EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    Der langweiligste Film, den ich seit langem gesehen habe!

    Woody Harrelson und seine Stimme mag ich sehr gerne und da er eine Hauptrolle spielt, habe ich auch nicht den Impuls gehabt, abzustellen, aber ich habe angefangen, nebenbei etwas anderes zu machen und THE DUEL an mir vorbei plätschern zu lassen.

    https://boxd.it/ejGE8
    https://boxd.it/ejXdS

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      EudoraFletcher68 31.08.2022, 06:35 Geändert 31.08.2022, 07:58
      über Rapado

      MUBI: „Rejtmans legendärer Debütfilm wurde schnell zu einer Kultsensation, die als authentischer, ikonischer Vorläufer für eine neue Sensibiltät im argentinischen und lateinamerikanischen Kino aufgenommen wurde.“

      Humoristische Version zu LADRI DI BICICLETTE aus Buenos Aires. Ich war noch nie dort, habe aber viel über die Stadt gehört und gelesen: Die höchste Psychoanalytiker-Dichte der Welt, Einwohner mit italienischen, spanischen und deutschen Wurzeln. Der Tango. Hier sieht man die Stadt oftmals bei Nacht und RAPADO ist ein (weiteres) Beispiel dafür, dass man Nachtszenen so drehen kann, dass man auch was sieht.

      Einem ungefähr 18jährigen kommt auf eine merkwürdige Art das Motorrad abhanden. Er scheint sich nicht groß darüber aufzuregen und lebt sein Leben weiter, das irgendwie wirkt, als würde er hauptsächlich mit seinem Kumpel abhängen oder mit seinen Eltern ironische Kommentare austauschen. Jedoch schneidet er sich dann die Haare ab und fängt an kriminell zu werden.

      Die atmosphärischen Bilder sind toll! Meine Liebe für das argentinische Kino hat neues Feuer erhalten!

      Insgesamt gab es eher wenig stringente Handlung und das Ende ist dann sehr abrupt.

      https://boxd.it/ekkHQ

      RoboMeter 3 Punkte

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        EudoraFletcher68 31.08.2022, 06:32 Geändert 31.08.2022, 12:41

        Schwierig, echt schwierig! Deana Uppal, eine Schauspielerin mit indischen Wurzeln, die im Vereinigten Königreich geboren und aufgewachsen ist und an einigen indischen Filmproduktionen mitgewirkt hat, interessiert sich für eine spezielle nomadische Volksgruppe der Gadia Lohar aus Rajasthan. Das wäre völlig ok, aber sie lässt sich dabei filmen und vermittelt den Eindruck, als ob sie höchstpersönlich diese Leute entdeckt hätte. Das Ergebnis kann man sich dann beim großen N anschauen.

        Die Frau hat offensichtlich von nichts eine Ahnung und sich auch vorher nicht eingelesen. Wie eine schöne Göttin schwebt sie in den Slum hinein. Hinterher informiert sie sich dann über den Hintergrund ihrer Leute – so als ob deren prekäre Lebensverhältnisse etwas besonders Ungewöhnliches und Seltenes wären. Nicht, dass ich nicht denken würde, dass diese Menschen keine Aufmerksamkeit verdient hätten. Haben sie, genauso wie all die anderen armen Menschen auch. Aber die Art und Weise finde ich irritierend.

        Was ist Uppals Motiv? Es ist ja nicht so, als wüsste man nichts über Slum-Bewohner im Allgemeinen. Es gibt ja bereits (gut recherchierte oder eindringliche) Dokus (wie z.B. MEGACITIES (1998), STORM CHILDREN, BOOK ONE (2014), SQUATTERPUNK (2007) oder SLUMS: CITIES OF TOMORROW (2014)) und Filme (wie z.B. MUMBAI’S KING (2012), METRO MANILA (2013), ORDINARY PEOPLE (2016) und sicherlich viele ältere und auch indische Produktionen, die ich nicht kenne) dazu.

        Sie lernt die Geschichte der Gadia Lohar. Sie sind aus der Kaste der Schmiede, die man heute immer weniger braucht (Massenproduktionen an Metallwerkzeugen und -utensilien haben den Mark übernommen) und da sie kein Eigentum an Grundbesitz haben, kommen sie auch nicht mehr auf die Füße. Ein bisschen bekommt man die selbstverständliche Verlogenheit der Politiker mit. Die junge Frau geht zum Minister, der für Trinkwasser zuständig ist und er verspricht ihr hoch und heilig, dass er sich innerhalb von 24 Stunden darum kümmert, dass die Leute, da wo sie sind, einen Trinkwasserzugang bekommen. Natürlich passiert nichts davon und er ist zukünftig auch nicht mehr für sie erreichbar.

        Auch wenn die Frau es gut meint und ich ihren Versuch, den Leuten irgendwie zu helfen und gegen die Vorurteile der indischen Gesellschaft anzugehen, ehrenwert finde, so ist diese Doku doch irgendwie ziemlich merkwürdig und eine große Selbstdarstellung Deana Uppals.

        Von der Inszenierung und technisch ist die Doku ok, aber keineswegs irgendwie besonders sehenswert.

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          Alberner und zeitweise recht absurder Krankenhaus-Zweiteiler Klamauk mit dem von mir sehr geschätzten Josef Hader als Chef-Pathologe. Den Ösi-Humor find ich lustig. Durchaus unterhaltsam, wenn man die Art mag, aber so richtig toll gefallen hat mir der AUFSCHNEIDER auch wieder nicht.

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            EudoraFletcher68 30.08.2022, 07:42 Geändert 30.08.2022, 08:00

            EIN VERBORGENES LEBEN punktet mit wahnsinnig schönen Landschaftsaufnahmen aus den Österreicher Alpen. Überhaupt sind die Bilder eine Wohltat und manchmal auch eine Irritation für´s Auge!

            Inszenierung und Gespräche sind gewöhnungsbedürftig und wer hier eine konkrete Handlung erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Mir hat diese Art nicht so wirklich zugesagt, auch wenn ich akzeptieren kann, dass dies halt Malicks Stil ist.
            Ich habe es nicht bereut, EIN VERBORGENES LEBEN gesehen zu haben, hauptsächlich wegen der Bilder und weil ich es spannend fand, wie ein Fremder auf unsere Nachbarn blickt. Ein zweites Mal würde ich den Film aber definitiv nicht sehen wollen, weil er es nicht geschafft hat, mich zu vereinnahmen und ich ihn als zu handlungsarm und abstrakt empfand.

            Die sehenswerte österreichische Doku DESERTEUR! (2012) fällt mir ein.

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              Tradition trifft Moderne

              Patriarchat vs. Emanzipation

              Afrika vs. Europa

              Rausch vs. Nüchternheit

              Coolness vs. Manipulation/Marketing

              Kunst vs. Authentizität.

              Die Kamera fängt teilweise sehr ästhetische Bilder ein. Der Soundtrack gefällt, z.B. Psychedelic woman (https://www.youtube.com/watch?v=T0afeLa0rAM).

              In der Mitte des Films gibt´s eine Gerichtsverhandlung, deren Atmosphäre derjenigen in BAMAKO ähnelt. Während der Angeklagte seine Angelegenheit vorträgt und Anwalt und Richter würdevoll an ihrem Pult sitzen, hängen einige Frauen ihre Wäsche an dem Säulenbögen des Platzes auf. Das ist vielleicht eine typische Situation in einigen afrikanischen Dörfern.

              https://boxd.it/i1Ug0

              Gibt´s bei MUBI

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                EudoraFletcher68 29.08.2022, 07:10 Geändert 29.08.2022, 12:33

                Einem Mann, der aus Europa zurückkehrt, erscheint ein Geist in Form einer sehr attraktiven jungen Frau. Die Tatsache, dass er mir ihr spricht und Ausflüge unternimmt, regt sein Umfeld auf. Der Mann kommt dann entweder ins Gefängnis oder in eine geschlossene Psychiatrie. Es gibt einige Szenen, die ich etwas zäh fand, aber die Auflösung zum Ende hin ist dann spannend, ein Spiel mit Realität und Fantasie.

                Am besten gefiel mir, dass man so ein bisschen einen Eindruck über Land und Leute bekommen hat. Technisch und cineastisch für Zeit und Bedingungen recht gut gelungen!

                Für mich überraschend ist THE WOMAN WITH A KNIFE ein absoluter Intellektuellenfilm, der sich außerdem sehr an Europa orientiert und psychoanalytisches Denken sehr gut umsetzt.

                Das macht den Film im Nachhinein interessanter als während der Sichtung, weshalb er bei mir auf Wiedervorlage kommt.

                https://boxd.it/i1Ug0

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                  EudoraFletcher68 28.08.2022, 06:25 Geändert 28.08.2022, 11:34

                  Ich kann nicht behaupten, grundsätzlich eine Freundin von Lav Diaz Werken zu sein, aber ein paar habe ich gefunden, die mir doch gefallen haben: STORM CHILDREN, BOOK 1 (7 Punkte) und WEST SIDE AVENUE (8 Punkte).

                  GENUS PAN hat 2020 bei den Filmfestspielen in Venedig den Preis für die beste Regie erhalten und ist nur noch 2 Tage auf MUBI zu sehen.

                  In diesem verhältnismäßig kurzen (150 Minuten) Werk gibt es eine erkennbare Handlung und diese schreitet verhältnismäßig rasch voran. Drei Minenarbeiter verlassen nach 3 Monaten harter und lebensgefährlicher Arbeit in einer Goldmine die Baustelle und schlagen sich durch den Dschungel einer Nachbarinsel, um nach Hause zu kommen. Wir erfahren, dass die Insel mit der Mine von einigen kriminellen Elementen beherrscht wird. Auf dem Weg erzählen sie sich gegenseitig aus ihren Leben bzw sprechen übereinander. Bereits vorher existierende Konflikte verschärfen sich. Tatsächlich ist mir bei meinen beiden Reisen zu den Philippinen aufgefallen, dass es oft so ist, dass an jenseits der Metropolregionen an den Küsten mehr oder weniger kleine Ortschaften sind und das Landesinnere oftmals völlig wild. Insoweit ist die Situation der drei Männer, welche die Natur durchqueren, für mich vorstellbar. Als man aus dem Dschungel herauskommt, hat mich der Film dann für einige Zeit irgendwie verloren, bis es dann zur Auflösung der Geschichte kam.

                  Es steht zu befürchten, dass am Ende Gewalt, Lüge, Niedertracht und Gier über Menschlichkeit und Liebe siegen.

                  Die Bilder sind von hoher Qualität und die Landschaftsaufnahmen sind sehr ansprechend. Dafür hat sich die Sichtung allemal gelohnt!

                  Es wird die philippinische Kultur, bzw. ihr Fehlen. Christlicher Glaube versus Mystizismus versus Lippenbekenntnisse, Respekt vor den Alten, Schuld(en), Ausbeutung, sowie ein beneidenswerter Pragmatismus und überraschende Ausbrüche von Brutalität und Gewalt.

                  https://boxd.it/bZCw2

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                    EudoraFletcher68 28.08.2022, 06:23 Geändert 28.08.2022, 11:33

                    Drei Anläufe habe ich gebraucht, weil mich TRIJYA erst einmal nicht angesprochen hat. Ich hatte gelesen, dass es sich um einen poetischen Film handeln würde und ich hab´s nicht so mit Poesie. Auch waren mir Bilder und Atmosphäre großteils zu nüchtern.

                    Ein Mann aus einem Dorf zieht nach Pune, Maharashtra (bei uns auch bekannt als Poona) und weiß nicht so genau, wo er hinwill. Öfter fragte ich mich, wovon er eigentlich lebt, denn die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Berufung und der Selbstfindung können sich ja nur materiell abgesicherte Menschen erlauben. Nach ungefähr 30 Minuten wurde meine Frage dann beantwortet. Der Mensch arbeitet als Journalist für eine lokale Zeitung und hat sehr wenig Freude daran, was man gut nachvollziehen kann, wenn man miterlebt, mit was er sich da rumschlagen muss. Ab dem Zeitpunkt hat mich TRIJYA dann doch mehr für sich eingenommen, auch wenn der Hauptprotagonist passiv und ungreifbar bleibt. Das ist halt gerade der Punkt, um den es hier geht.

                    ANFANG HANDLUNGSSPOILER
                    Es ist auch nur folgerichtig, dass der Hauptcharakter bei seiner Identitätssuche scheitert, während andere durch existenzielle Krisen gehen. Ich würde sagen, es handelt sich um die Darstellung einer typischen Mittelschichts-Depression.
                    ENDE HANDLUNGSSPOILER

                    Und dies ist überzeugend inszeniert.

                    Könnte mir durchaus vorstellen, dass der Film hier Anhänger finden wird.

                    https://boxd.it/cQ8hC

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                      Das Prinzip kennt man als interessierter Mensch bereits, aber die Details waren mir nicht bekannt.

                      Brasilien wird hier als Beispiel verwendet. Es ist ein El Dorado für Pestizide (die in Europa bereits verboten sind). 2018 verkauften die Chemiefirmen mehr als 80.000 Tonnen bei uns verbotener Pestizide nach Südamerika. Anschließend kaufen europäische Länder Gemüse, das mit diesen Pestiziden angebaut wurde. Bolsonaro hat den Konzernen den Weg in sein Land geebnet. Der Kunde kann Pestizide steuerfrei kaufen!!!

                      Die Entscheidungsträger in den unteren Rängen, wie z.B. der Bürgermeister eines brasilianischen Ortes, sind einfach bornierte Deppen, anders kann man es echt nicht sagen. Er sagt: Schauen sie doch in unsere Flüsse: Die sind sauber! Glasklares Wasser! Da braucht man keine Proben entnehmen! (Die beteiligte Wissenschaftlerin informiert uns darüber, dass das Wasser gesundheitsgefährlich ist, wegen der Pestizidrückstände).

                      Untersuchungen ergaben, dass das Trinkwasser in vielen brasilianischen Großstädten pestizidvergiftet ist. Und hier kommen dann Firmen wie Nestlé ins Spiel, die einen Riesenumsatz mit Wasser (selbstverständlich in Plastikflaschen, welche wir dann wieder in der Umwelt finden) machen, das sie den Gemeinden stehlen, in denen noch trinkbares Grundwasser vorhanden ist. Siehe z.B. BOTTLED LIFE: NESTLE’S BUSINESS WITH WATER (2012), COCA COLA, LEADER POLLUEUR (2021), DIE RECYCLINGLÜGE (2022).

                      Wir erfahren, wie raffiniert Reframing betrieben wird. Und alle aufgedeckten Skandale durch Investigativ-Journalisten ändern nichts daran. Wir sehen einer Politikerin zu, die dafür zu sorgen versucht, dass diese Gifte nun in Pflanzenschutzmittel umbenannt werden. Sie macht überall öffentlich Werbung dafür!

                      Es wir berichtet über (halb-)tote Säuglinge und Kinder mit gruseligen Erkrankungen.

                      Am Ende landet dann das vergiftete Gemüse bei deutschen Discountern und Supermärkten.

                      Die Doku ist cineastisch kein großer Gewinn, erfüllt aber den Zweck der Informationsvermittlung und ist professionell gemacht.

                      Bis zum 3.10.22 hier: https://www.arte.tv/de/videos/095070-000-A/pestizide-europas-zynischer-giftexport/

                      https://boxd.it/7DEnw
                      https://boxd.it/2sMNK
                      https://boxd.it/eqWoY

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                        EudoraFletcher68 27.08.2022, 07:38 Geändert 27.08.2022, 16:50

                        Schöne Bilder von Hirschen im winterlichen Wald wechseln sich ab mit nicht gerade schönen Bildern aus einer Groß-Schlachterei.

                        Eine neue ungefähr 30jährige Inspektorin mit sehr blonden Haaren und sehr weißer Haut irritiert die Belegschaft. Sie hat wohl Autismus und fühlt sich genauso auch von den anderen irritiert. Der ungefähr 60jährige Chef hat einen verkrüppelten Arm. Somit haben beide eine Macke.

                        Sie erfahren durch einen Zufall, dass sie nachts denselben Traum haben. Außerdem ist da noch ein Freund des Chefs, dessen Frau ihm auf der Nase rumtanzt und mit den Kollegen schläft. Ein junger Macho fängt als Schlachter an und vielleicht ist er für den Einbruch in den Medizin-Schrank verantwortlich.

                        Die Inspektorin und der Chef versuchen, sich aneinander anzunähern, aber das ist gar nicht so einfach. Dieser Prozess ist mit großer Sensibilität und einem subtilen Humor dargestellt - was mich angesprochen hat.

                        Der Film hat eine sehr eigene Atmosphäre. Insgesamt dauerte es aber doch lange, bis er mich tiefer berührt hat.
                        Dann hat er mich aber zum Weinen gebracht.

                        https://boxd.it/3Maow

                        RoboMeter: 4-5 Punkte

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                          EudoraFletcher68 26.08.2022, 07:00 Geändert 27.08.2022, 08:38

                          Es wird ein Bauer begleitet, der auf Öko-Landwirtschaft nach den Demeter-Richtlinien umstellt. Seine Probleme in der Phase des Übergangs. Der Handel bezahlt ihm nicht den angemessenen Preis für seine Ware, er erlebt Existenzangst. Dann macht er auch noch die Erfahrung, dass ihm vom Händler sein angebautes Gemüse nicht abgenommen wird und er es als Kompost auf seine Felder ausbringen muss. Aber er lässt sich nicht unterkriegen.

                          Agrarwissenschaftler und andere Experten informieren uns darüber, dass Lebensmittel innerhalb der nächsten 10 Jahre in Europa sehr viel teurer werden werden, wenn unsere Bauern nicht schnellstmöglich auf Ökolandbau umstellen. Seit Jahren steigt der Einsatz an Pestiziden, weil die ganzen Ökosysteme destabilisiert sind.

                          Heute seien Lebensmittel so billig wie nie zuvor. Das könnten Landwirte nur erreichen, wenn sie viel Chemie einsetzen würden. In die Preise der Lebensmittel im Supermarkt müsste man aber eigentlich den Preis einrechnen, den es die Gesellschaft kostet, wie diese Landwirtschaft betrieben wird: Wasserverschmutzung durch Auswaschungen der Gifte und Gülle. Allein die Aufbereitung des Wassers macht konventionell produzierte Lebensmittel eigentlich schon doppelt so teuer.

                          Besucht wird ein Permakultur-Hof in Frankreich, der von zwei ehemaligen Laien betrieben wird. Sie verzichten sowohl auf Chemikalien als auch auf Maschinen und ihre Ernte ist sehr ertragreich. Auf einer Fläche halb so groß wie ein Fußballfeld bauen die beiden Hunderte von verschiedenen Pflanzenarten an. Ganz anders als das die konventionelle Gärtnerei machen würde. Sie arbeiten im Prinzip vorindustriell. Der französische Agrarwissenschaftler François Léger (seine Arbeit kann man online z.B. bei researchgate finden) machte eine Studie über die Fragestellung, ob es bei so viel Handarbeit realistisch für einen Landwirt ist, von seinem Anbau leben zu können. Und die Antwort lautet: Ja! Eine Person kann mit einer Permakultur auf einer Fläche in der Größe von 4 Tennisplätzen ein „gutes Jahreseinkommen“ erwirtschaften, weil auf einer kleinen Fläche viel angebaut und bis zu 8 Mal im Jahr geerntet wird. Hohe Ausgaben für Dünger, Pestizide und Maschinen fallen weg.

                          Die Inszenierung der Doku ist konventionell mit Hintergrundsprecherin. Die Kamera ist zweckmäßig. Cineastisch ist hier nichts groß zu holen. Aber die Auswahl der Experten und Protagonisten ist recht gut gelungen und auf den Punkt. Inhaltlich ist WIE SCHAFFEN WIR DIE AGRARWENDE umso sehenswerter und die vermittelte Information wird auch für Leute mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne gut vermittelt.

                          Ein Landwirt: „Wir Bauern haben das Potenzial zum Klimaschutz in der Hand.“

                          Nur noch heute: https://www.arte.tv/de/videos/079393-000-A/wie-schaffen-wir-die-agrarwende/

                          https://boxd.it/7DEnw
                          https://boxd.it/2sMNK
                          https://boxd.it/etfzK

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                            Eine kleine Szene zu Beginn hat mir besonders gut gefallen, da sah man das Rücklicht eines anthrazitfarbenen VOLVO V70, Baujahr 2000–2007. Nein ich bin kein Autofetischist, aber genauso so einen hatte ich nämlich bis vor 3 Wochen. Hatte ihn 12 Jahre gefahren! Nun ist er wahrscheinlich ausgeschlachtet.

                            Allein für die Kamera ist THE AMERICAN wert gesehen zu werden. Der 2. Grund ist natürlich George Clooney als grauhaariger Auftragskiller. Kommt gut! Ich finde, er hat als Typ so viel Ausstrahlung, dass er einen eher langsamen Film wie diesen, trägt.
                            Der Anfang war mir sehr sympathisch, hat mich aber gleich an einige Filme erinnert, in denen ein Auftragskiller/Geheimagent in den Ruhestand geht und dann aber keine Ruhe findet. (COLD BLOOD LEGACY fällt mir spontan ein, die anderen habe ich vergessen)
                            Gleich nach wenigen Minuten gab´s die erste Überraschung, die ich hier natürlich nicht spoilere.

                            Von Schweden geht´s nach Italien, wo der Film die meiste Zeit spielt. In einem kleinen Kaff in den Bergen. Das Tempo ist tendenziell gering und der Film insgesamt ruhig, aber Tote gibt´s trotzdem und geschossen wird auch. Wem die Langsamkeit nicht passt, dem sage ich, dass es doch wahrscheinlich in so einem Beruf genauso ist: Viel Zeit, die man totschlagen muss, bzw. in der man sich innerlich vorbereitet oder irgendwas beobachtet, oder einfach nur wartet/sich versteckt. Genau wie es vermutlich bei der Kriminalpolizei oft auch total langweilig ist.

                            https://boxd.it/3Maow

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                              Mein geringes Vorwissen: Dahmer war ein US-amerikanischer Serienmörder. Vielleicht bin ich seiner Geschichte schon in einem anderen Film begegnet, aber ich wusste es bei Sichtung nicht. Die DVD hatte mir Headshot77 geschenkt, kurz bevor er sein Profil nach einer kurzen und sehr anregenden Filmfreundschaft einfach gelöscht hat.

                              Ich hätte gerne gewusst, wie MY FRIEND DAHMER auf mich gewirkt hätte, wenn ich den Namen nicht gekannt hätte. Es ist halt ein Coming of Age – Film eines ziemlich sonderbaren Jungen mit einer medikamentenabhängigen Mutter und einem überforderten Vater, der sich in die Arbeit flüchtet. Der Junge hat durchaus etwas und wird dann auch von einigen Mitschülern gemocht.

                              Die Kamera ist gut und die Inszenierung auch. Die Darsteller überzeugen, die Figuren sind glaubwürdig. Da man ja weiß, dass er mit 18 seinen ersten Mord begehen wird, wartet man natürlich irgendwie darauf. Andererseits teile ich die Faszination für Serienmörder nicht und als Coming-of-Age-Film mit seltsamen Gestalten ist MY FRIEND DAHMER voll in Ordnung. Vor allem die Szene im Wald mit Figg hat mir gefallen.

                              Was für mich nicht passt ist, dass wir nicht erfahren, was mit dem Jungen letztlich schiefgelaufen ist. Ich habe gelesen, dass sich der Film streng an dem gleichnamigen Buch orientiert und offensichtlich hat der Autor nicht gewusst, was mit ihm los war. Aber als Psychoanalytikerin benötige ich eine gescheite Biographie aus der ich dann die Psychodynamik ableiten und mir die Symptome des Betreffenden erklären kann.

                              Insoweit lässt mich der Film doch irgendwie auch unbefriedigt zurück.

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                                EudoraFletcher68 25.08.2022, 06:31 Geändert 25.08.2022, 07:59

                                MP-Vorhersage: 5,8

                                Vervollständigung meiner Woody Harrelson-Sichtung, erneut in der Nebenrolle als inzwischen nicht mehr so dekadenter Couch von Katniss und den anderen Kandidaten. Nur mit minimaler Screentime, weshalb ich über seine Performance nichts sagen kann.
                                Die Geschichte um die Rebellion und den Bürgerkrieg gegen die herrschende Klasse setzt sich fort.

                                Katniss wird am Anfang angeschossen und die Rebellenführerin zieht sie aus dem bewaffneten Kampf heraus. Aber Katniss möchte Snows eliminieren. Wird ihr Plan gelingen?

                                Die Atmosphäre kam mir düsterer vor, als bei den Vorgängern, aber es ist schon länger her, dass ich diese gesehen habe. ie Fallen, die den Rebellen gestellt werden, haben mir gut gefallen (z.B. die schwarze ölige Flüssigkeit in dem Gebäude-Rondell oder die Monstrositäten in den Abwasserkanälen) obwohl ich im Grunde genommen von solchen Szenerien leider schon etwas gesättigt bin, weshalb ich diesen Teil dann doch recht gerne gesehen habe.

                                https://boxd.it/ejGE8

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                                  Ich habe mittlerweile einige Kriminal-Filme (ARTICLE 15, RAMAN RAGHAV 2.0; UDTA PUNJAB) und -Serien (SUZHAL, MIRZAPUR, PAATAL LOK, THE FAMILY MAN) aus Indien gesehen, die mir alle mehr zusagen als DELHI CRIME. Auch die Doku CRIME STORIES: INDIA DETECTIVES ist deutlich spannender und für mein Empfinden besser gemacht als DELHI CRIME, auch wenn die Mini-Serie auf einem realen Fall basiert und keinesfalls schlecht ist.

                                  Zu unlebendig und langsam war es mir trotzdem, zu wenig hatte ich das Gefühl, etwas vom Leben in Indien mitbekommen. Es gibt durchaus einige sehenswerte Momente, landestypische Dialoge und auch die Polizeiarbeit wäre halbwegs interessant, wenn dies vielleicht der erste indische Krimi wäre, den ich gesehen hätte, aber für mich eben kein Vergleich zu den anderen genannten Produktionen.

                                  Es geht um die Aufklärung einer Gruppenvergewaltigung und Ermordung eines Pärchens, das einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.

                                  Schade – ich hatte mir hiervon mehr versprochen. Könnte mir vorstellen, dass DELHI CRIME denjenigen sehr gut gefällt, die langsamer, unblutiger und dialoglastiger Verbrechensaufklärung in fremden Ländern etwas abgewinnen können.

                                  https://boxd.it/cQ8hC

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                                    über Cycle

                                    Wir lernen das Leben eines Astrologen, der ein schickes britisches Fahrrad von seinem Vater geerbt hat, kennen. Er hat eine entzückende Tochter und ist sehr sozial eingestellt. Alle Welt frag ihn um Rat. Dann wird eines Abends sein Fahrrad gestohlen…. Was ihn sehr traurig macht. Die Diebe werden überall wegen des Fahrrads angesprochen und entwickeln eine Fantasie-Verwandtschaftsgeschichte.

                                    Mir ging die Geschichte dann erstens zu weit und gleichzeitig gibt sie auch nicht genug her. Die ganze Zeit den zwei Gangstern zusehen, wie sie mit dem gestohlenen Fahrrad von einer Begegnung in die nächste stolpern, als hätten sie alle Zeit der Welt und auch kein eigenes Ziel, wo sie mit ihrem Diebesgut hinwollen.

                                    Die sehr simplifizierte Charakterzeichnung und Inszenierung insgesamt haben mich dann auch auf die Dauer etwas genervt, auch wenn es ein paar schöne Bilder gibt.

                                    Ist definitiv kein schlechter Film, aber nicht so wirklich mein Geschmack.

                                    https://boxd.it/cQ8hC

                                    Nicht wie hier angegeben beim großen N, sondern bei MUBI zu sehen.

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                                      EudoraFletcher68 23.08.2022, 06:39 Geändert 23.08.2022, 07:25

                                      Diese indische Geheimdienst-Serie gibt´s z.Z. bei Prime. Super: Sie ist komplett auf Englisch synchronisiert! Das Englisch der Inder finde ich charmant und ulkig. Ich habe längere Zeit nicht gemerkt, dass es sich um Synchro handelt.

                                      THE FAMILY MAN geht ein bisschen in Richtung 24, aber in besser. Einzig das Konzept mit der Echtzeit hat mir an 24 gefallen, das gibt´s hier nicht. Was ich an 24 nicht mag ist, dass dort die ganze Zeit nur künstlich Spannung erzeugt wird. Wenn man die Serie mit Abstand betrachtet, ist die Handlung aber oftmals unsinnig und völlig an den Haaren herbeigezogen und alle sind irgendwie Doppel- und Dreifach-Agenten. Außerdem wiederholt sich in jeder Staffel dieselbe Geschichte.

                                      In THE FAMILY MAN hat man es zwar auch mit verschachtelten Verschwörungen zu tun, die hochkochen, aber es ist nicht ganz so überzogen und absurd. Wie die Serie politisch einzuordnen ist, überlasse ich lieber denjenigen, die sich damit auskennen. Undifferenziert ist sie aber keinesfalls.

                                      Der Hauptprotagonist ist der Family man, ein Familienvater, der beim Geheimdienst arbeitet.

                                      Am Anfang habe ich befürchtet, dass hier eine unrealistische Pseudo-Helden-Welt inszeniert wird, aber nein, es ist genauso, wie ich es mir nach dem Studium einiger Romane und Sachbücher bekannter indischer Autoren und meinen eigenen Erfahrungen mit dem Land, vorstelle: Sehr improvisiert. Die allgegenwärtige Korruption, die extreme Diskriminierung von Minderheiten und die Gewaltbereitschaft großer Gruppen unter der Oberfläche, sowie die Polizei, die mit einer völligen Selbstverständlichkeit Gesetze bricht, Menschen ohne Grundlage verhaftet, Gefangene misshandelt usw.

                                      Auch der Konflikt mit Pakistan wird keineswegs nur einseitig dargestellt. Der Agent belügt seine Familie ununterbrochen, auch wenn es völlig offensichtlich für seine Frau ist, die ihm seine Ausflüchte letztlich aber nicht verübelt. Für die Handlung der 1. Staffel hat man sich die Inspiration aus Zeitungsartikeln geholt.

                                      Witzig finde ich die Darstellung der Ermittlungsarbeit in Indien mit allen Hürden wie fehlender Ausrüstung, Stromausfällen, übereifrigen Polizisten, eingeschlafenen Überwacher und Einmischung durch Politiker. Etwas übertrieben kamen mir manchmal die zu bekämpfenden Terroristen (Kaschmiris und Tamilen) vor.

                                      Das Lokalkolorit ist sehr schön und vielseitig, quer durch einige Schichten und verschiedene Szenerien. Diverse Alltagsprobleme, die Menschen in Indien haben können, werden angerissen und manche auch vertieft. Man bekommt einen Eindruck vom Leben einer modernen, gebildeten Mittelschichtsfamilie. Auch die Eheprobleme des Hauptprotagonisten, die in der 2. Staffel sogar dazu führen, dass sie in eine Paar-Therapie gehen, fand ich schlüssig und vor allem mit einer guten Portion Humor. In der 2. Staffel gibt´s außerdem einige sehr schöne Aufnahmen auf Fischerbooten und vom Fischmarkt! Super!

                                      Die Inszenierung ist modern. Die Kamera ist zweckmäßig mit ein paar sehr guten Aufnahmen.

                                      Es gibt ein paar Ungereimtheiten, auch die Figuren sind für mein Dafürhalten teilweise nicht ausgereift genug und Drehbuch und Umsetzung haben ein paar Ungereimtheiten (z.B. läuft der Killer in ein Hotelzimmer auf einem langen Flur und später ist das Zimmer plötzlich in einem kleinen Einzelgebäude), aber insgesamt fühlte mich doch recht gut unterhalten.

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                                        Katzen-Doku, die aber zu wenig in die Tiefe geht.
                                        Die einzelnen Geschichten reichen nicht aus und die Bilder waren nur sehr begrenzt sehenswert. Das Ganze wirkte auf mich unfertig und als ob man sich keine große Mühe gegeben hat.
                                        Interessant fand ich einzig die ukrainischen Tiertrainerinnen, aber so richtig habe ich nicht kapiert, wie sie ihre Tiere dazu bringen, die Kunststücke zu machen.

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                                          EudoraFletcher68 22.08.2022, 06:17 Geändert 22.08.2022, 08:12

                                          Was man 2012 schon in BOTTLED LIFE: NESTLE´S BUSINESS WITH WATER sehen konnte, sind Mineralwasser- und Getränkeproduktion und -verkauf ein Verbrechen an der Gemeinschaft.

                                          Die Firma pumpt den Gemeinden das Grundwasser ab, und zwar mehr, als sich wieder bilden kann. Damals dachte ich noch, das passiert nur in 3.-Welt-Ländern oder den USA, aber in dieser Doku von 2021 erfahren wir, dass das natürlich auch ganz selbstverständlich in Frankreich stattfindet. Und genauso in Lüneburg durch Coca Cola – WAHNSINN!!!! Dass es tatsächlich zu meinen Lebzeiten dahin kommen könnte, dass in Deutschland das Wasser knapp wird, habe ich mir in meinen kühnsten Dystopie-Fantasien nicht ausgemalt.

                                          Ein großes Problem ist, dass es noch keine Gesetze bei uns gibt, die es Konzernen wie Nestlé verbietet, Unmengen an Grundwasser abzupumpen, um es in Flaschen zu füllen und zu verkaufen.

                                          Die Doku ist zwar konventionell inszeniert, aber ziemlich auf den Punkt – so ist sie unterhaltsam und anregend (eher aufregend).

                                          Danke an BaltiCineManiac für diese tolle Liste, die mich auf die Doku aufmerksam gemacht hat: https://www.moviepilot.de/liste/now-in-the-arte-media-library-balticinemaniac

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                                            Es handelt sich um einen Zwei-Teiler: ÜBERLEBEN IN GRÖNLAND und ZUKUNFT IN GRÖNLAND
                                            Bis 18.09.2022: https://www.arte.tv/de/videos/090231-001-A/das-rote-haus/
                                            Bis 18.09.2022: https://www.arte.tv/de/videos/090231-002-A/das-rote-haus/

                                            Robert Peroni durchquerte 1983 zu Fuß Nordgrönland und schuf damit einen Weltrekord. Er hat sich wohl in dieses Land und seine Bewohner verliebt. Jedenfalls gründete er THE RED HOUSE, eine Begegnungsstätte für die Kinder der Inuit und auch eine Art Pension für Touristen. Er versucht, in Grönland sanften Tourismus einzuführen.

                                            Er möchte die Inuit darin unterstützen, in der heutigen Zeit zurecht zu kommen. Er kritisiert das Verbot der Robbenjagd, die untrennbar mit der Kultur der Inuit verbunden ist. In einem Land das fast durchgängig von Eis und Schnee bedeckt war, auf dem man nichts anbauen konnte, war die Robbenjagd sowohl zentrale Nahrungsquelle als auch Identitätsbildend.
                                            „In Europa haben wir überhaupt keine Ahnung, was hier vorgeht.“ Die Selbstmordrate in Grönland ist 3 x so hoch wie in Deutschland. Alkoholismus ist weit verbreitet. Auch sexueller Missbrauch ist offenbar ein Problem dort. Die Folgen der Corona-Pandemie werden ebenfalls thematisiert.

                                            Wir lernen den Umgang mit den Schlittenhunden kennen. Und die Bedeutung der Hundeschlitten: Mittlerweile nur noch ein Freizeitvergnügen und eine Touristenattraktion.

                                            DAS ROTE HAUS ist informativ, technisch gut gemacht, die Bilder sind auf jeden Fall sehenswert, aber nicht supertoll.

                                            https://boxd.it/bbGPi
                                            https://boxd.it/ffOsK

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                                              EudoraFletcher68 21.08.2022, 08:06 Geändert 21.08.2022, 08:19

                                              Informative und lehrreiche Doku über die politischen Entwicklungen Indiens ungefähr der letzten 10 Jahre.

                                              Indien ist schon lange keine Demokratie mehr und diese Doku vermittelt wissenswerte Infos wer dort an der Spitze steht und welche Stimmung er kreiert. Gefährlich! Immerhin ist das Land eine Atom-Macht.

                                              Modi hat einen autoritären Hindu-Staat geschaffen, in der Minderheiten unterdrückt (und teilweise ermordet) und systematisch aus der Politik und von jedweder Einflussnahme ausgeschlossen werden. Sichtbar wurde dieser Prozess laut Doku mit der Besetzung des vormals autonomen Gebiets Kaschmir und der Inhaftierung Intellektueller und Oppositioneller. Die internationale Gemeinschaft schweigt dazu, denn der Rest der Welt hat eigene Pläne für Indien. Die EU will Indien beispielsweise auch als Verbündeten gegen Peking.

                                              „Der Westen lässt Indien gewähren …. Wir sehen dort einen Absetzmarkt.“

                                              Modi ist ein herausragender PR-Mann. Überraschend für mich hat er keine Kinder. Ich hätte erwartet, dass ein kinderloser Mann in Indien keine Aufstiegschancen haben würde. Seine Biographie wird erzählt: Er ist das 3. Von 6 Kindern einer armen Familie aus Gujarat. Modi kreierte den Mythos vom Aufstieg. Er war als Kind und Jugendlicher Mitglied in der paramilitärischen und nationalistischen RSS-Miliz die sich an faschistischen Organisationen Europas orientierte. Er wurde mit nationalistischem Gedankengut indoktriniert. Er war ein mittelmäßiger Schüler und man weiß nicht, ob und welchen Abschluss er gemacht hat. Bekannt ist aber, dass er es liebte Theater zu spielen und immer die Hauptrolle spielen musste. Er war von Kindesbeinen an, Individualist und wollte keine Befehle befolgen, aber gerne welche geben. Seine Eltern verheirateten ihn mit 16 mit einem Mädchen aus derselben Kaste. Er verließ seine Frau und ging weg auf Pilgerschaft. Er wanderte 2 Jahre zu Fuß als Asket durch Indien. Als er zurückkehrt, arbeitet er sich in der RSS-Miliz nach oben.

                                              Meine hohe Bewertung ist auch dem Inhalt geschuldet. Die Doku selbst ist völlig in Ordnung gemacht (7 Punkte), aber cineastisch nix besonderes und mir zu konventionell. Kann man aber gut anschauen.

                                              In Kombination mit der viel unterhaltsamer inszenierten Folge über die Indischen Wahlen von 2019 aus Hasan Minhajs PATRIOT ACT (https://www.youtube.com/watch?v=qqZ_SH9N3Xo) sehr empfehlenswert, wenn man eine Idee über die heutige Innen- und Außenpolitische Situation Indiens bekommen will.

                                              Nur noch bis zum 7.9.22: https://www.arte.tv/de/videos/091090-000-A/die-welt-des-narendra-modi/

                                              Danke an BaltiCineManiac für seine tolle Liste: https://www.moviepilot.de/liste/now-in-the-arte-media-library-balticinemaniac

                                              boxd.it/cQ8hC
                                              boxd.it/2sMNK
                                              boxd.it/eqWoY

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                                                EudoraFletcher68 21.08.2022, 08:04 Geändert 21.08.2022, 11:47

                                                Der Hauptdarsteller Darsheel Safary überzeugt mich nicht. Und warum hat man dem Kind falsche Zähne in den Mund geklebt? Zumindest sieht es so aus, als hätte man das getan. Das Kind ist scheiß-unsympathisch, was wohl auch so beabsichtigt ist.

                                                Man hat es hier mit einer Familie aus der oberen Mittelschicht zu tun mit wenig indischem Flair (außer vielleicht, dass man gleich draufhaut als Erziehungsmaßnahme).

                                                Sehr, sehr lange fragt man sich, was mit diesem be********** Kind los ist. Phasenweise wirkt es so, als ob er nicht einmal die einfachsten Anweisungen verstehen würde und keinen vernünftigen Satz herausbrächte, dann wieder wirkt er orientiert und verständig. Gleichzeitig ist er aufsässig und gehorcht grundsätzlich nicht den einfachsten Anweisungen, wie wasch dir deine Hände, bevor du was isst.

                                                Dankenswerterweise ist die Inszenierung kurzweilig und man kann dem Geschehen gut folgen, auch wenn es zeitweise nervtötend war.

                                                Richtig gut gefallen hat mir TAARE ZAMEEN PAR ab dem Zeitpunkt, als man endlich mal mehr davon mitbekommen hat, was im Kopf des Jungen vor sich geht! Aber da war halt schon eine Stunde vergangen.

                                                Dann bekommt der Junge einen Clown als Kunstlehrer und es wird ein bisschen gesungen und getanzt (völlig in Maßen). Der Lehrer wird gespielt von Aamir Khan, der auch Regie führt und scheint´s sehr beliebt ist. Er erkennt die Probleme des Jungen und hilft ihm. Aber vorher besucht er noch die Eltern und redet mit ihnen. Da weint er dann über das Schicksal des Jungen, was natürlich rührend ist. Er weint danach auch noch öfter mal. Die Diagnose des Problems des Jungen kommt mir für dessen Verhaltensauffälligkeiten nicht ausreichend vor, aber so genau kenne ich mich damit nicht aus. Khan hält später auch eine Ansprache über die Verantwortung von Eltern und was es bedeutet, ein Kind zu haben.

                                                Die Message ist, dass man nicht vom ersten Eindruck Schlussfolgerungen ziehen soll. Körperlich, kognitiv oder emotional eingeschränkte Menschen bedürfen einer besonderen Unterstützung und Zuwendung und sollen nicht ausgeschlossen werden. Und Eltern sollen ihre Kinder sehen und nicht mit Leistungsanforderungen erdrücken.

                                                Insgesamt mir doch etwas zu kitschig, auch wenn der Gedanke dahinter natürlich ehrenwert ist.

                                                https://boxd.it/cQ8hC

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                                                  EudoraFletcher68 20.08.2022, 19:22 Geändert 20.08.2022, 20:11

                                                  Sympathisches Portrait des ukrainischen Präsidenten. Dass ein Schauspieler Präsident wird, finde ich in Zeiten von Trump, Johnson und Modi nur folgerichtig. Es geht ja fast nur noch um die bestmögliche Selbstdarstellung und Inszenierung. Und wer kann das besser als jemand, der das beruflich eh schon gemacht hat? Im Angriffskrieg zeigt er nun, dass er auch noch mehr drauf hat, als nur Selbstdarstellung und ich kann nur sagen: Respekt!

                                                  Was in der Doku nicht angesprochen wird, ist die starke Beeinflussung der ukrainischen Politik durch die USA seit Jahren, inclusive des legendären Satzes einer US-Diplomatin: FUCK THE EU (https://www.theguardian.com/world/video/2014/feb/07/eu-us-diplomat-victoria-nuland-phonecall-leaked-video).

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                                                    EudoraFletcher68 20.08.2022, 07:23 Geändert 23.08.2022, 21:02

                                                    Gerade frisch auf MUBI eingetroffen.

                                                    Dieser Film wird vermutlich das Publikum spalten. Mir gefällt er schon allein aus ästhetischen Gründen. Die Bilder sind ansprechend und manchmal irritierend. Dann auch weil er sich so schön boshaft über die Political Correctness und die Probleme mit dem Umgang damit lustig macht.

                                                    Allein schon, dass in der Inhaltsbeschreibung nachlesen kann, dass ein Typ nach einem "schiefgelaufenen, sexistischen Scherz" seinen Job verliert. Der Kerl ist angesoffen und küsst eine Reporterin während ihrer Berichterstattung auf der Straße im Übermut auf die Wange und ruft, ich liebe dich Chantal! Das muss man sich mal überlegen! So etwas bezeichnet man heutzutage also als einen sexistischen Scherz.....
                                                    Aus dieser Szene wird dann ein Riesendrama, auch weil die Journalistin sich in einen sexuellen Übergriff reinsteigert. In den heutigen Zeiten darf in manchen Kreisen der degenerierten reichen westlichen Welt (in dem Fall Kanada) so etwas anscheinend nicht passieren.

                                                    Wenn wir so weiter machen, freuen sich Russen, Chinesen, Islamisten und wer sonst noch Macht-Begehrlichkeiten und imperiale Impulse hat. Wer sich so blöd selbst sabotiert und mit irrelevanten Dingen beschäftigt, wird nicht bemerken, wo reale Gefahren droht. Und wenn wir das bemerken, wird es zu spät sein, weil wir gar nicht mehr wissen, wie wir uns zur Wehr setzen sollen.

                                                    Aber zurück zum Film. Der Typ wird bis auf weiteres von seiner Arbeit suspendiert deswegen. Zuhause hat er eine nette Freundin und ein Schreibaby. Für das Schreibaby stellt er eine supersüße sexy Babysitterin ein. Sein Bruder klärt ihn darüber auf, was er für ein fürchterlicher Sexist ist und er beginnt gemeinsam mit seinem Bruder, dem Moralapostel, ein Buch darüber zu schreiben. „Was ist Frauenfeindlichkeit?“

                                                    ANFANG KLEINER HANDLUNGSSPOILER
                                                    ... Und dann verliebt sich der Moralapostel in die ungefähr 20 Jahre jüngere sexy Babysitterin. Hihi. Und nicht nur er reagiert auf sie.
                                                    Sehr gut gefallen hat mir dann auch, zwischen wem dann der Sex schließlich stattfand.
                                                    ENDE HANDLUNGSSPOILER

                                                    Superlustig ist eben der Charakter des Bruders. Am besten finde ich die Szene in der Talkshow, wie er erzählt, wie das Buch geschrieben wurde.

                                                    Ich hatte meinen Spaß mit diesem boshaften Streifen und das ist vorläufig mein Favorit von 2022.

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