filmbaum - Kommentare

Alle Kommentare von filmbaum

  • 7
    filmbaum 21.05.2009, 02:14 Geändert 07.05.2023, 14:12

    Vor allem zwei Momente sind es, die im Gedächtnis bleiben: Die Liebesszene zwischen Burt Lancaster und Deborah Kerr in einer Meeresbucht, für die prüden 50er Jahre an der äußersten Grenze dessen, was darstellbar war. Dann der Zapfenstreich, den Montgomery Clift für seinen toten Freund bläst, mit den Bildern des leeren Feldbetts, des weiten nächtlichen Kasernenhofs.

    • 7

      Dass Jack Nicholson, wie Michael Ballhaus nachträglich gutgelaunt ausplauderte, das Sagen am Set hatte und sich Scorsese erst im Schneideraum mit aller Aggressivität und Verzweiflung die Hoheit über einen gescheitert geglaubten Film zurück holte, ist sicher eine Legende. Trotzdem glaubt man sie gern. Passt rückblickend gut zu diesem etwas übergewichtigen Remake eines geradlinigen asiatischen Großstadt-Thrillers. Und wenn am Ende der so lange schon verdiente ersehnte Oscar steht, ist ohnehin egal, wie steinig der Weg dorthin war. Dennoch oder gerade deshalb darf man leise anmerken, dass M.S. mit "Goodfellas" oder "Casino" dem Genre schon weit unvergesslichere Werke beschert hat.
      Und Jack, der legt seinen Gangsterboss wie in einer Kabarettnummer so konsequent over the top an, als wolle er mit all seinen Grimassen und Obszönitäten den Teufel selbst übertreffen. Aber den hat er ja auch schon mal gespielt.

      1
      • 7
        über Herzen

        Was ist übriggeblieben von den großen Aufbrechern aus den Redaktionsräumen der "Cahiers du cinéma"? Francois Truffauts Todestag jährt sich dieses Jahr bereits zum 25. Mal. Jean-Luc Godards selten gewordene Filmessays ähneln Botschaften aus einem inneren Exil. Und Jacques Rivettes kluge, genaue Verfilmung einer Erzählung von Balzac war auf der Berlinale vor zwei Jahren - leider - ein Saalfeger und erlebte hierzulande seine Kinopremiere im Fernsehen.
        Das Kino von Alain Resnais hatte mit der auftrumpfenden, Mauern niederreißenden Haltung seiner Kombattanten nie viel gemein. Sein Dokumentarfilm "Nacht und Nebel" (1955) provozierte dennoch bei seiner Uraufführung in Cannes einen handfesten Skandal und die lautstarken Proteste der damaligen deutschen Regierung angesichts der Annäherung an die Gräuel der Vernichtungslager zur Musik von Hanns Eisler und dem (übersetzten) Text von Paul Celan. Die Nähe zum Theater und Theatralischen war Resnais' Filmen immer anzusehen, von "Hiroshima mon amour" (1959), "Letztes Jahr in Marienbad" (1961) bis zu "Das Leben ist ein Chanson" (1997). Mittlerweile macht er sich auch nicht mehr die Mühe, für jedes neue Projekt andere Darsteller zu rekrutieren, sucht sich lieber die Themen und Stoffe, die für seine Schauspielerfamilie passen: Für Sabine Azéma (mit der er auch verheiratet ist), für Pierre Arditi, André Dussolier und Lambert Wilson. In "Herzen" lässt er sie in einem Reigen der einsamen Seelen aneinander vorbei laufen, sich irren, verpassen und missverstehen wie in einem Eislabyrinth der Gefühle. Wieder geht es um Durchschnittstypen in Paris: Angestellte, Immobilienmakler, Barkeeper. Wieder ist ein Stück des Briten Alan Ayckbourn die Vorlage. Wieder erzählt Resnais mit den Mitteln des Boulevards von der Tragik im Kleinen. Doch die Nonchalance ist melancholischer geworden, die Einsamkeit der "Herzen" lässt sich hier weder mit Charme noch mit einem Chanson überwinden. Also packt sie Resnais in eine Glasglocke aus Schwermut und Kunstschnee. Und tröstet mit der etwas altersweisen universellen Erkenntnis: Auch Herzschmerz vergeht. Irgendwann.

        3
        • 7

          Als Lothar Warneke am 5. Juni 2005 verstarb, würdigte ihn Matthias Platzeck als einen der "ganz Großen" des deutschen Kinos, der mit seiner "leisen, menschlichen Art" in "Einer trage des anderen Last" "Millionen in die Kinos" gezogen habe. Dass dieser so erfolgreiche Film auch sein letzter war, verschweigt der Nachruf. In der gewendeten Republik fand Warneke keine Arbeit als Regisseur mehr. Dabei war er einer, der früh das Kino zum Leben zu öffnen verstand, lange vor der aufgeblasenen "Dogma '95"-Bewegung und im Gegensatz zu vielen seiner Regiekollegen in der DDR. "Der dokumentare Spielfilm" war anknüpfend an den italienischen Neorealismus Titel seiner Diplomarbeit von 1964 und Programm für ihn selbst. Seine Filme siedelten außerhalb der Künstlichkeit von Studiokulissen, im Spannungsfeld zwischen privaten Nöten und gesellschaftlichen Zwängen. Am besten gelang ihm das vielleicht in "Die Beunruhigung" (1982), wo Christine Schorn als krebskranke Eheberaterin Bilanz ihres Lebens zieht und ihre scheinbar geordnete Welt ins Wanken gerät.
          In "Einer trage des anderen Last", dem bekanntesten Film Warnekes, streiten ein Volkspolizist und ein Vikar offen über ihre Weltanschauungen. Dafür erhielten die Darsteller bei der Berlinale 1988 den silbernen Bären. Damals vieldiskutiert, wirkt der Film heute wie ein Abgesang auf ein untergegangenes Land. Und auf einen vergessenen Regisseur. Wenn man Warnekes Filme heute wiedersieht, mag man das ein wenig bedauern.

          3
          • 8

            Ja, schon wahr, man fühlt sich teilweise an Stellen dieses Films, als habe man zuviel süße Sahnetorte gegessen und der fast dreistündige "Director's Cut" offenbart einem Auflösungen und Wendungen, auf die man im Nachhinein lieber verzichtet hätte. Na und? In dieser Geschichte und vor allem ihrem Ende steckt mehr als eine Hommage an ein Kino, es steckt das ganze Kino drin. Und der Abschied von ihm auch: Katherine Hepburn küsst Spencer Tracy, Jeanne Moreau küsst Jean Gabin, Marilyn Monroe küsst Laurence Olivier, Anna Magnani küsst Marcello Pagliero... Wenn man all die Küssenden sieht, ist es, als verabschiede sich mit ihnen eine ganze Epoche. Und ihre altmodischen Lichtspielhäuser mit dem morbiden Charme. Aus meinem "Cinema Paradiso" in einer westdeutschen Kleinstadt ist mittlerweile auch ein Drogeriemarkt geworden. Vorhang zu!

            4
            • 7
              filmbaum 08.05.2009, 17:30 Geändert 07.05.2023, 14:14

              Ist das ein Kultfilm? Kinos in Mitte zeigen "Paul und Paula" mittlerweile regelmäßig mit englischen Untertiteln für Touristen aus Übersee auf der Suche nach "a little bit flair of GDR". Längs des Rummelsburger Ufers in Stralau, wo eine Schlüsselszene entstand, verhilft das Wegeschild "Paul und Paula Ufer" Ortsunkundigen zur Orientierung, wird von Besuchern und Devotionalienjägern aber regelmäßig abgeschraubt als Souvenir für die heimische Wohnungstür. Die "Legende" scheint zur Legende geworden.

              1
              • 10

                "Worte", "Gesichter" und "Bilder" heißen die drei miteinander verwobenen Episoden dieses Films. Sie sind Liebesgeschichten. Und erzählen doch vom konsequenten Scheitern ihrer selbst in Zeiten des nahenden Krieges. Aus heutiger Sicht erscheint Manchevskis meisterhafter Erstling von 1994 wie ein Menetekel, die letzte Warnung vor dem aufziehenden Sturm. Vor dem Hass, der sich in die Köpfe frisst, in ihnen wuchert und wandert, aus den einsamen Dörfern auf dem Balkan in die europäischen Metropolen und anders herum ebenso. Die Frage nach dem warum ist wie immer die am schwersten zu beantwortende. Vielleicht liegt die Wahrheit am ehesten in den Worten des alten Mönchs, der dem verliebten Klosterschüler Kiril ins Gewissen redet: "Die Zeit stirbt nie. Der Kreis ist nicht rund."
                Auf DVD ist "Vor dem Regen" in Deutschland bis heute nicht erschienen und im Fernsehen lief nur eine deutsch synchronisierte Fassung. Fatal bei einem Film, in dem drei Sprachen gesprochen werden, englisch, albanisch und makedonisch. Der von der Unvereinbarkeit der Grenzen zwischen den Sprachkulturen handelt. Lediglich in der "Criterion Collection" gibt es eine vorbildlich editierte Fassung (englisch untertitelt und Code 1).

                6
                • 7

                  "...wird verurteilt wegen dem Beischlaf mit einem Schaf. Strafverschärfend kommt hinzu, dass das Schaf noch nicht 18 war."

                  1
                  • 8 .5

                    "You can't dance to Beethoven."

                    1
                    • 8 .5

                      "Wer von uns wacht hier und warnt uns, wenn die neuen Henker kommen?
                      Haben sie wirklich ein anderes Gesicht als wir?
                      Irgendwo gibt es noch Kapos, die Glück hatten, Prominente, für die sich wieder Verwendung fand, Denunzianten, die unerkannt blieben; gibt es noch all jene, die nie daran glauben wollten - oder nur von Zeit zu Zeit.
                      Und es gibt uns, die wir beim Anblick dieser Trümmer aufrichtig glauben, der Rassenwahn sei für immer darunter begraben,
                      uns, die wir dieses Bild entschwinden sehen und tun, als schöpften wir neue Hoffnung.

                      als glaubten wir wirklich, dass all das nur EINER Zeit und nur EINEM Land angehört,
                      uns, die wir vorbeisehen an den Dingen neben uns
                      und nicht hören, dass der Schrei nicht verstummt."

                      Aus dem Schlusskommentar des Films, Text: Jean Cayrol, Nachdichtung von Paul Celan

                      8
                      • 7
                        über Themroc

                        Diesen Anarcho-Klassiker habe ich während eines heftigen Wolkenbruchs im Freiluftkino gesehen - und war danach irgendwie auch in der Stimmung, meine Nachbarn am Spieß zu grillen.

                        2
                        • 8 .5

                          "I'm a stranger here myself."

                          2
                          • 6 .5

                            Habe den Fehler gemacht und mal in den Audiokommentar von Bryan Singer auf der DVD reingehört. Der outet sich da gnadenlos als kaugummikauende Dumpfbacke. Der Film kriegt davon zwar keinen wirklichen Lackschaden, aber: Beim Wiedersehen ohne den Reiz des Geheimnisses um Keyser Soze bleibt ein vor allem solide gespielter Thriller. PS: Gibt es die gleichnamige Bar in Berlin eigentlich noch? ...

                            • 10
                              filmbaum 03.05.2009, 02:07 Geändert 07.05.2023, 14:17

                              Kindheitsverfilmungen gibt es viele. Bergman gibt dem eine epische Form, ohne sich in Sentimentalitäten zu verzetteln.

                              2
                              • 0

                                Den Darstellern hängen die Dialogsätze wie Spruchbänder aus dem Mund, da wird in jeder Laienspielschar besser gemimt. Clever durchgestyltes Verkaufsprodukt, dass sich zum echten Leben verhält wie frischer Orangensaft zu einer Instant-Brause.

                                4
                                • 6 .5

                                  Greenaways Filme spielen Spiele. Wie das Mädchen, das am Anfang Seil springt und die Sterne zählt. Bei 100 hört sie auf. "Wenn man hundert gezählt hat, sind alle weiteren Sterne gleich."
                                  Schön, wie der deutsche Titel verkrampft versucht, ideologischen Tiefsinn dem Puzzle aufzudrücken. "Verschwörung" gibt's hier nicht. Aber "Drowning by numbers". Von 1 bis 100.

                                  7
                                  • 6

                                    Lesen ist verboten in der Welt von "F451", also werden die Eingangstitel gesprochen, nicht gedruckt. Es gibt noch einige weitere starke Momente wie dieser Anfang in Truffauts Bradbury-Adaption, aber insgesamt war der Stoff wohl nicht sein Ding. Und Oskar Werner ist eine grandiose Fehlbesetzung.

                                    • 0 .5

                                      Auch die Monster sind mittlerweile auf den Hund gekommen: War das "Alien" in Ridley Scotts Original noch ein hyperintelligentes überlegenes Wesen, läuft es hier minderbemittelten Teenagern einfach vor die Wumme. Hat vielleicht zu viel von schwachsinnigen Fortsetzungsfortsetzungen wie dieser hier gesehen...

                                      2
                                      • 5

                                        Ein atemloser, gehetzt wirkender Abriss über zehn Jahre ohne erkennbare Form von Haltung und Stil, dafür mit viel bummkrachpeng und hölzerner Chargiererei. Ärmlich und ein wenig peinlich, vor allem weil es schauspielerisch ein who ist who des deutschen Films ist.

                                        • 10
                                          über Shoah

                                          Lässt sich mit keinem anderen Dokumentarfilm vergleichen. Nicht weniger gelingt Lanzmann als die Sichtbarmachung von Erinnerung. Dabei verzichtet er auf jedes "historische" Bild und lässt das Vergangene in der Erzählung und dem Blick auf das, was von der Geschichte blieb, präsent werden. Auch kein Film über Helden, Überlebende, obwohl sie im Bild sind und berichten, aber das Thema von "Shoah" ist das Sterben und der Tod.

                                          6
                                          • 10

                                            "When I hear the word CULTURE, I bring out my checkbook" (Produzent) - "Some horrible years ago, les Hitleriens disait REVOLVER au lieu du carnet de cheque" (Lang).

                                            1
                                            • 8 .5

                                              "Schlämmer, Sie sind ein tüchtiger Mann, wieviel verdienen Sie?" - "Fünfzig Dollar die Woche." - "Das ist genug."

                                              1
                                              • 8

                                                "Gehen wir ins Kino? - Mit Ihnen würde ich mir sogar einen DEFA-Film anschauen."

                                                1
                                                • 7 .5

                                                  Schön auch der Dialog bei der Püppchen-Schau am Ende: "Diesen Tanz hat mir mein Großvater beigebracht." - "Und wo ist Dein Großvater jetzt?" - "Im Kofferraum unseres Wagens."

                                                  1
                                                  • 6

                                                    Forest Whitaker spielt sich ein Loch in den Bauch, aber die (fiktionale) Story um den 20jährigen Milchbart, der völlig nichtsahnend an der Seite des Tyrannen landet, ohne dessen Schreckensregime auch nur zu erahnen, kauft man dem Film nicht ab.

                                                    1