filmschauer - Kommentare

Alle Kommentare von filmschauer

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    Teil 4 des Western/Anime-Deals. Zwei Tage nach der durchaus euphorischen Western-Kritik von horro komme auch ich nicht umhin, in meinem Beitrag Spuren von Begeisterung anklingen zu lassen:

    Der deutsche Titel deutet schon klar an, dass dieser Anime etwas mit Science Fiction zu tun haben muss, doch zuallererst ist "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" von Mamoru Hosoda eine ungemein schöne Coming-of-Age-Geschichte, welche klischeefern die Themen Pubertät, wahre Freundschaft und die erste Liebe zusammenbringt. Das Eintauchen in diese gezeichnete Welt wird einem sehr einfach gemacht, da die Hauptperson namens Makoto außerordentlich kess, aber nicht frei von natürlichen Selbstzweifeln ist, die das Alter so mitbringt. Zusammen mit ihren beiden männlichen Mitschülern findet man ein sympathisches Dreiergespann wieder, welches im Verlauf hier und dort auf eine harte Probe gestellt wird. Schlüsselpunkt ist sicherlich die Kollision mit dem heranfahrenden Zug, bei der klar wird, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen würde. Zeitsprünge mit ihren unterschiedlichsten Konsequenzen sind an sich ja nichts unbedingt Neues, werden aber mit ihren Konsequenzen hier sehr glaubhaft ausgespielt, sodass der Film immer so weit wie möglich auf dem Boden bleibt. Jedoch sind es gerade die ikonenhaften Szenen am Bahnübergang, welche darlegen, warum dieses Werk in animierter Form und nicht mit realen Darstellern umgesetzt wurde. Zusammen mit einer sehr harmonischen Filmmusik (Kiyoshi Yoshida) fällt es schwer, "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" nicht zu mögen - spätestens, wenn das träumerische Ende vorüber ist. Nach dem Motto "Time waits for no one" sollte man, sofern noch nicht geschehen, nicht allzu viel von diesem kostbaren Gut für die Sichtung verstreichen lassen. Es lohnt sich!

    Western-Beitrag von horro zu "Red River":
    http://www.moviepilot.de/movies/red-river/comments/466908

    5
    • 8 .5
      über Drive

      Dass das dänische Kino in den letzten Jahren immer wieder tolle Filme produziert hat, ist hinlänglich bekannt. Doch waren es die Namen wie Lars von Trier, vielleicht noch Susanne Bier, die auf Seiten der Regisseure sich auch international einen Namen gemacht haben. Den etwas unattraktiv klingenden Namen Nicolas Winding Refn sollte man allerdings ebenso auf dem Zettel haben - spätestens seit der Krimiverfilmung "Drive".

      Einfach gesagt zeichnen Teile von Refns bisherigen Werken eine spezielle Mischung aus Genre- und Kunstfilm aus. Das mag hin und wieder zu einem seltsamen Ergebnis führen, fraglos aber sind es spannende Ideen, die man in seinen Werken wiederfindet. Was am prägnantesten ist, sind die außergewöhnlichen Figuren in Refns Filmografie. Zusammen mit einer dichten Atmosphäre sind sie vielleicht sogar wichtiger und relevanter als der schlussendliche Plot. Auch "Drive" fährt diese Schiene ohne Frage. Der Driver ist eine wunderbar geheimnisvolle Person, stark in seiner unnachahmlichen Profession, aber auch reich an Widersprüchen, die beteiligte Charaktere wie auch das Publikum von einer Sekunde zur nächsten schockieren können. Wortarme Antihelden gab es zwar schon öfters in der Filmgeschichte, seien es Eastwood, Bronson oder McQueen, aber durch Ryan Goslings glänzender Performance differenziert sich dieser Typ vom Altbekannten.

      Denn den wahren Kern der Geschichte bildet nicht die Action, nicht der Crime-Aspekt, sondern die Liebe zwischen dem Driver und der Nachbarin Irene (toll: Carey Mulligan). Sie ist der Schlüssel, warum der Driver irgendwann vom bekannten Routineweg abweichen muss und schließlich auch sein anderes Gesicht zeigt. Dieser Mix aus einerseits nicht unsympathischer Außenseiterrolle und brutaler Gewalt wirkt wie der größtmögliche Kontrast, den man sich vorstellen kann. Gerade das ist es, was mal beeindruckt, dann wieder abschreckt, und damit die ganze Tragik dieser Beziehung offenbart.

      Dies unterstützt auch die Inszenierung, die Refn gewählt hat. Es ist das magische Gefühl des richtigen Moments, die der Däne ausgezeichnet in Bild und Ton vermitteln kann. Mal erinnert man sich an Jim Jarmusch, wenn lakonisch und ruhig die Dinge ihren Lauf nehmen, dann wieder an den großen Sergio Leone beim Erwarten des nächsten Gewaltakts mit passenden Slow-Motions. Hinzu kommt eine wunderschöne Auswahl an Synthi-Pop-Musikstücken, bei denen man meint, sie wären extra für diese oder jene Szene geschrieben worden. Zu guter Letzt die Großstadtkulisse von L.A., die wie so oft die perfekte Umgebung für einen Film abgibt, bei dem mindestens ein fahrendes Auto eine wesentliche Rolle spielt.

      Refn hat mit "Drive" erneut sein Handwerk mehr als bewiesen - und das erstmals auch in den USA. Der Film mag an der einen oder anderen Stelle unbequem oder gar fragwürdig sein, was Darstellung und Hintergrund für die Geschichte betrifft, davon abgesehen eines aber ganz sicher schafft: Augenblicke der Faszination zu erleben, die man nicht so schnell vergisst. Genau das eigentlich, was ich mir vom Medium Kino immer erhoffe.

      7
      • 5 .5

        Geld stinkt, spätestens an der Zollstation. Welche findigen Ideen sich so mancher ausdenkt, um trotzdem seine Scheinchen vor den Behörden geschützt von Land zu Land zu transportieren, trägt beim neuesten Bodensee-Tatort wohl am meisten zur Erhellung bei. Eigentlich naheliegend, dass sich aufgrund der geografischen Nähe zur deutsch-schweizerischen Grenze dieses Thema auch mal seinen Platz in der Reihe findet. Der Plot über einen Mord an einem Zollbeamten ist aufgrunddessen auch eher durch den gesellschaftlichen Aspekt beim Thema Geld als durch den reinen Krimianteil interessant. Ersteres wird dann auch gerne sowohl beim eigenen Ermittlerteam als auch beim Zoll selbst ausführlich dargelegt: Hier sind es die unerträglichen Sparmaßnahmen, dort das mickrige Gehalt und die ständige Gefahr von Korruption. Dieses Spannungsverhältnis ist somit die größte Stärke an "Schmuggler". Denn der genannte Krimianteil ist durch seine ausgeprägte Vorhersehbarkeit weitaus weniger gelungen. Immerhin ist das Team um Blum und Perlmann motivierter als noch in der vorigen Episode. Besonders Sebastian Bezzel als Perlmann kann ein paar nette Szenen (u.a. mit einem Schweizer Bankier oder der neuen Mitarbeiterin) für sich verbuchen. Diese reiben sich durch ihre Komik vielleicht etwas an der ansonsten ernsteren Thematik (gerade im Zusammenhang mit der verdächtigten Zollbeamtin), erhöhen damit allerdings den Unterhaltungswert dieser Episode doch so sehr, dass sich diese zumindest etwas von der biederen Stangenware absetzen kann, die man vom Bodensee ansonsten oft zu sehen bekommt.

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        • 4 .5

          Als bekennender Anhänger beider Genres war ich natürlich sehr neugierig, als damals die Ankündigung von "Cowboys & Aliens" hereinflatterte. Zwei Welten, die bisher nur selten zusammentrafen und für die sicherlich ein gutes Rezept von Nöten ist, um daraus die richtige Mischung zu kreieren. Dass so etwas trotz großer Budgetgelder und namhaften Stars auch schief gehen kann, ist leider an diesem Film fast mustergültig zu beobachten. Es sind zwei Genrewelten, welche hier aufeinanderprallen, die für sich genommen aufgrund des hohen Produktionsniveaus vielleicht ganz nett anzuschauen sind, aber fast nicht einfallsloser und klischeehafter hätten ausfallen können. Zwar werden hier und dort Referenzen an vergangene Genregrößen erkennbar, doch bleibt das Ganze ziemlich oberflächlich und frei von intelligenteren Zwischentönen. Wobei tendenziell eher noch der Cowboybereich so etwas wie ansprechend wirkt, immerhin machen hier die Protagonisten von James Bond und Indiana Jones mit. Die große Schauspielkunst wird man allerdings eher nicht geboten bekommen, was zu einem bestimmten Teil auch am einfältigen Drehbuch liegt. Neben einem zumindest soliden Daniel Craig mit knurriger Miene und einer blassen Olivia Wilde erhält besonders Harrison Ford nur wenig Chancen, sein großes Potential auszuschöpfen. Selbst die oftmals kolportierte Popcorn-Unterhaltung ist eher Mangelware, da sich der Film trotz der gewagten Prämisse überaus ernst nimmt. Gerade dort, wo man die Komik erwarten würde, bleibt diese aus. Vor dem Hintergrund, dass "Iron Man"-Regisseur Jon Favreau sich hinter "Cowboys & Aliens" verbirgt, der anno 2008 noch Action & Humor so kongenial vereinen konnte, ist dieses überaus uninspirierte Resultat eine dicke Enttäuschung.

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          • Ich werfe mal drei weitere Kandidaten in die Runde:
            -"The Good, the Bad, the Weird" für den Italowestern/klassischen Abenteuerfilm,
            -"The House of the Devil" für den alten Haunted-House-Film der 70er/80er
            und natürlich
            -"Angriff des Hirnsauger-Riesenmonsters aus dem Weltall" für das SciFi-Kino bzw. die Musicals der 50er.

            2
            • 8

              Aus "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" weiß man ja um das Konfrontationspotential unter Ehepartnern. Roman Polanskis "Der Gott des Gemetzels, wie Mike Nichols' Werk ebenfalls eine Bühnenstückverfilmung, ist so etwas wie das heitere Pendant dazu. Diesmal gibt es allerdings ein Quartett an Eheleuten (von allen großartig gespielt) und überrascht schon in den ersten Minuten durch den unerwartet leichtfüßigen Einstieg in eine Geschichte, die sich fast ausschließlich in einem Wohnzimmer abspielen sollte. Denn eines konnte man vielleicht nicht in dieser Form erwarten: Dass Polanski eine der überzeugendsten Komödien der letzten Zeit präsentieren würde und dabei die unterschiedlichen Weltansichten der Beteiligten mit seinem Scharfsinn und treffsicheren Dialogen dermaßen entlarvt, wie man es nur selten gesehen hat. Es ist eine vermeintliche Petitesse über den Vorfall unter den Kindern, die das Fass so langsam zum Überlaufen bringt. Vom eigentlichen Thema ist man schnell abgekommen, nach anfänglichen Frotzeleien geht es nun um's Ganze. Als wenn ein großer, imaginärer Ball im jeweiligen Lebensraum mit aller Boshaftigkeit hin und her geworfen werden würde, bekommt folglich jeder der vier mal so richtig sein Fett ab. Es ist eine geniale Mischung aus ständigem Fremdscham, bedachter Überhöhung der Charakterstrukturen und temperamentvoller Farce, die für eine höchst unterhaltsame Zeit beim Zuschauer sorgt. Doch obwohl viele Hemmungen fallen, die man zu Beginn noch für unmöglich gehalten hätte, bleibt das Geschehen am gesellschaftskritischen Aspekt über die auf dem ersten Blick vielleicht unerkennbare Borniertheit eines jeden Einzelnen gebunden. Ein starkes Stück vom Altmeister.

              8
              • 5

                Das war er also, der letzte Tatort des Duos Kappl und Deininger. Und obwohl ich diese unfreiwillige Abschiedsfolge dann doch durchwachsen fand, ist es einfach schade, die beiden zukünftig nicht mehr zu sehen. Besonders Gregor Weber als Stefan Deininger, der ja als Saarbrücker Junge diese Stadt wirklich wie kein anderer vertritt, wird mit seinem unverwechselbaren Esprit und seiner Hartnäckigkeit in der Reihe an aktuellen Ermittlern gewiss fehlen. Da klingt es wie Hohn, wenn gemeint wird, die Geschichte der beiden sei schon auserzählt (nach nur sieben gemeinsamen Episoden). Gerade das Ermittlerleben der beiden wirft vielleicht noch die eine oder andere neugierige Frage auf, wird aber wohl unbeantwortet bleiben. Der Fall selbst von "Verschleppt" ist im Grunde nicht uninteressant, wirkt aber in der Erzählweise unangenehm zähflüssig und unabhängig von den vereinzelten Spannungsmomenten im Dunklen seltsam undramatisch. Man ist zwar Wagnisse in der Inszenierung eingegangen, indem man Stilelemente eines üblichen Horrorthriller eingebaut hat, werden aber durch penetrante Redundanz in letzter Konsequenz eher abgeschwächt. Auch über die plötzliche und etwas fragwürdige Auflösung des Fall kann man geteilter Meinung sein. Mitreißender sind da die rauen Methoden von Kappl und Deininger - selten wurde so laut herumgeschrien wie hier, um an sein Ziel zu kommen. Hätten sie zur Drehzeit schon von ihrer Absetzung gewusst, könnte man meinen, sie würden ebenso gegen die Programmverantwortlichen ihre Stimme erheben. Die Zeit wird zeigen, ob die personelle Änderung (speziell Devid Striesow, den ich mir als Kommissar noch nicht so recht vorstellen kann) auch die gewünschte Wirkung bringen wird, die man sich verspricht.

                2
                • 3

                  Verrückte Filmwelt. Sobald man mal für einen Moment den Direct-to-Video-Bereich aus dem Blick verliert, sprießen die seltsamsten Werke aus dem Boden. Wie John Pogues "Quarantäne 2: Terminal", der kurioserweise ein Sequel zu einem Remake ist, allerdings (anscheinend, da noch nicht gesehen) keinen Bezug zum entsprechenden Sequel des spanischen Originals "[Rec]" nimmt. Die Eigenständigkeit des Scripts in allen Ehren, aber die Chance, daraus einen einen guten Horrorstreifen zu produzieren, wurde trotzdem vertan. Wobei man sich im ersten Abschnitt sowieso fragt, inwiefern die Geschichte überhaupt etwas mit Teil 1 zu tun hat. Dies wird zwar im Verlauf mal erwähnt, dessen Verknüpfung wirkt aber schon im Ansatz ziemlich konstruiert und bemüht. Die potentielle Quarantäne-Szenerie findet zuerst im beengten Flugzeug statt, was noch am interessantesten erscheint, dem Filmtitel entsprechend verlagert man diese danach jedoch in ein verlassenes Terminal. Proportional zur Erweiterung der Standort für die Quarantäne-Bestimmungen vergrößern sich leider auch die Logikungereimtheiten. Das hinsichtlich des Grusels maue Drehbuch wird dummerweise weder von den grausigen Darstellerleistungen noch von der billig-konventionellen Kameraarbeit kompensiert. Gerade letzteres ist ärgerlich, da man sich eigentlich der größten Stärke beraubt, die die Reihe zu bieten hat: die Found-Footage-Inszenierung, die doch am meisten Spannung wegen partieller Sicht und gelegentlicher Orientierungslosigkeit generiert. In welchem Maße diese den Film in höhere Sphären verholfen hätte, ist natürlich Spekulation. So bleibt die unschöne Erinnerung an "Blair Witch 2", die schon die gleichen Fehler gemacht haben, nicht die an mitreißende 90 Minuten.

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                  • 8 .5

                    Einen nahestehenden Menschen urplötzlich zu verlieren, ist immer schwer zu verdauen. Es kostet deshalb sicherlich einiges an Überwindung, sich Johannes Fabricks "Der letzte schöne Tag" anzusehen. Allerdings kommt in diesem Fall hinzu, dass man sich mit den Folgen eines Freitodes konfrontiert sieht. Bemerkenswert, da meistens das Thema Suizid nur von der anderen Seite aufgezeigt wird: Dem Versuch, eine solche Entscheidung in letzter Konsequenz erklären zu wollen. Hier jedoch wird fast nur die schwierige, aber oftmals vergessene Trauerbewältigung porträtiert. Diese weist wohl ein noch ganz anderes Level auf und macht es so für die Hinterbliebenden noch unerträglicher. Viele Fragen stellen sich auf, der Boden unter den Füßen scheint wie weggezogen. Dies alles in einen Film verarbeitet zu bekommen, erfordert viel Feingefühl in der Inszenierung und beim Umgang mit Emotionen, gelingt jedoch dem Regisseur auf brillante Art und Weise in die Tat umzusetzen. Obwohl wir die Mutter vor ihrer Tat nicht selbst zu Gesicht bekommen, fühlt man sich genauso erschlagen vom Schicksal wie der Ehemann, der die Leiche auffindet - fast, als wäre bei einem selbst im persönlichen Umfeld jemand gestorben.

                    Die emotionale Intensität ist unbeschreiblich authentisch und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Das liegt zum einen sicherlich an den Darstellern, allen voran Wotan Wilke Möhring, der sich so langsam zu einem meiner Lieblingsschauspieler entwickelt. Nie reißerisch, sondern jederzeit nachvollziehbar in seinen Reaktionen, besonders hinsichtlich seiner Gefühle. Auch die beiden Kinder unterschiedlichen Alters gebührt ein großer Respekt für deren Leistung. Zum anderen liegt das Gelingen bei Regie und Drehbuch, die sich fernab von Kitsch und Rührseligkeit mit sehr zurückhaltendem Musikeinsatz und richtigem Timing auszeichnen. Zur Mitte des Films hätte es vielleicht an manchen Punkten die Möglichkeit gegeben, der Geschichte noch eine Wendung zu geben (Arbeitsstelle, Großeltern), wie man es leider so oft in dieser Kategorie Film erlebt. Auf solche unnötigen Drehbuchschlenker verzichtet man wohltuenderweise, um die Geschichte nicht künstlich zu dramatisieren. Es werden, wenn überhaupt, nur leise Akzente gesetzt, passend zu der insgesamt sehr ruhigen Erzählweise. Und so gelingt auch ein Ende, was den Film angemessen abschließen kann. Fabrick, der mich schon mit "Der kalte Himmel" positiv überraschen konnte, zeigt damit wieder sein Gespür für einfühlsame Dramen. Ein weiterer Beweis, wie ausgezeichnet der deutsche Fernsehfilm sein kann.

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                    • 5

                      Besser als befürchtet, so würde mein Kurzfazit zu "Ich bin Nummer Vier" lauten. In Anbetracht dessen, wer sich vor und hinter der Kamera so tummelt, war die Erwartungshaltung sehr überschaubar. Regisseur D.J. Caruso ist außer dem Hitchcock-Remake "Disturbia" bisher nicht sonderlich aufgefallen und auch die Darsteller glänzen nicht gerade durch große Namen. Einzig Timothy Olyphant und Teresa Palmer sind da geläufiger im Filmgedächtnis, jedoch füllen beide nur Nebenfiguren aus. Der Film an sich versucht sich recht offensichtlich an einem Genremix, welcher aber mehr schlecht als recht funktioniert. Gerade der Science-Fiction-Abschnitt samt Idee ist ziemlich lächerlich und haarsträubend und zudem mehr als einfallslos in seiner Umsetzung. Hätte man angesichts dieser Prämisse etwas mehr mit Augenzwinkern gehandelt, wäre das Ergebnis ähnlich wie Marvels "Thor", der vergleichbare Voraussetzungen hatte, vielleicht doch ganz ansehnlich geworden. Da gefällt der Aspekt des Teeniedramas noch etwas besser, wobei auch hier ohne Frage zahllose Klischees des Highschoollebens bedient werden. Das Drehbuch ist insgesamt wirklich nicht der Grund, warum "Ich bin Nummer Vier" immerhin so etwas wie Unterhaltung bietet. Erstaunlicherweise sind es gerade die Jungdarsteller um Alex Pettyfer und Dianna Agron, die das Konzept vor der völligen Belanglosigkeit retten. Und ausgerechnet, wenn man im letzten Drittel die erwähnte Teresa Palmer als wilde Retterin in der Not sieht, fängt man fast an, Spaß dabei zu haben. Wie wäre der Film nur geworden, wenn man ihre Figur als Grundlage genommen hätte?

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                      • 8

                        Klassiker der Filmgeschichte haben es nicht immer leicht, sich beim heranwachsenden Publikum zu etablieren. Mögen es Settings, Szenenabfolgen, bestimmte Konventionen in Bild und Ton sowie ein bestimmter Erzählstil sein, vieles wird und wurde in späteren Filmepochen wieder eingesetzt, sodass man womöglich seltener als erhofft den Moment der Überraschung über eine originelle Filmidee erkennt und genießt. Umso mehr spricht es für die Qualität dieses Vorreiters, wenn er trotzdem seine Vorteil komplett ausspielen kann - wie Billy Wilders "Frau ohne Gewissen". In diesem Fall ist es der Film noir, welches die besagte Überschrift liefert.

                        Wenn Hauptdarsteller Fred MacMurray zu Beginn erschöpft im Büro sein Geständnis ablegt, dann mag es aus heutiger Perspektive wie ein Klischee erscheinen, hat man doch hier und dort schon so einige Persiflagen (als Beispiel sei "Tote tragen keine Karos" genannt) erlebt. Wenn aber ein sehr cleveres Drehbuch auf eine stilsichere Regie eines Billy Wilders trifft, bleibt einem quasi gar nichts anderes übrig, sich dieser dunklen Kriminalgeschichte über einen Versicherungsbetrug in seiner ganzen Fülle hinzugeben. Zwar bekommen wir nicht die klassische Detektivrolle zu sehen, dafür wohl aber die überzeugendste Femme fatale, die man jemals auf der Leinwand sehen konnte. Barbara Stanwyck ist damit trotz der männlichen Kollegen so etwas wie der Star des Films, außer der gewöhnungsbedürftigen Frisur passt hier alles. Auf der Gegenseite präsentiert sich ein guter Edward G. Robinson als loyaler Mitarbeiter und langjähriger Kollege von MacMurray. Und eben dieser befindet sich trotz seiner Bürde ziemlich dazwischen. In der Position des Antihelden und Ich-Erzählers fiebert man den Film hindurch mit, wie ein zuerst eigentlich perfekter Plan langsam seine Risswunden bekommt. In perfekter Krimimanier wird die Luft immer dünner für MacMurray, bis er selbst fast keinen Ausweg mehr erkennt. Der süße Duft, die Verblendung durch eine Liaison muss eben doch teuer bezahlt werden.

                        Obwohl der Anfang etwas von der schlussendlichen Richtung vorwegnimmt, ist dieser Film noir dennoch permanent spannend und mitreißend in seiner dichten und wendungsreichen Erzählweise. Das Ende ist Wilder-typisch in seiner Symbolik absolut perfekt und vollendet das gute Gefühl, einem ohne Zweifel prägenden Film dieser Ära beigewohnt zu haben. Selten wurde Tragik so schön porträtiert.

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                        • 4 .5

                          Meine Lieblingsermittler werden Saalfeld und Keppler wahrscheinlich nicht mehr. Dennoch ist in "Todesbilder" ihre ausführlich porträtierte Hassliebe zueinander noch das Unterhaltsamste. Besonders Keppler erfreut den Zuschauer mit ziemlich schlechter Laune und niedriger Toleranzgrenze, was Körpereinsatz betrifft. Saalfeld hingegen muss sich diesmal mehr oder weniger freiwillig an zwei verflossene Liebesbeziehungen erinnern. Was jedoch den eigentlichen Kriminalfall betrifft, wird einem ziemlich wenig geboten. Die Ausgangssituation mit dem Mord eines frisch vermählten Hochzeitspaares klang auf dem Papier noch vielversprechend für einen Krimi-Plot, der Fokus richtet sich aber eher nach dem Mörder mit der Kamera. Dieser wird in kurzen Szenen wie ein furchteinflößender Killer präsentiert, welche entfernt sogar Giallo-Elemente aufweisen. Dumm nur, wenn ab Mitte ersichtlich ist, wer der Täter sein würde. Für einen Whodunit-Plot ist das freilich nie ein gutes Zeichen. Da stellt sich das Drehbuch selbst ein Bein, wenn der Ex-Lover von Saalfeld immer wieder mehr oder weniger plump in den Fokus des Interesses gerückt wird (ein weiteres gesellschaftskritisches Thema darf ebenfalls nicht fehlen). Man muss wirklich kein sehr geübter Krimifan sein, um diese Geschichte zu durchschauen. So plätschert der Film dem Ende entgegen und weiß nur in der Schlusssequenz nochmal etwas an der Spannungsschraube zu drehen (dessen Ausgang jedoch erwartbar ist). Zwar gab es schon schlimmere Fälle des Leipziger Duos zu 'ertragen', aber erinnerungswürdig war auch diese Episode nicht, was diesmal aber eher am schwachen Drehbuch als an den Darstellern lag. Wenigstens wissen wir jetzt, dass Keppler auch mal richtig zuschlagen kann.

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                          • 6 .5
                            über Lawman

                            Die Tatsache, dass Regisseur Michael Winner "Lawman" noch vor den Charles-Bronson-Filmen wie der Death-Wish-Reihe gedreht hat, verwundert nicht bei Anbetracht des Westerns. Zwar kann man in diesem Fall nicht von einer klassischen Rache-Geschichte sprechen, manche Motive oder Aktionen lassen da dennoch eine nicht zu verkennende Tendenz erkennen. Nun ist nicht Bronson derjenige, der die Hauptrolle des kompromisslosen Marshalls verkörpert, sondern ein altgedienter Burt Lancaster. Genauso wie seine Interpretation des Charakters wirkt auch der ganze Film: Etwas gegen den Strich gebürstet, gerade im Vergleich zur bisherigen Westernhistorie. Ob "Lawman" deshalb gleich in die Kategorie 'Spätwestern' werden muss, bleibt Ansichtssache. Denn manche Stilelemente mögen klassisch sein, andere, wie die doch brutalere Gewaltszenen, eine zeitgenössische Kameraführung oder das ungewöhnliche Finale, dagegen nicht. Nicht nur in Szenen wie diesen muss man, wie wohl auch die Bewohner der Stadt auch, sich an Lancasters Figur reiben, die aufgrund seiner Motivation als idealistischer Gesetzhüter lange mit einem Fragezeichen versehen bleibt. Auch die Nebenfiguren wirken nicht immer ausgearbeitet, sondern bleiben eher schemenhaft. So funktioniert die Laura-Figur, dargestellt durch Sheree North, noch am besten, um diesem gefürchteten Lawman ein wenig 'näher' zu kommen. Stimmung und Setting verbreiten überdies seltsamerweise einen morbiden Charme, die Spannung hingegen hält sich in Grenzen. Das macht den Film zu einem wahrlich nicht uninteressanten Western, die trotz des grundsätzlichen Potentials genannten Schwachpunkte verhindern dennoch, ihn als großen US-Western der beginnenden 70er Jahre in Erinnerung zu behalten.

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                            • 8 .5

                              Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Wie diese altbekannte Phrase auf eine harte Probe gestellt wird, kann man bei "Lilja 4-ever" begutachten. Ging man bei Lukas Moodyssons Erstlingswerk "Raus aus Amal" noch mit einem Lächeln heraus, wird man nun bei zunehmender Dauer in eine immer deprimierendere Stimmung versetzt. Seltener war die Genrebeschreibung "Sozialdrama" passender wie hier. Das Soziale, mag es Familie, Freunde, ja auch der Staat mit seinen Behörden sein, lassen die kleine Lilja ziemlich alleine. Alles bricht peu à peu weg in ihrer heruntergekommenen Heimat an einem nicht näher definierten Ort in der ehemaligen Sowjetunion. Aus Naivität und Verzweiflung begeht sie irgendwann zudem noch einen folgenschweren Fehler, die der Dramatik eine weitere Stufe verleiht. Einzig die Freundschaft zum noch jüngeren Nachbarsjungen bildet so etwas wie eine Konstante. "Lilja 4-ever" erinnert heute in seiner Gesamtheit an eine Mischung aus Ulrich Seidls "Import/Export" und Guillermo del Toros "Pans Labyrinth". Die Chancenlosigkeit in der Gesellschaft wird genauso Thema wie die wenigen stillen Momente, bei denen aus fantasievollen Träumen die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit geknüpft werden. Dennoch vermeidet es Moodysson, allzu drastische Bilder zu benutzen, sondern komponiert lieber die trostlose Egoperspektive von Lilja mit passenden zeitgenössischen Songs aus den unterschiedlichsten Richtungen. Wie die den Film umfassende Szene, die zwar ungewöhnlich, aber doch passend mit Rammstein-Musik unterlegt ist. Zudem muss man dem Regisseur wieder ein gutes Händchen bei der Wahl an Jungdarstellern attestieren. Oksana Akinshina spielt ihre schwierige Rolle mehr als überzeugend und lässt den Zuschauer schnell an dem Schicksal teilhaben. "Lilja 4-ever" ist somit ein weiterer großartiger Film in der Karriere des Regisseurs, welches zwar freilich keine leichte Kost bietet, der aber deshalb keinesfalls gemieden werden sollte. Denn Hoffnungslosigkeit ist immer nur schwer zu ertragen - gerade, wenn sie so ehrlich wirkt wie hier.

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                              • 6

                                Die wichtigste Botschaft des Kölner Tatorts im Jahr 2012: Ballauf und Schenk sind mittlerweile wie ein altes Ermittler-Ehepaar, da kann auch eine Lydia Rosenberg, die ja nun zum Stammpersonal zu gehören scheint, nicht so richtig dazwischenfunken. Das weiß der Zuschauer, das wissen auch die Beteiligten. Daraus resultiert auch eine Erwartungshaltung, die vielleicht nicht die großen Krimihighlights unbedingt erhoffen lassen würde, doch grundsolide Kost mit kurzweiligen Zwischenmomenten im Zusammenspiel ist meistens garantiert. Wie auch bei "Keine Polizei". Da ist es auch gar nicht mal so schlimm, wenn man selbst schnell auf der richtigen Spur nach den Tätern ist. Die Idee, ein altes Geiseldrama mit einem neuen zu verquicken, ist hier sehr von Vorteil, um die Spannung hochzuhalten. Sicherlich kein Geniestreich, dafür aber durchweg unterhaltsam, wie die beiden trotz kleinerer Scharmützel untereinander (jedoch nicht so 'rabiat' wie noch bei "Altes Eisen") langsam das Puzzle zusammenfügen. Und so wird man wohl noch lange warten müssen, bis Schenk das geliebäugelte Downshifting angehen wird.

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                                • 6

                                  Es folgt Teil 3 des Deals zwischen horro und mir. Er wagt sich in den vernachlässigten Bereich des Westerns vor, ich in den des Animes:

                                  Anime für Fortgeschrittene. So kann man den Gesamteindruck von "Tekkonkinkreet" beschreiben. Hatte ich mich mit den prominenteren Beiträgen wie denen des Ghibli-Studios so langsam vertraut machen können, folgt hier eine noch ganz andere Variante der Zeichenkunst, diesmal sogar von einem Amerikaner (Michael Arias) und nicht etwa von einem Japaner verantwortet. Im Vordergrund gibt es sehr einfache Strichzeichnungen zu sehen, der Hintergrund hingegen gestaltet sich ungemein detailreich und farbenfroh. Ein Stil, der ehrlich gesagt nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht. Die Geschichte über die zwei im wahrsten Sinne des Wortes ungleichen Brüder in einer schwierigen Welt gestaltet sich auf den ersten Blick sehr interessant. Schwarz ist der nachdenklichere, veranwortungsvollere Typ, Weiß hat wiederum kindlichere Eigenschaften und besitzt zudem eine immerzu positive Denkweise. Die manchmal schwer durchschaubaren Verwicklungen machen eines ganz klar: Nur zusammen ist man stark genug, getrennt geraten ihre Leben aus ihren Fugen. Eine sehr nette Prämisse, jedoch fiel es über weite Strecken sehr schwer, in diese düster werdende Welt voller Diskrepanzen emotional einzutauchen, wofür auch so manch übersinnliche Zwischensequenz sorgt. Aber vielleicht ist es gerade dieser spezielle Ton von "Tekkonkinkreet", der wohl besonders bei Freunden dieser Sparte sicherlich Anklang finden dürfte.

                                  Western-Beitrag von horro zu "Chatos Land":
                                  http://www.moviepilot.de/movies/chatos-land/comments/452967

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                                    Anscheinend hat Til Schweiger so etwas wie das perfekte Subgenre für sich gefunden, in welchem er es sich nach "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken" mittlerweile bequem machen konnte. Was gemeinhin als Tragikomödie bezeichnet werden würde, zeichnet sich im Schweiger-Œuvre mit "Kokowääh" nun endgültig als egozentrisches und auch sehr eitles Formelkino mit ritualisierter Musikunterstützung und ständigem Einbezug von Familienmitgliedern wie seiner eigenen Tochter aus. Er spielt wieder den netten, etwas tollpatschigen Eigenbrödler, der durch 'widrige Umstände' natürlich an sein Glück kommt. Das Ganze scheint wie aus einer Traumwelt entsprungen zu sein, bei dem sich die Problemchen wie eine brennende Küche mit Leichtigkeit in Luft auflösen. Ultraseicht und oftmals kitschig plätschert die Geschichte bis zum 'bitteren' Ende. Selbst vor dem uralten Kniff, bei dem das im Film geschriebene Drehbuch schließlich die Lebensgeschichte selbst beinhalten würde, wird nicht mal halt gemacht. Das alles tut zwar nicht weh bei Zusehen und bedient immerhin keinen Fäkalhumor wie noch der unerträgliche "Zweiohrküken", belanglos und aufgesetzt romantisierend bleibt es trotzdem. Allerdings lässt sich mittels dieser Formelhaftigkeit und dem offensiven Selbstmarketing noch immer erstaunlich viel Geld an der deutschen Kinokasse verdienen, das muss man der Marke Schweiger lassen.

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                                    • 8

                                      Most Wanted 2012, Nr. 9:
                                      Es ist schon Tradition, dass man von Jahr zu Jahr bei Werner-Herzog-Filmen um einen deutschen Kinostart oder gar einem DVD-Start zittern muss. In diesem Fall, da es sich um einen Dokumentarfilm über das womöglich unpopuläre Thema Todesstrafe in den USA handelt, wohl umso mehr. Wie schon die ersten Szenen zeigen, muss man sich auf eine sehr intime und persönliche Begegnung mit einem Verurteilten einstellen. Auf jeden Fall nicht leicht zu konsumieren, wobei ich mir aber sicher bin, dass Herzog nach den vielen hochklassigen Dokus in der letzten Zeit auch hier den richtigen Ton treffen wird.

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                                      • 4

                                        Ich weiß nicht, wie oft die Programmgestalter der ARD "Dinner for One" gesehen haben (Wie heißt es so schön: "The same procedure as last year" etc.), um wie 2011 erneut einen Odenthal/Kopper-Einsatz auf den ersten Sonntag des Jahres zu legen. Was damals "Tödliche Ermittlungen" war, heißt nun "Tödliche Häppchen". Genauso unoriginell wie vorhersehbar gestaltet sich auch der Inhalt. Wobei zur Ehrenrettung des ungeliebten Ludwigshafener Gespanns gesagt werden muss, dass es diesmal nicht ganz so desaströs zur Sache ging. Trotzdem: Was hier im Umfeld eines Schlachthofs geboten wird, ist in seinen Krimi-Konventionen mehr unspannend als mitreißend. Die Tätersuche verläuft auf bekannten Bahnen und vermag bisweilen zum Mitraten zu verleiten. Sonderlich facettenreich gestaltet sich der Whodunit-Plot allerdings nicht. Die intendierte Kritik an der Fleischverarbeitung und dem Umgang mit den Mitarbeitern bleibt dabei weitesgehend oberflächlich und bedient zudem auch noch Klischees wie die völlig überzogene und lächerliche Darstellung eines Jung-Chefs. Ansonsten wird auf Seiten Koppers unmotiviert das Tanzbein geschwungen oder man lässt zum richtigen Zeitpunkt mal die Kaffeetasse zu Fall bringen. Das ist und bleibt biedere Krimiware und verfestigt mein Urteil, dass die SWR-Drehbücher weiterhin klar das Schlusslicht beim "Tatort" bilden. Neujahr hätte besseres verdient.

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                                        • 5 .5

                                          Getreu dem selbst auferlegten Motto, sich mit jedem Film neu zu erfinden (was zumindest das Genre betrifft), betritt James Mangold mit "Knight and Day" nun die Pfade der Actionkomödie. Eine Richtung, die gar mal nicht so einfach umzusetzen ist, wie man auf den ersten Blick vermutet. Wieviel Action, wieviel Drehbuchverwicklungen, wieviel Humor braucht so ein Film? Man kann zwar nicht sagen, dass Mangold an der richtigen Mischung komplett gescheitert wäre, doch der Nachgeschmack eines großen mitreißenden Abenteuers, welches man gern in Erinnerung behalten würde, fehlt trotzdem. Dabei bringen die Anfangsminuten mit der Flugzeugszene den richtigen Schwung mit, um sich auf unterhaltsame zwei Stunden zu freuen. Tom Cruise ist wie so oft der mutige Actionvirtuose, wobei man schon das eine oder andere Mal sich an den Ethan-Hunt-Charakter aus "Mission: Impossible" erinnert fühlt. Cameron Diaz wiederum spielt die sympathische Ahnungslose, die zufällig in eine Agentengeschichte verwickelt wird und über sich hinaus wachsen muss. Es werden viele unterschiedliche Schauplätze präsentiert und auch in Sachen Action gibt es nicht gerade wenig zu sehen. Dennoch vermisst man im Laufe des Films etwas den zuerst eingeschlagenen Weg mit seinem eher überzeichneten Nonsens-Charakter, da man sich mehr auf ein funktionierendes Drehbuch verlässt mit all seinen Pseudoerklärungen als auf die Chemie zwischen beiden Protagonisten. Insbesondere die blassen Gegenfiguren, allen voran Peter Sarsgaards Rolle, dämpfen irgendwann das Interesse am Geschehen zwischen Wahrheit und Lüge. Mit etwas mehr Konsequenz beim Comedy-Faktor wäre dann auch das eigentlich ganz nette Finale weitaus ironischer und damit gelungener und runder angekommen. "Knight and Day" ist solide anspruchslose Kost für zwischendurch, gemessen an der bisherigen Mangold-Filmografie aber eine kleine Enttäuschung.

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                                          • 9

                                            Frank Capras Filme besitzen, obwohl sie schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel haben, einen unverwechselbaren Evergreen-Faktor, sei es aufgrund des Gutmenschentums in seinen Thematiken, der geschickten Inszenierung oder der hochklassigen Schauspielerwahl. Auch deshalb ist sein "Ist das Leben nicht schön?" nicht nur in den USA zu einem der beliebtesten Weihnachtsfilme avanciert. Das Handwerk könnte mittlerweile etwas überholt wirken, doch im Herzen kann dieser Film nicht altern. Die Lebensgeschichte dieses George Bailey, die anhand punktueller Abschnitte erzählt wird, mag zwar direkt an die essentielle amerikanische Geschichte der 20er bis 40er Jahre geknüpft sein (u.a. Wirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg), im Grunde aber greift er zwischenmenschliche Angelegenheiten und Probleme auf, die noch heute wirken wie eh und je. Der Schlüssel ist sicherlich das Mitwirken von James Stewart, der hier nicht zum ersten Mal erfolgreich mit Capra zusammenarbeitet. Die Darstellung einer wie so oft einfühlsamen und liebenswerten Hauptperson, die eigentlich nur ganz 'normal' und anständig sein Leben bewältigen will, gelingt ihm wie so oft in der Filmgeschichte ausgezeichnet. Viele Szenen würden unter einer anderen Besetzung kitschig und aufgesetzt wirken, in diesem Fall ist es zutiefst menschlich und vielleicht auch (sozial-)romantisch. Ganz besonders die letzte halbe Stunde, die mit einem auf den ersten Blick vergnüglichen Drehbuchkniff spielt, entpuppt sich als der entscheidene emotionale Faktor, um in einer zu Tränen rührenden Endeinstellung zu kulminieren. Meisterliches Wohlfühlkino also aus dem Hause Capra mit unvergesslichen Szenen traurigschöner Dramatik, der vollkommen zurecht seinen Klassikerstatus genießt. Und das wohl noch viele weitere Jahre lang.

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                                            • 6

                                              Zugegeben: "Versprochen ist versprochen" ist nicht die hohe Kunst des Filmemachens, was bei einem Regisseur wie Brian Levant, der sich mit Werken wie "Flintstones" oder "Ein Hund namens Beethoven" hervorgetan hatte, auch gar nicht zu erwarten war. Trotzdem mag ich den Film, der in dem qualitativ oftmals zwiespältigen Aufgelopp an Weihnachtskomödien sich immer noch adäquat behaupten kann. Viel hängt auch davon ab, wie man zu Arnold Schwarzenegger steht, mit dem der Film steht und fällt. Er porträtiert das Problem, was ja so einige männlichen Mitbürgern begleitet: Die Geschenke erst auf dem letzten Drücker zu besorgen. Das Stichwort hierzu lautet Turbo-Man, die höchstbegehrte Actionfigur, die sich der Sohn so wünscht. Die Hatz am 24. quer durch die Stadt ist natürlich übertrieben, doch oftmals so absurd, dass es doch wieder Spaß macht. Thematisiert wird wie so oft der viel zu beschäftigte Familienvater, der mit seinen nicht gehaltenen Versprechungen stetig Frau und Kind enttäuscht. Mit dabei sind auch so illustre Nebenfiguren wie die Mitkonkurrenten von Arnie, sei es um die Figur (Kennt heutzutage noch jemand diesen Sinbad?) oder auch um die eigene Frau (schmierig gespielt von Phil Hartman). Man braucht zwar nur 1 und 1 zusammenzählen, um zu erahnen, wie sich das nicht actionarme Finale abzeichnen wird. Bestimmt ist das alles kitschig, bunt, albern und vielleicht aus heutiger Sicht etwas cheesy in der Aufmachung, wie eine Hollywood-Komödie der 90er Jahre eben so ausgesehen hat. Komprimiert auf die relativ kurze Laufzeit und begleitet von einer hörenswerten Orchestermusik von David Newman ist das dennoch kurzweilig genug, um (fast) alle Jahre wieder im Adventsprogramm sein Plätzchen zu finden.

                                              Mit diesen gütigen Worten verabschiede ich mich in die kurze Weihnachtspause und wünsche allen moviepiloten ein frohes Fest! Auch denen, die passenderweise zur Stunde noch dabei sind, eilig ihre restlichen Geschenkaufträge abzuarbeiten...

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                                                Der dritte Teil von Sollimas Western-Trilogie nimmt sich wieder das zu Herzen, was die beiden Vorgänger auszeichneten: Der immerwährende Glaube an die Revolution und ein gut aufgelegter Tomas Milian. Nach dem ernsten "Von Angesicht zu Angesicht" geht der Grundtenor erneut in die Richtung des eher lockerleichten Italowesterns, der den Zuschauer zu unterhaltsamen zwei Stunden einlädt. Milian ist eigentlich immer gut anzuschauen, und wenn es wieder um sein Sujet, dem mittellosen, aber gewieften Schlitzohrs aus Mexiko geht, den man in der Zeit in so einigen Revolutionswestern erleben durfte, dann kann man fast schon von Routine sprechen. Doch kann eine solche Routine, die sich auch in Sollimas Arbeit einstellt, seine Vor- und Nachteile haben.

                                                Denn "Lauf um dein Leben" mag zwar erneut für Westerngenuss sorgen, Freudensprünge, die sich noch bei den Vorgängern eingestellt haben, kommen leider nicht ganz auf. Hat "Der Gehetze der Sierra Madre" mit der funktionierenden Chemie von Milian und van Cleef und "Von Angesicht zu Angesicht" mit einer psychologisch packenden Geschichte glänzen können, fehlt im dritten Sollima-Western etwas der inspirierende Überbau, welcher sich damit von anderen Italowestern abheben würde. Was zum einen an der zur Mitte etwas schwächelnden Dramaturgie liegen könnte, andererseits auch am blassen Gegenpart von Milian. Gewiss, es gibt so einige, gegen die er sich im Laufe des Films erwehren muss. Der eigentliche Duellist ist aber der Ex-Sheriff, gespielt von Donald O'Brien. Der mag zwar seine gelungenen Szenen haben, aber gegen einen Lee van Cleef oder gar gegen einen Gian Maria Volontè aus den Vorgängerfilmen kann er nicht mithalten. Für Erheiterung sorgen wiederum die Damen (Chelo Alonso & Linda Veras), welche sich das eine oder andere Mal auch mal etwas rabiater zur Sache gehen. Die heiteren Szenen sind dadurch gewiss die stärksten in diesem Film.

                                                Die Umsetzung selbst ist weitesgehend tadellos geraten. Schöne, genretypische Bilder (sogar Schnee bekommt man zu sehen) mit einem mittlerweile sehr bekannten Westerndorf in Almeria wechseln sich ab mit einer zum Thema passenden Musikbegleitung, diesmal offiziell zumindest von Bruno Nicolai (und nicht etwa von Morricone) komponiert. Zwar dominiert der rebellische Song "Espanto en el Corazon" ziemlich, doch versteckt sich so manches sehr hörenswerte Stück dahinter. Summa summarum kann Sollima vielleicht damit nicht das I-Tüpfelchen setzen, wie es zwei Jahre zuvor Sergio Leone mit der Dollar-Trilogie machen konnte. Ein schlechter Film ist deshalb "Lauf um dein Leben" trotzdem bei weitem nicht.

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                                                  Mittlerweile erkennt man einen Tony-Scott-Film jüngeren Datums aus weiter Entfernung: Action satt, blaugrüne Farbelemente in seinen Bildern, allseits heftiges Schnittgewitter, ständige Rotation der Kamera und natürlich ein Denzel Washington in der Hauptrolle. Nachdem das Pelham-Remake doch ziemlich in die Hose ging, waren die Erwartungen an einen weiteren Film mit einem Zug als zentrales Thema nicht sehr hoch gesteckt. "Unstoppable" ist dennoch ganz annehmbar geworden, obwohl sich der anvisierte Nervenkitzel in Grenzen hält. Ein Grund ist seine relative Bodenständigkeit, was sicherlich auch dem realen Hintergrund und damit Ideengeber der Geschichte geschuldet ist. In Ohio 2001 ist in etwa sowas mal passiert, wozu man noch entsprechende TV-Nachrichtenbeiträge findet - so ähnlich, wie sie solche Scott in den Film eingebaut hat. Im Grunde ist der Plot so geradlinig wie die Schienen, die der führerlose Zug befährt. Washington sowie Chris Pine geben das so ungleiche Retterteam, das nebenbei auch die Arbeitsmarktproblematik bezüglich Jung und Alt bzw. Reich (Stichwort: Vitamin B) und Arm behandelt. Ein Klassiker, wie diese Figurenzeichnung von statten geht, was sich auch bei den Beteiligten in der Kommandozentrale widerspiegelt. Hinzu kommt die weiterhin latent überstylisierte Herangehensweise von Scott mit dem Ziel, die Szenerie in Bild und Ton effektvoller und temporeicher zu gestalten als sie eigentlich hergibt. Dies führt dann irgendwann dazu, das sich bspw. die begrenzten Kameraeinstellmöglichkeiten mehr als deutlich wiederholen. Verglichen zu seinen anderen Style-over-Substance-Werken hält sich das jedoch im Rahmen. Das Ergebnis ist leicht zu konsumierende Unterhaltungsware der soliden Art für den geneigten Eisenbahn-Fan. Es hätte buchstäblich viel schlimmer kommen können.

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                                                  • Deinem Kommentar kann ich nur zustimmen, Jenny. (Geschickt, den Artikel jetzt um Punkt 21:45 Uhr zu veröffentlichen...) ;)
                                                    Die kleine Nebenhandlung mit der Verkäuferin hatte sicherlich mehr Qualität als bei vielen anderen Tatort-Episoden. Zudem hat sie ja etwas Relevanz für den eigentlichen Fall.