EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    EudoraFletcher68 25.01.2021, 06:40 Geändert 26.01.2021, 09:15
    über Highway

    Dieser nepalesische Low-Budget-Film mit Laien-Darstellern ist entzückend, auch wenn ich die Handlung nicht im Detail verstanden habe und er ein paar technische Mängel hat (wirkt stellenweise etwas roh).
    Im Wesentlichen geht es um die diversen Insassen eines Reisebusses, der immer wieder aus verschiedenen Gründen aufgehalten wird. Mal ist es ein Stau, weil Grenzbeamte streiken und niemanden durchlassen, mal ist es eine Demo oder ein Unfall. Man erfährt, bei einem Streik kann es 40 Tage dauern, bis die Straße wieder passierbar ist. Mittels eines Tricks gelingt es der Reisegesellschaft dann, zu passieren. Schon kurze Zeit später hängt der Bus wieder fest wegen einer Demonstration. Man erfährt immer mehr von den Hintergründen einiger der Reisenden, manche von ihnen lernen sich besser kennen und außerdem sieht man auch einiges von dem, was sich in deren Familien und Partnerschaften gerade abspielt. Am Ende bleibt manches offen, so wie im Leben halt auch.

    Man kann so einen Film keinesfalls mit der Qualität einer Hollywood-Produktion vergleichen, bzw. wenn man die entsprechende handwerkliche Qualität erwartet, sollte man sich lieber einen Blockbuster ansehen.

    Gesehen auf https://www.filmingo.ch/de/

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      EudoraFletcher68 25.01.2021, 06:38 Geändert 25.01.2021, 07:07

      Wie kann es eigentlich sein, dass noch niemand „a Nightingale Falling“ bewertet oder kommentiert hat?

      Ich habe mir den Film zur Komplettierung meiner Liste (https://www.moviepilot.de/liste/weltreise-eudorafletcher68) angesehen. Ausgewählt habe ich ihn, weil kostenlos auf Prime in OV verfügbar und weil er hier noch nicht kommentiert wurde.

      Das Thema erinnerte mich anfangs an „the Beguiled“: Zwei Schwestern, die während des irischen Unabhängigkeitskriegs allein in einem großen Landhaus leben nehmen einen verletzten feindlichen Soldaten bei sich auf und pflegen ihn gesund, was erwartungsgemäß zu allerlei Schwierigkeiten führt.

      Der Film ist handwerklich soweit gut gemacht, der irische Akzent klang schön in meinen Ohren. Die Kamera ist sehr gut. Ich war nicht so recht in der Stimmung für dieses Setting und das tragische Drama und fand ihn trotzdem gut.

      Wer sich für Irland und den Unabhängigkeitskrieg interessiert und Dramen mag, kann hier mMn nichts falsch machen.

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        EudoraFletcher68 24.01.2021, 19:21 Geändert 30.01.2022, 21:29

        Ich habe das Buch gelesen, aber ich konnte mich an fast nichts mehr erinnern, was gut ist, so habe ich mir ganz unvoreingenommen den Film angeschaut. Ich wusste nur noch, dass es um eine realistische Geschichte eines Mannes aus der Unterschicht ging. Wahrscheinlich ist er für den Filmgenuss förderlich, wenn man sich ausführlicher mit Indien beschäftigt hat, auch wenn diese Produktion sich sicherlich auch an ein westliches Publikum richtet: Es wird überwiegend englisch gesprochen, was mir sehr angenehm war, weil ich nicht ständig UT lesen musste. Ich liebe das Englisch der Inder.

        Ein weißer Tiger ist hier das Symbol für ein begabtes Kind aus der Unterschicht. So jemand ist der Hauptprotagonist. In seiner kleinen Dorf-Schule, die er 2,3 Jahre besuchte, lernt er lesen und schreiben, obwohl es offenbar keinen vernünftigen Unterricht gibt. Ein Vorgesetzter des Lehrers erkennt seine Begabung und bietet ihm ein Stipendium für eine weiterführende Schule in der Stadt an, aber die Großmutter, das Familienoberhaupt, lässt es nicht zu. Das Kind muss im Chai-Laden arbeiten. Als er halbwegs erwachsen ist, erkennt er seine Chance, als der mächtige Mann, der den Dorfbewohnern regelmäßig 1/3 ihrer Einkünfte nimmt, einfach weil er es kann (habe ich so schon in einigen anderen Büchern gelesen) mit seinem Sohn auftaucht und er hört, dass dieser einen Fahrer sucht. Er überzeugt die Großmutter ihm Fahrstunden zu finanzieren und bewirbt sich um den Posten. Nach einigem hin und her wird er eingestellt.

        Am Anfang des Films erfährt man bereits, dass der Hauptprotagonist es zu etwas gebracht hat, und dass er dabei Dinge getan hat, die vielleicht kriminell waren. Der Film dreht sich um den Prozess des Aufstieges dieses Mannes, vom Kind aus der Unterschicht zu einem halbwegs wohlhabenden Entrepreneur. Auf dem Weg dahin bekommt man eine Idee, was die Inder unter Demokratie so verstehen (Soweit ich das mit meinem Halbwissen beurteilen kann, sehr schwarzhumorig aber korrekt dargestellt) und mit welcher Selbstverständlichkeit Korruption stattfindet.
        Wenn man nachts ein Kind auf der Straße überfährt, bleibt man natürlich nicht stehen oder leistet erste Hilfe oder ruft die Polizei. Nein! Man begeht Fahrerflucht und wenn man reich ist, sichert man sich ab, indem man einen niederen Angestellten unterschreiben lässt, dass er der Fahrer war. Ähnliche Beschreibungen sind mir schon in diversen Variationen begegnet.

        In Minute 53:18 tauchen da wo man sie erwartet, eine größere Anzahl an Kakerlaken auf. https://boxd.it/2Uexk

        Inszeniert ist der Film so, dass er trotz der langen Laufzeit von Anfang bis Ende spannend bleibt. Die Kamera ist auf jeden Fall auch gut, die Atmosphäre ist bedrückend und obwohl ich normalerweise Hintergrunderzählstimmen nicht so gerne mag, fand ich sie in diesem Fall passend, weil sie wichtige Einblicke in die Gedankenwelt des Hauptprotagonisten gibt, der sich nach außen hin meist ganz anders gibt.

        Der weiße Tiger schlägt erst in den letzten 10,15 Minuten der Laufzeit mit überraschender Gnadenlosigkeit zu.

        Der Hauptprotagonist spricht noch einen wichtigen Punkt an, der auf uns in den nächsten Jahrzehnten zukommen wird: Die Zeit der Inder und Chinesen ist gekommen. Die Zeit des weißen Mannes ist vorbei. Ich meine, da hat er recht. Diese Leute sind um einiges zäher und motivierter als wir, sich ein Teil des Kuchens zu besorgen, bevor er aufgegessen ist.

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          EudoraFletcher68 24.01.2021, 07:06 Geändert 06.12.2021, 14:53

          Die australischen Dokumentarfilmer Bentley Dean und Martin Butler inszenierten mit den Einheimischen der Insel Tanna (Vanatu) als Darsteller ihren ersten Spielfilm, eine tragische Liebesgeschichte. Diese Leute sind schauspielerische Naturtalente! Sie spielen ihre Rollen mit einer völligen Selbstverständlichkeit und keinen Moment hat man den Eindruck, hier weiß einer nicht, was er sagen oder tun soll. Statt es mit irgendwelchen aufgesetzten Gefühlen zu übertreiben, wirken sie eher manchmal zu neutral, was ich völlig in Ordnung fand.
          Die großartigen, wunderschöne Aufnahmen von der Landschaft und den Menschen versetzten mich in eine andere Welt. Auch die Farben sind einfach nur toll!
          Die Insel hat einiges zu bieten, wie zum Beispiel einen aktiven Vulkan der ebenfalls schön in Szene gesetzt wurde! Ich hatte auch das Empfinden, diese Menschen und ihre (ehemalige?) Lebensweise ein bisschen kennenzulernen. Klar hätte man auch eine Doku über die Insel machen können, aber mir hat der Film so wie er ist, sehr gut gefallen.
          Schön finde ich auch, dass durch diese Produktion die Sprache der Leute archiviert wurde.
          "Tanna" wurde übrigens nur von den zwei Regisseuren gemacht, der eine führte Kamera, der andere zeichnete den Ton auf. Witzig, dass die (teilweise recht brutale) Geschichte offenbar eine ubiquitär Menschliche ist, die zwar schon öfter erzählt wurde, aber das ist eben die Variante von Tanna. Offenbar haben die Regisseure die Handlung gemeinsam mit den Leuten vor Ort entwickelt.

          Gesehen auf https://www.filmingo.ch/de/

          https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/movies-and-documentaries-that-deserve-more/

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            "Conveyor Belt" kommt fast ohne gesprochene Worte aus.
            Ein Mann der am Flughafen am Gepäckband arbeitet, nimmt sich abends immer einen Koffer, den keiner abgeholt hat, mit nach Hause. Er lebt allein mit einer Schildkröte und ist sehr still.
            Nach einem kargen Abendessen holt er ein Übersichtsheft heraus und trägt akribisch die Daten des Koffers und seines Inhaltes ein. Er öffnet den Koffer und beschäftigt sich eingehend mit dessen Inhalt. Wahrscheinlich bringt er den Koffer am nächsten Tag zurück zum Flughafen, aber das sieht man nicht. Er packt die Koffer immer wieder sehr sorgfältig ein und es befindet sich auch keiner der Gegenstände in seiner Wohnung.
            Ich finde der Film hat auf jeden Fall etwas, aber so gut, dass ich ihn uneingeschränkt weiterempfehlen würde, finde ich ihn dann doch nicht. Der Schluss ist witzig.
            Dass der Film aus Zypern ist, ist nur an den Anzeigentafeln des Flughafens zu erkennen.

            Hier gesehen: https://vimeo.com/124500614

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              EudoraFletcher68 23.01.2021, 21:12 Geändert 08.07.2022, 22:11

              Mein dritter Film von Nuri Bilge Ceylan und sein erster.
              Gezeigt werden 5-6 kürzere Sequenzen aus einer türkischen Kleinstadt bei denen mir nicht so recht klar geworden ist, wie sie eigentlich zusammenhängen. Ich habe sie als Potpourri angesehen. Es beginnt im Winter in einer Schulklasse. Dann gibt es eine kurze Szene im Frühsommer, in der zum Teil die Kinder vom Winter wiederauftauchen. Eine längere Episode im Hochsommer in einem Wäldchen. Ceylan verwendet auch seine Eltern als Darsteller: Emin Ceylan und Fatma Ceylan. Ich vermute, es sind die beiden die in dem Wäldchen mit den Enkeln sitzen und über die gestiegenen Preise reden, während die Frau Gemüse schält. Dann beginnt der alte Mann von der Vergangenheit zu erzählen, seine Erfahrungen im Krieg gegen die Engländer und ein unfreiwilliger Aufenthalt in Indien. Ein Mann so um die 45 steigt in das Gespräch ein und sinniert über die Wiege der Kultur, Alexander den Großen usw. Ein Akademiker offensichtlich. Gerade war es noch gemütlich und im nächsten Moment bricht ein Konflikt zwischen den Generationen und innerhalb der Familie auf. Der Großvater ermahnt den ungefähr 20/25jährigen arbeitsscheuen Enkel. In einer nächsten Szene sieht man ihn die Kleinstadt verlassen, während er denkt:
              „Vielleicht bin ich ein Versager. … Ich glaube, ich habe nicht ein Talent. Und nichts außer meinem Leben zu geben. Meine Jugend vergeht nutzlos wie eine Zigarettenkippe…. Meine besten Jahre habe ich in dieser Kleinstadt verschwendet.“
              Der Darsteller ist perfekt für die Rolle dieses jungen Mannes, er wirkt wie ein verwöhnter und beleidigter (dass man doch tatsächlich von ihm erwartet, dass er seinen Lebensunterhalt selbst verdienen soll) junger Schönling.
              Dann merkt man, dass die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird (oder vielleicht war es auch nur eine Fantasie?), denn in der nächsten Szene ist er wieder da.
              Und immer mehr reflektieren die Familienmitglieder über ihr Leben und ihren Lebensweg.
              „Die Kleinstadt“ ist vor allem ein atmosphärischer Film mit schönen Bildern und eine Milieustudie. Eine stringente Handlung kann man hier nicht finden.
              Die Kamera macht Ceylan bei seinem Erstling noch selbst. Seine Filme sind eine Augenweide. So etwas verstehe ich unter Filmkunst.

              https://boxd.it/3Maow
              https://boxd.it/d6pDM

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                EudoraFletcher68 23.01.2021, 06:32 Geändert 07.12.2021, 12:05

                Der ungefähr 10jährige Chala lebt mit seiner alkohol- und drogenabhängigen Mutter in prekären Verhältnissen in Havanna. Indem er Hunde für Hundekämpfe trainiert und Tauben züchtet, die er dann verkauft. Er verdient das Geld für die Stromrechnung und gibt es der Mutter mit den Worten, er sei noch nicht volljährig und könne deshalb die Rechnung nicht bezahlen. Seine Lehrerin, die seit bald 50 Jahren ihren Beruf ausübt und liebt, setzt sich sehr für ihn, aber auch für ein paar andere Problemfälle ein. Als sie einen Herzinfarkt bekommt und für einige Wochen krankgeschrieben ist, setzen sich andere Leute durch und Chala muss für einige Zeit in eine Schule mit Heim. Als er der Lehrerin wieder besser geht, führt sie ihre Mission fort. Man könnte sagen, sie ist etwas übereifrig, andererseits ist sie halt mit dem Herzen dabei und die Beziehung der beiden ist sehr schön dargestellt. Chala lernt einiges über das Leben, nämlich zum Beispiel, was aus den Hunden wird, die er trainiert und gernhat. Und dass seine Flamme aus der Schule das mit den Hundekämpfen gar nicht lustig findet.
                Das ist ein sehr liebevoll gemachter Film, der ans Herz geht. Visuell hat mir der Film auch sehr gut gefallen. Und die Schauspieler sind auch sehr gut.

                Gesehen auf https://www.filmingo.ch/de/

                https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/movies-and-documentaries-that-deserve-more/

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                  EudoraFletcher68 23.01.2021, 06:28 Geändert 23.01.2021, 08:48

                  Hatte auf meiner Weltreise das spontane Bedürfnis nach einem "einfachen" Film, bei dem ich keine UT mitlesen muss und die Location, New Orleans, weckte meine Interesse (wurde aber kaum genutzt, höchstens ein bisschen wie in einem Werbefilm).
                  Die Handlung ist uninteressant und sehr konstruiert. Die Schauspieler sind in Ordnung, aber nicht aus der Gegend, weshalb das Louisiana Flair fehlt. Es gibt auch keine regionale Musik, genau genommen gibt es gar keine Musik, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss, aber in dem Fall unterstreicht es nur, dass das ein einer von zahllosen, belanglosen, leeren amerikanischen Filme ist, die es wie Sand am Meer gibt. Die Lebenszeitverschwendung wird (hoffentlich) am nächsten Tag vergessen sein. Lohnt sich nicht, sogar wenn man wie ich, Filme aus Louisiana sammelt. Die Dialoge sind belanglos, die Charaktere lächerlich.
                  Cuba Gooding Jr scheint als Schauspieler erfolgreich zu sein (Kann mich nicht an ihn erinnern), sehe ihn hier bewusst zum ersten Mal in der Hauptrolle. Schuster bleib bei deinen Leisten, kann ich da nur sagen.
                  Er hat auch noch den Film seinem Vater gewidmet - ich würde mich bedanken, anstelle des Vaters....

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                    EudoraFletcher68 22.01.2021, 18:19 Geändert 22.01.2021, 20:09

                    Nach und nach hatte sich die Kommunikation unter BaltiCineManiacs Kommentar wie ein Nervenwurm in meinen Kopf hineingebohrt, sodass ich jetzt noch schnell diese Doku ansehen musste, bevor sie aus der ARD-Mediathek verschwindet. Obwohl sie natürlich super in meine Eis- und Schneeliste passt, bin ich doch aber gerade mit meiner Weltreise beschäftigt und Deutschland war schon dran!
                    Als ich über die Doku gelesen habe, habe ich mich im ersten Moment gewundert, warum ich damals davon nichts mitbekommen habe, war ich doch immerhin schon 10 Jahre alt. Dann wurde mir bald klar, ich lebe seit meiner Geburt in Süddeutschland und das Chaos spielte sich in Norddeutschland und der DDR ab. Offensichtlich hatte meine Familie keinen so großen Bezug dahin, sodass das Ausmaße der Katastrophe sich nicht in mein 10jähriges Gedächtnis einbrannten.
                    Auch wenn die Inszenierung der Doku nicht unbedingt meins ist, so ist sie doch ein wunderbares Zeitdokument! Die Originalaufnahmen sind toll! Dieser irrwitzige Schneesturm würde uns heute sicherlich noch in ähnliche Schwierigkeiten bringen.

                    Wer sich darüber noch nie Gedanken gemacht hat: Das Amt für Katastrophenschutz empfiehlt, sich einen 10-Tages-Vorrat an Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten und ein Notfallgepäck anzulegen. https://www.bbk.bund.de/DE/Ratgeber/VorsorgefuerdenKat-fall/Pers-Notfallvorsorge/Pers_Notfallvorsorge_node.html

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                      EudoraFletcher68 22.01.2021, 07:15 Geändert 09.07.2022, 09:09

                      Ein Matrose bittet in Feuerland, Argentinien um ein paar Tage Landurlaub, weil er nachsehen wolle, ob seine Mutter, die er lange nicht mehr gesehen habe, noch lebe. Der Film begleitet diesen Mann. Er geht also an Land und macht aber erst einmal gar keine Anstalten, seine Mutter zu besuchen, sondern besäuft sich total und übernachtet dann in einem verlassenen Leuchtturm. Dann sucht er nach einer Mitfahrgelegenheit. Es wird wenig gesprochen. Die zweite Nacht verbringt er auf einem Plumpsklo. Dann erfährt man teilweise, was der Mann sucht.

                      Man muss schon recht entschleunigt sein, um da nicht ungeduldig zu werden. Mir ist es nur zum Teil gelungen, auch wenn ich „Liverpool“ insgesamt durchaus sehenswert fand.

                      Die Bilder der verschneiten Gegend hatten etwas. Die Atmosphäre dieser ziemlich einsamen Gegend in der sich scheinbar nicht viel tut, kommt gut rüber.

                      Gesehen auf https://www.filmingo.ch/de/

                      https://boxd.it/3Maow

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                        EudoraFletcher68 22.01.2021, 07:11 Geändert 22.01.2021, 09:06

                        Kaum zu glauben, dass das derselbe Regisseur ist wie von „Schwarze Katze, weißer Kater“ und „Arizona Dream“ – na wenigstens ist Kusturica vielseitig!
                        Fürchterlich alberne Komödie (Bsp. Ein weinender Esel steht immer auf Zuggleisen, weil er Selbstmord begehen will, aber auf den Gleisen fährt schon lang kein Zug mehr – wahnsinnig komisch! Und alle sind dauernd besoffen und man schießt sich Bierflaschen gegenseitig vom Kopf runter - Hahaha), die vielleicht Kinder lustig finden, mit sehr regionalem Humor. Dass hier implizit zu Völkerverständigung (Serbien-Bosnien) aufgerufen wird, macht den Film für mich nicht besser. Damit will ich sagen, es ist schön, dass zur Völkerverständigung aufgerufen wird, aber das hilft mir nicht, den Film mehr zu mögen.
                        Eine alte Bahnlinie, die Serbien und Bosnien miteinander verbunden hatte, und zerstört wurde, soll wieder restauriert werden. Dann kommt der Krieg. Ein ernstes Thema mit unheimlich viel Klamauk. Mir zuviel, weshalb ich mir bald nicht mehr die Mühe gemacht habe, die Handlung zu verstehen. Im Lauf der Zeit wurde „Das Leben ist ein Wunder“ besser, aber da hatte ich schon keine Lust mehr. Ich bin nicht sehr empfänglich für den Humor aus dem Ostblock. Für mich haben diese Leute einfach wenig Charme. Und dann ist der Film mit 155 Minuten auch noch grauenhaft lang.

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                          EudoraFletcher68 21.01.2021, 06:53 Geändert 29.05.2022, 13:18

                          Erst einmal fällt auf, dass der Film sich sehr an die damals übliche Hollywood-Erzählweise incl. Filmmusik hält. Man könnte meinen, man hätte einen US-amerikanischen Film vor sich, außer dass hier natürlich alles echt Ägyptische ist und keine geschminkten Amerikaner und natürlich ist die Sprache arabisch. Der Film kann gut mit amerikanischen Produktionen aus der Zeit mithalten.

                          CAIRO STATION ist von hoher Qualität was die Aufnahmen betrifft und auch die Schauspieler sind alle überzeugend.

                          Es geht um die Menschen, die am Hauptbahnhof in Kairo arbeiten. Der Zeitungskioskbesitzer und sein hinkender Zeitungsverkäufer, den er auf der Straße aufgelesen hat. Die Kofferträger und die Frauen, die für die Bar arbeiten. Die allgegenwärtige Korruption wird thematisiert, genauso wie die Betrügereien der Kellnerinnen. Diese füllen ganz selbstverständlich Wasser von einer öffentlichen Quelle in die Flaschen ein, denn der Barbesitzer bezahlt ihnen eben zu wenig. Ein Verbrechen wird begangen und aufgeklärt. Und ein Mann bekommt am Schluss eine Zwangsjacke angezogen. Die gab´s anscheinend auch in Ägypten.

                          Bemerkenswert ist noch, dass hier einige gesellschaftliche und soziale Konflikte angesprochen werden und der Film nicht geschönt ist.

                          Besondere Empfehlung für MareikeHB, die ja ein großes Herz für Filme aus dieser Zeit hat.

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                            EudoraFletcher68 21.01.2021, 06:52 Geändert 07.02.2021, 20:51

                            In der ersten Hälfte langweilige Doku über Ghana. Ein Ghanese, der lange in Deutschland gelebt hat, zeigt stolz sein Land und erzählt über seinen Werdegang. Leider für mich ein uninteressanter Typ. Eine junge Unternehmerin erzählt von ihrer Lebens- und Geschäftsphilosophie, ein Lehrer über seine Situation, ein weißer Arzt, der in Ghana lebt, teilt seine Überlegungen mit usw. Man sieht wie die Leute leben, in ziemlich guten Steinhäusern bis hin zu richtigen Villen. Zum Teil sieht man auch wie sie arbeiten.
                            Ghana scheint ein Land im Aufstreben zu sein. Man sieht viele schicke neue und vor allem große Autos herumfahren, große Häuser usw. Die Kamera ist gut.
                            Nur leider ist die Inszenierung wenig unterhaltsam aufgezogen. Selten konnte ich mit einer Doku über ein Land, das mich im Rahmen meiner filmischen Weltreise an sich interessieren würde, so wenig anfangen, wie mit „Take off“. Die zweite Hälfte fand ich viel besser als die Erste. Es lohnt sich also, etwas durchzuhalten. Man bekommt im Lauf der Zeit doch eine Idee von Land und Leuten. Witzig war ein Ladenbesitzer, der sich über seine Angestellten aufregt, die ständig in die Kirche laufen. Er findet, es müsste doch genügen, wenn man sonntags in die Kirche geht, aber doch nicht täglich mehrmals! Und tatsächlich musste ich bei seiner Klage schmunzeln, denn mir ging es auch schon so, als ich auf einer Einheimischen-Insel auf den Malediven war und die Leute auch ständig die Geschäfte geschlossen haben, weil sie zum Beten in die Moschee gegangen sind. Und wenn unser Vermieter sich nicht mehr mit uns beschäftigen wollte, sagte er: I have to pray now!

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                              EudoraFletcher68 20.01.2021, 06:41 Geändert 10.12.2023, 20:08

                              Was haben MICHAEL (2011), WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN und SYSTEMSPRENGER gemeinsam? Es geht um gewalttätige Menschen und (k)eine Erklärungs(versuche), wie diese so geworden sind.

                              Während es in MICHAEL bewusst nur sehr dezente Hinweise darauf gibt, dass mit seiner Herkunftsfamilie manches nicht stimmt, was aber kein Problem ist, denn darum geht es da gar nicht, wird inWE NEED TO TALK ABOUT KEVIN letztlich so getan, als ob kranke Gewalttäter aus „den besten Familien“ kommen können und dass manche Menschen eben böse und krank auf die Welt kommen.

                              Ab hier KLEINE SPOILER
                              In SYSTEMSPRENGER lernen wir ein junges Mädchen kennen, das völlig außer Rand und Band ist und eben „das System“ an seine absoluten Grenzen bringt. Die 9jährige Benny fliegt aus allen Wohngemeinschaften raus, haut ab, verprügelt ihre Mutter und ihre MitschülerInnen. Ihre Betreuerin vom Jugendamt weiß nicht mehr weiter, die Ärzte in der Klinik machen hilflos irgendwelche Scans von ihrem Gehirn und stopfen sie mit Medikamenten voll, während das Mädchen weiter schreit und prügelt. Sie hat auch ziemlich kreative Ideen, wie sie die Erwachsenen richtig ärgern kann (ihnen vor die Tür pinkeln, wenn diese sich nicht mit ihr beschäftigen). Und dann denken sie nur noch daran, das Mädchen nach Afrika zu schicken. Was der Ausdruck völliger Hilflosigkeit ist – wenn man nicht mehr weiterweiß, mit deutschen aggressiven Kindern, entsendet man sie nach Afrika! Unglaublich, aber ich kann´s mir lebhaft vorstellen.

                              Man merkt, dass das Mädchen keine Grenzen bekommen hat und die Mutter dazu ist absolut schlüssig, ein ängstliches Hascherl, das sich mit dominanten (und wahrscheinlich gewalttätigen) Männern zusammentut. Anstatt eine Psychotherapie zu machen, will sie lieber Opfer bleiben und sich und ihr Kind belügen. Benny meint, sie müsste die Führung übernehmen, ist natürlich überfordert und agiert dementsprechend.

                              Ein Schulbegleiter, der vermutlich selbst eine Geschichte von Delinquenz und Gewalt hat, bekommt einen Draht zu dem Mädchen und dann wird es besser, einfach weil er mit ihr in Kontakt kommt und sie sich von ihm verstanden fühlt. Und so läuft es auch in der Realität, psychisch schwer kranke Menschen, egal wie alt sie sind, wandern durch die Institutionen, kosten die Krankenkasse und die Sozialversicherung viel Geld und wenn sie Glück haben, geraten sie irgendwann an jemanden, von dem sie sich verstanden fühlen und dann ist vieles möglich. Wenn sie Pech haben, treffen sie nie auf so jemanden oder sind nicht offen für Veränderung, was ich bei Kindern für unwahrscheinlich halte. Die sind grundsätzlich bereit zur Kooperation und positiven Veränderungsprozessen, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt. Bei Erwachsenen ist leider oft schon zu viel sekundärer Krankheitsgewinn und Chronifizierung (bzw. Gewöhnung) vorhanden. Aber auch da gibt es manchmal noch Überraschungen.

                              Ich hatte ja etwas Angst vor dem Film, weil viele andere Kollegen hier geschrieben hatten, dass das Mädchen so viel schreit und dass man das kaum aushalten könnte. Da wundere ich mich jetzt aber schon ein bisschen und denke mir, diejenigen von euch halten ja gar nix aus. Ich habe 5 Jahre in einer therapeutischen Einrichtung gearbeitet und 11 Jahre eine analytische Therapiegruppe geleitet, da wurde auch öfter mal ordentlich geschrien. Das gehört halt dazu, wenn es um existentielle Gefühle geht. Die Schauspielerin ist FANTASTISCH und auch ihre Rolle ist großartig. Das Geschrei habe ich natürlich auch gehört, aber hier passiert doch auch noch wahnsinnig viel anderes auf der Beziehungsebene und das ist eher leise und ruhig. Großartiges Drehbuch, großartige Umsetzung und großartige Schauspieler- Da hat jemand wirklich ganz genau hingeschaut!!

                              Auch das Ende ist großartig. Ich habe geweint…

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                                EudoraFletcher68 20.01.2021, 06:36 Geändert 21.01.2021, 16:12

                                Tilda Swinton spielt die Rolle der überforderten und unglücklichen Mutter sehr gut, aber mir gefällt die Entwicklung im Film und vor allem seine Message überhaupt nicht. Und da ich hier nicht die Qualität der Schauspieler und die Technik bewerte, sondern die Geschichte, die hier erzählt wird und ihre Bedeutung würde ich dem Film am liebsten 0 Punkte geben, aber da die Inszenierung und die Schauspieler sehr gut sind, kann ich das nicht.
                                Es gibt tatsächlich Kinder, die spontan von den meisten Menschen abgelehnt werden und die man am liebsten schlagen möchte. Aber die haben eine Vorgeschichte und sind nicht so ätzend wie Kevin. Kevin wirkt, als wäre er einem Horrorfilm entsprungen. Gut, vielleicht erlebt ihn die Mutter so, das kann ich mir durchaus vorstellen. Menschen können manchmal eine sehr verzerrte Wahrnehmung ihrer Kinder oder auch anderer nahestehender Menschen haben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der normale Filmschauer das so abstrahieren kann, also dass das eben die verzerrte Wahrnehmung der durchaus sympathischen Mutter ist. Denn die Frau wirkt ja unauffällig. Man erfährt nichts über sie und ihre Geschichte und auch nichts darüber was sich in ihr abspielt. Stattdessen wird erzählt, dass da ein Mensch böse auf die Welt gekommen ist, ein Mensch, den die Mutter gar nicht liebhaben kann. Dass sich das für eine Mutter so anfühlen kann, ist eine Realität. Ich habe viele Patienten mit solchen Müttern.
                                Eine Mutter z.B. hat zwischen ihren zwei Töchtern gespalten. Die eine war in ihrem Erleben die Gute und die Liebe, während die andere zur Schlechten und Bösen gemacht wurde, auf die die Familie allen Hass und negative Gefühle projizierte. Meine Patientin versuchte alles, um es ihren Eltern recht zu machen, wurde erniedrigt, misshandelt und sexuell missbraucht. Sie entwickelte eine Bulimie, verletzte sich selbst und als Jugendliche wurde sie sexuell promiskuitiv und ließ sich beim Sex Schmerzen zufügen. Sie hatte fürchterliche Minderwertigkeitsgefühle und große Probleme in sozialen Situationen. Bei Jungen gibt es mehr Tendenzen, Aggression nach außen zu agieren, wenn sie in einer Umgebung von Vernachlässigung, deutlicher Ablehnung oder Misshandlung aufgewachsen sind.
                                Ich habe eine Patientin wiedergesehen, die vor 17 Jahren erstmal über mehrere Jahre bei mir gewesen ist. Damals hatte sie einen 5,6jährigen Sohn, mit dem sie ähnlich gestresst war wie die Hauptprotagonistin im Film. Er war ein Schreibaby gewesen und eben „schwierig“. Sie äußerte mir gegenüber oft ihre Sorge, dass er so werden könnte, wie ihr chronisch heroinsüchtiger Bruder, um den sie sich viele Jahre gekümmert hatte. Ich sprach mit ihr darüber, dass ihre Erwartungshaltung die Entwicklung ihres Sohnes beeinflussen könnte. Dass sie ihm dadurch vermitteln würde, dass sie von ihm erwarte, dass er zum Junkie würde und damit die Wahrscheinlichkeit erhöhe, dass genau das passieren würde. Sie hatte außerdem wahnsinnige Schuldgefühle, weil sie gelegentlich die Geduld mit ihm verlor und ihn anschrie und auch ein paar Mal gewalttätig ihm gegenüber geworden war (nicht, dass sie ihm, wie hier den Arm gebrochen hätte, eher mal eine Ohrfeige oder ein grobes Anpacken). Der Vater kiffte regelmäßig, was natürlich auch Einfluss auf die Entwicklung des Jungen hatte. Die Frau selbst hatte eine sehr problematische Beziehung zu ihrer eigenen Mutter. Als sie dann 14 Jahre später wiederkam, war der Sohn tatsächlich schwer drogensüchtig. Und ich würde nicht sagen, dass die Frau so wahnsinnig viel falsch gemacht hat in der Erziehung, so ähnlich eben wie die Mutter hier im Film hat sie sich viel Mühe gegeben. Aber sie hatte eine psychisch kranke Mutter, die vermutlich selbst traumatisiert war, aber niemals über ihre eigene Familiengeschichte gesprochen hatte. Ich vermute, dass sich hier etwas wiederholt hat, was zutiefst unbewusst abgelaufen ist. Kurz, hier gibt es wenigstens Anhaltspunkte und der Sohn ist auch nicht zum blutrünstigen Killer mutiert, sondern ist halt einfach drogenabhängig.
                                Außerdem kenne ich eine Gerichtsgutachterin, die psychiatrische Gutachten für Gewalttäter erstellt. Ich empfehle ihr Buch „Die Schuldigen: TRUE CRIME. Geschichten über Frauen und Verbrechen“. Ich habe einige ihrer Gutachten gelesen und es gibt immer Gründe in der Kindheitsgeschichte der Täter, die erklären, wie es zu dem Verbrechen gekommen ist.

                                Worauf ich hinaus will: NIEMAND wird so ein Monster, nur weil die Mutter vielleicht ein bisschen überfordert ist. Ich finde den Film deshalb mehr als problematisch und auch wenn er technisch gut gemacht ist, gefällt mir „We need to talk about Kevin“ überhaupt nicht, da er kein Fantasie-/Horrorfilm ist, sondern eben versucht, zu erklären, aus welchen Familien Gewalttäter und Amokläufer kommen und dabei nicht nur nichts erklärt, sondern den Laien auch noch auf eine falsche Fährte führt, dass man nämlich mit Erziehung nichts tun kann, wenn ein Kind böse ist, ist es eben böse. Dass man als Mutter wenig bis keinen Einfluss auf die Entwicklung seines Kindes hat – was gefährlicher Unsinn ist.

                                Hier ein paar öffentliche Kritiken zum Film, die ihn offenbar in die Richtung interpretieren, wie ich mir das vorstelle:
                                https://www.sueddeutsche.de/kultur/we-need-to-talk-about-kevin-im-kino-als-monster-auf-die-welt-gekommen-1.1444249
                                https://www.spiegel.de/kultur/tv/we-need-to-talk-about-kevin-film-ueber-amoklaeufer-mit-tilda-swinton-a-844338.html

                                Gegenmeinungen gibt es auch
                                https://www.epd-film.de/filmkritiken/we-need-talk-about-kevin
                                https://www.wsws.org/de/articles/2012/08/kevi-a25.html

                                Offenbar sehe ich das auch etwas einseitig, aber bei mir kam der Film so an, und ich werde wohl nicht die einzige sein.

                                Jetzt muss ich mir doch als nächstes „Systemsprenger“ anschauen.

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                                  über Michael

                                  Ein kontrollsüchtiger alleinstehender Mann hat offensichtlich einen ungefähr 8- oder 9jährigen Jungen entführt und ihn bei sich im Keller in einen Raum eingesperrt. Man kann sich im Lauf des Films Fantasien machen, was wohl das Motiv des Mannes ist. Ich vermute ja, es ist ein ähnliches, wie wenn man sich ein Haustier anschafft. Mir hat der Film eigentlich erst in den letzten 10 Minuten angefangen, so richtig gut zu gefallen. Bis dahin war er mir oft etwas zäh. Auch wenn ich nachvollziehen kann, was die Idee dahinter ist. Was ich positiv finde ist, dass obwohl es hier nicht um den familiären Hintergrund und das So-geworden-sein des Täters geht, bekommt man doch ein paar Ideen dazu von den wenigen Szenen in denen man seine Herkunftsfamilie sieht. Er kommt aus einer Spießerfamilie in der keine Gefühle gezeigt und Bedrohliches verleugnet wurde. Über seine Kindheit weiß man nichts, aber es ist durchaus vorstellbar, dass er traumatisiert ist und die Eltern einfach so getan haben, als wäre nichts passiert.
                                  Für mich trifft es der Ausdruck „Die Banalität des Bösen“ (Hanna Arendt über Eichmann) ganz gut.

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                                    Was mich an diesem Film hauptsächlich angesprochen hat, war der kulturelle Aspekt. Ich hatte den Eindruck, etwas über die Einwohner Samoas zu erfahren. Wie sie wohnen, wie die gesellschaftlichen Strukturen sind, wie sie miteinander umgehen, wenn sie Konflikte haben und das krasse Übergewicht, dass viele dort haben (Ähnlich wie in den USA).
                                    „The Orator“ handelt von einer Frau, die in der Vergangenheit Schande über ihr Dorf gebracht hatte und deshalb von dort verbannt worden war. Sie lebt mit der ihre jugendlichen Tochter und einem kleinwüchsigen Mann zusammen in der Nähe eines anderen Dorfes. Es gibt alle möglichen Probleme, nicht zuletzt ihr wohlhabender Bruder, der will, dass sie zurückkommt. Sie möchte es aber nicht. Der Mann der Ausgestoßenen hat seine eigenen Sorgen und Ärgernisse mit seinen Dorfbewohnern. Wenn die Leute wirklich wütend auf einander sind, fangen sie offenbar an, sich mit Steinen zu bewerfen. Man kann sich anscheinend in den Dörfern um einen Posten als Sprecher bewerben und wird dann in eine Art Gremium aufgenommen. Einem Sprecher muss man anscheinend zuhören und ihn ernst nehmen muss man auch. Später im Film erfährt man dann, weshalb die Frau verbannt wurde.
                                    Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass mir die Inszenierung und auch die Geschichte selbst überragend gut gefallen hätte. Sehenswert finde ich den Film aber allemal.

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                                      Ausreichend unterhaltsamer Film über einen Arzt, der seine Approbation verloren hat und sich deshalb mit Untersuchung von Flüchtlingen über Wasser hält sowie einem Flüchtling, der …..

                                      ANFANG großer SPOILER SPOILER
                                      …. fliegen kann. Was würde wohl passieren, wenn Gottes Sohn in Gestalt eines unerwünschten Flüchtlings in Ungarn auftauchte?

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                                        über Bamako

                                        Dies ist die erste afrikanische Produktion auf meiner Weltreiseliste, die sich mit den internationalen wirtschaftlichen Ausbeutungssystem und den Konsequenzen (u.a. Flucht nach Europa) beschäftigt.
                                        Es beginnt mit einer Gerichtsversammlung in einem Hinterhof mit aufgehängter Wäsche im Hintergrund. Es wird nicht erklärt, worum es sich handelt, jedoch wird mit der Zeit klar, es ist ein Prozess der Zivil-Gesellschaft gegen Weltbank und IWF. Es spricht eine Schriftstellerin über die Schulden, die Mali und andere afrikanische Staaten bei der Weltbank machen mussten und wie hoch der Anteil am Staatshaushalt für die Schuldenrückzahlung im Vergleich zu sozialen Zwecken wie Schule und medizinische Versorgung ist. Ein alter weißer Mann argumentiert dagegen. Einzelne Bürger werden bezüglich ihrer persönlichen Erfahrungen befragt, einer berichtet von einer versuchten Flucht nach Europa. Im Hintergrund findet eine Hochzeit statt und Menschen gehen ihren Tagesverrichtungen nach. Eine Weile habe ich mich daran gestört, dass die Gerichtsverhandlung zwar gut inszeniert ist, aber das was gesprochen wird bald langweilig wird. Ich dachte mir, wäre das eine Doku, hätte ich mit diesen teilweise sehr zähen Ausführungen weniger ein Problem gehabt. Nach etwas Nachdenken habe ich meine Meinung geändert. Der Film ist im Prinzip doch ziemlich gut gemacht.

                                        ANFANG INTERPRETATIONSSPOILER
                                        Dazwischen gibt es nämlich Ausschnitte, von denen man sich erst einmal fragt, wie die überhaupt in den Film gehören. Zum Beispiel ein Western-Verschnitt (Film im Film) „Death in Timbuktu“. Dort rennen schießwütige Cowboys durch den Ort und erschießen auch Frauen. Ich habe das so verstanden, dass das der Film einer der Importe aus den USA ist und gleichzeitig symbolisieren die Cowboys die USA, die sich in Afrika ohne Rücksicht auf die Einheimischen breit machen, wo es noch keine Gesetze gibt, die das verhindern. Dann sieht man einen christlichen Pfarrer, der auf Englisch predigt (der Film ist überwiegend französisch) vor einer US-amerikanischen Flagge. Also in dem Sinn, dass der Westen das Land ausbeutet und dann auch noch eine neue Religion hinschickt, die den Leuten sagt, sie sollen schön fein beten, dass es besser wird, Gott wird es schon richten. Und als dem alten weißen Mann die Argumente ausgehen, spricht er die Korruption in Afrika an. Und danach den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und die Sorge darum, dass sich ein afrikanischer Diktator mit Atomwaffen bewaffnen könnte.
                                        ENDE INTERPRETATIONSSPOILER

                                        Kurz, der Film ist zum Teil etwas mühsam anzusehen, aber ich fand die Mühe hat sich gelohnt.

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                                          Ich weiß nicht, ob Kinshasa auch schöne Ecken hat, hier sieht man sie auf jeden Fall nicht. Ich empfand „Félicité” unangenehm und nervenzermürbend. Das will der Film wahrscheinlich auch erreichen.
                                          Eine Sängerin mit einem wahnsinnig großen Busen, den sie auch ziemlich zur Schau stellt singt nachts in einem Club vor einem ziemlich respektlosen Publikum. Sie lebt mit ihrem Sohn in einem kleinen Steinhäuschen. Der Kühlschrank ist schon wieder kaputt. Sie zankt sich mit dem Reparaturmann. Dann erfährt sie, dass ihr Sohn einen „Unfall“ hatte und im Krankenhaus ist. Dort angekommen liegt ihr Sohn blutend in einem Bett und noch kein Arzt hat ihn gesehen. Die hinzu gezogene Krankenschwester sagt ihr, sie müsse auf den Arzt warten. Als der Arzt kommt, erklärt er ihr, dass der Sohn eine OP benötigt und er diese durchführt, sobald sie eine Anzahlung gemacht hat. Krass, mal wieder bin ich dankbar, dass ich in Deutschland geboren wurde. Die Frau lebt in einer grauenhaften Enge und Bedrängnis, da sie schauen muss, wie sie möglichst schnell zu Geld kommt. Dies wird auch durch die Kamera spürbar. Sie treibt Schulden ein und muss dazu einen Polizisten mitnehmen, weil die Schuldner ihr sonst kein Geld geben. Der Polizist will dann natürlich auch seinen Cut. Dann macht sie etwas, was man niemals tun sollte: Sie steht auf der Straße und zählt ihr Geld. Aber sie hat Glück und es kommt kein Dieb, der ihr eins über die Rübe zieht.
                                          Interessant fand ich an der Geschichte (und ich frage mich, ob das Absicht ist), dass der verzogene Sohn der Sängerin ein passiv aggressives Gör ist, das die anderen ziemlich hüpfen lässt und die Mutter hat dieselben Tendenzen. Ist sie anfangs noch ziemlich attraktiv und macht sich hübsch, vernachlässigt sie sich immer mehr, nachdem sie einen neuen Freund hat, bis dahin dass sie ihre Extension entfernt und ganz kurze struppelige Haare am Kopf hat. War sie schon am Anfang nicht sehr gesprächig, ist sie zum Ende hin fast genauso stumm wie ihr blöder Sohn.
                                          Die Menschen sprechen sich hier mit „Mama“ und „Papa“ an und gehen sich dabei gegenseitig an die Gurgel.
                                          Was ich nicht so gut gelöst fand, waren die Szenen, die mir zu dunkel vorkamen. Vielleicht war es Absicht, denn dort ist es wahrscheinlich nachts oftmals viel dunkler als bei uns, aber es bringt mir halt nichts, wenn ich mir einen Film ansehe und dann gibt´s da nichts zu sehen. Der Gesang hat mir sehr gut gefallen. Nur gab es merkwürdige Szenen mit einem Geigenorchester und einer Opernarie und einem Chor mit klassischer Musik. Was die da zu suchen hatten, weiß der Geier. Insgesamt fand ich den Film mindestens 30 Minuten zu lang. Die letzte ¾ Stunde zog sich wie Kaugummi.

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                                            EudoraFletcher68 17.01.2021, 20:47 Geändert 22.01.2021, 15:32

                                            Vielen Dank an BaltiCineManiac für den Tipp!

                                            Das war die perfekte Unterbrechung meines Weltreise-Film-Marathon! Ein schöner deutscher Krimi, mit sympathischen Figuren und einer etwas sehr aufgeregten Geschichte. Die Kamera ist sehr gut, sogar die wenig attraktiven Innenausstattungen sind so aufgenommen, dass sie gut aussehen. Die Angststörung des Kriminalkommissars ist erfreulicherweise soweit auch realistisch und überzeugend dargestellt. Endlich mal ein Kommissar mit Problemen, die aber nicht mit Alkohol oder Drogensucht zu tun haben. Die DorfbewohnerInnen sind überwiegend ziemlich unattraktive und herunter gekommene Gestalten. Bisschen zu viel des Guten vielleicht, insgesamt ist dramaturgisch alles ein bisschen dick aufgetragen, aber dennoch hat mich der Film sehr gut unterhalten und ich wollte auf jeden Fall wissen, wie es endet. Wenn es weitere Folgen gibt, sehe ich mir die auch gerne an. Sörensen kommt also nach 2 Jahren Berufsunfähigkeit als Kriminalkommissar in ein Kaff in Friesland in der Hoffnung, dass er da seine Ruhe hat. Gleich an seinem ersten Tag gibt es aber einen Toten und ein Nachbarsjunge fragt ihn durch´s Gebüsch ob er wirklich Polizist ist und verabredet sich für nachts um 0.00 mit ihm, taucht dann aber nicht auf. Seine neue Mitarbeiterin hilft ihm aus allen möglichen Schwierigkeiten heraus.

                                            Was mich total fasziniert, ist der Satz, den ein ehemaliger Freund des Toten zu Sörensen sagte:
                                            „Wer sich verteidigt, klagt sich an“.
                                            Diesen Satz habe ich erstmals vor ungefähr 20 Jahren von meinem Lehranalytiker gehört (ich weiß nur, dass es eigentlich ein französischer Satz ist „Qui s´excuse s´accuse“) und verwende ihn häufig bei meinen Patienten. Finde das einen Super-Satz für Menschen, die sich ständig rechtfertigen, davon gibt´s ja viele. Die merken alle nie, dass sie sich durch ihre Verteidigungsreden immer weiter reinreiten. Ich versuche ihnen dann zu vermitteln, dass es gut wäre, mit langen Rechtfertigungsreden aufzuhören, wenn sie das Gefühl kriegen, sich verteidigen zu müssen und stattdessen nur der anderen Person zuzuhören und vielleicht zu sagen, ah ja danke für das Feedback oder aha so siehst du das also. Noch nie habe ich diesen großartigen Satz in einem Film gehört!

                                            Die Toten zum Ende hin sind auch ziemlich übertrieben aber natürlich auch irgendwie saulustig!

                                            Und am Ende fällt dann auch noch der Satz: Wo die Angst ist, ist der Weg. Der zweite Satzteil wird zwar nicht konkret ausgesprochen (stattdessen sagt Sörensen "da geht´s lang"), aber das ist ebenfalls ein Satz, den ich in meinen Therapien verwende. Ich könnte wetten, dass der Drehbuchautor Psychotherapieerfahrung hat!

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                                              EudoraFletcher68 17.01.2021, 06:29 Geändert 17.01.2021, 21:32

                                              Wie kommt´s, dass noch keiner „Le prix de la liberté“ kennt? Der Film lohnt sich!
                                              Vor allem wenn man sich für ältere Produktionen aus Entwicklungsländern interessiert.
                                              Die Bilder sind sehr gut. Es gibt interessante Details aus den 1970ern. Da der Film sowohl im Dschungel als auch in der Stadt spielt gibt es ein paar sehenswerte Locations, Autos und Innen-Einrichtungen. Kamerun war schon in den 1970ern ziemlich modern. Und noch nicht alles voller Müll, weil es wahrscheinlich noch keine Schwemme an Plastikabfällen gab.
                                              Die Handlung dreht sich um Macht und Machtmissbrauch in Form von Frauenrechten, Konflikten zwischen den Generationen, das Leben von Single-Frauen, EuropäerInnen versus AfrikanerInnen.
                                              Die Inszenierung ist vor allem anfangs so ein bisschen, naja wie soll ich das nennen: naiv? Eine Frau in einem total sauberen sexy Kleid mit schwarz-weißen Streifen und weißen Sandalen mit hohen Absätzen hängt strahlend weiße Unterwäsche im Schlamm-Garten hinter dem Lehmhaus auf eine Leine. Gewaschen wurde diese Wäsche wahrscheinlich im Flusswasser – wie kann sie so weiß sein? Der Boden ist total matschig – nach nur 5 Minuten würden diese Schuhe ganz anders aussehen und dass ihr Kleid so schön sauber ist – wie ist das möglich? Aber das waren kleine Details.
                                              Insgesamt ist die Geschichte durchaus unterhaltsam inszeniert und ich habe den Film gerne gesehen.
                                              Überraschend fand ich, dass in einem Film aus den 1970ern eine der Hauptprotagonistinnen die Männer haut, wenn sie sich über sie ärgert und diese haben dann auch Respekt vor ihr.

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                                                Geschichte eines jungen Gitarrenspielers in einer Kleinstadt in Niger, der versucht, Berufsmusiker zu werden.
                                                Insgesamt hat mir die Musik nicht viel gegeben. Was das wohl für ein Stil ist? Die Gegend und die Ortschaft geben auch nicht allzu viel her, bzw. scheint der Filmemacher hier nicht sehr viel Interessantes entdeckt zu haben. Die Inszenierung ist auch nicht gerade unterhaltsam. Die Bilder sind gestochen scharf und es gibt ein paar sehr schöne atmosphärische Einstellungen. Die Darsteller sind völlig in Ordnung. Man kriegt so ein bisschen eine Idee von dem Leben dieser Subgruppe, aber für mich hat sich die Investition von € 4,20 nicht unbedingt gelohnt.

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                                                  EudoraFletcher68 16.01.2021, 19:09 Geändert 16.01.2021, 20:11

                                                  Mir haben die Erklärungen zum Film von Werner Herzog vorher und nachher besser gefallen als der Film selbst. Ich finde Herzogs Spielfilme oftmals etwas mühsam anzuschauen, so auch diesen hier. Er wirkt wenig inszeniert, fast wie eine Doku, handelt aber von der Inszenierung schlecht hin: Eine Firma vermietet Schauspieler, die Familienangehörige oder Freunde darstellen sollen. Man begleitet den Hauptprotagonisten in verschiedenen Rollen. Die Kamera hat mir überwiegend gut gefallen, wenngleich ich die Nahaufnahmen von den Personen nicht so toll fand, die Herzog aber gerade wichtig waren. Er hat hier auch selbst Kamera geführt. Mit immerhin 78 Jahren – was ich echt beeindruckend finde! Ich vermute, Herzog hat die Szenerien und Gegebenheiten genutzt, die es in Tokio eben gibt. Was ich beeindruckend fand, war die Absurdität einiger japanischer Angewohnheiten, dass man z.B. Wildtiere in kleine Käfige tut, damit Kinder oder auch Erwachsene mit diesen spielen können. Oder auch, dass man Roboter-Fische herstellt und in ein Aquarium setzt und wenn man sich das ansieht, ist man beeindruckt, wie echt sie wirken. Und toll ist natürlich auch, dass die Schauspieler alle Laien sind.
                                                  Es lohnt sich, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen: Wir leben in einer Welt, die immer artifizieller wird. Früher oder später werden die Menschen sich nicht mehr mit realen Menschen zu beschäftigen, sondern sich Roboter als Partner anschaffen. Einfach weil es so viel praktischer ist und einem keiner widerspricht.
                                                  Es ist einfach schön, Herzog zuzuhören, wie er seine Filme dreht. Wie er z.B. in einem Hochsicherheitsbereich 1 Minute Zeit hat (verbotenerweise) seine Aufnahmen zu machen und wie nach 40 Sekunden schon die Sicherheitsleute angerückt kommen. Und toll ist natürlich auch, dass die Schauspieler alle Laien sind. Und wie ich Herzog kenne, ist das auch eine Low-Budget-Produktion (habe die Info nicht gefunden).

                                                  https://www.moviepilot.de/liste/werner-herzog-eudorafletcher68

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                                                    EudoraFletcher68 16.01.2021, 06:33 Geändert 16.01.2021, 18:39

                                                    Ein Opa baut mit seiner Enkelin ein Holzhaus auf einer kleinen Insel in einem Fluss und legt ein Maisfeld an. Am Anfang des Films erfährt man, dass diese Inselchen sich jedes Jahr im Fluss neu bilden und sehr fruchtbar für die Landwirtschaft sind. Wo die beiden herkommen, weiß man nicht. Sie wohnen da natürlich sehr karg, wirken aber ganz zufrieden. Der Frieden wird immer wieder von Soldaten und Schüssen gestört. Einmal gibt es ein Unwetter, das ist aber weniger problematisch, als die Soldaten, die sich auch nachts dort herumtreiben und ihre Pflänzchen zertrampeln. Dann passiert Dinge, die die beiden in Schwierigkeiten bringen.
                                                    Die Bilder sind wunderschön anzusehen. Es ist fast ein Stummfilm, ich glaube nicht, dass mehr als 20 Sätze gesprochen werden. Man hat fast das Empfinden, als würde man tatsächlich dem Mais beim Wachsen zusehen. Großartig!

                                                    Gesehen auf https://www.filmingo.de/de/

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