Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 5 .5
    Framolf 05.01.2021, 02:44 Geändert 28.05.2021, 05:13

    Oscar Madness Film 73 (1 Nominierung)

    Sean Connery ist zurück. In einem absolut durchschnittlichen Bond-Abenteuer. Und erneut dreht sich die Geschichte um seinen Kontrahenten Blofeld. Die Konsequenzen aus dem Cliffhanger der vorherigen Episode werden zunächst eher lieblos abgearbeitet. Immerhin wird das Thema im Verlauf der Handlung dann aber doch nochmal akut, wodurch man einem allzu groben Etikettenschwindel dann nochmal entgeht.

    Die Dialoge bleiben weiterhin überwiegend rustikal und gelegentlich leidet die Plausibilität ein wenig. Auf der anderen Seite gibt es neben sehenswerten Kulissen (u. a. in Amsterdam und Las Vegas) auch einige recht unterhaltsame Szenen zu sehen. Connery selbst spult seinen Part eher routiniert ab und verabschiedet sich mit dieser Vorstellung (fast) aus dem Bond-Universum – abgesehen von seiner Rolle im Remake 'Sag niemals nie', das aber bekanntlich nicht zum offiziellen Eon-Kanon gehört.

    Im Rahmen der Oscarverleihung 1972 wurde 'Diamantenfieber' in der Kategorie "Bester Ton" nominiert.

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    • 5 .5
      Framolf 05.01.2021, 02:37 Geändert 05.01.2021, 02:43

      (Nachdem ich vor ein paar Monaten fast alle Bond-Filme mit Sean Connery kommentiert hatte, geht es nun weiter mit dem Rest der Reihe – und danach mit ein paar anderen Spionagefilmen.)

      Vorhang auf für George Lazenby.

      Ein neuer Hauptdarsteller ist in der Stadt und lehrt ein Verbrechersyndikat (oder doch eher die Damenwelt?) das Fürchten. Die Charakterzeichnung des Protagonisten wurde zwar in einigen Facetten etwas variiert, sein Verhalten dem anderen Geschlecht gegenüber bleibt allerdings weiterhin eher grobschlächtig; verbale Tiefschläge und handfeste Ohrfeigen inbegriffen. Aus feministischer Sicht ist dieser Film das blanke Grauen, in cineastischer Hinsicht just another James Bond Movie. Das Drehbuch mischt einige originelle Einfälle mit so manchen Schludrigkeiten (warum Bond beispielsweise seine Einstellung zu Tracy derart drastisch ändert, wird nicht weiter erklärt), sorgt aber für ausreichend Abwechslung, um auch fünf Dekaden später noch grundsolide Unterhaltung zu garantieren. In die Bond-Historie dürfte dieser Film bei den allermeisten Fans somit weder als bester noch als schlechtester Beitrag eingehen. Ausnahmen bestätigen (wie üblich) die Regel.

      Und nach der Vorstellung fällt der Vorhang auch schon wieder für George Lazenby, dessen Karriere auch im Nachgang dieser James Bond Verfilmung eher holprig verlief. Fast schon bemerkenswerter erscheint dabei aus heutiger Sicht das Mitwirken von Diana Rigg ('Game of Thrones'). Aber immerhin ist Lazenby damit ein Eintrag in die Bücher der Filmgeschichte gelungen, den ihm keiner mehr nehmen wird.

      5,5 – 6 Punkte.

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      • 9
        Framolf 04.01.2021, 06:01 Geändert 05.01.2024, 04:44

        „Ein Freund ist jemand, der dich wirklich kennt, aber dich trotzdem liebt.“

        Als nach dem Frühjahrslockdown 2020 zahlreiche Kinos in Deutschland wiedereröffneten, taten das viele mit der französisch-belgischen Tragikomödie 'Das Beste kommt noch'. Wenn das mal kein - trotz aller Probleme - optimistischer und zugleich augenzwinkernder Fingerzeig ist! Und genau dieser Befund über die Veröffentlichungssituation hierzulande lässt sich auch über die Handlung dieses Filmes der beiden(!) Autorenfilmer Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte treffen. Denn ihre Version der Geschichte über zwei Männer, die voneinander annehmen, dass der jeweils andere bald sterben wird, bietet weit mehr als einen müden Aufguss von Rob Reiners 'The Bucket List'.

        Die beiden Protagonisten, die unterschiedlicher kaum sein könnten, sich aber auch gerade deshalb perfekt ergänzen, blicken auf eine jahrzehntelange Freundschaft zurück. Da ist es natürlich Ehrensache, seinem besten Freund auch in dessen (vermeintlich – oder auch nicht?) schwersten Tagen beizustehen. Und so gehen die beiden auf eine gemeinsame Reise, arbeiten tiefsitzende Probleme auf, heilen langewährende Wunden und schneiden alte Zöpfe ab. So weit, so herkömmlich. Doch was 'Das Beste kommt noch' so besonders macht, ist das versierte Gespür für wohltemperierte Stimmungen und passendes Timing, von dem die gesamte Inszenierung getragen wird. Denn auch wenn die Erzählung stets einer herkömmlichen Formellogik verhaftet bleibt, ist sie doch mit einer ganzen Reihe von überraschenden Details angereichert – sowohl inhaltlicher als auch auch stilistischer Natur. Das Darstellerduo Fabrice Luchini ('Der geheime Roman des Monsieur Pick') und Patrick Bruel (mit dem die beiden Regisseure schon für 'Der Vorname' zusammengearbeitet hatten) pendelt dabei zwischen nuanciertem Spiel und leichtem Hang zum Overacting. Das Drehbuch hingegen präsentiert sich – abgesehen von der Tatsache, dass hier mehrfach die Karte des Nicht-Zuhörens gespielt wird – durch und durch geerdet und verzichtet weitgehend auf das fast schon genretypische Ausschlachten skurriler Situationen. Gerade letzteres erweist sich erfahrungsgemäß oftmals als recht passabler Gradmesser, inwieweit Defizite in der Substanz kaschiert werden sollen.

        So bleibt am Ende ein auf den ersten Blick unscheinbares filmisches Schmuckstück, wie es in der vorliegenden Form wohl nur aus Frankreich kommen kann. Das Ergebnis ist eine lebensbejahende Hommage an die Freundschaft (und wohl auch an mindestens eine real existierende Person aus dem Umfeld der Autoren) sowie eine inbrünstig gesungene Ode an die Menschlichkeit. Sehr viel mehr kann Kino im Kleinen nicht leisten. Schon gar nicht angesichts einer Pandemie (auch wenn diese zum Zeitpunkt der Produktion natürlich noch nicht absehbar war).

        Knapp 9 Punkte.

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        • 7

          Passender als mit 'Make Me Smile (Come Up and See Me)' von Steve Harley & Cockney Rebel hätte man eine Dokumentation über den Berliner Fotografen, der im Lauf der Jahrzehnte selbst zu einer Ikone wurde, wahrscheinlich gar nicht einleiten können.

          Gero von Boehms 'Helmut Newton – The Bad and the Beautiful' ist weniger eine kritische Auseinandersetzung mit Werk und Künstler, sondern vielmehr eine Mischung aus Hommage und angedeuteter Werkschau. Neben seinen schier unzähligen Fotografien teils prominenter, teils unbekannter Damen, werden auch einige seiner künstlerischen „Streiche“ gewürdigt. So etwa sein hintergründiges Porträt Jean-Marie Le Pens, durch das er diesen in assoziative Nähe zu Adolf Hitler rückt. Als Le Pen bemerkt, was während der Session gespielt wurde (bzw. als man es ihm offenbar gesagt hatte), war es schon zu spät, denn er hatte die Veröffentlichung der Aufnahme schon genehmigt. Auf diese Weise schaffte es Newton (bürgerlich: Neustädter), der politischen Dimension des besagten Bildes auch noch eine persönliche Aussage über Le Pen hinzuzufügen – bzw. eigentlich hat dies ja sogar Le Pen versehentlich für ihn übernommen. Nicht weniger schelmisch war sicherlich Newtons Beitrag, den er zu einem Trenchcoat-Shooting der französischen Vogue ablieferte...

          Doch bei aller Originalität wurden bekanntlich auch harte Vorwürfe gegen ihn geäußert. Allen voran der, dass er ein äußerst reaktionärer Sexist und Frauenhasser sei. Auch das kommt im Film zur Sprache, kann aber naturgemäß nicht endgültig aufgelöst werden, da viele seiner Bilder schließlich bewusst so angelegt sind, dass sie ambivalent gelesen werden können. Ganz offensichtlich hat er sich selbst auch ganz gut in der Rolle des Provokateurs gefallen. Wie viel davon reine Lust am Krawall und wie viel Weltbild war, bleibt der Interpretation des Publikums überlassen. Wenn man so möchte, unterscheidet sich seine Vorgehensweise in dieser Hinsicht gar nicht mal so sehr von der Methode, mit der Rammstein viele ihrer Lieder texten und arrangieren.

          Was bleibt, sind seine Bilder, die nun, da er es nicht mehr kann, für sich sprechen müssen. Und eben diese Dokumentation von Gero von Boehm. Ein Vermächtnis, wie es nicht allzu viele Fotografen hinterlassen.

          Fazit: Die Annäherung an Helmut Newton gelingt hier durchaus gut. Auch wenn diese Dokumentation in einigen Aspekten vielleicht noch etwas Luft nach oben aufweisen mag (Annäherung an Helmut Newton als Person, Hintergründe, künstlerische Aspekte, Methodik, größere kritische Distanz), sehenswert ist sie allemal – zumal sie in vielen Facetten doch sehr gut gelungen ist.

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          • 5 .5
            über Siberia

            „Dein Verstand steht dir im Weg“

            Wie soll man einen Film wie 'Siberia' rezensieren? Keine dankbare Aufgabe. Ein Glück, dass ich das auch gar nicht tun muss, sondern dass MP in erster Linie auf reine Kommentare ausgelegt ist. :-)

            Abel Ferrara ('Bad Lieutenant', 1992) schickt Willem Dafoe in 'Siberia' auf eine 'Enter the Void'-artige Reise durch den eigenen Verstand, hin zum Unterbewusstsein, in die eigene Vergangenheit und letztlich auch ins Ungewisse. Doch wie soll man diesen surrealen Trip interpretieren – oder wenigstens ansatzweise verstehen können? Rein über den Verstand ganz offensichtlich nicht. Gemäß dem eingangs erwähnten Zitat scheinen dazu noch ganz andere Qualitäten vonnöten zu sein. Welche das sein könnten und welcher hermeneutische Zugang erfolgversprechend sein könnte, bleibt nebulös. Einzelne Elemente der Handlung lassen sich fraglos einordnen, aber das Gesamtgeflecht bleibt ein großes Rätsel; fast wie das Leben an sich. Insofern gestaltet sich auch eine Punktewertung nicht gerade einfach. Vielleicht hat Ferrara neben dem besagten Bonmot sogar einen oder mehrere weitere Schlüssel zum Verständnis hinterlegt, aber um diese(n) zu finden, braucht es ganz offensichtlich auch eine ordentliche Portion Sportsgeist und Durchhaltevermögen. Mir war es nach einer einzelnen Sichtung jedenfalls nicht möglich, einen kompletten Zugang zu seinem Werk zu gewinnen. Wer aber gerne miträtseln mag: Viel Spaß dabei!

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            • 5

              Blutige Groteske über ein Familienfest, das zunächst durch ein paar gezielte Sticheleien gestört wird und im weiteren Verlauf durch einige massive Gewaltausbrüche komplett aus dem Ruder läuft. Das Drehbuch hält dabei Attacken jeglicher Art bereit: Von hintergründigen (und bisweilen auch gesellschaftskritischen) Spitzen bis hin zu stumpfen körperlichen Angriffen, weil irgendjemandem gerade mal wieder der Kragen platzt. Gerade aufgrund dieser berechenbaren Unberechenbarkeit der Charaktere bietet 'Happy Times' auch einen ganz passablen Unterhaltungswert, wirklich originell ist hier allerdings kaum etwas. So kann eine Sichtung für Genrefans dann auch durchaus Sinn und Spaß machen – auch wenn sich während der Sichtung vielleicht das Gefühl breitmachen kann, das Ganze irgendwo anders schon mal etwas deftiger, lustiger, hintergründiger (oder was auch immer) gesehen zu haben.

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              • 5

                „Der Erzfeind der Liebe ist jedoch die Angst.“

                DAS Zitat des Filmes. Es fängt kurz und prägnant eine Problematik ein, die sicherlich schon Milliarden von (potentiellen oder bestehenden) Beziehungen verhindert oder verdorben hat, und vermutlich einer DER Liebeskiller überhaupt sein dürfte.

                Was ist das also für ein Film, der kleine und große Dramen so präzise auf den Punkt bringt? Ebenfalls kurz und knapp: Leider nur Durchschnittsware. Trotz großer Namen wie Alec Baldwin, Demi Moore und Dylan McDermott bekommt man mit 'Love is Blind' nur Ware von der Stange geboten. Als allenfalls ansatzweise gelungen erweist sich zum Beispiel der Versuch, mindestens drei Handlungsstränge (1. Mentor und sein Schützling, 2. Bill und Suzanne sowie 3. die kleine Kriminalgeschichte) in die Laufzeit von knapp hundert Minuten zu pressen. Auf diese Weise kommt zwar keine Langeweile auf, so richtig eintauchen kann man allerdings in keine der Teilhandlungen. Möglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, einen dieser drei Ausläufer zu kappen. Denn so schwebt die Inszenierung in einem Zwischenzustand aus Klischeehaftigkeit und erzählerischem Gewicht. Irgendwie ist die Handlung zwar gut gemeint, aber Geschichten wie diese eignen sich eigentlich oft recht gut, um dem Publikum irgendetwas mit auf den Weg zu geben (noch dazu, wenn sie sich um einen Schriftsteller drehen). Abgesehen von dem eingangs erwähnten Zitat sucht man hier allerdings weitestgehend vergeblich nach einem gewissen Mehrwert gegenüber ähnlich gearteten Produktionen. Was bleibt, ist dann eben pures Mittelmaß. Zur lockeren Unterhaltung zwischendurch ganz in Ordnung, recht viel mehr aber leider nicht.

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                • 5 .5

                  Russell Crowe, der sich optisch immer stärker an John Goodman annähert, dreht auf...

                  Als leicht reizbarer Autofahrer im 'Falling Down' Modus setzt er zur Jagd auf eine junge Frau an, die ihn etwas zu lange angehupt hatte. An sich natürlich völliger Humbug. Wenn eine Prämisse wie diese sogar noch zu den „realitätsnäheren“ Zutaten der Handlung gehört, weiß man, was los ist... Dennoch punktet dieser Guilty Pleasure Actioner, der offenbar ganz bewusst an der Schwelle zum Trash wandelt, durch eine geradlinige Inszenierung, ein permanentes Hochhalten der Spannungskurve und eben einen grimmigen Russell Crowe.

                  Recht viel mehr gibt es dazu auch gar nicht zu sagen. Hirn aus, anschnallen und ab geht die Fahrt. Und hupt bloß nicht die Falschen an!

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                  • 7

                    Ein Tag im Alltag einer Büroassistentin bei einer Filmproduktionsfirma. Was im ersten Eindruck vielleicht etwas eintönig wirken mag, entpuppt sich nach und nach als beklemmender und unangenehmer Trip – nicht zuletzt wegen erheblicher Dissonanzen in den Zwischentönen. Denn vieles bleibt zwar unausgesprochen, wird aber angedeutet und lässt nichts Gutes erahnen über eine offenbar gut geölte Maschine, die junge Menschen aus der ganzen Nation einsaugt, auspresst und in vielen Fällen desillusioniert wieder ausspuckt. Die Protagonistin (Julia Garner / Kimberly Breland aus 'The Americans') trägt – aus verständlichen Gründen – ihr Herz nicht gerade auf der Zunge. Denn wenn sich jemand doch mal verbal aus dem Fenster lehnt, kann es schnell unangenehm werden.

                    'The Assistant' fängt dieses Gefühl sowie die Einsamkeit inmitten einer Großstadt ebenso anschaulich ein wie den Eindruck, deutlich mehr Zeit im Büro zu verbringen als der Chef und dennoch in keinster Weise gewürdigt zu werden. Bezahlt wird offenbar nur in zweiter Linie mit harten Dollars. Die Hauptwährung hingegen scheinen schwammig an den Horizont gemalte Hoffnungen zu sein - frei nach dem Motto: „Eines Tages kannst auch du Produzent/in sein.“

                    In vielen US-Produktionen ist es ja mittlerweile zum Running Gag geworden, sich als „Schauspielerin Schrägstrich Kellnerin“ vorzustellen. Oder Kellner werden gefragt: „Was machst du wirklich?“ Passenderweise gibt es in dieser Hinsicht mit 'Support the Girls' auch einen etwas wehmütigen Komplementärfilm zu 'The Assistant'. Aber das wäre dann wieder eine andere Geschichte...

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                    • 6 .5

                      Ein Jugendlicher sperrt sich in sein Zimmer ein. Völlig normal eigentlich. Aber nicht, wenn er sich für mehrere Wochen verbunkert...

                      '1000 Arten Regen zu beschreiben' dekliniert durch, welche Art von Belastungsprobe eine derartige Situation für die betroffene Familie bedeutet. Die Ehe der Eltern leidet und die Tochter fühlt sich (nicht zu Unrecht) kaum noch wahrgenommen. Auch wenn die Prämisse etwas überzogen klingen mag, so bildet sie doch eine recht gute Metapher dafür, wie ein einziges Glied eine Kette zum Reißen bringen (oder zumindest ganz extrem anspannen) kann.

                      Zugegeben: Eigentlich sollte man ein Sinnbild nicht durch eine anderes ablösen, aber es wird ja auch so klar, worauf die Handlung hier hinausläuft: Letztlich spitzt es sich auf die Frage zu, wie man mit einem Familienmitglied verfahren soll, das indirekt (wenn auch vielleicht nicht absichtlich) den Zusammenhalt der anderen vergiftet. Inwieweit sich das auf andere – wahrscheinlich deutlich realitätsnähere - Situationen übertragen lässt, ist schwer zu beurteilen. Aber den Versuch, ein solches Gedankenexperiment mal durchzuspielen, war es allemal wert.

                      Daher: Durchaus empfehlenswert – aber nur, wenn man keine Berührungsängste mit deutschsprachigen Dramen hat.

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                      • 5 .5
                        Framolf 31.12.2020, 05:21 Geändert 31.12.2020, 06:44

                        Junge amerikanische Touristen im Ausland – einer der Klassiker unter den modernen Horrorsubgenres. Naiv, übermütig und großspurig stürzt man sich in ein vermeintlich ungefährliches Abenteuer, nur um sich dann zu wundern, wie gewalttätig es doch überall außerhalb der Vereinigten Staaten zugeht. Und als ob diese Prämisse nicht schon trashig genug wäre, macht man hier auch noch den blauäugigsten der Bande zum Anführer und sieht ihm dabei zu (hier: sogar im wahrsten Sinn des Wortes per Livestream), wie er sich immer tiefer in den Dreck reitet und gar nicht bemerkt, wann genau sich die Schlinge eigentlich zuzieht bzw. zugezogen hat.

                        Auch wenn diese Einleitung jetzt negativ klingt, ist es allerdings gar nicht so gemeint, denn Geschichten dieser Art bieten bekanntlich oftmals gute Unterhaltung, bei der sich Kopfschütteln über das Verhalten der Charaktere gerne mal mit Staunen über die Gore-Effekte (die hier allerdings – aus guten Gründen - teilweise recht lausig ausfallen) mischt. Nebenbei bemerkt: Der „legendärste“ Effekt in 'Follow Me' dürfte der rote Farbbeutel sein, der hinter dem Kopf einer der Figuren zum Platzen gebracht wird (82. Minute).

                        Die Handlung an sich reiht sich ein bei Escape Room Filmen wie bspw. 'Escape Room' oder 'Halloween Haunt' und wird angereichert um einige Elemente aus 'Hostel' & Co. Zwar stinken einige der Wendungen (oder zumindest deren grobe Zielrichtung) wie ein vor sich hinfaulender abgetrennter Arm gegen den Wind, aber wirklich störend ist das nicht. Denn auf einen Anfang, der eher zum Fremdschämen einlädt, folgt ein atmosphärisch passend umgesetztes Escape-Spiel, das durchaus Spaß macht. Also für die Zuschauer... Und das ist schließlich eines der Hauptkriterien bei der Auswahl eines Filmes. Blöd nur, dass die Spannungskurve danach wieder abflacht.

                        Das Fazit lautet daher: Unterhaltsamer Beitrag, aber eine Sichtung reicht.

                        5,5 von 10 Dummschwätzern im Blue Oyster Club Outfit.

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                          Framolf 31.12.2020, 05:21 Geändert 31.12.2020, 06:42

                          Australische 'Battle Royale' Variante, die so minimalistisch daherkommt, dass selbst die Bäume im Wald kaum Blätter oder Nadeln tragen... Die Geschichte ist schnell erzählt: Menschen werden in einen Wald gebracht und dort gezwungen, sich gegenseitig zu jagen und zu bekämpfen. Jedes weitere Wort darüber hinaus würde die rudimentäre Story nur unnötig spoilern; wobei einige der wenigen Handlungselemente ohnehin Stirnrunzeln hervorrufen (z. B. die Häufigkeit und das Timing der epileptischen Anfälle oder die Sache mit den Implantaten).

                          Was bei den Kulissen, den Darstellern und dem Drehbuch eingespart wird, machen auf der anderen Seite die Masken der Jäger und der unheilvolle Score wieder wett (auch wenn dieser gefühlt nur aus zwei Liedern bzw. Themen besteht). Vorsichtshalber deutet das Ende auch gleich mal an, in welche Richtung eine mögliche Fortsetzung gehen könnte. Lassen wir uns überraschen, ob es dazu kommen wird. Es gibt ohne Frage schwächere Beiträge im Horrorgenre – bessere allerdings auch. Denn sollte das Budget tatsächlich bei den kolportierten elf Millionen Euro liegen, wäre möglicherweise doch noch etwas mehr dringewesen. Verstecken muss sich das Ergebnis aber auch so nicht.

                          (Danke an Chionati für den Filmtipp)

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                          • 7

                            Basketballfilm meets Trinkerdrama. Zwar ist Regisseur Gavin O'Connor ('Miracle – Das Wunder von Lake Placid') mit 'Out of Play – Sein Weg zurück' in beiden Subgenres kein richtiges Meisterwerk gelungen, verstecken muss er sich mit seiner Inszenierung über einen Trainer, der immer wieder zur Flasche greift, aber ganz gewiss auch nicht. Dabei wird sein Wirken beim Sport ebenso beleuchtet wie seine familiäre Vergangenheit und seine gegenwärtige private Situation. Unter dem Strich ergibt das ein durchaus greifbares Bild von einem seelisch gebrochenen Mann, der seinen Schmerz eben nicht anders zu betäuben weiß, als durch einen tiefen Blick auf den Grund eines Glases.

                            Ben Affleck ist vermutlich nicht der allererste Name, der einem bei der Besetzung eines solchen Dramas einfallen würde, seine Rolle füllt er aber durchaus überzeugend aus. Von der Sportwelt der allermeisten Disney-Filme ist man hier meilenweit entfernt, was sich auch auf angenehme Weise im halbwegs unkonventionellen Ende widerspiegelt.

                            → Für Sportfans ebenso empfehlenswert wie für Liebhaber von Dramen.

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                              In einer immer länger werdenden Reihe von Filmen über Ip Man dürfte 'Kung Fu Master' fraglos einer der schwächeren Beiträge sein. Ip Man ist nun als Polizist im Auftrag gegen das Verbrechen unterwegs und prügelt sich seinen Weg durch die Horden eines Syndikates. Zumindest mutmaßlich, denn oftmals wird hier die Schere genau dann angesetzt, wenn es eigentlich erst so richtig zur Sache gehen sollte.

                              Was das Drehbuch nicht hergibt, kann in diesem Fall also auch der Stil nur bedingt wettmachen. Auf die etwas launische Hauptreihe, das temporeiche Spin Off 'Master Z', das eher biographisch angehauchte 'Final Fight', das überstylte 'The Grandmaster' und die recht minimalistische Fernsehserie folgt nun also eine weitere Verfilmung mit Yu-Hang To in der Rolle des Meisters, der diesen bereits in der Origin Story 'Ip Man Zero' sowie in 'Gong fu lian meng' verkörpert hatte. Überdies ist er auch auf der Besetzungsliste der ersten beiden Episoden der Hauptreihe zu finden, dort allerdings in anderen Rollen. Kein Wunder, dass er auch als Darsteller unter mehreren verschiedenen Namen und Schreibweisen (er ist auch bekannt als Dennis To, Yuhang Du sowie To Yue Hong) unterwegs ist... Und damit scheint er in bester Gesellschaft zu sein, da er bekanntlich beleibe nicht der einzige Schauspieler in den 'Ip Man' Filmen ist, der verschiedene Rollen bekleidet. Selbst in Fernost scheint der Fundus an Darstellern für Kampfkunstfilme nicht unerschöpflich zu sein...

                              PS: Warum bzw. wie zum Teufel hat Ip Mans Frau einen vierjährigen zur Welt gebracht!? ;-)

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                                Framolf 29.12.2020, 02:38 Geändert 15.03.2022, 04:39

                                Oscar Madness Film 119 (1 Nominierung)

                                Harry Potter muss sterben!

                                In der oscarnominierten* Mockumentary 'Jesus Camp' wird über eine Gruppe US-Amerikanischer Kinder berichtet, die in einem Lager für religiöse Erziehung für fundamentalistische Zwecke indoktriniert werden. Irgendwer muss ja schließlich die entscheidende „letzte Schlacht“ gewinnen, denn die alternden Prediger, der demagogische Radiomoderator und die adipöse Jugendbetreuerin kommen für paramilitärische Einsätze mutmaßlich eher nicht infrage. Sie sind schließlich auch eher mit wichtigeren Dingen beschäftigt, wie etwa einem exzessiven Verbrauch von Rohstoffen, die Gott uns offenbar hinterlassen hat, um sie möglichst sinnfrei zu verschwenden. Schließlich sind wir sowieso nicht lange auf dieser Erde und müssen daher auch nicht sparen. Da sollte man sich auch nicht von fehlgeleiteten Wissenschaftlern stören lassen, die einen Klimawandel, eine Rohstoffknappheit oder ähnliche Probleme herbeiphantasieren.

                                Na gut, Schluss mit Zynismus (auch wenn man das Verhalten derartiger Gestalten kaum anders ertragen kann). Die Lehren, die in dieser Doku (der Film ist leider wirklich eine ernste Dokumentation und keine Mockumentary) transportiert werden, dürften für die meisten Zuschauer alles andere als neu sein. Schließlich wurden derartige Stimmen zuletzt immer lauter. Selbiges gilt für diverse Hardliner, die unter Bush Junior und Trump an den Supreme Court berufen wurden. Was aber wirklich extremes Stirnrunzeln hinterlässt, ist der Brustton der Überzeugung, mit dem die neunjährige Rachael ihre kruden Thesen vorträgt. Mit ihrer Art zu sprechen imitiert sie erwachsene Leute und trägt mit völlig übersteigerter Selbstgewissheit Kritik an „herkömmlichen“ Christen vor, die nur drei Lieder pro Messe singen, andächtig beten und ansonsten dem Pfarrer lauschen: Wie soll man sich so bitte auf den finalen Krieg einschwören? Das geht doch am besten, wie schließlich jeder weiß, durch kollektives Tränenvergießen, Hüpfen, Schreien und das Erreichen tranceartiger Zustände.

                                Aber diese Kritik soll sich ganz ausdrücklich nicht gegen aufgehetzten Kinder richten, sondern vielmehr gegen die Demagogen, die hier ihr Werk (oder vielleicht besser: Geschäft) betreiben. Denn so züchtet man ganz bewusst eine kleine Armee Gottes für kommende Kreuzzüge und die bevorstehende Apocalypse. Sollte sich diese doch noch etwas verzögern, können die Heranwachsenden ja auch gut als Prediger eingesetzt werden, um dann die nächsten Kinder einzufangen. Fast wie in Hameln. Der zwölfjährige Levi O'Brien aus der Doku kann ein Lied davon singen bzw. eine Predigt davon halten, denn bei ihm scheint die Indoktrinierung besser geklappt zu haben als bei den anderen drei Kindern aus dem Film. Denn er hält auch Jahre später noch Predigten, während sich andere Teilnehmer des damaligen Camps später teilweise massiv darüber beklagt hatten.

                                Fast schon creepy wird es dann nochmal während des Abspanns, als die gruselige Neunjährige in einem weiteren Kapitel ihrer Missionierungsarbeit drei Männern im Park wenig subtil mitteilt, dass sie lieber nicht mit einer Aufnahme in den Himmel nach ihrem Tod rechnen sollten. Ähnlich wie die fehlgeleitete junge Dame mit den lackierten Fingernägeln im Bowlingcenter.

                                Aber um versöhnlich zu enden und nicht nur leise „We worship you“ vor mich hinzumurmeln, möchte ich dem Appell der kleinen Rachael nachkommen und wiedergeben, welche Art der Lobpreisung als angemessen angesehen wird (keine Ironie, kommt tatsächlich so im Film vor!):

                                „Who's in da house? JC!
                                Who's in da house? JC!
                                Jesus Christ is in da house.“

                                PS: Die Harry-Potter-Reihe wird in einer der Predigten tatsächlich als Werk des Bösen gebranntmarkt. Kein Wunder, wo kämen wir denn da hin, wenn Kinder lieber Bücher lesen statt sich in Camps auf den finalen Kampf vorzubereiten...?

                                Disclaimer: Ich bin kein Theologe und ganz sicher kein Fachmann im Auslegen von religiösen Schriften. Bin mir aber dennoch ziemlich sicher, dass es nicht im Sinne der Bibel sein dürfte, Kinder zu einem Leben in Hass und (potentieller) Gewalt aufzuhetzen...

                                *Oscar-Nominierung 2007 in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm". Die Auszeichnung ging ironischerweise jedoch ausgerechnet an Al Gores 'Eine unbequeme Wahrheit', die sich mit dem Klimawandel beschäftigt, über dessen mediale Aufbereitung sich einige in 'Jesus Camp' befragte Personen empört beklagen. Manchmal zeigt eben sogar die Academy (wenn auch unfreiwillig) Humor.

                                (Danke an Alex.De.Large für den Filmtipp!)

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                                • 6

                                  'Weihnachten in der Wildnis' erweist sich als idealer Ausklang für die Weihnachtsfilmsaison. Zwar geht es tatsächlich irgendwie um Weihnachten - allerdings nur ganz am Rande und das Setting könnte exotischer nicht sein. Vielmehr stehen hier die Elefanten einer afrikanischen Auffangstation für elternlosen (tierischen) Nachwuchs im Vordergrund – und (leider) auch eine relativ uninspirierte Lovestory. Denn speziell die Liebesgeschichte kann man echt den Hasen, äh... den Elefanten geben. Man könnte fast meinen, Netflix hätte hier ein Drehbuch, das eigentlich für eine Eigenproduktion mit Veronica Ferres gedacht war, aus der Mülltonne des ZDF gefischt. Doch immerhin gibt es den Handlungsstrang um die bedrohten Dickhäuter, der den Film (besonders für Tierfreunde) dann doch wieder einigermaßen sehenswert macht. Im Laufe der Handlung gibt es dann nochmal einen Abstecher ins weihnachtliche New York, aber dann geht es auch schon wieder zurück zum afrikanischen Waisenhaus für Tiere.

                                  Das Filmzitat des Tages lautet dementsprechend dann auch: „Niemand auf der Welt braucht Elfenbein. Außer einem Elefanten.“ (Protagonist Derek Holliston, gespielt von Rob Lowe)

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                                  • 6 .5

                                    'Holidate' ist im Grunde genommen eine leicht variierte Spielfilmversion von 'You are the worst'. Zwei Singles, die leidenschaftlich gerne mit ihrer Abneigung gegenüber Beziehungen kokettieren, lernen sich kennen und verabreden sich grundsätzlich nur zu Feiertagen miteinander, um ihre Ruhe vor Nachfragen der Verwandtschaft zu haben. Zumindest vorgeblich. Dass dieser Plan auf Sand gebaut ist, wird spätestens dann klar, als beide jedem, der es nicht hören will, auf die Nasen binden, dass sie nur ein Feiertagspärchen sind. Wer traut sich also zuerst aus der Deckung und wie wird die andere Person reagieren?

                                    Zugegeben, geboten wird hier nicht gerade der originellste Plot und bei zahlreichen Gags macht das Drehbuch auf halber Strecke wieder halt. Dabei hätte hier und da etwas mehr Kompromisslosigkeit sicher nicht geschadet; gerade angesichts einer Handlung, die ganz bewusst eine gewisse Verweigerungshaltung an den Tag legt – diese allerdings nie wirklich einlöst. Dennoch kann man sich von 'Holidate' durchaus gut unterhalten fühlen, was sicherlich auch zu guten Teilen an durchweg kauzigen Charakteren und den recht flott gestalteten Dialogen liegen mag. Somit ist diese Komödie von John Whitesell weniger ein reiner Weihnachtsfilm, sondern sie lässt sich eigentlich zu jedem Feiertag sichten. Hauptsache, man erwartet keine Wunderdinge. Im Grunde ist es wie mit dem berühmt-berüchtigten Paar Socken zu Weihnachten. Unter den richtigen Umständen können sich auch diese als Volltreffer erweisen...

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                                    • 7

                                      Kurz und schmerzlos: Disneys 'The Jungle Book' (2016) bietet über weite Strecken die filigraneren Animationen, Warners 'Mogli – Legende des Dschungels' kommt in Sachen Handlung etwas erwachsener daher. Die Szenerie wirkt bedrohlicher und die Charaktere bescheren dem Publikum nicht das (zumindest in manchen Filmen) zweifelhafte Vergnügen von Gesangseinlagen.

                                      So ganz pauschal lässt sich nicht sagen, welche Version sich nachdrücklicher weiterempfehlen lässt, da hier viel von persönlichen Vorlieben abhängen dürfte. Wer lieber auf Nummer sicher gehen möchte, sollte zur Disney-Version greifen, wer gerne sich gerne auf ein paar eher unerwartete Details einlassen möchte, kann ruhig auch mal sein Glück mit der Version von Warner versuchen, die nach einem missglückten Wettlauf um die bessere Kinoauswertung direkt im Streaming vermarktet wurde.

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                                      • 5
                                        Framolf 27.12.2020, 08:36 Geändert 27.12.2020, 08:36

                                        'Christmas Inc. - Eine Spielzeugfabrik zum Verlieben'. Ein ebenso treffender Titel wäre gewesen: 'Christmas Inc. - Ein Drehbuch zum Wegwerfen'. Was hat man sich denn hierbei gedacht? Das Ende könnte alberner kaum sein und selbst einfachste Zusammenhänge werden ignoriert (als ob ein Spielzeughersteller in der Adventszeit die Umsätze für die laufende Saison noch herumreißen könnte – vom anfänglichen „Patzer“ der Personalabteilung ganz zu schweigen). Auch nicht viel besser macht es das merkwürdige Werteverständnis, das hier transportiert wird: Ein Sheriff gilt als Stinkstiefel, weil er in einer Verkehrskontrolle für den Fabrikbesitzer dieselben Maßstäbe anlegt wie für alle anderen Leute auch und eine Klatsch-Journalistin wird u. a. deswegen zur Antagonistin, weil sie sich weigert, Gefälligkeitsartikel über eben jenen Industriellen zu verfassen.

                                        Dafür wird dem Publikum auf der anderen Seite ein und derselbe Dialog fast wortwörtlich zweimal untergeschoben. In der 56. und in der 65. Minute liefern sich die beiden Protagonisten zwei nahezu identische Gespräche über den Heimatort und das Singledasein von Riley. Und nicht nur zwei Sätze, sondern satte 30 Sekunden lang.

                                        Warum aber trotzdem eine recht wohlwollende Wertung? Der Unterhaltungsfaktor stimmt und die Weihnachtsstimmung, die hier verbreitet wird, ebenso. Die Regie wirkt sehr bemüht darum, ihre Hauptcharaktere in einem guten Licht erscheinen zu lassen und abgesehen von den katastrophalen gesellschaftspolitischen Untertönen, die hier mitschwingen, scheint man die naiv erzählte Geschichte durchaus gut gemeint zu sein. Auch wenn das Skript ziemlich tölpelhaft daherkommt, holt Regisseur Jonathan Wright noch einigermaßen die Kohlen aus dem Feuer (abgesehen vom billigen Kunstschnee und dem wiederholt merkwürdigen Verhalten einiger Statisten im Bildhintergrund).

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                                        • 5 .5
                                          über Fatman

                                          Ein reicher Bengel fühlt sich vom Weihnachtsmann gedemütigt, weshalb er nun auf Rache sinnt. Und wie man es dann eben so macht, hetzt er einen Auftragskiller auf den dicken Mann mit dem langen Bart.

                                          Nachdem Kurt Russell nun bereits zwei mal in 'The Christmas Chronicles' den Weihnachtsmann gegeben hat, wollte es sich offenbar auch Mel Gibson nicht nehmen lassen, in diese Rolle zu schlüpfen. Doch Santa zu sein ist kein leichter Job in der Welt von 'Fatman'. Die Regierung übt Druck aus, aber stellt nur geringe finanzielle Mittel zur Verfügung, Hobbygangster schießen auf den dicken Mann mit dem Bart, wenn er die Geschenke ausliefert und die Elfen schlafen nicht länger als zwanzig Minuten am Stück. Und dann taucht zu allem Überfluss noch der besagte Profikiller auf. Kein Wunder, dass Santa immer mürrischer wird.

                                          → 'Fatman' folgt einer recht originellen Idee, die Umsetzung ist dann allerdings eher Stangenware.

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                                          • 5 .5

                                            Wie man es aus diversen Fortsetzungen anderer Fantasyfilme kennt, steht im zweiten Teil von 'The Christmas Chronicles' der Gegenbesuch durch die Protagonistin an, die nun in die Welt des Weihnachtsmannes eintauchen darf bzw. muss. Wie nicht anders zu erwarten war, erweist sich dessen Heimat als bunt, detailreich, etwas skurril und befindet sich (völlig überraschend...) in Gefahr, denn sie wird durch einen abtrünnigen Elfen bedroht.

                                            Dieses Sequel ist etwas schriller und comichafter als sein Vorgänger, ansonsten wird im Großen und Ganzen aus denselben Versatzstücken ein zwar ähnlicher, ganz sicher aber nicht identischer Cocktail gemischt. So gesehen gelingt der Spagat aus Fanservice und Weiterführung der Geschichte durchaus gut.

                                            Bei der Besetzung von Santa Claus und Mrs. Claus ist durch die Rollenvergabe an Kurt Russell und seine langjährige Lebensgefährtin Goldie Hawn der schon im Vorgängerfilm angedeutete Coup gelungen. Überdies sind mit Tyrese Gibson in einer Nebenrolle sowie Chris Columbus auf dem Regiestuhl zwei weitere namhafte Persönlichkeiten involviert. Bemerkenswert ist darüber hinaus u. a. auch die Mitwirkung von Sunny Suljic ('Mid 90s') in einer kleineren Rolle.

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                                            • 6

                                              Santa Claus zieht mit einem Mädchen und einem Jugendlichen um die Häuser... Klingt fast schon nach Disneys 'Die Nacht der Abenteuer' und erinnert auch tatsächlich ein wenig daran. Sogar der Blues muss hier gespielt und gesunden werden – passenderweise übrigens u. a. von Steven Van Zandt ('Lilyhammer', 'The Sopranos' bzw. E Street Band).

                                              Das Drehbuch geht auf Nummer sicher und bietet die weihnachtliche Variante einer gerne und oft erzählten Geschichte: Ein ungleiches Trio begibt sich auf eine nächtliche Odyssee und durchlebt dabei verschiedene actiongeladene, komödiantische oder skurrile Situationen. Und natürlich darf auch etwas weihnachtliche Magie nicht fehlen. Innovationspreise gewinnt man damit zwar sicherlich keine, aber das erwartet vermutlich auch niemand von einem Weihnachts-Familienfilm. Bei den Effekten wechseln sich Licht und Schatten munter ab und auch ansonsten findet sich hier viel (gehobenes) Mittelmaß. Dementsprechend ist 'The Christmas Chronicles' sicher nicht die schlechteste Wahl innerhalb eines Subgenres, das (zumindest gefühlt) stärker von seinen Klassikern als von seinen Neuveröffentlichungen getragen wird. Unter den Produktionen jüngeren Datums nimmt der Film (zusammen mit ein paar anderen Filmen) aber durchaus eine leicht hervorgehobene Stellung ein.

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                                              • 6

                                                Ein englischer Ritter wird aus dem 14. Jahrhundert in das Jahr 2019 in Nordamerika geschleudert, um dort seine Bestimmung zu finden. Warum ausgerechnet dorthin? Man weiß es nicht. Ist aber auch nicht weiter von Belang, denn wichtig ist vor allem, dass er dort sofort auf die Frau seiner Träume trifft, die praktischerweise Single ist. Das Kennenlernen geht über ein verschüttetes Getränk und einen kleinen Autounfall vonstatten. Abgesehen von der Zeitreise also ein astreiner Rosamunde-Pilcher-Plot...

                                                Und trotzdem (oder vielleicht sogar deshalb) schafft es dieser Weihnachts-Trash der unterhaltsameren Sorte, zumindest viele der ähnlich gestrickten Prinzen- und Prinzessinnen-Weihnachtsfilmen in den Schatten zu stellen – einfach nur deshalb, weil er nochmal eine Nummer stärker over the top ist und sich auch für zahlreiche bewusst alberne Dialogzeilen nicht zu schade ist. Die Originalität und die Absurdität von 'Die Besucher' (1993) werden zwar erwartungsgemäß nicht erreicht, aber für anderthalb Stunden kurzweiliger und anspruchsloser Unterhaltung reicht es allemal.

                                                → Wie so viele Netflix-Eigenproduktionen aus dem Komödienbereich ist auch 'The Knight Before Christmas' irgendwo im Mittelfeld anzusiedeln. Ob im oberen oder unteren, hängt wahrscheinlich von der Stimmung und den persönlichen Vorlieben ab.

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                                                • 4

                                                  ++ Enthält indirekte SPOILER zur finalen Wendung eines anderen (relativ aktuellen) Weihnachtsfilmes. Wenn ihr also auf Nummer sicher gehen wollt, lest lieber nicht weiter. ++

                                                  'Das Weihnachtsherz' erweist sich bereits nach wenigen Minuten als eine klassische Hallmark-Produktion. Die Schauspieler, deren Namen kaum jemand kennen dürfte, kommen einem trotzdem durch die Bank irgendwie bekannt vor und sind zumeist Darsteller vom Typ „kenne ich irgendwoher, aber ich weiß nicht von wo“, was in vielen Fällen daran liegt, dass sie normalerweise als Gastdarsteller durch zahllose Serien und TV-Filme tingeln. Und nun haben eben einige von ihnen in einem Fernseh-Weihnachtsfilm eine Haupt- oder Nebenrolle an Land gezogen. Die Geschichte erscheint dabei wie eine frühe Version von 'Last Christmas' (2019). Ein Jugendlicher bricht zusammen und wartet im Krankenhaus auf ein Spenderherz. Wird das Weihnachtswunder geschehen? Und auf wessen Kosten?

                                                  Und hier beginnen auch schon die Probleme: Auch wenn sich diese recht konservativ gehaltene Produktion darum bemüht, möglichst warmherzig zu erscheinen, so wirkt das Drehbuch doch arg lieblos zusammengeschustert; ganz besonders in Bezug auf den jungen Mann mit den Wettschulden. Außer einer Aneinanderreihung von Klischees kommt da leider nicht sehr viel. Überhaupt wirken einige Details der Handlung nicht gerade ausgefeilt (siehe zum Beispiel die Kerzen am Straßenrand). Sein schmales Budget kann man dem Film sicher nicht vorwerfen, denn irgendwie ist es dem Produktionsteam sogar gelungen, eine halbwegs kurzweilig Erzählung auf den Bildschirm zu bringen. Auch über die eher mittelmäßigen Leistungen der Akteure lässt sich problemlos hinwegsehen. Spätestens angesichts einiger Schludrigkeiten des Skripts und der Regie wird es hier und da dann aber doch etwas ärgerlich.

                                                  Immerhin: Für leidliche Unterhaltung reicht es durchaus und der gute Wille zu einer warmherzigen Geschichte ist auf jeden Fall erkennbar. Daher auch keine vernichtende Punktewertung, sondern nur eine mäßige.

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                                                    Framolf 24.12.2020, 05:47 Geändert 24.12.2020, 05:47

                                                    **** Liebe MP-Freunde, sehr geehrte Moviepiloten, ;-)
                                                    euch allen ein schönes Weihnachtsfest und wunderschöne Feiertage. Vielen lieben Dank für die unzähligen unterhaltsamen Momente hier auf MP! Wie jedes Jahr gab es wieder viel zu schmunzeln, interessante Sichtweisen, zahlreiche tolle Filmtipps, so manche Text-Perlen, neue Kumpels, „alte“ und treue Weggefährten u. v. m.
                                                    Kurzum: Auch wenn die Community zuletzt deutlich geschrumpft ist: Wir alle sind noch hier uns machen es uns gemütlich. :-) Hoffentlich auch weiterhin. Alles Liebe und eine gute Zeit für euch und eure Angehörigen! <3 ****

                                                    Jetzt aber zum Filmkommentar. :-)

                                                    ++ Leichte SPOILER ++

                                                    Alle Jahre wieder bringt der Weihnachtsmann den Kindern dieser Welt Geschenke. Doch wer beschenkt eigentlich die Kinder des Weihnachtsmannes? Schließlich ist dieser ja nie an den Festtagen zu Hause. Gut, seine Gattin (sozusagen die Weihnachtsfrau) ist da, aber offenbar hat sie es mit dem Schenken nicht so, auch wenn sie ansonsten eigentlich sehr freundlich ist. Jedenfalls wäre es doch großartig, wenn sich jemand mal beim Weihnachtsmann revanchieren könnte, indem er/sie dessen Kinder beschenkt!

                                                    Ortswechsel: Tischler Andersen ist ein großer Weihnachtsfan und gibt sich viel Mühe, seinen Kindern ein schönes Fest zu bereiten. Nur leider verpasst er jedes Jahr die Bescherung durch den Weihnachtsmann. Denn just in der Zeit, in der er mal kurz das Haus verlässt, kommt Jahr für Jahr der Weihnachtsmann zu seinen Kindern. Und jedes mal verpasst ihn Andersen. Wie kann man nur so viel Pech haben...?

                                                    'Plötzlich Santa' gehört zu den Weihnachtsfilmen aus der eher märchenhaften Kategorie. Die Handlung und die Inszenierung gestalten sich klassisch und modern zugleich. Zwar werden hier vielleicht nicht die ganz großen dramaturgischen Register gezogen, für rund 70 Minuten festlicher Familienunterhaltung reicht es aber allemal. Die Humoreinlagen hätten vielleicht noch ein wenig mutiger ausfallen dürfen, ihren Zweck tun sie aber auch so. Die Geschichte an sich nimmt dank der knapp bemessenen Laufzeit keine Gefangenen, so dass man mit einer Sichtung dieses norwegischen Märchenfilmes eigentlich nicht viel falsch macht. Schon gar nicht als Weihnachtsfilmfan.

                                                    PS: Wer von euch kommt mit, um den Kindern des Weihnachtsmannes Geschenke zu bringen? :-)

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