Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Stilsicher inszenierte Romanverfilmung, die sich um die Themen Depression, Selbstdestruktion und suizidale Tendenzen – und letztlich auch um die Kategorien Freundschaft und Erwachsenwerden – dreht. Das Zeitgefühl für das Leben in einer kleinen deutschen Ortschaft in den 80er Jahren fängt Regisseurin Neele Leana Vollmar passend ein. Nicht zuletzt auch deshalb, weil beim Szenenbild auf die entsprechenden Rahmenbedingungen geachtet wird (oberirdische Stromleitungen zwischen den Häusern usw.) und somit Kulissen und Requisiten im Großen und Ganzen recht stimmig wirken.
Mit Luna Wedler und Damian Hardung kennen sich zwei der Darsteller bereits aus 'Das schönste Mädchen der Welt', worauf auch in der Anfangssequenz angespielt wird. Ihrem Rollenimage darf Wedler hier nach 'Dem Horizont so nah' nun eine weitere Facette hinzufügen. Man darf gespannt sein, wo die Reise in dieser Hinsicht noch hinführen wird. Max von der Groeben wiederum kann sich hier von seinem Image aus den 'Fack Ju Göhte'- und 'Bibi & Tina'-Filmreihen freischwimmen.
→ Sehenswertes Drama, das sich selbst angenehm zurücknimmt und zu keinem Zeitpunkt unnötig aufplustert. Auch wenn es in den Achtziger Jahren spielt, so steht es dennoch in der erzählerischen Tradition diverser Coming of Age Filme aus den Neunziger- und Nuller-Jahren, in denen meist von einem gemeinsamen Sommer mehrerer Jugendlicher erzählt wird. Die Geschichte von 'Auerhaus' findet allerdings überwiegend im Herbst und Winter statt. Aus guten Gründen.
Klare Empfehlung für Fans deutschsprachiger Dramen, die von Understatement geprägt sind und sich (zurecht!) voll und ganz auf ihre Geschichte, die Darsteller, die Inszenierung und das restliche involvierte Personal verlassen. Große Aufmerksamkeit lässt sich damit leider nicht erzielen, aber die Anerkennung des aufgeschlossenen Genrepublikums dürfte dem Produktionsteam bereits jetzt gewiss sein – auch wenn den Film in der ersten Woche offenbar kaum jemand in den Kinos gesehen hat. Schade eigentlich.
Liebesfilm. Musikfilm. Weihnachtsfilm. All diese Genrezuordnungen lassen sich nach den Trailern erwarten. Und so viel sei schon vorweg verraten: Nicht all diese Kategorisierungen treffen auch tatsächlich in vollem Umfang zu. Im Zentrum der Geschichte steht eine junge Frau, die gerne mal Fünf gerade sein lässt, als Verkäuferin in einem Weihnachtsladen jobbt und überdies auch noch etwas tollpatschig daherkommt. Recht viel mehr sollte man dann auch gar nicht über die Geschichte schreiben. Warum? Findet es selbst heraus. :-)
Der Unterhaltungsfaktor von 'Last Christmas' basiert zu einem guten Teil auf den Dialogen, von denen einige nur so vor Unberechenbarkeit strotzen. Immer wieder sagen einige Charaktere Dinge, die man nicht unbedingt kommen sieht, und verleihen der ansonsten nur partiell originellen Geschichte somit etwas Schwung und frischen Wind. Aus dem Cast lassen sich vor allem Emilia Clarke und Emma Thompson hervorheben. Und – wie manche bestimmt schon im Vorfeld vermuten – ist auch Andrew Ridgeley in einem ganz kurzen Cameo mit involviert.
→ Für Fans von George Michael schon allein aufgrund des Soundtracks ein Muss. In Sachen Weihnachtsfilmen ist die diesjährige Konkurrenz in den Kinos zudem recht überschaubar, daher macht 'Last Christmas' auch in dieser Hinsicht Sinn.
Folgenden Leuten hat der Film besonders gut gefallen
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https://www.facebook.com/gavitt.awaii.1
https://www.facebook.com/profile.php?id=100018548199016
;-D
Französische Tragikomödie über einen Literaturkritiker, der die Autorschaft eines bis dato unbekannten und mittlerweile verstorbenen Pizzabäckers in Zweifel zieht, der nun einen Bestseller geschrieben haben soll. Mit den Mitteln eines Krimis folgt der Film dabei seinen Ermittlungen Die Auflösung der Geschichte lässt sich zwar früh erahnen, was aber insofern völlig egal ist, als sowieso mehrere Kandidaten in Frage kommen und immer wieder neue Hypothesen aufgestellt und verworfen werden (sowohl seitens des Protagonisten als vermutlich auch seitens vieler Zuschauer). Im Grunde genommen sieht das Publikum hier einen Krimi ohne Mord. Der „Ermittler“ beginnt seine Recherchen bei den Hinterblieben des (vermeintlichen?) Autors und arbeitet sich dann Stück für Stück vor.
→ 'Der geheime Roman des Monsieur Pick' ist einer jener französischen Filme, die von einem angenehmen Understatement geprägt sind, sich aber dennoch sehr kurzweilig gestalten – zumindest sofern sie den Nerv der jeweiligen Zuschauer treffen. In Sneak Previews ein klarer Fall von hop oder top. Aber bei einem arthouse- oder literaturaffinen Publikum dürfte hierbei nicht viel schief gehen; was allerdings keineswegs heißen soll, dass es sich hierbei um einen sperrigen Arthousefilm handeln würde. Vielmehr wird in locker-leichtem Ton ein kleines Rätsel etabliert und der Protagonist macht sich dann daran, dieses aufzuklären. Alles in einem halbwegs heiteren Erzählton und stets mit einem kleinen Augenzwinkern inszeniert.
7 von 10 lächelnden Pizzabäckern.
Alberner Klamauk, der eigentlich nur dadurch halbwegs interessant wird, dass ein ganzes Rudel früherer (W)NBA-Stars hier mitwirkt – allen voran Superstar Shaquille O'Neal. Ein paar Rentner beleben ihr früheres Basketballteam wieder, um es der Truppe des „Erzfeindes“ des Protagonisten Dax, einem großspurigen Dummschwätzer namens Mookie, mal so richtig zu zeigen. Mit einer gewaltige Portion Overacting, versteht sich... Hätten sie lieber mal dem Publikum gezeigt, wie man lustige Filme macht...
→ Allenfalls für Basketballfans und extrem hartgesottene Komödienzuschauer zu empfehlen. Zwar tut der Humor (fast) niemandem weh, aber wirklich lustig geht trotzdem anders. Dass der Film auf einer Werbekampagne basiert und vor Product Placement nur so strotzt, tut sein Übriges dazu.
3 Punkte mit leichter Tendenz nach oben.
++ Enthält SPOILER ++
Mystery-Krimi-Serie mit Matthew Fox, die bereits nach elf Episoden wieder abgesetzt wurde. Wirklich abgeschlossen wurde sie nicht, denn auch nach der letzten Episode stehen noch zahlreiche offene Fragen im Raum. Einen Cliffhanger hat man aber auch nicht an das Ende gesetzt, sodass sich der Schluss zumindest noch „halbrund“ anfühlt. Denn ob die fehlenden Antworten wirklich befriedigend ausgefallen wären, sei mal dahingestellt. In Bezug auf den Verbleib des Sohnes lässt sich trefflich spekulieren, aber es erscheint verschmerzbar, dass hier keine finale Klärung erfolgt ist. Die zweite große Frage: Weshalb kann Frank tote Menschen sehen und sogar mit ihnen kommunizieren? Ist er womöglich sogar selbst verstorben? Gibt es andere wie ihn? Wir werden es wohl nie erfahren, aber halb so wild.
Etwas kritischer verhält es sich mit den Ungereimtheiten (oder euphemistisch ausgedrückt: Mysterien), die einem während des Verlaufs der Serie begegnen: Wann genau manifestieren sich die Verstorbenen? Wieso können sie teilweise durch geschlossene Türen und Wände gegen (wie etwa der Vater des Mädchens in der Hütte), andererseits aber auch Gegenstände bewegen, greifen oder zerstören, ohne „hindurchzugreifen“? (Bsp.: Die Eltern des besagten Mädchens oder auch Julia.)
Erstaunlich sind die Gastauftritte, die sich hier entdecken lassen: Neben Ken Marino, Robert Knepper (dessen Funktion als Mentor und Berater später von einer anderen Figur übernommen wird), Zachary Quinto und Billie Joe Armstrong (Green Day) findet sich hier als besonders Schmankerl auch einer der ersten Auftritte eines Mannes namens Mahershalalhashbaz Ali, der 14 Jahre später als Mahershala Ali sogar den Oscar gewann.
Die viel gescholtene deutschsprachige Synchronisierung bringt ein wenig Licht, sehr viel Grau und auch eine ordentliche Portion vom denkbar dunkelsten Schatten mit sich. Einige Charaktere (allen voran der Protagonist) wurden professionell vertont, andere haben etwas unpassende Sprecher erhalten, die sich aber gut ins Zeug legen, doch manche der Synchronsprecherrollen sind derart fehlbesetzt, dass man wirklich daran zweifeln kann, ob hier wirklich die finale Version an den Mann gebracht wurde, oder ob es sich nicht doch um eine „internal version“ handelt... Zum Glück beinhaltet die deutschsprachige Blu-ray Ausgabe auch die originale Tonspur...
→ Solide Mystery-Crime Kost, die man sich aufgrund der kurzen Laufzeit durchaus mal genehmigen kann.
Klarer Fall von „gut gemeint“. Rein formal standen offenbar einige französische Produktionen Pate, die locker und leicht Beziehungsfragen erörtern, ohne auf eine allzu große äußere Handlung zu setzen. Zumindest ansatzweise gelingt das auch. Auf Fäkalhumor wird verzichtet und auf ausgrenzende Späße weitestgehend ebenso. Nur leider krankt das Projekt in einigen Bereichen an seiner Umsetzung. Ein adäquates Lebensgefühl sucht man ebenso vergeblich wie eine gewisse Wohlfühlatmosphäre, ein heiteres Umfeld oder was auch immer. Dazu kommt: Einige der Darstellerleistungen sind wirklich schlecht. Aber diese schlechten Schauspieler gehören hier noch zu den besseren; der Rest ist nämlich sogar so richtig mies. Ob das nun am Talent der Darsteller bzw. am Casting, an mangelhaften Regieanweisungen oder einfach nur an zu knapp bemessener Zeit bei den Drehtagen liegt, vermag ich nicht zu beurteilen.
→ 'Wie gut ist deine Beziehung?' ist ein Film, der durchaus Potential hat, seine PS allerdings zu keiner Zeit angemessen auf die Straße bringt. Die A-Note ist okay, doch in der B-Note sind die Abzüge so hoch, dass es (zumindest bei mir) leider nur zu einer unterdurchschnittlichen Bewertung reicht.
Das 'Cold Prey'-Prequel ist in Sachen Inszenierung der vermutlich konventionellste Film der Reihe. Was die Handlung betrifft, nehmen sich alle drei Teile (zumindest in Bezug auf die Kreativität) nicht viel. Ähnlich wie in der ersten Episode macht sich erneut eine Gruppe junger Leute auf den Weg in die Wildnis, wo sie an den ortsansässigen Killer gerät. Die Krönung ist dabei das Ende, bei dem man sich gar nicht genug Hände vor die Stirn klatschen kann. Nicht, weil es unbedingt unlogisch wäre, sondern vielmehr, weil sich eine Person derart tölpelhaft verhält, dass es fast schon weh tut. Allerdings würde ich das dem Film nicht vorwerfen, da dieses freche Ende unter dem Strich wohl noch das kreativste Element an der hier gezeigten Handlung ist.
Auch wenn 'Cold Prey 3' bei vielen Moviepiloten schlechter wegkommt als die ersten beiden Filme der Reihe, so befinden sie sich für mich alle auf fast demselben Niveau und unterscheiden sich nur in Nuancen. Wer die ersten beiden Teile mochte: Nur Mut und viel Spaß damit. ;-)
++ Leichte SPOILER ++
Französische Romanverfilmung, die die Geschichte einer Tagesmutter erzählt, die sich im Haushalt einer jungen Familie schnell unentbehrlich macht und dieses Abhängigkeitsverhältnis – mal subtil, mal mit dem Holzhammer – genüsslich auskostet. Das Drehbuch spielt dabei ganz gezielt mit den Erwartungen der Zuschauer, die bei Stoffen wie diesem wohl in erster Linie diverse US-Amerikanische Psychothrillerverfilmungen im Hinterkopf haben dürften. Auf einige gängige Klischees (wie etwas das Anprobieren fremder Ohrringe) wird hier offenbar ganz bewusst verzichtet oder sie werden entsprechend abgewandelt. Auch wenn der Rezipient den Braten schon von Weitem riecht, so kann er sich hier doch niemals so ganz sicher sein. Zu unkonventionell verhalten sich einfach das Drehbuch, die Inszenierung und ganz besonders die Protagonistin. Immer wieder werden auch falsche Fährten (wie etwa die Tatsache, dass Louise nicht besonders gut schwimmen kann) ausgelegt oder sie führen in eine etwas andere Richtung als gedacht. Dass es nicht gut sein kann, die Erziehung seiner eigenen Kinder völlig aus der Hand zu geben, liegt auf der Hand, nach der Sichtung dieser perfide erzählten Geschichte dürfte das Unbehagen einiger Eltern aber noch weiter zunehmen...
Vielen Zuschauern würde vermutlich das verschleppte Tempo sauer aufstoßen, aber da der Film bisher in Deutschland nur in ganz wenigen Kinos gezeigt wird (offenbar nur in Berlin und Bochum) – und selbst dort nur in der französischen Originalfassung – dürfte er wohl ohnehin nur den Weg zu einem sehr überschaubaren Publikum finden. Selbst die allermeisten Kritiker scheinen ihm keinerlei Beachtung zu schenken. Zumindest lässt sich auf die Schnelle keine Kritik dazu finden. Und selbst in der imdb finden sich bisher erst 67 Bewertungen dazu. Offenbar ist das Ende einfach zu drastisch, um den Film an ein größeres Publikum heranzutragen. Naja. Immerhin gibt es jetzt eine erste Meinung hier bei MP dazu. Man tut, was man kann. ;-D
'Die schönste Zeit unseres Lebens' könnte man etwas pointiert als die französische Version der 'Truman Show' bezeichnen. Kunden können bei einer Firma Erlebnisse buchen, bei denen Situationen aus der Zeitgeschichte oder ihrem persönlichen Leben nachgestellt werden. Auf diese Weise wird es ermöglicht, (re-inszenierten) prominenten Ereignissen beizuwohnen, Darstellern zu begegnen, die gerade berühmte Vorbilder verkörpern, oder einfach nur Episoden aus dem eigenen Leben wiederzuerleben. Der Protagonist dieser Tragikomödie macht dabei von letzterer Möglichkeit Gebrauch und schwelgt somit in Erinnerungen an die Zeit, in der er seine jetzige Ehefrau kennengelernt hat.
Im übertragenen Sinn geht es hier sicherlich auch um die Frage, welches Maß an Veränderung eine jahrzehntelange Beziehung auf der einen Seite verträgt und auf der anderen Seite erfordert. Es liegt auf der Hand, dass der Partner nach mehreren Jahrzehnten oftmals nicht mehr dieselben Wesenszüge aufweist, wie noch zu Beginn der Partnerschaft. Andererseits wäre es in vielen Fällen aber sicher auch befremdlich oder ermüdend, wenn sich zum Beispiel ein Rentner noch genauso verhält wie zu seiner Jugendzeit.
→ 'Die schönste Zeit unseres Lebens' bietet zauberhaftes Kino, das auch mit ein paar süffisanten Spitzen garniert ist (wenn man sich beispielsweise mal vor Augen führt, welche Situationen hier im Verlauf der Handlung inszeniert werden) und dem man kleinere Ungereimtheiten nicht weiter übel nehmen sollte. Klare Empfehlung für Fans französischer Filme, denen auch ein kleiner Zauber und ein zaghaftes verschmitztes Lächeln innewohnt.
Noch 7 Punkte.
Das Positive vorneweg: Anton Corbijn hat hier den Fans der Band 'Depeche Mode' – und indirekt auch den Musikern selbst – ein großes Denkmal gesetzt. Die gezeigten Liveausschnitte überzeugen auf ganzer Linie (zumindest in musikalischer Hinsicht) und der Klang ist ordentlich ausgesteuert (was aber natürlich von Anlage zu Anlage schwanken kann). Einige Fans der Band kommen zu Wort und erzählen von der Bedeutung, die die Lieder von Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher für sie haben. Neben einer launigen Anekdote über eine künstlerische Aktion eines ungarischen Fans wird auch von einigen gesundheitlichen Schicksalsschlägen, einer Art Familienzusammenführung und einem Coming Out erzählt. So weit, so gut; wenn da nur nicht die konfuse Montage des Materials wäre.
Regisseur Anton Corbijn, der unbestritten schon so einigen Musikern wertvolle Dienste geleistet hat, zeigt hier ein beachtliches Gespür dafür, kraftvolle musikalische Momente mit teils belanglosen Interviewfetzen zu zerhacken. Die Live-Ausschnitte der Band sind über jeden Zweifel erhaben, aber richtiger Musikgenuss stellt sich kaum ein, da man als Zuschauer unterschwellig immer damit rechnen muss, dass von einer Sekunde auf die nächste wieder auf ein Gespräch mit einem Fan geschnitten wird. Wirklich längere musikalische Sequenzen finden sich erst gegen Ende der Doku. Und selbst dann wird über weite Strecken des Auftrittes das Publikum statt der Band gefilmt – was in einer Dokumentation zu diesem Thema aber natürlich Sinn macht. Was sich Corbijn aber durchaus vorwerfen lassen muss: Viele (semi-)dokumentarische Musikfilme schaffen es, irgendwelches abseitiges Material der Band mit einzufügen. Entweder eine rare Demoaufnahme, die es in dieser Form nicht zu kaufen gibt, oder Aufnahmen von den Proben der Band oder eine Liveversion eines Titel, der nur sehr selten vor Publikum aufgeführt wird, oder vielleicht auch eine einmalige Kollaboration mit anderen Musikern; was auch immer. Was das betrifft, ist in dieser Hinsicht hier allerdings komplette Fehlanzeige. Ausgespielt (zumindest ansatzweise) werden fast ausnahmslos die größten und gängigsten Hits. Das ist zwar alles ganz nett, schafft aber keinen wesentlichen Mehrwert für den Zuschauer.
Für eingefleischte Fans der Band macht eine Sichtung sicherlich Sinn. Jemand, der sich eher als „allgemeiner Musikliebhaber“ betrachtet, wird hier zwar solide unterhalten, kann aber aus so manch anderen Musikfilmen womöglich deutlich mehr ziehen. Die bisherigen Wertungen bei MP und in der imdb legen nahe, dass der Film bei den meisten Fans der Band gut ankommt – was auch in der Natur der Sache liegen sollte bei einer Dokumentation wie dieser, die letztlich als reiner Fanservice konzipiert ist. Gut für die Zielgruppe, aber möglicherweise etwas ernüchternd für etwas „neutralere“ Zuschauer, die in erster Linie auf ungetrübten Musikgenuss aus sind.
Moviepilot schreibt in seiner Beschreibung zu dem Film: „Die musikalische Dokumentation Depeche Mode - Spirits in the Forest zeichnet diesen Auftritt mit tauschenden begeisterter Zuschauer auf und lässt zugleich Aufnahmen von Fans einfließen, die den besonderen Einfluss der Musik von Depeche Mode auf ihr Leben beschreiben.“
Eigentlich ist es genau anders herum: Man bekommt eine Dokumentation über einige Fans und zwischendurch lässt Corbijn einige Live-Aufnahmen einfließen. Wer sich für diese Mischung interessiert, kann beherzt zugreifen.
Wie so viele Film von Richard Linklater gestaltet sich auch 'Bernadette' als äußerst dialoglastig. Im Zentrum der Handlung steht eine Frau in ihren besten Jahren, der wohl nicht wenige Leute eine Depression attestieren würden. Wie auch in so einigen anderen Filmen von Linklater stehen auch hier Charaktere im Vordergrund, die sich etwas pointiert als talentierte Außenseiter bezeichnen ließen. Wobei man jedoch anmerken muss, dass die hier präsentierten Figuren etwas weniger geerdet erscheinen als so manches ihrer Pendants. Der Familienvater hat eine von ihm entwickelte Software für teures Geld an einen der Weltmarktführer dieser Branche verkauft, seine Ehefrau ist eine preisgekrönte Architektin und deren Tochter steht vor dem Wechsel auf eine Eliteschule. Das mag auf viele Zuschauer attraktiv wirken, wird aber auch einige abschrecken, die sich nicht zwingend mit den Problemen der oberen Zehntausend befassen wollen, um es mal diplomatisch auszudrücken. Der erlesene Cast entschädigt jedoch für vieles. Neben Cate Blanchett wirken hier auch Billy Crudup, Kristen Wiig, Judy Greer, Laurence Fishburne und in einer kleinen Gastrolle Steve Zahn mit.
Oftmals müssen hiesige Filmverleiher (in vielen Fällen zurecht) harsche Kritik einstecken ob der deutschsprachigen Titel, mit denen sie Filme in den Verleih bringen. Hier aber verhält es sich ausnahmsweise mal anders herum: Im Gegensatz zum Originaltitel, der ein Ereignis spoilert, das erst in der zweiten Hälfte des Filmes stattfindet, heißt der Film hierzulande schlicht und schnörkellos 'Bernadette'. Mag sein, dass sich das besagte Ereignis schon sehr früh im Film andeutet, aber oftmals haben viele Zuschauer solche „Wendungen“ mit fortschreitender Laufzeit nicht mehr auf dem Schirm. Einen Filmtitel hingegen dürfte wohl kaum jemand vergessen.
→ Dialoglastiges Drama (mit Anleihen bei der Tragikomödie), das sein fraglos vorhandenes Potential aber nur ansatzweise ausreizt. Besonders das Drehbuch lässt einige sich bietende Möglichkeiten brach liegen. Dennoch sollte sich eine Sichtung für Genrefans durchaus lohnen.
Tragikkomödie über eine Gruppe von Stripperinnen, die einigen Herren (überwiegend) aus der Bankenbranche mit zweifelhaften Methoden das Geld aus der Tasche ziehen. Die Sympathien dürften hier bei weiten Teilen des Publikums klar verteilt sein und darauf basiert dann letztlich auch die gesamte Inszenierung. Man merkt, dass Adam McKay hier als Produzent involviert ist. Zwar finden sich Spuren seiner Handschrift, aber dennoch ist zu jeder Zeit klar, dass er hier nicht selbst das Zepter schwingt.
Die Ironie an der hier erzählten Geschichte ist, dass die Damen das gewonnene Geld ähnlich sinnfrei verprassen wie ihre „Klienten“. Aber wenn man Destinys Kleidung während der Interviewszenen mit der vom Beginn der Geschichte vergleicht, scheint ja zumindest trotzdem noch einiges hängengeblieben zu sein. Wie auch immer: Die Geschichte hätte um einiges interessanter werden können, wenn Ramona & Co. die Gelder auf andere Art eingesetzt hätten. Aber letztlich können die Drehbuchautoren natürlich nur mit dem arbeiten, was ihnen überliefert wurde.
Unter dem Strich steht eine grundsolide Erzählung, die in einigen Szenen andeutet, was hier noch möglich gewesen wäre. Aber auch so ist 'Hustlers' durchaus einen Blick wert.
++ Leichte SPOILER ++
Bei '7500' ist der Name Programm. Benannt nach dem Code für eine Flugzeugentführung wird hier ein kammerspielartiger Thriller gezeigt, bei dem sich mehr oder minder das gesamte Geschehen im Cockpit eines Passagierflugzeuges abspielt. Entführer wollen es entern und das Fleugzeug unter der Berufung auf einige formelhafte Parolen zum Absturz bringen. Einen wirklich tieferen Sinn oder gar eine (wie auch immer geartete Positionierung) sucht man hier weitgehend vergeblich – abgesehen von der Tatsache, dass sich das Drehbuch auf halbwegs subtile Weise über die Terroristen lustig macht. Etwas unglücklich erscheint die Tatsache, dass ausgerechnet der einzige Darsteller, der einen US-Amerikaner verkörpert (Joseph Gordon-Levitt), von einem Synchronsprecher vertont wird, der ein Stück weit mit der englischen Aussprache zu kämpfen hat. Aber solche Aspekte fallen zurecht in die Rubrik „Randnotiz“.
→ '7500' ist ein deutsch-österreichischer Thriller, der mit wenigen Darstellern und Requisiten sowie noch weniger Kulissen auskommt. Gemessen an den minimalistischen Rahmenbedingungen kann sich das Ergebnis sehen lassen.
Hochkarätig besetzte Drama-Miniserie mit Frances McDormand, Richard Jenkins, Bill Murray, John Gallagher Jr., Jesse Plemons und Ann Dowd. Die Handlung kreist (mal konkret, mal unverbindlich) in erster Linie um die Themen Lebensgestaltung, Verbitterung, Schwermut und Suizid. Mehr kann und sollte man an dieser Stelle auch gar nicht über die (ohnehin schon recht spärliche) Handlung ausplaudern. Man begleitet eben eine Lehrerin / Ehefrau / Mutter durch verschiedene Phasen ihrer zweiten Lebenshälfte und lernt dabei sie, ihr privates Umfeld – und Idealfall vielleicht sogar sich selbst – ein klein wenig besser kennen.
Was lässt sich daraus mitnehmen? Sehr vieles und doch vielleicht nichts. 'Olive Kitteridge' scheint eine jener Produktionen zu sein, die man je nach Lebensalter und persönlich gemachten Erfahrungen auf völlig verschiedene Weise rezipieren kann. Während für den einen Zuschauer vielleicht die Beziehung zwischen Olive und ihrem Ehemann Henry im Zentrum steht, ist es für einen anderen möglicherweise das Verhältnis zwischen der Protagonistin und ihrem Sohn Christopher. Darüber hinaus lässt sich auch die eine oder andere „Lebensweisheit“ aus dem Geschehen ableiten. Etwa, dass man mit übertrieben kleiner Kompromissbereitschaft nicht nur seinem Umfeld das Leben erschwert, sondern sich womöglich auch selbst keinen Gefallen damit tut, um nur mal ein Beispiel zu nennen.
Wer leise, unspektakuläre und dialoglastige Dramen, die besonders nahe am Leben sind, zu schätzen weiß, ist hier genau richtig; zumal durch die kurze Laufzeit kaum Längen aufkommen. Wer lieber Action und Effektkino mag, ist hier vermutlich falsch.
++ Leichte SPOILER ++
Amerikanisch-chinesische Co-Produktion mit Awkwafina in der Hauptrolle. Eine Familie trifft sich zu einer Hochzeit, die aber in erster Linie als Vorwand dient, die an Krebs erkrankte Großmutter noch einmal treffen zu können. Das Besondere an der hier präsentierten Situation: Die betroffene Patientin selbst weiß noch gar nichts von der Tragweite ihrer Diagnose, da es in einigen Teilen Chinas üblich zu sein scheint, düstere Krebsprognosen nicht an den Patienten selbst heranzulassen. Begründet wird dies mit einem alten Sprichwort, wonach mehr Betroffene an der Angst sterben als am Tumor an sich. Dass dazu das Brautpaar, das sich erst seit drei Monaten kennt, mehr oder weniger zu einer Heirat genötigt wird, um einen passenden Rahmen für eine Familienzusammenkunft in China zu schaffen, ist in diesem Zusammenhang nur eine Randnotiz. Denn Handlungen wie diese werden offenbar gar nicht erst in Frage gestellt und als notwendige Schritte im Sinne der Familie verstanden.
Naturgemäß wirft ein Film zu diesem Thema mehr Fragen auf, als er Antworten liefern kann, aber das schmälert die Qualität ja keineswegs. Denn wie schon die Protagonistin zu dem Hotelangestellten sagt: Die Vereinigten Staaten und China (oder etwas allgemeiner gesagt: Der Westen und der ferne Osten) lassen sich einfach nicht vergleichen. Zumindest nicht in dem Sinne, dass man sagen könnte, wessen Konzepte „besser“ sind. In diesem Sinne erlebt man hier einen Culture Clash der etwas anderen Art, der aber eigentlich gar keiner ist. Es werden einfach verschiedene Konzepte einander gegenüber gestellt und es obliegt dem Zuschauer, seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen – oder zumindest eine gewisse Toleranz für andere Denk- und Sichtweisen zu offenbaren.
→ Sehenswertes Drama mit beachtenswerten (Denk-)Ansätzen, dessen Qualität vor allem in den Fragen liegen, die hier gestellt werden und womöglich den einen oder anderen Zuschauer zum Nachdenken bringen werden.
Biopic über Katharine Gun, in dem Regisseur Gavin Hood der Spagat zwischen Politdrama und Spionagethriller in einer ausgewogenen Mischung gelingt. Keira Knightley überzeugt mit einer engagierten Vorstellung und auch weite Teile des übrigen Casts (u. a. Ralph Fiennes und Rhys Ifans) steuern gute Leistungen bei. Die Handlung unterscheidet sich zwar nicht wesentlich von der anderer Filme, die sich mit Whistleblowern oder sonstigen Informanten befassen, aber was soll man machen, wenn das Leben immer wieder dieselben (oder zumindest ähnliche) Geschichten schreibt...?
'Official Secrets' gestaltet sich als eindringliche Warnung vor politischen Auswüchsen, die womöglich auch den Interessen des Volkes zuwider laufen und vor Amts- und Mandatsträgern, die ihre völlig eigene Agenda verfolgen (wobei die genauen Motive Blairs und vor allem Goldsmiths natürlich bis heute nebulös bleiben). Das Zynische: Obwohl in derlei Filmen einige Auswüchse in der Politik und bei den Nachrichtendiensten bitterlich beklagt werden, dürften sie so manchem Verantwortlichen noch nicht mal ungelegen kommen. Denn je nach Lesart geht davon ja auch die Botschaft aus, dass man sich bei der Weitergabe sensibler Informationen womöglich potentiellen Gefahren aussetzt, die weit über die Leitplanken des Rechtsstaates hinaus gehen können. Trotzdem:
-> Sehenswerte Geschichtsstunde, die sowohl gut geschrieben als auch inszeniert und gespielt ist. Klare Empfehlung für politisch interessierte Zuschauer.
Nahtlose Fortsetzung der ersten Episode. Statt eines Hotels bietet nun ein Krankenhaus die Kulisse für das Geschehen, das sich nicht mehr ganz so weit abseits bewohnter Siedlungen abzuspielen scheint. Wirklich großen Nutzen haben die Charaktere davon allerdings trotzdem nicht, denn in der Klinik geht es nach einem etwas ruhigeren Auftakt nicht minder blutig zu als kurz zuvor in der abgelegenen Unterkunft... Wie schon im Vorgängerfilm erscheinen nicht alle Vorgehensweisen der Figuren die besten aller Handlungsoptionen darzustellen, aber das gewalttätige Schicksal würde wohl so oder so seinen Lauf nehmen...
Fünfeinhalb von zehn Polizisten die den Opfern nicht (oder nur unzureichend) zur Hilfe eilen...
Norwegischer Slasher, der mehr oder weniger routiniert sein Programm durchzieht und gar nicht erst versucht, in irgendeiner Weise originell zu sein. Die Charaktere erscheinen so austauschbar, dass man sie im Grunde am Tag nach der Sichtung bereits wieder vergessen hat. Hin und wieder scheinen sie etwas unbedarft zu sein, aber das ist ja quasi schon zum konstituierenden Merkmal dieses Subgenres geworden.
Wie auch immer: Im Grunde genommen weiß man nach diesem Auftakt schon ziemlich genau, was man bei der 'Cold Prey' Filmreihe geboten bekommen wird. Wer die Filme noch nicht kennt, kann sich jetzt schon darauf einstellen, dass die zweite Episode weder wesentlich besser noch schlechter sein wird.
Zwei Mädels, die sich bisher vor allem für schulische Themen interessierten und dabei munter zwischen Selbstüberschatzung und -zweifeln schwanken, erleben ihre persönliche Nacht der Nächte am Vorabend ihrer Highschool-Abschlussfeier. Dabei treffen sie im Verlauf ihrer kleinen Odyssee durch ihren Heimatort auf mehr oder weniger alle Charaktere, die zu Beginn der Handlung eingeführt wurden und schlagen dann auf verschiedene Arten über die Stränge. Auf Diversität wird dabei ebenso geachtet wie auf kalkulierte Provokationen, die aber eigentlich gar keine sind. Jede Generation bekommt eben ihre eigene Version von 'Ey Mann, wo ist mein Auto?'. (Bitte bloß nicht allzu ernst nehmen. Etwaige Beschwerden bitte an irgendjemand anders. :-) ).
Trotz aller eingebauten Sicherheitsgurte gestaltet sich Olivia Wildes Regiedebüt dennoch als sehr unterhaltsam, da die wesentlichen Figuren zwar völlig derangiert durch die überdrehte Szenerie schlittern, aber nie wirklich der Lächerlichkeit preisgegeben werden und die Inszenierung der Handlung über ordentlichen Drive verfügt.
→ Überdrehter Trip mit zwei Protagonistinnen, die nicht einfach nur Platzhalter sind, sondern vom zugrunde liegenden Drehbuch auch hinreichend ernst genommen werden. Gerne mehr davon.
Wie man es von Roland Emmerich gewohnt ist, dominieren hier die Effekte (die teils sehenswert erscheinen, aber auch manchmal den Eindruck erwecken, sie würden aus ihrem eigenen Mockbuster entstammen). Im Grunde genommen jagt hier eine Schlacht die nächste, während zwischendurch mal der eine oder andere kurze Dialog abseits des Kriegsgeschehens eingestreut wurde. Jedoch ist 'Midway' keiner der rar gestreuten Filme, die das Geschehen mehr oder weniger nüchtern nachskizzieren – und um einen Antikriegsfilm handelt es sich hierbei schon gar nicht. Vielmehr positioniert sich diese Produktion, die mit einer großen Anzahl bekannter Darsteller in Szene gesetzt wurde (u. a. Woody Harrelson, Luke Evans, Patrick Wilson, Mandy Moore, Dennis Quaid, Aaron Eckhart usw.), als tiefe Verneigung vor den „Helden des Krieges“. Aber nicht vor irgendwelchen. Ganz besonders prominent in der Handlung hervorgehoben (und noch einmal im Abspann anerkennend erwähnt) wird hier beispielsweise Lieutenant Commander Wade McClusky, der Namensgeber des Awards für besonders herausragende Angriffs(!)leistungen bei der US-Navy. Von Filmen, in denen anklagend über Kampfhandlungen und Kriegsverbrechen oder zumindest über Rettungsmissionen oder Verteidigungsschlachten erzählt wird, ist man hier meilenweit entfernt. Besonders problematisch und fast schon krude wird es, wenn sich beispielsweise Lieutenant Colonel Jimmy Doolittle entsetzt darüber äußert, dass japanische Fliegerstaffeln auch Zivilisten bombardieren, und damit suggeriert, dass so etwas bei den amerikanischen Streitkräften niemals denkbar wäre. Um den zunächst recht einseitigen Patriotismus zu entkräften (und offenbar auch um das japanische Publikum nicht zu sehr zu vergraulen), verneigt sich Emmerich im Abspann verbal nochmal vor den heldenhaften Kriegern beider Länder, denen er den Film widmet, was schon das nächste Problem mit sich bringt, wenn man bedenkt, in welchem politischen Auftrag diese Truppen seinerzeit unterwegs waren. Ist das alles nur naiv oder doch schon der erste Vorbote einer größeren Image-Offensive? Die Fortsetzung zu 'Top Gun' steht ja schließlich auch schon in den Startlöchern.
Als reiner Kriegsfilm ist 'Midway' weder besonders hoch- noch minderwertig. Die politischen Implikationen hingegen lassen den geneigten Zivilisten im Publikum jedoch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Die Wertung ist unter Vorbehalt und wird evtl. noch angepasst.
Es gibt eine Szene in der Kurzdoku 'Mord in Milwaukee', in der der Filmemacher und Journalist Louis Theroux einen jungen Mann über die Zustände auf den Straßen in seinem Viertel befragt. Angesprochen auf das Thema Rassismus antwortet ihm dieser (sinngemäß): „Hier geht es nicht um Weiß gegen Schwarz, es geht um Blau gegen Schwarz“.
In diesem Sinne lässt sich dann auch besonders die erste Hälfte von 'Black and Blue' zusammenfassen. Auf Notrufe von Anrufern aus bestimmten Viertel wird kaum noch (oder allenfalls zögerlich) reagiert und manche Menschen stehen alleine deswegen schon unter Generalverdacht, weil ihre Finger die falsche Hautfarbe haben. Anders ist es nicht zu erklären, weshalb die Protagonistin gleich in der ersten Szene in eine Polizeikontrolle gerät. Angeblich würde sie auf eine Personenbeschreibung passen, was in diesem Fall recht albern klingt, wenn man bedenkt, dass sie eine Kapuze trägt und ihr die Polizisten von hinten gefolgt sind. Als die beiden ihre Polizeimarke sehen, lassen sie sofort von ihr ab. Also eine Kontrolle aus reiner Schikane? Oder liegt es eher daran, dass man Polizisten auch Verdachtsmomente durchgehen lässt? Wie auch immer, die Richtung für den Film ist hiermit vorgegeben und sie trägt die Handlung auch über weite Strecken. Zumindest zunächst.
Nach einer gewissen Weile entwickelt diese Produktion, die anfänglich als Mischung aus Thriller und Drama daherkommt, plötzlich einen enormen Drall in Richtung Actionthriller und klammert sich regelrecht an festgetretene Pfade und Genrekonventionen. Das Kalkül dürfte womöglich gewesen sein, hier ein breiteres Publikum zu bedienen, doch leider geht dieser Plan nur sehr bedingt auf. Zu schnöde kommt einfach die Handlung gegen Ende daher. Man klammert sich irgendwann nur noch an eine Variation des 'Stirb Langsam' Prinzips und lässt es nach allen Regeln des Formelkinos austrudeln. Schade drum, denn 'Black and Blue' kann durchaus einige Qualitäten in die Waagschale werfen. Der Ton wirkt lebhaft, die verfallenen Kulissen passen zur Handlung und der Score sorgt für die entsprechend grimmige Untermalung. Das Drehbuch legt zunächst einen Finger in so manche soziale Wunde, doch leider entscheidet man sich irgendwann für den Weg der konfektionierten Massenware.
Unter dem Strich steht ein grundsolider Cop-Thriller, der einige sich bietende Möglichkeiten aber achtlos wegwirft.
++ Mini SPOILER ++
Produziert von Elie Roth. Noch Fragen...? :-)
Eigentlich würden diese fünf Worte als Kommentar zu 'Halloween Haunt' schon völlig ausreichen, aber ich bin mal so frei und schiebe noch ein paar blutige Worte hinterher: Die Handlung könnte klischeehafter kaum sein, aber die Atmosphäre kann sich absolut sehen und hören lassen. Wer das Glück hat, den Film in einem leeren Kinosaal genießen zu dürfen, darf sich auf ordentlichen Sound und das ein oder andere passende Szenenbild freuen. Das Drehbuch hält ein paar gute kleine Einfälle parat (z. B. den Schlüsselbund oder dass mit zwei Angestellten Kontakt aufgenommen wird), sorgt allerdings auch für das eine oder andere Fragezeichen (wozu der Ballast mit der Backstory über den Vater?). Auch die „Masken“ unter den Masken sind fast schon ein wenig zu viel des Guten.
→ Nach „objektiven“ Kriterien lässt sich 'Halloween Haunt' zweifelsfrei nach allen Regeln der Kunst zerlegen und angreifen, da nicht alle Details ganz stimmig wirken und auch die Kamera in manchen Szenen seltsam zurückhaltend das Geschehen einfängt. Auf der anderen Seite bekommt man aber einen kurzweiligen Walkthrough durch ein ziemlich beklopptes und recht originelles Maze, der ein paar höchst unterhaltsame Szenen und eine doch recht gut gesetzte Atmosphäre bereithält. Und obendrauf gibt es im Abspann noch ein extrem ungewöhnliches Rob Zombie Cover. https://www.youtube.com/watch?v=jbUVVxoCkBE
Quentin Dupieux hat wieder zugeschlagen. Sozusagen. Statt Ratten oder kleinen Gärtnerschaufeln gibt es dieses mal ein schnittiges Loch im Bauch und ein Geodreieck... Ansonsten zieht der Meister des Wahnsinns auch hier wieder sein völlig eigenes Programm durch und schert sich um so ziemlich gar nichts. Noch nicht mal die Laufzeit ist eigentlich kinogerecht, aber trotzdem fühlt sie sich genau richtig an. Auch die Geschichte ist mal wieder völlig absurd, aber dennoch interessant genug, um zumindest aufgeschlossene Zuschauer bei der Stange zu halten. Jedes Wort zur Handlung wäre sozusagen eines zu viel.
Daher nur so viel: Wer seine bisherigen Filme mochte, kann hier ruhig mal reinschauen. Wer aber mit seinen vorherigen Ausgeburten des Wahnsinns nicht viel anzufangen wusste, wird wohl auch mit 'Die Wache' nicht glücklich werden. Als im Vorspann sein Name angezeigt wurde, war mir (und sicher auch so manch anderem im Saal klar), dass sich gleich die Spreu vom Weizen des Sneak Publikums trennen wird und recht bald fluchtartige Bewegungen Richtung Ausgang einsetzen werden. Und so kam es dann auch. Aber immerhin die Hälfte der Zuschauer hielt auch tapfer durch und wurde mit einem Film belohnt, der sich nahezu sämtlichen Genrekonventionen entzieht. Sozusagen.
Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von 'Mirrors' legt Fox einen zweiten Film zu dieser Thematik vor, der die Vorgeschichte rund um das ominöse Mayflower Kaufhaus erzählt. Die Produktion dieses Prequels begann bereits wenige Monate nach dem Erscheinen des Vorgängers – und genau das merkt man 'Mirrors 2' auch an. So interessant die Vorgeschichte an sich auch sein mag, man merkt sowohl dem Drehbuch als auch der Inszenierung an, dass hier vieles offenbar mit heißer Nadel gestrickt wurde. Das im Vergleich zum ersten Film offenbar massiv gekürzte Budget tut ein übriges dazu. Besonders die Effekte wirken dann doch recht mickrig.
→ 'Mirrors 2' hat im Verbund mit dem deutlich ambitionierteren ersten Teil noch so halbwegs seine Berechtigung. Für sich genommen allerdings durchweg uninteressant.
Psycho-Horror-Thriller mit Kiefer Sutherland, Paula Patton und Amy Smart. Das Drehbuch, das mit einem fulminanten Ende aufwartet, spielt routiniert das Einmaleins des Horrorkinos. Aber nachdem sich dieses jahrelang bewährt hat, macht dieser Zug natürlich durchaus Sinn. Die Inszenierung durch Regisseur Alexandre Aja, der hier auf ein vergleichsweise üppiges Budget von schätzungsweise 35 Mio Dollar zugreifen konnte, trägt ihr Übriges zum Gelingen dieser Produktion bei, die auch rund zehn Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung nichts (oder nicht viel) von ihrem Unterhaltungswert eingebüßt hat.