elmnope - Kommentare

Alle Kommentare von elmnope

  • 9

    Trainspotting hat- entgegen dem deutschen Untertitel- eigentlich keine Helden zu bieten, sondern wahre Antihelden. Renton und seine Freunde sind keine tragischen "Opfer" der Drogen, noch wird deren Missbrauch hier romantisch verklärt.
    Die Figuren grenzen sich absichtlich von der Gesellschaft ab- so sehr es nur geht. Das Heroin bedeutet dabei die maximale Abgrenzung; Renton und Co. scheißen auf alles und jeden, auch auf sich selbst und das geht mit Heroin am besten, wird aber auch durch Stehlen, Lügen und Arbeitslosigkeit unterstrichen.
    Und das kann Spaß machen, genauso wie es grauenhafte Konsequenzen haben kann. Boyle hat einen Film über Drogenmissbrauch gemacht, der seinem Thema bemerkenswert ambivalent gegenübersteht- die Junkies werden nicht mehr oder weniger verurteilt, als die "normalen" Menschen um sie herum, die sich statt mit Drogen mit Alkohol, Medikamenten oder Fernsehen betäuben.
    Und obwohl es genügend Gründe gibt, die Junkies im Film nicht zu mögen, sind sie eigentlich doch mehr oder weniger sympathisch.
    Egal, ob du zu Ja zu einem pervers großen Fernseher sagst, Ja zur Zahnzusatzverischerung oder Ja zu hirnlähmenden Gameshows oder nicht... zu Trainspotting kann man auf jeden Fall Ja sagen- und das mit einem dicken Ausrufezeichen!

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    • 7 .5

      John dies at the end hat so einiges zu bieten: Fleischmonster, Penistürklinken, Geisterhandsyndrome, heldenhafte Hunde, Drogenmissbrauch, das Universum, der Tod und ein ganzer Haufen anderer abgefahrener Scheiße geben sich die Klinke in die Hand und bescheren einen der spaßigsten Filme seit langem!
      Und John dies at the end nimmt sich selbst nur äußerst selten wirklich ernst, kommt aber doch nie zu albern rüber.
      Zu jeder Menge witziger Einfälle gesellen sich dann noch ein paar ganz nette Splatterszenen und fertig ist ein Film, der ruhig noch ein bisschen länger hätte sein können, damit das letzte Drittel nicht ganz so abrupt daher kommt.
      Ein wenig zu vollgestopft wirkt er schon, doch fast nur mit coolen Ideen und so kann man sich diesen völlig durchgeknallten, aber doch sympathischen Trip von einem Film kaum entgehen lassen!

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      • Auch diesmal würde ich mir bei einem Artikel dieser Rubrik vielleicht ein, zwei Links o.Ä. am Ende des Artikels wünschen, die zu einer weiterführenden Website, oder hier eben zur Website der NFR (falls vorhanden) führten.
        So hätte man direkt die Möglichkeit, sich bei Interesse weiter zu informieren.

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        • Um mal South Park zu zitieren:
          "Man kann über Mel Gibson sagen, was man will, aber mit Dramaturgie kennt er sich aus."

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          • 9

            Im Kern wird in Moulin Rouge eine recht simple, klassische und höchst dramatische Liebesgeschichte erzählt, mit allem, was dazu gehört. Durch die Rahmenhandlung und durch das Stück im Stück wird nie ein großes Geheimnis daraus gemacht, was passiert- entscheidend ist hier das Wie. Und wie diese Geschichte inszeniert ist, sucht tatsächlich seinesgleichen.
            Baz Luhrmanns Film erschlägt den Zuschauer förmlich mit seiner Opulenz, seinen überbordenden Kulissen, Kostümen und den Alberheiten. Allein optisch entwickelt der Film solch einen rauschhaften Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Überhaupt ist es vor allem die inszenatorische Kraft, die hinter jeder Szene steckt, die den Film trotz einiger Schwächen in der Handlung vorantreibt. Die anfänglichen Leichtfüßigkeit und der Witz weichen dem großen Drama, das sich entwickelt.
            Subtilität kennt dieser Film nicht- es stehen die ganz großen Gefühle, die immerwährende Liebe und all die damit verbundene Tragik im Vordergrund und dem entsprechend fällt auch die Präsentation aus: hier wird schamlos im Glitzerregen über die Dächer von Paris getanzt, Probleme werden herausgeschrien- auch mal im strömenden Regen und das Moulin Rouge ist der einzig bunte, knallrote Fleck im sonst grauen Paris.
            Die Musik, in eingängigen, teils schönen, teils schrägen Neuinterpretationen nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, wirkt aber nur selten aufdringlich. Die wichtigsten Teile der Entwicklungen finden nur durch ein bestimmtes Lied und seine Vortragsweise statt- und spiegeln so auch die Gefühlswelt der Protagonisten wider.
            Hier zeigt sich Luhrmanns Können, Gesang, Bilder und Handlung wirkungsvoll unter einen Hut bekommen zu können.
            Mit "Come what may", als einziges kein Cover, findet der Film zudem zwischen all seiner (musikalischen) popkulturellen Zitation auch eine eigene Stimme, als Inbegriff und Hymne für die Liebe zwischen Satine und Christian.
            Insgesamt ist es fast erstaunlich, dass Gefühle und Beziehungsgeflechte nie oberflächlich oder gar wie bloße Behauptung wirken, obwohl diese fast ausschließlich durch einzelne Lieder zur Sprache gebracht werden- gerade hierdurch werden sie manifestiert; eine Stärke, die nicht jedes Musical unbedingt aufweist.
            Und obwohl der Film so laut, bunt, schrill und manchmal fast enervierend albern ist, weiß er gerade in seinen ernsteren Momenten wahrhaft Gänsehaut zu erzeugen.
            Am Ende gibt es, glaube ich, genauso viele Gründe, Moulin Rouge nicht zu mögen, wie es Gründe gibt, den Film zu lieben- wahrscheinlich sind es eigentlich sogar die gleichen. Für mich ist Moulin Rouge ein Rausch, "ein Fest der Sinnenfreuden" (wie Zidler sagt), so als hätte man sich selbst ein wenig zu sehr von der grünen Fee und der Revolution der Bohème hinreißen lassen...

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            • 5 .5

              Für Hangover 2 gelten die üblichen Regeln einer Fortsetzung: größer, schriller, abgefahrener und witziger (?)- das ist die Devise und gerät gerade dadurch zu einem richtigen Ärgernis, ist der zweite Teil doch nicht nur ein halbgarer Aufguss des Erstlings, sondern verspielt auch unnötig Smpathien.
              Die Story ist im Grunde genau die Gleiche, nur vor anderer Kulisse, doch bei den nächtlichen Eskapaden wird ordentlich eins draufgesetzt. Das ist leider nur noch halb so witzig und während im ersten Teil auch noch ein wenig die zwischenmenschliche Komponente eine Rolle spielte, verkauft der zweite Teil seine Figuren regelrecht für einen "guten" Gag.
              So zum Beispiel Stu- irgendwie war es doch charmant, dass er betrunken eine nette Stripperin geheiratet hat, war seine Freundin daheim doch einfach eine dumme Kuh. Jetzt aber will er eine hübsche, nette Frau heiraten und betrügt sie (dazu auf recht unappetitliche Weise) mit einem Transvestiten. Hierdurch wirkt die Figur nicht mehr nur lächerlich, sondern auch unsympathisch. Das liegt daran, dass Hangover 2 krampfhaft versucht, allerlei Grenzen zu überschreiten- was allerdings nur bedingt funktioniert.
              So ist der Film trotz seiner Überdrehtheit manchmal auch richtig lahm.
              So wirklich hat sich die Fortsetzung einer Geschichte um einen spontan missglückten und verrückten Abend ja eh nicht angeboten. Freunde des richtig derben Humors werden auch hier noch auf ihre Kosten kommen, doch insgesamt kann man sich Hangover 2 auch sparen.

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              • naja... aber eine neufassung von friedhof der kuscheltieren wär wirklich nicht schlecht

                • 8

                  Ach war das schön als Shrek noch neu war, noch keinen Rattenschwanz an Fortsetzungen hinter sich herzog und eine kleine Revolution im Bereich der Kinder- und Animationsfilme darstellte.
                  Heute sieht das schon anders aus und irgendwie ist dadurch auch ein Teil des originellen Charmes von Teil eins ein wenig verloren gegangen.
                  Trotzdem macht dieser Film Spaß und er wagt es erfrischenderweise (und manchmal überdeutlich) mit den Konventionen von Disney und Konsorten zu brechen.
                  Shrek ist ein Held wider Willen, ist dem Ideal vom tollen Prinzen so fern wie es nur geht und auch Prinzessin Fiona fügt sich so gar nicht dem Klischee der holden, hilflosen Maid.
                  Die Oberflächlichkeit von Disney bezüglich der makellosen Attraktivität seiner Figuren wird bewusst unterwandert (gleiches gilt für den Humor)- um so größer ist die Sympathie für Shrek und seine Herzensdame, die gerade durch ihre Schrulligkeit liebenswert sind.
                  Esel ist ein durch und durch gelungener, komischer Sidekick, die Story hat Schwung und Tempo und ach ja- das Ganze sieht natürlich auch fantastisch aus.
                  Die Musik und allerlei amüsante popkulturelle Referenzen geben den letzten Schliff.
                  Man kann also getrost doch noch einmal bei Shrek im Sumpf vorbeischauen...witzig ist es auf jeden Fall.

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                  • 7

                    Würde sich bei the Amazing Spiderman als Reboot nicht nur der Vergleich mit den noch jungen Vorgängern aufdrängen, sondern ebenfalls die Frage nach seiner Daseinsberechtigung (die sich tatsächlich kaum sinnvoll beantworten lässt), stünde dieser Film gar nicht mal so schlecht da. Mit grandiosen Schauwerten und einem ganz ordentlichen Cast weiß er durchaus als ganz nette Comicverfilmung zu begeistern.
                    Dennoch fragt man sich bei so viel filmischer Redundanz dann eben doch, warum man sich das Ganze jetzt überhaupt anschaut, stellt doch gerade die Spiderman- Triologie einen äußerst gelungenen Umsetzung der Geschichten um die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft dar.
                    The Amazing Spiderman ist recht ansehlich, ja, doch irgendwie riecht seine ganze Entstehung dann doch vor allem nach Geldmacherei- und das verleiht der Sache einen bitteren Beigeschmack und eigentlich kann ich ja auch genauso gut meine drei anderen Spiderman-DVDs einlegen und die schauen- so viel verpasse ich dabei nicht wirklich.

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                    • 6

                      "When the Vampires came out of the coffin..."

                      Die Idee ist gar nicht mal so schlecht umgesetzt, beinhaltet die Bekanntwerdung der Vampire doch so einiges an politischem Sprengstoff- die Serie spinnt hier in ihrer alternativen Welt ein teilweise komisches und doch reflektiertes Szenario, wie es sich in der heutigen Welt wohl tatsächlich zutragen würde. Dabei wird von fanatischen, religiösen Vampirhassern über Angelina Jolie, die ein Vampirbaby adoptiert bis hin zu einer subkulturellen Szene aus "Fangbangers" (die darauf stehen, von Vampiren gebissen zu werden), nichts ausgelassen.
                      Erzählerisch gibt True Blood vor allem seinen Nebenfiguren sehr viel Raum. Das ist einerseits sehr angenehm, da der Plot um Sookie, Bill und Eric nicht zu stark im Vordergrund steht, doch ist dies anderseits auch einer der größten Nachteile: durch die vielen Handlungsstränge, die zum Beginn einer Staffel eröffnet werden, schreitet die gesamte Handlung nur langsam voran und so tut sich in je 12 Folgen im Grunde gar nicht so viel bei jedem einzelnen. Manchmal wird hierbei dann aber auch arg absurd in die Klischeekiste gegriffen und logische Charakterentwicklung findet man ebenfalls nur selten.

                      Fazit: Hier wird das klassische Bild des übernatürlichen, geheimnisvolllen, aber gefährlichen Vampirs vermischt mit der neueren romantisierenden Komponente. Gerade durch letzteres scheint True Blood wohl vielen Leuten dem Klischee einer "Frauenserie" zu entsprechen, doch gerade durch seine politisierende Art, durch die deutliche Darstellung von Gewalt und und die komplexeren Verflechtungen grenzt sich True Blood deutlich und sogar auf recht kluge Art von Vampirdarstellungen wie etwa Vampire Diaries oder gar Twilight ab.

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                      • 8

                        Schreiben und filmisches Schaffen werden hier reflektiert, wie sie die Grundlage der Handlung bilden. So lässt sich auch eine kreative Schaffenskrise überwinden.
                        Die Darsteller überzeugen und endlich habe ich auch mal wieder einen wirklich lohnenswerten Film mit Nicolas Cage erwischt.
                        Adaption spielt mit dem Erzählerischen, mit den Erwartungen des Zuschauers und schafft so ein völlig eigenständiges Werk, das einfach anders ist. Beeindruckend ist hier vor allem, wie Kaufmans Gefühlswelt das Geschehen prägt- der Zuschauer erlebt einen Moment völliger Melancholie um im nächsten von der typischen Neugier getrieben zu werden, wie es weitergehen wird bei der Orchideenjagd.
                        Deshalb ist es auch schwer, Adaption eindeutig einem bestimmten Genre zuzuordenen. Man muss sich auf dieses sehr eigene, skurrile Gemisch aus Realität und Geschichte einlassen, dann findet man eine wahrlich seltenen Film- fast so besonders und berauschend wie eine Geisterorchidee.

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                        • 7

                          Was hier an Schauspielern aufgeboten wird, ist den Blick allein schon wert- allem voran der wunderbar exzentrische Auftritt Truman Capotes.
                          Darüber hinaus gibt es tatsächlich einige Szenen, inklusive dem Ende, die zum Schießen sind. Auch gefällt die Dekonstruktion des Krimigenres, die überraschend konkret wie präzise ausfällt. Wirkliche Logik oder Handlung sucht man vergebens und das ist ja auch gerade der Sinn der Sache, zeitweise aber eben auch ein wenig anstrengend.
                          Neben all der Albernheiten schleicht sich zudem die ein oder andere Länge ein, gerade am Anfang will die Handlung nicht wirklich in Fahrt kommen.
                          Insgesamt wirkt hier eben einiges doch schon recht angestaubt, einen Blick ist diese amüsante Parodie aber doch wert.

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                          • 6 .5

                            Auch ich durfte mir Buch und Film damals im Französischunterricht zu Gemüte führen. Die Geschichte ist durchaus liebenswert, ebenso die Schauspieler und das Setting. All das hat eigentlich das Zeug zu einem modernen märchenhaften Film, der sich für Mitmenschlichkeit und Toleranz ausspricht.
                            Trotzdem wollte der Funke aber nie so wirklich überspringen. Zu groß fühlt sich die Distanz zu den Figuren an und die Handlung wirkt unzusammenhängend, sprunghaft.
                            Vielleicht lohnt sich in diesem Fall aber auch wirklich eine Zweitsichtung, denn was man in der Schule gucken muss, gefällt einem in jüngeren Jahren vielleicht wirklich nur nicht, weil man eben muss.

                            • 7
                              über Dredd

                              Dredd macht keine Gefangenen- und das gilt nicht nur für den unerbittlichen Cop ohne Gesicht, sondern ebenfalls für den Film. Mit Gewalt wird so gar nicht gegeizt, die Action ist lupenrein, die Effekte toll, aber nicht aufdringlich und insgesamt gefällt vor allem der dreckige Look.
                              Was dagegen ein wenig stört ist, dass man eigentlich nie auch nur einen Moment um Dredd und seinen Rekruten fürchtet. Das liegt zum einen an der bewusst ambivalent gehaltenen Charakterzeichnung, sodass wirkliche Sympathie kaum möglich ist, zum anderen wirkt der Judge mitsamt seinem technischen Schnickschnack so stark, so unangreifbar in seinem Dasein und Tun, dass eigentlich gar nicht die Möglichkeit besteht, dass er verlieren könnte. Das nimmt dem Ganzen ab und an dann doch ein wenig die Spannung.
                              Die Figur Mama dagegen gefiel mir richtig gut und es war etwas schade, dass sie insgesamt dann doch nur recht wenig Präsenz zeigen durfte.
                              Trotzdem ein ansehnliches Actionspektakel, dass nicht so weichgespült daherkommt, wie fast alles Aktuelle in diesem Genre. Keine Frage, Dredd ist ein richtig harter Kerl- auch als Film.

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                              • 6 .5

                                Ein Fest der Misanthropie! Eine reizvolle Grundidee, bitterböser Humor und ein vielversprechender Anfang kennzeichnen God bless America, bevor es deutlich abwärts geht.
                                Originelle Ansätze ächzen hier unter der Last des arg konventionellen Handlungsaufbaus, während die beiden Hauptfiguren bis zum Ende blass und ziemlich eindimensional bleiben.
                                Roxy ist einfach nur ein psychopathischer Teenager und Frank ein genervter und frustrierter Typ. Auf lange Sicht reicht dies aber nicht, den Amoklauf der beiden zu rechtfertigen- im Gegenteil wird er dadurch immer abstruser und die Satire verliert dadurch gleichzeitig an Biss.
                                Dies scheinen auch die Macher gemerkt zu haben, denn statt die Motive ihrer Figur auszubauen, darf Frank stattdessen zu seiner Rechtfertigung eine Rede nach der anderen halten, warum all die, die getötet werden, es verdienen.
                                Und dabei wird mit dem metaphorischen Zaunpfahl nicht nur gewunken, der Zuschauer wird eher aufgespiesst.
                                Und hier liegt das größte Problem: der Film ist unerträglich plakativ. Er kennt keine leisen Zischentöne, keine subtile Kritik. Und irgendwie ist es doch gerade das, was eine gelungene Satire ausmacht.
                                God bless America ist wie ein nörgeliger, zynischer Typ, den niemand leiden kann: er beschwert sich nur, kann aber nie den Gegenbeweis antreten, es besser machen, oder eine Lösung anbieten, sondern lediglich motzen.
                                Und so ist der Film vor allem penetrant und irgendwie auch unbefriedigend, trotz seiner genüsslich zelebrierten Misanthropie.

                                • 9 .5

                                  Das Leben ist schön versucht nicht, den Holocaust historisch oder gar realistisch zu erfassen, dieser Film nähert sich dem Unfassbaren mit den Mitteln einer Komödie- und vermag so einen äußerst reflektierten und ergreifenden Film zu schaffen.
                                  Guidos Sohn hält Deportation und das KZ für ein Spiel- der Junge ist in gewisser Art und Weise immer noch frei; er ist kein Opfer sondern behält angesichts all der Grausamkeit eine (unschuldige) Würde.
                                  Und um Würde geht es im Wesentlichen, denn diese können die Nazis den Figuren in diesem Film nicht nehmen. Sie repräsentieren die Menschlichkeit gegenüber einem System, das hier als wahnsinnig und absurd entlarvt wird.
                                  Benignis Film funktioniert in diesem Sinne als Fabel über Grausamkeit und die Liebe, die dieser entgegensteht. Er dämonisiert oder dramatisiert nicht, er verzichtet (fast vollständig) auf die drastische Darstellung von Ermordung, Leid und Tod und dennoch sind diese- gerade durch das verzweifelte "Spiel" Guidos immer spürbar.
                                  Das Ganze fühlt sich zeitweise wie eine Geschichte an, die trotz ernster Momente noch gut ausgehen kann. Doch gleichzeitig drängt sich um so bitterer das Bewusstsein auf: das hier ist im Kern keine Geschichte, sondern eine Wahrheit steckt darin, die so schrecklich ist, dass man sie eigentlich nie vollständig begreifen, sie emotional nicht erfassen kann.
                                  Und Benigni sucht den Weg zu dieser Wahrheit über die Komik, doch er verliert sie nicht aus den Augen. Guido schafft es, seinen Sohn zu beschützen und zu retten, doch er selbst muss sterben. Denn gerade weil dies keine Geschichte ist, kann es kein Happy End geben. Hier kann es weder einen Retter geben, noch die realistische Hoffnung darauf, dass alles wieder gut wird.
                                  Wenn der kleine Junge sich in der Schlussszene freut, er habe das Spiel gewonnen, ist doch genau das Gegenteil der Fall, wie auch das Kind irgendwann einsehen wird. Das Leben war schön und es ist zerstört worden.
                                  Der Film konzentriert sich aber weniger auf die Taten, sondern vor allem auf die menschlichen Tragödien, ohne dabei belehrend wirken zu wollen.
                                  Und trotzdem ist Benignis Film voller Hoffnung. Diese Hoffnung liegt in der Menschlichkeit, der Würde und der Liebe, die hier aufrecht erhalten werden- aufrecht erhalten werden müssen!
                                  Sie sind das Einzige, was der Unmenschlichkeit entgegen gehalten werden kann. Diese Hoffnung schützt nicht, doch sie ist das, was bleibt. Und das ist es, was "Das Leben ist schön" so berührend, so schrecklich, so klug und ja, auch irgendwie wieder schön macht!

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                                  • 7

                                    From Hell ist an sich gar nicht mal so übel. Die düstere Atmosphäre und eine gute Besetzung wissen zu gefallen und so weiß der Film auch über weite Strecken als Thriller mit Goth-Elementen zu unterhalten.
                                    Doch mit Alan Moores Vorlage hat das Ganze recht herzlich wenig zu tun. Ich glaube nicht, dass dieses überaus komplexes und umfangreiches Werk sich filmisch werkgetreu umsetzen lassen würde. Doch wenigstens die Ansätze hätte man beibehalten können; denn in der Graphik Novel geht es über weite Strecken um den Ripper selbst und viel weniger um die Jagd nach ihm. Auch die Opfer stehen hierbei viel mehr im Vordergrund, während sich der Film lediglich eine 08/15 Lovestory zurecht spinnt.
                                    An sich funktioniert der Film natürlich als eigenständiges Werk, nur die Berufung auf den Comic ist hierbei eher irreführend.
                                    Abgesehen von seiner hervorragenden Darstellerriege bleibt From Hell nämlich leider nur Mittelmaß, gerade im Hinblick auf die Handlung- und das hätte nicht sein müssen, hätte man mehr von der Graphik Novel übernommen, als nur den Titel.
                                    So bleibt From Hell im Kern eine simple Suche nach der Verschwörung, dem Mörder und weiß sonst nur wenig zu bieten.

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                                    • 7

                                      Alles andere als ein Meisterwerk, aber unterhaltsam. Und ein so verdammt geiler Soundtrack!

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                                      • 9

                                        Popcornkino wie es sein soll!
                                        Und Jurassic Park bringt tatsächlich alles mit, was dafür nötig ist: sympathische Figuren, unsympathische Fieslinge, Hochspannung, ethische und moralische Fragestellungen und Konflikte, optische Brillianz- ach ja und: DINOS!!
                                        Wenn die Dinos das erste mal auf der Leinwand zu sehen sind, freue ich mich immer noch genauso wie mein sechsjähriges Ich es damals schon tat, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe (auch wenn ich den Film da nur so lange gucken durfte, bis der erste Mensch gefressen wurde).
                                        Und dann wäre da noch die Technik- diese Effekte, mittlerweile 20 Jahre alt, überstrahlen noch heute so einiges an Qualität und Brillianz.
                                        In Jurassic Park wird geklotzt und zwar so richtig, in einfach jeder Hinsicht und das ist auch gut so!

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                                        • 8

                                          Eine kleine Geschichte aus dem recht großen Kosmos der russischen Mafia wird hier erzählt. Eine Geschichte um ein Mädchen, die fast alle Schuldigen für eine Nebensächlichkeit halten; beispielhaft steht ihre Kaltblütigkeit hier dem persönlichen Leid, den zerstörten und ausgenützten Träumen eines Kindes entgegen.
                                          Croneberg vermeidet es, die Mafia zu glorifizieren- er zeichnet eine genaues Bild dieses Mirkrokosmos mit seinen eigenen alten Regeln und Gebräuchen innerhalb einer modernen Gesellschaft, eine grausame, patriarchalische Welt tut sich hier auf- doch auch hier gibt es nur Menschen, die nicht unbedingt von Grund auf böse sind, aber voll und ganz nach den Gesetzten ihrer Welt leben und deshalb Böses tun.
                                          Der Zuschauer begleitet Naomi Watts in diese Welt und lernt genauso wie sie, wem sie in diesem Spiel vertrauen kann und vor wem man sich in Acht nehmen sollte.
                                          Viggo Mortensen ist dabei als undurchsichtiger Fahrer perfekt besetzt.
                                          Und dann gäbe es da noch diese Szene in der Sauna. Und diese Szene ist eine meiner liebsten Kampfszenen überhaupt. Sie ist völlig roh und nüchtern inszeniert, ohne Musik, als (im wahrsten Sinne) nackter Überlebenskampf. Mortensen wird als Opferlamm in diese Sauna geschickt um zu sterben, hier soll Schuld mit Blut bezahlt werden, doch er kämpft unerbittlich bis zum Ende.
                                          Eine Kampfszene, wie sie wirkungsvoller und spannender nicht sein könnte, denn trotz der perfekten Inszenierung glorifiziert sie nichts. Sie wirkt realistisch, weil sie voller dreckiger, brutaler Gewalt ist und es am Ende eigentlich kein Sieger ist, der blutüberströmt auf dem Boden liegt, sondern nur ein Überlebender.
                                          Wie gesagt, erzählt der Film eigentlich nur einen kleinen Ausschnitt aus der Geschichte der Mafia, aber einen weitreichenden und wirkungsvollen Ausschnitt. Wenn der Film endet, gibt es eigentlich noch sehr viel mehr zu erzählen, doch dies wird ausgespart.
                                          Es ist eben nicht die große spannende Mafiastory, die hier interessiert, sondern das Leid, das diese Menschen verursachen, an jedem, den sie sich unterwerfen- und vielleicht kann sogar das, das alles noch ein gutes Ende finden...

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                                          • Treffende Liste. Alles ziemlich scheußliche Remakes. Die Sichtung von Wicker Man steht noch aus, ist aber auch passenderweise in größerer Runde mit viel Alkohol dabei geplant; die "Highlights" kennt man ja schließlich schon.

                                            • 9 .5
                                              über Drive

                                              Schweigsame, harte Außenseiter, Gangster, eine große Lovestory, Rache- all diese Zutaten findet man in tausendfacher Form in so vielen Filmen. Und meistens sind sie langweilig, unoriginell, ausgelutscht bis zum Geht-nicht-mehr.
                                              Und dann kommt dieser Film daher und erinnert daran, warum all diese Zutaten überhaupt so populär sind- dass sie nicht unbedingt eine graue Einheitspampe ergeben müssen, wenn man (um mal bei dem Vergleich zu bleiben) kochen kann. Und Refn kanns!
                                              Drive erzählt nichts Neues, beileibe nicht, aber er verbindet die einzelnen Elemente seiner Geschichte durch Ästhetik, Eleganz und Atmosphäre.
                                              Und wird fast ausschließlich von Ryan Gosling getragen, der durch minimale Veränderung seiner Mimik vom fürsorglichen Vaterersatz im nächsten Moment zum eiskalten Killer mutiert.
                                              Er schafft es, der eigentlich eindimensionalen Figur des Drivers die menschliche Seite zu verleihen, die nötig ist, um ihr Handeln glaubhaft zu machen.
                                              Refn braucht nicht viel: gute Musik und gute Darsteller reichen, um eine berührende Liebesgeschichte zu erzählen, die die brutale Gewalt, in die sie mündet glaubhaft machen kann.
                                              Und so schafft es Drive in seiner Gesamtheit, doch anders, einmalig zu sein!

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                                              • 8 .5

                                                Jugend bedeutet in gewisser Weise auch immer Schmerz, Orientierungslosigkeit und Angst. Aber Jugend bedeutet ebenso, dass Träume und Sehnsüchte noch Kraft haben; manchmal sogar mehr zählen, als die Realität.
                                                Erwachsene stehen dem gegenüber, vielleicht nicht als Böse, aber doch als eine schier unüberwindbare Macht.
                                                Die Welton Academy steht genau dafür- sie ist das Gefängnis aus Regeln und Zwang, dem sich die meisten Jugendlichen so oder so unterworfen fühlen.
                                                Und dann kommt John Keating, der Sicherheit gibt auf eine ganz andere Art und Weise. Der die Jugendlichen versteht, sie ernst nimmt und ihnen etwas eröffnet, das über strenge Lebenspläne, Vernunft und Erfolg hinausgeht.

                                                „Die meisten Menschen führen ein Leben in stiller Verzweiflung.“

                                                Und plötzlich sind Ängste und Träume nichts mehr, das versteckt werden muss, das unterdrückt werden muss. Sie sind das, was den Menschen ausmacht. Er lehrt sie, dass es die Möglichkeit gibt, glücklich zu sein, wenn man dies nur auch vom Leben einfordert.

                                                Was dann passiert, stellt alles, was Keating seine Schüler gelehrt hat, in Frage. Doch sie haben verstanden, worum es geht. Sie haben mehr und wichtigeres gelernt, als die strenge Welton Academy es ihnen beizubringen vermag; nämlich, das Leben zu genießen.

                                                Und so stehen sie auf ihren Stühlen und rufen:

                                                "Oh Captain, mein Captain!"

                                                Und ich rufe mit.

                                                7
                                                • 8

                                                  Würde The Dark Knight Rises nicht im übermächtigen Schatten seines Vorgängers stehen, wäre die allgemeine Bewertung wahrscheinlich ein wenig milder ausgefallen, doch selbst ich muss gestehen, dass ich nach der Erstsichtung im Kino ein klitzekleinwenig enttäuscht war.
                                                  Doch eigentlich ist Nolans Abschluss der Batman- Reihe immer noch ein guter, wenn auch mit einigen Schwächen.
                                                  Im dritten Teil kommen alle Fäden zusammen, die Geschichte des ersten Teils wird ebenso aufgegriffen, wie Bruce Waynes völlige Selbstaufgabe in der Rolle als dunkler Rächer. Und in diesem Teil gelangt er tatsächlich an seine Grenzen- dank Bane.
                                                  Bane ist in der Nolan-Reihe mein Lieblingsbösewicht, die meisten werden diese Ansicht wohl nicht teilen, doch er ist die ultimative Bedrohung- für Batman, für Gotham, für jeden einzelnen.
                                                  Der Kampf zwischen Bane und Batman ist eine der besten Szenen des Films; neben Bane wirkt Batman tatsächlich nur noch wie ein gealterter, verbitterter Mann im Heldenkostüm, der der Entschlossenheit, Boshaftigkeit und Physis Banes kaum etwas entgegenzusetzten hat.
                                                  Bane bricht unseren Helden, körperlich wie psychisch und es braucht einige Zeit, bis sich unser Held davon erholt hat.
                                                  Währenddessen hat es Bane geschafft, ganz Gotham in seine Gewalt zu bringen. Hier gibt es keine Kompromisse, in der Stadt herrschen Anarchie und Gewalt- Bane führt einen Krieg! Alles läuft auf die absolute Vernichtung zu. Bane ist ein kluger und eiskalter Taktiker, dem man alles zutrauen kann.
                                                  Noch düsterer als im Vorgänger, schafft es Nolan, das Ende aller gesellschaftlicher Ordnung, jeder Ordnung und Moral zu inszenieren.
                                                  Banes Motive für das Ganze finde ich völlig akzeptabel, zeugen sie doch auf gewisse Art von der Menschlichkeit der Figur.
                                                  Auch das Ende insgesamt halte ich für gelungen.
                                                  Größter Kritikpunkt ist eindeutig die Länge, die allgemeine Überladenheit an Figuren, Motiven, Szenen. Und vieles hätte man streichen können; wer braucht unbedingt dieses Tête-à-tête von Bruce und Miranda Tate, wer braucht diesen unheimlich langezogenen Überfall auf die Börse samt Flucht, selbst- auch wenn es natürlich reizvoll war, Blake hätte wesentlich weniger Screentime haben können.
                                                  Doch trotz alldem ist The dark knight rises immer noch ein äußerst würdiger Abschluss einer Triologie, die sich damit rühmen kann, selbst bei Qualitätsschwankungen, konstant gut gewesen zu sein.

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                                                  • Wo soll diese neue Version von Merida denn jetzt überhaupt gezeigt werden? In den Parks?