Andy78 - Kommentare

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    Andy78 09.10.2021, 23:33 Geändert 09.10.2021, 23:53

    Und wieder gilt es eine Lanze zu brechen....Diesmal für eine der Fortsetzungen, die mich mit am stärksten positiv überrascht hat und selbst bei einer eher gedrosselten Erwartungshaltung nach der Trailersichtung keine Wünsche offen ließ.
    Wir erinnern uns.
    In Teil I des Überraschungserfolgs aus 2016 verschlägt es eine Gruppe krimineller Jugendlicher in ein einsam gelegenes Haus, in dem sie leichte Beute wittern. Allerdings wartet dort das nackte Grauen in Person eines unterschätzten Bewohners, mit dem wirklich nicht gut Kirschen essen ist und der über Leichen geht, um seine dunklen Geheimnisse zu wahren.
    Nun geht es also infolge bekannter Umstände mit zeitlicher Verspätung in die zweite Runde und ich war sehr gespannt, in welcher Form die Handlung ansetzen würde. Tatsächlich war mir lange nicht ganz klar, wie das Geschehen chronologisch einzuordnen ist und ich befürchtete - völlig unbegründet - Anschlussfehler, die sich aber ausgesprochen stimmig auflösten.
    Obwohl die Handlung im Grunde vom Ablauf her erahnbar ist und vertraut anmutet, will ich hervorheben, dass die Story trotzdem einige sehr schöne Twists bereithält, die mir ein wohlwollendes Lächeln auf´´´´´´´s Gesicht gezaubert haben.
    Auch wenn man ahnt, wohin der Hase laufen wird, bleibt es doch spannend, wie Drehbuch und Regie das Ganze präsentieren. Und hier wird nicht gekleckert sondern geklotzt! Der Bodycount steigt stark an, das Gewaltlevel geht richtig in die Vollen und auch auf der Gefühlsklaviatur wird geliefert. Und ich gestehe zumindest anonym im Netz, dass ich sogar das eine oder andere kleine Tränchen verdrückt habe. ;/
    Auch die Jungdarstellerin hat mich in ihrer schwierigen Rolle ´ebenso wie die furchterregenden Bösewichte - absolut überzeugt.
    Ich war zudem sehr beruhigt, dass der Antiheld weiter diabolisch bleibt, aber trotzdem neue Facetten erhält, die in gewisser Weise den Kreis stimmig schließen.
    Tatsächlich waren alle Reaktionen im knapp zur Hälfte besetzten Kinosaal, die ich mitbekommen habe, im Anschluss ausgesprochen begeistert und man wurde als geduldiger Abspannsitzenbleiber obendrein mit einem gwissen Hoffnungsschimmer belohnt, den ich natürlich nicht näher beschreibe.
    Erwartbar kommt der Film hier für meinen Geschmack ungerechtfertigt zu negativ weg, obwohl er innerhalb der Genreabzweigung verdammt viel richtig macht.
    Wer ihn hoffentlich demnächst im Kino seines Vertrauens, das nach wie vor unsere Unterstützung zum Überleben braucht anschaut, wird vielleicht nachvollziehen können, dass ich einige Parallelen zu Alien 2 ausmachen konnte, den ich als Scifi ebenfalls verehre.
    Bleibt mir also abschließend nur mein Mantra: Lasst Euch nicht verunsichern und gebt ihm eine Chance. Wenn ihr die Story bisher mochtet, kann im Grunde nichts schiefgehen.
    Bei mir blieben keinerlei Wünsche offen. Innovation und die Quadratur des Kreises habe ich auch nicht erwartet. Weshalb dann nicht danke sagen mit einer von Herzen kommenden 10/10 ?

    10
    • Du verrätst für meinen Geschmack ja ganz schön viel, vielleicht zu viel..., aber ich teile Deine Kritik ebenso wie Deine Begeisterung. Ich habe den Kinobesuch defintiv nicht bereut...

      1
      • 8 .5
        Andy78 26.08.2021, 04:15 Geändert 26.08.2021, 15:03

        Und es geht ( ENDLICH ) wieder los. und zwar im doppelten Sinn.

        Zum einen öffnen die schmerzlich vermissten Kinos mit gut durchdachten Schutzkonzepten wieder ihre Pforten. Zum anderen finden auch die tödlichen Fluchtspiele nach dem Überraschungserfolg des ersten Teils die von vielen ersehnte Fortsetzung.
        Weit weniger begeistert dürften Zoey und Ben darüber sein, die sich erneut gemeinsam mit anderen Überlebenden den Superhirnrätseln stellen müssen, um eine Chance auf verspätete Gerechtigkeit zu bekommen. Doch bald kämpfen sie -welch Überraschung - nur noch ums nackte Überleben.

        Nachdem der Erstling es spielend in die Liga meiner Lieblingsfilme geschafft hat, war irgendwie klar, dass es der Nachfolger infolge getriggerter Erwartungen nicht einfach haben würde.
        Und ich kann erleichtert attestieren, dass sich der nahtlos anschließende Escape Room II wacker schlägt und durchaus liefert, was gerade auf der Kinoleinwand richtig viel Spaß bringt, aber eben leider auch nicht viel mehr.
        Das mag ein wenig hart wirken, weil der Film definitiv eine Menge richtig macht, aber er geht eben auch in die typischen Fallen einer sich entwickelnden Reihe.
        So wurde das obligatorische Motto "Schneller! Höher! Weiter!" zwar umgesetzt, aber leider ist genau das für mich auch kritikwürdig. Das Tempo ist mitreißend und so vergeht die Zeit wie im Fluge, aber leider sind die Rätsel derart hektisch, kompliziert und von zig Zufallstreffern begleitet, dass die Logik oft auf der Strecke bleibt und ein Mitraten noch mehr unter den Tisch fällt als im ersten Teil. Aber wer die Empfehlungen "Verstand ausschalten!" UND NICHT DEN TRAILER ANSCHAUEN! beherzigt, dürfte gut unterhalten werden. Schließlich muss man sich ja glücklicherweise nicht wirklich mit den Besten der bisherigen Spiele messen.

        Richtig gut gelungen, war für mich der Einstieg, der die Stärken des bereits verfilmten Drehbuchs erneut gekonnt aufgriff. So laden die Rolleninterpretaionen von Taylor Russel und Logan Miller erneut zur Identifikation und man wünscht ihnen nichts Schlechtes. Zudem verhalten sich die Charaktere wiederum erfreulich solidarisch, was im Genre nicht selbstverständlich ist. Auch der Score, die Settings und kleine Twists überzeugen erneut.

        Weshalb wurde es trotzdem nicht der große Wurf?

        Zwar deutet das Drehbuch unterschiedliche finale Auflösungen an, die ich in ihrer Kompromisslosigkeit jedoch weder als kitschiges Happy End noch niederschmetterndes Depriende zu würdigen vermag. Und "entscheidend ist nunmal, was hinten rauskommt"...
        Auf mich wirkt der trotzdem sehenswerte Escape Room II somit wie ein unangenehm offenes Bindeglied zu einem noch nicht abgedrehten dritten Teil, den ich mir verdammt stark wünsche.
        Tasächlich erfährt man wenig Neues und hat das Gefühl nur eine gut getimte und leidenschaftlich in Szene gesetzte Variation des Originals gesehen zu haben.

        Und so endet diese Kritik für mich auch im doppelten Sinne.
        Wer Escape Room mochte, wird auch diesmal nicht enttäuscht werden und sollte ihn sich unbedingt anschauen. Zum einen weil ein Abschluss der Trilogie durch achtbare Zuschauerzahlen wahrscheinlicher wird ( Ich hoffe mal optimistisch, dass ich von hier die ZuschauerInnen überall auf der Welt erreiche. ;) ). Zum anderen, weil es an der Zeit ist unsere Kinos, die ebenso wie die Filmprotagonisten ums Überleben kämpfen, in der Krise zu unterstützen. <3

        8
        • 8 .5
          Andy78 15.08.2021, 03:20 Geändert 15.08.2021, 15:40

          Okay....eigentlich keine große Lust zum Schreiben gehabt , aber diese Lanze muss noch gebrochen werden, denn diese hat sich die ebenso phantasievoll knuddelige wie horny Puppencrew redlich verdient.
          Dass man hier neben Muppetslapstick für kindsköpfig gebliebene "Erwachsene" sogar noch einen recht klassisch gewandeten Film Noir Fall geliefert bekommt, hätte ich nun wirklich nicht erwartet.

          Eigentlich lege ich wenig Wert auf Inhaltsangaben, aber hier fand ich die Prämisse so knuffig, dass ich sie nicht vorenthalten möchte.
          Während ein in einer von Menschen dominierten Welt in Unehren entlassener Plüschdetektiv, den Erpresser einer heimlichen Sexpuppe aufspüren soll, wird der Cast einer Puppenshow durch einen kaltblütigen Killer dezimiert, der sich anscheinend durch nichts stoppen lässt.

          Eine tolle Grundlage für ca. 88 min anarchischen Muppetspaß, dem nur Miesepeter und KlosterschülerInnen die pubertären Fickiwitze unter der Gürtelinie ernsthaft übelnehmen. Nahdem ich einige Kommis gelesen habe, in denen manche entsetzt vom Niveau waren, frage ich mich, wann ich zum debil abgestumpften Sexisten geworden sein muss, da ich an vielen Stellen exzessiv schmunzeln und an einigen sogar laut lachen musste.
          Die den Film dominierenden Puppencharaktere sind hervorragend gestaltet und spielen ihre menschlichen Partner mit Leichtigkeit an die Wand, obwohl ich zugeben muss, dass Melissa McCarthy , die bei vielen wohl wegen dem feministischen Ghost Buster Teil in Ungnade gefallen ist, hier sehr gut abliefert.
          Von einigen sozial kritischen Tönen begleitet - so werden die Puppen von den Menschen diskriminiert und als reine Spaßmacher abgewertet - entwickelt sich die Handlung an unterschiedlichen Schauplätzen recht flott und ereignisreich und auch der Bodycount ist nicht zu verachten.

          Jim Hensons Sohn hat seine Arbeit sehr gut gemacht, interessante Bilder - auch in der Kombi von Mensch und Puppe erschaffen und die Stofffraktion überzeugend lebendig werden lassen. Ich denke, dass sein Vater stolz auf ihn gewesen wäre.

          Mir persönlich hat der niedlich versaute, aber letztendlich doch harmlose Tumult sogar besser gefallen als mein letzter klassischer Muppet Spielfilm, den ich eher langweilig fand. Viele vergleichen hier mit Meet the Feebles, der in höchsten Tönen gelobt wird. Ich konnte tatsächlich vor Jahren wenig mit ihm anfangen, weil er mir ne Spur zu schmuddelig und deprimierend war. Vielleicht sollte ich ihm irgendwann doch nochmal ne Chance geben.
          Einen dicken Pluspunkt für The Happytime Murders gebe ich für die auf mich übergesprungene Begeisterung, die alle Mitwirkenden offensichtlich beim Erschaffen ihrer skurrilen Krimikomödie mit drolligen mal mit und mal ohne Unterleib performenden Akteuren hatten, wie man auch am Abspann und den Extras sehen kann.
          Dass die Auflösung des verzwickten Falls in eine recht zeigefreudige Hommage an den von mir sehr geschätzten Edeltrashsexthriller Basic Instinct eingebettet ist, hat mich dann rundum glücklich gemacht.
          Triggermäßig sag ich mal: Mit Schlüppi wär das nicht passiert. ;)

          P.S. Ich schäme mich fast, dass ich ihn bei SATURN für gerade mal 3,99 "geschossen" habe. Da habe ich für deutlich mehr Geld schon erheblich weniger Spaß gehabt...

          9
          • 8 .5
            Andy78 01.08.2021, 20:59 Geändert 01.08.2021, 21:06

            Ja, auch Fear Of Rain hat es sich redlich verdient, positiv kommentiert zu werden!

            Der sensible Psychothriller über eine an Schizophrenie erkrankte Jugendliche, die neben schwerwiegenden eigenen Problemen auch noch an ein Verbrechen im Nachbarhaus glaubt - das dringend aufzuklären wäre, WENN es sich denn tatsächlich in der Realität abspielen würde - überzeugt in erfreulich vielen Belangen.

            Der größte Pluspunkt innerhalb eines rundum überzeugenden Casts war dabei für mich die überdurchschnittlich sympathische Darstellung der Hauptfigur durch Madison Iseman. Wie leicht hätte der psychisch kranke Charakter, der unter verschwimmenden Grenzen zwischen Realität und Fiktion immer mehr in die Psychose gleitet, auch nervig und anstrengend wirken können. Stattdessen leidet man mit dem in jeder Szene echt wirkenden Mädchen und wünscht ihr, endlich die Wahrheit zu erfahren und Erlösung zu finden.
            Erwartbar gestaltet sich das Ganze schwierig, da das Drehbuch geschickt falsche Fährten legt, denen der thrillererfahrene Zuschauer evt. zwar auf die Schliche kommt, die jedoch auch im Nachhinein logisch und weitgehend stimmig bleiben.

            Die ruhige Erzählweise wird dabei von einigen Schrecksequenzen, Visionen oder Wahnvorstellungen durchbrochen, die ebenfalls ansprechend abgefilmt wurden und ihre Wirkung nicht verfehlen. Allerdings muss man deutlich sagen, dass Nerven dabei nicht überstrapaziert werden und weder der Gewalt- noch Ekelpegel ausgetestet wird.

            Das hat Fear Of Rain allerdings auch nicht nötig, da er andere Schwerpunkte setzt. Emotional hat er mich jedenfalls gut abgeholt. Auch weil das Drehbuch so tolle Sätze wie : "Ich bin mehr als meine Krankheit" eingebaut hat.

            Israel Broussard besticht als liebenswerter - vielleicht auch nur eingebildeter Freund - den wohl jeder gerne hätte, aber auch Katherine Heigl und Harry Connick Jr. überzeugen als infolge der Erkrankung ihrer Tochter verzweifelte Eltern. Sehr gut für die Darstellung der entweder völlig harmlosen oder hochgefährlichen Nachbarin ausgewählt wurde die mir unbekannte Eugenie Bondurant, die einen allein mit ihrer unheimlichen Präsenz das Fürchten lehren kann.

            Leichten Abzug gibt es von mir dafür, dass sich der Film mitunter etwas zuviel Zeit für die Enwicklung seines Konstrukts lässt, obwohl ich im Nachhinein gar nicht sagen kann, auf welche Szenen ich hätte verzichten wollen. Trotzdem denke ich, dass es die Überlänge von gut 14 min nicht unbedingt gebraucht hätte.

            Mein Fazit: Fear Of Rain unterhält sehr solide und schafft es dank seiner lebensecht agierenden Hauptfigur, Sympathien zu wecken. Dabei testet es allerdings keine Grenzen aus oder strapaziert das Nervenkostüm übermäßig. Man bekommt angenehme Psychothrillerkost, die nicht nur schön anzuschauen ist. Bei so wenig Filmen denen das gelingt, finde ich das beachtlich.

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            • Also nach dem Trailer bin ich eher abgeschreckt. Ich mag kein Overacting. Aber noch gravierender: Der ist mir dann doch ne Spur zu niedlich, um irgendwie einschüchternd zu sein. Egal wie groß sein Messer ist. Ich grusel mich ja auch nicht vor der Sesamstraße. Diese Prämisse ist mir zu verwirrend. Meine Kindheit ist mir heilig. :)

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              • 8 .5
                Andy78 23.07.2021, 01:38 Geändert 23.07.2021, 13:02

                Wer ist eigentlich noch so beneidenswert jung, um sich noch nie darüber Gedanken gemacht zu haben, wann man diese Erde für immer verlassen muss?
                Ich behaupte, dass gerade unter Horrorfilmfans diese Thematik eine besondere Rolle spielt, da im Genre ja überdurchschnittlich viel gestorben wird und es oft auch zur Kanalisierung von inneren Ängsten dient.

                In Countdown verrät nun eine dämonische App den individuellen Ablebezeitpunkt.
                In einer Mischung aus Drag me to Hell und Final Destiantion wird gleichzeitig konsequent dafür gesorgt, dass dieser auch ohne Aufschub wahrgenommen wird.

                Also nichts Neues im Lande und trotzdem möchte ich erneut eine Lanze für die putzmuntere kleine Schwester der beiden zuvor Genannten brechen, die auch ohne Grenzaustestung, Innovation oder Mindfucks eine Menge richtig macht.

                So kann der geneigte Zuschauer eine tatsächlich sehr sympathische Hauptprotagonistin auf ihrem flotten und abwechslungsreichen Überlebenskampf begleiten, bei dem auch Humor und Ernsthaftigkeit - im basalen Rahmen - nicht zu kurz kommen.
                Ich fand es tatsächlich spanndend zu erleben, auf welchen Wegen man dem App - Dämon zu entkommen versucht und welche bösen Überraschungen er bei seinem unfairen Kampf benutzt. Gefreut habe ich mich auch über seine Visualisierung , vor der sich manche Filmemacher gefürchtet hätten oder einfach kein glückliches Händchen beweisen, wenn ihre Kreatur sichtbar wird.

                Ich tippe mal darauf, dass der Film über kein großes Budget verfügt hat. Zumindest wirkt er trotzdem hochwertig. Egal ob Regie, Schnitt, Score, Cast, Effekte, Synchro usw. - nichts fällt negativ aus der Reihe.

                Ist Countdown ein neuer Meilenstein? Nein. Aber wer das verschmerzen kann, dürfte bei gedimmten Erwartungen gut und kurzweilig unterhalten werden. Uns ist es jedenfalls so ergangen.

                Ich mag generische Filme, bei denen man die Freude der Macher spürt einfach und sehe auch genügend Potential für eine Fortsetzung.
                Für mich wurde Countdown so zu einem kleinen Glücksgriff, den ich wegen des eher einfallslosen Covers beinahe ignoriert hätte. Nun ergänzt er meine Teeniehorrorsammlung würdig in der zweiten Reihe. ;)

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                • Wenn sich die Macher "überrascht" zeigen, wirkt das auf mich eher scheinheilig und so wie hier beschrieben strategisch eingebaut...

                  • Wow! Danke für Deine entwaffnende Offenheit. Das Lesen war sehr bereichernd.

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                    • Ich stimme in die Begeisterung ohne "Wenn und Aber" mit ein, aber ich warne vor einer Trailersichtung, die einige "Schocks" völlig unnötig vorwegnimmt!

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                      • 10
                        Andy78 13.06.2021, 01:07 Geändert 13.06.2021, 01:16

                        Was war das denn bitte?! Damit habe ich, der sich auf einen harmlosen Durchschnittsthriller nach 0/8/15 Aufbau eingestellt hatte, nun wirklich nicht gerechnet!
                        Jetzt sitze ich hier immer noch atemlos und fühle mich - Achtung Wortspiel - noch immer "wie gerädert". Und das meine ich ohne Hintertürchen ausschließlich positiv, so dass ich spontan begeistert die 10 gezückt habe, die diesmal kein strategisches Gegengewicht darstellt. Sie kommt aus vollem Herzen.
                        Irgendwie ist mir der, ich nenne ihn mal Psychothrillerterrorfilm, während der Pandemie vollkommen durchgerutscht. Wäre es dabei geblieben, wäre dies unverzeihlich.
                        Unhinged hat mich tatsächlich total kalt erwischt und deshalb voll geflasht. Und wie sooft gilt auch hier: Bitte vorher NICHT den Trailer sehen! Zum Glück bin ich diesbezüglich nicht schwach geworden und habe ihn blind gekauft.
                        Russell Crowe ist natürlich eine gute Visitenkarte, aber als durchgeknallten Psychopathen habe ich ihn mir weit weniger furchterregend vorgestellt. Nachdem ich spontan oberflächlich attestierte, dass er wieder etwas zugelegt hat, wurden mir derartige Nebensächlichkeiten allerdings mit fortschreitender Handlung immer unwichtiger. Ich weiß nicht wie lange es her ist, dass mich ein Film derart "fertig gemacht" hat.
                        Cineasten mögen aufschreien, aber im Vergleich zu Crowe hat Michael Douglas in Falling Down lediglich einen Kindergeburtstag abgeliefert.
                        Natürlich fühlt man sich auch an Spielbergs "Duell" erinnert, allerdings wird hier mit dem Knüppel draufgeschlagen, anstatt mit dem Florett zu fechten und ist weit zeigefreudiger.
                        Beides hat in meinen Augen seine Berechtigung, wenn es so hochwertig und leidenschaftlich wie hier präsentiert wird.
                        Allein der Unheil verkündende Vorspann brachte mich tatsächlich ins Schwitzen.
                        Und was er anmoderiert, wird auch geliefert!
                        Soviel sei verraten: In Unhinged muss sich eine Frau mit einen psychisch kranken Amokläufer auseinandersetzen, den sie versehentlich "entfesselt" hat.
                        Und das fand ich beim Anschauen am Erschreckendsten: solche Situationen können sich tatsächlich aus derart trivialen Gründen entwickeln, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Auch mir ist es bereits i.w.S.! ähnlich ergangen, was mir das Gesehene wohl unbewusst näher gebracht hat, als gewünscht. Meine "Flucht" war gottlob erfolgreicher.
                        Das Gewaltlevel ist zugegeben teilweise schwer erträglich, aber erstickt den Film nicht, der weit mehr zu bieten hat.
                        Die Stunts sind beeindruckend, der Score passt und auch die 3 Hauptdarsteller spielen hervorragend auf. Besonders habe ich mich darüber gefreut, überraschend Gabriel Bateman wieder zu sehen, der mich bereits in der Child´s Play Neuinterpretation begeistert hat. Gerade weil Kinderdarsteller schwierig zu besetzen sind.
                        Aber auch Caren Pistorius, die mir bisher nie aufgefallen ist, hat mich als Sympathieträgerin zum Mitfühlen vollkommen überzeugt.
                        Der Bodycount ist weder zu niedrig, um zu langweilen - noch zu hoch, um beliebig zu werden und auch über den Storyverlauf und den Spannungsbogen kann ich nichts Negatives sagen. Ich bin jedenfalls einige Male richtig zusammen gezuckt und das nicht wegen dämlicher Jumpe Scares. Hier wird tatsächlich "geliefert".

                        All diejenigen, die selbst bei diesem Titel eine ausgefeilte und politisch korrekte Charakterstudie oder eine Aufarbeitung von Beweggründen und Lösungsansätze über eskalierende Gewalt auf den Straßen erwarten, sind hier sicher fehl am Platze. Aber immerhin dürfen sie sich danach moralisch überlegen fühlen. ;)
                        Und auch noch "ein Wort" an alle "Schlauberger", die sich in Extremsituationen immer rational, tatdellos und eloquent verhalten: Wer hier kleinlich ernsthaft gravierende Logiklücken attestiert, ist für´s Genre verloren. Ich sag es frei heraus: Ich hätte (fast) NICHTS besser gemacht als die armen Opfer und habe auch zu keinem Zeitpunkt einen Ausweg gesehen...<3

                        Unhinged unterhält bei hohem Tempo und auch wenn teils bekannte Pfade begangen werden, überrascht er streckenweise oder erfüllt zumindest bodenständige Erwartungen vorbildlich.
                        Hohe Kunst? Nein! Aber er gibt auch nicht vor dies zu sein, was mir den Film sehr sympathisch macht. Uns hat er mustergültig abgeholt.
                        So laut, temporeich und trotzdem mitreißend, wurde ich jedenfalls verdammt lange nicht unterhalten...Von der ersten bis zur letzen Minute.

                        Aber ich fange an mich zu wiederholen...Wer nicht zu verkopft und anspruchsvoll ist, möge diesen innerhalb seiner Sparte geradlinig und famos aufspielenden Streifen bitte auf irgendeine Weise unterstützen. Er hat es verdient...

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                        • 9

                          The kinderfutternde Witch Next Door hat es geschafft meine Schreibfaulheit zu besiegen, weil sie es ganz einfach verdient hat, besprochen und all denen ans Herz gelegt zu werden, für die Horror weit mehr ist, als seelenlose Gewalt und lieblos runtergekurbeltes, ödes Jump - Scare Gedröhne.
                          Wenn ich den Film der Pierce Brüder hier im Durchschnittsbereich verortet sehe, ist das schon eine traurige Angelegenheit.
                          Weshalb? Weil The Wretched einfach sehr viel in die Waagschale legen kann, dass heutzutage kaum noch zu finden ist.
                          Ohne laut und aufdringlich an der selbstzweckhaften Gewaltspiele zu drehen, schafft der Film eine kuschelige Hommage an das Horrorkino der 80er, die Retrofeeling in seiner besten Form präsentiert, wobei das überschaubare Budget erstaunlich perfekt aufgeteilt wurde.
                          Die Haupt- und Nebenfiguren sind sympathische echte Menschen, die Story ist angenehm gruselig ohne an den Nerven zu zerren und vermag es gegen Ende sogar noch einen ebenso nachvollziehbaren wie überraschenden Twist zu setzen, mit dem man nicht unbedingt rechnet und der Lust auf eine zweite Sichtung macht.
                          Der Score ist sehr stimmig und abwechslungsreich, die Effekte sind gut und nicht zu aufdringlich als CGI erkennbar und auch wenn es nicht überaus brutal zur Sache geht, gibt es Schauwerte, die durch eine facettenreiche Kameraführung, gelungene Einstellungen und sehr nette Drehbuchideen aufgewertet werden. Und ja, auch die Synchro passt.
                          Die Pierce Brothers mögen und verstehen das Genre. Soviel steht fest und sie haben das nötige Händchen dafür. Das spürt man in jeder Szene, von der keine für mich überflüssig oder misslungen war. Laut Netz haben sie da wohl etwas von ihrem Vater mitbekommen, der irgendwie am Tanz der Teufel mitbeteiligt war.
                          Auch das Hexendesign, Tempo und der Härtegrad legen im Verlauf eine Schippe drauf, so dass es nie wirklich langweilig wird und so kann ich minimale Längen nicht wirklich ankreiden.
                          Das Ende überrascht intelligent, aber die Wendung danach, reißt nicht mehr wirklich vom Hocker, weil man sie so schon mehrfach gesehen hat. Trotzdem bleibt der an das Fenster zum Hof, Disturbia und Fright Night erinnernde Hexenspuk verdammt sympathisch und erfreulich ein wenig aus der Zeit gefallen.
                          Definitiv nicht bedient werden eher abgestumpfte Zeitgenossen, die einen blutigen Mindfuck oder die Neuerfindung des Horrorrades erwarten.
                          Allen anderen sollten die kleine Perle bei Verzicht auf eine allzu große Erwartungshaltung, als ehrlich bodenständigen Softhorror genießen können.
                          Ich habe ihm jedenfalls sofort einen gemütliches Platz in meiner Sammlung eingeräumt.

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                            Andy78 08.03.2021, 00:30 Geändert 08.03.2021, 04:09

                            Nachdem bereits Halloween Haunt mein Herz erwärmt hat, habe ich mich nun endlich zu einem Besuch bei dem thematisch ähnlich gelagerten Hell Fest aufgerafft und wurde erneut belohnt.
                            Was soll ich sagen? Als jemand, der jeden Geisterbahnbesuch mit panikartiger Hassliebe absolviert hat, wurde ich umfassend abgeholt. Ich bin tatsächlich von mir selbst überrascht, dass ich noch immer bei jedem erwartbaren Erschreckversuch zusammen gezuckt bin. Da hab ich mir wohl mein "inneres Kind" bewahrt. :)
                            Zwar funktioniert Hell Fest nach bekanntem Schnittmuster, aber hier liefert er nostalgisch hervorragend.
                            Beweise? Dann mal her mit meiner gnadenlos subjektivem 10 Punkte Liste für´s faire Sezieren.

                            1. Atmosphäre? Jaaaa! Einschließlich hunderter liebevoller kleiner Details, die für die ---richtige Stimmung sorgen.
                            2. Charaktere? Ohne Tiefgang, aber sympathisch. Ich habe tatsächlich mitgefühlt, wenn ---jemand sein Leben lassen musste.
                            3. Handlung? Nicht so dumm wie mitunter angeboten einschließlich kleinerer ---Überraschungen und netter teils witziger Einfälle. Ohne Zeit zu schinden, geht es realtiv flott und für eine Gruselattraktion abwechslungsreich voran.
                            4. Killermaskenqualität? Effektiv beunruhigend.
                            5. Score? Perfekt aufwühlend und die Handlung vorantreibend.
                            6. Schnitt, Regie, Cast usw.? Gutes Handwerk ohne Ausschlag nach oben oder unten. ( Nebst Gastauftritt einer Genreikone.)
                            7. Härtegrad? Angemessen. Nach softem Beginn gibt es dann auch drei sympathisch ---handgemachte Gewaltspitzen, die recht fies rüberkommen. Leider muss man zum eher harmlosen Ende hin - vermutlich aus Budgetgründen - ohne Steigerung auskommen.
                            8. Bodycount? Absolut angemessen. Nicht zu hoch und nicht zu niedrig.
                            9. Finaler Kampf zwischen Final Girl und Killer? Check positiv!

                            10. Wurde mein Horrorfanherz erwärmt? Oh jaaaa! Er steht jetzt in meiner kleinen Horrorjahrmarktsammlung zwischen dem kleinen, aber feinen und oft unterschätzten Dark Ride und dem Klassiker Funhouse und fühlt sich richtig wohl.

                            Eigentlich schreit der Schluss erwartungsgemäß nach einer Fortsetzung, die jedoch vom Restpotential her nicht wirklich erforderlich wäre.
                            Also traut Euch, wenn Ihr auch kleineren Produktionen eine Chance geben wollt und keinen Blockbusterprotz oder eine Innovationsoffensive einfordert.
                            Hier bewegt man sich auf ausgelatschten Pfaden, aber ich fand sie herrlich vertraut und angenehm oberflächlich unterhaltsam...<3

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                            • Naja, das liest sich doch stark nach einem angedienten Werbeblockbeitrag. Mal ehrlich...Wer diesen aufgemotzten und seelenlosen Fantasymurks mit dem bezaubernden Klassiker Sindbad und das Auge das Tigers, der mit liebevoll
                              handgemachten Effekten besticht, so platt
                              vergleicht, hat jede Glaubwürdigkeit verspielt.

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                                Andy78 01.02.2021, 22:43 Geändert 02.02.2021, 00:12

                                Wow...
                                Ich bin jedenfalls positiv überrascht worden.

                                P.S.Mein Dank an's ZDF, dass ich die Mini-Serie, die bisher völlig an mir vorübergegangen ist, nun doch noch für mich entdecken konnte...

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                                    Entgegen aller Erwartungen ist er nach dem Rebootfiasko für mich nun also doch noch überraschend überzeugend auferstanden. Der kleine Killerkobold mit Schuhputzfetisch und Hang zum Reimen und zur Stimmenimitation.
                                    Und obwohl ich nie DER Fan war, habe ich mich darüber so gefreut, dass ich ihn sofort ungesehen in meine Sammlung aufgenommen habe, was ja immer ein Risiko darstellt.
                                    Als ich dann die ersten negativen Kritiken las, war ich so verunsichert, dass das erste Wiedersehen von einem mulmigen Gefühl begleitet wurde.

                                    Und um es vorweg zu nehmen: spätestens nach 15 min und dem ersten Kill war mir klar, dass es sich um eine absolut würdige Fortsetzung des Originals handelt, an das Leprechaun Returns - abgesehen von einem Zeitsprung - lückenlos anschließt.
                                    Besonders gut hat mir gefallen, wie stimmig eine Brücke zum Original geschlagen wurde. Da Jennifer Aniston enttäuschenderweise nicht zur Verfügung stand, was ich ein wenig spießig finde, wird der Handlungsfaden nun nicht von Tory Reding, sondern ihrer Tochter Lila fortgeführt. Tory hat trotzdem einen für Leprechaunverhältnisse sehr "stimmigen Cameo". ;)

                                    Davon abgesehen fand ich im ersten Teil aber eh eine andere Figur wesentlich sympathischer und wichtiger, die erfreulicherweise wieder mit am Start ist. So dürfen Fans sich über ein Wiedersehen mit Mark Holton als liebenswertem Ozzie freuen, der beim Kampf mit dem sadistischen Sprücheklopfer bereits ein Stückchen Ohr verlor. Seine Geschichte wird nun konsequent weitererzählt und hat für die vertraute Storyline tatsächlich eine gewisse Relevanz.
                                    Irgendwie habe ich mich schnell im Film zu Hause gefühlt: der generische Score, das bekannte flache Haus, in dem nun eine Studentenverbindung irgendwas mit Umweltschutz durchziehen will, der angenehm nahezu klassische Ablauf der Geschehnisse, der augenzwinkernd ein wenig auf modern getrimmt wurde. Alles passt.

                                    Dem im Franchaise neuen Regisseur Steven Kostanski, der mir bereits bei The Void sehr positiv aufgefallen ist, merkt man seine Erfahrung im F/X Bereich und seine Leidenschaft für's Genre an, was der Wiederbelebung der bisher siebenteiligen komödiantischen Horrormär richtig gut tut.

                                    Nun gibt es zwar bei der aktuellen Fortsetzung kleine Längen, die auch im Original nicht zu verleugnen sind, aber regelmäßig entschädigen dafür fiese handgemachte ! Morde, die insgesamt einen stimmigen Bodycount ergeben. Im Original gab es ja gerade mal bescheidene vier Opfer zu beklagen, die abgesehen von der "legendären" Augenszene, an die auch im Remake erinnert wird, relativ unspektakulär aus dem Leben schieden.

                                    Als Hauptfigur möchte ich mich nun verdient dem ebenso drolligen wie gefährlichen Minikiller widmen, der ebenso wie in den anderen Filmen, die gesamte Reihe über so viele Jahre am Leben erhalten hat, obwohl er es nie in die erste Liga schaffte.
                                    Da der phantastische Warwick Davis, der den goldaffinen und grausamen Gnom so unnachahmlich zum Leben erweckt hat, wegen seines Sohnes leider nicht mehr in die Rolle schlüpfen wollte, tritt nun der noch kleinere Linden Porco in die großen Fußstapfen und macht seine Sache gut. Bösartig, schrullig und anteilig witzig meuchelt er wie sein Vorgänger naive Jugendliche und geht dabei recht abwechslungsreich zur Sache.
                                    Die Effekte bei seinen Untaten sind rundum gelungen und auch die Maske stimmt. Während ich sie im Trailer noch vorrangig abstoßend hässlich fand, erfüllt sie dessen Träger im Verlauf durchaus mit Persönlichkeit.
                                    Wenn man einem garstigen Bösewicht viel Screentime gibt und er trotzdem nicht ermüdet, dann wurde wohl eine Menge richtig gemacht.

                                    Nun sollte man keineswegs den innovativ großen Wurf erwarten, der irgendwie auch nicht zum ehemaligen schmuddeligen Videothekenstar passen würde, aber eine nette Fanbefriedigung ist eigentlich garantiert.

                                    Insofern bitte die Erwartungen in realistische Bahnen lenken, vielleicht eher im Original schauen, wo die zynischen Reime noch besser zur Geltung kommen und 89 min politisch unkorrekten Retrohorror genießen, der niemandem außer den Opfern wirklich weh tut ...

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                                      Vielleicht wurde es hier schon mal irgendwann geschrieben, aber für alle Neuleser folgende Info: In der Washington Post gibt es einen hervorragend bebilderten Guide zu allen 6887 Toten der Serie. Einschließlich der Tauben und Pferde. Man wird an die Mordwerkzeuge und Tatorte erinert und erfährt, wo es am schwersten war zu überleben bzw. wer am effektivsten seine Widersacher eliminierte. Liebevolle Fanarbeit...

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                                        Andy78 15.09.2020, 23:28 Geändert 24.09.2020, 06:08

                                        Alter, was war das denn für ein geiler Schei*!

                                        Eigentlich wollte ich mich nicht innerhalb der Woche am Abend ausgerechnet mit bayrischen Traditionen und der Geschichte des Oktoberfestes vor einem realen historischen Hintergrund beschäftigen, bin aber eher widerwillig eingestiegen, nur weil ein Freund, der die Serie bereits vorab in der ARD -Mediathek gestreamt hat, völlig begeistert war.

                                        Und ich bin es auch! Bereits beim Vorspann fühlte ich mich irgendwie zu GoT versetzt. Nur wird hier nicht um den Eisernen Thron gekämpft, sondern um die Errichtung einer "Bierburg", die das Oktoberfest in ihrer Monumentalität später weltweit bekannt machen sollte. Am Ende der ersten Episode lieferte das Format den Beweis, dass aber auch hier mit harten Bandagen gekämpft wird und auch Hauptpersonen nicht ihres Lebens sicher sind. Über Leichen zu gehen, wird hier nämlich wörtlich genommen.

                                        Ich bin begeistert, denn hier stimmt alles. Offenbar bewegt sich das Format qualitätstechnisch auf den Spuren der Erfolgsserien Buddenbrooks, Die Manns, Charité und Babylon Berlin.
                                        Hier wird geklotzt und nicht gekleckert, was die opulente Ausstattung, den tollen Cast ( der auch neben bekannten Gesichtern wie Martina Gedeck, Mišel Matičević und Francis Fulton-Smith bis in die Nebenrollen überzeugt ), den herrlich die urige Atmosphäre transportierenden Score und die überaus ambitionierte Umsetzung betrifft.

                                        Obwohl offensichtlich viel Budget im Projekt steckt, steht die an wahre Begebenheiten angelehnte Story kraftvoll für sich und wirkt bei aller historischen Korrektheit keineswegs angestaubt, sondern frisch und unverbraucht.

                                        Die leidenschaftlich fanatischen Kämpfer werden kurz und knackig eingeführt und besitzen Tiefe und Doppelbödigkeit. Der Handlungsbogen, bei dem keine Szene als sinnloses Füllmaterial herhalten muss, ist straff gespannt und schneidet vielfältige Themen gekonnt an - ohne überladen oder gehetzt zu wirken.
                                        Moderne Sehgewohnheiten werden befriedigt und neben Sex und Gewalt , gibt es wirklich überraschende Einfälle und skurrile Situationen , die es geschickt geschafft haben, mich bereits innerhalb der ersten Serienminuten ins Format einzusaugen, um danach zu einer anregenden Zeitreise aufzubrechen.

                                        Oktoberfest 1900 bietet Spannung, Spaß, Erotik und Brutalität aber auch anspruchsvolle Unterhaltung, die einen gewissen Bildungsauftag erfüllt. Das mag manche Ohren abschrecken, aber dafür gibt es keinen Grund, da ein abgesicherter Sehgenuss durchaus auch dann Freude erzeugen kann, wenn Intellekt und Mainstream Hand in Hand gehen.

                                        Sicherlich ist Oktoberfest 1900 auch eine Serie die spalten wird und nicht für jedes Publikum gemacht. Während ein Teil heutiger Wiesnwirte eine Rufschädigung fürchtet, da die Episoden alles andere als zugesäuselt verkitschte Heimatromantik verströmen, sprechen andere forsch den Anspruch ab, nur weil sie selbst keinen Zugang finden, für den man schon gewisse basale Voraussetzungen und eine cineastische Offenheit mitbringen darf. Oder ein gewisses Alter, aber da begebe ich mich auf dünnes Eis. Wer die Episoden im Durchschnitt oder gar darunter verortet, sollte nachdem er im Fackelschein mit warmen Bier überschüttet wurde, achtkantig aus dem Forum fliegen. Mindestens. ;)

                                        Ich werde nun mühsam der Versuchung widerstehen und erst morgen die Fortsetzung in Echtzeit konsumieren, um meine Euphorie ein wenig auszudehnen, denn Mehrteiler in dieser Güte sind leider rar gesät.

                                        Wenn es nichts zu meckern gibt, gibt es nichts zu meckern und ich sage einfach DANKE für den rundum gelungenen TV Abend. Prost.

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                                          Andy78 24.07.2020, 23:53 Geändert 25.07.2020, 01:41

                                          Ja, so ist das wohl, wenn man sich im Vorfeld nur oberflächlich über den Film informiert, der einem etwas Ablenkung vom Alltag verschaffen soll. Man erwartet einen raffinierten Psychothriller für´s Anregen grauer Gehirnzellen und bekommt stattdessen einen kräftigen Tritt in die Magengrube durch die kleine Schwester des Torture Porn.

                                          Ich wusste zwar, dass Mothers Day eine Art Remake von Kaufmans gleichnamigen Skandalschinken ist, den ich bisher nie gesehen habe, weil der Trailer mir zu trashig rüberkam, aber was hier abgehen würde, traf mich dann doch recht unvorbereitet.
                                          Hätte ich gewusst, dass Darren Lynn Bousman hier seine Hände im Spiel hatte, wäre ich als leidenschaftlicher SAW Fan deutlich weniger überrascht gewesen.

                                          Und man muss attestieren, dass der Film nun wirklich keine Gefangenen macht und auch beim Zelebrieren von Gewalt nicht verschämt wegschaut. Damit appelliert er platt an niedere Instinkte, aber er tut dies verdammt wirkungsvoll.

                                          Nachdem ich die Abscheu gegenüber dieser primitiven Beeinflussung meiner Psyche abgeschüttelt habe, komme ich jedoch nicht umhin einzugestehen, wie gut ich mich unterhalten gefühlt habe.

                                          Zugegeben, die Charaktere sind ebenso vertraut reißbrettartig, wie zweckmäßig, unvermeidliche Logiklücken schauen vorbei und für tiefergehende Gefühlsstudien bleibt bei dem Affenzahn, den der Film mit Überlänge rausbrettert, keine Zeit. Allerdings war ich die gesamte Zeit über gebannt und habe nicht eine Minute wirklichen Leerlauf bemerkt.

                                          Rebecca de Mornay konnte mich bereits als Kind ängstigen, als sie ihre Hand an die Wiege legte, aber als ich den Film als Erwachsener sah, fand ich ihn eher ermüdend.
                                          Hier brilliert sie gekonnt, als durchgeknallte Psychomutter mit skurrilen Erziehungsmethoden und einem weit ausgelegten Moralbegriff zeitlos überzeugend.
                                          und dazu musste man nicht einmal ihr Äußeres ihrem deformierten Charakter anpassen.

                                          Was soll ich nur als Fazit formulieren?

                                          So wie man nach einem anregenden Porno keine Liebe empfindet, fühlt man nach diesem oberflächlichen Trashgewaltfeuerwerk, der gehobenen Klasse, keine geistige Bereicherung. Aber irgendwie hat der Film der primitven Seite in mir riesigen Spaß bereitet.
                                          Bis hin zum effektiven und für mich erst in der letzten Minute erahnbaren Ende...

                                          Ohne das Original einschätzen zu können, habe ich die Gewissheit ein sehr gutes Remake gesehen zu haben und es ist eine Schande, dass ich mit der Sichtung fast 10 Jahre gewartet habe.

                                          Mutter ist wieder da ! Und wie...

                                          ( Mindestens 8,5 von 10 möglichen Muttertagsherzen <3 )

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                                            Andy78 13.07.2020, 01:35 Geändert 18.07.2020, 04:42

                                            Nachdem ich Halloween Haunt damals - als es noch möglich gewesen wäre, ihn zu sehen :( , im Lichtspielhaus meines Vertrauens verpasst habe, wurde heute Nacht die Sichtung endlich im Heimkino nachgeholt.

                                            Ich machte mich also mit Harper und Ihrer Klicke auf, um atmosphärisch passend in einem sogenannten Horrorhaus, den wohligen Grusel vergangener Zeiten zu genießen. Erwartbar änderte sich die Stimmung jedoch schnell und mein dominierendes Gefühl wandelte sich zum Mitbangen, ob jemand der arglosen Protagonisten die Nacht überleben würde, als die Jagd begann.

                                            Halloween Haunt fällt mir mich in die von mir sehr geschätzte Kategorie "klein, aber fein". Hier ist eine Menge preiswert kalkuliert, aber niemals billig. Und statt einer kommerziellen und erdrückenden Bilderwucht, dominieren prakische Ideen und die Leidenschaft fürs Genre. Entsprechend fühlte ich mich bereits heimisch, als der erste Kürbis an die Türe klatschte.

                                            Horrorfilme in denen sich 6 junge Leute irgendwohin auf den Weg machen, wo sie bald ums Überleben kämpfen müssen, haben zwar bei mir eh einen Stein im Brett, aber sie müssen auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten liefern. Und das tut der generische Horrofilm zumindest ansatzweise an allen Fronten.
                                            Die Jugendlichen sind soweit tatsächlich nicht unsympathisch - obwohl Eli Roth bei ihrer Charakterisierung ein wenig geholfen hat - und das schnell erkennbare Final Girl konnte sogar meine Sympathie erwecken.
                                            Neben erhofften Filmzitaten sollten natürlich in erster Linie die Effekte stimmen. In meinen Augen saßen sie auf den Punkt.
                                            Die mehrfach wiederkehrenden kurzen Gewaltspitzen, haben ihre Wirkung bei mir jedenfalls nicht verfehlt. Obwohl die Brutalität niemals zelebriert wurde, wirkten sie in ihrer Kürze recht heftig und immerhin begrenzt zeigefreudig. Auch das CGI empfand ich nicht als störend und die verschiedenen Masken mit drolligem Wiedererkennungswert wussten zu gefallen.
                                            Der stattliche , keine Gefangenen machende Bodycount konnte sich ebenso sehen lassen.
                                            Als sehr positiv möchte ich zudem den Score und das Sounddesign beschreiben, das nur dosiert auf effektive Jumpscares setzt und in kleineren Produktionen häufig vernachlässigt wird. Tatsächlich klingt bereits das Intro wunderbar bedrohlich.

                                            Macht der Film von Scott Beck und Bryan Woods, die Horrorfans bereits kennen dürften, alles richtig?
                                            Nein. Es gibt gewisse kleine Temposchwierigkeiten, die mir infolge vieler liebenswerter Ideen, aber nie übel aufstießen und auch storytechnisch, gibt es wohl nichts zu sehen, was man nicht bereits kannte, aber dieses "Nichts" hat mir trotzdem einen angenehm stimmungsvollen DVD-Abend beschert.

                                            Wie ich hier gesehen habe, wird er von manchen hart abgestraft, weil er ihre modernen Sehgewohnheiten und Härtegraderwartungen nicht erfüllt hat. Ich habe genau das sehr genossen und würde mir wünschen, das ihm viele Leser eine Chance geben. Er hat es verdient.

                                            Ein Film von Fans für Fans, die auch mal einer Nummer kleiner offen gegenüber stehen. <3

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                                              • Ausgerechnet in einem Horrorfilm Klischeefiguren zu bemängeln, erscheint mir wenig sinnvoll...

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                                                • Wie kann man so blöd sein und im Trailer den gesamten Filminhalt einschließlich der Auflösung preisgeben? Ich tippe auf mutwillige Sabotage...:(

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                                                    Andy78 14.11.2019, 14:10 Geändert 15.11.2019, 01:34

                                                    Immer noch keine Kritik zu diesem überdurchschnittlich tollen Tatort, der mit Meret Becker, die erneut wundervoll authentisch aufspielt und Mark Waschke, der eine ungewohnt sensible Seite zeigen darf, zudem mein persönliches Favoritenteam zu bieten hat, das es ja wohl leider nicht mehr allzu lange geben wird? :(
                                                    Das kann so nicht bleiben!!!

                                                    Mit Tatorten ist es so eine Sache. Da von megamäßig bis enttäuschend alles geboten wird, kann man nicht wirklich von einer "sicheren Bank" sprechen.

                                                    Die Fälle des obigen Duos finden sich - insbesondere durch das sehr besondere Zusammenspiel von Nina Rubin und Robert Karow - mittlerweile jedoch verlässlich im obigen Skalenbereich wieder.
                                                    Das Leben nach dem Tod bildete da keine Ausnahme.

                                                    Ein Toter, der wochenlang ausgerechnet in Karows Nachbarwohnung mumifizierte, ohne dass er dies bemerkte, bildete neben einem Raubüberfall, der Aktenzeichen XY... ungelöst entliehen sein könnte, den vielversprechenden Auftakt des mittlerweile 10. gemeinsamen Falls.

                                                    Der Mord, dessen Motive in ferner Vergangenheit zu finden waren, lieferte überdies verdammt aktuelle Bezüge zu Mietenwucher, Einsamkeit, Jugendbanden, Selbstjustiz, Wendefolgen, Glaubensfragen uvm...und verband diese so geschickt, dass die Collage zu keinem Zeitpunkt überfrachtet, unglaubwürdig oder verworren wirkte und man auch die bewusst gewählten ruhigen Anteile gern akzeptierte. Einen weiteren wesentlichen Plotbestandteil, möchte ich aus Spoilergründen nicht gesondert erwähnen.

                                                    Der Tatort legte erfolgreich falsche Fährten, bot Spannung, tiefsinnige Dialoge ebenso wie Witz und emotionalisierte...Insbesondere während eines überraschend intensiven Moments zwischen den gegensätzlichen Ermittlern...Intelligente Gesellschaftskritik ohne erhobenen Zeigefinger. Mehr kann man eigentlich nicht erwarten.

                                                    Auch sämtliche andere Rollen abseits des Ermittlerduos waren perfekt besetzt. Gleich ob der der zynisch verbitterte Senior, der als Kriminalitätsopfer an der aktuellen Zeit verzweifelt; der von Panikattacken gebeutelte Hausmeister mit seiner sich überfordernden Frau; die bitterbös giftige ältere Vermieterin, die Rubin so richtig auf den sprichwörtlichen Sack geht; der neue Love Interest der jüdischen Kommissarin, der unaufdringlich mit einem muslimischen Hintergrund Akzente setzt; die neue Staatsanwältin, die auf dem Klo überrascht, im Grunde überall sein will - außer bei der Mordkomission oder die sympathische Pathologin, die entspannt von dienstlichen Diskriminierungserfahrungen und erschreckenden Fehlerquoten bei der Leichenschau erzählt....

                                                    Ich möchte insbesondere Sarah Schnier und Florian Baxmeyer danken , die für Drehbuch und Regie verantwortlich waren, obwohl alle Beteiligten vor und hinter den Kameras so perfekt abgestimmt geliefert haben, wie ich es mir erhofft habe.

                                                    " Die Zeit zwischen Tod und Begräbnis ist für die Seele verwirrend. Sie ist von der Vergangenheit und der Zukunft getrennt ..." Allein für diese Sätze, die Nina Rubin in einem nahezu zärtlich berührenden Moment in all dem Grauen äußerte, hat sich für mich das Einschalten mehr als gelohnt.

                                                    Meine Empfehlung: Unbedingt die ARD Mediathek nutzen!

                                                    ( Sicherlich wird der neue Tatort trotzdem nicht jedem gefallen können, aber die Kombi von Anspruch und Qualität werden halt nicht automatisch honoriert...;) )

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