filmschauer - Kommentare

Alle Kommentare von filmschauer

  • 6

    Miss Marple zum Vierten und damit das letzte Mal in klassischer Besetzung mit Margaret Rutherford, Stringer Davis sowie Francis Matthews in ihren bekannten Rollen, aber komplett ohne einem Agatha-Christie-Roman als entsprechende Vorlage. Konsequent, wie die Reihe ist, gibt es gleich in der ersten Szene wieder einen plötzlichen Toten, der durch die bekannten Detektivfähigkeiten der berüchtigten Dame erneut Anlass für eine waghalsige Undercover-Ermittlung erhalten muss, diesmal auf einem Segelschiff. Obwohl die Qualität der vorigen drei Teile sich jeweils auf sehr gutem Krimi-Niveau einpendelte, kann "Mörder Ahoi" sich nicht ganz dazureihen. Das liegt an kleineren Mängeln am Gesamtkonstrukt, seien es die in der Summe doch überzogene Vielfältigkeit an Talenten bei Miss Marple (Morse-Alphabet-, Chemie- oder auch Fechtkenntnisse, alles ist dabei), das für einen Marple-Verhältnisse eher inspirationslose Schiffset oder die etwas blassen Nebenfiguren auf Seiten der Crew. Diese Punkte wirken sich insgesamt zwar dämpfend auf das Ergebnis aus, machen "Mörder Ahoi" allerdings immer noch zu einen nett anzuschauenden Krimi, nicht mehr und nicht weniger.

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    • 7

      Miss Marple zum Dritten. Nach den ersten beiden erfolgreichen Verfilmungen Anfang der 60er gibt sich Margaret Rutherford in der Rolle der taffen Kultdame ein Jahr später abermals die Ehre. Als eine von zwölf Geschworenen bekommt sie Einblick in einen Mordfall, der auf dem ersten Blick klar erscheint. Doch nicht für Miss Marple, die mehr darin sieht als die Polizei oder die Justiz zuvor in Kenntnis gebracht haben. Und so erwartet den Zuschauer wieder eine amüsante und manchmal sogar spannende Ermittlungsgeschichte über scheinbar harmlose Spuren, eine traditionelle Undercover-Aktion (diesmal passend in einer Theatergruppe), weiteren Toten und allerlei Verdächtigungen, die schließlich zum großen Aha-Effekt inklusive mutprobenartiger Entlarvung mündet. Kann man den Macher etwas vorwerfen, dass man im Grunde ganz nach der bekannten Erfolgsformel agiert? Nun, wenn die Formel so charmant und homogen präsentiert wird wie in diesem Fall, eigentlich nicht. Ich zumindest wurde erneut gut unterhalten.

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      • 7 .5

        Miss Marple zum Zweiten. Auch in "Der Wachsblumenstrauß" vermag die beliebte Amateurdetektivin im Seniorenalter wieder durch richtiges Gespür und couragierten Einsatz zu beeindrucken. Natürlich ist das Prinzip durch "16 Uhr 50 ab Paddington" als solches nicht mehr allzu unerwartet oder gar überraschend, doch so 'erfordert' es nunmal das Genre und dieses Mal kann die eigentliche Kriminalgeschichte hinter der illustrustren Darstellung der Hauptdarstellerin und den bekannten Konventionen sogar noch etwas mehr überzeugen als im Vorgänger. Das Thema "Wer bekommt den größten Stück vom Erbe" als Tatmotiv ist zwar nichts Neues, bildet jedoch im Zusammenhang mit der ironischeren und selbstreferenzielleren Gangart, die den Film wie erhofft durchgängig begleitet, eine sehr runde Mischung an gelungener Krimikost. Erwähnenswert neben der routinierten Rutherford und den anderen guten Darstellern wäre ganz gewiss der Auftritt von Robert Morley als tollpatschiger Hector Enderby, der ganz nebenbei den Zuschauer in die Irre führen kann. Doch das Highlight ist wie so oft die schlussendliche Überführung und einhergehende Lösung des Mordfalls, die fast genüsslich vorbereitet und durch Marples Tatendrang entlarvend durchgeführt wird. Man sollte eben wissen, wem man sich so anvertraut...

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        • 7 .5

          Lange habe ich mich auf dieses ungewöhnliche Werk aus Südkorea gefreut, das eine zwar etwas späte, aber immer noch gebührende Verneigung vor dem großen Leone-Meisterwerk und damit auch irgendwie einem ganzen Genre des etwas entrückten, comichaften Spätwesterns enthält. "The Good, the Bad, the Weird" zeigt mehr als deutlich seine Motive auf (neben dem Western-Aspekt denkt man sogar des öfteren an den klassischen Abenteuerfilm), kann aber auch ohne diesen filmhistorischen Hintergrund durch ordentliches Handwerk überzeugen. Regisseur Kim Ji-woon weiß dabei die Eigenheiten des koreanischen Lokalkolorits durchaus zu nutzen und liefert anhand einer sehr passenden Musikauswahl ("Don’t Let Me Be Misunderstood" geht immer, aber auch die anderen Songs geben gut die Stimmung wieder), liebevoll überzeichneten Hauptcharakteren und rasanten Actionsequenzen eine wirklich unterhaltsame Show ab. Die Gefühlslage pendelt stets zwischen heiteren und ernsten Momenten, ohne dabei zu klamaukig zu werden. Der Plot ist zwar denkbar einfach gestrickt und gerne hätte ich mehr von den unterschiedlichen Locations gesehen. Doch insgesamt ist diese koreanische Western-Interpretation gerade durch sein gutes Pacing und den amüsanten Eigenheiten sehr sehenswert geworden. Vielleicht nicht ganz der Überflieger, den ich mir heimlich erhofft habe, aber er macht durchweg Spaß. Vielleicht gar nicht so irrelevant.

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          • Brillante Serie, die ersten drei Staffeln sind "ganz großes Kino", d.h. selbst für Anti-Seriengucker zu empfehlen. Und eigentlich sollte man die ausführliche Inhaltsangabe im Artikel oben nicht zu genau lesen, wenn man die Serie noch gar nicht kennt. Ansonsten würde ich mal behaupten, dass man einige Überraschungsmomente vorweggenommen bekommt.

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            • 7 .5

              Eine zufällige Bekanntschaft, ein besonderes Gespräch, ein unvergessliches Erlebnis, und das alles in einer einzigen Nacht - das charmante Credo der bekannten TV-Dokuserie "Durch die Nacht mit...", bei der zwei mehr oder weniger Prominente sich über ihr Schaffen oder auch nur über Gott und die Welt unterhalten, ist im Grunde auch die geistige Vorlage für Michael Manns dunklem Thriller "Collateral", nur dass es hier zumeist weit weniger harmonisch zugeht. Die zufällige Begegnung zwischen einem abgebrühten, irrationalen Profikiller und einem einfachen Taxifahrer, die die Grundlage für eine turbulente Odyssee durchs nächtliche Los Angeles bilden sollte, artet bisweilen in eine Charakterstudie über unterschiedliche Lebenseinstellungen oder immer ferner liegende Träume aus und macht aus einer eigentlich simplen Gangster-Story eine interessante Erfahrung, besonders für den Zuschauer. Obwohl ich grundsätzlich skeptisch zu der digitalen HD-Kameratechnik stehe, die hier erstmals in Manns Filmen Einzug halten sollte, so passend unterstützen die Bilder trotz des manchmal arg ungeliebten Rauschens die unverwechselbare Atmosphäre dieser Stadt. Das Nachtflair entfaltet sich schon gleich zu Beginn und unterstützt die Melancholie und Verlorenheit, die über dem riesigen L.A. liegt. In Wechselwirkung dazu kommt der Suspense-Plot zum Tragen, der naturgemäß in der Erstsichtung den größten Spannungsmoment generieren sollte. Man kann darüber diskutieren, ob manche Plotwendung weniger zufällig als doch eher kontruiert wirkt, doch insbesondere die starken Schauspielerleistungen der beiden Gegenspieler Jamie Foxx und Tom Cruise heben "Collateral" insgesamt in höhere Gefilde. Und sowieso tragen die psychologischen Zwischentöne dazu bei, dass dieser den richtigen Platz im Filmgedächtnis erhält. Der bisher letzte gelungene Film von Michael Mann.

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              • Ich mag die Filme von Susanne Bier.

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                • 7

                  Irgendwie putzig ist sie dann doch, diese Miss Marple. Auch wenn man kein so großer Anhänger von klassischen Whodunit-Rätseleien sein sollte, so hat "16 Uhr 50 ab Paddington", die wohl prominenteste Version über die feinsinnige Amateurdetektivin aus der Feder von Agatha Christie, einige unwiderbringliche Argumente, die ihn doch von ähnlichen Krimistoffen unterscheidet und für die relativ kompakte Laufzeit sehr unterhaltsam machen. Sei es die grundsympathische Darbietung der älteren Dame durch Margaret Rutherford, die mittels Charme und den nötigen Mut das Publikum gleich auf seiner Seite hat, oder die herrlich altmodische Inszenierung des Kriminalfalls mit typischen Gimmicks, Wendungen und interessanten Locations sowie, nicht zu vergessen, die wundervolle Musik eines Ron Goodwin, die buchstäblich Hitpotenzial besitzt und wohl jeder schonmal irgendwo gehört hat. Wie die Uhrzeit im Titel schon besagt: Ein gemütlicher Nachmittagsfilm, im besten Sinne.

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                  • 6

                    Wie so viele Filmnerds mag ich Simon Pegg und Nick Frost ja sehr gerne. Nach ihren grandiosen Darbietungen in "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" erwartet man wohl zurecht auch weiterhin hochkarätige Kinoerlebnisse, wenn die beiden Kumpels sich die Ehre geben. Ihr neuester gemeinsamer Streifen "Paul" ist allerdings nicht der erhoffte Abschluss der "Blood and Ice Cream Trilogy", da der neben Pegg maßgebliche Ideenschöpfer Edgar Wright hier nicht mitgewirkt hat. Doch mit Greg Mottola konnte zumindest ein adäquater Ersatz für den Regieplatz gefunden werden, der mit seinen beiden Coming-of-Age-Filmen "Superbad" und "Adventureland" zuletzt überzeugte.

                    "Paul" betritt mit der abgedrehten Alien-Geschichte die prominenten Pfade klassischer Komödien, Nerd-Filmen und gutgemeinten Hommages an Genre-Werke; etwas also, was dem grundsätzlichen Prinzip von "Shaun of the Dead" sowie "Hot Fuzz" nicht unähnlich ist. Ganz im Sinne der bekannten Verschwörungstheorie über Area 51 ereignet sich die kuriose Zusammenkunft zwischen Paul und den beiden Nerds Graeme und Clive mitten in der Einöde von Nevada. Eigentlich sollte die Tatsache, dass dieser coole und abgeklärte Paul unerwartet mehr vom 'Leben' versteht und gesehen hat als die beiden Kumpels, ein Selbstläufer für den Film sein. Leider verpufft einiges an Potenzial durch seine inhomogene Erzählstruktur. Der Beginn mit dem Besuch auf der Comic-Con und die ersten Erlebnisse zwischen dem sehr gut animierten Paul sind sehr unterhaltsam geraten. Einer der komödiantischen Höhepunkte ist wahrscheinlich das brisante Zusammentreffen zwischen Paul und der Kreationistin Ruth. Aber irgendwann kommt der Nebenplot der Agenten mehr und mehr zum Tragen, deren gewollt-stupiden Aktionen mit ein Grund sind, dass der Film nach einiger Zeit an Schwung und Komik verliert. Die finalen Szenen sind schließlich teilweise sogar arg unpassend geraten und ersticken fast an den oftmals sehr gezwungenen Verweisen auf die Filmgeschichte.

                    Den Vergleich zu den "Blood and Ice Cream"-Filmen, sofern er erlaubt ist, verliert "Paul", da das Drehbuch, welches Pegg und Frost selbst verfasst haben, insgesamt zu flach und besonders in der zweiten Hälfte zu uninspirierend geraten ist. Sehr nett ist natürlich so manche Anspielung auf SciFi-Klassiker (man erwähne nur die vielen Spielberg-Verweise) und auch die Gruppendynamik zwischen Paul & Co. funktioniert weitesgehend. Ich hätte "Paul" gerne mehr gemocht, dennoch machen ein paar gute Momente allein noch keinen rundum gelungenen Film. Was man wohl vermeiden wollte, ist schlussendlich dann doch eingetreten: Man vermisst Edgar Wright.

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                    • 8

                      Besser spät als nie. Natürlich gibt es "Twin Peaks" schon seit einiger Zeit auf DVD, doch da ich mich sehr lange als stoischer Serien-Abstinent gesehen habe (was sich in den letzten Monaten etwas geändert hat), war kein sonderlich großes Interesse vorhanden. Dank arte ist nun die willkommene Chance da, diese dicke Lynch-Lücke endlich zu schließen. Bin jedenfalls sehr gespannt auf die kommenden Dienstage!

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                      • 7 .5

                        Die heutige Welt ist schnelllebig. So sehr, dass sich wohl jeder wünscht, hier und da mehr Zeit, Mut und Ausgewogenheit für die ganz wichtigen Punkte im Leben zu haben, sei es in kreativer Hinsicht oder bei entscheidenden Situationen im Beruf oder im Privaten. Doch wohl oder übel sind wir eben nur Menschen mit all den bekannten Schwächen und keine perfekten Computer, die jede noch so komplizierte Situation umfassend beurteilen können. Da das Thema 'gedopte Gesellschaft' mehr denn je von Relevanz ist, geht der Film "Ohne Limit" konsequent einen Schritt weiter und präsentiert uns die scheinbar perfekte Droge, mit der man seine Gehirnkapazitäten vollständig ausschöpfen könne. Der entscheidende Vorsprung, der begehrenswerte Trick im System, um seine Ziele auf der Überholspur erreichen zu können.

                        Neil Burger, der schon das unterschätzte Mystery-Filmchen "Der Illusionist" hervorgebracht hat, überzeugt auch mit diesem Werk in weiten Teilen. Obwohl der Trailer einen eher aufgedrehten und actionreichen Eindruck gemacht hat, kann "Ohne Limit" mit der interessanten Prämisse über die Heilsbringer-Droge mehr anstellen als zuvor gedacht. Entscheidend ist hierbei besonders die Besetzung der Hauptrolle. Bradley Cooper stemmt den Film durch seine Darstellung als zuvor erfolgloser Schriftsteller maßgeblich und bildet jene Identifikationsfigur, um die gewagte Theorie einer 100%-Leistung annehmen zu können und sich selbst über Motivation und entsprechende Folgen zu hinterfragen. Auch Robert De Niro (immer wieder schön, ihn auf der Leinwand zu sehen) und Abbie Cornish (zuvor noch nicht groß registriert) leisten ihren Anteil als bedeutende Nebenfiguren in einem Plot, der mal auf bekannte Genrekonventionen zurückgreift (Nebenplot mit Gennady), aber auch darüber hinaus gehen kann (Finale u.a.).

                        Nicht unerwähnt bleiben sollte die visuelle Umsetzung, die mit speziellen Montagen (New York als thematisch passende Location) und Farbvariationen auf die jeweilige Gemütslage des Protagonisten reagiert. Dennoch ist das keineswegs bierernst umgesetzt und folgt bekannten Drogenfilmschemata, sondern veranlasst durch die vielen kuriosen Alltagssituationen ebenso zu einigen Schmunzlern und macht "Ohne Limit" zu einer insgesamt angenehmen Überraschung. Eine Geschichte, die einerseits gut unterhält, andererseits auch zur Selbstreflexion verleitet (Würde man selbst diese Pille nehmen etc.). Und zwei Schlussfolgerungen zulässt: Hinter Beau Bradley steckt doch ein richtig guter Schauspieler und spätestens ab hier sollte man Regisseur Burger auf dem Zettel haben.

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                        • 6

                          Ob der Minnelli-Film von 1950 wirklich ein Remake gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Das scheinbar typische Familienritual mit anstrengenden Hochzeitsvorbereitungen inklusive tiefergehenden Vaterängsten scheint auch Anfang der 90er Jahre nicht groß anders zu sein, denn wie sonst lässt sich das teilweise sklavische Nacherzählen erklären (zugegeben, es gibt auch eine Romanvorlage)? In der neuen "Vater der Braut"-Fassung bekommen wir es hauptsächlich mit Steve Martin zu tun und diesmal ist er mal kein Anwalt, sondern ein Schuhproduzent und heißt George anstatt Stanley. Viele Szenen gleichen sich in der Struktur, allerdings versucht der Film an manchen Stellen deutlich mehr Witz in das Geschehen hineinzubringen, was dem Film mehr schadet als nützt. Stellvertretend sei hier der alberne Auftritt von Martin Short als Franck Eggelhoffer genannt, der von dem ungleich subtileren Leo G. Carroll aus der Vorgängerrolle locker in den Schatten gestellt wird. Trotzdem geht der Film als solches in Ordnung, doch wenn man das keineswegs angestaubte Original schon kennt, muss man diese Version nicht unbedingt gesehen haben.

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                          • Schöne Warnmeldung, guggi, leider habe ich fast alle davon schon konsumiert (bis auf das Travolta-Vehikel...). Bleibende Schäden sind nicht auszuschließen.
                            Ich musste übrigens beim Titelbild gleich wieder an den wunderbaren Kurzfilm "Angriff des Hirnsauger-Riesenmonsters aus dem Weltall" denken. Der veranschaulicht ja hervorragend deine Befürchtungen. ;)

                            • 7

                              Vincente Minnellis "Vater der Braut" erzählt von einer Geschichte, die im Grunde so zeitlos ist, dass diese auch gut 40 Jahre später in einem Remake wieder aufgenommen wurde: Die Angst des Vaters vor dem endgültigen Abkoppeln der Tochter. Die Heirat war in den 50er Jahren sicherlich noch mehr in Stein gemeißelt als heute. Doch auch so lässt sich gut nachvollziehen, wie sich in diesem Fall Stanley Banks dabei fühlen muss, wenn die 'frohe Botschaft' aus heiterem Himmel einzutreffen scheint. Gleich zu Beginn, wenn man Banks geschafft in seinem Sessel sitzen sieht, erahnt man die aufreibenden Vorkommnisse, die die Familie zuvor ereilt hat. Sehr charmant gespielt von Spencer Tracy, der gewitzt, aber auch nachdenklich die Vater-Rolle ausfüllt. Auch durch das passende Voice-Over kann er diesem Film maßgeblich seinen Stempel aufdrücken trotz der Mitwirkung einer jungen Elizabeth Taylor und einer sympathischen Joan Bennett (nicht zu vergessen der amüsante Auftritt von Leo G. Carroll als eigenwilliger Eventexperte). "Vater der Braut" ist durchweg kurzweilige Unterhaltung und etwas, was man heute als 'Feel-Good-Movie' bezeichnen würde.

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                              • 8

                                Sidney Lumets letzter Film "Before the Devil Knows You’re Dead" ist ein überraschend tiefgehendes Krimidrama, das nicht nur mit einer durch HD-Kameratechnik und hartem Kontrast ungewohnt kühl gehaltenen und dennoch sehr effektvollen Inszenierung aufwartet, sondern auch mit einigen hochklassigen Darstellern begeistern kann. Wie ein einfaches Gemälde wird die Handlung über einen scheinbar simplen, aber persönlich ziemlich brisanten Raub eröffnet. Analog zu den vielfältigen Komplikationen, Fehlschlägen und Lügenkonstrukten, die den Hintergrund zu diesem beispiellosen Familienschicksal bilden, wird durch nicht-chronologisches Hinzufügen erhellender Szenen an unterschiedlichen Zeitpunkten der Geschichte zu einem differenzierteren Porträt mit ungewohnten Pinselstrichen ergänzt, welches bis zum unvorhersehbaren Schluss eine mitreißende Sogwirkung bereithält. Abermals überzeugt ein Philip Seymour Hoffman mit einem nuancierten Spiel und Kollege Ethan Hawke verkörpert kongenial seinen ungleichen Bruder. Auch wenn Lumet mit diesem Werk eigentlich nicht von der Bühne abtreten wollte, ist "Before the Devil Knows You’re Dead" nicht nur durch seine unkonventionelle Erzählweise ein spannendes und emotionales Stück Kino und damit ein absolut würdiger Abschluss dieser großen Regiekarriere.

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                                • 8

                                  Der Jeff und der Dude. Selten war ein Schauspieler so verbunden mit einer Filmrolle, woraufhin dieser sogar zu seinem Nickname wurde. Selten war aber auch eine Filmrolle so einflussreich in der neuerlichen Popkultur wie diese. Ein Symbol von Gelassenheit, Bescheidenheit und einer harmoniebedürftigen Lebensweise, die trotz der Eigenarten und Macken der Figur irgendwie doch einen Idealstatus zeigt. Die Welt dreht sich unumkömmlich weiter, da könnte ein noch so fragwürdiger Irakkrieg geführt werden oder die Wohnung von Banditen auf den Kopf gestellt und man selbst bedroht werden. Wohl jeder würde es da mit der Panik zu tun bekommen, doch nicht der Dude. Der ärgert sich höchstens nur über seinen vollurinierten Teppich. Ironische Momente wie diese zu Beginn finden sich zuhauf in "The Big Lebowski". Ein Coen-Film, der sich nicht wirklich in ein bewährtes Schema pressen lässt und den so berüchtigten Kultfaktor der beiden Regisseurbrüder noch vergrößern sollte.

                                  Dabei ist es weniger die Kriminalhandlung, die teilweise komplexer aufgezogen wird als sie eigentlich ist, die als das herausstechende Merkmal des Films gelten. Es sind vielmehr die liebevollen, 'coenesken' Figurenzeichnungen, die das Geschehen richtiggehend erlebbar machen. Da zeigt sich, dass nicht nur Jeff Bridges für einprägsame Momente sorgen kann, sondern auch das übrige Ensemble. Wenn sein Kumpel Walter (hervorragend durch John Goodman verkörpert) in jeder erdenklichen Situation seine Vietnamerlebnisse ins Spiel bringen muss, dann ist das erstmal lustig, zeigt aber auch auf, an welchem persönlichen Trauma er leidet. Von daher ist die Freundschaft zum Dude essentiell, obwohl die beiden auf den ersten Blick so überhaupt nicht zueinander passen mögen. Hinzu kommt mit dem schmächtigen Donny (normalerweise eine undankbare Rolle für einen Schauspieler, aber Steve Buscemi passt hier perfekt), der das Trio komplettiert und den wirklich tragischen Part übernehmen muss. Genauso wie die 'Antagonisten' (ein grandioser Philip Seymour Hoffman als schmieriger Brand oder ein sehr seltsamer John Turturro als abgedrehter Jesus) wirken die Figuren zwar skurril und leicht verspielt, lassen die Darbietungen allerdings nie ins komplett Absurde abdriften.

                                  Die Geschichte von "The Big Lebowski", die irgendwo zwischen Kriminalfilm und Komödie anzusiedeln ist, erscheint in seinem Erzählrhythmus auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, zeigt aber auch schlussendlich nur auf, dass der Dude sein Ding durchzieht und sich trotz aller Schwierigkeiten seiner (Lebens-)Linie treu bleibt: dem Bowling zum Beispiel. Ich selbst musste mit diesem Film auch erst warm werden. Doch nach nunmehr einigen Sichtungen lässt sich guten Gewissens konstatieren, dass "The Big Lebowski" in seinen zahlreichen Meta-Anspielungen immer mehr hinzugewinnt und zu einem unvergleichlichen Genussfilm avanciert ist. Ob mit oder ohne White Russian.

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                                  • 5 .5

                                    "Dread" ist trotz seiner ambitionierten Prämisse, die sich gut für eine intellektuellere Reflexion der Torture-Porn-Welle der letzten zehn Jahre eignen würde, eine zwiespältige Angelegenheit. Die Suche nach den Ängsten und Nöten der Menschen, das Bohren im tiefsten Inneren des Menschen, dies ist das ungewöhnliche Credo des Filmprojekts dreier Studenten, welches sie durch unterschiedliche Versuchspersonen zu ergründen versuchen. Alles ziemlich seltsam und teilweise gar wirr in unverbraucht wirkenden Bilder präsentiert, zeigt der Film allerdings lange nur das melodramatische Element zwischen den Personen, was nicht allzu fesselnd ist, bevor es im ekligen Finale dann doch ziemlich hart zugeht. Irgendwie hat man das Gefühl, dass man besonders bei der psychologischen Komponente noch weiter hätte gehen können, am Ende vertraut der Film leider den üblichen Mechanismen à la "Saw" & Co. Dennoch kein uninteressanter Horrorstreifen, übrigens auf einer Clive-Barker-Kurzgeschichte basierend (nicht gelesen).

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                                    • 6 .5

                                      Peter Fondas Regiedebüt "Der weite Ritt" ist schon bemerkenswert. Ein Western zur Zeit der New-Hollywood-Hochphase, der sich sogar noch deutlicher als andere Spätwestern von den altbekannten Genrekonventionen verabschieden konnte. Das zeigt sich sowohl erzählerisch, indem der Fokus mehr auf das zwischenmenschliche Drama denn auf typische Westernelemente gelegt wird, als eben auch handwerklich, was sich am deutlichsten in den elegischen Zwischensequenzen und unterschiedlichen Montagen (besonders beim Beginn) widerspiegelt. Fonda agiert hier auch als Protagonist und pflegt zusammen mit Warren Oates' Charakter eine respektvolle Männerfreundschaft, die, als Fonda nach sieben Jahren zu seiner Frau heimkehren will und für ihn überraschend ganz anders verläuft als vermutet, naturgemäß irgendwann auf die Probe gestellt wird. Freundschaft, Liebe, Hass oder Demut: Das Schicksal des Lebens spielt eine große Rolle und stellt die Figuren vor schwierige Entscheidungen. Dies wird vergleichsweise langsam und actionarm transportiert und könnte hier und da gar als fad bezeichnet werden, passiert doch insgesamt nicht allzu viel und wird zudem in sehr bedrückender Melancholie präsentiert. Ein sehr zurückhaltender Film mit Ecken und Kanten, der besonders durch die interessante Cinematographie und den unvergleichlichen Zeitgeist der 70er Jahre imponiert und zeigt, dass Peter Fonda nicht nur ein halluzinierender Draufgänger sein kann.

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                                      • Koch Media braucht man in Sachen Italowestern-Releases wirklich nichts vorzumachen, deren Veröffentlichungen sind eigentlich immer Gold wert (wo gibt's heute noch Booklets). Den Film habe seinerzeit wie du wahrscheinlich auch im TV gesehen, da ist er bei mir komplett durchgefallen. Gerade durch den sich aufdrängenden Vergleich zu Hustons Film verliert der hier deutlich. Ich weiß nicht, ob ich bei einer Neusichtung mit einer fraglos besseren Bild- (richtiges 2.35:1-Format) und Tonqualität zu einem gnädigeren Urteil kommen würde. Naja, hoffentlich gibt's von dem Label weiterhin solch schönen Veröffentlichungen aus dem Genre, da schlummert sicherlich noch so einiges in den Archiven.

                                        • 5

                                          Nachdem Regisseur Antonio Margheriti mit dem Crossover-Produkt "Kung Fu im Wilden Westen" eher wenig begeistern konnte, setzte er ein Jahr später wieder auf das Westerngenre, dafür aber im Stil komplett konträr zum vorigen Werk: Nicht Martial Arts, sondern die in den 70ern sehr populäre Blaxploitation-Richtung sollte "Einen vor den Latz geknallt" nachhaltig prägen. Lee van Cleef ist abermals mit von der Partie, nur diesmal mit sehr gewagter Frisur und nicht in der allerersten Reihe. Denn mit Jim Brown und Fred Williamson sind genregemäß zwei afroamerikanische Darsteller in den (guten) Hauptrollen vertreten, welche in ihrer kleinen Schicksalgemeinschaft das Herzstück des Films sind. Der Plot ist denkbar einfach gestrickt, eigentlich geht es schlicht nur um die Beute, die der schwarze Cowboy Pike (Brown) transportieren muss. Die Gier nach dem Geld ist erwartungsgemäß dermaßen stark, dass sich irgendwann mehrere Gruppen auf die Jagd machen. Damit wäre schon das Meiste erzählt und so verwundern die dauerhaften Schusswechsel, Faustkämpfe und Explosionen nicht wirklich. Das ist durchaus launige Unterhaltung, obwohl das Geschehen auf die Dauer schon etwas eindimensional erscheint. Zumindest macht die audiovisuelle Umsetzung einiges her, rohe Landschaftsbilder wechseln sich da mit interessanten Close-Ups der Beteiligten ab und zudem kann Jerry Goldsmiths Score die Szenerie bereichern. Insgesamt ist "Einen vor den Latz geknallt" aber nicht mehr als grundsolide Genre-Ware, bei der Munitionseinsatz mehr zählt als große Dialogzeilen und allenfalls durch den Blaxploitation-Einfluss im Gedächtnis bleiben wird.

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                                          • 4

                                            Italowestern trifft auf Martial Arts: Es war klar, dass die prominenten Genres der 60er und 70er irgendwann in Crossover-Varianten verwurstet werden würden. So auch bei Antonio Margheritis "Kung Fu im Wilden Westen", hierzulande ebenso bekannt unter dem noch viel absurderen Titel "In meiner Wut wieg' ich vier Zentner". Eigentlich hatte ich mir davon ein genreübergreifendes Spaßvehikel erhofft, sind doch mit Lee van Cleef und Lo Lieh zwei etablierte Größen ihres Metiers in der Besetzung zu finden. Umso ernüchternder ist das schlussendliche Resultat. Die Geschichte über eine ominöse Schatzsuche, bei der in der Hauptsache Symbolschriften von unterschiedlichen Frauenhinterteilen abgegrast werden müssen, mag zwar in der Ausgangsposition für einen kurzen Schmunzler sorgen, wirkt in seiner ganzen Breite allerdings ziemlich redundant und uninspirierend. Auch die 08/15-Actionpassagen, wenn sie denn mal vorkommen, sind nicht gerade eine Entschädigung für das schwache Drehbuch. Immerhin macht Lee van Cleef mit seiner gewitzten Art etwas Laune, übertrumpft damit seinen blassen Kompagnon aus Fernost mit Leichtigkeit, was sich dann wieder negativ auf einen gezielten Buddy-Aspekt auswirkt. Schade, da hätte viel mehr Potenzial dringesteckt. In dieser Form lässt der Film-Fans beider Richtungen wohl mehr enttäuscht als zufrieden zurück.

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                                            • Äh, Philipp Rösler ist alles, nur nicht "unser Ministerpräsident"...

                                              • 5

                                                "I Want Candy" ist so etwas wie das britische Pendant zu Marc Rothemunds "Pornorama", also aus der Not eine Tugend zu machen und sich anhand erster Gehversuche im erotischen Film dann doch zu profilieren. Dass das in diesem Fall bei einer Gruppe von ambitionierten Filmstudenten ohne Geld zu Problemen führen würde, ist natürlich abzusehen. Sicherlich nicht unsympathisch gespielt und bisweilen kurzweilig inszeniert, allerdings braucht der Film ein wenig seine Zeit, um in Gang zu kommen, betritt danach aber nicht selten die altbekannten Pfade beim Handlungsablauf. Mit Carmen Electras Mitwirken hat man natürlich für prominente Werbung gesorgt, denn sowohl innerhalb (Rolle als Star-Darstellerin Candy Fiveways) als auch außerhalb (Filmplakat!) ist sie das entscheidende Vorzeigeobjekt von "I Want Candy", was den Film im Sammelsurium an ähnlich gelagerten Komödien etwas hervorstechen lässt. Insgesamt ist das nette, manchmal sogar leicht selbstironische, allerdings auch recht harmlose Unterhaltung, denn komödientechnisch hat man der Insel schon bissigere Ware zu sehen bekommen.

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                                                • 8 .5

                                                  Schon die ersten Szenen von "Die Katze auf dem heißen Blechdach" im Garten des kränkelnden Big Daddy machen klar, dass dieser Film ein außergewöhnliches Ereignis werden wird. Was als keckes Familienfilmchen mit allerlei Problemchen und der wichtigen Frage, wer sich am besten beim distanzierten Vater einschleimen würde, beginnt, entpuppt sich nach kurzer Zeit als therapieähnliches Kammerspiel über Sehnsüchte, Gier und Zukunftsängsten, also den existenziellen Fragen des Lebens mit all seinen berüchtigten Nebenwirkungen. Besonders die gebrochene Figur Brick dient im weiteren Verlauf als Zentrum der Handlung, doch auch alle anderen Familienmitglieder werden in ihren Motivationen und Hintergedanken entlarvt. Das ist alles von Regisseur Richard Brooks so auf den Punkt inszeniert, dass diese Theaterverfilmung in seinem Konversationsmarathon eine unvergleichbare, sogwirkende Spannung aufbaut, die sich schließlich erst im Finale auflöst. Die Darstellerriege leistet hierbei naturgemäß den wichtigsten Teil für die gelungene Umsetzung, was besonders bei Paul Newman als apathisch dreinschauender Brick und der wunderbaren Elizabeth Taylor als die zutiefst unsichere und emotionale Ehefrau zu Höchstleistungen ihrer Karrieren animiert. Ein facettenreiches Familiendrama, das ich jedem nur wärmstens empfehlen kann. Am Ende wird man nämlich erleichtert feststellen: Gut, dass man sich mal richtig ausgesprochen hat.

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                                                  • Farley Granger ist mir besonders durch seine Darbietungen in den beiden sehr gelungenen Hitchcock-Filmen "Cocktail für eine Leiche" und "Der Fremde im Zug" in Erinnerung geblieben. Gern hätte ich mehr von ihm gesehen, aber später hat sich seine Schauspielerkarriere eher in Richtung TV und Theater entwickelt. Zumindest wurde er durch einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame verewigt. RIP

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