EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
THE INDEPENDENT von Stephen Kessler ist eine nur wenig verkappte Mischung aus Mockumentary und Low-Budget-Künstler-Portrait über einen unabhängigen Filmemacher wie Roger Corman, der in mehreren der Interview-Teile des Films sogar selbst zu Wort kommt, neben Kollegen wie Peter Bogdanovich, Karen Black oder Nick Cassavetes, um nur einige zu nennen. Die Show selbst gehört dem von Jerry Stiller, klar auf Roger Corman basierenden Charakter Morty Feldman, dessen Karriere hier einer Reality-Show gleich rekapituliert wird. Das ist, das nötige Hintergrundwissen vorausgesetzt, immer originell, extrem witzig und Filmgeschichtlich betrachtet überaus lehrreich, bietet es doch die Möglichkeit hinter die Kulissen bei der Entstehung von Independent-Filmen zu blicken.
SILVER LODE von Allan Dwan, dem letzten der alten Meister (Peter Bogdanovich), entstand mitten in der McCarthy-Ära, als deren Namensgeber Senator McCarthy mit seinem Komitee für unamerikanische Umtriebe unerbittlich Jagd auf Kommunisten machte und dabei unzählige Leben und Karrieren zerstörte.
So ist es kein Zufall, dass eine der Hauptfiguren, der vermeintliche Richter McCarthy (Dan Duryea) ausgerechnet am Unabhängigkeitstag nach Silver Lode kommt, um den angeblichen Mörder Dan Ballard (John Payne), einen der angesehensten Bürger, zu verhaften, der zu allem Überfluss gerade mit seiner eigenen Hochzeitszeremonie beschäftigt ist, als er mit der Verhaftung konfrontiert wird. Seine Zukünftige (Lizabeth Scott) glaubt den Vorwürfen keine Sekunde, doch bei den meisten anderen der Bürger sieht das anders aus. Innerhalb weniger Stunden wendet sich ein Großteil der Gemeinschaft von Ballard ab und stellt sich ganz in den Dienst von McCarthys teuflischer Sache.
Dwan, der anfing Regie zu führen, als das elektrische Licht erfunden wurde (Orson Welles), setzt von der ersten Minute an, wenn McCarthy mit seiner Bande ( Harry Carey jr., Stuart Whitman u.a.) in die Stadt reitet und dabei eine Gruppe von Kindern beim spielen auf der Straße stört, fast exakt so inszeniert, wie es später Sam Peckinpah zum Auftakt von THE WILD BUNCH gemacht hat, auf Hochspannung und verlässt dieses hohe Level in den folgenden 80 Minuten nicht auch nur für eine Minute.
Jede Szene ist wichtig, jeder Dialog treibt die Handlung voran, jede Figur funktioniert als Teil der in Echtzeit ablaufenden Parabel, die sich immer mehr hochschaukelt und sich zum Ende hin mit einer spektakulär gefilmten Plansequenz auf das Finale zubewegt, in dem die zwei weiblichen Hauptfiguren mit Herz und Verstand dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Ein zeitloses Meisterwerk des Genres aus der zweiten Reihe, gerade wieder hochaktuell.
FEMME von Sam H. Freeman und Ng Choon Ping ist mehr Psychodrama als Thriller und bietet mit Nathan Stewart-Jarrett und George MacKay ein exzellentes Hauptdarsteller-Duo. Der feine Indie-Film lief vor zwei Jahren auf der Berlinale. Travestie-Künstler Jules wird von einem homophoben Gang-Member brutal zusammengeschlagen. Ein paar Monate später begegnet ihm der Typ in der Sauna - und macht ihn an. Jules springt darauf an, wohlwissend, dass er nicht wiedererkannt wurde, und will sich rächen. Authentisch in der Abbildung der Szene, atmosphärisch in der Umsetzung, dabei bis zur bitteren Pointe megastark gespielt, ist FEMME ein Überraschungshit, den ich nicht auf dem Zettel hatte. Gibt's momentan in der ZDF-Mediathek.
WHAT DID JACK DO? von und mit David Lynch ist der vielleicht beste FILM NOIR seit Dekaden, was nicht nur an der herausragenden schauspielerischen Leistung von Jack Cruz liegt, dem es gelingt, nur durch Blicke, im Gegensatz zu seiner abwehrenden Haltung im Dialog, die ganze Gefühlswelt eines durch Ausgrenzung und Stigmatisierung geprägten Lebens auszudrücken. Der formale Minimalismus der Inszenierung und die vom deutschen Expressionismus beeinflusste Schwarzweiß-Bildkomposition unterstreichen die desillusionierte Einstellung der Protagonisten. Ein kleines Meisterwerk.
BUFFET FROID von Bertrand Blier ist der letzte gemeinsame Film mit seinem berühmten Vater Bernard Blier und eine Groteske sondergleichen. Eine menschenleere Großstadt (natürlich Paris), ein unbewohntes Hochhaus und eine Handvoll seltsamer Männer (Gerard Depardieu u.a.), die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein Arbeitsloser, der vielleicht jemanden umgebracht hat, ein Kriminalkommissar, der in seiner Freizeit jegliches Verbrechen ignoriert und ein Frauenmörder, der Freunde sucht. Für einen klassischen Krimi interessiert sich der Regisseur zu wenig für eine klare Handlungslinie inklusive Spannungsaufbau, für eine reine Komödie ist vieles zu absurd und für eine Gesellschaftssatire mangelt es an Pointen. Was das Werk trotzdem sehenswert macht, sind die gesetzten Zeichen und die gestellten Fragen nach Einsamkeit und Entmenschlichung im urbanen Raum, sowie der Unfähigkeit des Individuums auszubrechen. Die konsequente Verweigerung jeglicher Dramaturgie macht das anschauen nicht immer leicht, lenkt die Gedanken aber auf die offensichtliche Intention des Machers, einen Kommentar zum Medium Film und der allgemeinen Abstumpfung des Publikums abzugeben, welches trotz vieler Morde an diversen handelnden Personen die distanzierte Gleichgültigkeit der Protagonisten teilt.
Anlässlich des Todes von Bertrand Blier bis zum 05.02.2025 in der arte-Mediathek und bald auf DVD von Pidax im Handel.
SILENT HOURS von Mark Greenstreet ist der Zusammenschnitt einer dreiteiligen Mini-Serie aus dem Jahr 2017, die seinerzeit für das britische Fernsehen entstand, wodurch sich die lange Laufzeit von zweieinhalb Stunden erklärt. Ein ehemaliger Lieutenant Commander der Royal Navy verdient seine Brötchen mittlerweile als Privat-Detektiv und gerät in seinem neuesten Fall an einen Serienmörder, der es ausgerechnet auf seine frühere Sexual-Partnerinnen abgesehen hat. Eine spannende Prämisse, die natürlich an den 80er-Jahre-Thriller TIGHTROPE mit Clint Eastwood erinnert, hier aber völlig eigenständig weiter entwickelt wird. So folgt der attraktive Detektiv seinen sexuellen Obsessionen gern auch mal während der Ermittlungs-Arbeit, gerät dadurch jedoch bald auf die Verdächtigen-Liste der Polizei. Das ganze ist solide TV-Kost für einen langen Abend und lässt an die Erotik-Thriller und Neo Noirs der frühen 90er zurückdenken, zumal hier Dank des überaus ansehnlichen Casts beide Geschlechter auf ihre Kosten kommen. DOWNTOWN-ABBEY-Star Hugh Bonneville ist in einer Nebenrolle zu sehen. Auf Netflix im OmU.
KOLLEKTIVET von Thomas Vinterberg ist die Verfilmung seines auf eigenen Erfahrungen basierenden Theaterstücks und zeigt sowohl die Freuden, als auch die Tücken und Probleme des gemeinsamen Zusammenlebens in einer Kopenhagener Kommune Anfang der 1970er Jahre. Nachdem ich lange kein Interesse für den Film entwickeln konnte, mittlerweile aber Vinterbergs Werk abarbeite, habe ich ihn nun doch geschaut und es nicht bereut. Die Geschichte dreht sich zunächst um die Charaktere, weniger die Situation in der sie leben, was erst später zum tragen kommt, und wird von einem ausgezeichneten Ensemble getragen, dass es dem Zuschauer leicht macht, es zu mögen. Die Dialoge wirken authentisch, die emotionalen Verwerfungen berühren und visuell wird das Seventies-Flair gut eingefangen. Theaterhaft wirkt hier nichts, vielmehr werden die filmischen Möglichkeiten auf handwerklich höchstem Niveau ausgenutzt, sodass nie der Eindruck statischer Anordnung entsteht.
Zum Gedenken an Paul Newman, der heute seinen 100. Geburtstag feiern würde:
THE MACKINTOSH MAN von John Huston ist ein Spionage-Thriller nach einem Roman von Desmond Bagley. Das Drehbuch ist von Walter Hill, der die dreckige Seite der Agenten-Tätigkeit in den Fokus rückt, ohne Idealismus, ohne Glamour und ohne Kompromisse. Sein Protagonist Rearden (Paul Newman) ist ein australischer Spion, der für den britischen Geheimdienst eine Gruppe für die Russen arbeitender Doppel-Agenten auffliegen lassen soll und dafür in den Knast gehen muss. Sein Job bringt ihn in schwere Bedrängnis als er feststellt, dass höchste Regierungskreise (James Mason) involviert sind.
Für Huston und Newman war es in kürzester Zeit bereits die zweite Zusammenarbeit nach THE LIFE AND TIMES OF ROY BEAN, zugleich eine Vertragserfüllung des Stars für Warner, die unter keinem guten Stern stand. Regisseur und Hauptdarsteller mochten das Drehbuch nicht, doch zumindest Huston freute sich, in seiner langjährigen Wahlheimat Irland zu drehen.
Von den Kritikern ungeliebt, fiel der Film auch beim Publikum durch und geriet weitgehend in Vergessenheit, wobei er sicherlich nicht makellos ist, doch allgemein unterschätzt. Denn gerade in der Rückschau kann man durchaus Qulitäten attestieren. So wird ein ziemlich komplexes Bild der Geheimdienst-Arbeit entworfen, düster und illusionslos die Mechanik von Prozessen gezeigt, deren Zielsetzung einzig die Auftragserfüllung ist und mit entsprechend distanzierter Kühle abgebildet wird.
Newmans teilweise kritisierte Darbietung passt perfekt zur Tonalität, denn selten sah man ihn so emotionslos und abgebrüht wie hier, was besonders in einer Szene im zweiten Drittel deutlich wird, wenn er nach der Flucht aus dem Gefängnis auch aus seiner Gefangenschaft der Schleuser-Organisation ausbricht und eiskalt einen Gegner nach dem anderen ausschaltet. Es ist ja häufig so, dass Filme, die nicht den erhofften Erfolg brachten, im Nachhinein auch von ihren Machern schlechtgeredet werden. Doch man könnte wohl sagen, dass THE MACKINTOSH MAN seiner Zeit voraus war.
RUBY GENTRY von King Vidor erzählt vom Leben einer unangepassten Frau (Jennifer Jones) in North Carolina, die für ihren Sieg im Kampf gegen die gesellschaftlichen Konventionen einen hohen Preis bezahlt. Aus einfachen Verhältnissen stammend, gelingt ihr der Aufstieg in die feine Gesellschaft, von der sie jedoch nie anerkannt wird. Ihre Liebe zum Sohn einer altehrwürdigen Familie (Charlton Heston), der ihr verfallen ist, löst eine Kette von Ereignissen aus, die zu Unglück und Tod führen. Eine Auftrags-Arbeit des Meister-Regisseurs, der gerade bei derartigen Verpflichtungen zu großer Form auflief. Das begrenzte Budget hatte dabei zum einen den Vorteil, dass Vidor allzugroße Melodramatik vermeidet, indem er Szenen verknappt, andererseits wünscht man sich manches Mal etwas mehr Ausführlichkeit, um die Wirkung einiger Momente zu verstärken. Dafür entschädigt das Schauspiel auf ganzer Linie. Die ungeschminkte Jennifer Jones dominiert jede Szene, sie konnte mit der Rolle ihre Karriere nach einigen Flops sanieren. An ihrer Seite der junge Charlton Heston in seiner dritten Hauptrolle, durchaus ambivalent angelegt, kann er das Hin und Hergerissensein zwischen Erfolgsstreben und geheimer Leidenschaft authentisch vermitteln und dient dabei nie als Identifikationsfigur, ob seiner charakterlichen Schwäche. Karl Malden, der kurz zuvor mit dem Oscar ausgezeichnet wurde (A STREETCAR NAMED DESIRE) glänzt mit einer warmherzigen Darstellung als Mann, der stets das Gute will, die Stimme der Vernunft in einer Geschichte ohne die damals übliche Sentimentalität. Gibt's in ordentlicher Qualität auf Deutsch bei YouTube.
VIVA VILLA! von Howard Hawks hatte als Großproduktion David O. Selznick's schwierige Enstehungsbedingungen, denn der als Perfektionist bekannte MGM-Produzent ersetzte den Meisterregisseur nach einem Zwischenfall während der bereits 1931 gedrehten Außenaufnahmen in Mexico City und ließ den Film in Kalifornien von Jack Conway, dem das Werk zugeschrieben wird, fertigstellen. Von den zahlreichen Problemen der Dreharbeiten ist dem erst 1934 veröffentlichten Klassiker glücklicherweise nichts anzumerken, vielmehr gilt er im Nachhinein als Blaupause für viele Revolutions-Western, die noch folgen sollten und begründete so ein Sub-Genre, dass vor allem im Italo-Western der 60er und 70er Jahre durch seinen politischen Kontext zur Blüte kommen sollte.
Der Bauernjunge Pancho Villa wird, nachdem sein Vater zu Tode gepeitscht wurde, zum Banditen. Als er dem Politiker Francisco Madero begegnet, überzeugt ihn dieser, seinen Kampf gegen die reichen Großgrundbesitzer auszuweiten um das Regime von Porfirio Díaz zu stürzen. Aus dem einfachen Mann wird der bedeutendste Revolutionsführer in der Geschichte Mexikos.
Wallace Beery gibt den Nationalhelden als widersprüchlichen Charakter zwischen Gutmütigkeit und Brutalität, dessen ehrbare Beweggründe nicht über seine Grausamkeit hinwegtäuschen können. Mit einem amerikanischen Reporter an seiner Seite, lässt er sich zum Volkshelden stilisieren, gerät aber immer wieder mit dem geistigen Vater der Revolution aneinander, der ihn schließlich nach einer Verurteilung zum Tode, die er ganz und gar nicht heldenhaft hinnimmt, in die Verbannung schickt. Nach Maderos Ermordung schart er erneut eine Bauern-Armee um sich und feiert seine triumphale Rückkehr nach Mexiko, wo er schließlich einem Attentat zum Opfer fällt.
Das alles wird in Ben Hecht's Drehbuch, dessen Intention der politischen Aussage stets den Vorrang gegenüber einer geschichtlichen Verklärung gibt, immer wieder mit Humor gebrochen, was dem ursprünglich als Komiker bekannten Hauptdarsteller natürlich liegt, der seiner Figur damit reichlich Sympathien verleiht. Einiges davon erscheint dabei heute nicht mehr zeitgemäß, wie sein Umgang mit Frauen, die ihm sofort verfallen und umgehend vor den Traualtar geführt werden, ungeachtet dessen, dass er bereits mehrfach verheiratet ist, doch muss zu Hawks' und Hecht's Ehrenrettung gesagt sein, dass Villa's Witwe zufrieden mit der Darstellung ihres Mannes gewesen sein soll.
Viele Versatzstücke der Inszenierung wurden später wiederverwendet, wie zum Beispiel die Erschießung der gefangenen Soldaten, die sich hintereinander in einer Reihe aufstellen mussten, um Munition zu sparen. Eine Szene, die sich in Buzz Kulik's VILLA RIDES! (1968) fast genauso findet. Auch Elia Kazan ließ sich vom Stil des Films überdeutlich inspirieren, als er mit seinem preisgekrönten VIVA ZAPATA! (1952) dem anderen berühmten Revolutionär, dargestellt durch Marlon Brando ein Denkmal setzte, wobei er allerdings um einiges freier mit der Historie umging. Angeblich plante sogar Sergio Leone in den 60ern ein Remake von VIVA VILLA!, mit GIU' LA TESTA drehte er schließlich einen eigenen Revolutions-Western und bereicherte damit den Kanon von italienischen Politparabeln im Genre-Kostüm.
Siehe hierzu: https://www.moviepilot.de/liste/viva-mexico-viva-revolucion-eddielomax
Zum Tod von Bertrand Blier hier ein alter Text zu LE BRUIT DES GLAÇONS
Charles (Jean Dujardin) ist ein erfolgreicher Schriftsteller, Anfang Vierzig, lebt auf einem Landgut, meidet die Stadt und die Öffentlichkeit. Seit einigen Jahren hat er ein Problem. Genau genommen seit er von Frau und Sohn verlassen wurde. Er ist schwerer Alkoholiker, trinkt in der Regel acht Flaschen Wein am Tag, langweilt sich am Pool, schreibt kein einziges Wort mehr. Da klingelt es eines Tages am Tor. Ein Mann (Albert Dupontel) steht da und verlangt Einlaß, lässt sich nicht abweisen. Denn einen wie ihn kann man nicht einfach abweisen. Das wird Charles spätestens klar, als sich der Mann vorstellt.
Das Problem mit dem Krebs ist, das er immer wieder kommt.
Altmeister Bertrand Blier schildert den Kampf gegen den Krebs als teilweise derb-schwarzhumorige Groteske, bei der einem mehr als einmal das Lachen im Halse stecken bleibt. Der begrenzte Schauplatz sorgt für höchste Konzentration auf die messerscharfen Dialoge, sorgt allerdings auch dafür, das der Film etwas theaterhaft daherkommt, was ja nicht grundsätzlich schlecht sein muss, dem Ganzen jedoch einen etwas zu strengen Charakter verleiht, welcher den scharfzüngigen Wortwechseln etwas im Wege steht.
Hat man sich allerdings damit arrangiert, bietet DER KLANG VON EISWÜRFELN einen tollen Parforceritt durch ein sonst weitgehend tabuisiertes Thema und sorgt mit seiner lebensbejahenden Grundaussage für ein oftmals befreiendes Lachen, ohne sich je für einige wohltuende Albernheiten zu schämen.
Getragen wird die ungewöhnliche Komödie von ihrem perfekt gewählten Hauptdarsteller-Trio Jean Dujardin, kurz vor seinem internationalen Durchbruch mit THE ARTIST, Albert Dupontel, der nach vielen Thrillern in den vergangenen Jahren endlich mal wieder komisch sein darf, und der für diese Rolle mit dem französischen Filmpreis ausgezeichneten Anne Alvaro, als Charles Haushälterin.
Fazit: Die Liebe, der Krebs und der Tod sind die Themen in dieser etwas theaterhaften Groteske von Altmeister Bertrand Blier, exzellent besetzt und gespielt.
THE SUSPECT (UNTER VERDACHT) von Robert Siodmak würde ich nur bedingt dem FILM NOIR Kanon zuordnen, auch wenn er dazugezählt wird. Als der erwachsene Sohn von zu Hause auszieht, ist das gemeinsame Leben der Eheleute Marshall zu Ende. Sie (Rosalind Ivan) hat ihm (Charles Laughton) die gemeinsame Zeit zur Hölle gemacht, jetzt zieht der gutmütige Geschäftsmann ins Zimmer des Sohnes. Bald lernt er die sehr viel jüngere Mary (Ella Raines) kennen und lieben, doch seine Frau verweigert ihm die Scheidung. Kurz darauf ist sie tot.
Für mich war das ein oft betuliches Kriminaldrama im alten London um 1900, mit einer herausragenden Darstellung von Charles Laughton und wieder Ella Raines in einer etwas weniger fordernden Rolle, die sie ebenfalls zu meistern weiß. Ich kenne noch ein paar andere Filme mit ihr, wie ich herausgefunden habe, aber leider ging ihre Karriere nach den 40er Jahren nicht mehr in dem Maße voran, wie sie es verdient gehabt hätte. Ein Schicksal welches sie mit vielen Kolleginnen teilt, welche die 30 überschritten haben.
PHANTOM LADY (ZEUGE GESUCHT) von Robert Siodmak beeindruckt durch eine tolle Bildsprache und vor allem seine weibliche Hauptrolle, was ja auch im FILM NOIR eher selten war. Ella Raines spielt absolut mitreißend. Dass Franchot Tone, der eigentliche Star des Films, erst nach der Hälfte der Laufzeit auftaucht, ist ebenso mutig wie ungewöhnlich für die Entstehungszeit.
Ein verheirateter Mann (Alan Curtis) verbringt den Abend mit einer Fremden, Namen und Kontaktmöglichkeiten werden nicht ausgetauscht. Als er nach Hause kommt, ist seine Frau ermordet. Die Indizien sprechen gegen ihn, bald wird er verhaftet. Seine Sekretärin (Ella Raines), die in ihn verliebt ist, glaubt nicht an seine Schuld und versucht den wahren Täter zu ermitteln, wobei sie später Hilfe von einem Freund (Franchot Tone) des Beschuldigten erhält.
Atmosphärische Ausleuchtung, packende Inszenierung und herausragende Schauspielleistungen bis in die Nebenrollen (u.a. Elisha Cook jr.) zeichnen diesen Beitrag Siodmaks aus, der im selben Jahr mit THE SUSPECT noch einen weiteren Film mit Ella Raines realisierte.
D.O.A. von Rudolph Maté schaltet nach brilliantem Auftakt erstmal ein paar Gänge runter und präsentiert mit dem Jedermann Bigelow (Edmund O'Brien) einen nicht besonders sympathischen Normalo als Hauptfigur, der seiner Geliebten das Hochzeitsversprechen schuldig bleibt, indem er zunächst bei einem Kurzurlaub in San Francisco nochmal so richtig die Sau rauslassen will. Doch dann wird er zum Opfer eines Verbrechens und schaltet für seine Rache um in den Turbo.
Da ich vor vielen, vielen Jahren mal das gleichnamige Remake von D.O.A. (OPFER DER UNTERWELT) gesehen habe (dt. Titel BEI ANKUNFT: MORD), war das Original für mich der Einstieg in ein dunkles Wochenende und konnte mich gleich begeistern. Nur selten gab es wohl einen FILM NOIR, der seinen Stiefel derart kompromisslos und rasant, nach eher ruhigem ersten Drittel durchzieht. Schade, dass die Synchronfassung verschollen ist, aber toll, dass man den Film auf DVD trotzdem für den deutschen Markt (OmU) zugänglich gemacht hat. Kein Wunder, dass er zu den besten seiner Gattung gezählt wird.
WAR DRUMS von Reginald LeBorg ist einer von drei Filmen, die Lex Barker 1957 für die BEL AIR drehte, der Produktionsfirma von Howard W. Koch und Aubrey Schenck, die anderen beiden waren JUNGLE HEAT und THE GIRL IN BLACK STOCKINGS. In REBELL DER ROTEN BERGE (dt. Kino-Titel) steht für deutsche Zuschauer die Welt erstmal auf dem Kopf, denn der ehemalige Tarzan-Darsteller spielt, was damals naheliegend war, erneut einen echten Naturburschen, nämlich den HÄUPTLING DER APACHEN (Fernsehtitel) Mangas Coloradas (1797 - 1863), dessen Leben hier jedoch nicht besonders historisch korrekt wiedergegeben wird.
Vielmehr dreht sich die Geschichte vorrangig um die Liebesbeziehung des Anführers zu der Mexikanerin Riva (Joan Taylor), die er zunächst aus der Sklaverei einer Bande von Pferdedieben befreit. Mangas hat auch einen weißen Freund, den Händler Fargo (Ben Johnson), der sich in Riva verliebt, doch der Häuptling entscheidet, dass Riva sein eigenes Weib wird. Als Goldsucher rücksichtslos gegen Apachen vorgehen und diese sich wehren, ruft das die Armee auf den Plan. Ein Krieg scheint unausweichlich und die Freunde stehen bald auf verschiedenen Seiten.
Der Film entstand in der Folge von indianerfreundlichen Western der 50er Jahre, wie BROKEN ARROW (Delmer Daves, 1950), kümmert sich jedoch weit weniger um die Abbildung tatsächlicher Begebenheiten, als es möglich gewesen wäre. Lex Barker trägt schonmal die Perücke von Pierre Brice Probe und macht als Indianer-Häuptling eine gute Figur. Die Kostüme sehen einigermaßen authentisch aus, die restliche Ausstattung (Waffen etc.) passt hingegen mehr zu einem klassischen Western.
Der zeitliche Rahmen des Films verortet sich etwa zu Beginn des Bürgerkriegs, der auch thematisiert wird, da ständig von Präsident Lincoln geredet wird, Mangas Coloradas wäre hier allerdings bereits über 60 Jahre alt gewesen und nicht erst Anfang dreißig. Sei es, wie es ist, WAR DRUMS ist solide produziert, gut gespielt und niemals langweilig. In einer kleinen Nebenrolle gegen Ende kann man Stuart Whitman kurz vor seinem Aufstieg zum Hollywood-Star entdecken.
THE ALTO KNIGHTS von Barry Levinson wird nach Martin Scorsese 's THE IRISHMAN das letzte, große Hurrah des amerikanischen Mafiafilms und bringt die doppelte Dosis De Niro an den Start, in den Rollen der zwei letzten bedeutenden Bosse Frank Costello und Vito Genovese, deren Ende gleichermaßen den Untergang der ehrenwerten Gesellschaft bedeutete. Hier gibt's den Trailer:
https://m.youtube.com/watch?v=oeMpsYkP5QM
Aus aktuellem Anlass, zum Tod von David Lynch, nochmal WILD AT HEART:
Für mich die Geburtsstunde von Nicolas Cage, hier kongenial synchronisiert durch Rolf Zacher, in der wahrhaftigsten Liebesgeschichte des popkulturellen Zeitalters, mit der reinen Seele Laura Dern, noch einmal nach BLUE VELVET. Der Durchbruch für Chris Isaak, der unvergessliche Auftritt von Willen Dafoe als Bobby Peru und der traurige Harry Dean Stanton mit seinem unglücklichen Schicksal. Daneben Angelo Badalamentis Score, die hypnotischen Bilder, der schier unerschöpfliche Ideenfluss in der Inszenierung. Immer wieder Barry Gifford, dessen Text den Ton vorgibt, Isabella Rossellini als laszive Perdita Durango, die später ihren eigenen Film bekam. Und natürlich auch Elvis Presley, der Zauberer von Oz und die Kehrseite des amerikanischen Traums. Endlose Highways, weite Landschaften und Figuren in einem Wicked Game, wo jederzeit der Tod nach einem greifen kann und nur die glücklich sein können, die wenigstens ihre Liebe leben, dort wo die Schlangenlederjacke das Symbol der individuellen Freiheit ist. Ein Augenöffner für jugendliche Kinogänger wie mich, ein Türöffner für Filmemacher wie Quentin Tarantino. David Lynch hat das Kino für immer verändert, das Filme sehen, das über Filme nachdenken. Mehr geht nicht.
THE SPLIT von Gordon Flemyng basiert auf dem siebenten PARKER-Roman (Parker und der Amateur) von Richard Stark und entstand in der Folge von POINT BLANK (John Boorman, 1967) mit Lee Marvin, der im Vorjahr die Kassen der MGM klingeln ließ. Der Produzenten-Logik zufolge brauchte man jetzt nur wieder einen britischen Regisseur zu engagieren und hätte bald den nächsten Hit in der Tasche. Aus rechtlichen Gründen durfte Parker auch hier nicht so heißen und trägt deshalb den Namen McLain.
McLain's (Jim Brown in seiner ersten Hauptrolle) neuester Coup ist, in Los Angeles die Einnahmen eines Football-Matches zu stehlen. Für den Überfall auf die Stadionkasse benötigt er ein kleines Team von Experten. Einen Mann für's Grobe (Ernest Borgnine), einen Safeknacker (Warren Oates), einen Waffenspezialisten (Donald Sutherland), sowie einen Fluchtwagenfahrer (Jack Klugman). Der Raubzug ruft natürlich einen Cop (Gene Hackman) auf den Plan. Völlig klar, dass die Dinge irgendwann aus dem Ruder laufen.
Natürlich entwickelt der auch als DIE GANZ GROßE KASSE gezeigte Film zu keiner Zeit die herausragende Klasse seines Vorgängers, vor allem nicht visuell, kann aber prima als räudige B-Variante überzeugen. THE SPLIT ist schnell, großartig besetzt und von einem starken Soul-Soundtrack (Quincy Jones) untermalt, der den Habitus der BLAXPLOITATION vorwegnimmt. Donald E. Westlake's (Pseudonym: Richard Stark) moralbefreiter Zynismus macht keine Gefangenen und erscheint um einiges glaubwürdiger als es bei manchen seiner Zeitgenossen der Fall ist.
VA BANQUE von Diethard Küster ist heute eher für seinen Handlungsort zu der Zeit, in der er entstanden ist interessant. Zudem lässt er eine Menge illustrer Gestalten auflaufen, deren Mitwirkung zu erreichen sicherlich nicht ganz einfach war. Am besten lässt sich der Film wohl als eine Mischung aus Heist-Krimi und TAXI DRIVER auf Sparflamme bezeichnen.
West-Berlin, Mitte der 80er: Stefan (Winfried Glatzeder) ist ein Filou wie er im Buche steht. Seinen Lebensunterhalt sichert er sich als Taxi-Fahrer, den Rest seiner Zeit füllt er mit Frauen und Glücksspiel. Ständig abgebrannt entwickelt er bald kriminelle Energie. Kumpel Paul (Achim Reichel) befindet sich in einer ähnlichen Situation. Zusammen mit Stefans neuer Flamme Helen (Grazyna Dylong) planen Sie den Überfall auf einen Geldtransport.
Zwischen Tag und Nacht, schick und schäbig, präsentiert sich die eingemauerte Stadt auf Straßen und in Nachtklubs, mischt Alltagsszenen mit Halbwelt-Aktionen, deren Glaubwürdigkeit bisweilen strapaziert wird. Besonders spannend ist das nicht inszeniert, weshalb es sich lohnt, einen Blick auf die im Rückblick wirklich außergewöhnliche Besetzung zu richten.
Da sind neben Achim Reichel viele Musiker-Kollegen wie Willy De Ville und Rio Reiser, die jeweils Stücke zum Soundtrack beisteuern, sowie die markanten Gesichter von Rolf Zacher und Leonard Lansink als Gangster und Ganove in kleinen Rollen zu entdecken. Zu einem Auftritt als Taxi-Fahrer-Kollegen mit literarischen Ambitionen konnte Ex-Sponti Küster seinen früheren Kampfgefährten, den späteren Grünen-Parteichef und Außenminister Joschka Fischer bewegen. Die meisten dieser Figuren bleiben unterentwickelt, ebenso wie die Handlung. Wer allerdings Interesse am Lokalkolorit und dem Szene-Personal jener Tage hat, kann getrost mal reinschauen.
AMERICAN PRIMEVAL von Peter Berg erinnert in seiner bitteren Konsequenz an die hoffnungslosen Romanwelten eines Cormac McCarthy, dessen Beschreibungen des alten Westens praktisch all das vorweggenommen haben, was hier endlich mal umgesetzt wird. Die Frontier dient nicht mehr als Sehnsuchtsort der Verheißung, sondern wird als Niemandsland, als Hölle auf Erden gezeigt, wo es einzig ums Überleben geht, oder mehr noch darum, dem sicheren Tod zu entgehen. Gesetzt in den 1850er Jahren, also noch vor dem Sezessionskrieg und der Eroberung des Westens, orientiert sich die Story an den historischen Wegmarken tatsächlicher Ereignisse und lässt Persönlichkeiten jener Zeit wie Jim Bridger und Brigham Young auftreten, dessen erbarmungslose Expansionspolitik von Gottes Gnaden einmal nicht verklärt und so ungeschönt dargeboten wird, dass es einem die Kehle zuschnürt. Überhaupt sind Gewalt, Blut und Tod der rote Faden an dem sich die amerikanische Urgeschichte, wie sie treffend betitelt ist, entlangschnürt, gänzlich ohne Erklärung oder Einführung. Die Getriebenen, und das sind sie alle, sind einfach da und die Ereignisse passieren. Den einen, die passiv zum Spielball der von Angst und/oder Gier motivierten Figuren werden, den anderen, deren Wille auszuhalten, fortzukommen, weiterzuleben stärker ist. Allein das Schicksal entscheidet, wer wie weit kommt. Ein mächtiger Brocken ist das, hart wie Granit. Daneben könnte es wohl kaum einen treffenderen Kommentar zum Zeitgeschehen in den USA im besonderen, in der Welt im allgemeinen geben.
COSTANTINO IL GRANDE von dem vor allem für seine Dramen und Komödien bekannten Lionello De Felice stellt den um Seriosität bemühten Versuch eines italienischen Monumentalfilms dar, dessen Hauptaugenmerk der Wandlung seiner Titelfigur zum Christen gilt, womit er sich in direkter Folge von Hollywood-Produktionen wie Genre-Auslöser QUO VADIS (Mervyn LeRoy, 1951) oder THE ROBE (Henry Koster, 1953) wiederfindet. Dabei wird erfreulicherweise auf allzugroße Effekthascherei verzichtet und der Fokus auf politische Ränkespiele um Intrigen, Macht und Christenverfolgung gelegt, deren Überwindung Konstantin den Weg ebnete. Der Film leidet in seiner längeren Originalfassung etwas an seinem behäbigen Tempo, was inhaltlich jedoch aufgewogen wird, da die zu bewältigenden Konflikte ernsthaft und interessant bearbeitet werden. Das dies gelingt liegt zum einen an der treffenden Besetzung der Hauptrolle mit Cornel Wilde, der während der Dreharbeiten von einem Löwen verletzt wurde und im Anschluss (fast) ausschließlich in selbstinszenierten Filmen auftrat und Hollywood nach langer Karriere den Rücken kehrte, sowie an der Aufteilung der Nebenrollen durch ein internationales Ensemble (u.a. Belinda Lee in einer ihrer letzten Rollen) erstklassiger Schauspielerinnen und Schauspieler. Zum anderen stimmt das Handwerk in Ausstattung, Bild (Kamera: Massimo Dallamano), Dramaturgie und Ton, was sich an gewisser Opulenz bei manchen Szenen zeigt, bspw. wenn zur finalen Schlacht Statistenheere aufeinandergehetzt werden. Zur Beteiligung des an einigen Stellen als Co-Regisseur aufgeführten Irving Rapper konnte ich, außer seiner Schnittarbeit an diversen internationalen Fassungen, leider keinerlei Informationen finden.
I'M GONNA GIT YOU SUCKA von Keenen Ivory Wayans kann als die ultimative Parodie auf das Blaxploitation-Genre viel Freude bereiten, zumindest bis BLACK DYNAMITE kam, was natürlich nur dann funktioniert, wenn man die wichtigsten Filme, Soundtracks und Stars kennt. Für alle anderen ist es eine eher alberne Klamotte mit einigen gelungenen und vielen weniger gelungenen Gags. Zudem kann es hilfreich sein, den Humor der Wayans-Familie zu teilen, deren Geschäftsmodell in der Folge Parodien wie diese darstellten. Ich für meinen Teil könnte mir vorstellen etwas mehr Spaß damit gehabt zu haben, hätte ich den Film zwanzig Jahre früher gesehen. Mittlerweile fühle ich mich doch etwas zu alt für solchen Quatsch, kann aber nicht leugnen, die Auftritte von Altstars wie Bernie Casey, Jim Brown und Isaac Hayes sehr unterhaltsam zu finden. Ende der 80er, in Zeiten des aufkommenden NEW BLACK CINEMA war eine solche Film-Verarsche selbstverständlich ein Zeugnis perfekten Timings, da hier nicht nur der neue Boom bedient, sondern das dankbare Publikum gleichzeitig an die erste Generation von Filmemachern aus der Community erinnert wurde.
HAPPY 100th BIRTHDAY to LEE VAN CLEEF!
Der vielleicht größte Italo-Western-Star startete seine Karriere mit einer Rolle als Gegner von Gary Cooper in HIGH NOON - 12 UHR MITTAGS von Fred Zinnemann und spielte anschließend in unzähligen Western ähnliche Typen, bis er mit bereits über 40 Jahren von Sergio Leone für dessen legendäre Dollar-Trilogie als Widerpart für Clint Eastwood entdeckt wurde. Von nun an ging's bergauf für den Mann mit dem Raubvogel-Gesicht, der ab jetzt Hauptrollen spielen durfte und nicht mehr immer nur den Bösewicht. Über 50 Western drehte er in seiner Karriere, unter anderem für John Ford, davon 18 Hauptrollen, die meisten davon in Italo-Western. Einen Überblick seiner Arbeit im ältesten Genre der Filmgeschichte gibt's hier:
https://www.moviepilot.de/liste/lee-van-cleef-und-seine-western-eddielomax
HAPPY 90th BIRTHDAY to THE KING!
Seine ultimative Show gibt's noch bis zum 14.01.2025 auf arte:
https://www.arte.tv/de/videos/043165-000-A/elvis-68-comeback/
BA GUO LIAN JUN von Chang Cheh kann als Antwort der Shaw Brothers auf Nicholas Ray's 55 DAYS AT PEKING verstanden werden und betreibt einen ähnlichen Aufwand, zumindest was Ausstattung, Material und Personal betrifft.
Drei junge Brüder (Alexander Fu Sheng u.a.), deren besondere Kampftechnik im ganzen Land bekannt ist, treten der Boxer-Bewegung bei, die es sich zur Aufgabe gemacht hat das Land von der Unterdrückung durch ausländische Mächte, allen voran Deutschland, Russland und Japan zu befreien.
Bei der historischen Genauigkeit wird noch weniger auf die verbürgten Geschehnisse des Jahres 1900 eingegangen als bei Ray, vielmehr kann man BOXER REBELLION (internationaler Titel) grobe Geschichtsfälschung im Sinne chinesischer Propaganda vorwerfen. Nicht mal ansatzweise wird sich bemüht, das Treiben des marodierenden Geheimbundes zu hinterfragen, die politische Rolle der Kaiserin-Witwe wird verharmlost und der Aufstand zum nationalen Freiheitskampf umgedeutet, von der Rolle Deutschlands als Oberbösewicht in Gestalt von Richard Harrison (der in der Originalfassung ein ganz passables Deutsch spricht) ganz zu schweigen.
Davon einmal abgesehen kann sich der Film als anspruchsloser Kung-Fu-Streifen jedoch sehen lassen. Selten wurde, wie eingangs erwähnt, größeres Spektakel betrieben. Chang Cheh als erfahrenster Regie-Handwerker des Shaw Studios sorgt für einen guten Erzählfluss, immer wieder angereichert mit abwechslungsreichen Kämpfen, die sich im Fortlauf des Films immer größer und umfangreicher gestalten, dabei sehr blutig geraten und teilweise mit Zeitlupe arbeiten.
Wie üblich wurde bei der deutschen Kino-Version seinerzeit massiv die Schere angesetzt, knapp eine Stunde des zweieinhalbstündigen Werkes wurde entfernt, zudem ein erklärender Off-Kommentar hinzugefügt, sowie das Dialog-Buch in einer Weise angepasst, dass es mit dem im Originaltext nichts mehr zu tun hat. Die mittlerweile erhältliche deutsche Blu ray enthält eine weitgehend ungeschnittene Fassung des Films mit englischen Untertiteln, wodurch man zumindest eine Ahnung von der ursprünglichen Intention der Macher bekommt.