dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 7 .5

    Der zweistündige Film begeistert zunächst einmal mit stylishen Bildern. Jede Farbe, jedes Licht, jeder Winkel sind genau ausgelotet, und insofern bietet der Film erst einmal bildhaften Hochgenuss.

    Der in Rezensionen immer wieder aufgenommene Vergleich zu Lynch ist fast schon grotesk. Bei Lynch besitzen die Dinge, die nicht "real" sein "können", eine schwere Symbolik, meist entspricht diese einem Gefühl von Bedrohung - in der sehr realen Welt; Lynchs Filme sind absolut realitätsbezogen, wenn auch die Psyche der Protagonisten da mitunter nicht ganz mitkommt. Der Plot bei Coppola / Eliade hingegen setzt sich keine Grenzen. Die Phänomene, die sich aus dem Blitzschlag ergeben, "sind eben so". Es ist eine Geschichte freier Ideen, die nicht realitätsbezogen sind.

    Das funktioniert auch bis zur guten Hälfte des Films recht stimmig, bis dahin wird sogar eine zunehmende Spannung aufgebaut, und man fragt sich, wie die sich weiterentwickelt. Leider entwickelt diese sich nicht weiter. Während Roth nicht schlecht ist, Bruno Ganz sogar ziemlich gut, kommt nun der ausgeschlachtete Teil um die Inkarnation von Mateis Jugendliebe (und allerlei anderer) - mit einer bemerkenswert blassen Alexandra Maria Lara. Der von Rezensenten (und ich fürchte: tatsächlich auch von Coppola) als "gewollt romantisch" bezeichnete Teil konnte bei mir in dieser Hinsicht nicht im Ansatz punkten.

    Ansonsten besitzt der Film einige philosphische Ansätze - damit konnte ich mich noch anfreunden - und einige sehr spirituelle Ansätze - damit kann ich weniger bis nix anfangen. In Summe: Stylish, interessante Ansätze, aber besonders in der zweiten Hälfte verquast.

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    • 7

      Ein Thrillerdrama, das mit einer guten Besetzung und einer in ihrer vorgegebenen Rolle sehr starken Kseniya Rappoport beeindruckt.

      Zu kritisieren ist allerdings die extreme Gewaltdarstellung, die weit über realistische Gewalt hinausgeht (es fließt in wenigen, aber eben doch bedeutenden Szenen Blut in medizinisch nicht rechtfertigbarem Ausmaß) und daher für die Handlung schlicht unnötig ist und eher dazu dient, die Gewalt als stilistisches - aber eben nicht berührendes - Element wahrzunehmen; dazu passt auch in einer späteren Szene eine musikalische Untermalung, die mehr an ExDrummer erinnert als ein Drama, dass sich explizit Sozialkritik auf die Fahnen schreibt.

      Außerdem gibt es zwei Szenen einer durch den Film als letztlich "doch irgendwo positiv" dargestellten "Erziehungsmethode", die schlicht vollkommen abartige Grausamkeit gegenüber einem Kind darstellt; wenn Kirsten Liese dann in ihrer Kritik auch noch über Tornatore schreibt: "... seine unbändige Wut gegen die Täter, sie entlädt sich bisweilen auch in kraftvollen Aufforderungen weiblicher Selbstverteidigung" - und diese Darstellung der Selbstverteidigung gerade dazu diente, die "Erziehungsmethode" zu rechtfertigen, scheinen hier gewisse Reflexe zuzuschnappen, die eine differenzierte Betrachtung des Gezeigten unmöglich zu machen scheinen... :-(

      Technisch extrem solide, inhaltlich interessant (am Ende etwas schmalzig), aber die angemerkte Kritik - auch wenn sie sich nur auf höchstens 5% des Films bezieht - wiegt doch zu schwer, um hier zu einer höheren Zufriedenheit zu gelangen.

      • 7 .5

        Mit "Mathe-Filmen" ist das immer so eine Sache - sind sie für das breite Nicht-MathematikerInnen-Publikum verständlich, sind sie für MathematikerInnen eher peinlich, und sind sie für letztere herausfordernd, sind sie für erstere uninteressant. Da der Teil der MathematikerInnen unter den FilmliebhaberInnen recht klein ist, gibt es insofern keine ausgesprochenen und anspruchsvollen "Mathefilme". "Pi" hat es immerhin geschafft, die Faszination der Mathematik auf Zelluloid zu bannen, und in jüngerer Zeit war "21" einer der Filme, die Ansätze boten, die zumindest bei MathematikerInnen nicht /nur/ Gähnen hervorriefen. (Nette Übersicht mit Mathe-Szenen in Filmen: http://www.math.harvard.edu/~knill/mathmovies/index.html)

        Nun also Oxford Murders. Im Wesentlichen sind die dargebotenen Mathe-Bezüge eher flach; Fibonacci-Zahlen mal wieder zu erklären peinlich. Wenn dann in den Untertiteln noch Folgen und Reihen vermischt werden - man verzeihe mir meine Genauigkeit, aber doch bitte nicht in einem solchen Film...

        Nach einem interessanten Auftakt geht der Film über in einen extrem klassischen Whodunit, mit starker Selbstreferenz - immer wieder wird uns (mit nicht zu wenig Worten) klargemacht, dass der Mörder "jeder" sein könnte. Und der Film spielt natürlich damit - und vor dem Bildschirm wird das Wissen aufgebaut, dass man /natürlich/ gar nicht wissen kann, wer's denn nun war, denn das konstruiert der Film - zu clever.

        Genau. Das Ende habe ich als angenehm empfunden, es gibt einen kleinen Doppeltwist, und der Vorwurf der Konstruktion geht hier etwas ins Leere - Mathematik /ist/ ein Konstrukt, und insofern macht die Auflösung schon irgendwo Spaß und reißt den Film, der sich in der (langen) Mitte einfach etwas zieht und nicht wirklich entwickelt, doch nochmal raus.

        Viele der Charaktere sind merkwürdig unpassend oder überzeichnet, so dass vom Schauspielerischen ein sehr gespaltenes Gefühl zurückbleibt. Eigentlich überzeugt nur John Hurt (Michael Caine wäre wohl recht ähnlich gewesen). Der Film wäre mit der gewünschten Besetzung mit Gael Garcia Bernal als Doktorand ganz sicher um eine ganze Klasse besser gewesen - ich mag Elijah Wood in sehr vielen Filmen, eigentlich ein klasse Darsteller, aber hier klappt es einfach nicht.

        So bleibt ein sehr gemischtes Gefühl zurück. Schon eine nette Grundidee, deren Umsetzung jedoch an vielen Punkten schwächelt.

        • 9

          So, muss nun meinen Kommentar auffrischen, nachdem ich die Serie auch gesehen habe - und den Film danach noch einmal.

          Den Film hatte ich vor Sichtung der Serie zwei oder dreimal gesehen, und die gleiche Punktezahl vergeben wie nach der Serie. Sicherlich gibt es ein paar wenige Elemente, die mit der Serie im Hinterkopf klarer werden. Aber grundsätzlich möchte ich nun auch nach der Serie betonen und allen anderen entgegenlaufenden Hinweisen widersprechen: Der Film ist durchaus ohne Serie sehbar und sehenswert.

          Ich glaube, der Film ist vor allem deswegen so schlecht weggekommen nach der Serie, da er sehr viel böser ist und mit Humor - bis auf den Anfang - doch eher geizt. Enthielt die Serie noch einen recht hohen Anteil "Massenkonsumierbarkeit" (Humor, schlichte Absurdität ohne Thrill, Soap-Elemente) - evtl. auch unter dem Einfluss von Marc Frost - so ist der Film von seiner "gefühlten Ausrichtung" doch deutlich mehr an Lynchs andere Filme angelehnt als an die Serie. Allerdings mit einer "Auflösung" (jedenfalls auf den "irdischen", rationalen Teil bezogen), die mehr "Realitätsrelevanz" besitzt als zB Mulholland Drive oder andere aus dieser Ecke.

          • 10

            M.D. ist der perfektionierte "Lost Highway" (schon, dass das sprachlich irgendwie passt...). Dicht, spannend, und vor allem eine unglaubliche Mischung von absurdester Komik inmitten von psychologischer Extremanspannung. Schon die Kaffee-Szene ist ihre 10 Punkte wert :-)

            In meinen Augen Lynchs Meisterwerk, wenn auch dicht gefolgt von Lost Highway und Twin Peaks.

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            • 7 .5

              Nette Grundidee, die jedoch sehr simplen moralischen Fragen geopfert wird, und so spielt der Film sein schwarzes Potential bei weitem nicht aus; die Essensgespräche etwa hätten viel mehr hintergründigeren Stoff und Kontroversen bieten können, dann wäre auch der entstehende Gruppenkonflikt subtiler aufbaubar gewesen.

              Cameron Diaz spielt (wie eigentlich immer) Cameron Diaz. Auffällig im positiven Sinn ist vor allem Ron Perlman, der auch in Natura ausreichend an Hellboy erinnert :-).

              • 9

                Super-Kommentar von BiGBeN87, dem ich kaum etwas hinzuzufügen habe (außer, dass ich mit Brazil und Stalker großgeworden bin und Matrix (nur Teil 1) gut fand - und damit dürfte klar sein, dass mich Elephants Dream auf seine seltsame Art begeistert). Bloß nicht auf (kleinem) Röhrenfernseher sehen :-)

                Eine Sache habe ich noch hinzuzufügen - den Film gibt es hier: http://orange.blender.org/download - und weitere Blender-Werke hier: http://www.blender.org/features-gallery/movies/

                • 6 .5

                  Eigentlich spannender Stoff; die deutsch-britische Produktion leidet aber an einem extrem hölzernen Spiel, was den Ansatz von Empathie im Keim erstickt - auch die Darstellung der Gräueltaten berührt nicht (einmal mich). Die Synchronisation ist besser als der Originalton, bei dem noch hölzernes Englisch deutscher SchauspielerInnen hinzukommt. Der Plot ist außerdem sehr einfach von Ecke zu Ecke gestrickt und wirkt entsprechend konstruiert. Schade drum.

                  Hatte den Film vor allem aufgrund seiner Erwähnung in "Ich habe Euch nicht vergessen" (großartige Doku über Simon Wiesenthals Leben) gesehen und finde - auch wenn Wiesenthal als Berater bei der Produktion unterstützt hat - dass die Geschichte (und vor allem die Umsetzung) dem Thema leider nicht gerecht wird.

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                  • 5

                    Habe mich ziemlich geärgert, Lebenszeit für den Film geopfert zu haben. Die Spannung wird aufgrund einer einzigen sich im Wesentlichen nicht verändernden Idee aufgebaut - der Hetzjagd. Die Überraschung des Films ist halt eine kleine Überraschung - aber relativ sinnfrei. Wenn das wirklich ernst gemeinte "Sozialkritik" sein soll - wäre das arg plump und einfach.

                    Die Punkte nur wegen meiner Naivität, dass ich bei dem Film noch so etwas wie Spannung empfunden habe - und das trotz zahlreicher Verhaltenslogiklöcher und dadurch hohem Fremdschämfaktor...

                    • 3 .5

                      Grottig. Die DVD hat keinen Originalton, so konnte mich nicht einmal die Stimme von Charlotte Gainsbourg besänftigen. Der Rest ihres Spiels ist unterdurchschnittlich, aber noch ganze Klassen über den restlichen MitspielerInnen. Der Plot ist naja, die Inszenierung furchtbar. Wirkt extrem billig, lustlos, blöd.

                      • 8

                        Ein schöner ruhiger Film, Zach Braff unendlich sympathisch und eine tolle Leistung als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller. Auch der vielgepriesene Soundtrack - sehr eingängig. Wäre Natalie Portman etwas weniger oberflächenhübsch und schrill, hätte der Film bei mir noch ein ganzes Stück tiefer einschlagen können. Ein bisschen Pathos hätte auch noch gekürzt (und das Ende vielleicht weniger simpel gestaltet) werden dürfen.

                        • Eines seiner größten Werke ist hier nicht aufgeführt, so wie es hierzulande auch nicht auf DVD erschienen ist: "Eine reine Formalität" ("Una Pura formalità") von 1994, Gérard Depardieu gegen Roman Polanski in einem Kammerspiel der absoluten Extraklasse. Läuft aber (sehr selten) im Fernsehen.

                          • 7 .5

                            "Wie im Himmel" zielt auf ein christlich-bürgerliches Publikum und möchte sich diesem als "Der besondere Film" verkaufen - dabei kommt dann (dennoch) ein schöner Film heraus, der zumindest einige ganz große Momente zu bieten hat und diverse starke und sympathische Frauenfiguren. Allerdings werden dagegengestellt: Ein zähes erstes Drittel und im letzten Drittel so /einige/ Szenen, bei denen Pathos und Kitsch unkontrolliert überlaufen; insgesamt etwas zu religiös verbrämt.

                            • 8
                              über Solas

                              Ein schließlich optimistisches Drama, dessen Schönheit sich leider erst in der zweiten Hälfte zu entfalten beginnt. Wenn ich mal ein alter Mann sein werde - so würde ich gerne sein :-)

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                              • 8 .5

                                Brian de Palma hat seiner offensichtlichen Wut über das, was hier konkret, aber auch in der Masse, im Irak geschehen ist / geschieht, mit seinen ihm eigenen handwerklichen Mitteln freien Lauf gelassen. Dass dabei ein technisch hervorragender Film herausgekommen ist, ist keine Überraschung - ich halte es aber auch für falsch, dies dem Film anzukreiden, wie es mitunter geschehen ist.

                                Im Gegensatz zum patriotischen "In the Valley of Elah" führt de Palma keinen Sauberkeitskrieg an der Heimatfront. Auch wenn Einzelheiten Fiktion sind, die Story ist es eben nicht, und am Ende hält sich der Film recht dicht an die tatsächlichen Ereignisse; empfohlen seien etwa die Artikel unter http://www.sueddeutsche.de/thema/Steven_Green.

                                Kein Spaß, der Film. Aber Krieg ist eben kein Spaß. Also nicht zuviel Popcorn zur Seite stellen, sondern drauf gefasst sein, dass einen der Film - und die Bilder am Ende - schon mitnehmen können / sollten, zumindest, wenn man sich auch schon vorher mit solchen Dingen kritisch auseinandergesetzt hat.

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                                • Charlotte spielt bei von Trier - als ich das vor Monaten gelesen habe, war ich ja schon ob dieser Kombination regelrecht verzückt.

                                  Das Setting hört sich doch deutlich gruseliger an als etwa in von Triers "Geister" (wo es ja gleichzeitig zur Entspannung sehr viel Humor gab). Aber allein die Kombination von von Trier, der den Film ja schon seit längerer Zeit als sehr wichtig für ihn bezeichnet, und den beiden Hauptdarstellern macht den Film zumindest zum Pflichtprogramm. Man wird gespannt sein dürfen.

                                  • 8 .5

                                    Zunächst eine (Gangster-)Komödie mit herrlich trockenem britischem Humor, der exakt meine Wellenlänge traf. Dann zunehmend übergehend in Thriller-Drama. Das alles vor der ruhigen Kulisse Brügges in gleichem Tempo - ruhig, aber ohne Längen (solche nur, wenn man Thriller mit Action und/oder Tempo erwartet - deswegen ist der Ritchie-Vergleich auch zum Scheitern verurteilt).

                                    Das Ensemble spielt genial, alles passt (inkl. der britische/irische Akzent - deshalb das Original genießen!). Eigen - und klasse!

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                                    • 9 .5

                                      Der Film war gerade mal vier Jahre alt, als ich einen sehr guten Freund abends abholen wollte, um Tanzen zu gehen - und er meinte: "Moment, schau Dir das mal an!" - Puh, ich kann nur sagen, das war der falsche Einstieg, wenn man sozusagen auf dem Sprung ist. Hat mich insofern überfordert.

                                      Also: Ruhe mitbringen. Gelassenheit. Denn der Film strengt durchaus mitunter an, was aber nicht negativ gemeint ist. Gerade die ziemlich hektischen Dinge im Mittelteil lassen das "esoterische" oder "NewAge"-Werturteil etwas arg fragwürdig erscheinen.

                                      Eine der beeindruckendsten Bilderfluten des Kinos mit grandioser und stimmiger Glass-Musik. Überirdisch.

                                      • 7

                                        Die Idee des Films - zwei völlig unterschiedliche Arten des psychischen Umgangs mit einer Missbrauchssituation umzugehen - ist schon gut umgesetzt. Aber: Der Film überrascht zu keiner Sekunde. Das Thema ist von Anfang klar abgesteckt, und bis auf die "Auflösung", die keinerlei neue Farbe ins Spiel bringt, ist der Inhalt eigentlich nach 30 Minuten erschöpfend abgehandelt.

                                        Joseph Gordon-Levitt hat einmal mehr bestätigt, was ich ihm schon seit drei Filmen angekreidet habe - sehr eindimensionale Spielweise. Potential hat der Junge hoffentlich, aber ein Charakter dürfte da wohl erst in 10 bis 30 Jahren draus werden.

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                                        • 8

                                          Man könnte meinen, Emanuele Crialese sei der Sohn von Peter Greenaway (was vom Alter her sogar passen würde). Das Thema das Films hätte mich zunächst nicht weiter interessiert, gesehen habe ich ihn eigentlich nur wegen Charlotte Gainsbourg - aber wurde sehr positiv überrascht. Wer hätte gedacht, dass ein so rel. unbekannter Film in einer Visualität erstrahlt, die zumindest in Ansätzen an Greenaway erinnert - wenn auch durch die musikalische Untermalung, die durchaus bewusst eingesetzt wird, nicht die Einheit von Bild und Musik erreicht wird, wie sie der alte Meister schon so oft zelebriert hat.

                                          Aber Crialese - ja selbst "italienischer US-Einwanderer", wenn auch nicht um 1900 - schafft es daneben auch noch, die einfache Erzählung der beschwerlichen Auswanderung in thematische Bilder und Träume zu packen, die sehr eigen sind. Es sind kleine Themensätze wie "Es war eng.", "Es gab sexuelle Übergriffe.", "Es gab Scharlatane, die an den Hoffnungen der Auswanderer verdienen wollten.", die in kleinen, oft vollkommen karikierten Bildgeschichten erzählt werden. Optisch ein Meisterwerk (das Ablegen des Schiffes ist einer der versteckteren Höhepunkte, die "Milchszene" gegen Ende einer der offensichtlicheren), das mit leichten Längen zu kämpfen hat und dessen Dialoge leider nicht mit dem Restkunstwerk mithalten können.

                                          Sollte man die Möglichkeit haben, diesen Film im Kino auf großer Leinwand zu genießen - unbedingt wahrnehmen!

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                                          • 6 .5

                                            Die Performance von Hopkins rettet den Film noch (auch wenn es zahllose noch bessere Vorstellungen von Hopkins gibt). Soviel zum Guten, was immerhin noch einiges ausmacht in meiner Bewertung. Und jetzt zum Schlechten (was sich vielleicht alles hart anhört, aber die hier vorgefundene undifferenzierte Begeisterung fordert mich etwas heraus):

                                            C.G.J. - dreieinhalb Stirnfalten, und das war's. Sutherland mit Klischeebrille - er spielt ja nicht schlecht, aber die Brille hätte er dem Regisseur um die Ohren hauen sollen. Hopkins hätte eigentlich auch ablehnen sollen, zu billig die Nähe seiner Rolle zu Hannibal Lecter.

                                            Dann nimmt man noch etwas Kuckucksnest dazu, eine Prise Männerheldentum, zwei Löffel Knastdrama, viel schmalzige Musik, etwas oberflächliche Zivilisationskritik und rühre dreimal um - fertig ist der Film.

                                            Ja, bleibt interessant anzuschauen, aber irgendwann nervt's, spätestens wenn man merkt, dass da die erste Stunde so rein gar nicht zum Thema kommen will.

                                            • 8

                                              Das porträtierte Unternehmen ist grandios, und der Film schafft es, die Einmaligkeit der Aktion herauszustellen. Im Gegensatz zum "Redaktör" fand ich auch gerade die Nyman-Musik sehr gut eingesetzt, gerade da ein großer Teil des Bildmaterials nur als Photos vorlag (wir befinden uns am Anfang der 70er), und so die Musik zur Lebendigkeit des Materials beiträgt. Das, *was* da dokumentiert wurde, ist sicherlich 10 Punkte wert. Bleibt die Frage des "wie", und hier habe ich abgesehen von der Musik doch ein wenig Kritik anzubringen.

                                              Einerseits ist der Film bei dem gezeigten Inhalt ein klitzekleinwenig zu lang. Auf der anderen Seite hätte er ein ganzes Stück länger sein können, denn es gibt doch eine Menge Informationen, die vorenthalten werden, insbesondere der Bruch nach der Aktion, der nur angedeutet wird.

                                              Dramaturgisch setzt der Film auf Zeitsprünge, wobei sich der Ablauf vom "Tag X" mit der Historie der Beteiligten immer wieder abwechselt - eine potentiell sehr fesselnde Erzählweise, die aber leider ihre Schnitte nicht deutlich genug setzt. Hier hätte ein erfahrener Doku-Hase noch ein ganzes Stück mehr herausholen können.

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                                              • 9
                                                über Once

                                                Wunderschöner kleiner Film, der es offensichtlich - man sehe sich nur die rel. zahlreichen Kommentare hier an - geschafft hat, sich in die Herzen der Menschen zu spielen, trotz LowBudget, trotz sehr großer Musiklastigkeit, die vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Aber insofern gleich klarstellende Worte: Nein, dies ist kein Musical, zumindest nicht im klassischen Sinn, mit Show & Tanz; sondern ein Film über zwei Menschen, die (sich) beide sehr sympathisch sind, und die klasse Musik machen. Musikalisch "Cat Stevens auf irisch mit toller Frau dabei" - so in etwa.

                                                Etwas schade, dass der Schluss arg konstruiert daher kommt; ich finde das Ende eigentlich völlig in Ordnung und angenehm anders, aber eben - im Gegensatz zur natürlichen Reststimmung des Films - etwas grob, mit wenig Herleitung. Und: Schade, dass "sein" Vater keine größere Rolle hatte - auch ein klasse Kerl!

                                                • 7 .5

                                                  Peter Zander schrieb: "Es ist ein typisches Phänomen derartiger Kompilationen, daß einige Titel stärker wirken als die anderen." Als ich das vor dem Sehen des Films las, dachte ich: Ja, eben, typisch - und deshalb: erwähnenswert?! Nach dem Film die Antwort: Ja, volle Zustimmung. Die Inszenierungen fallen schon deutlich mehr auseinander als etwa in >>11"09"01<<, und erreichen auch nicht dessen Gesamtniveau (das allerdings auch eh sehr hoch war und kaum Messlatte sein sollte).

                                                  Die schwächeren Teile (zu denen ich insbesondere den ersten zählen möchte) enttäuschen schon, weil sie fast mitteilungsfrei sind. Die Existenz etwa von Kindersoldaten sollte bekannt sein, wer etwas zu dem Thema zu sagen hat, sollte Tiefe gewinnen; die fehlt.

                                                  Die starken Episoden - und hier möchte ich gar nicht so sehr gewichten - machen den Film jedoch durchaus sehenswert. Spike Lee, wiederum Zustimmung zu Zander, macht sein Ding, und Kusturica erkennt man auch sofort, jedoch schafft dieser es, sich selbst gegen den Strich zu inszenieren, die Gypsi-Music ist zwar schön, steht aber diesmal für nichts Gutes...

                                                  Dennoch möchte ich eine Episode herausstellen: Kátia Lund, Co-Regisseurin von City of God (und auch der Bezug stellt sich schnell ein) schafft es, ohne die Gewalt aus City of God, ohne dessen filmtechnische Spielereien, ohne negative Grundstimmung, im Gegenteil: aufbauend auf Wärme und Freundschaft, ein - vor allem für westliche Augen - dramatisches Kunststück abzuliefern. Toll!

                                                  • 7 .5

                                                    "An Unfinished Life" heißt der Film, da es ein Zitat ist. Wer den deutschen Titel pseudo-übersetzt hat, gehört in eine Höhle mit einem Bären gesperrt...

                                                    Der Streifen ist einer unter vielen, die von alten Männern erzählen, die sich mit ihrem Lebensschicksal nicht abgefunden haben, griesgrämig wurden, und dann erweicht werden. Die Figur des Einar entspricht in dieser Hinsicht in vielen Aspekten der des Almöhis, auch wenn Einar - schon durch die Pflege Mitchs - sich weniger isoliert hat. Der Bezug zur Landschaft und zur Natur vervollständigt den Aspekt des Heimatfilms, allerdings in völlig positiver Hinsicht.

                                                    Hinsichtlich der Darsteller knallt der Film einem die Namen nur so um die Ohren, und doch werden Redford, Freeman und Lopez an die Wand gespielt - von Becca Gardner, die einfach nur echt ist. Nichtsdestotrotz überzeugen vor allem Redford und Freeman auch in ihrern jeweiligen Rollen, wobei die Besetzung von Freeman schon fast klassisch = langweilig ist.

                                                    Ein schöner Film, nicht herausragend, aber gut.

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