Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 5 .5
    Framolf 04.12.2019, 01:01 Geändert 05.01.2024, 04:26

    Wie so viele Film von Richard Linklater gestaltet sich auch 'Bernadette' als äußerst dialoglastig. Im Zentrum der Handlung steht eine Frau in ihren besten Jahren, der wohl nicht wenige Leute eine Depression attestieren würden. Wie auch in so einigen anderen Filmen von Linklater stehen auch hier Charaktere im Vordergrund, die sich etwas pointiert als talentierte Außenseiter bezeichnen ließen. Wobei man jedoch anmerken muss, dass die hier präsentierten Figuren etwas weniger geerdet erscheinen als so manches ihrer Pendants. Der Familienvater hat eine von ihm entwickelte Software für teures Geld an einen der Weltmarktführer dieser Branche verkauft, seine Ehefrau ist eine preisgekrönte Architektin und deren Tochter steht vor dem Wechsel auf eine Eliteschule. Das mag auf viele Zuschauer attraktiv wirken, wird aber auch einige abschrecken, die sich nicht zwingend mit den Problemen der oberen Zehntausend befassen wollen, um es mal diplomatisch auszudrücken. Der erlesene Cast entschädigt jedoch für vieles. Neben Cate Blanchett wirken hier auch Billy Crudup, Kristen Wiig, Judy Greer, Laurence Fishburne und in einer kleinen Gastrolle Steve Zahn mit.

    Oftmals müssen hiesige Filmverleiher (in vielen Fällen zurecht) harsche Kritik einstecken ob der deutschsprachigen Titel, mit denen sie Filme in den Verleih bringen. Hier aber verhält es sich ausnahmsweise mal anders herum: Im Gegensatz zum Originaltitel, der ein Ereignis spoilert, das erst in der zweiten Hälfte des Filmes stattfindet, heißt der Film hierzulande schlicht und schnörkellos 'Bernadette'. Mag sein, dass sich das besagte Ereignis schon sehr früh im Film andeutet, aber oftmals haben viele Zuschauer solche „Wendungen“ mit fortschreitender Laufzeit nicht mehr auf dem Schirm. Einen Filmtitel hingegen dürfte wohl kaum jemand vergessen.

    → Dialoglastiges Drama (mit Anleihen bei der Tragikomödie), das sein fraglos vorhandenes Potential aber nur ansatzweise ausreizt. Besonders das Drehbuch lässt einige sich bietende Möglichkeiten brach liegen. Dennoch sollte sich eine Sichtung für Genrefans durchaus lohnen.

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    • 6 .5

      Tragikkomödie über eine Gruppe von Stripperinnen, die einigen Herren (überwiegend) aus der Bankenbranche mit zweifelhaften Methoden das Geld aus der Tasche ziehen. Die Sympathien dürften hier bei weiten Teilen des Publikums klar verteilt sein und darauf basiert dann letztlich auch die gesamte Inszenierung. Man merkt, dass Adam McKay hier als Produzent involviert ist. Zwar finden sich Spuren seiner Handschrift, aber dennoch ist zu jeder Zeit klar, dass er hier nicht selbst das Zepter schwingt.

      Die Ironie an der hier erzählten Geschichte ist, dass die Damen das gewonnene Geld ähnlich sinnfrei verprassen wie ihre „Klienten“. Aber wenn man Destinys Kleidung während der Interviewszenen mit der vom Beginn der Geschichte vergleicht, scheint ja zumindest trotzdem noch einiges hängengeblieben zu sein. Wie auch immer: Die Geschichte hätte um einiges interessanter werden können, wenn Ramona & Co. die Gelder auf andere Art eingesetzt hätten. Aber letztlich können die Drehbuchautoren natürlich nur mit dem arbeiten, was ihnen überliefert wurde.

      Unter dem Strich steht eine grundsolide Erzählung, die in einigen Szenen andeutet, was hier noch möglich gewesen wäre. Aber auch so ist 'Hustlers' durchaus einen Blick wert.

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      • 5 .5
        Framolf 03.12.2019, 00:18 Geändert 03.12.2019, 00:19
        über 7500

        ++ Leichte SPOILER ++

        Bei '7500' ist der Name Programm. Benannt nach dem Code für eine Flugzeugentführung wird hier ein kammerspielartiger Thriller gezeigt, bei dem sich mehr oder minder das gesamte Geschehen im Cockpit eines Passagierflugzeuges abspielt. Entführer wollen es entern und das Fleugzeug unter der Berufung auf einige formelhafte Parolen zum Absturz bringen. Einen wirklich tieferen Sinn oder gar eine (wie auch immer geartete Positionierung) sucht man hier weitgehend vergeblich – abgesehen von der Tatsache, dass sich das Drehbuch auf halbwegs subtile Weise über die Terroristen lustig macht. Etwas unglücklich erscheint die Tatsache, dass ausgerechnet der einzige Darsteller, der einen US-Amerikaner verkörpert (Joseph Gordon-Levitt), von einem Synchronsprecher vertont wird, der ein Stück weit mit der englischen Aussprache zu kämpfen hat. Aber solche Aspekte fallen zurecht in die Rubrik „Randnotiz“.

        → '7500' ist ein deutsch-österreichischer Thriller, der mit wenigen Darstellern und Requisiten sowie noch weniger Kulissen auskommt. Gemessen an den minimalistischen Rahmenbedingungen kann sich das Ergebnis sehen lassen.

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        • 8

          Hochkarätig besetzte Drama-Miniserie mit Frances McDormand, Richard Jenkins, Bill Murray, John Gallagher Jr., Jesse Plemons und Ann Dowd. Die Handlung kreist (mal konkret, mal unverbindlich) in erster Linie um die Themen Lebensgestaltung, Verbitterung, Schwermut und Suizid. Mehr kann und sollte man an dieser Stelle auch gar nicht über die (ohnehin schon recht spärliche) Handlung ausplaudern. Man begleitet eben eine Lehrerin / Ehefrau / Mutter durch verschiedene Phasen ihrer zweiten Lebenshälfte und lernt dabei sie, ihr privates Umfeld – und Idealfall vielleicht sogar sich selbst – ein klein wenig besser kennen.

          Was lässt sich daraus mitnehmen? Sehr vieles und doch vielleicht nichts. 'Olive Kitteridge' scheint eine jener Produktionen zu sein, die man je nach Lebensalter und persönlich gemachten Erfahrungen auf völlig verschiedene Weise rezipieren kann. Während für den einen Zuschauer vielleicht die Beziehung zwischen Olive und ihrem Ehemann Henry im Zentrum steht, ist es für einen anderen möglicherweise das Verhältnis zwischen der Protagonistin und ihrem Sohn Christopher. Darüber hinaus lässt sich auch die eine oder andere „Lebensweisheit“ aus dem Geschehen ableiten. Etwa, dass man mit übertrieben kleiner Kompromissbereitschaft nicht nur seinem Umfeld das Leben erschwert, sondern sich womöglich auch selbst keinen Gefallen damit tut, um nur mal ein Beispiel zu nennen.

          Wer leise, unspektakuläre und dialoglastige Dramen, die besonders nahe am Leben sind, zu schätzen weiß, ist hier genau richtig; zumal durch die kurze Laufzeit kaum Längen aufkommen. Wer lieber Action und Effektkino mag, ist hier vermutlich falsch.

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          • 8 .5

            ++ Leichte SPOILER ++

            Amerikanisch-chinesische Co-Produktion mit Awkwafina in der Hauptrolle. Eine Familie trifft sich zu einer Hochzeit, die aber in erster Linie als Vorwand dient, die an Krebs erkrankte Großmutter noch einmal treffen zu können. Das Besondere an der hier präsentierten Situation: Die betroffene Patientin selbst weiß noch gar nichts von der Tragweite ihrer Diagnose, da es in einigen Teilen Chinas üblich zu sein scheint, düstere Krebsprognosen nicht an den Patienten selbst heranzulassen. Begründet wird dies mit einem alten Sprichwort, wonach mehr Betroffene an der Angst sterben als am Tumor an sich. Dass dazu das Brautpaar, das sich erst seit drei Monaten kennt, mehr oder weniger zu einer Heirat genötigt wird, um einen passenden Rahmen für eine Familienzusammenkunft in China zu schaffen, ist in diesem Zusammenhang nur eine Randnotiz. Denn Handlungen wie diese werden offenbar gar nicht erst in Frage gestellt und als notwendige Schritte im Sinne der Familie verstanden.

            Naturgemäß wirft ein Film zu diesem Thema mehr Fragen auf, als er Antworten liefern kann, aber das schmälert die Qualität ja keineswegs. Denn wie schon die Protagonistin zu dem Hotelangestellten sagt: Die Vereinigten Staaten und China (oder etwas allgemeiner gesagt: Der Westen und der ferne Osten) lassen sich einfach nicht vergleichen. Zumindest nicht in dem Sinne, dass man sagen könnte, wessen Konzepte „besser“ sind. In diesem Sinne erlebt man hier einen Culture Clash der etwas anderen Art, der aber eigentlich gar keiner ist. Es werden einfach verschiedene Konzepte einander gegenüber gestellt und es obliegt dem Zuschauer, seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen – oder zumindest eine gewisse Toleranz für andere Denk- und Sichtweisen zu offenbaren.

            → Sehenswertes Drama mit beachtenswerten (Denk-)Ansätzen, dessen Qualität vor allem in den Fragen liegen, die hier gestellt werden und womöglich den einen oder anderen Zuschauer zum Nachdenken bringen werden.

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            • 8 .5
              Framolf 23.11.2019, 05:00 Geändert 23.11.2019, 05:03

              Biopic über Katharine Gun, in dem Regisseur Gavin Hood der Spagat zwischen Politdrama und Spionagethriller in einer ausgewogenen Mischung gelingt. Keira Knightley überzeugt mit einer engagierten Vorstellung und auch weite Teile des übrigen Casts (u. a. Ralph Fiennes und Rhys Ifans) steuern gute Leistungen bei. Die Handlung unterscheidet sich zwar nicht wesentlich von der anderer Filme, die sich mit Whistleblowern oder sonstigen Informanten befassen, aber was soll man machen, wenn das Leben immer wieder dieselben (oder zumindest ähnliche) Geschichten schreibt...?

              'Official Secrets' gestaltet sich als eindringliche Warnung vor politischen Auswüchsen, die womöglich auch den Interessen des Volkes zuwider laufen und vor Amts- und Mandatsträgern, die ihre völlig eigene Agenda verfolgen (wobei die genauen Motive Blairs und vor allem Goldsmiths natürlich bis heute nebulös bleiben). Das Zynische: Obwohl in derlei Filmen einige Auswüchse in der Politik und bei den Nachrichtendiensten bitterlich beklagt werden, dürften sie so manchem Verantwortlichen noch nicht mal ungelegen kommen. Denn je nach Lesart geht davon ja auch die Botschaft aus, dass man sich bei der Weitergabe sensibler Informationen womöglich potentiellen Gefahren aussetzt, die weit über die Leitplanken des Rechtsstaates hinaus gehen können. Trotzdem:

              -> Sehenswerte Geschichtsstunde, die sowohl gut geschrieben als auch inszeniert und gespielt ist. Klare Empfehlung für politisch interessierte Zuschauer.

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              • 5 .5

                Nahtlose Fortsetzung der ersten Episode. Statt eines Hotels bietet nun ein Krankenhaus die Kulisse für das Geschehen, das sich nicht mehr ganz so weit abseits bewohnter Siedlungen abzuspielen scheint. Wirklich großen Nutzen haben die Charaktere davon allerdings trotzdem nicht, denn in der Klinik geht es nach einem etwas ruhigeren Auftakt nicht minder blutig zu als kurz zuvor in der abgelegenen Unterkunft... Wie schon im Vorgängerfilm erscheinen nicht alle Vorgehensweisen der Figuren die besten aller Handlungsoptionen darzustellen, aber das gewalttätige Schicksal würde wohl so oder so seinen Lauf nehmen...

                Fünfeinhalb von zehn Polizisten die den Opfern nicht (oder nur unzureichend) zur Hilfe eilen...

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                • 5 .5

                  Norwegischer Slasher, der mehr oder weniger routiniert sein Programm durchzieht und gar nicht erst versucht, in irgendeiner Weise originell zu sein. Die Charaktere erscheinen so austauschbar, dass man sie im Grunde am Tag nach der Sichtung bereits wieder vergessen hat. Hin und wieder scheinen sie etwas unbedarft zu sein, aber das ist ja quasi schon zum konstituierenden Merkmal dieses Subgenres geworden.

                  Wie auch immer: Im Grunde genommen weiß man nach diesem Auftakt schon ziemlich genau, was man bei der 'Cold Prey' Filmreihe geboten bekommen wird. Wer die Filme noch nicht kennt, kann sich jetzt schon darauf einstellen, dass die zweite Episode weder wesentlich besser noch schlechter sein wird.

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                  • 7

                    Zwei Mädels, die sich bisher vor allem für schulische Themen interessierten und dabei munter zwischen Selbstüberschatzung und -zweifeln schwanken, erleben ihre persönliche Nacht der Nächte am Vorabend ihrer Highschool-Abschlussfeier. Dabei treffen sie im Verlauf ihrer kleinen Odyssee durch ihren Heimatort auf mehr oder weniger alle Charaktere, die zu Beginn der Handlung eingeführt wurden und schlagen dann auf verschiedene Arten über die Stränge. Auf Diversität wird dabei ebenso geachtet wie auf kalkulierte Provokationen, die aber eigentlich gar keine sind. Jede Generation bekommt eben ihre eigene Version von 'Ey Mann, wo ist mein Auto?'. (Bitte bloß nicht allzu ernst nehmen. Etwaige Beschwerden bitte an irgendjemand anders. :-) ).

                    Trotz aller eingebauten Sicherheitsgurte gestaltet sich Olivia Wildes Regiedebüt dennoch als sehr unterhaltsam, da die wesentlichen Figuren zwar völlig derangiert durch die überdrehte Szenerie schlittern, aber nie wirklich der Lächerlichkeit preisgegeben werden und die Inszenierung der Handlung über ordentlichen Drive verfügt.

                    → Überdrehter Trip mit zwei Protagonistinnen, die nicht einfach nur Platzhalter sind, sondern vom zugrunde liegenden Drehbuch auch hinreichend ernst genommen werden. Gerne mehr davon.

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                    • 3 .5
                      Framolf 20.11.2019, 01:31 Geändert 20.11.2019, 06:23

                      Wie man es von Roland Emmerich gewohnt ist, dominieren hier die Effekte (die teils sehenswert erscheinen, aber auch manchmal den Eindruck erwecken, sie würden aus ihrem eigenen Mockbuster entstammen). Im Grunde genommen jagt hier eine Schlacht die nächste, während zwischendurch mal der eine oder andere kurze Dialog abseits des Kriegsgeschehens eingestreut wurde. Jedoch ist 'Midway' keiner der rar gestreuten Filme, die das Geschehen mehr oder weniger nüchtern nachskizzieren – und um einen Antikriegsfilm handelt es sich hierbei schon gar nicht. Vielmehr positioniert sich diese Produktion, die mit einer großen Anzahl bekannter Darsteller in Szene gesetzt wurde (u. a. Woody Harrelson, Luke Evans, Patrick Wilson, Mandy Moore, Dennis Quaid, Aaron Eckhart usw.), als tiefe Verneigung vor den „Helden des Krieges“. Aber nicht vor irgendwelchen. Ganz besonders prominent in der Handlung hervorgehoben (und noch einmal im Abspann anerkennend erwähnt) wird hier beispielsweise Lieutenant Commander Wade McClusky, der Namensgeber des Awards für besonders herausragende Angriffs(!)leistungen bei der US-Navy. Von Filmen, in denen anklagend über Kampfhandlungen und Kriegsverbrechen oder zumindest über Rettungsmissionen oder Verteidigungsschlachten erzählt wird, ist man hier meilenweit entfernt. Besonders problematisch und fast schon krude wird es, wenn sich beispielsweise Lieutenant Colonel Jimmy Doolittle entsetzt darüber äußert, dass japanische Fliegerstaffeln auch Zivilisten bombardieren, und damit suggeriert, dass so etwas bei den amerikanischen Streitkräften niemals denkbar wäre. Um den zunächst recht einseitigen Patriotismus zu entkräften (und offenbar auch um das japanische Publikum nicht zu sehr zu vergraulen), verneigt sich Emmerich im Abspann verbal nochmal vor den heldenhaften Kriegern beider Länder, denen er den Film widmet, was schon das nächste Problem mit sich bringt, wenn man bedenkt, in welchem politischen Auftrag diese Truppen seinerzeit unterwegs waren. Ist das alles nur naiv oder doch schon der erste Vorbote einer größeren Image-Offensive? Die Fortsetzung zu 'Top Gun' steht ja schließlich auch schon in den Startlöchern.

                      Als reiner Kriegsfilm ist 'Midway' weder besonders hoch- noch minderwertig. Die politischen Implikationen hingegen lassen den geneigten Zivilisten im Publikum jedoch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

                      Die Wertung ist unter Vorbehalt und wird evtl. noch angepasst.

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                      • 7

                        Es gibt eine Szene in der Kurzdoku 'Mord in Milwaukee', in der der Filmemacher und Journalist Louis Theroux einen jungen Mann über die Zustände auf den Straßen in seinem Viertel befragt. Angesprochen auf das Thema Rassismus antwortet ihm dieser (sinngemäß): „Hier geht es nicht um Weiß gegen Schwarz, es geht um Blau gegen Schwarz“.

                        In diesem Sinne lässt sich dann auch besonders die erste Hälfte von 'Black and Blue' zusammenfassen. Auf Notrufe von Anrufern aus bestimmten Viertel wird kaum noch (oder allenfalls zögerlich) reagiert und manche Menschen stehen alleine deswegen schon unter Generalverdacht, weil ihre Finger die falsche Hautfarbe haben. Anders ist es nicht zu erklären, weshalb die Protagonistin gleich in der ersten Szene in eine Polizeikontrolle gerät. Angeblich würde sie auf eine Personenbeschreibung passen, was in diesem Fall recht albern klingt, wenn man bedenkt, dass sie eine Kapuze trägt und ihr die Polizisten von hinten gefolgt sind. Als die beiden ihre Polizeimarke sehen, lassen sie sofort von ihr ab. Also eine Kontrolle aus reiner Schikane? Oder liegt es eher daran, dass man Polizisten auch Verdachtsmomente durchgehen lässt? Wie auch immer, die Richtung für den Film ist hiermit vorgegeben und sie trägt die Handlung auch über weite Strecken. Zumindest zunächst.

                        Nach einer gewissen Weile entwickelt diese Produktion, die anfänglich als Mischung aus Thriller und Drama daherkommt, plötzlich einen enormen Drall in Richtung Actionthriller und klammert sich regelrecht an festgetretene Pfade und Genrekonventionen. Das Kalkül dürfte womöglich gewesen sein, hier ein breiteres Publikum zu bedienen, doch leider geht dieser Plan nur sehr bedingt auf. Zu schnöde kommt einfach die Handlung gegen Ende daher. Man klammert sich irgendwann nur noch an eine Variation des 'Stirb Langsam' Prinzips und lässt es nach allen Regeln des Formelkinos austrudeln. Schade drum, denn 'Black and Blue' kann durchaus einige Qualitäten in die Waagschale werfen. Der Ton wirkt lebhaft, die verfallenen Kulissen passen zur Handlung und der Score sorgt für die entsprechend grimmige Untermalung. Das Drehbuch legt zunächst einen Finger in so manche soziale Wunde, doch leider entscheidet man sich irgendwann für den Weg der konfektionierten Massenware.

                        Unter dem Strich steht ein grundsolider Cop-Thriller, der einige sich bietende Möglichkeiten aber achtlos wegwirft.

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                        • 7

                          ++ Mini SPOILER ++

                          Produziert von Elie Roth. Noch Fragen...? :-)

                          Eigentlich würden diese fünf Worte als Kommentar zu 'Halloween Haunt' schon völlig ausreichen, aber ich bin mal so frei und schiebe noch ein paar blutige Worte hinterher: Die Handlung könnte klischeehafter kaum sein, aber die Atmosphäre kann sich absolut sehen und hören lassen. Wer das Glück hat, den Film in einem leeren Kinosaal genießen zu dürfen, darf sich auf ordentlichen Sound und das ein oder andere passende Szenenbild freuen. Das Drehbuch hält ein paar gute kleine Einfälle parat (z. B. den Schlüsselbund oder dass mit zwei Angestellten Kontakt aufgenommen wird), sorgt allerdings auch für das eine oder andere Fragezeichen (wozu der Ballast mit der Backstory über den Vater?). Auch die „Masken“ unter den Masken sind fast schon ein wenig zu viel des Guten.

                          → Nach „objektiven“ Kriterien lässt sich 'Halloween Haunt' zweifelsfrei nach allen Regeln der Kunst zerlegen und angreifen, da nicht alle Details ganz stimmig wirken und auch die Kamera in manchen Szenen seltsam zurückhaltend das Geschehen einfängt. Auf der anderen Seite bekommt man aber einen kurzweiligen Walkthrough durch ein ziemlich beklopptes und recht originelles Maze, der ein paar höchst unterhaltsame Szenen und eine doch recht gut gesetzte Atmosphäre bereithält. Und obendrauf gibt es im Abspann noch ein extrem ungewöhnliches Rob Zombie Cover. https://www.youtube.com/watch?v=jbUVVxoCkBE

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                          • 6

                            Quentin Dupieux hat wieder zugeschlagen. Sozusagen. Statt Ratten oder kleinen Gärtnerschaufeln gibt es dieses mal ein schnittiges Loch im Bauch und ein Geodreieck... Ansonsten zieht der Meister des Wahnsinns auch hier wieder sein völlig eigenes Programm durch und schert sich um so ziemlich gar nichts. Noch nicht mal die Laufzeit ist eigentlich kinogerecht, aber trotzdem fühlt sie sich genau richtig an. Auch die Geschichte ist mal wieder völlig absurd, aber dennoch interessant genug, um zumindest aufgeschlossene Zuschauer bei der Stange zu halten. Jedes Wort zur Handlung wäre sozusagen eines zu viel.

                            Daher nur so viel: Wer seine bisherigen Filme mochte, kann hier ruhig mal reinschauen. Wer aber mit seinen vorherigen Ausgeburten des Wahnsinns nicht viel anzufangen wusste, wird wohl auch mit 'Die Wache' nicht glücklich werden. Als im Vorspann sein Name angezeigt wurde, war mir (und sicher auch so manch anderem im Saal klar), dass sich gleich die Spreu vom Weizen des Sneak Publikums trennen wird und recht bald fluchtartige Bewegungen Richtung Ausgang einsetzen werden. Und so kam es dann auch. Aber immerhin die Hälfte der Zuschauer hielt auch tapfer durch und wurde mit einem Film belohnt, der sich nahezu sämtlichen Genrekonventionen entzieht. Sozusagen.

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                            • 3

                              Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von 'Mirrors' legt Fox einen zweiten Film zu dieser Thematik vor, der die Vorgeschichte rund um das ominöse Mayflower Kaufhaus erzählt. Die Produktion dieses Prequels begann bereits wenige Monate nach dem Erscheinen des Vorgängers – und genau das merkt man 'Mirrors 2' auch an. So interessant die Vorgeschichte an sich auch sein mag, man merkt sowohl dem Drehbuch als auch der Inszenierung an, dass hier vieles offenbar mit heißer Nadel gestrickt wurde. Das im Vergleich zum ersten Film offenbar massiv gekürzte Budget tut ein übriges dazu. Besonders die Effekte wirken dann doch recht mickrig.

                              → 'Mirrors 2' hat im Verbund mit dem deutlich ambitionierteren ersten Teil noch so halbwegs seine Berechtigung. Für sich genommen allerdings durchweg uninteressant.

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                              • 6
                                über Mirrors

                                Psycho-Horror-Thriller mit Kiefer Sutherland, Paula Patton und Amy Smart. Das Drehbuch, das mit einem fulminanten Ende aufwartet, spielt routiniert das Einmaleins des Horrorkinos. Aber nachdem sich dieses jahrelang bewährt hat, macht dieser Zug natürlich durchaus Sinn. Die Inszenierung durch Regisseur Alexandre Aja, der hier auf ein vergleichsweise üppiges Budget von schätzungsweise 35 Mio Dollar zugreifen konnte, trägt ihr Übriges zum Gelingen dieser Produktion bei, die auch rund zehn Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung nichts (oder nicht viel) von ihrem Unterhaltungswert eingebüßt hat.

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                                  Framolf 12.11.2019, 21:07 Geändert 12.11.2019, 21:08

                                  Augenzwinkernd erzählte Serie über einen Trickbetrüger, seine alte Bande und sein neues privates Umfeld. Wie es sich in diesem Genre gehört, sorgen allerlei Wendungen, Irrungen und Wirrungen für Konfusion, ehe sich am jeweiligen Staffelende doch irgendwie alles aneinander fügt. Für kurzweilige Unterhaltung ist dabei gesorgt – nicht zuletzt auch durch den sehr lockeren und entspannten Erzählton, der dennoch an den richtigen Stellen die Spannung anzuziehen vermag. Produzent, Autor und Nebendarsteller Bryan Cranston hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet.

                                  ++ Mini SPOILER ++

                                  Zwar gibt es auch ein paar kleinere Kritikpunkte, diese fallen jedoch nicht allzu gravierend aus: In der Eröffnungsstaffel wird der deus ex machina deutlich überstrapaziert. Immer wieder werden durch höchst seltsame Zufälle die verschiedensten Gefahren vereitelt. In der mittleren Staffel leidet an einigen Stellen die Plausibilität (also mehr noch als ohnehin schon). Die Ereignisse rund um die „Entlassung“ aus dem Gefängnis muten schon enorm albern an. Die finale Staffel bietet allerlei Verrenkungen auf, um mehr oder weniger sämtliche relevanten Figuren im selben Bundesstaat (an der Westküste) zu versammeln. Hinzu kommt, dass Giovanni Ribisi von Staffel zu Staffel stärker zum Overacting neigt.

                                  Insgesamt jedoch wird hier drei Staffeln lang für grundsolide bis gute (und bisweilen sogar sehr gute) Unterhaltung gesorgt.

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                                  • 6
                                    Framolf 09.11.2019, 00:38 Geändert 07.01.2024, 03:55

                                    Oscar Madness Film 75 (4 Nominierungen)

                                    Martin Scorsese inszeniert New York in 'Taxi Driver' als finsteren Moloch, der Hort ausufernder Gewalt und menschenverachtender Kälte ist. Protagonist Travis Bickle, ein Vietnam Veteran, wandelt fast traumwandlerisch durch diesen, wobei man als Zuschauer fast spüren kann, wie sehr es in ihm brodelt. Das Fehlen sozialer Bindungen (zumindest solcher, die ihn erfüllen) tut sein Übriges dazu.

                                    Das ambivalente Ende mag zwar konsequent sein, doch es lädt auch dazu ein, womöglich missverstanden zu werden. Wenn Travis erst durch seine Taten gesellschaftliche Akzeptanz erlangt, ist das zwar die zynische Kirsche auf der Torte, sendet aber auch zweifelhafte Signale an jene Zuschauer aus, die dieses Finale (ggf. bewusst) missverstehen wollen.

                                    → Blutiges Drama, das trotz mittlerweile 43 Jahren auf dem Buckel nach wie vor nicht viel von seiner Aktualität eingebüßt hat und derzeit in 'Joker' einen gewissen Widerhall findet.

                                    Nachtrag: Neben Jodie Foster (Beste Nebendarstellerin) wurde auch Hauptdarsteller Robert de Niro für einen Oscar nominiert. Man könnte die Meinung vertreten, dass er nicht nur als Person bzw. für die reine darstellerische Leistung in diesem Film nominiert wurde, sondern auch als prototypischer Vertreter der Stanislawski-Methode des Method Actings. Wenn man so möchte, spielt er im Sinne dieser Lehre nicht nur einen Charakter nach, sondern macht sich wesentliche Züge seinen Part zueigen (bzw. umgekehrt) und wird - zumindest in Teilen - eins mit seiner Rolle. Eine Methode, die in künstlerischer Hinsicht als sehr gewinnbringend gilt, je nach zu verkörpernder Rolle jedoch auch die Gefahr großen seelischen Kräfteverschleißes in sich birgt, der sich bei manchen Darstellern bis hin zu körperlichen Problemen ausgewachsen haben soll. Darüber hinaus gilt de Niros Art der "Karriereerzählung" (also die Abfolge der Rollen nebst ihrer medialen Begleitung) als beispielhaft für unzählige weitere Schauspielkarrieren.

                                    Des Weiteren gab es Nominierungen für die beste Filmmusik sowie als bester Film.

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                                      Framolf 07.11.2019, 23:42 Geändert 05.01.2024, 04:45

                                      Augenzwinkerndes Drama, das glücklicherweise nicht ganz so klischeehaft daherkommt, wie der Trailer es befürchten lässt. Ein bärbeißiger und nicht minder kauziger Schotte besucht seinen Sohn, den er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Vater, Sohn und Enkel inspirieren sich trotz einiger Schwierigkeiten gegenseitig – und das war es dann eigentlich auch schon. Dennoch ist 'Das etruskische Lächeln' weit mehr als eine Ansammlung diverser Anekdoten, die man so ähnlich auch schon in manch anderen Filmen gesehen hat. Der Titel spielt dabei auf eine Skulptur zweier Menschen an, die lächelnd dem Tod entgegensehen. Produziert wurde dieser Film von Arthur Cohn im Alter von 90 Jahren. Nicht das schlechteste Statement in dieser späten Karrierephase.

                                      → Für Freude eher leiser Tragikomödien eine Empfehlung wert – allein schon wegen der sehenswerten Performance von Brian Cox.

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                                        über Colette

                                        Biographie über die französische Schriftstellerin Colette, deren Romane von ihrem Ehemann veröffentlicht werden, der ihren Karriereweg aber letztlich deutlich stärker behindert als fördert. Nicht unbedingt aus Boshaftigkeit, sondern vielmehr aus Eigennutz. Dabei vertritt er deutlich stärker seine eigenen Interessen als die seiner Frau, was auch in deren Privatleben seinen Fortgang findet.

                                        Wash Westmorelands Inszenierung überzeugt durch überwiegend akkurat arrangierte Bilder und eine gutes Auge für Details. Die Erzählung an sich kommt ohne allzu übertriebene Dramatisierungen aus und steht im Grunde genommen für sich selbst. Wer nicht viel mit eher leisen Historienfilmen anfangen kann, ist hier vermutlich falsch.

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                                        • 8

                                          Eskalation als Konzept. Was in der ersten Staffel wie eine Serienadaption von 'Die schrillen Vier auf Achse' beginnt, läuft im weiteren Verlauf der Serie komplett aus dem Ruder. Dabei verhält es sich ein wenig wie bei '24'. Bereits nach wenigen Episoden fragt man sich, wie dieser Wahnsinn noch zu toppen sein soll, aber man wird schnell eines besseren belehrt... Die Geschichte schlägt immer weitere Kapriolen und schreckt im Lauf der vier Staffeln kaum noch vor irgendwelchen Tabus zurück. Dies gilt einerseits für die Dramaturgie, die sich irgendwann kaum noch um gängige Erzählkonventionen schert, als auch ganz besonders für den Inhalt, der in manchen Episoden geschmackloser kaum sein könnte. Wer sich diese Serie zusammen mit seinen (kleinen) Kindern anschaut, wird die Entscheidung im Lauf der vier Staffeln womöglich bitter bereuen... :-D

                                          Unter dem Strich steht hier eine der wohl derbsten „Familienserien“ aller Zeiten (die etwas zu Unrecht so sehr unter dem Radar fliegt – bisher hat sie nur 55 Bewertungen bei MP) und der vermutlich längste und skurrilste Sturz von einem Berggipfel, den man in den letzten Jahrzehnten gesehen hat... Wer auf brachialen (und ziemlich rustikalen) Humor steht, kann durchaus mal eine Sichtung wagen. Nicht wenige Zuschauer werden sich allerdings auch entsetzt abwenden.

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                                            Framolf 06.11.2019, 17:40 Geändert 06.11.2019, 17:40

                                            Vorneweg: Als eigenständiger Film macht diese Produktion nur wenig bis keinen Sinn. 'Deadwood – Der Film' entzieht sich weitgehend den gängigen Konventionen filmischer Dramaturgien und ist vielmehr als Epilog zu den vorhergehenden drei Serienstaffeln zu betrachten. Als solcher – und nur als solcher – macht dieser Film dann auch voll und ganz Sinn. Wenn man so möchte, wird hier Fanservice pur geboten. Nahezu alle relevanten Figuren, die in den vorherigen Staffeln noch nicht das Zeitliche gesegnet haben, sind wieder mit an Bord und begegnen sich ungefähr zehn Jahre später erneut in Deadwood, wo die ruchloseste Zeit des wilden Westens nun vorbei zu sein scheint und nunmehr ihre letzten Zuckung erlebt. Telefonleitungen werden in der Region verlegt und – wie man sich denken kann – will auch wieder die eine oder andere zwielichtige Gestalt ein Stück vom Kuchen ab. Ärger ist vorprogrammiert.

                                            → 'Deadwood – Der Film' bietet allen Fans ein verspätetes Wiedersehen mit vielen Figuren der Serie. Für Neulinge dürfte eine Sichtung allerdings nur bedingt Sinn machen.

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                                            • 6 .5

                                              Die Rebellion bricht sich nun endgültig Bahn und sucht sich ihren Weg zu Präsident Snow - vorbei an zahlreichen aufgestellten Fallen (die jedoch nicht immer ganz stimmig wirken). Die Atmosphäre wirkt bedrohlich und es kommt eine gewisse Endzeitstimmung auf. Zwar sind einige der wesentlichen Entwicklungen etwas vorhersehbar, aber unter dem Strich steigt die Spannungskurve (im Vergleich zur vorherigen Episode) deutlich an.

                                              → Würdiger Abschluss der Reihe, der aber nur Sinn macht, wenn man auch schon die anderen Filme gesehen hat. JL#5

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                                              • 5 .5
                                                Framolf 05.11.2019, 17:48 Geändert 05.11.2019, 17:50

                                                Die Geschichte plätschert über weite Strecken vor sich hin und dient ganz offenkundig vorrangig der Vorbereitung des Finales. Der bisherige Aufbau mit Hunger Games und den entsprechenden Vorbereitungen wurde mittlerweile aufgegeben und die Geschichte kann sich somit etwas „freier“ bewegen. In eher düsterer Atmosphäre bahnt sich die aufkeimende Rebellion ihren Weg und steuert auf die Geschehnisse im letzten Teil zu.

                                                → Als Teil einer größeren Geschichte unverzichtbar, aber für sich genommen eher farblos. JL#4

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                                                • 6

                                                  Solide Fortsetzung. Die Hunger Games an sich nehmen nur noch rund ein Drittel der Spieldauer ein. Und wirklich viel davon bekommt man ohnehin nicht mit. Ein großer Teil findet in der Dunkelheit statt und zu allem Überfluss sieht man als Zuschauer auch nicht, was sich während der Bewusstlosigkeit von einer der Figuten zuträgt. Deutlich mehr Augenmerk liegt dabei auf der Geschichte um das despotische Regime – natürlich wieder garniert mit ein paar gesellschaftskritischen Spitzen, die aber über Binsenweisheiten nicht nennenswert hinausgehen. Es ist eben ein Unterhaltungsfilm für ein eher jüngeres Publikum. Und als solcher funktiert er auch ganz passabel. Daher gerade noch 6 Punkte. JL#3

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                                                  • 7

                                                    Eine etwas zahmere Version von 'Battle Royale' mit etwas Science Fiction und Fantasy sowie einem Schuss Gesellschaftskritik. Funktioniert auch gut sieben Jahre nach der Erstsichtung noch recht ganz passabel. Zwar nur leidlich spannend, aber ordentlich inszeniert und relativ kurzweilig (wobei das natürlich immer recht subjektiv ist). Solides Blockbusterkino eben. JL#2

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