Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
Im schlaflosen, aufgeregten Grand Hotel treffen sich Menschen aller Welt, ein und aus. Man findet darin einen gutgefächerten Querschnitt der fundamentalen Gesellschaftsgruppen jener Zeit wieder - dieser ist, wie abgebildet, nicht wirklich anders als heute. Allesamt streben nach einem besseren Leben, dem Glück, dem Erfolg, der Läuterung.
Denn es dreht sich wie gehabt um den alles beherrschenden Faktor Geld, der sowieso mit aller Macht schon von jeder Wand hinabscheint und den Komplex der gewitzt-facettenreichen, sehnsuchtsvoll-strebsamen Figuren raffiniert-verwicklungsreich gegen- und füreinander antreibt - selbst von dort aus die ganze Welt kontrolliert, beeinflusst, verzerrt.
Auch der Tod kann dessen Infrastruktur nur geringfügig aufhalten, nihilistisch schreitet die monetarische Walze voran, während die Betroffenen in Schrecken und Trauer versinken, sich zunächst kaum noch weiterbewegen können - doch der Gedanke, die humanistische Geste der Hilfe, welche jene Verstorbenen im sozialen Zusammenleben mit ihren gleichsam an sich arbeitenden Mitmenschen zu Tage förderten, lebt weiter.
Das Gefühl, die wahre Menschlichkeit triumphiert über den Materialismus, zieht sich aus dem Schlachtfeld des Massenmarktes zurück. Ganz selbstbewusst, leichtfüßig und ohne überbordenden Kitsch, hinaus in den seligen Genuss der humanen Nähe und Freimütigkeit. Menschsein ist überall - in diesem Film die hoffnungsvolle Maxime. GRANDios!
Oh, welch ungestümes Genre die Bruceploitation-Klopper doch waren...dieser ABSCHIED gestaltet sich in der Hinsicht sogar besonders dreist und irrwitzig, fängt er doch beim Tod von Bruce Lee an (natürlich mit Original-Sargaufnahmen) und fantasiert sich eine actionreiche Nachfolgegeschichte dazu zusammen, behilft sich dabei eindeutig den wahren Ereignissen, Persönlichkeiten und allgemeinen Spekulationen um Bruce Lee's frühes Ableben.
So dreht sich der Plot dann darum, dass einer seiner Freunde, Tang Lung (Bruce Li, mit der Stimme von Thomas Danneberg) herausfinden will, woran Lee nun wirklich gestorben ist - schließlich ist er so fassungslos darüber, dass er sogar seine eigene Hochzeit verschiebt! Es stellt sich sodann heraus, dass Rauschgift-Triaden ein ominöses Band wiederhaben wollen, auf dem Betty Ting Pei (welche im wahren Leben ja bei Lee's Tod als Letzte dabei war) von jenen Herren gezwungen wird, Bruce als Schmuggler anzuwerben, notfalls mit starkem Haschisch (= Tod). Nun haben sie es auf Betty abgesehen, deren Haus so hart von der Presse belagert wird, dass nicht mal ein Imitator von Raymond Chow sie trösten kann - weshalb sie sogar Selbstmord vortäuscht!
Doch die Gangster geben nicht auf und entführen sie, prügeln sie blau und foltern sie mit Stecknadeln. Oh Mann, wie muss sich die wahre Betty gefühlt haben, wenn sie sowas am Ende auf der Leinwand gesehen hätte? Sogar noch merkwürdiger ist, dass einer der kriminellen, folternden Schergen, Fei Lung, von niemand geringeren als Filmpersönlichkeit Fei Lung höchstpersönlich, offenbar in der Rolle als er selbst (?), gespielt wird - welcher letztendlich auch von Tang Lung abgemurkst wird. Ist das hier noch naiv-zynischer 'Revisionismus' oder, weil er ja fast immer Bösewichte spielte, schon komplett verdrehte Selbstparodie alà "DAS IST DAS ENDE"? Verrückt!
Jedenfalls kommt Tang Lung dem Gesindel in Hongkong recht schnell auf die Schliche, besitzt er doch nicht nur (streitbar) zufällig den Look Lee's, sondern auch noch dessen Kampfkunst (oder sowas Ähnliches, u.a. kann er nämlich einen Brocken von Kämpfer per Nippeltwister offenbar blind machen!) und gewitzten Sinn für Täuschungsmanöver per Verkleidung. Auf die Art findet er schlussendlich zum Triadenboss, der ihn zum finalen Duell am Strand herausfordert. Dort nimmt Tang eine von Bruce's bekanntesten Weisheiten "Don't get set into one form, adapt it and build your own, and let it grow, be like water." wortwörtlich, wird eins mit den brausenden Wellen des Ozeans, verwirrt damit seinen Feind und schlitzt ihn schlussendlich auf. ENDE.
Das nenn' ich mal durchgeknallte Chuzpe! Was für ein irrer, wundervoll-knalliger ABSCHIED - wenn man den Film denn als solchen bezeichnen kann. Vielleicht als ABSCHIED von aller Feinfühligkeit, Moral und Scham? Womöglich...
Ganz netter und kerniger Milieu-Reißer über Ehre & Freundschaft unter Pariser Ganoven. Man kommt aber nicht umhin, fortwährend den Eindruck zu erhalten, dass das französische Krimi-Kino - wie wir es so gut und gerne kennen - hier noch in den Kinderschuhen steckte; den Film Noir-Gangsterfilm der 20er-40er Jahre aus den USA als Vorbild nimmt und etwas unbeholfen-steif versucht, ihn gemächlich-humanistisch zu melancholisieren. Knallt dementsprechend nicht so schön, wie man's gerne hätte, auch wenn ganz niedlich semi-zynische Floskeln ausgetauscht und Karren mit übertriebener Sprengkraft gewitzt in die Luft gejagt werden.
Wohl mit Abstand einer der stärksten Musiktitel auf dem Gameboy, aus 'Castlevania 2 - Belmont's Revenge': PRAYING HANDS
http://youtu.be/NTQ-uRr0kOM
*alle Angaben ohne Gewähr
http://www.youtube.com/watch?v=TSzHvRVE5uM
Mal so nebenbei: ist es überhaupt möglich, die Jesus-Übermensch-Geschichte im Rahmen eines dramatisierten Spielfilms adäquat-objektiv zu erzählen, ohne antisemitische Tendenzen aufzubringen?
Gibson hat jedenfalls offenbar kein Problem damit und nutzt dies für einen ganz selbstverständlichen Antagonismus (mit noch härteren Römern, muss man fairerweise dazu sagen), indem er das Leiden Jesu durch seine Folterer zum Mittelpunkt des Narrativs erhebt, sich auf doch ziemlich fragwürdige Authentizität beruft und erreichen will, dass sich der Zuschauer dadurch auf den hier durchweg gequälten Sohn Gottes projiziert - auch wenn dessen Charakter hier nur oberflächlich gezeichnet ist, dafür umso mehr emotionalisierende Folter inkl. kitschiger Betroffenheitsmusik mit Braveheart-Flöte zu ertragen hat.
Auf die Dauer hat man aber relativ wenig davon, allein wie oft sich manch römische Gräueltat in ihrer Menge alternativlos minutiös, sowie in elegischer Zeitlupe wiederholt. Aber OBACHT, nicht alle Römer und Juden wollen Jesus wie Scheiße behandeln, ihm sogar helfen, da kommt Gibson also ideologisch "gerade noch so davon" - LUCKY FELLA' (im Rahmen des Films, versteht sich, nicht unbedingt im privaten Leben, wie wir alle mitbekommen haben).
Apropos: Dass überhaupt ab und an einige christliche oder auch allein Werte der Menschenwürde vermittelt werden, abgesehen vom obligatorisch-erdrückenden Mitleid, erscheint da zunehmend als höchstens zynisch-zweckmäßiger, nachträglicher Einfall (aufgesetzte, wahllos-angelegte Rückblenden - welch ironischerweise einfallsloses Stilmittel), der den unnachgiebig-aufgepowerten, selbst für dieses Szenario oft unmotiviert-fiesen Shock-Faktor wohl einigermaßen relativieren soll.
Als Gesamtwerk an sich haut das alles aber nicht so eindringlich und erhellend hin, wie man es sich wohl vorgestellt hat - schießt seine Glaubwürdigkeit manchmal doch allzu sehr in den Wind, um seine hart-religiös verfestigte Botschaft mit grobem Holzhammer und matschigen Splatter-Geräuschen alà Fulci, für absolut jeden erkennbar, ans Kreuz zu nageln; Autsch...besonders, sobald die Raben mit ihren von den SIMPSONS bekannten Soundfiles vorbeikommen, um die Augen der Gekreuzigten auszuhacken.
Und zum Ende hin wird dann auch noch eine Packung göttlicher Desaster-Zauber & als wahrhaftig gehandhabte Visionen von Himmel & Hölle in bedeutungsschwangerer, nun falscher Zeitlupe, ausgepackt - da bekommt man doch ganz direkt und plump die für jeden Gläubigen schon längst bekannte 'Einsicht' auf den Weg: seht ihr, Jesus hatte doch Recht...wenn ihr denn meint, ich kann's nicht so ganz nachvollziehen - überhaupt womit er jetzt genau Recht hatte, denn da vergeigt bzw. unterminiert der Streifen seine Aussagekraft am Allermeisten. Ach, ich halt mich da einfach zurück.
*schaut sich just geschriebenen Kommentar an* ...Ups...
(GESICHTET BEIM CINEFEST 2013 - THEMA: 'VERBOTEN! FILMZENSUR IN EUROPA' IM METROPOLIS KINO HAMBURG, 35mm)
Unfassbar erdrückendes, beinahe durchweg mit hoffnungssuchendem Voiceover unterlegtes, Melodram um den harten Lebensweg der freimütigen Prostituierten Marina, die im Wandel zwischen Nazi- und Nachkriegszeit schlussendlich die wahre Liebe entdeckt: der obdachlose, gütige Maler Alexander, in dessen Schädel ein alles verschlingender Tumor heranwächst, welcher deren Höhen- und Tiefen-reiche Liebe hart und wehmütig aus der Bahn wirft - wodurch sich Marina sowohl zum größtmöglichen Opfer, als auch zur gütigsten Tat für ihren leidenden Alex entscheidet - beide fahren fort von all jenen Qualen...
Das düstere Sittengemälde scheut vor nichts zurück, selbst nicht vor allzu unsubtilen Gesten der Knef, aber vorallem nicht vor hart einwirkenden Momenten der emotionalen Zerbrechlichkeit, der Trauer und des unsagbaren Glückes, inmitten all diesem nihilistisch-vermummten Chaos des verkrüppelten Deutschlands, dem man nur schwer wieder auf die Beine helfen kann. Die Lichtblicke dafür mögen nur in geringem Maße auftauchen, aber dafür strahlen sie umso heller, und wenn auch nur im anstehenden, seligen Ende des Lebens. Wenn man sie nur davor freier lassen würde, es wäre noch soviel schöner.
Eine klare Ansage an das Gewissen des neuen Deutschland, von diesem Film, der schon in der Drehbuchphase von miefigen, kirchlichen Jugendschützern kritisch auseinandergenommen und im Nachhinein bösartig skandalisiert, dennoch ein großer Erfolg wurde - denn im Endeffekt ist DIE SÜNDERIN frei von jeder Sünde, stattdessen eine vollends humanistische Person, welche aufhört zu nehmen und nimmer aufhören will, zu geben. Eine tieftragische und bewegende Selbstaufgabe, in sehnsüchtig-umarmender Bild- und Tonsprache.
Spätfolgen des zynischen Showbusiness: Manische Eifersucht + zerfressende Furcht = Terror unter Schwestern, das komplette Paket! Ein wahrhaftig-heftiger Horrorfilm des teuflischen Hasses und der hoffnungslosen Quälereien - ein wahnwitziges Drama der Psyche - ein gewaltiger Geniestreich, 2 überlebensgroße Ikonen des alten Hollywood, die sich gegenseitig wie die Pest hassten, für die Rollen der verloschenen, verbitterten Sternchen zu besetzen - eine darstellerische Meisterklasse...
"Was geschah wirklich mit Baby Jane?", ok, ich sag's euch: hat viele meiner ♥♥♥ gefangen - also, der Film an sich, nicht unbedingt das verkorkste, groteske Kind Baby Jane mit seiner unbeholfenen, dick aufgetragenen Jahrmarktsschminke, auch wenn ich mitfühlen kann. Arme, arme Blanche...ich würde auch nicht um eine tote Ratte um meinen Teller herum essen wollen - hoffentlich holt dich jemand irgendwann aus der Hitze der Sonne heraus, welche deine Schwester, mit dem Frohsinn-spendenden Kugeleis in der Hand, für den Glanz des Ruhmes hält. Aber auch du hast Schuld daran, dass sie so ist, IST ES NICHT SO?! (Ein bisschen jedenfalls?)
Mein Gott, wie fantastisch, ungeschönt und intensiv es hier doch kracht. Dieser Film ist nicht nur allein von Konzept her mächtig gewaltig - man muss ihn einfach erleben, diesen perfiden Abgesang auf die erbarmungslose, Seelen-zerfetzende Populär-Vergewaltigung des Menschen und seines (vermeintlichen) Talents, wo selbst Geschwisterliebe nur noch zum zwielichtigen Schatten ihrer selbst verkommt. Ein geborener Favorit, wie er nur selten ins Häuschen flattert!
Eigentlich ein recht unterbudgiert zurechtproduzierter Schwarzweiß-Grusler aus der Schauer-Hochphase der fantastischen Barbara Steele - hier in einer Doppelrolle, sowohl in verführerischem Brünett als auch unschuldigem Blond. Die Story um die sich aus dem Jenseits rächenden Liebesopfer ist nicht gerade das Hoch der Innovation und erst recht nicht jenes der Spannung.
Von ausreichend gestalterischer Inspiration darf man aber durchaus sprechen, sobald Jenny, die neue Liebe des mörderisch-gehörnten Ehegatten Steven (Paul Müller, der nicht zu erkennen vermag, dass sich die Geschichte mit ihr nochmals so entwickelt, wie mit der Verflossenen), in ihren hypnotischen Träumen, an der Grenze zur Interdimensionalität, vom Geist der Ex-Ehefrau/ihrer Schwester eingenommen wird, deren schmerzvolle Erinnerungen in ektoplasmischer Verzerrung nochmals erlebt und schlussendlich unbedarft-furchtvoll die Brücke zwischen Leben und Tod herstellt.
Sowieso bekommt man von der Augenweide Steele dadurch soviel extensives Anschauungsmaterial serviert, dass man sich eigentlich kaum beschweren kann, auch wenn einen das Geschehen nicht wirklich durchweg bei der Stange hält, trotz stimmungsvoll-gothischen Dekors und angenehmer Bild- und Tonebene.
Am Interessantesten ist da noch die Haushälterin und heimliche Geliebte Steven's, Solange, die an einer angeborenen Blutvergiftung leidet und fortwährend die Morde vorantreibt, um aus dem Blut der Opfer neuen, verjüngenden Lebenssaft zu gewinnen, ähnlich einem Vampir. Warum das so ist und ob da übernatürliche Kräfte mit im Spiel sind, wird nie detailliert erläutert - recht bemerkenswertes, selbstbewusstes Spiel mit altbekannten Genre-Charakteristika.
Wirklich schön wird's zum Schluss dann wieder allerdings, sobald sich die untoten Rächer als wandelnde Geister manifestieren und spirituelle Gerechtigkeit walten lassen, das monochrome Anwesen in ein weißes Inferno mit tiefschwarzem Aderlass gleiten lassen. Und wenn dies NIGHTMARE CASTLE bei manchen im Endeffekt bloß für eine Handvoll wunderschöner Bilder sehenswert macht, ist das schon mehr als das, was man von der geläufigen Jumpscare-Einheitsware heutiger Zeit erwarten kann.
Homogenisiertes Verschwörungs-Thrillerchen über den Triumph des traditionellen Journalismus (da hat Russell Crowe seit THE INSIDER ja Erfahrung drin, wo sein Kumpel Affleck hier ebenso eine Verleumdungskampagne sondergleichen erlebt), im Angesicht des digitalen Free-For-All-Zeitalters, nach bewährtem "All the president's men"-Prinzip; inkl. "Politiker machen mit dem Militär Geld"-Krisenkern (war 2009 wohl noch ULTRA-erhellend) - angeführt von einem Top-Cast, versteht sich.
Fasst das nicht falsch auf, liebe Leser: STATE OF PLAY ist alles andere als schlecht und mit einem gediegen-glaubwürdigen Figurengefüge ausgestattet. Allerdings führt die fein ausgearbeitete Vorhersehbarkeit mit ihrem dahinplätschernd-methodischen Spannungsbogen nicht gerade zu Begeisterungsstürmen. Vergleichbares Politkino wie z.B. 'THE IDES OF MARCH' versprüht da u.a. auch ein Stück mehr inszenatorischen Biss und greifbarere Umstürze der charakterlichen Emotionsfestigkeit.
Der typische Plottwist kommt dann auch pünktlich zum temporeicheren 3. Akt des (nötigen) Verrats unter Freunden an - die Konsequenz bleibt aber ebenso kleinlaut wie der Rest des Geschehens: formgerecht und etwas mutlos (weil PG-13?). Ach, die Printindustrie hat doch theoretisch soviel interessantere Geschichten zu erzählen, denn in der von ihr beobachteten Politik verändert sich doch eh nie was.
Nun denn, hängen wir mal über 2 Stunden ohne direktes, dramaturgisch-narratives Ziel (bzw. Spannungsbogen) bei der Mannschaft eines Kriegsschiffes ihrer Majestät, zur Zeit Napoleons, ab. Und merken recht schnell, dass jenes Leben auf See, im Kampf gegen die französischen Gegner, ein ganzes Stück taffer und natürlich blutreicher war als z.B. in Jack London's 'Seewolf'.
Regisseur Weir legt nämlich neben angemessen-unaufdringlicher Kamera- & Tonarbeit ausgesprochenen Wert auf strategische Authentizität, auch wenn einige ungeschickte CGI- und Greenscreen-Spielereien die Aura ein wenig schmälern (ist aber auch schon 10 Jahre alt, der Film). Doch wer bleibt immer am Ball der energetischen Glaubwürdigkeit? Russell Crowe als Captain dieses seines Tuggers natürlich!
Aber auch seine kernige Crew wagemutiger Rauhbeinkerle passen sich jedem Holzsplitter des Schiffes mit ihren Gefechts-erfahrenen Falten der abenteuerlichen Ehre untereinander an, die sogar in Meuterei umzuschlagen drohen, sich aber im Angesicht des Todes wieder fangen - sogar dem verletzten Doktor des Schiffes einen Zwischenstopp auf den von ihn studierten Galapagos-Inseln spendieren, weil sich das so gehört.
Und so rückt der knallige Action-Aspekt jener nautischen Schlachtenmäre allmählich in den Hintergrund, gibt sich dem Naturalismus der Reise und der Erforschung des Umfelds zur Meditation hin, bevor dann doch nochmal zum letzten, großen Hurrah gegen die feindliche Flotte angesetzt wird - Arbeit muss nun mal sein, natürlich "FÜR ENGLAND!".
So war's wohl nun mal - aber was in anderen Filmen jener Coleur unter ähnlichen Umständen schon als gefühlsduselige Propaganda herhalten müsste, macht hier einen (verhältnismäßig) angenehm-pathosfreien, im Gegenzug einigermaßen harten Eindruck und gibt den Feinden schlussendlich auch ein ebenbürtiges, würdevolles Gesicht.
Wie im wahren Leben regelt man das dann wie Ehrenmänner, ebenso das anschließende Seebegräbnis für die gefallenen Sieger und Verlierer. Doch danach gilt wie immer: setzt die Segel, die Reise geht weiter, der Auftrag wartet stets darauf, vollends erfüllt zu werden - macht das Beste draus, Krieg ist nicht alles, ihr seid auch nur Menschen.
Schnell, solange es noch da ist, inkl. Gainsbourg-BJ http://youtu.be/LSOONAsCG0U
Der neapolitanische Abgrund der Gesellschaft, umringt von verschimmelten Häuserwänden und wuchernden Achselhaaren, im grellsten, omnipräsent-erschlagenden Sonnenlicht - zwischen blinden, trauernd-abgeklärten Paten, ehemaligen Prostituierten (welche das Metier schon seit der Kindheit kennen), notgeilen Drogenbaronen (u.a. Harvey Keitel) und karitativen Homosexuellen, die sich in der 'Tanzschule Broadway' um Straßenkinder kümmern. Ringsherum stapeln sich sodann allmählich die Leichen mit Heroinspritzen im Hodensack.
Und jedem Spieler dieser Geschichte werden stilsichere Eyeliner spendiert, welche permanent von der naturalistischen Handkamera umspielt werden.
Die Sehnsucht einer Frau nach einem geregelten Leben in dieser bunt-dreckigen, misogynen Hölle und der überschwängliche, mediterrane Folk-Kitsch gehen hierbei Hand in Hand, paart Lina Wertmüller in ihrer CAMORRA doch räudige Mord-Tatorte mit sensuellen Sexszenen und operettenhaften Gesang- und Tanzeinlagen am Nachmittagstisch, während das nächste kriminelle Komplott anhand zynischer Protzreden geplant wird.
Es geht natürlich alles weiter den anarchistischen Bach runter, weil veraltete Werte wie Ehre und Schamgefühl für die Cosa-Nostra-Herren der Schöpfung nicht mehr gelten, höchstens nur noch in alten Gemälden edler Damen verweilen, welche den gesamten Film machtlos umgeben, im grotesken Licht des Puffs gehüllt und obszön verzerrt werden.
Bockt einen die archetypische Mafia-Bredouille und das bemühte Entschlüsseln des Mord-Mysteriums im Verlauf damit umso mehr? Nicht unbedingt, weit interessanter und bitterer erscheinen da die hoffnungslosen Lebensverhältnisse und Schicksalsschläge unserer Protagonisten.
Diese werden sodann von der plakativ-exploitationhaften Schmierschminke-Gestaltung und dem dazupassenden, irrwitzigen Selbstjustiz-Plottwist insofern scheinbar ein Stück weit in ihrer Tiefe unterminiert. Aber das muss alles ja so sein und rechtfertigt sich im Endeffekt ganz ordentlich, wo CAMORRA in seiner ultimativen, mütterlichen Anklage gegen den international-destruktiven Drogenhandel schon von Anfang an mit dieser pompösen Ambivalenz herumjongliert.
Interessant, zerfahren, merkwürdig, heftig und trivial zugleich - Wertmüller's Film könnte seine Mischung durchaus gelungener, formvollendeter präsentieren, aber an sich stellt er ein beachtenswertes Kuriosum dar, insbesondere mit seinen ganz tollen Schlussbildern. In Deutschland bisher nur im Kino und auf VHS ausgewertet - in Italien bereits auf DVD erhältlich, wenn auch nur mit italienischer Tonspur.
Eins ist klar, erst recht nach PRISONERS und diesem Film: Denis Villeneuve ist ein Meister des immens taffen, bitteren Spurensuchens. Interessanterweise behelfen sich beide Filme gewissermaßen der selben Figuren- und Plotdynamik: es gibt 2 Dimensionen der Ermittlung, in diesem Fall die Vergangenheit und Gegenwart: eine durchlebt in ihrer aufopfernden Suche nach dem verlorenen Sohn ein Tribunal der Schmerzen, die andere (Gegenwart) deckt die Hintergründe dafür auf, rennt aber ebenso in mysteriöse Mauern des Schweigens hinein.
Dieselben Konstellationen und Charakteristika kann man ebenso auf Hugh Jackman's und Jake Gyllenhall's Charaktere in PRISONERS deuten, wo sie doch ebenso auf das Ziel hinarbeiten: wie kriegen wir die Familien wieder zusammen! Und genau wie dort entfaltet sich in INCENDIES eine einschlagende Revelation von Urknall-Format, welche das ganze Leben der Figuren und ihre Ansicht auf vorangegangene Ereignisse, Erfahrungen und Mitmenschen im tiefsten Innern für immer verändert - erst recht in der Hinsicht, was mit den (vermeintlichen) Söhnen nun tatsächlich geschehen ist.
Der Unterschied beider Fälle liegt nicht unbedingt im inszenatorischen Stil, eher in der Dichte, der Dringlichkeit des zu lösenden Knäuels der zerrütteten Familienverhältnisse, die ebenso für die furchtbar-trübselige Vertracktheit der jeweiligen krisengeschüttelten Länder, in denen jene Filme spielen, stehen - der man im Endeffekt zur Schließung des Kreises, weil man die Taten und Schicksale nun nachvollziehen, nur noch mit christlicher Vergebung entgegenkommen kann (Lubna Azabal's und Hugh Jackman's Charaktere halten sich ja auch bezeichnenderweise am Kreuze Jesu' fest und durchleben eine brutale Krise des Glaubens).
Von daher ist INCENDIES ein weit ruhigerer Film als PRISONERS, in welchem die Lösung des Problems eine Frage von Leben und Tod war. INCENDIES wiederum bringt das Leben nach dem Tode ins Gleichgewicht, legt die Verhältnisse ultimativ zurecht und zieht eine profunde (und harte) Wandlung durch dieses hindurch, mehrere Jahrzehnte hinein und zurück. Tolles Ding!
Dieser stilechte, niedrig-budgierte Eurospy-Reißer von Antonio Margheriti mag sich 'vielleicht' an die Abenteuer eines gewissen 007 anbiedern, doch die ihm innewohnende, gewitzte Frechheit lässt GEMINI 13 zu einem höchst vergnüglichen Spaß avancieren.
In leichtfüßiger Selbstverständlichkeit werden die Essenzen des zeitgenössischen Jungskinos bedient, wenn auch schlacksig variiert, für die Erfüllung naivster Macho-Wunschträume: so bekommt unser Agentenheld Harry eine recht lockere Chefin an die Seite gestellt, mit der er unentwegt herumschäckern kann (Klaps auf den Hintern inkl.), weil sie sich auch ständig gegenseitig retten. Zudem bekämpft er seine Feinde meistens damit, dass er zunächst nicht zu Gewalt und Gadgets, sondern einem Checkbuch greift, was die meisten seiner Gegner dankend ablehnen...selbst Schuld, BÄMM!
Erst sobald ein weltbedrohlicher Raketenstart verhindert werden soll, greift er zum Lamborghini und rast die Karre, dank klobig-niedlichster Miniaturaufnahmen, in verranztes Archiv-Footage von echten, explosiv missglückten Raketenstarts ein (so als ob SKYFALL sich ungeniert Material der 'Challenger'-Explosion behelfen würde). Doch die Verantwortlichen für diese astronautischen Machtspiele lassen sich zunächst nicht unbedingt in hoch exotischen Locations finden - in der ersten Hälfte des Abenteuers dringt unser Geheimagent schlicht in stinknormale Häuser verdächtiger Leute im Umkreis von Kap Canaveral ein, während das Lokalgetränk, ganz profanes Bier, zum zentralen Handlungselement herangärt.
Direkter kann man das jugendlich-männliche Bahnhofskino-Publikum wohl kaum ansprechen, verlegt der Film sodann seinen Klimax in eine unscheinbare Brauerei, welche eine gigantische Unterwasserstadt beherbergt, von der aus ein verfetteter Stacy-Keach-Verschnitt Laserstrahlen zur Weltbeherrschung auf dem Mond installieren will. Zudem besitzt jener Herr eine Gefrierkammer mit vereisten Entführten, die er je nach Belieben auftauen und soweit erhitzen kann, dass sie innerhalb weniger Sekunden den verkeimten Mumien in MAN OF STEEL gleichen.
Doch Harry kann ihm und seinen 'Todesstrahlen' das Handwerk legen, lässt Lava ins unterirdische Reich strömen, welche 'wie' Tomatensauce mit Dampf aussieht, mehrere Puppen des an DIABOLIK erinnernden Schergenpersonals (welches ab un an auch grundlos Schürzen trägt) davonfegt. Mit der letzten metallenen Super-Kapsel fährt Harry zusammen mit dem einzig guten Professor nicht unbedingt zum Mond, aber mindestens genauso drollig wie einst Méliès an die Oberfläche über Wasser.
Dort wartet schon die Chefin auf ihn, die er ganz indiskret in der Minibar des rettenden Flugzeugs vernaschen darf. So ein ungezwungenes Arbeitsverhältnis können nur Geheimagenten haben, zumindest dort auf der Leinwand. Ein Margheriti weiß aber, wie man dem vergnüglichen Zuschauer solch märchenhafte Fantasien äußerst schmackhaft machen kann, selbst mit äußerst geringem Budget und einer guten Ladung Spaghettisauce. So mag ich meinen Italo-Schatz.
Fragt mich bitte nicht, worum es in dem Film genau ging, das blasse Figuren- und Handlungsgefüge ging mir nämlich gelinde gesagt am Arsch vorbei...na gut, zumindest kann ich noch behaupten, dass hauptsächlich das Thema 'Verrat' Dreh- und Angelpunkt des austauschbaren Geschehens war - wie zu erwarten bei einer Historienschlachtplatte des Wuxia-Genres mit Schauspielerleistungen/Dialogen nahe des Bauerntheaters.
Was ich aber neben den tollen Kulissen des archetypischen Shaw-Brothers-Kolorits noch am Ehesten von diesem Film mitnehme, ist seine inszenatorisch-unberechenbare Irrwitzigkeit in Sachen Blutgehalt, Softerotik, Schwarze Magie und Kampfchoreographien (u.a. wird der nahende Tod durch Giftpfeile vom alten Herrn insofern bezwungen, dass er diese mit muskulöser Zauberkraft aus seiner Haut herausdrückt).
Diese wird in ihrer überwältigend-verwirrenden, energiegeladenen Dimension zudem von der ultra-verhonkten Neusynchro (Tappertsort?) verstärkt, mit ihren protzig-talentfreien Sprechern, dem bemüht-zusammengeschraubten Soundtrack und den aufgesetzten, neuen Martial-Arts-Foley-Geräuschen aus den 'Sony Pictures Sound Effect Libraries'.
Das alles macht in seiner Gesamtfassung, trotz einiger misslungen-ausbremsender romantischer (weil im Verlauf vollkommen ungenutzten) Gesprächsklötze, ordentlich Laune und hält eine gute Menge unfreiwilliger Lacher bereit, während die Klingen zum prunkvollen, aufgeblasenen Gemetzel ansetzen. Schön wilder, trivialer Royal-Swordplay-Quatsch zur besten Tele5-Sendezeit - hab's nicht bereut.
Formal äußerst hochwertig auf Zelluloid gebannt und gespielt - in seinem etwas unstimmig zwischen dekadenten Kasperletheater und Bierernst schwankenden Drama um den Werdegang einer ausgefuchsten, bisexuellen Karrierefrau der Finanzwelt in den 1920/1930er Jahren allerdings ernüchternd belanglos und über weite Strecken zwecklos verwöhnt vom Produktionsdesign-Bombast.
Natürlich liegt es nicht unbedingt am Sujet: die oberen 10.000 für den Otto-Normal-Zuschauer nachvollziehbar oder zumindest interessant zu gestalten, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Hier bleiben die Verwicklungen der unterschwellig-perfiden Frauenfeindlichkeit des damaligen Gesellschaftsbildes allerdings so skizzenhaft an der Grenze der Inkonsequenz, dass der Narrativ aus einem spekulativ-schmachtenden Klatschblatt zu kommen scheint - selbst sobald es hart auf hart kommt, ebenso sensationalistisch wirkt.
Schade, auch wenn DIE BANKIERSFRAU einen mit ihrer offenbar fehlerfreien Selbstsicherheit noch einigermaßen, vorallem in der 2. Hälfte, bei Laune halten kann. Man sollte allerdings nicht erwarten, dass ihr aufopferndes Schicksal, inkl. profaner Beleidigungen und einem unverhältnismäßig krassem Ende, wirklich zu Herzen geht, da im Vorfeld zu wenig Boden dafür bereitgestellt wurde.
Die Chronik vom Aufstieg und Fall des ehrgeizigen Cellisten Paul Boray, der in seiner Sehnsucht nach Anerkennung und Erfolg an die verheiratete Frau hoher Gesellschaft, Helen Wright gerät, die sich ebenso nach innerer Erfüllung in ihrem prunkvollen, aber verbittert-leeren Leben sehnt. Doch ihre auffunkelnde, seelische Symbiose bringt das Gleichgewicht seiner Verhältnisse zu Freunden und Familie ins Wanken, schließlich teilt er sich seine Liebe nicht nur mit der Musik, sondern auch mit 2 weiteren Frauen: seiner schüchternen Jugendliebe Gina und seiner lieben Mutter, die nur das Beste für ihren Sohn will und dabei durchaus eine geheime, leicht perfide Ader von sich heraufbeschwört.
Alle 3 Frauen lassen sich von seiner Musik (also seiner ausgestrahlten Liebe) anziehen und ringen allein schon mit Blicken im Konzertsaal aufeinander um sein Gewissen - er stürzt damit alle unweigerlich ins persönliche Unglück; lässt die Fronten verengen, dass sich diese Frauen gegeneinander ausspielen (scheinbar auch metaphysisch, wie die letzte Konzertszene, abwechselnd mit dem Zusammenbruch Helen's zwischengeschnitten, suggeriert). Und je erfolgreicher seine Konzerte werden, desto weniger lassen sich seine 3 anderen Liebhaber dort blicken, versauern in ihrem tränenreichen Unmut - allen voran die äußerst fragile und ratlose Helen. Und so wird seine Karriere am Höhepunkt von dem schwersten Schicksal seines Umfelds überschattet, dass er wieder zum glanzlosen, einfachen Ursprung, zur Mutter zurückkehrt.
Eine klassische, kurzweilige Tragödie in formvollendeter Hollywood-Eleganz, die sich scheinbar nicht so recht entscheiden mag, ob sie sich auf das Schicksal Paul's (dessen Kindheit wir ausführlich begleiten durften) oder Helen's (deren stetiger Zusammenbruch die zweite Hälfte des Films für sich einnimmt) konzentrieren soll. Interessanterweise schafft sie es aber eben jene Halt-suchenden Schicksale, jene innerlich zerwühlten Charaktere zu einen, so dass ihre Handlungen und Gefühle in direkter, spiritueller Beziehung zueinanderstehen - die erweiterte Dimension von der Verbundenheit der Liebe. Was sie fühlt, fühlt er letztendlich auch und drückt es ganz natürlich in seiner Musik aus, die sich über beider weit entfernter Blicke legt, welche zum endgültigen, innig-trüben Abschied ansetzen. Welch wuchtiger Zauber...
AFRICA ADDIO ist weniger Dokumentation, denn erzkonservatives Pamphlet, welches mithilfe seines Sprechers jedes historische Ereignis und jedes (teils offensichtlich inszenierte/gefälschte) Szenario zur selben apokalyptischen Schlussfolgerung führen lässt: Nur die weißen Kolonialisten können Ordnung in Afrika halten - ohne ihre Führung verkommt der Kontinent zum wilden, anarchischen Wust, inkl. Plünderungen, sadistischen Tierverstümmelungen, illegalen Treibjagden, rassenfanatischen Massakern, militanten Rebellen, etc. - sowohl von schwarzen, als auch von weißen Einheimischen.
Dass die Kameras jene Ereignisse formgerecht und professionell einfangen, ist sowieso schon bedenklich und jenseits vom Zufall. Doch weit heftiger wiegt der Umstand, dass diese selbsternannte Dokumentation beinahe ausschließlich in die extremsten Regionen der Auswüchse vordringt, was sich für einen typischen, zynischen Mondo-Streifen ja gehört, aber jegliche Hintergründe für diese Umstände ausklammert (es wird suggeriert, dass die Einwohner geradezu grundlos Weiße hassen), stattdessen mit Riz Ortolani's Superdramascore auf emotionalen Stimmenfang geht.
Natürlich machen die gezeigten Bilder in ihrer schockierenden Drastik und bitteren Gewalttätigkeit dennoch betroffen und inszenatorisch zeugt der Film durchaus von wirkungsvoller Geschicklichkeit. Jenes dann aber mit ulkig-vertonten Aufnahmen von Nationalparks alà 'DIE LUSTIGE WELT DER TIERE' gegenzuschneiden, entkräftet die Eindringlichkeit des kontroversen Sujets so sehr, dass man sich doch stark wundert, ob der Film sich selbst noch ernst nimmt. Doch dann ziehen die Weißen natürlich wieder ab und alle unbedarften Tiere werden unmotiviert abgeknallt - na wenn das mal wirklich so war...
Man muss wohl über solche (aus heutiger Sicht) ideologischen Dünnschisse hinwegsehen, um AFRICA ADDIO als Zeitdokument anerkennen zu können, welches das Schlimmste im Menschen direkt & geradezu ausbeuterisch auf Zelluloid bannte und den Zuschauer bis ins Mark erschüttert. Ich persönlich hatte extreme Schwierigkeiten, mich an die damalige Mentalität anzupassen, auch wenn Jacopetti und co. dafür ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben.
Mondofilme sind halt an sich von Natur aus ultrazynisches Zeugs - drastische Bilder dokumentarisch zu zeigen, ist eine Sache. Aber in welchen reißerischen Kontext Jacopetti sie setzt, dass der sie so als emotionalisierte Message anbieten will und dabei auf Leichen und Verstümmelungen zoomt, bis der Arzt kommt - das hätte man damals schon bemängeln müssen, dass er sein Thema so pompös tragisch aufbauscht, anstatt wirklich mal Informationen, Hintergründe und Aussagen zu präsentieren. Ausser dem Sprecher ist da ja NIEMAND im Film im Gespräch/Interview, da ist man ja gezwungen, dass für voll zu nehmen, was der vor sich herlabert. Ganz, ganz schwierige Sache...
>>Basiert auf dem gleichnamigen HÖR-ZU Roman<< im Vorspann sagt wohl alles über die Glaubwürdigkeit des Umgangs mit soziopathischer Geisteskrankheit in diesem reißerischen Krimi-Drama mit Klaus Kinski als flüchtigen Frauenmörder, der bei unbedarften Dörflern unterkommt.
Der Film erforscht dabei in seinem Mittelpunkt vorallem ein triebhaftes Psychogramm, welches nur bedingt nachvollziehbar, sogar absolut dusselig an den Haaren herbeigezogen ist, beinahe ausschließlich als verachtenswerten, unheilbaren Umstand behandelt (inkl. verwirrter elektronischer Geräusche als Ausdruck der Geistesumneblung - ANDERS ALS DU UND ICH lässt grüßen), der gegen die gemütlich-kumpelige und fehlerfreie Heimatidylle gestellt wird - wo sich die anfängliche humane Hilfe & Sympathie nach Offenbarung des Geisteszustandes jenes Triebtäters in reaktionäre Hysterie verwandelt.
Die Selbstjustiz-Lösung der Dorfgemeinschaft wird aber durchaus negativ dargestellt, wenn auch recht platt und im Endeffekt unreflektiert - da macht es sich der Film einfach wie so oft zu einfach und nimmt es oberflächlich hin, als das man wirklich mit irgendeinem Charakter mitfühlen kann, was durchaus im Rahmen der Geschichte möglich wäre. Soll wohl auch so - denn stattdessen bleibt einfach nur die Konsequenz: 'Wieder zurück in die Verwahranstalt, wo die Irren hingehören!'
Da schwingt dann auch in der Moral der Geschichte und ihrer mahnenden Gestaltung so ein gewisser NS-Muff mit, welcher dem Regisseur Schleif ja nun nicht unbekannt gewesen sein dürfte - aber wie sagt man doch so schön: so war eben damals das Gemüt der Zeit. Reicht mir aber persönlich nicht, um den Film guten Gewissens hinzunehmen.
Ich kannte schon von Vornherein das Remake zu diesem Film, 'DRACULA IM SCHLOSS DES SCHRECKENS', ebenfalls von Antonio Margheriti. Nun kam ich also in den stimmungsvollen Genuss des Schwarzweiß-Originals, welches in seiner Grundessenz natürlich dieselbe Spukgeschichte wie sein farbiges Remake erzählt, ähnlich 'EIN HERZ UND EINE SEELE'.
Jedoch behelfen sich die jeweiligen Filme einer grundverschiedenen Gestaltung: war das Remake in seiner keimig-greifbaren 2,35:1-Psychotronik ein schauerlich-schöner Trip in den nächtlichen Wahnsinn, so gelingt dies 'LA DANZA MACABRA' mit einer weit bodenständigeren, geradlinig-gemäßigteren, ergo klaustrophobischeren Inszenierung, welche innerhalb der gothisch-verlebten Mauern nur minimalistisches Kerzenlicht zur Orientierung zulässt und umso mystischer in seinen endlos weiten Gängen wirkt, sobald die verlorenen-blutgeilen Geister der Jahrhunderte aus den Schatten heraus auftauchen.
Und dennoch umschwebt dem Geschehen eine sehnsuchtsvolle, romantisch-melancholische Aura, die sich durch das triste, in bitterer Vergangenheit schwelgende Leben nach dem Tode als Schlossgeist ausdrückt, in welchem die interdimensionalen, humanoiden Wesen ihren eigenen Tod jedes Jahr aufs Neue vor ihren ektoplasmischen Augen nochmals erleben müssen. Am Härtesten trifft es dabei die unschuldigste Schönheit der üblen Geschichte, Elisabeth, in deren Schicksal sich unser neuer Gast Alan Foster, aufgrund einer Wette mit Edgar Allan Poe um eine Nacht im Spukschloss, hineinverirrt.
Nichts gegen Michèle Mercier (die Elisabeth im Remake spielte), aber der größte Pluspunkt für diese Urfassung hier geht an die bezaubernde Barbara Steele, die mit ihren betörenden Kulleraugen so ziemlich jeden in den Bann zieht, was man auch als Zuschauer vollkommen nachvollziehen kann (gilt wiederum ebenso für 'EIN HERZ UND EINE SEELE': Elisabeth (!) Wiedemann > Helga Feddersen). Dies funktioniert hier sowieso noch weit besser, da der ihr verfallene Alan, im Vergleich zum Remake, in dieser Version weit weniger akzentuiert bzw. als aktiv handelnder Charakter nur aufs Wesentliche herausgearbeitet wurde. Hier bleibt er eher der einflußfreie Beobachter, in den wir unser Bewusstsein leichter hineinadaptieren können.
Im Endeffekt sind natürlich beide Versionen sehenswert, auf ihre jeweils dem Entstehungszeitraum entlehnte Weise, und ich möchte keine von ihnen missen - es reicht schon, wenn man sie jeweils Nachts sichtet, da gehen beide kongenial auf. Liebhaber des klassischen, atmosphärischen Haunted-Castle-Grusels, mit einer Affinität für surreale Bewusstseinsebenen, dürften hier auf jeden Fall die purere Variante erleben, da das 70er Remake doch etwas reißerischer und poppiger daherkommt. Dennoch möchte ich Margheriti mein Dank aussprechen, dass er denselben Stoff zweimal besuchte - denn er wusste: der Funke zündet mehrmals. ♥
How did we get here?! http://www.youtube.com/watch?v=i-8T1X62AaA
Anolis verlangt für ihre DVD dieses Films, der in Deutschland eigentlich 'Das Grauen KAM um Mitternacht' heißt, ca. 22 €. Recht übertrieben, soviel hat garantiert nichtmal die Lizenz dieses Public-Domain-Streifens gekostet - aber der Preis kommt wahrscheinlich eher von den neuen Abtastungen der alten, deutschen Kino- sowie der Super8-Fassung. Na dann, wenn's sich denn für gerade diesen Film lohnt (meine Meinung: nö).
Abgesehen davon ist der Film an sich einigermaßen gefällig, wenn auch nicht unbedingt weltbewegend. Eine sehr kostengünstige Roger-Corman-Produktion, die nach bewährter Formel und anhand einer unaufgeregten Inszenierung einen biederen, typischen 50's Sci-Fi-Gruseler hervorbringt, der zudem ab und an Elemente von 'DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT' (1951) und 'DIE DÄMONISCHEN' (1956) recyclet. Im narrativen Mittelpunkt steht dabei wieder der Machtkampf um reaktionäre Selbsterhaltung der Menscheneinheit gegen den manisch-rücksichtslosen Drang nach Erforschung ausserirdischer Spezies.
Auffallend unterhaltsam und sympathisch sind da natürlich wiederum die leider etwas spärlich eingesetzten, unbeholfenen Budenzauber-Effekte und Creature-Kostüme der käsigsten Sorte. Ob man von der Gestaltung dieses Film und seinem Figurengefüge noch mehr mitnehmen kann, mag ich aber nicht beurteilen, so farblos und austauschbar doch alles ist. Am ehesten geht es wohl, wie in 'DIE DÄMONISCHEN', um die Gefahren des vermeintlichen Friedens von USA-Feindbild Kommunismus, der sich u.a. in der angestrebt-'wohlmeinenden', ideologischen Gleichschaltung des Aliens mit Gewalt bei seinen Wirten äußert.
Wie man's halt kennt.
Allein vom Grundkonzept ist dieses apologetische Portrait komplett unmöglich - da schneidet man affektierte Interviews mit den beiden George-Söhnen Götz und Jan (sowie anderen Zeitzeugen) über ihren umstrittenen Vater mit immens spekulativen Spielfilmszenen zusammen, in denen Götz den Heinrich sogar spielt (einen befangeneren Darsteller hätte man dafür nicht wählen können) - schlicht als unpolitischen Unschuldigen, der einfach nur unter allen Umständen für seine Kunst leben wollte UND natürlich auch noch den Verfolgten half, während die russischen Besatzer als klischeehafte Antagonisten ihm alles vermiesen wollten.
Wie objektiv sowas im Endeffekt ist, kann man sich wohl vorstellen: kein Stück. Das riecht man schon nach wenigen Minuten, so schrecklich-emotionalisierend es sich an die Gunst und Sympathie des Zuschauers anbiedern will. Natürlich hatten die Söhne den größten Einblick in das Wesen ihres Vaters. Und das der Mensch George sicherlich jenseits von eindeutigen Kategorien wie Schwarz & Weiß oder Gut & Böse war, wie auch andere Mitglieder des wirkenden Talents im dritten Reich, kann man ja einigermaßen nachvollziehen.
Aber wie solche Aspekte in eben diesen platt-dramatisierten Narrativ umgesetzt werden, ist einfach so unfassbar einseitig, frei von jeder Kritik und penetrant reinwaschend, dass der Film als demonstrative Helden-/Märtyrersage mit pathetischer Musikuntermalung im Endeffekt stets unglaubwürdig wirkt, den Zuschauer zum naiven Narren hält - und das, obwohl man inzwischen von endlos vielen Seiten bewiesenermaßen gehört hat, wie Goebbels die verbliebenen Filmschaffenden im Dritten Reich erpresserisch-gewaltandrohend zu den schlimmsten Werken zwang, wenn sie überhaupt arbeiten wollten.
Es entwickelt sich ein zwielichtiger Grundtenor in diesem mittelmäßig budgierten und handwerklich uninspirierten Dokudrama, welches einerseits für sich beansprucht, ein objektives Bild vom Schauspieler zu liefern, aber andererseits ausschließlich auf sentimentale Szenarien zurückgreift, die suggerieren sollen: 'Schaut her, der war immer DAGEGEN!', 'Die Nazis haben ihn reingelegt!' und 'Der hat den Armen geholfen!' (jene 'Arme' in den Sowjetlagern waren u.a. Kriegsverbrecher, was der Film ja verschweigt), damit die George-Söhne die Ehre ihres Vaters als Opfer seiner Zeit ja aufrechterhalten, die Mitschuld absprechen können. Da ist Regisseur Joachim Lang nicht mehr als eine faule Marionette, die sich ihrem Subjekt von Grund auf ergeben hat und, wie ein alter Propagandafilm aus jener Zeit, den hinterfotzigen Rehabilitierungsauftrag der Georges ausführt.
'- Er war ein Faschist?
- Er war ein Schauspieler!'
Herrje...
Da empfehle ich eher die undramatisierte Dokumentation 'DIE MACHT DER BILDER' über Leni Riefenstahl für eine objektivere, kritischere Sichtweise jener Umstände.
Auf charmanteste und freudigste Art verharmlosend davon ablenken/leugnen, was einem im Innern langsam auffrisst; das Leben auskosten bis zum letzten, sehnsuchtsvollen Atemzug; die Zeit, die einem noch bleibt schätzen lernen und seinen Mitmenschen trotz deren Wissen der fatalen Krankheit die Angst nehmen, wie sie es für einen selbst schon vorher getan haben - und sodann würdevoll-elegisch und endgültig selbstbewusst ins alles verschlingende Dunkel hineintreten. Bette Davis, ya killin' me, mit diesem höchst effektiven, humanistischen und einfühlsamen Tearjerker-Drama von Edmund Goulding, das erst recht im Angesicht ihrer magnetisch-gigantischen Augen & Darstellerkunst so viel stärker und bitterer wirkt. Meisterliches Melodram aus der goldenen Zeit Hollywoods.
Ein esoterisches Vorbehaltsmelodram, wie es im Buche steht. Harlan wäre stolz... -.-