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Alle Kommentare von filmschauer
Oh, feuchte Augen habe ich schon öfters bekommen. Spontan fallen mir E.T. (Todeskampf), Brotherhood (Konflikt zwischen den Brüdern), The Wrestler (Treffen mit der Tochter), Das Boot (Schlussszene am Steg), Juno (Szene im Auto) oder Heat (Schlussszene am Flughafen) ein. Außerdem noch Kirschblüten - Hanami, Good Bye, Lenin! und Ben X. Wenn ein Film solche Emotionen hervorrufen kann, hat er bei mir schon halb gewonnen. Doch darum liebt man sein Hobby ja auch so sehr!
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der japanische Meisterregisseur Akira Kurosawa der geistige Vorläufer des Spätwesterns ist? Vier Jahre, nachdem schon John Sturges sich einem Remake von "Die sieben Samurai" annahm und mit "Die glorreichen Sieben" den langsam anbahnenden Wandel im Western-Genre in den USA einleiten sollte, war es 1964 nun ein zuvor unbekannter italienischer Regisseur namens Sergio Leone, der den Samurai-Film "Yojimbo" auserkoren hat, um selbst seinem Lieblingsgenre seinen Stempel aufzudrücken. Doch Western in Italien gab es so gut wie überhaupt nicht, eher Sandalenfilme. Fast mit Pioniergeist versehen musste Leone irgendwie Geld zusammenkratzen, um seinen Traum zu verwirklichen. Herausgekommen ist schließlich die Dollar-Trilogie, eine der besten Reihen der Filmgeschichte und der wirkliche Startschuss für das Subgenre, genauso wie für die Karrieren des Regisseurs und des Hauptdarstellers.
Sehr interessant sind die Umstände der Produktion des ersten Films "Für eine Handvoll Dollar", die heute fast schon abenteuerlich klingen. Leone wollte unbedingt einen amerikanischen Darsteller für die Hauptrolle des Namenlosen haben, doch die bekannteren Größen kosteten natürlich viel zu viel und waren natürlich nicht gleich bereit, ausgerechnet nach Italien zu gehen. So fiel die Wahl schließlich auf einen unbekannteren Seriendarsteller, Clint Eastwood. Er sollte das westliche Pendant zu Toshiro Mifune bilden, der in der Vorlage den Samurai-Krieger spielt und sich geschickt zwischen die Fronten zweier konkurrierender Banden stellt. Jedoch unterscheidet sich das Schauspiel beider Kollegen vehement voneinander. Während Mifune besonders durch sein körperbetontes Auftreten auffällt, schränkt sich Eastwoods Schauspiel besonders im ersten Dollar-Film im Wesentlichen auf das grimmige Mienenspiel ein, welches er wie kein anderer beherrschte und lange zu seinem Markenzeichen werden sollte. Er ist es, der diesen Film erst richtig sehenswert macht.
Denn leider gibt das sehr einfache Handlungskonstrukt nicht so viel her, wie man gern hätte (Ähnliches Problem hatte ich schon mit der Vorlage "Yojimbo"). Trotz der für Leone-Verhältnisse kurzen Laufzeit von 96 Minuten schleichen sich einige zähe Phasen ein, nur selten kann der Film so richtig mitreißen. Lediglich der gewaltsame Konflikt mit dem begnadeten Theaterschauspieler Gian Maria Volontè als Bandenanführer Ramón kann begeistern. Andererseits zeigen sich schon erste Eigenheiten des Italowestern, auch wenn der Film noch weit weg vom großen "Leone-Style" mit seinen perfekten Zusammenspiel zwischen Kamera, Ton und Musik war. Thematisch bekommen wir mit Eastwood keinen gewöhnlichen Helden zu sehen, den es unzählige Mal schon in US-Western zu sehen gab, sondern den Antihelden, der trotz seiner negativen Eigenschaften das Publikum für sich gewinnen kann. Auch äußerlich war man gezwungen, neue Wege zu gehen. Muffeliger Poncho und lange Mäntel ersetzen die altbekannte Westernkleidung. Alles wirkte durch das billigere Techniscope-Format rauer und schmutziger, besonders durch die Location, die in diesem Fall leider noch nicht groß punkten konnte. Genauso änderte sich durch den Komponisten Ennio Morricone die Tonart der Filmmusik existenziell. Sowas gab es wohl noch nie zu sehen oder zu hören.
Obwohl er seine Schwächen hat, besitzt "Für eine Handvoll Dollar" berechtigt seinen Platz in der Filmgeschichte, denn trotz widriger Umstände hat Sergio Leone für sich selbst (und für viele andere italienische Regisseure) die Grundlage für weitere hochklassige Western aus italienischem Lande gelegt. Und diese sollten zeigen, welch ungemeines Potenzial in diesem totgesagten Genre noch schlummern würde.
Die Idee, einen Film über Männer beim Synchronschwimmen zu drehen, ist wirklich ambitioniert. Doch dem schwedischen Regisseur Måns Herngren ist dieses Kunststück gelungen und liefert eine liebevolle Tragikomödie ab. Zugegeben, der Plot ist im Grunde nicht neu und schon oft da gewesen. Wenn vermeintlich untalentierte Sportler ein großes Ziel wie in diesem Fall die Weltmeisterschaft vor Augen sehen, laufen die Filme ab einem bestimmten Punkt meistens in gewohnten Bahnen ab. Doch diesmal wird dieser Punkt nicht zu schnell erreicht, wodurch besonders die erste Stunde großen Spaß bereitet. Der Subplot mit der Beziehung zwischen Hauptdarsteller Frederik und seiner Tochter sowie der weggezogenden Mutter wirkt zwar manchmal etwas konstruiert (besonders in der Schlussviertelstunde), doch insgesamt ist das Drehbuch ordentlich und ohne Längen. Die eher unbekannten Darsteller sind ein weiterer Pluspunkt, einerseits durch ihren körperlichen Einsatz im Becken, andererseits durch ihre Natürlichkeit. Eine sympathische Komödie aus Schweden mit einer höchst ungewöhnlichen Thematik, bei der es durchaus viel zum lachen und schmunzeln gibt, ohne dass groß in die Fremdschämkiste gegriffen wurde.
Zuviel Gold verdirbt den Charakter. Das ist eigentlich nicht neu. Doch für Regisseur Giorgio Capitani war es Anlass genug, darüber einen Italowestern zu drehen. Ausgehend von der titelgebenden Hauptfigur findet sich durch kuriose Umstände eine vierköpfige Bande zusammen, die weit außerhalb der Stadt an einem geheimen Fundort nach Gold graben würde. Leider wird die komplette erste Filmhälfte nur für die Zusammenfindung dieser Gruppe verbraucht, bevor es an das eigentliche Thema geht. Danach enttäuscht der Film allerdings mit einer oberflächlichen und oftmals lächerlichen Pseudocharakterstudie, in der sich in nicht unerwartender Weise keiner dem anderen traut. Das Ende ist somit absehbar. Die Schauspielerleistungen sind allesamt leider nicht überzeugend, obwohl mit Van Heflin und Klaus Kinski namhafte Darsteller gefunden wurden. Auch ist die Inszenierung weit ab von großen Genrevertretern entfernt. Da schau ich lieber den Goldgräbern bei "Der Schatz der Sierra Madre" zu...
Die Namen Django und Sabata mussten für viele eingedeutschte Italowestern-Titel herhalten, so auch in diesem Fall. Hinter den beiden verstecken sich jedoch nicht die großen Stars wie Nero oder van Cleef, sondern mit George Hilton und Charles Southwood die lediglich 2. Reihe des Genres. Doch sind ihr Auftreten noch die Stärke des Streifens, der ansonsten nur wenig überzeugen kann. Da man wohl aus Kostengründen nur in Rom drehen konnte, fehlen zudem die träumerischen Landschaftaufnahmen. Die Story hätte zwar Potential gehabt, doch Regisseur Giuliano Carnimeo kann dies nicht wirklich ausschöpfen, besonders was die Rolle des Sabata betrifft. In Erinnerungen bleiben immerhin die vielen unglaublich überzogenden Schusswechsel und ein paar gelungene Gags.
Wie unterschiedlich die Regisseure beim Thema Storyboard-Einsatz sein können: Die einen verfluchen es und lassen vor Ort die Szene entstehen, die anderen zeichnen alles haarklein vor. Sehr interessant zu sehen, besonders da es sich bei "Mother" um ein Psychodrama handelt, bei dem man das vielleicht weniger erwarten würde.
Für mich unverständlich, warum dieser Film keine Kinoauswertung erfahren darf. Sowas muss man doch auf großer Leinwand sehen! Anscheinend ist der Name Neil Marshall noch immer zu unbekannt hier...
J.J. Abrams' Version von "Star Trek" ist ein Neustart, der nötig war. Waren die letzten Verfilmungen zumeist eher öde und nerdig als spannend und mitreißend, so bringt diese Version Popcornkino deluxe für Fans wie auch für Nichtfans. Die Story fügt sich elegant in das bisherige Star-Trek-Universum ein und die jungen Schauspieler verkörpern glänzend ihre klassischen Vorgänger. Hinzu kommt ein hohes technisches Niveau mit visuellen Effekten, die eine Augenweide sind, gepaart mit den tollen Klängen von Michael Giacchino. Einzig das Drehbuch hätte noch etwas ausgefeilter sein können, besonders im Bezug auf den Zwiespalt zwischen Vulkaniern und Romulanern. Aber auch so ist "Star Trek" in vielen Punkten eine rundum gelungene Hommage an die alten Zeiten. Die Renovierung der Enterprise ist absolut geglückt und die Crew bereit für neue Aufgaben.
Christopher Nolan hatte schon 2008 mit seinem durchschlagenden Erfolg "The Dark Knight" sich endgültig in die Riege der erfolgreichen Regisseure Hollywoods katapultiert. Seine Kunst, anspruchsvolle Themen, seien es philosophische oder politische Fragestellungen im Rahmen eines durchweg unterhaltsamen Bombastkinos anzusprechen, welches beim geneigten Publikum durch die passende Vermarktung nicht nur in den USA den scheinbar cineastischen Reizpunkt trifft, macht es einem Studio wie Warner leicht, den künstlicherischen Freifahrtsschein zu liefern. Insofern verwundert es nicht, dass er abermals mit einem hohen Budget einen quasi Autorenfilm eines originären Stoffes liefert, in welchem der Brite gleichzeitig als Produzent, Drehbuchautor sowie als Regisseur auftritt. Ein Herzenprojekt wie zuvor "The Prestige", bevor er sich dem dritten Batman widmen wird.
Diesmal sind es jedoch keine Magier oder Weltenretter, sondern Diebe, die im Fokus stehen. Natürlich nicht irgendwelche Diebe, sondern Gedankenmanipulierer, die zur empfindlichsten Zeit des Gehirns, dem Traum im Schlaf, zu den Tiefen der Gedankenwelt eines Menschens vordringen können. Sie könnten bewusst Gedanken löschen oder sogar fremde Gedanken hineinführen, der titelgebenen Inception. Diese Prämisse an sich ist schon unglaublich, wird aber als so plausibel dargestellt, dass man diese visionäre Tat bedenkenlos schluckt. Dies liegt insbesondere an dem Tempo, das der Film von Beginn anschlägt und in den folgenden zweieinhalb Stunden nicht mehr ablegt. Hinzu kommt die sprichwörtliche Komplexität des Plots, welches irgendwann in bis zu fünf verschiedenen Handlungsebenen ausartet. Das ist schon sehr mutig von Nolan, doch dabei übernimmt er sich nicht. Es ist zwar ein Balanceakt, so dass man schon als Zuschauer immer bei der Sache bleiben muss, um nicht wichtige Passagen zu verpassen und schlussendlich verwirrt zu werden. Doch insgesamt trägt der Film den Plot, der seine Interpretationsrichtung stets vorgibt, es handelt sich also nicht um den Typus Film à la Lynch oder Cronenberg.
Hauptangelpunkt des Films ist die Figur des Dom Cobb, gespielt von Leonardo DiCaprio, der schon wie in Scorseses "Shutter Island" in diesem Jahr den ähnlich existenzbedrohenden Part übernehmen muss. Seine Rolle übertrumpft trotz des Staraufgebots. Die begleitenden Schauspielerkollegen haben zwar ihre Auftritte, müssen jedoch, was die emotionale Kompenente betrifft, sich klar zurückhalten und in der Gruppe lediglich funktionieren. Das ist leider etwas schade, besonders was die Unglaublichkeit dieser Traumweltodyssee betrifft, die vor allen für den neu hinzukommenden Charakter von Ellen Page fast mir nichts, dir nichts akzeptiert wird. Dramaturgisch entwickelt sich der Film sehr nach Marke Nolan, besonders lassen sich Ähnlichkeiten zu "The Dark Knight" feststellen. War man zuerst noch mit der dichtgestrickten Handlungsfolge beschäftigt, bekommt Cobbs Schicksal immer mehr Aufmerksamkeit, was schließlich in einem wunderbaren und emotionalen Finale mündet. Dabei bekommt besonders Marion Cotillard ihre glanzvollen Szenen, passenderweise unterstützt durch die Stimme der Édith Piaf.
Visuell ist der Film natürlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Traum. Die gezeigten Szenen aus dem Trailer wirken imposant auf der Leinwand, der Klangteppich sowie der Score von Hans Zimmer unterstützt dieses zu jedem Zeitpunkt. Sehr angenehm ist wieder einmal, dass die Spezialeffekte nicht als solche zu erkennen sind, auf übermäßige CGI-Einlagen wurde dankeswerterweise verzichtet, sofern man sie überhaupt bemerkt. Wie schon in den früheren Nolan-Werken gibt es trotz der Traumwelten eine stark realistische Komponente, wodurch nichts abgedreht wirkt, sondern um so mehr glaubwürdig, seien es die atemberaubenden Slow-Motions oder die versetzten Schwerkräfte. Die reinen Actionszenen sind zwar begrenzt, doch immer stark. Was nur auffällt ist, dass Nolan scheinbar eine Vorliebe für Straßenschluchten und Verfolgungsjagden hat...
Wer gedacht hat, das Niveau von "The Dark Knight" wäre nicht noch einmal zu erreichen gewesen, sollte sich "Inception" dringend anschauen. Eine fast durchgängig zeit- und raumvariierende Reise für das Publikum mit intelligenter Handlung und Bild wie Ton in Perfektion. Nolan ist und bleibt der Garant für das anspruchvolle und actionreiche Kinoerlebnis.
Ähnlich wie es jetzt an Geld für die damals groß angekündigten Weltraumprojekte wie bemannten Marsmissionen oder weiteren Flügen zum Mond fehlt, so schaut es heutzutage mit dem SciFi-Genre aus: Leider etwas mau. Da ist man dann schon sehr dankbar, wenn ein gewisser Duncan Jones, der Sohn von David Bowie, sich für seinen Debütfilm gerade dieses Metier aussucht und dabei sogar einen originären Stoff herannimmt, was man bedauerlicherweise schon betonen muss.
Sein Film spielt, wie der Titel vermuten lässt, ausschließlich auf dem Mond, wo die Menschheit in der Zukunft es tatsächlich geschafft hat, eine Mondstation zu errichten, in der regelmäßig wertvolle Rohstoffe abgebaut werden. Astronaut Sam Bell muss zusammen mit seinem klobigen Computer-Freund GERTY den Laden schmeißen und steht nach drei Jahren Einsatzzeit kurz davor, abgelöst zu werden. Die Geschichte fängt sehr gediegen an, sodass der Zuschauer einen Eindruck von dem einsamen Leben auf der Station erhält. Erst mit dem ersten kleineren Twist wird die Spannungsschraube etwas angezogen. Näheres darf man eigentlich nicht verraten, wenn man nicht spoilern will. Da das Erzähltempo insgesamt ziemlich langsam ist, sind einige Storyelemente, die vermeintlich überraschend wirken sollten, leider manchmal etwas vorsehbar. Die zweite Hälfte des Films wirkt rasanter aufgezogen, bevor schließlich das Ende etwas abrupt eintritt. Hier spielt der Regisseur wie im gesamten Film etwas mit den Gedanken und Erwartungen des Publikums, man hätte sich sicherlich auch ein fatalistischeres Finale vorstellen können.
Duncan Jones hat einen guten Film abgeliefert, für ein Erstlingswerk sogar einen sehr guten. Mit lediglich fünf Millionen Dollar Budget musste er sein Team neben des Inneren der Mondstation die ambitionierten Außenaufnahmen des Mondes realisieren. Diese wirken relativ ansehnlich und an keiner Stelle billig oder gar trashig. Nur auf Schauspielerseite konnte man einsparen, denn Sam Rockwell als Sam Bell ist quasi der Alleinunterhalter und macht seine Sache wirklich überzeugend. Auch Kevin Spacey ist als Stimme von GERTY absolut passend (genauso wie in der deutschen Synchronisation die Spacey-Stimme Till Hagen). Ähnlichkeiten zum HAL 9000 kommen da einem schnell hoch, doch hier ist GERTY etwas anders gepolt. Sowieso ist besonders für Fans von Kubricks "2001" dieser Film zu empfehlen. Er geht an manche menschliche wie technologische Grenze, die man leider in diesem Genre zu selten zu Gesicht bekommt.
Die bekannte Gefahr, bei dieser schwierigen Thematik "Einsamkeit im Weltall" nicht in langweiligen Szenenanreihungen zu verfallen, schafft Duncan gekonnt zu umschiffen. Wer also mit der realistischeren Variante der Science Fiction etwas anfangen kann, ist bei "Moon" nicht an der falschen Adresse.
Angefangen mit der aus dem Trailer bekannten Leichenverwechslungsszene muss Hauptdarsteller Matthew Macfadyen in "Sterben für Anfänger" eine Trauerfeier leiten, die nach und nach komplett aus dem Ruder läuft. Dank einer passenden Besetzung mit skurrilen Familienmitgliedern sowie tollen Einfällen gibt sich der Film dann durchgängig stimmungsvoll und extrem unterhaltsam, ohne jedoch zu makaber zu werden. Für Fans des bekannt britischen Humors ist die Trauerfeier auf jeden Fall ein Fest, wobei die Laufzeit von 90 Minuten lediglich viel zu schnell vorbei geht.
Wenn schon der erste Dollar-Film genannt wird, dürfen als weiteres Kurosawa-Remake "Die glorreichen Sieben" ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.
Weitere unerwähnte, aber lohnenswerte Neuauflagen sind Peter Jacksons "King Kong" oder natürlich Michael Manns "Heat" , das mehr oder weniger Remake seines eigenen 89er TV-Films.
Ob die Designer rund um Stan Winston wirklich gewusst haben, welch kultiges Weltraummonster sie erschaffen würden, das noch bis heute unzählige SciFi-Fans aufs Neue fasziniert? Dabei war es nicht mal das ursprüngliche Modell, sondern nur eine kurzfristig ummodellierte Notversion, an dem zufälligerweise sogar James Cameron seinen Anteil tragen durfte. Der Predator wirkt wie ein Hybrid aus Mensch, Maschine und Alien, äußerlich verdammt cool, innerlich jedoch ziemlich häßlich. Und in dieser Statur der ebenbürtige Gegner eines Arnold Schwarzenegger, dem König des amerikanischen Actionfilms der 80er Jahre.
"Die Hard"-Regisseur John McTiernan konnte bereits mit seinem zweiten Langfilm eine Duftmarke im Filmbusiness setzen. Unter den unzähligen mehr oder weniger gelungenen Actionern seiner Zeit ragt "Predator" ein Stück weit hervor. Er verstand es als einer der wenigen, eine simple Grundhandlung mit sehenswerten Action- sowie Horrorelementen und einem ordentlichen Spannungsbogen zu versehen, ohne dabei vorschnell sein Pulver zu verschießen. Das Set im Dschungel ohne einer ausführlichen Exposition unterfüttert zuerst das Urteil, ein gewöhnliches B-Movie vor sich zu haben. Die Figurenkonstellation mit ausschließlich Elitesoldaten wirkt auf den ersten Blick undankbar. Doch McTiernan zeigt sein Gespür für den Umgang mit Schauspielern, denn diese wirken nie wie Schablonen, so dass sogar Muskelpaket Schwarzenegger glaubwürdig erscheint. Die unheimliche Atmosphäre packt sofort, unterstützt mit einer natürlich wirkenden Kameraführung, gutem Make-Up und einem denkwürdigen Silvestri-Score. Dass der Film für Hollywood eigentlich fast unterfinanziert war, merkt man an fast keiner Stelle. Auch die schwierigen Spezialeffekte wie den Waffeneinsatz des Predators wirken behutsam eingesetzt und nicht billig. Zudem macht McTiernan nicht den Kardinalfehler, das Monster zu entmythologisieren. Sein Erscheinen wird nicht erklärt, der Zuschauer kann sich am Ende seine eigenen Gedanken dazu spinnen.
Wenn man an einem Actionfilm nichts zu kritisieren hat, muss er wohl wirklich gut sein. Das ist "Predator" auf jeden Fall. Und wenn der neue wenig überzeugende Reboot-Sequel-Mix "Predators" eines gezeigt hat, dann doch wie gut schlussendlich die Arbeit von John McTiernan und seinem Team war.
Sei es vor vielen Jahren auf VHS, später auf DVD oder jetzt eben auf Blu-ray, in allen Video-Formaten konnte man "Toy Story" immer wieder neu erleben. Nun ist dies nicht nur allein durch die gewaltigen Bild- und Tonverbesserungen, sondern auch durch das eigene Aufwachsen geschuldet, dass sich eine jeweilige neue Sicht auf Pixars ersten Langfilm sowie das Erfolgsgeheimnis des Animationsstudios ergibt. Wenn man sich nun die Trailer von "Toy Story 3" anschaut, kann man bei heutigem Stand zweifelsohne eine Entwicklung der Animationen ausmachen, besonders bei den Feinheiten wie Schattierungen und Bewegungen der Figuren oder bei den Umgebungsszenerien. Doch wirken trotz eines Zeitraums von 15 Jahren die drei "Toy Story"-Teile im Bereich der Animation relativ harmonisch. Die Spielzeugfiguren sind im Grunde einfach konzipiert und bleiben dies auch im Jahr 2010. Hier muss man Pixar wirklich loben, der Film sieht selbst hochauflösend noch immer gut aus.
Einen Animationslangfilm zum ersten Mal zu sehen, war damals allein von der Form her ein ungeheures Erlebnis, aber auch die (Toy-) Story kann beim mehrmaligen Schauen des Films stets überzeugen. Der Startort der Handlung ist Andys Kinderzimmer, das dazugehörige Fenster zeigt in wunderbarer Form die weite Welt, in denen es die großen Abenteuer zu erleben gibt. Diese Abenteuer folgen auch prompt durch die Hauptfiguren Cowboy Woody und Space-Ranger Buzz, die mehr oder weniger unfreiwillig in die Ferne schweifen. Die Probleme, die sich für die beiden daraus ergeben, werden durch teilweise geniale Einfälle untermauert. Mit dem Nachbarsjungen hat man schließlich einen wirklich guten Antagonisten geschaffen, der noch heute respektseinflößend wirkt. Das Finale mit LKW-Verfolgungsjagd ist furios umgesetzt und besonders für den ersten Film wirklich mutig.
Doch konnte man hier schon gut erahnen, was das Hauptcredo des Regisseurs John Lasseters ist: die Freundschaft (hierfür braucht man noch nicht einmal Randy Newmans Musikstücke). Das zieht sich durch alle Pixar-Filme genauso hindurch wie der gezielte Spagat zwischen Kinder- und Erwachsenenfilm. Durch die Detailverliebtheit, Referenzen und Anspielungen gelingt dies vorzüglich. Da das Tempo immer sehr hoch ist, kann man zudem gar nicht alle Ideen der Macher auf den ersten Blick erahnen. Das macht die Filme immer wieder sehenswert und unterhaltsam, egal ob als Kind oder älterer Zeitgenosse. "Toy Story" ist ein hervorragender Startschuss gewesen und die bisherige Pixar-Filmografie zeigt, dass dies kein Zufall sein sollte.
17 Jahre nach dem überzeugenden "Keoma" versuchte Regisseur Enzo G. Castellari, an jenem Erfolg noch einmal anzuknüpfen und schuf mit "Die Rache des weißen Indianers" den wohl allerletzten Italowestern der alten Güte. Wieder wurde die Hauptfigur mit Franco Nero besetzt und auch der von Rachegelüsten durchzogene Plot ähnelt sehr dem "Keoma"-Film, wobei durch die Verbindung mit den Indianern auch Erinnerungen an "Der mit dem Wolf tanzt" aufkommen. Ganz die Klasse des geistigen Vorgängers kann dieses Werk nicht erreichen, hierzu fehlt die Eigenständigkeit, sei es wie erwähnt im Drehbuch oder in der visuellen sowie musikalischen Umsetzung. Hinzu kommt die ziemlich undifferenzierte Gut-Böse-Unterscheidung zwischen Indianern und Weißen und eine unmotiviert christliche Symbolik. Gleichwohl führt der Film ein unverdientes Schattendasein in der Filmwelt, denn er ist trotz seiner Schwächen vom Altmeister routiniert umgesetzt worden und bietet die gesamte Lauflänge hinweg ordentliche Unterhaltung mit einem gewohnt unermüdlichen Franco Nero.
Die "Predator"-Filme gehören wohl auch zu einem Franchise, das durch noch so fragwürdige Fortsetzungen nicht totzukriegen ist. Nach einem enttäuschenden Sequel drei Jahre nach dem gelungenen Erstling und zwei dürftigen "Alien vs. Predator"-Spinoffs sollte es nun Produzent Robert Rodriguez und sein Auftragsregisseur Nimród Antal sein, die der Reihe einen neuen Schub geben wollten. Sah es zuvor so aus, dass Rodriguez selbst Regie führen würde, sollte er schlussendlich nur die Produktion übernehmen und mit seinem Namen den Film bewerben. Ob das die richtige Entscheidung war, lässt sich nach Sichtung von "Predators" eher mit "Nein" beantworten.
Vor allem fällt auf, dass man sich nicht richtig zwischen einem wirklichen Sequel oder einem Reboot entscheiden konnte. Das Dschungel-Setting erinnert natürlich frappierend an den 1987er Film, nur sind es diesmal andere Darsteller und der leicht variierte Plot mit nur losen Verknüpfungen an die früheren Ereignisse. War eben dieser noch ein geradliniger Actioner, der mit gelungenen Spannungs- und Horrorelementen für Aufsehen sorgte, ist dieser Film leider nur ein müder Aufguß. Selten gab es ein ideenloseres Werk zu sehen wie hier, wodurch die erste Hälfte lahm und wenig unterhaltsam wirkt. Die klischeebeladenen Charaktere sind trotz Bemühens der teilweisen namhaften Darstellern nicht wirklich empathiewürdig und Actionszenen gibt es auch nur auffällig selten zu bestaunen, wobei zudem oftmals schlampig umgesetzte Effekte herhalten mussten. Antal bedient sich besonders hinsichtlich des Plots und der Figuren wahllos anderen Genrevertretern und findet keine wirkliche Linie. Erst mit dem Ableben einer später hinzugestoßenen Person nach zwei Dritteln des Films beginnt erst eine wirkliche erwähnenswerte "Jagd" zwischen Predator und Menschen, welches in ein Finale mündet, welches noch zu den besten Stellen gehört. Die Schlusseinstellung kann zumindest in Teilen versöhnen und war eine der wenigen positiven Überraschungen.
Antals Werk überzeugt insgesamt selbst bei gedämpfter Erwartungshaltung nicht und muss sich sogar eher den Vergleich mit den AVP-Teilen als mit seinem verehrten Original gefallen lassen, was kein Kompliment ist. Ob die Ideenarmut an dem speziellen Predator-Thema liegt oder an den Machern, lässt sich sicherlich diskutieren. Selbst losgelöst von der Reihe wirkt der Film äußerst beliebig und zum Teil sogar langweilig. Mehr Blut oder auch mehr Witz und Selbstironie hätten "Predators" bestimmt gut getan, besonders wenn Rodriguez doch selbst Hand angelegt hätte. (oder er hätte Antal mehr von seinen berüchtigten Film Schools zeigen sollen...)
Oh ja, dieses Pixar-Gelände muss wirklich sehenswert sein, zeigt man ja auch gerne in den Bonus-Features der Filme. Freue mich auf den zweiten Teil.
Übrigens: Geht es nur mir so, dass der Bob Whitehill mehr Ähnlichkeit mit Woody hat als die gezeigte Puppenvorlage? ;-)
Wie gerne habe ich das Buch von Ottfried Preußler gelesen, besonders für junge Heranwachsene bietet die Geschichte eine vielfältige Plattform für fantasievolle Gedanken, aber auch Urängsten. Die Verfilmung versucht, diesen Geist auf die Leinwand zu bringen, doch trotz einer für deutsche Verhältnisse sehr aufwändigen Produktion mit gelungenen Setaufnahmen gelingt es nicht, der Vorlage das Wasser zu reichen. Das liegt insbesondere an der Besetzung, die nie glaubwürdig ihre Figuren verkörpern können, sondern sie eben nur "spielen". Da wirkt das Treiben in der Mühle manchmal wie ein Abenteuer in der Jugendherberge, als eine nachvollziehbare Lebensweise vor rund 400 Jahren. Die Geschichte plätschert nur so vor hin, alles wirkt zwar bemüht, konnte mich jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich mitreißen. Marco Kreuzpaintner scheint ein deutlich besserer Regisseur als Drehbuchschreiber zu sein, denn wie schon in "Die Wolke" schien so manche Dialogzeile deplatziert. Eigentlich bin ich ein Gegner dieser Film-Buch-Vergleiche, doch hier konnte ich nicht darüber hinwegsehen und es gibt ja durchaus Beispiele wie Tykwers "Das Parfum", wo die entsprechende Adaption eines ähnlich schwierig umzusetzenden Stoffes funktioniert hat. Da ging die Fantasie beim Lesen wohl weiter als es der Film zu zeigen vermochte.
"Out of Sight" ist ein nettes und meist kurzweiliges Gangsterabenteuer mit einer für Soderbergh ungewohnt zackigen Inszenierung, sei es im Schnitt oder in der musikalischen Untermalung. Viele bekannte Gesichter treten in mehr oder weniger großen Rollen auf, doch lebt der Film zuallererst vom berüchtigten Charme des George Clooney, der seine unfreiwillige Begleiterin Jennifer Lopez locker an die Wand spielen kann. Leider bleibt deren Liebelei wie vieles belanglos und ordnet sich in die Oberflächlichkeit der Handlung ein, wodurch er insgesamt nicht sehr lange im Gedächtnis bleibt, selbst in einer Zweitsichtung.
"Cypher" ist ein komplex aufgezogener Agentenfilm vom "Cube"-Regisseur Vincenzo Natali, der über den gesamten Länge hinweg eine unangenehme und mystische Stimmung verbreitet, die Settings wirken sehr verengt und surrealistisch. Jedoch kann er sein B-Movie-Image aufgrund einiger gewagter CGI-Einlagen nicht verbergen. Dass die Verwicklungen sich nicht so intensiv für den Zuschauer wie für die Hauptperson auswirken, liegt zu besonders an der schwachen Darstellerleistung. Außerdem bedingt die Handlung den mehreren Twists, da die Prämisse doch sehr weit hergeholt ist.
Gute Sportfilme zu machen ist wirklich nicht einfach. Soll man den Fokus auf den Sport an sich legen oder dient der Sport nur als Rahmen für eine bestimmte Geschichte, sei es dramatisch oder komödiantisch? Wenn es zudem noch um Motorsport geht, wird es richtig schwierig. Das liegt zuallererst an dieser spezifischen Art, dass ein Rennen an sich schon eine eigene sehr eigenwillige Dramatik besitzt. Sehr oft werden dann Übertreibungen gemacht, um mehr Action oder Tragödien zu generieren, zerstören aber damit die Illusion und schlussendlich Erwartungen besonders der Fans, weil die Glaubwürdigkeit rasant abnimmt. Als negatives Paradebeispiel fällt mir dabei immer wieder "Driven" ein.
Pixar geht einen anderen Weg. John Lasseters Lieblingsthema, Autos, der Motorsport und die Historie dieses Metiers, sollte 2006 der siebte Langfilm des Animationsstudios werden. Nun werden Autos zu richtigen Figuren, was schon sehr gewagt ist, aber doch hervorragend funktioniert, da die Figuren stets glaubhaft rüberkommen. Als Grundlage dient vor allem die populäre NASCAR-Serie, es ist fast eine Verbeugung und Hommage an diese sehr amerikanische Sportart, der europäische Motorsport bildet dagegen nur eine Randnotiz, wobei Ferrari noch der prominenteste Vertreter ist. Durch die Animationen gibt es natürlich eine gewollte Verfremdung und Karikatur der Realität, durch die gewohnte Detailverliebtheit von Pixar geht der Weg jedoch mehr zum Fotorealismus als in früheren Filmen. Für Fans bereitet der Film unzählige Anspielungen und die tolle Atmosphäre eines Bristol-Rennens gleich zu Beginn. Hinzu kommen auch im weiteren Verlauf anhand der berühmten Route 66 Themen auf wie der Spagat zwischen Tradition und Moderne.
Wenn man einen Kritikpunkt finden will, ist es der Hauptplot, der weniger Überraschungen bietet und eher konventionell erscheint. Dass ein rücksichtsloser Star auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird und lernt, was Freundschaft und Teamgeist bedeutet, ist nun wirklich nichts Neues mehr. Trotzdem macht der Film Spaß und ist angenehm anzuschauen, da es immer etwas zu sehen gibt und die Charaktere besonders in dieser Kleinstadt wirklich schrullig sind, ohne dass sie wirklich Tiefgang bieten können. Allerdings muss man erst mal auf so viele Ideen für solch unterschiedliche Auto-Mensch-Charakterisierungen kommen.
Im Subgenre des Rennfilms ist "Cars", auch wenn es nicht immer Hauptthema ist, einer der gelungeneren und teilweise innovativeren Vertreter. Er ist als Ganzes sicherlich nicht der beste Film aus der Schmiede Pixars, jedoch immer unterhaltsam und sehenswert, denn animationstechnisch haben sie im Verleich zum vorigen Film einen riesigen Sprung gemacht. Mit dem ein Jahr später erschienenen "Ratatouille" sollte ihnen das ebenso auf narrativer Ebene gelingen.
Das Genre über Cowboys, Indianern, Halunken und Raufbolden wird hier zu stiefmütterlich behandelt. Deshalb mein Wunsch an einen Western-Club!
Wer glaubt, das vermeintlich altmodische Western-Genre und die Einflüsse der Hippiekultur passen nicht zusammen, sollte sich mal "Butch Cassidy & Sundance Kid" zu Gemüte führen. Regisseur George Roy Hill inszeniert die Lebensgeschichte der beiden stets respektlosen und findigen Banditen als eine sympathische Westernkomödie mit zwei gut aufgelegten und wunderbar harmonierenden Schauspielern Paul Newman und Robert Redford, die Jahre später in "Der Clou" abermals zusammenarbeiten sollten. Deren Charme ist der große Trumpf, da die Handlung an sich die gewollte Spannung der ständigen Verfolgung nicht immer aufrecht erhalten kann, wodurch kleinere Längen im Mittelteil auftreten können, bevor der Film im letzten Drittel wieder deutlich an Fahrt aufnimmt. Doch machen die denkwürdigen und manchmal sogar tiefsinnigen Dialogzeilen, eine auffallend unkonventionelle Kameraführung und die bekannten Musikstücke wie "Raindrops Keep Fallin' On My Head" den Film immer wieder reizvoll. Die tolle Schlussszene ist schließlich nur noch das Sahnehäubchen obendrauf...
Wer hätte gedacht, dass ein deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 1970 für damalige Verhältnisse unglaublich mutig sein kann und noch heute in seiner Aussage nichts von seiner Aktualität verloren hat? "Das Millionenspiel" entblößt mittels einer landesweiten Verfolgungsjagd im Rahmen einer fiktiven Samstagabendunterhaltungsshow maßgeblich das Verhalten der Menschen, seien es Kandidaten, Macher oder Zuschauer, und kritisiert die sensationslüsternden und geldgieren Tendenzen zum einen in der Gesellschaft, speziell aber auch im großen Maße in der TV-Branche. Ein wirklich interessantes Experiment mit gelungenen satirischen Spitzen wie die vereinzelt eingestreuten Werbespots sowie bekannten Gesichtern wie Heck, Hallervorden oder Wiedemann in absurden Figurkonstellationen, welches eine ganz starke erste Stunde inne hat, danach leider nicht ganz zum Punkt kommen kann und einige zähere Minuten besitzt, was in einer wirklichen Sendung natürlich vorkommen kann. Wenn der Film nach 40 Jahren nicht mehr so wie bezweckt erschrecken kann, liegt das wohl vor allem an den veränderten Sehverhältnissen und Forderungen nach waghalsigen Ereignissen und Events, selbst auf Kosten von anderen. Von daher wäre heute die Umsetzung wahrscheinlicher noch actionreicher geraten, was die ursprüngliche angebrachte Medienkritik dieses Films nur noch unterstreichen würde.
Man kann von Michael Moore halten was man will, aber mit "Sicko" schafft er es auf seine Art mit der vergleichbar unsäglichen Situation der US-amerikanischen Gesundheitsversorgung ein wichtiges Thema anzusprechen, das nun auch von der jetzigen Regierung versucht wird, gegen alle Widerstände ankämpfend zu reformieren. Damit einhergehend werden ihre Auswüchse und Folgen für die gesellschaftliche Gesamtsituation der USA dargestellt. Ein großer Fokus wird dabei auf die große Zahl der Nichtversicherten gelegt. Anhand von Einzelschicksalen werden die großen Hindernisse der Krankenversicherungen dargelegt, bevor dann Moore den Bogen zur großen Politik schlägt. Ein an sich schwer verdauliches Thema, welches schließlich durch die Besuche in Kanada, Großbritannien und Frankreich eine gewisse Lockerheit erfährt, wenn Moore quasi paradiesische Zustände vorfinden muss, was für jene wie uns Mitteleuropäer normal und selbstverständlich ist. Die Reise mit erkrankten 9/11-Helfern nach Guantanamo oder Kuba ist zugegeben gewagt, wird aber dennoch überraschend gut zu Ende gebracht. Moore zeigt eine der großen Schattenseiten seines stolzen Heimatlandes und lässt andeuten, wie wertvoll eine Solidargemeinschaft im Gesundheitswesen sein kann. Mehr Selbstironie und weniger bekannte Polemik lassen die Laufzeit kurzweilig und interessant erscheinen und machen "Sicko" zu seinem vielleicht gelungensten (Doku)-Film.