Helmholtz - Kommentare
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Alle Kommentare von Helmholtz
Es ist nicht so, dass Norton sich den Oscar nicht schon seit langem verdient hätte, die Oscars haben Edward Norton nicht verdient ;)
Erstaunlich: Man kann tatsächlich 12 Jahre lang an einem Film arbeiten und es sich dennoch so leicht machen.
In Richard Linklaters "Boyhood" weiß man nämlich in jeder Sekunde genau wie man sich zu dem gesehenen zu positionieren hat. Wie unüberlegt und manipulativ Linklater hier Sympathien und Antipathien vergibt ist schon bedenklich. Da sehen wir einen Mann der Alkoholprobleme hat und wie inszeniert Linklater das? Er lässt ihn irgendwann einfach immer wieder mal zur Schnapsflasche greifen und seine (ja, klar) passive Aggressivität dann prompt in häusliche Gewalt umschlagen. Hmm.. Ja, klar aber der Typ war in den Szenen davor eigentlich noch ganz normal und auf einmal wird er zum absoluten Arschloch? Warum ist dieser Charakter dazu verdammt ein Dasein als flaches Feindbild zu fristen? Wieso kommt er auf einmal zum Alkohol, was geht in ihm vor, was sagt uns diese Figur zum Verhalten des Menschen in der Familie aus, was im allgemeinen über den Menschen? Linklater umschifft diese Fragen kontinuierlich und das ist bei der Größe eines solchen Filmes schon etwas bedenklich, hat er doch einzigartiges Potenzial dazu diese grundlegenden menschlichen Fragen zu stellen.
Dies war z.B. die Ambition eines Terrence Malick in seinem "Tree of Life". Überhaupt scheint es, dass dieser Film immer wieder als Vergleich herangezogen wird, wen wunderts, immerhin bietet sich der Film gerade zu dazu an. Linklater macht dann im Vergleich zu Malick doch einiges richtig. Er kann nämlich, und das sind dann eindeutig die schönsten, berührendsten Szenen des Films, das Leben ganz und gar unprätentiös darstellen, frei von jedem Tiefsinn, belanglos vielleicht aber auch sehr schön, wenn man z.B. einfach nur ein paar Kinder mit ihrem Vater spielen sieht. Es ist so einfach, jeder kennt das und trotzdem findet man im Gegenwartskino solche Szenen viel zu selten und man sollte Linklater danken, dass er solche Szenen wieder zurückbringt.
Ansonsten ist der Film, wie der oben beschriebene Stiefvater vor allem relativ normal. Innovationen findet man eigentlich selten bis nie. Der Film sieht in der Tat sehr schön aus aber formal gibt es hier keine Technik, die man nicht schon zuvor im coming-of-age Genre gesehen hätte und auch Inhaltlich findet man hier wenig neues. Im Gegenteil, einmal musste ich sogar herzhaft lachen, als ich nämlich in einem eher nebensächliches Detail einen Immigranten sah der Rohre für die Familie des Hauptcharakter Mason, dann gegen Ende als erfolgreicher Bürohengst auftaucht, erklärt er habe den Rat befolgt den die Mutter ihn damals gab ("Geh in die Schule, du schaffst das"), habe nun einen Job in dem es ihm prächtig gehe und wäre bereit der Familie deshalb das Essen zu spendieren. Das wirkte dann schon stark wie ein Motivationsfilm der Marke "Yes, we can" deren Begründer dann auch als Amerikas Hoffnungsträger Nummer eins präsentiert wird und der im Gegenzug den Film auch zu seinem Lieblingsfilm des Jahres erklärte. Auch sonst gibt es da vieles das 08/15 ist damit sich jeder Zuschauer zumindest etwas herauspicken kann um in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen (Coldplay-Musik, Xbox, Campingausflüge usw.) und will dem Zuschauer jede mögliche Art von Problematik ersparen, dafür aber mit Motivations- und Feel-Good Sprüchchen für sich gewinnen, was -das muss fairerweise gesagt werden- durch eine gute Inszenierung und ein generell hohes Schauspielniveau auch erstaunlich häufig gelingt. Wer indes erwartet die Charaktere auch in ihren tragischen Momenten zu begleiten hat sich teuflisch geirrt: Wirkliche Krisen? Fehlanzeige. Tränen? Einmal, aber nur ganz sachte und behutsam. Intime Momente? Nope. Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Filme, die sich nur im Leid ihrer Figuren suhlen verachte ich. Trotzdem enttäuscht es doch über eine Laufzeit von gut zweieinhalb stunden nur Happy-Family-Menschen zu sehen die dann noch gefühlt einhundert Motivationssätzchen von sich geben.
Da zeigt sich auch warum ich Malicks Lebensbaum letztendlich für einen Film, ein Kunstwerk eines ganz anderen Kalibers halte. Denn obwohl Malicks Film weitaus aufdringlicher ist und die Entscheidung jedes einzelne Frame mit einer brutalen psychologischen Wucht aufzuladen auf die Dauer auch ermüdend sein mag so zählt diese Fallhöhe, dieses "sich selbst angreifbar machen" zu großer Kunst für mich einfach dazu (für mich wohlgemerkt, hier entscheidet das individuelle Kunstverständnis). Wenn Jack im Tree of Life seinen Bruder mit einem Spielzeuggewehr in den Finger schießt, obwohl er ihm versprochen hat es werde ihm nichts passieren, dann tut dass höllisch weh. Wenn Mason in Boyhood von Zuhause auszieht und seine Mutter anfängt zu weinen ist man höchstens ein bisschen traurig aber wohl kaum mitgenommen, es tut kaum weh, so wie alles andere im Film auch nicht wehtut. Dieser Film tut niemanden weh, denn er will es überhaupt nicht, dieser Film ist einfach zu harmlos. Er mag gut inszeniertes, ästhetisch schönes Manipulationskino sein und gegen Manipulationskino ist ja grundsätzlich nichts auszusetzen aber in den 80ern oder 90ern, bei James Cameron oder Steven Spielberg da hatte das irgendwie mehr Stil. Und im coming-of-age Genre greife ich dann doch lieber zu "American Beauty" oder "Perks of being a wallflower" und letzten Endes gibt es ja immer noch den "Tree of Life".
Es gibt Regisseure die Innovatoren sind und es gibt Regisseure die Imitatoren sind.
Christopher Nolan gehört ganz eindeutig zu letzteren. Waren schon seine früheren Filme (Memento, Following) eindeutige, eher ungeschicktere Versuche sich den Stil großer Noir-Regisseure anzueignen, so zeigte sich diese Haltung auch später, vielleicht am allerbesten in "Inception", der sich stilistisch stark an James Bond oder Matrix orientierten und auch inhaltlich nicht wirklich viel neues zu bieten hatte.
Auch Interstellar erfindet das Rad nicht neu und während die Szenen auf der Erde aussehen wie 1:1 aus den letzten Terrence Malick Filmen herausgeschnitten, erinnern die Szenen die sich in fremden Galaxien abspielen so stark an Kubricks "2001-Odysee im Weltraum", dass ich mir ein paar mal frustriert an die Stirn fassen wollte. Bei aus dem Off geflüsterten Gedichten und bei Dialogen über "Was die Spezies Mensch ausmacht" musste ich an Tarkovsky denken, eine Verfolgungsjagd im Maisfeld erinnerte sogar etwas an Hitchcock. Innovativ ist das ganze nicht, ganz sicher nicht. Stört Nolan aber nicht, Großteil des Publikums kennt ja die Originale nicht. Hier fühlte ich mich etwas wie bei "Under the Skin", der letzes Jahr meiner Meinung nach die gleiche Schwäche hatte.
Womit "Interstellar" im Vorfeld die Erwartungen steigen ließ war natürlich sein Cast: Casey Affleck, Jessica Chastain und Matthew McConaughey halte ich für drei der talentiertesten momentan aktiven Schauspieler und auch die Name Michael Caine und Wes Bentley flößen Respekt ein. Aber mit den Schauspielern hat Nolan es nicht so: Damon ist grottig, Hathaway blass und charakterlos, McConaughey ist unterfordert, Chastain ist gut aber unter ihren Fähigkeiten, Caine spielt wieder seine Standardrolle, Bentley bekommt man kaum zu Gesicht. Allein Affleck ist hier die Ausnahme und man kann zumindest hoffen, dass er durch den Erfolg des Films endlich die Anerkennung bekommt die er verdient.
Van Hoytema und (Achtung jetzt kommts) Zimmer sind Klasse, ersterer rettet viele Szenen indem er ihnen tatsächlich (trotz Nolans Klauerei) einen Individuellen Stempel aufdrückt und ganz einfach großartig aussehen lässt. Dass er sowieso zu den besten Kameramännern zählt bewies er ja schon eindrucksvoll in "So Finster die Nacht". Zimmer, auf der anderen Seite überrascht wohl am meisten. Sein Soundtrack, obwohl teils noch immer unangenehm dröhnend hat angenehm ruhige und einfühlsame Passagen, trägt den Film an vielen Szenen und erinnert stark an Phil Glass Kompositionen aus "Koyanitquasi". Klar, ganz und gar meisterlich ist das noch nicht aber es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung und der Wille ist da. Und so war mein erster Gedanke nach dem Film auch: "Bester Zimmer-Soundtrack seit locker zehn Jahren".
Auch Nolan hat einen großen Schritt gemacht und zwar in die richtige Richtung.
Dass das hier vielleicht sein ambitioniertester Film ist, steht für mich fest. Die vielen politischen und spirituellen Metaphern wollen zwar eher selten zünden, aber zumindest scheint sich Nolan dieses Mal wieder mit tieferen Gedanken auseinandergesetzt zu haben. Da kann man auch über eine zum Fremdschämen blöde Szene hinter einem Bücherregal schmunzeln und das alles etwas weniger ernst nehmen. Auch sein Wille zum emotionalen Kino ist lobenswert auch wenn er sich ab und zu etwas im Kitsch verfängt.
So bleiben unterm Strich fast drei etwas zu lange Stunden, die einige positive Überraschung bereithalten, allerdings auch den ein oder anderen Mangel aufweisen. Arthouse für Blockbusterfans sozusagen, der zwar auf tiefer Themen hinweist, diese allerdings nur zu oberflächlich aufgreift. Aber gut sieht's auf jeden Fall aus.
Michael Haneke - Light
Eine der besten Bands aller Zeiten. Nicht.
Naja am Ende war ich dann doch etwas enttäuscht.
Denn auch wenn "Hero" wirklich spektakulär beginnt und schon zum Anfang mit einer der schönsten und außergewöhnlichsten Kampfszenen, die ich je gesehen habe auftrumpft, auch wenn der Film sich als ein intelligentes und durchaus komplexes Märchen präsentiert und mit seiner großartigen Bildgestaltung fesselt, fehlt da etwas. Aber bleiben wir mal bei den positiven Aspekten:
Dem Film wird ja häufig vorgeworfen, er habe keine wirkliche Handlung und bestünde nur aus Kampfszenen. Hier kann ich allerdings nicht ganz zustimmen, denn obwohl die Kampfszenen einen erheblichen Teil der knapp 90-minütigen Laufzeit ausmachen so hat der Film mit seinem Plot der um die sich widersprechenden Aussagen seiner beiden Hauptpersonen kreist, einer zwar nicht sonderlich innovativen Technik des Storytelling - Man denke nur einmal an "Rashomon" - sicherlich auch seinen eigenen Reiz. Die relativ platten Dialoge und Charaktere fallen auch nicht sonderlich ins Gewicht, es handelt sich ja schließlich um eine Legende, in gewisser Hinsicht auch um ein Märchen.
Und die Leben ja bekanntlich von ihrem eskapistischem und kindlichen Charakter. Dem macht Hero dann auch alle ehre, wenn die Kämpfer in atemberaubenden Choreografien über die Schauplätze springen. Es sieht beinahe schon übertrieben aus, wie die Kämpfer u.a. über Wasser springen und die Gesetze der Schwerkraft ihre Bedeutung zu verlieren scheinen. Aber das ist es vielleicht was den Reiz von Hero ausmacht: Die Übertriebenen Choreografien, die großartigen Aufnahmen und der Heldenpathos drumherum. Auch wenn der Film manchmal die Choreografien zu stark in den Mittelpunkt stellt und dabei die großartigen Schauplätze vernachlässigt.
Aber diese Mängel sind nicht schlimm, schlimm ist ein anderer Aspekt. Denn während dieses Märchen unerwartet immer mehr an Komplexität gewinnt, eröffnen sich damit auch ungeahnte Möglichkeiten. Hätte man das volle Potenzial der Grundidee ausgeschöpft hätte aus Hero nicht nur ein bebildertes Märchen werden können, sondern auch eine vielschichtige und komplexe Parabel auf die Machtverhältnisse im modernen China werden können. Aber irgendwann kommt die Wende. "Der König muss leben", heißt es auf einmal. Dass dieser Satz lange unerklärt bleibt, lässt erstmal Zweifel offen. Und dann kommt die Auflösung. Und die Ernüchterung. Eine selten gekannte Anhäufung an sinnlosen Rechtfertigungen für totalitäre Regierungsformen, schwammig ausformuliert und begründet, pathetisch und dämlich. Eine "starke Hand" braucht das dumme Volk um sich nicht selbst zu vernichten. Traurig. Und sehr fragwürdig. Auch wenn immer wieder betont wird, der Herrscher müsse gütig und ehrlich sein, fragwürdig ist doch DASS dieser Film die Notwendigkeit dieser Macht zu keinem Zeitpunkt infrage stellt. "Totalitarismus ist richtig", dass ist, oberflächlich gesagt die Moral die unser Held am Ende lernt und für die er auch -kitschiger und pathetischer könnte man es kaum inszenieren- in den Tod geht. Helden sind eben keine Rebellen, sondern autoritätshörige Kleinbürger. Bitter natürlich, dass dieser Film aus der Volksrepublik China stammt, denn kann oder muss man in diesem Film sogar ein gewisses Maß an Propaganda sehen. Eigentlich schade.
"How old are you?" "I'm twelve, but I've been twelve for a very long time..."
Hell Yeah! Das skandinavische Kino muss man fast lieben. Und zwar genau wegen Filmen wie diesem. Thomas Alfredsons schwer zu kategorisierendes Meisterwerk irgendwo zwischen Vampirfilm, Comming-of-Age, düsterem Märchen und Außenseiter-Drama schafft es in 114 Minuten all das zu sein was Kino für mich ausmacht. Ein Wechselbad der Gefühle das von einem auf den anderen Moment Zorn, Angst, Freude, Melancholie und Trauer erzeugen kann. Von dieser inneren Asnpannung lebt "So finster die Nacht" oder "Lat den rätten komma in", wie er im Oirginal heißt. Und dabei hat es der Film nie auch nur ansatzweise nötig den Zuschauer zu manipulieren oder zu dick aufzutragen. Es ist ein ehrlicher und mutiger Film, der mit ganz wenig ganz viel aussagen kann.
Da gibt es eine Szene, in der Eli Oscar ansieht und wir sehen in einem Moment die 12-jährige Eli und im nächsten nur ganz kurz das Bild einer alten Frau. Unscheinbar und kurz nur, aber diese Szene und er bereits oben zitierte Dialog reichen schon vollkommen aus um dem Zuschauer die Bürde verständlich zu machen die Eli trägt. Ständig zwölf zu sein, nie erwachsen zu werden ist wohl der Alptraum eines jeden Kindes. Sie wird nie älter werden, nie ein Leben unter Menschen führen können, die sie liebt, sie wird nie das haben, was für andere Kinder selbstverständlich ist. Sie hat sich ihre Existenz nicht ausgesucht, nein sie leidet darunter. Nur ein sozial Ausgestoßener wie Oscar kann dafür Verständnis haben. Er ist zumindest Kern von dem kleinen bisschen Glück in Elis Dasein, vergänglich, ja aber immerhin bringt er ein kleines bisschen Wärme in ihre kalte einsame Welt. Und er versteht sie.
Das dieser Ansatz in einem krassen Widerspruch mit dem üblichen Vampirfilm steht ist klar, doch Anderson hat die Idee des Vampirs als einsames, verdammtes Wesen unter allen Regisseuren, die sich je damit befasst haben wohl am besten verstanden. Die Sinnlosigkeit ein einem Dasein in ewiger Jugend arbeitet er hier so klar heraus dass es wehtut. Auch Otto so seine Probleme: In der Schule wird er gehänselt und verprügelt, die Agressionen die er entwickelt lebt er allerdings nur passiv aus. Diese schonungslose Darstellung von Mobbing und dessen Folgen rütteln wach, prägen sich ein und schmerzen ebenfalls. Und doch können gerade diese zwei so ungleichen Kinder sich gegenseitig stützen, was daraus entsteht ist eine der unschuldigsten, schönsten Liebesgeschichten, die es in den letzten Jahrzehnten zu sehen gab.
Dass Soundtrack und Bildgestaltung dabei auch auf allerhöchstem Niveau sind trägt dabei genauso wie die großartigen Hauptdarsteller zum starken Gesamtbild beitragen unterstreicht letztendlich wie Alfredson sein innovative Aufassung vom Vampirfilm auch handwerklich meisterhaft umsetzten kann. Und das blutige Ende wird einem noch lange im Kopf bleiben.
Es bleibt also nur zu sagen, dass Alfredson hier tatsächlich so etwas wie einen modernen Klassiker geschaffen hat. Ein kraftvolles Werk, das alle Zwischentöne trifft, das mitnimmt und zum denken anregt, das nie manipulativ sein muss, das wunderschön aussieht und einfach pures Kino ist. Ja, auch die kleinen Filme können manchmal große Kunst sein.
"Alien" von Ridley Scott aus dem Jahre 1979 ist schon ein Phänomen. Vor einigen Jahren mal gesehen hatte der Film bei mir wenig Eindruck hinterlassen und war für mich gerade mal eine 7 von 10 Wert. Bei der Zweitsichtung dieses Jahr hat der Film dann allerdings so einen Eindruck hinterlassen, dass ich ihn gleich mal auf eine neun aufgestuft habe, bei einer erneuten Sichtung könnte sogar eine zehn drinn sein.
Aber was ist es was diesen Film so ausmacht?
Vielleicht sollte man den zeitlichen Kontext nicht vergessen, in dem Alien entstand: 1979 war ein Jahr, in dem der Sci-Fi Boom gerade am ausbrechen war. Vor allem "Star Wars" zeigte in seinem kindlichen, märchenhaften Stil eine Welt, die puren Sci-Fi-Eskapismus darstellte. Sci-Fi war ein positives, nettes Genre. "Alien" und später "Blade Runner", kurz das grandiose Frühwerk Scotts stellten einen radikalen Gegenentwurf zu diesem Eskapismus dar. Sie waren gekennzeichnet von einem pessimistischen, quasi hoffnungslosem Grundton. Während Blade Runner sich beim Film-Noir bediente, dessen Stilmittel verwendete um seine Atmosphäre zu unterstreichen, setzt Scott bei Alien auf den Horrorfilm. Doch die grundlegenden Aspekte sind andere, nämlich der dystopische Blick in die Zukunft: Die Tatsache, dass die Menschheit in Zukunft von profitgeilen Konzernen gelenkt wird und das Leben der einzelnen für diese überhaupt nicht mehr zählt, dass die Technik mittlerweile über den Menschen steht bzw. diese Ersetzt, dass der der Großkonzern-Kapitalismus mittlerweile sogar im Weltraum angekommen ist, das sind nur einige dieser düsteren Zukunftsgedanken. Die etwas schräge kleine Truppe auf dem Raumschiff hat ein interessantes Schicksal: Obwohl sie von einem absolut unmenschlichem Wesen auseinander genommen wird, ist sie doch in erster Linie Opfer des Systems, eine Art moderner Sklaven. Allerdings lebt Alien nicht nur aufgrund dieser, teils auch geschickt versteckten Deutungs- und Interpretationsansätze auch wenn sie sich ausgezeichnet mit denen aus Blade Runner ergänzen und so Scotts Frühwerk auch eine gewisse Homogenität verleihen.
Und es ist einfach ein Film innerhalb seines Genres einfach enorm stark ist. Von der Titelsequenz und den Anfangsszenen weg, hier stimmt einfach alles. Die engen Gänge, die dreckigen Bilder, die Musik, die Darsteller, selten wurde eine so beängstigende und dichte Atmosphäre in zugleich dreckige, wie streng durchkomponierte Bilder eingefangen. Ein Horrorfilm der perfekt inszeniert ist, von einem Regisseur der genau weiß wie er Spannung und Suspense aufzubauen hat, der sowohl subtil sein kann als auch mit saftigen Schockeffekten ordentlich auf die Kacke hauen kann.
Habe beim ersten Mal übrigens die Originalversion gesehen, beim zweiten Mal den DC der eine meiner Lieblingsszenen enthält (Ripley findet Dallas). Das nächste Mal wird es wieder die Kinoversion. Und vielleicht zehn Punkte.
The Devil's Rejects sieht vielleicht auf dem ersten Blick für den einen oder anderen Zombie-Fan, so auch für mich, aus wie der bislang am wenigsten ambitionierte Film des Regisseurs. Unter Filmen wie dem elegisch-schönen "Lords of Salem", dem durchtriebenen, experimentellen "House of 1000 Corpses" und dem einfach nur wunderschönen, einfühlsamen "Halloween 2" hat es "The Devil's Rejects" ja auch nicht gerade einfach. Und so wirkt dieser Film tatsächlich das ein oder andere Mal wie ein purer Unterhaltungsfilm.
Zombies bissiger Witz kann dabei allerdings diesmal relativ wenig punkten, der ein oder andere Witz ist einfach nur total deplatziert. Auch scheint das Setting für einen Horrorfilm etwas seltsam, schließlich spielen beinahe alle Szenen am helllichten Tag, weit entfernt von den engen Gängen und den bizarren, bunten Räumen des Vorgängers.
Doch das ist auch das Konzept des Films. Nach dem klaustrophoben Albtraum des Vorgängers geht es hinaus auf die brutalen Highways Amerikas, voller korrupter Polizisten, seltsamer Figuren und "Chickenfuckers" (*grins*). Was dadurch entsteht ist eine ziemlich harte Mischung aus coolem Roadmovie und Terrorhorror. Dass viele Szenen wie gesagt Tagsüber und draußen spielen stört den Spannungsaufbau außerdem kein Stück.
Doch weitaus wichtiger ist, das Zombie hier eigentlich mit den Möglichkeiten des Fims an sich spielt. Mit der Manipulierbarkeit des Zuschauers. Die Frage: Kann man eine abstoßende Mörderbande so inszenieren, dass das Publikum doch mit ihnen mitfiebert, mitleidet, ja sie vielleicht sogar irgendwie lieben lernt? Leider konnte mich dieses Konzept nicht immer ganz überzeugen. Denn obwohl Zombie mit Haig, Moseley und Moon-Zombie Schauspieler auf seiner Seite hat, mit denen er sich gut versteht und denen es auch teils gelingt den Figuren Leben einzuhauchen so schaffen sie es doch nicht zu vertuschen, wie wenig Ambivalenz diese Figuren eigentlich haben. Sie sind tatsächlich seit "House of 1000 Corpses" eindeutig flacher und uninteressanter geworden. Und doch schafft Zombie es mit ein paar simplen Kniffen ihenen doch immer wieder Sympathiepunkte für sie rauszuhauen und seiner kleinen Truppe sogar ein wunderschönes Finale zu schenken. Vom einfühlsamen Charakterdrama, das sich in "Halloween 2" versteckt, hat das hier allerdings nicht viel.
Vor allem aus einem Grund: Zombie nimmt sich zu wenig Zeit für seine Charaktere, zeigt lieber krude Folterszenen. So wie "The World's End" mit seinen viel zu langen Actionsequenzen vor ca. einem Jahr leidet der Film darunter, dass er einfach Zeit mit Szenen verschwendet die größtenteils nur Zeit fressen, eben Füller die die Charakterentwicklung gar nicht weiter bringen (ähnliches Problem: der Hobbit 2). Schade drum auch weil Zombie Sympathie für die Protagonisten mit Hass auf deren Antagonisten verwechselt.
Was bleibt ist ein anständiger Genrefilm mit gutem Score und guten Darstellern, schönen Bildern und toller Atmosphäre. Ein auf hohem Niveau gescheitertes, mutiges Experiment über die Manipulationskraft des Kinos. Eines das bedingt sogar aufgeht, auch wenn sich Sympathien nicht von Szene zu Szene abwechseln oder eine großen emotionale Wirkung hat. Wenn man den Film also unter diesen Punkten betrachtet, fällt es schwer zu glauben, dass der Film (zumindest für mich) eine Enttäuschung darstellt. Aber wer Filme wie "H2", "House..." und "Salem" in seiner Filmografie hat muss eben damit rechnen, dass die Messlatte etwas höher gehängt wird.
Noch einmal "Die Fliege" allerdings ganz anders. A Legy ist ein wunderschön gezeichneter kleiner Animationsfilm aus Ungarn. Die verwackelten Bilder und die großartige Soundkulisse ergeben zusammen eine tolle, komplett einzigartige Atmosphäre. Wirklich ein schöner Film der, trotz Oscar im Jahr 1981 in der großen Welt der Kurzfilme etwas unterging.
Und da er wirklich nur 3 Minuten dauert und ihn sich deshalb jeder mal anschauen kann hier der Link: http://www.youtube.com/watch?v=VpNyFc0Q5ZU
House of 1000 Corpses ist Rob Zombies Regiedebüt und vielleicht eines der besten, auf jeden Fall aber interessantesten Debüts im Horrorgenre. Der Film, inhaltlich größtenteils an alte Horrorklassiker angelehnt fasziniert in erster Linie durch seine krassen Farbfilter, der beinahe surrealen bzw. psychedelischen Inszenierung, den schrillen Charakteren sowie Schauplätzen und seinen etwas trashigen Look. Zombie ist Horrorfan durch und durch, was sich ja schon Jahre lang in seinen Musikvideos gezeigt hat und versteht das Genre ja wie kein anderer (ja ich weiß, ich habe es schon oft erwähnt) doch am wichtigsten: schafft es auch es immer wieder neu zu erfinden und seinen Filmen seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Hier sehen wir eine krasse, nie wirklich endende Geisterbahnfahrt, einen endlosen Albtraum. Von der Titelsequenz bis zum unglaublich fiesem Endbild. Sein Händchen für gute Charakterzeichnung und "schöne" Bildkompositionen, das er später in "Lords of Salem" und vor allem in "Halloween 2" richtig zeigen kann, zeigt sich hier allerdings noch nicht.
Trotzdem, wenn irgendwann im Verlauf des Filmes all jene absurden und widerlichen Figuren auftauchen von denen Captain Spaulding (GENIAL: Sid Haig) und andere Figuren den Jugendlichen in ihren Schauergeschichten haben, wenn die Protagonisten zum Teil äußerst merkwürdiger und verstörender Rituale werden, wenn sie durch die Gänge unter dem namensgebenden Haus herumirren und die Schauplätze immer bizarrer werden, dann hat Zombie es mal wieder geschafft. Dann verzeiht man ihm gerne eine etwas dünne Handlung und schwache Charaktere, dann ist man sogar gewillt im billigen Look des Films einen gewissen Charme zu erkennen. Dann hat man nämlich wieder einmal einen Film gesehen, bei dem man dem Regisseur einfach die Liebe zum Genre und zum Kino im Allgemeinen zu jeder Sekunde ansieht.
"The Fly" ist tatsächlich ein harter Brocken. Wenn man die Verwandlung von Seth Brundle durch mehrere Stadien vom Menschen zur Mensch-Fliege beobachtet wird man tatsächlich auf die eine oder andere Szene stoßen, die nicht umbindingt schön anzusehen ist. Auch wenn ich selbst nie sonderliche Probleme mit Gewalt in Horrorfilmen habe, bei der Szene in der Bundle die Fingernägel abfallen hat es mir den Magen ziemlich verdreht. Da musste ich dann sogar eine kleine Pause einlegen. Und doch finde ich, dass es sich letztendlich gelohnt hat sich den Film anzusehen. Ja auch dieser Film hat so seine Probleme, genau wie jeder Cronenberg. Auch The Fly ist letztendlich ein Film der in 90 Minuten den großen Subtext vermitteln will und gleichzeitig den Anspruch zu unterhalten beanspucht.
Wieder mal Cronenbergtypisch ein verkopfter Unterhaltungsfilm also?
Nein, weit gefehlt, denn anders als zum Beispiel "Videodrome" will "The Fly" seinen Subtext nicht in schwammigen Dialogen ("Es lebe das neue Fleisch!") ausformulieren und damit auch ausstellen. Viel mehr funktioniert der Film auch ganz einfach als hervorragender Horrorfilm, der seine großen Stärken definitiv in seinen erstklassigen Effekten und Masken hat. Wenn Bundle dann das faulige Fleisch von den Knochen rutscht, ist das schon widerlich, morbide und faszinierend wie Cronenberg es nur selten war.
Auch emotional schafft es Cronenberg einmal die riesige Distanz zu seinen Figuren abzubauen, die ihn oft davor abhielten dem Zuschauer (mir zumindest) überhaupt einen Zugang zu seinen Werken zu verschaffen. Die Liebesgeschichte zwischen Davis und Goldblums Charakteren (beide klasse) ist so tragisch wie authentisch erzählt, vielleicht eine kleine Aufarbeitung des "Schöne und das Biest" Prinzip, aber dadurch nicht weniger interessant. Vor allem das Finale profitiert von diesem emotionalen Aspekt.
Nebenbei ergeben sich hier erstaunlicherweise auch einige interessante Interpretationsansätze. Von der Vergeglichkeit des Menschen, über die Verantwortung der Wissenschaft bis zu einer Parabel auf die oberflächliche Körperbezogenheit der Gesellschaft schafft Cronenberg es hier ohne lästige Pseudoradikalität oder plumper Fortschrittskritik einen Horrorfilm zu drehen der intellektuell und emotional auf hoher Ebene ist und auch innerhalb seines Genres ausgezeichnet funktioniert.
Find ich verdammt stark analysiert!
Mist ich frag mich gerade ob ich den Film jetzt synchronisiert oder im Original gesehen habe.
Schade allerdings, dass auf diesem Youtube-Channel so selten Klassiker und meistens nur die neusten Hollywoodfilme kritisiert werden, mehr Klassiker würden sicherlich nicht schaden...
Ok, jetzt mal ein Kommentar zu den Simpsons.
Ich liebe die Simpsons.
Ich liebe die Simpsons mehr als jede andere Serie die ich je gesehen habe.
Und ich deshalb bin gerne bereit über ein paar (ok, schon viele) eher mittelmäßige oder sogar schlechte Staffeln hinwegzusehen. Weil ich glaube, dass das Grundkonzept der Simpsons nie alt wird. Und weil die Simpsons mir im Verlauf von mindestens zehn absolut gelungenen Staffeln grandiose Unterhaltung geboten haben. Und Denkstoff. Und wieso sollte ich mich auch beschweren: Alles nützt sich irgendwann ab, ja sogar die Mona Lisa zerfällt.
Was die Simpsons Jahre lang so grandios geschafft habe ist, dass sie jedes Ereignis, jedes Thema von kultureller und politischer Relevanz immer mit kritischen Blick betrachtet und beleuchtet oder parodiert haben. Und auch wenn sie doch eine sehr liberale Stellung vertraten, was im krassen Gegensatz zur Einstellung ihres Senders (!), dem Fox-Channel stand, so wurde aus den Simpsons nie eine radikale Serie die auf Teufel komm raus dem Zuschauer ihre Ansicht aufdrücken wollte.
Der präzise Blick in die amerikanische Gesellschaft, der diese Serie dabei ausmacht oder besser: Ausmachte zeigt sich deutlich bis ins kleinste Detail, vom Familienbild das die Familie Simpson repräsentiert über die Großkapitalisten und Konzerne (Burns), der christlichen Strömung in der amerikanischen Gesellschaft (Lovejoy, Flanders), über das schlechte Bildungssystem (finanzielle Probleme in Springfields Schule) bis hin zur sozialen Ausgrenzung intellektueller (Lisa). Überall baut Groening, früher gekonnt und subtil, heute eher lieblos und schlampig seine Verweise auf Politik, Popkultur, Geschichte, das öffentliche Leben, Wirtschaft und noch viele andere Themenbereiche ein und schafft es so sowohl zu provozieren als auch auf einige gesellschaftliche Misstände aufzuzeigen.
Bei der gesamten Typisierung seiner Charaktere, die manch einer vielleicht als klischeehaft empfindet verliert er aber nie die liebe zu seinen Charakteren. Oberflächlich betrachtet mag Homer Simpson vielleicht ein versoffener, fauler Versager sein, wenn man die Figur aber kennt weiß man, dass Homer von klein auf unter einer schweren Kindheit und Jugend litt und mehr als einmal bereit war seine eigenen Interessen hinter die seiner Familie zu stellen und bereit war den ein oder anderen Traum für diese aufzugeben. Homer Simpson ist für mich nicht weniger als einer der größten fiktionalen Helden überhaupt da er letztendlich alle besiegt: Seine verhasste Arbeit, seine eigene Unfähigkeit und die Menschen die sich über seine Dummheit lustig machen. Da er die Welt, wie ein Kind immer mit dem Herzen sieht und da er verstanden hat, dass er weder Erfolg noch Ansehen noch religiöse Erleuchtung braucht, solange er jene Menschen um sich hat, die er liebt. Hier wird klar wie fremd Groening jedes Figurenzeichnen nach Klischees ist.
Dabei haben die Simpsons es aber auch immer geschafft enorm kurzweilig und unterhaltsam zu sein und satirische Pointen auch mit sinnlosen Humor, dämlichen Sprüchen und witzigen Running Gags zu mischen. Diese Fähigkeit zum "allrounderhumor" zeichnet die Simpsons noch einmal ganz besonders aus.
Am Ende bleibt nur noch zu sagen, dass die Simpsons natürlich stark abgenommen haben, mein Text bezog sich natürlich auf die ersten 10 bis 15 Staffeln. Danach ging es kontinuirlich bergab. Aber hey, wenn ich die gelungenen Folgen aus den letzten 10 Staffeln hernehme (ja vor allem die wurden immer seltener) habe ich trotzdem noch ein paar Stunden mehr erstklassiger Unterhaltung, was bedeutet am Ende habe ich doch extrem viele verdammt gute Folgen, und um diese zu sehen musste ich nicht einmal ins Kino, nein ich musste nur den Fernseher einschalten. Und keinen Cent bezahlen. Wieso sollte ich dann also enttäuscht sein und auch nur einen einzigen Punkt von meiner Wertung abziehen?
Nein die Simpsons sind und bleiben für mich das beste was das Fernsehen je hervorgebracht hat es bleibt also nur noch eins zu sagen: Danke an die Simpsons, danke für alles.
Endlich mal wieder Zombie!
Ganz ehrlich: Als der zottelige Hippie die Vinyl-Platte auflegt und beginnt zu The Velvet Undergrounds "Venus in Furs" einen Schamanentanz aufzuführen, da hatte mich der Film.
Aber jetzt mal ganz im ernst: Was macht auch Zombies letztes Machwerk für mich zu einem Meisterwerk das mindestens mit seinem Erstling "House of 1000 Corpses" mithalten kann, wenn auch nicht mit seinem Meisterwerk Halloween 2?
Also zuerst gibt es da viele Argumente dagegen: An einer Handlung ist Zombie eigentlich nicht interessiert, er wirft viele Fragen auf nur um sie am Ende unbeantwortet zurückzulassen, er greift Handlungsstränge auf und führt sie nur unbefriedigend weiter, kurz gesagt: Zombie interessiert sich wirklich nicht viel für sein Drehbuch.
Dazu kommt eine Bildgestaltung, die für den ein oder anderen etwas prätentiös wirken kann, das Stichwort hier ist "Hipstermäßig", denn nicht nur die Gestaltung sondern auch die Charaktere könnte man mit viel Zynismus als Hipster abtun. Dazu kommt, dass Zombie sich hier und da etwas zu stark an Genretypischen Elementen bedient, das ganze wirkt etwas wie "Rosemaries Baby" oder noch eher an dessen Wiederbelebung durch Ti West, "The House Of The Devil" oder an den ebenfalls von West stammenden "The Inkeepers".
Was die Nachteile des Films sind, sind allerdings auch seine Vorteile. Ähnlich wie schon Dario Argento (Bsp. Suspiria) weiß Zombie ganz genau: Man kann, vor allem als Horrorregisseur, das Drehbuch vernachlässigen, zumindest wenn man seinen Blick auf etwas anderes richtet. Und das wären dann die Qualitäten des Films. Denn Zombie ist seinen Konkurrenten im Horrorgenre formal gesehen weit voraus (bis auf Ti West, der auf ähnlichem Niveau ist). Bei Bildgestaltung, Montage, Kamera, Suspense und dem erzeugen von Atmosphäre durch geschicktem Einsatz von Sound und Musik ist Zombie ein Genie. Die Aufnahmen, so einzigartig wie detailliert strahlen eine unglaubliche Schönheit aus, wie man sie im Horrorgenre außerhalb der Zombie-Filme nur selten gesehen hat. Das erschreckende Element ist subtil und im Detail, viele dieser Elemente sind Kleinigkeiten, die vielleicht erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind. Zombie weiß um den Grusel, den auch nur die Aufnahme auf einen verlassenen Gang oder eine Hand voll skurriler Charaktere auf uns auslösen können, wenn sie richtig in Szene gesetzt werden. Die langen Aufnahmen (ganz starkes Bespiel: die ewigen aufnahmen der Zimmernummer fünf) sind Hypnotisch, die avantgardistischen Bildcollagen am Ende wünscht man sich für zukünftige Horrorfilme immer mehr.
Die Charakterkonstellation erinnert wirklich etwas an "The Innkeepers", in dem man auch eine etwas isolierte Frau und deren Arbeitskollegen, der mit aller Kraft versucht sich ihr zu nähern und ihr zu helfen im Zentrum hat. Sheri Moon Zombie, tatsächlich eine bessere Schauspielerin als es ihr meistens zugesprochen wird, spielt ihre Rolle anständig, genau wie der Rest des Casts.
Was ich an Zombie so liebe ist seine Einstellung zum Horrorfilm. Denn auch wenn Zombies Film durchaus an vielen Stellen enorm Spannend und Atmosphärisch war so scheint es ihm doch um etwas anderes zu gehen. Zombie geht es um seine Charaktere, meist gebrochene Außenseiter und deren Innenleben. Der Film ist die reise in eben dieses Innenleben. Eine irgendwie schöne, reinigende Reise. Wenn auch eine schwere Reise. Wenn am Ende noch einmal Velvet Underground läuft ("All Tomorrow's Parties"), und das überraschend positive Schlussbild über den Bildschirm flimmert, dann ist eines klar: Für Zombie ist Horror nicht eine Aneinanderreihung von Schockeffekten, sondern eine ernst zu nehmende Art von Kunstfilm. Dann ist da so viel Liebe zum Horror so viel Liebe zum Film an sich dahinter, dass man ganz schnell alle Schwächen verzeihen kann.
Zusammen mit Halloween 2 ist das wohl die Avantgarde, der Prototyp eines neuen Horrorfilms.
Selten sieht man etwas menschenverachtenderes, dümmeres, seichteres im Fernsehen. Für die Produzenten von "1000 Wege ins Gras zu beißen" einer billigen produzierten, schlecht gespielten Serie sind Menschenleben wohl gar nichts wert. Je brutaler, absurder und würdeloser ein Mensch stirbt, desto besser. Die Charaktere die sterben sind, interessanterweise dabei immer nach dem selben Schema gehalten, nach dem des sozial nicht akzeptierbaren. Da gibt es Drogendealer/süchtige, Pornosüchtige, Diebe, Alkoholiker, Perverse, Sadisten oder einfach arrogante Arschlöcher. Diese Einstellung, nach dem Motto: Wer nicht sozial angepasst ist verdient es sowieso, spricht wohl ein Publikum an das diese Auffassung ebenfalls vertritt und dann über die widerlichen Todesfälle dieser "Freaks" auch noch herzhaft lachen kann. Irgendwie ironisch, wenn der widerliche Sadist im Fernsehen auf widerliche Art ins Gras beißt und der widerliche Sadist vor dem Fersehgerät darüber lachen kann, mit der Ausrede: "Ach, so ein Arschloch. Hat sichs doch verdient". Die Interviewpartner sind teils blamabel dämlich (Klassiker: die Raverin), teil ganz annehmbar. Die Sprüche am Ende jeder Folge oft wirklich das behindertste (musste ich jetzt einfach so ausdrücken), selten etwas schwarzhumorig und witzig.
Letztendlich ist "1000 Wege ins Gras zu beißen" ein trauriger Kommentar auf die steigende Zuschauerverblödung, das sinkende Niveau im Fernsehen und die Welt im allgemeinen. Denn ich will ja kein Moralapostel sein, aber mit den Todesfällen von Menschen Geld zu verdienen ist unter jeder Sau. Auch wenn natürlich die Frage offen bleibt ob das alles war ist, oder nur erfunden, was dann ja noch eine größere Zuschauerverarsche wäre.
"Moralisch fragwürdig" ist noch großzügig.
Also das mal vorne Weg: Dieser Kommentar wird sicherlich nicht besonders gut ankommen, v.a. da Bergman unter Filmliebhabern und Kennern eine Art Heiligtum ist. Ich selbst habe Respekt vor dem, zugegebener Maßen, immensen kreativen Output dieses Mannes und vor der großen Arbeit, die auch hinter diesem Film steckt, doch ich werde diesen Film sicherlich nicht mit Samthandschuhen anfassen, nur weil der Name Bergman draufsteht. Ich will in diesem Kommentar nicht selbstverliebt oder respektlos erscheinen, womit manche Kritiker ja keine Probleme haben, nein ich will nur die eine oder andere Perspektive auf diesen Film (und auch auf Tendenzen innerhalb der Filmindustrie bzw. auch der Filmkritik, die sich Anhand dieses Films aufzeigen lassen) aufzeigen. Für andere Perspektiven bin ich grundsätzlich offen, Hauptsache sie gehen über das übliche "Hast den Film wohl nicht verstanden" hinaus.
Ok um es Mal direkt zu sagen: Was für eine Enttäuschung. Für mich vielleicht sogar eine der größten Enttäuschungen dieses Jahr. Größer noch als "Solaris", der bei mir immerhin noch mit einer 6,5 weggekommen ist. Eigentlich ein guter Vergleich, diese zwei Filme: Beide erheben den Anspruch großes, menschliches, ja sogar philosophisches Kino zu sein. Anspruchsvolles Kino, Kino für "Cineasten" oder für Leute die sich gerne als Cineasten bezeichnen. Beide sind krampfhaft verkopft und versuchen in jeder Minute ihren Anspruch von akademischen Arthousekino gerecht zu werden. Beide sagen wenig aus, bestehen quasi nur aus Schweigen und verkaufen sich als mehr als sie sind. Trotzdem, für mich ist Solaris der eindeutig bessere Film, denn auch wenn er für mich inhaltlich absolut nichhtssagend und belanglos ist, eine wunderschöne, elegante, wenn auch etwas gelangweilte Inszenierung, die wirklich einen besonderen Stil hat hebt Tarkovsky von Bergman ab. Denn auch wenn Bergmans Film seine Formalen Qualitäten hat, umhauen kann einen das zu keinem Zeitpunkt.
Schlimmer sind da sogar die Schauspieler, sichtlich uninspiriert und gelangweilt blicken sie in die Kamera, oft in Close-Ups (macht das ja alles sooooo viel intensiver), besitzen ein Mienenspiel von einer Schildkröte. Und ach ja: Immer schön RUMSCHREIEN, das hilft. Und flennen und dann wieder schreien, und ein bisschen rum...röcheln(?) kann ja auch nicht schaden. Total abwechslungsreich, das nichtssagen ist jetzt schon zurückhaltend und nuanciert, das Rumgebrülle ist einfach over-the-top und noch höhere Kunst. Na klar, ist Kunst, ist ja Bergman.
So richtig emotional ist das aber nicht, denn mit diesen Figuren Leiden, nee, das geht nicht. Nur weil man einer Figur das größtmögliche Leid zufügt, dreht man noch lange keinen emotionalen Film. Dafür braucht man schon etwas mehr und zwar gut geschriebene, empathiefähige Charaktere, sonst könnte man ja einfach Psychologe werden und nach ein paar Jahren Erfahrung ein Drehbuch über seine traumatisiertesten Patienten schreiben. Das hier ist nichts als ein psychologisches Tortureporn für die Gebildetenklasse (das lass ich mir patentieren). Einer Art Hostel mit psychischer, statt physischer Gewalt.
Und jetzt mal ne kurze Abschweifung: Anhand dieses Films lässt sich eine wirklich schlimme Tendenz in der Filmindustrie und -kritik feststellen. Es scheint nämlich, dass für viele Filmkritiker nur eins zählt: Wie viel die Figuren Leiden. Man ließt es auch hier auf Moviepilot. Bei Filmen wie "Festen","Happiness", "Melancholia" oder diesem hier. Hauptsache man kann in die "tiefen Abgründe des Menschen" blicken. Hauptsache kein oberflächlicher Hollywood-Einheitsbrei, da bin ich ja auch einverstanden aber man muss ja nicht seine Figuren so ausschlachen, dass man in jedes noch so intime Detail ihrer Psyche sehen muss und ihre allerschlimmsten Momente miterleben muss. Ist das nicht ekelhaft und voyeuristisch? Wollen wir das im echten Leben auch? Für mich ist das jedenfalls nicht notwendig, weder im Kino, noch im echten Leben. Auf jeden Fall DARF das nicht das Zentrum eines Films sein.
Oder diese Genitalerstümmelungsszene... Mal ganz ehrlich wen soll denn die bitte verstören. Der Film ist von 1972, Leute! Nur drei Jahre vor "Le 120 giornate di Sodoma" und ein Jahr NACH "A Clockwork Orange" und ich glaube man muss jetzt nicht darüber streiten, dass dies beiden Filme in einer anderen Liga spiele als "Cries and Whispers" wenn es um verstörende Szenen geht. Sowas konnte ja nur das Spießbürgertum erschrecken, das wars dann aber auch schon.
Die Botschaft des Films ist mir schon klar. Die Böse Oberschicht ist innerlich total kaputt hat sich sozusagen selbst aufgefressen, die einzig menschlich handelnde Person ist die (aus der Unterschicht stammende) Krankenpflegerin. Ach ne ist das innovativ, das hab ich ja sicherlich noch nicht schon 1000 Mal gesehen (Sarkasmus Pur). Doch für den verkopften Gutmenschen ist das ja das höhste. Da Präsentiert sich Bergman ja fast schon wie der intellektuellen Crowdpleaser schlechthin. Aber unter der Oberfläche ist dann halt nichts. Oder Wenig. Subtext? Hat sich mir nicht erschlossen. Was kann ich von diesem Film für mein Leben mitnehmen? Was will mir dieser Film vermitteln? Ich weiß es wirklich nicht.
Und Bergman? Naja der hat mich wirklich enttäuscht und ist ziemlich schnell aus meiner "Lieblingsregisseure-Liste" gefallen. Irgendwie erinnert er mich an Godart: Von Godart wird gesagt er hätte zwei Seiten: Den Hornbrillen-Godart der Filme für seine Groupies und Hipsterfreunde dreht und den der das nicht braucht und anständige Filme dreht. Bei Bergman gab es dann wohl den "Persona" und "Seventh Seal" Bergman und den der Filme wie diesen dreht, für angebliche Filmconnoisseure, die dann selbstverliebt mit dem Weinglas in der Hand den Film in all seine Bestandteile analysieren bis nichts mehr übrig ist (hasse es eigentlich wenn so von einem Film auf seine Zuschauer bzw. "Fans" geschlossen wird aber hier passt es einfach). Der Bergman der über Welles und Antonioni spottet, Welles sogar als "fucking bore" bezeichnet (hat offenbar noch nie seine eigenen Filme gesehen, denn wenn man "Touch of Evil" mit diesem Film hier vergleicht ist "fucking bore" ja noch gnädig). Den hier mag ich nicht.
Also was bleibt noch zu sagen? Naja, vielleicht dass ich denke, dass dieser Film seinen Ruf nur aufgrund des Lobs gewisser Kritiker und Analytiker hat (z.B. Roger Ebert) und viele deren Urteile einfach 1:1 übernommen haben ohne sie zu hinterfragen. Und vielleicht aufgrund der schon erwähnte Einstellung zum Leid im Kino. Ich weiß es nicht. Für mich reicht das bisschen Rummgeschreie und Geflenne, das locker in einem 20-seitigem Drehbuch Platz hat einfach nicht um mich emotional oder auf sonst irgendeine Weise zu berühren.
So und jetzt an alle, die es bis hier ausgehalten haben das zu lesen ein fettes danke. Wer diskutieren will, gerne, wem dieser Text nicht passt, auch ok. Hoffe mal ich konnte zumindest meinen Standpunkt gut erläutern und eine neue Sichtweise auf das ganze liefern. Und ich entschuldige mich mal für die sicher sehr zahlreichen Fehler im Text :)
Der Kinohipster des Jahrtausends (im negativem Sinne). Stets den Zeigefinger gespitzt und den Holzhammer gezückt, prügelt Aronovsky seinem Publikum seine Moralvorstellungen nun schon seit über zehn Jahren ein.
Und ich frage mich: Soll ich mir diese Kackfilme wirklich noch aller reinziehen?
"Das Kabinett des Dr.Caligari" - Der vermutlich wichtigste und einflussreichste Film, der je gedreht wurde.
Der die Grenzen des Mediums Film neu definierte und auslotete. Der das Unterhaltungsmedium Film zur Kunstform machte. Der aus allen Traditionen trat. Der Generationen von Experimentalfilmern inspirierte. Der Szenenbild, Schauspiel und Drehbuch neu erfand.
1920, das muss man sich mal vorstellen... Wer machte damals denn schon Filme? Ok es gab Griffith und DeMille, Chaplin und Melies. Doch sogar die ersten großen Werke von Eisenstein, Lang oder Mornau entstanden erst nach diesem Koloss und ich wage zu behaupten, dass dieser ihnen um Jahre voraus war und sie teilweise erst bedingte.
Die Anfänge des Films waren pures herumgespiele mit der damaligen Technik, faszinierend vielleicht, aber bei weitem noch keine große Kunst. "Caligari" steht schon inhaltlich im Gegensatz zum damaligen Kino. Statt simple Alltags-, Historien- oder Bibelgeschichten nachzuerzählen, ist der Stoff von "Caligari" schon bedeutend komplexer und durch durchbricht manchmal sogar (wie es Amos Vogel so treffend beschreibt) die Illusion des Films an sich. Das Ende mit seinem Twist wird die Vorlage für viele Filme im Thrillergenre, das Weltbild des Films (düster, voller Misstrauen und Gefahren an jeder Ecke) wird zur Blaupause für den Film-Noir. Das Einbinden philosophischer (Der Klassische "Diskurs über Wahrheit und Illusion") sowie psychologischer Elemente ist seiner Zeit ebenfalls Jahre voraus.
Viel beeindruckender ist aber deren Darstellung durch das Szenenbild. Die Vorstellung das Kino in erster Linie eine visuelle Kunst ist und dass die Bilder nicht unbedingt eine 1:1 Wiedergabe der Realität sein müssen sondern auch die Stilmittel von Expressionismus oder Surrealismus verwenden können, muss damals wohl ein riesiger Schritt gewesen sein. Was hier überhaupt nur durch Bilder erreicht wird ist spektakulär. Während früher die Bilder nur den Zweck hatten die Geschichte zu untermauern wird hier 1. Zum ersten Mal das Bild ganz bewusst zum Aufbauen einer bedrohlichen und fremdartigen Atmosphäre verwendet
und 2. Die Bilder als eine Art Spiegel der innerlichen Zerrissenheit seiner Welt, seiner Charaktere und v.a. seines Hauptcharakters verwendet.
Es sind Bilder und Sets, die von expressionistischen Künstlern entworfen wurden und von ihrem bizarrem Charme bis heute nur wenig verloren haben und es ist wohl in vielerlei Hinsicht die mysteriöse Faszination die Wiene sicherlich erzielen wollte und den Film für seine Zeit unglaublich herausragen lassen.
Caligari ist für das Kino das Ende der Unschuld und der flachen Unterhaltung. Ein düsterer, pessimistischerer Ton hält ins Kino Einzug, kein Wunder der Krieg ist vorbei, die Menschen sind skeptisch und mistraurisch. Caligari fängt diese beinahe paranoide Stimmung im Nachkriegseuropa ein und gibt damit wohl auch wunderbar einen Zeitgeist wieder.
Das Schauspiel in Caligari ist ähnlich steif wie Kostümierung und Make-Up. Doch Schauspielen muss nicht unbedingt lebensnah sein, auch das haben Wiene und seine Crew damals mit großer Weitsicht erkannt. Schauspiel ist Teil des Gesamtwerkes und muss sich dem anpassen, es muss die Atmosphäre tragen und darf dem Zuschauer auch gerne vor den Kopf schlagen (inspiriert später u.a. alles von Andrzej Zulawski -> siehe Isabella Adjani in "Possession"). Und so wirken auch alle Schauspieler in ihrer steifen Art und mit ihrem übertriebenen Make-Up wie ein Haufen gestörter, den sie ja auch darstellen sollen. Der Soundtrack (von dem ich nicht weiß ob er im Original enthalten war) imitiert genauso wie die Schauspieler das Dekor, hat keinen wirklichen Zusammenhang, keine Struktur, ist ein furioser, teils dissonater, gefühlvoller Free-Jazz der von einem Moment auf den anderen eine komplett neue Stimmung einen Komplett neuen Gefühlszustand, eine neue Stimmung auffangen kann. Caligari ist der Trip durch das Gehirn eines Verrückten.
Doch nicht alles ist schön und gut an Caligari und v.a. für moderne Sehgewohnheiten ist das ein sehr schwieriger Film. Es geht nicht um die Charaktere, es geht nicht um die Gefühle. Es ist ein kalter Film, der den Filmanalytiker und -Historiker absolut befriedigt aber für den Filmschauer und -Genießer nicht viel übrig hat. Und so zieht dieser Film an einem vorbei, mit seinen 1000 Einflüssen, seiner enormen Wichtigkeit seiner künstlerischen Klasse und lässt einen leider relativ kalt. Schade. Und Schade auch, dass sogar der fortschrittlichste Film irgendwann Staub ansetzt, denn das hat Caligari auch etwas (sind ja aber auch schon 90 Jahre). So bleibt Caligari dann irgendwie ein Meisterwerk, das seiner Zeit einfach enorm weit voraus war, heute aber nicht mehr ganz zu überzeugen weiß. Trotzdem ein Film den man gesehen haben sollte.
The Big Lebowski und die verdammte Kultfilmkeule.
Mal ehrlich, wen hat denn das nicht schon geärgert? Da gibt es einen großartigen Film wie diesen hier und das einzige was dem Großteil der Menschheit dazu einfällt ist:"Der Film ist einfach Kult". Ach wie wenig das eigentlich mit der Qualität dieses Films zu tun hat ist ja fast traurig.
Im Gegenteil das "Auf-Kult-trimmen" dieses Films ist für einige Kritiker sogar ein Argument gegen den Film. Und ja, so betrachtet könnte man das sogar als Kritikpunkt gelten lassen, doch für mich greifen hier sowohl Fanboys und Hater nicht weit genug.
Denn in "The Big Lebowski" geht es um etwas ganz anderes. Der Schlüssel zu dem Film sind sicherlich seine Figuren: Nehmen wir nur einmal Jeff Lebowski oder kurz den "Dude", ein in den späten 60ern hängen gebliebener Hippe ohne Arbeit, der seinen Alltag damit verbringt zu Bowlen, sich in der Badewanne zu bekiffen oder... naja nichts zu tun. In den Augen der Gesellschaft ein Nichtsnutz für viele auch nur ein Penner. Doch im Vergleich zu seiner Profitgeilen Umgebung (irgendwie schön Metaphorisch dafür: der "andere Jeffrey Lebowki") verhält sich der Dude stets fair und korrekt, will nicht bescheißen und findet letztlich das wahre Glück in den kleinen Sachen im Leben. Das Bowlingspiel unter Freunden bereitet ihm vermutlich mehr Freude als noch so viel Geld. Auch das macht diesen Film aus: Die Freude an den kleinen Dingen, die so viele Menschen verlernt haben.
Das oberflächliche Betrachten von Menschen und die Tendenz sie allzu schnell zu beurteilen sind Hauptthemen im Big Lebowski. Abgesehen vom Dude, der in der heutigen Gesellschaft einfach nur als Penner und Vollidiot abgestempelt werden würde zeigt sich das z.B in seine besten Kumpel Walter, für viele ein Vollidiot mit Agressionsproblemen der aber, wie sich später herausstellt eigentlich ein ziemlich schweres Leben und viele Probleme hat.
Es sind die Randfiguren der Gesellschaft auf die die Cohens ihren Blick richten und das ist auch gut so.
Abgesehen davon gibt es im Big Lebowski viel zu sehen, nichts davon wirklich von zentraler Bedeutung, aber alles davon sehr schön: Skurrile Nebencharaktere, einen gewaltigen Soundtrack, einen starken Cast und eine nette Geschichte mit vielen Anspielungen auf den Film-Noir.
Aber der Grund/die Gründe aus dem ich mir diesen Film immer und immer wieder ansehe sind der Dude, Walter und Donnie. Drei Figuren, die verschrobener nicht sein könnten aber sicherlich auch nicht viel Menschlicher. Weil ich einen einblick in einen Lebensstil bekomme, weit abseits von Arbeitsstress und Hass und dem ganzen hecktischen Treiben der Welt. Weil ich dann in einer Welt bin, in denen man sich anderer Menschen annimmt, egal wie spleenig und komisch sie wirken, in der man sie als Menschen ernst nimmt und ihnen hilft. Und weil das Leider sowohl im gesellschaftlichen Leben als auch im Kino viel zu selten geworden ist, weil man lieber Menschen vorschnell beurteilt anstatt sich die Zeit zu nehmen sie kennen zu lernen. Weil die Welt und das Kino immer Oberflächlicher werden.
Deshalb liebe ich diesen Film: Weil er die letzte große Ode an die Toleranz ist, die das Kino hervorgebracht hat.
I don't get it...
Schrott.
The Tree of Life von Terrence Malick...
Was wurde über diesen Film diskutiert, was wurde ihm nicht alles nachgeworfen...
Zu religiös, zu aufdringlich, nichtssagend, langweilig und pseudophilosophisch sei er angeblich. Aber vielleicht ist das ja einfach kein Film für die große Masse. Vielleicht muss man Malick ein bisschen verstehen, muss sich mit seinem Werk etwas näher beschäftigen. Denn Malick dreht im Grunde seit Jahren an einem gleichen Film, einem großen Thema. Seine Filme sind Gemälde, vielleicht zwar unterschiedlich in Intensität und Wirkung aber immer doch Bilder des selben Szenarios. Es ist das Bild des Menschen der vor dem Abgrund steht. Malicks Charaktere sie sind immer in schweren Situationen an denen sie zu scheitern drohen, Situationen in denen jeder Verzweifeln würde. Daraus entwickeln sich dann in seinen Filmen die philosophischen Auseinandersetzungen über den Glauben. Mit einer "Bibelstunde" hat das recht wenig bzw. gar nichts zu tun. Malicks Charaktere stehen kurz vor dem Abgrund und schreien in die Dunkelheit, würden gerne eine Antwort hören, aber bekommen sie nicht. Ihre Verlangen nach Vergebung und Vollkommenheit, es wird nie erfüllt werden.
Für einen "nichtssagenden" Film sagt "Tree of Life" erstaunlich viel aus hat man hier neben dem philosophischen Teil auch ein (Auto?)Biographischen Ansatz, der das Leben und die Entwicklung einer Familie erzählt und subtil Kritik an patriarchischer und autoritärer Erziehung übt. Es ist ein emotionaler und schmerzvoller Film. Der Schmerz des Menschen, seine Tragik, sein Leben, es ist genauso wichtig und groß wie das Ende einer Galaxie (so meine Interpretation). Und es ist ein Film der grausam sein kann, man denke an die Szene in der Jack seinen Bruder in den Finger schießt.
An Erzählung, Kammeraarbeit (wie immer genial: Emmanuel Lubetski), Soundtrack (auch wie immer genial: Alexandre Despalt), dem brillianten Voice-Over, den Schauspielern, dem Schnitt, der Bildgestaltung... Es gibt hier einfach nichts zu meckern (außer vielleicht die etwas dämliche Dinosaurier-Szene, die hätte es nicht gebraucht). Tree of Life bricht mit allen Erwartungen und ist wohl das innovativste und schönste was das Kino in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
Auch wenn es Stone nicht gelingt alle Facetten des enorm vielseitigen Charakter Morrisons (<3) gut zu beleuchten, wenn dieser Film die großen Konzerte, die Ausschweifungen, die Kämpfe oder auch nur die Fahrt in die Wüste inszeniert, dann merkt man eins: Stones liebt die Doors. Und er kann auch das was ihn so an ihnen fasziniert hat so aufs Celluloid bringen, dass es für andere verständlich ist und es einfach nur mitreißt. Mal ehrlich: Die Konzert-Szene in Miami ist doch der Wahnsinn. Und über die Musik und Kilmer muss glaube ich sowieso nichts mehr gesagt werden...