filmschauer - Kommentare

Alle Kommentare von filmschauer

  • 5

    Den Fluch der vermeintlich guten Tat zu beschreiben und exemplarisch darzulegen, hat sich der Western "In Acht und Bann" auf die Fahnen geschrieben. Fred MacMurray spielt einen anständigen und in dem Städtchen sehr angesehenen Inhaber eines Lebensmittelgeschäfts, der durch den perfekten Distanztreffer einen aus der Räuberbande erschießen kann und fortan langsam aber sicher vor möglichen Racheaktionen eben jener erwehren muss. Sehr deutlich zeigt der Film die bröckelnde Tragfähigkeit und den schwindenen Zusammenhaltswillen einer Gemeinde, wenn es mal hart auf hart kommt. Leider vollführt Regisseur Alfred L. Werker dies auf ziemlich plakative Art und Weise, bei dem einerseits Gut und Böse klar abgesteckt sind, anderseits fast jeder so reagiert, wie man es zu erwarten hat. Wenn man solche US-Western der 50er Jahre kennt, erahnt man wohl, wie diese Geschichte ausgehen muss. Doch auch der Weg dorthin gestaltet sich weitestgehend als durchschnittliche Genrekost und weiß nur in der Besetzung des gut spielenden Fred MacMurray einigermaßen zu überzeugen. Die fehlende Finesse von "In Acht und Bann" kompensiert das allerdings nicht.

    1
    • 7

      Die zweite Folge von "Sherlock" weiß wieder die faszinierende Neuzeitinterpretation des berühmten Ermittlerduos zu nutzen, welche dem Zuschauer diesmal seltsame, mit einer bestimmten Farbe gepinselten Symbolen an verschiedenen Orten präsentiert, die daraus resultierend so manchen das Zeitliche segnen lassen und erneut die smarten Deduktionskünste von Holmes erfordern. Nachdem die Pilotfolge meisterlich die beiden Hauptcharaktere in Person von Benedict Cumberbatch sowie Martin Freeman eingeführt hat, ohne dabei die Balance aus reiner Ermittlungsphase und zwischenmenschlichen Momenten aus den Augen zu lassen, kann sich "Der blinde Banker" bis auf die Ausnahme, dass man auch weibliche Bekanntschaft macht, voll und ganz dem Fall widmen. Dieser ist zwar auch ganz interessant und unterhaltsam, erreicht allerdings nicht die Klasse der Vorgängerepisode, was sich in den nicht ganz aufgehenden Spannungsmomenten zeigt, besonders am Ende. Trotzdem hebt sich der Fall mit dessen Ingredienzen noch immer weit vom bekannten Krimi-Einerlei wohltuend ab und macht auch weiterhin große Lust, den beiden in ihrem Ermittlungsdrang beizuwohnen.

      4
      • 6

        Zu Vincenzo Natalis Filmen habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Auf der einen Seite versprühen diese eine ungemeine Originalität (siehe "Cube" oder "Cypher"), auf der anderen schaffte es noch keiner, mich ausgehend einer meist sehr verheißungsvollen Prämisse schlussendlich wirklich zu überzeugen. Ähnlich gestaltet sich auch "Splice", der in diesem Fall die Themen Genmanipulation, Familienglück und vermeintlich perverse Fantasien in einen Topf wirft. Ausgehend der interessanten Überlegung einer Aufzucht dieses seltsamen Tier-Mensch-Wesens gestaltet sich der Film - anders, wie es vielleicht das Marketing es weißmachen will - weniger als Horrorfilm, sondern die meiste Zeit viel mehr als ein höchst ungewöhnliches Familiendrama. Soweit, bis im Finale doch wieder die üblichen Genrekonventionen des vermeintlichen Tierhorrors greifen und der Film schließlich mit eine fast schon symbolischen Schlussszene enden lässt. Dies wiederum macht "Splice" zu einem reizvollen, aber auch etwas unausgegorenen Erlebnis, bei dem die beiden Hauptdarsteller Sarah Polley und Adrian Brody mit ihren manchmal schwer nachvollziehenen Taten insgesamt wenig Identifikationspotenzial besitzen. Die Spezialeffekte, soviel sei noch betont, wurden erstaunlich gut umgesetzt für so einen relativ kleinen Film. Jedoch wirkt das Gesamtkontrukt mit all seinen Eigenheiten so, dass "Splice" mein erwähntes Problem mit Natalis Werken nicht wirklich beheben kann.

        4
        • 7 .5
          filmschauer 29.07.2011, 18:42 Geändert 07.05.2015, 17:54

          Knie nieder und friss Staub! Welch ein schöner deutscher Titel für einen dreckigen Italowestern, muss ich sagen. Aldo Florios Film, dem gerne nachgesagt wird, sich als eine Ehrwürdigung für Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar" verstehen zu wollen, bietet viele Elemente auf, die das Subgenre so liebenswert machen. Nur schade, dass der Film so unbekannt zu sein scheint - zu unrecht, wenn ihn sich angeschaut hat. Zwar ist es auch hier quasi ein wortkarger Fremder, der im Laufe der Geschichte in cleverer Manier verschiedene Bandenmitglieder ausspielen will, doch weiß der Film mit dieser Prämisse einiges damit anzufangen, was den Plot um einiges reizvoller und ausgefallener macht als viele andere Italowestern dieser Art. Neben bekannteren Einfällen wie eben dem talentierten Pistolero, dessen Lebensversicherung die schnelle Kugel ist, geht es in diesem Fall auch um Themen wie Unterdrückung, sei es körperliche oder sexuelle Gewalt, sowie auch exemplarisch dem Freiheitsbegriff, mit dem der Protagonist selbst eindringlich kokettiert. Dieser wird von Fabio Testi sympathisch und natürlich auch ziemlich ansehnlich präsentiert. Auf der anderen Seite muss explizit Eduardo Fajardo als der maßgebliche Gegenspieler Redfield gelobt werden, dessen kriminelle Energie, bei der er sich oftmals sogar nicht zu schade ist, sie selbst auszuführen, großartig in Form von Gestik und Mimik aufzeigt. Aber auch die restliche Crew bereichert den Film, sei es Charo Lopez als unterdrückte Liebesgemahlin der Bande oder José Calvo als wichtiges Bindeglied zu Testis Figur und den Arbeitern. Die Geschichte an sich wird zwar zuerst ziemlich mysteriös begonnen, die entscheidenen Hintergründe für die Motivationen der Figuren erscheinen aber erst deutlicher, wenn später spezielle Rückblenden vorgeführt werden. Ein gut funktionierendes Stilmittel, was neben schön fotografierten Szenen (u.a. der Showdown) und einer äußerst hörenswerten Bruno-Nicolai-Musik "Knie nieder und friss Staub" in der Summe zu einem absolut sehenswerten Italowestern der etwas späteren Phase (1971) macht.

          7
          • Schön, schön. Das sieht doch gleich mal wesentlich freundlicher aus da oben. :)
            Tolle Updates, besonders die Einsicht der Bewertungen aller Freunde ist von vielen ein lang herbeigewünschtes Feature. Zwar funktionieren dort die Direktlinks, falls jemand einen Filmkommentar geschrieben hat, weiterhin nicht, sobald dieser nicht mehr auf der allerersten Kritik-Seite platziert ist. Aber das scheint ein generelles Strukturproblem zu sein, was sich wohl nicht so leicht lösen lässt.

            4
            • 6 .5
              über Yukon

              "Based on a true story" heißt es zu Beginn von "Yukon". Eine Geschichte über einen Mann namens Albert Johnson, der im verschneiten Kanada tagelang vor der zahlenmäßig überlegenen Mounties (kanadische Polizei) durch die Berge flüchtete und damit wohl einen inoffiziellen Rekord im winterlichen Survival-Training aufstellen könnte, ist offensichtlich prädestiniert für einen Hollywood-Streifen. Peter Hunts Version greift dabei allerdings zu größeren Veränderungen in Bezug auf die historischen Begebenheiten, um den Plot dramatischer und schlussendlich auch heroischer wirken zu lassen. Schon allein die Besetzung deutet darauf, wie der Film einzuordnen ist. Mit Charles Bronson als eben jenen Johnson bekommen wir den stillen, robusten und gnadenlosen Widerstandskämpfer zu sehen, der durch diese Rolle schon etwas an seine Selbstjustizfilme aus den 70er Jahren erinnert. Auf der anderen Seite Altstar Lee Marvin, der die hungrige Meute anzuführen hat. Genau diese Personen dahinter sind ein ziemlicher Schwachpunkt des Films, da sie allesamt durch stereotype Charakterzeichnungen unangenehm auffallen und ziemlich vorhersehbar als Kanonenfutter dienen müssen. Die Gegenüberstellung zwischen Bronson und Marvin ist hingegen eindeutig interessanter, da sie dem Zuschauer die Wahl lässt, wie man genau zu ihnen steht. Die obligatorische Einordnung in Sympath oder Unsympath fällt weitaus weniger leicht als in vergleichbaren Filmen. Darüber hinaus wirkt der Film jedoch eher wie ein einfach zu konsumierender Actionfilm denn tiefergehende Charakterstudie. So bleibt diese Johnson-Figur genau so in Erinnerung, wie man sie auch gleich zu Beginn eingeschätzt hat: als unnahbar und geheimnisvoll.

              5
              • 8 .5

                Die Erwartung war hoch und die Vorfreude spürbar, was ich eher selten bei Serien hege, wo es sich zudem in diesem Fall 'nur' um eine weitere Variante von Arthur Conan Doyles Sherlock-Holmes-Geschichten handelt, an dem sich bekanntlich schon etliche Male versucht worden war. Zudem war noch die Enttäuschung über Guy Ritchies Versuch, Holmes 'modern' aussehen zu lassen, im Hinterkopf vorhanden. Aber schon die erste Folge der BBC-Serie "Sherlock" hat mich zeitweise begeistern können. Obwohl man denken könnte, eine solche Transformation in das aktuelle London würde schwierig werden, macht es "Ein Fall von Pink" dem Zuschauer leicht, dieses Umfeld und natürlich die wiedererkennbaren und dennoch eigenständigen Charaktere des Holmes-Universums anzunehmen. Wie aus einem Guss greift der nicht uninteressante Krimi-Plot über eine seltsame Serie von Selbstmorden mit der notwendigen Exposition Hand in Hand. Der durchdachte Einsatz von Mobiltelefonen, Navigatonsgeräten und Computer unterstützen die Prämisse, sich von etwaigen nostalgischen Elementen loslösen zu können, ganz ohne Selbstzweck. Es hat nicht lange gedauert, bis man Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes und Martin Freeman in der Zuschauerrolle des Dr. Watson in sein Herz geschlossen hat. Punktgenau sind die Dialoge zwischen den beiden geschrieben, welche vor Biss und Ironie nur so sprudeln, dass man mehr zu lachen hat, als einem lieb ist, ohne gleich ins Komödienfach abzudriften. Man erliegt nie der Gefahr, die eigentliche Handlung außer Acht zu lassen. Diese erfährt bei der schlussendlichen Konfrontation mit dem Drahtzieher einen nicht erwarteten Spannungshöhepunkt, wie man ihn nur selten erlebt. Bravo, diese Frischzellenkur hätte man kaum besser umsetzen können.

                9
                • 4

                  Die Luft ist raus, dachte man schon nach dem dritten "Shrek"-Film. Bei den DreamWorks-Machern ließ man sich trotz alledem nicht lumpen, noch einen vierten Teil hinterherzuschieben, danach sei endlich Schluss (mit dem Kuhmelken). Eine klitzekleine Hoffnung war da, vielleicht würde man sich ja doch noch mal auf die wahren Stärken der Geschichten über diesen eigenwilligen Oger besinnen. Weit gefehlt, denn auch der vierte Teil weiß so gut wie nichts dem Shrek-Universum abzugewinnen. Kein wirklicher Schwung, keine interessanten Neuzugänge bei den Charakteren, wenig Witz und kein Vergleich zu den ironischen Spitzen, die den Erstling einst noch zu einer lohnenswerten Alternative in der Welt der Animationsfilme gemacht hatte. Der bemühte Parallelwelt-Plot mit dem Rumpelstilzchen als Antagonisten ist da beinahe ein Hilfeschrei der Drehbuchautoren, um aus dem ausgedürrten Potenzial der Rahmenhandlung irgendwie etwas Nennenswertes zu kreieren. Wenn Shrek selbst von den Figürchen schon eine Midlife-Crisis bekommt, wie muss man sich erst als Zuschauer dabei fühlen? Nun gut, endlich ist Schluss mit Shrek, Esel & Co. und zumindest machten die ersten beiden Teile der Franchise einigermaßen Spaß. Dass DreamWorks es besser kann, zeigte sich unlängst daran, dass bei einem selbst unternommenen Double Feature direkt nach dem langweiligen "Für immer Shrek" "Drachenzähmen leicht gemacht" anstand. Der Gewinner des Abends war in diesem Fall überraschend eindeutig...

                  1
                  • "Screen!" jetzt auch als Podcast anzubieten, gibt schonmal einen Daumen hoch. Dann mal viel Erfolg beim Erstürmen der berüchtigen iTunes-Charts. :)

                    • 8

                      Da DreamWorks entweder mit (nur) ganz netten Animationsideen oder mit einem ziemlich unnötigen Fortsetzungswahn bei mir abgespeichert ist, hab ich auch von "Drachenzähmen leicht gemacht" nicht allzu viel erwartet. Gut, mancherorts gab es ziemlich positive Stimmen zu hören, doch konnte ich nicht glauben, dass mich dieses Thema ansprechen würde. Weit gefehlt, kann man da nur sagen. Es hat nicht wirklich lang gedauert, bis auch ich von dem widrigen Zusammenleben zwischen dem urigen Wikingervolk und den unterschiedlichsten Drachenwesen fasziniert war. Die dazu eingeflochtene Coming-of-Age-Geschichte bringt mit seinen leicht ironischen Untertönen ungemein Schwung in das Geschehen, doch auch auf der Gefühlsebene weiß die einzigartige Freundschaft zwischen Mensch und Tier zu überzeugen; für jeden Haustierbesitzer wahrscheinlich ein Fest. Eine sehr ideenreiche und unterhaltsame Angelegenheit, die besonders in den ersten zwei Dritteln des Films überraschen kann, bevor er sich ein wenig den bekannteren Konventionen beugen muss, was das Regieduo (Chris Sanders und Dean DeBlois) allerdings routiniert zu einem ganz und gar versöhnlichen Ende bringt. Einen großen Anteil am Gelingen muss auch der gelungenen Musik von John Powell attestiert werden, die besonders in den actionreicheren Szenen für sehr stimmungsvolle Momente sorgen kann. Geht doch, DreamWorks, möchte man da doch sagen. Bleibt zu hoffen, dass diesem Stoff, der fast logisch für deren Geschäftspolitik auch mit einem längst bestätigten Sequel 'beglückt' wurde, nicht genauso den Bach hinuntergeht wie manch anderes Franchise. Bis es soweit ist, nimmt "Drachenzähmen leicht gemacht" vorerst einen der vordersten Plätze in meinem DreamWorks-Ranking ein.

                      3
                      • 7

                        Schon bei den ersten Minuten von Carlo Lizzanis "Eine Flut von Dollars", wenn zwei flüchtende Soldaten der Südstaaten samt Kutsche und Kriegskasse einen auf den ersten Blick neckischen Plan ausbrüten, denkt man eher an einen klassischeren US-Western als an einen Western all'italiana. Eigentlich kein so gutes Zeichen, denn meistens gehen diese sogenannten Nachahmerfilme mehr schief als dass sie diesem Subgenre mit seinen Erwartungen 'gerecht' werden, was sich bei den frühen Vertretern Mitte der 60er Jahre oftmals erwiesen hat. Doch dieser Film schafft überraschend die Balance, aus, grob gesagt, beiden Richtungen den richtigen, stimmigen Mix zu kreieren. Da darf auch mal ein Kinderdarsteller etwas zum Geschehen beitragen, was sonst bei den Italowestern doch eher selten anzutreffen ist. Dass die Seiten von Gut und Böse durch die Figurenzeichnungen klar abgesteckt sind, ist nicht zuletzt durch die Besetzung offensichtlich. Die Atmosphäre ist vergleichsweise positiver Natur (auch beeinflusst durch Ennio Morricones Musik), wenn der Hauptcharakter Brewster (überzeugt: Thomas Hunter) versucht, sich wieder in der Gesellschaft zu rehabilitieren. Vielleicht fehlt an diesen Stellen zur Mitte des Films dem Plot etwas an Stringenz. Sobald es jedoch zur Konfrontation mit Brewster kommt und der Racheaspekt noch mehr zum Tragen kommt, nimmt die Geschichte wieder stark an Fahrt auf. Was den Film aber zusätzlich bereichern kann, sind die Nebenfiguren wie Colonel Getz (routiniert: Dan Duryea) oder Garcia Mendez (Henry Silva mit kultverdächtiger Lache), die neben ihrer unvergesslichen Präsenz auch für die Geschichte selbst relevant sind. Hinzu kommen nicht gerade zimperliche Gewaltszenen, was zusätzlich für den erwähnten Mix sprechen kann. "Eine Flut von Dollars" ist demnach vielleicht nicht der idealtypische Italowestern; wer allerdings damit leben kann, wenn auch ureigene US-amerikanische Komponenten auftauchen, sollte mal einen Blick wagen. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß.

                        7
                        • 7

                          Tim Burtons halbstündige Frankenstein-Hommage von 1984 besitzt schon diesen 'Flair', welchen man bei den vielen Werken des Regisseurs kennt und schätzt. Eine interessante Verbindung zwischen Horror und Komödie, zwischen Erwachsensein und Kindheit, zwischen Traum und Wirklichkeit. "Frankenweenie" schlägt in manchem Detail dabei schon den Bogen zu seinem sechs Jahre späteren "Edward mit den Scherenhänden" und macht auch in seiner liebevollen Umsetzung mit Schwarz-Weiß-Bildern und altmodischen Effektszenen einiges her, welche trotz oder gerade wegen der Kenntnis der bekannten Vorlage für die Kürze der Zeit sehr gut unterhält. Ob der für 2012 erwartete große "Frankenweenie", diesmal in der Puppenversion, den Kurzfilm in dieser Beziehung toppen kann, bleibt abzuwarten. Die kleine Portion an Skepsis muss Burton mir erst noch nehmen.

                          10
                          • 8

                            Den Pinky-Violence-Vertreter "Sasori - Scorpion" nur als gelungenen Genre-Film zu bezeichnen, wird der Sache fast nicht mehr gerecht. Knastfilm meets Exploitation meets Softcore trifft genauso zu wie die inspirierende Visualisierung und Erzählstruktur einer kompromisslosen und in der Darstellung tabulosen Rachestory einer Frau. Sasori-Darstellerin Meiko Kaji zeigt ein begnadete physische Leistung und kreiert in dieser ansonsten schweigsamen Rächerin eine der prägenden Filmfiguren des japanischen Kinos. Was auf der einen Seite durch die brutale Gefängnisszenerie samt Erniedrigungen und Bestrafungen manchmal schon beim Zuschauen wehtut, unterhält und überzeugt auf der anderen Seite der künstlerische Aspekt, den der Regisseur Shun’ya Itō in seinem Debütwerk aus der Prämisse herausholen kann. Nicht zuletzt ist es der von der Hauptdarstellerin selbst gesungene Titelsong namens "Urami Bushi" (bekannt auch aus dem "Kill Bill"-Soundtrack), der wie der ganze Film mit seinen verstörenden, leicht surrealen Bildern der Gewalt, die zudem noch teilweise eine absurde Komik beinhalten, eine beeindruckende Wirkung hat und sich zu einem ansonsten sehr inflationär gebräuchlichen Wort zusammenfassen lässt: Kult!

                            4
                            • Kurz in Stichworten:
                              -Gästebuch: War überfällig, sehr gut.
                              -eMail-Benachrichtigung: Eigentlich überflüssig, wofür gibt es den RSS-Feed, denn so viele Artikel sind ja nun auch wieder nicht (Headline lesen reicht, wenn es nicht weiter interessiert). Das Häkchen mal gleich entfernt.
                              -Cast & Crew: Eine gute Idee, da man sofort auch die Rollennamen sieht. Allerdings gibt es dadurch wie beschrieben eine Dopplung, weil der Cast weiter oben ja auch schon einmal aufgeführt wird. Zumindest dies sollte man entfernen und es nur bei Regisseur/Autor/Produzent/Genre belassen (die FSK-Freigabe wäre noch nützlich). Also Crew oben, Cast unten mit den Fotos, das wäre perfekt.
                              -Trailerquiz-Wegfall: Wirkte sowieso schon ziemlich überholt.

                              • Eine tolle Nachricht, da freut sich mein Italowestern-Herz!

                                2
                                • 4 .5

                                  Gegen die Aussage "Der Western ist eh tot" versuche ich ja mit allen Mitteln anzukämpfen und sehe dabei jede neu daherkommende Produktion, die - salopp gesagt - von Cowboys und Indianern handelt, prinzipiell in freudiger Erwartung entgegen mit der Hoffnung auf eine künstlerisch wie ökonomisch tragfähige Rennaissance des Genres. Der Satz ist eigentlich auch nicht so neu, sondern schimmert schon seit Jahrzehnten durch. Wenn man nun den mit einer Edelbesetzung und großen Setpieces unterstützten "Silverado" als einen der wenigen überhaupt erinnerungswürdigen Vertreter aus den 80er Jahren hernimmt, müsste man die Aussage sogar unterschreiben. Die besagten Zutaten könnten normalerweise keinen schlechten Western zulassen, von dem Hollywood-Budget hätte bspw. jeder Italowestern-Regisseur (außer Leone vielleicht) nichtmal zu träumen gewagt. Zwei Mal habe ich mir Lawrence Kasdans Film mit besten Absichten angeschaut (in einem Abstand von zwei Jahren), beide Male wurde ich enttäuscht bzw. bestätigt. Kevin Kline, Scott Glenn, Kevin Costner, Danny Glover, John Cleese, Jeff Goldblum oder Brian Dennehy sind sicherlich eine namhafte Besetzung, leider fehlt die Chemie und der Esprit, die Szenerie zum Leben zu erwecken, so schön die Kamera die Bilder auch einfängt. Ein Ensemble, das nicht zusammen zu passen scheint, und zudem in Person von Costner mit seiner übertont flippigen Art ganz schön an den Nerven zehrt. Das Drehbuch wirkt ideenlos, und wenn werden meist konventionelle Plotmuster bedient, was in einem vorhersehbaren und viel zu gedehnten Finale inklusive lahmen Showdown seinen traurigen Höhepunkt findet. Mit Dennehy wird zwar der prädestinierte Antagonist aufgeboten, die Ausgangslage kommt allerdings nicht über gute Ansätze hinweg. "Silverado" hat mich zweimal mehr als kalt gelassen und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich anhand dessen wirklich die Aussage zu Beginn bestätigen müssen.

                                  4
                                  • 7 .5

                                    Wer tendenziell zu Höhenangst neigt, sollte sich vor Henri Verneuils "Angst über der Stadt" hüten. Die gezeigten Szenen auf den Dächern von Paris hierbei als waghalsig zu bezeichnen, wäre fast noch untertrieben und dabei sind die nicht einmal die einzigen dieser Art. Die Verfolgungskünste des Kommissars Jean Le Tellier (Jean-Paul Belmondo) quer durch Frankreichs Metropole sind ziemlich beeindruckend und aufgrund mancher Absurdität ungemein unterhaltsam. So muss Actionkino aussehen! Dass Le Tellier eigentlich zwei Tätern auf der Spur ist, macht die Sache zwar inhaltlich nicht allzu diffizil (weniger ein klassischer Krimi), doch so funktionell, dass die Abwechslung zwischen Dialog und Action wunderbar stimmig wirkt. Belmondo ist auch neben den Stuntszenen gut aufgelegt und gibt den nicht fehlerlosen, aber doch grundsympathischen Helden in dieser Geschichte. Auch sind die Impressionen sehr einprägsam und geben zusammen mit den Klängen eines Ennio Morricone ein wunderbares zeitgenössisches 70er-Jahre-Bild dieser Stadt ab. Der Film ist übrigens mein Erster der Combo Henri Verneuil/Jean-Paul Belmondo und ich habe dabei sprichwörtlich Blut geleckt nach weiteren Werken der beiden. Und für Paris-Liebhaber ist "Angst über der Stadt" sowieso Pflichtprogramm.

                                    4
                                    • 6

                                      Alternder Musiker, nachlassender Erfolg, Alkoholismus und eine vernachlässigte Familie: Die Elemente, die sich "Crazy Heart" für seine Geschichte hernimmt, sind wahrlich nicht neu und bei der Filmankündigung fast schon so erwartbar. Entscheidend für solche kathartisch angehauchten Filmplots ist vielmehr die richtige Mixtur. Trotz eines Starschauspielers in Person von Jeff Bridges als Bad Blake bleibt der intime Einblick in einen gescheiterten Mann allerdings seltsam unentschlossen, was im Besonderen die Auseinandersetzung mit dem Status der Countrymusik an sich betrifft. Dabei wirken die Geschehnisse über das Geschäft und dessen Philosophie sowie den Einflüssen Blake gegenüber doch klischeebeladener als erwartet, was zu Ungunsten der Emotionalität geht, die der Hintergrund dieses Dramas vielleicht mit sich gebracht hätte. Es plätschert leider die meiste Zeit lang vor sich her, bevor es durch so manchen erzählerisch dichteren Moment abwechslungsreicher und interessanter wird, besonders wenn die Liebesbeziehung zu der Lokaljournalistin, angenehm gespielt durch Maggie Gyllenhaal, intensiviert werden soll. Die Grundkonstellation erinnert, obwohl ein anderes Sujet, sehr an Darren Aronofskys "The Wrestler", der im Vergleich weitaus mitreißender und intensiver wirken konnte. "Crazy Heart" ist da "nur" nette Melodramatik mit gelungenen Countryklängen für zwischendurch, jedoch ohne die große Nachwirkung. Den hierfür verliehenden Best-Actor-Oscar für Bridges' ordentliche, doch keineswegs herausragende Performance interpretiere ich da eher für sein schauspielerisches Gesamtwerk, das allerdings diese Auszeichnung mehr als verdient hat.

                                      2
                                      • 7

                                        Der eher im TV-Bereich beheimatete Regisseur Don Medford inszenierte mit "Leise weht der Wind des Todes" einen sehr harten und schonungslosen Western, der aus einer ziemlich simplen und klaren Prämisse einiges herausholen kann. Gene Hackman spielt den wenig liebenswürdigen und harschen Brandt Ruger, der eigentlich ein schwieriges Verhältnis zu seiner Frau Melissa hat, was sich schon in einer höchst ungewöhnlichen Parallelmontage zu Beginn verdeutlicht. Als er während der Fahrt zu seiner Jagd mit Freunden die Nachricht erhält, dass die Gattin von einer Bande entführt wurde, wird der Fokus nur neu anvisiert. Die Jagd wird nicht abgebrochen, sie wird gar erst eröffnet. Auf der anderen Seite erlebt Melissa irgendwann das erste Mal seit langem glücklichere Tage, doch das macht die Angelegenheit nur noch eindeutiger für Brandt. Hackman verstand es immer gut in seiner Karriere, bösartige Charaktere glaubhaft darzustellen, so auch hier. Nach einer gewissen Zeit ist man selbst genauso auf der Hut wie Melissa und ihre unfreiwilligen Bekanntschaften (u.a. Oliver Reed). Die Morde werden zu einer Droge, wie man es selten bei einem Western gesehen hat. Da ist der Originaltitel "The Hunting Party" fast schon zweideutig zu verstehen. Ein unbequemer, manchmal gar grausamer, aber auch lohnenswerter Film.

                                        4
                                        • 6

                                          Der deutsche Titel lässt es schon erahnen: Hier haben wir es wieder mit einem inoffiziellen Django-Ableger zu tun. Zumindest rein äußerlich kann Ferdinando Baldis "Django und die Bande der Gehenkten" sich mit dem Corbucci-Klassiker messen lassen, was in diesem Fall besonders die Rolle des Protagonisten betrifft. Terence Hill, der mit dem Film noch ohne seinem späteren Dauerpartner Bud Spencer einen der selteren Solo-Auftritte im Genre gibt, sieht in manchen Szenen mit voller Montur wirklich der durch Franco Nero verkörperten Django-Figur zum Verwechseln ähnlich. Inhaltlich sind allerdings Abstriche zum Vorbild zu machen. Die Geschichte bietet zwar ordentliche Westernunterhaltung inklusive manch relativ härteren Szene (Django bzw. Joe ist schließlich ja Henker von Beruf), allerdings wirkt der Film relativ arm an erinnerungswürdigen Höhepunkten. Die Ausnahme bildet eine offensichtliche, aber gelungene Reminiszenz an den originalen "Django"-Film, obwohl ist es wahrlich nicht schwierig ist zu erraten, welches Element dabei aufgegriffen würde.

                                          Neben Hill kann Horst Frank am meisten glänzen, der mit seiner Rolle als fieser und skrupelloser Machtmensch auf dem Weg in die hohe Politik die Handlung noch am weitesten entfalten lässt und zudem sowas wie eine Message überbringt. Die restliche Hauptbesetzung reicht von ganz nett (George Eastman) bis blass (Barbara Simon). Auf inszenatorischer Seite sticht der launige Score von Gianfranco Reverberi heraus, der eindeutig zu den Glanzpunkten des Filmes gehören (Anspieltipp: "Nel cimitero di Tucson"). Baldi-Kumpane Enzo Barboni liefert hingegen als Mann hinter der Kamera zwar keine sonderlich erwähnenswerte Spitzenarbeit ab, dafür aber gute Routine. Ungefähr so ist leider auch der Gesamteindruck. Trotz der engeren Verbindungen bei "Django und die Bande der Gehenkten" (gleicher Kameramann, Hill als Nero-Verschnitt) gibt es unter den vielen Italowestern, die ebenfalls den berüchtigten Westernantihelden im Namen tragen, vereinzelt Überzeugenderes vom Fach.

                                          7
                                          • 6

                                            Bei "Kapitän Nemo" handelt es sich um eine zum größten Teil gemütlich anzuschauende Fantasiegeschichte in loser Anlehnung an den Jules-Verne-Klassiker "20.000 Meilen unter dem Meer". Gezeigt wird eine alternative Unterwasserwelt, die abgekapselt vom Rest der Menschheit ein harmoniebedürftiges Leben fernab eines kapitalistischem Systems und zerstörerischem Kriegstreibens führt. Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden, denn wenn man erstmal dort ist, ist ein Fortgang nach oben höchst unerwünscht, so die hartnäckige Sicht des Kapitäns. Nicht uninteressant ist da die Frage nach der eigenen Lebensphilosophie, die der Film mit der unheitlichen Verhaltensweise seiner Figuren veranschaulicht. Mit Robert Ryan als Nemo sowie Chuck Connors als Anführer der neuen "Gäste" sind besonders die Hauptrollen gut besetzt, deren langsam aufziehender Grundsatzkonflikt einen der interessanteren Reizpunkte bietet. Ansonsten ist das alles eine sehr gemächliche Kost, das aber mit liebevoll gestalteten Sets voller Goldverzierungen einen schönen altmodischen Eindruck hinterlässt. Ein Film für den verregneten Samstagnachmittag.

                                            5
                                            • 1. "C'era una volta il West" ist meine Numero Uno.
                                              2. Den Begriff 'Spaghetti Western' finde ich seit jeher schrecklich und vermeide diesen komplett (dann lieber 'Italowestern').
                                              3. Für Internet-Verhältnisse ist das Video schon uralt und ich selbst kenne das schon seit langem (sein Channel beinhaltet noch weitere schöne Videos). Aber auch im Hinblick auf u.a. die "News" über einen Hobbit-Fan-Trailer am heutigen Tag fällt auf: Das Sommerloch scheint endgültig bei der moviepilot-Redaktion angekommen...

                                              • Schade, dass ihr diese Asylum-Leute interviewt (die eigentlich keine Plattform verdienen) und nicht den wahren Trash-König Roger Corman, der letzte Woche beim Filmfest München war.

                                                3
                                                • 4
                                                  über Salt

                                                  "Salt" wirkt trotz seiner bewegenden Produktionsgeschichte - die Hauptrolle sollte ja mal ein gewisser Tom Cruise übernehmen - wie ein angestrengter Videobeweis, dass Angelina Jolie ihre weniger grazile Performance á la Tomb Raider noch immer inne hat (den drei Jahre alten "Wanted" lasse ich mal außen vor). Groß sind die Nahkampfszenen, groß ist das Actionbrimborium auf der Straße, doch genauso groß ist der haarsträubende Plot voller Drehbuchwendungen, der das Ganze zudem zu einem lauwarmen Aufguss längst überholter Poltikschwerpunkte werden lässt. Dieser Film von Phillip Noyce ist wie ein Anachronismus, wenn wieder der kalte Krieg, die Geschichte mit den Doppelagenten sowie der ewig dämmernden Furcht vor dem Atomkrieg in einen Topf geworfen werden, was es schon in einer Vielzahl von früheren Filmen zu sehen gab, wie z.B. in den Tom-Clancy-Filmen vom gleichen Regisseur. Doch selbst wenn man das mal beiseite lässt, macht es "Salt" einem nicht leicht, wirklich Zugang in die Geschichte zu finden. Es bieten sich wenig bis keine emotionale Bezugspunkte an, was einerseits an den oberflächlichen Figurenzeichnungen liegt, aber andererseits auch davon abhängt, wie sehr man Jolie ihre Rolle abnimmt. Mitreißende Spannungsmomente, wie man sie vielleicht erwarten würde, fehlen jedenfalls, sodass die zweite Hälfte statt eines Mitfieberns mit überaus reißerischen Plotpoints mehr zu einem Kampf mit der eigenen Müdigkeit wird. Fast hätte ich ihn verloren.

                                                  7
                                                  • 7

                                                    Manchmal kann auch nur das gesprochene Wort schon Angst einflößen. Bruce McDonalds Horrorbeitrag "Pontypool" ist einer der Kandidaten, welche man sich doch so gerne wünscht in diesem Genre. Ein irgendwie origineller Film, der mit begrenzten Mitteln einiges herausholen kann. Die Idee hinter der Gefahr, die hier aufgrund ihres schrägen Charakters nicht verraten werden soll, produziert auf eine Art ein Kopfkino, was man in der Form selten serviert bekommt. Die meiste Zeit befindet man sich nur auf der Radiostation und leidet genau am Informationsdefizit wie die Beteiligten. Die vermittelte Gruselatmosphäre und die aufkommende Spannung, die die Arbeitsroutine eines Senderteams immer mehr beiseite schiebt, machen "Pontypool" trotz kleinerer Längen zu einem lohnenswerten Schmankerl aus Kanada.

                                                    5