Gearbreaker - Kommentare

Alle Kommentare von Gearbreaker

  • 7 .5

    Weder wirklich französisch, noch japanisch, doch in jedem Fall eine interessante Mischung. So ist Tokyo Eyes ein Cocktail aus Beiläufigkeiten, Straßenbegebenheiten, ein wenig Psychokiller, der aber doch ein recht sympathischer Teenager ist, ein wenig Yakuza, der aber ein wenig vertrottelt ist, ein junges Mädchen, das erst noch Liebe erfahren muss.
    "Tokyo Eyes" dreht sich in allererster Linie um die 17 jährige Hinano, die kleine Schwester eines Polizisten in Shinjuku, der nach "Vier Augen" fahndet, einem Mann der scheinbar willkürlich Leute mit einer Pistole bedroht. Hinano trifft zufällig auf ihn und die beiden verlieben sich.
    So einfach wie der Plot ist, so selten ist er tatsächlich von Bedeutung, denn während er gemächlich vor sich her treibt, handelt die Geschichte eigentlich weder von den beiden Liebenden, noch von Hinanos Bruder, oder seiner Jagd auf den Killer in spe. Denn eigentlich dreht sich der Film um das Gefühl auf Tokyos Straßen, den kleinen, den großen, den verwinkelten, den offenen, den bevölkerten, den leeren. Es ist mehr Studie, denn Drama, mehr Leinwand, gefüllt mit den Erfahrungen der Großstadt. Und darin liegt die große Stärke des Films. Der Plot hällt uns lange genug bei der Stange, so dass Regisseur Jean-Pierre Limosin uns in seinen Bildern dieses Metro-Lebensgefühl vermitteln und uns so auf einen Kurztrip nach Shinjuku mitnehmen kann.
    Dafür gibt's von mir 7,5 von 10 vorbeirauschende S-Bahnen und ein breites Grinsen für Takeshi Kitanos Gastauftritt.

    • 7

      "The Princess and the Frog" ist gleichzeitig Neuauflage des und Kommentar zum klassischen Disney-Märchenfilm. Hier sind dabei die traditionellen Rollen etwas durcheinandergemischt worden, erinnern aber dennoch stark genug an Klassiker wie Aschenputtel oder Schneewittchen. Zudem enthält der Film auch die typischen Sidekicks, Moralvorstellungen und gut-böse-Wertungen. Das macht die Handlung, bei der die "Prinzessin" und der Prinz es mit Gundel Gaukeleys Opa aufnehmen müssen, aber nicht im mindesten schlechter.
      Der Film löst dabei die Geschichte aus dem mittelalterlichen Kontext und versetzt sie ins New Orleans im frühen 20. Jahrhundert, vermengt sie mit Jazzmusik, Hoodoo, Bayous und einer Andeutung von Apartheid. Außerdem entledigt sich "Küss den Frosch" überflüssigen Erbes, wie z.B. einer bösen Stiefschwester o.ä. Der Bösewicht des Films ist damit ausschließlich der Voodoo-Zauberer Dr. Facilier und dessen autonom handelne Schattenkreaturen, die stark an die DuckTales-Folge "Schattenspiele" erinnern.
      Alles in allem ist "The Princess and the Frog" ein gelungenes, wenn auch nicht herausragendes Experiment, das die Lebendigkeit von westlichem Zeichentrickfilm (Gott sei Dank!) beweist. Deswegen gibt's auch 7 von 10 gut gelaunten Voodoo-Magiern für Ron Clements und John Muskers Märchen-Neuinterpretation.

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      • 7

        "Branded to Kill" erzählt eine generell eher einfache Geschichte, die auf überkandidelt verrückte Weise dargeboten wird (hat hier einer "Neue Welle" gesagt?). Das alles noch mit grotesken Bildern und aberwitzigen Dialogen. Überzeichnete japanische Gangster, angedeuteter Fäkalhumor und Frauenbild lassen Seijun Suzukis Profikillerfilm-Prototypen dabei als eine Art Proto-Takashi Miike wirken; abgedrehter Stil, der die Tonebene gerne mit dezent cartoonigen Sounds füllt, rabiate Montage und aufs Bild aufgemalte Vögel und Schmetterlinge, zusammen mit Bild-in-Bild-Sequenzen erinnern zeitgleich aber eher an "Crank".
        "Branded to Kill" ist also ein einzigartiger Film, den man als eine Art "Außer Atem" auf Drogen interpretieren kann. Man kann's auch sein lassen und 90 Minuten lang entweder mit breitem Grinsen oder einem noch breiteren WTF-Ausdruck auf die Mattscheibe starren. Und genau das macht den Film meiner Ansicht nach zu einem typischen "wie bewerte ich das"-Kandidaten? Die Ästhetik geht auf jeden Fall mehr als in Ordnung, aber Figuren und Dialoge schwanken teilweise extrem zwischen derbe cool und "jetzt macht endlich mal hinne!". Daher kann ich nicht guten Gewissens die 6,0 Punkte vergeben, die mein persönlicher Geschmack verlangen würde; aber auch nicht die 8,0 Punkte, die sich der Film historisch gesehen verdient hat. Deswegen gibt's hierfür "nur" 7,0 von 10 aufgeblähten Backen für Jo Shishidos Paraderolle.... und für mich gibt's erstmal eine Handvoll Xanax

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        • 9

          Unspektakulär? Vielleicht! Ruhig? Ganz gewiss! Langweilig? Auf keinen Fall!
          Ebenso wie die Ära der Samurai, wie sie uns im Film gerne präsentiert wurde, ein Ende fand, findet hier auch das aufregende Leben der Hauptfiguren ein Ende. Die Samurai kurz vor der Meiji-Restauration waren keine großen Kriegshelden mehr, sondern eine aussterbende Kaste, die in einem letzten Kraftakt ihren mittelalterlichen Elitestatus zu retten versuchten. Eben diesen Kraftakt, dieser nostalgische Hintergrund, präsentiert "Twilight Samurai" als finalen Kampf, den der Protagonist nicht herbeigesehnt hat, ja, versucht hat zu vereiteln. Damit bietet der Regissuer Yoji Yamada kein shakespearesches Drama eines Akira Kurosawa, sondern erzählt von einem alltäglichen Leben, schafft es aber gerade dadurch ein wesentlich realer anmutendes Bild der letzten Tage dieser vermeintlichen Kriegerklasse zu malen.
          Auch zeigt es den Zyklus des Chambara-Genres auf: Wir haben bereits dutzendweise Samurai und Ninja in Historienspektakeln, historisch anmutenden Actionfilmen, phantastischen Filmen etc. vorgeführt bekommen. Nun war es Zeit für etwas anderes. Und dieses "andere" ist ein mehr als lohnenswerter Film, der keinesfalls klein ist, auch wenn er so scheinen mag.
          9 von 10 Katana für "Samurai in der Dämmerung"

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          • 7 .5

            Markige 80er-Jahre Sprüche, coole Action, Jean Paul Belmondo in seiner Paraderolle und ein Soundtrack von Ennio Morricone.... da kann doch eigentlich nichts schief gehen, oder?
            Ja, kann's nicht. "Der Profi" ist ein Actionklassiker, wie er im Buche steht und für jeden mehr als einen Blick wert, auch wenn der Zahn der Zeit doch ein wenig an ihm nagt.
            Deswegen: 7,5 von 10 mit Kaffee vollgesogenen Frühstückscroissants für "Le Professionnel"

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            • 7 .5

              Verwirrend bis chaotisch. Ein Erstlingswerk einer kompletten Kultur. Vorschusslorbeeren und kulturelle Eigenarten können aber einen Film nicht per se zum Meistewerk machen. Und genau das ist "Atanarjuat" auch nicht. Weder Meisterwerk noch Geniestreich. Aber es ist ein eigensinniger Film, der uns eine Kultur vor Augen führt, die uns fremder ist als jeder Na'Vi, den James Cameron herbeirendern kann. Der Film ist dadurch ein Angebot auf eine neue Sichtweise auf Mensch und Natur, ein Angebot, das wir annehmen sollten, da uns sonst etwas einzigartiges abhanden geht.
              Dafür und für eine ungewöhnliche Erfahrung gibt's 7,5 von 10 frierenden Marathonläufern.

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              • 8 .5

                Die Wiedergutmachung für den mäßig bis guten "Death Proof" und "Ingourious Basterds" ohne Basterds. Mit "Django Unchained" hat Tarantino eine achronistische Neuauflage des Italo-Westerns abgeliefert und dabei zweierlei völlig richtig gemacht:

                1. Christoph Waltz, in "Basterds" noch Antagonist und heimlicher Hauptdarsteller, wird hier zum Mentor des Protagonisten und damit über den Großteil des Films handlungsentscheidend. Dass Jamie Foxx daneben vergleichsweise blaß wirkt ist selbstverständlich. Das Duo in ihrem starken Kontrast, sowohl was Äußerlichkeiten, Auftreten, Redeweise und Art angeht könnte dabei unterschiedlicher nicht sein (außer man hätte Bud Spencer und Terence Hill gecastet), was dem Film auch einen Buddy-Charme gibt. Waltz schlüpft hier außerdem in eine Rolle, die ihm auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Tarantinos perfekte Entscheidung.

                2. Quentin Tarantino nutzt ein Setting vor der Erfindung des Films. Ebenso eine großartige Entscheidung, auch wenn sie vielleicht nicht bewusst getroffen wurde. So finden sich zahlreiche Referenzen in "Djando Unchained", ebenso wie in sämtlichen früheren Tarantino-Filmen. Diese sind aber in Visualität, Setting und Schauspielerwahl zu finden und nicht in den Dialogen. So verloren sich meiner Ansicht nach gerade "Death Proof" und "Inglousious Basterds" häufig in langen Monologen der Figuren, die einer reinen Selbstbeweihräucherung des Regisseurs nahe kamen. Durch das Western-Szenario 'gut zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg' kann Tarantino zwar Ghetto-Rap als musikalischen Bruch mit der Zeit einsetzen, die Gespräche können sich aber dennoch nicht um Fernsehserien der 70er drehen.

                Abgesehen davon handelt es sich bei "Django Unchained" um einen großartigen Rachefilm im Wilden Westen, der mit der modernen Figur des Kopfgeldjägers spielt und dabei eine durchaus ausgeklügelte und kreative Geschichte zu präsentieren weiß. Historische Brüche sind pointiert eingesetzt, die Actionszenen sind bildgewaltig und graphisch und auch der absurde Humor kommt nicht zu kurz. Einzig die KKK-Szene fand ich mehr als dürftig und unpassend kindisch.
                Nichtsdestoweniger: 8,5 von 10 Brunhilde von Shafts für Tarantinos neuen Streifen!

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                • 6

                  Ganz netter Brutalo-Streifen mit ordentlichen Gewaltexzessen und ansprechender Kameraarbeit, der seine angedeutete kritische Komponente aber mit einer großkalibrigen Maschinenkanone in Fetzen ballert. Der rudimentäre Plot gerät dabei leider auch ins Kreuzfeuer von Steroidspritzen und rumfliegenden Leichenteilen, findet sein Ende schließlich bei der Explosion von Chekhov's Bomb vor dem Showdown.
                  So werden Fans von Spektakel und Bodycount hier garantiert auf ihre Kosten kommen, mehr Reflexion des Themas wäre aber möglich (und angesichts der ursprünglichen "First Blood"-Thematik auch wünschenswert) gewesen.
                  Als Fazit gibt's deswegen auch nur 6 von 10 schiefen Mundwinkeln für dieses cineastische Massaker.

                  • 8
                    über Rififi

                    Zeitloser Klassiker des Film Noir, der zwischen den Stühlen steht - und das sehr standfest.
                    Durch die Vermengung von europäischem und amerikanischem, traditionellem und modernem Stil erhält der Film eine - für die 50er außerordentliche und bis heute einzigartige - Atmosphäre. Dies und die Tatsache, dass er stilprägend war für das Genre des Heist-Films macht ihn zur erfahrbaren Filmgeschichte. Über kleinere Mängel (wie das kleine, dumme Kind) kann man dabei nahezu mühelos hinwegsehen und wird dafür von Jules Dassin mit einem extravaganten Juwel sowohl unter Gangsterfilmen der Fünfziger, als auch unter Filmen generell belohnt.
                    Deswegen vergebe ich 8 von 10 mit Löschschaum zubetonierten Alarmanlagen für "Rififi"!

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                    • 7 .5

                      Coole Dreingabe für Battlestar Galactica Fans, nicht wirklich zu empfehlen für Außenstehende. Zusätzlich zur eher mittelmäßigen Story leidet diese Webserie vor allem unter dem Abramsschen Lenseflarefieber. An Wackelkamera und rabiate Schnitte sind Viper-Jocks ja gewöhnt, das nun aber auch Star Trek (2009) Lichteffekte in schieren Massen einschlagen nervt ein wenig. Schicke Effekte, ein kleiner Einblick in den Zyklonenkrieg und Raumschlachten (YEAH, Raumschlachten! :-D ) können das alles im Großen und Ganzen aber ausbügeln.
                      Alles in allem also kein Meisterstück, aber definitiv empfehlenswerter als "The Plan", weswegen ich 7,5 von 10 zerbretzelten Viper als Endnote vergebe!

                      • 6

                        Ganz okayer Streifen mit ein bisschen Grusel hie und da. Kamera und Schnitt haben wieder diese typischen Shyamalan-Flausen, funktionieren meistens aber recht gut. Schauspielerei Marke Haley Joel Osment kann ich mittlerweile auch nicht mehr sehen - etwa so ausdrucksstark wie Toastbrot.
                        Und wer den Twist am Ende nicht heranschlurfen sah wie einen dieser Schweinezombies, der hat wahrscheinlich noch nie'n Film gesehen.
                        Fazit: Für Filmneulinge definitiv einen Blick wert, alle anderen greifen lieber zu Filmen mit echten Offenbarungen am Ende. 6 von 10 roten Kutten als Endnote.

                        • 8 .5

                          Bei "Space - Above and Beyond" handelt es sich um eine zu Unrecht nahezu vergessene Science-Fiction Serie der 90er, die zwar an einigen Stellen nicht gänzlich ausgereift, aber immer den Zuschauer fordernd daherkommt. So wirkt "Space" in den ersten Minuten noch stark nach Hurra-Patriotismus, hinterfragt aber bis zur buchstäblich letzten Sekunde immer den Krieg als solchen, die Soldaten, ihre Motivation und auch die seelische Beschaffenheit aller Beteiligten. So sind die stärksten Momente dieser viel zu kurzlebigen Serie meistens in Stille anzutreffen, wenn Charaktere über ihr eigenes Leben nachdenken oder wieder einmal auf einem unwirtlichen Planeten Aufgaben für irgendwelche Etappenhengste erfüllen müssen. Garniert wird das ganze mit etwas veraltet, aber nichtsdestotrotz sehr schicken Actionszenen zu Weltraum, Wasser und zu Lande.
                          Der Krieg selbst wird dabei meistens so inszeniert, dass ich mir gut vorstellen kann, dass auf einem dieser Planeten ein Serenity-Valley liegt und ein gewisser Malcolm Reynolds seine eigene Schlacht ausficht.
                          Leider muss man abschließend, im Gegensatz zu Firefly tatsächlich von einem Geheimtipp sprechen, aber ich hoffe, dass mit genügend Mundpropaganda "Space" endlich die Würdigung erhält, die sie verdient.
                          Für besonderen Mut im Feld der 90er vergebe ich daher den Orden "Besonders Wertvoll" mit 8,5 von 10 Sternen an "Space - Above and Beyond". Sie haben es sich verdient!

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                          • 7
                            über Yakuza

                            Wie schon Omar Epps sagte ist auch dieser Film wieder eine "abgefuckte Japsenscheiße"... aber eine sehr stylishe. Der Großteil des Films kommt fast getragen ruhig daher um plötzlich in einer unheimlichen Gewaltaktion zu explodieren. Die Story um Robert Mitchums Figur und dessen Verbindung zur japanischen Kultur ist dabei zwar interessant und für Einsteiger ins Thema Yakuza garantiert auch aufschlussreich, bringt aber nicht viel Neues für Kenner anderer Filme in diesem Milieu (Kitanos "Brother" z.B.).
                            Die Atmosphäre ist dabei meistens dicht genug um nur mit dem Katana zerschnippelt werden zu können, gelegentlich ziehen sich aber einige Szenen ein wenig, was das großartige Spiel der Hauptdarsteller meistens kaschieren kann.
                            Besondere Lichtblicke sind im ganzen Film dabei zum einen der Kampf im Badehaus, der garantiert Einluss auf Cronenbergs "Eastern Promises" hatte, sowie der Showdown, den sich Tarantino vor den Dreharbeiten zu "Kill Bill" garantiert einige Male genehmigt hat. Nach gerade diesem Showdown stellt sich aber wieder das Pacing-Problem des Films ein. Zwei, drei wunderschöne Einstellungen päsentiert uns der Film, die ideal wären um ihn stimmungsvoll ausklingen zu lassen, Pollack reicht aber mehrfach eine Szene hinterher, die zwar ganz nett ist, um die Figuren noch genauer zu beschreiben, das Ende aber unnötig herauszögern.
                            Deswegen gibt's heute nur sieben von zehn abgeschnittenen Fingern für "The Yakuza".

                            • 3 .5

                              Masturbation, Sex, Alkohol sind alles Dinge, mit denen man sich beschäftigen sollte, statt diesen vermeintlichen Provokations-Klassiker des deutschen Films unter die Lupe zu nehmen.
                              Ähnlich peinlich wie die Dialoge nach dem Motto "ist deiner immer so klein, oder ist das Wasser nur so kalt" ist auch die Inszenierung dieses Aufklärungsmachwerks. Statt noch nie dagewesener "realistischer" Bilder der jungen Bundesrepublik erhält man einen zweitklassigen Softporno, nach dem Kameramann und Cutter dringend nochmal auf die Filmhochschule gehen sollten.
                              Für die unfreiwillige Komik und nur 85 Minuten Laufzeit gibt's auch netterweise dreieinhalb von zehn bepickelten Präpubertierenden als Note. Für filmgeschichtlich Interessierte und tierische Gelangweilte einen Blick wert, alle anderen: Finger weg von diesem cineastischen Anfängerpetting!

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                              • 7

                                Roger Cormans "St. Valentine's Day Massacre" stellt die Ereignisse um das bekannte Massaker, das in frühen Gangsterfilmen wie "Scarface" bereits thematisiert wurde, in chronologischer Reihenfolge teilweise fast dokumentarisch dar. Eine Flut von Fakten hämmern auf den Zuschauer ein, nahezu alle Beteiligten, Opfer und Zusammenhänge werden dabei sowohl auf bildlicher, als auch auf erzählerischer Ebene vor Augen und Ohren geführt. Dabei geizt er aber auch nicht an künstlerischen Querverweisen. So drückt einer der Gangster wie 1931 James Cagney seiner Freundin das Mittagessen ins Gesicht, als sich diese allzu kokett gibt.
                                Interessant ist auch, dass - in typischer Corman-Tradition - eine der umfangreichsten Schießereien des Films in seinem späteren Film "Capone" wiederverwertet wurde, nur durch einige Nahaufnahmen von Sylvester Stallone unterbrochen.
                                Für Freunde des klassischen Gangsterfilms, die hier eine letzte Reminiszenz vor der Pate-Renaissance sehen wollen ist der Film dabei ebenso interessant und unterhaltsam wie für Fans von guten Actionfilmen. Auch historisch interessierte werden hieran Gefallen finden, da der Film die Gangkriege der späten Zwanzigerjahre zwar komplex, aber dennoch verständlich nachzeichnen kann. Deswegen gebe ich sieben von zehn leergeschossenen Tommyguns!

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                                • 6

                                  Achja, diese frühen Exploitation-Filme. Günstig produziert und ohne besonderes Interesse daran dreißig Jahre in die Vergangenheit zu reisen stellt "Die Bonnie Parker Story" halbherzig die Zeit der großen Depression und modernen Outlaws als Hintergrund für einen kaum inspirierten Actionfilm dar. So sind die Schauspielleistungen größtenteils okay, aber auch kaum mehr, und die Action geht ebenso in Ordnung wie die Optik, hat aber keinen so ausgeprägten eigenen Charme wie andere Produktionen der Zeit.
                                  Interessant ist das Frauenbild, das so extrem dem zehn Jahre jüngeren Klassiker widerspricht. So gibt sich Bonnie Parker hier ihrem Partner gegenüber als die alles Kontrollierende, weit mehr als eine einfache Gangsterbraut. Zeitgleich sehnt sie sich doch aber auch stellenweise nach einem gutbürgerlichen Leben. Ein Traum, den sie als nicht erfüllbar ablehnt.
                                  Der Kawummfaktor des Films macht dabei einige dramaturgische Längen wett, kann aber nicht verschleiern, dass dem Film die meisten Qualitätsmerkmale des Klassiker "Bonnie und Clyde" abgehen, weswegen ich nur sechs von zehn explodierenden Tankstellen vergebe.

                                  • 6 .5

                                    Kein wirklich herausragendes Werk über die Public Enemies der Dreißigerjahre, aber recht unterhaltsam und mit einigen netten Ideen ausgestattet. So ist der Protagonist nicht, wie im klassischen Gangsterfilm, der harte Haudrauf, sondern ein einfacher Kerl, dessen Freundin ihm aber das Image eines durchgreifenden Machos mit Maschinengewehr aufzwingt.
                                    Für historisch Interessiere definitiv einen Blick wert, ebenso wie für Freunde der Dreißiger. Einsteigern würde ich aber die Klassiker mit James Cagney oder Edward G. Robinson empfehlen. Machinegun-Kelly kriegt von mir daher nur sechseinhalb von zehn weinerlichen Pistoleros als Note.

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                                    • 8

                                      "Der Don ist totDerDon ist tot", unter nicht Moviepilotlern auch als "Der Don ist tot" bekannt ist einer der spannendsten Gangsterfilme, die ich in letzter Zeit gesehen habe.

                                      Frei nach dem Motto "Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte" versucht Consiglieri Orlando die Familien von Don Angelo und jungen Frank, dem Sohn des gerade verstorbenen Bosses der dritten Familie, gegeneinander auszuspielen. Dabei wird er zusätzlich von seiner machtbesessenen Frau, der perfekten Femme Fatale, angetrieben, die unbedingt die Kontrolle über die ganze Stadt haben will. Außerdem muss das alles geschehen, bevor Don Bernardo, Orlandos Boss, aus dem Gefängnis entlassen wird.
                                      Was folgt ist ein ausgeklügeltes Spiel der Gangster gegeneinander, wobei sie permanent die Schwächen der anderen auszunutzen. Interessanterweise verschiebt sich dabei mehrfach der Schwerpunkt der Geschichte, so dass es schwer ist zu sagen, wer eigentlich der Protagonist ist. Eine zeitlang ist es Frank (Robert Forster), stellenweise der alternde Don Angelo (Anthony Quinn) und später sogar die beiden Fargo-Brüder.

                                      Der komplette Film, insbesondere der Bandenkrieg sind zwar leicht erkennbar im Stil der Zeit inszeniert, dennoch aber ziemlich hübsch anzusehen und überaus stimmungsvoll. Dazu gesellt sich der großartige Score von Jerry Goldsmith, der klassische Instrumente pointiert selten, stattdessen häufig einen beständig das Tempo treibenden Synthezizer einsetzt.

                                      Wer also Spaß an intelligenten Thrillern im Gangstermilieu hat und gute Musik zu schätzen weiß, ist mit "The Don is dead" mehr als gut bedient. Dafür vergebe ich 8 von 10 mit dem Arm in der Autotür eingeklemmte Gangsterbosse.

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                                      • 6

                                        Die einzige Verbindung zu "Aguire", die man hier ziehen kann ist, dass "Walhalla Rising" alle Merkmale von Qualität und Kreativität des großen Klassikers nicht aufweist und damit ein flaches Abbild des Vorbilds ist.

                                        Ach Nicolas. Ich mag deinen Stil eigentlich, aber bitte überlass die düsteren Historien-Schlammschlachten Leuten die's können. Mit dem Film hier kannst du nicht einmal den 13. Krieger beeindrucken und mit kryptisch verschränkten Szenen, expressivem Farbspiel und super-Slow-Mo lockst du mich auch nicht mehr hinterm Kamin hervor, außer du nutzt den Kram auch anständig (siehe "Drive").
                                        Nach dem ganzen Unsinn habe ich mich immer wieder auf eine nette Actioneinlage gefreut. Doch die Freude ward nur von kurzer Dauer, musste doch jeder Dolchstoß, jeder Keulenhieb und Schwertstreich mit miserablem CGI-Blut begleitet sein.

                                        Fazit: Etwas weniger THC für den Cutter, Theaterblut statt CGI-Gespritze und das wär'n schicker Film gewesen, so reicht's aber nur für sechs von zehn Einäugigen als Endnote.

                                        • 7

                                          Das Brechen der Omerta:

                                          Die Biographie des Mafioso Joe Valachi erfährt hier eine (damals) einzigartige Darstellung. Sie gleicht in ihrer rückwärts gerichteten Erzählweise einer Rechtfertigung und Apologie. So berichtet Valachi einem Polizisten im Gefängnis von seinem Leben, was dieser wiederholt durch Rückfragen zu präzisieren versucht. Eine typische Antwort Valachis lautet dabei "What do you know?", oder "You don't know anything about it!" Der Polizist und damit auch wir, werden als Fremde dargestellt, Fremde in der Welt der Mafia, die in sich geschlossen ist und keine Eindringlinge duldet.

                                          Diese Struktur der Rückblenden, die episodisch unterteilt den Lebenslauf von Valachi darstellen erinnert in ihrer Form an einen Ur-Mythos europäischer Literatur. So sind große Teile der Odyssee ähnlich gehalten. Dort berichtet Odysseus in mehreren langen Rückblenden von seinen Irrfahrten. Und genau das ist es, was Valachi hinter sich hat. Irrfahrten, die ihn einem Ziel entgegenführten, das jeder Mafioso kennt.
                                          Gefängnis oder Tod.

                                          Valachi bricht zeitgleich aber mit einem anderen Mythos. Der Omerta, dem Codex der Schweigepflicht, den die Cosa Nostra ihren Wurzeln in Sizilien verdankt. Indem er alle seine ehemaligen Kameraden verrät, sogar bereit ist diese vor Gericht zu beschuldigen, bricht er ein vermeintlich unbrechbares Gesetz der Mafia.

                                          Nicht nur die Omerta ist eine Tradition innerhalb der Mafia. Das Verbrennen eines Marienbildes als Teil des Aufnahmerituals verbindet den Mythos Gangster mit christlichem Glauben. Als Joe dem Gericht und den Fernsehzuschauern diese Traditionen vorträgt wird es mehr wie eine Art modernes Märchen behandelt. Die Realität der Mafia wird in der dargestellten Welt bereits von diversen Legenden überschattet.

                                          "The Valachi Papers" legt damit den Grundstock für spätere Filme wie "GoodFellas", indem er dem gleichen Motto "Drei Jahrzehnte in der Mafia" zuvorkommt. Und ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster meines Fluchtwagens, wenn ich behaupte, dass der Film auch für das beste Gangster-Computerspiel aller Zeiten, für "Mafia", Pate stand.
                                          Deswegen für "The Valachi Papers", sowohl als Mafia-, Gangster- als auch einen gewissen Experimentalfilm sieben von zehn inhaftierten Wiseguys.

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                                          • 7

                                            Ich erwartete einen billigen Rip-off von Gangster-Epen wie "Der Pate" und "Es war einmal in Amerika". Was die ersten zehn Minuten von "Mobsters" präzise bestätigte. So stolziert Anthony Quinn durch die Straßen wie seinerzeit Don Fanucci in "Der Pate - Teil II" und der Plot um die Jugendfreunde erinnert in Stil (Verortung in einer jüdischen Nachbarschaft) und Figurenkonstellationen schwer an den Leone Klassiker.
                                            Doch dann geschah etwas Unvorhergesehenes. Die Geschichte manövriert sich geschickt durch *hüstel* Zitate an den Klassikern und findet, kombiniert mit vielen interessanten Details zu den dargestellten historischen Gangstergrößen, zu eigenen Stärken.
                                            Der Plot um die Männer hinter der Murder Inc. bekommt so zunehmend eine gewisse Eigendynamik und weiß auch zu fesseln. Die Motivation der Figuren kommt dabei zwar kaum über das Niveau eines Anfängerskripts hinaus, kann aber dem Streifen genügend Tempo verschaffen um uns am Ball zu halten.
                                            So avanciert "Mobsters" zwar nicht zu einem herausragenden Meisterwerk, ist aber definitiv mehr als einen Blick wert, sondern eine Empfehlung für jeden, der das Klassikerregal bereits durchforstet hat und neuen Filmstoff braucht.
                                            Sieben von zehn völlig vernarbte Gangsterbosse für eine von Christian Slaters besten Darbietungen.

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                                            • 7 .5

                                              Ein einzigartiges Bild des Nachkriegsjapans.
                                              Klassische Gangsterfilmstrukturen werden hier angewandt und dennoch vollkommen neuartig interpretiert. Angefangen bei den teils nur bizarren Figuren, die die gezeigte Welt bevölkern. Teils durch Hinzufügen klassischer Gangsterattribute (Schießeisen und Zweireiher) zu traditionellem japanischem Stil (Holzsandalen, Wohnflächen etc.) und dennoch verkommt der Film nie irgendwie zu einem postmodernen Abziehbild, das Scarface mit Feng Shui zu verbinden sucht.
                                              So zeigt der ganze Film den Bruch zwischen Moderne und Klassik auch in seiner Visualität. Die Kamera ist zwar relativ bodenständig, macht keine dreidimensionalen Experimente, neigt aber dazu sich zu neigen. Dutch Angles tauchen wiederholt auf, sind teilweise so extrem, dass man den Eindruck kriegt, der Kameramann durchlebe gerade ein Kriegstrauma. Dieser Stil schafft teilweise einen gewissen Doku-Stil, bricht aber damit durch seine extremen aber immer wieder gekonnt.
                                              Dazu kommt, dass die Schauspieler herausragend spielen und in den Sets eine einzigartige Atmosphäre schaffen.
                                              Deswegen also siebeneinhalb von zehn posttraumatisch belasteten Emporkömmlingen für diesen Yakuza-Film eigener Machart.

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                                              • 6 .5

                                                Miike ist zweierlei.
                                                Er ist ein Provokateur. Er ist ein Könner.
                                                Beides schön und gut. Das erhebt ihn in die Riege der Regisseure, die die schönsten Filme machen, die man nie wieder sehen mag. Das beweist er mit Audition meisterhaft.
                                                Zu seinen Meisterwerken gehört Dead or Alive aber definitiv nicht.
                                                Wirre Dramaturgie und letzten Endes ziemlich uninteressante Figuren können von keiner aufgeklebten Coolness gerettet werden, egal wie überstilisiert sie daherkommt.
                                                So verstört uns Miike etwa 20 Minuten lang mit stylishen Bildern die ein ziemlich abgefucktes Shinjuku und besagte "coole" Stereotypen, die darin zu Hause sind. Direkt anschließend aber kehrt er alles unter den Teppich und tut erstmal so als würden wir ein Drama gucken, nur um uns kurz vor dem Showdown wieder aus dem Schlaf zu reißen. Ein Scheißebad später sind wir bereit für den Absacker.
                                                Und hier muss ich gestehen kommt ein voller Punkt meiner Bewertung her: Das Finale ist so herrlich abgefahren, so krass krass, dass ich mir erstmal den Schlafsabber aus dem Mundwinkel wischen musste, bevor ich anfing laut aufzulachen. Wer den Mittelteil des Films übersteht ohne vor Langweile ins Koma zu fallen kommt hier endlich auf seine Kosten.
                                                Deswegen also sechseinhalb von zehn ziemlich pseudocoolen Shinjuku-Killer für Miikes Dead or Asleep.

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                                                • 6 .5

                                                  Es kann alles auf ein Wort reduziert werden. Ein Wort reißt all die Schauspielerleistungen, die Kamera, Schnitt und Musik (alles auf hohem Niveau) runter zu einer eher mäßigen Bewertung.
                                                  Vorhersehbarkeit.

                                                  • 7

                                                    Nach einem trägen Start kommt "Clockers" zunehmend in Schwung und schafft es eine eigene Ghetto-Atmosphäre zu schaffen, die trotz künstlich wirkender Lichtsetzung und noir-lastiger Jazzmusik nicht ins Kitschige abdriftet. Die Schauspielerleistungen sind durchweg solide bis sehr gut. Dennoch nervt das machohafte Prologehabe mich immer wieder. Auch wenn's die Mentalität des Milieus widerspiegeln soll ging es mir teilweise ziemlich auf die Nerven.
                                                    Dazu kommt, dass der Film immer wieder etwas zäh rüberkommt und generell etwas zu lang ist. Schöne Plottwists können das zwar größtenteils ausbalancieren, aber nicht komplett drüber wegtäuschen.
                                                    Alles in allem mehr als ein grundsolider Film, der in eigenen Worten die Probleme des Ghettos und der Projects beschreibt. Dafür vergebe ich sieben von zehn schlecht gelaunten Großstadtcops als Endnote.

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