Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    [D#20] 'A World Beyond', ein Film der auf einer Attraktion im hauseigenen Freizeitpark basiert, erweist sich (wie sollte es anders sein?) als klassisches Disney Actionabenteuer. Zunächst entführt Regisseur Brad Bird ('Mission Impossible 4 – Phantom Protokoll') die Zuschauer in eine Welt, die stylischer kaum sein könnte. Doch leider sind dem Publikum nur relativ kurze Einblicke in dieses verborgene Reich gestattet. Der Grund dafür wird im Verlauf der Handlung nachgereicht, spielt im Bezug auf die Handlung allerdings auch nicht die ganz große Rolle.

    Einerlei, die erste Hälfte des Filmes kommt als recht temporeicher Science Fiction Actionfilm daher, der Anleihen bei der 'Terminator'-Reihe und anderen Genregrößen nimmt, sich dann ab einem gewissen Punkt allerdings von diesem für Disney-Familienfilm-Verhältnisse halbwegs düsteren Konzept verabschiedet und wieder auf altbekannte Pfade einbiegt. Nur so viel: Es geht um nicht weniger als die Rettung einer ganzen Welt, was selbstverständlich nur unter mithilfe kindlicher oder jugendlicher Charaktere möglich ist.

    → 'A World Beyond' kommt trotz einer mehr als zweistündigen Laufzeit durchaus kurzweilig daher, bietet aber nicht viel, was man nicht in so ähnlicher Form bereits anderswo gesehen hätte. Für einen unterhaltsamen Filmabend aber durchaus geeignet, da hier recht viele unterschiedliche Zielgruppen bedient werden.

    6,5 - 7 Punkte.

    Fun Fact: In den geschnittenen Szenen findet sich ein Dialog, der einige Jahre später quasi eins zu eins Eingang in die von Disney nachbearbeitete Endfassung von 'The New Mutants' fand. Dabei ist sinngemäß die Rede von zwei Wölfen (im 'X-Men'-Film sind es zwei Bären), die in der Protagonistin „wohnen“ und es komme darauf an, welchen sie füttere und groß werden lasse: Den, der Stärke und Vertrauen symbolisiere oder den, der für Angst stehe. Zwar hat diese Geschichte offenbar ihren Ursprung in alten Mythen und Erzählungen von Native Americans, aber bemerkenswert ist es allemal, dass ein Dialog, der für einen Disney-Film als unpassend erachtet wurde, trotzdem einige Jahre später Eingang in eine andere Produktion aus demselben Hause findet.

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    • 7 .5
      Framolf 11.12.2020, 05:53 Geändert 11.12.2020, 05:53

      [D#19] (In den nächsten Tagen gibt es in meinen Kommentaren eine kleine Zeitreise durch Disney-Kurzfilme aus zehn Jahrzehnten. Pro Jahrzehnt mindestens einer.)

      Bei einem Disney-Marathon führt natürlich kein Weg am legendären 'Steamboat Willie' vorbei. Ein pfeifender und wippender Kapitän steuert sein Schiff den Fluss entlang, bevor mit ihm beim Musizieren ein wenig die Gäule durchgehen... Auf irrwitzige Weise bezieht er verschiedene Tiere in sein Lied mit ein und lässt schließlich die Situation auf dem Boot geringfügig aus dem Ruder (hahaha) laufen.

      Als Bonus-Feature gibt es mittlerweile auch eine Emoji-Version des Filmes, die aber nur so richtig Sinn macht, wenn man das Original schon kennt. Durch Emojis wird die Geschichte kurz und knapp nacherzählt, was auf originelle Weise eine Brücke in die Gegenwart schlägt. Für sich genommen ist die neue Version natürlich kein Highlight, aber eine ideenreiche Spielerei stellt sie allemal dar.

      → Mit ordentlichem Nostalgiebonus und in Würdigung der Bedeutung, die dieser Kurzfilm im Nachhinein hat, gut gemeinte 7,5 Punkte.

      (Auch wenn MP etwas anderes behauptet: 'Steamboat Willie' ist bei Disney+ zu sehen.)

      19
      • 6 .5

        [D#18] Bunter Fantasy-Blockbuster über einen aufstrebenden Zauberlehrling (Johann Wolfgang von Goethe lässt in einer der Szenen ganz herzlich grüßen) und seinen mürrischen Mentor wider Willen. Und damit ist im Grunde das Wesentliche schon gesagt. Mit Elementen aus dem Fantasy- und Actionkino, Anleihen bei der Buddykomödie und einer Prise Coming of Age erzählt 'Duell der Magier' eine Geschichte, die auch im MCU oder einem anderen Superheldenuniversum angesiedelt sein könnte. Ein aufstrebender Außenseiter entdeckt seine eigenen Fähigkeiten, während ein gefährlicher Gegenspieler die Stadt – ach was, die ganze Welt! - bedroht. Werden es der mürrische Zauberer mit den Altmännerschuhen und sein chaotischer Schützling schaffen, dem Bösen Einhalt zu gebieten? Und lässt sich vielleicht sogar noch nebenbei ein Happy End mit dem jeweiligen Love Interest finden?

        Neu ist an John Turteltaubs ('Cool Runnings') Inszenierung – wie bei Disney üblich – natürlich nur wenig bis gar nichts. Andererseits ist aber auch Verlass auf die gewohnten Stärken dieses Studios. Dementsprechend namhaft fällt die Besetzungsliste (mit Nicolas Cage, Teresa Palmer, Monica Bellucci, Alfred Molina, Toby Kebbell, Jay Baruchel u.a.) aus und die Effekte gestalten sich gewohnt aufwändig. Erzählerische Innovationen sollte man nicht unbedingt erwarten, aber für leichte und kurzweilige Unterhaltung ist gesorgt.

        6,5 - 7 Punkte.

        25
        • 7 .5

          [D#17] Zeitlos unterhaltsamer Trip einer jungen Babysitterin (Elisabeth Shue) mit dem ihr anvertrauten Mädchen und zwei Halbwüchsigen durch das städtische Nachtleben. In einer Nebenhandlung wartet ihre Freundin auf einem Bahnhof darauf, abgeholt zu werden. Zahlreiche Begegnungen mit skurrilen Charakteren führen die Truppe (wie auch die Freundin) von einer absurden Situation in die nächste. Die recht temporeich umgesetzte Inszenierung folgt zwar einem formelhaften Aufbau, dem Unterhaltungsfaktor tut das aber keinen Abbruch. Gerade Fans von 80er Jahre Komödien kann man diese Mischung aus Humor und etwas Action wärmstens ans Herz legen. Wer 'Ferris macht blau' mag (und mal ehrlich, wie kann man den nicht mögen? ^^), dürfte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bei 'Die Nacht der Abenteuer' gut aufgehoben fühlen.

          Aber Vorsicht: Nicht verwechseln mit einem anderen Disneyfilm namens 'Die Nacht der verrückten Abenteuer' von 2016, der so etwas wie eine modernisierte Neuauflage darstellt (den Begriff „Remake“ vermeide ich hier mal ganz bewusst).

          In diesem Sinne: Niemand kommt hier raus, ohne den Blues zu singen – oder sich ersatzweise diesen Film anzuschauen. ;-)

          6,5 Punkte für den Film und einen Bonuspunkt für den Retro- und Unterhaltungsfaktor.

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          • 6

            [D#16] Der dritte Teil der Dexter Riley Trilogie setzt zwar die Handlung des zweiten Teils fort, orientiert sich vom Handlungsaufbau her aber wieder sehr viel stärker am ersten Film. Wie schon in 'Superhirn in Tennisschuhen' entdecken Dexter und seine Kommilitonen erneut ein Wundermittel und testen es nach Herzenslust aus, was natürlich wieder die Begehrlichkeiten der stadtbekannten Kriminellen weckt. Und völlig überraschend endet auch diese Geschichte wieder mit einem Wettkampf gegen die Abordnung einer konkurrierenden Universität... Einziger Unterschied: Statt einer erhöhten Denkfähigkeit hat Dexter jetzt Bärenkräfte. Aber abgesehen davon ist 'Der Retorten-Goliath' eigentlich nur eine etwas modernere Version des ersten Teils der Reihe. Fans des Erstlings (der aber vermutlich ähnlich unbekannt sein dürfte), können bedenkenlos zugreifen.

            5,5 – 6 Punkte.

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            • 5
              Framolf 09.12.2020, 00:22 Geändert 09.12.2020, 00:27

              [D#15]* Fortsetzung von 'Superhirn in Tennisschuhen'. Erneut ist der aufstrebende Kurt Russell mit an Bord – ebenso wie einige weitere Darsteller aus der ersten Episode, zum Beispiel Caesar Romero, Joe Flynn, Alan Hewitt, Richard Bakalyan und Michael McGreevey.

              Statt mit einem Superhirn gesegnet zu sein, kann Dexter Riley nun auf ein Mittel zurückgreifen, das unsichtbar macht. Selbstredend wurde auch dieses wieder durch einen Unfall entdeckt und produziert. Ein gefundenes Fressen für ein paar paar ortsansässige Kriminelle, die gerade einen großen Überfall planen! Werden es Dexter und seine Kumpels schaffen, ihnen das Handwerk zu legen?

              Diese Story klingt auf den ersten Blick natürlich nach großem Humbug und das ändert sich auch auf den zweiten oder dritten Blick nicht... Dennoch kann sich eine Sichtung durchaus lohnen, wenn man sich gerne mal auf eine filmische Zeitreise in die frühen Siebziger begeben möchte und Lust auf eine Komödie hat, die etwas trashig angehaucht ist, aber ganz passabel umgesetzt wurde. Zwar kann das (zugegeben auch nur mittelmäßige) Niveau des Erstlings nicht ganz gehalten werden, doch dank einiger spaßiger Szenen kann sich eine Sichtung durchaus auch lohnen – wenn man ein gewisses Maß an Schmerzfreiheit mitbringt. ;-)

              Fun Fact: Ebenfalls mit dabei: Kurts Vater Bing Russell (gelistet als Neil Russell).

              *(Den mittleren Teil der Reihe gibt es derzeit (warum auch immer) im Gegensatz zu Teil 1 und 3 nicht bei Disney+.)

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              • 5 .5

                [D#14] Komödie aus einer frühen Karrierephase von Kurt Russell. Der damals aufstrebende 18-jährige Darsteller spielt dabei einen College-Studenten, der durch einen Unfall zu beeindruckenden mentalen Leistungen fähig wird. Als neuer Everybody's Darling bringt er es mit seinen ungewohnten geistigen Fähigkeiten zu weltweitem Ruhm und Ansehen. Schade nur, dass er dabei seine Freunde vernachlässigt. Ausgerechnet zu einer Zeit, in der ein wichtiger Quiz-Wettkampf gegen ein anderes College ansteht...

                Am besten beschreiben lässt sich 'Superhirn in Tennisschuhen' als US-Amerikanisches Pendant zur deutschsprachigen Pauker-Reihe – angereichert mit zusätzlichen Science Fiction Elementen. Doch während bei Pepe und seinen Mitschülern ganz klar die Streiche im Vordergrund stehen, stellen diese hier eher einen Randaspekt dar. Stattdessen geht es hier hauptsächlich um die irrwitzige neue Errungenschaft und all die Konsequenzen, die diese mit sich bringt. Viele Gags zünden eher leidlich, aber ein gewisser Unterhaltungsfaktor ist durchaus gegeben.

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                • 7 .5
                  Framolf 08.12.2020, 02:17 Geändert 26.01.2023, 04:58

                  Oscar Madness Film 242 (1 Auszeichnung)

                  [D#13] Wie muss man gestrickt sein, um die etwa tausend Höhenmeter des El Capitan in Kalifornien Free Solo, also alleine und ohne Sicherungsseil, klettern zu wollen? Ganz sicher nicht wie >99,99999% der übrigen Weltbevölkerung. Also schicken sich die Filmemacher Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi an, den Freikletterer Alex Honnold filmisch zu porträtieren und einem größeren Publikum nahezubringen. Und – große Überraschung – Honnold ist wirklich etwas was anders als die meisten anderen Menschen. Sein Essen (meist eine etwas unkonventionelle Zusammenstellung verschiedenster Lebensmittel) nimmt er vorzugsweise direkt aus der Pfanne und mit einem Küchenhelfer statt einer Gabel oder eines Löffels zu sich. Das spart Zeit beim Abwasch und lenkt somit etwas weniger vom Wesentlichen – dem Klettern und der Vorbereitung darauf – ab. Denn Free Solo Touren müssen akribisch vorbereitet werden, indem man sie zunächst immer und immer wieder mit Absicherung klettert und so verschiedene Lösungen für einige besonders schwierige Stellen trainiert.

                  Ein Stück weit gehen die Filmemacher auch der Frage auf den Grund, was überhaupt die Motivation für solche extremen Herausforderungen sein kann und stoßen dabei auf innere Dämonen des Kletterers, die offenbar nicht zuletzt durch seine Eltern geweckt wurden. Der Drang, immer besser werden zu wollen, treibt in einer Sportart wie dieser naturgemäß besonders gefährliche Blüten. Natürlich kann im Rahmen einer gut anderthalbstündigen Dokumentation kein richtiges Psychogramm erstellt werden, aber für einen ersten knappen Eindruck reicht es allemal. Selbiges gilt für Honnolds Beziehung zu seiner Freundin, die ihn seinerzeit ganz bewusst bei einer Lesung angesprochen hatte. Seinen rauen Charme nimmt sie ebenso in Kauf wie die regelmäßige Angst vor einem Absturz.

                  Die vorliegende oscarprämierte Doku nimmt den Zuschauer mit auf die Vorbereitungen einer irrwitzigen Klettertour und natürlich auch auf den Versuch der Besteigung selbst. Da kann einem selbst beim Zuschauen schon schwindelig werden. Daher ist 'Free Solo' geradezu prädestiniert für eine Sichtung über den Beamer. Ich weiß nicht, wie es euch dabei geht, aber mich verfolgen solche Aufnahmen deutlich länger als es irgendein Horrorfilm in den letzten Jahren geschafft hätte. Die Vorstellung, dass Menschen ohne jegliche Absicherung derart schwere Touren klettern, lassen mich selbst bei einer Sichtung im Heimkino mulmig in den Abgrund schauen – ähnlich wie bei Philippe Petits Drahtseilakt zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers, über den es einen Spielfilm ('The Walk'), einen Animationsfilm ('The Man Who Walked Between The Towers') und zwei Dokumentationen mit dem Titel 'Man on Wire' gibt.

                  Somit gehört 'Free Solo' weniger zu den Dokumentationen, die primär Wissen vermitteln, sondern eher zu jenen Produktionen, die dem Publikum einen ganz bestimmten Sport, einen der Protagonisten dieser Disziplin und die mit der Thematik verbundene (bizarre) Faszination näherbringen. Im Grunde genommen geht es also in eine ähnliche Richtung wie in der Doku 'Isle of Man TT – Hart am Limit', die sich mit der Begeisterung für Motorrad-Straßenrennen befasst.

                  PS: Unter uns: Die untersten drei Meter am Fuße des El Capitan würde ich mir auch zutrauen. :-D Die restlichen 997 Meter sind dann aber einfach nur noch unfassbar für mich. :-))

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                  • 9
                    Framolf 06.12.2020, 17:13 Geändert 07.10.2021, 06:34

                    // Wichtelkommentar für meine geschätzte MP-Freundin Lydia Huxley //

                    Vorwort: Da hier schon viele Kommentatoren auf die Themenfelder Partnerschaft und Verlust(bewältigung) eingegangen sind, konzentriere ich mich hier ganz bewusst auf das Stadium zwischen dem Leben und dem endgültigen Tod, dessen Zeitpunkt ganz offensichtlich nicht zwingend identisch mit dem Moment des körperlichen Ablebens sein muss.

                    ++ Enthält SPOILER ++

                    Die Kunst als Mittel, das eigene Leben zu verlängern, indem man die Erinnerung an den Künstler noch etwas länger aufrecht erhält, ist ein Motiv, das sich durch Jahrhunderte der Kunstgeschichte zieht. Und genau dieses Motiv nimmt Autorenfilmer David Lowery zum Anlass, um einen Musiker in den Tod zu begleiten. Bemerkenswert ist dabei der Ansatz, weniger die Hinterbliebene(n) in den Fokus zu nehmen, als vielmehr den Verstorbenen selbst. Gaspar Noés 'Enter the Void' lässt grüßen.

                    Lowery geht dabei mit einer Akribie vor, wie man sie gar nicht hoch genug schätzen kann. Die plansequenzartige (aber statische) Einstellung über die am Boden kauernde und essende Witwe (Rooney Mara), der in regelmäßigen Abständen kaum sichtbare Tropfen von der Nase kullern, spricht dabei Bände. Auch die Art und Weise des Umgangs mit den (zumindest für die Lebenden) paranormalen Phänomenen (flackerndes Licht, sich öffnende Türen etc.) macht schnell deutlich, dass hier nicht nur irgendein Hokuspokus verfilmt werden sollte, sondern dass sich der Regisseur hier äußerst bewusst ist, was er zeigen will. Selbiges gilt für die parallel montierten visuellen Ausflüge in den Kosmos.

                    Eine der bemerkenswertesten Errungenschaften des Drehbuches von David Lowery besteht vielleicht in der Konsequenz, mit der das Thema hier durchdekliniert wird. Wenn die Seele nicht mehr an den (lebenden) Körper gebunden ist, weshalb sollte sie dann noch zwingend an die Zeit gebunden sein? Dementsprechend frei (oder zumindest flexibel) kann sie sich hier offenbar auch bewegen, was zur Folge hat, dass der Geist im selbst bewohnten Haus womöglich also auch der eigene sein kann. Wenn also laut gängiger Hypothesen und Berechnungen bei Reisen mit Lichtgeschwindigkeit die Zeit für den Reisenden deutlich langsamer vergeht als für „statische“ Elemente oder wenn in man innerhalb eines schwarzen Loches zu einer langen Reise antreten kann und womöglich zum Zeitpunkt der Abreise auch wieder zurückkehrt, weshalb sollten dann die Gesetzmäßigkeiten nach dem Ableben zwingend an die Physik unseres Alltags auf der Erde gekoppelt sein? Mit anderen Worten: Wer sagt eigentlich, dass Geister in einem „Spukhaus“ - wie in gefühlt 99% aller Horrorfilme – immer aus der Vergangenheit kommen müssen? Und genau in dieser Frage erzielt Lowery hier einen wichtigen Punkt.

                    Wie es sich mit der Bindung an spezielle Orte verhält, bleibt ein Stück weit offen; in dieser Hinsicht kann nur spekuliert werden. Die Auflösung von C (Casey Affleck) und das Erreichen des Zettels scheinen untrennbar mit der Rückkehr von M zusammenzuhängen. Analog dazu scheint es sich auch bei dem Geist aus dem Nachbarhaus zu verhalten. Denn die Erinnerung an Verstorbene (und die Kunst als diesbezügliches Hilfsmittel) wird an irgendeinem Punkt an ihre Grenzen gelangen. Allerspätestens dann ist die Zersetzung in vollem Gange. Erschreckend und trostlos, da es einer massiven Verschwendung unzähligen Lebens gleichkommt. Andererseits aber auch eine effektive Methode, um eine möglichst hohe Anzahl an Individuen in den Genuss des wohl kostbarsten Geschenkes überhaupt, des Lebens, kommen zu lassen. Oder um es so zu formulieren: Sterblichkeit und Unsterblichkeit: Beide Kategorien ängstigen und beruhigen uns zugleich. Ein Widerspruch, der sich nicht auflösen , sondern nur hinnehmen lässt. Zumindest bis auf Weiteres. Was danach folgt, werden wir sehen. Oder auch nicht. Oder wir wissen es schon längst und können nur nicht darauf zugreifen. Eine definitive Antwort liefert naturgemäß auch 'A Ghost Story' nicht. Woher auch? Aber Kunstwerke(!) wie dieses (was auch für Literatur, Malerei, Musik, Bildhauerei etc. gilt) sensibilisieren ihr Publikum für Fragen und Gedanken, denen man nur wenig bis gar nicht auf den Grund gehen kann. Umso wertvoller erscheinen dabei Beiträge wie David Lowerys 'A Ghost Story', der in diesem Sinne auch einen Beitrag zu einer längeren Erinnerung an seine eigene Person geleistet hat.

                    Nachwort: In Abel Ferraras 'Siberia' heißt es an einer Stelle „Dein Verstand steht dir im Weg.“ Gilt das auch für die Hermeneutik von 'A Ghost Story'? Eine äußerst schwierige Frage, denn in seiner vollen Dimension ist der Kern der Thematik für uns Menschen ohnehin nicht zu erschließen. Zumindest nicht für die Lebenden. Ein Teil davon lässt sich offenkundig nur über einen transzendentalen Zugang erfassen, aber zumindest latent werden von Lowery auch logische (insbesondere physikalische) Ansätze mit einbezogen. Anders als möglichst umfassend kann man sich solchen Themen vielleicht auch nur sehr schwer nähern. Manche Religionen bieten einen solchen Zugang. Inwieweit er verfängt, bleibt jedem selbst überlassen, zumal viele Religionen in dieser Hinsicht auch ganz bewusst Freistellen lassen. Und ähnlich verhält es sich eben auch mit 'A Ghost Story'.

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                    • 7 .5

                      [D#12] Kevin Costner als Sportlehrer, der seine Emotionen nicht im Griff hat und nun in ein 'Dangerous Minds'-artiges Szenario geworfen wird. Zumindest auf den ersten Blick. Könnte interessant werden – und wird es tatsächlich auch.

                      Denn 'City of McFarland' ist ein klein wenig so etwas wie der Exot unter den Sportfilmen aus dem Hause Disney. Zwar nicht in dem Sinne, dass hier alles auf links gekrempelt wird, aber immerhin insofern, dass von ein paar Mustern abgewichen wird, die ansonsten bei Sportler-Biopics aus diesem Studio quasi als grundlegend gelten. Man kann es sich vorstellen wie eine Familie, deren Mitglieder alle stets in schwarz gekleidet sind. Alle bis auf einen. Der verrückte Hund unter den Familienmitgliedern verhält sich zwar genauso wie alle anderen auch, aber er trägt am liebsten *Trommelwirbel* blaue T-Shirts...

                      Und so ähnlich ist es auch mit diesem Film. Während das grobe Handlungsgerüst so ziemlich dasselbe ist wie in den meisten anderen Disney-Sportfilmen auch, weicht zumindest der Stil ein wenig ab. Es beginnt schon mit dem Sujet an sich: Kein Football, kein Baseball und auch kein Basketball, Eishockey oder sonst irgendeine populäre Sportart, sondern die eher kauzige Disziplin Crosslauf steht im Zentrum der Handlung. Und anstelle des klassischen Erzählstils wird hier ein etwas flapsigerer Ansatz gewählt, der dem einer Arthouse Komödie ähnelt. Vielleicht ist 'City of McFarland' gerade deshalb so bemerkenswert geworden. Ein eigentlich durch und durch konventioneller Film, der sich aber zumindest ein paar schrullige Eigenarten bewahrt hat. Und ganz nebenbei werden noch so manche soziale Fragen aufgeworfen sowie der eine oder andere Gedanke über unsere persönlichen Lebensentwürfe.

                      Am Ende steht somit zwar vielleicht kein neuer Meilenstein des Genres, aber ein sehenswerter Sportfilm, der auf bewusst leisen Sohlen daherkommt, ist 'City of McFarland' allemal.

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                      • 7 .5

                        [D#11] Ähnlich wie in 'Gegen jede Regel' mit Denzel Washington und Ryan Gosling nimmt sich Disney auch in dieser Verfilmung der Rassismus-Thematik an und veranschaulicht sie anhand Begebenheiten in einer Mannschaftssportart. Im Falle von 'Spiel auf Sieg' dreht es sich um ein texanisches Basketballteam, dem zahlreiche Afroamerikaner angehören und dem vor allem bei Auswärtsspielen oftmals blanker Hass entgegenschlägt. Der Hauptunterschied zwischen beiden Filmen liegt (neben den unterschiedlichen Sportarten) vor allem in der Art des mannschaftsinternen Umgangs der Spieler miteinander. Zwar bestehen auch im Fall dieser Inszenierung von James Gartner unübersehbare Spannungen innerhalb des Teams, doch scheinen sie nicht ganz so tief verwurzelt zu sein, da sich die Spieler dennoch als ein Team begreifen, das am selben Strang zu ziehen hat. Zwar raufen sich auch die Footballer in 'Gegen jede Regel' zusammen, doch in 'Spiel auf Sieg' bekommen auch die hellhäutigen Spieler einen gewissen Hass auf ihren Reisen zu spüren, was zwar zunächst zu einigen gegenseitigen Vorwürfen innerhalb des Kaders führt, letztlich aber auch das Gefühl bestärkt, im selben Boot zu sitzen.

                        Als nicht ganz uninteressant für Sportfans erweist sich auch die Konkurrenz von Don Haskins und Adolph Rupp. Während Haskins (Josh Lucas) sehr pragmatisch an die Sache herangeht und erst gegen Ende ein ganz bewusstes Signal setzt, bleibt Rupp (Jon Voight) eher an seinen Lehren und Vorurteilen aus vergangen Tagen verhaftet und zeigt sich nicht nur in Sachen Spielbeobachtung und taktischer Ausrichtung arrogant (ganz offensichtlich kennt er einige Spieler des gegnerischen Teams nicht bzw. kann sie nicht richtig einschätzen), sondern erweist sich aufgrund selbstauferlegter Dogmen auch als ziemlich unflexibel.

                        Man muss kein übermäßiges Interesse für Basketball aufbringen, um sich an eine Sichtung dieses Filmes heranwagen zu können. Ein generelles Interesse am Sportgeschehen oder an der Rassismusthematik reichen völlig.

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                        • 7 .5
                          Framolf 04.12.2020, 22:57 Geändert 04.12.2020, 22:58

                          [D#10] Klassischer Film über einen Emporkömmling, der über den Golfsport Zugang zu sozialen Schichten und vor allem Anerkennung findet, die ihm ansonsten vermutlich verwehrt geblieben wären. Shia Labeouf spielt dabei den Amateur-Golfer Francis Quimet, der sich anschickt, eines der renommiertesten Golfturniere aufzumischen und den Stars der Szene einen Wettkampf zu bieten, der sich gewaschen hat. Begleitet wird er dabei von einem Caddie, der Jahre später seine ganz eigene Geschichte schreiben wird (er bringt es laut Abspann als Geschäftsmann zum Multimillionär), aber das wäre womöglich einen ganz eigenen Film wert...

                          Regisseur Bill Paxton(!) inszeniert besonders die finale Runde derart versiert, dass man sich kaum entziehen kann. Bei zwei der drei Finalisten werden dabei die angewandten mentalen Techniken gewitzt visualisiert. Der dritte Finalist macht einfach nur sein Ding.

                          Trotz oder gerade wegen dieser Kunstkniffe und auch dank der sozialen sowie politischen Komponenten, die allgegenwärtig mitschwingen, gerät 'Das größte Spiel seines Lebens' immer mitreißender, je näher es Richtung Ende geht. Trotz der Disney-Formellogik und der üblichen Gepflogenheiten gelang es Paxton so, der Produktion doch irgendwie seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Und gerade diese eigenen Noten sind es, die sein zweites Regieprojekt so sehenswert machen. Auch wenn sein Erstling 'Frailty' natürlich deutlich kompromissloser geriet, erweist sich auch sein zweiter Spielfilm als absolut sehenswert.

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                          • 7
                            Framolf 04.12.2020, 01:25 Geändert 04.12.2020, 01:26

                            [D#9] Mit 'Gegen jede Regel' erzählt Disney eine weitere (Sport-)Heldengeschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert und im Footballsport angesiedelt ist. Allerdings handelt es sich hier um keinen reinen Sportfilm, zumal sich die Handlung zu guten Teilen auch um Rassenhass und Diskriminierung sowie die verbindende Kraft des Sports dreht. Dabei geht es um ein Team, für das Spieler verschiedener ethnischer Herkunft auflaufen sollen, was innerhalb der Mannschaft und im Umfeld zunächst für große Verwerfungen sorgt. Nach anfangs massiven Vorbehalten raufen sich die allermeisten Spieler und Bewohner zusammen und kämpfen für ihr gemeinsames Ziel, den sportlichen Erfolg.

                            Der Blick auf die Besetzungsliste wird Regisseur Boaz Yakin ('Safe – Todsicher') im Nachhinein wahrscheinlich ein lachendes und ein weinendes Auge bescheren. Stolz sein kann er sicherlich darauf, neben Denzel Washington und Kate Bosworth auch einen damals noch weitgehend unbekannten Jungstar namens Ryan Gosling für dessen erste Kinorolle verpflichtet zu haben. Zuvor stand dieser (fast) nur für Fernsehserien (z. B. 'Der junge Herkules', 'Breaker High') und TV-Filme (wie 'Heirate nie einen Cowboy') vor der Kamera. Ärgern wird sich Yakin aber vermutlich, dass er größere Rollen an Darsteller wie Donald Faison ('Scrubs') vergeben hat. Trotzdem ist ihm mit diesem Cast, dem u. a. auch Ethan Suplee, Ryan Hurst oder Hayden Panettiere angehören, ein durchaus guter Wurf gelungen.

                            Dementsprechend fällt dann auch das Gesamtergebnis des Filmes aus. Die Sportgeschichte sowie die Rassismusthematik fügen sich zu einer stimmigen Mischung zusammen, die nicht nur für Sportfans sehenswert sein dürfte.

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                              Framolf 04.12.2020, 00:22 Geändert 04.12.2020, 01:18

                              [D#8] ...und wieder ein Disney Sportfilm über einen spätberufenen Außenseiter (zumindest aus Sicht des Profisports), der es auf einem relativ kuriosen Karriereweg zu einer Laufbahn im Profisport bringt. Dieses mal dreht es sich um den Wide Receiver Vince Papale (Mark Wahlberg), der es vom Barkeeper zum Spieler in der World Football League schafft. Regisseur Ericson Core zieht recht konservativ sein Ding durch und geht dabei wenig Risiko ein. Sein Film ist grundsolide inszeniert und mit Greg Kinnear, Elizabeth Banks, Kirk Acevedo u. a. wirken einige routinierte Darsteller mit. Was soll da schon schiefgehen? Naturgemäß nicht allzu viel. Und so kann man als Sportfan ruhig mal eine Sichtung riskieren. Ein Meisterwerk steht unter dem Strich zwar nicht, aber ganz sicher auch kein schlechter Film

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                                Framolf 03.12.2020, 02:54 Geändert 03.12.2020, 04:15

                                (Wie gut kann ein Film sein, dessen Titel MP nicht fehlerfrei in die Datenbank eintragen kann? Finden wir es heraus!)

                                [D#6] Auch für den dritten Teil der Reihe wird zwar groß mit Emilio Estevez geworben, statt der Hauptrolle hat er hier jedoch nur noch eine Nebenrolle inne. Nach einem Kurzauftritt zu Beginn des Filmes verabschiedet er sich erstmal Richtung Verband und Jugendnationalmannschaft. Immerhin kehrt er im späteren Verlauf als Mentor wieder zurück und bessert seine Screentime dadurch doch noch ein wenig auf.

                                Die Geschichte an sich wird ähnlich wie im dritten Film der Cleveland-Indianer-Reihe wieder etwas mehr auf das Wesentliche reduziert, indem die Ducks zurück zu ihren Wurzeln kehren und wieder lokale Matches austragen. Dieses mal als Team einer Privatschule, für die es Stipendien zu erhaschen gilt. Auf der anderen Seite wird die Handlung jedoch etwas aufgebläht mit Elementen der Pennäler-Komödie, indem die Schüler auch immer wieder diverse Streiche spielen oder sonstige Slapstick-Einlagen durchleben (siehe die wilde Fahrt auf den Skates gleich zu Beginn).
                                Was aber wirklich ärgerlich ist: Die Ungereimtheiten in der Handlung und Schludrigkeiten in der handwerklichen Umsetzung nehmen immer mehr überhand. Mit Eishockey hat das, was dort gespielt wird, ohnehin nicht viel zu tun. In dieser Hinsicht wäre dann schon ein Film wie 'Miracle – Das Wunder von Lake Placid' empfehlenswerter.

                                Beispiel: Ungefähr bei 1:37 fahren Conway und Goldberg gemeinsam auf das gegnerische Tor zu. Goldberg ohne Schläger (warum auch immer), wenige Sekunden später plötzlich wieder mit. Woher er ihn genommen hat, bleibt bis heute ein Rätsel. Ähnlich wie die Laufwege der beiden Verteidiger, die mit völlig konfusen Laufwegen den Bullykreis und den freien Raum neben dem Tor abdecken.
                                Fazit: Kurzweiliger Spaß, bei dem der Sport an sich aber noch mehr zu einer Klamauk-Fassade verkommt, als es ohnehin schon in den ersten beiden Episoden der Fall war. Als Abschluss einer Duck-Sichtung durchaus okay, für sich genommen aber ein ziemlich unnötiger Film.

                                Fun Facts: Michael Cudlitz ('Southland', 'The Walking Dead') ist als Spieler der Rüpel-Mannschaft mit dabei. Paul Kariya (Ducks, Avs, Preds, Blues) gibt ebenfalls ein kurzes Stelldichein und das Team der Ducks trägt nun endlich auch die entsprechenden Trikots.

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                                  [D#7] Disney-Film über Eishockey-Trainer Herb Brooks (Kurt Russell) und sein Nationalteam und deren gemeinsamen Weg zu den Olympischen Winterspielen von Lake Placid, die zu einem großen Prestigewettkampf mit dem Klassenfeind aus der UDSSR hochstilisiert werden sollten. Dementsprechend hart ließ Brooks seine Jungs auch während der Vorbereitung trainieren. Doch wer seine Methoden übertrieben findet, dem sei eine Sichtung der Doku 'Red Army' empfohlen, die einen Blick auf sein Gegenüber Wiktor Tichonow gewährt, der seine Sbornaja nicht minder hart trainieren ließ und eher sogar noch im Gegenteil viel härtere Saiten aufgezogen haben soll.

                                  Zurück zu 'Miracle': Der Inszenierung von Gavin O'Connor ('Warrior') merkt man an, dass Leute involviert waren, die etwas von der Materie verstehen, denn viele der Spielszenen wirken sehr ordentlich choreographiert – auch wenn die hohe Schnittfrequenz während der Wettkämpfe den Blick gelegentlich etwas verstellt.

                                  Die Dramaturgie folgt bei (Mannschafts-)Sportfilmen aus dem Hause Disney jedoch extrem oft demselben Muster: Ein zusammengewürfelter Haufen bezieht zunächst deftige sportliche Prügel und findet nach harten, aber unkonventionell gestalteten Trainingswochen zueinander und nach und nach in die Erfolgsspur. Zwischendurch gibt es etwas Product Placement – vorrangig Coca Cola... Und am Ende folgen Texttafeln über den weiteren Werdegang der Sportler, bei denen aber fast ausschließlich berufliche Aspekte berücksichtigt werden. Private oder (was in diesem Zusammenhang besonders interessant wäre) sportliche Details werden nur selten bis gar nicht genannt. Im Falle von 'Miracle' fallen diese Texttafeln dann jedoch besonders ärgerlich aus, da bei sehr vielen Spielern die Firmen, bei denen sie danach unterkamen, namentlich genannt werden. Einige Firmen bleiben jedoch auch ungenannt und es wird nur auf die Branche verwiesen, obwohl kurz zuvor andere Firmen aus ähnlichen Geschäftsfeldern durchaus namentlich genannt wurden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

                                  Schade eigentlich, denn der Film an sich bietet ordentliche Unterhaltung. Der Spagat, sowohl Eishockey-Fans als auch Zuschauer ohne Interesse am Kufensport zu unterhalten, dürfte im Großen und Ganzen gelungen sein. Prädikat: Gut.

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                                    [D#5] Die Enten fliegen wieder; und zwar höher als je zuvor! Dieses mal sogar bis zur Weltmeisterschaft. Coach Bombay (Emilio Estevez) bringt sein um einige Spieler verstärktes Team zu dem Turnier, an dem neben Deutschland auch Trinidad und Tobago mitwirkt... Nichts ist eben unmöglich in der Welt der Ducks. Natürlich wird auch weiterhin eishockeytaktischem Unsinn wie dem „Flying V“ gefrönt und überhaupt könnten viele der Spielszenen realitätsfremder kaum sein. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sich die Jugendnationalmannschaft plötzlich zu zwei Dritteln aus einem der ehemals schlechtesten Teams Amerikas rekrutiert und Island(!) als das vielleicht stärkste Team der Welt geführt wird. Aber geschenkt: Es handelt sich um einen Familienfilm, der primär Geld einbringen und sekundär unterhalten soll und der vielleicht sogar den einen oder anderen jungen Menschen für diese wundervolle Sportart begeistern konnte. Wer dem ersten Film etwas abgewinnen konnte, kann ruhig auch mal mit der Fortsetzung sein Glück versuchen. Sofern man auch mal fünf gerade sein lassen kann, geht eine Sichtung schon in Ordnung.

                                    Dementsprechend ist und bleibt 'D2 – Sie sind wieder da' (Alternativtitel: 'Das Superteam kehrt zurück') eine der großen guilty pleasure Produktionen unter den hinlänglich bekannten Sportfilmen. Zwar hochgradiger Unsinn, aber zumindest mit einem gewissen Retro-Faktor und einem angemessenem Unterhaltungspotential. Schmarrn der launigen Sorte eben.

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                                      Framolf 02.12.2020, 01:41 Geändert 02.12.2020, 01:42

                                      [D#4] Auftakt zur Eishockey-Saga (na gut, diese Bezeichnung ist um mehrere Nummern zu hoch gegriffen) mit Emilio Estevez und einem erst 14-jährigen Joshua Jackson.

                                      Ein hochnäsiger Anwalt wird nach einer Trunkenheitsfahrt zu Sozialstunden als Trainer der erfolglosesten Eishockey-Nachwuchsmannschaft weit und breit verdonnert. Das passt ihm zwar so gar nicht in den Kram, aber auf diesem Weg hat er praktischerweise die Gelegenheit, ein altes Sport-Trauma aus seiner Jugendzeit aufzuarbeiten. Sein damaliger Coach machte ihm seinerzeit derart übertriebene Vorwürfe für einen nicht verwandelten Penalty Shot, dass er den Spaß am Sport verlor. Da ist es doch praktisch, dass der besagte Trainer noch immer im Jugendbereich tätig ist und der Protagonist nun die Möglichkeit hat, sich auf sportlichem Wege für die damalige Demütigung zu revanchieren. Vorher gilt es nur noch, das eigene untaugliche Team sportlich und mental auf Vordermann zu bringen (selbstredend lernt der Anwalt dabei aber auch selbst einige wichtige Lektionen). Da dürfen natürlich (wie auch in den Fortsetzungen) ein paar 'Karate Kid'-Gedächtnis-Trainingseinheiten nicht fehlen.

                                      Fun Facts:

                                      Mike Modano und Basil McRae sind in einem Cameo dabei.

                                      Ein Jahr nach der Produktion des Filmes schickte Disney mit Anaheim sein eigenes NHL-Team auf's Eis, das erst 2006 seinen Besitzer wechselte.

                                      Fazit: Quak, quak, quak, quak!

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                                        [D#3] In den letzten Jahrzehnten haben sich zwei Haupttypen von Sportfilmen aus dem Hause Disney herauskristallisiert: Nüchtern erzählte Heldengeschichten sowie Heldengeschichten mit komödiantischen Elementen. Craig Gillespies ('I, Tonya') 'Million Dollar Arm' gehört ganz klar letzterer Kategorie an. Wie so oft bei etwas exotisch angehauchten Themen (siehe 'Cool Runnings') steht auch hier der Spaß im Vordergrund. Man könnte fast die These formulieren, dass bei Disney-Sportfilmen mit US-Amerikanischen Protagonisten zumeist das Pathos im Vordergrund steht (Ausnahmen wären vor allem die auf ein kindliches oder jugendliches Publikum ausgerichteten Produktionen), während bei nicht-amerikanischen Athleten tendenziell eher der humorvolle Weg gewählt wird.

                                        Dieser Weg tut 'Million Dollar Arm' auch sichtlich gut, da einige skurrile Charaktere die Szenerie ganz klar bereichern, wie beispielsweise der von Alan Arkin gespielte Ray Poitevint sowie Aash (Aasif Mandvi) oder Tom House (Bill Paxton). Der Mix aus Komik, Sportbegeisterung und Culture Clash gelingt über weite Strecken durchaus gut, auch wenn gelegentlich etwas über das Ziel hinausgeschossen wird. Denn albern wird es bei einigen Klischees, die dem Publikum über Indien aufgetischt werden. Inder kennen nämlich weder Pizza noch Energieriegel und von Essenslieferdiensten haben sie sowieso noch nichts gehört. Grundsätzlich kann man mit derlei Kniffen natürlich recht gut Vorurteile in der westlichen Welt entlarven oder vielleicht auch einfach nur Komik generieren, aber falls das tatsächlich die Intention gewesen sein sollte, hätte man das deutlich gewiefter umsetzen können. Denn in den besagten Szenen hat diese Vorgehensweise dann auch mit Satire nicht mehr viel zu tun, sondern wirkt eher peinlich. Denn einerseits wird dem US-Amerikanischen Publikum hier auf recht substanzlose Weise kulturelle Überlegenheit vorgegaukelt und zum Zweiten fühlt man sich hier auch als Zuschauer nicht besonders ernstgenommen. Das ist natürlich nur ein kleiner Randaspekt dieser Produktion, der sich auch nicht nennenswert auf den Gesamteindruck niederschlägt, aber da man derlei Auswüchse ja regelmäßig in diversen Produktionen dieses Studios bewundern darf (oder je nach Sichtweise "ertragen muss"), erschien es mir mal eine Erwähnung wert.

                                        Im Gesamteindruck bleibt am Ende aber dennoch eine launige und kurzweilige Mischung aus Biopic und Sportkomödie haften, an deren praktischer Umsetzung – wie man den Bonus Features entnehmen kann - auch Dinesh Patel beteiligt war, der mit den Schauspielern Wurfbewegungen trainierte.

                                        (Es fällt auf, dass bei mehreren Filmen auf Disney+ trotz teils großen Staraufgebots der letzte Kommentar auf MP teils schon Jahre zurückliegt. Offenbar haben große Teile des Publikums kein nennenswertes Interesse daran. Allerdings muss man auch sagen, dass reihenweise unterhaltsame Produktionen regelrecht im Katalog versteckt wurden und sich eigentlich nur mit etwas Stöberei auffinden lassen. Hier wären ein paar bessere Filtermöglichkeiten mehr als angebracht. Wie bei vielen anderen Streamingdiensten übrigens auch.)

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                                          Framolf 01.12.2020, 02:25 Geändert 01.12.2020, 02:25

                                          [D#2] Biopic über den spätberufenen Pitcher Jimmy Morris (Dennis Quaid), der in einem Alter in die MLB strebt, in dem nicht wenige andere Spieler bereits wieder ihre aktive Karriere beenden. Viel zu sagen gibt es über 'Die Entscheidung – Eine wahre Geschichte' im Vergleich zu vielen anderen Sportfilmen nicht gerade, denn im Grunde genommen ist diese Verfilmung ein Disney-Sportfilm, wie er im Buche steht. Routiniert spult Regisseur John Lee Hancock ('Perfect World', 'Blind Side') sein Programm herunter, ohne den Film dabei durch nennenswerte Höhen oder Tiefen zu führen. Oder anders formuliert: Im Vergleich zu zahlreichen anderen Genrevertretern sticht 'The Rookie' weder besonders positiv noch negativ heraus. Der Unterhaltungsfaktor stimmt, die handwerkliche Qualität ebenso, aber dennoch handelt es sich dabei um keinen Film, den man unbedingt gesehen haben muss – wobei man mit einer Sichtung andererseits aber auch nicht viel falsch macht. Grundsolide eben. Aber immerhin mit klarerer Tendenz nach oben als nach unten.

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                                            Framolf 30.11.2020, 02:05 Geändert 30.11.2020, 04:51

                                            (Da letztens mein Disney Probeabo abgelaufen ist und ich mich dort kurz vorher nochmal ordentlich mit Sport- und Kurzfilmen ausgetobt habe, läuft es bei mir jetzt auf einen DisnEyCEMBER hinaus. Werde die Beiträge aber nur mit "D#1", "D#2" usw. kennzeichnen, denn der Mauskonzern bekommt auch so schon genug Werbung auf MP.)

                                            [D#1] Disney-Film über ein legendäres Rennpferd, das viele renommierte Titel gewann. Mit Diane Lane, John Malkovich, James Cromwell u. a. fällt die Besetzung standesgemäß aus, was auch für die Regie durch Randall Wallace ('Der Mann in der eisernen Maske') gilt. Die Handlung folgt einem ziemlich klassischen Aufbau (siehe zum Beispiel die „Heldenreise“ des Trainers) und überhaupt wirkt die gesamte Inszenierung recht gediegen.

                                            Das Pferd an sich bleibt dabei den Zuschauern allerdings seltsam fremd. Ähnlich wie die Protagonistin, deren Charakter schwer greifbar erscheint. Umso befremdlicher wird dieser Eindruck bei der Sichtung der geschnittenen Szenen. Bei einer der Szenen ist dabei im Audiokommentar die Rede davon, dass sie aus der Endfassung gestrichen wurde, um nicht zu viel über die Hauptfigur preiszugeben. Das mag in Thrillern, Dramen, Horror- oder Actionfilmen zwar eine bewährte Strategie sein, aber in einem Film über Pferderennsport? Jedenfalls zieht es den Effekt nach sich, dass die Hauptrolle zu so ziemlich allem taugt, nur nicht zu einer Identifikationsfigur. Vermutlich ist das auch gewollt so, da sie auch mit Secretariat himself spürbar fremdelt und primär ihren eigenen Ruhm im Sinn hat. Aber dann stellt sich die Frage, ob man nicht vielleicht eine andere Figur ins Zentrum der Handlung hätte stellen sollen (wie zum Beispiel den Trainer).

                                            Wie dem auch sei, insgesamt bietet 'Secretariat' handwerklich gut gemachtes Kino der alten Schule – auch wenn dieser Film erst 2010 produziert wurde, und ist für einen entspannten Abend vor dem Fernseher durchaus geeignet.

                                            Btw.: Schade, dass BoJack die Hauptrolle offenbar doch nicht ergattern konnte... Aber dafür ist zumindest Margo Martindale mit dabei. ;-)

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                                              Aber gut, Schluss mit Zynismus, ein seriöser Film wie 'Pentathlon' (Alternativtitel: 'Escape – Die Flucht') hat eine nüchterne Besprechung ohne jegliche Ironie verdient... Normalerweise verzichte ich zwar so weit wie möglich auf Inhaltsangaben, aber hier MUSS man einfach eine Ausnahme machen und sich die Synopsis mal auf der Zunge zergehen lassen:

                                              Ein ostdeutscher Fünfkämpfer, der jegliches Doping empört ablehnt, gewinnt Gold bei den olympischen Spielen 1988 in Seoul und setzt sich dort in einer spektakulären Flucht vor seinen Bewachern von der Staatssicherheit in den Westen ab. Wenige Jahre später, nach dem Zusammenbruch der DDR, setzen sich die besagten Stasi-Leute, die sich nunmehr als Neonazis gerieren, in die Vereinigten Staaten ab, um den Razzien und Erschießungen durch die deutsche Polizei, die offenbar in vollem Gange sind, zu entgehen. Angekommen in den USA machen die Kommunistennazis [sic!] dann Jagd auf den ehemals abtrünningen Fünfkämpfer. Warum auch immer. Aber einen Spitzensportler mit einem derart eigenwilligen und kantigen Laufstil muss man erstmal erwischen! Das könnte selbst mit einem Übertragungswagen des deutschen Fernsehens, dessen Gestaltung aber eher der belgischen als der deutschen Flagge nachempfunden ist, schwer werden...

                                              Wer jetzt denkt, bei meiner Schilderung würde es sich um eine satirische Überspitzung handeln, irrt sich. Die Handlung ist tatsächlich genauso edel, wie es hier auf den ersten Blick erscheint! Während des Abspanns stellt sich dann übrigens heraus, es war ein Hitchcock-Film! Also nicht Alfred Hitchcock als Regisseur, aber immer Malcolm Hitchcock (Additional Assistant Props. Second Assistant Props übrigens eine Dame mit dem klangvollen Namen Julie Sexsmith).

                                              → Auch wenn die Produktion von 'Pentathlon' aus dem Jahr 1994 stammt: Für Freunde der 80er mit Hang zum Trash ist dieser Film durchaus empfehlenswert, denn dieses Machwerk ist eindeutig ein spätgeborenes. Es atmet den Geist der 80er, auch wenn es im darauf folgenden Jahrzehnt gedreht wurde. Wer sich aber einen ernstzunehmenden (und womöglich sogar zeitgemäßen) Film erhofft, sollte schnellstens das Weite suchen. Und zwar mit einem möglichst besseren Laufstil als dem von Dolph Lundgren!

                                              Eine Punktewertung ist eigentlich nur schwer möglich, denn irgendwie fühlt sich jede Punktzahl falsch an. Und bei nicht wenigen Szenen ist auch unklar, ob sie nun bewusst trashig gestaltet wurden oder ob die „Autoren“ einfach nur außer Rand und Band sind. Einerlei, denn zumindest macht dieser Unfug schon irgendwie Spaß. Daher entscheide ich mich für die Trashwertung und gebe statt der eigentlich verdienten zwei Punkte (die im Grunde auch schon zu viel des Guten wären) eine deutlich wohlwollendere Gaudi-Bewertung im mittleren Bereich.

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                                                Dokumentation über ehemalige Spitzensportler aus der DDR, um die es in der Folgezeit in der Öffentlichkeit deutlich ruhiger wurde. Dabei geht es um folgende Athleten:

                                                - Udo Beyer, ein Kugelstoßer, der nach seiner aktiven Karriere ein Reisebüro eröffnete.

                                                - Ines Geipel, eine Leichtathletin, die in der Folge eine akademische Karriere einschlug.

                                                - Marita Koch, mehrfache Weltrekordlerin über die 400m Laufdistanz, die später ein Modegeschäft betrieb.

                                                - Brita Baldus, eine ehemalige Turmspringerin, die ihrem Sport als Trainerin treu blieb.

                                                Die rückblickenden Erzählungen schwanken zwischen Wehmut und Faszination, fördern aber auch erschreckende Sachverhalte zutage. Nach einem entbehrungsreichen Leben als Leistungssportler, das vor allem den Familien oft große Opfer abverlangt hatte, war oftmals naturgemäß auch der Schritt in das Leben nach dem Sport nicht ganz einfach (und ist es in vielen Fällen sicher auch heute noch nicht). Und gerade mit Blick auf den Leistungssport in den 80er Jahren im Allgemeinen (und in der DDR im Besonderen) steht natürlich auch das Thema Doping stets wie ein Elefant im Raum. Selbiges gilt für die entsprechenden Spätfolgen.

                                                In Bezug auf Sport im Ostblock stellt 'Einzelkämpfer' sicher auch eine passende Ergänzung zu Dokumentationen wie 'Red Army' (über Eishockey in der Sowjetunion) oder 'Knockout Cuba' (über kubanische Boxer) dar. Jeder dieser Filme deckt nur manche Facetten ab, aber im Verbund ergibt sich ein durchaus schlüssiges Bild.

                                                → Für Dokufans durchaus eine filmische (Zeit-)Reise wert.

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                                                  Framolf 28.11.2020, 03:56 Geändert 20.12.2020, 05:06

                                                  „Die Fäulnis schleicht sich von hinten an.“ (S2E05)

                                                  Im schier unendlichen, aber trotzdem immer weiter wachsenden Kosmos der Stephen King Verfilmungen ( https://www.moviepilot.de/news/stephen-king-verfilmungen-alle-76-filme-und-serien-im-uberblick-und-stream-1120171 ) ist es gerade mit den Serien so eine Sache. Auf der einen Seite Produktionen wie 'Under the Dome', dem spätestens nach einer soliden ersten und einer durchwachsenen zweiten Staffel in der finalen Season komplett die Puste ausging, als nur noch eine Abstrusität an die nächste gereiht wurde. Auf der anderen Seite atmosphärisch überzeugende Inszenierungen mit bewusst kantig gezeichneten Figuren und einigermaßen überschaubarem Trashanteil, wie zum Beispiel die kaum beachtete Serie 'Mr. Mercedes'. 'Castle Rock' fliegt zwar nicht ganz so hoch, bewegt sich aber eindeutig eher in den Sphären des letztgenannten Beispiels.

                                                  Die Atmosphäre schwankt zwischen düster, bedrohlich, weird und unterkühlt. Auch wenn es sich dabei um keine klassische Gruselserie handelt, gelingt es der Regie ein ums andere mal, beklemmende Situationen zu kreieren oder menschliche Abgründe visuell abzubilden. Manchmal reichen dazu sogar einfachste Mittel, indem geschickt die Erwartungen der Zuschauer instrumentalisiert werden und damit gespielt wird.

                                                  Die Handlung greift Themen wie Neid, Gier, Rassismus und andere Auswüchse auf, illustriert sie mal subtil, mal mit dem Holzhammer und gelegentlich auch mit einem gewissen Hang zum Trash. Wie so oft bei Stephen King Verfilmungen steht und fällt auch hier sehr vieles mit der Regie. Während es in manchen Szenen hervorragend gelingt, den Kern der Handlung herauszuschälen und in eine dichte Atmosphäre zu kleiden, wirken einige andere Sequenzen – man muss es leider so sagen – etwas schrottig. Im Fall von 'Castle Rock' muss man sich in dieser Hinsicht aber nicht allzu viele Sorgen machen. Die Handlungsstränge fügen sich passend zusammen, immer wieder werden scheinbar schon verschüttete Elemente aufgegriffen oder auf den ersten Blick nicht zusammenpassende Versatzstücke (zumeist) plausibel verkettet.

                                                  Irritationen kommen kurzzeitig immer wieder dadurch auf, dass Handlungselemente übersprungen und die Lücken erst zu einem späteren Zeitpunkt gefüllt werden. Dies findet sogar noch etwas ausgeprägter statt, als man es von Zeit zu Zeit bei 'Lost' erleben konnte; einer Serie, die Stephen King nach eigenem Bekunden ja auch intensiv verfolgt haben soll. Dazu passt auch ganz gut, dass beide Sendungen durch J. J. Abrams Bad Robot Productions in Auftrag gegeben wurden. Jedenfalls beschert die besagte Erzähltechnik neben gelegentlichem Stirnrunzeln auch einige große dramaturgische Momente, wenn die erzählerischen Lücken gefüllt werden, so etwa in Staffel 1, Episode 07 ('The Queen'). Meine persönlichen Highlights:

                                                  Platz 3: S1E09 'Henry Deaver' wirft den Zuschauer unvermittelt in ein Szenario, das zunächst zahlreiche Fragen aufwirft, irgendwann aber auch einige Antworten liefert und in punkto Figurenzeichnung einiges auf den Kopf stellt.

                                                  Platz 2: S2E10 'Clean': Das Finale wartet mit einer irrwitzig hohen Anzahl an Twists auf, von denen zwar einige komplett vorhersehbar sind, dem Zuschauer auf lange Sicht dann aber doch wieder eine lange Nase drehen. Gekonntes Finish!

                                                  Platz 1: S2E05 'The Laughing Place': Packender Rückblick mit einer beherzt aufspielenden Ruby Cruz, die sich mit diesem Auftritt für höhere Weihen als nur gelegentliche Kurzfilmauftritte empfohlen haben dürfte. Allein schon der leere Blick während der Trauerfeier dürfte sich gut auf ihrer Sedcard machen.

                                                  Beide Staffeln hängen übrigens nur lose zusammen und sind in erster Linie über gemeinsame Orte verknüpft (Die Bar, Castle Lake usw.). Zwar gibt es auch personelle Überschneidungen, doch diese fallen eher gering aus. Einige Vertreter des Casts sind:

                                                  Staffel 1: Terry O'Quinn ('Lost'), Sissy Spacek ('Bloodline', 'Big Love'), Melanie Lynskey ('Two and a Half Men'), Bill Skarsgard ('Es'), André Holland ('Moonlight'), Frances Conroy ('Six Feet Under') und Noel Fisher ('Shameless'). Scott Glenn ('The Leftovers') spielt einen ehemaligen Sheriff, der froh sein kann, dass die Anfangskonsonanten der beiden Silben, die seinen Nachname bilden, nicht vertauscht sind...

                                                  Staffel 2: Tim Robbins (wer kennt ihn nicht...!?), Lizzy Caplan ('Masters of Sex'), Paul Sparks ('House of Cards') und Alison Wright ('The Americans').

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                                                  • 6 .5

                                                    Man gebe etwas Mystery, Horror, Thriller und Drama auf ein 96-minütiges Trägermedium, füge Schwarzenegger Junior hinzu und verknete es zu einem Film, dessen Handlung sozusagen ein Mittelding aus bipolarer Störung und dissoziativer Identitätsstörung (sorry, falls ich die Fachtermini irreführend verwendet haben sollte) metaphorisiert und personalisiert.

                                                    Kann das gutgehen? Als psychologische Studie offenkundig nicht, als halbwegs düsterer Unterhaltungsfilm schon eher; immerhin schon mal die halbe Miete im Medium Film. Zwei Seelen in der Brust des Protagonisten liegen im heftigen Widerstreit, während die eine allmählich immer stärker die Kontrolle über die andere übernimmt. Die Atmosphäre ist gelungen – besonders in den wenigen kurzen Szenen im „Puppenhaus“. Richtig morbide wäre es sicherlich, dort eine Geschichte anzusiedeln. Das wäre vielleicht ein gewagter Entwurf, aber einer mit großen Möglichkeiten für das Filmteam, sich kreativ auszutoben. Also, auf geht’s Adam Egypt Mortimer, einen Versuch wäre es wert!

                                                    6 - 6,5 Punkte.

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