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Alle Kommentare von filmschauer
Mit "Alice im Wunderland" habe ich bezeichnenderweise nur einen Film von dieser Liste in 3D gesehen, beim Rest war es mir das Geld einfach nicht wert, obwohl ich der Technik nicht mal unaufgeschlossen bin (2D-Ausnahme: Toy Story 3).
Es ist Disney hoch anzurechnen, in Zeiten von 3D und Computeranimationen mal gegen den Trend zu schwimmen und sich auf den als 'old school' abgestempelten klassischen Zeichentrick zurückzubesinnen, eine trotz allem in der Studiohistorie fest verankerte Stärke. Mit "Küss den Frosch" ist es formal auch gelungen, die Figurenzeichnungen oder die Landschaften der US-amerikanischen Südstaaten wissen zu gefallen und auch die musikalischen Einlagen bringen die Jazz-Stimmung gut rüber. Dennoch ist zu bemerken, dass man in vielen Punkten zu sehr auf Nummer sicher gegangen ist. Angelegt als ein zeitweises Musical, ist die Froschkönigsgeschichte im Zusammenhang mit Tianas Restauranttraumes besonders in der zweiten Hälfte etwas zu überraschungsarm und letztendlich zu phantasielos geraten. Tragisch ist es dann auch, wenn die berüchtigten Side-Kicks dieses Mal nur wenig aus der erzählerischen Patsche helfen können (besonders dieser Alligator Louis). Es fehlt leider das gewisse Etwas bzw. ein wenig der eigene Stil, der den nunmehr 49. Disney-Film hätte auszeichnen und ihm so in höhere Sphären verhelfen würde, weswegen man nur von einem grundsoliden Zeichentrickfilm sprechen kann. Dennoch hoffe ich, dass Disneys Schritt zurück ans Zeichenbrett keine einmalige Sache war. Gute und ideenreiche Geschichten kann man sowohl früher wie auch heute noch in dieser Form erzählen.
Joseph Gordon-Levitt ist ein großes Talent, den man wirklich auf dem Zettel haben sollte. Johnny Depp hingegen war dieses Jahr alles andere als top, die letzte wirklich überzeugende Rolle war imho Sweeney Todd, und das ist ja nun auch schon ein Weilchen her.
Selten wird dem geneigten Zuschauer von romantischen Komödien gezeigt, was nach der obligatorischen Zusammenkunft passiert. Mit Recht, wie man im Keinohrhasen-Epilog namens "Zweiohrküken" mustergültig beobachten kann. Ohne erkennbare Sinnhaftigkeit plätschert der Film geschlagene zwei Stunden lang im Trüben von Nichtproblemen eines langweiligen Pärchens, wieder einmal angereichert mit allerlei Oberflächlichkeiten und anrüchigen Erotikeinlagen, die mehr peinlich als gewitzt geraten sind. Den Nervfaktor deutlich höher schießen lässt dann besonders, dass jeglicher Funke von Alibi-Gefühlsausbrüchen der Charaktere durch einen neuerlichen Popsong in unangenehmer Aufdringlichkeit begleitet wird, damit es auch der letzte kapiert. Ein letztlich müder Aufguss und verzweifelter Versuch, aus dem annehmbaren Vorgänger weiteren Profit rauszuschlagen. Und was in aller Welt macht eigentlich Schweighöfer in diesem Film?
Juhu, "True Grit" zeigt also, dass Western per se kein Kassengift heutzutage sein muss! Die Disney-Leute hingegen müssen enttäuscht über "Tron Legacy" sein. Wenn man besonders die enorme Marketing-Maschinerie heranzieht, wird man bestimmt mehr erwartet haben.
Ich war wirklich spektisch. Pixar, die zuvor mit "Ratatouille", "WALL-E" oder (mit leichten Abstrichen) "Oben" den Sockel als kreativer Vorreiter herausragender Werke der trendigen Computeranimation weiter festigen konnte, kündigte für 2010 das zweite Sequel zu ihrem Ursprungsthema an, der beliebten Toy Story. Wenn man sich zurückbesinnt, unter welchen widrigen Umständen einst "Toy Story 2" zustande gekommen ist, fragte man sich schon, welche Motivation hinter einer weiteren Fortsetzung steht, wo man doch auch gut eine komplett neue Geschichte hätte erzählen können (bspw. das wieder in der Schublade versteckte "Newt"-Projekt) und zudem als Studio mehr künstlerische Autonomie und Mannsstärke besitzen müsste als 1999?
Doch nach zwei Sichtungen des Films kann ich ruhigen Gewissens sagen: Die etwaige Zweifel über den vermeintlichen Sequel-Cashcow-Ansatz sind unangebracht. Die Leute von Pixar bleiben dem hohen Qualitätsanspruch treu und schaffen einen wunderbaren Film, der selbst als alleinstehendes Werk absolut überzeugen kann, dabei aber auch als angemessener Abschluss der Reihe fungiert. Es lässt sich durch die Erlebnisse von Woody, Buzz und Co. in einer Kindertagesstätte ein wohlgefülltes Potpourri von unterschiedlichsten Genreverweisen wiederfinden, seien es Abenteuer-, Coming-of-Age-, Escape- oder sogar Mafiaelemente. Diese Ansammlung an Puzzleteilchen fügt sich in überragender Art zusammen und lässt trotz der Tatsache, dass es eigentlich nur um Spielzeugfiguren handelt, jede Art von Gefühlsregung aufkommen. Schon das furiose Western-Intro lässt erahnen, dass das Thema Toy Story noch nicht ausgeschöpft ist. Wer als Kind selbst mit den Vorgänger-Filmen aufgewachsen ist, wird wahrscheinlich ähnlich wie Andy eine besondere Beziehung zu den liebeswerten Charakteren pflegen. Dass sich die Macher um Lee Unkrich dabei einiges trauen, sieht man besonders im letzten Drittel. Für einen vermeintlichen Familienfilm reizen sie so manche imaginäre Grenze ungewohnt weit aus, was der Dramatik nur zugute kommen kann. Tricktechnisch mit einem gewaltigen Update zu der Toy-Story-Welt ausgestattet, gelingt es zudem, die künstlerische Integrität zu Teil 1 & 2 zu bewahren.
"Toy Story 3" ist mit seiner spannenden, enorm vielfältigen, manchmal nachdenklichen und zu jeder Zeit unterhaltsamen Geschichte seinen zweifellos sehr guten Vorgänger sogar etwas überlegen. Pixar versteht eben sein Handwerk und schafft es immer wieder neu zu begeistern. Mal sehen, ob sie es mit "Cars 2" im nächsten Jahr erneut hinkriegen. Trotz weiterer Skepsis ob der schwierigen Autothematik: Mein Zutrauen haben sie jedenfalls.
Ich hoffe erstmal nur auf ein dickes Box-Office/Startwochenende in den Staaten, zu Gunsten des Genres. Die Vorfreude bleibt sowieso unverändert.
Die Filme finde ich schon interessant, bin mir aber unsicher wegen der ansprochenen technischen Defizite. Für die einen ist es scheinbar unerträglich, für die anderen locker verschmerzbar. Die angesprochene Criterion-DVD ist für mich übrigens keine Alternative wegen des fehlenden Code-Free-Players. Zudem hätte ich schon gerne die Wicki-Synchro als Alternative. Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als erstmal abzuwarten (Warten auf noch mehr Rezensionen, Preisentwicklung). :-/
Übrigens: Der erste Satz mit Kurosawa trifft für mich (leider) zu, weshalb ich hier noch viel zu entdecken habe. Danke dafür! :)
Das Ritual von Pixar, einen Kurzfilm vor dem jeweiligen Hauptwerk zu zeigen, ist in dreierlei Hinsicht erklärbar und begrüßenswert. Erstens wärmt die zu wenig geschätzte Sparte des Kurzfilms die ursprüngliche Tradition auf, einen Vorfilm am Abend zu zeigen. Zweitens zollt es Respekt den eigenen Wurzeln des Studios gegenüber, die ja auch mal entsprechend klein angefangen haben. Und drittens kann man hier im Vergleich zum 'großen' Film ungewöhnlichere und experimentellere Komponenten einfließen lassen. Genau dies kann man dem "Toy Story 3"-Vorfilm mehr denn je attestieren. "Day & Night" ist nicht nur auf eine Pointe aus, sondern reflektiert in fast kindlicher Manier Gegensätze und Gemeinschaftssinn, vergisst dabei aber auch nicht die Pixar-typische Heiterkeit. Mit dem Spiel zwischen Zeichentrick und Computeranimation, zwischen 2D und 3D, vielleicht sogar zwischen Vergangenheit und Zukunft erschafft der Kurzfilm eine wunderbare Metaebene über das eigene Handwerk. Genial einfach oder einfach genial, diese sechs Minuten.
Für mich ist Toy Story tatsächlich ganz oben mit dabei bei den besten Trilogien. Es ist das Aushängeschild des besten Animationsstudios, die mit dem dritten Teil erneut eins draufsetzen konnten, ohne dabei ihre Vorgänger zu verklären. Das Ende ist meiner Meinung nach perfekt und sollte nicht noch einmal für einen etwaigen vierten Teil aufgenommen werden. Da Pixar jetzt mit "Cars 2" ein erneutes Sequel nachlegt, erhoffe ich mir für die Zukunft doch ein paar neuere Stoffe. Das kreative Potenzial sollte ja wohl vorhanden sein.
Die im Text aufgeführten Produktionsschwierigkeiten von Teil 1 & 2 werden übrigens gut in der Doku "The Pixar Story" erläutert.
Auf diese Nachricht habe ich gewartet. Klasse, dass Giger und Scott wieder zusammen gefunden haben.
1) Persönliche Hitlisten: Gerne, doch ich warte lieber noch bis zum 31.
2) Einschätzungen zum Kinojahr 2010: Lässt man die Filme außen vor, die trotz 09er Produktionsjahr erst dieses Jahr den Weg in die deutschen Kinos gefunden haben, sieht es sehr düster aus. Dieser Satz lässt sich allerdings fast jedes Jahr anbringen. ;) Dennoch war 2009 stärker, wenn ich meine Top10 ansehe.
Nicht uninteressant beginnt die Schicksalsgeschichte der gebeutelten Teenagerin. In aufmüpfiger und kecker Art und Weise begegnet sie den negativen Erlebnissen in Verbindung mit der verkorksten Familiensituation mit den in allen Belangen überforderten Eltern. Und so geht es auf die Reise. Das Ziel ist die werte Großmutter im Norden der USA, der vermeintliche Hoffnungsschimmer. Was auf dem mühsamen Weg dorthin alles passiert, wird dann schließlich die eigentliche Story darstellen. Es erinnert nicht von ungefähr an die berühmte Geschichte von Grimms Rotkäppchen, womit schon im Vorspann unweigerlich kokettiert wird. Es soll also ein modernes Märchen sein, verpackt mit dramatischen, abstrusen oder leicht trashigen Momenten. Leider ist das Sammelsurium in der Gesamtheit nicht so überzeugend wie erhofft. Dabei sind vereinzelte Szenen richtig klasse. Rotkäppchen Reese Witherspoon und Wölfchen Kiefer Sutherland liefern eine zwar eigenwillige, aber dennoch ansehnliche Performance ab, obwohl man Witherspoon schon mögen muss, da ihre Grenze zur überzogender Nervigkeit ziemlich dünn ist. Auffällig ist auch die namhafte Nebendarstellerriege, bei der sich allerdings Höhen (Amanda Plummer) und Tiefen (Brooke Shields) gegenseitig abwechseln. Insgesamt eine durchwachsene Neo-Märchenvariante mit leichtem White-Trash-Einschlag, der insbesondere zu Beginn seine Stärken hat, mein zum Ende des Films entwickeltes Desinteresse jedoch nicht zu stoppen vermochte.
Wenn man an die wunderbarsten Leinwandpaare Hollywoods denkt, dauert es nie lange, bis man nach relativ kurzer Zeit bei Ilsa und Rick aus "Casablanca" gelandet ist. Eine tragische Liebe in Zeiten von Krieg, Unsicherheit und der ewigen Suche nach Vertrauen und Hoffnung. Regisseur Michael Curtiz und seine umfangreiche Riege an Skriptschreibern bereicherten die Filmwelt mit einem Evergreen der Melodramatik, der trotz seiner Bürde, der damaligen Propaganda zu dienen, noch heute sicher den einen oder anderen neuen Fan hinzugewinnen wird. Berühmt durch seine zitatfähigen Drehbuchzeilen, ist es die Symbiose aus schicksalsträchtiger Liebesgeschichte und dramatischem Wirrwarr um die begehrten Transit-Visa, die "Casablanca" auf erzählerischer Ebene so herausragend und immer wieder sehenswert macht. Und natürlich nicht zuletzt die traumhafte Besetzung. Bogart brilliert als desillusionierter Clubbesitzer und untermauert seine unwahrscheinliche Leinwandpräsenz, egal in welcher Rolle. Bergman überzeugt hingegen durch ihr wechselseitiges Spiel zwischen selbstbewusster Frau und fragiler Persönlichkeit. Durch den geschickten Einsatz des Gaze-Filters lässt man sie für einen Moment sogar zur schönsten Frau auf Erden avancieren. Komplettiert wird der Film durch zahlreiche prominente Nebenrollen, bei denen Claude Rains als tonangebender Antagonist wieder einmal seine Klasse unter Beweis stellt. Es gibt so viele Kleinigkeiten wie besondere Einstellungen, Anekdoten oder subtile Anspielungen, sodass "Casablanca" den Stempel als 'Klassiker!' mehr als nur erfüllt. Es wird jedenfalls nicht allzu lange dauern, bis es wieder heißt: "Play it, Sam. Play 'As Time Goes By'!"
Ohne Worte. Erinnert vom WTF-Gefühl her fast an die Fußball-WM-Vergabe zuletzt.
Anschauen werde ich's mir trotzdem, aus Tradition eben.
Mit "Rammbock" kommt einiges zusammen, was eigentlich als höchst unwahrscheinlich gilt: 1) Ein Zombiefilm aus deutschem Lande wird 2) mitproduziert vom kleinen Fernsehspiel des ZDF und hat 3) die ungewöhnliche Filmlänge von rund einer Stunde. Doch handelt es sich dabei mitnichten um eine bemüht prätentiöse Interpretation deutscher Art, wie man es vielleicht erwarten könnte. Die Macher gehen mit voller Inbrunst und Ideenreichtum an die Sache und schaffen es durch die zwischenmenschlichen Verwicklungen der einzelnen Charaktere einerseits, den schwierigen Kämpfen gegen die Infizierten andererseits eine dichte und gespannte Atmosphäre aufzubauen. Die Geschichte über eine Virusinfektionswelle trifft den mit wienerischem Dialekt ausgestatteten Hauptdarsteller wie auch die Bewohner des mehrstöckigen Hauses mitten in Berlin unvermittelt und hart. Daher wird nicht groß Zeit vergeudet über das Wie und Warum, sondern versucht, gemeinsam als eine Art Schicksalsgemeinschaft einen Weg heraus aus dem belagerten Viertel zu finden. Natürlich lassen sich Ähnlichkeiten zu anderen bekannten Zombie- und Virusfilmen erkennen, wobei man besonders bei der Kameraarbeit sich des öfteren an den geschätzten "Children of Men" erinnert fühlt. Von der formellen Umsetzung her ist er absolut überzeugend und mitreißend. Da ist es etwas schade, dass sich die Geschichte nach gelungenem Anfang gegen Ende etwas zerläuft und gemachte Andeutungen nicht so richtig ausgespielt werden. Daher erschließt sich mir die gewählte Lauflänge von nur 60 Minuten nicht, das Potenzial für einen abendfüllenden Spielfilm wären ohne Frage da gewesen. Dennoch ist das Endergebnis nicht nur für Fans der faszinierenden Zombiesparte sehenswert und dient nicht zuletzt als der hoffentlich aufrüttelnde Fingerzeig, dass auch hierzulande Genrekino funktionieren kann.
Atemberaubend, actionreich, melodramatisch oder einfach nur groß: "Gladiator" war die erste Zusammenarbeit der nunmehr langjährigen Verbindung zwischen Altmeister Ridley Scott und dem raubeinigen Hauptdarsteller Russell Crowe und sollte sich auch nach mittlerweile zehn ins Land gezogenen Jahren als deren nachdrücklichste und beste darstellen. Die alte Form des wahrhaft ausschweifenden und sündhaft-aufwendigen Monumental-Historienkinos, welches ab den 60er Jahren sich schon fast unrühmlich vom Parkett der Filmgeschichte verabschiedete, erlebte im Jahr 2000 eine kleine Wiedergeburt. Geblieben sind ikonenhafte Charaktere und breit angelegtes Produktionsdesign, neu hinzu kommt die überfällige Entrostung einer oftmals zu extensiven, altbackenen Plotentwicklung, wodurch oft nicht zu unrecht sich der negativ konnotierte Begriff des Historienschinkens ableitete.
Mir fällt es schwer, "Gladiator" ohne den Hinweis zu William Wylers "Ben Hur" zu besprechen, einer der besten Monumentalfilme (der klassischen Art), die jemals gedreht wurden. Die grundlegende Geschichte über einen durch eine ambivalente und egoistische Instanz geschassten und unterdrückten Held, der sprichwörtlich durch die Hölle gehen muss, um anschließend umso gestärkter seinem Erzfeind entgegenzutreten, findet sich in beiden Werken wieder. Dennoch unterscheiden sich die beiden Handlungen durch unterschiedliche Motive, Persönlichkeitsstrukturen und natürlich dem historischen Kontext. In "Gladiator" regiert nicht die u.a. folgenreiche Umkehrung einer Jugendfreundschaft, sondern die bitterliche Vergeltungsschlacht gegen die Mächtigen Roms. Scott hat in diesem Fall mit Joaquin Phoenix als Commodus ein kongenialen Widerpart zu Crowes Maximus geschaffen, dessen weinerlicher und höchst intriganter Charakter den wunderbaren Kontrast zum loyalen, mutigen und selbstopfernden Maximus gibt. Ein Duell, welches mit dem imposanten Kolosseum erst die angemessene Bühne erfährt.
War in "Ben Hur" noch das Wagenrennen in einem nachgebauten Circus der inszenatorische Höhepunkt, sind es nun die furiosen Gladiatorenkämpfe im wirklich gut getricksten Kolosseum. Fantastisch geschnitten, erlebt man diese blutigen Kämpfe so, als wäre man wirklich dabei. Hinsichtlich der Bildsprache konnte man Scott sowieso nie etwas vorwerfen. Nicht unerwähnt bleiben darf die Filmmusik von Hans Zimmer und Lisa Gerrard, einer der besten Scores der letzten Dekade, der nicht umsonst zu meinem Favoriten von Zimmers umfangreichem Schaffen gehört. Dieser unterstützt auf auditiver Ebene die demütige Atmosphäre in der Arena und brilliert auch ansonsten durch wundervollen Gesang und eindrückliche Melodien. Selten passten Film und Musik so perfekt zueinander.
Ridley Scott hat mit "Gladiator" einen bemerkenswerten Gegentrend eingeleitet. Hat er besonders zu Beginn seiner Karriere mit Meisterwerken wie "Alien" und "Blade Runner" brillieren können, sank sein Stern allmächlich auf Normalmaß. Mit dem Wagnis dieses opulenten Historienfilms hatte er den beiden Sci-Fi-Geniestreichen einen weiteren absoluten Glanzpunkt in seiner Vita hinzugefügt. Eine Benchmark, die man erst einmal wieder erreichen muss. An seinem zuletzt gedrehten "Robin Hood", der merklich sich an der "Gladiator"-Umsetzung orientierte, war dann doch zu sehen, dass das nicht ganz so einfach ist. Das zeigt wiederum nur dessen Klasse, welche auch nach wiederholter Sichtung stets untermauert wurde. Ich halte es mal auf Commodus' Art: Daumen hoch für "Gladiator"!
Wer, wenn nicht Herzog, hat das Potenzial, mir den Glauben an 3D wiederzugeben? Möge der Film schnellstens den Weg hierher finden.
Frankenstein meets Glöckner von Notre-Dame: Mit diesem Satz kann man "Die Stunde der grausamen Leichen" ganz gut beschreiben, ein durch seine Absurditäten amüsantes, aber auch in der Umsetzung sehr trashiges Horrorfilmchen aus spanischem Lande. Der krude Reinkarnation-Plot wird hier mit aller Ernsthaftigkeit und zugegeben gutem Tempo durchgezogen (In der Kürze liegt die Würze) und steigert sich gemäß der 'mad scientist'-Philosophie bis zum tragischen Höhepunkt. Neben den expliziten Gore-Szenen, die bei dem fleischintensiven Entstehungsprozess natürlich nie ausbleiben können, bleibt der bucklige Gotho in Erinnerung, der mit seiner unbedarften Naivität und Liebeswahn jenseits von gut und böse handelt. Er wird übrigens gespielt von Paul Naschy, der sogar selbst einmal Frankenstein verkörpert hat, womit sich der Kreis schon fast wieder schließt. Die bezweckte Horrorvorstellung zündet zwar nicht wirklich, der Film ist durch seine Eigenart dennoch nicht gänzlich ohne Charme behaftet, besonders wenn man an den wahnwitzigen Dr. Orla denkt. Ein kleiner Tipp für die Freunde des 70er-Jahre-Exploitationkinos, die selbst vor agilen Killerratten nicht zurückschrecken würden.
Kleine Anmerkung: Das neu wirkende Cover hat rein gar nichts mit dem eigentlichen Film zu tun.
Freut mich für Berlin, bedeutet aber eben auch, dass der deutsche Kinostart dadurch eineinhalb Monate nach hinten verschoben wurde...
Ich hab mich immer gefragt, ob und wann jemals "Encounters at the End of the World" endlich auch hier mal erscheinen wird, und plötzlich ist sie da! Danke an polyband, die sogar neben der DVD eine Blu-ray-Version veröffentlicht haben (und bei Amazon.de sogar gerade 1 Euro günstiger ist). :)
Hoffentlich schieben sie "The Wild Blue Yonder" noch irgendwann nach, ich weiß aber nicht, wie es da mit den Rechten aussieht.
Der Ruf nach Freiheit kennt viele Bilder und Symbole. Der altehrwürdige Dodge Challenger, Baujahr 1970, gehört für mich dazu. Er ist der wahre Hauptdarsteller im zweiten großen Roadmovie nach "Easy Rider". Ein vielleicht weiteres filmisches Relikt aus der 68er-Bewegung. "Fluchtpunkt San Francisco" mögen manche für eine langweilige und überlange Verfolgungsjagd ohne große narrative Höhepunkte halten. Für andere ist es ein genussvoller Ausbruch aus der menschlichen Reglementierung mit guter Musik, traumhaften Panoramen der westamerikanischen Landschaft, wunderbaren Stippvisiten und nicht zuletzt der gänsehautstiftenden Geräuschkulisse eines Achtzylinders. Genauso wie die Motivation von Kowalski absolut fadenscheinig für diese riskante Reise erscheinen mag, so verhält es sich mit der Rezeption dieses irrational anmutenden Films. Entweder man wendet sich genervt ab oder man lässt sich mitnehmen in eines der puristischen Roadmovies, das jemals gedreht wurde. Ich zähle mich eindeutig zur letzteren Sorte.
Fast hätte ich die Hoffnung schon aufgegeben. Die Hoffnung, dass es in Deutschland doch noch die Fähigkeit gibt, gescheite TV-Kost im Bereich Polizeiserie abzuliefern, die nicht nur dem handelsüblichen Krimischema hinterherläuft oder auf belanglose Seichtigkeit setzt. "Im Angesicht des Verbrechens" ähnelt zwar mit ihrer streng fortlaufenden Handlung dem bekannt-populären Prinzip von erfolgreichen US-amerikanischen Serienproduktionen der letzten Jahre, schafft aber mittels einer packenden Geschichte und einer originellen und fast filmischen Umsetzung die hiesige TV-Landschaft mit einer wunderbaren Perle zu bereichern, die nicht nur Serienfans, sondern von ihrer Form auch 'Nur-Filminteressierte' ansprechen sollte.
Es gibt einiges, was diese eine realisierte Staffel besonders macht und sich von anderen Serienschemata unterscheidet. Regisseur Dominik Graf und, besonders zu erwähnen, Autor Rolf Basedow schaffen es, unzählige Charaktere aus verschiedensten Bereichen der Gesellschaft in einer miteinander vernetzten Kriminalgeschichte zusammenzuführen. Geschickt vereinen sich die langwierigen und äußerst komplexen Ermittlungen über die russische Mafiaszene in Berlin mit dem sehr persönlichen Schicksal der Hauptfigur Marek Gorsky, wunderbar gespielt vom unterschätzten Max Riemelt. Hinzu kommt ein nicht zu missachtener Nebenplot um zwei ukrainische Frauen, die getragen von Träumen und einer besseren Welt in Berlin den rauen Umgangston des von außen unsichtbaren Untergrunds erfahren und fast darin verloren gehen.
Dies und noch viel mehr wird groß in den Anfangsepisoden aufgezogen und mag der eine oder andere Zuseher vielleicht als zu überfrachtet empfinden. Man muss sich zweifelsohne an das schnelle Pacing von Graf gewöhnen. Dabei ist jedoch keine Wackelkamera und Schnittgewitter gemeint, sondern die vielen Szenen- und Lokationswechsel, die in dieser Form für eine Serie doch ungewöhnlich sind. Man kann wirklich nicht sagen, dass man wenig zu sehen bekommt, sogar in Teile von Osteuropa verschlägt es die Serie. Zudem wird sehr, sehr viel in russisch gesprochen. Hat man sich allerdings auf diese Form der Präsentation eingelassen, entfaltet sich schnell die Faszination über die sehr realistisch wirkenden Mafiamachenschaften. Spätestens ab der Mitte der Staffel nimmt die Geschichte in punkto Emotionalität und Spannung nochmal deutlich an Fahrt auf, die bis zum Ende der zehnten Folge durchgehalten wird. Dabei ist es auch angemessen, den Härtegrad (FSK 16) etwas höher gelegt zu haben, denn wieso sollte die Mafia-Realität künstlich gewaltloser dargestellt werden? Dass dabei alles der Glaubwürdigkeit der Handlung unterordnet wurde, muss nicht weiter betont werden.
"Im Angesicht des Verbrechens" wurde vor der Ausstrahlung viel gelobt und ich muss nun sagen, das dies auch zurecht geschah. Dominik Graf schafft durch seine ganz eigene Bildsprache und Inszenierungswillen das aufwenig recherchierte Basedow-Skript in gekonnter Manier umzusetzen. Sicherlich ist der Stoff etwas schwieriger (ich vermeide das Wort "anspruchsvoll" an dieser Stelle), biedert sich wiederum dem Publikum nicht an und setzt lieber mehr den Fokus auf ein realistisch wirkendes Porträt eines großen Kriminalfalls. Es gibt viele Drehorte und sehr viele Personen, die mal mehr, mal weniger essentiell für den Plot sind. Aber es ist wie im echten Leben, dass selbst die kleinste Nebenhandlung die Sicht auf das Ganze erst vervollständigen kann. Über die umfangreiche Schauspielriege kann man wirklich nicht meckern, ohne jetzt jeden Part einzeln beleuchten zu wollen. Die zehn Folgen sind dicht erzählt, vermeiden jegliche Länge, und schaffen dabei die tragische Note neben der kriminalistischen Handlung deutlich zu machen. Es gibt nur einen Nachteil: Auch wenn "Im Angesicht des Verbrechens" befriedigend zu Ende geführt wurde und durch den ausbleibenden Erfolg bei der Quote für immer eine Mini-Serie bleiben sollte, man möchte gerne noch mehr davon sehen.
Ich habe mich schon über Filmsüchtigers zuletzt hohe Posting-Frequenz über viele Stummfilme gewundert. Jetzt weiß ich auch, warum. ;) Schöner Beitrag über viele Werke, die ich noch vor mir habe. Besonders die von Murnau und Pabst.
Man kann es für diskutabel halten, ob der koventionelle Selbstjustiz-Plot in den Filmen, die in der heutigen Zeit spielen, noch wirklich funktionieren, ohne dabei in ein klassisches Raster zu fallen. Ob hier eine Identifikation stattfindet, lässt sich so pauschal nicht sagen. Spielt die Szenerie dagegen in beliebten Filmwelten wie bspw. dem Wilden Westen, wo ja das Rachethema mehr denn je Grundstoff für viele Cowboyfilme ist, wird der geneigte Zuschauer vielleicht eher sich damit anfreunden. Wie sonst lässt sich die Beliebtheit eines Clint Eastwood erklären?