Chainsaw Charlie - Kommentare
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Alle Kommentare von Chainsaw Charlie
Mit der Neuauflage seines Films "Halo: Landfall" - der nie gedreht wurde -, und der Adaption seines Kurzfilms "Alive in Joburg" haben Regisseur Neill Blomkamp und Produzent Peter Jackson eines der kreativsten und spannendsten Sci-Fi-Abenteuer aller Zeiten geschaffen. "District 9" fügt sich fast nahtlos in eine leicht futuristische Gesellschaft ein. Ähnlich wie "Cloverfield" verwendet "District 9" Live-Filmmaterial und kombiniert es mit dokumentarischen Schnitten, um eine realistische Vision zu schaffen, die durch die zugrunde liegenden Vergleiche und Parallelen zu vergangenen und aktuellen Kämpfen in Südafrika umso authentischer wirkt. Ganz zu schweigen von der prophetischen Genauigkeit, mit der sich eine Begegnung mit Außerirdischen im wirklichen Leben wahrscheinlich abspielen würde. Abgesehen von Subtexten und Vorahnungen ist "District 9" ein absolut fesselnder Actioner, gespickt mit soliden Spezialeffekten und einer verblüffenden Selbstreflexion darüber, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.
Zwanzig Jahre sind vergangen, seit das riesige außerirdische Raumschiff über der Stadt Johannesburg abstürzte und die Millionen von insektenähnlichen Außerirdischen in den Slum 'District 9' gebracht wurden, der in ein Rettungslager umgewandelt wurde. Die Aliens sind Drohnen mit einer Bienenstock-Mentalität und waren dennoch nicht in der Lage, eine Führungshierarchie zu schaffen, die ihnen bei ihrer Tragödie helfen könnte. Die Abteilung für auswärtige Angelegenheiten des globalen Konglomerats 'Multi-National United' (MNU) wurde als diplomatische Brücke zur fremden Kultur eingerichtet, doch als sich die Bedingungen innerhalb der geschlossenen Gemeinschaft rapide verschlechterten und Gewalt und Kriminalität eskalierten, schien ein Massenexodus an einen neuen Standort außerhalb Johannesburgs die einzige Lösung zu sein.
Der übermütige, aber vergessliche 'MNU'-Mitarbeiter Wikus Van De Merwe (Sharlto Copley) wird auserkoren, die kolossale Aufgabe der Räumung von 'District 9' zu leiten. Wie erwartet, stößt er auf heftige Feindseligkeit und Hass bei den widerspenstigen Aliens. Als Wikus versehentlich von etwas außerirdischem infiziert wird und alarmierende körperliche Veränderungen aufweist, entdeckt er den wahren Zweck von 'MNU'. Der nun dem Untergang geweihte Außenseiter muss sich mit einem unwahrscheinlichen Verbündeten zusammentun, um einen Feind mit nahezu grenzenloser Macht zu bekämpfen.
"District 9" war die Geburtsstunde eines neuen Subgenres: der Science-Fiction-Dokumentation. Es begann mit Filmen wie "Cloverfield" und "Children of Men", aber mit diesem Alien-Spektakel ist es nahezu perfektioniert. Durch die Kombination von extremen Sci-Fi-Themen mit pseudo-dokumentarischen Filmtechniken und so viel Realismus wie möglich, um die Ungläubigkeit fast vollständig auszuschalten, kommt "District 9" wunderbar plausibel rüber - abgesehen vielleicht von der Interspezies-Prostitution. Mit viel Liebe zum Detail, einem ausgedehnten Mythos und der Auffassung, dass der Mensch böse ist (die wenig Überzeugungsarbeit erfordert), ersetzt "District 9" eine vertraute globale Situation durch isolierte Monster, die mit einem dramatischen emotionalen Konflikt einhergehen. Die Außerirdischen sehen zwar monströs aus, aber sie erfüllen die Rolle von Überlebenden eines Flüchtlingslagers oder der Apartheid: Mangel an Nahrung und Gleichberechtigung, beklagenswerte Segregation, schlechte Lebensbedingungen, herumlaufende Kinder und allgemeine Unordnung.
Abfällige Begriffe, Rassismus und Ignoranz führen natürlich zu Ausbeutung. In diesem Fall ist der böse 'MNU'-Konzern sowohl der zweitgrößte Waffenhersteller als auch für die Interaktion mit Außerirdischen verantwortlich. Kein Wunder, dass man mit den 'Krabben' leichter mitfühlen kann. Doch die anfängliche Feindseligkeit, die Vorurteile und der Verrat verwandeln sich in Möglichkeiten zur Erlösung, zur Flucht und schließlich zur Rache. Die Themen sind enorm actionreich mit CG-lastiger Alien-Kriegstechnologie, massiver Feuerkraft und "Transformer"-mäßigen Kämpfen. "Meine Männer haben das schon hundertmal gemacht", behauptet der rücksichtslose Söldneroberst. Offensichtlich sind sie noch nie mit solch destruktiven und blutrünstigen fremdartigen Waffen in Berührung gekommen. Obwohl es inzwischen einen japanischen Film und mehrere Serien auf der Grundlage des beliebten Videospiels 'Halo' gibt, stillt "District 9" noch immer den Durst nach anspruchsvollen Science-Fiction-Filmen.
In "Dylan Dog: Dead of Night" von Regisseur Kevin Munroe kocht Elizabeth Ryan (Anita Briem) in New Orleans gerade fröhlich ihr Abendessen, als plötzlich Blut von der Decke tropft. Als sie die Treppe hinaufeilt, entdeckt sie vor der blutigen Leiche ihres Vaters ein fliehendes, haariges, krallenbewehrtes Wesen. Am nächsten Tag muss sich Privatdetektiv Dylan Dog (Brandon Routh) mit einem wütenden Mann auseinandersetzen, der das Ziel eines geheimen Fotoshootings ist, das einen betrügenden Ehemann entlarvt. Doch Dylan weiß, wie man mit aufgebrachten, bewaffneten Menschen umgeht - schließlich hat er früher die untoten Kreaturen der Nacht beschützt, jene Monster mit scharfen Zähnen, die nur in Büchern und Filmen vorkommen, denn er verkehrte früher regelmäßig mit Vampiren, Zombies und dergleichen.
Obwohl sein Assistent Marcus (Sam Huntington) Elizabeth helfen will, beschäftigt sich Dylan nicht mehr mit übernatürlichen Fällen. Und wie nicht anders zu erwarten, glaubt die Polizei kein Wort ihrer Schilderung. Doch als Marcus in Dylans Büro abgeschlachtet wird und die Wunden des Angriffs auf eine grausame Bestie hindeuten, findet er sich inmitten eines Werwolfmordes wieder. "Mein Vater wurde von einer Art Monster getötet!"
Vom bescheuerten Titel über die schäbige Film-Noir-Erzählung bis hin zu den krampfhaften Bemühungen, in hippen Nachtclubs Coolness auszustrahlen, wirkt "Dylan Dog: Dead of Night" wie ein minderwertiges Derivat von "Underworld", gekreuzt mit "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" und "Armee der Finsternis". In mehrfacher Hinsicht scheint er auch die Werke von Guillermo del Toro zu kopieren, insbesondere seine "Hellboy"-Filme, allerdings auf eher halbherzige und unausgegorene Weise. Es ist ein hartgesottener Detektivfilm mit zweifelhafter Brutalität, ein paar Jump Scares, vielen Faustkämpfen, miserablen Sprüchen und einem Helden, der offenbar unbesiegbar ist, aber keine Erklärung dafür hat, warum er es mit mythologischen Monstern aufnehmen kann. Keiner der Konflikte wirkt authentisch, was zum einen an der konstanten Komik liegt und zum anderen daran, dass sich niemand so verhält, als glaube er an die widersinnigen Dinge, in die er verwickelt ist.
Darüber hinaus hat "Dylan Dog: Dead of Night" etwas von einem Comic, als wolle er dem Betrachter diktieren, dass all diese abenteuerlichen okkulten Vorkommnisse und Anspielungen auf die Monsterjagd unhinterfragt akzeptiert werden müssen - wir sollen uns bewusst sein, worauf wir uns einlassen. Manche Rückblenden vermitteln den Eindruck, dass es einen früheren Film gab, den aber niemand zu sehen bekam. Zufälligerweise basiert "Dylan Dog: Dead of Night" auf einer Comicserie von Tiziano Sclavi, die es jedoch nie zum Mainstream-Ruhm gebracht hat.
Zahlreiche Sequenzen sind mit interessanten Make-up- und Prothetik-Effekten ausgestattet, die die anderen Aufnahmen voller dürftiger, altmodischer CGI weitgehend ausgleichen. Doch der Plot ist so einfallslos und fade, dass selbst die schaurig-schönen Spezialeffekte ihn nicht vor der Monotonie bewahren können. Sogar die Actionsequenzen zum Schluss hin sind glanzlos, dank einer unverständlichen Entscheidung, Dylan bei der Entfesselung der Feuerkraft nur in Zeitlupe zu zeigen und nicht die Horde von Angreifern, die die Kugeln absorbieren. Am Ende ruinieren überflüssige Drahtseilakte, lächerliche Mengen an unlustiger Comedy, Dylans unnütze Begabung, übermäßigen Schaden zu nehmen, und ein Sammelsurium an computeranimierter Magie den flüchtigen Unterhaltungswert.
In "Born to Kill" von Regisseur Robert Wise schließt Mrs. Helen Brent (Claire Trevor) ihre Scheidung in Reno ab, und zwar mit einem deutlichen Mangel an Sorge. Sie geht in einen Club, um Party zu machen, obwohl sie nicht besonders feierfreudig zu sein scheint. Dort trifft sie auf ihre Bekannte Laury Palmer (Isabel Jewell) mit ihrem neuen Freund Danny (Tony Barrett), die beide eindeutig mehr in Feierlaune sind. Kurz zuvor hatte Laury in dem Haus, das Helen gemietet hatte, leichtfertig davon gesprochen, dass sie mit mehr als einem Verehrer jongliert und großen Erfolg beim anderen Geschlecht hat.
"Ist das nicht wunderbar?", freut sich Mrs. Kraft (Esther Howard), nachdem Laury genüsslich angedeutet hat, dass ihr breitschultriger ursprünglicher Freund der Typ ist, der ihr die Zähne in den Hals schlagen würde, wenn sie aus der Reihe tanzt. Mrs. Kraft war in ihren jüngeren Jahren nie in der Lage, sich einen solchen 'Gewinner' zu angeln, denn alle ihre bisherigen Partner waren 'Rüben'. Der andere Mann, Sam Wilde (Lawrence Tierney), ist nicht zimperlich und folgt Laury nach Hause, um ihre Affäre zu ermorden, ebenso wie Laury selbst, als sie Zeugin des Mordes wird. Obwohl Helen die Leichen entdeckt, will sie sich nicht in den Schlamassel einmischen und fährt nach San Francisco, anstatt die Polizei zu alarmieren. Die Zugfahrt mit Sam erweist sich als eine zufällige, aber erkenntnisreiche Reise, vor allem als Helen zu verstehen gibt, dass sie ihn gerne wiedersehen würde. Die Angelegenheiten werden noch komplizierter, als Helens reicher Verlobter Fred Grover (Phillip Terry) und ihre ebenso wohlhabende und zugängliche Pflegeschwester Georgia Staples (Audrey Long) aufkreuzen.
Alle Elemente des Film Noir sind in "Born to Kill" aus dem Jahr 1947 vorhanden, auch wenn sie sich zusehends in düstere, morbide Gefilde verlagern. Die scharfen Dialoge, die humorvolle Direktheit der Gespräche, die Hell-Dunkel-Beleuchtung und die brutale Gewalt sind hier wirksamer als in anderen Filmen aus den 40er Jahren. Die Promiskuität der Frauen, ihre Vorliebe für Risiken und ihr Bedürfnis, jede Situation zu meistern, machen sie zu besonders zynischen und arglistigen Persönlichkeiten. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Hauptdarsteller ein kaltblütiger, mordlustiger Psychopath ist.
Basierend auf dem Buch 'Deadlier Than the Male' von James Gunn aus dem Jahr 1942 wird "Born to Kill" beiden Titeln zweifelsfrei gerecht (ich habe das Buch/den Film tatsächlich in englischer Fassung gelesen/gesehen). Die Hauptfiguren sind durchweg böse und tun alles, was ihnen einfällt, um auf der sozialen Leiter nach oben zu klettern, sich Vorzüge und Wissen zu verschaffen oder eine dominante Position einzunehmen. Klassenunterschiede, undurchsichtige Komplizen, Manipulationen, die sich mit Misshandlungen abwechseln, und buchstäbliche Messerstechereien stehen immer im Vordergrund, so dass die Antagonisten immer mehr im Rampenlicht stehen als die Protagonisten, von denen es eigentlich gar keine gibt. In der Welt von "Born to Kill" muss man nicht lange darüber nachdenken, eine betagte Frau abzumessern.
Harte, verdorbene Menschen, die nicht wissen, ob Geld und Sicherheit sie ehrlich erhalten oder zu noch mehr Rohheit motivieren, können in ihrer fatalistischen Finalität nur auf eine Weise enden: Das Leben ist so billig und wertlos wie eine Zeitung, die man kurzerhand auf die Straße wirft, nur wenige Schritte davon entfernt, wo man sie gekauft hat. Es ist ein giftiger Wettstreit aus Verrat, Seitensprüngen, Beleidigungen, Eifersucht, Lügen, Versuchungen, Untreue und unkontrollierbarer Kriminalität, in dem selbst der mit der Aufklärung der Morde beauftragte Heuchler (Walter Slezak) korrupt ist, die ältere Vermieterin trunken beim Kartenspiel betrügt und die treuen Gehilfen in Gestalt von Elisha Cook Jr. zu den besten Charakterdarstellern gehören, die je amoralische kleine Gauner verkörpert haben. "Born to Kill" ist bei weitem einer der bissigsten Film-Noir-Filme überhaupt, ohne erlösende Charaktere oder eine Fülle überaus übler Ganoven, aber absolut mitreißend in seiner katastrophalen Abwärtsspirale aus Mord und Chaos.
In "Green Room" von Regisseur Jeremy Saulnier schläft 'Tiger' (Callum Turner) am Steuer seines Lieferwagens ein, so dass dieser in ein Feld stürzt. Seine Bandkollegen, darunter Sam (Alia Shawkat), Pat (Anton Yelchin) und Reece (Joe Cole), verlassen das Fahrzeug und stellen fest, dass der Motor läuft und das Benzin ausgelaufen ist. Sam und Pat radeln zu einem nahegelegenen Parkplatz und tanken für die verbleibenden 90 Meilen bis zu ihrem Ziel, einer Kleinstadt, wo sie von Tad (David W. Thompson) für einen College-Radiosender interviewt werden sollen. Sie hätten auch auftreten sollen, aber die Show wurde abgesagt, so dass sie nicht mehr genug Geld haben, um ihre Tournee fortzusetzen.
In letzter Minute gelingt es Tad jedoch, einen Auftritt weiter südlich zu ergattern, der mit 350 Dollar dotiert ist, obwohl sich im Publikum ein paar knallharte, linksradikale Gestalten befinden sollen. Zwar bereiten 'Cousin' Daniel (Mark Webber) und sein Kollege Gabe (Macon Blair) die Band auf die Bühne vor, doch die Auswahl der Heavy-Metal-Songs verunsichert das Publikum erst, um es dann wieder zu entzücken. Doch nicht ihre Performance ist das eigentliche Problem, sondern ein Vorfall im 'Green Room', bei dem eine Frau mit einem Messerstich in den Kopf getötet wird und den die vier zufällig miterleben. Die Polizei wird gerufen, aber die Eigentümer des Gebäudes versuchen, die Situation unter Kontrolle zu bringen, indem sie die Band und eine junge Frau (Imogen Poots), mit einer Waffe bedrohen, woraufhin der Eigentümer, Darcy (Patrick Stewart), hinzugezogen wird.
Der Aufbau ist recht kurz, die Band wird als Geisel genommen, bevor sie wirklich weiß, was passiert ist. Die Spannung steigt dann relativ schnell an, und in einer Patt-Situation gibt es viele Möglichkeiten, ihre Lage zu verschlimmern. Die Prämisse ist einfach, aber der Spannungsfaktor ist konsequent, zumal die Protagonisten in ihren Zwanzigern nicht in ihrem Element sind und völlig unvorbereitet auf die Grausamkeiten sind, die sie erwarten. Ihre Widersacher sind äußerst unberechenbare Individuen, die zu jeder Form spontaner Gewalt bereit sind. Sobald die Polizei aus dem Spiel ist und die Kriminellen als kompromisslos mörderisch und brutal definiert sind, gibt es keine Regeln mehr.
Patrick Stewart ist in seiner Darbietung unglaublich zurückhaltend, was effektiv ist, aber auch etwas enttäuschend, wenn man bedenkt, dass diese seltene Filmrolle die Möglichkeit bot, eine äußerst konträre Figur zu verkörpern. Stattdessen ist sein Bösewicht abschreckend, aber verhalten und immer noch unverkennbar Patrick Stewart. Was die unwissenden Helden angeht, so zeigen einige von ihnen erstaunlichen Einfallsreichtum, aber auf eine verzweifelte, realistische Art und Weise, indem sie Guerillataktiken anwenden, die 'John Rambo' stolz machen würden. "Ich hoffe, ihr versteht die Situation."
Doch trotz des geschickten Manövrierens von Spannung und Schocks in "Green Room" gibt es einen Rückgriff auf grafische Gewalt, der wirklich nicht nötig gewesen wäre, zumal einige neuralgische Sequenzen im Off stattfinden oder in Schatten verborgen sind. Die blutigen Sequenzen schmälern den Genuss, da die meisten von ihnen früh erfolgen und das Unwohlsein auf die nächste Aussicht auf Blutopfer lenken, anstatt echte Angst zu erzeugen. Es geht nur noch um viszeralen Terror und nicht mehr um psychologischen Horror. Filmemacher Jeremy Saulnier ist dennoch eine aufstrebende Kraft, wenn es darum geht, Alltagsszenarien zu schaffen, die auf entsetzliche Weise außer Kontrolle geraten.
"127 Hours" von Regisseur Danny Boyle ist ein Film über Mut, Durchhaltevermögen und die Entschlossenheit des menschlichen Geistes, auch wenn man sich wahrscheinlich nur an die quälenden Grausamkeiten und die notwendige Verderbtheit erinnern wird, die der Protagonist in seiner selbstverschuldeten Situation erleidet. James Franco, der den realen Bergsteiger Aron Ralston verkörpert, ist nicht schuld an einem allgemeinen Mangel an echtem Mitgefühl, denn er bringt viel Charisma und eine enthusiastische Energie in die Rolle ein. Vielleicht liegt es eher an der Kürze der Geschichte, den bizarren Flashbacks, die mit komischen Schnitttechniken gespickt sind, und der Tatsache, dass Halluzinationen eher für Spannung und Irreführung sorgen als für neue Situationen. Es gibt einige kreative visuelle Trümpfe und ein gewisses Maß an Einfallsreichtum, aber das größte Manko ist einfach, dass sich fünf Tage in einem Canyon nicht gut in einen 90-minütigen Film übertragen lassen.
Der Bergsteiger Aron Ralston (James Franco) reist übers Wochenende zum Klettern in einen abgelegenen Canyon in Utah. Nachdem er ein paar verirrte Wanderinnen (Kate Mara und Amber Tamblyn) zu ihrem Ziel geführt hat, ist Aron allein und beginnt seinen Abstieg in eine enge Schlucht. Als sich ein großer Felsbrocken unerwartet von seinem Vorsprung löst und auf Arons Arm landet, ist er gefangen und kann sich nicht mehr befreien. Während die Stunden vergehen und seine Nahrungs- und Wasservorräte schnell zur Neige gehen, erinnert sich Aron an bedeutende Momente in seinem Leben, darunter die mutige Entscheidung, sich heldenhaft auf diesen abgelegenen Pfad zu begeben, ohne jemandem davon zu erzählen, währenddessen er sich damit abfindet, was er tun muss, um zu überleben.
Von all den schrecklichen Berichten echter Überlebender erweckt die Geschichte von Aron Ralston nicht gerade große Anteilnahme. Stellt euch vor, es wäre sein Bein gewesen, oder er hätte in der Luft gehangen, wäre nach dem langen Warten auf seine endgültige Entscheidung, sich zu befreien, ohnmächtig geworden, hätte einen Schock erlitten, könnte sich nicht aus dem Spalt befreien oder hätte niemanden in der Nähe gefunden, der ihm zu Hilfe käme. Er scheint nicht der Typ zu sein, der eine lebensrettende Amputation rundheraus ablehnt, daher ist seine Entscheidung, über 100 Stunden zu warten, bevor er sich für die einzige wirkliche Option entscheidet, ein wenig konfus. Zugegeben, nur die wenigsten Menschen könnten das aus einer Laune heraus tun, aber Aron war ein geübter und erfahrener Bergkraxler. Zumindest wurde er nicht lebendig begraben.
Mutter Natur war seine Gegnerin, auch wenn alles, was geschah, letztlich seine eigene Schuld war. Während er in der Schlucht gefangen ist, beschäftigt er sich mit Reflexion, Reue, Bedauern und Gedenken, während er den fluchbehafteten Felsbrocken als Schicksal oder sogar als Gerechtigkeit symbolisiert. Trotz der Vielzahl von Ansätzen, die Laufzeit mit Splitscreens, beschleunigten Bildern, Neonlicht, verschwommenen Farben, hämmernder Rockmusik und anderen Formen des stilistischen Schnitts zu füllen, ist "127 Hours" einfach nicht besonders aufregend oder fesselnd.
"127 Hours" ist nicht trügerisch einfach - er ist schlicht und einfach. Die Story, die sich maßgeblich auf die Leistung von James Franco stützt, die zwar angemessen, aber nicht preisverdächtig ist, behält ihren Schockwert nur aufgrund des schieren Realismus und des pseudodokumentarischen Ansatzes der Handlung, die auf wahren Begebenheiten beruht. In die Hoffnungslosigkeit mischt sich eine Prise Humor, und der Einsatz seiner Vorstellungskraft, um halluzinatorische Eindrücke schöpferisch darzustellen, verleiht einem relativ simplen Survival-Game Substanz. Das Finale ist so gewalttätig, dass es schon beinahe lächerlich wirkt. Arons Entschlussfreude ist zwar lobenswert, aber nicht filmreif, und es ist fraglich, ob der Betrachter die Angst, von einem Felsblock in einer Schlucht eingeklemmt zu werden, so sehr fürchtet wie die vielen anderen populären Ängste, die bereits in anderen Filmen behandelt wurden.
Als in "Hundreds of Beavers" von Regisseur Mike Cheslik die Brennerei von Jean Kayak (Ryland Brickson Cole Tews) durch einige lästige Biber sabotiert wird, plant er einen verworrenen, weitgehend ungeschickten Racheplan, der immer mühsamere Geschäfte mit einem Händler einschließt, um bessere Fanggeräte zu erwerben. Natürlich ist die eisige Wildnis die erste Hürde, denn er muss in einem unerbittlichen Schneesturm ein Feuer machen. Schließlich muss er sich auch noch mit dem allgegenwärtigen Hunger, nervtötenden Kaninchen und gefräßigen Wölfen herumschlagen, bevor er die holzsammelnden Biber ins Visier nehmen kann.
"Hundreds of Beavers" beginnt mit einem Lied und animierten Komponenten, die die Schwarz-Weiß-Kinematografie ergänzen, und ist ein lebendig gewordener Looney Tunes-Cartoon, nicht nur mit peppiger Endlosmusik, sondern auch mit schelmischen und verletzungsanfälligen Charakteren, die sich in Slapstick-Possen ergehen, die durch zusätzliche Animationen und Standbilder sowie Stop-Motion-artige und andere Stilisierungen ergänzt werden. Zudem sind die Interaktionen absurd, fantasievoll und beinhalten visuelle Gags, die keine Kommunikation erfordern, wie beispielsweise das Grunzen in die Kamera oder verschiedene Geräusche, so dass "Hundreds of Beavers" im Wesentlichen stumm ist. Sein Ziel scheint es auch zu sein, chaplineske Gimmicks in den Humbug einzubauen.
Dieses ungewöhnliche Experiment in Sachen Wahnsinn, ist im Grunde eine Ein-Mann-Show, die von Mike Cheslik geschrieben und inszeniert und mit einem sehr geringen Budget realisiert wurde. Selbst wenn die Ausgangsidee einzigartig und kreativ ist, wird sie oft wiederholt. Die schlichten, comichaften Missgeschicke nutzen verrückte Halluzinationen, geflochtene Viecher, blinkende Ausrufezeichen, Videospielszenen zusammen mit Missionen/Erfolgen und Münzsammeln, überlebensgroße Persönlichkeiten von altgedienten Fallenstellern bis hin zu einer verführerischen Kürschnerin (Olivia Graves), überdrehte Soundeffekte, kurze Momente der Widerwärtigkeit und mehr. Allerdings wimmelt es nur so von wiederkehrenden Gags, die vorübergehend clever sind, sich aber durch die stetige Wiederholung abnutzen, einschließlich musikalischer Motive, die an primitive Computerspiele erinnern. Manchmal ist das ganze Unterfangen sogar monoton. Dennoch hat die gezeigte Dämlichkeit einen gewissen Charme, vor allem wenn sie sich nicht wiederholt.
Das Wichtigste am visuellen Stil von "Hundreds of Beavers" sind jedoch die Kostüme, die aus dem Karnevalsladen stammen. Komparsen tragen Ganzkörper-Tierkostüme, um die diversen Nager und Hunde darzustellen - fast jede Kreatur ist ein Mensch im Kostüm. Das macht die Actionsequenzen, die verschiedenen Konfrontationen und die tobende Gewalt ziemlich lustig, denn die Konzeptionen sind unglaublich grotesk und urkomisch, vor allem in ihrer Umsetzung. Das Thema, der Hauptträger des Humors und die Handlung hätten wahrscheinlich besser als Kurzfilm funktioniert, aber das Endergebnis ist immer noch ein Beweis dafür, was in einem Spielfilmformat erreicht werden kann, wenn erfinderische Gedanken über finanzielle Beschränkungen triumphieren. Es gibt eine beträchtliche Menge an Blödsinn hinter jeder Ecke, was oft zu übermäßigen Repetitionen führt, die die Qualität der Lacher ersticken, doch es ist meistens unterhaltsam und gelegentlich kolossal dumm. Leider zieht sich "Hundreds of Beavers" zu sehr in die Länge und schafft es nicht, den Elan seiner überraschenden Eigenart beizubehalten, selbst durch die Komplikationen eines hysterischen Prozesses und den epischen, brutalen, blutrünstigen Endkampf mit Hunderten von rachedürstenden Bibern.
Der Film ist Teil meiner Liste "Chainsaw Charlie's Kommentar-Wunschliste für MP-Buddys". Hier rewatche ich von mir bewertete Filme, zu denen ich keinen Kommentar geschrieben habe, meine MP-Buddys aber gerne etwas von mir zu lesen würden.
https://www.moviepilot.de/liste/kommentar-wunschliste-von-chainsaw-charlie-chainsaw-charlie
Ich habe dich nicht vergessen, @Framolf! Hier ist mein Kommentar zu dem Film "The Return - Die Rückkehr", den Du vor vor etwa drei Jahren von mir gewünscht hattest. Dieser Film ist perfekt und nach meinem Rewatch bleibe ich bei den angegebenen 10 Punkten!
"The Return - Die Rückkehr" von Regisseur Andrey Zvyagintsev ist recht kopflastig, aber auf eine ganz andere und, für mich jedenfalls, effektive Weise. Das könnte auch ein Jim Jarmusch-Film sein, nur dass er russisch ist, und das ändert die psychologische Relation erheblich. Russische Filme sind immer symbolisch, bis das Gegenteil bewiesen ist, und das Gegenteil kann fast nie bewiesen werden. Die erste Szene zeigt einen Jungen, der mit ein paar Freunden an einem Strand an einem See schwimmen geht, sich aber nicht traut, vom hölzernen Sprungturm zu springen und dort oben im Abendwind fröstelnd sitzt, bis seine Mutter kommt, um ihn zu holen.
Es ist eine absolut naturgetreue Szene, oder zumindest fast so wie der Rest von "The Return - Die Rückkehr". Doch es ist auch wie in einem Fiebertraum, denn er ist von einer Ur-Symbolik durchdrungen, und das gilt auch für den weiteren Verlauf des Films. Es geht um den 12-jährigen Ivan (Ivan Dobronravov), der mit seinem großen Bruder Andrei (Vladimir Garin), einem der Jungen, die ihn auf dem Bahnsteig zurückgelassen haben, und ihrer lakonischen blonden Mutter (Natalya Vdovina) in einer heruntergekommenen, halb verwahrlosten Wohnsiedlung lebt. Wir wissen weder, wo wir uns in Russland befinden, noch welches Jahr wir haben. Wahrscheinlich in Sibirien, aber das spielt keine Rolle. Weder die Mutter noch der Vater (Konstantin Lavronenko), der nach langer Abwesenheit urplötzlich auftaucht, werden beim Namen genannt. Obwohl gelegentlich andere Menschen zu sehen sind, scheinen sowohl die Städte als auch das Land weitgehend entvölkert, wie nach einem Krieg oder einer Katastrophe.
Wo ist ihr Vater gewesen, seit Andrej und Iwan kleine Kinder waren? Sie fragen, bekommen aber keine Antwort. Er ist der Vater eines familiären Typus aus Fleisch und Blut - die männliche, naturverbundene Version, die sich schnell in Gefahr begibt. Sein Verhalten ist erkennbar paternal, wenn er unerklärbare Botengänge mit undefinierbaren Paketen macht und die Ärsche von übertrieben geschminkten Frauen in engen Röcken begutachtet. Doch als Andrej und Iwan ihn zum ersten Mal sehen, wie er im Bett ihrer Mutter schläft, das Laken seinen maskulinen Körper umarmt und seine Arme zur Seite geworfen hat, sieht er aus wie ein mittelalterlicher Christus in Agonie, und man fragt sich zum Beispiel: Was zum Teufel geht in "The Return - Die Rückkehr" wirklich vor sich?
Ich will nichts verraten, nur so viel: Der lange und ereignisreiche Angelausflug, auf den der Vater seine Söhne mitnimmt, ist auch eine sehr reale Reise durch die russische Wildnis und so etwas wie ein jungianischer Trip. Das Wunderbare an "The Return - Die Rückkehr" ist, dass die Geschichte auf beiden Ebenen vollständig funktioniert. Die Nässe, die Einsamkeit, die Angst und die Langeweile der Reise sind ebenso spürbar wie die brisante Mixtur aus Liebe und Hass, die die Jungen für diesen Fremden empfinden, der sie im Stich gelassen hat und nun ihren Respekt und Gehorsam erwartet. Als Iwan sich weinend und verängstigt auf einem Holzturm wiederfindet, hat das Ereignis die verheerende Kraft eines Alpraums, der sich seinen Weg in die wache Welt gebahnt hat. Wo "Nói albinói" antriebslos durch das Bewusstsein driftet, zu kalt, um etwas zu sagen oder wirklich Wirkung zu zeigen, wird "The Return - Die Rückkehr" einen unauslöschlichen Eindruck bei jedem Betrachter hinterlassen.
In "Amerikanische Fiktion" von Regisseur Cord Jefferson sorgen delikate Schüler immer wieder für Ärger und Probleme bei Vorgesetzten, weil Thelonious Ellison (Jeffrey Wright) in seinem Unterricht kontroverse, brisante Themen und Sprache behandelt. Er ist direkt und unverblümt und nur daran interessiert, unbequeme Geschichten und wichtige Diskussionen auf den Punkt zu bringen. Doch die Chefs seiner Schule in Los Angeles sehen das anders und verhängen eine Auszeit, die Thelonious zwingt, zu seiner Familie nach Boston zurückzukehren, wo er an bescheidenen Buchmessen teilnimmt, während er auf eine Nachricht seines Agenten (John Ortiz) über seinen neuesten Roman wartet, der seit Jahren nicht veröffentlicht wurde. "Ich finde dieses Wort einfach sehr beleidigend."
Nachdem er an einer Podiumsdiskussion für Schriftsteller teilgenommen hat, die leider nur mäßig besucht ist, geht er in einen benachbarten, überfüllten Raum, um einen Auszug aus dem Buch von Sintara Golden (Issa Rae) zu hören, deren erfolgreiches neues Buch aus den stereotypen Existenzen armer schwarzer Gemeinden und der Nachfrage nach dieser Art von repräsentativem Material Kapital schlägt. Sehr zum Leidwesen von Thelonious, der die Vorstellung verachtet, dass seine Arbeit als Schwarzer genau diese Stereotypen widerspiegeln und so klingen muss, als würde er sie benutzen, oder er riskiert, dass kein Verleger sein Material aufgreift. "Das Schwärzeste an diesem Buch ist die Tinte", schreit er einen Buchhändler an, als er feststellt, dass seine eigenen Romane unter der Rubrik 'African-American Studies' geführt werden, was weit entfernt ist von dem intellektuellen, analytischen Schrifttum, in dem er sich auszeichnet. Gleichzeitig muss er sich mit den finanziellen Bürden und Familiendramen seiner sympathischen Schwester Lisa (Tracee Ellis Ross), seines distanzierten Bruders Cliff (Sterling K. Brown) und ihrer zunehmend vergesslichen Mutter Agnes (Leslie Uggams) auseinandersetzen.
Die Dialoge sind auf Anhieb witzig und clever. "Amerikanische Fiktion" persifliert ein heikles Thema mit einem ausgezeichneten Sinn für komödiantisches Timing, und trotz diverser Tragödien verliert das Drehbuch nie seinen Humor aus den Augen. Philosophische Seitenhiebe, die Enthüllung kantiger Wahrheiten darüber, wer Literatur konsumiert und welche Erwartungen er hat, und Meditationen über Trauer, Leistung und Liebe sind ebenfalls ernst, aber auch mit Lachern gespickt. Die Geschichte von "American Fiction" ist eigentümlich realitätsnah, auch wenn sie sich eindeutig über ihr zentrales Thema lustig macht, einschließlich der Annahmen über schwarze Schriftsteller und die potenzielle Verringerung lukrativer Erzählungen durch das korrupte Verlagssystem, das auch das gleichgesinnte Hollywood aufs Korn nimmt, das sich als kritischer Protest erhebt, als Thelonious ein trashiges Buch über Gangster, Drogen, Gewalt und Polizeikonfrontationen schreibt, das sich als eine Quelle aufrichtiger Beachtung erweist.
So scharfsinnig das alles auch ist, die punktuellen Anmerkungen sind nicht sehr subtil und werden so laut gesprochen, dass der aufmerksame Betrachter kaum etwas mitbekommt. Selbst Sequenzen, die ironisch Beispiele für Vorurteile und Rassismus ansprechen, werden immer drastischer und sorgfältiger dargestellt, einschließlich der fast zu deutlichen Enthüllungen über vorschnell verurteilte Personen und der Verspottung von Thelonious' absichtlich dämlichen Gedanken, die zunehmend positive Reaktionen hervorrufen. Wenn diese ununterbrochene, gastronomische Reihe von Erklärungen beabsichtigt ist, könnte sie natürlich noch besser sein. Wenn der gesamte Film selbst ein Exempel der Anbiederung ist, dann ist die Repetition vielleicht genau beabsichtigt, auch wenn es sich nie ganz so verhält. "Je dümmer ich mich benehme, desto reicher werde ich."
Trotz der Intelligenz des Drehbuchs, das Szenen zum Lachen mit sentimentalen Vorstellungen von Akzeptanz verbindet, steht die seltsame Standardprämisse einer romantischen Komödie, in der eine lustige Situation so weit aus dem Ruder läuft, dass eine rationale Lösung unerreichbar scheint, den authentischeren Komponenten im Weg. Manchmal muss "Amerikanische Fiktion" die Absurdität entweder steigern oder abmildern, um sie an das bodenständige Drama anzupassen. Der wechselnde Tonfall erweckt oft den Eindruck, dass zwei verschiedene Filme miteinander verwoben sind. Doch Jeffrey Wright ist großartig und liefert eine sensationelle Leistung ab, die sowohl dem Witz als auch dem Herzen das Beste abringt. Darüber hinaus ist die Musik von Laura Karpman eindrucksvoll passend, während das Ende ein absoluter Knüller ist, der zwischen dem schlimmstmöglichen und dem bestmöglichen Ausgang schwankt und einmal mehr die Komik von vorgefassten Meinungen und Erwartungshaltungen des jeweiligen Betrachters unterstreicht. "Das geht jetzt zu weit."
In "Sting" von Regisseurin Kiah Roache-Turner ruft eine ältere Frau (Noni Hazlehurst) in South Brooklyn einen Fachmann, als sie animalische Geräusche aus den Wänden hört. Als Frank (Jermaine Fowler) dort auftaucht, um Nachforschungen anzustellen, stellt sich heraus, dass er nicht die erste Wanzensprühfirma ist, die vor Ort war. Eine andere Firma kam ihm zuvor, doch dieser Mitarbeiter war das Opfer eines besonders fiesen Befalls durch eine außerirdische Spezies.
Vier Tage zuvor stöbert die kleine Charlotte Krouse (Alyla Browne) in den Abstellkammern und Privaträumen verschiedener Bewohner ihres Wohnkomplexes herum und nutzt die Lüftungsschächte, um sich in dem von Kakerlaken befallenen Gebäude zurechtzufinden. Das ist für das verschmitzte Mädchen viel unterhaltsamer, als sich um ihren sechs Monate alten kleinen Bruder zu kümmern, obwohl ihre Mutter Heather (Penelope Mitchell) und ihr Stiefvater Ethan Miller (Ryan Corr), der Hausmeister der Einrichtung und aufstrebender Comiczeichner, darauf bestehen, mitzuhelfen. Die klaustrophobischen Luftschächte und die gruseligen Krabbeltiere, die dort lauern könnten, machen dem kleinen Mädchen nichts aus, vor allem nicht die scheinbar harmlose Schwarze Witwe, die sie in einem Glasgefäß versteckt, das definitiv nicht von der üblichen Sorte ist. Es ist in der Tat etwas entschieden Tödlicheres und Zerstörerisches und nicht von dieser Welt.
Bei aller Offensichtlichkeit der Ausgangssituation macht "Sting" keinen Versuch, seine Absichten zu verbergen. Es ist ein einfacher Monsterfilm mit einem riesigen, tödlichen Insekt. In diesem Sinne ist die Gründung der zentralen Familie, die sich damit auseinandersetzt, ob die Vaterfigur den Erwartungen entspricht, ob die Mutter zu viele Jobs hat und Elemente von Charlottes biologischem Vater verbirgt, und ob das Kind Angst hat, die Aufmerksamkeit für ein Neugeborenes zu verlieren, weitgehend unnötig und unoriginell. Die einzige Rolle, die angemessen entwickelt wird, ist die von Frank, der eine fast ausschließlich komödiantische Rolle spielt, obwohl auch er Momente bekommt, die er mit Dialogen über sein geerbtes Geschäft und unbezahlte Rechnungen verschwendet. Diese furchtbar unwichtigen Details tragen nur dazu bei, die Laufzeit zu verlängern, zumal Sympathie und Empathie für Charaktere mit solch ordinären Wesenszügen und Marotten nicht erzeugt werden.
Es ist ziemlich problematisch, dass ein Film mit einer so einfachen, schnörkellosen Prämisse kein schnelleres Tempo haben kann, selbst die Rahmenstruktur, die in der Mitte beginnt und dann zu einer früheren Zeit zurückschneidet, ist mühsam. Die tatsächlichen Minuten sind ein wenig kurz, aber die schleichende Handlung lässt es sich wie Stunden anfühlen, die zu lang sind. Als sich das Spinnentier endlich aufbläht und seinen bevorstehenden Amoklauf beginnt, hat "Sting" bereits seinen Schwung und seinen Reiz verloren. Die Protagonisten sind uninteressant oder nervtötend, sie stehen im Grunde nur in der Schlange und warten darauf, dass sie an der Reihe sind zu sterben, und der Antagonist ist nicht stark genug, um sich von all den anderen Themen der übergroßen Menschenfresser abzuheben. "Ich glaube nicht, dass Spinnen gute Haustiere sind."
Wie bei vielen Low-Budget-Horrorfilmen dieser Art sind die Menschen so uninspiriert, unintelligent, unsympathisch und lieblos geschrieben, dass der Betrachter sicherlich nur dem Monster die Daumen drückt. Wenigstens gibt es ein paar Szenen mit effektiven Gore-Effekten und ein paar minimal zermürbende Buh-Momente, um die Spannung zu erhöhen. Die technischen Faktoren sind akzeptabel, aber Routine, zusammen mit einer Handvoll anständiger Sets und Set-Dekorationen und genug Schleim, um die nicht überzeugenden CG-Aufnahmen der Spinne zu ergänzen, sind die praktischen Effekte überlegen, auch wenn die Gummipuppe in ihrer Sündhaftigkeit weniger creepy ist. Doch sie reichen nicht aus, um "Sting" besser oder auch nur gleichwertig mit seinen Artgenossen zu stellen. Oder, wie die Filmemacher hoffen, auf der grundlegendsten Schiene, einfach denkwürdig. "Wow. Du bist viel größer geworden. Fantastisch."
Wir hören die bekannte Titelmelodie, die den strahlenden Abschluss des letzten Kapitels, "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" dieser großen High-Fantasy-Trilogie von Regisseur Peter Jackson einleitet und zu einer Rückblende führt, die den transformatischen Verfall von 'Sméagol' in die bedauernswerte Kreatur 'Gollum' zeigt. Die Inklusion erinnert an "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug", denn sie erlaubt dem Betrachter einen seltsamen Blick in die Vergangenheit eines revolutionären Protagonisten. Wenige Minuten später stiehlt der Hobbit Pippin Sarumans Kristallkugel, indem er einen runden Krug gegen die magische Kugel eintauscht, was unweigerlich an den Tausch eines Sandsacks gegen ein goldenes Götzenbild in "Jäger des verlorenen Schatzes" anknüpft.
Nach der siegreichen Verteidigung der Menschen in der Schlacht von 'Helms Klamm' treffen sich Gandalf der Weiße (Ian McKellen), der Waldläufer Aragorn (Viggo Mortensen), der Elf Legolas (Orlando Bloom), der Zwerg Gimli (John Rhys-Davies) und der Menschenkönig Theoden (Bernard Hill) mit den Hobbits Merry (Dominic Monaghan) und Pippin (Billy Boyd) und dem Waldungeheuer 'Baumbart', um die erfolgreiche Belagerung von 'Isengart' zu begutachten. Von dort aus kehren sie alle in die Hauptstadt 'Edoras' zurück, wo das Volk ihren Triumph feiert. Doch als Pippin mit dem mystischen Orbis hantiert, den er zuvor erworben hat, erfährt er von den Plänen des dunklen Herrschers Sauron, einen weiteren Außenposten der Menschen, 'Minas Tirith', anzugreifen.
Als Gandalf eintrifft, erfährt er, dass der machthungrige Verwalter Denethor (John Noble) sich nicht mit König Theoden und seinen früheren Verbündeten vereinigen will, weil Aragorn in den kommenden Krieg verwickelt ist. Aragorn ist der rechtmäßige Thronfolger, aber sein Verzicht auf ein königliches Leben und sein widerspenstiges Volk des Nordens haben bei anderen menschlichen Institutionen, die Führungsqualitäten, Organisation und soziales Ansehen bewahrt und anerkannt haben, wenig Respekt hervorgerufen. Als die Orks beginnen, in die abgelegene Siedlung in der Nähe der Burg einzudringen, zündet Pippin heimlich die Leuchtfeuer an und signalisiert damit Hilfe aus 'Rohan', wo sich die Armeen versammeln, um in einen bevorstehenden Krieg zu reiten. Unterdessen wandern Frodo (Elijah Wood) und Sam (Sean Astin), unter der Leitung von Gollum (Andy Serkis), auf geheimen Bergpfaden um 'Mordor' herum, wo sie hoffen, die Mauern zu durchbrechen und endlich den Ring zu zerstören, der Mittelerde dezimiert hat.
Rückblenden und Zeitlupen selbst nebensächlicher Momente sind in "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" keine Seltenheit und tragen zu den überdramatischen Szenen bei, während die abwegige Vorstellung, dass der kleinste, unbedeutendste Bewohner mit einer höchst kontrastreichen Verantwortung betraut wird, ebenso in den Vordergrund gerückt wird wie die Gleichberechtigung der schlanken Frauen auf dem Schlachtfeld. Offenbar ist Heldentum am berauschendsten, wenn es von physisch und territorial begrenzten Außenseitern ausgeht. Auch die Kameradschaft ist hier am stärksten ausgeprägt. Paranoia und Misstrauen schüren Fehler und Verrat sogar hinter den feindlichen Linien, während riesige Giganten von kleinen Kämpfern auf unglaubliche Weise überwältigt werden. Arwen (Liv Tyler) ist irgendwie mit dem Schicksal der Menschen verbunden, und ihr Leben schwindet, während Saurons Macht wächst. Die Helden wären hoffnungslos unterlegen, gäbe es nicht eine spontan gebildete Armee von in den Bergen lebenden untoten Söldnern, die glücklicherweise Aragorn die Treue geschworen haben, und die Legende vom Hexenkönig (Lawrence Makoare), dem Anführer der 'Nazgul', wurde kurzerhand erfunden, um seine Unbesiegbarkeit durch die Menschen zu beschreiben. Allein den Schicksalsberg zu besteigen, scheint eine unmögliche Aufgabe zu sein.
Der Höhepunkt von "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" ist wieder einmal gewaltig und imponiert durch den hervorragenden Einsatz von Computergrafiken, Prothesen und Make-up, Rüstungen, Kostümen und wunderschönen, detaillierten Kulissen. Die Trolle und der Ork-Leutnant (Joel Tobeck) sind grandios monströs und unkontrollierbare Juggernaut-Elefantenmutanten richten spektakuläre Verwüstungen an, und das unberechenbare Monster 'Shelob' entpuppt sich als nichts anderes als eine riesige Tarantel - warum man sich keine kreativere Variante ausgedacht hat, ist mir ein Rätsel. In einem unvergleichlich großformatigen, prachtvoll blitzenden Showdown in 'Minas Tirith', bei dem sogar Gandalf energisch das Schwert schwingt, werden Details minutiös umgesetzt. Bei so vielen Charakteren ist es nicht verwunderlich, dass der Schluss in mehrere Teile gestreckt wird, als ob mehrere Enden aneinandergereiht wurden, da jede Persona nach einem vollständigen Ausgang sucht, obwohl die mehrmalige Überblendung auf Schwarz, um einen Abschiedsschuss nach dem anderen einzuleiten, quälend in die Länge gezogen wird, insbesondere Sams Wiedersehen mit seinem Liebesinteresse ist völlig irrelevant. Gleichwohl ist es ein würdiger, souveräner Ausklang für eine der epischsten Filmtrilogien überhaupt.
Mein Kommentar zu "Der Herr der Ringe: Die Gefährten"
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Mein Kommentar zu "Der Herr der Ringe: Die zwei Türme"
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"Der Herr der Ringe: Die zwei Türme" von Regisseur Peter Jackson beginnt mit einer Rückblende zu einer der wichtigsten Szenen des ersten Films, die vom scheinbaren Ableben des Zauberers Gandalf (Ian McKellen) handelt, der sich im unterirdischen Friedhof der Zwergenmine gegen die tödlichen Angriffe eines feurigen Dämons wehrt. Frodo Beutlin (Elijah Wood) und sein treuer Hobbit-Begleiter Sam Gamdschie (Sean Astin) setzen ihre gefahrvolle, langwierige Reise nach 'Mordor' fort, wo sie hoffen, einen mächtigen Ring zu zerstören, der dem bösen Zauberer Saruman (Christopher Lee) Macht zu verleihen droht. Im Gegenzug plant Saruman, das uralte Übel des dunklen Herrschers Sauron wieder auferstehen zu lassen, dessen geistige Wesenheit im goldenen Heiligenschein wohnt und Mittelerde zu erobern trachtet.
Auf der Jagd nach einer Bande kannibalischer Orks, die zwei andere Hobbits, Merry (Dominic Monaghan) und Pippin (Billy Boyd), gefangen genommen haben, sind die Überbleibsel der Gemeinschaft des Rings: der Elf Legolas Greenleaf (Orlando Bloom), der Mensch Aragorn (Viggo Mortensen) und der Zwerg Gimli (John Rhys-Davies). Während Sarumans Armeen eine Schneise des Todes und der Zerstörung durch das friedliche Land ziehen, werden mehrere menschliche Soldaten des Königreichs 'Rohan' als Verräter bezeichnet und aus dem Reich verbannt. Eomer (Karl Urban), ihr Anführer, befiehlt ein Gemetzel an den Orks und vertreibt Merry und Pippin, die in den Wald fliehen, wo sie auf den obersten Hirten des Waldes treffen, einen mit Zweigen und Blättern behangenen Riesen namens 'Baumbart'. Während die menschliche Bevölkerung unter Sarumans Massakern schrumpft, strömen die Überlebenden nach 'Helms Klamm', einer Festung mit 300 Kriegern, die dem Heer von mehr als 10.000 barbarischen Truppen, die zur Zerstörung der Festung marschieren, zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen sind.
Diese direkte Fortsetzung des äußerst erfolgreichen "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" setzt in Sachen Spezialeffekte noch einen drauf und bietet eine hervorragende Computeranimation der Figur Gollum, die im ersten Film nur kurz zu sehen war. Seine physischen Bewegungen, seine Gesichtskontraktionen und seine Stimme mit gespaltener Persönlichkeit verdanken wir dem Schauspieler Andy Serkis und seinem Motion-Capture-Know-how. 'Baumbart' und seine Ents sind ebenso beeindruckend wie die zusätzlichen Aufnahmen von Balrog und Nazgul-Drachen. Die Make-up-Effekte und die Kostümierung der Orks und Goblins sind wieder einmal großartig umgesetzt. Auch die Ausstattung und die Requisiten tragen zum visuellen Gesamteindruck bei. Leider sind die Stunts auch etwas CG-lastiger, was sie weniger aufregend und aussagekräftiger macht.
Die Hobbits sind nach wie vor ungeschickt, leichtsinnig und impulsiv und nun auch noch untereinander zerstritten, was ihnen zusätzliche Steine in den Weg legt, während zahlreiche andere zufällige Umstände ihren Eintritt in die Mauern von 'Mordor' verzögern. Die Einbeziehung von König Theoden (Bernard Hill) von 'Rohan', der Tod seines Sohnes, die Evakuierung seiner Stadt und die dämonische Besessenheit seiner Seele tragen wenig zur Festigung oder Vertiefung der hartnäckigen Hauptfiguren bei. Dementsprechend ist die Nebenrolle des Dieners Grima Wormtongue (Brad Dourif) der am wenigsten inspirierende Nebenbösewicht der Filmreihe, der ohne die übliche Subtilität von Schurken entworfen wurde, die ihre Untaten erst noch enthüllen müssen. Stattdessen ist er so eindeutig monströs, dass seine vorgetäuschte Loyalität an eine Beleidigung des Betrachters grenzt. Auch Arwens (Liv Tyler) spätere Pilgerreise weg von 'Bruchtal' zieht sich hin.
Da es keine Erklärung für das Leben nach dem Tod oder den damit verbundenen Glauben gibt, abgesehen von der Andeutung eines oder mehrerer Götter, die für Gandalfs Wiederauftauchen verantwortlich sind, wirkt die siegreiche Rückkehr des vage mächtigen Zauberers wie ein weiterer aufgesetzter Handlungspunkt. Es ist eines von mehreren, die in diesem mittleren Kapitel der Trilogie auftauchen, das aufgrund des schleppenden Verlaufs der Geschichte bereits sehr schwer wirkt. Zudem sind die Rückblenden noch häufiger als im Vorgängerfilm und stellen eine charakteristische Erzähltechnik dar, die Peter Jackson in der gesamten Geschichte bevorzugt. Doch der Höhepunkt der Schlacht von 'Helms Klamm', auch wenn er vieles für den letzten Teil offen lässt, ist ein atemberaubend kolossales Gefecht in Regen, Schlamm und Nebel, von fast unbeschreiblichem Ausmaß, mit Hunderten von Statisten und einer grandiosen Action-Choreographie, das zur gleichen Zeit stattfindet wie die vergleichsweise epische, erlösende Erstürmung von Sarumans Turm.
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In Regisseur Peter Jacksons "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" verleiht eine Schmiede der Großen Ringe jeder Spezies von Mittelerde die Macht und den Willen, ihre Ethnien zu regieren. Drei werden den weisen Elfen gegeben, sieben den Zwergenfürsten und neun den Menschen, die vor allem nach Macht streben. Doch der dunkle Herrscher Sauron erschafft in den Feuern des Schicksalsberges im Lande 'Mordor' heimlich einen Meisterring, um alle anderen Ringe zu knechten. Die freien Länder von Mittelerde fallen den bösen Mächten des Rings zum Opfer, was einen Aufstand der Rebellen auslöst, die einen entscheidenden Angriff auf den Schicksalsberg planen, bei dem Sauron schließlich besiegt wird. Doch der junge König Isildur wird von dem goldenen Band korrumpiert und verpasst seine einzige Chance, es endgültig zu zerstören, und im Laufe von 2500 Jahren wird seine Existenz zur Legende, bis es schließlich ganz in Vergessenheit gerät. Als die niedere Kreatur Gollum auf sie stößt, ist auch er von jener Abscheulichkeit überwältigt - für weitere fünf Jahrhunderte.
Als ein unwahrscheinlicher Held, der kleine Hobbit Bilbo Beutlin (Ian Holm), ihn in Gollums Höhle wiederfindet, bewacht er ihn für weitere sechzig Jahre. In seinem Haus im Auenland plant er eine große Geburtstagsparty, um seinen Ruhestand in einem Nachbarland der Elben zu feiern, aber nicht bevor er den Ring an seinen Neffen Frodo (Elijah Wood) weitergegeben hat. Als der weise Zauberer Gandalf (Ian McKellen) von seinem Überleben erfährt, entdeckt er, dass Saurons Lebenskraft an den mystischen Ring gebunden ist und dass die treuen Diener des bösen Zauberers auf seine Rückkehr nach 'Mordor' warten, um das Land in eine zweite Finsternis zu hüllen. Sie foltern Gollum, um Informationen zu erpressen, und er verrät den Namen Beutlin, was Frodo dazu nötigt, in einem verzweifelten Versuch quer durch Mittelerde zu reisen, um ihn an seinem Ursprungsort zu vernichten - den Feuern des Schicksalsberges. Auf dem Weg dorthin versammelt sich eine Gemeinschaft, um den Hüter des Rings auf seinem tückischen Kreuzzug zu beschützen.
Die Handlung ist trügerisch einfach, aber sie enthält einige der detailliertesten und komplexesten Charaktere, Kreaturen und Kampfsequenzen seit Jahrzehnten. Bei der Einführung von mehreren Dutzend Hauptfiguren werden auf zungenbrecherische Weise merkwürdige Namen genannt, die an seltsam synchronisierten Orten leben. Der Name des dunklen Herrschers Sauron ist besonders verwirrend, wenn ein anderer Bösewicht, der verbündete Zauberer Saruman, gespielt von dem sofort erkennbaren Christopher Lee, ins Spiel kommt. In technischer Hinsicht ist "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" jedoch konkurrenzlos, mit Spezialeffekten, Kostümen, Requisiten, Waffen und Make-up in gewaltigem Ausmaß - die schrecklich entstellten Orks und Goblins sind besonders bemerkenswert, und selbst die Effekte zur Verkürzung der Hobbits und Vergrößerung der Menschen sind glaubhaft. Allerdings sind die magischen Fähigkeiten nicht genau definiert, was dazu führt, dass man gelegentlich das Gefühl hat, improvisierte Lösungen für schwierige Situationen zu finden, wobei Gandalf oft zu schwach erscheint, um die zahlenmäßig überlegenen Feinde zu bekämpfen.
"Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ ist ausgewogen und anregend und wechselt zwischen intensiver Action, leichter Komödie und ernstem Drama, wobei einige Momente sogar der Romantik vorbehalten sind. Die Kulissen wechseln von saftig grünen Wäldern über schneebedeckte Gipfel bis hin zu unterirdischen Höhlen, wobei die übereifrige Kameraführung schwindelerregend ist, wenn sich übergroße Monster an die Fersen der Reisenden heften. Moral und Sterblichkeit werden in einem ständigen Abenteuer, in dem die heldenhafte Expedition regelmäßig in Sackgassen gerät und hektisch und kreativ choreografierte Kampfszenen erlebt, gleichermaßen serviert. Es ist wahrscheinlich die epischste aller Fantasy-Geschichten, was durch die lange, aber üppige Laufzeit noch deutlicher wird.
Auch wenn die visuelle Bandbreite immens ist, bleibt ein Gefühl der Reduzierung unvermeidlich, nicht nur wegen der Buchverfilmung, sondern auch wegen der Geschichte, die am Ende abreißt, um Platz für die Fortsetzungen zu schaffen. Es werden Armeen zusammengestellt, Protektoren versammelt, unbekannte Identitäten offenbart, Aufgaben und Verantwortlichkeiten zugewiesen, aber jede Aktion führt zu einem überdramatischen Finale, das sich immer noch so anfühlt, als sei es erst der Anfang. Zum Glück ist "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" ein beeindruckendes Filmkuriosum, denn die schiere Menge an spannenden Entwicklungen, die in den Anfang gequetscht werden, und die packende Auflösung des furchterregenden Hauptschergen Lurtz, dem Anführer der Uruk-hai Ork-Hybriden, machen den Film zu einem echten Erlebnis. "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" wurde würdig von Peter Jackson inszeniert, dessen frühere Filme "The Frighteners", "Bad Taste" und "Braindead" sicherlich nicht die Zuversicht, den Schwung und das Können vermissen lassen, mit denen er diesen ersten Teil einer unbestreitbar bahnbrechenden Trilogie in Szene setzte.
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In "Der Wolfsmensch" von Regisseur George Waggner kehrt Lawrence Talbot (Lon Chaney) nach dem Tod seines Bruders bei einem Jagdunfall auf das Schloss seines Vaters zurück, nachdem er 18 Jahre lang fort gewesen war. Der betagte Sir John Talbot (Claude Rains) will die Entfremdung hinter sich lassen und ist froh, seinen Sohn wieder auf dem Anwesen begrüßen zu können. Lawrence ist sofort zur Stelle, als er ein Teleskop für die Sternwarte im Obergeschoss zusammenbaut, was ihm nach seiner Arbeit als Konstrukteur von astronomischen Instrumenten für eine kalifornische Firma nur recht ist. Sobald das Gerät zusammengebaut ist, benutzt er es natürlich, um einen besseren Blick auf die atemberaubende blauäugige Gwen Conliffe (Evelyn Ankers) zu werfen, die in einem Antiquitätengeschäft auf der anderen Straßenseite arbeitet.
Lawrence' Flirtversuche kommen nicht allzu gut an, aber er ist hartnäckig und geht sogar so weit, einen teuren Stock mit einem Wolf und einem Pentagramm zu kaufen, den er nicht braucht, nur um etwas mehr Zeit mit dem Mädchen zu verbringen. An diesem Abend gelingt es ihm, Gwen zu überreden, mit ihm zu einem nahe gelegenen Wahrsagerwagen im Sumpf zu gehen, der den Zigeunern Bela (Bela Lugosi) und seiner Mutter Maleva (Maria Ouspenskaya) gehört, obwohl sie nicht mitkommen sollte, da sie verlobt ist. Der Eisenhut am Wegesrand ist kein gutes Zeichen, ebenso wenig wie die Handlesung von Freundin Jenny Williams (Fay Helm), die Bela so sehr erschreckt, dass er sich weigert, über das Gesehene zu sprechen. Als Jenny wutentbrannt davonläuft, wird sie von einem Wolf angegriffen, woraufhin Lawrence ihr zu Hilfe kommt und dabei gebissen wird.
Auch wenn es sich nicht um den ersten Werwolf-Film handelt - 'Universal Pictures' hatte bereits zuvor "Der Werwolf von London" veröffentlicht -, so ist dieses Projekt doch bei weitem das einflussreichste, was die Etablierung und Verewigung der Standardelemente der Lykanthropie oder des Werwolfismus im Kino betrifft. Vom anfänglichen Angriff in den Wäldern bis zur Verwendung von Hellsehern und Pentagrammen für Silberwaffen werden die Lehren und der Aberglaube sehr gut dargestellt, wobei es bemerkenswert ist, dass der Vollmond nie erwähnt wird. Die vielleicht unauslöschlichste und ikonischste Szene ist die Verwandlungssequenz, die mit der Einblendung von haarigen Beinen beginnt, die sich in krallenbewehrte Pfoten verwandeln. Die Effekte mögen primitiv sein, vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass Lon Chaney im Grunde nur Make-up und Prothesen trägt, um sich in einen wolligen Humanoiden zu verwandeln, doch sie schufen einen Rahmen für künftige filmische Werke, die Fortschritte in der Technologie nutzen würden, um den Horror zu übertreiben, wie "American Werewolf". "Dieser Mann hat etwas sehr Tragisches an sich."
Mit offensichtlichen Vorboten, einer simplen Prämisse, skeptischen Stadtbewohnern und Familienmitgliedern, die eher psychischen Leiden als übernatürlichen Kräften die Schuld geben, und einer angenehm sympathischen Hauptfigur, einer Art sanftem Riesen - Lon Chaney ist ungewöhnlich bemitleidenswert und traurig, im Gegensatz zu bösartig und niederträchtig - spielt sich die Geschichte mit wenigen Überraschungen ab, während Polizeikommissar Paul Montford (Ralph Bellamy) den Schuldigen aufspürt, der für die gerissenen Halsadern der Opfer verantwortlich ist, die sich immer weiter anhäufen. Zudem gibt es einen Arzt, der helfen will, und eine schwache Romanze, die nicht überzeugend ist, weil sich Gwen so schnell verliebt, was die Sache nicht gerade verkompliziert. Dennoch entwickelt sich das Ganze zu einer Reihe spannender Konfrontationen, die in einem passenden Zyklus enden und die ungläubigsten Figuren dazu zwingen, sich ihren Ängsten zu stellen. "Der Wolfsmensch" vergeudet keine Minute, da die Laufzeit kaum mehr als eine Stunde beträgt, und beschreibt den Fluch detailliert und auf die einzig mögliche Art und Weise für diesen monumentalen Horrorfilm, der den Weg für so viele abgeleitete Produktionen nach ihm ebnen sollte, die oft die visuellen Aspekte übertreffen, aber selten den perfekten Ton des Grauens und der Verzweiflung treffen. "Dein Leiden hat ein Ende."
2016 gab es viele Nachrichten über Fortschritte in der Robotik und Warnungen vor den Gefahren künstlicher Intelligenz, die den menschlichen Kontrolleuren entgleiten. In der Filmwelt sind diese Konzepte üblich, aber sie können ein Bewusstsein für extreme technologische und wissenschaftliche Errungenschaften schaffen, die noch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, entfernt sind, wie in "Ex Machina". Doch "Das Morgan Projekt" von Regisseur Luke Scott geht auch einige Wege, die einen gewissen Realismus bewahren, wie Superkräfte und schnelle Auffassungsgabe mit einem Hang zur Rache, und es ist die Rede von emergenter Präkognition - ein ganz eigenes Themengebiet! Als ob es nicht schon problematisch genug wäre, sich den Gedanken vorzustellen, dass Nanotechnologen einen superintelligenten Humanoiden erschaffen, macht die Nutzung von zwangsläufig gefälschten Zusatzstoffen das Ganze noch unerhörter. Müssen in jedem KI-Film Cyborgs auftreten, die Kampfsportarten beherrschen und mit dem Terminus 'bewaffnete Designparameter' geschmückt sind?
"Das Morgan Projekt" beginnt mit Luftaufnahmen, die durch Computerbildschirme ergänzt werden und den Eindruck erwecken, dass es in dem Film um unangemessene, missbräuchliche Überwachung geht. Zu den Ähnlichkeiten zur Welt von 'Jason Bourne' gehört die Tatsache, dass Brian Cox hinter den Kulissen das Sagen hat, 'Morgan' als Aktivposten bezeichnet wird und die Kung-Fu-Reaktionen aus dem Stegreif erfolgen. Doch schon bald nimmt die Handlung eine Wendung in Richtung "Jurassic Park", wo der L9-Prototyp namens 'Morgan' (Anya Taylor-Joy) in einem abgelegenen Waldgebiet unter Beobachtung steht, nachdem der biologische Hybridorganismus einen Wissenschaftler bei einem schweren Unfall angegriffen und seine Augenhöhle mit einem Buttermesser verstümmelt hat - eine Szene, die als Überwachungsvideo abgespielt und mehr als einmal gezeigt wird, als ob sie den Mangel an anderen Grotesken wettmachen soll. Lee Weathers (Kata Mara), eine Beraterin für Risikomanagement - und eine dieser typischen, eiskalten Firmenleute, die keinen Respekt vor den umfangreichen Forschungsarbeiten haben, die für die Aufstockung von 'Morgan' erforderlich waren, und die nur den monetären Wert eines Produktstroms in Betracht ziehen - trifft ein, um zu beurteilen, ob das Thema abgeschlossen werden sollte oder nicht.
Bald wird sie von Dr. Alan Shapiro (Paul Giamatti) unterstützt, der ein psychologisches Gutachten erstellen soll, das Aufschluss über den unbegründeten Angriff gibt, der zu 'Morgans' aktueller Inhaftierung führte. Doch in dem Moment, in dem er beginnt, die üblichen Bausteine eines KI-Films einzusetzen, einschließlich der Natur der Schaulust, des Selbstbewusstseins, der Gefangenschaft und der vertretbaren Behandlung, der Rechte empfindungsfähiger Individuen und der Verbindungen oder Antagonismen zur Menschheit, geht "Das Morgan Projekt" den Weg eines generischen Horror-Thrillers. Sie rastet regelrecht aus, Menschen werden verwundet und ermordet, sodass Lee Weathers gezwungen ist, ihr Krisentraining einzusetzen, um einen unberechenbaren Androiden zu stoppen. "Was mich betrifft, ist es eine verdammte Mikrowelle!"
Was wirklich keinen Sinn ergibt, abgesehen natürlich von den zahllosen Ungereimtheiten, die in Sci-Fi-Projekten wie diesem vorkommen, ist die ständige Konfusion des Teams über 'Morgans' Fähigkeiten. In einer Welt, in der sich synthetische Lebensformen fortbewegen, die von echten Menschen nicht zu unterscheiden sind, sollten die führenden Wissenschaftler ihrer Klasse mit solch hochentwickelter künstlicher Intelligenz vertraut sein. Ein perfekt menschenähnlicher Roboter entsteht nicht einfach über Nacht. Doch alles, was 'Morgan' tut, stößt auf eine Aura des Zweifels oder der Verblüffung, als wäre sie ein Außerirdischer, der mitten in einer Forschungseinrichtung ausgesetzt wurde. Außerdem diskutieren viele der Mitarbeiter darüber, ob man sie 'Es' nennen soll oder nicht; auch dies ist etwas, das schon vor Jahrzehnten geklärt worden wäre, als man noch mit weit weniger elaborierten Versionen von 'Morgan' experimentierte. Im Rahmen von "Das Morgan Projekt“ wird sie ausdrücklich als eine Kombination aus humaner und synthetischer DNA beschrieben, was bedeutet, dass sie eher einem normalen Menschen - vielleicht einem genetisch veränderten Klon - ähnelt als einem geschlechtslosen, mechanisch konstruierten Roboter. Es wäre höchst unwahrscheinlich, dass jemand eine so adrette Person wie sie, die sich wie ein neugieriges Kind verhält und wie ein fragiles Mädchen wirkt, für etwas anderes als eine Person mit oder ohne erkennbaren DNA-Zwang halten würde.
Am Ende wird klar, dass "Das Morgan Projekt" ein herkömmlicher Sci-Fi-Slasher-Film sein soll, der nur geringfügig mit Denkanstößen zum Thema künstlicher menschlicher Lebensformen verschönert wird. Dies zeigt sich vor allem in Anlehnungen an "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Blade Runner", die bei jedem anderen Projekt akzeptabel gewesen wären, wenn nicht Ridley Scotts eigener Sohn Regie geführt hätte, und in einer Vielzahl von Opfern, die auf immer brutalere Weise langsam getötet werden sollen. Ausfallende Lichter, unterirdische Tunnel und der Antagonist, der plötzlich neben ahnungslosen Zielpersonen auftaucht, sind allesamt klischeehafte Horrorfilm-Taktiken, die in einem Unterfangen, das eher witzig als blutig hätte sein können, eher frustrierend sind.
Meine Kommentar-Wunschliste ist wieder eröffnet!
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Es mag ein Jahrzehnt gedauert haben, bis die Forsetzung zu "Zombieland", "Zombieland 2: Doppelt hält besser" von Regisseur Ruben Fleischer herauskam, aber der Stil hat sich nicht allzu sehr verändert. Die Charaktere sind gealtert, doch das Material ist immer noch genauso lustig wie der Vorgänger. Der einzige wesentliche Nachteil ist vielleicht genau diese Komponente: Sie hat sich nicht verändert. Der Humor ist nicht witziger, die Interaktionen sind nicht komplexer und die Handlung ist nicht spannender. Doch selbst wenn es mehr vom Gleichen ist, ist es immer noch ein höchst unterhaltsamer Spaß. "Nach all der Zeit noch einen Nachschlag?"
Im Laufe der Jahre hat sich die Zombie-Apokalypse etwas weiterentwickelt. Die Untoten können jetzt in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, die auf ihren fleischfressenden Fähigkeiten basieren: Die dummen Zombies werden 'Homers' genannt, die klügeren 'Hawkings', und die schwer fassbaren und tödlichen 'Ninjas'. Darüber hinaus gibt es vielleicht noch eine weitere Problematik. Doch für 'Tallahassee' (Woody Harrelson), 'Columbus' (Jesse Eisenberg), 'Wichita' (Emma Stone) und 'Little Rock' (Abigail Breslin) bietet die tägliche Überlebensroutine eine gewisse Freiheit und auch eine entsprechende Trostlosigkeit. Sie versuchen, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen, die sie zu ihrem eigenen Schutz für sich behalten, wie die verbale Würdigung besonders kreativer Tötungen, das Feiern von Weihnachten und das Experimentieren mit allen Arten von Waffen. Auch wenn sie das prächtige Weiße Haus als ihr neues Domizil beanspruchen, wird 'Wichita' ihrer Beziehung zu 'Columbus' überdrüssig. 'Little Rock' sehnt sich nach einem Freund und nach Menschen in ihrem Alter, und 'Tallahassee' lechzt nach Abenteuern. Sich für immer zu verstecken, verschafft nur flüchtige Zufriedenheit.
Als 'Wichita' und 'Little Rock' unerwartet verschwinden, bewältigen die beiden Männer ihre neugewonnene Isolation auf sehr individuelle Weise. Doch dann kommt Madison (Zoey Deutch), ein Mädchen, das im Einkaufszentrum im Tiefkühlfach lebt, in ihre Gemeinschaft und sorgt mit ihrer Dummheit für neuen Ärger und ein Liebesdreieck, als 'Wichita' spontan zurückkehrt und auf einer Rettungsmission besteht, um 'Little Rock' aufzuspüren, die möglicherweise nach Graceland, dem Haus von Elvis Presley, unterwegs ist. "Lass dich niemals binden."
Die Zombies bieten von Anfang an ein einzigartiges Profil: Sie sind schneller und mobiler als viele ihrer theatralischen Artgenossen, wirken aber auch deutlich verwester. Es gibt jede Menge grafisches Blut, wenn sie auf bestialische Arten umgebracht werden, doch die Komik der Kampfhandlungen ist nicht zu übersehen. In Zeitlupe, mit schwerem Geschütz und viel Begeisterung schalten die vier Hauptfiguren ihre Opponenten aus, enthaupten sie oder zerstören sie gänzlich, wobei das Blut kübelweise über den Bildschirm spritzt. Neben dem physikalischen Chaos gibt es natürlich auch ein Potpourri witziger Einlagen, die von Rückblenden, Slapstick und Ausrastern bis hin zu One-Linern und komödiantischen Kapriolen reichen. Zudem sorgt Madison für eine Agglomeration von Gelächter, da ihre unerschütterliche Blödheit gut zu den stereotypen Stars passt, die unterschiedliche und gegensätzliche Persönlichkeiten verkörpern.
Obwohl es neue Charaktere, Schauplätze und Gefechte gibt, ist die Interaktion weitgehend dieselbe. Dennoch ist die Komödie sehr wirkungsvoll und bietet einen sensationellen Kontrast zu "The Walking Dead" und einer Fülle anderer düsterer, dramatischer Zombies, denn hier gibt es fröhliche, friedliche, freundliche Clans und Lebensweisen zu entdecken. Die Lebenden sind mit viel gutem Willen und guter Allüren infiziert, und niemand ist daran interessiert, ein skrupelloser, kannibalischer, mörderischer Barbar zu sein, der die Zombies im Vergleich dazu harmlos aussehen lässt. In der Tat orientieren sich viele Überlebende an humanen, ethischen Regeln wie Teamwork, Pazifismus und Wohlverhalten. Vielleicht hilft es, dass Ressourcen wie Wasser, Nahrungsmittel und Strom im Überfluss vorhanden sind, ebenso wie Marihuana, Kosmetika und Zahnpasta. Die Action ist erneut amüsant, das Finale ähnelt einem Zombie-"Die sieben Samurai", der Witz ist kohärent, und das Tempo ist effizient. "Zombieland 2: Doppelt hält besser" ist nicht mehr besonders originell und auch keine Spitzenleistung, aber er macht auf jeden Fall sehr viel Laune beim betrachten.
Mein Kommentar zu "Zombieland":
https://www.moviepilot.de/movies/zombieland/kritik/2835951
Zombies scheinen die bevorzugte Kreatur für alles zu sein, vom gruseligen Horror bis zur romantischen Komödie. "Zombieland" von Regisseur Ruben Fleischer weiß das und umgeht klugerweise das langweilige Gebiet der Erklärung und Auflösung des unheilvollen Zustands, um sich ausschließlich auf die unerwartete Heiterkeit zu konzentrieren, die sich einstellt, und auf den anschließenden sadistischen Spaß, die untoten Massen zu vernichten. Der Verzicht auf den typischen Horror ist eher erfrischend als enttäuschend, denn die Komödie bleibt durchweg clever und lustig. Der ganze wilde Trip driftet nie in deprimierende Schwere oder harte Realität ab, mit Ausnahme eines großen Cameos. Obwohl die Geschichte der Familienfindung inmitten der zombieverseuchten Ödnis der Welt kaum langweilig ist, verrät die ständige Konzentration auf eine Reihe von fantastisch eskalierenden Zerstückelungsorgien die wahren Absichten von "Zombieland".
In einer von Zombies verseuchten Welt überwindet der junge Einzelgänger, Überlebenskünstler und jungfräuliche Sonderling 'Columbus' (Jesse Eisenberg) seine Ängste und die extreme Umgebung, indem er eine stringente Liste von Überlebensregeln befolgt, darunter regelmäßiges Ausdauertraining, Kopfschüsse und die Vermeidung von Toiletten. 'Columbus' lernt bald, dass Regeln dazu da sind, gebrochen zu werden, als er in das Leben von 'Tallahassee' (Woody Harrelson), einem abgehärteten Herumtreiber und erfahrenen Zombiekiller, und der schönen Gaunerin 'Wichita' (Emma Stone) und ihrer zwölfjährigen Komplizin 'Little Rock' (Abigail Breslin) verwickelt wird. Auf seinem Weg nach Kalifornien, wo er sich mit seinen neuen Freunden auf die Suche nach Twinkies und zombiefreien Vergnügungsparks begibt, findet 'Columbus' vielleicht die Familie, nach der er immer gesucht hat.
"Zombieland" hat die gleiche Anziehungskraft wie "Zombie - Dawn of the Dead", obwohl die charakteristische Horrorebene fast vollständig durch Humor ersetzt wurde. Einsame Seelen, die in der rauen Natur der städtischen Ruinen gefangen sind, erlauben völlige Freiheit, keine Regeln und abenteuerliche Ausdauertaktiken, die die Fantasie und den Schalk anregen. Die Isolation und das Alleinsein sind immer noch ein wenig unheimlich, aber die im wahrsten Sinne des Wortes pausenlose Achterbahnfahrt, der Thrill und die ungetrübte, halsbrecherische Komik sind eine bestechende Kombination.
Der Aufbau ist schnell und einfach: Die Epidemie des 21. Jahrhunderts wird auf einen unbekannten Virus zurückgeführt. Da die Suche nach einem Heilmittel oder einer Lösung für die Zombifizierung der Welt nie auch nur angedeutet wird, muss "Zombieland" keine kostbare Zeit damit verplempern, den Unglauben zu suspendieren. Die von Zombies bevölkerten Städte sind lediglich die Kulisse für eine epische Jagd nach einem Twinkie und das Verständnis und die Akzeptanz einer schrecklichen Situation. Bei den mannigfaltigen Ereignissen in "Zombieland" laufen teuflisch witzige Eskapaden Amok, komplett mit spektakulärem Gore, kreativen Schimpfwörtern, unverschämten Beutezügen in Zeitlupe, einer bescheidenen Dosis Romantik und einer Tour durch Bill Murrays palastartiges Anwesen.
Mein Kommentar zu "Zombieland 2: Doppelt hält besser":
https://www.moviepilot.de/movies/zombieland-2/kritik/2836564
Auch wenn "Frühstück bei Tiffany" keine klassische Romanze ist, selbst wenn viele Szenen ältere Filme imitieren, so ist er doch ein charmanter und rundum gelungener Film. Er ist auch eine Art Durchbruch für Regisseur Blake Edwards, der nach diesem Werk mit dem völlig anderen und sehr erfolgreichen "The Pink Panther" (1963) nachlegte. Selbst wenn die Hauptdarstellerin manchmal nervtötend frech ist und Mickey Rooney eine unentschuldbar pathetische, um nicht zu sagen politisch unkorrekte Nebenrolle spielt, ist es schwer, sich nicht von der langsam aufblühenden Liebesgeschichte und Henry Mancinis Oscar-gekröntem Ohrwurm 'Moon River' unterhalten zu lassen.
Holly Golightly (Audrey Hepburn) kann weder mit Geld, noch mit der Organisation ihrer Hausschuhe im Kühlschrank und ihres Telefons im Koffer, noch mit Verantwortung oder dem Lärmpegel ihrer lauten Wohnungspartys umgehen. Aber sie kann mit Männern fertig werden. Sie hat ein Händchen dafür, ihr gutes Aussehen und dessen Wirkung auf reiche Junggesellen auszunutzen und prahlt damit, dass sie leicht 50 Dollar für den 'Puder-Raum' und weitere 50 Dollar für ein Taxi kassiert, während sie Verehrer unterhält. Der Wohnungseigentümer Mr. Yunioshi (Mickey Rooney) muss sich ständig mit ihren Querelen und ihrer Unfähigkeit, den Durchblick bei ihren Schlüsseln zu behalten, auseinandersetzen, und Paul Varjak (George Peppard) interessiert sich sofort für sie, als er einzieht.
Audrey Hepburn ist die ideale Besetzung für die Rolle der Holly Golightly, einer Frau, die so eigenartig ist wie ihr Name merkwürdig. Sie ist versessen auf das Juweliergeschäft 'Tiffany's', ein stolzer Ort, an dem sie sich wichtig fühlen kann, auch wenn sie kein Geld ausgibt. Sie hält sich eine Katze, der sie keinen Namen gibt, da sie ihr eigener Herr ist, und wird dafür bezahlt, den Mafioso Sally Tomato im Gefängnis zu besuchen, eine Aufgabe, von der sie ahnungslos glaubt, dass sie lediglich bizarre Wetterberichte liefern soll. Sie ist vorlaut und starrköpfig, aber sie hat einen gewissen Liebreiz, auch wenn ihre Intentionen alles andere als edel sind.
"Frühstück bei Tiffany" beginnt mit einer augenscheinlich glücklichen, knospenden Romanze, doch die Stimmung ändert sich, als Doc (Buddy Ebsen) als eine Figur eingeführt wird, die das Image von Holly Golightly komplett umkrempelt. Während die komödiantischen Elemente schwinden und schwerere Dramen ihren Platz einnehmen, entwickelt sich Paul Varjak zu einer der Oberratten, die Holly Golightly die lächerlichen Männer nennt, mit denen sie nur für Geld herumalbert. Die Details und Verwirrungen nehmen kein Ende, und anfangs ist es schwierig, ihre Tragweite zu erkennen. Doch die Vielschichtigkeit von Holly Golightly und die späteren Komplikationen mit Paul Varjak und seinem Wohltäter machen die Figuren wesentlich interessanter.
Holly Golightly mag kein Vorbild sein und manchmal geradezu aufdringlich, und Paul Varjak strebt vielleicht nach Träumen, die sich nicht erfüllen lassen, doch es ist schwierig, sich nicht über die heiteren Flirtszenen zu ergötzen, wenn das neckische Paar den Tag bei 'Tiffany's' mit Aktivitäten verbringt, die sie noch nie zuvor getan haben. In meinen Augen ist dies eine sehr erquickliche Mischung aus Humor, Liebe und Trauer. 'Frühstück bei Tiffany', der vielleicht bekannteste Roman des Autors Truman Capote, wurde von George Axelrod verfilmt, der einige der kontroversen Themen des Buches geschickt umgeht, ohne die Nachricht zu verfälschen. Das Resultat ist eine eigenwillige, singuläre und ungeahnt hinreißende Produktion.
In "Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch" von Regisseur Joel Crawford unterscheidet sich der Animationsstil merkwürdig von dem des Vorgängers "Der gestiefelte Kater" und verwirrt umgehend, da er vorsätzlich den Stil früherer, erfolgreicher DreamWorks-Veröffentlichungen kopiert. Er erinnert an Anime, allerdings in dreidimensionaler Form, aber farbenfroh und stilisiert in eher flächigen Schattierungen. Obwohl er modern und klar ist und künstlich gut hervorgehoben wird, fügt "Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch" sich nicht in den Rahmen des Ganzen ein. Die animierten Bewegungsabläufe sind nach wie vor vorhanden, aber Fell, Kleidung, Federn, Elementareffekte und andere Texturen und Gewandungen bewegen sich nicht so realistisch wie erwartet. In den Actionsequenzen werden zudem Bewegungsbilder verwendet, die an handgezeichnete Comics denken lassen. Selbst die Bösewichte haben eine bizarre Videospiel-ähnliche Szenequalität. "Vor langer Zeit fiel ein Wunschstern vom Himmel..."
Immerhin ist die Ausgangssituation recht amüsant: Der gestiefelte Kater (Antonio Banderas) hat den Überblick über die Anzahl seiner bisher verbrauchten Leben verloren und befindet sich nun in seinem neunten und letzten Lebensabschnitt, was ihn dazu veranlasst, seine Leichtsinnigkeit zu überdenken. Vielleicht sollte er Mama Luna (Da'Vine Joy Randolph) aufsuchen, die eine Katzenauffangstation betreibt, wo er als Schoßkätzchen leben könnte. Doch Kopfgeldjäger sind ihm auf den Fersen und lassen ihm keinerlei Ruhe. "Keine Abenteuer mehr für dich. Du musst in den Ruhestand gehen."
Manche Figuren kehren zurück, darunter auch einige Flashbacks zu den vergangenen Unternehmungen des Katers, wie beispielsweise mit Kitty Softpaws (Salma Hayek Pinault), doch die kreativen Referenzen an Märchen sind nicht mehr so präsent, wie sie es einst waren. Goldlöckchen (Florence Pugh) und ihre dreiköpfige Banditenfamilie sind mäßig einnehmend, aber Perro (Harvey Guillen), ein Hund, der vorgibt, eine Katze zu sein, stammt nicht aus einer nennenswerten Vorlage und ist ein integraler Bestandteil dieser Geschichte. Auch wenn Jack Horner (John Mulaney) auf einem Kinderreim basiert, lässt sein Charakterdesign zu wünschen übrig. Im Grunde sind fast alle neuen Gestalten visuell abstoßend, mit Ausnahme eines pflichtbewussten Kerbtiers, welches Jimmy Stewart imitiert. Die klassische Kombi aus gruselig sowie niedlich und lustig kommt hier nicht so ganz zum Tragen.
Am enttäuschendsten ist für mich jedoch der Humor. Es gibt ein familienfreundliches Thema, nämlich die Umarmung der eigenen sanften Seele und die Kraft und Wichtigkeit von Freundschaften, doch die dringend erforderlichen, im Normalfall zuverlässigen Lachmomente sind nicht so oft oder so geschickt wie sie sein sollten. Die zentrale Romanze zwischen Kitty Softpaws und dem gestiefelten Kater ist auch nicht sonderlich charmant, während das Gespür für den Sinn des ganzen Unterfangens immer wieder durch uninspirierte Action-Choreographien und Abschnitte eines Schatzkartenpfades konterkariert wird, die sich anfühlen wie Lückenfüller, um ein kurzes Thema zu einem Langfilm auszuweiten. Auch der Schluss krankt an seinen vielen Repetitionen und unzureichend ausgearbeiteten, farblos anmutenden Gedanken. Die gesamte Produktion ist weder witzig noch spannend genug, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. "Warum bist du so lächerlich?"
Mein Kommentar zu "Der gestiefelte Kater":
https://www.moviepilot.de/movies/der-gestiefelte-kater-3d/kritik/2833417
In "Red One - Alarmstufe Weihnachten" von Regisseur Jake Kasdan kehrt der Weihnachtsmann (J.K. Simmons) vor Heiligabend in sein streng geheimes Hauptquartier am Nordpol zurück, nachdem er eine dringend benötigte Pause von den ständigen Planungen, Proben und logistischen Berechnungen für die Auslieferung von Milliarden von Geschenken in einer einzigen Nacht hatte. Trotz diverser Schutzmaßnahmen und einer gut ausgebildeten E.L.F.-Sicherheitstruppe unter der Leitung des furchterregenden Commander Callum Drift (Dwayne Johnson) bricht eine Gruppe unbekannter Eindringlinge in das befestigte Gebäude ein und entführt den Weihnachtsmann. Callum Drift und Zoe Harlow (Lucy Liu), die resolute Leiterin einer Regierungsbehörde, die mit dem Schutz aller mythischen Kreaturen beauftragt ist, haben nur wenige Anhaltspunkte. Mit vereinten Kräften versuchen sie, einen berüchtigten Computerhacker (Chris Evans), der sich als Jack O'Malley heraustellt, aufzuspüren, ein skrupelloser Krimineller, der seinem Sohn Dylan (Wesley Kimmel) gegenüber meist abwesend ist. Jack O'Malley erklärt sich bereit, den Weihnachtsmann zu retten und macht sich zusammen mit Callum Drift auf die Suche nach dem Immobilienmakler, der den Aufenthaltsort des fröhlichen Geschenkebringers ausfindig machen soll. Doch schon bald wird der unwissende Halunke in ein mystisches Abenteuer mit Rentieren, Gestaltwandlern, Hexen und einem zornigen sprechenden Eisbären namens Garcia verwickelt.
Vielleicht spiegelt dies den Zynismus der damaligen Zeit wider, da die Hauptfigur allen Elementen des Karmas skeptisch gegenübersteht. Er ist ein Loser, ein degenerierter Hasardeur, unverantwortlich, faul, misstrauisch, egoistisch, leichtsinnig und ein Vielfraß, dessen einzige Mahlzeiten auf dem Bildschirm Pizza und Churros sind. Er ist auch ein Klugscheißer, ein Einzelgänger und ein Dieb, der zufällig auch einer der besten Hacker der Welt ist. Es ist unerklärlich, dass er, obwohl er diesen Ruf aus mehr als einer Quelle erhalten hat, immer noch pleite zu sein scheint, ein schrottreifes Auto fährt, in einer kleinen Wohnung lebt und nur ein kleines Vermögen besitzt. Bei "Red One - Alarmstufe Weihnachten" wurde in dem Bemühen, ihn als klischeehaften Computertypen darzustellen, irgendwie vergessen, dass seine dunklen Geschäfte im Internet ihm sicherlich ein glamouröseres Leben beschert hätten, zumindest im Privaten. "Du willst doch nicht auf die Liste der Ungezogenen kommen, oder?"
Dennoch ist das Muster offensichtlich: Der übliche ungläubige Rüpel wird in seinem weit verbreiteten Zweifel auf schockierende Weise herausgefordert, als er Zeuge übernatürlicher Wesen und magischer Wunder wird. Seine plötzlichen Konfrontationen mit dem Übernatürlichen werden von einer Person geführt, die das Gegenteil von ihm ist: Eine Person mit absolutem Glaubenseifer. Es ist ziemlich weit hergeholt, dass die Mythologien, die den Weihnachtsgeschichten zugrunde liegen, weitgehend wahr sind, abgesehen von der Tatsache, dass der Nordpol-Komplex eine futuristische Metropole mit blinkenden Lichtern, komplizierten architektonischen Strukturen und außerirdisch aussehenden Bewohnern ist, und dass niemand jemals erwähnt hat, dass der Weihnachtsmann einen übergroßen Kopiloten als Leibwächter hat, der mit ihm auf seinem Schlitten fliegt.
Das Ganze ist natürlich eine fantastische Ausrede für ein actionorientiertes Team ungleicher Soldaten, um sich der brennenden Frage zu stellen, wie es wohl wäre, wenn die Weihnachtsfiguren in die Mitte eines Marvel-Films geschoben würden. Obwohl der Weihnachtsmann selbst ein Superheld ist, ist er nicht immun gegen die Machenschaften und Angriffe äquivalenter Superschurken, denn beide Seiten verfügen über eine Vielzahl schwer bewaffneter übermenschlicher Kommandos mit modernsten Technologien und Waffen. Leider sind die Physik und die Glaubwürdigkeit der visuellen Stunts völlig widersinnig oder fehlen gänzlich, wenn man sich auf das Abenteuer konzentriert und anthropomorphe Biester und Sci-Fi-Gadgets einsetzt.
In einer realistischen Umgebung wäre Jack O'Malley zwar nicht mehr zu retten, da er in den ersten Momenten buchstäblich Süßigkeiten von einem Baby stiehlt, aber die Welt dieser Fantasy-Komödie erlaubt mehr Nachsicht, aber kein Feingefühl, weil Jack O'Malley auch beim zweiten, dritten und vierten Mal, wenn er auf jenseitige Kuriositäten trifft, schockiert reagiert. Als er sich mit einem Partner zusammentut, der die Mission sehr ernst nimmt, kommt es zu einem komödiantischen Aufeinandertreffen von nüchternem Heldentum und dämlichen Possen sowie zu einem Zusammenprall von Kulturen, Persönlichkeiten, Glaubenssystemen und Existenzen. "So viel schlechtes Benehmen..."
Doch während "Red One - Alarmstufe Weihnachten" einige Konzepte aus "Schiffsjunge ahoi!" und eine Fülle von Ideen aus den Harry-Potter-Filmen, "Dungeons & Dragons", "Hellboy" und anderen Comic-Verfilmungen aufgreift, ist es eigentlich die Nebenhandlung von Jack O'Malleys chaotischen Familienangelegenheiten, die am eindringlichsten bleibt. Seine vorhersehbare Einsicht, dass es nicht unbedingt das Beste für den Jungen ist, sich von seinem Sohn zu distanzieren, hat für eine so generische Mischung aus anderen filmischen Eigenschaften eine seltsame Authentizität. Selbst wenn naheliegende Schwierigkeiten auftauchen, wie beispielsweise ein mickriger Irdischer, der nicht sofort von gigantischen unirdischen Geschöpfen zerquetscht wird, ist die verlässliche Menschlichkeit, sich für das Gute zu entscheiden, schlichtweg sympathisch. "Red One - Alarmstufe Weihnachten" mag manchmal unoriginell und an manchen Punkten geradezu blöd daherkommen, aber die weihnachtliche Atmosphäre im Kern ist herrlich unkompliziert. "Frohe Weihnachten."
Meine Rezension zum 3. Advent im Rahmen der Wichtelaktion 2024 für MP-Buddy Chionati: https://www.moviepilot.de/movies/watchmen-die-waechter/kritik/2833952
Meine Rezension zum 3. Advent im Rahmen der Wichtelaktion 2024 für MP-Buddy Chionati:
Der einzige Nachteil von "Watchmen - Die Wächter" von Regisseur Zack Snyder könnte sein, dass die Geschichte zu komplex und brillant ist, um ein breites Spektrum von Betrachtern anzusprechen, die einen simplen, actiongeladenen Superheldenfilm erwarten. "Watchmen - Die Wächter" ist eher ein komplizierter Verschwörungsthriller als ein Actionfilm zur Verbrechensbekämpfung, der sich um ein weltbewegendes Mysterium dreht. Doch der Prozess der Aufdeckung der Wirklichkeit behält das anregende Interesse, die grellen Bilder und die faszinierende Melange aus Sensationslust und morbider Analyse der menschlichen Natur, die man von einer neuen Generation von Comic-Filmen erwartet. Es ist eine schonungslose Auslotung von unendlicher Gewalt und der daraus resultierenden Verderbnis, verpackt in die viszerale Pracht der fantasievollsten Köpfe.
"Watchmen - Die Wächter" spielt in einem alternativen Jahr 1985, in dem maskierte Superhelden die Nacht beherrschen, die Vereinigten Staaten den Vietnamkrieg gewonnen haben und Richard Nixon immer noch das Präsidentenamt innehat. Die 'Doomsday'-Uhr, die die totale nukleare Zerstörung vorhersagt, bleibt auf 5 Minuten vor Mitternacht eingestellt. Die verdrehte Handlung entfaltet sich durch die Augen des gescheiterten ehemaligen Superhelden 'Rorschach' (Jackie Earle Haley), einem maskierten Selbstjustizler, dessen paranoide Psychose nur noch von seinem kompromisslosen Streben nach Gerechtigkeit übertroffen wird. Als 'The Comedian' (Jeffrey Dean Morgan), ein 'Watchman'-Superheld mit sadistischen Vergeltungsmethoden, auf mysteriöse Weise ermordet wird, durchforstet 'Rorschach' die Schattenseiten der Stadt nach Hinweisen auf das vorzeitige Ableben seines Kameraden. Als er eine verheerende Verschwörung aufdeckt, die darauf abzielt, alle verbliebenen Superhelden zu töten, muss er die Hilfe mehrerer ehemaliger Kollegen, darunter 'Nite Owl' (Patrick Wilson) und 'Silk Spectre' (Malin Akerman), in Anspruch nehmen, um einen selbstmörderischen Krieg gegen ein kriminelles Superhirn mit nahezu unbegrenzter Macht zu führen.
"Watchmen - Die Wächter" ist in meinen Augen, nichts Geringeres als ein Superheldenfilm mit einer Mixtur aus Action, Drama, Romantik, Science Fiction, Fantasy, Krimi und Mystery, erzählt aus der Sicht von 'Rorschach'. Ihn einfach als Comicverfilmung zu bezeichnen, würde ihm nicht gerecht werden, denn das Fehlen tatsächlicher paranormaler Kräfte bedeutet, dass es sich nicht wirklich um einen Superheldenfilm handelt. "Watchmen - Die Wächter" verbindet Politik, Moral und soziale Komplexität zu einem rücksichtslosen Fantasy-Epos, das auf intelligente Weise Fragen zu Vigilantismus, Atomkrieg und Machtmissbrauch stellt. Das Superhelden-affine Publikum, das mit der 'Watchmen'-Geschichte nicht so vertraut war, hat schon längst einen solch esoterisch angehauchten und entsprechend langatmigen Film akzeptiert.
Bei so vielen Handlungssträngen, Ablenkungsmanövern und Hintergrundgeschichten, die es zu erzählen gilt, kann "Watchmen - Die Wächter" mit einer Länge von fast drei Stunden trotzdem nicht alles abdecken. Am imposantesten sind die atemberaubenden Aufnahmen und die einzigartige Bilderwelt, die Alan Moores und Dave Gibbons Graphic Novel zum Leben erwecken, gepaart mit Sex, Action und Gewalt, wie man sie noch nie in einer Comicverfilmung zuvor zu sehen bekam. An Nacktheit und Blutvergießen besteht kein Mangel, denn das Schicksal der Welt ruht auf den Schultern von Psychopathen, glorifizierten Bandenmitgliedern mit einer Neigung zu Kostümierungen und einem Opfer eines atomaren Unfalls, das abtrünnig geworden ist, um zu beenden, was dem Gesetz nicht gelingt. Die irrige These, dass es sich bei "Watchmen - Die Wächter" um eine geradlinige Comicverfilmung handelt, wäre so treffend wie das Zitat von 'Dr. Manhattan': "...eine Fotografie von Sauerstoff für einen Ertrinkenden."
Der berühmt berüchtigte gestiefelte Kater (Antonio Banderas) war nicht immer eine Legende, sondern kam aus einem armen Waisenhaus in San Ricardo. Dort wird er von der gutherzigen, mütterlichen Imelda (Constance Marie) aufgenommen und freundet sich mit Humpty Dumpty (Zach Galifianakis) an, einem vorausschauenden, erfinderischen Träumer, der die verrückte Idee hat, magische Bohnen zu finden, die eine riesige Bohnenstange hochziehen können, um sie zu einem Schloss eines Riesen zu bringen. In "Der gestiefelte Kater" von Regisseur Chris Miller warten auf sie Gefahr, Ruhm und eine goldene Gans, die pralle goldene Eier legt. Ihre Suche in der Kindheit blieb jedoch erfolglos, und stattdessen schlugen sie beide den Weg des Gelegenheitsdiebstahls ein, bis eine tragische Nacht sie für mehr als ein Jahrzehnt trennte.
Während des 'Feuerfestes' wird der gestiefelte Kater von Kitty Softpaws (Salma Hayek), einer hochbegabten Einbrecherin, Schwertkämpferin, Tänzerin und Verführerin, gebeten, bei der Suche nach den echten Zauberbohnen zu helfen. Ihr Chef ist Humpty Dumpty, und obwohl der Kater widerwillig zustimmt, sich der Gruppe anzuschließen, weigert er sich, dem übergroßen Straußenei die vergangenen Ereignisse zu verzeihen, die sie auseinandergetrieben haben. Der erste Schritt ihres Plans besteht darin, die leuchtenden grünen Hülsenfrüchte von dem widerwärtigen Duo Jack (Billy Bob Thornton) und Jill (Amy Sedaris) zu erwerben.
Es liegt auf der Hand, dass die klobigen Stiefel den Kater daran hindern würden, immer auf seinen Füßen zu landen, Gebäude zu erklimmen und sich an allen möglichen verwegenen Aktivitäten zu beteiligen, aber tatsächlich sind sie ein wichtiger Teil der visuellen Komik und des Charakterdesigns, die "Der gestiefelte Kater" zu einem so beeindruckenden Werk machen. Es gibt auch viele niedliche Katzenwitze und Gags, die die Bissigkeit des Katers mit seiner zierlichen Statur und seiner Vorliebe für das sanfte Abschlecken von Milch mit seiner winzigen Zunge kontrastieren, zusammen mit seinem charakteristischen augenzwinkernden, hypnotischen Gefeilsche. Ein besonders witziger Tanzkampf, ein ausgeklügelter Schnitt, der Live-Action-Filme imitiert, das urkomische Bild von Humpty Dumpty und Katzen mit seltsamen Stimmen im Hintergrund sind alles Elemente, die die clevere Kunstfertigkeit der Macher beweisen.
Die Lacher kommen hauptsächlich aus der Situationskomik, die "Der gestiefelte Kater" universeller macht als die popkulturell geprägten Darstellungen aus den "Shrek"-Filmen. Das Drehbuch enthält auch anspielungsreiche sexuelle Inhalte, unangemessene Tätowierungen, Drogen, Ei-Genitalien und Nacktheit, die für Kinder völlig unauffällig sind, sowie dunkle Themen wie Verrat, Gefangenschaft und Tod. Doch seine eindeutige Liebenswürdigkeit überschattet jegliche Negativität. Die Animation selbst ist von hervorragender Qualität, und das Niveau der rasanten Action übertrifft die jüngsten "Shrek"-Fortsetzungen mit beeindruckenden Grafiken, komplexen Stunts und wirklich spannenden Abenteuern, wobei die Nebendarsteller geschickt eingesetzt werden, ohne dass auch nur ein einziges Mal angedeutet wird, wie nervig 'Esel' ist. Der gestiefelte Kater hat definitiv seinen eigenen Film verdient, und die Abwesenheit von 'Shrek' schmälert den Spaßfaktor nicht im Geringsten.
Mein Kommentar zu "Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch":
https://www.moviepilot.de/movies/der-gestiefelte-kater-2-der-letzte-wunsch/kritik/2834697
In "Zauberhafte Schwestern" von Regisseur Griffin Dunne sind die Mitglieder der Familie Owens als Hexen seit 200 Jahren im Besitz von Kräften, die andere in Angst und Schrecken versetzen und oft zu Exekutionen führen. Als die Matriarchin Maria (Caprice Benedetti), die eine solche öffentliche Hinrichtung überlebt hat, die Blutlinie wegen eines verschmähten Liebhabers verflucht, ist es vorherbestimmt, dass kein Mann die Ehe mit einer Nachfahrin überleben kann. "Wir sind anders."
Als die Kinder Sally und Gillian nach dem Tod ihrer Eltern zu ihren Tanten Frances (Stockard Channing) und Jet (Dianne Wiest) ziehen, erfahren sie von ihrer Abstammung, ihren magischen Fähigkeiten und ihrem Schicksal, dass ihre zukünftigen Verehrer an gebrochenen Herzen sterben werden. Das hält die inzwischen erwachsene Gillian (Nicole Kidman) jedoch nicht davon ab, Freunde zu haben, während Sally (Sandra Bullock) es vorzieht, Single zu bleiben und ein schönes Leben als alte Jungfer zu planen. Trotz dieser burschikosen Absichten und Verhaltensweisen ist Sally diejenige, die zuerst heiraten und sogar Kinder haben möchte, während Gillian darauf bedacht ist, an einen Ort zu gelangen, an dem ihre Familie nicht wegen der unerschütterlichen Gerüchte über Hexerei geächtet wird. Das verspätete, aber unvermeidliche Omen eines zirpenden Käfers kündigt eine romantische Tragödie an. "Das war der Fluch, oder?"
Mit einem prominenten Popmusik-Soundtrack ist die Bühne für das Melodrama bereitet, mit einem deutlichen Bezug zu wollüstigen Verwicklungen, schwesterlicher Liebe und rebellischen Abwegen. Somit ist der Einsatz von Magie nicht gefährdet. Mäßig düster, aber mit einer ausgeprägten Experimentierfreude, sind selbst die gewalttätigen Momente mit Humor gespickt, besonders wenn die übernatürliche Reanimation in Mord umschlägt - eine witzigere Vision von "Zombie Graveyard". Doch das meiste ist Mumpitz, Einmischung in das Liebesleben und nächtliche Ausschweifungen. Der Großteil des übersinnlichen Stusses ist völlig frivol und führt zu einer Art tonalem Einheitsbrei.
Es dauert eine Weile, bis ein aufrichtigerer Spuk einen Konflikt heraufbeschwört, der zusätzliche Hexerei und Teamarbeit erfordert, aber im Vergleich dazu wird dies in einem larmoyanten Ton behandelt. Die ganze Chose ist so etwas wie ein Teenager-Abenteuer für junge Mädchen, auch wenn die Protagonistinnen schon etwas älter sind. Die Einführung eines Sonderermittlers (Aidan Quinn), der Konsequenzen für okkulte oder andere Straftaten aufzeigen soll, bewegt sich ebenfalls eher in Richtung einer Love-Interest-Nebenhandlung als in die Realität des reinen Verbrechens und der gerechten Justiz. Dies ist eine heikle Situation, denn es wurde eine Straftat begangen. Doch die Integration einer jenseitigen Nemesis führt zu einem Ergebnis, das sich nicht auf irgendeine Art von Vernunft stützen kann, gepaart mit zweideutigen Risiken und ungeklärten Fantasyelementen. Das mag vielleicht nachvollziehbar klingen, aber es ist dennoch eine zeitraubende Angelegenheit, die Zufälle in letzter Minute, spontane Problemlösungen und wenig glaubhafte Reaktionen verlangt. "Zauberhafte Schwestern" ist nicht ganz so dämlich wie die beiden "Hocus Pocus"-Filme, doch sein Unterhaltungswert ist, obwohl er sich an ein etwas anderes Zielpublikum richtet, genauso begrenzt. "Pass auf, was du dir wünschst."
In "Ghost in the Shell" von Regisseur Rupert Sanders sind kybernetische Verbesserungen in der Zukunft alltäglich geworden, wodurch die Grenzen zwischen Mensch und Maschine geschickt verwischt werden. Der Höhepunkt dieser harmonischen Robotisierung ist Mira Killian (Scarlett Johansson), ein junges Mädchen, das nur knapp einen Terroranschlag überlebt hat, bei dem ihre Eltern jedoch, auf bedauerliche Weise ums Leben kamen. Da ihr menschlicher Körper irreparabel geschädigt ist, wird Miras Gehirn in ein Cyborg-Gehäuse implantiert - die ultimative Waffe, die von 'Sektion 9' ausgebildet wird, einer Eliteeinheit von Soldaten, die Cyberterrorismus untersuchen sollen. Ein Jahr später vereiteln Major Killian und ihr Partner Batou (Pilou Asbaek) auf ihrer Patrouille ein Attentat auf ein Vorstandsmitglied von 'Hanka Robotics'. Weitere Nachforschungen über die ungewöhnlichen Hacking-Methoden, die bei dem Mord angewandt wurden, führen zu einem mysteriösen Wesen namens Kuze (Michael Carmen Pitt), das es auf hochrangige Mitarbeiter des Unternehmens abgesehen hat. Als die Spur zu Miras eigener kybernetischer Technikerin, Dr. Ouelet (Juliette Binoche), zurückverfolgt werden kann, wird die Majorin in eine Verschwörung verwickelt, die sie zwingt, alles in Frage zu stellen, was sie bisher kannte.
In "Ghost in the Shell" geht es um die Verschmelzung menschlicher Organe mit Robotern oder um das Verschmelzen menschlicher Gehirne mit technischen Fortschritten. Es geht nicht um hoch entwickelte künstliche Intelligenz. Trotzdem gibt es fast keinen Gegensatz in der Art und Weise, wie diese sehr gegensätzlichen Konzepte behandelt werden. Die Handlung geht den Weg, Maschinen als Werte zu definieren, was der Auffassung von der offensichtlichen Humanität der Hauptfigur sehr zuwiderläuft. Ihr Körper wurde ersetzt, aber sie kontrolliert ihn immer noch mit einem vollständig kognitiven Gehirn.
Diese widersprüchliche Konzeption, die dazu führt, dass einer der Antagonisten, ein typischer Geschäftsmann, ständig versucht, Mira als bloßes Projekt, das ihm gehört, abzuschalten, verliert weiter an Subtilität, wenn der Dialog erklärt, dass der 'Geist' des Titels die Seele und die 'Hülle' der kybernetische Körper ist. Dies wird mehrmals bekräftigt, als ob der Betrachter die ersten eklatanten Verweise übersehen würde. Die aufwändigere Interpretation von 'Geist' wird dann natürlich sofort hinfällig. Mit einer spezifischen Definition ist es nur schwer möglich, über die geisterhaften Qualitäten der Fähigkeiten des Majors zu reflektieren, wie beispielsweise das Anzapfen der Gedanken von Androiden, das Lokalisieren eines mysteriösen ätherischen Netzwerks oder einfach das Anlegen einer Tarnkleidung, die sie für ihre Feinde buchstäblich unsichtbar macht. Sogar der Titel des Films selbst wird zweimal auf dem Bildschirm angezeigt, einmal als einfacher Text und einmal als stilisierte Grafik.
Einige Gedanken haben komischerweise keinen Platz für Subtilität, während andere überhaupt keine Details enthalten. Geistige Schatten, texturierte Codes und tiefes Vertiefen sind abstrakte Inspirationen, die nicht erläutert werden können und stattdessen einfach Lösungen für das gegebene Rätsel zu liefern scheinen. Obwohl dieses Mysterium viel leichter zu begreifen ist als die überfrachtete Darstellung des Ausgangsmaterials - des Mangas und, in noch stärkerem Umfang, des Animes von 1996 -, wurde es für ein viel weniger anspruchsvolles, mutmaßliches Auditorium umgeschrieben, fast bis zu dem Grad, dass es zu simpel ist. Es gibt nur geringe Abweichungen, und die Enthüllungen haben die einst faszinierenden Erkenntnisse über Identität, Realität und Technologie, die die Menschlichkeit zerstören, ebenso entsorgt wie die Tatsache, dass alles und jeder von transdisziplinären, computergestützten Funktionalitäten abhängt, so dass alle Straftaten heute Cyberdelikte sind.
Die Kulissen sind umwerfend, auch wenn sie ein wenig an andere futuristische Welten erinnern, die von asiatischer Architektur und Werbung beeinflusst sind, die Kostüme sind originalgetreu nachgebildet und das Make-up ist lupenrein. Wie in "Sin City" und "300" sehen viele der Aufnahmen aus, als wären sie direkt den Seiten eines der eben erwähnten Comic-Romans adaptiert worden. Auch wenn es bereits eine Vielzahl von Filmen gab, die von den diversen Versionen inspiriert wurden, fühlt sich diese Live-Action-Adaption im Jahr 2017 ein wenig an wie "John Carter - Zwischen zwei Welten" aus dem Jahr 2012. Die Geschichte und die Charaktere mögen an erster Stelle stehen, aber "Ghost in the Shell" hat das nicht getan. Daher scheint "Ghost in the Shell" viele Anleihen bei Franchises zu machen, die er tatsächlich inspiriert hat.
Darüber hinaus ist das Bildmaterial nicht homogen. Während bestimmte Momente einen lebendigen, hypnotischen Charakter haben, sind die meisten Actionsequenzen und computeranimierten Bewegungen der Figuren merklich daneben. Mit dieser Bebilderung wird jedoch versucht, die zu stark vereinfachte Handlung zu modulieren, was die visuellen Defizite nur noch offenkundiger erscheinen lässt. Insgesamt handelt es sich um eine Verfilmung, die so angelegt ist, dass sie nur altgedienten Anhängern gefallen dürfte, diese aber aufgrund der vielen Umbauten an fundamentalen und nicht essentiellen Stellen eher verärgern wird.