Andy78 - Kommentare

Alle Kommentare von Andy78

  • 10

    Orchestrierte Beeinflussung im Internet kann mittlerweile Demokratien vernichten. Wen wundert es da, wenn ein völlig harmloses und typisch verkitschtes Disneymusical mit sympathischer Botschaft und Grundwerten, in unberechtigten Kritiken zur woken Gefahr pervertiert wird, was in einem kollektiven Aufschrei der Empörung über Umerziehung und Zwang zu Gutmenschentum gipfelt.
    Und so jammern vorwiegend erwachsene, männliche User über einen kuscheliges Märchen, man überschlägt sich erregt mit "0" Punkte Hassbewertungen und im Netz kreischen Boykottaufrufe und manche Kritiker empfehlen Ko**tüten.
    Das ist alles so drüber und hat so gar nichts mit dem Film zu tun, den wir am Wochenende gesehen haben. Wobei der unbeschwerte Genuss daran krankte, dass man bereits selbst schleichende Gedanken daran verschwendet hat, ob hier nicht doch Wokesein mit der Brechstange eintrichtert wird.
    Tatsächlich wird aber ein bunter Familienfilm geboten, der im Kino die Kinder ebenso abgeholt hat, wie uns Erwachsene, falls man sich nicht vom Sieg des Guten, emotionale Lieder und niedlichen Tieranimationen bedroht fühlt.
    Fakt ist, dass die meisten der Vorwürfe, deren Wahrheitgehalt die Verfasser ohnehin nicht interessiert, da man das Verrissene eh nie gesehen hat, haltlos sind.
    Der Reihe nach.
    Snow Whites Hautfarbe fällt überhaupt nicht auf und wird lediglich an 2 Stellen für die Handlung thematisiert, aber letztendlich spielt sie keine Rolle. Sie ist selbstverständlich.
    Schneewittchen wird auch zu keiner feministischen Anführerin, sondern agiert immer mutiger werdend mit Klugheit und Einfühlungsvermögen. Auch hier gibt es einige sehr schön umgesetzte Ideen.
    Disney hat seine Trickfilmadaption auch nicht bis zur Unendlichkeit entstellt. Im Gegenteil. Viele Szenen sind respektvoll 1:1 aus der Vorlage übernommen. Allein die die Bewegungen der Hexe unter ihrem schwarzen Umhang, die extravagante Evil Queen vor ihrem Zauberspeigelartefakt oder Schneewittchens Tanz sind eine Genuss.
    Gadot, Zegler und Burnap spielen mit Herzblut, Hingabe und Lust und die Lieder sind mindestens eingängig. 3 von ihnen fand ich sogar richtig gut.
    Ich gebe auch gern freimütig zu, dass mich einige Dinge sogar richtig angerührt haben. So waren die Szenen mit Dopey/Seppl tatsächlich was für´ s Herz.
    Zwar wirkte der gesamte Film überraschend minimalistisch und fast bühnenstückmäßig, aber es störte nicht. Es muss nicht immer monumental sein. Hier gibt es weder große Heere noch blutige Schlachten zu bestaunen. Hier siegt man durch Gefühle, Empathie und Zusammenhalt.
    Im Vorfeld hatte ich echte Befürchtungen wegen der Zwerge, die dann aber doch mit ihren unterschiedlichen Charakteren überzeugen konnten. Wobei mir persönlich 2 der 7 optisch etwas weniger gefielen. Allerdings fehlt mir die Phantasie, wie sie angemessener durch kleinwüchsige Darsteller zu interpretieren wären, von denen es zumindest einen im Film gibt, der aber nicht als Zwerg sondern Räuber zum Einsatz kommt.
    Letztendlich hätte ich lediglich auf die Gefährten des Räuberhauptmanns verzichten können, weil die eigentlich nur da waren. Ohne Eigenschaften. Ohne Relevanz.
    So verging der schöne Filmabend wie im Flug, ließ einen nostalgisch träumen und den Alltag vergessen.
    Unterm Strich bleibt es rückblickend noch sinnloser als ohnehin, dieser zauberhaften Interpretation mit Schaum vor dem Mund zu begegnen. Sie hat weder die Häme noch die pauschalen Vorwürfe verdient. Mögen die kollektive Empörung sich beim nächsten Mal doch besser den Dingen entgegenstellen, die unsere Welt tatsächlich bedrohen.
    Wegen der vielen ungerechtfertigten "0" Punkte Vergaben von mir 10 Äpfel für Snow White. Obwohl 7 Punkte vielleicht angemessener wären, da Schneewittchen jetzt auch nicht den WOW-Effekt hat, welchen ich aber auch nicht erwartet habe.

    9
    • 10
      Andy78 18.03.2025, 12:00 Geändert 20.03.2025, 14:49

      9 nutzende"Filmfreunde" haben diesen Film bereits ( ungesehen!) auf 0,7 abgewertet." Ein Schelm wer Böses dabei denkt...;/

      5
      • 10
        Andy78 17.03.2025, 16:27 Geändert 18.03.2025, 11:45

        Snow White erstrahlt in neuen Glanz, aber es muss diesmal nicht nur gegen die böse Königin bestehen...
        Was ist geschehen?
        Disney hat es tatsächlich gewagt das Wittchen, das doch wegen seiner strahlend weißen Haut erst zu seinem vollständigen Namen kam, zu entweihen und eine dunkelhäutigere Darstellerin zu casten, die sich auch noch kess über das Original äußerte und weniger makellos hübsch als die böse Königin in Erscheinung tritt.
        Doch damit nicht genug. Sie bringt auch noch mehrere Botschaften an junge Mädchen und Frauen mit. Und überhaupt...die Zwerge...
        Das alles schlägt dem Fass den Boden aus und es bleibt alten, weißen Männern und verirrten Frauen nichts weiter übrig, als das letzte Gefecht gegen die woke Diktatur auszurufen, die uns heimlich mit so schrecklichen Dingen wie Vielfalt, Gleichberechtigung und Vielfalt überfluten will und dabei dreist noch so tut, als wäre das normal.
        Disney muss endlich vernichtet werden, da der Konzern nach wie vor keine Einsicht zeigt und sich der Linie von Musk und Trump verweigert, die Minderheiten am liebsten ausradieren wollen und Empathie für eine widerliche Schwäche halten.
        Das alles ist ebenso maximal lächerlich wie tragisch. Auf X und FB kann man erleben, wie der Film, den fast noch niemand gesehen hat, mit Hass und Hetze überzogen wird. Das gilt auch für Rachel Zegler, die z.g.T. krass rassistisch und frauenfeindlich angegangen wird.
        Man klagt nicht die Diktatoren und Tech Milliardäre dieser Welt an. Auch nicht Armut, Hunger, Elend und Leid. Ein Märchen steht im Fokus der Wuttiraden, weil es wagt, einen angestaubten Klassiker von 1937! stellenweise aufzufrischen und Werte zu transportieren. Schneewittchen 2025 darf tatsächlich nicht nur tanzen, singen, putzen und ein naives Opfer werden. Es zeigt jungen Mädchen, dass sie ebenso tapfer und stark sein können, wie Männer - und lieben können - ohne sich dafür retten lassen zu müssen.
        Im Netz gibt es viel Häme, weil Zegler im Vergleich zu Gadot angeblich hässlich wäre. Das ist so krachend dreist, dass man dem Film nur dafür danken kann, dass er sich derart oberflächlichen Ansichten widersetzt.
        Es geht nicht mehr darum, wer die schönste Optik hat, sondern er zeigt, dass wahre Schönheit aus dem Herzen kommt. Und das ist keine schlechte wokeversiffte Botschaft.
        Das Remake erweitert den Snow White Kosmos um eine weitere Facette, während das Trickfilmoriginal unverändert parallel bestehen bleibt. Also warum die aufgepeitschte Erregung?
        Greta Garwig, die bereits Barbie zu weltweitem Ruhm verhalf, hat am Drehbuch mitgewirkt und ich bin sicher, dass die Story tiefgründig und gut sein wird. Es wird auch unaufgeregt alternativ erklät, wie das Mädchen zu seinem besonderen Namen kam, obwohl der für die Handlung keinerlei Rolle spielt. Tatsächlich griff man die naheliegendste Idee auf, die auch mir zuerst einfiel und die ich erhofft hatte.
        Seltsamerweise stößt man sich an derartigen Nebensächlichkeiten, aber dass in der klassischen Vorlage Snow Whits Mutter zur Mörderin ihrer eigenen Tochter werden oder sich die böse Königin horrormäßig in glühenden Schuhen zu Tode tanzen sollte, bleibt unbeanstandet. Welch Doppelmoral.
        Man kann es nicht allen recht machen. Das musste Disney erfahren, als es um die Besetzung der Zwerge ging. GoT-Dinklage beschwerte sich, dass kleinwüchsige Darsteller*innen nur als in Höhlen lebenende Märchenfiguren gecastet werden, während andere Betroffene lieber irgendeine Arbeit gehabt hätten. Man entschied sich nach Rücksprache mit dem Verband, der die Interessen kleinwüchsiger Menschen vertritt für die digitale Variante, die m.E. den ansonsten hervorragenden Seheindruck etwas trübt.
        Nachdem nachgebessert und verschoben wurde, startet Snow White nun endlich durch und ich wünsche ihm viel Erfolg. Gerade weil das Netz tobt, hasst, hetzt und Häme ausschüttend zum Boykott des ach so furchtbaren Films aufruft, den noch niemand außer den professionellen Kritikern bisher gesehen hat. Und die waren in der Überzahl nahezu begeistert von dem Charme der Realverfilmung.
        Schneewittchen hat als Zielgruppe keine wutbürgernden Ewigmotzer und Nörglerrebellen die eine pervertierte Freude dabei empfinden, wenn die Adaption scheitern würde.
        Das verträumte Märchenmusical lädt alle Altersgruppen herzlich ein, die den Klassiker mögen und trotzdem bereit sind liebenswerte Änderungen zu akzeptieren, die bereichern statt einzuengen.
        Ich persönlich freue mich sehr auf die Kreativität der Macher, die wie bereits im Trailer erkennbar, den Charme des Trickfilms detailreich und hervorrragend leidenschaftlich einfängt.
        Ich wünsche mir in diesen schrecklichen Zeiten eine Flucht aus dem Alltag und ein Happy End bei dem das Gute siegt und man sagen kann: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute...<3

        7
        • 9
          Andy78 12.01.2025, 01:57 Geändert 12.01.2025, 15:52

          Eine gefühlte Ewigkeit stand Eyes of Crystal unbeachtet im Regal, bis ich heute entschied, ihn endlich zu entdecken und ich muss sagen: Wow! Es hat sich gelohnt!
          Wie könnte man den Film kurz und knackig beschreiben?
          Vielleicht als modernen, kleinen Giallo, der erwachsen statt pubertär nahezu alle positiven Genreelemente hervorragend vereint.
          In Augen aus Kristall gilt es einem Serientäter das grausame Handwerk zu legen, bevor dieser sich die nächsten Opfer sucht, mit deren Tod er ein recht spezielles Ziel verbindet.
          Und so finden wir neben einer/m psychisch angeschlagenen Täterin/er, skurrile Mordmotive, schöne Frauen in Gefahr ( samt unschmuddeligen Busenblitzern ) , einen anständigen Killcount, pervertierte - optisch unangenehme - Leichenschändungen und Polizeibeamte, die unter ihren Traumen leiden. Dazu kommen ein interessanter Score, eine tolle Atmosphäre und eine erstklassige Bildsprache. Insbesondere die vielfältigen Kameraperspektiven möchte ich hier wertschätzend hervorheben. Erfreulicherweise beschränken sich die hektischen Schnitte und die Wackelkamera nur passend auf einige inhaltlich wildere Szenen.
          Zu Beginn erschien mir alles irgendwie zu trostlos, schmutzig und unangenehm, aber im Verlauf gewöhnte ich mich daran und konnte den Look durchaus schätzen.
          Mir gefielen ebenso zunehmend die kurz und knapp auf den Punkt gebrachten Dialoge, die überdies sehr gut synchronisiert wurden.
          Als kleinen Kritikpunkt mag man die ein oder andere Umdrehung zu viel im Handlungsverlauf ansehen, aber letztendlich wurde alles stimmig und weitgehend logisch aufgelöst und auch der mythische Kontext kippt nicht ins Surreale.
          Wir wurden jedenfalls ohne gefühlte Längen bis hin zur irgendwie schon überraschenden Auflösung tatsächlich hervorragend unterhalten. Weshalb also nicht mit einer hohen Punktzahl belohnen?
          Allen Gialli- und Serienkillerfans sei der rustikale Meuchelstreifen, der m.E. völlig zu Unrecht weniger Aufmerksamkeit bekommen hat, jedenfalls vobehaltlos an´´´´ s Herz gelegt. Es sei denn, man hat eine ausgeprägte Puppenphobie. ;)

          5
          • 9 .5
            Andy78 24.11.2024, 02:05 Geändert 24.11.2024, 13:43
            über Clock

            Und wieder hat das ANGEBLICH so brave Disney+ es vermocht, mich zu überraschen. Statt einer befürchteten weiteren Variante von Rosemary´ s Baby, schickt "Clock" die überzeugend aufspielende Hauptprotagonistin auf ihren ganz eigenen Horrortrip.
            Wie ein unerfüllter Kinderwunsch eine Beziehung belasten kann, dürfte wohl fast jeder aus dem eigenen Umfeld zumindest schon einmal am Rande mitbekommen haben, aber was, wenn das Problem darin besteht, diesen Wunsch überhaupt nicht zu verspüren?
            Oberflächliche Konsumierer mögen das Geschehen fälschlich in der "Frauenthema" Schublade verorten, dabei betrifft die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, familiären und letztendlich persönlichen Erwartungen im Grunde jeden von uns im Laufe seines Lebens.

            Tatsächlich empfand ich es auch sehr interessant, wie respektvoll und berührend hier die jüdische Vergangenheit eingeflochten wird, die für die moderne und offene "Ella" bis in die ja wieder ( oder immer noch? ) teils traurige Gegenwart nachwirkt.
            Wie ihr Seelenzustand durch Effekte, Farben, Formen, Klänge uvm. unaufgeregt, aber treffend bebildert wurde, hat mich ebenso bei der Stange gehalten hat, wie das tolle Spiel zwischen Dianna Agron und Melora Hardin als ihrem Gegenpart , der als undurchsichtig visionäre Ärztin, die in ihren Patienten in erster Linie zwar vorgibt den Menschen zu sehen, aber Empfindungen "reparieren" möchte, für Unbehagen sorgt.

            Erfreulicherweise überlagern auch die etwas expliziteren Szenen nie die progressive und unverkitschte Grundaussage des wichtigen Stoffes, der insbesondere nach der letzten Szene nachdenklich zurücklässt. Ein weiterer Pluspunkt.

            Ein Film den Donald Trump nicht begreifen und "hassen" würde. Ich mochte ihn sehr.

            Eine solide 8/10...Für die zählende Bewertung allerdings 1,5 Pünktchen mehr, weil ich wieder einmal nicht nachvollziehen kann, wie ein überdurchschnittlich guter Film ins Mittelmaß gedrückt werden. Auch wenn ich ahne weshalb.

            So wurde der Streamingabend zwar anders als erwartet, aber er hat mich erfolgreich abgeholt und sogar dazu gebracht, diese Kritik 2x zu tippen, nachdem der erste Speicherversuch erfolglos blieb. Wenn das kein Beleg für die Ernsthaftigkeit meiner positiven Einschätzung ist, dann weiß ich auch nicht. ;)

            4
            • 10
              Andy78 17.11.2024, 03:09 Geändert 17.11.2024, 17:17
              über Carved

              Es wird wohl Zeit, mal wieder den Hintern hochzukriegen, um eine Lanze für den drolligen Kürbishorror zu brechen, den ich kürzlich bei Disney+ entdeckt habe und der sich sofort in mein Herz geschlichen hat.
              Wie ist ihm das gelungen, obwohl die Story ebenso schräg, wie die overactenden Charaktere ist und man immer wieder das Gefühl bekommt, dass es sich hier um eine independentmäßige Trashproduktion mit Herzblut und Charme handelt?
              EBEN GENAU DESHALB!

              "Carved" ist in meinen Augen tatsächlich eine kleine, aber feine Low Budget Perle, die man eigentlich sofort mögen muss, wenn man nicht gerade mainstream-, blockbuster - oder Torture Porn geschädigt ist und auch minimalistischen Produktionen gern eine Chance gibt.

              Der Titel hat tatsächlich eine gewisse Bedeutung für die Handlung und wird hier deshalb nicht genauer erklärt, aber dass ein aggressiver Killerkürbis mit Mission die Einwohner eines kleinen Örtchens malträtiert und dabei recht rabiat und fies zur Sache geht, darf schon verraten werden.

              Ich war tatsächlich sehr positiv davon überrascht, dass der überaus clevere Kürbis so brutal und zeigefreudig zur Sache geht und jede Killertomate neidisch verblassen lässt, was auch den Bodycount in angemessene Höhen treibt.

              Die Figuren agieren zudem recht drollig und es bleibt auch Zeit für die ein oder andere Gefühlsduselei und für Humor, der mal mehr oder weniger zündet, aber zumindest unterhält. Die schallenden Lacher blieben zumindest bei mir aus, aber ein keckes Schmunzeln wurde zumindest bei mir/uns immer wieder angetriggert.

              Carved bleibt für mich bei allen Abstrichen und realistischen Nicht-Erwartungen eine knuffige Überraschung, die mir als sehr sympathisch in Erinnerung bleiben wird.

              Ich habe mich sehr gefreut ihn zufällig entdeckt zu haben und auch die OmU - Fassung hat mich Null gestört. So bleibt immerhin eine schlechte deutsche Synchro erspart, die kleinen Produktionen oft den Todesstoß versetzt.

              Ich vergebe von Herzen 8/10 Punkte, aber für die zählende Wertung 10, da manche Zeitgenossen ihn für mich nicht nachvollziehbar unter der Gürtellinie abstrafen.

              5
              • 8
                Andy78 16.06.2024, 01:13 Geändert 16.06.2024, 06:29

                Bevor Jeanny aus der ARD Mediathek in wenigen Tagen verschwindet, wollte ich ihr dann doch noch schnell einen Besuch abstatten, um ihr womöglich trauriges Schicksal als bereits 5. Mädchen einer Mordserie an jungen Frauen zu verfolgen, das bereits der große Falco in verschiedenen Teilen in den 80ern besungen hat und das final erst 2009 mit The Spirit Never Dies endete.
                Ein Popsong als Filmidee? Schon damals kalkulierte dieser ja beträchtliche Aufmerksamkeit bezüglich des morbiden Themas und der Vermischung von Schein und Wirklichkeit herbei. Warum nicht? dachte sich wohl auch Andreas Kopriva, der die Regie verantwortete. Andreas Karlstöm und Thorsten Wettke entwickelten ein passendes Drehbuch, das m.E. weder zu wenig noch zu viele Worte macht und trotz Überlänge flüssig unterhält und dem Publikum emotional Andockmöglichkeiten bietet.
                Mich überzeugte bereits der im positiven Sinn nach Aktenzeichen XY anmutende unheimliche Beginn, der suggerierte, dass hier die ahnungslose Jeanny ihren späteren Mörder getroffen hätte.
                Tatsächlich ist es gelungen, mich dann über die gesamte Laufzeit bei der Stange zu halten, was insbsondere dem tollen Spiel von Theresa Rhiess als in permanenter Gefahr schwebende Jugendliche und Manuel Rubey als schwer einschätzbarem Mordverdächtigen mit Charme und Wahnsinn zu verdanken ist. Aber auch Patricia Aulitzky und Steffen Schroeder als verzweifelte Eltern eines Opfers agieren absolut überzeugend.
                Als kleinen Wermutstropfen habe ich die deutlich älter wirkende Optik der Hauptdarstellerin wahrgenommen, die allerdings in Mimik, Gestik und Reaktionen schon den Ton einer 19 Jährigen trifft.
                Kritisch könnte man auch anmerken, dass die Handlung im Verlauf dann vielleicht einige Pirouetten zuviel dreht, um noch glaubwürdig zu sein. Da für mich das Gesehene aber den Hauch eines Giallos atmete, den ich als Genre sehr mag, hat mich das letztendlich nicht gestört. Auch wenn man gerade bei der "Doppelten Lottchen" -Metapher ein Auge zudrücken muss.
                Unterm Strich kann ich den Fall als sehenswert einordnen und danke für die kurzweilige etwas andere Unterhaltung, die soundtechnisch wunderbar atmosphärisch mit Variationen von Falcos Komposition abgerundet wurde.
                P.S. Wer noch schauen möchte, wenige Tage bleiben noch...

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                • 8 .5
                  Andy78 09.06.2024, 01:38 Geändert 09.06.2024, 14:12

                  Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Das erste Omen eigentlich im Kino unterstützen wollte und es verpasst habe. Ich dachte, dass mir noch Zeit bleiben würde und plötzlich entdecke ich es bei Disney+ und konnte es nicht glauben.
                  Aber neben allen anderen Teilen der Reihe hat nun auch die Vorgeschichte der teuflischen Saga in Rekordzeit ihren Weg in die Streamingwelt gefunden. Und das obwohl hier ein richtig toller und hochwertiger Film geboten wird, der auf die große Leinwand gehört.

                  Ich bin kein Omen-Experte, aber ich kann mich gut erinnern wie mich der Film als Kind verstört hat und die beeindruckenden Todesszenen sind neben dem Raben, der tollen Leistung von Peck und Remick und dem phantastischen Score fest in meinem Gedächtnis eingebrannt. Überdurchschnittlch gemocht habe ich die Story um den Antichristen dennoch nie, weil sie zu den ersten gehörte, die mir vor den Kopf knallte, dass es im Film wie im Leben nicht immer mit dem Triumph des Guten endet.

                  Nun entführt uns Stevenson also per Zeitreise in das Jahr 1972? nach Rom und die Bilder sind von Beginn an phantastisch durchkomponiert. Jedes Detail ist mit Leidenschaft und Respekt für die ursprüngliche Story gestaltet und hat mich in allen Belangen überzeugt.
                  Nell Tiger Free spielt wunderbar auf und auch Sônia Braga ist als teuflische Gegenspielerin nicht von schlechten Eltern. Ebenso gibt es 2-3 eindringliche Todesszenen und den angedeuteten Leibhaftigen zu bewundern. Auch die üblichen Jumpescares sind wohldosiert und hübsch arrangiert.

                  Ich habe ab und zu den Vorwurf gelesen, dass der Verlauf der Geschichte leicht erahnbar wäre, aber wie könnte das auch anders sein, wenn man bereits deren Ende kennt? Umso interessanter war für mich der Weg dorthin. Und der überzeugt.
                  Als sich letztendlich der Kreis schließt und das bekannte musikalische Thema einsetzt hat mich dann sogar noch die Nostalgie gepackt und ich habe es bereut, die gelungene Interpretation zu lange ignoriert zu haben.

                  Gab es den großen Wow-Effekt? Nein. Aber die Arbeit liegt immer noch deutlich über dem Durchschnitt dessen, was sonst oft schnell und lieblos heruntergekurbelt wird.
                  Tatsächlich habe ich auch erstmals den Plan, der sich um die Kirche, die z.T. erwartungsgemäß nicht gut wegkommt und Satan höchstpersönlich verstanden, weil die Erklärungen kurz und präzise eingebunden werden und ich mittlerweile alt genug bin, um deren Perversion zu verstehen. Insofern müssen Neueinsteiger den Klassiker nicht kennen und es hat sicher auch seinen Reiz das Ganze chronologisch zu sehen.

                  Mein persönlicher Höhepunkt des Films war dann aber ein eher unspektakuläres Foto, das irgendwann im Film erscheint und mir ein wehmütiges Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Diejenigen, die den Film bereits gesehen haben, werden wissen, was ich meine und die anderen sind hoffentlich genug angetriggert, um der Vorgeschichte um den Antichristen ihre Aufwartung zu machen. Er hat es verdient.

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                  • 10
                    Andy78 27.05.2024, 01:01 Geändert 27.05.2024, 01:16

                    Was soll ich sagen? Wenn es nichts zu meckern gibt, gibt es nunmal nichts zu meckern.
                    Uns hat der neue Polizeiruf um eine verkohlte Frauenleiche in einem stillgelegten Gebäudekomplex tatsächlich begeistert und dabei war er alles andere als spektakulär.
                    Die Umstände, die mich zu einer Empfehlung brachten, waren dabei recht ungewöhnlich. Ich habe versehentlich nur die knapp 10 letzten Minuten des Films gesehen und die haben mich trotz bekannter Lösung des Falls so getriggert, dass ich die komplette Geschichte sehen wollte. Dafür wurde ich umfänglich belohnt.
                    Mit tollen Dialogen, die dem mindestens ebenso tollen Ermittlertrio ( Wokalek, Zinner, Euler ) in den Mund gelegt wurden, einer Stoy, die zwar relativ bekannt vorkam, aber durch stimmige Bilder abseits vertrauter Sehgewohnheiten auch überraschen konnte, dem Transport von nachvollziehbaren Gefühlen und einem wundervoll passenden Score.
                    Wie sich das raffinierte Spiel um Manipulation von Verdächtigen bis ins Privatleben hinein auswirkte und letztendlich auch einen Hauch von Tragik generierte, belegt dabei die Begabung von Alexander Adolph, der Buch und Regie verantwortet.
                    Interessanterweise haben mich die letzten Bilder optisch an das Ende von "Opera" erinnert, der als Giallo natürlich völlig andere Stilmittel aufbietet. Trotzdem mochte ich meine Assoziation.
                    Bis hin zum konsequent ( moderat ) emotionalen Ende erreichte mich das Ergebnis umfassend und ich bin froh, es dank der Mediathek nicht verpasst zu haben.
                    Mein Fazit: Nachdem bereits der erste Fall von Kommissarin Blohm deutlich über dem Durchschnitt der üblichen Fernsehkost lag, kann auch mit dem atmosphärischen "Funkensommer" das hohe Niveau gehalten werden.

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                    • 0 .5

                      Ich bin über das wunderbare "In Heaven" auf den Film aufmerksam geworden. Leider wurde mir bereits nach dem Trailervideo regelrecht übel. Das kann ich selbst dann nicht würdigen, wenn der Film eine schwere Entstehungsgeschichte hatte...

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                      • 9
                        Andy78 20.11.2023, 01:40 Geändert 20.11.2023, 01:43

                        Dass mich der "Vergebungs"-Tatort so abholt, hätte ich tatsächlich nicht erwartet. Eigentlich bin ich sogar nur widerwillig drangeblieben. Umso dankbarer bin ich für die 90 min interessant - solider Krimiunterhaltung, die das Publikum geschickt bei der Stange hält, weil man schon wissen möchte, wer den krebskranken Matthias evt. ertränkt haben könnte oder ob sich doch ein persönliches Drama abgespielt hat. Im Verlauf erlaubt es einem der Autor zwar inmitten des Films, die Lösung zu erahnen, aber ich fand das nicht störend, da der Abgleich zwischen Finale und Vermutung durchaus stimmig war.
                        Genauer. Mir hat sehr gut gefallen, dass das Drehbuch trotz kleiner Wendungen, eine letzten Endes geradlinig schnörkellose Auflösung präsentiert, die durchaus nachvollziehbar ist und obendrein zu berühren weiß.
                        Ja, das Ganze kommt mitunter ruhig daher, aber passt für mich so durchaus zur vielschichtigen Thematik um Sterbehilfe, Lebenslügen und Schuld. Tatsächlich ist Jürgen Hartmann als zwielichtig zerrissener Pathologe in seiner Rolle absolut beeindruckend.
                        Auch die Ermittler agieren und formulieren so wie echte Menschen, die diesmal nicht von familiären Belastungen erdrückt werden, was angenehm rüberkommt.
                        Erwähnen möchte ich noch den perfekt untermalenden Score, der ja oft nicht gewürdigt wird.
                        Schwere Kost - passend zum Volkstrauertag - aber durchaus sehenswert...

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                        • 9 .5
                          Andy78 14.10.2023, 23:33 Geändert 16.10.2023, 18:52

                          "Wohin gehören Vorurteile?" Über Bord!
                          Lange hab ich den Film ignoriert, weil ich auf ein mutmaßlich lahmes Kammerspiel in luftiger Höhe keinen Bock hatte, aber heute Nacht wurde ich für die Überwindung meiner Voreingenommenheit belohnt.
                          Ich nehm´ s vorweg: Der sympathische "Fall" war in jeder Hinsicht ein Genuss. Toller, kleiner Cast, super Score, fiese, wendungsreiche Story, beeindruckender Schauplatz, faszinierende Aufnahmen...und das alles trotz geringem Budget, von dem ich erst im Nachhinein gelesen habe.
                          Erstaunlicherweise fand ich den Streifen sogar spannend, OBWOHL ich vorher in verschiedener Hinsicht gespoilert wurde. Über den Inhhalt muss man eigentlich kein Wort verlieren, weil der Blick auf´ s Cover reicht, um zu wissen, wohin die Reise geht. Die Warnung den Blick vom Trailer zu lassen, möchte ich an dieser Stelle diesmal verbal unterstreichen, weil er viel zu viel an optischen Eindrücken vorweg nimmt.

                          In "Fall" schindet niemand Zeit oder langweilt mit unnötigem Füllmaterial. Hier hat jedes Detail seine Bedeutung, die sich teils erwartbar und teils überraschend im weiteren Verlauf offenbart. Hier wird nicht abgesessen oder lange gejammert. Es passiert immer irgendwas. Die taffen Mädels versuchen tatsächlich todesmutig eine Menge, um vielleicht doch noch zu überleben. Und an verschiedenen Stellen dachte ich mit feuchten Händen nur: "Das machen die doch jetzt nicht wirklich!" Und sie haben es getan...;) Dabei agieren sie bei fortschreitender Story keineswegs dumm und auch persönliche Probleme hemmen das Tempo im Storyverlauf nicht.
                          Dabei mutiert auch niemand aufdringlich zur unnahbaren Heldin, sondern die Charaktere bleiben stets menschlich und berühren emotional.

                          Ich habe im Nachhinein gelesen, dass einige kritisieren, der Film wäre zu unrealistisch oder die Personen würden viel zu leichtsinnig handeln. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Wo ist Phantasie erlaubt, wenn nicht im wundervollen Medium Film und würde jeder Charakter vernünftig agieren, gäbe es den Film nicht, von dem nach seinem Achtungserfolg im Kino ( in Deutschland erschien er LEIDER nur für´ s Heimkino ) und seinem Megadurchbruch im Stream inzwischen sogar eine Fortsetzung geplant ist. Was ein herber Verlust für das Survivaldramagenre gewesen wäre!
                          Bei diesen begabten und motivierten Machern, die bewiesen haben, dass man für ein frisches und lebendiges Filmabenteuer kein Megabudget benötigt, wäre ich sofort wieder mit dabei!
                          Wer es noch nicht getan hat...Gebt den Mädels eine Chance!

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                            Andy78 18.09.2023, 01:24 Geändert 18.09.2023, 03:37

                            Ja, was war denn hier los?! Der neue Polizeiruf traut sich richtig was, setzt sich mit diabolischem Grinsen krachend zwischen alle Stühle und wird erst dadurch richtig gut!

                            Eine neue Komissarin versucht mit ihrem neuen Partner einen Mordfall zu lösen, bei dem allem Anschein nach ein Täter zum Opfer wurde und gerät dabei zwischen alle Fronten.

                            Und die Fülle der aufgefahrenen Themen hat es in sich.

                            Wokebewegung, Gendern, Folter, Flucht, Rassismus, Homophobie, Vergewaltigung und Rufmord, Transgender, staatlich veordnete PC...Die Liste ließe sich fortsetzen.

                            Bereits in der zweiten Szene dürften rechtspopulistisch affine Wutbürger*innen Schnappatmung bekommen. Da schaut doch die Komissarin in einem öffentlichen Verkehrsmittel tatsächlich in multikulturelle Gesichter! Ja, will uns denn der "Staatsfunk" schon wieder umerziehen und das erledigen, was Barbie nicht geschafft hat?!

                            Und dann ist der neue Kollege auch noch PoC im feinen Anzug und mit einem arroganten Zug um die Mundwinkel. Klar wohin die Reise im durch Zwangsgebühren finanzierten Belehrungs-TV geht.

                            Oder eben auch nicht.

                            Die Polizeiführung setzt auf verlogene "Alle lieben sich" PC Propaganda und halten sich an Sprachvorschriften auf, die brisante Entwicklungen lediglich notdürftig übertünchen. Im Dienst wird dagegen gekifft, gestritten, keineswegs nur politisch korrekt diskutiert oder auch getanzt...Was für meinen Geschmack zu zwei herrlichen Szenen führte, die ich so nicht erwartet habe und die obwohl skurril überhöht, so gar nicht albern rüberkamen und positive Emotionen zu wecken verstanden.

                            An der Uni scheint tatsächlich eine Art woker Diktatur zu herrschen, die selbstgefällig und larmoyant verbal alles plattwalzt, was nicht in den Kram passt. Auch hier wird dem Affen vom Drehbuch her ordentlich Zucke gegeben und alles aufgefahren, was es auch an Auswüchsen, beim eigentlich gut Gemeinten gibt. Sympathieträger ? Leider Fehlanzeige. Aber immer durchweg interessante Figuren, die sich spannende Wortgefechte liefern, wenn man zur Abendstunde noch intellektuell folgen kann. Und auch die altkluge, verzogene Rotzgöre fehlt in der einseitigen Aufreihung nicht.
                            Hier wurde meine Schmerzgrenze zugegeben erreicht, da es plakativ nur eine an Diffamierung grenzende Collage von extremen Ansichten gab. Diese gibt es zwar im realen Leben. Aber ebenso auch zuhauf deren ungerechtfertigte Diffamierung bis hin zu Bedrohungen und darauffolgenden Taten. Davon lange kein Wort.

                            Aber zwischen den Zeilen verstehen es Drehbuch und seine hervorragend agierenden Darsteller*innen ( Dank an Johanna Wokalek, Bless Amada und Stephan Zinner ) dann doch auch immer wieder emotional berührend eine weitere Facette aufzumachen, die tasächliche Probleme benennt und die auch unaufgeregt Situationen kreiert, die entspannte Lösungen anbieten, die bedauerlicherweise aber wohl eher nicht den Alltagstest bestehen dürften und die trotzdem einfach schön sind. Hier wird gegenseitige Azeptanz nicht von oben vorgeschrieben, sondern einfach gelebt.

                            Interessant fand ich z.Bsp. auch wie geschickt der Autor die Polizei gleichzeitig kritisiert und verteidigt oder wie vielschichtig die Rollenfigur des nur nach außen komplett souveränen Otto Ikwuakwu angelegt war.

                            Gerade gegen Ende mit der Lösung des Falls offenbart sich zudem, wie ernst der progressive Polizeiruf seine Themen dann doch nimmt. Ohne simple Schuldzuschreibungsschablonen...

                            Vielleicht zeigt so mancher nach Sicht dieses ungewöhnlichen Krimis dann doch etwas mehr Bereitschaft, seine kleine Blase zu verlassen und sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen, anstatt sich von in der Gesellschaft real und virtuell Stimmung schürenden Populist*innen gegeneinander aufhetzen zu lassen, die Ängste triggern und einfache vermeintliche Antworten auf globale Probleme herbeiraunen, während Menschen entzweit und als Problem stigmatisiert werden.

                            Ich war jedenfalls über 90 min hin- und hergerissen, wie ich "Little Boxes" letzendlich beurteile, aber gegen Ende hat mich das Konzept komplett abgeholt. Wie das Drehbuch allen Seiten den Spiegel vorhält und dabei ordentlich rundum auf die Füße tritt - ohne sich vereinnahmen zu lassen - um dann doch ernsthaft Problemen aufzuzeigen, habe ich so versiert und gleichzeitig überraschend in dieser Form so noch nie gesehen.

                            Ich hoffe stark, dass dieser ohne plakatives Sendungsbewusstsein engagierte Film so verstanden wird, wie er sich gemeint hat und die verdiente Wertschätzung erfährt.

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                              Andy78 16.09.2023, 21:00 Geändert 17.09.2023, 06:16

                              Endlich ist es mir im Rahmen der UCI Kinowelt Aktion gelungen, an Bord der Demeter "anzuheuern" und ich habe es - im Gegensatz zu den armen Seelen der Crew unter Kapitän Eliot - auch keineswegs bereut.
                              Die klassische Horrormär um den nach Blut dürstenden Fürsten der Karpaten entstammt ja einem kurzen Buchkapitel von Bram Stroker, in dem beschrieben wird, wie es der untote Adlige nach England geschafft hat und wurde nun auf Spielfilmlänge gestreckt, was ich allerdings nicht als negativ wahrgenommen habe.
                              Im Gegenteil: die Story wirkt so geradlinig, schnörkellos und kompakt. Und das gebotene Gruselabenteuer mit Abenteuertouch hat etwas angenehm Nostalgisches, das mich an Filme der einst legendären Hammerstudios erinnert hat. Und was von Moby Dick Charme war ebenso dabei.
                              Leider weiß man bereits zu Beginn, wie es endet, aber immerhin bleibt noch die Frage, ob jemand dem übermächtigen Bösen nicht doch noch entkommen kann. Und da die Charaktere recht sympathisch gezeichnet wurden, wünscht man ihnen nicht - wie bei schlechten Produktionen - als Kanonenfutter zu enden.
                              Die Hauptrolle spielt in meinen Augen allerdings - neben dem effektiv zur Identifikationsfigur taugenden Clemens - dargestellt von Corey Hawkins, die Demeter, die wirklich eindrucksvoll in Szene gesetz wurde und den Film zum großen Teil trägt. Natürlich neben dem phantastischen Score von Bear McCreary, den ich zum Niederknien fand. Da macht das Abspanngucken gleich doppelt soviel Spaß!
                              Dracula orientiert sich diesmal optisch an Max Schrecks Nosferatu und er agiert größtenteils als gandenloses Monster, denn als Frauen betörender Gentleman. Dabei wirkte er mitunter etwas "blutleer" , was man einem Vampir allerdings nachsehen sollten. Seine Verkörperung durch Javier Botet hat mich aber letzendlich überzeugt.
                              Jedenfalls kommt dieser Blutsauger nicht zum Verführen. Und sein brutal - gnadenloses Vorgehen ist nicht von schlechten Eltern, wenn auch kein Splatterfeuerwerk abgeschossen wird.
                              Was mich diesmal ein wenig genervt hat, war das Handeln der Figuren, die m.E.noch leben könnten, wenn sie effektiver agiert hätten. Ja, man darf keine Logik erwarten, aber dass sie einen Mörder, der nur im Schutz der Dunkelheit übermenschliche Kräfte hat, nicht am Tag besiegen können, war schon etwas bitter konstruiert.
                              An einigen Stellen schafft es die Story aber sogar zu überraschen und auch die hinzuerfundenen Figuren waren im Kampf gegen repetitive Eintönigkeit an Bord sehr willkommen. Wer sich hier trotzdem über eine angebliche Woke- und PC-Umerziehung erregen möchte, möge beim ersten Sonnenlicht zu Staub zerfallen.

                              Letztendlich ist The Last Voyage of the Demeter ein unterhaltsamer, kleiner, aber feiner Beitrag zum Dracula-Franchise geworden, der sich angenehm basal an dessen Wurzeln orientiert und sich die Kinoleinwand redlich verdient hat.
                              Deshalb auch meine Bitte ihn im Kino des Vetrauens zu unterstützen.

                              P.S. Und es wird langsam Zeit Strokers Roman zu lesen...

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                                Andy78 03.08.2023, 18:53 Geändert 08.08.2023, 04:17

                                Am verregneten Urlaubstag ins Kino und wenig erwartet, aber dann bin ich in eine Art skurriler Séance mit Jugendlichen geraten, die ihrem trüben Alltag entfliehen wollen und dabei Maß und Ziel aus den Augen verlieren. Das kann doch eigentlich nur böse enden oder? Denn bedenke: Die Toten respektlos herauszufordern, hat sich bisher immer bitter gerächt!
                                Ich nehm´ s vorweg: Was die australischen Zwillingsbrüder Danny und Michael Philippou in ihrem ersten "Langfilmdebüt" nach wohl auch erfolgreichen Netzvideos hier auf die Beine gestellt haben, ist mehr als respektabel.
                                Aus eigentlich bekannten Versatzstücken wird etwas Frisches geschaffen, das in eigentlich allen Bereichen punktet und gleichzeitig klassische Horrorelemente nostalgisch aufpoliert.
                                Wo fange ich da an zu loben?
                                Bei den tollen, unverbrauchten Darsteller*innen, die von ihren Gefühlen her absolut authentisch wirken, was auch optisch unterstrichen wird, da hier niemand einem Katalog für makellos - künstliche Optik entsprungen ist? ( Was ich in den typischen US -Produktionen allerdings auch durchaus honrieren kann.;)) Man spürt, dass hier junge Filmemacher mit Leidenschaft am Werk waren, die noch wissen, wie die Jugend spricht und fühlt.
                                Auch die zu keinem Zeitpunkt selbstzweckhaften Gewaltszenen sind schmerzhaft beeindruckend, obwohl sie den Film nicht dominieren, der tatsächlich auch auf der emotionalen Tragikschiene hervorragend nachwirkt und typische Probleme Heranwachsender schnörkellos thematisiert. Hier leiden "echte" Menschen!
                                Makeup, Effekte, Setting, Drehbuch, Schnitt, Regie und der keinesfalls zu vergessene stimmige Score sind beeindruckend!
                                So hat mich nicht einmal Evil Dead Rise, den ich sehr mochte, abgeholt. Allerdings dominierte dort auch das Phantastische, während hier selbst gruselig morbide Toröffnungsreliquien glaubhaft wirken.
                                TALK TO ME! hat eine wahnsinnig präzise Balance und weiß genau, was er beim Publikum erreichen will. Und tatsächlich hat alles seine Bedeutung, die am Ende perfekt abgerundet wird.
                                Ich kann nur appellieren, diesen grandiosen Film zu unterstützen, der einem eigentlich nichts "sensationell" um die Ohren haut, aber trotzdem richtig gut funktioniert und rundum sympathisch wirkt, ohne sich dabei je platt anzubiedern. Und wer mag, kann hier zudem eine gesellschaftskritische Allegorie entschlüsseln, die ebenso erschreckend wie traurig Probleme der Jugend thematisiert und auch Schmerz und Verlust gefühlvoll beschreibt.
                                Als wir aus dem Kino kamen, waren wir uns spontan einig, dass wir etwas irritierend Gelungenes gesehen haben, das eigentlich zu gut war, um wahr zu sein und so wurde begonnen nach Schwachstellen zu suchen, die es auch geben wird. War er teils zu sperrig? Zu ungewohnt? Zu ruppig? War das Budget zu überschaubar? Völlig egal! Ich habe rundum zufrieden lächelnd, gern darauf verzichtet...
                                P.S. Und das Herz gibt es zudem, weil in der Hardcoreversion von The Sixth Sense penetrante Jumpscares Hausverbot haben, die toller Horror nunmal nicht inflationär nutzt.

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                                  Andy78 30.05.2023, 00:07 Geändert 29.06.2024, 02:05
                                  über X

                                  Wir schreiben das Jahr 1979 in dem sich eine Gruppe junger Leute ins schwüle Texas aufmacht, um aus unterschiedlichen Motiven unbehelligt, auf einer Farm Erwachsenenunterhaltung abzudrehen. Leider wissen sie unheilvolle Vorzeichen nicht zu deuten und so wird die unfallzermatschte Kuh am Straßenrand den erwartbaren Blutzoll nicht alleine zahlen.
                                  Vor der ersten Sichtung wusste ich grob über den Inhalt bescheid und hatte entsprechend keine besonders hohen Erwartungen an evt.bevorstehende Überraschungen. Allerdings kannte ich frühere Werke des Regisseurs Ti West und war mir sicher, dass mich der Retrohorror immerhin nicht entäuschen würde.
                                  Und um es vorweg zu nehmen, der Horrorslasher hat mich abgeholt. Er hat mich sogar "gekriegt", wie schon lange kein Genrebeitrag mehr.
                                  "X" steht im Film für die Pornoschiene "X-rated, also die Altersbeschränkung für Sex und Gewalt, aber ebenso für den "X" - Faktor, die gewisse Ausstrahlung, die für Starruhm erforderlich ist und nach der in zahlreichen Talentshows oft auf zweifelhafte Art gesucht wird.
                                  Diesen Traum verfolgt die phantastische Hauptdarstellerin Mia Goth, die mir in ihrer spröde authentischen Art ausgesprochen gut gefallen hat.
                                  Zu einem Slasher gehören für mich typische generische Parameter, eindrucksvolle Kills und ein angemessener Bodycount. Und wenn dann noch Charaktere hinzukommen, denen ich nicht den Tod wünsche - umso besser.
                                  All das hat der atmosphärische "X" für mich erstaunlich gut erfüllt. Wobei ich über die 16er FSK Freigabe baff erstaunt bin. Auch wenn die Gewalt nicht den Film dominiert, sind die entsprechenden Szenen ausgesprochen hart und kompromisslos. Ich fand sie tatsächlich schwer erträglich und ausgesprochen gut gefilmt. Dasselbe gilt auch für die "Schmuddelfilm"-Anteile, die m.E. den Hauch ihrer Zeit nostalgisch einfangen konnten, ohne dabei die Darsteller*innen vorzuführen. Aber Vorsicht! Wer hier ernsthaft pornografische Schlüpfrigkeit erwartet, wird enttäuscht. "X" ist ein Horrorfilm im ehrenden Fahrwasser von TCM, der das Pornomilieu thematisiert und kein Porno mit Gewaltelementen.
                                  Mich hat "X" auf viele Arten positiv überrascht. Mal waren es die Dialoge, mal die überdurchschnittlichen Darstellerleistungen - ich habe mich als SCREAM-Fanboy gefreut Jenna Ortega zu sehen - , mal der Härtegrad oder der Humor. In einigen Szenen habe ich tatsächlich mit meinem Prognoseverlauf falsch gelegen. In anderen wurde meine Wunschvorhersage rundum erfüllt. Beides spricht für den Film, der sich zeitlich verzögert in mein Horrorfilmherz geschlichen hat.
                                  Dass "X" die Horrorgemeinde spalten wird, lässt sich wohl nicht vermeiden. Dafür bringt Ti West trotz vieler vertrauter Elemente zu viel Provokantes und den Sehgewohnheiten Widersprechendes mit ein. Ich honoriere dies, auch wenn ich das "Alter" als optischen Ekelfaktor und Motiv für Wahnsinn schon etwas fragwürdig finde.
                                  Letzen Endes wurde die skurrile Kombi hervorragend zusammengefügt und ich weiß zu schätzen, dass man als Fan mal mehr und mal weniger, als die bedrohten Opfer wusste, was die Spannungsschraube ordentlich anzieht. Das hatte schon Klasse.
                                  Wie ich inzwischen gelesen habe, wird diesbezüglich aber noch vertieft, da West den Film als Mittelteil einer Trilogie entwickelt hat. So dürfen wir demnächst jeweils eine Protagonistin in ihrer Vergangenheit und eine in ihrer Zukunft begleiten.
                                  ENDLICH mal wieder ein Slasherfilmabend, der mir dankenswerterweise bewiesen hat, doch noch nicht völlig abgestumpft zu sein - ohne dass dafür neue Gewaltexzesse ausgetestet werden mussten.
                                  Um "Pearl" zu sehen, werde ich sicher kein Jahr abwarten. <3

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                                    Andy78 13.03.2023, 02:15 Geändert 13.03.2023, 17:51

                                    SCREAM geht in die sechste Slasher-Runde...UND...kann es immer noch!

                                    Aus Angst versehentlich oder bewusst gespoilert zu werden und natürlich aus Neugier, gings heute spontan ins Kino, um den oder die Täter*innen zu identifizieren, die in die mordenden Fußstapfen von Ghostface steigen würden, um sein blutiges Werk fortzuführen.
                                    Und das Ganze unterhält auch zum 6.x erstaunlich gut. Überraschenderweise auch ohne Sidney ( die nur erwähnt bzw. der nur gedacht wird ) und ohne das beschauliche Woodsboro.
                                    Denn diesmal zieht es Opfer und Täter in die Großstadt New York, in der man leider auch nicht in Frieden leben kann, wenn es einem perversen Killer nicht gefällt.

                                    Erwartbar sind die inzwischen etablierten Überlebenden der neuen Generation aus dem Vorgänger mit am Start und werden durch die "alten Häsinnen" Kirby und Gale harmonisch komplettiert.

                                    Ein Indikator für die konstant hohe Qualität, die man bei einem mit Herzblut drehenden Team erwarten darf: Trotz knapp über zwei Stunden Laufzeit mit ruhigen, temporeichen und krasseren Passagen hat mich nichts dazu veranlasst einen Blick auf meine Uhr zu werfen, was definitiv ein gutes Zeichen ist.

                                    Scream liefert erneut, was man erwarten kann: Witz, Kills, Bodycount, Retrofeeling, Metaebene, Verweise, falsche Fährten und ein munteres Whodunit? - Ratespiel.

                                    Auffällig für Scream ist die FSK18 Einstufung, die durchaus berechtigt ist, da der Mörder es nicht bei einem tödlichen Messerstich belässt. Trotz des Uncut präsentierten Slashers wird der eigentliche Charme des Franchise, aber nicht in Blut ertränkt.
                                    Und tatsächlich kann der einst von Wes Craven kreierte Kult sogar in mindestens 2 Punkten noch Neues bieten, was für mich ein unerwarteter Bonus war.

                                    Kritisch will ich anmerken, dass man die Tragik einer gewissen Szene, die ich nicht spoilern möchte, tatsächlich etwas stärker hätte intensivieren können, wenn man an anderer Stelle nicht nachträglich zurückgerudert wäre. Aber diese Entscheidung ist mutmaßlich einer geplanten Fortsetzung geschuldet. Und irgendwie schlagen hier auch 2 Seelen in meiner Brust.

                                    Ein großer Punkt ist natürlich stets die Frage nach Motiv und Entlarvung der Psychopath*innen. Hier wurde ich zwar nicht völlig geflasht, kann aber auch nicht behaupten, alles vorher gewusst zu haben. Gerade auch weil Verdächtigungen im Verlauf immer wieder fluktuieren. Weder Trailer noch Poster haben mir im Vorfeld den Spaß am Mitermitteln verdorben. Allerdings halte ich eh wenig davon, im Vorfeld akribisch zu analysieren. Die Fanerhebung verschiebe ich sicherheitshalber auf die Zeit nach dem Kinobesuch.

                                    Mein Fazit: Ich bin mir sicher, dass Fans der Reihe wieder erfolgreich abgeholt werden, während die ewigen Fortsetzungsnörgler erneut über unnötige Fortsetzungen lamentieren werden. Und damit bleibt erfreulicherweise alles beim Alten. Persönlich habe ich das angenehm vertraute Wiedersehen sehr gegossen und freue mich bereits auf die nächste Identitätsübernahme von Ghostface. Und es spricht viel dafür, dass es so kommt.

                                    P.S. Für einen kleinen Schmunzler hat bei mir zudem das Warten auf die Post Credit Scene gesorgt...Also ruhig etwas länger sitzen bleiben. ;)

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                                      Andy78 24.04.2022, 19:46 Geändert 25.04.2022, 07:39

                                      Der Wolf - Theater des Todes - Eine Annäherung <3

                                      Nach Sichtung des grandiosen Trailers war ich dermaßen angetriggert, dass ich es kaum erwarten konnte, den deutschen Slasherbeitag endlich in Händen zu halten. Nachdem wir ihn zu dritt im FSK18 Regal gesucht haben, gelang es mir das letzte Original zu ergattern und eine gewisse Ernüchterung brach sich Bahn. Wer um Himmels Willen hat denn dieses reißerische Cover verbrochen, dass soviel mit dem Film zu tun hat, wie ein Pudel beim Rassekatzencontest. Aber gemach. Die DVD bietet ein Wendecover mit dem absolut gelungenen basalen und nicht marktschreierischen Motiv vom Wolf in der Theaterreihe, das wundervoll passt.

                                      Ein Theater. 7 potentielle Opfer. Ein Killer, der nach Wolfscher 7 Geißlein Manier eine blutige Spur hinterlässt. Was will man mehr?

                                      Meine Vorfreude war am Siedepunkt und wurde doch eiskalt gelöscht, nachdem ich die ersten Dialoge gehört hatte. Und mir wurde schmerzlich klar, dass mich kein deutsches Scream erwarten würde und wohl auch kein deutsches Anatomie.
                                      Und da wurde mir plötzlich bewusst, wo ich mich befand! In der Todeszone des deutschen Independent Films.

                                      Kleines Budget. Abstriche in allen Belangen. Fehlende Strukturen und eher Schultheaterequipment statt gewohnter Blockbusterperfektion.
                                      Und ich gestehe, dass ich kurz davor war abzubrechen, auch weil ich ihn nicht allein sehen wollte und Verantwortung für die Filmauswahl trug.

                                      Gut, dass ich überstimmt wurde und wir ihm eine Chance gaben. Denn Der Wolf hat etwas, dass vielen gut bestückteren Produktionen fehlt: Herz und Leidenschaft! Aber man muss nicht alle Augen zudrücken, um ihn trotz seiner offensichtlichen Unvollkommenheit zu mögen. Brückner liefert auch in den verschiedensten Bereichen.

                                      Anfänglich hatte ich auf die Splatterszenen gehofft, die einige eher laienhafte Dialoge ( in Inhalt und Umsetzung )und gewisse Längen vergessen machen sollten. Doch Pustekuchen. Die ersten Morde geschahen ohne Schauwert im Off! Was bliebe dann noch, wenn man mehr als eine liebenswerte Fan- Hommage ans Genre erwartet? Zumal die Story eigentlich fast komplett vorhersehbar ist. Die FSK hat den Gewaltgrad ab 16 Jahren eingestuft und nur wegen der Trailer prangt auf dem Frontmotiv der 18er Flatschen.

                                      Doch plötzlich ging es ab! 4-5 Morde sehen richtig gut aus und sind obendrein handgemacht. Große Klasse! Und wenn man bedenkt, was jeder einzelne kostet. Hut ab Herr Brückner! Es ist ohnehin kaum zu glauben, dass er diese optisch eigentlich komplett hochwertigen Bilder mit mickrigen 25.000 auf die Leinwand bringen konnte. Dies liegt zu allererst an der grandiosen Kameraführung, die die klassische Theaterkulisse wundervoll einfängt, aber auch die Darstellerriege richtig gut aussehen lässt. Leider schwankt die Überzeugungskraft der Charakterinterpretationen doch sehr stark, was wohl als größter Minuspunkt anzuführen ist, aber einige machen ihre Sache auch richtig gut. Mir persönlich gefiel besonders Camelia Mincuta, deren Dialoge nie hölzern aufgesagt wirkten. Überdies ist sie auch in einer Szene für die Erotik zuständig, die in einer Horrorfilmwürdigung mindestens kurz aufblitzen sollte.
                                      Die Gespräche der Akteure wurden dann tatsächlich auch noch gekonnt witzig, was dem Film gut tat, denn als ernsthaftes Porträt einer jungen Frau, die ihr Bühentrauma überwindet funktioniert er eher weniger stark. Mitunter wurde es auch ungewollt lustig. Z.Bsp. wenn Mädels ein Blut verschmiertes befreundetes Beinaheopfer durch die Gegend ziehen und es erst einmal fesseln, als es bewusslos ist, statt um es besorgt zu sein.
                                      Aber ab der Hälfte hat mich der Film gekriegt und ich konnte ihn so würdigen, wie er es verdient hat. Ich sah die richtig tolle Kameraführung und ihre beeindruckenden Perspektiven, die gelungenen Schnitte, die stimmigen Kulissen, hörte den die Handlung perfekt flankierenden Retroscore ( wobei es sehr schade ist, dass die Trailerstücke nicht zusätzlich eingebaut wurden ) und fühlte die Spielfreude sämtlicher Akteure.

                                      Ja, ich befand mich immer noch im Indiebereich, aber dort an der Spitze!

                                      Im Vorfeld der DVD spricht der Filmemacher Brückner über seine Begeisterung für den Horrorfilm, die man im Theater des Todes jederzeit spürt. Und man begreift: er schätzt die Fans des Genres, um deren Feedback er ausdrücklich bittet.
                                      Zumindest mich hat er mit seiner Arbeit letztendlich überzeugt und uns einen als Fazit ebenso spaßigen wie unterhaltsamen Nostalgieabend beschert.

                                      Es war die richtige Entscheidung den Film durch den DVD Kauf zu unterstützen und hoffe, dass es mir möglichst viele auf irgendeine Art gleichtun werden.
                                      Der Wolf hat es verdient.

                                      Und auch wenn er nicht das im Uhrkasten versteckte 7. Geißlein findet, so sollte er alternativ die verdiente Anerkennung, Wohlwollen und Respekt erhalten. <3

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                                      • Ich war zumindest vom Trailer absolut positiv überrascht. Verdammt unbehaglich. Schön wenn Argento "es" doch noch könnte.

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                                          Andy78 22.01.2022, 02:13 Geändert 22.01.2022, 11:12

                                          Bären, Vögel, Fische, Schlangen, Krokodile, Ameisen, Frösche, Ratten, Bienen und Hunde...Sie alle mussten bereits ungefragt ihre unschuldigen Köpfchen für die rufschädigendsten Tierhorrorfilme hinhalten.
                                          1969 verloren in "Eye of the Cat" nun auch die Stubentiger ihre Reputation als kuschelige Schmusekätzchen. Und das in Form eines überdrehten Psychokrimis im hitchcockschen Stil mit phantastischen Elementen und sattem Hollywooddrama.
                                          Nachdem der Film bisher komplett an mir vorbeigegangen ist, habe ich beim zufällig entdeckten tollen Cover und der angepriesenen digitalen Aufhübschung sofort zugeschlagen und muss eingestehen, dass mich das Gesehene komplett verwirrt zurückgelassen hat.
                                          Was habe ich hier eigentlich gerade konsumiert? Hohe doppelbödige Kunst, die zur tiefgründigen Interpretation einlädt oder den größten Mumpitz?
                                          Die ebenso simple wie einnehmende Story um eine mörderische Erbschleicherin, die familiäre Intrigen spinnt und dabei an alles gedacht hat, außer an die muntere Katzenschar, die im Anwesen der durch Siechtum gepeinigten Testatorin nicht gerade artgerecht gehalten wird, zieht dabei von Beginn an in ihren Bann.
                                          Allerdings gestaltet sich die Handlung bis fast zum Ende hin recht vorhersehbar und die erste richtig coole adrenalinsteigernde Szene wird erst nach ca. 75 min geboten, wenn man nicht bereits früher durch einen wilden "Catfight" erregt wurde.
                                          Schließlich folgen auch noch kleinere, überraschende Nonsenswendungen, die jeder Logik entbehren.
                                          Und Logikkrater - von Löchern kann man wirklich nicht mehr sprechen - gibt es neben völlig irrationalen Handlungen der Figuren so einige auszumachen, was dem Ganzen aber eine sympathisch verschmitzt putzige Note gibt. So hält sich jemand gefühlt 100 pelzige Samtpfötchen in der guten Stube, obwohl er bereits an schweren Atemproblemen leidet, die eine Sauerstoffzufuhr erforderlich machen und sieht nach jeder körperlichen Anstrengung fitter aus denn je, obwohl der Tod schon an die Türe klopft.
                                          Kann ein Film, der derart trashig und teilweise von Overacting und Irsinn geprägt ist, überzeugend unterhalten?
                                          Er kann!
                                          Neben einer phantstischen Optik, einem anzuschmachtendem Score, wunderschön pulsierenden Aufnahmen von San Francisco, schicken Kostümen und einer ambitionierten Regie, trägt für mich vor allen anderen die bezaubernde Gayle Hunnicutt mit ihrer Interpretation der eiskalten und erotischen Femme Fatale den gesamten Film. Selbst die hohlsten Sätze klingen aus ihrem Mund ( auch Dank der professionellen Synchronstimmen der alten Garde ) wertig und verfehlen ihre Wirkung nicht. Ihr nehme ich selbst ab, dass sich eine Mulle nach einer Elektrogerätexplosion unversehrt aus dem Staub gemacht hat. Katzen haben ja auch 7 Leben. ;)
                                          Eine Schauspielerin die ihr Handwerk versteht und sich obendrein gekonnt in Szene zu setzen weiß. Wow.
                                          Für mich fällt dieser Tierhorrorkrimi mit phantastischen Elementen aber leider ärgerlicherweise, da völlig unnötig, unter die Rubrik "verschenktes Potential".
                                          Mir wären zig Enden eingefallen, die effektiver gewesen wären und einen höheren Bodycount geliefert hätten, als der dürftige, der letzendlich präsentiert wurde. Zumal hier tatsächlich JEDE/R den Tod redlich verdient hätte.
                                          Überraschend, dass der Autor, der bereits das Drehbuch zu Psycho verfasst hat, da kein besseres Händchen hatte. Womöglich habe ich aber auch nur die Brillianz seiner Variante nicht erkannt. Zumindest hat sie mich zum Nachdenken gebracht.
                                          Dafür wurde nicht mit frivolen Andeutungen gespart. Busen und Schlüppi blitzen auf, man kifft, trinkt, berührt neckisch Geschlechtsteile, ist sexuell offen und schrammt auch haarscharf an der Inzest vorbei. Was will man mehr? Es wurde damals - obwohl alles nach heutigen Sehgewohnheiten völlig harmlos rüberkommt - sogar eine jugendfreie Variante für´ s TV gedreht.
                                          Noch ein Wort zu den Mäusefängern, die einige schöne Auftritte haben. Ich war erstaunt, dass sie tatsächlich auf eine gewisse Art recht unangenehm fies und aggro wirken können. Aber verständlich. Sie hatten schließlich allen Grund angepi**t zu sein. ;)
                                          Für alle Fans älterer Hollywoodproduktionen, die nicht zu brav und glattpoliert daherkommen, auf eine kleine Zeitreise entführen und nicht viel Wert auf Action oder Gewalt legen, spreche ich eine Empfehlung aus. Man wird die mit nacktem Psychowahn garnierte, krude Genremischung wohl nur lieben oder hassen. Ich habe mich nach Überlegung für die erste Möglichkeit entschieden.
                                          Miau...............................................................................................................................................

                                          P.S. Wenn mir ein schlauer Zeitgenosse das Ende erklären kann, möge er sich bitte vertrauensvoll an mich wenden. Ich wäre unendlich dankbar. :)

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                                          • Mich hätten mal die Extras wie zusätzliche Szenen oder alternative Enden interessiert. Ich kaufe doch nicht die Katze im Sack.
                                            Davon abgesehen ist der Film toll geworden, wie ich mich bereits selbst überzeugen konnte. Irgendeine Fassung wird definitiv im Regal landen und die Sammlung komplettieren.

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                                            • Andy78 16.01.2022, 04:35 Geändert 16.01.2022, 05:06

                                              Weshalb muss man hier derart kurz nach dem Kinostart Ghostface unnötig enttarnen??? Damit beschädigt man doch die Kinoauswertung nachhaltig! Das ist gerade in den schweren Zeiten wo Lichtspielhäuser, um´ ihr Überleben kämpfen, nicht nachvollziehbar!
                                              Mein Vorschlag: Selbst ne Kinokarte kaufen oder später die DVD, BD oder nen legalen Stream!
                                              Gerade als großer Fan, der Du vorgibst zu sein - was man auch spürt - kann ich nicht verstehen, wie man einem Film unbedarft diese Höchststrafe zukommen lässt. Mir ist bewusst, dass jeder im Netz an diese Information herankommt, aber hier wird sie nahezu auf dem Silbertablett serviert.

                                              P.S. Trotzdem Danke für die Beantwortung meiner nicht gestellten Frage. Am Ende ging alles so schnell und ich war nicht sicher, ob der Bruder überlebt hat.
                                              Und dass Amber im Video zu sehen war, ist mir gar nicht aufgefallen. Ich war trotzdem von der Auflösung überrascht.

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                                                Zumindest der Trailer war bereits atemberaubend schön. Ich bin gespannt! <3

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                                                • Ich war von klitzekleinen Mängeln abgesehen, auch rundum glücklich nach der heutigen Sichtung. Viel besser als erwartet. <3

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                                                    Andy78 16.01.2022, 01:32 Geändert 16.01.2022, 05:03
                                                    über Scream

                                                    Komplett spoilerfrei ... Eine Fanrezension... Aber auch noch nach dem 5. Aufguss? ;/

                                                    Wenn man in Woodsboro als Mädchen allein zu Hause in der Küche weilt und plötzlich das Telefon schrillt, sollte man, wenn man am Leben hängt, der Versuchung widerstehen, das Gespräch anzunehmen. Zumindest für die Fans glücklicherweise, kennt die kleine Tara diese Regel nicht...
                                                    und wird nach mehrmaligen Versuchen schwach, so dass das grausame Morden 25 Jahre nach dem ersten Teil des wegweisenden Franchise erneut beginnt.
                                                    In einer Fanbrust schlagen natürlich zwei Herzen. Einerseits wünscht man sich eine Fortsetzung der lieb gewonnenen Horrorreihe. Andererseits hat man Schiss vorm Versemmeln. Zumal es in einer 4. Fortsetzung besonders viele Klippen zu umschiffen gibt.
                                                    Wie gewichtet man das Verhältnis von alt und neu bei Story und Cast? Wie führt man neue Charaktere ein und wer wird wie grausam sterben? Auch die Ausrichtung bleibt wichtig. Wieviel Comic, wieviel Ernsthaftigkeit, wieviel Nostalgie domieren im Film?
                                                    Und vor allen Dingen: Wie überzeugend sind der Mörder und sein Motiv? Kann da auch SCREAM 5 noch überraschen? Das Original war schließlich nicht weniger als wegweisend innerhalb seiner Zeit und hat den Tennieslasher neu zum Leben erweckt.
                                                    Und um es vorweg zu nehmen. Die Autoren haben für meinen ( kritischen Geschmack ) nahezu alles richtig gemacht. Wenn auch manchmal nur haarscharf.

                                                    Aber der Reihe nach:
                                                    SCREAM bleibt sich erfreulich treu und versucht auch nicht mit dem ultmativen Megamindfuck zu schocken und vermag es trotzdem mit überaus netten Ideen zu überraschen. Die Metaebene wird wiederum lustvoll bearbeitet und es empfiehlt sich entsprechend zumindest Teil I und vielleicht auch noch Teil IV vorher aufzufrischen. Aber das Gesehene bleibt trotzdem für SCREAM Verhältnisse "bodenständig" und nachvollziehbar. Gottlob auch nicht zu überdreht und schrill, so dass seine ProtagonistInnen verraten werden.
                                                    Ich mag die Kombi von Horror und Fun eigentlich nicht, weil meistens der Horror darunter leidet, aber in SCREAM V passt es. ( Auch deutlich besser als in Teil III. )
                                                    Man lacht, ist betroffen, überrascht, erschrickt...Die gesamte Gefühlspalette wird abgedeckt, WENN man die Serie bisher mochte. Und das ist tatsächlich die einzige Voraussetzung, um die Rückkehr von Ghostface zu feiern.

                                                    Wenn ich nichts übersehen habe, sind vor der Kamera mindestens 7 vertraute Charaktere dabei, die man einfach nur liebhaben kann und deren Wiedersehen Freude macht. ( Ja, ich gebe zu bei 2 von Ihnen gegoogelt zu haben. ;)) Jemand schrieb irgendwie kritisch, dass sie alt geworden seien und deshalb verzichtbar wären. Dem kann ich nur zurufen: Wenn Du ein Seher des Originals bist, hast auch Du 25 Jahre mehr auf dem Buckel und man wird deswegen nicht zur Ballast sondern zum Sahnehäubchen. Das gilt zumindest für die Akteure vor der Kamera.
                                                    Tatsächlich ist die Vermischung im Cast hervorragend gelungen und beide Lager - mit fließenden Übergängen - bekommen gerechte Screentime, um sich erneut oder erstmals zu profilieren.

                                                    Und es bleibt nicht viel Zeit, da einigen bald das letzte Stündlein schlagen wird und in Woodsboro ticken die Uhren Dank der kurzweilgen Storyline recht schnell.
                                                    Was mich tatsächlich überrascht ist der Härtegrad des Films, der spürbar angezogen hat.
                                                    Das muss man nicht mögen, aber ich fand die Entscheidung angemessen, weil es mittlerweile wohl nichts Schlimmeres für einen Film gibt, als zu "brav" zu sein. In diesem Punkt liefert SCREAM grausamer denn je...Und soviel sei verraten: NIEMAND ist sicher. ( Auch nicht die von den Fans geliebten alten Hasen. ) Und ich gebe zu, dass mir da eine Entscheidung der Autoren einen Schlag in die Magengrube versetzt hat, aber ich verstehe, weshalb sie so getroffen wurde.

                                                    Zentraler Punkt für die Zufriedenheitgraduierung bleibt letztendlich die Demaskierung des Täters oder der Täterin sowie deren Motiv.
                                                    Und vor diesem Part hatte ich tatsächlich die meiste Angst. Bereits in dem von mir geschätzten 2.Teil fand ich die Beweggründe fürs Killen zwar okay, aber die Täterfigur zu überzeichnet.
                                                    Aber was soll ich schreiben?! Ich bin begeistert. So sehr, dass das Ende die Fortsetzung um mindestens einen Punkt aufgewertet hat. Für mich war es das schönste Motiv der gesamten Reihe. Ich habe es sofort geliebt!

                                                    Wer kennt sie nicht, die Besserwissser, die hinterher immer behaupten, dass alles sooo durchschaubar gewesen wäre und sie Ghostface von der ersten Minute enttarnt hätten. Ich glaube ihnen kein Wort, denn dafür hat der Film ein viel zu hohes Tempo und schlägt soviele Finten, dass letztendlich alles möglich gewesen wäre.
                                                    Ich war überrascht, nachdem ich meine Meinung mehrmals geändert hatte und irgendwann ohnehin auf das Mitraten verzichtet habe.

                                                    Der größte Horror waren allerding die dumm gackernden und sabbelnden Hühner unten rechts im Kino im UCI Luxe Mercedes Platz gestern Abend, - Ja, Ihr seid gemeint! - die wenn sie vor mir gesessen hätten, in großer "Gefahr" gewesen wären. Witzigerweise waren die so simpel gestrickt, dass sie nicht einmal mitbekommen haben, dass parallel auf der Leinwand mit ihnen abgerechnet wurde. ;) Zum Glück waren Sound und Handlung so mitreißend, dass man deren Anwesenheit ausblenden konnte.

                                                    Es ist enorm schwer, vergangene Gefühle wachzurufen, gegen Abstumpfung anzukämpfen und verblasste Begeisterung aufzupolieren. SCREAM ist es gelungen - allerdings ohne das kultige Original zu toppen. Es lag deutlich über meinen niedrigen Erwartungen nach der Trailersichtung, die man getrost auslassen kann und etwas unter meinem vermessen irrationalen Wunsch nach einem neuen flashenden Lieblingsfilm.
                                                    Auf Teil II meiner persönlichen Hierarchie würde ich ihn allerdings sehen und ich warte bereits ungeduldig darauf, meine Sammlung würdig zu vollenden!

                                                    FAZIT:
                                                    Sidney, ich habe es keine Sekunde bereut, Dich noch einmal wieder zu sehen. Ich hab mich sofort wie zu Hause gefühlt! Gottlob, dass es kein Reboot geworden und die Vorgeschichte so brilliant eingeflossen ist.

                                                    P.S. Ich weiß, dass Wes Craven diese Fortsetzung geliebt hätte...<3

                                                    P.S. Leute, macht Euch auf ins Kino! SCREAM hat es verdient!

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