaum zu überbieten ist. Schauspiel und Dialoge sind sowieso außer Konkurrenz und der Freikörperkultur wird völlig selbstlos ein epochales Denkmal gesetzt. Der maskierte Psychokiller lehrt selbst Michael Myers und Jason Vorhees das Fürchten und der rote Lebenssaft spritzt in rauen Mengen, dass selbst BRAINDEAD nach Kindergeburtstag aussieht. Dass die Effekte Maßstäbe setzen, muss wohl nicht zusätzlich erwähnt werden.

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                                      999CINEASTOR666 12.10.2022, 21:32 Geändert 15.10.2022, 01:59

                                      Army of the Dead (AT: Zack Snyder's Army of the Dead) / US / 2021

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                                      Jammmerschade, dass Filmregisseur ZACK SNYDER nicht einfach dort weitergemacht hat, wo er mit DAWN OF THE DEAD aufgehört hat. Stattdessen kriegt man einen bunten, lauten und schrillen Genremix aus Zombie-Actioner, Heist-Movie, Vater-Tochter-Beziehungsdrama und Blödelkomödie vorgesetzt. Leider hat man sich keine große Mühe gegeben, all die Stilelemente, Genrespezifikationen und Versatzstücke in Einklang zu bringen. Obwohl jede Menge Tumulte, Gefühlsduseleien und Kalauer hineingepumpt werden, ist der Unterhaltungswert medioker, da alles derart stumpf, aufgeplustert und schablonenhaft ist. Sozusagen das cineastische Äquivalent zu: Lange Rede, kurzer Sinn. Inhaltlich ist schlichtweg nicht genug los, um die Überlänge zu rechtfertigen. Hinzu kommt, dass alle Szenen, die für Entertainment sorgen sollen, per mehr als offensichtliche CGI verschlimmbessert sind, die Optik generell potthässlich ist und sich die wenig Furcht einflößenden Zombies verhalten, wie es dem Drehbuch gerade in den Kram passt.

                                      Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden deutsche Mitbürger*innen hellhörig, als sie Wind davon bekommen haben, dass MATTHIAS SCHWEIGHÖFER eine Rolle in der hoch budgetierten US-Produktion bekleiden wird. Das Œuvre des blond gelockten Spaßvogels ist mir nicht vertraut, aber ich muss zugeben, dass er hier den charmanten, sympathischen und witzigen Sidekick gibt, womit er erstaunlicherweise den vielfältigsten Charakter innehat. Neben den ganzen zweckdienlich gemimten Stereotypen, scheint der Goldjunge wohl auch ZACK SNYDER & Co. positiv aufgefallen zu sein, weshalb man ihm ermöglichte, gleich einen eigenen Film um seine Figur auf die Beine zu stellen, der sich ARMY OF THIEVES nennt.

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                                        999CINEASTOR666 11.10.2022, 22:51 Geändert 12.10.2022, 12:27

                                        Smile - Siehst du es auch? (OT: Smile / AT: Something's Wrong with Rose) / US / 2022

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                                        Formal und inhaltlich fühlte ich mich sehr schnell an IT FOLLOWS erinnert. Die Kinematografie ist der helle Wahnsinn und nach dem schockierenden Auftakt, hegte ich bereits die Hoffnung, ein Horror-Juwel vor Augen zu haben. Als die Hauptprotagonistin nach dem bizarren, traumatischen Vorfall mit einer ihrer Patientinnen von ihrem Vorgesetzten zu einem einwöchigen Zwangsurlaub verdonnert wird, kriegt man allerdings eine altbekannte Story und die gängigen Klischees präsentiert.

                                        Der Fluch bzw. das dunkle Wesen sucht die Psychiaterin heim und sie gerät an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Niemand will ihr Glauben schenken, Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit werden laut und sie muss auf eigene Faust hinter das Geheimnis steigen, um das dunkle Wesen loszuwerden. Auch wenn die Laufzeit von knapp zwei Stunden meiner Meinung nach etwas zu üppig ausfällt und es eigentlich nie sonderlich originell oder innovativ wird, wird es dennoch nicht langweilig, da sich ihre Investigationen proaktiv gestalten.

                                        Nervenzerfetztend spannend wird es zwar trotzdem nicht, doch da es gelingt, eine packende Atmosphäre und ein Gefühl der ständigen Bedrohung zu kreieren, bleibt man bei der Sache. Schließlich kann sie sich nie und nirgends in Sicherheit wiegen, immer und überall kann man Augenzeuge eines Selbstmordes oder selbst zum breit lächelnden Suizidanten werden. Dieser Umstand und der korrelierende Psychoterror, gestalten das Geschehen ansprechend creepy und verstörend. Obwohl ich sagen muss, dass mich die Fratzen an WAHRHEIT ODER PFLICHT erinnert haben.

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                                          999CINEASTOR666 11.10.2022, 09:49 Geändert 11.10.2022, 09:49

                                          A Ghost Story / US / 2017

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                                          Auf den ersten Blick sieht man, dass künstlerischer Anspruch großgeschrieben wird, wenn 16mm-Aufnahmen im 4:3-Format samt abgerundeter Ecken/Kanten Vintage-Vibes senden.

                                          Die Geistergeschichte ist ein Liebesdrama über die (gemeinsame Lebens-)Zeit, Verlust, Trauer, Vergänglichkeit, Sterblichkeit und nicht loslassen wollen. Dabei wird sich die Erkenntnis zu Nutze gemacht, dass ein Bild mehr sagt als 1000 Worte. Oft hält die Kamera inne und fängt das melancholische Geschehen aus der Ferne ein. Die statischen Einstellungen schließen den Betrachter jedoch nicht aus, sondern ziehen in den meditativen Bann bzw. Sog.

                                          Zweifelsohne gerät das von Tristesse umhüllte Unterfangen phasenweise mühselig, bspw. wenn man der Hauptakteurin minutenlang dabei zusieht, wie sie auf dem Küchenboden vegetiert und voller Schwermut aus einer Schale/Schüssel isst, bis sie sich übergibt. Im Laufe der Zeit (!) verdichtet sich die Geistergeschichte allerdings ungemein und hat selbst mich gepackt und mitgerissen.

                                          Man wird nun Augenzeuge, wie sich die Welt nach dem Tod weiterdreht, das Leben anderer weitergeht. Das Leben anderer weitergeht, von denen man kein Teil ist. Wie belanglos das Leben jedes einzelnen doch ist und die Erinnerung an einen irgendwann verlischt.

                                          Das frustriert den einsamen Geist so sehr, dass er poltert und eine Mutter und ihr Kind terrorisiert. Das Gespenst kann einen regelrecht leidtun, insbesondere als es sich das Geschwafel eines selbsternannten Intellektuellen zu Gemüte führen muss. Eine Zeitreise in den Wilden Westen zeigt dem Geist auf, welche Geschichte dieser Ort hat, an den er gebunden ist. Doch auch an die massakrierte Siedlerfamilie erinnert sich niemand, nach all der Zeit.

                                          Als das Warten endlich ein Ende hat, die Gewissheit da ist, keinen Platz mehr im Diesseits zu haben, verschwindet der Geist unter dem Leichentuch. Wohin die Reise geht, bleibt ein Rätsel.

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                                            Jeepers Creepers: Reborn (AT: Jeepers Creepers 4 / Jeepers Creepers IV) / US/FI/GB / 2022

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                                            Das Reboot hat mich zuerst an ein Rip-off, also eine billige Kopie des Originals erinnert. Zum Glück handelte es sich dabei nur um eine Finte und die reguläre Handlung setzt ein. Inszenatorisch wird es allerdings nicht besser, denn allem Anschein nach hat man 99,98 % vor einem Green- oder Bluescreen gedreht. Das sieht alles extrem künstlich aus, als hätte man einen Animationsfilm vor sich. Beziehungsweise hat mich die Optik ein wenig an die comichafte Neo-Noir-Ästhetik von SIN CITY erinnert.

                                            Man hätte es sich eigentlich denken können. Immerhin hat der Finne TIMO VUORENSOLA auf dem Regiestuhl Platz genommen, der zuvor die Trashgranaten IRON SKY - WIR KOMMEN IN FRIEDEN! und IRON SKY: THE COMING RACE inszeniert hat, die einen ähnlichen Look haben. Von den Vorgängern vorbelastet, ist die neue Optik absolut ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig. ... ist auf jeden Fall nicht das, was ich erwartet oder mir gewünscht bzw. erhofft habe. Ich glaube, durch meine Bemühungen, nicht allzu spießig und borniert zu sein, konnte ich mich relativ schnell an den unnatürlichen Look gewöhnen, sodass es mir alsbald nichts mehr ausgemacht hat.

                                            Was mir bei der Eingewöhnungsphase ungemein geholfen hat, ist, dass sich der Neustart nicht unbedingt bierernst nimmt. Auch wenn sich der Neustart nicht unbedingt bierernst nimmt, steht dennoch der Horror im Vordergrund. Ein weiterer Punkt ist, dass die Figuren sympathisch sind. Das Grüppchen, das vom Creeper gejagt wird, hat mich im Verlauf irgendwie an SCOOBY-DOO erinnert, was mir ebenfalls gefallen hat. Ein Festival für Horrorfans, ein gotischer Friedhof und ein heruntergekommenes Spukhaus sind außerdem nette Handlungsorte. Der Ablauf im Spukhaus entspricht dem klassischen Katz-und-Maus-Spiel und gerät nicht besonders originell und spannend, aber ist dennoch verdammt unterhaltsam und kurzweilig.

                                            Dass das Katz-und-Maus-Spiel verdammt unterhaltsam und kurzweilig gerät, liegt am Creeper, der recht aktiv und präsent ist, auch wenn er nicht mehr die unheimliche Aura alter Tage entwickelt. Dass er wie ein Teekessel pfeift, ist mir übrigens neu. Allerdings werden noch grausige Visionen eingeschoben und ein bisschen gesplattert wird auch. Ich mache mir keine Illusionen. Mir ist vollkommen bewusst, dass ich mit meiner Sicht der Dinge auf weiter Flur alleine stehen werde. Die breite Masse wird mit Sicherheit wutentbrannt das Handtuch werfen, wenn sie die Videospiel-Bilder sehen. Mir hat dieser Neustart jedenfalls besser gefallen, als der katastrophale dritte Teil.

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                                              American Guinea Pig 2: Bloodshock (OT: American Guinea Pig: Bloodshock / AT: American Guinea Pig 2 / Bloodshock) / US / 2015

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                                              ... ist zwar Teil einer Filmreihe, aber ein unabhängiger bzw. eigenständiger Film. Demzufolge handelt es sich auch nicht mehr um ein gefälschtes Snuffvideo, sondern um einen experimentellen Folterporno, der zudem die Psyche terrorisiert. In den Grundzügen fühlte ich mich stark an MARTYRS erinnert. Allerdings wird nicht die Klasse erreicht.

                                              Warum man sich dazu entschieden hat, den Großteil des Films in Schwarzweiß zu halten, wird erst zum Schluss plausibel. Möglicherweise soll das Schwarzweiß die Tristesse des Martyriums ausdrücken. Das Schwarzweiß drückt aber auch die Kälte und Sterilität von Metall aus. Metall scheint eine Rolle zu spielen. Industrial unterstreicht den Eindruck. Dumm nur, dass das Schwarzweiß den Gore- und Splattereffekten einiges an Intensität raubt. Nichtsdestotrotz wirken die Effekte nach wie vor sehr realistisch, bestialisch und widerwärtig.

                                              Dem Martyrium zuzusehen ist tatsächlich quälend – quälend langweilig. Man hat es mit der Laufzeit etwas zu gut gemeint. Eine Dreiviertelstunde hätte völlig ausgereicht. Eine volle Stunde wäre eventuell auch noch okay gewesen, um die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten.

                                              Dass das Martyrium nach einer Weile eintönig wird, liegt ein Stück weit auch daran, dass man mit wenigen Dialogzeilen auskommen muss. Einzig der Arzt sagt hin und wieder ein paar Sätze. Der unbekannte Mann und die unbekannte Frau, die der Arzt gefangen hält, ertragen ihr Leid stillschweigend. Die einzige Kommunikation zwischen den beiden erfolgt über Zettelchen, die sie sich durch die Wandritzen der Gummizelle zustecken. Durch die Zettel kommen sie sich näher und haben die Gewissheit, nicht allein zu sein, was ihnen Halt gibt und sie zusammenschweißt.

                                              Der Sinn hinter den gräulichen Experimenten ist übrigens, dem namenlosen Patienten und der namenlosen Patientin mental und körperlich größtmöglichen Schmerz zuzufügen, damit ihre Körper Hormone produzieren, die ans Blut abgegeben werden. Der Arzt berauscht sich nun an den Botenstoffen.

                                              Zum Schluss wird der künstlerische Anspruch deutlich, als die Story einen Haken schlägt und vom Schwarzweiß- zum Farbfilm wechselt. Den anonymen Versuchskaninchen gelingt es nämlich, den Arzt zu überwältigen und sich in eine Gummizelle zu retten, wo sie ihre von Leid geschaffene Leidenschaft übermannt und sie ein bizarren Liebesakt beginnen. Sie reißen alte wie frische Wunden auf und suhlen sich im eigenen Blut. Den erlösenden Höhepunkt finden sie im Freitod.

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                                                999CINEASTOR666 07.10.2022, 23:50 Geändert 08.10.2022, 00:16

                                                Aquarius - Theater des Todes (OT: Deliria / AT: Stagefright: The Theatre of Death / StageFright: Aquarius / Sound Stage Massacre / Stage Fright / StageFright / Bloody Bird / Aquarius) / IT / 1987

                                                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                ... ist ein italienischer Slasherfilm und das Regiedebüt von MICHELE SOAVI, der zuvor als Regieassistent für JOE D'AMATO, DARIO ARGENTO und LAMBERTO BAVA tätig gewesen ist. JOE D'AMATO hat den Film auch mitproduziert.

                                                Obwohl die Maske des Massenmörders überdimensional ist, wirkt er nicht lächerlich, da Eulen Gruselfaktor haben. Da man weiß, wer der Massenmörder ist, hätte es die Maske zwar nicht gebraucht, ein maskierter Killer macht aber schlichtweg mehr her. Also Schwamm drüber.

                                                Da man weiß, wer der Massenmörder ist, hält sich die Spannung arg in Grenzen. Da man ein Theater als Handlungsort gewählt hat und sich die Inszenierung stilistisch an Gialli orientiert, ist jedoch für Stimmung, Atmosphäre und künstlerischen Anspruch gesorgt. Das ändert allerdings wenig am Umstand, dass der Unterhaltungswert durchwachsen ist und eher im Mittelfeld liegt.

                                                Dass der Unterhaltungswert durchwachsen ist und eher im Mittelfeld liegt, liegt mitunter an den flachen Charakteren, zweckdienlichen Dialogen und der dünnen Handlung. Das verschlossene und räumlich begrenzte Theater kreiert aber Klaustrophobie und den Umstand, dass das Ensemble dem entflohenen Massenmörder hilflos ausgeliefert ist, der diverse Gegenstände zu Mordwerkzeugen umfunktioniert.

                                                Eine Sequenz bleibt im Besonderen im Gedächtnis. Und zwar, als der Killer seine Opfer zum Bühnenbild arrangiert. Eine wahre Albtraum-Szenerie, die bereits Teil des Schlussaktes ist, der das Tempo anzieht und eine kleine Überraschung bereithält.

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                                                  999CINEASTOR666 07.10.2022, 14:48 Geändert 07.10.2022, 15:29

                                                  Witchboard - Die Hexenfalle (OT: Witchboard) / GB/US / 1986

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Okkultschocker, der voraussetzt, bequemliche Erzähltempi zu mögen. Immerhin wird die Zeit genutzt, um die Figuren und vor allem ihre Konflikte untereinander besser kennenzulernen und zu durchleuchten. Da es sich dennoch um ein Genrewerk handelt und um nicht am langen Arm verhungern zu lassen, werden die unterschiedlichen Weltanschauungen selbstverständlich nur oberflächlich angegangen und die ersten übernatürlichen Elemente eingebracht. Die Sucht nach dem Hexenbrett und die Abhängigkeit vom Geist eines kleinen Jungen, verdichten im Verlauf die Atmosphäre zusehends und anstatt einem Effekte-Gewitter, läuten dezente Schocks das Unheil ein. Auch wenn Gorehounds eher unbefriedigt zurückgelassen werden, gesellen sich später auch einige einfallsreiche und blutige Tötungsarten dazu. Auch wenn der Streifen heutzutage wohl niemanden mehr schlaflose Nächte bereiten wird, kann man mal einen Blick riskieren, muss es aber nicht.

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                                                    Slapface - Woher kommen Monster (OT: Slapface) / US / 2021

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    ... ist eine Verbindung von Heranwachsenden-Drama und Hexen-Horrorfilm, die eine völlig krude und absurde Story bierernst aufführt, die im inneren Kern ein Aufruf gegen Mobbing und Vernachlässigung ist.

                                                    Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Junge, der beide Elternteile verloren hat und mit seinem älteren Bruder zusammenlebt, der zwar die Vaterrolle ablehnt, dem Familienzusammenhalt aber dennoch wichtig ist. Meinungsverschiedenheiten untereinander regeln die beiden mit dem Spiel „Slapface“, bei dem sie sich abwechselnd Ohrfeigen geben.

                                                    Die Aufstellung der Figuren ist meiner Meinung nach seltsam. Der große Bruder angelt sich gleich zu Beginn in einer Bar eine Freundin, die direkt ins Haus der Brüder einzieht und sich in die Erziehung einmischt, was dem großen Bruder nicht schmeckt. Des Weiteren drangsalieren zwei Zwillingsschwestern den Jungen. Ein dunkelhäutiges Mädchen macht in deren Beisein mit, hat aber hinter deren Rücken eine Liebelei mit dem Backpfeifengesicht.

                                                    Der Junge hat außerdem einen Hang zu einer alten Legende über eine Hexe, die bösen Jungs den Gar ausmacht. Eines Tages begegnet der Junge der hässlichen Hexe im Wald und die Überlieferung der Legende stellt sich als falsch heraus. Die Hexe freundet sich nämlich mit dem Jungen an, der seinen Platz in einer Welt zu finden versucht, die keine Verwendung für ihn hat.

                                                    Die Hexe nimmt den Jungen in den Arm, sie schauen sich gemeinsam den Sonnenuntergang an, zerdeppern Gegenstände zum Frustabbau und sie steigt auch mal zu ihm in die Badewanne. Als sie zum Kleid der verstorbenen Mutter greift, geht das dem Jungen jedoch zu weit. Als die Hexe dann auch noch Menschen um ihn herum ermordet, bei denen sie glaubt, dass sie dem Jungen schaden, hat der Junge die Schnauze voll und das Unheil nimmt seinen Lauf. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

                                                    Auch wenn die Atmosphäre stimmig und stark von Schwermut, Vereinsamung und dem Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit geprägt ist, konnte ich mich auf das groteske Szenario bedauerlicherweise nicht einlassen, welches auch nicht wirklich in die Tiefe geht. Aufgrund ihres scheußlichen Erscheinungsbildes, schafft die Hexe zwar schon ein Gefühl der Bedrohung und wird auch gelegentlich gewalttätig, aber meistens steht sie etwas verloren in den Gegend herum oder wird der Lächerlichkeit preisgegeben.

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