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Alle Kommentare von filmschauer
Das Prequel zum eher müden "Death Race" macht aus meiner Sicht einiges überzeugender als das, was Paul W. S. Andersons Film eigentlich auszeichnen sollte: Die Übersetzung des 70er-Jahre-Trash-Originals auf die heutige Zeit, mit einer ehrlicheren, durch seine einleitenden Vorgeschichte etwas besser nachvollziehenden, aber auch insgesamt härteren Variante. "Death Race 2" bleibt natürlich weiterhin "nur" ein B-Movie, was man sicherlich nicht gesehen haben muss. Dennoch scheinen sich die Macher dem bewusst zu sein, was die Direct-to-Video-Vorgehensweise im Unterschied zu Teil 1 unterstreicht. Auch wenn ich Jason Statham in manchen Actionrollen mag, so wirkte er doch im Vorgänger etwas fehlbesetzt. Da ist das noch unverbrauchte Gesicht eines Luke Goss doch um einiges interessanter. Den Aspekt eines waschechten B-Movie unterstreicht zudem das Mitwirken eines immer gern gesehenen Danny Trejo oder des ehemaligen A-Schauspielers Sean Bean. Die Geschichte an sich braucht keine große Erklärung. Nachdem die Einbuchtung von Goss' Charakter vollzogen ist, kommen so langsam die bekannten Bilder der tödlichen Autojagd zum Vorschein. Angenehm sind zudem die Stuntszenen, wobei scheinbar weitesgehend auf überflüssiges CGI verzichtet wurde. Und das, obwohl man wahrscheinlich diesmal weniger Geld zur Verfügung hatte. Unter dem Sammelsurium an B-Actiongedöns aus Übersee macht "Death Race 2" jedenfalls eine gar nicht mal so schlechte Figur.
Ach ja, Thiel und Boerne. Der Tatort aus Münster hat immer wieder den unverkennbaren Bonus, der ihn von allen anderen Ermittlern unterscheidet, außer vielleicht Steier und Mey aus Frankfurt, die aber sich erst nur ein einziges Mal beweisen durften: Selbst wenn der eigentliche Fall wenig Potenzial für einen spannenden Krimi bietet, die beiden samt Nebenriege machen das Geschehen dennoch so unterhaltsam, dass man gerne dranbleibt. Nun ist der Fall in "Zwischen den Ohren" sicherlich nicht schlecht. Die Verquickungen in der Tennis- sowie der Rockerszene sind natürlich eine interessante Kombination. Geübte Krimigucker werden wahrscheinlich wenig Mühe beim Rätsellösen haben, auch wird wieder mal ein 'gesellschaftliches Problem' im Zuge der Ermittlungen auf den Tisch kommen. Spannungstechnisch ist das vielleicht nur solide und manche Handlungsstränge laufen zusehends ins Leere, aber der Humor reißt das locker wieder heraus, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Diesmal muss Boerne trotz einer ungewöhnlichen Verbindung zum Mordopfer deutlich vor Thiels Präsenz zurückstecken, dessen x-ter Versuch, endlich mal das Fußballspiel der St. Paulianer sehen zu können, eine schöne Klammer um die Ermittlerarbeit bildet. Genau diese Szenen, wie auch der erhellende Pullovertest, sind dann auch schließlich die Dinge, die man von dieser Folge wohl am ehesten in Erinnerung behalten wird. Ziemlich flauschig also, dieser Tatort.
"Troll Hunter" beinhaltet drei Elemente, die meinem Geschmack sehr entgegenkommen: Er ist ein skandinavischer Film, die bei mir aus Erfahrung immer einen gewissen Sympathiebonus genießen, er setzt auf das Found-Footage-Prinzip, das ich noch immer für ein tolles Stilmittel speziell im Horrorfach halte und handelt, wie der Name schon sagt, von Trollen. Selten genug, dass diese mythischen Wesen überhaupt mal Thema in einem Film sind. Der Beginn erinnert zumindest von der Atmosphäre an den Vorreiter "The Blair Witch Project". Drei Studenten wollen eine Doku über ein spannendes Thema machen und findet sich alsbald in einem nächtlichen Wald wieder. An dieser Stelle könnte man meinen, einem reinen Gruselfilm beizuwohnen. Jedoch ändert sich die Stimmung von "Troll Hunter" in seiner Laufzeit. Fernab davon, wie nachvollziehbar die Aktionen der Beteiligten sind, liegt hier doch eine ganz feine Spur von Witz und Ironie über das absurde Geschehen vor, was den Film trotz seiner grundsätzlichen Ernsthaftigkeit sehr bereichert. Denn spannungstechnisch gibt es schon ein ziemliches Auf und Ab, was in einem Finale endet, was zum einen zumindest anders als vergleichbare Filme ist, aber doch nicht ganz das dramaturgische Sahnehäubchen darstellt, was man vielleicht erhofft. Im Ganzen macht "Troll Hunter" allerdings gehörigen Spaß und kann auch in Sachen Effekte trotz seines niedrigen Budgets in Bild und Ton überzeugen. Durch eine wahrgewordene Verschwörungstheorie lässt man ein faszinierendes Abenteuer auf den Zuschauer los, das in die scheinbar abgelegensten Orte Norwegens verführt und endlich mal erklärt, wofür diese ganzen Hochspannungsleitungen in Wirklichkeit bestimmt sind. Und hey, es werden Trolle gezeigt! Groß, dick, stinkig und oftmals sehr launisch. Wer kann da schon nein sagen?
Das Beste gleich vorweg: Man kann "From Paris with Love" nicht vorwerfen, dass er nicht unterhaltsam wäre. Die rasante Inszenierung à la "96 Hours" (gleicher Regisseur) zusammen mit der ungleichen Buddy-Attitüde macht Laune und kann sich zurecht als Actionreißer betiteln lassen. John Travolta gibt nach "Die Entführung der U-Bahn Pelham 123" wieder den überzeichneten 'Bad Ass' (diesmal erträglicher), Jonathan Rhys Meyers seinem Naturell entsprechend die entsprechende Antithese. Das Ganze wird verpackt in einem Terrorismus-Plot, den man trotz kleinerer Wendungen als geradlinig und kompromisslos bezeichnen kann. Des öfteren erinnert der Inhalt von "From Paris with Love" an die älteren Genrevertreter der 80er Jahre. Der Gegner ist eigentlich irrelevant, wichtig ist nur seine Eliminierung. Leider ist der Aspekt des Buddy-Movie zwischen den relativ harten Schießereien nur in Ansätzen erkennbar und wird erst dann interessanter, wenn die Geschichte selbst schon vorbei ist. Die Terrorismus-Thematik dient dementsprechend nur als Aufhänger für die Actionsequenzen; wirklich tiefergehende und kritische Gedankengänge sollte man nicht erwarten, obgleich der Hintergrund (siehe Finale) hierfür die Chance bieten würde. Dennoch ist Pierre Morels Film solides Genrekino und zumindest einer der besseren Kandidaten der letzten Zeit, die das frühere Gütesiegel 'Luc Besson' zieren.
Endzeitfilme gibt es ja in der Filmgeschichte zuhauf und bieten eigentlich immer ein breites Spektrum an Genrereferenzen und -vermischungen, meist schön verpackt mittels eines gesellschaftskritischen Fingerzeigs, wie unsere Zukunft aussehen könnte. Die Hughes-Brüder wollten wohl mit "The Book of Eli" an der ganz großen Schraube der ethisch langsam zu Grabe getragenden Menschheit drehen und präsentiert nach einem längeren Trip der Hauptcharaktere eine Auflösung der Geschichte, die einen schon fassungslos zurücklassen kann. Nun ist es schwierig, den "Clou" nicht zu verraten (man muss nur eins und eins zusammenzählen können), deshalb nur soviel: Selten habe ich so alberne fünfzehn letzte Minuten in einem Blockbuster wie hier gesehen, was sowohl die innere Logik des Plots als auch die wenig subtile Aussage dahinter angeht. Dabei macht der Film zuvor nicht allzu viel falsch. Besonders gut gefällt zeitweise das westernähnliche Ambiente in der ersten Hälfte, seien es Duelle im staubigen Freien oder im Saloon. Die Action ist nicht schlecht inszeniert und neben dem namhaften Cast um Washington, Oldman und Kunis wohl das Beste am ganzen Film. Das tröstet etwas über die doch heftige Farbreduzierung des Films hinweg. Es ist schon fast ein Filmklischee, dass neuere postapokalyptische Filme so braun-grau auszusehen haben. Das alleine reicht aber noch nicht, um eine wirklich bedrückende Atmosphäre zu erzeugen, so wie es zuvor der sehenswertere "The Road" geschafft hat. Freunde des dargelegten Endzeitfilms werden bei "The Book of Eli" wahrscheinlich am meisten auf ihre Kosten kommen, vielleicht auch die rigoroseren Mindfuckfans. Der Rest kann jedoch ruhigen Gewissens dieses zweischneidige Schwert in der Ecke liegen lassen.
Inwiefern Aldo Lados Regiedebüt zum berüchtigen Giallo-Segment zuzuordnen wäre, ist zwar nicht absolut eindeutig zu sagen, obwohl manche Elemente dafür, andere wiederum dagegen sprechen. Unstrittig ist allerdings für mich, dass "Malastrana" ein überaus interessanter Film ist. Ein psychedelisch angehauchter Italothriller, der einerseits sich auf den unverwechselbaren Charme von Zeit (die wilden 70er) und Ort (Prag) beruft, andererseits von der seltsamen Prämisse einer lebendigen Seele in einem scheinbar toten Körper ausgehend eine langsam immer spannendere Geschichte entwickeln lässt, die trotz kleinere Irritationen im Plot und geruhsameren Minuten mit einem absolut nervenaufreibenden Finale schließlich den Zuschauer belohnt. Besonders auffällig ist die wunderschöne Kameraarbeit von Giuseppe Ruzzolini, die sich wohltuend von ähnlichen Genrevertretern abhebt. Im Zusammenspiel dazu darf sich der Film mit dem berühmten Namen Ennio Morricone schmücken. Auf Darstellerseite gibt es ebenso nichts zu meckern: Hauptperson Jean Sorel erfüllt seine nicht einfache Aufgabe und auch die junge Barbara Bach ist zu sehen, plotbedingt leider nicht so häufig wie erwartet. Aus deutscher Sicht sind natürlich Mario Adorf (diesmal als nette Figur) wie auch ein Jürgen Drews in einem musikalischen Kurzauftritt jeweils ein 'cineastisches Schmankerl'. Alles in allem ein atmosphärischer Psychothriller aus italienischer Hand, der sich die eine oder andere Wiedersichtung in der Zukunft sicherlich verdient hat.
Es ist immer wieder eine freudige Überraschung, wenn ein Film vielschichtiger daherkommt, als zuvor vermutet. "Small World" aus Frankreich nach einer Romanvorlage des Schweizers Martin Suter schafft genau dieses mit einer nur auf dem ersten Blick umfangreicheren Erzählung über einen Mann mit Demenz. Leicht hätte es ein pathetisches oder auch kitschiges Unterfangen werden können, doch in diesem Fall umschifft Bruno Chiches Film mit Eleganz und einer starken Beobachtungsgabe diese "Falle". Denn die Krankheit ist eben nur ein Aspekt, die irgendwann nicht mehr das einzige Hauptthema ist, sondern auch sozusagen Mittel zum Zweck, um die Geschichte auf mehreren Ebenen ausleuchten zu können. Da wäre neben der noch jungen Ehe zwischen Simone und Philipp mit ihren Komplikationen die Ausleuchtung der tiefsten Verwurzelung einer gutbürgerlichen Familie. Erst die Verbindung zwischen der von außen in hineinkommenden Simone und jenem Konrad als unfreiwilliger Freigeist entkrustet langsam die festen Verhältnisse dieser Familie und bringt im wahrsten Sinne des Wortes den Stein ins Rollen, was überaus mitreißend umgesetzt wird. Entsprechend kann "Small World" auch nur als Schauspielerkino funktionieren. Mit Gérard Depardieu hat man eine absolut glaubwürdige Verkörperung des Konrad gefunden und auch Simone-Darstellerin Alexandra Maria Lara präsentiert mit ihrer manchmal zurückhaltenden, aber auch einfühlenden Art eine ihrer besten Karriereleistungen. Großartig ist ebenso die Grand-Dame des Hauses, Elvira Senn (Françoise Fabian), die mit ihrem undurchsichtigen Verhalten zur Spannungskurve der Geschichte entscheidend beiträgt, ohne die klassische Antagonistin abzugeben. Die Inszenierung ist makellos, bei der neben der Kameraarbeit u.a. Klaus Badelts zurückhaltenen Pianoklänge die etwas melancholische Stimmung gut einfängt. "Small World" funktioniert nicht nur als gefühlvolles Drama über eine schlimme Krankheit, sondern ebenso auch als ein intensives Gesellschaftsporträt mit leichten Krimi-Elementen inklusive. Absolut empfehlenswert!
"Stadt in Angst" von Regieveteran John Sturges macht so vieles richtig: Ein mittels CinemaScope wunderbar in Szene gesetztes Setting, welches eine unverwechselbare Atmosphäre eines neuzeitlichen Westerns erzeugt. Dazu ein wirkliches Starensemble an Schauspielern wie Spencer Tracy, Robert Ryan, Anne Francis, Lee Marvin oder Ernest Borgnine. Zu guter Letzt eine spannende und mysteriöse Geschichte, bei der die Motive und Hintergründe lange sehr geheimnisvoll bleiben. Das Potenzial für ein Highlight aus Sturges' ruhmreicher Filmografie waren also gegeben. Leider reißt er es durch seine letzte Viertelstunde selbst ein, wenn es um die Auslösung des Ganzen geht. Im Grunde haben wir es mit einer klar ersichtlichen Message über Argwohn und Fremdenfeindlichkeit zu tun, was in einem Mikrokosmos einer winzigen Kleinstadt mitten im Nirgendwo auch gut vermittelt wird. Dennoch ist es der vordergründige Plot um den verschwundenen Kamoko, der nach einer mustergültigen Einleitung und großartigem Spannungsaufbau nichtdestotrotz durch ein plumpes Finale enttäuscht und das Gesamtergebnis runterzieht. Sehr schade, denn die erste Stunde des sowieso ziemlich kurzen Films ist ansonsten grandios inszeniert und die unterschiedlichen Figuren durch die Schauspieler sehr gut verkörpert, bei dem blutiger Ernst mit trockenem Humor wunderbar Hand in Hand gehen. Insofern ist "Stadt in Angst" nur knapp an einem großartigem Film, vielleicht sogar einem Meisterwerk vorbeigeschrammt.
Nach der Sichtung von "Der unglaubliche Hulk" habe ich mich gefragt: Liegt es am Regisseur Louis Leterrier, an den beiden Drehbuchautoren Zak Penn und Edward Norton oder am Marvel-Studio selbst, dass dieser Film so enttäuscht? Vielleicht ist es ein Mix davon. Jedenfalls wäre die Bezeichnung 'fantasieloser Actionblockbuster' noch das Höchste der Gefühle, die man dem Streifen attestieren kann. Man wollte vieles 'anders' machen als im früheren Ang-Lee-Film, der mir im Nachhinein weitaus mehr gegeben hat als diese Quasi-Fortsetzung. Bemerkenswert, wie oberflächlich und lieblos das zugebenermaßen nicht einfache Hulk-Thema abgehandelt wird, der sein ganzes Potenzial auf die langen Actionszenen zu setzen scheint, deren Effekte jedoch keineswegs vom Hocker hauen können und die emotionale Grundlage, um bei Banner und Co. mitzufiebern, äußerst begrenzt erscheint. Norton wirkt ebenso blass wie ein unfreiwillig komischer Tim Roth als Schurke und eine jammernde Liv Tyler in Dauerschleife. So bleibt "Der unglaubliche Hulk" bei mir eigentlich nur durch die drei prominenten Cameo-Auftritte größer in Erinnerung . Die allein allerdings waren schon die Sichtung wert, ein wenig zumindest.
"The Losers" gehört zu den Kandidaten, die bei mir letztes Jahr unter dem Radar vorbeihuschten. Dieser Film, der auf einen mir unbekannten Comic basiert, dafür jedoch eine durchaus prominente Darstellerriege für sich verbuchen kann, war dann das, was man davon eigentlich erwarten konnte und womöglich auch sollte: Ein ganz und gar nicht ernstzunehmende Actionkomödie mit einigen sehr schönen Szenen, bei denen der trockene Humor glänzend zum Vorschein kommt. Auch sind die Beteiligten gut aufgelegt, was sich beispielsweise in der launigen Performance eines Chris Evans manifestiert. Das Problem, was "The Losers" hat, ist allerdings die einfältige Geschichte an sich, die nach einer gelungenen ersten Hälfte sich mittels der eingeleiteten Rache-Idee samt teilweise mies inszenierten Showdown ziemlich einschränkt. Das Potenzial für einen durchweg spaßigen Vertreter der ansonsten eher ernsteren Vertreter der hiesigen Comicverfilmungen wäre vermutlich da gewesen. So ist "The Losers" zwar angenehm (und auch relativ schnell) 'konsumiert'; für höhere Sphären der Actionunterhaltung reicht es aber dann doch nicht.
Deutsche Filme haben bekanntlich einen schweren Stand hierzulande. Oftmals beschränkt man sich auf ausgetretene Pfade von Wohlfühlfilmen oder schweren Dramen, die große Genrevielfalt fehlt leider. Was Produktionsdesign und Effekte angeht, wird es noch schwieriger, denn oftmals wird einfach nur mokiert, dass man sowieso über ein zu kleines Budget verfügt. Was wiederum zuungunsten der genannten Vielfalt geht. Das man eigentlich das nötige Handwerk dazu hätte, lässt die Sache eigentlich bedauerlich erscheinen. Vielmehr konzentriert man sich auf den Eventfilm für das Fernsehen, bei dem entweder zwei, drei oder mehr Teile lang ein Großprojekt mit viel Brimborium verwertet wird. Eine weiteres Merkmal sind dann die sogenannten Amphibienfilme, bei denen einerseits für das Kino, andererseits für den mitproduzierenden TV-Sender ein Werk verwirklicht wird. Beispiele wie "Die Buddenbrooks" oder "Der Untergang" gibt es zuhauf. Unterschiedliche Fassungen sind da gang und gäbe. Und genau einer dieser Amphibienfilme ist kurioserweise auch einer meiner Lieblingsfilme.
Mit "Das Boot" aus dem Jahr 1981 hat man ein Beispiel für die Frühform dieser Methode. Doch schadet es dem Film nicht, sondern es bereichert ihn sogar auf gewisse Weise. Die Kinofassung ist die Kürzeste, die TV-Fassung die Längste und der spätere Director's Cut so ein Mittelding. Zuerst hatte ich die TV-Fassung als Dreiteiler kennengelernt, die mit einer Erzählstimme des Hauptcharakters Leutnant Werner hantiert und auf eine extrem authentische und natürlich extensive Art und Weise das Leben in einem deutschen U-Boot im Zweiten Weltkrieg präsentiert. Diese Sogwirkung ist zwar durch die gestraffte DC-Version zwar etwas abgeschwächt, bietet dafür allerdings eine technische deutliche verbesserte Darstellung von Bild und Ton und lässt den Film auch im Vergleich zur heutigen Kinolandschaft locker aufnehmen. Von der Umsetzung zumindest, erzählerisch kann ich nachvollziehen, dass die immernoch enorme Lauflänge abschrecken kann. Das macht aber u.a. den Reiz von "Das Boot" aus. Die relativ kurze Kinofassung habe ich übrigens nie gesehen, werde das wahrscheinlich mangels Interesse auch nie nachholen.
Mehr über den spannenden Inhalt und warum gerade dieser Film seit langem und mit jeder weiteren Sichtung erneut mein Herz erobert hat, lässt sich in meinem Beitrag zur "Aktion Lieblingsfilm" nachlesen. Eines meiner Ziele, zumindest einen deutschen Vertreter in die Endrunde zu bringen, mag zwar gescheitert sein. Wenn ich jedoch den einen oder anderen dadurch zumindest motivieren konnte, den Film, sofern noch nicht geschehen, sich auch mal anzusehen, wäre mein anderes Ziel jedoch locker erfüllt. Nichtdestoweniger möchte ich mich für diejenigen, die mir eine Stimme gegeben haben, an dieser Stelle bedanken!
http://www.moviepilot.de/news/das-boot-mehr-kann-kino-nicht-leisten-111615
In den letzten Jahren war jeweils der Kinoherbst sehr enttäuschend, was Mainstream-Ware anging. Diese Liste scheint das wieder einmal zu bestätigen (bis auf ganz wenige Ausnahmen). Die ersten drei Monate in Kinodeutschland sind immer noch die lohnenswertesten, auch wegen des Oscar-Materials.
Welcher Film mit Box-Office-Potenzial aber unbedingt noch genannt sei ist Nicolas Winding Refns "Drive" (Start: 29.12.).
Ich sag's mal so: Wenn sechs Freunde in den Top 10 (vorerst) gelandet sind, spricht das nur für die Qualität meiner Bekanntschaften. ;)
Im Ernst: Herzlichen Glückwunsch & viel Erfolg allen bei der Endausscheidung!
"Ich – Einfach Unverbesserlich" ist eine durchaus positive Erscheinung am wachsenden Firmament der Animationsfilme. Eigentlich überraschend, da mir sämtliche Trailer eher wenig Geschmack auf diesen Streifen gemacht haben. Besonders das Gimmick, diverse Minions ins Bild treten zu lassen, hat schon mehr abgeschreckt als angelockt. Doch kann man diese kleinen Viecher ruhigen Gewissens zum vernachlässigbaren Steigbügelhalter des überzogen-aggressiven Marketingskonzepts einordnen als dass sie eine allzu große Wichtigkeit in der Geschichte erfahren würden. Diese füllen viel eher der grimmige Hauptcharakter Gru sowie die zufällige Bekanntschaft mit den drei Waisenmädchen aus. Dass die Prämisse mit einer (notwendigen) Katharsis von Gru hantiert, ist in diesem Falle nicht überraschend. Auch ist der süßliche Familienfaktor zwischen den Vieren sicherlich gegeben. Die Geschichte über den vordergründigen Kampf gegen Vector um den Mond ist aber angenehm kurzweilig geraten, ohne dabei besonders albern zu wirken oder den emotionalen Aspekt außer Acht zu lassen. So wird man ganz bestimmt nicht unberührt den Film verlassen. Schöne Sache, dieser Film, der mit vielen netten Einfällen punkten kann. Diese gelben Dinger würde ich trotzdem nie in meinem Haus haben wollen.
Ein Film steht und fällt oft mit der Erwartungshaltung. "Der Ritt nach Alamo" ist da ein ganz gutes Beispiel. Wenn man nämlich weiß, das kein Geringerer als Giallo-Meister Mario Bava auf dem Regiestuhl sitzt, werden sogleich Bilder und Ideen in den Sinn kommen, wie gerade er wohl einen Italowestern drehen würde. Dieser hier ist sein erster, der sich mit dem Produktionsjahr 1964 zugleich in die Frühphase des Subgenres eingliedert. Wie man schon am Titel erahnen kann, geht zumindest der Inhalt stark nach seinen US-Vorbildern. Die Handlung über einen im Grunde sympathischen Hochstapler (sehenswert: Ken Clark) in der Armee samt funktionierender Liebesgeschichte (bezaubernd: Jany Clair) und kleinen Querelen mit einem seiner ehemaligen Kumpanen belegt das weitesgehend. Aber auch vom Handwerk her scheint Bava sich eher an Genrevertretern zu orientieren, als dass man als Zuschauer die Offenbarung erleben würde. Man mag es aufgrund des Regietalents Enttäuschung nennen, dennoch erleidet Bava keinen Schiffbruch. Obwohl man bei der Sichtung von "Der Ritt nach Alamo" nur wenige düstere und träumerische Bilder präsentiert bekommt und man eher die Worte "brav" und "putzig" für die Beschreibung des Geschehens benutzen würde, ist der Film absolut solide umgesetzt und macht im Rahmen seiner konventionellen Prämisse durchaus Laune, was nicht zuletzt an den guten Darstellern liegt. Und das kann nicht jeder vermeintlich noch so mutige Italowestern von sich behaupten.
Sergio Bergonzellis Italowestern und meine Wenigkeit werden wohl keine Freunde. Nachdem mich schon der im gleichen Jahr gedrehte "Kopfgeld für Ringo" sehr gelangweilt zurückließ, verschafft es auch "El Cisco" nicht, in höhere Sphären meiner Rangordnung vorzurücken. Man konnte zwar mit dem Österreicher William Berger einen prominenteren Hauptdarsteller gewinnen, der damit erst zum zweiten Mal in einem Italowestern mitspielt, dennoch bleibt das Ganze ziemlich öde. Die Plot bietet meist nur monotone Genrekost, was schließlich gefühlte Dutzend Male mit dem großen Gimmick von Bergers Figur endet: seiner Sprengfalle. Gerade diese Actionszenen sind wiederum so hemdsärmelig inszeniert, dass es einem graust. Vielleicht hätte noch mehr Ironie und Witz der behäbigen Geschichte geholfen. Doch nur Bruno Nicolais gute Musik hebt den Film temporär etwas aus dem Gefühl, absoluter Stangenware beizuwohnen. Ein sehenswerter Film wird trotzdem nicht daraus.
Die Nuller Jahre waren, was das Genre Western betrifft, schon um einiges ergiebiger und höherwertiger als das, was man in den 80ern und 90ern zu Gesicht bekam. Ich selbst freue mich über jedes weitere Projekt, was den Weg zu uns findet. Das Genre bietet so viele Möglichkeiten, gesellschaftskritische und poltische Statements auf eine eigene Art einfließen zu lassen, aber auch Vermischungen mit anderen Kulturen, Genres und der historische Aspekt können jeden Western zu etwas Einzigartigem machen, obwohl scheinbar durch Konventionen eingeengt. Und solange die Remake-Welle anhält, wird auch vor Western nicht halt gemacht. Warum auch?
Ingesamt ein schöner Artikel, Jenny. Wundere mich nur, dass nicht einmal der Name Budd Boetticher gefallen ist? ;)
"Django – Gott vergib seinem Colt" ist auch einer dieser Kandidaten aus der Welt der Italowestern, die eher durch ihre ungewöhnliche Produktionsgeschichte in Erinnerung bleiben als durch eine besonders einprägsame Handlung (mit Mario Gariazzo und Leopoldo Savona waren zwei Regisseure beteiligt, weil das Studio zwischenzeitlich mal pleite ging; endgültige Produktionszeit: drei Jahre). Diese ist nämlich trotz der eigentlich klaren Motivationen der beteiligten Figuren ziemlich angestrengt erzählt und stellenweise konfus inszeniert, was natürlich möglicherweise auf die Begleitumstände wiederum zurückzuführen wäre. Doch man kann eben nur das beurteilen, was schlussendlich dabei herausgekommen ist. Der Amerikaner Wayde Preston macht da seine Sache als Texas noch ganz ordentlich, der sich zwischenzeitlich in allerlei Kostümierungen schlüpfen muss. Auch Loredana Nusciak könnte ein größerer Gewinn für den Film sein, wenn ihre Rolle noch mehr auserzählt worden wäre. Das ist stellenweise zwar ganz unterhaltsam und amüsant anzuschauen trotz oder vielleicht gerade wegen der schlechten Choreografie der Actionszenen, doch das Gesamtergebnis ist eben alles andere als überzeugend, da eben alles ziemlich spannungsfrei und belanglos umgesetzt wurde. Unterer Durchschnittsfilm zum berieseln lassen, den man selbst als Genrefan wahrlich nicht gesehen haben muss. Fast schon symptomatisch für die beschriebenen Umstände der Produktion, dass die deutschen Verleiher konsequent auch diesem Werk das Django-Etikett vergeben haben...
Kleines Feedback meinerseits an dieser Stelle:
- Serien: Die Neuerungen sind nett, aber aus meiner Sicht wird dieses Segment eben erst vollständig sein, wenn man irgendwann auch einzelne Episoden bewerten/als gesehen markieren kann (die wachsenden Bestände der omdb-Datenbank sollten das mittelfristig ja hergeben). In Kombination mit dem TV-Guide wäre das ein wunderbarer Mehrwert auf dieser Plattform.
- Suchfunktion: Sehr schöne Erweiterung.
- Filmseite: Eine der Neuerungen, die auch ich mir gewünscht habe. Dass aber alles nun in einer Reihe unter dem Haupttitel gelistet ist, wirkt noch nicht wirklich 'schön'. Das Genre wird momentan doppelt gelistet (oben & über den Schlagwörtern), auch die "Das könnte dir auch gefallen"-Funktion ist zweimal zu sehen (rechts & traditionell unterhalb der Kommentare). Ich hätte mir gewünscht, einfach nur bei Vorhandensein der FSK-Angabe diese hinter dem dt. Kinostarttermin u. der Laufzeit dranzuklatschen (deren Leiste leider nicht mehr fett gedruckt ist). Der Zeilenabstand bei der Filmbeschreibung ist auch größer als zuvor. Ich hoffe, der ganze Komplex wird noch etwas verfeinert, die Richtung stimmt schon mal.
- Social Media: Dass der hauseigene "News gefällt mir"-Button erst an vierter Stelle bei einem Artikel erscheint, tut mir ein wenig weh. Ist das nun die imaginäre Rangordnung im Web?
- Header: Bei aktiviertem Javascript ohne Login erscheint der mp-Header rot (ansonsten normal in blau). Ich hoffe mal, das ist nur ein Bug.
So viel dazu, was mir auf den ersten Blick aufgefallen ist. Aber schön, dass sich hinter den Kulissen so eifrig etwas tut! :)
"Nein!" Dieses Wort sollte im Prequel des Klassikers "Planet der Affen" eine große Bedeutung spielen, ohne hierbei gleich zuviel vorwegnehmen zu wollen. Auch verkneife ich mir jetzt jeden vermeintlich lustigen Affenspruch, der bei diesem Sujet normalerweise leicht über die Lippen bzw. über die Tastatur kommen könnte. Rupert Wyatts "Planet der Affen: Prevolution" ist eigentlich der Reihe an Sommerblockbustern zuzuordnen, doch in Wirklichkeit fühlt er sich gar nicht so an. Vielleicht liegt es an meiner (un)bewusst eingeschränkten Wahrnehmung, dass ich der Ankündigung des Films lange Zeit die kalte Schulter gezeigt habe. Einfach eine weitere Vorgeschichte eines Hollywooderfolgs früherer Tage, die die meiste Zeit als Technikdemo für Performance Capturing vom neuseeländischen Weta Digital herhalten sollte, so ungefähr war meine Vorstellung davon. Umso spontaner und unvorbereiteter der Kinobesuch, der mich insgesamt ziemlich überrascht zurückließ. Und zwar positiv.
Um gleich den technischen Aspekt abzuhandeln: Ja, das haben die richtig gut hinbekommen. Anfangs war zwar noch die Befürchtung vor einem 'uncanny valley' vorhanden, doch ziemlich schnell nimmt man den Computerwesen ihre Präsenz und Wechselwirkung mit der realen Umwelt ab. Mehr noch, selbst auf emotionaler Ebene wirken die Affen irgendwann so authentisch, dass die imaginäre Barriere für die Lauflänge vollends verschwindet. Eine wichtige Voraussetzung, damit der Film überhaupt funktionieren kann. Auch deshalb gelingt der ungewöhnliche Perspektivwechsel des maßgeblichen Hauptcharakters nach einiger Zeit von der James-Franco-Figur zum Schimpansen Ceasar, fast analog zu dem wankelnden Kräfteverhältnis zwischen Mensch und Tier. Das alles vollzieht sich im Mittelteil, der gemeinsam mit der sich anschließenden Actionsequenz, die zum einen sehr groß und heftig, andererseits aber auch erwartbar umgesetzt wurde, zu den eindeutig stärksten Momenten von "Planet der Affen: Prevolution" gehören.
Der Film hat es auf eine seltsame Weise geschafft, mitzureißen und jeder weiteren Konfrontation zwischen beiden Parteien mit gespannter Erwartung hinzufiebern. Das ist deshalb eigenartig, da der Film an einigen Stellen Punkte zur Kritik gibt. Auffallend sind die Figuren der Menschen, die zu einem großen Teil wie Stereotypen handeln bzw. abgedroschene Filmklischees bedienen. Als Beispiele genannt seien dieser Jungspund Tom Felton als Wärter (auffallend unsympathisch) oder Freida Pinto als 'love interest' für Franco, die der Geschichte im Grunde keinerlei Mehrwert bieten. Nur Franco selbst macht seine Sache als Bindeglied ausgesprochen gut. Dieses Element könnte man nun entweder als vernachlässigbar bezeichnen aufgrund der Funktion eines (besonders zu Beginn) schnell erzählten Genrefilm, andererseits könnte es als subtile Drehbuchidee herhalten, um unterschwellig den Zuschauer sympathiemäßig auf die Seite der unterdrückten Affen zu bringen.
Wie "Planet der Affen: Prevolution" genau den Anknüpfungspunkt zu der Originalgeschichte findet, war mir eigentlich gar nicht so wichtig. Mit dem strikten Prequelhintergrund schränkt er sich vielleicht am Ende etwas ein, was den Prologgedanken doch mehr unterstreicht als vorher im Film vermutet. Allerdings macht der Film zuvor außer eines etwas mauen Beginns so viel richtig mit seinem launigen, ausdrucksstarken und wie erwähnt mitreißenden Charakter, sodass dieser sich auch wegen der schwächelnden Konkurrenz in diesem Jahr zu einem absolut lohnenswerten Kinoerlebnis avanciert, und das sogar absolut unabhängig von der Kenntnis der Vorlage (wobei es auch schöne Anspielungen zu entdecken gibt). Hierzu konsequent "Nein" zu sagen wäre auf jeden Fall nicht die richtige Entscheidung.
Schon damals bei der Sichtung von Staffel 1 habe ich mich gefragt, ob und wie man diese Serie irgendwann zu einem (qualitativ) guten Ende bringen mag. Solange AMC den Machern für die Schlussstaffel genauso freie Hand lässt wie anscheinend auch zuvor, wäre ich sehr dankbar. Gerade solche Drama-Serien haben einen würdigen Abschluss einfach verdient.
Obwohl vielerorts gewarnt wollte ich diesem "Jonah Hex" wenigstens eine Chance geben. Möglicherweise ist der ja doch ein amüsantes und kurzweiliges Popcorn-Westernabenteuer, der bei der Sichtung des Trailers immerhin mal gar nicht so unappetitlich aussah. Leider funktioniert dieser Film eher in Form eines Durchlauferhitzers als ein spannender Genreflick: Das ist ein so emotionsloses Geplänkel, bei dem man als Zuschauer (ich zumindest) zu keiner Zeit einen wirklichen Zugang zu diesen Comicfiguren bekommt. Mit 78 Minuten zwar äußerst kurz gehalten, aber dafür auch umso belangloser in seiner Prämisse sowie seiner Ausgestaltung, sodass man bemerkenswert schnell dieses Werk aus dem cineastisches Gedächtnis verdrängt hat. Schade um die nicht uninteressante Darstellerriege, schade um das nicht funktionierende Style-over-Substance-Prinzip, falls überhaupt beabsichtigt. "Jonah Hex" ist vielleicht kein kompletter Totalschaden mit großem Ärgernisfaktor, aber im Grunde so vergessenswert, weshalb ich mir an dieser Stelle weitere Ausführungen dazu sparen werde.
Es ist nicht ganz leicht, "Mit Django kam der Tod" richtig einzuordnen. Wie der Name (deutscher Verleih mal wieder; außer Franco Neros Mitwirken hat das mal so gar nichts mit dem Corbucci-Klassiker zu tun) schon verrät, handelt sich hier zwar grundsätzlich um einen Italowestern, doch hinter der Fassade bekommt man hier eigentlich ein waschechtes Liebesdrama präsentiert. Orientiert hat sich Regisseur Luigi Bazzoni weitesgehend an Prosper Mérimées "Carmen"-Erzählung, welche von einer unglücklichen Beziehung zwischen geschasstem Offizier und undurchschaubarer Zigeunerin handelt. Obwohl man mit Franco Nero und auch Klaus Kinski veritable Genregrößen am Start hat, so ist es ziemlich ungewöhnlich, wie teilweise ambivalent ihre Charaktere ausgearbeitet sind. Nero als eben jener Offizier befindet sich die meiste Zeit in manchmal schwer nachvollziehbarer Liebestrance und verfällt zusehends in seine persönliche Tragödie. Auf der anderen Seite weiß Tina Aumont als rebellische Verführerin zu überzeugen, deren Schauspielleistung mir noch etwas mehr gefallen hat als die von Nero. Den erwähnten Kinski wird man zugegeben nur eine relativ kurze Zeit sehen, aber genau in dieser Phase zur Mitte des Films kommt er einem typischen Italowestern noch am nächsten, wenn sich das Geschehen ungleich actionreicher gestaltet. Umgesetzt ist das Ganze sehr ordentlich mit schönen Locations, wobei besonders die Kamera (Bruder Camillo Bazzoni) mit ihren interessanten Einstellungen gefallen kann. Insgesamt hat "Mit Django kam der Tod" zwar nicht ganz mein Herz getroffen, das für das Genre ungewöhnliche Sujet hat allerdings immerhin einen gewissen Eindruck hinterlassen. Vielleicht ist gerade deshalb für Nicht-Westernfans der Film einen Blick wert...
Der dritte "Sherlock"-Film ist leider auch schon der letzte Teil von der ersten (Mini-)Staffel und das "leider" muss an dieser Stelle wirklich betont werden. Denn nach einem teilweise grandiosen Pilotfilm und einem guten zweiten Holmes-Abenteuer folgt mit "Das große Spiel" (wie in Teil 1 mit Paul McGuigan als Regisseur) ein vom Gefühl vorgezogenes Finale, was Witz, Spannung und fesselnde Dramatik betrifft. Holmes und Watson bekommen es wieder einmal mit einem ziemlich schwierigen Fall zu tun, denn irgendein 'Scherzkeks' erlaubt sich, ein gezielt mehrteiligen Detektivmarathon mit den beiden zu veranstalten. Immer findet ein Wettlauf gegen die Zeit statt, immer stehen auch Menschenleben auf dem Spiel. Wer dahinter stecken kann, ist lange Zeit nicht ersichtlich, obwohl man das natürlich durch die literarchische Vorlage erahnen kann. Dennoch schaffen es die Macher, nach dem ganzen Trubel mit einem riesigen Wow-Moment im Finale zu punkten, den man nur selten in dieser Form erleben darf und dabei keineswegs an die neumodischen Twists in Mysteryfilmchen erinnert, sondern einfach der äußerst kleveren Erzählweise geschuldet ist (großartiges Drehbuch von Mark Gatiss). In dieser Folge kommt es übrigens wieder zum Kontakt mit Holmes' Bruder Mycroft, doch insgesamt bleiben die erweiterten Personenkonstellation in dieser Serie das, was sie eben sein sollen: Nebenfiguren. Auch der Humor kommt abermals nicht zu kurz, was sich in den amüsanten Bemühungen von Watson, selbst deduktive Fähigkeiten zu entwickeln, besonders hervortut. Man könnte über die Schlusseinstellung selbstverständlich diskutieren, doch da schon längst die zweite Staffel in den Startlöchern steht, herrscht das wohlwollende Gefühl, dass wir die beiden auch weiterhin bei ihrem bunten Treiben in der Unterwelt von London zusehen dürfen. Bis dahin bleibt vorerst nur zu sagen: Thank you guys!
Oft wurden die Medien dafür kritisiert, dass die Vorgänge, Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise ab 2007 nicht ausreichend erklärt wurden. Das Thema mag zwar an sich trocken und vielleicht anstrengend anmuten, doch wenn man mal etwas tiefer in die Materie blickt, offenbaren sich spannende Strukturen, die jeden von uns betroffen haben, gerade betreffen oder sicherlich noch betreffen werden. Charles H. Ferguson, ein gelernter Politikwissenschaftler, hat mit "Inside Job" unter den Versuchen vieler (insbesondere TV-Dokus), dieser vermeintlich komplexen Welt des Geldes Herr zu werden, etwas Beachtliches geschaffen. Seine abendfüllende Dokumentation fokussiert sich natürlich größtenteils auf die Vorgänge in den Vereinigten Staaten als Herd des Flächenbrands, allerdings wird auch die restliche Welt nicht außer Acht gelassen, wie schon die Anfangsszene über Island klarmacht. Was danach kommt, ist als eine messerscharfe und gerade für amerikanische Verhältnisse sehr schonungslose Analyse zu verstehen. Geordnet durch fünf verschiedene Unterpunkte wird zuerst die Historie der (einstigen?) Weltmacht USA, dann die entstandene Immobilienblase sowie das zwangsläufige Platzen, die Verflechtung von Wirtschaft, Politik sowie Wissenschaft (!) und schlussendlich die heutige Sicht beleuchtet.
Fernab davon, wie man zu den Hintergründen dieser Thematik steht, die alleine schon den Rahmen an dieser Stelle sprengen würde, sollte man vorausschicken, dass es wahrscheinlich schon nützlich ist, mit der Materie einigermaßen vertraut zu sein. Ferguson bzw. Matt Damon, der in "Inside Job" als Sprecher fungiert, legt ein vergleichsweise schnelles Tempo vor, um in knapp zwei Stunden möglichst viel von seinen Nachforschungen und Darstellungen unterzubringen. Ob man es als überladen bezeichnen sollte, ist da eben schwierig festzulegen. Eine etwaige Zweit- oder Drittsichtung ist aufgrund des ungemein interessanten Stoffs sicherlich kein Fehler. Formal ist das nämlich oberste Klasse des Dokumentarfilmens: Viele prominente und aussagekräftige Interviewpartner (aus heutiger Sicht brisant: Christine Lagarde oder auch Dominique Strauss-Kahn), welche gepaart mit sehr gute Animationen und Veranschaulichungen es schaffen, die abstrakte Wirtschaftswelt so weit wie es geht intuitiv zugänglich zu machen. Durch die Flut an Informationen wird dabei sicherlich mehr der Intellekt angesprochen als das Herz. Auf konkrete Bilder und Portraits der Verliererseite wird zwar weniger eingegangen; die Konzentration gilt immer der Ursachenforschung. Diese Seite von "Inside Job" ist aber so überragend, dass man diese Doku einfach empfehlen muss. Und die gegenwärtigen Ereignisse, die mit "turbulent" noch sehr niedlich umschrieben sind, lassen mich zu einer missmutigen Erwartung kommen, der ich sonst bei zeitgenössischen Kinofilmen durch ihre inflationäre Weise schon überdrüssig bin: "Inside Job" wird vermutlich eine Fortsetzung brauchen.