Chainsaw Charlie - Kommentare

Alle Kommentare von Chainsaw Charlie

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    "Altitude - Tödliche Höhe" von Regisseur Kaare Andrews beginnt wie ein klassisches Low-Budget-Borddrama: Ein paar junge Menschen, ein kleines Flugzeug und das vage Gefühl, dass keiner von ihnen genug Sprit oder Charaktertiefe hat, um heil am Boden anzukommen. Was zunächst wie ein dramatischer Jugendthriller mit Flugangst-Thematik anmutet, nimmt recht bald eine Kurve, bei der selbst das Navi kapituliert hätte. Kaare Andrews inszeniert seinen luftigen Albtraum mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der vermuten lässt, er hätte tatsächlich geglaubt, er mache "The Twilight Zone" auf zuviel Red Bull - mit einem Hauch H. P. Lovecraft, einem Schuss "Beverly Hills 90210" und der Logik eines feuchten Traums auf 3048 Meter Höhe.

    Die Figuren sind ein Sammelsurium jugendlicher Klischees: Von der pflichtbewussten Nachwuchspilotin bis zum nervenzersägenden Emo-Boy ist alles dabei, was der Casting-Katalog hergab - außer schauspielerischer Tiefgang. Die Dialoge sind streckenweise so unbeholfen, dass man sich wünscht, das Flugzeug würde endlich abstürzen - nur damit alle mal kurz die Klappe halten. Aber genau darin liegt auch ein unfreiwilliger Reiz: "Altitude - Tödliche Höhe" ist so bemüht, bedeutungsvoll zu wirken, dass man ihm fast eine warme Decke reichen möchte. Man spürt: "Altitude - Tödliche Höhe" will mehr sein, aber bleibt irgendwo zwischen Wolke Sieben und Papierschneesturm hängen.

    Trotz seines Mini-Budgets überrascht "Altitude - Tödliche Höhe" an einigen Stellen mit recht ordentlichen Effekten - wenn man bereit ist, die Augen ein wenig zuzukneifen (oder komplett zu schließen). Die Atmosphäre schwankt zwischen bedrückend und unfreiwillig komisch, wobei besonders das große 'Was zur Hölle passiert hier eigentlich?' irgendwann so laut im Raum steht, dass man es fast als weiteren Charakter zählen könnte. Wenn die Handlung schließlich völlig abhebt (im wörtlichsten wie im geistigen Sinne), fragt man sich, ob man gerade einen Horrorfilm oder ein besonders missverstandenes Musikvideo aus den 2000ern schaut.

    "Altitude - Tödliche Höhe" ist kein guter Film im klassischen Sinne - aber definitiv einer, der hängenbleibt. Ob es an der absurden Prämisse, den amateurhaften Charaktermomenten oder dem völlig durchgeknallten letzten Drittel liegt, sei dahingestellt. Kaare Andrews liefert hier eine Art Flugzeughorror mit experimenteller Schlagseite ab, der weder besonders gruselig noch sonderlich tiefgründig ist, aber doch auf seine trashige Weise unterhält. Wer seine Erwartungen auf 'Flugzeug + Teenager + Monster?' einstellt und dazu ein Glas Sarkasmus trinkt, wird durchaus Spaß haben. Wer keine Lust auf Trash-Turbulenzen hat, sollte lieber frühzeitig abspringen - ohne Fallschirm - noch bevor der Verstand den Notausgang findet.

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    • 7 .5
      Chainsaw Charlie 22.05.2025, 18:29 Geändert 22.05.2025, 18:39

      "Die Aufschneider" von Regisseur Carsten Strauch ist ein grotesk komischer Ausflug in die Welt der Pathologie - oder besser gesagt: Eine zynisch angediente Komödie mit Skalpellgefühl und Kettensägengeschwindigkeit. Das Ganze spielt sich in einem Krankenhaus ab, das bei ihrer Google-Bewertung vermutlich unter 'NUR IM ABSOLUTEN NOTFALL' aufgeführt ist. Hier treffen sich ein paar notorisch unterbeschäftigte Pathologen, hypochondrische Ärzte, sadistische Internisten und allerlei frisch Verstorbene zu einem heiteren Leichenschmaus, begleitet von einer Handlung, die so seltsam ist, dass man meinen könnte, sie sei bei einer Autopsie zwischen Leber und Gallenblase gefunden worden.

      Die Schauspieler - darunter Christoph Maria Herbst als schmieriger, arroganter Chefarzt, dem man nicht einmal eine Aspirin anvertrauen würde - liefern mit anatomischer Präzision Pointen, die meist so ausgedörrt sind wie das Gewebematerial auf ihrem Seziertisch. Dabei gelingt "Die Aufschneider" eine erstaunlich geschickte Balance zwischen bissigem Slapstick und einem überraschend satirischen Blick auf den Krankenhausalltag. Wer empfindliche Nerven hat, sollte vielleicht vorher ein Testament schreiben - nicht wegen der Gewalt, sondern weil das Auflachen bei manchen Gags geradezu existenzbedrohend sein könnte.

      Technisch ist die Inszenierung solide, mit klinisch weißer Beleuchtung, die die Leichen blass und die Witze umso schwärzer aussehen lässt. Das Dekor sieht aus, als hätte ein Leichenbestatter seine Midlife-Crisis mit Desinfektionsmitteln und Neonröhren ausgelebt, während der Soundtrack gelegentlich klingt, als würde ein EKG zum letzten Beat eines schlechten Scherzens flatlinen - aber genau das verleiht "Die Aufschneider" seinen autopsiewürdigen Charme. Denn hier ist nichts wirklich gesund, weder ethisch noch moralisch.

      "Die Aufschneider" ist ein Film, der den guten Geschmack mit operativer Genauigkeit in Scheiben schneidet, ihn in Formalin einlegt und ihn anschließend genüsslich kredenzt. Nicht jeder Gag trifft ins Schwarze, doch die, die es tun, sind so geschickt platziert, dass man sie einfach mitnimmt wie einen irrtümlich entfernten Blinddarm. Wer bei 'Lachkrampf' nicht an einen medizinischen Notfall denkt, sondern an gute Unterhaltung - willkommen auf der Krankenstation.

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      • 4 .5

        "Silencio" von Regisseurin Lorena Villarreal versucht, eine mystische Reise durch Raum, Zeit und persönliche Verluste zu inszenieren - und stolpert dabei über seine eigenen Plotlöcher wie ein Zeitreisender mit Jetlag. Die Geschichte hätte durchaus Potenzial: Ein geheimnisvoller Stein aus der Zone des Schweigens in Mexiko, der Erinnerungen konservieren kann, eine Tochter mit journalistischem Durchhaltevermögen und ein Großvater, der zwischen Genie und Verschwörungstheoretiker variiert. Leider ist das Endprodukt eher eine Mischung aus Esoterik-Podcast und Sci-Fi-Krimi in der dritten Reinkarnation.

        Die Darsteller geben sich Mühe, wirken dabei aber oft so, als hätten sie ihre Texte in einer Parallelwelt geprobt - in der die Emotionen durch ein schwarzes Loch gesaugt wurden. Dramatische Enthüllungen werden mit der Energie einer müden Taschenlampe vorgesetzt, während die Kamera mit aufdringlicher Symbolik versucht, das Rätselhafte zu betonen - leider vergeblich. Man kann einer Szene eben nicht mehr Tiefe geben, nur weil jemand bedeutungsvoll in die Ferne schaut, während die Hintergrundmusik die Geige schwingt wie ein besonders sentimentales Waschmittel.

        Inszenatorisch taumelt "Silencio" zwischen ambitioniertem Mystery-Drama und unfreiwilliger Parodie. Die Zeitsprünge verwirren eher, als dass sie faszinieren, und die pseudo-philosophischen Dialoge über Schicksal, Verlust und Erinnerung hätten auch gut aus einem schlecht übersetzten Horoskop stammen können: "Manchmal ist die Zukunft das Echo der Vergangenheit." - Ja, danke, Captain Kalenderblatt. Selbst der mythische Stein bleibt als Objekt der Begierde so spannend wie ein glattgeschliffener Briefbeschwerer mit Placebo-Effekt.

        "Silencio" ist kein Totalausfall, aber ein Film, der viel andeutet und wenig liefert - wie ein Kellner, der immer wieder sagt, das Dessert komme gleich. Zwischen verschwurbeltem Zeitreise-Drama und esoterischem Familienkitsch bleibt man als Betrachter mit vielen Fragen zurück - die wichtigste: Warum war das alles so still? Und die zweitwichtigste: Gibt es einen Stein, der mir meine verlorene Lebenszeit zurückgeben kann?

        10
        • 3 .5
          Chainsaw Charlie 19.05.2025, 13:51 Geändert 20.05.2025, 01:15
          über Giallo

          Wenn Regisseur Dario Argento mit "Giallo" ausgerechnet dem Genre seinen Namen gibt, das er einst mit legendärer Eleganz geprägt hat, dann erwartet man eigentlich ein wohltemperiertes Fest aus Blut, Stil und Wahnsinn. Was man bekommt, ist ein Film, der aussieht, als hätte jemand argentinisches Rindfleisch in einer billigen Italo-Seifenoper mariniert - und es dann mit Adrien Brody garniert, der mit zwei Gesichtsausdrücken auskommt: 'Kaffee leer' und 'Was tu ich hier?'.

          Die Story, falls man das Wort bei "Giallo" noch anwenden darf, taumelt irgendwo zwischen banalem Polizeikrimi und schmerzhaftem Selbstzitat, als hätte Dario Argento vergessen, dass zwischen 'Kult' und 'Katastrophe' ein ganzer Ozean liegt. "Giallo" bemüht sich, Spannung aufzubauen, doch die einzige echte Suspense ist die Frage, ob der Tonmann betrunken war oder der Cutter einfach alles mit verbundenen Augen geschnitten hat. Visuell sieht es manchmal aus, als hätte ein Neunzigerjahre-Filter auf einem Röhrenfernseher einen Nervenzusammenbruch - und das ist noch der philanthropische Teil.

          Adrien Brody spielt eine Doppelrolle, was man am besten als doppelte Ladung teilnahmsloser Monotonie beschreiben kann. Man muss sich stellenweise fragen, ob "Giallo" vielleicht als Parodie gemeint war, aber selbst das wäre noch zu viel Credit für das, was hier passiert. Die Dialoge wirken, als wären sie von einem bösen Übersetzungsprogramm aus der Hölle geschrieben worden, und die Musik dröhnt wie ein Synthesizer auf Valium. Zwischen all dem wabert eine bizarre Seriösität, die fast schon tragisch ist - wie ein Clown, der über seine eigenen Schuhe stolpert und dabei Friedrich Nietzsche zitiert.

          "Giallo" ist ein Film, der seinem Namen nicht gerecht wird - eher ein 'Gähn-o' als ein Genre-Meilenstein. Es bleibt das Gefühl, einem Altmeister dabei zugesehen zu haben, wie er seine eigenen Fußstapfen mit einer Schaufel zuschüttet, während er 'Kunst!' ruft. Wer "Giallo" durchhält, darf sich mit Fug und Recht als tapfer bezeichnen - oder als masochistisch. Dario Argento liefert hier eine liebevoll verpackte Warnung: Man sollte wissen, wann man den Vorhang endgültig zuzieht. Der Applaus bleibt diesmal aus - nur das seltsame Echo eines halbherzigen Messerstichs im Takt des Fremdschämens.

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          • 10

            Wenn es eine filmische Antwort auf die Frage 'Wie viel Anarchie passt in 90 Minuten?' gibt, dann lautet sie: "In China essen sie Hunde" von Regisseur Lasse Spang Olsen! Er serviert uns ein Werk, das aussieht, als hätte Quentin Tarantino eine dänische Midlife-Crisis, einen philosophischen Ratgeber und ein Maschinengewehr gleichzeitig verschluckt. "In China essen sie Hunde" ist ein explosives Gemisch aus schwarzem Humor, schrägen Moralfragen und einer Charaktergalerie, bei der selbst ein Psychiater sagen würde: 'Mir ist das zu viel!' Und genau deshalb ist er so famos.

            Die Handlung startet als klassische Verwechslungskomödie - wenn man unter 'klassisch' versteht, dass Menschen überfallen werden, Schrotflinten-Kugeln durch dänische Küchen fliegen und Ethik wie ein IKEA-Regal zerschlagen wird. Bald merkt man, dass es hier nicht um Handlung im traditionellen Sinne geht, sondern um moralische Eskalation auf Droge. Jeder Dialog ist ein Mini-Pamphlet über Gut und Böse, vorgetragen von Figuren, die aussehen, als würden sie tagsüber Brillen verkaufen und nachts Organhandel betreiben. Die Frage 'Was ist richtig?' wird so oft gestellt, dass man sich irgendwann fragen muss, ob nicht vielleicht der Hund am Ende die beste Entscheidung trifft.

            Visuell gleicht "In China essen sie Hunde" einem sehr stilvollen Verkehrsunfall: Brutal, ästhetisch und irgendwie faszinierend. Die Kameraführung hat diese lakonisch-nüchterne Kälte, die perfekt zur absurden Gewalt passt - als würde ein Steuerberater einen Mord beobachten und nur denken: 'Interessant. Aber nicht absetzbar.' Die Film-Musik pendelt zwischen Jazz, Lounge und 'Was zur Hölle ist das?', während sich die Charaktere durch eine Handlung bewegen, die so unvorhersehbar ist wie ein pubertierender Dachs auf Koks. Und trotzdem: Jeder Kopf-Fick hat Methode, jede Eskalation sitzt und jede Pointe trifft wie ein Faustschlag in einen Tofu-Kuchen.

            "In China essen sie Hunde" ist ein geniales, abgründiges Meisterwerk, das moralische Fragen stellt, während er sie mit einem Baseballschläger beantwortet. Er ist gewalttätig, tiefgründig, witzig, nihilistisch und dabei gnadenlos unterhaltsam - wie ein Theaterstück geschrieben von Fjodor Michailowitsch Dostojewski und inszeniert von Monty Python in einem Leichensack. Wer schwarzen Humor liebt, bekommt hier den ultimativen Beweis, dass man auch mit einem defätistischen Weltbild ganz hervorragend lachen kann. Vorausgesetzt, man hat kein Problem damit, dass die Welt brennt - solange der Soundtrack passt.

            Für EudoraFletcher68

            Der Film ist Teil meiner Liste "Chainsaw Charlie's Kommentar-Wunschliste für MP-Buddys". Hier rewatche ich von mir bewertete Filme, zu denen ich keinen Kommentar geschrieben habe, meine MP-Buddies aber gerne von mir etwas zu lesen würden.
            https://www.moviepilot.de/liste/kommentar-wunschliste-von-chainsaw-charlie-chainsaw-charlie

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            • 6 .5

              Wenn man "Premutos - Der gefallene Engel" von Regisseur Olaf Ittenbach in einen Mixer werfen könnte, würde er nach billigem Bier, Gummi, und einem 90er-Jahre-Metal-Keller riechen. "Premutos - Der gefallene Engel" ist ein Paradebeispiel deutscher Horror-Kultur: Kompromisslos, geschmacklos und bis zum letzten Tropfen Kunstblut durchtränkt von unerschütterlichem Fan-Enthusiasmus. Die Story ist irgendwas mit einem uralten Dämon, Wiedererweckung und einem Familienfest, das schneller in den Blutrausch kippt als eine Weihnachtsfeier in einer Altbauwohnung mit Rohrbruch.

              Das Drehbuch dient vor allem als loses Gerüst, um möglichst viele Menschen möglichst kreativ zu zerteilen. Die Schauspieler liefern eine Performance zwischen Dorfdisco-Slapstick und Theater-AG mit Hang zum Exorzismus. Die Dialoge schlingern wie ein alkoholisierter Zombie auf Inlinern, doch genau das macht den Trash-Reiz aus. Wenn hier jemand sagt: "Ich habe Angst!", glaubt man ihm - weniger wegen der Szene, sondern wegen der Tonqualität. Dennoch gibt es in der filmischen Geschichte kaum ein Buffet an Zombiematsch, das so liebevoll explodiert wie in der finalen Viertelstunde von "Premutos - Der gefallene Engel".

              Man muss es Olaf Ittenbach lassen: Was ihm an Geld fehlte, hat er mit Eingeweiden kompensiert - und zwar in Mengen, die jeder Metzgerei Ehre gemacht hätten. Der Gore ist der unbestrittene Hauptdarsteller, begleitet von Kamerafahrten, die mal ambitioniert, mal komplett verwackelt daherkommen, aber nie langweilen. Zwischen Slapstick, Splatter und 'Huch, das waren wohl keine Special Effects, sondern ein Unfall'-Momenten pendelt "Premutos - Der gefallene Engel" wie ein Besoffener auf dem Heimweg von einem lokalen Death-Metal-Konzert.

              "Premutos - Der gefallena Engel" ist kein Film für Feingeister - es sei denn, man hat sie in Formaldehyd eingelegt. Wer deutsches Splatterkino mag, findet hier ein herrlich absurdes Blutbad mit Kultpotenzial. Für alle anderen ist es eher eine cineastische Mutprobe. Die moralische Botschaft liegt Irgendwo zwischen 'Lass alte Bücher im Keller liegen' und 'Nie wieder Familienfeiern ohne Kettensäge'. Prost Mahlzeit!

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              • 5
                Chainsaw Charlie 15.05.2025, 19:27 Geändert 15.05.2025, 20:33

                "Grabbers" von Regisseur Jon Wright ist der Versuch, einen pubertären One-Night-Stand zwischen "Gremlins" und "Shaun of the Dead" filmisch zu konservieren - allerdings hat man dabei vergessen, das Ganze luftdicht zu verschließen. Heraus kommt ein Creature Feature, das auf einer so herrlich absurden Prämisse basiert, dass man sich beim ersten Hören fragt, ob das Drehbuch unter Alkohol-Einfluss geschrieben wurde. Die Idee ist juvenil dämlich - und hätte mit mehr Tempo und weniger Genre-Funkstille das Zeug zum Kultklassiker gehabt. Stattdessen fühlt es sich oft eher wie ein feuchtwarmer Kneipen-Abend mit schleimigen Gästen an, den man nüchtern lieber nicht erlebt hätte.

                Die Monster selbst - eine Kreuzung aus H. P. Lovecraft, Seetang und der schlimmsten Erinnerung an den letzten Angelurlaub - sehen für ein B-Movie erstaunlich solide aus. Praktische Effekte mischen sich mit CGI, das zumindest nicht sofort Augenkrebs verursacht. Leider sind die Angriffe der außerirdischen Krakenfreunde weder spannend genug für echten Horror noch skurril genug für eine wahre Komödie. "Grabbers" trinkt gern mit, aber lacht selten wirklich mit uns - er schunkelt in der Genre-Mitte wie ein betrunkener Tourist auf einem irischen Dorffest.

                Die Hauptfiguren sind eine liebenswerte Zusammenballung aus Stereotypen: Die zynische Polizistin, der trinkfeste Dorfheld, das schrullige Inselvolk. Das Ensemble hat durchaus Chemie - allerdings in der Art, wie auch ein Sixpack Bier und ein kaputter Kühlschrank 'Chemie' haben: Es reicht für einen Abend, aber nicht für einen bleibenden Eindruck. Der Humor zündet manchmal gut, manchmal wie ein nasser Feuerwerkskörper. Man spürt, dass "Grabbers" cleverer sein will, als er letztlich ist - was gut sein kann, aber auch nervt, wenn der Witz wie ein schlecht gezapftes Guinness flach bleibt.

                "Grabbers" ist wie ein drittklassiger Party-Schnaps: Die Idee ist besser als der Geschmack, aber irgendwie sympathisch, wenn man ihn mit Freunden konsumiert. Tentakel bringen den Stil, die Trinkidee den Schwips - das Ganze serviert wie ein Cocktail, bei dem man erst lacht und dann überlegt, ob man nicht doch lieber nüchtern geblieben wäre. Am besten kalt genießen... und die Kopfschmerztabletten gleich mit auftischen.

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                • 8
                  Chainsaw Charlie 14.05.2025, 19:39 Geändert 14.05.2025, 19:55

                  "Der Sandmann" von Regisseur Nico Hofmann ist ein Film, der sich elegant zwischen Psychothriller, düsterem Märchen und gut geöltem Wahnsinn bewegt - ein bisschen wie Franz Kafka auf Speed, nur mit mehr Mantelkragen, nervösem Augenzucken und dem seltsamen Bedürfnis, Fenster doppelt abzuschließen. Nico Hofmann erzählt die Geschichte eines Mannes, der langsam, aber sicher in eine Realität rutscht, die so bröckelt wie das Nervenkostüm eines Steuerprüfers nach 48 Stunden ohne Schlaf. Was wie ein klassischer Krimi beginnt, mutiert langsam zu einem paranoiden Albtraum mit Sandkörnern im Getriebe der Vernunft. Und das funktioniert furchterregend gut.

                  Die Hauptfigur - ein schlafloser Kommissar mit mehr inneren Dämonen als Kaffeeflecken auf seiner Krawatte - ist das perfekte Gefäß für eine Geschichte, in der nichts ist, wie es scheint, außer der Tatsache, dass alles furchtbar ist. Der Sandmann selbst ist eine mythische Präsenz irgendwo zwischen Racheengel, Kinderschreck und dem pädagogischen Nachtmahr eines Schlafmediziners. Nico Hofmann inszeniert das mit viel atmosphärischer Düsternis, schrägen Bildern und einem Sounddesign, das klingt, als hätte jemand Albträume auf Kassette aufgenommen und rückwärts abgespielt. Dabei bleibt "Der Sandmann" auf seltsam euphonischer Weise deutsch: Ernst, gedrückt, mit dem Humor eines Steuerformulars - nur um dann plötzlich mit einem blutigen Lächeln um die Ecke zu kommen.

                  Stilistisch überzeugt "Der Sandmann" mit einer Mischung aus expressionistischer Beklemmung und kafkaesker Bürokratiehölle. Die Kamera ist oft zu nah, zu schief, zu unbequem - und das ist genau richtig. Alles fühlt sich leicht verschoben an, als würde man in einem IKEA-Labyrinth leben, das von David Lynch entworfen wurde. Und doch verliert Nico Hofmann nie den roten Faden. Die Spannung bleibt konstant, die Bilder brennen sich ins Gedächtnis - selbst wenn man sie lieber vergessen würde. Besonders gelungen ist die Darstellung der Schlaflosigkeit: Es dauert nicht lange, bis man selbst das Gefühl bekommt, seit Tagen wach zu sein, während die Realität zu flimmern beginnt wie ein schlechter Fernsehempfang auf einem abgelegenen Rastplatz.

                  "Der Sandmann" ist ein düsterer, intensiver und angenehm verschrobener Thriller, der zwar nicht immer subtil, aber fast immer wirkungsvoll zuschlägt. Nico Hofmann gelingt ein moderner deutscher Psychothriller, der sich was traut - und das ist selten genug. Wer seinen Krimi gern mit Albträumen, einem Spritzer Wahnsinn und einer Prise metaphorischem Schlafmangel erlebt, der ist hier genau richtig. Nur schlafen sollte man danach vielleicht nicht sofort. Oder überhaupt...

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                  • 2
                    Chainsaw Charlie 13.05.2025, 16:23 Geändert 13.05.2025, 16:32
                    über Phase 7

                    Wer "Phase 7" von Regisseur Jean-Nicolás Goldbart übersteht, hat definitiv mehr Geduld als das Virus, das in dem argentinischen Endzeit-Kammerspiel sein Unwesen treibt. "Phase 7" verspricht paranoide Quarantäne-Panik - und liefert eine Mischung aus muffiger Hausflur-Stimmung, milcharmen Cornflakes und dialogischem Leerlauf, der selbst einem verbrannten Toastbrot den Atem rauben würde. Die Apokalypse als Nachbarschaftsstreit mit biologischer Untermalung klingt schonmal lustig, fühlt sich aber eher an wie der schlimmste Betriebsausflug mit Menschen, die man nicht mal bei 'Zoom' treffen will.

                    Coco (Daniel Hendler), der Protagonist, ist so passiv, dass man sich wünscht, die Infektion würde wenigstens ihn motivieren. Wenn draußen die Welt zerbricht, streiten sich drinnen hypochondrische Menschen über Vorräte, während ein Synthesizer-Soundtrack versucht, die Spannung aufrechtzuerhalten wie ein kaputter Ofen ein Brot warmhält. Man ahnt zwar, dass das alles als bitterböse Gesellschaftssatire gedacht ist - doch leider kommt die Pointe in etwa so pointiert daher wie ein leerer Einkaufswagen an der Kasse im Supermarkt.

                    Zugegeben, hier und da blitzt ein Moment auf, in dem "Phase 7" mit seiner trockenen Absurdität fast Kafkaeske Qualitäten erreicht - etwa wenn ein Charakter in Militärrhetorik flüchtet, während er mit einem Spachtel bewaffnet das Treppenhaus verteidigt. Aber solche Augenblicke verglühen so schnell wie ein Streichholz in der Kühlkammer. Man sitzt da, wartet darauf das einem die Adern platzen - und bekommt stattdessen ein Gemisch aus lähmendem Minimalismus und Figuren, die selbst einem Antikörper den Lebenswillen nehmen würden.

                    Wenn am Ende die Credits über den Bildschirm blenden wie ein letzter Hoffnungsschimmer in einem schlecht belüfteten Luftschutzbunker, bleibt nur eine Frage offen: War das jetzt tiefsinnige Indie-Dystopie oder einfach ein filmisches Placebo? "Phase 7" ist wie eine Konservensuppe mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum - man isst sie, weil sie da ist, aber der Geschmack bleibt fade und leicht bedrohlich.

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                      Chainsaw Charlie 12.05.2025, 15:45 Geändert 12.05.2025, 19:51

                      "Red White & Blue" von Regisseur Simon Rumley ist kein Film, den man genießt - er ist eher wie eine emotionale Lebensmittelvergiftung: Du weißt nicht genau, wann es dich trifft, aber wenn es soweit ist, liegst du flach und hinterfragst deine Lebensentscheidungen. Hier wird ein düsteres, roh gefilmtes Psychodrama präsentiert, das sich zunächst als verstörend stille Milieustudie tarnt, nur um sich dann als blutdurchtränkte Abwärtsspirale zu entfalten, in der Mitleid, Moral und Hoffnung langsam aber sicher im texanischen Staub verdampfen. Das ist alles so unangenehm ernst, dass es fast schon meditativ wirkt - sofern man bei einer Meditation an Rache, Trauma und moralischen Verfall denkt.

                      "Red White & Blue" lebt von zwei zentralen Figuren, die nicht miteinander reden, sondern einander umkreisen wie Raubtiere in einem emotionalen Käfig. Noah Taylor spielt den schweigsamen, schwer lesbaren Ex-Soldaten wie eine Mixtur aus Charles Bronson und einem besonders traumatisierten Labrador. Amanda Fuller bringt als psychisch labile Erica eine zerbrechliche Härte mit, die in jeder Szene zwischen Selbstschutz und Selbstzerstörung pendelt. Was sie verbindet, ist weniger Zuneigung als das stille Einverständnis, dass die Welt ein ziemlich kaputter Ort ist - und man sich besser nicht wundert, wenn sie einen verzehrt.

                      Simon Rumley führt Regie wie ein Chirurg ohne Narkose: Präzise, aber erbarmungslos. Die Kamera bleibt lange auf Gesichtern, bis man beginnt, sich zu winden - nicht vor Spannung, sondern vor echter menschlicher Intimität. Die narrative Struktur ist fragmentarisch, fast hypnotisch, und genau das macht "Red White & Blue" so fesselnd. Er nimmt sich Zeit - und wenn er zuschlägt, dann ohne Vorwarnung und mit der Wucht eines Baseballschlägers in einem Porzellanladen voller moralischer Grauzonen. Der Gewaltgrad ist nicht effekthascherisch, sondern erschütternd - weil man versteht, warum das passieren muss. Und das macht "Red White & Blue" so schwer verdaulich.

                      Im Endeffekt ist "Red White & Blue" ein bitterböses, düsteres Meisterwerk über Schmerz, Schuld und die fatale Logik der Eskalation. "Red White & Blue" ist nicht bequem, nicht gefällig und auf keinen Fall ein Kandidat für den Sonntagabend mit Rotwein und Decke. Doch er ist verdammt eindrucksvoll - und wer sich traut, hinzusehen, bekommt einen Film, der lange nachwirkt wie ein gewaltiger Faustschlag in die Fresse mit Handschuhen aus Sandpapier. Ein Werk, das wehtut, weil es erschwerend ist. Und in diesem Fall bedeutet dies: Brutal!

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                        Chainsaw Charlie 11.05.2025, 05:45 Geändert 11.05.2025, 13:26

                        "The Burning Moon" von Regisseur Olaf Ittenbach ist das cineastische Äquivalent zu einer verbotenen Horror-VHS, die man in Nächten heimlich in den Videorekorder eingelegt hat, während die Eltern schliefen - und mit einem mulmigen Gefühl, dass man durch die Bilder aus dem Fernseher Albträume bekommen könnte. Die Rahmenhandlung - ein jugendlicher Heranwachsender, der seiner Schwester Geschichten erzählt, als wären die Gebrüder Grimm Satanisten mit Kettensägen - ist eine liebevolle Hommage an die goldene Zeit des Amateur-Splatters. Oder, sagen wir, eine bluttrieffende Grußkarte aus der Vorhölle des deutschen Underground-Kinos.

                        Was Olaf Ittenbach an Budget spart, macht er durch grenzenlosen Ekel, überbordende Gewalt und erstaunlich ambitionierte Praxiseffekte wett. Es spritzt, platscht und quillt - nicht immer ästhetisch, aber stets enthusiastisch. Dabei wirken die Dialoge oft wie aus einem Albtraum eines Reality-Darstellers aus einer RTL II-Serie. Das Schauspiel schwankt zwischen 'Jugendtheater im Drogenrausch' und 'wir drehen das in einem Take, weil der Olaf gleich nach Hause will'. Wer braucht schon Method Acting, wenn der halbe Cast sowieso nach zehn Minuten zerstückelt wird?

                        Die beiden Horrorgeschichten im Zentrum von "The Burning Moon" pendeln irgendwo zwischen Slasher-Märchen und Höllentrip mit VHS-Filter. Besonders die zweite Geschichte - mit dem Ausflug in die Hölle - ist ein Höhepunkt des schlechten Geschmacks, ein filmischer Fausthieb, der zielsicher auf jedes ästhetische Empfinden eindrischt. Trotzdem: Wer mit einem morbiden Grinsen zusieht, kann sich der bizarren Faszination kaum entziehen. Wie ein Verkehrsunfall auf LSD - man will nicht hinsehen, tut es aber doch. Immer wieder.

                        "The Burning Moon" ist kein guter Film - aber er ist ein Erlebnis. Wie eine rotierende blutverschmierte Kettensäge als Profil-Bild: Gefährlich, aber mit Kultpotenzial. Für Gorehounds ein kleines Massaker-Buffet, für alle anderen ein verstörender Blick in die DIY-Seele des 90er-Horrors. Es gibt aber durchaus schlechtere Arten, sich die Nacht zu vesauen.

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                          Chainsaw Charlie 10.05.2025, 14:29 Geändert 10.05.2025, 14:40
                          über Bright

                          "Bright" von Regisseur David Ayer ist wie ein schlecht gelaunter Drogenschnelltest: Er verspricht Magie, liefert aber nur einen leicht schimmernden Ausschlag auf der Stirn des gesunden Menschenverstands. In einer Welt, in der Orks und Elfen in der US-Gesellschaft ganz selbstverständlich mitmischen, bekommt man das Gefühl, jemand hätte "Der Herr der Ringe" mit "Training Day" in eine Mikrowelle geworfen - auf Stufe 'B-Movie'. Was als sozialkritischer Urban-Fantasy-Thriller angelegt ist, erweist sich schnell als krude Mixtur aus Polizeiklischees, CGI-Rambazamba und Dialogen, bei denen selbst die Zauberstäbe erröten würden.

                          Will Smith tut sein Bestes, wirkt aber, als hätte er nach dem dritten Take gemerkt, dass er mit dem falschen Zauberstab unterschrieben hat. Joel Edgerton als Ork-Partner kämpft sich tapfer durch eine Latexmaske und ein Drehbuch, das wohl aus einem alten 'Dungeons-&-Dragons'-Forenbeitrag entstanden ist. Die Chemie der beiden erinnert an eine Paartherapie, bei der keiner reden will - und wenn, dann nur in überflüssigen Sprüchen, die vermutlich cooler klingen sollten, als sie sind. Der Versuch, ernste Themen wie Rassismus in ein Fantasy-Setting zu transplantieren, scheitert grandios - ein bisschen wie ein Troll im Anzug bei einer UN-Versammlung.

                          Die Action ist laut, verwackelt und so farblich überstilisiert, dass man gelegentlich meint, versehentlich ein EDM-Musikvideo aus dem Jahr 2013 zu schauen. Die Effekte schwanken zwischen 'ganz nett' und 'PlayStation 2-Cutscene'. Die Story ist eine Mischung aus urbanem Fantasy-Chaos, unmotivierten Plotwendungen und einem MacGuffin, der so viel Tiefe hat wie eine leere Wasserflasche nach einem trockenen Sommer. Wenn Elfen die neue Oberschicht darstellen, dann wünsche ich mir sofort die Rückkehr der Vampire mit Midlife-Crisis zurück.

                          "Bright" ist kein leuchtendes Beispiel für Genre-Innovation, sondern ein überambitionierter Genre-Mix, der sich selbst viel zu seriös nimmt. Weder witzig noch clever, und schon gar nicht magisch. Zwei Punkte für die guten Maskenbildner und für den Mut, so ein Skript überhaupt zu verfilmen. Der Rest liegt irgendwo im Schattenreich zwischen Fantasy und Fremdscham.

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                            Chainsaw Charlie 08.05.2025, 19:10 Geändert 08.05.2025, 23:51

                            "Der Weichensteller" von Regisseur Jos Stelling ist wie ein fiebriger Eisenbahntraum auf Valium - ein filmisches Miniaturwunderland, in dem Dialog überbewertet, und Mimik zur olympischen Disziplin wird. "Der Weichensteller" erzählt seine Geschichte fast ausschließlich über Blicke, Gesten und ein klappriges Stationshäuschen, das mehr Gefühl transportiert als die meisten Blockbuster mit 200 Millionen Dollar Kapital. Man könnte sagen, "Der Weichensteller" ist die melancholische Cousine von Buster Keaton und dem seltsamen Onkel von Roy Andersson - nur mit weniger Budget und mehr Bahnsinn.

                            Jos Stellings Inszenierung ist puristisch, fast spartanisch, aber genau das verleiht "Der Weichensteller" seine enorme Wucht. Die Figuren wirken wie eine eingefrorene Theaterpuppe, die kurz vor dem Bersten steht - innerlich brennend, äußerlich so reglos wie ein Fahrplan der Deutschen Bahn bei Schneefall. Zwischen Sehnsucht, Unterdrückung und kafkaesker Enge entsteht eine absurde Komik, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt - irgendwo zwischen Romantik und Tinnitus.

                            Die Handlung - so minimalistisch wie die Dialoge - entfaltet sich wie ein tragikomisches Ballett der verpassten Chancen. Man fragt sich irgendwann nicht mehr was genau passiert, sondern warum zum Teufel es sich trotzdem so verdammt intensiv anfühlt. "Der Weichensteller" lebt vom Schweigen, vom Nicht-Handeln. In einer Welt, die ständig schreit, ist das fast revolutionär. Oder masochistisch. Oder beides.

                            "Der Weichensteller" ist ein Kunstfilm, der sich heimlich ins Herz gräbt - wie ein rostiger Nagel im Lieblingssofa. Für Freunde des Schweigens, des Schwarzweißdenkens (buchstäblich) und der leicht surrealen Tragikomik eine lohnenswerte Fahrt - auch wenn der Zug am Ende vielleicht doch entgleist - aber das wenigstens mit Stil.

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                              Chainsaw Charlie 07.05.2025, 20:13 Geändert 07.05.2025, 20:49

                              "Black Funeral" von Regisseur Olaf Ittenbach ist ein Film, der so tut, als wäre er das uneheliche Kind von "Hellraiser - Das Tör zur Hölle" und einer VHS-Kopie einer Death-Metal-Demo, die zu lange in der Sonne lag. Das Resultat: Ein bizarres Fest aus Blut, Latex und verpassten Chancen. Olaf Ittenbach bleibt seiner Splatter-Tradition treu wie ein Metzger dem Hackebeil - nur dass hier die Story in etwa so stabil ist wie eine Gabel in einer Mikrowelle. Wer auf tiefe Charaktere oder subtile Symbolik hofft, sollte besser gleich den Ausgang benutzen - oder einen Exorzisten rufen.

                              Die Dialoge klingen, als hätte man einem Ouija-Brett ein Drehbuch diktiert. Die Schauspieler geben ihr Bestes - das Problem ist nur: Ihr Bestes scheint aus einer Proberunde in einer Geisterbahn zu bestehen. Dabei meint es "Black Funeral" ehrlich: Die Kamera versucht, atmosphärisch zu wirken, das Sounddesign will bedrücken, und der Score klingt manchmal wie ein Keyboard, das um Hilfe ruft. Leider kommt die Stimmung trotzdem nicht über das Level eines Gothic-Flohmarkts an einem verregneten Mittwoch hinaus.

                              Handwerklich bewegt sich "Black Funeral" zwischen ambitioniert und 'Hilfe, das Kunstblut ist alle!'. Die praktischen Effekte - zweifellos mit Liebe gemacht - liefern einen gewissen Trash-Charme, der in einer gepflegten Horror-Nacht mit Bier und Freunden funktionieren kann. Doch wenn "Black Funeral" versucht, ernst genommen zu werden, fällt er auf die Nase - und bleibt mit dem Gesicht in einem matschigen Tortenstück aus Pathos und Pseudo-Philosophie liegen. Kurz gesagt: Der Horror will schockieren, schafft es aber eher, unfreiwillig zu unterhalten.

                              "Black Funeral" ist wie ein missglücktes Ritual - viel Rauch, wenig Flamme. Zwischen schleppender Handlung, überspieltem Ernst und gelegentlichen Gore-Highlights bleibt am Ende ein Film, der weder Fisch noch Dämon ist. Wer sich in Olaf Ittenbachs Nische wohlfühlt, wird ein paar blutige Bonbons finden. Jeder andere sollte lieber eine schwarze Kerze anzünden und auf nettere Dämonen hoffen.

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                                Chainsaw Charlie 07.05.2025, 00:50 Geändert 07.05.2025, 20:54

                                "The Blood Spattered Bride" von Regisseur Vicente Aranda ist ein spanischer Vampirfilm aus den frühen 70ern, der so tut, als wolle er dich sanft in gotischen Horror einlullen - nur um dir dann mit blutverschmiertem Lippenstift eine existentialistische Klatsche zu verpassen. Vicente Aranda wagt sich an eine Adaption der klassischen 'Carmilla'-Novelle, übersetzt sie aber in eine verstörend erotisierte Parabel über unterdrückte weibliche Sexualität, patriarchale Beklemmung und die unangenehme Tatsache, dass in "The Blood Spattered Bride" niemand so recht weiß, ob er gerade träumt, stirbt oder einfach nur im falschen Film ist. Das alles wird mit einem staubtrockenen Ernst inszeniert, der so übersteuert ist, dass er einen schon wieder köstlich berauscht.

                                Die Geschichte beginnt mit einer frisch verheirateten Frau, die sich mit ihrem Ehemann in ein abgelegenes Landhaus zurückzieht - eine Location, in der traditionell entweder ein Mord, eine Geistererscheinung oder beides gleichzeitig stattfindet. Überraschung: Es dauert nicht lange, bis eine rätselhafte Fremde auftaucht, die aussieht, als hätte sie eine Affäre mit einem Friedhof und einem Gothic-Katalog. Was folgt, ist eine vampirische Verführung, die irgendwo zwischen Feminismus-Manifest, lesbischer Wahrnehmungstäuschung und blutiger Gartenarbeit schwankt. Dabei lässt "The Blood Spattered Bride" keine Gelegenheit aus, seine düsteren Symboliken mit der Subtilität eines Vorschlaghammers ins Bild zu drücken.

                                Visuell ist "The Blood Spattered Bride" eine bittersüße Vermengung aus mediterraner Sonnenglut, gotischer Kälte und 70er-Jahre-Trash-Erotik. Es gibt Slow-Motion, Nacktheit mit philosophischem Unterbau, und einen ungesunden Fetisch für Dolche. Die Führung der Kamera ist betont künstlich, fast traumartig - was perfekt zur schwebenden, leicht schizoiden Atmosphäre passt. "The Blood Spattered Bride" wirkt manchmal wie eine Mischung aus Ingmar Bergman und einem vergessenen 'Hammer' Horror–Streifen, den man betrunken auf ARTE entdeckt hat. Der Soundtrack ist eine absonderliche Synkrise aus romantischem Kitsch und leisen Klavierakkorden, die einem das Gefühl geben, man sei in einer sehr dekadenten Zahnarztpraxis.

                                "The Blood Spattered Bride" ist ein ambitionierter, stilistisch faszinierender, manchmal unfreiwillig komischer Horrorthriller, der mit seiner Melange aus Gothic-Horror, feministischer Wut und 70er-Psychedelik einen ganz eigenen Platz im Vampir-Kanon beansprucht. Sicher, "The Blood Spattered Bride" trägt seine Symbolik so schwer, dass er gelegentlich zu Boden fällt - aber dabei spritzt wenigstens kunstvoll das Blut. Für Fans des bizarren, des europäischen Genrekinos und der Frage 'Was, wenn mein Hochzeitsgeschenk ein Fluch ist?' bietet Vicente Arandas Werk einen blutgetränkten Reigen mit intellektuellem Unterbiss. Ein Hoch auf die Braut - auch wenn sie dich mit einer Schaufel haut.

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                                  Chainsaw Charlie 05.05.2025, 15:15 Geändert 05.05.2025, 20:41

                                  "Molly Hartley - Pakt mit dem Bösen" von Regisseur Mickey Liddell ist der cineastische Beweis dafür, dass man auch mit okkulten Verschwörungen, pubertären Neurosen und dramatisch wehenden Vorhängen einen Horrorfilm machen kann, der die Angst vor Langeweile stärker auslöst als vor dem Bösen selbst. Eine Teenagerin mit dunkler Vergangenheit wird von seltsamen Visionen heimgesucht - was klingt wie der Anfang eines delphischen Psychothrillers, entwickelt sich aber eher wie eine verlängerte Folge eines Highschool-Dramas mit leichtem Dämonenunterton. Wer sich nach diffiziler Spannung und tiefgreifender Charakterzeichnung sehnt, sollte lieber in den Abgrund starren - da passiert mehr.

                                  Die Hauptfigur Molly (Haley Bennett) wirkt durchweg so, als hätte man ihr während der Dreharbeiten konsequent Kaffee mit Baldrian serviert. Haley Bennett macht, was sie kann, aber der Drehbuch-Gott war offenbar im Urlaub. Der Rest des Casts ist ein bunt zusammengewürfelter Fuder Klischees, die man wahlweise aus amerikanischen Teenie-Serien oder aus schlecht sortierten Tarotkarten kennt: Der geheimnisvolle Mitschüler, die frömmelnde Lehrerin, die alarmierende Bleistiftspitzerin. Die Dialoge wirken oft wie aus einem Übungsheft für 'Dramaturgie für Anfänger' - mit Bonuskapitel: 'Wie ruiniert man eine okkulte Geschichte in drei Akten'.

                                  Optisch bietet "Molly Hartley - Pakt mit dem Bösen" immerhin ein bisschen was - düstere Flure, symbolträchtige Spiegel, ein paar schnelle Schnitte, die suggerieren, dass gleich etwas Schlimmes passiert. Spoilerfrei gesagt: Es passiert dann auch was - nur halt meistens das Falsche. Der Horror ist in etwa so subtil wie ein Blitzeinschlag im Kinderzimmer, aber leider auch ähnlich unmotiviert. Die Jump-Scares kommen zuverlässig wie die Deutsche Bahn - also entweder gar nicht oder zu spät - und man fragt sich irgendwann, ob das Drehbuch absichtlich versucht, Erwartungen zu untergraben oder einfach nur im Copy-Paste-Modus geschrieben wurde.

                                  "Molly Hartley - Pakt mit dem Bösen" ist wie ein Schulaufsatz über Satanismus, geschrieben unter Zeitdruck und mit einer halbvollen Dose Gönnergy. Drei von zehn Punkten - einen für die solide Kameraarbeit, einen für die unbeabsichtigte Komik und einen, weil das Böse im Titel wenigstens ehrlich ist. Wer wirklich Angst haben will, sollte lieber seine eigene Steuererklärung lesen. Die ist strukturierter und auch spannender.

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                                    "205 - Zimmer der Angst" von Regisseur Rainer Matsutani ist der deutsche Versuch, den Campus-Horrorfilm à la "The Ring" trifft "Der Tatortreiniger" auf heimischen Boden zu bringen - mit Studenten, düsteren Geheimnissen und einem Wohnheimflur, in dem man selbst bei Tageslicht die Lichter anmacht. "205 - Zimmer der Angst" schafft es dabei, eine atmosphärische Düsternis aufzubauen, die allerdings ein wenig darunter leidet, dass sie so viel Staub aufwirbelt, dass man sich eher fühlt wie beim Umzug der Untermieterin mit Poltergeistproblemen. Die Prämisse ist bekannt, die Zutaten vertraut - aber immerhin: "205 - Zimmer der Angst" versucht, aufrichtig zu gruseln. Das Ganze geschieht ohne ironisches Augenzwinkern. Leider auch ohne viel Eigenständigkeit.

                                    Jennifer Ulrich spielt sich redlich die Seele aus dem Leib, obwohl ihr Charakter das emotionale Spektrum einer angeschlagenen Lavalampe besitzt: Eine Mischung aus Schockstarre, verwirrtem Wandern und gelegentlichem Seufzen. Die Nebenfiguren sind so schablonenhaft, dass man sie fast mit Fähnchen markieren möchte - 'Verdächtig', 'Überflüssig' oder 'Wird bald schreien'. Besonders erwähnenswert: Das Spukzimmer selbst. Raum 205 ist vermutlich der am besten gefilmte Quadratmeter deutscher Kinogeschichte - selten wurde eine Tür so oft deklamatorisch angeschaut, ohne dass jemand Pizza brachte.

                                    Die Schockmomente sind da - sie springen aus Schränken, Schatten und gelegentlich aus der Tonspur. Leider wirken sie wie aus dem Baukasten für Filmhochschul-Abschlussarbeiten: Solide, aber nicht gerade innovativ. "205 - Zimmer der Angst" hat Mut zur Stille, was lobenswert ist, aber manchmal ist die Spannung eher Leerlauf mit Nachhall. Die Kameraführung hingegen ist atmosphärisch, dunkel, fast schon liebevoll - was irgendwie im Kontrast zu den gelegentlich holzschnittartigen Dialogen steht, bei denen man sich fragt, ob die Angst nicht eher daher rührt, dass man sie erneut hören muss.

                                    "205 – Zimmer der Angst" ist kein Totalausfall, aber auch kein Paradebeispiel für gelungenen Horror. Eher ein mittelmäßig angespukter Versuch, das Genre in deutsche Flure zu bringen - irgendwo zwischen Grusel und Gähnen. Wer sich gruseln will, wird ein paar angebrachte Momente finden, wer psychologische Tiefe sucht, wird auf Zimmer 206 verwiesen.

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                                      Chainsaw Charlie 02.05.2025, 19:04 Geändert 08.05.2025, 19:27

                                      Schon in den ersten Minuten von "Keiler - Der Menschenfresser" von Regisseur Jeong-won Shin wird klar: Hier wird kein Preis für Anmut vergeben. Ein wildgewordenes Riesen-Wildschwein treibt sein Unwesen, und der Film selbst benimmt sich nicht viel anders - trampelt durch Genre-Konventionen, zerwühlt Klischees und hinterlässt einen Haufen, den selbst Fans von Trash-Kino nur mit Gummihandschuhen anfassen sollten. Jeong-won Shin scheint sich zwischen Horror, Komödie und Tierdokumentation nicht entscheiden zu können - also macht er einfach alles gleichzeitig. Das Ergebnis ist eine tonale Wildsau-Fahrt ohne Sicherheitsgurt.

                                      Die Charaktere sind so tiefgründig wie eine Pfütze nach einem heißen Sommertag. Jeder wirkt, als hätte er beim Casting 'leicht desorientierte Witzfigur' als Option angekreuzt - inklusive des melancholischen Jägers mit Vergangenheit, des arroganten Städters mit Vater-Komplexen, und natürlich des unverzichtbaren Comedy-Sidekicks, der vermutlich beim damaligen Casting für 'Jackass: Korea' abgelehnt wurde. Man fiebert nicht mit - man fiebert eher auf das nächste Gelächter in Form schlecht getimter Dialoge, CGI mit dem Charme eines PlayStation-2-Spiels und einem Soundtrack, der sich anhört, als hätte jemand auf einer Synthesizer-Tastatur die Tierdoku + Polka-Demo erwischt.

                                      Was "Keiler - Der Menschenfresser" jedoch nicht abgesprochen werden kann, ist sein Enthusiasmus. "Keiler - Der Menschenfresser" will unterhalten - nur leider ist das Ergebnis in etwa so, als würde man ein Wildschwein in ein Ballettstudio sperren: Unterhaltsam auf die falsche Weise, beeindruckend in seiner Planlosigkeit, aber ästhetisch fragwürdig. Die Kameraarbeit tut ihr Bestes, aber der Schnitt sabotiert alles, was auch nur ansatzweise packend sein könnte. Der Monster-Action fehlt jede Suspense - es sei denn, man hält es für spannend, wenn das größte Mysterium darin besteht, ob der Eber gerade echt oder einfach nur ungeniert spärlich animiert ist.

                                      Unterm Strich bleibt ein Film, der weder ernsthaft erschreckt noch bewusst parodiert, sondern irgendwo in der Wildnis zwischen Selbstironie und schlechtem Geschmack verloren geht - wie ein Student beim Survival-Camp, der dachte, er könnte Schweinegrunzen imitieren. "Keiler - Der Menschenfresser" ist der perfekte Film für Leute, die Trash lieben, solange sie dabei etwas trinken dürfen - und selbst dann sollte das Getränk stark genug sein, um die Logiklücken zu vergessen. Wer auf tierischen Horror steht, findet hier vielleicht ein trüffelartiges Juwel. Alle anderen greifen lieber zu einer guten Wildschwein-Salami und einem besseren Film.

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                                        Chainsaw Charlie 01.05.2025, 22:34 Geändert 03.05.2025, 02:23

                                        "Holy Motors" von Regisseur Leos Carax ist wie ein exzentrischer Fiebertraum nach einer Überdosis französischem Absinth - verwirrend, hypnotisch und garantiert nicht für Leute geeignet, die sich bei Netflix nach 'etwas Leichtem für den Abend' umsehen. "Holy Motors" folgt Monsieur Oscar (Denis Lavant), einem mysteriösen Mann mit einer Tagesagenda, die selbst Franz Kafka nervös machen würde. Was genau er da eigentlich tut, lässt sich schwer in Worte fassen - man könnte sagen, er spielt Rollen. Oder das Leben spielt mit ihm. Oder es handelt sich um das verrückteste Bewerbungsvideo bei einer Schauspielschule aller Zeiten. So oder so: Es ist großes Kino - und das ganz ohne doppelten Boden oder Rücksicht auf mentale Stabilität.

                                        Leos Carax schmeißt Genre-Konventionen aus dem fahrenden Auto und winkt ihnen noch höflich hinterher. Die Inszenierung ist eine Art liebevolle Ohrfeige an alle, die glauben, sie hätten schon alles gesehen. Jeder Moment ist so kunstvoll durchkomponiert wie ein Drogentrip auf dem Louvre-Dach bei Vollmond. Dabei streut Leos Carax mit diabolischem Grinsen immer wieder absurde Pointen ein, als wolle er sicherstellen, dass die Betrachtenden nie ganz vergessen, dass sie sich zwar in einem Film befinden - aber nicht in Sicherheit. Man lacht, man staunt, man fragt sich, ob vielleicht der Raum mit Gas gefüllt wurde.

                                        Die schauspielerische Leistung von Denis Lavant verdient eigentlich eine eigene Religion. Mit einer Körperlichkeit, die irgendwo zwischen Buster Keaton auf Speed und einem zerbeulten Pantomimen liegt, verwandelt er sich Szene für Szene, als wäre Identität nur eine schlecht sitzende Jacke. Er ist ein Chamäleon auf Kokain - tragisch, grotesk und doch charmant. Es ist, als würde das französische Kino sich selbst in einem Spiegel betrachten und gleichzeitig eine Grimasse ziehen. Die Nebenfiguren? Wie das Buffet auf einer surrealistischen Beerdigung - man weiß nicht genau, was man isst, aber es schmeckt überraschend gut.

                                        "Holy Motors" ist ein Film, den man nicht nur schaut, sondern überlebt. Er ist ein auf Zelluloid gebanntes Fragezeichen mit Zylinderhut, das einem nach dem Abspann frisch ins Gesicht furzt. Und genau deswegen ist er so brillant. Man versteht nicht alles, aber das muss man auch nicht - schließlich geht man ja auch nicht ins Museum, um jedes Gemälde zu erklären, sondern um davor zu stehen und sich ein bisschen schlauer zu fühlen als vorher.

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                                          Chainsaw Charlie 03.04.2025, 23:23 Geändert 03.04.2025, 23:53

                                          In "Tödliche Umarmung" von Regisseur Jonathan Demme genießen Harry Hannan (Roy Scheider) und seine Frau Dorothy (Sandy McLeod) einen Kaffee in einer gemütlichen Bar, während ein Geiger eine sanfte Melodie spielt. Der paradiesische Abend wird jedoch schnell zur Katastrophe, als sich Gangster eine Schießerei mit Harry liefern und dabei Dorothy töten. Einige Monate später glaubt der verstörte, depressive Mann endlich, wieder in die Welt hinausgehen zu können, und verlässt das Sanatorium, in dem er festsitzt, um in New York wieder ein 'normales' Leben zu führen. "Alles, was ich brauche, ist ein wenig Arbeit."

                                          Doch schon die Fahrt in die Stadt ist von Skepsis und Paranoia geprägt. Jeder scheint verdächtig, hinterlistig oder sogar mordlüstern zu sein. Harrys neuer Auftrag kommt in der Tat zu früh, denn seine Firma hat herausgefunden, dass er wegen des traumatischen Verlusts seiner Frau nicht nur vorübergehend, sondern auf unbestimmte Zeit beurlaubt ist. Er ist eine Art Geheimagent, aber sein herrischer Chef (Christopher Walken) besteht darauf, dass Harry noch nicht so weit ist. Er benötige mehr Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. "Mir stehen schon den ganzen Morgen die Haare am Hinterkopf zu Berge."

                                          Es handelt sich nicht um eine Verwechslung, aber das Gefühl, dass alle hinter Harry her sind, ist definitiv vorhanden. Auch seine Agentur unterstützt ihn nicht, ignoriert seine Bedenken und vermietet sogar seine alte Wohnung an die Anthropologin Ellie Fabian (Janet Margolin) aus Princeton. Wie in einem Hitchcock-Thriller sind seine Karriere, sein Zuhause und sein Lebensinhalt kurz hintereinander verschwunden. Die Partitur von Miklos Rozsa, voll von bedrohlichen Streicherklängen, unterstützt diese Auffassung noch mehr.

                                          Da er von dubiosen Gestalten und Attentätern verfolgt wird, ist ein Hauch von 'James Bond' unvermeidlich. Doch das Tempo kann diese Stimmung nicht aufrechterhalten; es ist eine sich langsam aufbauende Reihe von Erinnerungen und Komplikationen, aber nicht wirklich Mysterien, abgesehen von einer kryptischen Note, wenn man bedenkt, dass frühe Szenen genau zeigen, wer hinter dem ausgestoßenen Agenten her ist und warum das untersucht und ergründet werden muss, ergänzt durch einen lästigen Sidekick, der unglaublich erpicht darauf ist, in Harrys zunehmend chaotische Tortur verwickelt zu bleiben, die zusätzlich durch körperliches Zittern und Nachtangst gestört wird. Sie ist sonderbar entschlossen, während er ihr Beharren auf Beistand und Trost im Grunde gar nicht wahrnimmt und sogar ihre Attraktivität beanstandet.

                                          Es ist fast schon komisch, wie sehr Harry Ellie ignoriert, bis sie zufällig ein leuchtend rotes Kleid, ein Paar Blutsteinohrringe und ein wenig Make-up aufsetzt, was sie von einer unscheinbaren Bibliothekarin in eine bildhübsche Frau verwandelt. Wenn sie nicht gerade flirten oder streiten, gibt es diverse und spannende Verfolgungsjagden, gepaart mit weiteren Hitchcock-Referenzen, darunter eine schwindelerregende Glockenturm- und Duschszene, sowie zusätzliche Charaktere und Indizien, um Intrigen aufzudecken, die über Harrys illoyale Organisation hinausgehen. Tatsächlich gibt es zum Finale hin eine verschwörerische Linkskurve, die so bizarr und inkongruent, wenn auch nicht völlig unvermutet ist, dass es scheint, als hätte gerade ein völlig anderer, zweiter Film begonnen, der in einem unglaublich exzessiven, unsubtilen, praktisch unsinnigen Ende an den malerischen Niagarafällen gipfelt. Schlussendlich ist "Tödliche Umarmung" ein tonales und erzählerisches Fiasko, das ständig im Unklaren darüber ist, was er sagen oder emulieren will. "Tödliche Umarmung" kann nicht einfach einen Haufen anderer Filme und Motive unter dem Deckmantel der Hommage kopieren und hoffen, etwas Originelles oder Unterhaltsames zu präsentieren. "Du hast kein einziges Wort von dem gehört, was ich gesagt habe!"

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                                          • Chainsaw Charlie 29.03.2025, 04:59 Geändert 29.03.2025, 05:14

                                            Da ihr meinen letzten Kommentar einfach entfernt habt, weil meine Ideologie hier wohl nicht erwünscht ist, versuche ich mich nun so politisch korrekt wie möglich zu äußern, denn ich weiß mich auch in saloppen und untiefen Lettern gut zu artikulieren. Und da ihr in euren Artikeln und Film-News gendert, werde ich es auch mal ausprobieren. Seht mir bitte nach, wenn ich diese fehlerhafte Ausdrucksweise im Detail nicht beherrsche, denn ich habe weder die Zeit noch die Bereitschaft, mich mit dieser Art von Extravaganz zwischen meinem Beruf und meinem Privatleben zu befassen.

                                            Die neue Struktur dieser Seite ist äußerst spartanisch. Zuerst nahmt ihr uns das Gästebuch weg und jetzt versucht ihr, uns den Spaß am Lesen zu verderben. Wollt ihr, liebes Moviepilot-Team, auch noch die letzten verbliebenen Pilot:/innen, die diese Seite am Laufen halten, vergraulen? Ist euch eigentlich nicht bewusst, dass ihr uns mit solchen paradoxen, aus heiterem Himmel disruptiven Aktionen von dieser Seite vertreiben könntet oder ist das euer Plan, weil ihr keine Lust mehr habt und Moviepilot.de abschalten wollt?

                                            Ich bin hier, weil ich mir gerne Filme anschaue, meine persönliche Einschätzung dazu schreiben und sie von 1 bis 10 bewerten kann. Außerdem lese ich gerne die Meinungen anderer User:innen/Buddies_Missus über Filme, die mich interessieren - oder auch nicht, und so wie es seit kurzem ist, macht es mir ehrlich gesagt keinen Spaß mehr. Das hat nichts mit der Schriftgröße zu tun, die ist mir völlig egal, sondern auch damit, dass, wenn ich einen Filmkommentar von einem meiner Buddies_Missus lese, die Abstände zwischen den Zeilen nicht mehr vorhanden sind, was den Lesefluss bei längeren, ausführlicheren Texten zumindest für mich massiv beeinträchtigt. Wenn ich eine Rezension eines/einer Buddies_Missus gelesen habe, gebe ich immer ein Like, egal ob mir der Kommentar gefällt oder nicht, um dem/der jeweiligen Verfasser/Verfasserin zu signalisieren, dass ich seine/ihre Mühe für seinen/ihren schriftlichen Film-Beitrag honoriere, denn es ist nicht immer einfach, etwas Substanzielles über einen guten oder auch über einen schlechten Film zu verfassen.

                                            Jetzt muss man auf dem Dashboard auf "Zum Kommentar" klicken, um ein Like zu hinterlassen, obwohl er/sie/es doch bereits auf dem Dashboard zu sehen und zu lesen ist, und dieses Hin- und Herklicken ist letztlich unpraktisch und ermüdend, wenn man mehrere Kolloquien hintereinander lesen möchte. Wenn man dann auf "Zum Kommentar" klickt, wird es schlagartig schizophren, denn plötzlich existieren wieder Satzabstände bei denjenigen Verfasser:innen, die das so praktizieren, und ich frage mich, warum das nicht auch weiterhin auf dem Dashboard beibehalten werden kann. Könnt ihr diesen Lapsus bitte rückgängig machen, damit wir 72 Geschlechtsidentitäten, weiterhin auf MP vernünftig und aktiv auf Beiträge auf unseren Dashboards reagieren können?

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                                              Chainsaw Charlie 29.03.2025, 01:06 Geändert 29.03.2025, 01:11

                                              In "Das Pendel des Todes" von Regisseur Roger Corman verkünden wahrlich unheimliche Klänge und Melodien die Ankunft von Francis Barnard (John Kerr) in einer Kutsche auf dem höhlenartigen Schloss Medina, in dem seine kürzlich verstorbene Schwester Elizabeth (Barbara Steele) begraben wurde - in einem bedrohlichen, kerkerartigen Labyrinth von Gängen, übersät mit Spinnweben und ohne helles Licht. Der Herr des Hauses, Don Nicholas Medina (Vincent Price), verschweigt eindeutig die ganze Wahrheit über Elizabeths Tod, der 'durch etwas in ihrem Blut' verursacht wurde, was erschreckend vage ist. Auch Nicholas' eigene Schwester Catherine (Luana Anders) ist ähnlich mysteriös und tauscht jedes Mal einen verstohlenen Blick mit ihrem Geschwisterchen aus, wenn Francis eine Frage stellt.

                                              Selbst Dr. Charles Leon (Antony Carbone), der die Leiche untersucht hat, scheint in den Betrug verwickelt zu sein. Doch dann offenbart Medina, dass Elizabeth dem bösen Zauber, der schädlichen Atmosphäre und dem Miasma der Barbarei der blasphemischen Folterkammer unter dem Gelände, auf dem Medinas Vater einst als Großinquisitor diente, verfallen ist. Das gilt auch für Nicholas, der sich dem Tod und der Vernichtung, die das Anwesen heimsuchen, nicht entziehen kann. "Sie ist buchstäblich vor Angst gestorben."

                                              Der Schauplatz des 16. Jahrhunderts und das unheilvolle Schloss sind angemessen beunruhigend, auch wenn ein Großteil der Gräueltaten eher erzählt als gezeigt wird. In einigen Rückblenden werden die Schrecken erwähnt, aber die darauf folgenden Episoden des Terrors beginnen meist mit einem Schrei und enden mit der bloßen Schilderung eines schrecklichen Vorfalls. Barnard ist jedoch nicht überzeugt und versucht, logische Gründe für die scheinbar übernatürlichen Ereignisse zu finden - von geisterhaftem Geflüster über ein Cembalo, das sich selbst spielt, bis hin zu einem Tumult in Elizabeths abgeschlossenem Zimmer. "Zu viele Dinge bedürfen einer genaueren Erklärung."

                                              Vincent Price ist wieder einmal erstklassig in seiner Rolle, er verkörpert die Verzweiflung und den Wahnsinn eines gequälten, traumatisierten Mannes mit ganzem Herzen und ergänzt die kurzen Aufnahmen von blutiger Gewalt und verrenkten Leichen sowie die zitternden Soundeffekte auf sensationelle Weise. Tatsächlich bietet "Das Pendel des Todes" einige der erschreckendsten und makabersten Bilder, die man in den Werken der Produzenten Samuel Z. Arkoff und Roger Corman gesehen hat, vor allem in Bezug auf Elizabeth. Basierend auf einer der berühmtesten Geschichten von Edgar Allan Poe und einem Drehbuch von Richard Matheson, dem Autor von "Die unglaubliche Geschichte des Mister C.", ist der Höhepunkt absolut spektakulär und liefert die Vorlage für eine Fülle von nachfolgenden Schockern sowie eine Reihe beeindruckender Überraschungen. Die Horrorgeschichten sind ihrer Zeit voraus, und das titelgebende Pendel erweist sich als perfektes alptraumhaftes Versatzstück. "Du bist dabei, die Hölle zu betreten!"

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                                                Chainsaw Charlie 24.03.2025, 15:06 Geändert 24.03.2025, 16:19

                                                "Wintersonnenwende - Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts" von Regisseur David L. Cunningham reiht sich ein in eine lange Reihe von Filmen, die einen unwiederbringlichen, unkalkulierbaren Fehler gemacht haben: Sie kamen nicht vor Harry Potter in die Kinos. Fast so enttäuschend wie "Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter" ist "Wintersonnenwende - Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts" ein weiterer Film, der auf einer beliebten Fantasy-Kinderbuchreihe basiert und ein paar einzigartige Ideen hat, aber letztlich zu sehr an frühere Verfilmungen erinnert. Zu diesem Zeitpunkt sind andere Titel und Franchises einfach zu groß und populär für diesen neuen Eintrag, so dass es sich frustrierend vertraut und ermüdend aufgewärmt anfühlt.

                                                Will Stanton (Alexander Ludwig) kämpft damit, sich in sein scheinbar normales Londoner Leben als 14-jähriger Junge mit einem Übermaß an Brüdern, einem in seine Arbeit vertieften Vater und einer allgemeinen Schüchternheit gegenüber Mädchen, vor allem der verführerischen Maggie (Amelia Warner), einzufügen. Als er mit einem bedrohlichen schwarz gekleideten Reiter (Christopher Eccleston) und formwandelnden Krähen konfrontiert wird, bittet er eine geheimnisvolle Gruppe von Kriegern um Hilfe, die ihn über den kryptischen, andauernden Krieg zwischen Licht und Dunkelheit aufklären. Wie er bald herausfindet, ist er dazu bestimmt, ein 'Sucher' von sechs Zeichen zu werden, die dabei zur Wiederherstellung der Macht des Lichts und damit zur Rettung der Welt beitragen sollen.

                                                Es gibt durchaus vergnügliche Konzepte, auch wenn sie sich hinter dem fehlgeleiteten Aufbau und der mageren Charakterentwicklung verstecken. Leider hat "Harry Potter" mit seinen sieben Romanen und schließlich sieben Filmen, zusammen mit "Die Chroniken von Narnia" und "Der Herr der Ringe", die Themen Hexen, Zauberer und Magie so gut wie ausgeschöpft. Die Kontrolle des Bösewichts über Tiere wie Krähen und Schlangen ist eine erfrischende Abwechslung zur eintönigen Hexerei, ebenso wie die Fähigkeit mehrerer Figuren und Elementare, ihre Gestalt zu verändern.

                                                Zudem werden die Figuren viel zu schnell eingeführt. Es muss eine ganze Welt der Wunder, der Magie und der Zeitreisen aufgebaut werden, damit der Betrachter sich auf die Ungläubigkeit einlassen kann, die in solch fantasievollen Situationen unerlässlich ist. Stattdessen wird nicht viel Zeit damit vergeudet, das Universum des 'Suchers' mit Leben zu füllen, und einer der Charaktere schwafelt monoton über jede relevante Hintergrundgeschichte oder jedes Detail, das nicht in "Wintersonnenwende - Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts" vorkommt. Es hat den Anschein, dass mehr Zeit darauf verwendet wird, die Charaktere Komponenten der übernatürlichen Welt erklären zu lassen, als diese Elemente dem Betrachter tatsächlich zu zeigen.

                                                Ein Krieg zwischen der hellen und der dunklen Seite der Macht wie aus der "Star Wars"-Trilogie, das Licht und die Dunkelheit aus den "Wächter der Nacht/Wächter des Tages"-Filmen, das Gute und das Böse in "Der Herr der Ringe" oder zahllose andere mythische Fabeln, in denen im Wesentlichen offensichtliche Protagonisten gegen offensichtliche Antagonisten antreten. Nichts davon funktioniert in "Wintersonnenwende - Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts", weil es sich immer noch zu sehr nach recycelten Handlungspunkten aus anderen, bereits etablierten und erfolgreichen Reihen anfühlt. Alles, was wirklich innovativ ist, bleibt im Dunkeln, zumal Will in der einen Minute von seinen magischen Kräften erfährt und in der nächsten sofort weiß, wie er sie einsetzen kann. Auch die Herkunft, die Beweggründe und die Macht des Fieslings sind äußerst diffus und bieten daher gute Ansatzpunkte für konstruierte Konflikte.

                                                Zeitreisen sind immer ein heikles Unterfangen, und hier versucht "Wintersonnenwende - Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts" nicht, das Geheimnis zu ergründen oder sich die Mühe zu machen, dem Gimmick einen Hauch von Sensibilität zu verleihen. Von Reisen ins Jahr 1690 über die Wikingerzeit bis hin zu Hahnenkämpfen 'wann immer sie stattfanden' bemüht sich "Wintersonnenwende - Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts" oft so sehr, sich selbst in seinen verschlungenen Zeitsprüngen ernst zu nehmen, dass er dazu neigt, völlig widersinnig zu werden. Spezialeffekte mit großem Budget und keinerlei Werbung machen "Wintersonnenwende - Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts" nur für diejenigen interessant, denen es nichts ausmacht, wirre, schlecht verarbeitete Straight-to-DVD-Flitzeritis zu sehen.

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                                                  Chainsaw Charlie 18.03.2025, 18:08 Geändert 24.03.2025, 16:35

                                                  "Wild Beasts" von Regisseur Franco Prosperi spielt in einer namenlosen nordeuropäischen Stadt, die von einem Drogenproblem geplagt wird, und setzt auf die komische Gegenüberstellung von Wasser und dem örtlichen Zoo, die in einer Montage gezeigt wird, die kaum einen Sinn ergibt. Darüber ertönt laute, gefühlvolle Saxophonmusik - der Soundtrack für den Rest von "Wild Beasts" besteht aus einer Mixtur aus pulsierenden Techno-Riffs, die nie zum Geschehen auf dem Bildschirm passen - und dem plötzlichen Einblenden des Filmtitels, der in aufdringlichen roten Buchstaben mit einer Zoom-Animation erscheint. Die folgende Sequenz, in der Tiger mit erbarmungslos geschlachteten Pferdeteilen gefüttert werden, ist jedoch nicht ganz so lächerlich.

                                                  Der Zoologe und Tierpräparator Dr. Rupert Berner (John Aldrich) und die Journalistin Laura Schwarz (Lorraine De Selle) treffen am nächsten Morgen ein, um den Tiger 'Gladys' für Fotos zu narkotisieren. Das typisch anmutige Tier hat sich in letzter Zeit seltsam verhalten und einige seiner Jungen getötet, obwohl keiner der Experten eine mit Pentachlorphenol verseuchte Wasserversorgung vermutet. Natürlich klopfen diese 'Experten' gerne an die Käfige der Tiere, was sehr unprofessionell wirkt. Doch sie werden durch das Gerede von Lauras verhaltensgestörter Tochter Suzie (Louisa Lloyd) abgelenkt, die eine Vaterfigur in ihrem Leben dringend gebrauchen könnte.

                                                  In den ersten paar Minuten wird Suzie überraschend mit einer Nacktszene eingeführt, was angesichts der Widersinnigkeit der Szene und der eindeutigen Tatsache, dass sie minderjährig ist, definitiv unerwartet ist. Einige Minuten später wird "Wild Beasts" noch exploitativer: Ein junges Paar, das sich auf dem Rücksitz eines Autos entblößt. Gerade als sie die Autotür öffnen, um sich ein wenig auszustrecken, stürmt ein wütender Rattenschwarm in das Fahrzeug und zerbeißt die Verliebten, bis sie mit Blut überströmt sind. Als die Tiere des Zoos dem Beispiel eines unbekannten Querulanten folgen, dauert es nicht lange, bis die Zoowärter von Löwen, Geparden, Bären, Hyänen und anderen Tieren in Fetzen gerissen werden. "Es ist zu eng hier drin."

                                                  Die Sequenzen der Tierangriffe sind mit Schnitten zwischen dem Gebrüll der Raubtiere, den Schreien der Opfer und den menschlichen Gliedmaßen, die abgerissen werden, amüsant montiert. Laura besucht aus Versehen einen Vortrag über die Möglichkeit, dass Tiere sich für ihre Misshandlungen rächen könnten, während die tollwütigen Exemplare gleichzeitig beginnen, jeden, der ihnen begegnet, rücksichtslos abzuschlachten. Andere Momente haben eine unheimliche Poesie, etwa wenn ein blinder Musiker von seinem Hund angegriffen wird und das ganze Getöse von einer schönen, morbiden Melodie begleitet wird, die das Opfer selbst komponiert hat. Oder wenn Kinder Schattenfiguren an die Wand werfen, die schließlich durch die Silhouette eines angefressenen Eisbären ersetzt werden. Es ist außerdem nicht leicht, die Brutalität einer späteren Sequenz nicht zu bewundern, in der ein Mann von einem Elefantenrüssel stranguliert wird, während der Elefant seine Ehefrau mit dem Fuß zermalmt.

                                                  Die Synchronisation ist mies, die Schauspielleistung ist mittelmäßig, die Dialoge sind nicht überzeugend und die Charaktere sind unausgereift - Inspektor Braun (Ugo Bologna) mampft bei der Arbeit Popcorn und andere Snacks, als würde er sich "Wild Beasts" ansehen, anstatt aktiv daran mitzuwirken - und die Geschichte ist schlampig konzipiert, doch der Tenor ist meist seriös, was die zahlreichen technischen Defizite und die unfreiwillige Fröhlichkeit von "Wild Beasts" wettmacht. Erwähnenswert ist auch, dass viele echte Tiere verwendet wurden, von denen viele so aussehen, als ob sie wirklich in Not wären, was in moderneren Filmen nie der Fall ist. Tierkiller-Filme sind selten, und so stellt dieser obskure italienische Schocker eine ungewöhnliche Variante des Horrors dar, vielleicht eine erweiterte Vision von Alfred Hichcocks "Die Vögel", die sich für ein kurzweiliges Remake eignen würde, vorausgesetzt, das Budget ist angemessen im Vergleich und die Technik hat sich seit den frühen 80er Jahren erheblich weiterentwickelt.

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