EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    über Der Job

    Ein junger Typ bewirbt sich bei einer großen Firma um einen Job. Er muss mit vielen anderen eine Aufnahmeprüfung machen. Dabei lernt er eine Mitbewerberin kennen, die er nett findet. Er bekommt einen Job als Assistent eines Laufburschen.

    Die ganze Atmosphäre von Anfang bis Ende ist ziemlich trostlos. Die Bilder sind sehr gelungen, auch die Drehorte sehr gut ausgewählt. Allerdings spiegelt alles hauptsächlich die Trostlosigkeit wider. Und auch die Inszenierung ist genauso schleppend und zäh, wie der Junge sein Leben wohl empfindet.

    Der Junge hat keine Wahl, er muss diesen Job machen, denn er und seine Familie benötigen das Einkommen. Es ist alles sinnlos. Das vermittelt sich sehr gut, hat aber dazu geführt, dass mir der Film keinen Spaß gemacht hat und ich ihn keinesfalls nochmal sehen wollen würde.

    https://boxd.it/eUmE2

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      EudoraFletcher68 14.07.2022, 06:21 Geändert 14.07.2022, 13:43

      Als erstes fällt die herausragende Kamera auf. Dann die Locations: eine armselige Vorstadt und diverse Stadteile von Rom. Allein schon dafür sieht man sich den Film gerne an. Die Dramaturgie ist gelungen: Vom Titel her wissen wir ja schon, dass es um ein gestohlenes Fahrrad geht. Mehrmals gibt es Gelegenheiten zum Diebstahl.

      Ein junger Familienvater in prekären Verhältnissen sucht nach Arbeit. Überraschenderweise bietet man ihm eine gut bezhalte Stelle an, aber dafür braucht er eben ein Fahrrad. Seins ist momentan beim Pfandleiher, damit die Familie leben kann. Seine Frau rafft alles zusammen, was man noch verleihen kann, bis hin zur Bettwäsche, um das Rad auszulösen. Glücklich beginnt der Mann seine neue Arbeitsstelle und dann wird ihm eben sein Rad gestohlen. Ungefähr 2/3 des Films sucht er nach dem Fahrrad.

      Die 2. Hälfte empfand ich dann doch als etwas langatmig. Erst am Ende wird es dann wieder spannend und sehr tragisch.

      Die Darsteller überzeugen und man bekommt einen Eindruck davon, wie viele Menschen im Italien der 1940er gelebt haben.

      In sehr guter Qualität in OmeU: https://www.youtube.com/watch?v=uQkDYXzsHJE

      https://boxd.it/eUmE2
      https://boxd.it/esNdm

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      • 6 .5
        über Agantuk

        Ein Ehepaar aus der oberen Mittelschicht in Kalkutta: Sie leben mit ihrem Einzelkind in einem schönen Haus mit großem Garten, können Lesen und Schreiben und haben Bedienstete.

        Die Ehefrau erhält einen Brief von einem angeblichen Onkel, den sie zuletzt als Kind gesehen hat und der 35 Jahre verschollen war. Er möchte für 1 Woche bei der Familie wohnen.

        Der größte Teil von AGANTUK spielt sich im Haus des Ehepaars ab und dreht sich um die Frage, ob der Onkel nun echt oder ein Betrüger ist und was sein Motiv für seine Anwesenheit im Haus seiner Nichte ist. Es gibt lange philosophische Abhandlungen, weshalb mich der Film ein bisschen an WINTERSCHLAF erinnert hat.

        Es sind ein paar sehenswerte Bilder dabei, aber im Großen und Ganzen ist die Ausstattung eher karg. Die Protagonisten geben auch nicht sehr viel her und das Ganze hat etwas von einem Kammerspiel.

        Nicht schlecht, aber für mich auch nicht richtig toll.

        https://boxd.it/cQ8hC

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          EudoraFletcher68 13.07.2022, 06:25 Geändert 13.07.2022, 06:37
          über Frost

          Der junge Litauer Rokas fährt mit einem Transporter voll humanitärer Güter über Polen in die Ukraine, genauer gesagt in den Donbass. Er nimmt seine Freundin Inga mit. Von der aktuellen Situation vor Ort hat er keine Ahnung. Er fragt seinen Kumpel, der ihm die Fahrt besorgt hat, ob da noch Krieg herrscht. Offenbar weiß er nicht viel über die Situation dort.

          Der Kerl fährt mit einem alten Transporter sehr viel bei Nacht umeinander. Überhaupt ist es zu einem großen Teil Nacht. Die Aufnahmen sind mir viel zu dunkel. Deshalb: https://boxd.it/fMWoC

          Die zwei haben keine Sim-Karte für die Ukraine, weshalb sie dann auch kein Navi haben. Sie finden dann auch den Ansprechpartner vor Ort nicht und geistern durch die Gegend. Irgendwann finden sie dann eine Kontaktperson und unterhalten sich über die politische Situation. Dann fahren sie weiter … und weiter….und treffen andere Leute, mit denen der Mann sich hauptsächlich unterhält.

          Es gibt ein paar schöne Schneeszenen. Deshalb: https://boxd.it/3Maow

          FROST nimmt manches von dem, was seit Februar 2022 in der Ukraine passiert, vorweg. Richtig gut gefallen hat mir der Film nicht, wobei ich die 2. Hälfte besser finde als die erste. Die Bewertung erfolgt auch aufgrund seiner Brisanz und Aktualität.
          https://vchasnoua.com/en/112-lithuania-selected-a-film-about-the-war-in-the-donbass-for-best-foreign-language-film-for-an-oscar

          Nur noch bis 31.7.22: https://www.arte.tv/de/videos/104892-000-A/frost/

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            EudoraFletcher68 12.07.2022, 06:59 Geändert 12.07.2022, 20:27

            Ich erinnere mich noch, dass meine Mutter im Münchner Türkendolch ein paar von Russ Meyers Filmen angeschaut hatte und ich nicht mitdurfte, weil ich noch zu jung war. Ich dachte immer, dass das billige Sexfilme waren. Weit gefehlt!

            Danke daOnki, für Tipp und Aufklärung!

            Was schon mal sehr schön ist, neben den sexy Frauen sind die absolut sehenswerten, atmosphärischen sw-Bilder! Der Kameramann Walter Schenk hat ein gutes Auge für Szeneerien! Plus einem super-Soundtrack!

            Tura Satana hat einen tollen Busen und stellt ihn wunderbar zur Schau! Abgesehen davon ist sie noch eine megacoole Bösewichtin!

            Drei kämpferische Striptease-Tänzerinnen hauen einen Mann kaputt und entführen sein Hascherl. Dann nehmen sie das Hascherl mit zu einer abgelegenen Farm in der ein gelähmter alter Mann mit seinen beiden Söhnen lebt. Dort duscht sich eine der Damen unter dem Wasserturm. Während ich dauernd darauf wartete, dass die Männer sich á la TEXAS CHAINSAW MASSACRE als Kannibalen entpuppen würen, passierten andere Dinge, die für mich nicht so viel Sinn ergeben hatten. Aber auch wenn ich den Plot nicht 100 % verstanden habe, so hatte ich doch eine Menge Spaß mit FASTER, PUSSYCAT! KILL! KILL! Und man kann tatsächlich sagen, dass das einer der frühen Emanzipationsfilme war! Das Ende ist überraschend, aber absolut stimmig!

            In sehr guter Bild-Qualität (mit etwas versetzter Tonspur), OV: https://www.youtube.com/watch?v=E18mxEfaOsM&t=328s

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              über Kurbaan

              Der größte Schwachsinn, den ich seit langem gesehen habe: Ein Mann schnappt einer Frau auf eine völlig lächerliche Art und Weise das Taxis vor der Nase davon, kurze Zeit später stellt man fest, dass man an derselben Universität Professor ist. Der Mann will sich bei der Frau entschuldigen und sie zum Kaffee einladen. Sie ziert sich, gibt aber dann nach. Beim Kaffee schlägt er ihr vor, dass sie ein Paar werden sollen und das ganze Hin und Her sein lassen. Sie lehnt ab. Am nächsten Tag geht er auf sie zu und sagt ihr wieder, dass sie ihren Widerstand aufgeben soll (und sich nicht so anstellen), dass doch klar ist, dass sie quasi füreinander bestimmt wären. Dann küsst er sie und dann sind sie ein Paar.

              Dann gehen sie zum Vater um Erlaubnis für die Hochzeit zu fragen. Als der ihm sagt, dass er es keine so gute Idee findet, dass seine Tochter einen Moslem heiratet, antwortet er, dass sie sowieso schon entschieden haben zu heiraten. Überhaupt ist der Hauptprotagonist ein A*******-Charakter, soll aber wahrscheinlich cool rüberkommen. Immerhin geht er mit ihr mit nach New York, weil sie dort ein gutes Angebot erhalten hat. Aber das ist auch so eine totale unbeholfene Dramatisierung nach dem Motto: Guckt mal alle, wie emanzipiert wird sind!

              Unbeholfen trifft den gesamten Film am Besten. Die Frau deckt dann noch eine terroristische Verschwörung auf.

              https://boxd.it/cQ8hC

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              • 7 .5

                Coming-of-Age einer Jugendlichen mit vielen Sex-Szenen. Hätte man die alle gebraucht? Wohl eher nicht. Andererseits hat es mir doch gefallen, dass die Entdeckung lesbischer Sexualität so viel Raum bekommt. Und vor allem auch überzeugt.

                Die Großaufnahmen der beiden Frauen kommen einem auf unangenehme Weise sehr nahe. Mit so einem Stil muss man klar kommen, sonst wird einem der Film wahrscheinlich nicht zusagen.

                https://boxd.it/eqWlK

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                  über Rocker

                  Der Tod von Klaus Lemke erinnerte mich daran, dass ich ROCKER schon lange sehen wollte. Traurig, aber das war der Anlass zur Sichtung.

                  Auch wenn ich eine Handlung vermisste, so gefällt mir ROCKER als Milieustudie und Zeitdokument. Allerdings merkt man dem Film schon an, dass er sehr spontan gedreht wurde, was ich nicht unbedingt nur positiv meine.

                  Spannender als ROCKER finde ich den Charakter Lemke selbst, der seine Projekte jenseits der Filmförderung meist mit Laiendarstellern und ohne Drehbuch drehte.

                  Der Soundtrack hat mir gefallen (Wie das wohl ging? Ich dachte immer, die Verwendung bekannter Musikstücke in Filmen wäre sauteuer) und die Kamera ist auch gut.

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                    EudoraFletcher68 10.07.2022, 19:48 Geändert 11.07.2022, 10:29

                    Danke vielmals, smartbo für den Tipp!

                    Vorgestellt werden sehr junge Umweltaktivisten und -aktivistinnen in den Ländern in denen Plastikmüll ein Problem darstellt. Dann erfahren wir, dass man das meiste Plastik gar nicht recyceln kann.

                    Es werden einige Betrugsmaschen gezeigt, die ich noch nicht kannte.

                    Die Täter werden benannt: Große Konzerne wie Nestle, Unilever und andere Firmen, die behaupten, sie würden ihr Plastik recyceln – was natürlich reinstes Greenwashing ist. Wenn sie so viel für Recycling ausgeben würden, wie für Werbung und Marketing, gäbe es dieses Problem nicht.

                    Vorgestellt werden auch einzelne Personen, die Plastik-Müll in ihren Gemeinden einsammeln und sortieren, in dem Glauben, dass der dann recycelt wird. Das Doku-Team hat ihn in Bulgarien auf einer Kippe oder bestenfalls gelagert für Verbrennungsofen gefunden.

                    Auch die ganzen Unternehmen, die behaupten, sie würden Plastik recyceln tun dies wohl nicht, weil, wie mehrere Fachleute sagen, dass gar nicht möglich ist.

                    Da wäre Verbrennen mit guten Filtern ja noch besser als diese völlig absurde Situation!

                    Es ist einfach nur absurd und krank: Wir sortieren seit vielen Jahren Plastikmüll in gelben Säcken oder Tonnen, der dann in komplexe und sicherlich sehr teure Müllsortieranlagen kommt und dann - landet der Müll irgendwo in armen Ländern oder im Meer.

                    Bis 20.6.2023: https://bit.ly/3c2FbTs

                    https://boxd.it/aamYe
                    https://boxd.it/etfzK

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                    • 6

                      Wir erfahren, was Krill ist: Kleine Krebstiere, die die Nahrungsgrundlage vieler Lebewesen in der Antarktis (einige Wal- und Pinguin-Arten) bilden, aber auch von vielen Menschen verspeist werden, in Form von Omega3-Fischölkapseln. Entsprechend wird der Krill auch befischt, allerdings anscheinend im Verhältnis zur Population relativ gering.

                      Die Bestände sind in den letzten 30 Jahren extrem zurück gegangen. Wenn er weg ist, wird ein ganzes Öko-System zusammenbrechen.
                      Wissenschaftler untersuchen die Situation vor Ort. Eine Hypothese war, dass das massive Walfang Anfang des letzten Jahrhunderts zum Rückgang der Bestände geführt haben könnte. Was sich aber nicht belegen ließ. Dann untersuchte man die Frage, ob Veränderungen beim Phytoplankton, von dem sich der Krill ernährt, die Ursache sein könnte. Oder ob die Menge und Art des Meereises Einfluss auf die Populationen haben könnte.

                      Leider ist die Doku langweilig inszeniert (Hintergrund(synchron)sprecher/in mit viel Blabla), die Kamera ist nicht besonders und auch die Charaktere der Experten geben wenig her, bzw. hat man ihnen keine Gelegenheit gegeben, ihre Persönlichkeiten einzubringen. Es wird brauchbare Information vermittelt und man bekommt ein paar schöne Bilder aus der Antarktis zu sehen. Allerdings habe ich in anderen Dokus schon deutlich bessere Aufnahmen gesehen.

                      Unterwegs war man mit dem deutschen Eisbrecher „Polarstern“, der sich 2019/20 im Eis der Arktis einfrieren ließ (siehe die mittelschlechte Doku EXPEDITION ARKTIS – EIN JAHR. EIN SCHIFF. IM EIS.).

                      Bis zum 31.12.2022 unter dem Titel DIE KRILL-EXPEDITION https://www.arte.tv/de/videos/048327-000-A/die-krill-expedition/

                      https://boxd.it/bbGPi
                      https://boxd.it/eqWoY

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                        EudoraFletcher68 10.07.2022, 07:31 Geändert 10.07.2022, 07:32

                        Endlich geschafft, den Film zu sichten!

                        Brutale Mobbing-Geschichte an einer weiterführenden chinesischen Schule.

                        Die Hauptprotagonistin versucht ihre Schulzeit bis zum Abschluss zu überleben. Dabei lernt sie einen jungen Kriminellen ohne Zukunft kennen, der ihr aber kurzfristig helfen kann. Die beiden geben sich eine Weile gegenseitig Halt.
                        Aber das Schicksal ist gnadenlos.

                        Sehr spannend und sooooooooooo traurig / romantisch. Die Dramaturgie sagt mir zu: Ruhig, mit viel Atmosphäre, aber keinesfalls langweilig (keine überflüssigen Gespräche, falls das jemand befürchten sollte). Keine redundanten Szenen. Wenn man denkt, jetzt kommt das Ende, kommt es überraschenderweise nicht. Die Darsteller überzeugen alle. Auch die Kamera ist hervorragend.

                        https://boxd.it/hioDm

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                          EudoraFletcher68 10.07.2022, 07:31 Geändert 10.07.2022, 08:13

                          Frauen träumen von schönen Kleidern, der großen Liebe (auch wenn er verheiratet ist) und vom Märchenprinzen, der sie versorgt. Wenn der Märchenprinz schon 30,40 Jahre älter ist, als sie selbst, macht das auch nichts.

                          Das Erwachen ist dann recht schmerzhaft.

                          Was mir sehr gut gefällt ist, dass Begman nicht mit der Moralkeule kommt, sondern ohne Wertung die Situation der beiden Frauen darstellt inclusive ihrer Konflikte und es dem Zuseher überlässt, was er daraus macht.

                          https://boxd.it/gDz9A
                          https://boxd.it/hj53m

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                            EudoraFletcher68 09.07.2022, 20:27 Geändert 09.07.2022, 20:40
                            über Rocker

                            Bis zum 7.7.2023 hier
                            https://www.zdf.de/filme/filme-sonstige/rocker-100.html

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                              EudoraFletcher68 09.07.2022, 06:38 Geändert 09.07.2022, 10:27

                              Bevor er nach BEAR ISLAND (2013) zum Surfen ging, überwinterte Inge Wegge offensichtlich schon auf dem Festland in einer einsamen norwegischen Bucht mit einem Kumpel zusammen.

                              Ich habe vor einigen Jahren BEAR ISLAND gesehen und hatte erst gezögert, mir diese Doku beim großen N anzuschauen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass es da was Interessantes zu sehen geben würde. Dachte mir, nochmal ein paar Pfosten, die glauben, dass ihre privaten Sport-Ausflüge irgendwohin die Welt beeindrucken sollten. Aber dann habe ich es mir doch anders überlegt, eher aus einem Vervollständigungsbedürfnis heraus. Und siehe da: Ich stellte fest, das ist der gleiche Kerl. Mit einem Kumpel zusammen hat er sich also an einen abgelegenen Strand aufgemacht und die Challenge ist, sich aus dem Müll und Treibholz, das am Strand angeschwemmt wird, erst einmal eine Behausung für den Winter zu bauen. Lebensmittel holen sie sich kostenlos aus einem Supermarkt. Anscheinend kann man in Norwegen abgelaufene Produkte kostenlos bekommen – so sollte es auch sein, finde ich. Während man unbegreiflicherweise bei uns noch essbare Lebensmittel vernichtet, werden sie dort noch genutzt. Dass keiner daran verdient – so what? Ist doch gut, dass mittellose Leute sich davon ernähren können.

                              Jedenfalls bauen die zwei Typen sich tatsächlich eine erstaunlich solide Behausung. Wahrscheinlich kennt mindestens einer von den beiden sich da richtig gut aus. Und wenn sich nicht an ihrem Haus bauen oder kochen oder den Strand erkunden, dann surfen sie. Auch im allerdunkelsten Winter in der Polarnacht. Sehr, sehr schöne Bilder der Polarlichter haben die zwei aufgenommen. Dann snowboarden sie und außerdem sammeln sie knapp 3 Tonnen Müll ein, der dann von einer Müllfirma in der Nähe mit einem Hubschrauber abgeholt wird.

                              Die beiden wollen der Welt vermitteln, dass man Spaß haben kann und gleichzeitig noch sinnvolle Dinge tun (Nicht so wie diese ganzen Schwachmaten bei diesen unsäglichen Red Bull-Veranstaltungen). Und das ist ihnen mMn sehr gut gelungen, weshalb NORDFOR SOLA für mich ein positives Erlebnis ist!

                              https://boxd.it/bbGPi
                              https://boxd.it/gDz96

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                                EudoraFletcher68 09.07.2022, 06:36 Geändert 09.07.2022, 06:42

                                Slab City – das ist ein Ort in der Kalifornischen Wüste, genauer gesagt hier: https://goo.gl/maps/siia9iTFqF12n1Jj9

                                Angeblich der letzte freie Ort in den USA. Dort kannst du mit einem Trailer leben ohne Miete zahlen zu müssen. Elektrizität must du dir aber mit einem Generator selbst herstellen – oder du hast keine. Fließendes Wasser gibt es auch keins. Also auch das musst du dir selbst besorgen. Entsprechend siehts auch mit einer Kanalisation aus, aber darüber wurde hier nicht berichtet – Ein Minuspunkt der Doku (man erfährt nicht wirklich, wie der Alltag funktioniert). Was man aber sieht, ist der ganze Dreck und die Vermüllung. Wir erfahren von den meist zahnlosen BewohnerInnen, dass der Ort auch viele Alkoholiker und Drogensüchtige anzieht. Außerdem ist es sehr heiß.
                                Ich fand die Doku in Ordnung, aber nicht supertoll oder so. Weder von den cineastischen Qualitäten her, noch von den Charakteren, um die es da ging. U.a. ein Mann, der eben ein improvisiertes Café betreibt, obwohl er Kaffee hasst. Kakerlaken gab´s keine zu sehen – aber das heißt ja nix.

                                Wenn man mal kein Geld mehr hat oder einfach aus allem aussteigen will, ist das wahrscheinlich nicht der allerschlechteste Ort, denn es gibt da eine Menge Solidarität untereinander.

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                                  EudoraFletcher68 08.07.2022, 07:05 Geändert 10.07.2022, 08:14

                                  Sympathische Coming-of-Age-Geschichte über eine junge Frau mit einer schweren körperlichen Behinderung (Zerebralparese) aus der oberen Mittelschicht Indiens. Sie hat ein schönes Zuhause, schöne Kleidung, einen schicken Rollstuhl und studiert erst an der Uni in Delhi und dann in New York City. Zuerst verliebt sie sich in einen Sänger, der ihre Gefühle nicht erwidert. Dann lernt sie einen süßen blonden Amerikaner und eine blinde Pakistanerin kennen.

                                  Ähnlich wie bei JANA GANA MANA wirkte die Darstellung der Studenten und Demonstranten unrealistisch auf mich, was an sich kein Drama ist, aber das Indien in MARGARITA WITH A STRWA war geschleckt sauber und ordentlich. Auch kann man sich einfach in einen Jungen verlieben, mit der Mutter darüber reden und wird nicht in eine Ehe gesteckt. Man sieht man Lokalkolorit in Indien noch in den USA. Kam mir mehr wie eine ziemlich abstrahierte Fantasiewelt vor. Was mir wenig zusagt.

                                  Zumindest ist die Hauptprotagonistin Laila eine Süße. Dies ist aber gleichzeitig ein Problem des Films: Die beiden behinderten Frauen sind super-attraktiv und sexy. Das ist irgendwie ein bisschen sehr dick aufgetragen, auch wenn´s gut gemeint ist und Diversität vermittelt werden soll. Gleichzeitig bekommt man aber nicht so viel mit, wie schwer man es wohl als blinder Mensch in der Welt der Sehenden hat oder eben auch als Mensch mit Zerebralparese wenn man alleine wohnt. Zwar sieht man ihr beim Eierkochen zu, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Laila wirklich ohne Putzfrau oder irgendein Personal alleine wohnen könnte. Manche der Sex-Szene sind unerotisch und ziemlich merkwürdig. Nicht, dass das in der Realität nicht vielleicht genauso sein könnte, aber dafür, dass MARGARITA WITH A STRAW kitschig und geschönt ist, wirken die Szenen dann deplatziert bzw. ungelenk.

                                  Kann auch reine Unterstellung meinerseits sein: Was ich supernervig finde, ist die Neigung mancher indischer Produktionen, tödliche Krankheiten ins Drehbuch zu schreiben, um die Geschichte zu dramatisieren.

                                  https://boxd.it/cQ8hC

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                                  • 7 .5
                                    EudoraFletcher68 08.07.2022, 07:03 Geändert 08.07.2022, 07:19

                                    In dieser ARTE-Doku geht es um die illegale Verklappung von Giftmüll an den Küsten Somalias und die Folgen: Menschen vergiften sich und bringen krass missgebildete Kinder zur Welt. Was keinen interessiert, da Somalia eh ein aufgegebenes Land zu sein scheint. Das Film-Team besucht ein Krankenhaus und filmt missgebildete Kinder. Das Krankenhaus hat natürlich kein Labor, um herauszufinden, was die Missbildungen tatsächlich verursacht hat. Man hat auch keine Hoffnung, ihnen helfen zu können. Der Sprecher sagt, dass solche Missbildungen typisch für schwere Vergiftungen seien.

                                    Das Filmteam bewegt sich durch das Land unter Lebensgefahr (Es gibt weder Recht noch Gesetz, keine Polizei, nur Warlords und Piraten, die nach ihren eigenen Regeln leben).

                                    Der Titel ist konkret zu nehmen: Die italienische Mafia hat große Mengen an Giftmüll nach Somalia gebracht. Eine italienische Journalistin hatte 1994 dazu vor Ort recherchiert und heraus gefundnen, dass die italienische Regierung Fischguttrawler bezahlt hat, um Fisch aus Somalia nach Italien zu bringen. Es war aber kein Fisch in den Trawlern – dann wurde sie ermordet. Mittlerweile scheint es bewiesen zu sein, dass es genauso passiert ist, wie man befürchten kann. Einige Mafiosi wurden zu Generalkonsuln in Somalia ernannt und initiierten die Müllgeschäfte. Eine Schiffsladung Müll nach Somalia brachte 1 Mio $ ein. (Was ich nicht so wahnsinnig viel finde, aber Kleinvieh macht auch Mist). In Italien ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen die Täter. Ein Staatsanwalt und ein Polizist werden interviewt und erzählen über ihre Erkenntnisse. Haarsträubend, aber nicht wirklich überraschend.

                                    Ezio Scaglione ist einer der Köpfe in diesem System und hat sogar versucht, Atommüll dorthin zu bringen. Er hat sich im Internet zum Fürsten der unbewohnten Karibik-Insel Navassa erklärt und wenn es ihm gelingen sollte, sich durchzusetzen, dann wäre Scaglione offiziell Oberhaupt und hätte damit diplomatische Rechte. Dann könnte er all seinen Mafia-Kollegen Pässe seines Landes ausstellen. So weit wird´s aber wohl nicht kommen, da auch die USA Anspruch auf die Insel erheben.

                                    Am Ende wird klar: Verbrechen (im großen Stil) zahlt sich definitiv aus!

                                    Keiner der Hauptverantwortlichen wurde je verurteilt.

                                    Ergänzend dazu empfehle ich PIRATER und die Folge über Somalias Piraten aus dem tollen Podcast ZEIT VERBRECHEN: https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-12/piraterie-fluechtling-verdacht-marida-marguerite-kriminalpodcast

                                    In vier Teilen und mittelschlechter Qualität:
                                    https://www.youtube.com/watch?v=2D9OmwmtGtc
                                    https://www.youtube.com/watch?v=Ys0P5cXZdU8
                                    https://www.youtube.com/watch?v=n0f1XNRW5bs
                                    https://www.youtube.com/watch?v=9n3ExlahrVI

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                                      EudoraFletcher68 07.07.2022, 07:31 Geändert 07.07.2022, 07:45
                                      über Pirater

                                      In dieser spannenden und informativen norwegischen Produktion über die Piraterie im Golf von Aden vor der Küste Somalias kommen einheimische Piraten, die Besatzung eines norwegischen Frachters, der durch die somalischen Gewässer fährt, Vertreter der Marine, Abgeordnete und Behördenmitarbeiter aus verschiedenen Ländern.

                                      Wir sehen, welche Vorkehrungen das norwegische Frachter trifft, um mögliche Piratenüberfälle abzuwehren. Die Besatzungen haben dazu gelernt und die Reedereien stellen Ausrüstungen zur Verfügung: Rüstungen für die Crew, Maschinengewehre usw.
                                      Es wird kurz erklärt, welches Motiv die Somalis haben: Die Menschen lebten vom Fischfang. Dann haben industrielle Fischfangflotten aus den reichen Ländern ihre Küsten komplett leer gefischt. Gleichzeitig fahren immer mehr Frachtschiffe mit wertvoller Ladung an ihnen vorbei. Logisch, dass die Leute auf die Idee kommen, hier etwas zu unternehmen.

                                      Es wird über einen 2008 gekaperten ukrainischen Frachter berichtet mit ein paar Originalaufnahmen von einem der gefangenen Seeleute, dem es gelungen war, sein Handy zu verstecken. Wissenswert ist, dass die Reedereien kein großes Interesse daran haben, ihre gekaperten Schiffe inclusive Besatzung auszulösen. Die (oftmals schlecht bezahlte) Besatzung ist im Kapitalismus genauso wenig wert, wie die Somalis. Die ukrainische Besatzung war über 134 Tage in somalischer Gefangenschaft. Dann bezahlte ein ukrainischer Milliardär das Lösegeld!

                                      Sehr spannend auch zu erfahren, dass die Marine den Piraten wenig anhaben kann, wenn sie nicht auf frischer Tat ertappt werden. Ein norwegisches Marineschiff (Scheint´s patrouillieren im Golf von Aden Marineschiffe aus diversen westlichen Ländern) nimmt ein kleines Bötchen mit einer bewaffneten Gruppe Somalis fest, muss sie aber wieder laufen lassen, weil es kein Gesetz gibt, dass es den Somalis verbietet, bewaffnet in internationalen Gewässern unterwegs zu sein. Die Reaktion des norwegischen Frachtbesatzung spricht Bände. Sie sind empört über die Freilassung der Piraten, haben sich ganz offensichtlich nicht über die Hintergründe informiert. Allerdings ändert sich bei manchen von ihnen die Einstellung im Lauf der 30stündigen Durchfahrt dann doch ein wenig.

                                      Wir lernen über ein geheimes Abkommen zwischen den USA und Kenia, das bestimmt, dass die Kenianer somalische Piraten strafrechtlich verfolgen, wenn sie ihnen gebracht werden. Zum Zeitpunkt der Produktion saßen 100 somalische Piraten in kenianischen Gefängnissen und warteten auf ihre Prozesse. Behördenangestellte und Gerichte, die mit den Piraten umgehen müssen, kennen den Inhalt dieses Abkommens nicht. Den Piraten werden auch Strafverteidiger zugeteilt. Wie diese bezahlt werden sollen, ist aber offen. Ein kenianischer Politiker regt sich darüber auf, dass die USA und die EU die Piraten nicht selbst aufnehmen und in ihren Ländern verurteilen und inhaftieren.

                                      Auch hat sich gleich ein neues Geschäftsmodell etabliert: Da die verschiedenen Marine-Einheiten die Situation nicht unter Kontrolle bekommen, bieten die Reederei-Versicherungen bewaffnete Security (großteils Söldner) für die Schiffe an. Kosten: 120.000 – 180.000 $ pro Fahrt…. Diese Söldner haben natürlich keine Hemmungen die Piraten zu erschießen, während die Marine sich an Recht und Gesetz hält.

                                      Wer mal eine Stunde Lebenszeit übrig hat, während einer Autofahrt, beim Putzen oder auf einer Zugfahrt, dem lege ich noch diese großartige Episode von ZEIT: VERBRECHEN ans Herz: https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-12/piraterie-fluechtling-verdacht-marida-marguerite-kriminalpodcast
                                      Hier erfährt man auch einiges mehr über die (wirtschaftlichen und politischen) Hintergründe der Piraterie plus eine echt vogelwilde Story, wie sie nur das echte Leben schreibt!

                                      Die Somalis haben eine kreative Idee gehabt und umgesetzt, wie sie sich ein bisschen was zurückholen können bzw. was sie tun können, um zu überleben, nachdem die industrielle Fischerei ihnen die Küsten leer gefischt hat und dann auch noch ihre Strände zu europäischen Giftmülldeponien gemacht wurden (was natürlich auch an der korrupten somalischen Regierung liegt, aber das ändert nichts daran, dass insbesondere italienische Entsorgungsfirmen ganz entspannt ihren Müll dort hingebracht haben und dafür 2.50 $ / Tonne zahlten). Siehe: SOMALIA UND DIE GIFTMÜLLMAFIA.

                                      Auch wenn ich natürlich gegen Gewalt bin und mir die Besatzungsmitglieder leidtun, so kann ich doch nur sagen, dass ich von meinem Rechtsempfinden her die Piraterie der Somalis als durchaus angemessen emfinde. Gut, dass die sich die Ausbeutung ihrer Ressourcen durch die reichen Länder nicht einfach so gefallen lassen, dasitzen und verhungern, sondern sich wehren, wo sie das können.

                                      Mal wieder ist die Reaktion des Westens typisch für den Kapitalismus: Anstatt den Somalis ihren Fisch und ihre Umwelt zu lassen und sie darin zu unterstützen wie sie legal und gewaltfrei überleben können, werden Millionen und Aber-Millionen in den bewaffneten Schutz der Frachter gestopft. (Man könnte ja auch mal darüber nachdenken, ob die vielen Transporte überhaupt alle notwendig sind).
                                      Technisch und von der Kamera her gut gemacht, auch die Inszenierung sagt mir zu.

                                      https://boxd.it/2sMNK

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                                        EudoraFletcher68 07.07.2022, 07:29 Geändert 07.07.2022, 07:57

                                        Das war mein 6. Film von Hirokazu Koreeda. Manche seiner Werke gefallen mir sehr gut, andere nicht so sehr.
                                        SHOPLIFTERS - FAMILIENBANDE: 8 Punkte
                                        THE THIRD MURDER: 7,5 Punkte
                                        NOBODY KNOWS: 7 Punkte
                                        AFTER LIFE: 5,5 Punkte
                                        HANA: 4,5 Punkte

                                        UNSERE KLEINE SCHWESTER ist zwar nett anzusehen, hat es aber über eine Stunde nicht geschafft, mich zu fesseln, berühren oder neugierig zu machen.

                                        Drei junge Frauen leben zusammen in einem Haus. Sie erfahren, dass der entfremdete Vater gestorben ist und machen sich auf den Weg zur Beerdigung. Am Bahnhof des Zielortes werden sie von einer 14-/15Jährigen abgeholt, die sich als ihre Halbschwester herausstellt. Die Älteste entscheidet sich am Ende der Zeremonie sie einzuladen, bei ihnen zu leben. Im Laufe des Films erfährt man dann auch was aus der Mutter der älteren Schwestern geworden ist. Die Interaktion der Frauen empfand ich zwar durchaus kulturell interessant zu sehen, aber ich habe das Geschehen eben mit viel Abstand beobachtet. Immer wieder wurde mir auch mal langweilig – obwohl viel gegessen wird und ich den Film deshalb auch in hier: https://boxd.it/2SGCI mitaufnehme.

                                        Das letzte Drittel wurde traurig und hat meine eigene Stimmungslage getroffen: Die Protagonistinnen akzeptieren ihre Schicksale und leben ihre Leben. Sie werden verlassen oder bekommen zu früh viel Verantwortung aufgebürdet. Sie gehen damit sehr erwachsen um. Es ist eben nicht das Ziel sein, größtmöglichen Genuss und Lust im eigenen Leben zu finden, sondern das, was ist, zu akzeptieren und es möglichst gut zu machen. Jeden Tag. Auch wenn man zwischendrin manchmal verzweifeln möchte/könnte.

                                        https://boxd.it/5eyv2

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                                          Nach 60 Minuten abgebrochen, deshalb auch keine Bewertung von mir.

                                          Gründe: Kein Lokalkolorit. Setting, Charaktere, Locations, Handlung…. kamen mir sehr artifiziell vor. Habe mich bald gelangweilt.
                                          Es wird viel geweint und alles ist hochdramatisch - ohne echten Tiefgang.

                                          https://boxd.it/cQ8hC

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                                            EudoraFletcher68 06.07.2022, 07:48 Geändert 06.07.2022, 11:54

                                            Auch wenn mich der Film gut unterhalten hat und mir die unbekannten Schauspieler gefallen haben, so habe ich doch hinterher festgestellt, dass die Geschichte ein großer Unsinn ist. Ich habe sie nämlich einem Freund erzählt:

                                            ANFANG HANDLUNGSSPOILER
                                            Da ist ein attraktiver Mann mit halblangen schwarzen Haaren, Typ südländischer Charme-Bolzen. Er ist eine Art Zuhälter, aber ein netter. Er zwingt niemand und er nimmt nur eine Art Vermittlungs-Kommission von sehr reichen Männern, die sehr viel Geld für die sehr schönen jungen Frauen bezahlen. Aber das weiß man am Anfang noch nicht. Es beginnt mit diesem Kerl und seinem unattraktiven Kumpel in der Nacht vor der Stamm-Bar. Der Kumpel ist angesoffen, hat Geld gewonnen und will mit einer schönen Frau schlafen. Gegenüber steht gerade eine an der Hauswand. Der Hauptprotagonist bietet ihm an, die Frau für ihn klarzumachen und sagt ihm, er kann die Zeit stoppen. Er geht also zu der Frau hin, redet ein bisschen mit ihr, findet raus, dass sie in dem Bürogebäude als Putzfrau arbeitet und Geldsorgen hat. Sie nimmt sein Angebot an, mit dem anderen Typen gegen Bezahlung zu schlafen. Die beiden fahren weg und der Hauptprotagonist geht heim. Dann kriegt man mit, dass er Ärger mit einem Mafia-Schläger hat, der eine seiner Prostituierten für sich allein haben will. Außerdem erfährt man auch ein bisschen was aus der Hintergrund-Geschichte des Mannes, aber eben nur soviel, dass er aus Sizilien wegmusste, weil er da einem Mafia-Boss die Freundin ausgespannt hatte. Vielleicht wurde er zur Strafe kastriert. Jedenfalls wird ihm eine seiner Damen abtrünnig, sie will ein gutes Leben mit einem Komiker anfangen. Gleichzeitig kommt die Putzfrau auf ihn zu und sagt, dass sie ab sofort für ihn arbeiten will. Sie rückt ihm auf die Pelle. Dann versucht er einen Betrugsdeal mit dem Mafia-Chef von dem Schläger zu machen, damit der ihn in Ruhe lässt. Dabei geht es um ein Lotterielos, das aber gar nicht echt ist. Er schlägt dem Mafioso vor, es dem Gewinner abzukaufen, weil er dadurch an legales Geld käme. Der geht auch darauf ein. Der Schläger versucht aber trotzdem den netten Zuhälter umzubringen und lässt ihn schon sein Grab schaufeln. In der Nacht. Da fällt ein Schuss und der Schläger ist tot. Man weiß nicht, ob es der Hauptprotagonist war oder wer anders. Man vermutet, dass es wer anders war, denn der Zuhälter hat keine Waffe. Dann vermittelt er die Putzfrau zusammen mit zwei seiner anderen Damen an eine illustre Politgesellschaft, die sich in irgendeinem Schloss trifft. Sie verabschiedet sich von ihm mit einem langen Händedruck und der Aussage, dass egal was passiert, sie ihm dankbar sein wird. Einige Stunden später sieht er im Fernseher, dass es einen Anschlag auf die Gesellschaft gab und alle tot sind. Da steht auch schon die Polizei in seiner Tür und will ihn verhaften. Sie untersuchen seine Hände auf Schmauchspuren und tadaaaaaaaaa…. finden welche! Messerscharf kombiniert man, dass das vielleicht die Putzfrau ihm dran gemacht hat, als sie so lange seine Hand gedrückt hatte. Es gelingt ihm, der Verhaftung zu entgehen und sogar noch mit seiner Polizeiakte zu fliehen. Dort liest er, dass man ihn verdächtigt, zu den roten Brigaden zu gehören. Ach so: Der Film spielt in den 1980ern, was nur mittelmäßig umgesetzt wurde, da man immer wieder denselben, leeren Straßenzug zu sehen bekommt. Und einige alte Autos. Er sucht seinen Kumpel vom Anfang zu Hause auf, weil er von ihm Hilfe will. Der ist aber schon ermordet. Dann flüchtet er sich in ein Stundenhotel und brütet über seiner Akte. Es dämmert ihm, dass ein anderer Freund hinter ihm steckt: Ein blinder Musiker. Nur dass der in echt gar nicht blind ist! Er fährt zu dem hin, stellt ihn zur Rede und BUMM, wird er von hinten zusammengeschlagen. Als er wieder aufwacht, ist da der nicht mehr blinde Musiker und seine Putzfrau und ein paar andere Mitglieder der Roten Brigaden. Er sagt den Helfern, dass sie nur ausgenutzt werden und da erschießt schon die Putzfrau die Helfer und überraschenderweise dann auch den Musiker. Sie befreit den Hauptprotagonisten und outet sich als Undercover-Agentin oder so etwas in der Art. Sie fliehen gemeinsam mit Papieren, die seine Unschuld beweisen können. Leider brennt dann aber das Auto mitsamt den Beweispapieren ab.
                                            ENDE HANDLUNGSSPOILER

                                            So in der Art geht es noch eine Weile weiter. Trotz dieses überkonstruierten Plots mochte ich den Film irgendwie.

                                            Läuft beim großen N.

                                            https://boxd.it/eUmE2

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                                              Für meinen Geschmack zu konventionell und bieder inszenierte fürchterlich tragische Familiengeschichte über einen Mann, der nach über 20 Jahren zu seiner Ex-Frau und seinen 3 mittlerweile erwachsenen Kindern zurückkommt, um sich zu entschuldigen. Diese leben in einem Slum und wollen ihm nicht vergeben, sondern hauen ihn. Sein schwuler Freund versucht ihm zu helfen. Er hat ein dunkles Geheimnis, das man Stück für Stück erfährt. Das Drehbuch ist auf Kindergeschichten-Niveau und strotzt nicht vor Raffinesse oder Kreativität.

                                              Es gibt durchaus Lokalkolorit zu sehen, aber dieses wurde lieblos und ohne Blick dafür zusammen gestöpselt. Ob die Kamera gut ist, kann ich nicht beurteilen, da die Bildqualität auf YT sehr zu wünschen übriglässt.
                                              Positiv zu vermerken ist der Versuch, Homosexualität zu integrieren, aber die Figuren sind so dermaßen klischeehaft, dass für mein Dafürhalten eher das Gegenteil erreicht wird (Befremden).

                                              In nicht sehr guter Qualität, OmeU: https://www.youtube.com/watch?v=ke2bBhBX8ic

                                              https://boxd.it/bZCw2

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                                                Artikel 15 der indischen Verfassung vom 26.11.1949: Verbot der Diskriminierung aus Gründen der Religion, der Rasse, der Kaste, des Geschlechts oder des Geburtsorts.
                                                (1) Der Staat darf keine Person aus Gründen der Religion, der Rasse, der Kaste, des Geschlechts oder des Geburtsortes benachteiligen.
                                                (2) Kein Bürger darf nur aus Gründen der Religion, der Rasse, der Kaste des Geschlechts oder des Geburtsortes der Rechtsunfähigkeit, Haftbarkeit, Einschränkung oder einer Bedingung unterworfen sein hinsichtlich
                                                a. des Zutritts zu Geschäften, öffentlichen Restaurants, Hotels und öffentlichen Vergnügungsstätten; oder
                                                b. des Gebrauchs von Brunnen, Wasserbehältern, Badestellen, Straßen und öffentlichen Erholungsplätzen, die entweder ganz oder teilweise durch Staatsmittel erhalten oder für den Allgemeingebrauch bestimmt sind. (http://www.verfassungen.net/in/verf49-i.htm)

                                                Das ist der Hintergrund auf dem sich der Ermittlungsfall des auf´s Hinterland strafversetzten modernen Kommissars abspielt. Zwei Mädchen aus der untersten (Gerber-)Kaste sind ermordet worden.

                                                Der Kommissar möchte ernsthafte Ermittlungsarbeit machen und macht sich bei den Mächtigen nicht gerade beliebt damit. Sein Vertreter will ihn dauernd dazu nötigen, den Fall abzuschließen mit einer erfundenen Mordgeschichte, die niemandem wehtut außer der Familien der Opfer.

                                                Die Inszenierung ist spannend, die Schauspieler sehr gut und die Kamera ist auch überdurchschnittlich. Man bekomme einen sehr guten Einblick in das große indische Durcheinander von Traditionen versus Moderne, Integrität versus Kriminalität, Gleichberechtigung versus Diskriminierung, Sklaverei versus fetter Mittelschicht (Hierzu eine kleine Szene, die vermutlich viel ausdrückt: Der fette Stellvertreter füttert mit Hingabe die Straßenhunde und sorgt sich um deren Gesundheit. Ich nehme mal an, dass solche Szenen sich in Indien erst seit wenigen Jahren abspielen.)

                                                „Wenn sie ihren Platz nicht kennen, wird nichts erledigt. …. Jeder hat seinen Platz, Sir.“ sagt der Eigentümer einer großen Baufirma, die alles im Umkreis baut - mit minderjährigen Lohnsklaven. Und alle schauen zu.

                                                Es gibt große Überschneidungen bezüglich Polizeikorruption in Indien und den Philippinen oder zumindest hinsichtlich der Darstellung im Film. Der Plot von ARTICLE 15 erinnerte mich stark an BIRDSHOT (2016) und etwas an TOWN IN A LAKE (2015). Natürlich ist das Kastenwesen in Indien etwas sehr spezielles, aber die Probleme von Korruption in staatlichen Strukturen verwoben mit reichen Kriminellen sind ähnlich. Oder eben die cineastische Reflektion darüber.

                                                https://boxd.it/cQ8hC

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                                                  über Newton

                                                  Vor Sichtung dieser mehrfach (international) ausgezeichneten Low-Budget Produktion (lt. Wikipedia 90 Mio Rupien = 1.107.460,59 €) könnte man sich ein bisschen über die Gepflogenheiten in Indien, wenn es um die Wahlen geht, einlesen/-sehen. Dann weiß man beispielsweise, dass während der Wahlen Tausende und Abertausende bettelarme Leute von den Kandidaten eingesammelt, in Buse verfrachtet und zu Wahllokalen gefahren werden. Es wird ihnen gesagt, wo sie ihr Kreuzchen machen müssen und danach kriegen sie ein kostenloses Essen und wenn sie Glück haben noch ein paar Rupien.

                                                  Ich empfehle eine traurige, aber dafür sehr unterhaltsam und lustig erzählte Hintergrund-Geschichte zu den Wahlen von 2019 von Hasan Minhaj: https://www.youtube.com/watch?v=qqZ_SH9N3Xo&t=326s. Auch der Roman A FINE BALANCE gibt einen großartigen Einblick in das Selbstverständnis und die Gesellschaft in Teilen Indiens.

                                                  Aber man kann sich NEWTON auch ohne Vorwissen ansehen und meint dann vielleicht eine Fantasiegeschichte gesehen zu haben.
                                                  Newton ist der Name eines sehr eigensinnigen und zwanghaften Mannes, der nach seinem Studienabschluss beschließt, gegen schlechte Bezahlung als Beamter in den Dienst der Regierung zu treten. Er meldet sich freiwillig als Wahlhelfer in einer gefährlichen Gegend: Ein von Naxal-Rebellen kontrollierte Gegend in den Wäldern von Chhattisgarh. Nicht genug damit, dass die wahlberechtigten Dorfbewohner keinerlei Informationen über die aufgestellten Kandidaten haben, der Ausgang der Wahl ist für sie auch völlig irrelevant, da sie von Rebellen und Polizei gleichermaßen unterdrückt und belagert werden. Sondern es ist natürlich auch von vorneherein ein abgekartetes Spiel: Die Soldaten, die den Geleitschutz für die Wahlhelfer abgeben, würden gerne eine Schein-Wahl machen, da sie (zu Recht) der Meinung sind, dass das sowieso keine Rolle spielt, weder für die Dorfbewohner noch für den Ausgang der Wahl. Der Hauptprotagonist Newton möchte aber alles korrekt und nach den Regeln durchführen. Damit bringt er sich und seine BegleiterInnen in Schwierigkeiten.

                                                  https://boxd.it/cQ8hC
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                                                    EudoraFletcher68 04.07.2022, 07:13 Geändert 09.07.2022, 21:28

                                                    Mischung aus Horror-Drama und Komödie, die für mich nur begrenzt funktioniert trotz stimmungsvoller Bilder.

                                                    FANNY UND ALEXANDER hat einige Szenen, die mir gut gefallen haben, aber die Geschichte insgesamt ist überkonstruiert und teilweise hatte ich das Empfinden, dass Elemente fehlten. Wie es bspwse dazu kam, dass die Mutter sich in den Pfarrer verliebte und wie es dann wieder dazu kam, dass sie sich von ihm entliebte. Aber das ist wohl so beabsichtigt. Das diente nur dazu, dafür zu sorgen, dass der Pfarrer die Gewalt über die Kinder bekam.

                                                    Es fiel mir schwer, während der gesamten Laufzeit dabei zu bleiben.

                                                    https://boxd.it/gDz9A
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