HimmelHoch - Kommentare

Alle Kommentare von HimmelHoch

  • 8 .5

    "Look at me. You embarrass me. You embarrass yourself."

    Paul Haggis "Crash" ist ein stark besetztes Sozialdrama der kantigen Sorte, in Episodenbauweise verfilmt. Ein Film, von dem es mir schwer fällt, ihn in Worte zu fassen. Eine punktgenau Beschreibung des Filmes liefert wohl das DVD Cover. Auch 181 andere Moviepilot-Nutzer vor mir, haben schon ihre Gedanken zu diesem Film verfasst. Warum möchte ich trotzdem die 182te sein, die versucht, das gesehene in Worten zu verarbeiten? Weil dieser Film eine kalte, hässliche Wucht ist, die mich nicht wieder los lässt.

    "I'll protect you, Daddy."

    Selten sieht man die Stadt der Engel so kalt und dreckig. Haggins beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Formen von Rassismus. Er hätte sich kaum einen passenderen Drehort als LA finden können; eine Stadt mit wahnsinnig großem Ausländeranteil, deren Schönheit Tag für Tag aus den verschiedensten Gründen den verschiedensten Menschen ein leeres Versprechen auf ein besseres Leben gibt. Und eine Stadt ist, in der Rassismus offen und gefährlich gelebt wird. Der Regisseur geht nicht sonderlich vorsichtig ans Werk und bedient sich, um sein Problem
    zu verdeutlichen, jedem Klischee, dass er finden kann. Das mag zu stellenweise überspitzen Darstellungen führen, hilft dem Film aber unheimlich und unterstreicht an den passenden Stellen unsere grade zu absurde Opferhaltung.

    Durch den kompakten Zeitraum von 36 Stunden und doch relativ vieler Erzählstränge streifen wir nur recht Oberflächlich an den Charakteren vorei. An manchen etwas oberflächlicher als an anderen, aber einen wirklichen Einblick gibt es nie. Und das ist gut so. Wieder unterstreicht Haggis zwar geschickt, aber wenig subtil "jeder hat sein Päckchen zu tragen". Generell etwas, das man dem Film ankreiden könnte. Haggis arbeitet ohne viel Feingefühl, macht wirklich sehr, sehr deutlich wo in seinen Augen das Problem in unserer Gesellschaft liegt. Und er hat recht. Deswegen schreckt er nicht davor zurück, kalt und direkt, fast schon distanziert und steril, mit einer irritierenden Deutlichkeit diese Geschichte zu erzählen.

    "I am angry all the time... and I don't know why."

    Trotzdem, oder vielleicht grade weil er so grob vorgeht, tut dieser Film so weh. So wahnsinnig gerne würde ich glauben, dass wir in einer besseren Welt leben, in der grober, offener Hass einfach nur des Hasses, oder vielleicht sogar nur der Gewohnheit wegen nicht mehr existiert. Leben wir aber nicht. Und was wir mit diesem Wissen machen, ist jedem selbst überlassen.

    "Thought you had
    all the answers
    to rest your heart upon.
    But something happens,
    don't see it coming, now
    you can't stop yourself.
    Now you're out there swimming...
    In the deep."

    6
    • 9

      “I wasn't prepared for what it feels like.”

      „The Dissaperance of Eleanor Rigby: Them“ von Ned Benson hat mich unheimlich berührt. Seine Cast besteht aus großen Namen wie Jessica Chastain, James McAvoy, Viola Davis, Isabelle Huppert und William Hurt und alle spielen großartig. Und trotzdem schafft er das kleine Wunder, dass die Story den Film trägt. Etwas tückisch tatsächlich, dass die Story doch recht anders ist, als die Packung verspricht. Eine Story, die schwieriger ist, als die Packung verspricht. Jessica Chastain und James McAvoy verwandeln sich in Eleanor Rigby und Conor Ludlow. Ein junges Paar, die große Liebe. Und dann passiert etwas unsagbar Schlimmes und beide versuchen, die Geschehnisse zu verarbeiten. Erst miteinander, bis einer nicht mehr kann.

      „Do I seem like a different person to you?”
      - “You look the same to me.”

      Ned Benson bedient sich hier an zwei gern genutzten, recht festgefahrenen Klischees für seine beiden Hauptcharaktere. Er schnitzt diese Geschichte aber so zart, erzählt so feinfühlig und gefühlvoll, dass diese Geschichte nie abgestumpft oder festgefahren wird. Während El und Conner versuchen, den Scherbenhaufen Leben zu kleben und alle drum herum versuchen, sich nicht dran zu schneiden, lässt Ned Benson sich nicht aus der Ruhe bringen. Ganz langsam, Schritt für Schritt, Scherbe für Scherbe bahnt er sich seinen Weg durch New York und das versteckte Leiden hinter verschlossenen Türen. Und das macht den Film in erster Linie zu einem Liebesfilm, ganz zart und vorsichtig, dann zum Drama voller Schmerz und Verzweiflung. Und ist dann am Ende ein ganz besonderer, recht schwieriger und vor allem komplexer Film.

      “We'll never get to where we were.”
      -“Where was that?”
      ”Someplace good.”

      7
      • 6

        "I will not live the rest of my life in regret."

        "Secratariat", ein Film, den ich schon so oft in der Hand hatte, weil ich dieses Filmplakat einfach wunderschön finde und dann doch immer wieder weggelegt habe, weil Walt Disney drauf steht. Ich liebe die Animationsfilme von Disney. Aber Secratariat ist eine Legende im Rennsport. Obwohl er Anfang der '70 gelaufen ist, immer noch einen der schnellsten Pferde der Welt. Auch war seine Karriere nie sonderlich dramatisch. Nie war er ein wirklicher Aussenseiter. Klar, für einen
        Galopper war er sehr groß und sehr massig, daher sein Rufname "Big Red", aber das reicht nicht aus, einen hochdramatisches Sportdrama, dass dem Disney-Siegel entsprechen würde, aus dem Hut zu zaubern. Dachte ich. Und ein bisschen recht hatte ich. Das Prädikat Disney ist drauf. Aber so romantisch ist die Rennscene selten.

        Randell Wallace ist hier an der Macht. Und der rückt neben diesem großen Fuchs vor allem die Besitzerin, Penny Tweedy, gespielt von der hübschen Diane Lane, ins Rampenlicht. Eine Position, die die Hausfrau aus Denver nie geschätzt hat. Aber als ihre Mutter verstroben ist und ihr Vater den eigen aufgebauten Rennstall nicht mehr händeln kann, greift sie ein. Der Rennsport ist teuer. Hunderttausende Dollar Deckgeld, noch höheres Summen Startgeld und noch viel höhere Gewinngelder. Die Karriere eines Rennpferdes, besonders der Hengste, ist kurz. Da ist keine Zeit für schlechte Rennen. Der Druck ist groß. Zuhause in Arizona warten der Ehemann und vier Kinder, Der Rennstall in Viginia aber braucht dringend hilfe, oder geht Pleite.

        "My father's legacy is not his money. My father's legacy is the will to win."

        So macht Mrs Tweedy sich an die Arbeit, stellt den Trainer Lucien Laurin, gespielt von John Malkovich ein, der im echten Leben um einiges schwieriger war, als dargestellt. Der wiederum besorgt sich neue Jockeys und los geht es. An dieser Stelle hält der Film sich meiner Meinung nach etwas lange mit der Einleitung auf. Der Film steigt etwa ein Jahr vor Secretariat's Geburt ein. Das erste Rennen läuft er zweijjährig. Ab da läuft es aus Sicht des Pferdes unkompliziert. Der gewaltige Hengst kommt schlecht aus der Startbox, findet im hinteren Feld seine Galoppade und schiebt sich dann am Außenfeld vorbei nach Vorne. Rennen für Rennen
        für Rennen. Von den unglaublichen 21 Rennen mit 16 Siegen sehen wir 6 Rennen mit 4 Siegen.

        Da das alleine einfach nicht reicht für einen Film, der ganze Familien unterhalten soll, versucht man sich ganz zart und unterschwellig nebenbei noch als Gesellschaftskritik. Mrs Tweedy kämpft sich durch die Männerdomäne Rennsport. Ihr Bruder will mit alle dem nichts zu tun haben und verkaufen. Andere Trainer und Rennstallbesitzer machen auf Macho, nehmen Mrs Tweedy, die Hausfrau, die auf einmal mit Millionen handelt nicht ernst, begegnen ihr abfällig. Der Ehemann tut sich schwer auf einmal ohne Ehefrau dazustehen, die ihm den Haushalt macht. Die Töchter demonstrieren ein bisschen gegen Krieg. Alles in allem schöne Ansätze,
        die aber überhaupt nicht konsequent verfolgt werden.

        Das Endprodukt ist ein netter Film. Fertig.

        "[..]He laughs at fear, afraid of nothing, He does not shy away from the sword. The quiver rattles against his side, along with the flashing spear and lance. In frenzied excitement he eats up the ground. He cannot stand still when the trumpet sounds."

        P.S. American Pharoah hat gestern mit sieben Längen Preakness Stakes gewonnen. Eventuell haben wir bald einen neuen American Triple Crown Sieger. Der letzte war 1978 Affirmed.

        3
        • 7

          „Jesus Christ, you got a Harvard education, but where is your heart?”

          Über „One True Thing“ von Carl Franklin bin ich tatsächlich durch Zufall gestoßen. Die ersten 10 Minuten liefen schon, als ich den Fernseher angemacht habe und „Oh guck mal, Renée Zellweger noch ganz jung!“ gedacht habe. Dann hat es noch einmal etwa 3 Minuten gedauert und ich konnte nicht mehr weggucken. Dieser direkte, unangepasst ehrliche Film hat mich direkt da erwischt.

          Die junge Renée Zellwiger spielt Ellen Gulden, eine junge Frau, die grade noch versucht, in der echten Welt Fuß zu fassen. Ins große New York gezogen, versucht sie es als Journalistin. Doch dann erkrankt ihre Mutter, gespielt von der wunderbaren Meryl Streep, schwer an Krebs. Ellen kommt zurück um sich um den Haushalt, die kranke Mutter und den überforderten Vater zu kümmern. Nebenbei versucht sie ihre Beziehung aufrecht zu erhalten und ihrem Job gerecht zu werden.
          Eine aufwühlende Zeit kommt auf die junge Frau zu. Mit einer ganz neuen Perspektive kommt sie zurück in das Elternhaus, sieht viele Dinge, besonders in der Ehe ihrer Eltern, in einem ganz neuen Licht. Lernt viel über sich, ihre Familie und das Leben.

          Die Darstellungen sind großartig. Jede einzelne. Renée Zwellwiger, Meryl Steep und William Hurt glänzen mit Menschlichkeit. Die Story wird nie weich, bleibt schmerzhaft echt und lässt den Zuschauer am Ende etwas verlassen zurück. Das gibt Raum, das gesehene selber zu interpretieren, veranlasst dazu, das gesehene noch lange im Kopf hin und her zu werfen. Dieser Film ist bei weitem nicht perfekt, zwar klein und doch irgendwie sperrig und ganz bestimmt keine leichte Kost. Und trotzdem viel zu unbekannt und unterbewertet!

          „It's so much easier to be happy, my love. It's so much easier to choose to love the things that you have, and you have so much, instead of always yearning for what you're missing, or what it is you're imagining you're missing. It's so much more peaceful.“

          6
          • 9
            HimmelHoch 22.04.2015, 09:18 Geändert 22.04.2015, 09:35

            I am a poor wayfaring stranger
            While traveling thru this world of woe
            Yet there's no sickness, toil or danger
            in that bright world to which I go

            ___
            „The Broken Cirlce“ von Felix van Groeningen ist Schmerz. Die niederländisch-belgische Produktion befasst sich mit dem unbeschreiblich schweren Thema des Verlustes eines Kindes. In kleinen Episoden durchlaufen wir das Leben einen junges Paares.

            Wie wunderschöne Elise ist der Körperkunst verfallen. Sie hat einen kleinen Tatooshop und trägt Ihre Persönlichkeit wie ein Schutzschild auf der Haut. Der bärtige, schnell aufbrausende Didier ist Musiker und der Romantik des „besseren“ Amerika verfallen. So ungleich die beiden auch sind, lieben können sie sich trotzdem. Und ihre kleine Tochter, die überraschend und ungeplant kommt. Doch dann wird die kleine Maybelle schwer krank und verliert ihren Kampf.
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            We sang the songs of childhood
            Hymns of faith that made us strong
            Ones that Mother Maybelle taught us
            Hear the angels sing along

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            Der Film, der ein recht langsames Tempo anschlägt ist bedingungslos ehrlich und kompromisslos. „The Broken Circle Breaksdown“ ist so viel Emotion, Trauer und Schmerz, es ist kaum in Worte zu fassen. Die Hand der Verzweiflung ist eiskalt und lässt nicht wieder los. Es tut unendlich weh, zu sehen wie aus Liebe Hass wird. Für einander, gegen einander, auf einmal alleine. Der kantige Bluegrass Soundtrack verleiht vielen unausgesprochen, nicht greifbaren Emotionen eine bittersüße Form.

            Ein Film, der mich wohl nie wieder ganz los lassen wird. Trotzdem möchte ich ihn nie wieder gucken.

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            Go to sleep you little baby
            Go to sleep you little baby
            Come lay your bones on the alabaster stones
            And be my ever loving baby

            12
            • 7 .5

              If the sky that we look upon//Should tumble and fall//
              Or the mountain should crumble to the sea//
              I won't cry, I won't cry//No, I won't shed a tear
              Just as long as you stand, stand by me

              "Stand by me" von Rob Reiner ist ein nostalgischer Film über das Jungsein. Eine kleine Gang von 12 jährigen Jungs aus Kleinstadt Oregon geht auf eine Abenteuerreise. Viel mehr als um die Storyline geht es in diesem Film aber um Gefühle. Die Gefühle der Jungs und das Gefühl, dass Rob Reiner seinem Publikum vermittelt. Der Wert von Freundschaft, die Bedeutung von "Zuhause", der Unterschied zwischen Träumen und Leben, vom Kindsein und Glück und die Suche nach dem richtigen Weg.

              Die kleinen Rabauken Wil Wheaton, River Phonix, Jerry O'Connell und Corey Feldman funktionieren ganz wunderbar zusammen und treffen den Nerv der Kinderfreundschaft sehr genau. Deswegen verfliegt die Zeit nur so und hinterlässt ein bittersüßes Gefühl im Bauch.

              "I never had any friends later on like the ones I had when I was twelve.
              Jesus, does anyone?"

              5
              • 7 .5

                "Ce que je suis
                Une femme qui t'aime plus que sa vie"

                "Jeune et jolie" von Francois Ozon ist trotz skandalöser Thematik ein ruhiges, melancholisches Drama. Die erst 17 jährige, wunderschöne Isabell ist nach ihrem ersten Sex enttäuscht und verwirrt. Auf der Suche nach "mehr" beginnt sie, sich zu verkaufen. Die Männer scheinen ihr egal. Das Geld scheint ihr egal. Und ab dem Punkt rutscht der Film ab in das Ungreifbare. Ozon erklärt nichts, rechtfertigt nichts. Isabells Gedanken bleiben dem Zuschauer verwehrt. Kein möglicher Antrieb wird genannt. Isabell ist ein kluges, stilles Mädchen, sich ihrer Schönheit vollkommen bewusst. Trotz ihrem Doppelleben bleibt sie mit beiden Füssen fest auf dem Boden Sie kommt aus gutem Haus und hat ein bequemes Leben geführt. Ozon weigert sich hartnäckig eine Wertung abzugeben. und kapselt sich von allem Klischees und Vorurteilen ab. Seine Cast ist gut ausgewählt und stark, Soundtrack und die kühle Erzählstruktur haben etwas poetisches und doch bleibt ein hohles Gefühl.

                "Je suis moi."

                4
                • 6 .5

                  Achtung! Der Autor dieses Textes ist ein großer Liebhaber der Buchvorlage „If I Stay“ von Gayle Foreman!
                  _________

                  “Why do I get this feeling you're about to mess up my entire life?”
                  -“A little mess never hurt anybody.”

                  R.J. Cutler ist auf den Zug aufgesprungen, hat sich einen erfolgreichen Jugendbuchroman gegriffen, ein paar schöne junge Menschen gecastet und drauf los gefilmt. Und das Ergebnis war gar nicht so übel. In Portland schneit es ein bisschen. Die Schule fällt aus, Familie Hall plant spontan eine Unternehmung und gerät dabei in einen fürchterlichen Autounfall der alles verändern wird. Vor allem für die junge Mia, unsere zauberhafte Hauptprotagonistin. Schwer verletzt kommt sie ins Krankhaus und versucht um ihr Leben zu kämpfen. Die Bahn ist frei für eine hoch emotionale Reise durch Mias Leben.

                  “Life is this big fat gigantic stinking mess. But that's the beauty of it too. Whatever you do, I support you. Either way, you win. And also either way there's something that you lose. What can I say, baby? True love's a bitch.“

                  Natürlich verliert der Film gegen das Buch. Viele von Gayle Formans Worten werden zwar übernommen oder immer hin impliziert, trotzdem bleiben die Charakteren (wegen Zeitmangel vielleicht?) doch ein wenig blass. Chloe Mortez gibt alles und verkörpert die trockene, unsichere und recht pragmatische Mia sehr gut. Jamie Blackleys Interpretation von Adam ist etwas blass. Es fehlt an „badass“ und Gefühl. Das Zusammenspiel zwischen Chloe und Liana Liberato, die Mias beste Freundin Kim spielt wiederrum ist großartig. Mias Eltern sind genau die passende Menge Rocker. Und dann kommt der Soundtrack, der ist zwar okee, aber zu soft. Gayle Foreman ist in ihrem Werk in die vollen gegangen, sowohl in der Klassik, als auch im Punk/Rock. Das hat einen großen Teil des Feelings ausgemacht. Diese jetzt doch sehr abgesofte Version gibt dem Film doch einen rosaroten Touch Kitsch. Das ist unheimlich schade, denn diese wilde Mischung aus Chaos und Kompromisslosigkeit hat diese unvergleichbare Dynamik der Familie Hall ausgemacht, in der der punk- rock Vater sein Schlagzeug verkauft um seiner begabten Tochter eine Cello zu kaufen. Im Großen und Ganzen ist Cutlers Arbeit schon gar nicht so schlecht. Seine starke Cast trägt den Film. Nur der, meiner Meinung nach, nicht so starke Soundtrack ist schade in einem Film, in dem Musik ein wichtiger Teil der Hauptdarsteller ist. Die Hauptdarsteller sind nämlich (fast alle) ziemlich gut. Drückt der Film auf die Tränendrüse? Natürlich tut er das. Menschen sterben tragisch. Und das Leben einer Hauptprotagonistin die man nur allzu gerne haben kann, zerfällt in einen Scherbenhaufen. Unterm Strich habe ich also schon wesentlich zerfetztere, entfremdetere (geliebte) Buchvorlagen gesehen. Trotzdem wäre noch Luft nach oben gewesen. Liebhaber dieses Genre werden aber nicht enttäuscht sein.

                  „Sometimes you make choices in life, and sometimes choices make you.”

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                  • Yeah! Pooli da wo er hin gehört! Herzlichen Glückwunsch, mein Lieber! Ich freu mich für dich! :)

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                    • 6 .5

                      “Will you keep out all the sadness?”

                      Spike Jonze‘ „Where the wild things are“ it was. Das Drehbuch von ihm selbst und Dave Eggers adaptiert. Ich hätte diesen Film wirklich gerne geliebt. Alles fing ganz wunderbar an. Max, dargestellt von Max Records, ist ein wilder Junge. Ein bisschen einsam vielleicht, ein bisschen viel Temperament vielleicht, aber voller Fantasie und Tatendrang. Seine Mutter Connie, ist alleinstehend, berufstätig, und grade dabei einen Mann kennen zu lernen. Kaum steht Max nicht mehr im Mittelpunkt, brennen im die Nerven durch, er rennt weg, flüchtet sich in seine eigene Fantasiewelt. Die ist groß und wunderschön, Jonze fängt tolle Bilder ein. Seine Monster sind groß und die passende Mischung aus fluffig und fürchterlich.

                      “You know what I say. If you got a problem, eat it.”

                      Aber ab jetzt wird es schwierig. Max ist ein kleiner Raufbold und mag es gerne, wenn es wild zugeht, hat aber nicht die Geduld und Muße, sich mit unangenehmen Dingen auseinander zu setzten. Entweder sein Weg, oder kein Weg. Unterbewusst projiziert der Junge seine Sorgen von Zuhause in seine kleine große Monsterwelt und macht exakt dieselben Fehler wieder, erntet dieselben Reaktionen und rennt wieder davon. Diese Figur „Max“ ist für mich nur schwer zugänglich. Es mag am Altersunterschied zwischen uns liegen, es mag daran liegen, dass Jonze diese Geschichte für Kinder relativ dunkel und melancholisch ansetzt. Ich kann es schlecht greifen. Der Film ist hübsch anzugucken, ganz ohne Frage. Der Soundtrack ist ganz wundervoll. Aber dann hört es für mich auf. Zu laut, zu „wild“, und für mich irgendwie frustrierend. Schade, eigentlich.

                      „Happiness is not always the best was to be happy.”

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                      • 3
                        • 8
                          über Her

                          “Sometimes I think I have felt everything I'm ever gonna feel. And from here on out, I'm not gonna feel anything new. Just lesser versions of what I've already felt.“

                          „Her“ von Spike Jonze ist wunderschön. Gefühlvoll, zart, melancholisch. Und aufwühlend. Ein paar Tage sind vergangen seit der ersten Sichtung. Immer wieder habe ich über Jonze‘ Bilder nachgedacht. Klug und ein kleines bisschen provokant kreiert er eine schnelllebige Zukunft in der nichts viel bestand hat. Die Welt modernisiert sich konstant, man lebt in großen, offenen Wohlflächen gefüllt mit Glas, Chrome und viel nichts. Durchstrukturiert und organisiert von Tag zu Nacht zu Tag zu Nacht. Doch ist Jonze‘ Vision nicht steril und einsam. Man hat Sozialkontakte, unter nimmt Dinge, versteht sich mit seinen Kollegen, trifft sich mich schönen Frauen auf einen Drink, pflegt lange Freundschaften. Warum dann der Schritt, sich in ein Betriebssystem zu verlieben?

                          „I feel like I can be anything with you.“

                          Was ist überhaupt diese Liebe. In was verlieben wir uns? In schöne Füße? In die Gewohnheit? In die Vorstellung von Liebe? In das Gefühl, nicht allein zu sein? Jonze‘ wirft sehr viele Fragen in den Raum. Viele kann das ausgezeichnet programmierte Betriebssystem „Samantha“ (Scarlett Johanson’s Stimme ist schon zum sich verlieben..) beantworten. Manche Antworten ergeben sich Theodore nach bitterer Erfahrung und manche hat Amy (hätte nicht jeder gerne einen Freund wie Amy?), ohne dass sie sich dem bewusst ist.

                          “We are only here briefly, and in this moment I want to allow myself joy.”

                          Die schön besetze Cast liefert durchweg. Chris Pratt als Paul muss sich leider von seinen Hosen die Show stehlen lassen, Joarquin Phoenix aber liefert und liefert und liefert in der Aufnahme aufs Neue. Rooney Mara’s Catherine bringt eine komplexe Menschlichkeit ins Spiel, dass trotz dem starken Kontrast zur perfekten, weil eben programmierten Samantha, eine gewisse Ausgeglichenheit und Harmonie verströmt. Amy Adams’ Amy wiederrum bringt etwas offenes, zerbrechliches, echtes mit. Eine kleine Cast, aber doch einige Blickwinkel.

                          „I've never loved anyone the way I loved you.
                          Me too. Now we know how.“

                          Der Film ist hell und modern und schön. Die Geschichte ist hell und modern und..schön? Ja, schon irgendwie. Auch Klug, und auch ein bisschen unangepasst. Und für mich persönlich etwas aufwühlend. Trotzdem ein Genuss zu sehen.

                          “The past is just a story we tell ourselves.”

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                          • 8

                            "Listen to me. Listen to me!"

                            "The King's Speech' ist ein kompaktes Drama, versehen mit kleinen, gut dosierten Prisen britischen Humors von Tom Hooper.

                            Der Duke of York (Jep, den Oscar hat Colin Firth wirklich verdient!) hat eine Sprachstörung. Seine Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter sehr gut in dezenter Nebenrolle!) zieht den Sprachthearpeuten Lionel Logue (ganz stark von Geoffrey Rush!) zu rate. Der Start holpert für den Duke, nicht aber für Colin Firth. Ganz feinfühlig meistert er diese Rolle. Von impulsiver Fluchereien bis zu dem verletzen Mann der auf dem Sofa kauert und angst hat, rüber zum liebenden Vater und
                            Ehemann, um dann plötzlich King George VI zu werden. Firth liefert auf den Punkt. Das Zusammenspiel mit Rush, der sich von Mr Logue dem unkonventionellen Sprachtherapeuten zu Lionel, dem Freund mausert ist perfekt. Das Duo harmoniert großartig mit einander - und trägt den Film damit federleicht. Wie viel Fiktion auch immer in diesen Darstellungen liegen mag, diese wunderbare zwischenmenschliche Chemie zwischen den Darstellern gibt den Charakteren eine unheimliche Menschlichkeit. Nie stellt man sich die Queen Mum als besorgte Ehefrau vor, oder gar King George verzweifelt auf dem abgegriffenen Sofa seines Logopäden sitzen, gegen die Tränen kämpfend. Ein leises Drama, in dem der Mensch Bertie mehr im Mittelpunkt steht als der King George VI, das den Oscarbuzz durchaus verdient hat. Und Colin Firth sowieso.

                            "Oh, surely a prince's brain knows what its mouth's doing?"
                            -" You're not... well acquainted with royal princes, are you?"

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                            • Das nenne ich doch mal Enthusiasmus! :D

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                              • 9

                                “I wish I could tell you how lonely I am. How cold and harsh it is here. Everywhere there is conflict and unkindness. I think God has forsaken this place. I believe I have seen hell and it's white, it's snow-white.”

                                Die BBC hätte kein dankbareres Werk für ihre Miniserie aus dem Jahre 2004 finden können. „North & South“, nach der starken, aber leider recht unbekannten Romanvorlage von Elisabeth Gaskell ist rund um gelungen. Drehbuchautorin Sandy Welch angenehm genau am Drehbuch und beweist ein feines Händchen für Details. Schon die Vielschichtigkeit des Romans war beeindruckend, deswegen war die Freude umso größer, dass Regisseur Brian Pervical und sein Team jeder Schicht und jedem Standpunkt ausreichen Platz einräumen. Im Mittelpunkt steht natürlich die junge Margaret Hale (wunderbar von Daniela Denby-Ashe), die ihre heile Welt im ländlichen Süden und wohlhabenden London verlässt, um ihren Vater in den rauen Norden nach Milton zu folgen. Milton ist ein Städtchen der ehrgeizigen, stolzen Sorte, alle dreht sich um die Baumwollverarbeitung, alles dreht sich um Profit, alles dreht sich ums Überleben. Die Strenge und Erbarmungslosigkeit der Industrie sind der jungen Frau fremd und befremdlich, das Einleben fällt ihr schwer. Schnell kommt der junge Fabrikbesitzer John Thornton (Richard Armitage. Du bist so großartig!) ins Bild. Ein ehrgeiziger Mann mit viel Macht und Verantwortung. An seiner Seite seine Mutter (Sinead Cusack), eine Frau mit Rückrad, die einen langen Weg hinter sich hat. Brendan Coyle, der Arbeiter und Gewerkschaftler und seine kranke Tochter Bessy rücken ins Bild. Immer wieder richtet sich der Blick auf Margaret’s Vater, der sich von seinem Glauben abgewandt hat und nicht erklären kann warum. Jeder Charakter bekommt Platz und Zeit sein Leben darzustellen und dem Zuschauer Sorgen, Kummer, Freuden und Ziele zu erklären. Neben dieser für dieses Genre doch untypisch intensiven Gesellschaftskritik verfolgen wir aber natürlich auch die Entwicklungen in Miss Hale’s Liebesleben. Hintergrund und Kulisse halten Romanik und Kitsch gekonnt im Zaum. Die britische Reserviertheit hilft der Situation nicht und diverse Schicksalsschläge machen das Leben auch noch schwierig.

                                “I’m sorry. I have a temper.”

                                Eine perfekte Inszenierung einer ganz starken Vorlage. Figuren die auch mal anecken, die mal das falsche sagen und mit einer neuen Situation auch mal überfordert sind und trotzdem Raum zu wachsen bekommen sorgen für eine kleine Weile für fabelhafte Unterhaltung.

                                „Look back at me.“

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                                • 6 .5

                                  "It is a truth universally acknowledged that when one part of your life starts going okay, another falls spectacularly
                                  to pieces."

                                  Bridget Jones's Diary.
                                  1. COLIN FIRTH, ICH HABE ES NUR FÜR DICH GETAN!
                                  2. Was soll das deutsche "Schokolade zum Frühstück"?
                                  3. Also. Der Film:

                                  "I choose Vodka."

                                  Ich nehme das jetzt alles ganz bewusst mal nicht so ernst, sonst müsste ich mich aufregen. Trotzdem fand ich das ganze Unternehmen erstaunlicherweise gar nicht mal so übel. Romantische Komödien sind gar nicht mein Genre. In diesem
                                  Falle, war ich aber recht gut unterhalten. Vorhersehbar, ja. Gelegentlich etwas viel des Guten von allem und jedem, ja. Aber immerhin keine Zahnschmerzen und manchmal sogar ein paar kleine Lacher.

                                  Renée Zellweger schlägt sich wirklich gut. Obwohl ich mit Bridget als Charakter nicht viel anfangen kann mag ich ihr folgen und zu gucken, ihr komödiantisches Timing ist ziemlich gut. Außerdem ist ihrer Stimme schecklich süß! (Bis heute habe ich mich immer gewundert, warum die Menschheit Ähnlichkeiten zwischen Reneé Zellweger und Jennifer Lawrence gesehen hat. Jep. Jetzt sehe ich es auch.) Hugh Grant ist in seiner Hugh Grant-Paraderolle solide unterwegs. Liegt warscheinlich daran, dass seine Hauptaufgabe darin besteht gut auszusehen und chamant zu lächeln. Alle wissen, das hat er perfektioniert. Und dann ist da noch Colin Firth <3 als "Der Konkurent" und der ist groß und dunkel und sieht toll aus, spielt mal wieder den verschlossen, emotional unzugänglichen Mr. Perfect, der *ohmeinGott* perfekt ist, was ganz überraschend kommt. -Dezentes räuspern meinerseits- Ja Colin, abgedroschen. Ich liebe dich trotzdem. Und rumms, da kommt auch schon das HAPPY END und alle sind glücklich. Naja, fast alle. Ich aber.

                                  "I thought you were in America."
                                  - "Well I was... but I realized I had forgotten something here."
                                  "Which was...?"
                                  - "Well, I realized that I had forgotten to... kiss you goodbye, do you mind?"

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                                    "The Bling Ring" von Sophia Coppola. Eine meiner wenigen Reviews, das nicht mit einem Zitat beginnt. Warum nicht? Ganz einfach. In diesem Film gibt es einfach nichts wiederholungswürdiges. Die Story ist flach. Wir sehen einen Haufen Gören die nicht wissen, wohin mit ihrer Zeit und einfach nur so beschließen, in diverse Häuse sehr Prominenter Menschen einzubrechen, sich mit Drogen voll zu pumpen und angesagten Clubs Tische zu ergattern.

                                    Warum ist der Film dann trotzdem irgendwie, auf ziemlich unangenehme Art fasziniertend? Coppola arbeitet mal wieder mit sicherer Hand. Die Kamera nimmt uns mit, wir sind mitten drin. Die Musik sitzt, von harten Dancebeats in den Clubs bis zur erdrückenden Stille, im kribbeligen Augenblick. Das Ganze ist so perfide und befremdlich, man kann einfach nicht weggucken. Und trotzdem fehlt etwas. Warum die Jugendlichen so handeln wie sie handeln wird nie wirklich greifbar. Jeder hat einen anderen Grund, jeder wird von seinen eigenen Dämonen angetrieben, aber eine handfeste, solide Erklärung bleibt aus. Und trotzdem sagt
                                    Nikki's Monolog am Ende des Filmes doch irgendwie alles.

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                                      HimmelHoch 23.02.2015, 11:34 Geändert 25.02.2015, 09:48

                                      "There's a 30% chance that it's already raining!"

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                                      "Mean Girls" aus dem Jahre 2004 ist eines von Tina Fey's "Frühwerken" (Drehbuch!) und in den Staaten ein totaler Teen-Movie-Evergreen. Tausendfach zitiert, Filmreferenzen absolute Klassiker. Ja. Nun. Was soll ich sagen. Mrs. Fey's Adaption unserer Takedown Gesellschaft ist lustig. Albern, over-the-top, manchmal übertrieben, bedient jedes Klischee und ist trotzdem treffsicher, lustig und meistens bissig-genau, wie man es inzwischen von ihr gewohnt ist. Und ein Happy End gibt es auch.

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                                      “Why should Caesar just get to stomp around like a giant while the rest of us try not to get smushed under his big feet? Brutus is just as cute as Caesar, right? Brutus is just as smart as Caesar, people totally like Brutus just as much as they like Caesar, and when did it become okay for one person to be the boss of everybody because that's not what Rome is about! We should totally just STAB CAESAR!“

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                                      Unter der Regie von Mark Waters und aus Zeiten in denen Lindsay Lohan noch salonfähig war und noch keiner Rachel McAdams kannte, geht es zurück an die High School. Und natürlich bekommt dort jeder Protagonist seinen festen Platz. In der Hauptrolle die naive Neue, die keine Anhnung hat wie hübsch und klug sie doch ist, die begehrenswerten "Plastics", oder eben auch Mean Girls, die jeder liebt, hasst und fürchtet. Und natürlich die Freaks, passend dagestellt von einer möchtegern-punk/goth/weißderHimmel und nem dicken Schwulen. Und nicht zu vergessen einer einzigen fähigen Lehrerin in der gesamten Institution. Es trieft hier nur so vor Klischees. Und das funktioniert extrem gut. Die konstant übertriebenen Darstellungen sind so auf den Punkt und offensichtlich, dass sie schon wieder gut sind. Und einfach nicht weniger wahr werden. Und sind wir doch ehrlich, wir sind alle Teil dieser Takedown Culture, es gibt doch nichts lustigeres als die Dummheit anderer Menschen.

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                                      "If you're from Africa, why are you white?"
                                      - "Oh my God, Karen, you can't just ask people why they're white."

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                                      Ein Film für den Sonntag auf dem Sofa, der die Zeit zwischen wach sein und schlafen gut überbrückt und schon irgendwie spaß macht. Teen Movie hin oder her.

                                      -> "On Wednesedays we wear pink!"

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                                        Rory: Aren't you going to arrest me?
                                        Garda Sergeant: No.
                                        Rory: That's discrimination! Look, you're only doing that because I'm disabled. It's me civil right to be arrested!

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                                        "Inside I'm dancing" ist eine wunderbare Kombination aus Buddymovie, Feelgood, Komödie und Drama. Großartig gespielt von James McAvoy und Steven Robertson sehen wir zwei junge Männer, die an einen Rollstuhl gefesselt sind. Rory (McAvoy) will trotzdem das ganze Leben, während Michael (Robertson) nicht die geringste Vorstellung hat, was "leben" überhaupt bedeutet. Trotzdem freunden die beiden sich an und auf einmal bekommt Michael aber die volle Ladung leben in Form von Selbstständigkeit, Freiheit und einer blonden Schönheit.

                                        So die grobe Übersicht. Wenn man nämlich mal einen Schritt zurück geht und das Gesamtwerk ein bisschen aus der Ferne betrachtet fällt schnell auf, dass es um viel mehr geht, als "nur zwei Krüppel". Es geht um Freundschaft und drei junge Leute, die einfach nur Leben wollen und irgendwie versuchen mit dem fertig zu werden, was ihnen vor die Füsse geworfen wird. James McAvoy, Steven Robertson (Ich habe noch nie Augen gesehen, die so viel sagen konnten!) und Romola Garai sind ein großartiges Trio. Feinfühlig und gefühlvoll ohne übervorsichtig zu sein werden die drei mit sicherer Hand von Damien O'Donnell durch den Film geleitet und sind komischerweise unglaulich authentisch und nahbar. Vollkommen in den Film
                                        eingebunden habe ich gelacht, geweint und die Luft angehalten ohne es überhaupt zu merken. Und einen schlechten Ohrwurm gibt es gratis dazu.

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                                        "He's got the whole world in his hands. He's got the whole world in his hands."

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                                          An „Jappeloup – Eine Legende“ bin ich mit sehr großer Vorsicht gegangen. Diesen Film sehe ich nicht nur als Filmfreund, sondern auch durch die Augen einer Reiterin. Und als einer solchen sind „Pferdefilme“ gerne mal tierisch anstrengend. Nicht aber so „Jappeloup“, auch wenn der Titel nicht ganz passend ist, wie ich finde. Denn eigentlich sehen wir das Leben von Pierre Durand, einem sehr erfolgreichen französischen Springreiter. Natürlich ist „Jappeloup du Luze“ ein großer Teil seines Lebens gewesen, aber eben nicht alles. Ebenso wie um seine Karriere im Sattel geht es um die Beziehung zu seinem zu früh verstorbenen Vater, der Versuch eine Ehe aufrecht zu halten und immer wieder die einfache, und doch so schwierige Frage wo er eigentlich hin will mit seinem Leben. Und das macht diesen Film nicht zu einem „Pferdefilm“, sondern einen „Sportfilm“ mit Pferd und Reiter in den Hauptrollen.

                                          Guillaume Canet, der den exzentrischen Pierre Durand ist als Hauptdarsteller und Drehbuchautor Gold für diesen Film. Selbst im Reitsport großgeworden weiß er genau, was er liefern muss. Und tut das auch. Keine peinlichen Oberkörperaufnahmen vor sich zu langsam bewegendem Hintergrund und unangebrachtes „ich-motiviere-mein-Pferd-vor-jedem-Hinderniss“ gequatschte, sondern runde, toll anzusehende und vor allem echte Ritte im typisch französischem Stil durch den Parcours. Canet weiß genau was er tut. Der Sprachstil passt in den Reitsport, das drum herum sitzt. Der ganze Film wirkt für das reitsportgeschulte Auge angenehm authentisch.

                                          Einzig „Jappeloup“ ist ein wenig schwierig zu beurteilen. Der kleine Braune ist in der Tat eine Legende und berühmt für seinen schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn. Man kennt seine brillanten Sprünge ebenso sehr wie seine Totalaussetzer. Berühmt gemacht haben ihn seine kleine Körpergröße, die hohen Sätze und die exzentrische Springmanier. Sowas kann man einfach nicht nachstellen. Ganz bestimmt steht ihm sein Double „Incello“, der deutsche Hengst, der“ Jappeloup“ in allen großen Springszenen darstellt in Schönheit nichts nach, hat aber einfach eine wesentlich harmonischere Manier. Das nimmt ein wenig den Effekt, ist aber schon gut umgesetzt. Überhaupt waren die 8 Pferde, die „Jappeloup“ im Laufe der Zeit dargestellt haben, gut gewählt – vom unproportionierten, unausbalancierten 4 Jährigen hin bis zum auf Hochglanz polierten Spitzensportler.

                                          Eine große Freude war für diese enorme Liebe zum Detail. Alle Parcours der großen Championate waren originalgetreu aufgebaut. Die Linienführung, die Distanzen, die Hindernisse. Alles identisch. Richtig gut war die Kombination aus Originalaufnahmen (Karsten Huck und Michel Robert! Letzterer war bis vor kurzem noch regelmäßig unter der Trikolore auf großen Championaten zu sehen!) und Nachstellungen.

                                          Natürlich stand der Springsport hier im Mittelpunkt. Und das Pferd. Und sein Reiter. Aber es ging eben auch um so viel mehr. Eben um das Leben von Pierre Durand. Und das bestand zum großen Teil aus „Jappeloup“, aber eben nicht nur. Und das macht den Film sehr angenehm. Zugegeben, für mich ist es schwer zu beurteilen, wie zugänglich der Film für den Laie ist. Aber für den Reiter haben wir hier eine angenehme Überraschung.

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                                          • Toller Text. Ich kann quasi nicht in Worte fassen, wie sehr ich diesen Film liebe. Herzen. So viele Herzen in meinen Augen, wenn ich an diesen Film denke. Und Tränen. So viele Tränen..Ach..großartiger Film. Und toller Text.

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                                            • Puuh, mit der Überschrift machst Du aber alle wach!
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                                              • ooh, I <3 this one!

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                                                • "Ich will eine MonatsKinoflatrate....Ich will O-Ton....ich will weniger Teenie3DFunrides und mehr echte Filme in den Kinos......." DANNYDIAZ FOR PRESIDENT!

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                                                  • Schon wieder schön geschrieben, Rolo! :D
                                                    Ich probiere mich jetzt auch mal. (Falls es wild wird, sorry. Ich hab mich noch nie mit diesem Blog auseinander gesetzt..)
                                                    Und mach dich nicht über das arme Mädchen lustig! Die ist halt sensibel.. :P

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