Helmholtz - Kommentare
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Alle Kommentare von Helmholtz
Man muss die zweite Staffel von True Detective nicht einmal sonderlich aufmerksam betrachten, damit einem besondere Referenzen auffallen:
Düstere Nachtaufnahmen und verloren wirkenden Figuren erinnern an Michael Mann, mehrere Sets erinnern an David Lynchs "Twin Peaks", der Fatalismus der sich durch das Schicksal der Charaktere zieht lässt an "Chinatown" denken, Paul Thomas Andersons verdrehte Familienbilder findet man genauso vor wie Sam Peckinpahs Ideale von Loyalität und Aufopferung für ein höheres Ziel -sei es nun ein reales oder nur ein konstruiertes- die die einzigen moralischen Wegweiser in einer amoralischen Welt sind. In einer versifften Bar spielt Lera Lynn immer wieder ihre trostlosen, sinisteren Lieder und erinnert fast zwangsläufig an Sonwriterinnen wie Nico oder Lisa Germano, während der Hauptcharakter einem Dostojewski ins Gewissen ruft.
Aber man sollte sich davon nicht ablenken lassen: True Detective geht auch in der zweiten Staffel unbeirrbar seinen eigenen Weg, findet eine starke eigene Handschrift und eigene Themen, die die Serie immer weiter und weiter erforscht, bisweilen ohne jede Rücksicht auf die Schmerzesgrenzen des Zuschauer.
Immer wieder tauchen in dieser Staffel die selben Bilder auf. Bilder von Highways, Luftaufnahmen von fahrenden Autos, von qualmenden Industriegebieten. Von einer beinahe anatomischen Schönheit sind diese Aufnahmen, aber auch von einer beinahe vulgären Kälte. Wie ein Organismus, durch dessen Adern kaltes, dickflüssiges Blut pumpt, wirkt die fiktive Stadt Vinci, in der wir unsere vier Hauptcharaktere treffen. Alle vier eint in dieser kalten Welt jedoch eines: Sie haben sich alle ihren eigenen (geistigen) Käfig aufgebaut, in dem sie nun ein sinnloses, tristes Dasein fristen.
Da wären:
-Ray Velcoro, sein Käfig ist der Käfig der Schuld. Als er noch ein junger und unerfahrener Polizist war wurde seine Frau vergewaltigt, getrieben von Rachsucht und Zorn tötete er den angeblichen Vergewaltiger, um Jahre später zu erfahren, dass er den falschen getötet hat. Als wäre der Mord und die Vergewaltigung der Frau nicht schon etwas, das stark an ihm nagt, wird seine Tat auch noch moralisch für ihn nicht mehr rechtfertigbar (was sie natürlich in erster Linie schon nicht war). Apathisch und Selbstzerstörerisch zeiht er durchs Leben und wirkt dabei nicht selten wie ein moderner Raskolnikow. Einzig die Liebe zu seinem Sohn scheint seinen Selbstmord noch im Wege zu stehen, dabei weiß er selbst nicht mit Sicherheit ob er wirklich der Vater des Jungen ist oder ob es der Vergewaltiger von damals ist.
-Paul Woodrugh, gefangen im Käfig der Männlichkeit. Der eigentlich homosexuelle Woodrugh scheint am meisten mit seiner Männlichkeit zu hadern. Es ist unklar, warum genau er fürchtet seine Homosexualität würde seine Männlichkeit bedrohen, doch wie bei allen Figuren scheint ihn das Verdrängte am Ende gnadenlos einzuholen: Er ist es der am Rande eines Highways mehr durch Zufall den kastrierten Leichnam eines Senators findet, im weiteren Verlauf der Staffel wird ihm das Motorrad - Zeichen seiner obsessiven Männlichkeit- gestohlen. Als er seine Freundin verlässt klingen seine Versuche, die Schuld auf sie zu schieben mehr wie ein Selbstbetrug, denn wie ein Vorwurf, und als ein alter Freund aus Armyzeiten versucht sich ihm anzunähern schlägt er ihn zu Boden - der erste Griff danach, ist der zur Dienstwaffe. Als er den Ort verlässt, scheint er Tränen in den Augen zu haben.
-Frank Semyon, oder der Käfig der Anerkennung. Man könnte meinen Frank stecke im Grunde im Käfig des Kapitalismus fest. In seinen Clubs wirkt er verloren, und für einen Gangster scheint er nicht tough und skrupellos genug zu sein und dennoch, sein verlangen nach Geld scheint ihn immer mehr von der Welt zu isolieren, sogar gegenüber seiner Ehefrau scheint er sich zunehmend zu distanzieren, ihre Unterhaltungen mit ihr wirken bald wie Verhandlungen, seine Ehe wie ein Finanzdeal. Dennoch wird ihm am Ende sein Stolz zum Verhängnis. Sein streben nach mehr Macht, mehr Geld ist Ausdruck eines Gefühls von Minderwertigkeit, von einem Wunsch nach Anerkennung. Er scheint interessanterweise unter den vieren auch die Figur mit den stärksten Idealen zu sein.
-Ani Bezzerides, der Käfig des Selbsthasses: Ihr Charakter ist vielleicht der komplexeste, denn zwischen Alkoholismus, Pornos, Glücksspiel und ihrem harten Äußeren steckt ein haltloser, verzweifelter Mensch, ohne Familie, gebeutelt von brutalen Traumata. Sie ist aber auch die stärkste Figur unter allen, die einzige die es schafft ihre Traumata einigermaßen zu überwinden, überhaupt: sich ihnen entgegenzustellen.
All diese Figuren teilen einige Wunden, manche in stärkerer, andere in weniger starker Ausprägung. Einer der wenigen Lichtblicke der Serie ist auch genau das: Unter den Verlierern und Alkoholikern, den Koksern, den Gebrochenen und den Einsamen gibt es doch noch so etwas wie eine Solidarisierung, vielleicht sogar so etwas wie Liebe und Freundschaft. In großartigen, filmisch unfassbaren Momenten zeigt sich dieser Solidarisierungsprozess, meist über Gesten, noch häufiger über intensive Blicke.
Der wahre emotionale Kern und die wohl stärkste Figur der Serie ist aber keine der oben genannten sondern Rays Sohn Chad. Seinetwegen werden eine eigentlich schon im Müll gelandete Polizeimarke, ein paar alte Fotos und ein Benachrichtigung auf eine Handy zu einigen der emotional zerstörendsten Momenten eines ganzen Filmjahres. Im Grunde unfassbar.
Den Berlinale-Diss hätte er sich sparen können. Wenn Panahis Film nur in der Liste landet, weil er aus politischen Gründen dort gewonnen hat, dann landet der Film ja auch irgendwie aus politischen Gründen auf dieser Liste. Let's fight politics with politics - die Rechnung geht für mich nicht auf. Schade, dass Schmitt nicht bereit ist, die Bedingungen zu berücksichtigen, unter denen der Film gedreht wurde und ich vermute er verwechselt eine minimalistische Inszenierung mit einem "Mangel an Ästhetik". Wie hätte Pahani sein Berufsverbot denn bitte anders umgehen sollen?
Ansonsten war die Filmanalyse 2015 - abgesehen von einem eher schlichten Terrence-Malick-Verriss und wenig glaubhaften Sticheleien in Richtung Pixar schon immer recht sehenswert, ja.
Matt Zoller Seitz Kritik zu "The Hateful Eight" (sehr lesenswert): http://www.rogerebert.com/reviews/the-hateful-eight-2015
Ich glaube ein paar dieser Filme sind in der falschen Liste gelandet :P
"Unknown User" ist einfach zu Avantgarde für den durchschnittlichen Kinogänger.
Der König und Alpha-Kevin (@Val Vega) unter den Videoessayisten Kevin B. Lee hat vor einigen Tagen seine Top 15 der besten Filme 2015 herausgebracht. Nummer eins: Horse Money von Pedro Costa. Erstaunlich Konsensfähig mit Namen wie "Hard to Be a God", "The Assassin" oder "The Look of Silence" auf den vorderen Plätzen (https://vimeo.com/149435766).
Parallel dazu veröffentlichte Fandor einen Poll der besten Videoessays 2015, mit dabei natürlich auch everybodys darling Thony Zhou (https://www.fandor.com/keyframe/poll-the-best-video-essays-of-2015).
Meine liebsten Videoessays 2015:
https://vimeo.com/122702786
https://vimeo.com/138829554
https://vimeo.com/147956910
auch schön:
https://www.youtube.com/watch?v=DhQHlCaSR_w
https://www.youtube.com/watch?v=aXgFcNUWqX0
Viel Spaß :)
Oft fühle ich mich als jugendlicher im Kino etwas unwohl. Nämlich wenn mal wieder ein Film im Kino läuft, der den Anspruch erhebt einen Zeitgeist einzufangen. Oft sind diese Filme von einem schrecklichen Zynismus geprägt und zeigen Jugendliche beim hemmungslosen Exzess, ohne dem irgendetwas gutes abgewinnen zu können. Es wird selten auf die Wünsche und Träume dieser Jugendlichen eingegangen, oder auf deren Lebenssituation - und wenn, dann wird dumm psychologisiert. Wo in Filmen heute Drogen und Alkohol, Diskos , Clubs, Festivals und im allgemeinen Jugendliche gezeigt werden schaue ich lieber weg. In der Filmkultur vergangener Jahrzehnte gab es noch Platz für Sex, Drogen, Liebe und radikale (Rock)Musik, Platz für Emanzipation und Ausbruchssehnsüchte, vielleicht sogar dafür, diesen Sehnsüchten einiger Jugendlicher gar revolutionäres Potential einzuräumen. Heute siegt wieder das Cinema du Papa, egal ob der Film "Pain & Gain" oder "Project X" heißt. Insofern ist Sebastian Schipperts "Victoria" der erste Film seit langen, bei dem ich als Jugendlicher im Kino wieder frei Atmen durfte. Die jungen Erwachsenen in diesem Film sind nämlich weder Hoes and Pimps noch sind sie Mammas und Pappas Lieblinge, sie sind junge Menschen mit Visionen und Träumen, mit Fehlern und Mängeln. Sie müssen sich für ihren Drogenkonsum oder ihre Exzesse nicht entschuldigen. Schippert erkennt sogar dort Momente der Größe, der wahren Gefühle. Die Szene im Aufzug und die Kussszene mit Laia Costa und Frederick Lau, als sie aus dem Club getragen wird sind die zwei magischsten Szenen des Jahres. Vielleicht wird man diesen Film in ein paar Jahrzehnten als den "Zabriskie Point" seiner Generation sehen.
Also known as: "Kung Fury Part 2"
Das soll jetzt nicht irgendwie wertend gemeint sein aber die Analyse ließe sich -vor allem der Mittelteil- beinahe eins zu eins auf Margarethe von Trottas Hannah-Arendt-Biopic übertragen (Stichwort-> Gnade der späten Geburt). Fiel mir eben so auf weil ich den Film erst kürzlich gesehen habe und mich erinnere, dass Schmitt ihn damals in seine Liste der besten Filme des Jahres aufgenommen hatte.
Was Spielberg betrifft frage ich mich auch manchmal warum er sich so oft historische und politische Stoffe aussucht und sich wohl auch regelmäßig daran überhebt, gerade im Anbetracht seiner eigentlichen Stärken, die glaube ich wo anders liegen. Natürlich, das sind wohl seine künstlerischen Ambitionen und die darf er auch gerne verfolgen. Die Frage, ob nicht vielleicht andere Regisseure besser für diese Stoffe geeignet wären finde ich allerdings total legitim.
In Cannes wurde dieser Film ausgelacht. Geht für mich klar.
Kino aus der Tiefkühltruhe, so originell wie eine Cartoonfigur, die auf einer Bananenschale ausrutscht. Ryan Gosling ist eben doch der ganz geile Shit. Aber deswegen noch lange kein guter Filmemacher. Unerträglich selbstverliebter, nichtssagender und richtig nerviger Film. Zum Abgewöhnen.
#nofilter
Kämpfen. Kämpfen aus Liebe. Kämpfen um zu überleben. Kämpfen aus Rache. Kämpfen weil man es so gelernt hat. Hanna ist der schönste Actionfilm, den das amerikanische Kino innerhalb der letzten fünf Jahre hervorgebracht hat. Mindestens. Joe Wrights meisterhafte Regie lässt den hektischen, treibenden, pulsierenden Soundtrack der Chemacal Brothers mit dem rhythmischen Schnitt Paul Tothills in furiosen Actionsequenzen zu einem elegischen Tanz verschmelzen, wie man es im Mainstreamkino schon viel zu lange nicht mehr gesehen hat. In übersichtlichen Bildern, präzisen Choreografien und mit wuchtiger Kraft lässt er Fäuste auf Körper Prallen und dreht einen Film der mehr Musical ist als Kampffilm. So sind die Kämpfe dann auch öfters ein Spiegel des Innenlebens seiner Charaktere als nur plumper Schauwert, was schließlich im Kampf zwischen Eric Bana und Saoirse Ronan (als Vater und Tochter, beide umwerfend) seinen tragischen Höhepunkt findet. In dieser Szene offenbart sich Hanna dann auch als entschiedener Anti-Actionfilm eines wahren Romantikers: Der Faszination des "Supersoldaten", des perfekten Killers, der eiskalten menschlichen Tötungsmaschine, der so viele Actionfime auf dem Leim gehen, erliegt Hanna erfrischender Weise nicht -und noch mehr: Der genetisch Eingriff der Hanna zur empathielosen Killerin werden lassen sollte, er zeigt nicht nur lediglich spärlich Wirkung, nein er wird sogar als Handycap verstanden, als Brandmarkung. "I'm a freak", meint eine in Tränen aufgelöste Hanna, nachdem sie erfährt, wozu sie "gezüchtet" wurde. Joe Wright schafft hier für das Actionkino das, was "So finster die Nacht" für den Vampirfilm war und "Casino Royal" für die Bond-Reihe. Die Abkehr von der Faszination (der Fassade) zugunsten der Empathie (für das was darunter steckt). Ein Meisterwerk.
"Scream", "Sleepy Hollow", "The Lost Boys", sowie jede einzelne Folge der Simpsons-Halloween-Specials "The Treehouse of Horror" ♥
Fünf Jahre nach seinem erscheinen lässt Christopher Nolans "Inception" mich eigentlich nur in Bezug auf einen Umstand grübelnd zurück: Wie konnte so ein Film seiner Zeit das Publikum so sehr spalten und auf der einen Seite unverhältnismäßige Fanboy-Allüren und auf der anderen Seite mindestens genauso unverhältnismäßige Verrisse provozieren? Obwohl, ehrlich gesagt liegt die Antwort schon auf der Hand. Denn Nolans Hang sich in Bedeutungsschwangere Posen zu werfen war wohl in keinem einzigen seiner bis heute neun Spielfilme so deutlich zu erkennen und in gewisser Weise so penetrant wie auch seltsam reizvoll wie hier. Und das mag etwas heißen, bei einem Mann in dessen Filmografie Filme wie "Prestige" oder "Memento" zu finden sind.
Tatsächlich tun sich aber auch mir, als einstigem Fanboy (shame on me) nach langer Auszeit von Nolans Kino seine Schwächen in all ihrer Hässlichkeit auf. Natürlich ist Inception ein hochgradig ambitionierter Film der gerne die ganz großen Fragen um Realität und Fiktion, um Eskapismus und die Abgründe die sich durch diesen auftun (können) angemessen behandeln würde und den Zuschauer am liebsten wohl auch noch emotional in seine Reflexionen rund um diese Themenkreise miteinbeziehen möchte. Und doch findet man im Endprodukt so wenig davon. Sehr aufdringlich will der Film auf seine philosophischen Qualitäten hinweisen, kommt aber nicht darüber hinaus sich kontinuierlich von seinen Hauptfiguren erklären zu lassen, auf ausgelutschte Klischees zurückzugreifen und seine Philosophie sowieso nur durch seine Dialoge/Monologe zu vermitteln. Film ist aber eine visuelle Kunstform. Schade, dass er für seine Thematik eben nur selten angemessen Bilder findet und sogar gelegentlich ins Fremdscham hervorrufend plumpe bzw. unsubtile abdriftet (Aufzug ins Unterbewusstsein). Im Cast funktioniert bis auf Cillian Murphy auch wiedereinmal erstaunlich wenig: Hardy ist kaum witzig, Gordon-Levitt eher uncool, Caine wird wie immer zur Stammrolle degradiert. DiCaprios Talent bleibt weitgehend ungenutzt. Und Hans Zimmer klingt circa so originell wie eine Boyband in den 90ern.
Aber man soll ja nicht nur meckern, denn gerade als kurzweiliger No-Brainer kann Inception ordentlich was. Spannend und mit einer mitreißenden Coolness ist beispielsweise die Sequenz zusammenmontiert in der der Clou geplant wird, in der Endszene erreicht Nolans Pathos einen seltenen Höhepunkt, wenn Hans Zimmers "Time" erklingt und alle aus ihren Träumen erwachen. Nicht zu vergessen die hübsche Szene am Flughafen. Auch sehe ich kaum jemandem im Blockbusterbereich bei lieber zu als Nolan wenn es um Action geht: Großartige Parallelmontagen und sinnvoll eingesetzte Slow-Motion Momente sorgen für "ruhige", "unaufgeregte" und zweifellos elegante (was nicht unrythmisch, undynamisch oder gar langweilig heißen soll) Action, in der die Bilder ihre volle Schönheit entfalten. Und das ist im derzeitigen (amerikanischen Mainstream-)Actionkino schon so etwas wie ein Alleinstehungsmerkmal. Es gibt außerdem eine Szene die ich noch zusätzlich hervorheben möchte. In der Szene in der nämlich Yussuf Eams und Cobb in den Keller seines Labors führt und man dort sieht, wie Menschen wie süchtige zum Träumen hier herkommen lässt einen der Film für einen Moment die dunklen Seiten dieser Traumwelt, in der scheinbar alles möglich ist, sehen. Und dann tun sich auch kurz die großen Abgründe auf und der Nolanpathos erstrahlt heller als es sonst möglich scheint. Dieser ganz eigene Pathos, der die besten Arbeiten des Regisseurs erst zu dem macht was sie sind- ob sie nun von dunklen Rittern oder interstellaren Reisen erzählen. Seifenblasen sind sie wohl alle irgendwie: schön, hohl und von kurzer Lebensdauer. Aber was macht das wenn sie so schön sind solange man nicht allzu sehr über sie nachdenkt?
Ein Leckerbissen für Fans der ideologischen Filmkritik: Dieser Film ist einfach verwerflich. Man könnte es jetzt als naiv bezeichnen wie der Film das ihm zu Grunde liegende Thema simplifiziert und damit natürlich auch trivialisiert. Man könnte behaupten, dass dieser Film zweifellos als allerbilligster Trash durchgeht, der sich die psychedelischer Ästhetik ebenjener Drogen angeeignet hat, die er doch so leidenschaftlich Verurteilt, dass der Film zumindest auf der Ebene der unfreiwilligen Komik etwas an Potential hergibt und aus heutiger Perspektive ebenso überholt und damit ungefährlich ist wie ähnliche Anti-Drogen-Propaganda aus früheren Zeiten (siehe "Reefer Madness"). Doch die Frechheit und Menschenfeindlichkeit dieses Films ist doch ungleich größer als die von irgendwelchem, sicherlich reaktionär angehauchtem Drogentrash aus den früheren Jahren des Kinos. Eine reine Ansammlung hochnotpeinlicher Klischees, schrecklicher Sprüche, einfältiger Weisheiten, nicht nachvollziehbaren Charakterentwicklungen, Familienkitsch und Rührseligkeiten und so viel so fragwürdiges. Da wird nicht einmal mehr unterschieden zwischen Konsument und Süchtigem, zwischen Crack und Marihuana. Und dann das Märchen vom bösen Gras als Einstiegsdroge. Und von Freunden, die einem zu Crackrauchen zwingen. Bitch please. Natürlich ist das alles weltfremder Bullshit, doch der Film glaubt fest daran. Und er will, dass der (möglichst junge) Zuschauer auch daran glaubt. Manipulation statt Aufklärung, das war die Drogenpolitik der USA in den 80er und 90ern, was letztendlich mehr Schaden anrichtete als die bösen Drogen es je vermocht hätten.
Dieser Film steht für diese Drogenpolitik, er steht für das erzkonservative, das Patriarchalische und für nichts anderes. Für seine jugendlichen Charaktere hält der Film nicht Verständnis sondern Bevormundung, Anpassungszwang und passiven Hass bereit. Und irgendetwas substantielles hat der Film darüber hinaus sowieso nicht zu erzählen. Am Ende kann ja auch ein bisschen familiärer Zusammenhang den Geist der bösen Drogen aus der amerikanischen Vorstadt verbannen.
Ein Film der mit manipulativen Mitteln den Hass auf etwas predigt von dem er ganz offensichtlich keine Ahnung hat, der seine Weltfremden Ansichten gerne als Fakten verstanden hätte um letztendlich doch nur wieder den Status Quo zu bestätigen. Schlechter werden Filme in der Regel nicht mehr. Pfui.
Ich hasse es, wie gut die Filmanalyse sein kann.
Nachdem mein böser Zwilling, der Gangster-Rapper Slim Helm die Filmanalyse schon letzte Woche aufgrund eines unmöglich dämlichen Videos über Terrence Malick mit hartem Diss für immer gewreckt hat (was zweifellos angebracht war), möchte meine Wenigkeit sich heute damit begnügen hier einen Link zu einem witzigen Gif zu hinterlassen: http://giphy.com/gifs/TjTa6nHJ3oGGs
Das ging ja mal ganz, ganz, ganz derbe daneben. Und dabei war ich doch eigentlich sogar ein bisschen Fan der Filmanalyse und es wäre zu dem Thema noch so viel mehr drinn gewesen.
Habe neulich selbst darüber nachgedacht wer für mich der mieseste Regisseur aller Zeiten sein könnte und kam zum Schluss, dass sich das nicht so plump und undifferenziert über einen Regisseur sagen lässt. Oft genannte Regisseure wie Bay, Snyder oder W.S. Anderson beispielsweise empfinde ich nicht zwangsläufig als "schlecht", ihre Vorstellung davon wie Filme aussehen sollten oder was sie vermitteln sollten unterscheidet sich schlicht enorm von meiner eigenen. Macht sie das zu schlechten Regisseuren? Ich glaube kaum, im Gegenteil wäre es wohl ignorant von mir so etwas zu behaupten. Seine eigene Vorstellung von Kino radikal zu verwirklichen erscheint mir sogar als das logischste was ein Regisseur machen kann und diese Radikalität muss ich anerkennen, egal ob der Name nun Bay oder Anderson oder Aronofsky ist.
Wer das nicht anerkennt läuft dann auch schnell Gefahr in einer Analyse mehr über sich selbst, als über Regisseur/Film auszusagen. So auch hier: Hauptsache das Feindbild steht. Ach das pöse Sillicon Valley, ach ja dieser schreckliche Trashhumanismus, ach ja dieses dumme Publikum, das sich mit flacher Spiritualtät einlullen lässt und dann noch diese schrecklichen Ökofundamentalisten (was das genau sein soll weiß auch keiner so genau - vermutlich jeder mit einer Affinität zur Natur). Traurig. Gerade wenn das von jemanden kommt der Vinterbergs "Jagden" so richtig toll findet weil er einer Gesellschaft den Spiegel vorhält, die dauernd Feindbilder kreieren muss, um sich selbst zu bestätigen.
Oh, the irony.
Aber jetzt zu dem Punkt, der dieses Video so unfassbar lächerlich und geradezu ärgerlich werden lässt, und ab hier sollten bitte ganz besonders die mitlesen, die Schmitts Griff in die Kloschüssel auch noch blöd abfeiern. Es ist nicht die Oberflächlichkeit mit der Schmitt (wie immer) formale Aspekte behandelt (Film ist ja auch keine visuelle Kunst, nicht wahr?) oder das waghalsige Spekulieren über vermeintliche Intentionen des Regisseur (der will ja nur Prophet spielen, eh klar), nein das alles kennt man ja aus schnöseligen Cineastenkreisen. Es ist eine Frage die mich nicht mehr loslässt: Wie könnte ein Film eines Terrence Malick je eine so verwerfliche Ideologie vertreten wie dieses Video? Denn so platt wie hier wurde glaube ich noch nie von Filmen auf ihr Publikum geschlossen. "Wer das mag, der mag auch". Wer das mag, vergräbt seine Plazenta unter einem Baum, macht sinnlose Kuren, ist Pseudospirituell, Ökofaschistisch, oder um es simpel zu sagen: ein Freak.
Hoch-not-pein-lich.
Und so großer Bullshit. Nicht jeder, der Eisenstein mag ist Kommunist, nicht jeder der "The Blind Side" mag ist Rassist, nicht jeder der französisches Arthouse mag ist ein prätentiöser Champagnerschwenker, nicht jeder der John Woo mag ist Testosteronsüchtig.
Wie sehr diese Rechnung nicht aufgeht sieht man, wenn man sie umkehrt: Bin ich etwa nicht dazu qualifiziert über Filme zu reden weil ich eine spirituelle Ader habe und doch keiner Religion angehören will? Wenn ich gerne mal am Wochenende zelten gehe, obwohl ich doch ein Bürohengst bin? Wenn ich ein Iphone habe? Wenn ich mich für Bewusstseinserweiterung interessiere? Wenn ich meine fucking Urlaubsfotos(!) auf Facebook teile?
Nein, das ist Schwachsinn und natürlich sind meine Reflexionen zum Thema Film deshalb nicht weniger Wert! Lasst euch das bitte von keinem versnobbten Filmkritiker eintrichtern. Film und Filmkritik sind in ihrem tiefsten Inneren demokratisch. Und wenn euch irgendein Snob in eine der tiefsten Kasten von Filmzuschauer stecken will, weil euer Lebensstil oder eure ideologische Einstellung nicht in sein begrenztes Weltbild passt, dann hat das gar nix mehr mit Filmkritik zu tun.
Aber jetzt genug. Schluss. Aus. Es reicht. Das ist weder Filmanalyse noch Filmkritik, das ist ein nichtsaussagender Egotrip voller Herabwürdigungen, Klischees und Generalisierungen. Geil, oder?
Malick soll weiter Filme drehen, Schmitt vielleicht lieber wieder Werbeclips für Fischrestaurants.
Schade, wie sich hier so viele auf den Schlips getreten fühlen, anstatt den Artikel als Anregung zu verstehen sich mit dem ein oder anderen übergangenen/unterschätzten/missverstandenen Regisseur wie W.S. Anderson, Hou, Mann, Tourneur usw. auseinander zu setzten.
Der Artikel selbst ist allerdings etwas zwiespältig: Auf der einen Seite ist er überraschend treffend, auf der anderen Seite geht durch das ironische und die Klischees einiges an Potential verloren. Hätte da irgendwie lieber einen ernsteren Artikel gelesen, denn das Thema ist gut.
Bei vielen Regisseuren überschneidet sich das übrigens tatsächlich ganz stark: Wong Kar-Wai beispielsweise könnte in Gruppe A, B oder C passen, genauso Welles, Lang, Murnau, Kubrick oder Hitchcock. Auch würde ich eine dritte Gruppe noch dazuzählen, nämlich die Avantgardefans, denen besonders wichtig ist wie unkonventionell und subversiv ein Film ist. Bekannte Regievertreter wären da: Zulawski, von Trier, Tarkowski, Kubrick, Pasolini, Oshima usw.
1. Scream
2. My Soul to Take
3. Scream 3
4. New Nightmare
5. The Serpent and the Rainbow
6. A Nightmare on Elm Street
7. Scream 4
8. Cursed
9. Scream 2
Allerdings ist jeder einzelne von denen zumindest sehenswert. Was ich an Craven jedoch am meisten bewundere ist seine Empathie für seine jugendlichen Charaktere, die im Slashergenre fast schon einzigartig ist. Wes Craven hat sich seinen rebellischen jugendlichen Geist bis ins hohe Alter bewahrt, weshalb man sich gerade als jugendlicher in seinen Filmen immer wieder wohlfühlt. Kino als Rebellion der Jugend - Wes Craven, einer meiner allerliebsten Regisseure ♥
Eventuell bestes Video seit Beginn der Filmanalyse!
"Zu den herausragenden Eigenschaften eines großen Künstlers gehört es sich mit dem eigenen Werk auseinandersetzen zu können." Eine sehr weit verbreitete Meinung, der ich persönlich leider nie viel abgewinnen konnte. Warum genau sollte ein Künstler eigentlich den Drang verspüren sich mit seinen früheren Werken noch weiter auseinanderzusetzen? Um dort etwa nach einem Fünkchen Wahrheit zu suchen, das ihm bis dato entgangen war? Und noch mehr: ist Kunst nicht so schon eine Auseinandersetzung mit sich selbst, dem eigenen Leben und der Welt? Warum sich mit vergangenen Auseinandersetzungen auseinandersetzen? Irgendwann noch mal im eigenen Gesamtwerk rumzukramen, sich selbst zu zitieren usw. erscheint mir doch als ziemlich hohle, uninteressante Beschäftigung.
"My Soul to Take" müsste demnach für mich auch ein uninteressanter und hohler Film sein, gilt er doch für viele als Wes Cravens persönliches Best-off, als ein Film der es sich vor allem zur Aufgabe gemacht hat sämtliche Filme des Altmeisters zu einem spaßigen Zitatfilm zu vereinigen. Und doch sitze ich nun hier und stelle mir ernsthaft die Frage ob "My Soul to Take" nicht vielleicht sogar der großartigste Film in Cravens Werk ist.
Um das mal vorweg zu nehmen: Natürlich macht es Spaß wenn Craven, mal subtil, mal ganz eindeutig auf die Grundthemen und Details seiner Slasherklassiker zurückgreift, doch die eigentlichen Qualitäten des Films liegen jedoch ganz wo anders. Was mittelmäßige Regisseure von großartigen Regisseuren in meinen Augen nämlich unterscheidet ist vor allem die Fähigkeit, jeden neuen Film so zu Inszenieren als wäre es ihr erster. Absolut losgelöst von jeden (von sich selbst oder Anderen) aufgestellten Regeln, auch wenn dies einen schmerzhaften Bruch bedeutet mit dem -vielleicht auch selbst liebgewonnen- was man davor geschaffen hat. Das grandiose an Cravens Film ist eben genau das: Abgesehen davon wie visionär Filme wie "Scream" oder "Nightmare" gewesen sein mögen, inszenatorisch hielten sie sich doch an gewisse Regeln und Vorgaben die im Slashergenre nun mal dazu gehören. Anders aber hier, inszeniert Craven diesen Film doch tatsächlich von jeden möglichen Konventionen befreit, lässt sich aber doch das Spiel mit ebendiesen -und damit natürlich auch mit unseren eigenen Erwartungshaltungen- nicht nehmen. Die ersten fünf Minuten geben bereits den Ton an: Verwirrend und hektisch montiert Craven grausame Bilder einer Schizophrenie zusammen und verwischt hier bereits die Grenzen von Sein und Schein. Der Blick ist so unerträglich subjektiv, dass jede Orientierung unmöglich scheint. Eine Orientierungslosigkeit die sich, und das lässt einen staunen, glatt über die ganze Laufzeit hält. Dadurch wird auch das so simple wie veraltete Whodunit-Prinzip auf einmal wieder sehr attraktiv. Denn was ist hier eigentlich wahr? Wir sehen einen schüchternen Highschool-Schüler, der offensichtlich unter einer starken Schizophrenie leidet und gleichzeitig der offensichtliche Mörder mehrerer Altersgenossen ist. Oder etwa doch nicht? Hier spielt der Film gekonnt mit dem offensichtlichen (oder eben dem doch nicht so offensichtlichen). Was geschieht nämlich wenn unsere einzige wirkliche Identifikationsfigur, die Figur mit der wir quasi den Blick auf die filmische Welt teilen diese verzerrt wahrnimmt oder sie gar nicht verstehen kann, da ihr wichtige Informationen bezüglich ihrer Umwelt und sogar der eigenen Identität einfach nie verraten wurden (in diesem Fall, dass ihr Vater ein Serienmörder war)? Daran, dass Bug der tatsächliche Killer war, besteht nach ca. halber Laufzeit kein Zweifel mehr und das ist eigentlich das tragische an diesem Film. Oft stellt Bug die Frage ob er denn vielleicht jemanden getötet habe und sich eben nicht mehr daran erinnert. Berechtigt, wenn man bedenkt wie sein Vater Anfangs seine Mutter ermordete und anschließend neben ihr einschlief ohne sich an etwas zu erinnern. Was auf der einen Seite tief tragisch ist, ist auf der anderen Seite auch unglaublich subversiv: Durch den eben so subjektiven Blick sind wir immer enorm nahe an der Figur Bug und das wird teilweise geradezu unerträglich intensiv. Zum Beispiel wenn wir gerade erst erfahren haben, dass das Mädchen, das sich in der Schule so widerlich zu ihm verhält niemand anderes ist als seine eigene Schwester. Und wenn diese in einer darauffolgenden Situation als die eigentliche gequälte Seele der Familie offenbart. Wir erfahren, dass sie vielleicht die einzige ist die hinter die Fassade der Spießbürgerlichkeit blickt und der blanke Horror dahinter sie zu dem Biest gemacht hat das sie ist. Die harte physische Auseinandersetzung mit der Craven diese Szene bebildert ist in ihrer Radikalität sogar für Cravenverhältnisse außergewöhnlich. Auch eine Aura der Selbstzerstörung geht von den beiden ungleichen Geschwistern aus, vergleichbar mit der aus Cronenbergs "Maps to the Stars", was dem Film natürlich nur zuträglich ist, denn die nächste Eskalation liegt immer in der Luft und wegsehen ist unmöglich denn der Angriff könnte sowohl sadistischer als auch selbstzerstörerischer Natur sein.
Und auch die Eindeutigkeit mit der es schien als wäre Bug der Mörder scheint sich langsam aufzulösen. Aber was wenn Bug dann doch nicht der Mörder wäre? Wäre es nicht noch schrecklicher wenn der Film einem noch diese einzige Sicherheit nehmen würde? Ja, allerdings. Ein bösartiger Stiefvater verkündet es bereits zu Anfang: "Don't trust anyone". Und doch hat man sich bereits damit zurechtgefunden, dass Bug das personifizierte Böse war. Hat sogar mit ihm mitgefiebert. Wollte, dass alles so kommt wie es kommen musste. Doch Craven wäre nicht Craven, wenn er nicht wieder zu seinem vielleicht zentralsten Thema zurückkehren würde: Der Horror ist etwas soziales, etwas gesellschaftliches. Fast jeder dieser Jugendlichen könnte ein Mörder sein, fast jeder ist vom Leben schwer gezeichnet und die elterlichen Autoritäten würden alles tun damit diese Wahrheit die bürgerliche Fassade nicht einreißen kann. Und daraus entsteht der eigentlich Horror dieses Killers, und der von Freddy Krüger, und der von Ghostface. Die letzten Minuten gehören dann auch zum formal herausragendsten, was Craven je geschaffen hat. In Kameraeinstellungen, in denen wir nie ganz erkennen wer gerade wo steht, mit Schnitten die so hektisch sind, dass wir nie ganz sicher sein können was gerade passiert und mit einer Verwirrung aller Räumlichen und Zeitlichen Abläufen kommt er am Ende zu einem ganz klaren Schluss. Bug war nie der Mörder, es war sein Kumpel Alex. Und Bug war der, der ihm Einhalt gebieten konnte. Ein bisschen wie Bob und Mike in "Twin Peaks".
Wenn wir der Wahrnehmung unseres schizophrenen Hauptcharakters glauben können. Oder noch die Dreistigkeit besitzen dieses Happy End zu schlucken, als filmische Wirklichkeit zu akzeptieren, in einem Film bei dem wir in kaum einer Szene klar trennen können zwischen filmischer Wirklichkeit und subjektiver Wirklichkeit seiner Charaktere.
Aber wo wir schon dabei sind: was können wir hier eigentlich mit Sicherheit glauben?
Verdammt gute Liste! Die letzten beiden Filme scheinen aber aus versehen hier gelandet zu sein ;)
Ang Lees wohl bis heute unangenehmster Film erzählt von vielen Dingen:
Von der wahren Bedeutung eines Marvelcomics, von der Unvereinbarkeit sexueller Emanzipation und Familie, vom irrationalen, schwärmerischen Verliebtsein, von pubertärem geprahle, dem kaum ein erwachsener Mensch je Beachtung schenken würde, von Verunsicherung durch blöde Phrasen, von Einsamkeit, von Enttäuschung und Monotonie in der Ehe, von dem grausamen Moment in dem jugendliche Liebe, idealistische Schwärmereien und Hoffnungen brutal gegen die Wand gefahren werden, von ersten sexuellen Erfahrungen, die gar nicht sexueller Natur sind, von Unsicherheit und Verletzlichkeit, von verlorenen Kindern und noch verloreneren Eltern. Von der totalen Selbstzerstörung. Und von der Kälte der Welt, die alles einfrieren lässt und letztendlich den unbarmherzigen Eissturm heraufbeschwört, der alle Fassaden einreißt und die versteckte Wahrheit ans Licht bringt. Dieser Eissturm den es immer wieder braucht um uns daran zu erinnern was wir, trotz aller Fehltritte, aller Niederlagen und aller Lügen im Kern sind: Menschen. Und das wir eigentlich nichts dringender brauchen als die Liebe anderer.
Trashfilm für angebliche Liebhaber des Trashfilms, die noch nie einen Trashfilm gesehen haben.
60 Stunden auf den Straßen von Baltimore. 60 Stunden die man so schnell nicht vergessen wird.
Vielerorts liest man auch heute -7 Jahre nach Fertigstellung der Serie- noch, The Wire wäre ein großes Gesellschaftsportrait, ein Zeitdokument, befreit von allen Klischees und Stereotypen. Eigentlich könnte ich mich diesem Urteil ohne Zögern anschließen, doch es kann, so gut es auch gemeint sein mag vielleicht ein falsches Licht auf die Serie werfen. Schnell nämlich könnte man, gerade im Anbetracht der Tatsache, dass Serienschöpfer David Simon selbst als Journalist tätig war auf die Idee kommen, es handle sich bei dieser Serie ausschließlich um eine journalistische Arbeit, ein reines Abbilden realer zustände, kurz: ein Dokumentation. Dabei liefert sogar die Serie selbst hier ein klares Statement mit: Es reicht eben nicht aus zu dokumentieren, zu verstehen, die realen Umstände zu erkennen. Es geht um das fühlen, nicht um das Wissen. Und hier zeigt sich auch wie wichtig diese Serie ist um nicht nur unser Verständnis sondern auch unsere Sensibilität zu fördern für Probleme, die weitaus allgegenwärtiger und universeller sind als man es wohl gerne hätte. Nicht der Politiker, der Millionen in immer ausgefeiltere Projekte investiert, um die weniger privilegierten zu unterstützen ist der Held. Und der Polizeikommissar der alles dafür geben würde um es seinen Polizisten zu ermöglichen endlich mal "real police work" zu machen auch nicht. Nein, nicht einmal der Reporter, der Tagelang unter den ärmsten der ärmsten lebt um den Menschen auch einmal zu zeigen wie ein armer Exjunkie sein Leben lebt ist der Mittelpunkt. Der Held ist der Mann, der sich nach Jahren im Knast weigert wieder ins Drogengeschäft einzusteigen und lieber den benachteiligten Jugendlichen Boxunterricht gibt. Oder der Polizeichef, der in einem Teil seines Bezirks Drogen legalisiert um den Junkies Schutz und den Einwohnern Frieden zu garantieren - auch wenn es ihm seine Karriere kostet. Oder der Lehrer, der nicht länger auf gute Testergebnisse spekulieren will, sondern seinen Schülern tatsächlich etwas beibringt. Das ist keine Heldenglorifizierung oder so etwas in der Art, hier geht es tatsächlich um jene Idealisten, die im Alltag einfach untergehen, wenn sie das System zu weit an seine Grenze geführt haben.
Generell befasst sich die Serie nicht etwa mit Gegenständen, die nur in ihrem zeitlichen oder geografischen Kontext, also dem Amerika der 2000er wirklich relevant sind, nein hier geht es im Grunde wirklich um den Idealismus, um die großen und kleinen Siege, um die harmlosen und verheerenden Rückschläge. Um den Fortschritt - oder eben den Rückschritt, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Sie berichtet von großen Projekten, die so vielen Menschen helfen könnten, die aber nie toleriert wurden. Sie berichtet vom Gefühl des Eingeschlossenseins in einer Gesellschaft, die schon lang keine Gemeinschaft mehr ist. Vom Korsett aus Regeln, Verpflichtungen, Vorschriften, Zwängen und Ängsten in dem wir alle, ob wir es wollen oder nicht, Tag für Tag eingesperrt sind. Und sie berichtet auch von denen, die es schaffen sich davon zu befreien: Der eine besiegt seine Sucht, der andere überwindet seine Vergangenheit und der andere besiegt seinen inneren Schweinehund. Einfach ist das natürlich nicht und so manch einer schafft das schließlich auch im echten Leben nicht, aber es so menschlich, so einfühlsam, so von jedem Zynismus befreit in einer Fernsehserie zu sehen, das lässt einen wirklich ans gute im Menschen glauben. Oder um es mit den Worten einer der großartigsten Figuren der Fernsehgeschichte zu sagen: "Ain't no shame in holding on to grief... as long as you make room for other things too."