Der Witte - Kommentare

Alle Kommentare von Der Witte

  • 6 .5

    Technisch sorgfältiges und stimmig ausgestattetes Prozedere über die Morde "Jack the Rippers" und die Ermittlungen gegen ihn. Klaus Kinski gibt hier den Frauen-verstümmelnden Serienmörder, der in seinem öffentlichen Leben als Arzt wirkt und in seinen Gewaltakten ebenso klinisch kalt vorgeht, dennoch dabei stets nach sexueller Befriedigung sucht, die auf seinem besessenen Hass für die eigene, verkommene Prostituierten-Mutter, welche ihm in eindringlich-provokanten Visionen erscheint, basiert.

    Eindringlich ist auch der Blick der Kamera zum Gesicht des Rippers, in dessen Augen sich seine animalische Verwirrung und tiefsitzende, aggressive Enttäuschung widerspiegeln. Die Augen, die im nebelverhangenen East End London's ausschließlich nachts die vulgär-ausgelassenen Dirnen zur fast rituellen Schlachtung aussuchen (Lina Romay erwischt es dabei am Explizitesten). Die Augen, die schon beim ersten Mord von einem Blinden als Zeuge entlarvt werden, der anhand des Geruches zu erkennen vermag, welcher gesellschaftlicher Herkunft der Ripper entstammt.

    Tatsächlich sind dessen Hinweise an die Polizei, weitere Ermittlungsmethoden und Zeugenverhöre die vorherrschenden Elemente dieser Erzählung. Welche derartig nüchtern inszeniert sind (wie der Rest des Films auch fast komplett ohne Soundtrack), dass man sich öfters nach weiteren nächtlichen Missetaten Kinski's sehnt - doch sie dienen letztendlich dem Charakteraufbau und der Nachzeichnung damaliger Gesellschaftsverhältnisse - als Beispiel sei da das Aufeinandertreffen der anschaffenden Damen mit einer älteren selbsternannt-anständigen Ladenbesitzerin erwähnt, in dem diese sich über ihre Mitzeuginnen empört, wie offen sie über ihre Periode gegenüber einem Gentleman parlieren. Auch wenn der ebenfalls anwesende Herbert Fux als Zysten-geplagter Cockney-Angler nicht gerade zur feinen Gesellschaft gehören dürfte.

    Schlussendlich gehen diese Ermittlungen sogar soweit in Gange, dass sich die Ehefrau vom leitenden Inspektor Selby, Cynthia (Josephine Chaplin), freiwillig als Köder für den Ripper hergibt und dabei in ausserordentliche Gefahr gerät. Wie der Film nun endet, sei hier nicht verraten, nur soviel: Mit dem Ausgang der wahren Begebenheiten hat er freilich wenig zu tun.

    Es ist beachtlich, wie passend sich der durchaus öfters-zähe Erzählstil Jess Franco's der investigativen Aufarbeitung dieses Themas anbietet, lässt er dem Realismus des nachgebauten London, durch Erwin C. Dietrich's Finanzierung und Peter Baumgartner's saubere Kameraarbeit, genügend Raum zur Entfaltung. Dass Franco wieder seiner damaligen Lieblingsschauspielerin Lina Romay eine größere, aufreizende Rolle zuteilte, verwundert wenig - jedoch findet man, neben den eher zweckmäßigen Spezialeffekten und dem Einsatz Kinski's, ein noch weit vertrauteres Merkmal seiner inszenatorischen Handschrift, dass selten so gut und subtil wie hier zum Einsatz kam: Die Großaufnahmen der Gesichter - in diesem Fall von Kinski - die eine formatfüllende Einsicht in das Wesen des Charakters innerhalb weniger Einstellungen erlaubt.

    Im Endeffekt erhält man auch einen guten, wenn auch sehr gemäßigten Einblick in die Vorgänge des Rippers und seiner Verfolgung durch Scotland Yard. In Franco's Werk findet man selten solch realistische Ambitionen, aber auch weitaus packendere Filmerfahrungen. Diesen Streifen sieht Produzent Dietrich (laut einem aktuellen Interview in der DEADLINE) jedenfalls als seine liebste der von ihm finanzierten Arbeiten Franco's. Wahrscheinlich weil sie von allen handwerklich am Gelungensten erscheint. Aber zeigt sie vollends die visionären Möglichkeiten des Regisseurs? Leider nur im leicht verdaulichen Maße.

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    • 7

      Der pummelige Franco inszeniert sich selbst als hartgesotten-spruchreifen Hardboiled-Hero Al Pereira (gewitzt synchronisiert von Gerd Duwner, so dass die Niedlichkeit seines kleinwüchsigen Ulk-Detekivs umso drolliger wirkt), der sich in die drall-übersexte Cynthia (Lina Romay) verguckt, die in Nachtclubs strippt und in akzentreichem Englisch versaute Chansons säuselt (weniger wie die Monroe, mehr wie die Steeger ♥).

      In einem schlüpfrig-blödeligen "Film Noir", der wohl kaum den ästhetischen Standarts des Genres gerecht wird, stattdessen auf saftig-versiffte Sex-Szenarien, bizarr-schrullige Off-Texte und lasziv-flapsige Flirt-Dialoge setzt, welche die sleazige Essenz der Mann/Frau-Verhältnisse solch altbekannter Detektivfilme schön plakativ und überaus körperbetont-exhibitionistisch herauskristallisiert, dabei oft ans Pornografische grenzt (nochmal ♥ ♥).

      Aber auch eine höchstsympathische Entspanntheit strahlt der Film aus, innerhalb bunt-&-klobig-ausgestatteter Sets/Hotelzimmer und schwül-spanischer Urlaubsluft, die höchstens vom griesgrämigen Inspector Mendoza (Paul Müller) unterwandert wird, ihn aber gekonnt mit der nächsten, frivol-erregenden Sinnestat abweisen und läutern kann, zusammen mit dem verspielten Jazz-Geklimper des Soundtracks.

      Zudem auch mit relativ süßen Szenen, in denen Franco ganz gemütlich mit Beni Cardoso (in der Rolle seiner Gelegenheitsdame Rita) im Bett liegt und über den Fall daherquasselt, innig und erwärmend. Witzigerweise ist sein Detektiv in der nächsten Szene aber, wie so oft, schon wieder komplett knülle.

      Dieser Anachronismus geht dann auch gut einher mit dem ausserordentlich minimalistischen und mehr und mehr nebensächlich-inkonsequenten Krimi-Plot, dass man als Zuschauer stetig zum reinen Genießer, weniger zum Mitdenker des Geschehens wird...wenn man denn nichts gegen die 70er Jahre-typischen, einigermaßen behaarten Geschlechtsteile hat. Wer aber überhaupt bei diesem Film angekommen ist, dürfte sowieso schon längst daran gewöhnt sein und ihn folgerichtig richtig mögen.

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      • 7 .5

        Maria Rohm liegt in ihrem Appartement herum und liest, mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen, ein Buch vom Marquis de Sade (wie könnte es anders sein?). Ihre dunkelroten Gedankenzüge entfalten sich sodann auf der Leinwand - während Christopher Lee, augenzwinkernd zum Publikum, De Sade's Zeilen rezitiert, findet unter Mönchgesang die Opferung eines Mädchens statt - ihr wird das Herz rausgeschnitten und die Rohm langt als Erste zu, dessen frisch gezapftes Blut lustvoll zu verköstigen.

        Inspiriert von diesen literarischen Sadismusfantasien, spielt sie die sinnliche Verführerin und lockt die unschuldige Eugenie (Marie Liljedahl) auf ihre dekadente Lustinsel, wo sie langsam, aber sicher in die Welt der Sinnlichkeit und unterwürfigen Perversionen hineingeführt wird - erst mit neckischen Fummeleien, dann mit Date-Rape-Drogen und Haschisch, unter den begierigen Blicken des offensichtlich impotent-devoten Jack Taylor - während die anderen, bereits-gebrochenen Untertanen der Beiden nur hilflos zuschauen können.

        Bezeichnenderweise ist einer dieser bewährten Untertanen, Augustin, auch noch schwarz und muss widerwillig als Gitarre-spielendes Sextoy Rohm's herhalten, während Taylor meist ganz bubenhaft-verträumt, aber auch hinterlistig-selbstverliebt an den Jalousien herumspielt, die Bumsräume auch in gleißendes Rotlicht hüllt, während der Nicolai'sche Top-Easy-Listening-Score groovig-symphonisch dahinwabert.

        Schließlich kommen noch andere Gäste (die Rohm's Folterfantasien entsprungen sind) auf die Insel, um ihre brutal-erotischen Greueltaten auszuspielen, was schon ziemlich deftige Ausmaße annimmt. Danach jedoch versichert Rohm ganz zärtlich ihrer Eugenie, dass sie diese Quälereien nur geträumt hat. Und tatsächlich: ihre zugetragenen Verletzungen sind verschwunden. Doch Traum und Wirklichkeit verschwimmen schlussendlich wie so oft bei Franco und ein Entkommen aus der Hölle, in die man sie hinterhältig hineingeworfen hat, scheint unmöglich.

        Dabei setzt die gelungene Inszenierung vorallem dank der extremen, abgeschotteten Ausleuchtung auf die Aufbrechung der Dimensionen, eskalierend in einem infernalischen Finale, dass Eugenie - nackt und zerbrechlich - keinen Ausgang in ihre gewohnte Realität und Unschuld mehr zulässt. Auch geht jeder der Schauspieler in seiner Rolle wunderbar auf: Rohm als betörend-perfides Teufelsweib begeistert da am Meisten, bringt sie doch eine Lust und ein Körperbewusstsein in die niederträchtige Sphäre der Alptrauminsel, somit der zarten, unberührten Schönheit der blutjungen Marie Liljedahl in nichts nachsteht. Die Männerfiguren sind wiederum meist der Lust der Frauen verfallen, trotten ihnen hinterher, quälen dafür aber auch nicht umso weniger besessen. Im Gegenteil, Christopher Lee, der zum Schluss hin als Herr zwischen Erde und Hölle steht, verdammt Eugenie auf ewiges Fegefeuer, nachdem er sogar die Folterung an seiner Jüngerin Rohm zugelassen hat.

        Der lustvoll-ausschweifende Nihilismus ist dann auch so konsequent umgesetzt und auch noch recht ansprechend gestaltet, dass man hier wieder mal von einem gelungenen Franco-Frühwerk sprechen kann. 1975 sollte noch ein weiterer EUGENIE-Film von ihm folgen (den er schon 1970 drehte), diesmal mit Soledad Miranda in der Hauptrolle. Ich bin hochgespannt :)

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        • 5

          Vollends triviales und kaum-budgiertes (angeklebte, goldene Alufolie in der Rolle echten Goldes) Nackedei-Dschungel-Abenteuer von Porno-Regisseur Alain Payet, unter der Mithilfe des ebenso oft pornösen Jess Franco (der auch seine Auspeitschen-bis-man-auf-die-Spieße-fällt-Szene aus EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON FRANKENSTEIN hier "remaked").

          Immerhin sorgen der Italo-eske Synth-Cheese-Soundtrack, ein Schimpansen-Sidekick namens Rocky, peinliche Frauen-Catchszenen, wohlgeformte Brüste und das belanglos-kurzweilige Erzähltempo für einen gewissen Unterhaltungsgrad der anspruchslosesten Sorte - auch wenn fast die gesamte 2. Hälfte des Films in einer Höhle spielt und das Gewissen gutmenschlicher Zuschauer dem Film ankreiden dürfte, dass alle Schwarzen (selbst solche, die nur schwarz angemalt sind) Genre-typisch lediglich eine Yoda-artige Grammatik naiv-rassistischer Art verpasst bekommen.

          Als Ausgleich dafür hat unsere weiße Hauptprotagonistin immerhin fast denselben beschränkten Wortschatz, wurde sie doch unter der Obhut wilder Urwaldmenschen und -tiere aufgezogen und sinnt ganz primitiv nach Rache für ihre ermordeten Eltern - so unbedarft eindimensional (und talentfrei von Analia Ivars gespielt), dass man sie fast gut leiden mag.

          Ein Film für alle, denen die LIANE-Streifen der 50er und 60er Jahre (immerhin heißt die Heldin hier LIANA) noch zu hochwertig waren und weit mehr Brüste darin sehen wollten - der zudem wieder mal beweist, dass sich William Berger (hier als Priester der Amazonen in spärlichen Polyester-Fell-Fetzen) auch für wirklich nichts zu schade war.

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          • 5

            Ohje...von den 2 Undercover-Agentinnen-Filmen, die Franco 1969 scheinbar gleichzeitig drehte, ist dieser hier der eindeutig Dumpfere.

            Wo in "KÜSS MICH, MONSTER" noch massig Pepp in den Abenteuern der beiden Vollblut-Protagonistinnen vorhanden war, scheitert diese Geschichte bereits an ihrer ereignisfreien, eindimensionalen Zähigkeit (nicht die wirkungsvoll-atmosphärische Zähigkeit anderer Franco-Werke, die Tore zu anderen Welten aufquellt) und man muss recht lange warten, bis der Streifen endlich ein bisschen Tempo aufnimmt.

            Dabei versprühen Janine Reynaud und Rosanna Yanni als die kessen, handfesten Bienen Diana und Regina so gut es geht noch immer denselben, gewitzten Charme. Beleben sogar die einfältigsten Sketche des Films mit ihrer verspielten Ader. Umso schöner wird es dann ab der zweiten Hälfte dieser Agentenkomödie, in der die Beiden erst wirklich in Aktion treten dürfen und in den Urlaub nach Ankara fahren.

            Ab dort gewinnt der Film Spuren vom KÜSS MICH-Charme zurück, bis hin zum überflüssig-quatschigem Storytwist. Da stört es auch nicht mehr so sehr, wie sinnfrei das WOLFs-Horror-Element in diesem Film in Erscheinung tritt - der Wolf wird einfach zum Schluss hin freudig weggeballert (welcher übrigens denselben Namen wie Miranda's Diener in VAMPYROS LESBOS und Dr. Orloff's Monster in THE AWFUL DR. ORLOFF, Morpho, trägt).

            Schade, dass man den Film nur sehr schwer (teuer) auf deutsch bekommen kann, die englische Synchro ist nämlich so furchtbar hingeschludert, dass es einem doch eine erhebliche Menge Spaß nimmt...bis ich die deutsche Synchro hören darf, bleibt jedoch der ermüdend-unansprechende Eindruck der ersten Filmhälfte und deshalb schafft es dieser Agenten-"reißer" für mich nur knapp auf versöhnliche 5/10.

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            • 7 .5

              Eingeschlossen im lichtdurchfluteten Kerker entbrennt in Marquis de Sade's (Klaus Kinski) Geisteszustand ein "pompöser" Fieberwahn (angetrieben durch den abenteuerlichen Bruno-Nicolai-Score), bringt Frauengeister in Ketten und bunten Lichtern zum Vorschein - schon setzt er mit der Schreibfeder zu seiner neuesten Geschichte an. Stellt Franco sich hier in seinem eigenen kreativen Schaffensprozess dar? Schließlich kann man davon ausgehen, dass er sich am Ehesten mit dem französischen Erotik-Schriftsteller identifizierte, verfilmte er nicht nur einmal dessen Geschichten, begnügte sich auch desöfteren etlicher Sadomaso-Elemente seines Werkes.

              In diesem Fall bringt er allerdings eine relativ leichtlebige Geschichte auf die Leinwand. Romina Power als titelgebende JUSTINE erlebt liebestolle Barockabenteuer in einem recht kurzweiligen Tempo. Wirkt dabei so naiv, unbeholfen und unschuldig (Franco meinte einmal, sie sei eine noch schlechtere Schauspielerin als Sabrina Siani - meine Meinung: wirklich überzeugend ist sie nicht) neben den anderen, aufgedreht-überzeichneten Charakteren, die sie auf ihrem Wege trifft (allen voran: Horst Frank, Howard Vernon mit Paganini-Perücke und ein delirierend-besoffener Jack Palance), welche alle sehnsüchtigst um ihren jungfräulichen Körper buhlen, ausgedrückt in schlicht-ulkiger Geilheit bis hin zur lustvollen Folter, dass man sich wahlweise an ein Jack-London-Jugendabenteuer, ein Coming-of-Age-Märchen oder eine Decameron-Geschichte erinnert fühlt - mit der ein oder anderen, perfiden Intrige, Brandmarkung oder Nadelpiekserei.

              Die (offenbar ziemlich originalgetreue) Gestaltung des Films ist sogar recht angenehm für's Auge, authentisch ausgestattet (dank Harry Alan Towers' Finanzspritze) und solide fotografiert, lässt aber auch Raum für die Franco-typische Handschrift - nennenswert seien da natürlich die wilden Fieberfantasien Kinski's, die "extremsten" Episoden von Justine's Körpererfahrungen durch Jack Palance's geile Mönche, als auch die Bordell-Abenteuer von Justine's Schwester Juliette, gespielt von der obligatorischen, zeigefreudigen und hier auch lustvoll-rabiaten Maria Rohm.

              Insgesamt bietet sich hier ein unterhaltsam-abwechslungsreicher und genüsslich-frivoler Streich um die Lösung der Virgin-Angst an, auf der Suche nach der ultimativen Lust und der wahren Liebe, in einer herrlich verkommenen Spritzer-Welt.

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              • 6 .5

                Nach dem unsäglichen "NONNEN VON CLICHY" war ich doch skeptisch, ob mir dieser Hexenfolterfilm von Jess Franco überhaupt zusagen würde.

                Der Unterschied kam aber schnell zum Vorschein: hier wirken die Folterszenen und anschließenden Verbrennungen so verpestet-dreckig, so unbarmherzig-grausam und dann auch noch mit einem Bruno-Nicolai-Soundtrack unterlegt, der zwischen kakophonischer Verstörung und wehmütiger Trauerstreicher an eindringlichste Riz-Ortolani-Werke erinnert, dass man so richtig schön mitleiden kann. Da kommen auch Schreckensvisionen und Körperhorror-Fantasien zusammen, dass man schon ab und an innerlich gut zusammenzuckt.

                Dafür sorgt auch die ausserordentlich solide Inszenierung und Schauspielerführung (Christopher Lee sowieso sehr präsent, Maria Rohm aber auch herrlich rehäugig und wehleidig), die neben prunkvollen Medieval-Kulissen auch recht flotte Schlachtengetümmel anbietet. Auch die Erotik kommt, wie immer bei Jess Franco nicht zu kurz, auch wenn sie in diesem Kontext (Die Rohm wird gezwungen, eine Gefolterte ganzkörperlich abzuknutschen) wie wohlige, aber bittere Henkersmahlzeiten wirken.

                Schade nur, dass der Film die Intensität und deprimierende Stimmung seiner Greuelnachstellungen nicht vollends halten kann, stattdessen desöfteren im recht biederen Mittelalter-Plot seine Power verliert. Da wirkt leider auch die Katharsis, der Rückschlag gegen die Folterer, nur recht mäßig, verkommen doch ihre Opfer zu plötzlich stark-sprücheklopfenden Bestien.

                Dennoch, im Hexenfolter-Genre kann man durchaus selbstzweckhaftere und wirkungslosere Werke finden, da stellt dieser hier schon eine fast-geglückte Ausnahme dar.

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                • 7 .5

                  Eine hypnotische Liebesgeschichte, eingehüllt im Rot des Blutes, der Wollust, des Übernatürlich-Fremden, dass durch interdimensionale Glasscheiben, Tapetenformen, Deckengeflechte und vorallem hochsensible Sinnestore, in unsere Welt zu suppen versucht, für die Erfüllung dessen Sehnsüchte.

                  Hell erleuchtet von rot strahlenden Lampen und Kerzen, in lauen Swimmingpools und türkischen Striptease-Clubs schwelgend, feiern die makaber-mysteriösen Vampirdamen hier ihren Liebesrausch. Angeführt von der omnipräsent-betörenden Soledad Miranda als phantastisches Leitmotiv schafft Franco hier leidenschaftlich-traumhafte Euro-Magie, die seine unbelehrbar-egomanischen Männerfiguren nicht zu brechen vermag.

                  Der Übergang zu unserer Welt wird letzten Endes aber doch nicht vollzogen, so Leid es der menschlichen Protagonistin auch tut. Es darf einfach nicht sein (da ist sie noch zu sehr an die gesellschaftlichen Konventionen gebunden) - so endet auch diese Liebesgeschichte, ob nun real oder nur geträumt, tragisch.

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                  • 7

                    Man mag sich nicht sofort mit dem vermieften Sadistico-Assi und seiner Prügelopfer-Frau als Protagonisten anfreunden, aber der weltgrößte Bruno-Nicolai-Score lässt schon erahnen, dass Hilfe auf dem Weg ist:

                    Die unübertreffliche Edwige Fenech, die einfach jedem sein Leben (vermeintlich) verbessert - wie Milla Jovovich in dieser einen EINE SCHRECKLICH NETTE FAMILIE-Folge. Na gut, Ivan Rassimov mit Lagerfeld-Haarhelm hätt's sowieso nicht gebracht.

                    Und trotzdem muss jemand wieder Stunk machen, da werden links und rechts Leute aufgeschlitzt, Katzenaugen ausgestochen, ein Teller voller Augen serviert, der Assi und seine Frau können sich noch immer nicht ab, etc.

                    Doch alles endet in einer schön verspielten Twistigkeit, wie es Martino schon (besser) in DER KILLER VON WIEN gelungen war. Und kann wie immer, neben einer ansprechenden Inszenierung und einer gewissen Spannung, mit einer ausgiebig-nackten Fenech punkten. Nettes Giallöchen.

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                    • http://www.youtube.com/watch?v=x3EaD9QSP14

                      Nur Mut, Leute. Jess (R.I.P.) wartet auf euch, mit teils richtig schönen Streifen (von ca. 200) :) Für Einsteiger besonders empfehlenswert:

                      SIE TÖTETE IN EKSTASE
                      NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT
                      NECRONOMICON - GETRÄUMTE SÜNDEN
                      VENUS IN FURS (PAROXISMUS)
                      KÜSS MICH, MONSTER
                      DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA
                      EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON ZOMBIES
                      VAMPYROS LESBOS
                      EROTIKILL
                      DIE SÄGE DES TODES

                      • 6

                        Finster-kurzweiliger Mad-Scientist-B-Movie in Schwarz-Weiß, ein Frühwerk von Jess Franco, mit einer Protagonistin (Irma Zimmer), die zerfressen von Trauer und vom Hass für die Menschheit, ironischerweise an einem Mittel zur Umpolung von Straftätern arbeitet, es aber dann für eigene, mörderische Zwecke nutzt.

                        Wirkt dabei so zerbrechlich, besessen und weltfremd, dass man mit ihr schon ziemlich sympathisieren kann, auch wenn ihre Opfer, allen voran die Akt-Tänzerin MISS DEATH, umso tragischer wirken. Denn die eigentliche Romantik und Verführungskunst von MISS DEATH wird zum Instrument von Irma's Rache, lockt sie doch die Männer, die Irma's Vater verstießen, in tödliche Fallen, was ihr selbst irgendwann schmerzlich bewusst wird.

                        Im Verlauf des Films wird mit diesen charakterlichen Konflikten leider recht wenig angefangen - Einer nach dem Anderen auf der Todesliste wird schlicht umgebracht. Zugegebenermaßen wird das optisch ganz ansprechend gestaltet (die nebelverhangenen Gassen z.B.), mehr als reine Slasherei und solide Genrekost ergibt es aber leider nicht.

                        Lediglich zum Finale hin werden dann einige Themen wieder aufgegriffen und so findet Irma ein einigermaßen tragisches, der Rest ein ziemlich nihilistisches Ende. Und so kommt es auch nur lauwarm bei mir an. Better luck next time...

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                        • 8 .5

                          Ein komplett zuckersüß-beschwingtes, über mehrere Jahre erzähltes, Liebes-Musical, dass mich in vielerlei (erst recht Story-technischer) Hinsicht an Andrei Konchalovsky's spätere Musical-Kitsch-Demontage "ROMANZE FÜR VERLIEBTE" (1974) erinnerte, nur eben dessen entzaubernden Realismus missen lässt - stattdessen selbst in den dunkelsten Momenten seine sehnsuchtsvolle Musikalität beibehält. Einfach zum Knuddeln - mit einem Gänsehaut-Finale der Extraklasse! :)

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                          • 8

                            Gestrandet, abseits der Realität, im Angesicht eines Strudels aus fiebrigen und alptraumhaften Erinnerungen, die nach und nach angespült werden, wogegen das melancholische Spiel auf der Trompete nur schwer ankommt.

                            So ergeht es unserem, von Angst zerfressenen, "Helden" Jimmy (James Darren), der sein traumatisiertes Leben wieder in den Griff kriegen will, aber immer wieder davon gequält wird, ein- und derselben Frau (Maria Rohm) verfallen zu sein. Weil er deren grausamen Tod hilflos mitansah und nun in einem unausweichlichen Zyklus erlebt, wie sie immer wieder (im Grunde schon seit Jahrhunderten) auf die Erde zurückkehrt, um ihre Mörder als "Venus in Furs" in die Hölle zu schicken.

                            "We escaped from the real world into a dream world...that I never wanted to end..."

                            Franco pendelt hier losgelöst von den Fesseln Zeit und Raums, zwischen Istanbul, Rio und einer darüberliegenden Zwischenwelt umher. Zu berauschend-intensiven Bildern und zelebrös-verträumten Musikklängen (alleine schon im Intro: http://www.youtube.com/watch?v=rNgd7JLSLxg bis hin zum göttlichen Titelsong). Surrealismus nimmt hier stimmungsvoll Überhand (auch wenn Jess sich mindestens eine Auto-Verfolgungsjagd nicht verkneifen konnte) - erschafft somit eine der schönsten & intensivsten Rauschfantasien im Gesamtwerk Franco's, bis hin zum erlösend-abgerundeten Finale.

                            "Venus in furs will be smiling"

                            "Venus in furs will be smiling"

                            "Venus in furs will be smiling"

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                            • 7

                              WARNUNG: wer SPOILER vermeiden will, sei auf den letzten Abschnitt dieses Kommentars hingewiesen, wo ich spoilerfrei auf den Gesamteindruck des Films eingehe.

                              *AB HIER SPOILER*

                              Schon nach wenigen Minuten (inkl. einer inszenierten Folter-Erotik-Show und einem privaten Striptease) entführt uns der Film für längere Zeit in die wunderbare Traumwelt von Lorna (Janine Reynaud), wo sie sich schwelgerisch von Ort zu Ort bis hin zu ihrer Traumburg fahren lässt, dort umherwandert und schließlich eine Liebes-Session mit Howard Vernon beginnt. Das Gefühl der Hemmungslosigkeit und Freiheit ist hier allgegenwärtig. Im nächsten Moment, wieder in der etwas grimmigeren Realität angekommen, wird ER ermordert aufgefunden - sie wendet sich verschreckt von diesem Horrorbild ab. Sucht dann Ablenkung in der Gesellschaft, in die sie ihr Liebhaber Bill (Jack Taylor) hineinführt: eine verblendete, im LSD-Rausch-verlorene Intellektuellentruppe, die sich an ihr ergötzt, wie an einem Stück Fleisch.

                              Eifersüchtig zerrt Bill sie aber wieder zu sich und nimmt sie mit in eine dekadente Casino-Bar, wo sie bereits von einem Fremden (Michel Lemoine) beobachtet wird, der ihr erklärt, dass sie unter seinem Bann steht, dann allerdings wieder weitergeht. In diesen Sequenzen schon entblößt Franco, wie schein-"frei" Frauen in dieser so hochkultiviert-aufgeklärten Gesellschaft der 60er noch waren. Setzt es zudem mit einer weiteren Traumsequenz fort, in der Lorna's Leidenschaft nach der Liebe-einer-Frau durch plötzliche Gewalt, die sich aus der Realität in ihr Unterbewusstsein gedrängt hat, zunichte gemacht wird. Sie wacht auf und erblickt zudem eine tatsächliche Leiche neben sich. Kein Platz mehr zum Träumen. Schließlich reist sie auf Drängen Bill's mit ihm nach Berlin, doch aus einer wahllosen Laune heraus beschließt er ein Komplott, sie umbringen zu lassen, durch eben jenen Fremden aus der Casino-Bar, indem er sie in eine Falle lockt (war ihr letztes "Opfer" auch fingiert?).

                              Diesmal ist die Folter-Erotik-Show nämlich real und Lorna bringt unbewusst ihre zwei Kollegen um. Auf ihrer verzweifelten Flucht wird sie scheinbar erschossen, Bill sieht sich siegessicher und wandelt in sein Hotelzimmer zurück - wo sie allerdings schon wartet und ihm einen letzten, tödlichen Kuss verpasst. Dies wird überblendet mit Nahaufnahem der Augen des Fremden, der sie somit wohl tatsächlich in seinen Bann gezogen hat. Mit ihm jedenfalls schreitet sie in der Schlusseinstellung des Films in ihre Burg aus den Träumen, die jetzt höchst real erscheint, hinein. Ist er, der vermeintliche "Gebieter", letzlich der wahre Erlöser Lorna's aus der heuchlerischen, pseudoliberal-dekadenten Kulturgesellschaft?

                              *SPOILER ENDE*

                              In diesem Frühwerk von Jess Franco werden schon die pro-feministischen Grundsteine seiner späteren Filme bereitgelegt. Selten aber war die Optik seiner Werke so hochwertig, feinfühlig und reich ausgestattet wie hier (dank dem hohem Budget, dem erfahrenen Kameramann Franz X. Lederle und dem Input Karl Lagerfeld's) - da entstehen Sequenzen von anmutiger und schwelgerischer Qualität, dass man mit Lorna zusammen ins Träumen gerät. Selbst die sadistischen Showszenen und perfiden High-Society-Happenings leben von solch einer sehnsüchtig-genüsslichen Langsamkeit, dass der ziellose Narzismus der verlogenen Beatnik-Haute-Couture-Playboys allzu greifbar wird. Franco baut hier schon verstärkt auf Atmosphäre, traumtänzelt gleichsam auf süßem Sahne-Eis und zum-Aufspringen-gespannten Goldklingen. Zeichnet dabei das Bild einer sehnsuchtsvollen, erotisch ent-/gefesselten Frau, die aus der Männerwelt herauswachsen will, dafür unbequem beäugt/sabotiert wird und schließlich doch gewinnt. Ein kleines Meisterstück!

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                              • 7

                                Maromi ♥ Shonen Bat ♥

                                Die pure, Satoshi-Kon'sche Beglückung :)

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                                • 7 .5

                                  Völlig unbedarft-erfrischendes, spaßig-kurzweiliges Frauen-Krimi-Abenteuer um 2 charmante, gefahrsuchende Globetrotter-Damen, die mit ganz viel Witz und Blödelsynchro einen allzu bizarren Fall mit vielen irren Wendungen lösen. Verbringen die Zeit am Liebsten damit, Musiknummern mit Striptease-Einlage aufzuführen, u.a. im Saxophon-Duett mit Glitzer-Frack und Zylinder.

                                  Diese ulkige Actionkomödie von Franco sprüht geradezu vor Lebensfreude, mit sonnigen Sets, beschwingtem Soundtrack, flotten Schnitt-Tempi (75 Minuten Laufzeit :D) und überaus sympathisch-frechen Protagonistinnen. Zudem spielt Chris Howland in einer kleinen, trotteligen Interpol-Agentenrolle mit, stilecht mit dem bekannten Howland-Akzent.

                                  Alles zusammen, bis hin zum frohlockenden Schluss, macht den Film extrem liebenswert und unterhaltsam, zudem ist er durchaus Damen-fixiert und zeigefreudig. Was ein schöner Spaß :)

                                  • 6 .5

                                    In diesem Film vollzog sich ein (vorallem von mir) lang erwarteter Wandel in Franco's Filmschaffen.

                                    Seine Filme aus dem Jahr 1972 zeigten einen gebeutelten Regisseur, der den Tod seiner über alles geliebten Muse Soledad Miranda hierin zu verarbeiten suchte. In dieser sehr freien Frankenstein-"Adaption" entwickelt er den Hauptplot sodann endlich um seine ultimative Suche nach ihrem Nachfolger.

                                    Sein selbstbewusstes Alter-Ego tritt hier als Howard Vernon in der Rolle des unsterblichen Cagliostro in Erscheinung, der seinen Gebieterinnen (u.a. die hier bewusst gehandicapte Anne Libert) per eindringlicher Trance Befehle erteilt. Sodann schnappt er sich bereits am Anfang Frankenstein's Kreatur aus dessen Keller und fordert von ihr, blutjunge Frauen aufzugreifen, um aus denen neue Kreaturen einer "Master Race" zu erschaffen.

                                    Britt Nichols, die Talentfreie aus "La fille de Dracula", spielt auch kurz mit, um nach wenigen Momenten schon umgebracht zu werden, was zeigt, dass Franco sie nicht mehr als potenzielle Nachfolgerin Miranda's sehen wollte (auch wenn er ihren Kopf auf die nächste Frankenstein-Kreatur setzt, bedient er sich ja nur ihrer einzigen Qualität, ihrem Aussehen). Größeres Interesse zeigt er wiederum bei der Figur der Vera Frankenstein bzw. ihrer Darstellerin Beatriz Savon, die er wahrlich ansprechend inszeniert. Leider war sie danach in keinem weiteren Franco-Film mehr zu sehen. Aber er hatte sich inzwischen für ein neues, schöneres Objekt der Begierde entschieden:

                                    Denn erstmals schimmert in diesem Film seine zukünftige Muse und Ehefrau Lina Romay über die Leinwand, als unschuldiges Mädel Esmeralda, dass fernab der Ereignisse des Hauptplots plötzlich in Trance gerät und unter dem Bann Cagliostro's/Franco's steht, der telepathisch zu ihr spricht:

                                    "Du bist auserwählt, die Dynastie und den unsterblichen Namen Cagliostro weiterzuführen..."

                                    Zunächst erscheint sie noch vollkommen perplex und sucht in einigen recht surrealen Sequenzen (die mit nebelhaften Aufnahmen von in dunklen Wäldern umherwandelnden "Geistern" unterlegt sind) Rat bei ihrer offenbar hundertjährigen Mutter, die diese Verbindung schließlich bewilligt (auch mit Cagliostro ein Verhältnis hatte und ihm mit Esmeralda ein Kind gebar - steht die Mutter also für den Geist Miranda's, die in Franco's Augen die Romay als ihr Erbe würdig sprechen würde?). So ergibt sie sich ihrem Schicksal und sendet ihre mentale Bereitschaft an Cagliostro/Franco:

                                    "Sag mir, was du willst und ich werde dir gehorchen, Meister..."

                                    Im Hauptplot selbst nimmt sie dann zwar keine tragende Position ein, doch ihre Präsenz setzt eine markante Note auf das Ende des Films: Die Polizei kommt dem Cagliostro schlußendlich auf die Spur und vereitelt seinen monströsen Plan der Weltbeherrschung. Doch bei seiner Flucht per Kutsche und dem darauffolgenden Todessturz ins Meer, lacht dieser nur manisch. Denn er wird weiterleben, wie einige Zwischenschnitte auf Esmeralda in dieser letzten Sequenz beweisen - Franco hat seine neue Muse gefunden!

                                    Was für ein optimistischer Schluss, verbunden mit einer wieder recht ordentlich-stimmigen Castle-Atmosphäre (die Cagliostro/Franco stolz und schwelgerisch betrachtet) und einer guten Menge Spaß (Pappmaché-Monster und quirlige Beleuchtungen an allen Ecken) ohne großartige Story, aber mit einigermaßen wieder-herrschenden Exploitation-Kurzweil, wie man es von Franco in früheren und folgenden Zeiten gewohnt war.

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                                      • 6

                                        In diesem 1972 erschienenen Film verlor Franco sein Herz wieder an einige tolle herbstliche Kulissen, so unbedarft verspielt und frei mit der Kamera umherschweifend - fast so impressiv wie in seinen Filmen vor dem Tod seiner Muse Soledad Miranda's (ab Lina Romay erst gewann er diese Kräfte vollends zurück).

                                        Kristallisiert dabei auch die fiebrigen Liebesspiele zweier Cousinen als Highlight des Films heraus, werden sie doch in minutenlangen und mit ganz nah-unter-die-Haut-gehenden Zooms, teilweise auch mit Zwischenschnitten zu romantischen Klavierklimpereien, untermalen.

                                        Schade, dass diese Cousinen von Anne Libert (recht zauberlos) und Britt Nichols (totale Talentfreiheit) verkörpert werden, nicht gerade die beste Wahl für Franco, der sonst mit Maria Rohm, Shirley Eaton und selbst der ihm verhassten Romina Power weit bessere Optionen parat hatte.

                                        Man merkt, der Mann war noch immer schwer gebeutelt über den Verlust seiner Muse Soledad. Nicht nur gestaltet er recht uninspiriert den eigentlichen Plot des Films, ein hanebüchen-langweiliger Krimi-Stoff um einen alten Grafen und durch "Dracula" (Howard Vernon in einem Cameo) ermordete Frauen - er spielt sogar selbst als ein vom-Leben-enttäuschter Experte-für-Übernatürliches mit, der sich nicht so recht anderen Menschen öffnen mag. Hier verarbeitet er auch wieder (vorallem in den letzten Minuten des Films), wie schon in "Der Todesrächer von Soho", seine Trauer, in dem er die Bitte Ana Kramer's (Yelena Samarina) - welche ebenso von ihren Geliebten verlassen wurde - sich mit ihr zusammen gegenzeitig wieder aufzubauen und Zeit miteinander zu verbringen/von dort zu verschwinden, schweren Herzens verneint.

                                        Stattdessen hat er es sich selbst geschworen, die Pest der Vampire auszurotten (bzw. sinngemäß seine obligatorische Aufgabe des Filmemachens zu erfüllen). Und in der letzten Szene des Films, in der er mit der Polizei den Sarg eben jener vermeintlich letzten Vampirin verbrennt, schreitet er als Einziger ganz langsam und schwermütig, ähnlich wie auf einer Beerdigung, dem brennenden Sarg entgegen, auf dessen Großaufnahme der Film sein doch recht inkonsequentes Ende findet.

                                        Es ist bemerkenswert, dass ihm trotz seiner traurigen Verfassung ein noch so leichtlebig-chilliger Vampir-Erotikfilm gelungen ist, der zwar nun wirklich nicht fesselt und auch fast konsequent ereignisfrei bleibt, aber immerhin ein gutes Zeichen für die Fortsetzung seiner persönlichsten, liebsten Stilmerkmale signalisierte.

                                        Wird allerdings echt langsam mal Zeit, dass ich endlich aus den dunkelsten Perioden Franco's Filmschaffen rauskomme. In seiner Filmographie von 1973 erwarten einem u.a. seine Liebeserklärung an Lina Romay, EROTIKILL (den ich mir bereits auf Blu-Ray bestellt habe) und EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON ZOMBIES, der erste Franco, den ich auf DVD besaß und noch immer recht schätze. Auf dann, also!

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                                        • 5

                                          Genre-Mix aus exploitativ-zynischem Hexenfolter-Reißer und Nonnen-Softerotik höchst lesbischer Natur. Jess Franco enttäuscht gerade in dieser Konstellation nicht, setzt er doch vollends auf die (von ihm selbst mitgeschaffenen) Konventionen beider Auswüchse des Trivialkinos:

                                          Dekadent-sadistische Hexenjäger im Auftrag des Christentums, mit einer perfiden Doppelmoral, die sich in aufgegeilt-brutalen Perversionen ausdrückt und ihren Folteropfern "the longest death ever" verspricht. Nonnen, die das Kloster hauptsächlich für delirierende Fummeleien am eigenen Leibe oder zu zweit benützen (was höchstwahrscheinlich am ehesten der Wahrheit entspricht). In jenen Szenen lässt Jess die Kamera wolllüstig zwischen den Busen und Schenkeln seiner Protagonisten schwelgen, während der Soundtrack einen mit Wah-Wah-Gitarren und Panflöten umgarnt. Knallt einem dann zynisch und dreckig die Italo-Western-erprobten E-Gitarren ins Ohr, sobald die ausgespielten Folterszenen mit ihrer recht spekulativen Note den Zuschauer anwidern.

                                          Natürlich bleibt Franco einem die kritische Distanz zum Grauem schuldig, setzt es recht selbstzweckhaft ein, was man vom voyeuristischen WIP-/Foltergenre ja schon allzu gewohnt ist. Erst in der zweiten Hälfte des Films gibt es dann ein, zwei Momente, in denen das Leiden auch bewusst Mitgefühl hervorbringt. Zudem setzt dann auch die erlösende Rache ein, denn Franco legt offen, dass es in seinem Universum tatsächlich Hexen mit tödlichen Zauberkräften gibt, die sodann ihre Peiniger wohlverdient in die Hölle schicken.

                                          Hierbei konnte er aus einem soliden Produktionsdesign und einer halbwegs-stimmigen Kameraarbeit schöpfen. Schafft es dabei leider kaum, irgendwelche Atmosphäre aufzubauen, tauscht diese stattdessen mit einer viel zu langen Laufzeit (100 Min.!) ein, die ein Franco-ungeschulter Zuschauer nicht bis zur Hälfte aushalten dürfte. So leidet auch der "Unterhaltungswert" des Films an diesem Umstand, wo er doch schon dadurch unterminiert wird, wie er sich gleichsam sensationalistisch in den Sex- und Folterszenen suhlt, jedenfalls für mich, der in anderen, besseren Filmen Franco's gerade alles andere als eine Verachtung für das weibliche Geschlecht sieht (so bleibt auch die Charakterzeichung, für Franco-Verhältnisse, recht blass).

                                          Ich sehe schon vorraus, dass ich seine zahlreichen, weiteren WIP-Folterfilme und BDSM-Dramen ebenso ungern goutieren mag, auch wenn er nur Einer von Vielen war, die diese Genres ebenso misanthropisch ausstatteten. Lieber bleib ich bei seinen gothisch-atmosphärischen Horrorabstechern und reinen, lebenslustig-verträumten Erotikfilmen, die den entfesselten Genuss weiblicher Körper, durch andere und sich selbst, propagieren. Diesen zu zerstören, wie es in diesem Film geschieht, frustriert allerdings ungemein.

                                          • 5 .5

                                            Gesichtet in der Originalfassung, also nicht dem "Redux" - Ach Leute, ich beneide echt jeden, der sich mit dem Film wirklich anfreunden konnte. Leider verlor ich bereits nach wenigen Minuten den Überblick und Wong-Kar-Wai, der hier Hals-über-Kopf durch seine ganz eigene, hyper-kinetische, hyper-verkopfte Wuxia-Variante schießt, konnte mich leider nicht mehr in seinen Sog hineinziehen.

                                            Schade drum, optisch und akustisch sind die ASHES OF TIME ja eine Wucht und auch die (sporadischen) Schwertkämpfe wissen echt zu gefallen, dank der entfesselten Macht der Kamera, die in seinen fast zur selben Zeit gedrehten Meisterwerken "CHUNGKING EXPRESS" und "FALLEN ANGELS" noch schöner zum Ausdruck kam.

                                            Nur richtig greifbar und eindringlich, wie bei eben genannten Werken Kar-Wai's, wirkte leider nichts bei mir (u.a. vorallem wegen dem recht undurchsichtigen Charakterengeflecht), auch wenn ich schon erkennen kann, was er uns da hinzaubern wollte - eine experimentell-spirituell-zeitbrechende 90's-Wuxia-Demontage im überwältigenden Bilderrausch.

                                            Letztlich interessierte ihn dieses Experiment, an dem er bis 2008 tüftelte, mehr als mir. Mal schauen, ob der Redux mir vielleicht doch noch mehr Klarheit verschaffen könnte.

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                                            • 7

                                              Recht atmosphärisch-mystifizierte und persönliche Verarbeitung/Abrechnung des spanischen Bürgerkrieg-Traumas, mithilfe von Frankenstein-Versatzstücken und der Perspektive aus Kinderaugen. Weitaus feinfühliger und leichtlebiger als die allzu plakativ-auf-Schock-getrimmte Hardcore-Horror-Variante "Viva la muerte".

                                              • 8 .5

                                                Ich kann Jean Rollin einfach nur dafür bewundern, wie konsequent und entfesselt er seine innersten Fantasien und schönsten Träume auf Zelluloid bannte, mit minimalistischsten Dialogen und Handlungen (obwohl die Grundidee allein schon einfach die pure Beglückung ist) und einer Riesenmenge eindringlichster Bilderwelten auf kleinstem Budget.

                                                Umherwandelnde Vampire, die befreit werden wollen. Aus verwunschenen Burgen, an die unser Held (Thomas-Gottschalk-Lookalike Jean-Loup Philippe) sich aus Kindertagen sehnsüchtigst zurückerinnern will. Auf der Suche nach diesem heilig-gothischen Ort trifft er auf die göttlichsten Aktmodelle und Fotografinnen, die ihm sofort um den Hals fallen. Geht dann ins Kino und schaut sich LA VAMPIRE NUE von Jean Rollin an (^^).

                                                Und dann erscheint SIE, sein Nosferatu-Traumgirl (Annie Belle), der er sofort hinterherläuft. Auf einigen der wundersamsten (und ausgiebig-traumhaft fotografierten) Wanderwege der Nacht, die sodann von weiteren, in schlichter Seide gehüllten, nackten Vampirinnen erfüllt werden. Schließlich jedoch verfolgt ihn ein Mörder mit Schalldämpfer, doch 2 eineiige, blonde Vampirinnen retten ihn mithilfe einer der größten Wasserfontänen, die sich gen Nachthimmel erstrecken durften.

                                                Irgendwann erwacht die Nacht zum Tage, man weist ihn in eine Psychatrie ein, doch der schöne Traum ist noch nicht zuende: die Zwillingsvampire befreien ihn und sodann macht er sich per Zug auf den Weg in die Vampirburg, wo seine Mutter ihn zwingen will, seinen Traumvamp zu köpfen. Er "trickst" sie aber aus, befreit seine große Liebe und schlägt mit ihr, nackt entlang der Strandküste, den neuen Lebensweg ein, mit dem Sarg in den Liebesrausch des Meeres.

                                                Ich hab mich verliebt :) BITTE MEHR ROLLIN, JETZT! (R.I.P.)

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                                                • 7

                                                  Muss man einfach mögen :) Mehr Stop-Motion-Action hab ich in der Prozentmenge bisher in noch keinem Harryhausen-Werk gesehen, aber ich lass mich gern eines Besseren belehren^^

                                                  • "Ohne Seil und CGI-Effekte lieferte Jaa halsbrecherische Verfolgungsjagden, atemberaubende Stunts und nahezu perfekt choreographierte Kampfszenen ab." - und nun dieser Trailer...

                                                    :(

                                                    Furchtbar...