filmschauer - Kommentare
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Alle Kommentare von filmschauer
Im Horror-Segment ist es mittlerweile recht mühsam, wirklich interessante Kandidaten zu finden, die noch so richtig für dauerhafte Aufmerksamkeit und Überraschungseffekt sorgen können. Den Namen Fede Alvarez sollte man sich in dem Zusammenhang merken, denn schon zum zweiten Mal konnte er mich mit seinem Regietalent überzeugen. Nach dem gelungenen Remake von "Evil Dead" kommt nun eine faszinierende Variante eines Home-Invasion-Films daher, womit er sein Debüt sogar noch toppen kann. Die Grundidee von "Don't Breathe" ist dabei so herrlich grotesk und doch so originell wie effektiv. Ein blinder Hausbesitzer und zugleich alter Ex-Soldat auf schonungsloser Einbrecherjagd irgendwo im heruntergekommenen Detroit? Das hört sich schon vorweg interessant an. Stephen Lang (jepp, der "Avatar-Typ"...) passt wunderbar für so einen eigenartigen Antagonisten, der nach knackiger Einführung der Charaktere schnell zum übermächtigen Gegner aufgebaut wird. Keiner der Figuren mag trotz ihrer jeweiligen Überzeugung so recht sympathisch oder aufrichtig daherkommen, was sich im wilden Verlauf der Handlung noch mehr manifestiert. Auf dem Kerbholz hat hier also jeder etwas und als Zuschauer muss man selbst entscheiden, wie man sich, wenn überhaupt, positionieren möchte. Setting (düster und verrottet), Pacing (schnörkellos) sowie Stil (kein CGI, juhu!) kommen meinem Geschmack sehr entgegen, was "Don't Breathe" insgesamt zu einem spannungsgeladenen und unvorhersehbaren Kinoerlebnis macht. Bitte weiter so gutes Genre-Kino abliefern, Mr. Alvarez!
Darf man einer Theaterverfilmung vorwerfen, dass sie aussieht und sich anfühlt wie abgefilmtes Theater? Bei "Fences" fällt dessen Ursprung schnell auf, was den Einstieg in die Geschichte für mich etwas gewöhnungsbedürftig macht. Wer wenig Muße für ellenlange Monologe besitzt, sollte wohl einen anderen Film ansehen. Es ist kein kinematografisches Meisterwerk, denn dafür bleibt die Inszenierung zu gewöhnlich und zweckmäßig. Wer sich dennoch darauf einlassen kann und will, wird mit fortlaufender Spieldauer durch zahlreiche Wortgefechte irgendwann auf eigene Weise fasziniert und bleibt bis zum tragisch-schönen Finale an den Lippen der Charaktere hängen. Deren Darstellung durch einen launisch-wuchtigen Denzel Washington oder eine tolerant-widerstandsfähige Viola Davis sind dabei schon hinreichend für einen emotionalen Kinoabend. Es ist "nur" eine kleine Familiengeschichte aus den USA der 50er Jahre, die sich an der zentralen Vaterfigur mit ihren unschönen Ecken und Kanten manifestiert. Deren Inhalt besitzt jedoch zugleich eine zeitlose Note und lässt sich auf Umwegen in Sachen Hierarchie, Beziehungen und Weltanschauungen ein Stück weit in der jeweils eigenen Familie wiederfinden - und wenn es auch nur kleine Details sind. Ein lohnenswertes Schauspiel!
Disney macht sich weiter bequem in ihrer kreativen Komfortzone mit eng getakteten Sequels und Remakes. Warum sich auch in neues, ungewisses Terrain begeben, wenn man sich am eigenen Filmkatalog nochmals bedienen kann? Aus klassischem Zeichentrick (hier mehr oder weniger) wird moderne Realverfilmung. Die Rechnung geht bisher auf. Und so verwundert es nicht, dass es nach 25 Jahren auch ein Wiedersehen mit der selbstbewussten Belle, ihrem schrullig-liebenswerten Vater, dem fies-eitlen Verehrer Gaston, der manipulierbaren Dorfgemeinde, dem furchteinflößenden Schlossanwesen, deren seltsam-verfluchten Bewohnern und dem eigenbrötlerischen Biest gibt. Bill Condon hat die Leitplanken der Vorlage stets im Blick und serviert viele altbekannte Momente neu, garniert mit ein paar neuen Szenen.
Warum die relativ einfache Märchenhandlung nun auf über zwei Stunden gestreckt werden muss, bleibt dennoch das Geheimnis der Macher. Dementsprechend wechselhaft ist das Pacing von "Die Schöne und das Biest" und das liegt nicht an den netten Musicalnummern. Gespielt wird zwar ordentlich, nur bleibt insgesamt viel Dekor, aber wenig Glanz. Zu klinisch und makellos wirkt das Geschehen, bei der man sich zumeist einzig an der wirklich tollen Ausstattung und dem Anhören der bekannten Lieder ergötzen möchte. Emotional wurde ich diesmal nicht gepackt, da die Chemie zwischen Belle und Biest trotz aller Ausschmückung nur eine Behauptung bleibt. Allerdings könnte es auch nur an der zeitgeistkompatiblen CGI-Ummantelung des guten Dan Stevens liegen. Das Schöne (Emma Watson) ist natürlich, das Hässliche kommt aus dem Computer. Wenn auch unbeabsichtigt eine nette Analogie auf viele Auswüchse der heutigen Kinolandschaft.
Nicht das schlechteste Urteil, wenn man nach einer Sichtung feststellt: Verdammt nochmal, warum habe ich diesen Film nicht schon viel eher geschaut? "Verfluchtes Amsterdam" ist ein sehr unterhaltsamer Weg, um im offensichtlichen Bewusstsein der üblichen Stilmittel altbekannte wie auch liebgewonnene (Sub-)Genremotive köstlich, skurril und clever zugleich durch den Kakao, in diesem Fall durch die nur scheinbar harmlosen Grachten der niederländischen Großstadt zu ziehen. Wer denkt, hier einen gewöhnlichen Whodunit-Krimi zu sehen, wird symptomatisch schon in der Anfangsszene eindrücklich eines Besseren belehrt. Es gibt nicht wenig selbsternannte Horrorstreifen, die weniger effektive Schockmomente präsentieren können als Dick Maas' Film in diesem Moment. Ab da hat mich der Film am Haken gehabt (ja, doofes Wortspiel...).
Die Suche nach dem scheuen Unterwassermörder wird allmählich zur einer Tortur für die Beteiligten rund um Huub Stapel als verantwortlicher Inspektor. Für uns Zuseher wird es hingegen zu einem spannenden und thrilleresken Vergnügen, in welchem sehr gut auf ein großes Finale hingearbeitet wird, das schließlich so ziemlich jeden Actionfan unter uns verzücken dürfte. Und trotz allem Brimboriums lässt sich die touristische Verlockung von Amsterdam nicht kaschieren; der Film ist ganz charmant gealtert, was nicht jeder Film vom Ende der 80er von sich behaupten kann. Flair, Ort und Umsetzung macht diesen Film noch immer zu einen veritablen Kandidaten für einen geselligen Videoabend. "Amsterdamned" - hier ist der Name tatsächlich Programm.
Lasse Hallström scheint ein Hunde-Liebhaber zu sein. Zugegeben, das klingt nach den anfänglichen Gerüchten über mögliche Tiermisshandlungen, die diesen Film begleitet haben, etwas komisch. Ich beziehe mich allerdings auf seine filmische Vita. Nun also "Bailey". Viel lässt sich über diesen Film nicht so recht sagen, ohne gleich den einzigen Clou dieser Geschichte zu offenbaren. Da dies jedoch der Filmtrailer schon tut, nehme ich mir mal die Freiheit dies ebenfalls anzusprechen: Die wiederholte Reinkarnation mag nur für zweieinhalb Minuten interessant und spannend sein. Als Film taugt das Ganze jedoch nur spärlich, sofern es einem nicht schon reicht, süße Hundemomente miterleben zu dürfen. Es ist eher gruselig, wie erneut die Vermenschlichung eines Haustieres durch das ständige Voice-Over allgegenwärtig wird. Die rührselige Pointe des Ganzen ist leider selbst für einen schnöden Familienfilm zu durchsichtig. Wo wir wieder bei der Vorschau wären, die dies eigentlich schon selbst verraten hat. Meine Empfehlung also: Trailer-Gucken reicht völlig. Und danach lieber Hallströms ehrlicheren "Hachiko" nachschieben.
Manchmal kann auch die Realität eine märchenhafte Anmutung haben: Wohl kaum einer wird die Geschichte über Katherine Goble, Dorothy Vaughan und Mary Jackson im Zusammenhang mit dem damals noch jungen Apollo-Programm der NASA gekannt haben - selbst der geneigte Interessent für das generelle Thema wahrscheinlich nicht einmal. "Hidden Figures" ist alleine deswegen schon sehenswert, weil deren Karrierelaufbahnen in der damals aufgeheizten Stimmung Anfang der 60er Jahre in den USA schier unmöglich erscheinen. Diese politische Seite begleitet einen im Film immer als Subtext, wenngleich die aufopferungsvolle Entwicklung der Charaktere individuell im Mittelpunkt stehen.
Wie solche Biopics eben sind, wird dies überwiegend brav und rational erzählt. Auch vor kleineren Temposchwierigkeiten ist man als Zuseher bei etwas über zwei Stunden Laufzeit nicht gefeilt, zu offensichtlich ist dann doch die weitere Entwicklung (speziell im Finale). Taraji P. Hensons Schauspiel in vorderster Reihe reißt hier viel heraus, Jim Parsons muss untypischerweise mal anderen intellektuell den Vortritt lassen, Kirsten Dunst darf die (hoffentlich nur älter geschminkte) Mini-Antagonistin geben und der große Kevin Costner fungiert als der befreiende Kitt innerhalb der Organisation. Immerhin hat der Film stellenweise guten Humor bewiesen, um manche vom Rassismus motivierte Absurdität von einst effektiv bloßzustellen.
Auf den ersten Blick ist es diese Erfolgsgeschichte bei "Hidden Figures", die bis heute imponierend wirkt. Doch bleibt nicht nur diese Lesart möglich, wenn man auf die genaue Funktion und Tätigkeit schaut. Spannend ist dabei die These, dass im Film zum ersten Mal Computer zum Einsatz kommen, die irgendwann plötzlich eine ganze (schwarze) Rechenschieber-Belegschaft vorerst obsolet machen. Die untergründige Sorge vor den gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung, was heute allgegenwärtig ist, nimmt schon damals ihren Anfang. Andererseits ist es eine zu naive Technikgläubigkeit, die ohne Kontrolle schnell zum Fiasko führen kann.
"Hidden Figures" ist somit nicht nur, aber sicherlich auch für die Raumfahrtfans unter uns ein weiterer, bereichernder Mosaikstein, wobei ich mir insgesamt vom Regisseur Theodore Melfi inhaltlich etwas mehr Mut zur Rebellion, dafür hingegen eine Prise weniger patriotische Färbung gewünscht hätte.
Es verwundert nicht, dass "La La Land" ein ziemlicher Erfolg beim Publikum und bei Preisverleihungen geworden ist, wird doch mit dem Flair vergangener Hollywood-Zeiten clever kokettiert. Die wohlfühle Verklärung der Vergangenheit wirkt schon in der Einleitung, gar nostalgische Gefühle werden geweckt (Stichwort Jazz), wenngleich man selbst ja zumeist nur dessen filmischen Projektionen zu Gesicht bekommen hat. Doch auch wenn im Vorfeld es stark den Anschein hatte, ist der Film für mich kein Musical klassischer Art. Denn hierfür sind die archetypischen Momente zu rar gesät und stellen, womöglich intendiert, keine ernsthafte Konkurrenz zu seinen offenkundigen Leinwandvorbildern dar. Vielmehr steht hier das schauspielerische Duett, mittlerweile routiniert verkörpert durch Emma Stone und Ryan Gosling, beständig im Vordergrund.
Im Grunde ist es gar nicht so einfach, was Regisseur Damien Chazelle uns überhaupt genau mit diesem Werk sagen möchte. Wenn man sich seine noch kurze Vita anschaut, könnte man schon eine ziemlich autobiografische Note in dieser Geschichte vermuten, ohne ihn genauer zu kennen. Die ironisch-bittere Note dieser verkappten Romantic Comedy und die schwierige Identitäts- und Erfolgssuche in der heutigen Welt mag allerdings auch stellvertretend für die jetzige junge Generation stehen. Ich bin noch immer nicht der große Fan manch seiner künstlerischen Ideen, gleichwohl scheint, mit "Whiplash" im Hinterkopf, Chazelles mühsame und leidenschaftliche Liebe für die Musik glaubwürdig zu sein. "La La Land" ist nicht das große, zauberhafte (Musical-)Meisterwerk, wie es die Werbung versprechen mag, doch gefällig und amüsant genug, um damit, ganz simpel gesprochen, einen netten Abend damit verbringen zu können. Wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige gewesen, der nach dem Kinobesuch nochmals die oft gespielte Titelmelodie mitsummen wollte...
Der Titel ist ein Versprechen, den im Kino nur der Western überzeugend einlösen kann. "Weites Land" von 1958 hat vermutlich alles, was ihn für Genreanhänger so elegisch und träumerisch macht. Imposant ist auch die lange Laufzeit. Doch von der sollte man sich nicht abschrecken lassen. Die mit Leinwandstars damaliger Zeit unterstützte Geschichte ist betont anders als jene, die man sonst oft vorgesetzt bekommt. Natürlich kommen auch archetypische Western-Elemente vor und werden in der Handlung selbst als solche behandelt (Duell-Szene), doch ist es die besondere Herangehensweise in diesem weitläufigen Mikrokosmos, was den Film speziell macht. Gregory Peck alias James McKay beeindruckt als nachdenklicher, rationaler, kluger Mediator zwischen zwei Fronten und ist mit seinem pazifistischen Grundverständnis dem heutigen Zuseher wahrscheinlich bedeutend näher als die Haudegen, die sich gegenseitig die Köpfe einschlagen wollen. Wie McKay an die verschiedenen Baustellen, seien es der Kampf um die Wasserstelle, seinem Ansehen oder seinem Beziehungsstatus herangeht, ist dabei selten der einfache Weg, dessen Auflösung jedoch umso geschickter. Der Rest ist die bewährte Westernmagie, erschaffen in der künstlerischen Hochphase eines William Wyler. Unbedingt nachholen, wer es noch nicht getan hat!
Spätestens seit dem letzten US-Wahlkampf wissen wir um die Brisanz an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Im Kino oder bei TV-Serien ist es allerdings mittlerweile ein alter Hut, dass der Drogenkrieg selten schöne Bilder erzeugt, wenn man an "Traffic", "Breaking Bad", "The Bridge" etc. zurückdenkt. Bei "Sicario" ist die Gemengelage vergleichbar, nur eben vermeintlich nuancierter in der Gewaltspirale und in der Genreeinordnung. Leider nichts Neues: Dieser Drogenkrieg ist noch immer schrecklich und grausam. Das transportierte Ohnmachtsgefühl, personifiziert durch von Emily Blunts dargestellte Figur mit idealistischer Courage, mag der wesentliche Aspekt dieser bleihaltigen Konfrontationsabfolge zwischen US-Polizeiinstanzen und dem Drogengeschäft sein. Wir werden als Zuschauer in teils sehr spannende, intensive Szenarien hineingeworfen. Die Grenzüberschreitung passiert dabei nicht nur im gesetzlichen Sinne.
"Sicario" soll offenbar in seiner wechselnden, episodenhaften Intensität nicht wie ein typischer Thriller von der Stange wirken, obwohl die äußere Hülle stark danach aussieht. Besonders in der zweiten Hälfte, wenn die an sich langsam und nüchtern erzählte Geschichte nochmals die eine oder andere Wendung nimmt, wird es dramatischer, aber auch konventioneller als erwartet. Deshalb fällt es mir nicht leicht, diesen Film so recht einzuordnen - was anscheinend symptomatisch für Villeneuves Werke ist. Als mit aufregender Action unterstützter Genrefilm funktioniert er jedoch mit passendem Kameraeinsatz (Roger Deakins) und Musik (Jóhann Jóhannsson) gut genug, um ihn weiterzuempfehlen.
Vorweg war meine Vorfreude auf "Girl on the Train" nicht unerheblich, ist bei mir doch eine gewisse Genre-Affinität spürbar, sobald sich düstere Thriller mit ungewöhnlich konstruierten Prämissen für ein möglichst spannenden Filmabend ankündigen. Hinzu kommt in diesem Fall eine ansprechende Besetzung mit der in vorderster Front immer gern gesehenen Emily Blunt als verzweifelte Alkoholikerin, die sich in diesem Fall innerlich und äußerlich mehr als alle anderen verausgaben muss. Es gilt für den Blick der Hauptdarstellerin aus dem Zugfenster wie auch für uns Beobachter, nicht alles gleich zu glauben, was man zu sehen bekommt.
Die Zutaten sind also dagewesen, jedoch - wie so oft - entspricht das Ergebnis nicht ganz den erhöhten Erwartungen. In Sachen Spannung und Intensität bleibt einiges an Potential liegen, was sich in den ersten zwei Dritteln manchmal mit langwierigen Momenten bemerkbar macht. Es ist zeitweise in seiner Aufmachung auffallend, dass es sich hier um eine Buchverfilmung handelt. In Sachen Figurenzeichnungen fallen Leerstellen auf, die man gerne näher erläutert bekommen hätte. Die Geschichte sollte verständlicherweise nicht den üblichen Rahmen sprengen, die perfekte Symbiose wurden aber leider nicht gefunden.
Letztlich entpuppt sich Tate Taylors Film weniger als höchst clever konstruierter Psychothriller, wie es die Werbung suggerieren könnte, sondern eher als chronologisch verschachtelter Beziehungskrimi mit einem handelsüblichen Whodunit-Handlungskern und einer im Grunde bekannten, hier allerdings etwas abgewandelten Amnesie-Idee. Entweder ist es die Offensichtlichkeit des Figurengeflechts oder meine jahrelang mittels diverser Tatort-Sichtungen antrainierte Schnüffelnase für den typischen Täterkandidaten, was den Film trotz der vielen Zeitsprünge durchschaubarer macht als offenbar beabsichtigt. Immerhin: Die genauen Umstände im letzten Drittel zu beobachten, wirkt nicht unspektakulär, doch bleibt ein eher durchschnittlicher Eindruck im Nachhinein zurück. Da muss ich wohl doch wieder zu meinen favorisierten Spaniern greifen. Die haben ja fast immer den Dreh raus, wenn es um dieses Genre geht.
Vielleicht bin ich nicht die richtige Zielgruppe als jemand, der mit allem, wo "Harry Potter" draufsteht, bisher sehr wenig zu tun hatte. Dennoch sah die Oberfläche von "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" vorweg wie ein willkommener Anlass aus, nachträglich in die literarisch-cineastischen Rowling-Ideenwelt eintauchen zu können.
Was die stellenweise zauberhaften Stimmungslagen und aufwändigen Ausstattungsideen angehen, kann dieser Film auf jeden Fall einige Pluspunkte sammeln. Was handwerklich und inhaltlich darüber hinaus geht, löste bei mir wiederum deutlich weniger Freudensprünge aus. Naturgemäß kann dieser Film nicht ohne visuelle Effekte auskommen, doch je länger das Treiben geht, umso wilder und maßloser fühlt sich diese CGI-Monsterschau an. Scheinbar auf Biegen und Brechen sollte hier möglichst zeitgemäßes Bombastkino präsentiert werden. Zudem hat man dies in vergleichbaren Filmen schon überzeugender ausgearbeitet gesehen.
Wesentlicher ist die Qualität des Plots. Die Exposition lässt sich einiges an Zeit, was nur teilweise das nötige Interesse an den Charakteren auslöst. Die sowieso schon simple Grundhandlung wirkt in seiner Ausführung oftmals wie naiv-niedliches Stückwerk, was zumindest in der ersten Hälfte speziell mit der Dan-Fogler-Figur als verbindender Sidekick für die Nicht-Magier unter uns noch ganz gefällig erscheint, auch wenn mir der Humor an einigen Stellen zu albern daherkommt. Dies beißt sich jedoch spätestens mit dem miesen Schlussviertel, was zuerst von verstörend-lauter, schließlich dann von nervig-pathetischer Natur ist. Hier sollte wohl so etwas wie Tiefgang vermittelt werden. Nun ja.
Insgesamt wird zu selten das richtige Tempo und der passende Ton getroffen, um entfernt als faszinierender Fantasyfilm überzeugen zu können. So bleibt der Eindruck eines sehr berechnenden Vorgalopps für möglichst ertragreiche Tierwesen-Fortsetzungen. Nicht meine Welt, obwohl nicht Hogwarts, sondern New York den zentralen Handlungsort bildet. Aber vielleicht wurde dieser Film tatsächlich für ein anderes Publikum geschaffen.
Da man im Zweifel immer damit rechnen muss, dass ein Quentin Tarantino diesen oder jenen Genrekandidaten der weniger bekannten Art schon zuvor mal gesehen hat, gehe ich auch bei "Mörder des Klans" davon aus. Der Grund liegt eigentlich nah, wenn man seinen "The Hateful Eight" gesehen hat: Die rustikale Italowesternkulisse in einer zeitweisen Kammerspielatmosphäre, sobald man sich in einem mehr oder weniger gemütlichen Etablissement niedergelassen hat, hat gewisse Ähnlichkeiten. Es spricht jedoch für Tarantino, dass er nicht auch die anfangs eher belanglos wirkende Geschichte und die bis auf Ausnahmen wenig charismatischen Figuren übernommen hat. Ich habe schon aufregendere Kammerspielszenarien gesehen als in der ersten Hälfte von Giuseppe Varis Film. Was man ihm jedoch zugute halten kann, ist, dass dem noch eine zweite Hälfte folgt, die betont abwechslungsreicher gestaltet wirkt, sobald es in den Abschnitt "Wüstenwestern" hinübergeht.
"Mörder des Klans" hängt insgesamt allerdings bedeutend vom persönlichen Wohlgefallen der Kinski'schen Schauspieleinlagen ab. Klaus Kinski ist in diesem Ensemble der bekannteste Name und seine mimischen Darbietungen, seine Ausraster und seine bloße Präsenz überlagern vieles von dem, was hier schweißtreibend geboten wird. Paolo Casella spielt zwar den geheimnisvollen Gegenpart, kann sich gegen einen Kinski darstellerisch nur schwer behaupten. Die dargebotenen Motive sind letztlich wieder nichts Neues, denn bei Revolverhelden gehen schnell die Pferde durch, sobald das Thema Gold im Zentrum steht. Was den Film vom Italowestern-Durchschnitt etwas hervorheben kann, ist jedoch der spielerische Einsatz mit Kameraeinstellungen. Da sieht man gern über das eigenwillige Sounddesign hinweg. Für leidenschaftliche IW-Gucker oder glühende Fans von Kinskis Schauspielkünsten ist "Mörder des Klans" damit sicherlich ein Besuch wert. In der zweiten Reihe des Subgenres gibt es schließlich viele Kandidaten, die handwerklich weniger reizvoll erscheinen.
Früher stand der Name Renny Harlin über- oder unterhalb des Filmcovers noch für solides Genrekino. Diese Zeiten sind leider lange vorbei. Mittlerweile muss die Erwartungshaltung möglichst weit unten angesetzt werden. Es sind mehrheitlich seltsame bis krude Filmproduktionen, die mit ihm das Licht der Kinoleinwand erblicken. "Devil's Pass" gehört letztlich ebenso dazu.
Warum ich diesen Film überhaupt geschaut habe? Nun ja, auch wenn es vor Found-Footage-Filmen im Horrorgenre nur so wimmelt, bin ich bei passender Stimmung doch ziemlich empfänglich für dieses Stilmittel. Zudem sollte es auf einen realen Hintergrund basieren, weshalb ich angenommen hatte, dass es "etwas" glaubwürdiger in diesem bergigen Abenteuer zugehen würde. Und Bergsteiger-Filme gehen eigentlich immer. Formal ist es sicherlich das übliche Schema: Junge Amerikaner wollen den ultimativen Kick erleben und machen sich auf in fremde Welten und Kulturen. Was sie dabei entdecken, ist natürlich nicht das, was sie erwartet haben. So weit, so vorhersehbar.
Für mich funktioniert dieser Film nur auf dem Papier. Die wackelige Umsetzung ist weit davon entfernt, den geübten Zuseher mit großartigen Neuerungen des Genres zu konfrontieren. Aber selbst die vermeintliche Routine schlägt hier fehl. Die Figuren bleiben allesamt blass und austauschbar, was selbst die Hauptdarstellerin Holly Goss betrifft. Das Pacing verlangt besondere Anstrengungen, damit man nicht das Interesse völlig verliert, bevor der Horror überhaupt loslegt. Wer dann die große Erleuchtung erwartet, wird so richtig enttäuscht. Mit sichtbar schlechtem CGI wird versucht, eine schräge Verschwörungstheorie-Version dieses Bergsteigerunglücks zu erzeugen. Den erhofften Gruselfaktor suchte ich vergebens. Ich fühlte mich an das üble Ende von "Chernobyl Diaries" erinnert, der hat jedoch vorher immerhin eine bessere Figur gemacht. "Devil's Pass" wirkt wie ein schnell gedrehter Billigstreifen und hat selbst mit Renny Harlins dicken Lettern drauf zurecht den Grabbeltischplatz verdient.
Ja, es gibt sie: Die Westernklassiker zum Genießen - sofern man mit dem Genre nicht generell auf Kriegsfuß steht. In "Zwei rechnen ab" ist es mal wieder die berühmte Geschichte über Wyatt Earp und Doc Holliday, die für allerlei Cowboystress innerhalb und außerhalb geselliger Saloons herhalten muss. John Sturges, sowieso ein Könner in diesem Genre, porträtiert diese lebendige Partnerschaft auf reizvolle Art und Weise, indem er die Besetzung genauso ins rechte bzw. kunterbunte Technicolor-Licht der Kamera rückt wie die tolle Landschaft.
Es ist bekannt, dass Burt Lancaster und Kirk Douglas in der Realität dicke Freunde waren, was auch auf die Leinwand transportiert wird. Die beiden harmonieren einfach unheimlich gut. Dazu gesellen sich namhafte Nebendarsteller wie etwa Hopper, Van Cleef oder Elam, allerdings jeweils noch eher vor ihren großen Filmen und mit teilweise weniger Falten behaftet, als man allgemein in Erinnerung haben könnte. Der Plot mag selbst mit den heutigen Augen noch so bekannt sein, unterhaltsam ist auch diese Version. Ein gern gesehener Genrevertreter mit dezent-reizvollen Buddy-Movie-Qualitäten und ohrwurm-kompatiblem Titelsong.
Es wirkt für mich als Zuschauer nicht von Nachteil, dass Robert Zemeckis nach seiner durchwachsenen Performance-Capture-Phase sich mittlerweile wieder interessanteren Plots in der realen Welt konsequent widmet. Nach "Flight" und "The Walk" ist es nun der eigenwillige Versuch, Agententhriller und Romantikdrama zu verknüpfen. Wie schon bei jenem "Flight" mit dem von Denzel Washington verkörperten 'Antihelden' haben wir es erneut mit einem Film zu tun, wo der einst korrekt erscheinende Ablauf eine grundsätzliche Kehrtwendung erfährt (um nicht zuviel zu verraten). Als wäre das nicht genug, wird die Geschichte in die unruhige Zeit des Zweiten Weltkriegs verordnet. Ja, Kinofilme über diese Zeit scheinen nicht auszusterben.
"Allied" ist dabei durchaus edel und galant geraten, sofern man das über Filme aus dieser Zeit überhaupt sagen kann. Immerhin sind mit Brad Pitt und Marion Cotillard große Namen am Werk, die die vermeintlich unbeschwerte Liebespaarung verkörpern sollen. Zemeckis lässt sich überaus viel Zeit, dies mit allerlei Szenen möglichst glaubhaft auszuschmücken. Allerdings muss der geneigte Thrillerfan in den zwei Stunden Laufzeit zwischendurch einige Zeit ausharren, bevor inhaltlich und oberflächlich etwas mehr Spektakel aufgefahren wird. Diese Momente sind jedoch von ihrem Spannungsgehalt lohnenswert, weshalb der Film ebenso seine Daseinsberechtigung hat. Die manchmal blind machende Liebe, der schwierige Akt zur Pflichterfüllung oder die latente Paranoia sind interessante Elemente in diesem Film.
Letztlich schafft es "Allied" aber nicht, in die erste Riege der großen Hollywoodfilme vorzustoßen. Der Thrilleraspekt ist dafür einerseits nicht präsent oder nachhaltig genug, andererseits ist die Beziehungsaspekt oftmals zu offenkundig für die weitere Handlung ausgeschmückt, um als große Romanze in die Filmgeschichte einzugehen. Ein solider Unterhaltungsfilm, wie man es bei Zemeckis' Filmografie meist gewohnt ist. Nicht mehr, nicht weniger.
Über einen Kubrick-Film ein paar sinnvolle Sätze zu schreiben, ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits kommen einem bei jeder Sichtung wieder unzählige neue Gedanken auf, andererseits ist die genaue Einordnung derer nicht einfach. Hinzu kommen die vielseitigsten und schrägsten Interpretationen, von denen man von allen Seiten des Internets erschlagen wird, wenn man denn will. Jedoch ist es einer jener Gründe, warum das Kino des Stanley Kubrick noch heute ohne Zweifel faszinieren kann. Bei "Shining" und dem vermeintlich langweiligen Familienleben im leeren Overlook-Hotel verhält es sich genauso, obwohl es in diesem Fall mal das Horror-Genre war, welches er beackern sollte.
Wenn man genauer darauf schaut, verwehrt Kubrick sich jedoch den bekannten Genrekonventionen, die schon Anfang der 80er deutlich wurden. Wenn man ehrlich ist: Nichts anderes hätte man von einem seiner künstlerischen Größe erwarten dürfen. Dass er sich zudem von der Stephen-King-Romanvorlage bewusst entfernt, ist dann wohl nur konsequent. Formal zieht Kubrick mal wieder alle Register, die das Kinoherz sich nur wünschen kann. Hier regiert vor allem die konsequent-verstörende Bildsprache, die man jederzeit auf wirken lassen sollte. Speziell die damals revolutionäre Steadicam wird auf großartige Weise eingesetzt (mein Lieblingsbeispiel ist die Fahrt hinter Dannys Tretauto). Der Regisseur inszeniert das zunehmend wahnsinnige Hotelgeschehen mit einer solch klinischen und höchst symbolischen Prägung, wodurch der Film nach und nach eine sogartige Wirkung entfaltet, der man sich nicht entziehen kann.
Darüber hinaus lohnt sich der genaue Blick auf die handwerklichen Kniffe - insbesondere, was Komposition und Ausstattung in dieser eigenartigen Hotelarchitektur betrifft, und die denkwürdigen Leistungen der Schauspieler rund um Nicholson, Duvall, Lloyd oder Crothers. Von den wichtigsten Darstellern im Film wird jeder mindestens einen Gesichtsausdruck zeigen, den man nicht mehr vergessen wird und sich zurecht in die Filmgeschichte eingebrannt hat. Für mich funktioniert der Film schon auf seiner obersten, effektiven Handlungsebene mit der eigentlichen Familientragödie, spätestens seit der Zweitsichtung. "Shining" kann das eine oder andere Mal schon ziemlich vor den Kopf stoßen, diesen kleinen Schmerz sollte man aber tapfer wegstecken. Denn dafür wird man mit einer sonderlichen Sinneserfahrung belohnt.
Selten wurde ich vom Beginn eines Films so gut abgeholt wie bei "Mud". Zwei Teenager-Kumpels sind auf Abenteuersuche am Ufer des Mississippi River und treffen auf einer Miniinsel zufällig einen unbekannten Mann, der scheinbar aus dem Nichts kommt. Eine Prämisse, die schnell funktioniert und auch die weiteren Minuten trägt. Regisseur Jeff Nichols führt hier Coming-of-Age-Film, Liebesdrama, Krimi und eine Prise Abenteuerfilm nicht uncharmant zusammen, was das Geschehen durchgehend interessant macht. Was vom titelgebenden geheimnisvollen Mud peu à peu offenbart wird, ist zwar punktuell arg konventionell, wenn man an manch entscheidende Plotwendung denkt. Diese dramaturgischen Hilfsmittel schmälern den Gesamteindruck aber nicht nachhaltig.
Der Cast, speziell die guten Jungdarsteller wie in vorderster Front Tye Sheridan, der lässige Erzählrhythmus und die angenehme Sommeratmosphäre machen hier viel aus. Nicht selten steht die harte, ruppige Lebensweise dieser Kleinstadt im Kontrast dazu, was in seiner wabernden Melancholiestimmung den Film darüber hinaus ganz reizvoll macht. Wie schon im Vorgängerfilm "Take Shelter" beweist Nichols, dass er ein recht gutes Händchen für eigenwillige, aber lebensnah wirkende Geschichten vom ländlichen Amerika hat. Wer den allseits beliebten „Stand by Me“ von einst mag und Ähnliches sucht, wird bei diesem Film sicherlich glücklich werden.
Dystopien, Apokalypsen und Endzeitstimmungen lagen in den letzten Jahren ziemlich im Trend, wie diverse Kinofilme oder TV-Serien à la "The Walking Dead" zeigen. Nicht einfach, sich in diesem Sammelsurium einen Namen zu machen, doch Stephen Fingleton hat mit seinem Debütlangfilm "The Survivalist" gewissermaßen einen guten Weg gefunden, nicht den üblichen Konventionen zu entsprechen. Der Kampf ums nackte Überleben wurde selten dermaßen auf das Wesentliche reduziert und so schonungslos dargelegt wie in diesem Film. Wo man sich sonst oftmals fragt, wie genau man den Tag nach der zerrissenen Zivilisationsdecke überstehen kann, zeigt "The Survivalist" genau das und trifft damit viele blinde Flecke, die andere Produktionen nicht wagen können oder wollen.
Die Reduktion betrifft jedoch auch die Umsetzung selbst. Es ist verblüffend, wie einfach eigentlich der Film produktionstechnisch daherkommt. Und doch hatte ich bei der Sichtung stets einen leichte Spannungspegel gespürt. Was es heißt, völlig autark und in stetiger Gefahr sein Leben zu meistern, wird schon der dargebotenen Atmosphäre spürbar. Hinzu kommen die Darsteller rund um Martin McCann, die dies glaubhaft verkörpern.
Karg und naturalistisch kommt das Werk insgesamt daher, womit er mancher Erwartungshaltung vielleicht entgegenlaufen könnte und letztlich etwas unbefriedigend wirken könnte. Ich mag generell aber eine solche Gangart. Statt bequem alle Möglichkeiten der Geschichte in die Münder der wenigen Figuren zu legen, zeigt der Film schlicht in kommentarlosen Einzelszenen den Ist-Zustand oder gar essentielle Plotwendungen. Die Deutung bleibt am Ende bei einem selbst. Wer so etwas zu schätzen weiß oder wem einst das trostlose Überlebensszenario von John Hillcoats "The Road" ähnlich imponiert hat, sollte dem Survivalist mal einen Besuch abstatten.
Allmählich bin ich den ganzen Superheldenverfilmungen überdrüssig, doch bei "Doctor Strange" habe ich eine Ausnahme gemacht. Immerhin ist diese Figur noch nicht ausgelutscht wie viele andere Charaktere, die uns seit Jahren beglücken. Und es ist fraglos auch die Wahl des Hauptdarstellers, die mich gereizt hat. Letztlich ist dies der größte Pluspunkt des Film: Benedikt Cumberbatchs Interpretation des Stephen Strange ist vom Gestus her zwar dem berühmten Sherlock Holmes nicht völlig unähnlich, fasziniert allerdings in diesem Superheldenkosmos ebenfalls auf herrlich-originelle Weise.
Sowieso sind es die Comedy-Elemente, die hier erstaunlich gut und treffend für Lacher sorgen können. Besonders die Begegnungen mit Wong reißen viel heraus. Es ist zumindest anfangs eine recht interessante Geschichte, die in ihrem Typus einer Superheldeneinführung mal an "Batman Begins", mal an "Iron-Man" erinnert - nicht die schlechtesten Vorbilder. Ansonsten ist das Drehbuch sehr, sehr genretypisch: Natürlich gibt es neben der Verwandlung des Protagonisten schnell eine aufkeimende Bedrohung zu bekämpfen, die wie so oft in einem oberflächlich spektakulären Finale mündet. Marvel-typisch ist auch hier der Antagonist lediglich Mittel zum Zweck und selbst ein Kaliber wie Mads Mikkelsen kann den blassen Eindruck bedauerlicherweise nicht verhindern. Die ganze Motivation hinter dem präsentierten Konstrukt fernab der normalen Menschheit wirkt eher konstruiert, ohne sonderliche Aha-Momente zu kreieren. So bunt und psychedelisch die Sequenzen zwischendurch auch erscheinen, in der Dr. Strange herumfliegt, waren mir die Szenen, die nicht völlig abgehoben und weniger actionreich waren, doch lieber.
"Doctor Strange" ist damit kein schlechter Superheldenfilm, denn er besitzt einen unverkennbaren Unterhaltungs- sowie Schauwert. Da mir die Drama-Elemente insgesamt weniger gefallen haben als die oft eingestreute Situationskomik und der gut getimte Dialogwitz, hätte man gerne noch konsequenter in die komödiantische Richtung gehen können, aber wahrscheinlich ist das Ergebnis schon an der Grenzen des 'Erlaubten' gewesen. Immerhin habe ich mit "Doctor Strange" einen besseren Comicblockbuster der letzten Zeit gesehen. Allerdings weiß ich auch, dass davon viel auf das Konto einiger Darsteller, allem voran Mr. Cumberbatch, geht.
Es ist aus heutiger Sicht grotesk: Wenn ein Quentin Tarantino mit neuer Ennio-Morricone-Musik ein weiteres Mal die italophilen Westernvorlieben ausspielen lässt, dann hätte mein Fanherz fast zerplatzen müssen. Tat es dieses Mal jedoch nicht. Vielleicht war es der wilde Trailer, vielleicht auch die konkrete Szenerie, die mich etwas nüchterner auf diesen Film blicken ließ. Oder die rare Möglichkeit, die elegische Road-Show-Version sehen zu können? Letzteres muss ich mir wohl bis auf Weiteres verkneifen, doch ansonsten waren die Bedenken nach den knapp drei Stunden Laufzeit voreilig und unbegründet.
"The Hateful Eight" ist so sehr Tarantino-Kino, wie man sich es hätte nur vorstellen können: Fesselnde Dialogschlachten, einprägsame Drehorte, liebevoll (zumindest auf seine Weise) gezeichnete Charaktere, eine nicht-chronologische Erzählweise und genügend Interpretationsmöglichkeiten inmitten von blutigen Rachefantasien. Vieles mag in seinen Grundbausteinen aus seinem Œuvre bekannt sein, doch variiert und verfeinert Tarantino seine Stilmittel so raffiniert, dass es auch dieses Mal ein Kinogenuss bietet, wie man es nur selten im heutigen Kino noch erleben darf. Wie schon in "Django Unchained" sind es im Grunde Anmerkungen über die US-amerikanische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, die aus dieser Zweckgemeinschaft in der verschneiten Hütte auf pointiert-künstlerische Weise destilliert werden. Nur wirkt es in diesem Fall sogar deutlich vielschichtiger, subtiler und subversiver in seinen Andeutungen. Diesmal macht es Tarantino dem Zuschauer nicht so einfach mit der Einordnung des Geschehens, analog zu den Charakteren selbst, wo niemand niemanden vertrauen kann. Die stark stilisierten Figuren bieten nicht das bekannte Gut-Böse-Schema an, sondern müssen erst allmählich dechiffriert werden. Passend dazu ist die Verbindung aus Western und Kriminalfilm, die clever verbunden werden. Aber Tarantino wäre nicht Tarantino, wenn er dabei nicht wieder gekonnt vom Standard abweicht, was man in der zweiten Hälfte des Films konsequent an den Kopf geworfen bekommt.
Nicht viele Worte verlieren muss ich über die handwerkliche Umsetzung. Das Drehen im klassisch-analogen und scheinbar grenzenlos breiten 70-mm-Format mag zwar ein Liebhaberthema des Regisseurs sein, ist jedoch auch heute noch ein völliger Augenschmaus. Es scheint auf den ersten Blick wie ein Widerspruch wirken, gerade dabei auf eine sehr kammerspielartige Geschichte gesetzt zu haben. Der Reiz der originellen Kameraführung und Montage kompensiert die kleine Irritation allerdings schnell. Umso besser kommen schließlich die Schauspieler zur Geltung, die man wie so oft auch schon in anderen QT-Streifen gesehen hat. Auch ein Kammerspiel kann also episch wirken!
Tarantino hat sich auch in seinem achten Streich keinen Ausfall geleistet (ja, ich mag "Death Proof". Sehr sogar!). Er bedient sich zwar deutlicher als erwartet an seinen einst revolutionären Filmelementen, seien es Besetzung, Erzählform, Gewaltlevel usw., aber sollte man ihm das wirklich vorwerfen? Es ist eben sein Stil, so Geschichten zu inszenieren. Das Ergebnis ist ein weiteres gewaltiges Dialogfestival in gebührender Ausführlichkeit mit interessanten Ideen, das ich gerne noch weitere Male genießen werde. Und beim nächsten Film vertraue Tarantinos Künsten von Beginn an. Versprochen!
Wer von einer Skisprungschanze herunterspringt, muss wohl ein bisschen verrückt sein, könnte man denken. Auch ein Michael 'Eddie the Eagle' Edwards gehörte in den 80er Jahren zu jenen Wagemutigen und doch ist er eigentlich stets ein krasser Außenseiter gewesen. Sein Werdegang ist eine sportliche Randnotiz in den Geschichtsbüchern, von der jedoch nicht ohne Grund noch nach Jahrzehnten gerne erzählt wird. Darum ist es nur konsequent, dass diese Sportlerkarriere auch mal auf der großen Leinwand gebührend gewürdigt wird.
Das Ganze hätte natürlich leicht zu einer albernen Komödie werden können, die einzig auf Kosten des eigenwilligen Protagonisten lebt. Die Macher rund um Dexter Fletcher, der zuvor als Regisseur für mich noch ein weißes Blatt war, haben allerdings die völlig richtige Balance gefunden, um diesem Thema gerecht zu werden: so viel Ernsthaftigkeit wie möglich und so Witz wie nötig. Nur so kann man als Zuschauer diesen sonderlichen Charakter für sich erschließen. Man wird von Eddies positiver Lebenseinstellung und sportlichem Ehrgeiz, so widrig die Umstände auch seien mögen, förmlich mitgerissen. Das Gefühl, was das damalige Publikum gespürt hat, wird gut auf den Film und dessen Figurendarstellung übertragen. Um diesem noch zusätzlichen Pep zu verleihen, hat man ihm eine fiktive Trainerfigur namens Bronson Peary zur Seite gestellt. Was auch hier ein Stolperstein für den Film hätte werden können, entpuppt sich als geschickter Schachzug, um anhand dieser Mentorenrolle "Eddie the Eagle" zu einer Art Buddy-Movie werden zu lassen.
Herausheben muss man natürlich die beiden Schauspieler im Vordergrund. Taron Egerton hat mich nach "Kingsman" in seiner Wandlungsfähigkeit ein weiteres Mal sehr überzeugen können. Kollege Hugh Jackman spielt zwar die fiktive Figur in diesem Szenario. Diese Rolle wirkt jedoch wie auf dessen Leib geschrieben. Speziell sein modische Bürstenhaarschnitt wird im Gedächtnis bleiben. Die Chemie zwischen beiden stimmt genauso wie die eingestreuten Gags.
"Eddie the Eagle" ist ein toller, unbeirrbar optimistisch angehauchter Sportfilm mit viel Herz und ironischem Witz geworden. Die einen nennen es "Feel-Good-Film", ich nenne es eine überaus sympathische Angelegenheit. Well done!
Man muss bestimmt kein Waffennarr sein, um diesen Film zu mögen: "Blue Steel" ist potente US-Thrillerkost aus den späten 80ern bzw. ganz frühen 90ern, die wenig von ihrer Brisanz verloren hat - scharf geschossen wird ja leider auch weiterhin. Speziell ist dabei die weibliche Hauptbesetzung vor und hinter der Kamera. Dass Regisseurin Kathryn Bigelow für ungewöhnliches, hartes und genregerechtes Kino zu haben ist, weiß der geneigte Fan vielleicht mittlerweile. Aber auch Jamie Lee Curtis darf sich in dieser schwierigen Rolle als Polizeinovizin regelrecht austoben. Ein gewichtiger Grund dafür: Ihr gegenüber steht als wachsender Psycho-Alptraum Ron Silver jederzeit parat, der allein schon mit seinem stechenden Blick einen wunderbaren Antagonisten verkörpert.
Garniert wird diese 100-minütige Tortur für die Hauptdarstellerin mit einem sehr wirkungsvollem Pacing, wodurch der eigentlich simple Plot ziemlich mitreißen kann, wenngleich der Film davon abgesehen nicht unbedingt einen tiefen Diskurs über mögliche Polizeientscheidungen oder abseitige Täterprofile fördern will. Durch den übermäßigen Einsatz von Kunstblut und Schusspatronen könnte der Film sowieso bisweilen zwar reißerisch wirken, mag aber vielleicht der "Mode" jener Zeit einzuordnen sein. Wer packende und kühl fotografierte Thriller favorisiert, hier und da die Logikhürden dahinter übersehen kann und nicht allzu zart besaitet ist, macht bei der Wahl von "Blue Steel" wenig falsch. Ich jedenfalls habe ihn mir gern wieder angesehen.
"Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. [...]" Dieses Goethe-Zitat ist sicherlich nicht sonderlich originell, aber doch "naheliegend", um Jan Hafts Dokumentarfilm über das bekannte oder eben unbekannte Waldleben in unserer unmittelbaren Umgebung zu beschreiben. "Das grüne Wunder - Unser Wald" gehört zu der Sorte an Naturfilmen, die stark den visuellen Überwältigungscharakter des Kinos aufgreift. Das geht überraschenderweise auch mit der heimischen Flora und Fauna - da wird sogar das Käferduell zum aufregenden Kampf der Giganten. Verblüffende Zeitraffer, unwirkliche Superzeitlupen, seltene Naturschauspiele - man kann nur erahnen, wie mühselig es gewesen sein muss, solche Aufnahmen zu bekommen. Wer des öfteren in der Natur fotografiert oder filmt, kann das schnell gut einschätzen. Doch ist dies alleine noch kein Argument für einen gelungenen Film. Die von Benno Fürmann eingesprochenen Erklärtexte oder die musikalische Untermalung mögen für den einen oder anderen diskutabel sein. Mich haben diese "Nebengeräusche" nicht gestört. Die reine Informationsdichte ist zwar nicht so hoch wie bei thematisch vergleichbaren Dokumentationen, die gesammelten Kameraerzeugnisse sind jedoch so schön, spannend und erhellend, dass man diesem Bilderrausch gerne erliegt und das Gesamtkonzept passend ausbalanciert wirkt. Kinoreif und selbst für den aufmerksamsten Waldliebhaber noch den Blick wert. Vielleicht hätte sogar Goethe seine Freude mit diesem Film gehabt...
Ach ja, der kleine Paddington ist schon drollig. Es fällt schwer zu glauben, dass jemand diesen putzigen Bären mit Mütze und Dufflecoat nicht mögen könnte. Oft musste ich in den letzten Jahren bei Realfilmen mit inkludierten Animationsfiguren schnell wegschalten. Doch "Paddington" hat an vielen Stellschrauben die richtige Position inne, weshalb auch kleine Drehbuchschwächen wie die eher unoriginelle Antagonistengeschichte locker verschmerzbar sind.
Es ist kurzweilige Unterhaltung über eine mir zuvor noch unbekannte Kinderbuchfigur, die als illustrer London-Immigrant einen Culture Clash der schlaueren Art und Weise vollführt. Es tut zwar nicht richtig weh, hat trotzdem aber meist eine freche englische Note parat - und kann nebenbei die stets aktuelle Einwanderungsthematik auf ganz eigene Weise bereichern. Die auffallend farbenfrohe und fantasiereichere Ausstattung und Darbietung des heutigen London passt ebenso wie der nette Cast mit Leuten wie Sally Hawkins oder Hugh Bonneville. Eine sympathische Verbindung zwischen Alt und Neu, ohne die sonst unvermeidliche Kitschschiene in diesem Genre zu fahren.
"Paddington" ist ein hübscher Film für die ganze Familie und das ist in diesem Fall sicherlich mehr als ein ausgelutschtes Werbeversprechen.
Okay, ich habe diesem Remake eines Remake immerhin eine Chance gegeben. Vielleicht wüsste Antoine Fuqua ja doch, aus diesem Stoff noch etwas Originelles herauszuquetschen. Doch letztlich wurde die neue Version von "Die glorreichen Sieben" ein typischer Fuqua-Film, der das Licht der Leinwand erblickte. Und auch wenn ich ein leidgeprüfte Westernanhänger bin, hat diese Formel hier dann doch nicht so richtig passen wollen. Wer seine schnörkellose Zurschaustellung von lauter und extensiver Action sowie blutiger Gewalt schätzt, wird sicherlich auch in diesem Film zeitweise seine Freude haben. Mir hat diese Herangehensweise jedoch nicht gereicht. Zu blass wirken trotz der für einen Western konfrontativen Konstellation die meisten Charaktere, in dem die namhafteren Darsteller zudem sehr viel auf 'Autopilot' spielen, sei es auf guter oder auf böser Seite (Washington, Pratt, Sarsgaard) - einzig Vincent D’Onofrio als bärbeißiger Graubarttyp stach noch positiv heraus. Daraus resultiert eine unangenehme Langatmigkeit im zweiten Drittel, wo eigentlich jeder nur noch auf den erwartbaren Showdown wartet.
Überhaupt fehlt bei diesem illustrem Aufgebot viel an nötiger Lockerheit, an überraschenden Ideen und an heiteren Momenten. Solche wie die kulinarische Organ-Szene, die im Rückblick mein kleines und kurzes Highlight dieses Films ist, weil sie im Ganzen so herrlich absurd wirkt. Daneben bleibt noch die - bedauerlicherweise - allerletzte (Teil-)Komposition von James Horner in einigen Momenten im Gedächtnis, wenn auch schwer mit der großartigen Musik von Elmer Bernstein in der 1960er Version vergleichbar. Leider stinkt Fuquas Film in eigentlich allen Bereichen gegen den John-Sturges-Klassiker ab. Womöglich hätte Fuqua sich mehr ein Gefallen getan, wenn er die Geschichte abseits des Western-Settings etwa im Hier und Jetzt hätte spielen lassen: Einerseits wäre das eine nicht uncharmante Fortführung des ursprünglichen Kurosawa-Themas gewesen, andererseits hätte Fuqua seine handwerklichen Stärken meiner Einschätzung nach besser ausspielen können. Und ein Stückchen glaubhafter wär‘s obendrein. Schade drum.