Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Oscar Madness Film 229 (1 Nominierung)
Unterhaltsames Krimispiel, das zwar das Rad nicht neu erfindet, aber einige Nuancen der Handlung stilsicher variiert und dadurch die allermeisten Zuschauer vermutlich gut unterhalten dürfte. Etwas mehr Chuzpe wäre dem ganzen Projekt vielleicht noch zu wünschen gewesen, denn so schlägt die Handlung zwar so manchen Haken, bleibt in einigen Facetten dann aber doch ziemlich berechenbar.
Die Oscarnominierung für das beste Originaldrehbuch erscheint aufgrund einiger gut platzierter Ideen in einem ansonsten derzeit etwas angestaubten Genre als durchaus nachvollziehbar, die Chancen auf einen Gewinn der Trophäe dürften aber (zurecht) höchst überschaubar sein. Im direkten Vergleich können mindestens drei Konkurrenten dann wohl doch mehr Argumente auf ihrer Habenseite verbuchen. [Nachtrag: Verliehen wurde die Trophäe 2020 letztendlich an Bong Joon-ho und Han Jin-won für ihre Arbeit am Drehbuch zu 'Parasite'.]
Ruhig inszenierter Endzeitfilm, der anfangs selbst nicht so genau zu wissen scheint, in welche Richtung er eigentlich will. Ähnlich wie der von Martin Freeman gespielte Protagonist driftet auch die Handlung zunächst eher dahin, als zielstrebig einem Weg zu folgen. Erst in der zweiten Hälfte kristallisieren sich eine klare Handschrift und Tonalität heraus, was der bedrückenden Erzählung dann auch merklich guttut. Gesucht wird dabei nach einem Licht am Ende des Tunnels in Zeiten der Hoffnungslosigkeit; nach einem Mindestmaß an menschlicher Wärme und Hilfsbereitschaft. Grundsätzlich kein schlechtes Motiv, man hat es aber anderswo schon einnehmender verpackt gesehen.
Oscar Madness Film 247 (1 Nominierung)
Japanuary 2020
Film #6
Ähnlich wie schon in den Vorgängerfilmen 'Still Walking' (2008) und 'Like Father, Like Son' (2013) nähert sich Regisseur Hirokazu Koreeda auch im Fall von 'Shoplifters' (2018) wieder dem Thema Familie, beobachtet es, umkreist es und lotet viele Facetten dieses Topiks aus. Während in dem ältesten der drei genannten Filme sein Hauptaugenmerk auf den Mitgliedern einer Familie sowie ihrer Interaktion miteinander liegt und er die Frage stellt, wie weit weitere Personen in diesen erlesenen Kreis vordringen können und dürfen, verhält es sich auch in den anderen beiden Filmen zwar ähnlich, jedoch ist die Akzentuierung eine andere. Über allem thront die Frage, was den Wesenskern einer Familie ausmacht. Ist es Blutsverwandtschaft oder doch eher Zuneigung und/oder Fürsorge? Während er dieses Thema in 'Like Father, Like Son' präzise auf den Punkt bringt, verwässert er es hier ein wenig durch diverse Nebenaspekte der Handlung. Das Thema mit konsumkritischen Betrachtungen zu verbinden, wertet die Handlung durchaus auf, aber die genauen Begleitumstände der Backstory um die hier porträtierte Familie (die hier ganz bewusst nicht gespoilert werden) weichen die Kernfrage auch wieder ein Stück weit auf bzw. verkomplizieren sie sogar noch weiter. Man kann das mögen, daher erscheinen mir viele extrem hohe Wertungen hier auch größtenteils nachvollziehbar, aber mir persönlich war das zu etwas wenig auf den Punkt, um eine ganz hohe Wertung dafür springen zu lassen. So bleibt für mich am Ende eben „nur“ ein guter Film. Aber immerhin.
Nachtrag: 2019 wurde 'Shoplifters' für einen Oscar in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" nominiert, jedoch hatte man im Rahmen der Verleihung das Nachsehen gegenüber der Einreichung aus Mexiko ('Roma').
Japanuary 2020
Film #5
Klassischer 90er Jahre B-Movie Actioner, der stilistisch auch das eine oder andere filmische Zitat aus diversen Western- und Easternfilmen einfließen lässt. Quentin Tarantino hätte (oder hatte) vermutlich große Freude bei der Sichtung... Zumindest liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass er diesen Film gesehen hat...
Wie auch immer, 'Shoot, My Darling' erzählt seine recht überschaubare Geschichte zwar recht geradlinig herunter, wirkt bei der Einführung und Vorstellung mancher Nebencharaktere allerdings etwas wirr. Auch die Rolle des Taxifahrers, dessen Darsteller zudem durch sein Overacting enorm aus dem Rahmen fällt, wirft so manche Fragen auf.
Unter dem Strich ist 'Shoot, My Darling' dann allerdings doch etwas unterhaltsamer, als es die leicht unterdurchschnittliche Punktewertung und die extrem wenigen Bewertungen bei MP (7) und in der imdb (23!) vermuten lassen. Eine höhere Bewertung meinerseits verhagelt sich der Film jedoch durch seinen etwas fahrigen Umgang mit den Figuren sowie einige Schludrigkeiten in der Inszenierung (sekündlich wechselndes Wetter bei der Schießerei in der Wüste, merkwürdige ballistische Bahnen etc.). Genrefans würde ich von einer Sichtung aber dennoch nicht abraten, da man hier doch eine kleine und halbwegs ordentliche Zeitreise zurück ins schrammelige Actionkino der 80er und 90er Jahre unternehmen kann, was rückblickend auch einen gewissen (wenn auch ungehobelten) Charme haben kann.
++ Minimale SPOILER ++
Home Invasion Thriller mit Mimi Rogers und einem gut aufgelegten Gary Busey, der allein schon durch seine physische Präsenz überzeugt. Dabei quartiert sich die von ihm gespielte Figur heimlich auf dem Dachboden einer Familie ein und verteidigt diesen bzw. sogar das ganze Haus mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Fraglich zwar, weshalb seine Präsenz nicht schon viel früher auffällt (beispielsweise den Nachbarn) und warum die Mutter in der einen oder anderen Szene nicht hellhöriger wird (Hinweise der Tochter, Handschrift - auch wenn es Druckbuchstaben sind - auf dem Zettel im Hotel, Herkunft des Zettels im Hotel, häufiges und plötzliches Auftauchen Toms), aber die Plausibilität wird hier eben einerseits ein Stück weit dem Spannungsaufbau geopfert und wahrscheinlich sieht man selbst als Betroffene(r) oftmals den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Wie auch immer: 'Tödliches Versteck' erweist sich als grundsolider und relativ früher Vertreter (1989) seines Subgenres, weist viele der üblichen Stärken und Schwächen von Home Invasion Thrillern auf und hat auch gut dreißig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch nicht allzu viel von seiner Wirkung eingebüßt. Für Genrefans durchaus empfehlenswert.
Nachdem Biopics über zeitgenössische Musiker derzeit Hochkonjunktur haben, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis auch mal wieder eine deutschsprachige Produktion dieser Art in die Kinos kommen würde. Für ein derartiges Projekt erscheint Udo Lindenberg auch nicht gerade als die schlechteste Wahl. Eine Persönlichkeit, die das Spiel zwischen privaten Einblicken in den Liedtexten und einer Selbstinszenierung als Kunstfigur geradezu auf die Spitze treibt, und der darüber hinaus noch das Image eines Paradiesvogels anhaftet, schreit so gesehen geradezu nach einer genaueren filmischen Betrachtung. Und genau das hat sich Regisseurin Hermine Huntgeburth ganz offensichtlich auch zum Ziel gesetzt.
Als besonders bemerkenswert erweist sich dabei die Detailverliebtheit, die hier bei der Ausstattung zum Tragen kommt. Dabei entstehen Bilder, die es dem Zuschauer leicht machen, in die Szenerie einzusteigen. Nicht weniger überzeugend fällt das Schauspiel der maßgeblichen Darsteller aus. Lediglich das Problem des quasi nicht vonstatten gehenden Alterungsprozesses von Jugendliebe Susanne (Ella Rumpf) und Mutter Hermine (Julia Jentsch) trübt das ansonsten höchst stimmige Konzept geringfügig. Hier wäre einfach die Maske etwas stärker gefragt gewesen. Gute Arbeit geleistet wurde in dieser Hinsicht allerdings bei Max von der Groeben ('Fack Ju Göhte'), der hier in seiner Rolle als Udos langjähriger Weggefährte Steffi Stephan kaum wiederzuerkennen ist.
→ Überzeugendes Biopic, das sichtlich darum bemüht ist, diverse Entwicklungen und Motive in Udo Lindenbergs späterer Karriere herzuleiten und sich dabei ganz besonders auf die ambivalente Beziehung zu seinem Vater Gustav fokussiert. Wesentliche historische Begleitumstände wie die (vor allem mentalen) Hinterlassenschaften des Krieges werden dabei ganz besonders gewürdigt. Der Film weist trotz seiner eher üppigen Laufzeit von 135 Minuten nur unwesentliche Längen auf, endet allerdings mit dem Durchbruch von Udo Lindenberg und seiner Band. Fraglos wären auch noch viele weitere bemerkenswerte Episoden aus späteren Phasen seiner Karriere zu erzählen gewesen. Doch auch so gestaltet sich das Ergebnis von Huntgeburths Inszenierung als durchaus empfehlenswert – besonders für Freunde von Dramen und Musikfilmen.
7,5 – 8 Punkte.
PS: Kurze Replik auf den hier im Thread verlinkten Artikel von Martin Dell (SPIEGEL).
++ Enthält Spoiler++
Die grobe Richtung des Artikels könnte man durchaus so durchwinken (glatt, durchkalkuliert), aber in den Details hapert es bei Dells Betrachtungen hier schon enorm:
1. Lindenberg säuft gefühlt in jeder Szene. Darin keinen problematischen Alkoholismus zu erkennen, grenzt schon an extreme Ignoranz. Natürlich hätte man auch mehrfach zeigen können, wie er in seiner Kotze aufwacht, doch wem wäre damit geholfen?
2. Seine Beziehungen zu Frauen werden im Film als durchweg verkorkst dargestellt. Mehr oder weniger alle geben ihm binnen kürzester Zeit wieder den Laufpass.
3. In diesem Film "keine Konflikte" mit dem Vater zu erkennen, grenzt entweder an Ignoranz, Boshaftigkeit oder Naivität.
Nebenbei bemerkt empfinde ich es keineswegs als lächerlich oder blöde, wenn eine Nebenfigur einen Plattenvertrag ablehnt. Auch solche Biographien gibt es eben. Man kann einen Film wie diesen durchaus nach allen Regeln der Kunst zerlegen. Angriffsflächen bietet er dazu mehr als genug. Aber Dells Kritikpunkte laufen fast ausnahmslos ins Leere.
Wenn man so will, ist Caroline Links 'Als Hitler das rosa Kaninchen stahl' Fortführung und Antithese wesentlicher Motive ihres Vorgängerprojekts 'Der Junge muss an die frische Luft' zugleich. Während Heimat hier keinen verlässlichen Ankerpunkt mehr, sondern vielmehr Ziel der Sehnsucht und eine immer wieder neu zu definierende Bezugskategorie zugleich darstellt, bleiben aber andere wesentliche Elemente wie ein stets unausgesprochen im Raum stehendes „Ja, trotzdem!“ dennoch unverändert. Trotz widrigster Umstände zeigen sich die jungen Protagonisten durchweg bemüht um ein angemessenes Maß an Heiterkeit. Es muss schließlich irgendwie weitergehen. Und hierin liegt auch die vielleicht größte Qualität ihres aktuellen Werkes.
Die mitunter geäußerte Kritik, dieses Werk wäre zu heiter geraten, mag zwar grundsätzlich nicht ganz aus der Luft gegriffen sein, schießt aber über das Ziel hinaus. Trotz aller Beschwernisse auf der Flucht und der finanziellen Nöte, die die Familie durchzustehen hatte, sollte man nicht vergessen, dass hier ein Kind im Vordergrund steht, das auf die Dinge (die noch dazu rückblickend und dadurch möglicherweise auch etwas verklärend zu Papier gebracht wurden) eine doch etwas andere Wahrnehmung gehabt haben dürfte als seine Eltern. Und trotz aller Schrecken und Probleme wurde den beiden Geschwistern durch das schnelle und entschlossene Handeln ihrer Eltern immerhin noch eine halbwegs normale Kindheit ermöglicht. Dafür schimmert nun eben auch etwas Dankbarkeit in den Erzählungen der Autorin Judith Kerr durch. Menschlich höchst verständlich und keineswegs verwerflich, würde ich sagen.
'Countdown' erinnert inhaltlich ein wenig an die 'Final Destination'-Filme und stilistisch an 'Wahrheit oder Pflicht' (2018). Und damit ist dann im Prinzip auch schon alles gesagt. Eigentlich kann man sich solche Filme sparen. Besonders wenn sie inhaltlich auf so wackligen Beinen stehen wie hier. Aber dazu später mehr.
Kurioserweise gestaltet sich dieser Guilty Pleasure Horrorbeitrag - nicht zuletzt aufgrund zweier comedyhafter Charaktere, deren Performance fast schon in den Trashbereich hineinragt - überraschend kurzweilig, was ihm dann doch noch den einen oder anderen Pluspunkt einbringen dürfte. Bei mir sind es vier. Immerhin.
Zwar kenne ich nur einen Moviepiloten, der derartige Filme gerne auch mal mit hohen Wertungen adelt (keiner von meiner FL), aber für einen durchschnittlichen Horrorabend kann man sich 'Countdown' schon mal antun.
Abschließend kurz zur (recht überschaubaren) Story an sich:
++ Massive SPOILER, die das Ende betreffen!!! ++
Eine von einem Dämon betriebene App sagt Menschen den genauen Todeszeitpunkt voraus, der mitunter auch mal 50 Jahre in der Zukunft liegen kann. Jedoch bricht das ganze System schon zusammen, wenn auch nur einer der mutmaßlich tausenden Nutzer unvorhergesehen den Freitod wählt. So will es zumindest die Logik dieser Erzählung. Und nebenbei bemerkt lässt sich dieser Dämon auch noch mittels einer Medikamenten-Überdosis und eines nach(!) dem eingetretenen Tod verabreichten Gegenmittels verarschen. Aber gut, was ein echter Abgesandter des Bösen ist, setzt sich danach eben hin und programmiert eine zweite Version der App...
++ SPOILER ENDE ++
Im Prinzip könnte man das fast schon wieder als bissigen Angriff auf die Generation Smartphone verstehen. Aber zu einem noch deutlicheren Ausrufezeichen bzw. viel mehr Biss kann sich Regisseur Justin Dec dann allerdings doch nicht durchringen. Schade eigentlich.
Gemächlicher Endzeitfilm, der zwar durchaus den passenden Erzählton trifft, damit allerdings auch so einige Zuschauer vergraulen dürfte. Der Handlungsfortschritt ist extrem sparsam dosiert und die Stimmung wirkt – dem Szenario gemäß – mitunter fast schon depressiv. Aber alles in allem erscheint das hier präsentierte Gesamtbild durchaus stimmig. Regisseur Jonathan Helpert verlässt sich bei seiner Inszenierung voll und ganz auf seine Hauptdarstellerin Margaret Qualley, die es ihm mit einer grundsoliden Leistung dankt.
Spaß macht das zwar vielleicht nicht jedem Zuschauer, aber für einen ruhigen Filmabend gibt es sicherlich schlechtere Beiträge.
Über ein Jahrzehnt nach dem US-Aufguss mit Sarah Michelle Gellar und dessen Nachfolgern kommt nun ein weiterer Beitrag aus Amerika hinzu, der meines Erachtens dem japanischen Original nicht das Wasser reichen kann.
Der Ansatz, einen eher erwachsenen und recht ernsten Horrorfilm zu inszenieren, der zumindest auf einen Teil der gängigen Genreklischees verzichtet, verdient durchaus Anerkennung, auch wenn sich die Tatsache, dass er sich und seine Prämisse derart ernst nimmt, natürlich als höchst streitbar erweist. Grenzwertig wird es jedoch, wenn eine wasserdünne Geschichte durch Sprünge zwischen verschiedene Zeitebenen aufgehübscht werden soll. Ein durchgängiger Erzählfluss kann sich auf diese Weise kaum aufbauen, aber ein nennenswerter Erkenntnisgewinn ergibt sich für den Zuschauer daraus trotzdem nicht.
Somit steht am Ende ein Horrorfilm, der zwar einige durchaus bemerkenswerte Szenen zu bieten hat, im Gesamten aber doch als Stückwerk erscheint. Für überzeugte Horrorfans ggf. einen Blick wert, denn es gibt sichere schlechtere Genrebeiträge. Ein wahres Highlight sollte aber besser niemand erwarten.
Gerade noch 4,5 Punkte.
Japanuary 2020
Film #4
Eigentlich ein beeindruckendes Epos über eine Familie mit einem brutalen und offenbar gefühlskalten Vater, der seinem persönlichen Umfeld durch gewalttätige und sexuelle Übergriffe enorm zusetzt. In eindringlich gefilmten und mitunter erschreckend realitätsnah gestalteten Bildern wirkt das Grauen regelrecht in das Wohnzimmer der Zuschauer hinein, zumal das Gezeigte wahrscheinlich weit näher an realen Vorkommnissen zu liegen vermag, als es so manchem Rezipienten lieb sein dürfte.
Als etwas schwierig erweist sich hingegen, dass Regisseur Yoichi Sai das Publikum oftmals etwas im Regen stehen lässt, wenn es um die Einführung neuer Charaktere oder Entwicklungen geht. Es fällt mitunter nicht immer auf Anhieb leicht, alles richtig einzuordnen. Oftmals braucht es dafür etwas Zeit, die sich dieses epische Drama mit 140 Minuten Laufzeit zwar auch nimmt, dadurch manchmal aber auch etwas unaufgeräumt wirkt.
→ Interessante Prämisse, die in eine eindringliche Erzählung mündet, stellenweise aber auch etwas unübersichtlich daherkommt. Das passende Rezept wäre hier wohl entweder eine Entschlackung um einige Aspekte der Handlung oder das Hinzufügen gelegentlicher Erläuterungen gewesen. Dennoch sehenswert!
Japanuary 2020
Film #3
Familienzusammenkunft der unlustigen Art. Und gerade aus diesem Grund extrem nah am Leben. Mit hervorragender Beobachtungsgabe nähert sich Regisseur Hirokazu Koreeda ('Shoplifters') hier einer Familie, deren Mitglieder alle das eine oder andere Päckchen zu tragen haben. Mit viel Feingefühl lotet er dabei die Beziehungen der Charaktere zueinander aus und lässt sie auch das eine oder andere Ereignis aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit aufarbeiten. Oder besser: thematisieren: Denn wirklich Aufarbeitung kann in diesem Fall auch nicht stattfinden. Zumindest nicht gemeinschaftlich, da sie durch einzelne Charaktere doch enorm erschwert wird.
Wie auch immer: Eigentlich hätte dieses Familiendrama für die Beobachtungsgabe, die hier an den Tag gelegt wird, Höchstwertungen verdient. Dennoch stellt sich für mich als Zuschauer die Frage, was man nun daraus mitnehmen kann. Dialog als Therapie zur Heilung seelischer Wunden ist sicher kein verkehrtes Mittel, doch ab einem bestimmten Punkt bzw. bei der Beteiligung bestimmter Charaktere kann auch diese Strategie schnell an ihre Grenzen stoßen. Ganz konkret und eindrucksvoll gestaltet sich hingegen das Ende mit seinem Appell, die gemeinsame Zeit zu nutzen, so lange man sie noch hat.
→ Exzellenter Ansatz, der in bemerkenswertem Realismus den Ist-Zustand der porträtierten Familie hervorragend beschreibt. Wem das genügt, der bekommt hier eine kleine Genreperle geboten. Es kann aber auch durchaus sein, dass man diese Geschichte gerade aufgrund ihrer Nähe zum realen Leben etwas schulterzuckend hinnimmt.
So leid es mir tut: 5,5 Punkte für dieses Drama, das in vielen Aspekten eigentlich eine höhere Wertung verdient hätte, mir in mancherlei Hinsicht aber seltsam verschlossen blieb.
Kurz und bündig: Man bekommt so ziemlich genau das, was man aufgrund der ersten Episode und des Trailers erwarten durfte. Naturgemäß wirkt alles nicht mehr ganz so frisch, aber unter dem Strich gestaltet sich auch dieser zweite Aufguss noch recht unterhaltsam. Ermüdungserscheinungen wird durch einige verrückte Ideen vorgebeugt, die dann auch dafür entschädigen, dass einem immer wieder ähnliche Szenen untergejubelt werden. Die meisten Kills dienen eigentlich nur der Bespaßung und auch allgemein nimmt sich dieser Film nicht allzu ernst. Wohin die Reise zukünftig (wieder) gehen wird, deutet die Midcredit Scene an. Wahrscheinlich eine folgerichtige Entscheidung. Mal sehen, was die Zukunft bringen wird.
Französische Tragikomödie mit einigen ziemlich deutlich hervortretenden Stärken und Schwächen. Im Zentrum der Handlung steht eine Protagonistin, deren Wesenszüge zwar vielleicht recht nah an einem Vorbild aus dem realen Leben sein mögen, die es dem Zuschauer aber nicht unbedingt erleichtert, mit ihr mitzufiebern – zumal einige ihrer Probleme doch hausgemacht sind (Stichwort Diplom beispielsweise). Sie gibt Sprachunterricht für einige Fremdsprachler sowie eine Analaphabetin und vernachlässigt dabei ihr eigenes Privatleben. Ihr moralischer Kompass ist zwar geprägt von Hilfsbereitschaft, weist aber auch einige blinde Flecken auf. Und genau hier liegt dann wohl auch eine der größten Stärken dieser Produktion, die ihre Kritik eigentlich stets konstruktiv übt. Immer wieder werden clevere Fragen aufgeworfen, die (einigen Ausläufern) der politischen Linken den Spiegel vorhalten und Zuschauer jeglicher politischer Couleur zum Nachdenken anregen können. Im Fall der Fahrräder, die der Moldawier besorgt, geht diese Strategie zwar ein wenig auf Kosten der Logik, der Plan dahinter ist aber durchaus gerissen.
Auch wenn die Dramaturgie streckenweise etwas holprig sein mag, so wirft 'Die Kunst der Nächstenliebe' dennoch genug Qualitäten in die Waagschale, um dem Zuschauer gut 100 Minuten beschwingter Unterhaltung mit Substanz zu bieten. Klar ist aber auch, dass die Zielgruppe, die tatsächlich auch solche Filme sehen will, eher überschaubar ausfallen dürfte.
Kammerspielartiger Thriller, der sich zunächst fließend zwischen den Subgenres Mystery-, Horror- und Psychothriller bewegt, sich aber gegen Ende hin dann leider in persönliches Klein-Klein verzettelt. Zwar ließe sich dieses auch allegorisch betrachten (als eine Art Klassen- und Generationenkampf um's Überleben), aber dadurch würde die ganze Sache in einigen Punkten fast noch problematischer.
++ SPOILER ++
Zu Beginn der Geschichte werden aus einem Hinterhalt zwei Männer vor einer Bar erschossen. Die verbliebenen Personen im Lokal rätseln über die Ursache und geraten dabei – wie soll es auch anders sein – auch selbst massiv in einen Streit. Eine Prämisse, die durchaus Potential bietet, das zunächst auch ganz passabel ausgereizt wird. Die Charaktere rätseln fleißig vor sich hin, während sich die unsichtbare Schlinge um sie herum immer enger zieht. Ab einem gewissen Punkt überwiegt dann allerdings deutlich das Gewöhnliche und der zunächst rätselhafte Plot, dem auch etwas Gesellschaftskritik und mehrere ethische Fragestellungen zugrunde liegen (Welche Maßnahmen zum Wohle vieler sind zulasten Einzelner vertretbar? Haben manche Menschen eine Rettung eher verdient als andere und wenn ja, wer?), wird zugunsten eines schnöden Machtkampfes geopfert. Dass sich auch noch einige Holprigkeiten in der Plausibilität dazugesellen (Der Keller wird bei der Säuberung ebenso außer Acht gelassen wie die Kanalisation. Was ist mit den Personen in den umliegenden Wohnungen geschehen? Hätten die brennenden Autoreifen nicht von einem Hubschrauber aus erkennbar sein müssen?), tut sein Übriges dazu, dass es „nur“ zu einer Wertung im gehobenen Mittelfeld reicht. Andererseits: Immerhin!
Festival der Produktplatzierungen. Bereits in den ersten drei Minuten sind mindestens drei Firmenlogos zu sehen. Und es wird auch im weiteren Verlauf nicht viel besser. Unterbrochen wird diese Werbeshow von ein paar gelegentlichen Dialogfetzen auf unterstem Niveau und zahlreichen Actioneinlagen, die aber derart hektisch montiert sind, dass man kaum noch wertschätzen kann, was da überhaupt geleistet wurde. Die besseren und auch die miesen Stunts und Tricks gehen alle unter in einem hyperaktiven Schnittfeuerwerk.
Ein schießwütiger und stets Lippenstift tragender Milliardär (was auch sonst...) schickt sich zusammen mit einigen Mitstreitern an, den despotischen Machthaber des fiktiven Landes Turgistan (wo aber offenbar turkmenisch gesprochen wird) zu stürzen. Es ist müßig, auf die zahlreichen Logik- und Anschlussfehler dieser Verfilmung einzugehen, da sie auch Michael Bay selbst – abgesehen von den Explosionen und sonstigen Krawallsequenzen – so ziemlich egal zu sein scheinen. Das entsprechende Vorgespräch wird sich dann wohl auch so oder so ähnlich abgespielt haben:
IAN BRYCE (Produzent): Netflix will wissen, wie viel Geld du für den Film brauchst.
MICHAEL BAY: 90 Millionen.
BRYCE: Dann eröffne ich mit 150 Mio, dann können sie mich auf 90 Mio runterhandeln.
– 3 Minuten später --
BRYCE: Diese Idioten geben uns tatsächlich die vollen 150 Mio!
BAY (ruft den Produktionsassistenten an): Sag den Drehbuchautoren, sie sollen noch viel mehr Explosionen einbauen. Ich erhöhe einfach die Schnittfrequenz, dann stimmt die vereinbarte Laufzeit wieder.
PRODUKTIONSASSI: Es gibt keinen Autor. Wir haben nur die zwei Seiten, die der Praktikant besoffen auf dem Klo notiert hat.
BAY: Geil, dann sparen wir ja nochmal ein paar Tausender und können noch ein Auto mehr schrotten!
Nur zur Sicherheit: Mir ist schon bewusst, dass die Deadpool-Autoren im Abspann als Hauptverantwortliche genannt werden. Wirklich besser macht das die Sache allerdings nicht. Es scheint eher so, dass sie Bay ein Skrip angedreht haben, dass ansonsten keiner wollte bisher...
→ Dass Netflix vielen Filmschaffenden mehr Mitbestimmung einräumt als so manches traditionelle Filmstudio, mag in manchen Fällen ja durchaus charmant und sinnvoll sein. Wer aber einem Michael Bay derartige Freiheiten zugesteht und ihn darüber hinaus mit einem sehr hohen Budget ausstattet, darf sich nicht wundern, wenn so etwas dabei herauskommt. Aber vermutlich ist es Netflix ja sogar ganz recht, wenn lebhaft über eine ihrer Neuveröffentlichungen diskutiert wird. Daher lieber schnell weiter zum nächsten Film.
++ Leichte SPOILER ++
Straff inszenierter Unterwasserhorror, der sich irgendwo zwischen '47 Meters Down' und 'Life' bewegt. Nach einer sehr kurzen Auftaktszene geht die Geschichte auch schon sofort in medias res. Ein Seebeben demoliert die Unterwasserstation, in der sich das Geschehen abspielt, ganz massiv und die Überlebenden finden sich recht zügig zu einer Gruppe zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf ein Himmelfahrtskommando zu einem relativ nahegelegenen Ausläufer der Station, von wo aus sie sich mit Rettungskapseln in Sicherheit bringen wollen. So lautet zumindest der Plan. Ob dies auch gelingt, wird hier natürlich nicht verraten.
Da Regisseur William Eubank hier keinerlei Zeit verschwendet, die Laufzeit mit 95 Minuten recht überschaubar ist und auch nur selten jemand alleine um's Überleben kämpft, kommen hier eigentlich zu keinem Zeitpunkt nennenswerte Längen auf. Der Einsatz von Jumpscares erfolgt zwar etwas inflationär, sodass sie sich recht schnell abnutzen, dafür macht jedoch die Atmosphäre vieles wieder wett. Besonders gegen Ende hin verdichtet sie sich zu einem infernoartigen Fiebertraum, dem man sich kaum noch entziehen kann. Ganz besonders nicht im Kino, wo dieser Film vermutlich eine stärkere Wirkung und noch größere Wucht entfalten dürfte, als es wahrscheinlich in vielen privaten Umfeldern möglich ist. (Zumindest in meiner Vorstellung war dazu noch der Ton sehr laut, was das Finale noch albtraumhafter wirken ließ).
→ 'Underwater' mag zwar vielleicht nicht besonders originell sein, macht dafür aber vieles durch sein Ensemble, den Score und seine Atmosphäre wieder wett, die sich im Verlauf der Handlung immer stärker aufbaut. Empfehlung für Genrefans (auch wenn hier schon ein paar weniger wohlwollende Kritiken vorprogrammiert sein dürften).
Japanuary 2020
Film #2
Zusammenstellung dreier Kurzfilmepisoden, durch die das noch junge Studio Ponoc seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen will. Sowohl in grafischer als auch in erzählerischer Hinsicht gelingt dies auch. Die Zeichen- bzw. Animationsstile sind grundverschieden und auch die Arten des Storytellings unterscheiden sich enorm. Wie der Titel schon andeutet, drehen sich alle drei Geschichten um eher stille Helden, die sich selbst gerne zurücknehmen.
'Kanini & Kanino' spielt größtenteils in einer Unterwasserwelt, tendiert stark in Richtung Stummfilm und erzählt die Geschichte von einem Geschwisterpaar, dessen Vater von einer Flutwelle bzw. Strömung mitgerissen wird. Dieser Auftaktkurzfilm singt dabei ein Loblied auf den familiären Zusammenhalt.
'Life Ain't Gonna Lose' beschäftigt sich mit einem Jungen, der an einer Lebensmittelunverträglichkeit leidet und ruft den allergiegeplagten Kindern dieser Welt „Kopf hoch!“ zu.
'Invisible' verneigt sich vor jenen Menschen, die von ihrer Umwelt nur wenig bis gar nicht beachtet werden, aber dennoch bemüht sind, hilfreich zu sein oder Gutes zu tun.
→ Bunte Zusammenstellung dreier grundverschiedener Geschichten, deren klassischste, aber auch gewöhnlichste, gleich am Anfang steht. Durchhalten lohnt sich, wenn auch dennoch die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Japanuary 2020
Film #1
Buntes Crossover aus einem Familiendrama und einem Internet- bzw. Hacker-Handlungsstrang (wobei letzteres streng genommen nicht ganz korrekt ist, aber um nicht unnötig zu spoilern kann man es schon so stehenlassen). Visuell sind beide Welten recht gut gelungen. Sowohl die fein bebilderte „Real“welt als auch die knallbunte virtuelle Ebene. In beiden Szenarien finden sich zahlreiche genretypische Versatzstücke wieder. Die Moral der Geschichte hätte man auch unter Verzicht auf die Internethandlung erzählen und das Ganze etwas straffen können. Aber dann wäre am Ende wohl ein eher nüchternes Drama gestanden, für das wohl auch die Zielgruppe deutlich kleiner gewesen wäre. Aber auch so kann sich das Ergebnis sehen lassen – wobei derlei dramaturgische Entscheidungen ja ohnehin eher einer Geschmacksfrage unterliegen.
→ Durchaus sehenswert.
++ Enthält SPOILER ++
(Sofern das bei dieser Handlung überhaupt möglich ist)
Aquaman und Paul Breitner gegen ein Verbechersyndikat...
Eine Familie, bestehend aus Mann (Jason Momoa), Frau, Opa und Tochter wird von Gangstern (u. a. Garret Dillahunt) durch den Schnee gejagt bzw. in einer Hütte umstellt. Na gut, die Frau kommt erst später dazu, aber im Grunde habe ich damit schon die gesamte Handlung gespoilert... Die Action ist solide inszeniert und die verschneite Bergwelt bzw. Hügellandschaft bietet eine ordentliche Kulisse für diesen Mumpitz. Mehr gibt es zu diesem Durchschnittsfilmchen von mir dann auch gar nicht zu sagen...
"Sind Sie bereit, bereit für das Unbekannte? Für eine neue Erfahrung, die alles in Frage stellen könnte, was Sie zu wissen glauben? Was Sie jetzt sehen werden, wird Ihr Bewusstsein verändern, denn hinter der vertrauten Realität lauert das Unfassbare."
...nämlich nichts! Oder etwa doch?
Lange Zeit dachte ich, diese einleitenden Worte wären für den deutschsprachigen Vorspann von 'Outer Limits' geschrieben worden. Doch weit gefehlt! Vielleicht hat sie auch ein Zeitreisender aus der Zukunft nach der Sichtung von 'Cats' (2019) in die Vergangenheit gebracht. Passen würde es. Denn was hier geboten wird, entzieht sich jeglichem bisherigen Erfahrungshorizont.
So verschroben das Gezeigte auch anmuten mag, es ist so ungewöhnlich, dass es alleine schon deshalb das Interesse so mancher Zuschauer wecken dürfte. Das Drehbuch hingegen ist ein Schlag ins Gesicht für alle Cineasten. Die Handlung ist dünner als ein Schluck Wasser und ihre wenigen Facetten muten dabei auch noch enorm sonderbar an. Gesprochene Dialoge sind nur rudimentär vorhanden und die Texte der Lieder drehen sich (mit gerade einmal drei Ausnahmen) ausschließlich um die Charaktere selbst. Sie singen entweder darüber, wie sie sich selbst oder (in seltenen Fellen, äh Fällen) wie sie andere Charaktere sehen. Ansonsten transportieren die Lyrics in den besagten Songs rein gar nichts. Zu allem Überfluss werden mache der Melodien auch noch mehrfach angestimmt und viele der Verse wiederholen sich immer und immer wieder. Die wenigen Lieder, auf die diese Beschreibung nicht zutrifft, dürfen dann auch getrost als musikalische Highlights dieser Inszenierung gelten. Der Rest ist Katzenmusik. Diverse Stilrichtung treffen dabei aufeinander und einige der Musikstücke sind höchst seltsam arrangiert, was aber in einigen Fällen fast schon wieder augenzwinkernd charmant wirkt. Ähnliches gilt für das Szenenbild, bei dem sich Faszination und Entsetzen bei vielen Zuschauern abwechseln dürften - wobei hier aber ganz klar ersteres überwiegen sollte. Bei den mitunter lausigen Effekten sieht es hingegen schon etwas düsterer aus. Selbiges gilt für die Gesten diverser Akteure, die unfeliner (eigene Wortkreation! :-) ) kaum sein könnten.
Ist 'Cats' nun eine verschrobene Satire auf die Egozentrik der gegenwärtigen westlichen Gesellschaften oder einfach nur der Ausdruck einer (vorübergehenden?) völligen Entrücktheit eines Regisseurs, der sich um rein gar nichts mehr als sein eigenes künstlerisches Konzept schert? Hoopers eigenwillige Musicalverfilmung entzieht sich allerlei dramaturgischen und ästhetischen Konventionen und erweist sich dabei als Sammelsurium der Unzulänglichkeiten. Trotzdem - oder vielleicht sogar deshalb - kann sich eine Sichtung aber auch durchaus unterhaltsam gestalten. Denn Hooper geht hier voll ins Risiko. Dass dabei nicht immer alles glatt geht, versteht sich von selbst. Andererseits gehen von solchen Verfilmungen immerhin Impulse aus, die gewisse Auswirkungen auf ihr jeweiliges Subgenre haben können. Sei es, dass sie andere Produktionen zur Nachahmung animieren oder so viel verbrannte Erde hinterlassen, dass in absehbarer Zukunft diverse Nachfolger ganz bewusst bestimmte Stilmittel umgehen werden. Jedenfalls wohnt Hoopers bizarrer Inszenierung eine gewisse Unberechenbarkeit inne, die eine Sichtung auch kurzweilig verlaufen lassen kann - sofern man nicht schon nach wenigen Minuten entnervt aufgibt.
'Cats' versperrt sich jeglicher Erfassbarkeit durch numerische Bewertungssysteme und sprengt somit auch die Punktelogik, die hinter MP, imdb und ähnlichen Portalen steht. Irgendetwas muss man leider trotzdem einbuchen, wenn man diesen Film in seiner Bewertungsliste haben will. Im Grunde genommen ist jede, wirkliche jede Wertung von null bis zehn Punkten hier nachvollziehbar. Na gut, von null bis neun. Bei kaum einem anderen Film steht und fällt die Punktzahl so sehr mit der persönlichen Gewichtung der Faktoren wie hier.
Da hier trotz zahlreicher befremdlich anmutender Entscheidungen ganz bewusst neue Pfade betreten werden, entscheide ich mich für eine Wertung im gehobenen Mittelfeld.
Prolog:
Zielgruppe: Männer, die als zwölfjährige in den 80er Jahren in ein tiefes Koma gefallen sind und jetzt davon erwachen und dieselbe Art von B-Movies sehen wollen wie damals. Oder eben Laufkundschaft, die den Film bei einem Streaming Anbieter versehentlich anklickt...
Filmkommentar:
Ein Mann, dessen Bruder in Rumänien getötet wurde, reist nach Südosteuropa, um dort dessen Mörder zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Was für ein Glück für die Filmproduzenten, dass sich dort auch recht günstige Filme drehen lassen! Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Warum allerdings auch so ganz extrem am Drehbuch gespart wurde, wird aber das Geheimnis von Regisseur Keoni Waxman bleiben. So fühlt sich 'The Hard Way' dann auch wie eine Zeitreise in düsterste VHS-Zeiten an, in denen Genreperlen wie 'Karate Tiger' 6 – 10 (die noch nicht mal etwas mit der 'Karate Tiger' Reihe etwas zu tun hatten, sondern auf dem deutschen Markt einfach nur so genannt wurden) zur stil- und niveauvollen Abendunterhaltung dienten.
Seltsamerweise gestaltet sich Waxmans enorm vorhersehbares, klischeehaftes und nicht immer logisches Machwerk aber halbwegs kurzweilig. Sogar einen Lacher hält es bereit (Stichwort Ohr). Der Rest ist routinierter Actiontrash. Für zwischendurch mal ganz okay. Aber dann reicht es auch wieder...
Epilog:
Moviepilot lässt sich nicht lumpen und hat in mühsamer Recherche herausgefunden, dass dieses Qualitätsprodukt (Communityschnitt von 3,7) eine positive Erwähnung verdient hat. Anders ist die Nennung im Artikel „Neu bei Netflix: Diese 29 Filme und Serien retten euer Wochenende“ nicht zu erklären. Da soll nochmal jemand behaupten, MP würde ungeprüft Pressemitteilungen von Netflix als News(!) veröffentlichen.
[Vorneweg: Da in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten sicher noch unzählige Kommentare zu diesem Film gepostet werden, halte ich mich dieses mal bei den allgemeinen Fragen ganz bewusst kurz und lasse stattdessen lieber ein paar Gedanken zur „zeitgemäßen“ Inszenierung einfließen. Nicht, weil ich diesen Aspekt übertrieben wichtig finden würde, sondern eher, weil 'Jojo Rabbit' eine gute Gelegenheit bietet, auch mal auf andere Themen einzugehen, als es bei vielen konventionellen Verfilmungen der Fall ist.]
Oscar Madness Film 236 (1 Auszeichnung, 5 weitere Nominierungen)
Überdrehte Tragikomödie (mit Scarlett Johansson, Sam Rockwell, Thomasin McKenzie, Alfie Allen, Rebel Wilson u. a.) über einen Jungen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, der mit sich und seiner Einstellung zu den Geschehnissen um ihn herum ringt. Statt eines Engels und eines Teufels auf seinen Schultern flüstern ihm ein jüdisches Mädchen und ein imaginierter Mentor Adolf Hitler (Taika Waititi) Dinge ein, um ihn in die eine oder andere Richtung zu ziehen. Diese Auslagerung und Visualisierung der Psyche stellt dann auch das Kernthema des Filmes dar. Die Gepflogenheiten der Nationalsozialisten (Beispiel: “Heil Hitler“) werden dabei nach Kräften verspottet und Hitler wird so manches Wort in den Mund gelegt, das zu damaliger Zeit wohl undenkbar gewesen wäre, sich im Nachgang des Krieges jedoch zur Verballhornung bewährt hat. Ein probates Mittel zur Komik, das sich jedoch als zweischneidiges Schwert erweist (s. u.).
Wie schon bei Edward Nortons Kriminaldrama 'Motherless Brooklyn', das derzeit ebenfalls in den Kinos läuft, stellt sich auch hier die Frage, inwieweit die Vierfachfunktion eines Akteurs als Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller (hier: Taika Waititi) bei einer derart großen Produktion sinnvoll ist. Dass es durchaus Sinn macht, seine eigene (wenn auch adaptierte) Filmidee selbst zu produzieren, dürfte außer Frage stehen. Seine überzeichnete darstellerische Darbietung als Hirngespinst-Hitler macht Sinn und Spaß, ist allerdings auch keine Leistung für die Ewigkeit; ein solider Auftritt eben. Spannender wird es bei der Betrachtung der Doppelfunktion als Autor und Regisseur, da sich in Fällen einer Personalunion zumeist nur schwer aufdröseln lässt, welche Leistungen wohl welchem Bereich zuzurechnen sind; besonders dann nicht, wenn man die literarische Vorlage (in diesem Fall Christine Leunens 'Caging Skies') nicht gelesen hat...
Auch wenn diese Vermutung hochspekulativ ist, so drängt sich doch der Eindruck auf, dass hier bei der Erstellung des Skripts womöglich akribischere Arbeit geleistet wurde als bei der filmischen Umsetzung, Sowohl die Dialogregie als auch die musikalische Untermalung sorgen für einige ganz massive Brüche und besonders in den Anfangsminuten wirkt die Übertragung diverser Gesten und Aktionen der Charaktere in den (US-Amerikanischen) gegenwärtigen Alltag der Hauptzielgruppe enorm gewöhnungsbedürftig und mitunter auch deplatziert; zumindest gemessen an den tradierten Sehgewohnheiten weiter Teile des Publikums. Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die entsprechenden Handlungsanweisungen an die Darsteller aus genauem Kalkül heraus erfolgt sind. Ob dabei in jedem Fall die beste aller möglichen Entscheidungen getroffen wurde, sei allerdings mal dahingestellt.
Kleines Beispiel: In einer Situation geben sich die Ausbilder bei der Hitlerjugend ein zustimmendes High Five. Laut Wikipedia wurde diese Geste erst ein bis drei Jahrzehnte später etabliert. Je nach Quelle liegt die entsprechende Datierung irgendwo zwischen 1955 und den späten 1970er Jahren. Haben laut 'Jojo Rabbit' nun also die Nazis das High Five erfunden? Da es sich dabei um eine Abwandlung des Low Five handelt, das in den 1920er Jahren in afroamerikanischen Kreisen populär gewesen sein soll, schließt sich die Frage an, ob es sich hierbei nun um eine Überlegenheitsgeste handeln soll oder schlichtweg um eine Unachtsamkeit des Regisseurs?
Um keine Missverständnisse erwecken: Die besagte Szene ist nur eine Randnotiz und hat keinerlei Auswirkung auf das Gesamtbild des Filmes. Man sollte ihr auch keine größere Bedeutung zumessen, da sie komplett beiläufig geschieht. Diese Geste soll nur als Beispiel dafür dienen, was bei der Inszenierung von 'Jojo Rabbit' meines Erachtens Fragen aufwirft. Genauso gut hätte ich mich auch auf den Soundtrack stürzen können, der vor allem mit Liedern aufwartet, die erst Jahrzehnte später eingespielt wurden oder auf diverse Redewendungen, Dialoginhalte, Namen und Verhaltensweisen, die nicht viel mit der damaligen Lebenswirklichkeit zu tun haben dürften. Per se soll dieses Verfahren hier auch keineswegs kritisiert werden, zumal es auch ein probates Mittel am Theater darstellt und somit schon zahlreichen Inszenierungen zu stärkerer Aussagekraft und deutlicherem Gegenwartsbezug verholfen hat (wenn beispielsweise historische Charaktere, die ursprünglich aus dem Mittelalter stammen, mit dem Motorrad durch die Gegend reisen oder in einer Jeansjacke durch die Gegend laufen). Jedoch stellt sich die Frage, ob bei dieser Art der Modernisierung hier auch tatsächlich die optimalen Regieentscheidungen getroffen wurden. Statt die Handlung in die Gegenwart zu holen, wirkt sie hier mitunter so, als wäre sie in einer Phantasiewelt angesiedelt, was die Geschichte zumindest teilweise wieder ihrer potentiellen Wucht beraubt. Vielleicht wäre es in dieser Hinsicht von Vorteil gewesen, hier noch einen Schritt weiter zu gehen und derlei Stilmittel noch konsequenter zu bemühen.
→ Mit 'Jojo Rabbit' ist Taika Waititi ein skurriler, humorvoller, melodramatischer und aussagekräftiger Film gelungen. Dennoch muss er sich vorwerfen lassen, auch etwas Potential bei der Inszenierung liegengelassen zu haben. Eine Nominierung Waititis für den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch macht daher (nicht zuletzt aufgrund der Aussagekraft und der Relevanz der Geschichte) in meinen Augen durchaus Sinn, für die Regie eher nicht. Und in der Kategorie als bester Nebendarsteller sollte eher normalerweise meilenweit davon entfernt sein. Mal sehen, was die Nominierungen bringen werden und ob sie mich womöglich eines Besseren belehren werden. :-)
[Nachtrag: In seiner Eigenschaft als Drehbuchautor wurde Taika Waititi letztlich nicht nur nominiert, sondern gar ausgezeichnet. Als Regisseur und Darsteller blieb er erwartungsgemäß ohne Berücksichtigung, während Scarlett Johansson (als Nebendarstellerin) mit einer Nominierung bedacht wurde. Zusätzlich auf der Habenseite verbuchen kann Waititi jedoch (zusammen mit Carthew Neal und Chelsea Winstanley) eine Nominierung in der Sparte "Bester Film". Weitere Nominierungen verbuchen konnte man für den Besten Schnitt (Tom Eagles), das Beste Szenenbild (Ra Vincent & Nora Sopkova) sowie für das Beste Kostümdesign (Mayes C. Rubeo). Gerade in letzteren beiden Kategorien treffen hier historische Erfordernisse auf moderne (und teils auch halbwegs zeitlose) Stilelemente. Denn auch wenn diese düstere Zeit bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegt, Auswirkungen davon sind bis heute spür- und sichtbar. Zudem liegt nach wie vor der Geist der Vergangenheit über mehreren Ländern in Europa, was auch und gerade über die hier präsentierten Szenenbilder veranschaulicht wird.]
Drastische Verfilmung eines düsteren Kapitels einer ohnehin schon extrem verstörenden Zeit. Ein junger Gefreiter findet eine Hauptmannsuniform und nutzt diese zur Ausübung schier unfassbarer Kriegsverbrechen. Regisseur Robert Schwentke inszeniert dieses Werk als tristes und eindringliches Schauspiel, das warnender kaum sein könnte. Damit bewegt sich sein Ansatz in klarer Opposition zu so mancher US-Amerikanischer Produktion jüngeren Datums, in der Krieg wieder als deutlich sauberer, ehrenhafter, anständiger und heldenhafter dargestellt wird ('Midway' & Co. lassen grüßen).
Ist 'Der Hauptmann' ein Drama? Oder ein Kriegsfilm? Was die Handlung und die Rahmenbedingungen betrifft, ganz sicher letzteres. Zumindest zunächst... Doch im Verlauf der Handlung wird immer klarer, dass die Geschichte womöglich zeitloser sein könnte, als einem zunächst lieb ist. Zwar mag sie in dieser drastischen Form vielleicht vornehmlich in Kriegsszenarien möglich sein, doch der Grundgedanke dahinter, eine potentielle Korrumpierung durch Macht (oder zumindest den äußeren Anschein davon), dürfte wohl mehr oder weniger zeitlos sein. Der Abspann setzt in dieser Hinsicht dann auch nochmal ein ganz eigenes Zeichen und lässt eigentlich kaum noch Zweifel zu, worum es hier eigentlich geht. Erschreckend. Und zumindest nicht ganz von der Hand zu weisen. Leider. Man kann nur hoffen, dass der Verlauf der Zeit nicht allzu oft günstige Rahmenbedingungen für derartige „Karrieren“ schaffen wird.
Filme wie diesen kann es eigentlich gar nicht genug geben. Dementsprechend haben sie seit einiger Zeit auch wieder Hochkonjunktur. Ob das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen ist? Traurigerweise kommt es immer und immer wieder zu neuen Anlässen, die Gelegenheit für Verfilmungen solcher Art bieten. Und jene Vorfälle, die es an das Licht der Öffentlichkeit (und vielleicht sogar auf die Leinwand oder zumindest den Bildschirm) schaffen, stellen mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit nur die Spitze des Eisberges dar. Soll man nun also entsetzt sein, dass in der Politik ein Skandal den nächsten jagt oder ist Erleichterung angebracht, dass es noch Menschen gibt, die sich gegen solche Vorgänge auflehnen, sowie andere Leute, die sich später dann derartiger Filmprojekte annehmen (wenn auch ganz sicher nicht aus reinem Altruismus)? Wahrscheinlich ist eine Mischung aus beidem angebracht.
Und so ist es dann auch im Falle von 'The Report'. Man kann das Engagement von Menschen wie Daniel Jones gar nicht hoch genug schätzen, denn ohne sie würde vermutlich noch viel mehr aus dem Ruder laufen. Andererseits führen einem Filme wie dieser auch immer wieder die eigene Hilflosigkeit (und auch die der Massen) drastisch vor Augen. So gesehen dürfte derlei Publikationen wohl auch von dem einen oder anderen Mandatsträger eher lächelnd zur Kenntnis genommen werden. Trotzdem dürfte außer Frage stehen, dass Filme wie 'The Report' (mit einem Balken zur Schwärzung im Titel) von enormer Wichtigkeit sind.
Der Film an sich lebt natürlich von den ungeheuerlichen Vorgängen, die er thematisiert, ebenso wie von einigen Randaspekten, die eher nur so nebenbei angesprochen werden. Auch wenn diverse Foltermethoden offizieller „Ermittler“ bereits seit vielen Jahren bekannt sind, so erschrecken doch die pseudowissenschaftliche Unterfütterung, für die sich einige Scharlatane hergegeben haben, sowie das bewusste Ignorieren von Gegenstimmen durch den einen oder anderen Beamten. Statt der Gewinnung neuer Erkenntnisse schienen in vielen Fällen eher persönliche Profilierungssucht, niedere Instinkte oder die Durchsetzung privater Interessen im Vordergrund der Befragungen gestanden haben (wobei es wahrscheinlich albern ist, hier die Vergangenheitsform zu verwenden...). Kein Wunder, dass die damit erzielten Ergebnisse offenbar sehr dürftig waren/sind.
Pro forma: Rein handwerklich ist bei 'The Report' alles im grünen Bereich. Das Szenenbild wirkt stimmig und vor allem Adam Driver und Annette Bening überzeugen auf ganzer Linie. Aber auch weite Teile des restlichen Casts sind mit Darstellern wie John Hamm ('Mad Men'), Corey Stoll ('House of Cards'), Michael C. Hall ('Dexter'), Matthew Rhys ('The Americans'), Maura Tierney ('The Affair') u. v. m. namhaft besetzt und liefern dementsprechend grundsolide Arbeit ab.
Nebenbei bemerkt: Was den Aspekt der Konkurrenzsituation zwischen den beiden maßgeblichen Ermittlungsbehörden betrifft, sei hiermit auf die Mini-Serie 'The Looming Tower' (mit Jeff Daniels und Alec Baldwin) verwiesen, die bisher deutlich weniger Aufmerksamkeit erfährt, als sie eigentlich verdient hätte.