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Alle Kommentare von filmschauer
Die Ambitionen von Steven Soderbergh waren sicherlich hoch beim Erstellen seines Films "Contagion". Ein brisante Thematik mit starken Bezug zur Realität, viele Schauplätze rund um den Globus, zahlreiche Darsteller, darunter sehr bekannte Namen und eine gewollte Abkehr von den üblichen Konventionen des zeitgenössischen Kinos und im Besonderen zu bisherigen 'Virus-Filmen'. Leider zeigt die Erfahrung mit den anspruchsvolleren Soderbergh-Werken, dass gut gemeint nicht unbedingt gleichbedeutend mit gut umgesetzt ist. Auch in diesem Fall ist das Gesamturteil eher gemischt. Dabei fängt der Film durchaus ansprechend an. Die Phase, bei der der Virus sich ausbreitet, entlarvt so manches typisches Verhaltensmuster des Menschen. Stark ist da anfangs der Fokus auf die Wissenschaft in Verbindung mit der Politik und der entsprechenden Kommunikation nach außen. Doch irgendwann, wenn diese Symptome der Gesellschaft bei einer Pandemie ausführlich dargestellt wurden und man hinreichend Kenntnisgewinn über das jeweilige Vorgehen bekommen hat, verliert der Film an Ausdruckskraft und Relevanz. Trotz gut aufspielendem Staraufgebot wird man mit den Figuren (auch mangels Screentime) nicht wirklich warm, sodass das Zusammenspiel aus doku-ähnlicher, rationaler Themenbehandlung einerseits und gefühlvollem Filmdrama andererseits nicht so aufgeht, wie wahrscheinlich gedacht. Das Ergebnis der fehlenden Empathie sind einige Längen im letzten Drittel, sodass man "Contagion" vergleichsweise unterkühlt oder gar gleichgültig verlässt. Auch wäre man wahrscheinlich besser beraten gewesen, manchen Erzählstrang einfach wegzulassen (Beispiel: Jude Law als rebellischer Blogger). So leider verblasst im Nachhinein ein wenig die Wirkung, die dem wichtigen Thema eigentlich angemessen wäre.
Obwohl mir das "Grindhouse"-Projekt von 2007 mit den beiden Regiekumpels Quentin Tarantino und Robert Rodriguez damals sehr zusagte, war das Interesse an der Realisierung eines der damaligen Fake-Trailer eher begrenzt. Wie Rodriguez selbst betonte, würden diese Trailer meist ihre großen Momente geschickt aneinanderreihen und mit Sex und Gewalt die Leute anheizen, wohinter sich wiederum meist ein lahmer Streifen verstecken würde. Darum sahen die dazwischengeschobenen Fake-Trailer so aus wie sie sind. Auch der "Machete"-Trailer hat in seinen drei Minuten zwischen "Planet Terror" und "Death Proof" sehr viel Spaß gemacht. Wenn man sich nun den fertigen Film ansieht, ist das Ergebnis trotz vieler gelungener Momente etwas anders als erwartet. Denn der huldigende Trash-Faktor, den besonders Rodriguez' 'Mutterfilm' innehatte, wird in "Machete" überraschend zurückgedrängt zugunsten einer anklagenden und einer vergleichsweise ernsteren Handlung. Die Thematisierung der Grenzprobleme zwischen den USA und Mexiko ist hier allumfassend wie plakativ und wird in den mehr oder weniger überzeichneten Figuren, die Trejo einerseits und Alba und de Niro anderseits darstellen, entsprechend ausgelebt. Genauso wird formal vom Grindhouse-Stil ein wenig Abstand genommen. Zwar gibt es eine laute und actionreiche Einführung, doch schon nach dem Retro-Intro geht es ziemlich 'normal' weiter. Keine Frage, der Gewaltpegel ist weiterhin hoch, mussten doch selbstverständlich die für den Fake-Trailer gedrehten Szenen auch im eigentlichen Hauptfilm erkennbar sein und alleine diese waren ja nicht gerade zimperlich. Das macht den Film zwar nicht inkonsequent in seiner Stringenz, jedoch ist das Gefühl, einem waschechten Exploitationreißer beizuwohnen, nicht so hoch wie von der Prämisse erhofft. Vielleicht liegt es aber nur wieder an der Anwesenheit von B-Movie-Dauergast Steven Seagal, der unter der ansonsten angenehmen Besetzung qualitätsmäßig wie so oft nach unten heraussticht, was in jenen Momenten eher an seine gruseligen Actionstreifen der neuesten Zeit erinnert als an alles andere. Sei's drum, auch so macht "Machete" durchaus Freude und weiß die gesamte Laufzeit zu unterhalten. Doch den Wiederseh- und vielleicht auch anvisierten Kultfaktor, den das "Grindhouse"-Projekt selbst ausgezeichnet hat, wird dieser mit Sicherheit nicht erreichen.
Fred Dekkers "Die Nacht der Creeps" erfindet sicherlich nicht das Rad neu, was sein Genre anbetrifft. Dennoch funktioniert der Mix aus Teeniekomödie als Vorspeise, Horrorfilm im Hauptgang und zusätzlich einer Prise SciFi erstaunlich gut, was neben der zwar ziemlich unbekannten, aber sympathischen Darstellerriege (insbesondere Jill Whitlow, Tom Atkins und Steve Marshall) an den selbstreferenziellen Ideen liegt (alleine schon die Rollennamen). Besonders der Aufhänger der Geschichte mit dem Alienraumschiff und dem kurzen 50er-Jahre-Prolog sowie dem Sprung ins Hier und Jetzt - also 1986 - ist eine amüsante Einführung in einen Film, dessen Eckpunkte im Verlauf an mehreren Stellen wieder aufgegriffen werden. Im Detail ist vieles zwar konventionelle Genreeinerlei und hat man so natürlich schon öfters gesehen. Heranschleichende Zombies finden hier genauso ihren Platz wie so mancher ekeliger Tierhorrormoment. Das alles hat man in diesem Genrebeitrag sehr ansehnlich getrickst und die zumeist glibberigen Effekte wirken durchausauch heute noch. Zugegebenermaßen sollte man mit dem Zeitgeist der 80er nicht gerade auf Kriegsfuß stehen, doch wer diesen ganz eigenen Charme dieser Epoche mag, dem bietet "Die Nacht der Creeps" kurzweilige horrormäßige Unterhaltung für zwischendurch und ganz nebenbei den Beweis, dass damals nicht nur Sigourney Weaver mit einem Flammenwerfer bewaffnet eine sehr gute Figur gemacht hat.
"Die Nacht der blanken Messer" macht seinem Namen alle Ehre: Hier trifft man auf viele Stilelemente des Giallos, welche man entweder als billig und niveaulos abtun kann oder als ein unterhaltsames Beispiel dieses reizvollen Subgenres versteht. Der Film von Andrea Bianchi steht da ein wenig zwischen den Stühlen. Denn Elemente wie attraktive und selbstverständlich unbekleidete Damen, blutigen Mordszenen und einem komplett schwarz gekleideten Mörder finden sich zu genüge. Lenkt man den Fokus auf die eigentliche Kriminalgeschichte, enttäuscht der Film jedoch. Die klassische Spannungskurve sucht man in diesem äußerst unoriginellen Plot vergebens und auch die Szenen, bei denen es zu den zahlreichen Begegnungen zwischen Mörder und Opfer kommt, entpuppen sich zumeist als schnelle, leider ineffektive Slashermomente. Besonders ärgerlich dabei: die Musik von Berto Pisano, die fast bezeichnend eher an eine schnöde Sexklamotte der 70er erinnert als einen Thriller und damit viel an Atmosphäre nimmt. Die Kamera (Franco Delli Colli) allerdings macht da ihre Sache eindeutig besser. Diese "rettet" den Film genauso vor dem Abgrund wie die unfreiwillige Komik, welche sich bei vielen nicht gerade intellektuellen Dialogzeilen einstellt. Die Darstellerleistungen sind dabei allenfalls Durchschnitt (wichtig sind da eher die äußeren Merkmale), wobei immerhin mit der guten Edwige Fenech zumindest ein bekannterer Name in der Besetzung auftaucht. Wenn man also "Die Nacht der blanken Messer" nicht allzu ernst nimmt und optimalerweise dem Giallo eher zu- als abgeneigt ist, könnten sich diese anderthalb höchstgradig schmuddeligen Stunden vielleicht lohnen. Wobei es mich überhaupt nicht überrascht hat, welchem Genre sich der Regisseur später mal zuwenden sollte...
Die Bürde des Hauptstadt-Tatortes verlangt jederzeit, etwas höhere Erwartungen zu erfüllen. Die beiden Berliner Ermittler Ritter und Stark sind da eigentlich immer gern gesehen, doch oftmals sind die Drehbücher nicht gerade das Gelbe vom Ei. In "Mauerpark" allerdings haben wir es mit einem nicht uninteressanten Fall zu tun. Durchaus clever, aber auch manchmal ein wenig verwirrend wird die Geschichte um einen Mord an einem Anwalt gespinnt, die gesellschaftliche Themen wie die alte Ost-West-Teilung oder die umstrittende Sicherheitsverwahrung nicht wie sonst plakativ auf den Tisch legt, sondern relativ gut in den Plot integrieren. Zwar ist dieser Tatort die meiste Zeit äußerst ruhig gehalten, bei dem die ausführlichen Gespräche fast schon überhand nehmen. Auch sind die Figuren nicht sehr empathisch gezeichnet worden, fügen sich aber gut in die Dramaturgie ein. Das Ergebnis ist ein am Ende nachdenklicher Krimi mit unvorhersehbaren Verwicklungen sowie einer leicht melancholischen Grundatmosphäre, wofür nicht zuletzt die kühlen Berlinbilder und so manche stimmungsvolle Hintergrundmusik sorgen. Überflüssige Humoreinlagen sind hier dankeswerterweise weggelassen worden, auch wenn man sich nach dem Auftritt der Schauspielerin Rebecca Immanuel den Spruch "Edel und..." nicht ersparen konnte. Es sei den Machern verziehen.
Wahrscheinlich ist es nicht nur mir so gegangen, dass man "Thor" unter den Marvel-Comicverfilmungen im Vorlauf am ehesten mit skeptischen Blick verfolgt hat. Gründe gab es reichlich; angefangen von der kruden Handlung bis hin zu einem vermeintlichen Nobody als muskelbepackten Hauptdarsteller. Nun ist der mythische Plot auch in der Nachbetrachtung nicht gerade facettenreich und würde auf dem Papier genug Gelegenheiten bieten, ihn zu verreißen. Doch in Bild und Ton sieht die Sache ein bisschen anders aus. Angenehm stringent wird man zuerst in die Götterreiche eingeführt (nette CGI-Bilder), bevor man schließlich auch die Erde samt Menschen einbezieht. Genauso angenehm ist es, dass alles nicht bierernst genommen wurde. Obwohl man es nun keineswegs mit einer klassischen Actionkomödie zu tun hat, machen Witz und Charme den entscheidenen Impuls aus, um als Zuschauer eine funktionierende Verbindung zum Konstrukt "Thor" zu bekommen. Überraschend stark ist dabei besonders der angesprochene Nobody: Chris Hemsworth füllt seine Rolle mustergültig aus, sodass man sich in Nachhinein keinen anderen Schauspieler in dieser Position vorstellen könnte. Auch beim 'love interest' Natalie Portman merkt man den leichtfühligen Blockbusteraspekt an, obwohl ihr komödiantisches Spiel sich teilweise etwas unecht und gewollt anfühlt. Nun ja, die Hinweise zum anstehenden "The Avengers" dürfen natürlich auch nicht fehlen, wurden jedoch bedeutend besser in die Handlung integriert als in anderen Marvel-Filmen. "Thor" ist in der Summe natürlich kein absoluter Höhenflieger in der Comicfilmwelt, unter dem Siegel einer notwendigen Einführung des nordischen Superhelden allerdings macht der Film einiges richtig und bietet vor allem eines: kurzweilige Popcornunterhaltung.
Bei Filmen von Neil Marshall weiß man mittlerweile, dass es ein bisschen härter ablaufen kann. So auch in "Centurion", welcher von den Verwicklungen der berühmten neunten Legion Roms handelt. Doch die historischen Umstände mit dem Konflikt zwischen Römern und Pikten bilden eigentlich nur das Grundgerät für eine cineastische Schlachtplatte mit ziemlich blutigen Actionszenen. Diese sind in eine geradlinige Fluchtgeschichte verwoben, die über weite Strecken ganz unterhaltsam geraten ist. Nette Bilder von weiten Landschaften gibt es groß und breit zu sehen, die samt Farbfiltern die kühle und raue Atmosphäre unterstützen sollen. Die wahre Trumpfkarte ist aber Michael Fassbender, der wie so oft schon sehenswert und überzeugend seinen Mann steht. Der Rest des namenhaften Casts fällt dagegen ein wenig ab, da sie entweder zu wenig Screentime (Ulrich Thomsen) bekommen haben oder eben, ziemlich undankbar, komplett stumm bleiben müssen (Olga Kurylenko). Etwas mehr Charakterzeichnung abseits von Fassbender wäre hier absolut gewinnbringend gewesen. "Centurion" ist zwar an sich grundsolide Genreware, die vielleicht ein wenig am schlichten Plot kränkelt. Bei den nunmehr etwas erhöhten Erwartungen, die Marshalls noch kompakte Filmografie hat hegen lassen, ist dies allerdings eine kleine Enttäuschung.
Irgendwie schwer zu glauben, dass Klaus Kinski heute schon 85 geworden wäre. Sein zurückliegendes filmisches Erbe ist allerdings so lebhaft wie eh und je, weshalb selbst die vermeintlich billigsten Schinken von früher mit seiner Anwesenheit noch reizvoll erscheinen. Es macht immer wieder Spaß, daraus für sich selbst positive Entdeckungen zu ziehen (Bsp: "Satan der Rache"). Wie dem auch sei, dem TV-Programm nach zollt ihm auch die ARD noch einmal Tribut und bringt morgen bei einsfestival eine dreißigminütige Doku bzw. Collage:
http://www.einsfestival.de/dokumentation_reportage/highlights/2011/kw_42/klaus_kinski.jsp
Mal sehen, welchen gezeigten Wutausbruch ich vielleicht noch nicht kenne...
@freakingmuse: Die zweite Staffel von "The Walking Dead" beginnt schon an diesem Freitag ab 21:55 Uhr auf dem deutschen FOX-Channel. Letztes Jahr war das Verfahren mit der zeitnahen deutschen Übertragung von Staffel 1 übrigens ähnlich, deshalb sind die gewählten Worte "steht mal wieder in den Sternen" einfach falsch.
Am Bodensee nichts Neues. Obwohl mit Stargast Hannes Jaenicke ausgestattet liefert "Das schwarze Haus" lediglich gediegene Standardkost, weil hauptsächlich sich die zugrundeliegende Prämisse schlauer präsentiert, als sie in Wirklichkeit ist. Morde, die auf Grundlage von Kriminalromanen ausgeführt werden, sind nun wahrlich nichts, was man nicht schon öfters in Krimis gesehen hat. Die Idee, dies im Rahmen dieses Kunstvereins einzubetten, hat zwar seine guten Momente, doch bis auf einzelne Suspense-Szenen im Halbdunkeln wird nicht allzuviel geboten. Nach dem üblichem Ausschlussprinzip eines Whodunit-Plots geht man schnurgerade auf die Ziellinie zu, obwohl beispielsweise gerade das Liebeswirrwarr um Susanne (nicht schlecht: Annika Blendel) durchaus Potential für mehr geboten hat. Darüber hinaus wirkt das Team um Eva Mattes (mal wieder) ziemlich uninspiriert und oftmals gar gelangweilt. Man will lieber angeln statt ermitteln. Wie muss es da erst dem Zuschauer ergehen?
Wenn es einer schafft, mich für Dokumentarfilme zu begeistern, dann ist es Werner Herzog. Seine beständige Suche nach ungewöhnlichen Erfahrungen auf dieser Welt, sei es Mensch gegen die Naturgewalt, gegen Tiere, gegen die Grenzen der Technik oder auch nur gegen sich selbst ergibt immer wieder lohnenswerte Eindrücke, sowohl wahrscheinlich für Herzog selbst, aber auch sehr stark für den Betrachter. Das weiterhin wachsende Œuvre des Regisseurs zeigt einerseits seinen gefundenen Stil in formaler Struktur und inhaltlicher Ausgestaltung, andererseits hat jede seiner (insbesondere neueren) Dokumentationen eine auf ihre Weise seltsame Anziehungskraft. Auch "The White Diamond" lässt sich in diesem Fall passend darin einordnen. Ausgehend von der Sinnfrage des Fliegens begiebt sich Herzog wieder in jene Landschaft, die ihn einst zurecht berühmt gemacht hatte: den südamerikanischen Dschungel.
Obwohl sich einige bekannte Motive seiner Vergangenheit auf subtile Weise wiederfinden lassen, ist er keineswegs die Hauptperson, sondern ein gewisser Graham Dorrington, ein leidenschaftlicher Flugzeugingenieur. Dieser knüpft an die Frage des Fliegens praktisch an, indem er das lange ausgestorbene Konzept des Zeppelins wieder ausgräbt. Allerdings so modiziert, sodass er auch im Tiefflug das unbeherrschbare Areal um die Kaieteur-Wasserfälle in Guyana bezwingen soll. Wir haben es also wieder mit einem Menschen zu tun, der sich dem Entdeckertum hingibt und erstaunliches Durchhaltevermögen beweißt. Herzogs Interesse an diesem Abenteuer, welches er viele Tage beiwohnt, kommt demnach nicht von ungefähr, sondern wirkt im Hinblick auf seine bisherigen Werke gar logisch.
Abseits des technischen Kraftakts, diesen weißen Ballon endlich in die Höhe zu bringen, ergreift einen die Erzählung über das Schicksal von Dieter Plage, ein Kameramann, der ein guter Freund Dorringtons war, aber auf tragische Weise ums Leben kam. Dies ist quasi auch das Vermächtnis, welches Dorrington mit diesem Vorhaben versucht zu ehren. Sehr emotionale Szenen schließen sich dem an, wenn er die traurige Geschichte nach der Hälfte des Films vorträgt. Graham Dorrington erscheint ab der ersten Minute von "The White Diamond" sehr sympathisch und ehrlich in seinem Vorhaben. Umso authentischer wirken die vermeintlich intimen Momente.
Doch Herzog wäre nicht Herzog, wenn er nicht die kleinen, unscheinbaren Dinge aufgreift. Wir bekommen es beispielsweise mit dem einheimischen Marc Anthony zu tun, dessen Lebensgeschichte genauso seinen Platz in diesem Film findet wie andere scheinbar unwichtige Beobachtungen, die an dieser Stelle aber nicht verraten werden sollen. "The White Diamond" reiht sich mit seiner abenteuerischen Prämisse und den manchmal träumischen, aber keineswegs romantischen Sequenzen nahtlos in die Riege hochklassiger Dokus wie "Grizzly Man" oder "Begegnungen am Ende der Welt" ein. Es ist gewiss Herzogs Verdienst, das man als Beobachter nach der Sichtung mit dem Gefühl rausgeht, lebendiger Pionierkunst zugesehen und wirklichen Zusammenhalt der Gruppe gespürt zu haben. Ich jedenfalls hab's sehr genossen.
Wenn rückblickend die gern gesehenen Lee Marvin und Ernest Borgnine gemeinsam in einem Film aufgetreten sind, ist die Neugierde immer vorhanden. Bei "Ein Zug für zwei Halunken" ist mit Robert Aldrich sogar der gleiche Regisseur am Werk wie Jahre zuvor beim sehr unterhaltsamen Kriegsfilm namens "Das dreckige Dutzend", was die Erwartungen an ein gutes Ergebnis natürlich weiter nach oben schießen lassen. Viele kleine, aber feine Genrefilme wurden in Amerika in den 70er Jahren gedreht, die meistens viel zu wenig Beachtung heutzutage finden. Ob dieser nun dazu gehört, ist nach der Sichtung zumindest in Frage zu stellen.
"Ein Zug für zwei Halunken" als beinharten Männerfilm zu bezeichnen, ist gar nicht mal so falsch. Was das reine Handwerk mit den überwiegenden Zugszenen angeht, bleibt der Film tadellos. Genug Action und gelungene Schauwerte sind zweifelsohne vorhanden. Die Prämisse selbst ist aber das "Problem". Hier soll eine Trampgeschichte wohlmöglich als Parabel auf die Verhältnisse der großen Depression in den 30er Jahren dienen, als dargelegter Mikrokosmos beim Kampf um Anerkennung, Freiheit sowie auch dem nackten Überleben. Der reine Plot ist erstaunlich simpel: Zwei Tramper (Marvin sowie der noch sehr junge Keith Carradine) wollen mit der "Nr. 19" fahren, ein eigentlich schnöder Güterzug, allerdings überwacht durch den rabiaten Zugführer Shack (Borgnine), der quasi als Ehrenkodex sich dem Kampf gegnen alle Tramper dieser Welt gewidmet hat. Diese sehr klare Situation wird runde zwei Stunden Laufzeit dem Zuschauer präsentiert, was neben den auftretenden Hängern im Mittelteil den Fokus zwangläufig das Merkmal auf das des Schauspielerkinos verschiebt. Lee Marvin allein rettet den Film durch seine Präsenz, Carradine bleibt eigentlich schlicht das rebellische Anhängsel. Borgnine hingegen soll den ultimativen Bösewicht abgeben, was in erster Linie durch seine zweifelhaften Interventionen verdeutlicht wird als durch das gesprochene Wort, denn er selbst hat nur relativ wenig Text abbekommen. Nichtsdestotrotz wirkt seine Figur die meiste Zeit nicht wirklich greifbar und manchmal gar unplausibel.
Genau diese Unnahbarkeit der Figuren macht "Ein Zug für zwei Halunken" zu einem fast schon groteskem Erlebnis. Solange man die konsequente Idee von Tramper vs. Zugführer annimmt und für sich akzeptiert, wird man mit ihm insbesondere auf formaler Ebene Freude haben. Der gesellschaftskritische Zeitaspekt bleibt jedoch vage und in soziologischer Hinsicht sind die Charaktere schlicht zu krass gezeichnet, um daraus gewinnbringend etwas mitzunehmen. Aber auch wenn ich mir doch etwas "anderes" von diesem Film erwartet habe, so bleiben mir die zahlreichen Szenen auf den wackeligen Güterwaggons wahrscheinlich mehr haften als einem lieb ist. Irgendwie seltsam.
Rowan Atkinson hat als Schauspieler bei mir eigentlich einen Freifahrtsschein inne, wie bei so vielen natürlich resultierend aus der grandiosen Serie des allbekannten Mr. Bean. Selbst wenn einem bewusst ist, dass die jeweiligen Filmexkurse oftmals eher zweifelhafter Qualität sein mögen, hat man irgendwie doch immer die Freude, diese Streifen zu sehen. Genau solch ein Fall ist auch "Johnny English", eine von vielen Parodien auf den Agentenfilm und hier im Besonderen auf die James-Bond-Reihe. Ein Film, der seit Kinostart vor einigen Jahren schon mehrmals einer Sichtung unterzogen wurde, obwohl man weiß, dass manche Szenen nur albern sind, andere Passagen allerdings auch immer wieder gehörigen Spaß bereiten. Zudem ist es bemerkenswert, den Charaktermimen John Malkovich in einer absurden französischen Antagonistenrolle zu sehen, der sich damit hervorragend in diese Harakiri-Story fügt. "Johnny English" ist vielleicht keine komplett gelungene Komödie, doch Atkinson mit seinen umwerfenden Grimassen sowie britischem Charme kann ich einfach nicht so richtig böse sein. Immerhin gab es schon viel schlechtere Agentenparodien in der Filmgeschichte.
Lannert und Bootz sind nicht gerade meine Lieblingsermittler, obwohl unter den aktuellen SWR-'Pärchen' sie immer noch am angenehmsten sind. In ihrem Zusammenspiel voller kollegialer Harmonie fehlt vielleicht das gewisse Etwas, was die ganze Szenerie von sich aus tragbar macht. Auch darum ist es um so entscheidender, welche Qualität der eigentliche Fall hat. Diese ist in "Das erste Opfer" gelinde gesagt solide, also nach klassischem Tatort-Muster: Nicht langweilig, aber auch nicht gerade mitreißend und meist nach bekannten Prinzipien der Reihe. Das Drehbuch versucht einige Fallstricke einzubauen, u.a. auch bei der Identität des wahren Täters, wenn Lannert und Bootz lange im Dunklen tappen. Dabei wird der eine oder andere erfahrene Zuschauer sicherlich diese Person ausmachen können (meine zwischenzeitlichen Vermutungen wurden dabei zumindest bestätigt). Etwas ärgerlich ist aber so manch hölzern vorgetragene Dialogzeile einiger Beteiligten (die hohe Schauspielkunst sollte man nicht erwarten) sowie die üblichen kleinen Nebengeschichtchen, die mehr bemüht als humorvoll wirken. Macht summa summarum einen Durchschnittskrimi aus Stuttgart.
Nicht nur Bud Spencer und Terence Hill haben sich in der komödiantischen Sparte des Italowesterns versucht, sondern auch mal Giuliano Gemma sowie Mario Adorf. Beide sind in "Amigos" zwar ebenfalls gewissenmaßen Freunde, dennoch setzt Giulio Petronis Film deutlich andere Akzente. Besonders in der Charakterisierung der beiden Hauptdarsteller ist die Differenz zu sehen: Während Gemmas Figur Billy ein ziemlich rücksichtsloser und eigennütziger Draufgänger ist, gibt Adorf als Larry eher den netten und treuherzigen, aber nicht sehr intelligent wirkenden Gemütsmenschen. Beide harmonieren nach kurzer Zeit und machen damit den Großteil des Reizes an diesem Film aus. Bei der Handlung an sich müssen allerdings Abstriche gemacht werden, die nicht immer sehr kohärent wirkt. Bemerkenswert ist da schon die Anfangsszene, die eigentlich sehr brutal ist und keineswegs auf die anschließend deutlich heitere Stimmung hindeutet. Danach wird es mal turbulent, dann wieder etwas fade, wenn man den Fokus einer Komödie heranzieht. Im Hintergrund agiert mit der Pratt-Bande immer der große Gegner der beiden, was dann in einer erwartbaren finalen Szene mündet. "Amigos" ist trotz seiner Unstimmigkeiten dennoch ganz unterhaltsam geraten und darf gewiss als kleine und zudem härtere Alternative zu den deutlich bekannteren Spencer/Hill-Kollaborationen gesehen werden.
Bei einem Film wie "Du schon wieder" stellt sich mal wieder die Frage, ob das alles die (ungewollte?) Spoof-Variante eines Frauenfilms sein soll oder die Beteiligten einfach mal ganz viel Spaß bei den Dreharbeiten haben wollten. Wenn letzteres zutrifft, dann haben die das dem Zuschauer geschickt vorenthalten. Dass dieser Film überhaupt auf meinem Radar erschien, lag eigentlich nur an dem Mitwirken einer Sigourney Weaver. Doch auch wenn sie in diesem Fall zumindest versucht, mit ihrer Performance etwas Selbstironie einzubringen, kann das diese identitätslose und ideenarme Komödie nicht in irgendeiner Form retten. Die ersten beiden Drittel davon als schrecklich belanglos zu bezeichnen, wäre schon ein Kompliment. Die bemühte Prämisse zweier konkurrierender Damenpärchen inklusive dem bekannten Prinzip der Transformation eines ehemals hässlichen (Schul-)Entleins in eine strahlende Erfolgsfrau (Willkommen bei "Verliebt in Berlin") hat sowohl die genretypische Pseudodramatik als auch das komödiantische Potenzial betreffend äußerst wenig zu bieten. Als wäre das nicht genug, glänzt man dank Kristen Bell mit schlecht eingeworfenem Slapstick auf Fremdschamniveau und der ausgelutschesten finalen RomCom-Wendung. Ergo, wenn selbst der platteste Wortwitz über den Namen des Regisseurs erheiternder wirkt als der Film selbst, muss wirklich etwas schief gegangen sein.
Wenn mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe zwei Schwergewichte des deutschen Kinos in einem Film aufeinandertreffen, ist dieser wohl immer einen Blick wert. "Es geschah am hellichten Tag" nach einer Friedrich-Dürrenmatt-Vorlage kann nicht nur diese beiden Argumente gewinnbringend für sich verbuchen, sondern weiß auch inhaltlich für Zündstoff zu sorgen. Hier vermischen sich einerseits relativ fröhliche Heimatfilmgefühle in Bild und Ton mit einer grauenvollen Serie an Kindermorden. Eine Mischung, die trotz etwas behäbigen Anlaufs besonders gen Ende eine recht dramatische Spannbreite an Emotionen und moralischem Handeln bereithält. Rühmann gibt den hartnäckigen und auch selbstlosen Ermittler, der anhand kleinster Anhaltspunkten die Spur immer weiter verfolgen kann und dabei ein ziemlich riskantes Spiel eingeht. Fröbe hingegen glänzt durch eine sehr affektierte Art und bleibt mit eher wenigen Filmminuten doch lange im Gedächtnis. Natürlich erahnt man, wie es ausgehen wird und auch die unterschwellige Pädagogik ist nicht schwer zu entschlüsseln. Aber im Kontext des 1958er Produktionsjahres sollte man "Es geschah am hellichten Tag" mal gesehen haben, vielleicht gerade weil solch ein Stoff heutzutage sicherlich anders aussehen würde.
Ein Tatort mit Stärken und Schwächen. Angenehm an der neuesten Kieler Ausgabe ist natürlich die selten zu erlebende Abkehr vom klassischen Whodunit-Konzept. Hier erleben wir eine Psychopatin erster Güte, deren Motive manchmal zwar etwas unklar bleiben, aber durch die irrationale Präsenz für immerhin gelungene Spannungsmomente sorgt. Ermittler Borowski ist endlich nicht mehr allein, sondern bekommt mit Sibel Kekillis Part in Lisbeth-Salander-Manier (frech, altklug, technisch versiert) eine erfrischene Ergänzung spendiert. Leider bleibt sie etwas zu sehr in den Hintergrund gedrängt, obwohl sie durchaus elementar für die Klärung des Falls ist. Für die folgenden Kieler Tatorte ist allerdings gehöriges Potenzial vorhanden. Störend wie so oft ist der überflüssige Nebenplot mit Borowskis verzweifelnden Freund, aber solche gewollt-humorigen Elemente gehören wohl stets in diese Reihe. "Borowski und die Frau am Fenster" ist aufgrund seiner Kurzweiligkeit sicherlich kein schlechter Tatort, aber mit etwas mehr Stringenz sowie ohne manch durchschaubaren 'Krimikniff' (u.a. der Hund) wäre bei diesem Stoff vielleicht noch etwas mehr drin gewesen.
Kleiner TV-Tipp für alle Fans: Der großartige Werner Herzog wird am Mittwochabend Gast in der Harald Schmidt Show sein (via schmidt.de). Selten genug, dass er im deutschen TV entsprechend gewürdigt wird. Auf diesen Auftritt habe sowieso heimlich gehofft, da 1) seine 3D-Höhlendoku demnächst endlich regulär in die Kinos kommt und 2) Schmidt ihn min. schon einmal in seiner Sendung hatte. Freue mich schon drauf!
Die große Zeit der Edgar-Wallace-Filme ist zwar schon einige Jahrzehnte vorbei, doch noch immer haben diese Werke einen unverwechselbaren Charme, wodurch sie einen Hauch von Zeitlosigkeit und eine gehörige Portion Eskapismus beinhalten. Natürlich wird nicht immer die allerhöchste Filmkunst geboten, doch zumindest eine gewisse Unterhaltsamkeit kann man der Menge an Filmen nicht absprechen. Auch beinhalten sie gewiss einen wichtigen filmhistorischen Aspekt, denn hier konnte man im Nachkriegsdeutschland durch eine unverwechselbare Genre-Reihe in der Welt auf sich aufmerksam machen. Selten genug, dass das mal passiert. Von daher ist es sehr schön, dass Oliver Schwehms "German Grusel" sich dieser Thematik ausführlich angenommen hat. Neben der anschaulichen Historie von der Ursprungsquelle Edgar Wallace bis hin zur beginnenden Giallo-Welle in Italien werden durch ausgewählte Filmszenen und sehr guten Interviewpartnern (u.a. Karin Dor, Blacky Fuchsberger und Oliver Kalkofe) versucht, das Geheimnis dieser Faszination aufzuschlüsseln. Zwar dauert die Doku nur knapp eine Stunde, doch wirkt sie keinesfalls überfrachtet, sondern pendelt gekonnt zwischen Erinnerungen, Infos und so mancher Anekdote. Gerade eine solche Metaebene über die dargelegten Einflüsse und Auswirkungen auf die globale Filmlandschaft bezogen finde ich immer wieder ausgesprochen interessant. Für Fans wie auch für Nichtkenner ist diese eine sehr kurzweilige Stunde demnach eine Empfehlung wert. Würde sich übrigens bestimmt auch hervorragend eignen, um sich auf einen geselligen Edgar-Wallace-Filmabend einzustimmen.
Es stellt sich schon die Frage, ob "Der Staatsfeind Nr. 1" trotz oder wegen Tony Scott so gut funktioniert, selbst nach nunmehr 13 Jahren, die der Film auf dem Buckel hat. Vielleicht passt seine stilistische Ästhetik besser in die guten alten 90er als in die heutige Zeit, die sich bekanntlich mit rasanten Kamerafahrten und schnellen Schnitten auszeichnet. Hinzu kommt noch Actionproduzent Jerry Bruckheimer in seiner Hochphase und fertig ist der unterhaltsame und durchweg rasante Blockbuster. "Der Staatsfeind Nr. 1" ist auf der genüsslichen Popcornebene immer noch sehr stark, was zum einen der angesprochene Stil beherbergt, andererseits aber auch einem durchaus geschicktem Drehbuch zu verdanken ist, das neben seinen funktionierenden Thrillerelementen auch einige gesellschaftskritische Thesen aufwirft: Freiheit vs. Überwachungsstaat, der Wert eines Bürgers an sich, Grenzen von Gerechtigkeit bzw. Rechtsstaatlichkeit und der moralische Aspekt von immer raffinierterer Technik. Themen, die obwohl im Film noch mit Disketten hantiert wird auch heute noch von Brisanz sind und zudem gut in den temporeichen Plot integriert werden. Formvollendet wird das Geschehen durch eine kluge Schauspielerwahl. Will Smith gibt à la James Stewart in den Hitchcock-Filmen den Gutmenschen, der ohne Vorwarnung in die Bredouille gerät. Jon Voight zeigt sich zweckmäßig von seiner dreckigen Seite und Gene Hackman brilliert als ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter, der die ganze Paranoia denkwürdig auf die Spitze bringt. "Der Staatsfeind Nr. 1" ist einer der wenigen Kandidaten, die Anspruch und Spannungskino überzeugend vereinen und somit zu meiner persönlichen Nr. 1 in der nicht immer sehr ruhmreichen Tony-Scott-Filmografie macht.
Etwas verhalten waren meine Erwartungen ja schon bei "Django - Sein Gesangbuch war der Colt", dem Westerndebüt für Lucio Fulci, dessen Schöpfungskraft im Horrorbereich vermutlich ungleich bekannter sein sollte. So wie es der durch seine großen Sprüchen zumindest sehr amüsante deutsche Kinotrailer anspricht, ist es im Original wie so oft nicht. Das übliche 'Django'-Argument wurde auch in diesem Falle beim deutschen Publikum eingeworfen, weil eben ein Franco Nero wieder in der Hauptrolle in einem Western seinen Mann stehen muss. Dies hätte Fulcis Film allerdings gar nicht nötig gehabt, denn er ist auch so absolut klasse und braucht, obwohl Corbuccis Original-Django natürlich in der Filmhistorie viel mehr Relevanz und Bedeutung hat als dieser Film, qualitätsmäßig sich überhaupt nicht verstecken. Der Plot an sich reißt eigentlich keine Bäume aus; das Motiv der Rache und eine dramatische Familiensituation mit Lügen und Machtmissbrauch kennt man natürlich auch aus vergleichbaren Filmen. Nur ist die Frage, wie man die Geschichte erzählt, entscheidend. Hauptdarsteller Nero ist wie so oft schon aufgrund seiner unwechselbaren Gestik und Mimik ein absoluter Höhepunkt für Genrefans, beispielsweise das abwartende Verhalten in der Saloonszene, wenn er als wortkarger Fremder die gesellschaftlichen Verhältnisse des Dorfes schließlich im wahrsten Sinne des Wortes aufmischt.
Was "Django - Sein Gesangbuch war der Colt" aber im Besonderen auszeichnet, ist sein unvergleichlicher Mix aus blutigem Ernst und sehr ironischen Momenten. Das eine wird durch verhältnismäßig großem Einsatz von Kunstblut verdeutlicht, das andere allein durch die Präsenz eines gut aufgelegten George Hilton. Dieser hat meist einen lockeren Spruch auf Lager und treibt den Unterhaltungsgrad dieses Italowesterns weitesgehend auf die Spitze, ohne dabei in die Nähe einer Comedy-Version abzugleiten. Nein, viele liebgewonnene Stilelemente (knackiger Soundtrack, tolle Duellsituationen, interessante Kameraeinstellungen), die das Subgenre so gerne auszeichnen, machen den Film trotz seines etwas härterem Gewaltlevels zu einem großen und kurzweiligen Spaß und dürften bei so einigen Italowesternfans die Herzen höher schlagen lassen, was selbst manche kleine Logikschwäche locker ausbügeln kann. Konfuzius würde da sagen: Mit den besten Empfehlungen, denn Fulcis Genrebeitrag ist es absolut wert!
Apropos: Ab wann wird der hauseigene Blu-ray Club eigentlich für tot erklärt? (gilt im Grunde auch für die anderen Clubs)
"Requiem for a Dream" behandelt die Themen, die in unserer Gesellschaft noch immer von Wichtigkeit sind: Die Sucht, sei es nach Macht, Geld oder Aufmerksamkeit, die Manipulation der Realität durch verschiedenste Einflüsse, Scheinheiligkeiten und unbewusste Unfreiheit des Menschen. Damals (es sind nunmehr elf Jahre seit Erscheinungsdatum vergangen) wie heute sind Einflüsse bzw. Abhängigkeit von Medien und persönlichem Umfeld allgegenwärtig. Die Frage ist nur, wie viel Disziplin und Kraft man gegen eine eventuelle negative Sogwirkung braucht. Eine Bebilderung anhand von zwei heftigen Fällen, die in ihrer Substanz unterschiedlich ist, aber im Grund die gleichen Symptome aufweist, zeigt Darren Aronofskys Film auf eine nicht unzimperliche Art und Weise.
Dass "Requiem for a Dream" vielerorts als sogenanntes Feel-Bad-Movie aufgenommen wird, liegt nicht nur an der melancholischen, aber eindrücklichen und mittlerweile allseits bekannten Musikuntermalung des Stammkomponisten Clint Mansell, sondern eben auch an der Geschichte an sich, die anhand einer dreigliedrigen Aufteilung (Sommer/Herbst/Winter) die jeweiligen Zustandsbeschreibungen bzw. deren Bebilderung aufzeigt, die eben nicht auf das herkömmlichen Happy End zusteuert. Verknüpft werden die beiden Fälle - einmal die Drogenabhängigkeit und einmal die Mediengutgläubigkeit und die daraus resultierende Tablettensucht - durch die schwierige Familiensituation von Mutter und Sohn. Die gezeigten Gefühlswelten laufen dabei fast schon archetypisch ab. Erst der vermeintlich unzufriedene Ist-Zustand, dann die Illusion einer großen und anhaltenden Verbesserung und schließlich der umso heftigere Absturz. Aronofsky erzählt das Ganze sehr geradlinig und konsequent, was vielleicht etwaige Ecken und Kanten in der reinen Narration vermissen lässt, was allerdings durch die sehr guten Darstellerleistungen kompensiert wird.
Was aber den Film wirklich auszeichnet sind seine Bilder an sich. Um einen etwaigen Trance-Effekt beim Zuschauer vorzugaukeln, werden die unterschiedlichsten Stilmittel bei der Kameraarbeit (Bodycam & Co.) benutzt. Zwar erreichen die Ideen nicht immer ihr Ziel, in der Gesamtzeit des Films und besonders gegen Ende beeindruckt die Szenerie dann doch. Der Aspekt der langsam steigenden Differenz von Realität und Traum erreicht an einem gewissen Punkt seine grausame Vollendung. Obwohl natürlich jedem hoffentlich klar sein sollte, wie der Ausgang für die Beteiligten ausgehen sollte, packt der Film den Zuschauer irgendwann, selbst wenn man diesen Figuren nicht sehr sympathisch gegenüberstehen würde. "Requiem for a Dream", den ich lange Zeit seiner Lauflänge eher skeptisch begleitet habe, ist speziell durch seine thematisch passende Inszenierung doch absolut lohnenswert. Wie darüber hinaus man die Message des Films an sich heranlässt, bleibt in diesem Falle wahrscheinlich jedem selbst überlassen. Nur eines ist klar: Eine Sucht, egal wovon, ist niemals gut.
Wow. Das sind ja wirklich tolle Verbesserungen, die ich bisher gesehen und ausprobiert habe. Vielen Dank schonmal ans Team! Der Weg zur 'moviepilotschen Perfektion' scheint nicht mehr lang zu sein. ;)