Andy78 - Kommentare

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    Andy78 10.11.2019, 02:06 Geändert 10.11.2019, 02:26

    Nach etwas anspruchsvollerer Kost, die letzendlich auch eher nur enttäuscht hat, übertrug man mir erneut die Verantwortung, einen Film für´s Wochenendheimkino auszuwählen.
    Und diesmal entschied ich mich für primitiv bodenständige Slasherkost. Doch auch hier kann erfahrungsgemäß eine Menge schiefgehen, wenn ich mich kopfschüttelnd an die FURCHTBAREN Bikini Girls on Ice erinnere, an dem tatsächlich NICHTS sehenswert war. Mein Blutdruck steigt heute noch, wenn ich auf meine extra zugelegte Uncutversion blicke, die ich damals unbedingt haben musste. Einer der bittersten Blindkäufe, den ich jemals getätigt habe.
    Aber wie ansprechend würde es hier laufen? Würde mich hingerotzter billig abgedrehter Trash oder eine mit Leidenschaft für´s Genre abgedrehte Low Budget Produktion erwarten?
    Tatsächlich spürte ich die gesamte Laufzeit über ein gewisses Unbehagen, weil ich damit gerechnet habe, dass es sich der Film doch noch irgendwann mit mir versauen würde, obwohl die Eröffnung, der Score, die Synchro und die Darstellerinnen - allen voran die Leistung von Ali Cobrin - positiv gewichtet werden konnten.
    Auch die Ausgangslage über 7 Mädels die in einem abgelegenen Haus Webcamsex anbieten und damit einen schmuddeligen Psychopathen auf den Plan rufen, könnte generischer nicht sein.
    Tatsächlich liefert Girlhouse für einen oberflächlichen Slasherabend genau da ab, wo man es erwartet - bei Erotik und Gewalt. Bei erstaunlich gut verstecktem niedrigen Budget - raffinierterweise ohne allzuviel zu zeigen ohne dass dies sonderlich kritikwürdig wäre.
    So zieht tatsächlich nur ein Teil der durchweg attraktiven Darstellerinnen obenrum blank und für ein Pornohause wirkt der dort praktizierte Sex recht züchtig, aber schließlich hat man ja auch keinen wirklichen Erwachsenenstreifen eingelegt.
    Der Bodycount und die verschiedenen Tötungsarten überzeugen ebenso, wie die handgemachten Effekte, die dosiert eingestreut werden.
    Letzten Endes blieb der Ablauf jedoch einfach zu vorhersehbar, was ich einerseits als allgemeingültiges Genremerkmal verbuchen oder aber enttäuscht vermissen kann. Tatsächlich wäre ein wenig mehr Cleverness oder ein Minimum an Überraschungen schon wünschenswert gewesen.
    Als stärkeres Manko fiel für mich das fehlende emotionale Band zu den Opfern ins Gewicht, die bis auf das schnell identifizierbare potentielle Final Girl keinerlei Identifkationspotential boten. Somit hielt sich mein Mitleid in Grenzen - auch wenn die kompromisslosen Morde als sehr unangenehm empfunden wurden und sich mitunter eine gewisse Tragik spüren ließ.
    Auch finde ich es spannender, wenn Opfer wehrhaft sein dürfen, anstelle pures Schlachtvieh zu sein. Hier wird leider auch nur ein sehr überschaubares Maß an Kampfgeist geboten.
    Logik darf nicht erwartet werden, aber wenn ein Mädel den Killer besiegen möchte, ihm aber nach einem ersten Stich nahezu von Todessehnsucht beseelt die spätere Mordwaffe überlässt, ist dies ebenso ärgerlich, wie der Verzicht auf ein endgültiges Ausschalten des perversen Schlächters, als man es noch gekonnt hätte. Nunja, vermutlich hat man da als psychisch Gesunder ein gewisses Hemmungspotential.
    Immerhin überzeugt auch Rapper Slaine als frauenhassender "Loverboy" mit angenehm vertrauter, schön schräger Frauenmaskierung, der doch im Grunde seines Herzens von den sexy Hasen doch nur ehrlich begehrt werden möchte.
    Letztendlich steht und fällt ein Film auch mit dem Ende, das ich mit seinem finalen Schlusskampf als durchaus akzeptabel empfunden habe.
    So bleibt Girlhouse ein netter Zeitvertreib, der nach der Hälfte der Laufzeit sein Tempo deutlich anzieht und den eher moderat Ansprüche stellenden Genrefreund basal gut unterhalten kann.
    Es gibt tatsächlich einige schöne Einstellungen zu sehen, die mir bewiesen haben, dass hier jemand gefilmt hat, der eine Leidenschaft für Slasher mitbringt, aber dennoch nichts wirklich neu Bereicherndes einzubringen hat.
    Auch weil es sooooviel Schlechteres auf dem Markt gibt von mir 7 wohlwollende Sympathiepunkte für den flinkesten übergewichtigen Girlkiller, den ich jemals gesehen habe...;) und weil die ironische Pseudobotschaft von der "ins Verderben führenden sündigen Pornographie" , die immerhin bei einem Filmprotagonisten gefruchtet hat, mir einen letzten befreienden Lacher beschert hat. :)

    Fazit: Kauf NICHT bereut...selbst wenn ich ihn nicht allzu bald erneut sehen muss...

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    • Macht es eigentlich Sinn in einem Beitrag, der für einen Film werben will, indirekt das Ende zu spoilern und mehrfach darauf hinzuweisen, dass er besonders für jugendliche Horroranfänger geeignet wäre? Sowas schreckt ja geradezu ab. Obwohl ich auch hinterfrage, ob dies so stimmt, wenn alle Akteure ein auswegloses, düsteres Schicksal ereilt...So etwas kann doch viel länger belastend nachwirken.

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        Andy78 01.11.2019, 02:58 Geändert 02.11.2019, 02:04

        Liebes Therapietagebuch:

        Eigentlich soll man seine Gefühle unmittelbar nach einem durchlebten Filmereignis niederschreiben, weil so alles noch frisch und emotional prall gefüllt 1:1 in die Tastatur fließt. Ein Umstand den ich vollkommen nachvollziehe und somit gern beherzige.
        Bisher.
        Bei Midsommar war dies nicht möglich, weil ich tatsächlich nur noch Abstand von dieser fragwürdigen, psychotischen Horrorgroteske haben wollte, die sich nahezu perfekt in ein Kunstdeckmäntelchen eingehüllt hat.
        Wenn ich als passionierter Abspannsitzer, ebenso wie meine Begleitung und die restlichen ca. 20 Besucher der Spätvorstellung, wortlos das Weite suche und man tatsächlich nur das Bedürfnis hat, das Gesehene abzuschütteln, komme ich nicht umhin, mir die Frage zu stellen, weshalb ich solche Bilder freiwillig in meinen Kopf lasse und welchen Mehrwert sie haben.

        Das subjektive Ergebnis fällt ernüchternd aus. Keinen.

        Dabei beginnt Midsommar ebenso einfach wie genial und erzeugt mit geringem Aufwand den maximal emotionalen Effekt. Eigentlich schon vor dem Vorspann...
        Innerhalb von Minuten zogen mich die Bilder in ihren Bann und von Szenen zu Szene wuchs in mir die Gewissheit, dass ich mittendrin war, endlich wieder einen neuen, genialen 10 Punkte Lieblingsfilm für mich zu entdecken.

        Meine Freundin meinte irgendwann, jetzt könnte aber ruhig mal was passieren, aber das sah ich völlig anders. Jede wunderschön in allen Bereichen bis ins kleinste Detail durchkonzipierte Szene, hatte in ihrer Langsamkeit einen ungeheuren Reiz. Überdies entwickelte sich eine unangenehm bedrohliche Grundstimmung, die ihresgleichen suchte.

        Als dann der erste Gewalteffekt auf mich eindrosch, war ich kurzzeitig wie geschockt, weil er mich in seiner Härte völlig kalt erwischte. Gerade weil man nach all der Ruhe und Betulichkeit irgendwie eingelullt war. Mir gingen kurzzeitig Berichte durch den Kopf, in denen immer wieder von Kinogängern berichtet wurde, die während irgendwelcher Vorstellungen erbrechen mussten oder den Saal fluchtartig verließen, die ich immer als billige Werbung abgetan habe. Und jetzt erging es mir reflexhaft ebenso. Es ist nun wirklich nicht mein erster Horrorfilm, aber plötzlich hatte ich nur noch das Bedürfnis den Blick abzuwenden und dachte sogar für einen Moment - von mir selbst überrascht - ob mich dieses Werk an meine Grenzem bringen würde.
        Ich blieb...

        Zu faszinierend entwickelte sich die eigentlich grob völlig vorhersehbare Story, die mich durch ihre einzigartig innovative Bebilderung weiterhin völlig für sich einnahm.
        Doch plötzlich kippte es.
        Ich dachte an Hereditary, der mich auch herausgefordert hat, den ich als Bebilderung einer seelischen Erkrankung aber durchaus abstrahierend wertschätzen konnte und den ich vor plumpen Angriffen stets vehement verteidigt habe.
        Und ich erkannte unvermittelt, welcher Taschenspielertricks sich Aster bediente, um gewaltsam in meine Psyche einzudringen und war ernüchtert.

        So verwendet er anscheinend gern das Stilmittel, dem Betrachter ohne atmosphärische Einleitung widerliche Bilder vor den Latz zu knallen, die einen durchschnittlich empathisch entwickelten Menschen nur verstören können...War das noch raffinierte Kunstfertigkeit oder doch nur ein ebenso billiger, wie platt skrupellos eingesetzter Holzhammer, der auf Nummer sicher geht?

        Anscheinend hält Aster auch nackte, hängende, ältere Frauenkörper für geeignet, um einer ohnehin unangenehm öffentlich sexualisierten und intimen Situation den letzten Pfiff zu geben. Wobei ich tatsächlich erstaunt war, dass ein kleiner Teil des Publikums diese Bilder mit Lachen versah. Ob aus Verlegenheit oder einem speziellen Humorverständnis, wer kann das sagen? Am Ende war es auch nur unfreiwilllig komisch oder einfach eine Instrumentalisierung des abbauenden menschlichen Körpers abseits des Schönheitswahns.

        Ich hielt trotzdem tapfer durch, obwohl sich längst eine unterschwellige Missstimmmung eingeschlichen hatte.
        Schließlich weiß man als kleiner Spartencineast, das Kunst nicht gefällig sein muss und durchaus idealerweise eine Tiefe haben kann, die einen letzendlich weiterbringt, wenn man sich mit ihr offen auseinandersetzt.

        Doch dann kippte es endgültig. Aus mehreren Gründen.

        Der genüsslich zelebrierte Umgang mit den ausstaffierten Toten war das widerlichste, was ich seit langem gesehen habe und für mich kaum zu ertragen. Diese Demütigung, Verhöhnung, diese Pervertiertheit und körperlich seeelische Grausamkeit überforderten mich. Aber anstelle das Grauen in einen entsprechenden kritischen Kontext einzubetten, schmeichelte den durchweg hoffnungslosen Bildern des nackten Wahnsinns eine anheimelnde Musik, die Friedfertigkeit, Wohlgefühl und Rechtschaffenheit suggerierte. Hier hatte alles irgendwie seinen abartig tieferen Sinn.

        Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, folgte der in Abstufungen erahnbare Twist, der in meinen Augen dem Ganzen die vom Tabubruch getriebene "Narrenkrone" aufsetzte und den ich Ari Aster tatsächlich übelnehme.
        Unfassbar, wenn mir ein Regisseur durch fehlende Distanzierung weismachen will, das heidnisch durchtriebene Grausamkeit mehr Sympathien verdient, als die ach so kalte sogenannte aufgeklärte und zivilisierte Gesellschaft. Oder ist das unmenschliche Morden von Charakteren weniger schlimm, weil sie reißbrettartig und stereotyp unsympathisch gezeichnet wurden? Hier macht es sich jemand für meinen Geschmack zu einfach.

        Ganz ehrlich? Einige feiern ihn hier völlig unkritisch ab, als gäbe es kein morgen und unterstellen Einfältigkeit, wenn man nicht den hohen Anspruch hinter der Szenerie erkennen kann. Ich habe zumindest versucht hinter die unbestritten hochprofessionelle und begnadet begabte Fassade des Regisseurs zu schauen, aber wurde bei Midsommar nicht fündig.
        Was ist das tiefere Anliegen des Films? Was will er mir sagen?
        Keine Ahnung.

        Ich finde , dass er zu weit geht , gerade auch weil er substanziell nicht fähig ist, eine Begründung für seine drehbuchmäßig unterhaltende Menschenverachtungszeremonie beizusteuern - mit dem an sich legitimen Ziel, nachhaltige atmosphärische Schockeffekte beizusteuern. Künstlerische Anspruchsmonstranz ist mir da nicht genug...

        Obwohl er soviel bot, fehlte mit letzten Endes das Wesentliche. Und dass ich mich nach einem Film nur schlecht und verstört fühle, kann ich nicht positiv honorieren.
        Es würde dem Streifen auch nicht gerecht werden, wenn ich ihn im Durchschnitt ansiedel, denn da gehört er definitiv nicht hin.
        Ich habe mir anfänglich überlegt - nach dem Verrauchen meines heiligen Zorns - die spontane 0,5 Punkte Hassfilmbewertung zu relativieren und die ins Auge springenden Stärken deutlicher zu gewichten. Aber nachdem es anscheinend zum guten Ton gehört Midsommar intellektuell wertzuschätzen, lasse ich meine ein wenig neurotisch angehauchte Spielverderbermeinung gern so stehen, wie ich es empfunden habe.

        Ja, das Gesehene hat mich auch auf eine gewisse Art fasziniert, aber es unbedarft weiter empfehlen, würde ich es niemandem. Jeder hat seine eigenen Grenzen und ich kenne sie nicht. Gerade hier scheint mir dieser Fakt bedeutsamer als gewöhnlich.

        P.S. Wenn ich mir genauer überlege, für welche Lappalien sich der Film herausnimmt die Todesstrafe verhängen zu können, fängt mein Blutdruck schon wieder an zu steigen...Also werf ich mir mal eben lieber ne Baldrianpastille ein...und seh eine Folge von Unsere kleine Farm. ;/

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        • Man sieht doch auch in den verbliebenen Szenen eine Einstellung mit dem Löwenwappen???

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          • Ich bin spät dran, aber egal...

            Interessant, wie man hier vom Autor verbal abgestraft wird, wenn man es wagt, vom GoT Ende enttäuscht zu sein.

            Kindisch quengelnd vom Größenwahn befallen und beseelt vom primitiv - naiven Wunsch nach einem friedlichen Regenten und einer überraschungsfreien Auflösung, die man prognostiziert hat und für die man nur Bestätigung wollte? Zu doof zum Schauen - mit Tomaten auf den Augen... Ernsthaft jetzt? Nicht einmal Wehklagen ist öffentlich erwünscht, um das teils unbefriedigende Ende zu verdauen?
            Klappe halten und ein Magengeschwür riskieren?
            KEINESFALLS!
            Ich bin nicht DER Fan der Serie, aber mochte sie und kann einen Großteil der in meinen Augen berechtigten Enttäuschung gut nachempfinden.
            Mag sein, dass sie Herrn Vegas Verständnishorizont überschreitet, aber es gibt tatsächlich treue Anhänger, die sich nicht nur passiv berieseln lassen und alles essen was auf den Tisch kommt, sondern mitfühlen, mitdenken und ggf. auch Kritik üben.
            Nicht zu sehen, wie sich das Format ohne Not zu seinem Nachteil verändert hat, kommt schon Verdrängung gleich.
            Könnte natürlich auch sein, dass sich hinter den ebenso erbosten, wie verschwurbelt unterstellenden Tiraden, einfach nur ein verletztes Fanboyherz verbirgt, dem man nicht böse sein sollte...

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              Andy78 04.10.2019, 19:53 Geändert 04.10.2019, 21:44

              Welcher Eigenheimbesitzer kennt sie nicht? Die Furcht nächtens von üblen Gestalten heimgesucht zu werden, vor denen es keinen 100%igen Einbruchsschutz geben kann. Es sei denn, man fristet sein Leben in einem Panic Room.
              Insofern gute Voraussetzungen für einen Besuch im Tiger House, der verheißungsvoll mit einer guten Eröffnung und kreativem Vorspann beginnt.
              Theoretisch.

              Die Vorboten der Home Invasion gestalten sich zwar unheilvoll düster und auch das erste Auftreten der Invasoren, die eine Familie bedrohen, um klassischerweise Zugang zu einem Banktresor zu kommen, wirkt angemessen martialisch, aber leider wird ab da nur noch warmduschermäßig geliefert.
              Ich habe wohl noch nie zuvor eine so weinerliche Mimose als "harten" Anführer erlebt, wie hier. Davon abgesehen, dass er auch optisch eher wie ein charmanter Gerard Butler Clon wirkte, der alten Damen über die Straße hilft, als jemand der - falls - nötig Zeugen aus dem Weg schafft.

              Gut ist es insbesondere für offene Zuschauer natürlich, wenn man für den Fall der Fälle etwas Praktisches lernen kann. Und ich gebe zu, hier Dinge erfahren zu haben, die ich mir in meinen wildesten Träumen nicht hätte ausmalen können. Los gehts:

              Wenn du nicht in deinem Versteck entdeckt werden möchtest, hau mit dem Kopf auf die Bodenbretter, auf denen du liegst.
              Wenn du um Hilfe schreist, dann nur da wo dich wirklich niemand hört.
              Wenn du einen Killer außer Gefecht setzen möchtest, greif zur Nagelschere.
              Wenn der Dachstuhl brennt, schmier dir dein Sandwich.
              Wenn du als Geisel gehalten wirst, erzähl dem Verbrecher einen schlechten Witz und du darfst ziehen.

              Es gäbe zig weitere Beispiele, die Tiger House, das ich eher als Pussykätzchenheim betiteln würde, spannungstechnisch und logisch das Genick brechen und dies ist so verdammt schade.

              Da es sich hier, erst auf den zweiten Blick erkennbar, um eine Low Budget Produktion handelt, hätte ich mir umso mehr gewünscht, den Film zu mögen. Und wenn man die abwechslungsreiche Kameraführung, Timing, Hauptdarstellerin und vor allen Dingen den treibenden Score isoliert werten könnte, müsste das Urteil deutlich positiver ausfallen. Aber im Verlauf wird halt immer klarer, wie sinnlos der Film Zeit schindet und das jegliches Warten auf clevere Schachzüge von irgendjemandem vergebliche Liebesmüh bleibt.

              Wenn gegen Ende tatsächlich ein unerwartbarer Twist geboten wird, schöpfte ich letztmalig Hoffnung auf einen versöhnlichen Ausklang, aber leider wurde der gleich wieder mit dem Ars*h eingerissen, als er ins ungewollt Lächerliche abgleitete.

              Schlussendlich hat mir ebenso die finale Entscheidung, welche ich nicht spoilern möchte, die Stimmung endgültig versaut. Wie kann man nur ein derart unsympathisches Ende als ernsthafte Option für einen emotional nachhaltigen Ausklang wählen und erwarten, dass es honoriert wird?
              Wenn ich sehe mit welchen wunderbaren Produktionen dieser Murks hier durchschnittsmäßig auf einer Stufe steht, stellen sich mir die Nackenhaare auf.

              Mein zerknirschtes Fazit: Eine unnötig schlechte, aber gut kaschierte Low Budget Mogelpackung, die technisch eine Menge richtig macht, aber inhaltlich Harakiri begeht...

              Schaaaade....:/

              P.S. Wer eine andere junge Frau sehen möchte, die sich tapfer gegenüber bösen Burschen behauptet, dem empfehle ich KRISTY. Der ist zwar auch unlogisch drüber, aber hat mich eindeutig mehr erreicht und begeistert.

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                Andy78 04.10.2019, 02:32 Geändert 04.10.2019, 15:15

                Ja, ich bin verdammt spät dran...
                Spät dran, um herauszufinden, welches seltsame Laster Mrs. Wardh umtreibt oder alternativ, wer sich hinter dem Killer von Wien verbirgt. Je nachdem, ob man sich am deutschen bzw. dem italienischen Titel orientiert.

                Dass es sich beim eingelegten Werk um einen Giallo handeln würde, war mir klar und auch wenn ich keine lodernde Leidenschaft fürs "gelbe" Thrillersubgenre verspüre, so besteht zumindest eine konstant unterschwellige Sympathie.
                Von einer "sicheren Bank" konnte trotzdem keine Rede sein, weil es gerade hier die absolute Bandbreite von lieblosem Totalausfall bis hin zum niederkniewürdigen kultigen Vertreter zu entdecken gibt.

                Um es vorweg zu nehmen: Für mich findet sich Der Killer von Wien auf keiner der genannten Seiten wieder, obwohl ich ihn tendenziell näher im positiven Bereich verorten würde.

                Die Story um eine ebenso attraktive wie laszive Frau mit Hitze im Slip, die es beim Ausleben ihrer Leidenschaft gleich mit mehreren Vertretern des männlichen Geschlechts zu tun bekommt, die man wirklich nicht als Zierde ihrer Art bezeichen möchte, beginnt dann auch tatsächlich vielversprechend und zur Tätersuche einladend.
                Leider macht das Drehbuch seinem Namen wortwörtlich alle Ehre, "dreht" im Verlauf völlig ab und serviert - nachdem alle Verdächtigen ausgeschlossen werden konnten - eine Erklärbärlösung, die ebenso unerahnbar wie emotional nicht nachvollziehbar auf mich gewirkt hat und den Film einige Pünktchen gekostet hat.

                Normalerweise würde ich bei so einem Mumpitz mit Schaum vor dem Mund in die Tasten hauen, aber natürlich weiß man, dass ein Giallo an anderen Merkmalen gemessen wird, als an stimmiger Logik. Und hier liefert Lo Strano vizio della Signora Wardh erstaunlich gut und selbstbewusst, gerade wenn man bedenkt, dass er 1971 erstmals veröffentlicht wurde.
                So sind - wie erhofft - scharfe Rasierklingen ebenso wie schwarze Lederhandschuhe und als Opfer auserkorende Damen mit am Start, die drehbuchgemäß nicht schnell genug aus ihren Kleidern steigen können, um ihre wogenden natürlichen Brüste zu präsentieren, bevor sie kreischend gemeuchelt werden.
                Dabei ist Edwige Feneche ein absoluter Glücksgriff, da sie trotz erstaunlich geringer Empathie für die Mordopfer und einem ausgeprägten Hang zum Matratzensport ohne Anlaufzeit niemals billig, sondern elegant und geheimnisvoll wirkt.
                Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass für diejenigen, die Sergio Martinos feuchten SM-Traum heimlich in ihrer Pubertät sehen durften, die Softporno-Bilder eine erregte Achterbahnfahrt zwischen Spannung und Masturbation geboten haben.

                Mich hat dann langweilig abgeklärt doch eher die wunderbare Optik und Machart des Streifens gefesselt, die mich in allen Belangen auf eine phantastische Zeitreise mitgenommen hat. Die Blickwinkel der Kamera, Schnittfolgen oder auch der Score, der anteilig von Tarantino für Kill Bill II verwendet wurde, müssen sich nämlich als wahres Nostalgiefeuerwerk nun wirklich nicht verstecken.

                Mein Fazit: Optik: Top / Inhalt Flop... Innerhalb seiner Zeit erfreulich progressiv-frech, aber auch heute immer noch gut unterhaltend, Wehmut weckend und Freude spendend...( Was ich nur ein ganz wenig verrucht zweideutig meine...;) )

                P.S. Keinesfalls vergessen möchte ich die PHANTASTISCHE deutsche Synchro mit den vertrauten Stimmen von Sprechern/innen, die ihr Handwerk einfach verstehen und den Giallo deutlich aufwerten...<3

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                  Andy78 30.09.2019, 01:33 Geändert 04.10.2019, 15:31

                  Manchmal muss man etwas wagen. Auch wenn der Mut nur darin besteht, einen Film in den Warenkorb zu legen, über den man außer dem Covertext gar nichts weiß.
                  Zumal meine länger zurückliegenden Erfahrungen zu keinem Happy End führten. Oder wurden die Positiven von meiner nachhaltigen Frustration einfach überlagert?

                  Ich weiß nicht weshalb, aber wahrscheinlich war es das Prädikat "Fantastischer Indie-Thriller", das mich unterschwellig angesprochen hat, obwohl mir eigentlich bewusst ist, wie skrupellos gerade auf Klappentexten die Wahrheit zugunsten der Werbung malträtiert wird.

                  Ich habe zuvor - entgegen meiner Gewohnheit - diesmal zum Erlangen eines ersten Eindrucks auch keinen Trailer angeschaut. ES MUSS EINEN FILMGOTT GEBEN, dem ich dafür nur danken kann, da dieser viel zu viel vorwegnimmt. Gerade bei dem speziellen Aufbau des Films ist dies eigentlich unverzeihlich, weil dieser vom schrittweisen Selbstentdecken lebt.

                  Wie der Titel verrät, geht es um die Serienkillerthematik, die für meinen Geschmack erfrischend anders aufgezogen wurde. Diesmal begleitet der geneigte Zuschauer einen Sohn, der das verstörende Gefühl entwickelt, dass sein Dad ein Serienmörder sein könnte. Punkt.
                  Denn eigentlich verbietet es sich an dieser Stelle, mehr über die Handlung zu verraten, die sich bewusst langsam und ruhig entwickelt - ohne dabei mit überflüssigen Szenen Zeit zu schinden.

                  Ich habe die Höchstwertung vergeben, weil ich nicht erinnern kann, wann ein Film, der sich so konsequent der Befriedigung gewohnter Seheindrücke verweigert, mich derart umfassend erreicht hat.
                  Dabei beweist Duncan Skiles, dass weder brutal bebilderte Gewalt, ein hohes Tempo, schrille Jumpscares oder ein imposanter Score erforderlich sind, um Zuschauer für sich einzunehmen, die empathisch in die realistisch eingeführte Thematik eintauchen können, wenn sie offen genug für die etwas andere Herangehensweise sind.
                  Wer The Clovehitch Killer in den Player legt, sollte damit rechnen, dass er eher einen Film zum Mitfühlen - statt Mitfiebern geboten bekommt. Ich habe diese Entscheidung sehr geschätzt.

                  Das Faszinierende war für mich insbesondere, dass der Film sich relativ schnell in die Karten schauen lässt und trotzdem in der Lage ist, geschickt in die Irre zu führen und auch, wenn man glaubt zu wissen, wo lang der Hase läuft, die Spannung aufrecht erhält.
                  Charlie Plummer als verstörter und zweifelnder Sohn hatte als absolut überzeugend spielender Sympathieträger daran ebenso einen großen Anteil, wie Dylan McDermott als manipulativer Vater, der evt. ein dunkles Geheimis hütet oder dem man furchtbar Unrecht tut. Aber auch Madisen Beaty als undurchsichtig provokante Kassi hat mir sehr gut gefallen.
                  Gesondert erwähnen möchte ich das clevere Drehbuch, welches unter anderem mit zielsicheren Dialogen punktet und an einigen Stellen obendrein wunderbar raffiniert mit den Seheindrücken spielt. Wobei jeder selbst entdecken dürfen sollte, was genau ich damit meine.
                  Jedenfalls hatte ich während des Mitkombinierens immer wieder einige Fragen, die sich jedoch nach und nach perfekt klärten. Es ist einfach ungemein erfrischend, wenn es einem Regisseur gelingt, in die Irre zu führen, ohne dabei einen aus dem Ärmel gezogenen Mindfuck zu bemühen.
                  Die gekonnt erschaffende Atmosphäre ist zudem die gesamte Laufzeit über irritierend und bedrohlich, obwohl erst im letzten Drittel die Gewalt deutlicher unangenehmer thematisiert wird.

                  Jeder weiß, dass ein Ende alles versauen kann, aber auch hier hat der Streifen für meine Bedürfnisse emotional und nachvollziehbar geliefert, gleich ob es mir thematisch "gepasst" hat.

                  Dass der Film trotzdem nicht der breiten Masse gefallen wird, liegt auf der Hand. Dafür ist er zu still, zu reduziert und zurückgenommen. In der Machart zu anspruchsvoll.
                  Wohlwollend könnte ich schreiben, dass falsche Erwartungen so zu negativen Eindrücken führen, wie bei der haarstrübend missverstehenden "Oh man was für ein scheiß." - "Kritik" unter mir.
                  Andererseits ist nunmal auch nicht jeder Film für jeden Konsumenten geeignet. Was keinesfalls am Film liegen muss...

                  Ich bin immer noch geflasht und wohl am meisten darüber erstaunt, dass ich tatsächlich nichts gefunden habe, was ich mir anders gewünscht hätte und ausgesprochen froh und dankbar, weil ich diese kleine Perle gefunden habe. Es ist nicht selbstverständlich, dass es in lauten Blockbusterzeiten mit zur Norm gewordenen bemühten Tabuüberschreitung einen Film wie The Clovehitch Killer überhaupt noch gibt...

                  Darf man dazu stehen, einen sanften Serienkillerfilm ohne Gemetzel, Action und Nägelknabbern umfassend "geil" zu finden, auch wenn er eher leise Dramatöne anschlägt und auf Gefühle setzt?
                  Mir doch Wurst: 10/10 Punkten mit Fanboyherzchen obendrauf! :)

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                  • 8 .5
                    Andy78 28.09.2019, 02:39 Geändert 28.09.2019, 14:15

                    Eher lustlos als leidenschaftlich habe ich mich heute Abend ins Krumme Haus gewagt, um mich gepflegt zu langweilen. Es ist mir nicht gelungen.

                    Die mir unbekannte Geschichte nach einem Roman der Bestsellerautorin Agatha Christie über eine hoffnungslos dysfunktionale Familie, die auf Gedeih und Verderb auf dem titelgebenden Anwesen ihr nur durch Zynismus am Leben erhaltenes, erbärmlich elitäres Dasein fristet, bis ein Giftmord die alltäglich ausgetauschten Boshaftigkeiten in neue Dimensionen führt, wirkt vom Aufbau her, wie aus der lauten und hektischen Zeit gefallen.
                    Und genau dies ist ihre Stärke, wenn man noch in der Lage oder willens ist, sich darauf einzulassen.

                    In ruhigen und perfekt konzipierten, atmosphärischen Bildern werden folgerichtig nacheinander alle verdächtigen Hauptpersonen vorgestellt, die erst nach ca. einer Stunde erstmals geballt aufeinander treffen und ihre skurrilen Charaktere und mögliche Motive offenbaren. Eine angedeutete Liebesgeschichte, die parallel immer wieder durch die Ermittlungen gestört wird - oder ist es umgekehrt? - ergänzt den Stoff parallel durch eine Prise Romantik.

                    Wer kennt sie nicht die großen Christie Verfilmungen wie Zeugin der Anklage mit Marlene Dietrich oder Zehn kleine Negerlein - Das letzte Wochenende, die inzwischen längst zu Klassikern avancierten? Das Böse unter der Sonne, Mord im Spiegel und die wunderbare Reihe mit der phantastischen Margaret Rutherford gehören dabei zu meinen absoluten Lieblingen.

                    Etwas gewöhnungsbedürftig war für mich entsprechend das Fehlen einer Miss Jane Marple Figur oder die des ebenso exentrischen, wie klugen Privatdetektivs Poirot, der durch Sir Peter Ustinov perfekt verkörpert wurde. Aber letztendlich macht auch der deutlich jüngere Charles Hayward, ehemals verstrickter Diplomat, als charmanter Ermittler seine Sache nicht schlecht.

                    Eine erwartbar eigene große Charakterrolle spielt das wortspielmäßig schiefe, aber auch korrupte Haus, welches seinen Bewohnern durch die Zimmergestaltung zusätzliche Individualität verleiht. Die Kamerafahrten fangen den architektonischen Augenschmaus für meinen Geschmack überaus gelungen ein und auch der eher zurückhaltende Score liefert auf den Punkt.

                    Das krumme Haus besticht anstatt durch Grusel und Gewalt (obwohl es laut ungeschriebenem Genregesetz nicht bei einem Mord bleiben wird) eher durch Schönheit und seine überzeugenden Protagonisten sowie ihre feingeschliffen bösartigen Wortgefechte. Hier habe ich mich besonders gefreut, endlich Glenn Close wieder zu sehen. Gegen Ende wird das Tempo erfreulicherweise noch einmal angezogen und bietet eine ebenso dramatische, wie überzeugende Auflösung, die ich nicht habe kommen sehen und die mich auch ein wenig berührt hat.

                    Durch den plötzlichen Rauswurf aus der Story hatte ich anfangs das Gefühl des Unvollendetseins, aber im Nachhinein wurde mir bewusst, dass die Wirkung des Plots so noch mehr Nachhaltigkeit erhalten hat und tatsächlich alles Wichtige gesagt worden war.

                    Auch wenn Crooked House nicht ganz an seine großen Vorbilder heranreicht, hab ich weder Sichtung noch Kauf bereut und selbstverständlich erhält die Krimiverfilmung einen verdient gleichberechtigten Platz in der Sammlung.

                    8,5/10 sehr zufriedene Punkte begleitet von Unverständnis über die bisherige knauserige Durchschnittsbewertung bei MP...

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                    • "Absturz" ?! ... Bis zur Unkenntlichkeit nahezu lächerlich übertrieben...Insbesondere wenn man die Einspielergebnisse gewichtet. Habt Ihr gerade einen Praktikanten von der BI*D am Start?

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                      • "Pennywise ist auch in den Filmen mehr Clown als Bedrohung."

                        Georgie dürfte das anders anders wahrgenommen haben...

                        • Tja, das ewige Leid von Rankings: Sie können nie voll befriedigen...
                          Aber dass Ihr den wohl innovativsten Film der Reihe "Cult of Chucky" mit dem vorletzten Platz abstraft- noch dazu ohne irgendein Argument - ist für eine Filmredaktion schon verdammt schwach...:(

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                          • 7 .5
                            Andy78 09.09.2019, 23:42 Geändert 10.09.2019, 00:35

                            WAS IST DENN NUR MIT CHUCKY LOS?!

                            Jetzt liefert das besessene Killerpüppchen tatsächlich zum Abschied völlig unerwartet den totalen bitterbösen Mindfuck und lässt mich irgendwie angepisst, begeistert, verstört...halt irgendwie verwirrt zurück. UNFASSBAR!
                            Der Film setzt setzt 4 Jahre nach dem letzten Teil an - wenn ich der Rückseite meiner Coverbeschreibung trauen kann - und ich fand es schonmal richtig toll, dass er sich ohne zu tricksen, genau an die selbst gesetzten inhaltlichen Vorgaben hält.

                            Ich gebe unumwunden zu , dass mich der Beginn völlig aus den Socken gehauen hat. Das war einfach ein saustarker Einstieg, der durch die harte Interaktion der beiden ursprünglichen Hauptprotagonisten zumindest für mich an Genialität grenzte...
                            Ich hätte nie gedacht, dass ich vor Chucky noch einmal richtig Schiss bekommen würde. Aber ich bin in den ersten Minuten tatsächlich 2x richtig zusammen gezuckt. ;)
                            Schauplatz des Films ist diesmal eine steril anmutende surrealistische Psychoklinik, in der bedauernswerte Patienten und Mitarbeiter als zu killendes Beiwerk herhalten müssen und in die wir die arme Nica begleiten dürfen.

                            Leider wechselten sich im weiteren Verlauf Begeisterung und Enttäuschung innerhalb meiner Wahrnehmung regelmäßig ab. So bieten die psychisch Kranken tatsächlich neue Facetten und im Verlauf merkt man, dass nichts ist, wie es zu Beginn scheint. Das überrascht durchaus, aber schafft auch eine gewisse Distanz zu den Personen, mit denen zumindest ich eigentlich mitfühlen wollte.

                            Bis zur Mitte hätte ich CULT - umfassend glücklich zum Fanboy mutiert - 10 Punkte gegeben, aber als der Inhalt unvermittelt beginnt Wendung um Wendung hinzulegen, war ich leider vermehrt dabei über evt. Filmfehler nachzugrübeln, als zu genießen. Auch wenn sich die meisten ( ode gar alle? ) im Verlauf erklärten, waren das für mich definitiv einige Umdrehungen zuviel. Und auch die eigentliche Neuerung mochte ich nicht sonderlich, weil sie dem Franchise plötzlich aus dem Hut gezauberte Elemente hinzufügt, die es gefühlt beliebig machen. Auch wenn sich daraus einige sympathische neue Möglichkeiten ergeben.
                            Etwas irritiert hat mich ebenfalls, dass hier richtig gute Effekte neben eher schwachen stehen, was etwas schade ist. Ich hätte da wohl eher auf die eine oder andere Szene zugunsten des Gesamtbildes verzichtet. Doch ich kann auch verstehen, dass Mancini an jeder einzelnen Sequenz gehangen hat.

                            Dass der Härtegrad spürbar anzieht, hat mich dagegen durchaus positiv überrascht.
                            Doch gegen Ende sank meine ursprüngliche Begeisterung über die immer skurriler werdende Fortsetzung leider auf einen Tiefststand und mir wurde klar, dass nur der Schluss das Werk entweder herausreißen oder in die völlige Versenkung treiben würde.
                            Und ich gebe zu, dass auch dieser es mir - trotz Stoßgebeten und Daumendrücken - nicht leicht gemacht hat. Als bekennder Fan von Happy Endings, blieb somit bis zur letzten Szene offen, wie bitter die Reihe aufhören würde.
                            Und ohne zuviel vorweg zu nehmen, auch wenn es nicht meine Wunschvorstellung repräsentierte, so hat mir der fiese Plot ein erleichtertes breites Grinsen aufs Gesicht gezaubert und Hoffnung geschenkt.

                            Mein Fazit: Der wohl intelligenteste und anspruchsvollste Chucky des Meisters persönlich, der trotz wohl knappen Budget und mitunter Direct to DVD Look am erwachsensten wirkt. Don Mancinis Fortsezung merkt man überdies an, dass sie sich erfolgreich anstrengt viele neue Facetten zu bieten, statt ausschließlich Bekanntes durchzunudeln. Meinen Respekt dafür...

                            Mich rührt es zudem immer wieder an, wenn man über die Jahre vertraute Gesichter wiedersehen darf. Und auch hier liefert CULT of Chucky bis NACH dem Abspann. Für Wehmütige bleibt sogar ein kleines Fortsetzungshintertürchen offen, das mich dazu gebracht hat, meine Bewertung glücklich und zufrieden nach oben anzupassen. ( Auch wenn es neben dem sehr guten Reboot wohl nur eine Art Remake - Serie geben wird. )

                            Chucky...Machs gut! Man sieht sich... ;)

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                            • 7 .5
                              Andy78 01.09.2019, 02:00 Geändert 01.09.2019, 12:49

                              Das Wochenende ruft und weiter ging es mit meinem persönlichen Chucky Marathon, dessen Ziellinie ich nächste Woche erreichen werde. Falls mich zuvor kein Hitzschlag dahingerafft hat...
                              Nach dem - wie ich finde - viel zu sehr gescholtenen, gelungen mit der Metaebene spielenden und stark komödiantisch angehauchten Vorgänger um Chuckys kleine Puppenfamilie, zieht mit Curse of Chucky wieder eine düster bedrohliche Grundstimmung ein, die keinen Spaß versteht und eine weitere Familie mit dem Leben bedroht.

                              Erwartbar werden hier kleinere Direct to DVD Brötchen gebacken, die über die gesamte Laufzeit den Eindruck vermitteln, als würde man eine auf Spielfilmlänge gestreckte Episode der Serie Erben des Fluchs anschauen, wobei die einfach nicht tot zu kriegende Mörderpuppe, als ein weiteres besessenes Erbstück fungiert, das ihren neuen Besitzern zum Verhängnis wird.

                              Tatsächlich agiert Chucky über eine nicht gerade kurze Zeit , wie unter Valium. Seine Pupillen dürfen sich verfärben. Er sagt die vertrauten Sprüche auf, bewegt den Kopf, streckt den Arm aus...nur unterbrochen von ausgewalzten Dialogen der handelnden Figuren, die nicht gerade mit Tiefe brillieren und deutlich zu lang geraten sind. Gähn...

                              Aber wenn man sich bereits in sein Schicksal ergeben und akzeptiert hat, dass der Film den Totalausfall bedeutet, startet der kleine Killer doch noch einmal durch.
                              Zugegeben, alles wirkt wie bei einer kleinen TV Produktion, bei der nichts wirklich umhaut und man spürt zu jeder Sekunde, dass das Budget eher knapp bemessen war, aber irgendwie wird ebenso deutlich, dass man versucht hat, das Beste aus den spartanischen Bedingungen herauszuholen. Als ich mir im Nachhinein angesehen habe, wer alles vor und hinter den Kulissen mitgewirkt hat, wurde mir auch bewusst weshalb. Der mittlerweile 6. Teil ist eigentlich ein kleines Chuckyfamilienprojekt geworden.

                              Was mich dann allerdings zu einer eindeutig positiven Bewertung verführt hat, ist das überraschende Einbinden des Films in die gesamte Reihe, mit dem ich im Traum nicht gerechnet hätte.
                              Zwar geschieht das recht krude und fehlerbehaftet, aber hier zählt für mich der gute Wille. Erfreulicherweise wird so auch nachträglich erklärt, weshalb Chucky zu Beginn nicht erst mühevoll zusammengeflickt und wiederbelebt werden musste...

                              Ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, wurde mir auch durch das Auftauchen gleich mehrerer aus dem Franchise bekannten Gaststars, die ich keinesfalls spoilern möchte, weil so ein sympathischer Aha-Effekt verloren gehen würde.

                              Es gibt Filme die beginnen toll und enden bescheiden. Bei Curse of Chucky ist es umgekehrt. Insofern lohnt das Durchhalten. Und ehrlich gesagt, ist es mir so herum deutlich lieber. ;)

                              P.S. Ein Hinweis für alle Abspannignorierer! Es war in dieser Reihe nie wichtiger ebendiesen geduldig abzuwarten....Also BITTE dranbleiben...;)

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                              • Was mich wirklich beunruhigt, ist das Gefühl, dass man mit der Trailersichtung bereits den gesamten Film gesehen hat...dass da nicht mehr viel kommt....

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                                • 2 .5

                                  Ein furchtbarer Film zu einem tollen Roman...Hätte nicht geglaubt, dass man eine wie fürs Kino geschaffene Vorlage derart verhunzen kann...So entsetzlich belanglos, dass selbst meine Kreativität für gepflegte Verrisse sofort nach der Sichtung ins Wachkoma fiel...Inzwischen hat sich zudem der gnädige Schleier des Vergessens über meine unterbewusst gefühlt zutiefst negativen Erinnerungen gelegt...Jedes weitere Wort wäre zuviel der Ehre...

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                                  • 9 .5
                                    Andy78 19.08.2019, 02:24 Geändert 17.11.2019, 00:38

                                    Als ich erstmals von der geplanten Neuverfilmung um die unkaputtbare Killerpuppe hörte, war ich zwar skeptisch , aber eher aufgeschlossen, da ich nie DER ultimative Fan der Reihe war. Nach dem ersten Erblicken des aufgemotzten mörderischen Kinderspielzeugs rutschte mir allerdings das Herz in die Hose, da der neue Look doch arg gewöhnungsbedürftig rüberkam. Entsprechend erwartbar, ergoss sich ein Shitstorm eingefleischter Jünger des Originals über Chucky , noch bevor er seinen ersten Kill absolviert hatte. Ich wollte es nicht glauben! Wie konnte man ohne Not, das Projekt derart unbeholfen verhunzen? Als der erste Trailer folgte, schaltete ich innerlich jedoch wieder entspannt in den Ruhemodus, da mir hier tatsächlich alles gefiel und Laune machte.
                                    Vor dem Kinobesuch ging mir dann allerdings noch einmal die Muffe. Zwar war der Film in den USA sehr erfolgreich gestartet und mit Lars Klevberg als Regisseur, der mir bereits in Polaroid handwerklich positiv aufgefallen war, in guten Händen, doch war ich vielleicht inzwischen doch zu abgestumpft bzw. anspruchsvoll, um an einem kalkulierten Aufguss gefallen zu finden?
                                    Die Sorgen waren unnötig, da Klevbergs Reboot eigentlich von Beginn an ( ab der witzigen Werbekampagne in Kombi mit Toy Story ) alles richtig macht. Es schafft ebenso eine visuell vertraute Atmosphäre, wie es behutsam moderne Neuerungen einbaut. Child´s Play 2019 respektiert das Original, aber legitimiert sich durch seine Aktualität jedoch geschickt parallel, als neu zu erzählendes Kapitel im Horrorfranchaise.
                                    Dabei ist Gabriel Bateman als Andy für mich der größte Pluspunkt im Film, der in meinen Augen beinahe noch mehr zum Gelingen des Sympathietransfers beiträgt als Chucky selbst, der hier allerdings auch erstmals anteilig eine Art Mitgefühl generiert und trotz Hightechlook menschliche Züge offenbart .
                                    Der tollpatschige Knirps im Original , wirkte zwar niedlich und schutzbedürftig - schmunzelnd erinnere ich mich an die Szene , als er seiner Mutter auf kindgerechte Art das Frühstück anrichtet - allerdings war sein Aktionsspektrum deutlich geringer, als das eines 13 jährigen Pubertierenden, der zudem drehbuchmäßig so skizziert wurde, dass es eigentlich unmöglich ist, ihn nicht zu mögen.
                                    Child´s Play 2019 bietet eine nachvollziehbar ernsthafte Einführung, eine wohlige Nostalgieatmosphäre, gute Effekte, ein ansprechendes Tempo, einen stimmigen Bodycount untermalt von einem ohrwurmmäßigen Score, den ich besonders hervorheben möchte sowie ein herrlich überdreht lautes Finale. Beim Buddi Song bin ich - verschämt zugegeben - jedesmal hin und weg begeistert darüber, mit welcher Einfachheit man einen derart stimmungsvollen Klangteppich zum Leben erwecken kann.
                                    Auch Witz gehört zum Gesamtpaket, mit dem ich mich allerdings erst gefühlsmäßig arrangieren musste. Aber eigentlich stand ja gerade in den 80ern ein teils derber Humor durchaus Seite an Seite mit dem Horror , den die Lieblingskiller unserer Kindheit verbreiteten.
                                    Nachdem einige Mahner das erstaunlich runde Endergebnis trotzdem verdammen, habe ich nochmals den Beginn der Reihe erinnerungstechnisch aufgefrischt und muss sagen, dass sich Buddi, der erst in einer sehr gelungenen Szene im Film seinen uns vertrauten Namen erhält, den Direktvergleich wirklich nicht zu scheuen braucht. Für mich schießt er sogar an die Spitzenposition meiner persönlichen Beliebtheitsskala.
                                    Die ersten Teile der Reihe wirken tatsächlich inzwischen reichlich angestaubt , aber haben durchaus ihren Charme behalten. Wirklich erschreckend und gewalttätig waren sie allerdings nie. Wäre der Streifen nicht mit einem realen Mordfall in Verbindung gebracht worden, hätte er wohl auch nicht seinen jugendgefährdenden Ruf bekommen, der ihm stets vorauseilte.
                                    Nach drei Teilen mit basaler Ernsthaftigkeit wurde Chucky in Teil 4 und 5 bereits insofern neu erfunden , dass er ins überdreht Skurrile transformierte. Er wurde zur Horrorkomödie , bei der eindeutig der Komödienteil überwog. 6 und 7 fanden als Direct to DVD Produktionen, die wieder ernsthaftere Töne anschlugen, eher weniger Beachtung.
                                    Dass ein frauenwürgender Serienkiller mit Komplizen! und Hang zu Voodoo heute so wie damals funktionieren würde, konnte wohl niemand außer eingefleischten Hardcore-Fans ernsthaft annehmen. Insofern bekam Chucky einen neuen Background und anstelle des beliebten Brad Dourif auch eine neue Stimme; die des nicht weniger gemochten Mark Harmill.
                                    Es hat sich gelohnt. Auch wenn die aktuelle Version sicher nicht perfekt ist, begeht sie nicht die Fehler, die viele Remakes machen. So versucht sie zu keinem Zeitpunkt das Original platt zu übertrumpfen, zu ignorieren oder eine von vornherein überflüssige 1:1 Kopie zu sein. Sie schafft zudem den schwierigen Spagat zwischen Eigenständigkeit und erinnernder Wertschätzung, bei dem Scheitern oft vorprogrammiert ist. Ja, es macht wirklich verdammt viel Spaß, die vielen versteckten Zitate in der Vorlage neu zu entdecken.
                                    Wegen rechtlicher Grenzen wird es leider wohl keine Neuinterpretation der Folgeteile geben, aber wie gelesen, steht alternativ eine neue Serie in den Startlöchern, der man die Daumen drücken kann.
                                    Abschließend möchte ich alle Skeptiker ermutigen, dem neuen optisch recht speziellen Chucky eine Chance zu geben. Wenn man bereit ist, ein wenig über den eigenen Tellerrand zu schauen und mit Leidenschaft, Anspruch und Können produzierte Genrefilme zu schätzen weiß, dürfte eigentlich zumindest ein kurzweiliger Horrorabend zu verbuchen sein.
                                    Ich für meinen Teil freue mich bereits ungeduldig auf die Veröffentlichung fürs Heimkino, in dem auf den erstaunlich robusten Killer im Miniformat, der oft zu Unrecht unterschätzt wurde, bereits ein Ehrenplatz wartet....:)

                                    P.S. Auch wer auf die Frage, ob Filme gewalttätig machen können, schon immer eine Antwort haben wollten, sollte sich das Reboot keinesfalls entgehen lassen. ;)

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                                    • Andy78 19.07.2019, 14:49 Geändert 19.07.2019, 16:31

                                      Keine Ahnung , ob du übertreibst...Vermutlich...2,5 gute Episoden in einer Miniserie, sich genremäßig stereotyp verhaltene Charaktere plus einer überraschenden Auflösung, klingt für mich zumindest nicht nach Totalausfall...auch wenn ich es ebenso doof finde, wenn nicht getrauert wird.
                                      Auf jeden Fall ist es Unsinn, dass in den vorherigen Folgen Rätsel offengeblieben wären...Und über den aus den Fingern gesaugten Titel des Verrisses breite ich besser den Mantel der Höflichkeit...

                                      2
                                      • 8 .5
                                        Andy78 30.06.2019, 02:29 Geändert 30.06.2019, 02:41

                                        Ach, selten sind sie geworden, aber es gibt sie noch: die kleinen ruhigen generischen Horrorfilme, die spürbar mit Leidenschaft fürs Genre entwickelt wurden und einfach Freude machen, ohne spektakulär zu sein oder gar bemüht grenzüberschreitend an der Gewaltspirale drehen.
                                        Allerdings haben sie es immer schwerer, weil sich Sehgewohnheiten und Härtegraderwartungen fundamental geändert haben. Und ich muss zugeben, auch nicht frei davon zu sein.
                                        So beginnt die Gruselgeschichte um eine tödliches Unheil bringende Polaroidkamera recht betulich und unaufgeregt, was man so von aktuellen Produktionen nicht mehr kennt. Aber im realtiv flotten Verlauf spürt man schnell, wie viel hier eigentlich recht gut gelungen ist.
                                        Die atmosphärische Grundstory ist in sich stimmig, der Cast ist sympathisch besetzt und darf auch mit zwei bekannteren Stars - Grace Zabriskie ( Twin Peaks, The Grudge, Big Love ) und Mitch Pileggi ( Akte X , Sons of Anarchie , Dallas )
                                        - in mehr als Cameolänge glänzen.
                                        Ebenso gelungen sind Regie, Kameraführung, Ausstattung, Schnitt und der Score, der selbst im Abspann noch emotional punkten kann.
                                        Zudem funktionieren hier ausnahmsweise sogar mal verwendete Jumpscares, die vom Timing her gut gesetzt wurden.
                                        Das größte Manko von Polaroid sind wohl die fehlenden Schauwerte, die weder Tötungsszenen zelebrieren noch ihre Opfer zeigen. Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, fand ich es aber eigentlich ganz charmant, ausnahmsweise nicht mit Innereien oder abgeschnittenen Körperteilen beglückt zu werden. Und der Bodycount stimmte anzahlmäßig trotzdem...
                                        Die CGI - Kreatur an sich ist optisch nichts Besonderes, aber geht für mich in ihrer bedrohlichen Konsequenz nebst Hintergrundstory und Zweikampf mit dem liebenswerten Final Girl durchaus in Ordnung.
                                        Irgendwie traf bei mir das von einer Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge entwickelte und unter denkbar schiwerigen Bedingungen enstandene Ergebnis, von mir nur bedingt erwartet, aber durchaus erhofft - auf Umwegen direkt ins Herz. Die Mischung aus Erben des Fluchs , Final Destination und Dawson´s Creek fährt zwar im sehr vertrauten Fahrtwasser, aber es gelingt ihr dieses um einige nette Ideen zu erweitern, wenn die Jugendlichen verzweifelt den Kampf gegen das Böse aufnehmen...und überzeugt durch einen zynismusfreien, sozialen Subkontext, der fast als ausgestorben gilt.
                                        Polaroid reißt nicht vom Hocker, aber ihn hier teilweise unterhalb des Durchschnitts zu sehen, finde ich völlig ungerechtfertigt. Als Gruselgeschichte mit überdurchschnittlich freundlichen Charakteren in einer mehr als kammerspielartigen heimeligen Winterlocation, liefert Jungregisseur Lars Klevberg talentiert ab, was man von einem generischen Genrebeitrag erwarten kann. Torture Porn Jünger oder Filmfreunde, für die es etwas krasser sein sollte, mögen allerdings einen großen Bogen, um Polaroid machen. Da wird kein Funke überspringen.

                                        Ich habe Polaroid bereits nach der Trailersichtung gekauft und wurde nicht enttäuscht, weil er genau das verkörpert, auf das ich stehe und mit "6 Jugendliche werden nacheinander durch eine übernatürliche Macht mit ihrem Schicksal konfrontiert" , treffend beschrieben ist...<3

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                                        • 5 .5
                                          Andy78 23.06.2019, 01:27 Geändert 23.06.2019, 13:19

                                          Ich hab mich endlich überwunden und sie gesehen...Die Transformation des Michael Myers ins Jahr 2018. Ein gutes Gefühl hatte ich vorab nicht und im Grunde trieb mich nur die Neugier, ob es für diese Story gelohnt hat, alles was Laurie und Co. bisher erleben mussten, über Bord zu werfen. Und mein schmerzliches Fazit lautet : Nein!

                                          Halloween bemüht sich zwar um eine nostalgische Atmosphäre im Retrolook, aber bleibt letzten Endes vorhersehbar, belanglos und ohne jede Raffinesse. So werden wiederholt einfach Dinge behauptet, die man als Zuschauer gern gesehen hätte, weil man sich fragt, wie es dazu kommen konnte. Doch Pustekuchen -hier wird nicht geliefert.

                                          Sämtliche Figuren wirkten auf mich obendrein blass und dröge und luden nicht gerade dazu ein mit ihnen um´s Überleben zu bangen. Leider sagte mir auch Jamie Lee Curtis als aufgewühlte wirre Alte nicht sonderlich zu, die gerade mal in einer Szene sowas wie realistische Gefühle transportieren durfte.

                                          Dass Michael und Laurie aus fadenscheinigen dramaturgischen Gründen keine Geschwister mehr sein dürfen, wirkt sich m.E. zusätzlich negativ aus, weil so seine Besessenheit ebenso wenig Sinn macht, wie ihre Fixiertheit...über 40 Jahre!

                                          Das Ärgerlichste ist zudem die Erkenntnis, dass der Film immer wieder Potential verschenkt. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Eröffnungssequenz in der eindringlich darauf hingewiesen wird, wie gefährlich es wäre, eine gewisse Schutzlinie zu übertreten. Aber während man noch überlegt, auf welche Weise der gefährdete Protagonist diese Warnung brechen könnte, ist die Szene bereits ohne Folgen vorbei.

                                          Einfältig konstruierte Laber Rhabarber - Dialoge müssen doch eigentlich auch nicht sein. Genauso wenig, wie ein streckenweise einlullender Valiumklangteppich damit Jumpscares besser funktionieren.

                                          Interessant war natürlich auch die Frage, wie brutal Michael agieren würde. Doch auch hier entschied man sich weder für Fisch noch Fleisch. Es gibt 2-3 härtere Gewaltspitzen, aber oft sieht man auch nur das ( optisch in Ordnung gehende ) Ergebnis seiner mörderischen Aktionen.

                                          Unverändert genial ist der aufwühlende bekannte Score, nur können die eher 0/8/15 Szenen dabei so gar nicht mithalten.

                                          Positiv hervorzuheben wäre noch die ein oder andere Reminiszenz ans Original und die Erinnerung an Dr. Loomis, aber so richtig will auch hier nichts zünden. Ich bin allerdings sehr dankbar , dass es immerhin die "Popelsequenz" - und das ist wortwörtlich zu nehmen !- seines Nachfolgers nicht in den Endschnitt geschafft hat. Die hätte Halloween 2018 definitiv unter den Durchschnitt gedrückt.

                                          Leider endet das Ganze neben einem Minitwist auch noch weitgehend unspektakulär und die Schlusseinstellung wirkt - statt voller epischer Emotionalität - nur lieblos rangeklatscht und ist sofort vergessen.

                                          Was bleibt sind gemischte Gefühle. Zwar ist Halloween nicht grandios gescheitert, aber die Granate, die er hätte werden können, wurde auch nicht gezündet.

                                          Meine Abschlussbewertung: Knapp über dem Durchschnitt ( allerdings mit Myers Bonus...Hm...Obwohl...hab ich wirklich sehen müssen , dass sich das gefühllose abgrundtief Böse durch einen Biss in die Hand aufhalten lässt?!...Ach lassen wir´s besser...;/ )

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                                          • Wenn alles neu oder anders wird, weshalb muss es sich dann SAW nennen??? :/

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                                            • Wenn man bedenkt welche grauenvoll belanglosen Filme, die halt gefällig den Mainstream bedienen, Erfolge einfahren, adelt es geradezu in dieser Liste aufzutauchen...

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                                                Andy78 31.03.2019, 03:56 Geändert 01.04.2019, 13:21

                                                Nach mittlerweile 12 vergangenen Monaten habe ich mich ihm nun endlich gestellt: dem Midnight Man und bin nach dem doch eher zähen Sehvergnügen, eher ernüchtert statt begeistert.
                                                Tatsächlich bestand meine größte Herausforderung während der vergangenen knapp 90 min nicht im Bändigen meines zarten Nervenkostüms, sondern im Kampf gegen meine Schlafneurone.
                                                Allzu linear und vorhersehbar erzählt uns Travis Zariwny, die wie unter Valium stehende Gruselmär um ein Spiel, bei dem man sich unter Einsatz des eigenen Lebens einem nicht menschlichen Gegner stellt, der zudem noch bescheißt.
                                                Nach 1/4 Stunde wird mir leider bewusst, dass The Midnight Man zu den Filmen gehört, die Minuten schinden und darauf setzen durch gefühltes Zeitlupentempo - ich habe noch nie derart langsame Fluchtversuche gesehen - ,düstere Kammerspielatmosphäre und einen Waberscore einzuduseln, nur um unvermittelt mit Jumpscares aus dem Halbschlaf zu reißen.
                                                Ebenso wie das agierende Personenensemble, bleiben auch die Dialoge recht überschaubar und zumindest in der deutschen Synchronfassung teils grenzdebil. Zwei Beispiele aus der Erinnerung zitiert: "Das Spiel ist bestimmt nicht fröhlich...Warum? Es hat keine Würfel"...oder "Sie ist jetzt als Gothicbraut unterwegs. Wirklich? Könnte man so sagen...Ah, okay. Ach nein. Eigentlich nicht..." ???
                                                Auch Logik sollte man im Horrorfilm nicht erwarten, aber wenn hier die Protagonisten betonen, ständig in Bewegung bleiben zu müssen, um dem Tod zu entkommen, nur um dann in der Folgeszene, minutenlang dämlich herumstehend sinnlos zu labern, dann ist meine Schmerzgrenze erreicht. P.S. Wer mir nachvollziehbar erklären kann, was der Schwachsinn mit dem Kaninchen sollte, bekommt eine besonders empathisch geschriebene PN mit Herzchen..:)
                                                Aber gut, wer braucht geschliffene Worte, wenn man auf Monstergrusel wartet?! Und den bekommt man in Form von CGI, guten handgemachten Effekten und der ausgeliehenen Stimme des von mir verehrten Wishmasters. Leider begeht man hier den Fehler, die an sich gut gestaltete Kreatur zu oft bzw. zu lange deutlich zu zeigen, wodurch sie an Schrecken einbüßt. Wenn sie dann mal fies zurückschlägt, macht das schon Laune, aber es geschieht zu selten.
                                                Die Teenager gingen für mich passend zum Durchschnitt unauffällig okay, ebenso wie der eher blasse Auftritt von Englund. Lin Shaye mochte ich mit ihrer anstrengenden Rolleninterpretation der durchgeknallten Großmutter hier eher weniger.
                                                The Midnight Man ist für mich trotz aller Kritik kein schlechter Film. Im Gegenteil. Ich spüre, dass er deutliches Potential hatte, um richtig gut zu werden...Umso schmerzhafter die Erkenntnis, das man aus einer netten Grundidee, einer erfreulich unangenehmen Kreatur aus der Welt des Übersinnlichen, die auch mal härter zur Sache geht, einer atmosphärischen Kulisse, Gaststars, kleinen Wendungen, Liebe zum Detail usw. nicht mehr herausholen konnte. Vermutlich war auch das Budget recht knapp, was die Umsetzung nicht leichter machte.
                                                Ich hätte ihn liebend gern noch oberhalb des schnöden Durchschnitts bewertet, aber der in meinen Augen unlogische bzw. offene Schluss, was das Schicksal der Hauptdarstellerin anbelangt , hat mich dann endgültig missmutig gestimmt.

                                                Die gescholtene Teenager-Horror-Version von Jumanji wird als klassischer Durchschnittskandidat ( immerhin ) nichtsdestotrotz einen warmen und trockenen Platz in meiner Sammlung finden, denn unsympathisch war sie mir nicht. Wenn auch nicht in der ersten Reihe...;)

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                                                  Andy78 27.03.2019, 02:28 Geändert 28.03.2019, 05:15

                                                  Infolge nachdrücklicher Interventionen von Filmfreunden habe ich mich heute aufgerafft, um nach der Arbeit ins Kino zu gehen, weil ich dem Escape Room einen Besuch abstatten wollte. Und obwohl der Tag so deutlich länger wurde, ist es mir ein Bedürfnis noch eine Lanze für ihn zu brechen.

                                                  Escape Room erfindet das Genre sicher nicht neu und viele Einzelelemente kommen einem bekannt vor, nur hat mich das zu keinem Zeitpunkt gestört. Im Gegenteil: Alles hat sich stimmig und wunderbar generisch angefühlt.

                                                  Ein großer Pluspunkt, waren für mich dabei die 6 Hauptprotagonisten, die in den mit Todesfallen gespickten Räumen, um ihr Leben kämpfen müssen, nachdem sie merken, dass es sich bei der Teinahme nicht nur um einen harmlosen Zeitvertreib handelt. Ich habe tatsächlich die Daumen gedrückt und es tat mir z.T. richtig leid, als das erwartbare Aussortieren nach dem bekannten Muster begann. ( Auch wenn ich den so entstandenen Spannungsbogen natürlich trotzdem zu schätzen wusste. ;) ) Die Figuren zeigen nämlich tatsächlich Anzeichen von Mitgefühl und Solidarität, was im Horrorbereich so nicht selbstverständlich ist. Zudem gibt es kurze Flashbacks aus ihrer Vergangenheit zu sehen, die sie geprägt haben.
                                                  Auch das sich im Verlauf enthüllende verbindende Element der Opfer, hat mir gefallen, da es nicht erneut stereotyp, um irgendwelche Sünden der Vergangenheit gestrickt wurde.

                                                  Escape Room bietet abseits von Logik und Realismus vor allen Dingen temporeiche und kurzweilige Unterhaltung und ein bittersüßes Ende mit dem ich gut leben kann, auch wenn es ( wohl nicht zu Unrecht ) optimistisch einen weiteren Teil andeutet. Allen, die mal wieder geradlinigen und sympathischen Horror erleben mögen, der nicht vorgibt mehr zu sein, als er ist, sei der Film, der unter der Regie von Adam Robitel entstand, wärmstens empfohlen...verbissen fehlersuchenden Puritanern eher nicht.
                                                  Bei einem Budget von 9 Mill $ hat ER bisher rund 149 Mill $ eingespielt. Mehr als ein Achtungserfolg, den ich ihm sehr gönne. Auch weil der Streifen für mich transportiert, was einen stimmungsvollen Kinoabend ausmacht.

                                                  Dass einzig Ernüchternde war, zu erkennen, dass ich im Escape Room nicht die kleinste Überlebenschance gehabt hätte, denn das von mir ohne Hilfe isoliert lösbare Rätsel, kam leider erst am Ende, als die Messe bereits gelesen war...;)
                                                  Ich weine ohne Tränen und fliege ohne Flügel...

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                                                  • Als Horrorfilm mag er zuviel gewollt haben. Als Drama empfand ich Hereditary dagegen ungemein intensiv und schmerzhaft überzeugend...

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