EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

  • 8

    Als Doc Sportello von seiner Ex-Freundin den Auftrag bekommt ihren neuen Liebhaber zu suchen, der verschwunden ist, häufen sich im Zuge seiner Ermittlungen die Vermisstenfälle, welche in einem äußerst nebulösen Dickicht zusammenzuhängen scheinen. Sportellos andauernder Drogenkonsum macht die Sache dabei nicht wirklich durchsichtiger.
    Paul Thomas Andersons Verfilmung des Romans von Thomas Pynchon ist eine sehr spezielle Angelegenheit für Freunde des absonderlichen und gleitet in der Schwebe dahin wie ein langer, langer Rausch nach einer richtig fetten Tüte.

    10
    • 2

      Dritte und schlechteste Neuverfilmung des Klassikers INVASION OF THE BODY SNATCHERS - DIE DÄMONISCHEN von 1955. Uninspirierte Regie, katastrophale Dramaturgie und völlig unpassende Action-Einschübe machen den Film zum Ärgernis.

      6
      • 8

        Paris 1943: Seit langem muss Claire Simone (Cate Blanchett) dabei zusehen, wie SS-Mann Viktor Stahl (Justus von Dohnányi) den größten Kunstraub in der Geschichte der Menschheit mit der berühmten deutschen Gründlichkeit organisiert. Nicht genug, dass Privatsammlungen zumeist jüdischer Vorbesitzer dem Diebstahl zum Opfer fallen, auch vor großen Museen wie dem Louvre machen die Plünderer nicht halt.
        Washington: Der Kunsthistoriker George Stout (George Clooney) hat einige Mühe President Roosevelt von seinem Anliegen zu überzeugen, die Kunstschätze Europas, dass kulturelle Erbe der Menschheit, vor der Vernichtung durch Bomben und Granaten zu retten und den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Es gelingt. Er erhält die Erlaubnis eine kleine Gruppe von Experten zusammenzustellen, mit denen er sich nach einer kleinen Grundausbildung umgehend an die Front begibt.
        Europa: Nachdem die Monuments Men (u.a. Matt Damon, Hugh Bonneville), wie sie sich nennen, von den eigenen Truppen nicht gerade mit offenen Armen empfangen wurden, können sie schon bald erste Erfolge verzeichnen. Als Hitler jedoch den Nero-Befehl herausgibt, der unter anderem beinhaltet, dass alle Beute-Kunst vernichtet werden soll, ist Eile geboten und die ungewöhnlichen Helden geraten bald in Lebensgefahr. Stellt sich die Frage: Sind Kunstwerke Menschenleben wert?

        Mit seiner fünften Regie-Arbeit gelingt George Clooney das Kunstwerk, einen beinahe heiter-melancholischen Film über eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte zu drehen, ohne dabei die Ernsthaftigkeit seiner Aussage aus den Augen zu verlieren. In wiederholter Zusammenarbeit mit seinem Schauspiel- und Regie-Kollegen Grant Heslov, der in einer kleinen Rolle als Arzt zu sehen ist, produzierte Clooney nicht nur, sondern man verfasste auch das Drehbuch gemeinsam auf Basis des auch in Deutschland erschienenen Buches "Monuments Men - Die Jagd nach Hitlers Raubkunst" von Robert M. Edsel. Die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte wurde für den Film leicht verändert und verknappt, verliert aber dadurch nichts von ihrer Substanz.
        So startet der Film mit einer grandiosen virtuos inszenierten Montage in der die 7 Hauptfiguren, allesamt mit Charakterdarstellern besetzt, eingeführt und rekrutiert werden, damit man umgehend in die eigentliche Geschichte eintauchen kann. Am Strand der Normandie kurz nach der Invasion angekommen, teilt sich die Gruppe bald auf und sucht an den verschiedensten Orten nach Hinweisen über den Weg, den die geraubten Werke genommen haben. Regisseur Clooney bewahrt bei den handlungsbedingten Schauplatzwechseln geschickt die Übersicht und sorgt dafür das der Zuschauer nicht die Orientierung verliert, indem er die Teams so gegensätzlich zusammensetzt, dass stets ein hoher Unterhaltungswert garantiert ist. Wenn sich zum Beispiel Bill Murray und Bob Balaban sarkastische Wortgefechte liefern oder John Goodman und der einzigartige Jean Dujardin in Situationen stolpern, die den Schrecken des Krieges mehr als einmal deutlich spürbar machen, gelingen Clooney häufig Momente ungeahnter Intimität zu seinen Charakteren, die sich gänzlich von ähnlichen Szenen in vergleichbaren Kriegsfilmen unterscheiden. Vielmehr dreht sich sein Film immer wieder um die stillen Momente des Krieges, die Atempausen, in denen die Protagonisten innehalten, in denen sie sich ihrer selbst und ihrer Aufgabe bewusst werden. Visuell bleibt der Film im positiven Sinne klassisch konventionell. Das Hauptthema des Soundtracks bietet eine Variation der Märsche aus GESPRENGTE KETTEN (John Sturges, 1963) und DIE BRÜCKE VON ARNHEIM (Richard Attenborough, 1977) und sorgt so für ein wohliges Hörerlebnis. An der Ausstattung gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Action-Szenen sind durchaus vorhanden, doch wohl dosiert. Einmal mehr sehen wir nach INGLOURIOUS BASTERDS (Quentin Tarantino, 2009) einen Kriegsfilm über ein Kommando-Unternehmen, der keine großen Materialschlachten zeigt. Nostalgisch inszeniertes Kriegsabenteuer einer Gruppe von ungewöhnlichen Helden,basierend auf einer wahren Geschichte, die einfach erzählt werden musste.

        6
        • 8
          EddieLomax 10.07.2023, 23:17 Geändert 11.07.2023, 07:37

          LA BAMBA von Luis Valdez bereitete Lou Diamond Phillips erstmals die große Bühne, welche der damals 25jährige zu nutzen wusste und sich mit Inbrunst in die Rolle des aufstrebenden Rock'n'Roll-Stars Ritchie Valens warf. Aber auch Esai Morales glänzt als dessen ungestümer Stiefbruder an seiner Seite in einem Film, der bei geringen Produktionskosten ein riesiger Erfolg wurde, das menschliche Drama nicht hinter den mitreißenden Musik-Szenen vesteckt und so ein ausgewogenes Künstler-Portrait bietet, in dem ganz nebenbei eine Milieu-Studie über die prekären Lebensumstände der Latino-Community im Kalifornien der 50er Jahre gezeigt wird. Nachdem ich vor ein paar Wochen bereits mit THE BUDDY HOLLY STORY einen Film über THE DAY THE MUSIC DIED (wieder) sehen konnte, ist auch LA BAMBA eine erneute Sichtung nach ca. 35 Jahren, die nichts von ihrem damaligen Schwung und ihrer Qualität eingebüßt hat. Vielmehr zeigt mir das wieder einmal die Qualität eines Kinos, in dem nostalgische Inszenierung und die Reproduktion einer früheren Ära noch nicht zur sterilen Behauptung geworden sind, wie man das heutzutage häufig sieht. Stattdessen erleben wir hier eine warmherzige, sicherlich auch verklärende, doch jederzeit liebevolle Rückbesinnung auf etwas vergangenes, bei dem wir am Ende nicht nur den Protagonisten betrauern, sondern auch ein Gefühl des Verlustes gegenüber dargebotenen Epoche empfinden.

          9
          • 6
            EddieLomax 09.07.2023, 07:20 Geändert 09.07.2023, 07:55
            über Gold

            1898: Emily Meyer (Nina Hoss) meldet sich auf eine Zeitungsannonce von Wilhelm Laser (Peter Kurth), welcher vorhat einen Treck von deutschstämmigen Siedlern auf dem Landweg quer durch British Columbia zu den Goldfundstellen am Klondike zu führen. Einen Landweg den es allerdings bisher nicht gegeben hat. Gemeinsam mit sechs weiteren Glücksrittern, wie dem Journalisten Gustav Müller (Uwe Bohm) und dem Packer Carl Böhmer (Marko Mandić) macht sie sich auf die beschwerliche Reise in eine völlig ungewisse Zukunft. Das sich Laser irgendwann als Betrüger entpuppt, verringert das Risiko, auf welches sich die Gruppe eingelassen hat, nicht gerade. Dennoch beschließt man einstimmig weiter zu ziehen, allen Gefahren zum Trotz.

            Ein deutscher Western aus der BERLINER SCHULE mit Nina Hoss. Zunächst einmal beweist Thomas Arslan einigen Mut mit einem Projekt, dass man so nicht erwartet hätte und Grund genug liefert, ihm dafür Respekt zu zollen. Da ist mal einerseits die sichtliche Recherche-Leistung die sofort ins Auge springt und die Frage auslöst, warum solche Geschichten nicht schon früher verfilmt wurden. Das sie so oder so ähnlich immer wieder geschehen sind, ist allgemein bekannt. Hier wurde auf Authentizität geachtet, alles wirkt echt, nichts deplaziert. Ebenfalls überzeugen können die Bilder des Kameramannes Patrick Orth, ihm und seinem Regisseur Arslan ist die Bedeutung, die Landschaft in einem Western Szene zu setzen, offensichtlich sehr bewusst, ist sie doch immer auch ein Spiegel der Seelen der Protagonisten, skizziert und umreißt die Eckdaten der zu erzählenden Geschichte, bildet schlussendlich das räumliche Gehäuse in ihrer kontextuellen Verortung des Themas. Der Realismus orientiert sich überdeutlich an NEW-HOLLYWOOD-Elegien wie THE HIRED HAND (Der weite Ritt, Peter Fonda 1971) und neueren unverstellt naturalistischen Werken wie MEEK'S CUTOFF (Kelly Reichardt 2010), erinnert darüber hinaus aber auch an Werner Herzog's existenzialistische Großtaten des deutschen Autorenkinos der 1970er Jahre wie AGUIRRE, DER ZORN GOTTES (1972).
            Leider muss sich GOLD, betrachtet man den Film als das, was er sein will, auch Kritik gefallen lassen. Sie liegt nicht nur in der Einfachheit der Geschichte begründet, ein Western braucht in aller Regel keine komplexe Geschichte um zu sagen was gesagt werden muss, hier wendet sie sich gewissermaßen gegen sich selbst. Obschon man von Anfang an weiß worum es geht und ahnt, was kommen wird, gelingt es Drehbuchautor Arslan nicht, seine Charaktere mit ausreichend Leben zu füllen. Das liegt nicht unbedingt am wenig gesprochenen Wort, sondern vielmehr an der Belanglosigkeit dessen was gesprochen wird. Auch wird zu oft vielsagend auf nichtssagenden Gesichtern verharrt, mit Ausnahme von Theater-Titan Peter Kurth, der aus seiner kleinen Rolle den größtmöglichen Effekt zieht. Sein Ausscheiden aus dem Film hinterlässt eine Leere, die später nicht mehr hinreichend ausgefüllt werden kann. Da hilft auch der Rache-Plot um Carl Böhner nicht mehr. Erstens weil er zu spät aufgegriffen wird, zweitens weil er zu vage bleibt um eine emotionale Reaktion hervor zu rufen.
            Das Zentrum des Filmes ist dann tatsächlich die Geschichte um Emily, die sich während der Reise emanzipiert (wenn sie es nicht schon vorher war, wir erfahren es nicht) und am Ende allein in die Wildnis zieht. Hier an dieser Stelle würde dann der Film beginnen, der mich wirklich interessiert hätte, auf den ich gespannt gewesen wäre. So bleibt es bei einem wirklich ambitionierten Projekt, einem guten Film voller guter Absichten, einem Werk bei dem die Absicht letztendlich stärker war, als es der Film schließlich geworden ist.

            8
            • 7
              EddieLomax 04.07.2023, 08:48 Geändert 04.07.2023, 09:02

              VIVI O, PREFERIBILMENTE, MORTI von Duccio Tessari ist ein höchst vergnüglicher Western-Klamauk der originellen Art, den der Mitbegründer des Italo-Western-Genres nach den beiden großartigen Ringo-Filmen mit seinem Star Giuliano Gemma drehte und mal eben die Spencer-Hill-Prügel-Klamotten vorweg nahm. Der episodisch strukturierte Film sprudelt nur so über vor tollen Ideen und beweist, das die italienische Komödie so viel mehr zu bieten hat, als nur albernen Hau-Drauf. Als Halbwüchsiger im DDR-Kino gesehen, hätte ich dem Film glatte 10 Punkte gegeben, knapp 40 Jahre später reicht es immer noch für 7.

              7
              • 8
                EddieLomax 02.07.2023, 21:47 Geändert 03.07.2023, 07:47

                INDIANA JONES AND THE DIAL OF DESTINY von James Mangold ist ein gelungener Abschluss der beliebten Filmreihe bei dem das Rad nicht neu erfunden wird, was wohl auch nicht die Intention der Macher war. Allein was die Set-Pieces angeht, wird mehr als ordentlich geliefert und es kann wohl nicht schaden, das Abenteuer nicht nur als Fan-Service (was es natürlich ist) zu betrachten, sondern auch als Verbeugung vor der Karriere-Leistung von Harrison Ford, dessen letztes Hurra dies vermutlich sein dürfte. Dabei liefert Mangold, wie gewohnt muss man sagen, überzeugende Arbeit und setzt die richtigen Impulse in einem Werk, wie es in der heutigen Zeit und in dieser Größenordnung nur noch schwer zu bewältigen ist, bei dem der Spagat zwischen echter On-Location-Action und CGI-Unterstützung zu einem homogenen Ganzen verschmelzen kann. Das ist nicht immer zu einhundert Prozent geglückt, aber das warmherzige Der-Sache-verpflichtet-sein ist zu jeder Zeit spürbar und sorgt so für einen Film mit Seele, obwohl er eine halbe Stunde zu lang und nicht durchgängig spannend ist. Wenn der jüngere Indy nochmal Nazis vermöbeln darf und in aberwitzigen Action-Szenen immer knapp und gerade so seinen Hals aus der Schlinge ziehen kann, hüpft einem beim zuschauen das Herz und es stellt sich ein unweigerliches Grinsen ein. Steht dann später der altgewordene Indiana Jones trotz seiner Zipperlein knurrig und grummelig seinen Mann, empfindet man immer wieder Wehmut, weil man so viele Jahre mit ihm gealtert ist, wodurch der vielgescholtene vierte Teil im Gesamtkontext immens an Bedeutung gewinnt. Wie bei vielen langlebigen Reihen wird es vermutlich am Ende irgendwann so sein, dass sich die allgemeine Wahrnehmung ändert und das vorhandene Werk einem guten Wein gleich reift, bis man nur noch den Kreis sieht, der sich hier würdevoll geschlossen hat.

                12
                • 8

                  Kirk Douglas brilliert in seinem ersten Western als warmherziger Marshal in diesem wenig gezeigten Klassiker von Raoul Walsh, der in einer Reihe mit dessen Großtaten PURSUED (Verfolgt, 1947) und COLORADO TERRITORY (Vogelfrei, 1949) genannt werden kann.

                  8
                  • 7
                    EddieLomax 02.07.2023, 09:01 Geändert 02.07.2023, 09:09

                    SEA DEVILS von Raoul Walsh basiert lose auf einem Roman von Victor Hugo, lässt aber, wie zu jener Zeit üblich, jegliche Sensibilität gegenüber der Vorlage vermissen, zugunsten klassischen Kintopps, was sich schon an der Personalie des Regisseurs zu erkennen gibt, der in jenen Jahren noch so einige Swashbuckler vom Stapel laufen ließ. Mit seinen Stars Yvonne De Carlo und Rock Hudson, der hier mal unrasiert ist und verwegen aussehen darf, hatte er ein eingespieltes Team zur Verfügung. Von den Meisterwerken des legendären Hollywood-Haudegens Walsh ist SEA DEVILS zwar weit entfernt, aber Borden Chase' Drehbuch bietet flottes Abenteuer-Handwerk für 90 Minuten Kurzweil.

                    9
                    • 6

                      BLACKLIGHT von Mark Williams ist ein steriler Hochglanz-Action-Thriller mit dem Charles Bronson unserer Tage Liam Neeson, der hier zum vierten Mal in seiner langen Karriere mit Buddy Aidan Quinn an seiner Seite zu sehen ist. Die gemeinsamen Szenen der verdienten Akteure sind dann auch das beste an diesem ziemlich gewöhnlichen Reißer, der die meiste Zeit damit beschäftigt ist so viele Haken wie möglich zu schlagen um genau davon abzulenken. Unterhaltsam ist das jedoch allemal.

                      9
                      • 7

                        Todsterbenskranker Ex-Agent muss in Paris noch mal ran und nebenbei seine Familienprobleme regeln. Überaus unterhaltsame, wenn auch manchmal etwas alberne Agenten-Kapriole, getragen von Kevin Costner's coolem Understatement.

                        8
                        • 9

                          Texas im November 1963: Es ist das Wochenende an dem John F. Kennedy in Dallas erwartet wird. Butch Haynes (Kevin Costner) bricht gemeinsam mit einem Komplizen aus dem Gefängnis in Huntsville aus. In einer Siedlung wollen sie sich ein Auto besorgen. Der Komplize dringt lieber in ein Haus ein und bedroht die darin lebende Familie. Ein Nachbar bekommt das mit und ruft die Polizei. Butch schnappt sich den kleinen Sohn der Frau als Geisel und flieht, den Partner im Schlepptau. Der Texas Ranger Red Garnett (Clint Eastwood) hat gerade Besuch von der Kriminologin Sally Gerber (Laura Dern) sowie einem weiteren Agenten, als die Nachricht von der Flucht hereinkommt. In einem, zu Ehren des Besuchs des Präsidenten geschmückten Festwagen machen sie sich an die Verfolgung des Verbrecher-Duos. Während dessen kommt es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den Flüchtigen, welche nur einer der beiden Sträflinge überlebt. Butch und der kleine Junge, Phillip (T.J. Lowther) ist sein Name, fahren nun zu zweit weiter und beginnen langsam Freundschaft zu schließen. Denn Phillip hat keinen Vater und lebte bisher nur bei seiner streng religiösen Mutter. Er ist fasziniert von diesem einnehmenden Mann, der gar nicht so böse zu sein scheint und ihm erzählt, dass sein Ziel Alaska ist. Außerdem erlaubt er ihm all jene Dinge, die ihm seine Mutter immer verboten hat. Obwohl ihre gemeinsame Reise nicht lange dauert, erlebt Phillip ein Abenteuer, dass er nie wieder vergisst. Red Garnett und seine Crew kommen ihnen unterdessen immer näher. Und auch sonst häufen sich für Butch die Probleme, unter anderem weil ihm häufig sein Temperament in die Quere kommt.

                          Ein Jahr nach seinem Oscar-Erfolg UNFORGIVEN (1992) erzählt Clint Eastwood eine leise Geschichte über eine Freundschaft im Schatten von Dallas. PERFECT WORLD - Eine perfekte Welt, ist natürlich ein Wunschtraum. Oder die Vergangenheit, wenn man so will. Denn nach dem Attentat von Dallas hatte Amerika seine Unschuld endgültig verloren. Nicht nur, dass sich Verstrickungen von Politik und Geheimdiensten in dem Anschlag verdeutlichten, auch der Vietnamkrieg stand vor der Tür. Ein jahrzehntelange Misere sollte folgen, die USA ihre weiße Weste nachhaltig beschmutzen, der amerikanische Traum zerplatzen. PERFECT WORLD stellt auch eine erste Weiterführung von Clint Eastwood's Weg zu einem der bedeutendsten amerikanischen Regisseure unserer Zeit zu werden dar. Er entwickelt sein sensibles Erzählkonzept, dass sich bei UNFORGIVEN bewährt hatte weiter und nimmt bereits viel von späteren Werken wie MILLION DOLLAR BABY vorweg. Mit seinem Hauptdarsteller Kevin Costner, in damals ungewohnter Verbrecher-Rolle, fand er die ideale Besetzung für die ambivalente Rolle eines Verbrechers aus Not der zum Vater auf Zeit wird. Costner verleiht seinem Charakter den nötigen Tiefgang und meistert auch psychologisch schwierige Szenen mit Bravour. Sein Partner, der kleine T.J. Lowther, wird von seinem Regisseur ungewöhnlich zurückhaltend eingesetzt, so dass er nie in Gefahr läuft unglaubwürdig zu werden. Ein schüchterner Junge eben, der zum ersten Mal die Welt entdeckt. Der große Clint überlässt in seinen eigenen Szenen nichts dem Zufall, wirkt zuweilen wie eine gealterte Version seines Coogan (COOGAN´S BLUFF, Don Siegel 1968) und wird von einer smarten Laura Dern auf Augenhöhe unterstützt. Hier nutzt er die Möglichkeit sanfte Kritik am damals noch traditionell patriarchalischen Beamten-Modell zu üben. Ein Modell welches ebenfalls bald massive Umbrüche erleben sollte. Es ist ein Film über den kurzen Moment der Stille, bevor Amerika endgültig erwachsen werden und aus seinen Fehlern lernen musste. Für Leute wie Butch, aber auch solche wie Red, war danach kein Platz mehr.

                          6
                          • 8
                            EddieLomax 28.06.2023, 20:26 Geändert 28.06.2023, 20:30

                            RUMBA LA VIE von und mit Franck Dubosc ist eine erfrischend bodenständige Komödie um einen Mittfünfziger, der nach einem Herzinfarkt versucht, sich seiner Tochter anzunähern, die er einst verließ. Dazu muss der überzeugte Macho viele seiner Vorurteile überwinden. 15 Jahre nach dem überaus lustigen Komödienhit DISCO schwingt der in Frankreich sehr populäre Franck Dubosc wieder das Tanzbein, nur dieses mal nach eigenem Drehbuch und unter eigener Regie. Dabei gibt er als Hauptdarsteller eine überzeugende Vorstellung als der an seinen Lebenslügen scheiternde Tony. Um ihn herum agiert ein äußerst spielfreudiges Ensemble und die nicht immer den einfachsten Weg einschlagende Geschichte vermag sogar anrührende Momente zu produzieren. Gelungen!

                            8
                            • 8

                              A HIDDEN LIFE von Terrence Malick ist der Versuch die Schrecken der NS-Zeit über das Dilemma des Einzelnen begreifbar zu machen und daneben eine Antwort auf die ewige Frage: 'Wie hätte ich mich verhalten?', zu ergründen. Dabei schildert er die Mühsal des Lebens ebenso detailliert, wie die des Geistes und findet so, nach drei eher unbedeutenden Werken, zu alter Stärke zurück, was sicherlich dem Thema geschuldet sein dürfte. Die für den Regie-Künstler typische konzeptionelle Machart erfordert allerdings einmal mehr einiges an Geduld, höchste Aufmerksamkeit und den Willen, sich darauf einzulassen. Wer dies aufzubringen bereit ist, wird reich belohnt. Allein die Leistung von August Diehl ist die Sichtung schon wert und auch sonst ist der Film wieder, ebenfalls typisch für Malick, erlesenst besetzt.

                              10
                              • 7

                                NEWS OF THE WORLD von Paul Greengrass ist ein zunächst klassisch anmutendes Western-Drama, welches seine kleine Geschichte in große Bilder zu kleiden vermag. Deutet sich zunächst eine historische Variante von Kevin Costner's gelungenem Science-Fiction-Western POSTMAN an, der wie NOTW eine Reiseerzählung ist, werden wir bald eines besseren belehrt, da sich der sentimentale Stoff bald in eine etwas andere Richtung entwickelt und dabei auch völlig andere Schwerpunkte setzt. Es ist daneben ein typischer Tom-Hanks-Film, in dem der Superstar seiner langen Reihe erinnerungswürdiger Rollen eine weitere hinzufügen kann, zudem erstmals eine in diesem Genre. Leider gibt es auch ein paar Schwachpunkte zu bemängeln, welche vor allem die zu oberflächliche Ausarbeitung der Charaktere angehen, worunter vor allem Helena Zengels Figur leidet, die nicht nur inhaltlich zu kurz kommt. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Einige Genre-Standards werden pflichtschuldig und wenig überraschend abgearbeitet, sind jedoch allesamt überzeugend gestaltet und sorgen für etwas Spannung in einem über weite Strecken ruhig gehaltenem Film. Mit etwas weniger familienfreundlichem Appeal und einer stärkeren Konzentration auf die abgründigen Seiten des bemüht realistisch gehaltenem Sujet, hätte NOTW durchaus emotional packender sein können. Es bleibt dennoch einer der sehenswerteren Beiträge zum ältesten Genre der Filmgeschichte neueren Datums.

                                7
                                • 6

                                  Nicht besonders einfallsreiche dreckige kleine Low-Budget-Kreuzung aus THE ROAD und 28 DAYS LATER, nur mit Vampiren. Mit ruhiger Hand und Gespür für Atmosphäre inszeniert.

                                  6
                                  • 7

                                    Der tiefreligiöse Familienvater Frank Parker (Bill Sage) lebt mit seiner Frau, den zwei Töchtern und einem kleinen Sohn nach strengen traditionellen Grundsätzen. Als die Frau eines Tages verunglückt, bricht eine lange gehegtes Familiengeheimnis auf und ruft den Gerichtsmediziner Doc Barrow (Michael Parks) auf den Plan, dem langsam dämmert, dass mit dieser Familie irgendetwas nicht stimmt. Das US-Remake eines mexikanischen Low-Budget-Streifens ist ein ausgezeichneter Indie-Grusler der eigene Wege geht und mit beklemmender Atmosphäre und einem schockierenden Finale punkten kann.

                                    7
                                    • 8

                                      „In jener Nacht hörte Ann das Geräusch als erste.“ Sie weckt ihren Mann, fragt ihn, ob er es auch gehört hat. Hat er nicht. Dann gibt es wieder ein Geräusch. Richard Dane (Michael C. Hall) holt seine Waffe aus dem Schrank und geht nach unten. Nachsehen. Im Wohnzimmer sieht er einen Mann. Vermummt. Der Mann richtet eine Taschenlampe auf ihn. Richard weicht zurück, stolpert. Dabei löst sich ein Schuss. Der Einbrecher wird tödlich am Kopf getroffen, bricht zusammen. Die Polizei ermittelt die Identität des Toten. Es handelt sich um den gesuchten Verbrecher Freddy. So weit, so gut. Kein Verlust. Richard wird fortan als Held gefeiert, fühlt sich aber nur dreckig. Als der Erschossene beigesetzt werden soll, will Richard dabei sein um mit der Sache abschließen zu können. Da tritt ein grobschlächtig wirkender alter Mann (Sam Shepard) an ihn heran. Er heißt Russell und klärt ihn darüber auf, der Vater des von Richard Getöteten zu sein und sich dafür an ihm rächen zu wollen, Dane habe schließlich ebenfalls einen Sohn und soll nun spüren wie das ist. Richard bekommt es mit der Angst zu tun. Die Polizei erweist sich als ebenso hilflos wie er. Spätestens als der Alte in seinem Haus auftaucht und seine Familie in Gefahr ist, wird Richard aktiv. Zufällig stößt er auf eine Information, die plötzlich alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.

                                      „Kalt brennt die Sonne über Texas“ hieß die Vorlage der ersten richtigen (und überfälligen) Verfilmung eines Romanes von Joe R. Lansdale, als sie in den neunziger Jahren im Rowohlt-Verlag erschien. Als „Die Kälte im Juli“ gab es eine Neuauflage bei Heyne. Eine filmische Adaption war lange geplant, John Irvin (Hamburger Hill, 1987) mühte sich mehrere Jahre daran ab, bis die Rechte bei Indie-Regisseur Jim Mickle landeten, der wiederum sieben Jahre brauchte, um Geldgeber zu finden, die sein Traumprojekt finanzieren würden. Der Festival-Erfolg seines Vorgänger-Filmes WE ARE WHAT WE ARE (2013) sorgte für grünes Licht und COLD IN JULY konnte vor die Linse gehen. Die Besetzung von Michael C. „Dexter“ Hall, Sam Shepard und Don Johnson, der die in Lansdale's Romanen wiederkehrende Figur des Privat-Detektives und ehemaligen Texas Rangers Jim Bob Luke verkörpert, könnte nicht besser sein. Hall profitiert von seinem Image als Normalo, der in extremen Situation zu extremen Reaktionen fähig ist, die beiden Altgedienten Haudegen umweht ohnehin der Hauch ikonischer Frontier-Vergangenheit. Sie wirken wie die gebrochenen Helden aus einem Film von Sam Peckinpah, bereit für einen letzten Ritt in den Tod. Jim Mickle gelingt etwas sehr seltenes. Viele Filme heutzutage, deren retrospektiver Achtziger-Jahre-Bezug eigentlich immer gestellt erscheint, versuchen auf anbiedernde Art, ähnlich wie in der Popmusik, Versatzstücke des damaligen Zeitgeistes zu reproduzieren um auf mehr oder weniger ironische Weise vermeintlich gemeinsames Erinnern zu kommerzialisieren. COLD IN JULY hingegen wirkt, als sei er tatsächlich in den Achtzigern entstanden. Als sei er eine dieser Low-Budget-Produktionen, die bei uns direkt im Videotheken-Regal gelandet sind, um vornehmlich bei nächtlichen Film-Marathons goutiert zu werden, immer und immer wieder. Der Film strahlt eine kalte Härte und Aggressivität aus und ist abgesehen von zynisch herausgequetschten Kommentaren Jim Bob Luke's bar jeglicher Ironie. Er steht im Geiste des suggestiven Terrorkinos eines John Carpenter oder David Cronenberg jener Jahre, sein Soundtrack ist wie bei Filmen von ersterem ganz auf unterschwellige Spannung ausgerichtet, ohne die Szenen zu dominieren. In seiner Gesamtheit packt einen Lansdale's mörderische Geschichte am Genick und zieht einen unaufhörlich mit nach unten. Sich dagegen zu wehren ist zwecklos. Das einzige was hilft ist den Film gleich nochmal anzusehen. Jim Mickle's finstere Texas-Moritat nach einem Roman von Joe R. Lansdale mit grandios grimmigem Hauptdarsteller-Trio, erinnert in ihren besten Momenten an die atmosphärisch düsteren Klassiker des Achtziger-Jahre-Kult-Regisseurs John Carpenter. Unbedingt Nachts ansehen!

                                      6
                                      • 8

                                        THE FLASH von Andy Muschietti ist eine tiefe Verbeugung vor allen bisherigen Verfilmungen der DC-Comics und damit auch ihre ultimative Huldigung. Einerseits gelingt der Spagat einer Origin-Story gepaart mit der sinnvollen Beendigung des Snyder-Verse, womit an dieser Stelle auch Schluss sein sollte und andererseits der unerwartete und dankbare Abschluss für Michael Keatons Batman-Trilogie, welcher zwar spät, aber besser als nie kommt. Womit der Film auch der perfekte und liebevollste Fan-Service der Comic-Film-Geschichte sein dürfte. Das schwer unterhaltsame Zeitreise-Abenteuer besitzt alle Tugenden des DCU und nur wenige seiner Schwächen.

                                        8
                                        • 6

                                          Johnny Depp plus Alkohol plus Karibik plus Hunter S. Thompson - soweit alles beim alten. Etwas ziellos, aber lustig und gut besetzt.

                                          6
                                          • 8
                                            EddieLomax 21.06.2023, 08:54 Geändert 21.06.2023, 09:39

                                            WITHNAIL & I von Bruce Robinson, der auch das Drehbuch schrieb, ist eine autobiographische Tragikomödie wurde von George Harrison produziert. Zwei arbeitslose junge Schauspieler fahren im Jahr 1969 für ein Wochenende raus aufs Land, um mal den Kopf frei zu kriegen. Da sie dabei allerdings ebenso viel Alkohol und Drogen konsumieren, wie zu Hause, wird nicht viel daraus. Ein britischer Kultfilm - Sozialstudie, Kifferkomödie und Generationenportrait in einem. Vielschichtig und bewegend, voller toller Dialoge und skurriler Szenen. Unvergesslich! Gibt's in der kommenden Nacht erstmals im Free-TV auf arte. (Tipp!)

                                            8
                                            • 8

                                              HOMBRE von Martin Ritt hält sich fast sklavisch an die schmale Vorlage von Elmore Leonard, setzt die richtigen Aktzente und bleibt gänzlich hochkonzentriert in seiner erzählerischen Dichte. Hier lässt sich nicht nur der offensichtliche Bezug zu John Ford's Werk ausmachen, auch die reduzierten Filme des RanOwn-Zyklus von Budd Boetticher hat Ritt verinnerlicht. Sieht man STAGECOACH als Initialzündung des Genres im Jahr 1939, so kann HOMBRE als sein Endpunkt, zumindest der klassischen Phase betrachtet werden, weil er in seiner Variation nicht nur die Geschichte komplett auf den Kopf stellt, sondern auch die Figurenkonstellationen Ford's ad absurdum führt, denn so etwas wie Gemeinsinn und Empathie gibt es hier nicht mehr. Der Anti-Held handelt nur, wenn er dazu gezwungen ist und behält die gesamte Zeit seinen Außenseiter-Status, den er als indianisch sozialisierter Mensch (= Hombre) bewusst behält, während sich alle anderen, die sogenannten zivilierten Menschen, beinahe ausschließlich asozial verhalten.

                                              9
                                              • 9

                                                RED RIVER von Howard Hawks gilt als einer der Höhepunkte des Genres und kann als der MOBY DICK unter den Western der klassischen Ära bezeichnet werden. John Wayne konnte sich als Charakterdarsteller etablieren, während Montgomery Clift als früher Method Actor das Spiel auf ein neues Niveau hebt, an dem sich später Brando, Dean und Newman orientieren sollten. Einzig das sprunghafte Finale mit dem inkonsequenten Ausgang vermag den überragenden Gesamteindruck zu trüben.

                                                8
                                                • 7
                                                  EddieLomax 20.06.2023, 01:13 Geändert 19.08.2024, 19:44

                                                  Matt (Ryan Reynolds) sitzt seit einem Jahr in Kapstadt in einem so genannten Safe House und langweilt sich zu Tode. Denn wenn irgendwo etwas passiert, dann jedenfalls nicht hier. Er wäre auch viel lieber mit seiner Freundin in Paris. Die gemeinsame Zukunft ist fest geplant. Natürlich weiß sie nicht, das er für die CIA arbeitet. Aber bis jetzt hat sie seinen Lügen immer geglaubt und er sieht auch keinen Grund, daran etwas zu ändern. Er braucht für die Versetzung nur noch das Wohlwollen seines Vorgesetzten (Brendan Gleeson), der ihn seit Monaten hinhält. Bis eines Abends, Matt vertreibt sich die Zeit damit einen Tennisball gegen die Wand zu werfen, ein Anruf eingeht der einen späten Hausgast ankündigt. Mit der Langeweile ist es ab sofort vorbei. Denn der Neuankömmling ist niemand geringeres als der legendäre abtrünnige CIA-Agent Tobin Frost (Denzel Washington) und die Männer, die ihn bringen (u.a. Robert Patrick) wollen um jeden Preis herausfinden, was Frost in Kapstadt vorhatte. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Das Safe House wird von einem Rollkommando angegriffen. Bald darauf sind alle Außendienstler tot und Matt findet sich gemeinsam mit Frost auf der Flucht wieder. Den Nachtdienst hatte er sich jedenfalls anders vorgestellt. Und auch Frosts Verhalten wirft in dem jungen Agenten zusehends mehr Fragen auf. Fragen, deren Antworten Frost zwar weiß, die er aber für sich behält. Denn zuerst einmal will der vermeintliche Verräter herausfinden wie es mit Matt's Integrität steht und vor allem, wo seine Loyalitäten liegen. Viel Zeit einander kennen zu lernen bleibt ihnen nicht. Denn sowohl die Killertruppe als auch die CIA sind ihnen dicht auf den Fersen.

                                                  Nach UNSTOPPABLE (2010), seiner letzten Zusammenarbeit mit Regisseur Tony Scott, machte Superstar Denzel Washington ein Jahr Pause, um sich im Frühjahr 2012 mit SAFE HOUSE von Daniel Espinosa auf der großen Leinwand zurückzumelden. Ein bisschen Wehmut empfindet man schon, wenn man diesen Film sieht. Denn Tony Scott ist tot. Er sprang am 19. August 2012 von einer Brücke in den Freitod. Warum Wehmut? Nun, weil dieser Film aussieht als wäre er von Tony Scott und Denzel Washington spielt nun mal die Hauptrolle. Es gibt eine clevere vertrackte Handlung, die sicher das Rad nicht neu erfindet, aber angenehm spannend und grimmig erzählt ist. Die Produktion befindet sich auf technisch höchstem Niveau. Es gibt viele schnelle Schnitte und verwackelte, aber nicht unübersichtliche Actionszenen, die echt dynamisch und mit einigem Rumms daher kommen und zudem mit einem gewissen Härtegrad punkten können. Ganz so wie in den besten Zeiten von Tony Scott. Das die Story mal nicht in den USA oder Europa, sondern in Südafrika angesiedelt ist, tut dem Film richtig gut und bietet daher so manchen unverbrauchten Schauplatz. Die Besetzungsliste der Nebendarsteller liest sich wie ein Who is Who von Hollywoods Supporting-Prominenz. Zu sehen sind unter anderem Sam Shepard, Rubén Blades, Liam Cunningham und Vera Farmiga. Auch darin ähnelt der Film Scott's Produktionen. Zwar sind Denzel Washington und Ryan Reynolds nicht das erste prominente Gespann welches in Südafrika auf der Flucht ist, man denke an DIE WILBY-VERSCHWÖRUNG von Ralph Nelson mit Sidney Poitier und Michael Caine, doch bildet die Story-Prämisse mal eine interessante Abwechslung zum üblichen Agenten-Thriller Einheits-Brei. Zwar schießt das Ende meiner Meinung nach ein bisschen übers Ziel hinaus, weniger wäre hier mehr gewesen, haben wir es dennoch mit mehr als solider Action-Kost zu tun, die auch gerne mehrmals goutiert werden kann und darf. Der Punktabzug geht ein wenig fehlender Originalität zu Lasten. Aber es muss ja nicht immer Champagner sein, manchmal tut es auch ein Glas südafrikanischer Rotwein.

                                                  8
                                                  • 8

                                                    1916: Während der Mexiko-Offensive der US-Kavallerie gegen Pancho Villa, wird Major Thomas Thorn (Gary Cooper) als Belobigungs-Offizier abgestellt. Er soll den Kampfverlauf beobachten und dokumentieren, welche Männer sich im Gefecht besonders auszeichnen. Ihnen soll dann umgehend die Tapferkeits-Medaille des amerikanischen Kongresses verliehen werden. Hintergrund der Aktion ist die simple Tatsache, dass die US-Regierung bald vorhat in den Ersten Weltkrieg einzusteigen und dafür braucht sie neue Helden. Männer, die kommenden Rekruten als Vorbild dienen sollen. Thorn erfüllt seine Aufgabe pragmatisch und pflichtbewusst, fünf Männer beweisen Todesmut im Kampf, fallen ihm auf. Es handelt sich um Sgt. John Chawk (Van Heflin), Lt. William Fowler (Tab Hunter), Cpl. Milo Trubee (Richard Conte) und zwei weitere Männer. Nach Eroberung einer von Villa's Soldaten belagerten Hacienda, erhält Thorn nach einer kurzen Auseinandersetzung mit seinem Vorgesetzten Col. Rogers (Robert Keith) den Auftrag die fünf neuen Helden nach Cordura zu geleiten, um diese aus weiteren Kampfhandlungen herauszuhalten und auf die Auszeichnung vorzubereiten. Des weiteren soll er auch die Hacienda-Besitzern Adelaide Geary (Rita Hayworth) als Gefangene wegen Kollaboration mit dem Feind mitnehmen, damit sie vor Gericht gestellt werden kann. Der lange Marsch durch das Ödland birgt reichlich Gefahren durch Pancho Villa's versprengte Truppen, wenig Möglichkeiten an Wasser oder Nahrung zu kommen. Doch auch die sieben höchst unterschiedlichen Charaktere der Reisenden kollidieren bald. Thorn, der herausfinden will was es mit dem Mut und der Tapferkeit jedes einzelnen auf sich hat, sieht sich bald mit massiven Problemen konfrontiert. Denn auch er hat eine Geschichte die er lieber geheim gehalten hätte. Den neuen Posten des Personaloffiziers bekam er nämlich nicht als Auszeichnung, sondern er wurde degradiert wegen Feigheit vor dem Feind. Adelaide Geary erweist sich mit ihrer selbstbewussten Art ebenfalls schnell als Hindernis. Thorn muss über sich selbst hinauswachsen um sein Ansehen wieder herzustellen.

                                                    THEY CAME TO CORDURA war nicht nur Gary Coopers letzter Western, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Wie Rene Jordan in seiner Cooper-Biographie schrieb, sah der Hollywood-Star in der Figur des Major Thorn die perfekte Möglichkeit ein Gegenmodell zu einer seiner berühmtesten Rollen als heldenmütiger SERGEANT YORK (Howard Hawks, 1941), für die er den Oscar erhielt, zu schaffen. Er wollte damit in seiner Karriere einen Kreis schließen, versuchen einen würdigen Abschluss zu finden. Bereits schwer an Krebs erkrankt rieten ihm seine Ärzte von jeglichen Engagements ab. Aber Coop, der Stoiker, drehte noch drei Filme. Einer davon war dieser. Wenn auch Regisseur Robert Rossen nach Lektüre des zugrunde liegenden Romans von Glendon Swarthout anderes im Sinn hatte, als letztendlich auf der Leinwand zu sehen war, ist doch das von den Produzenten am Schneidetisch heftig veränderte Werk dennoch ein sehenswerter Western geworden und nicht nur das. Ein Drama über elementare Fragen des menschlichen Seins ist es ebenfalls. Courage, Mut, Feigheit. Was zeichnet Menschen aus, wie wird ihr handeln bestimmt und warum. Fragen wie diese machen CORDURA als Film aus dem Jahrzehnt des psychologischen Western noch immer interessant. Nicht nur Gary Cooper hatte hier seinen letzten großen Auftritt. Seine Partnerin Rita "GILDA" Hayworth, hier noch einmal mit wallender Haarpracht zu bewundern, erbringt den Beweis für ihren Ruhm, zeigt selbst in kleinen Szenen große Klasse, bildet die perfekte Ergänzung zum schwermütigen Cooper. Van Heflin und Tab Hunter, ein Jahr zuvor Vater und Sohn im großartigen GUNMAN'S WALK (Phil Karlson, 1958) liefern vielschichtige Portraits zweier völlig unterschiedlicher Soldatentypen. Auf der einen Seite der bärbeißige altgediente Sergeant, auf der anderen der bald in seinem Idealismus enttäuschte aufstrebende Jung-Offizier, die beide irgendwann dieselbe fatale Entscheidung treffen, aus Gründen die für den jeweiligen Charakter immer psychologisch nachvollziehbar bleiben. Richard Conte als klassischer sein Fähnchen nach dem drehender Fuß-Soldat, der es nie zu etwas gebracht hat und auch nie bringen wird, wirkt erst einmal fehl am Platze, profiliert sich aber durch sein charismatisches Spiel, wenn sich seine Rolle doch nicht sehr von bekannten Mustern unterscheidet. Die anderen beiden Mitreisenden, gespielt von Michael Callan und Dick York, werden klar skizziert, haben jedoch deutlich weniger Raum als die Stars. Die episch breit angelegte Geschichte mag für den einen oder anderen Zuschauer kleinere Längen aufweisen, für mich jedoch gab es diese nicht.

                                                    5