Hooded Justice - Kommentare
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Alle Kommentare von Hooded Justice
„Warum haben alle Kinder Alpträume?“ – „Weil du der Alptraum bist.“
Inmitten grandioser Grotesque und fabelhafter Fiktion pinseln Jeunet und Caro – mit einem vielleicht winzigen Pinselspitzchen, welches gar das kleinste Detail überwältigend ins Bildnis zeichnet – ein Gemälde zwischen Alptraum und Märchen auf die Mattscheibe der Glotzkiste. Von seinem skurrilen Humor und den bizarren Figuren getragen ist es exakt dieses Märchenhafte, das Verträumte und nahezu Gedankenlose, das das Zuschauerköpfchen in ein gewisses Gefühl der Vergessenheit und doch der Gewissheit taucht. Einerseits von einer unbegreiflichen Schöpferkraft beflügelt, andererseits an eigene Fantasiegestalten erinnernd bereits in Vergessenheit geraten. 'Die Stadt der verlorenen Kinder' hat in mir nicht nur längst vergessene Kindheitsphantasien geweckt, sondern mich in einen verschrobenen Alptraum wie meinen eigenen verschleppt, der mich weder losließ noch loslässt. Das Publikum muss die endlos kreativen Einfälle zweifelsohne jedoch zu schätzen wissen, um über ein wenig Leerlauf hinweg schauen zu können.
Es war still. Totenstill. Abstoßendstill. Während ein grässliches Bild nach dem anderen über den Bildschirm flackerte, war es einfach wie tot. Ich habe mich 90 Minuten weder getraut, mich zu bewegen, noch den leisesten Laut von mir zu geben. 'Hunger' ist verstörend wie lange kein anderer, weil so real und gravierend und ernst gemeint, wie man es nur ernst meinen könnte. Und genau danach schaut es auch aus; genau danach lässt es sich anfühlen; genau das strahlt es aus. Kann ich und möchte ich keinem empfehlen, doch inszenatorisch, dramaturgisch sowie schauspielerisch beispiellos und ausgezeichnet.
„Die Erde ist schlecht. Wir brauchen nicht um sie zu trauern.“
Die Welt. Das Leben. Und ein Planet, der alles zerstören soll.
'Melancholia'. Ein Film der Melancholie, der Aussichtslosigkeit und der Resignation. Leitgedanken und Gefühle, die vielleicht nicht einmal im Traum in solch wunderschöne Aufnahmen der Sinnbildlichkeit und Kunst erdacht werden können. Bilder zweier Planeten, die in unvorstellbarer Zeitlupe aufeinander prallen; Bilder einer depressiven Frau im Brautkleid, dessen Schritte an Schlingen gefesselt erscheinen; Bilder eines kleinen Jungen, der Hölzer für eine magische Höhle schnitzt, in der er Schutz zu finden versucht; Bilder der Poesie. Doch 'Melancholia' ist außer Acht seiner überwältigenden Bildersprache in erster Linie besonders eins: eindrucksvolles Charakterkino der Vollendung, dessen Hintergrund nicht glaubwürdiger hätte sein können. Und das sieht man dem Film auch an. Wie auch in Triers vorigem Artefakt 'Antichrist' ist der Film gezeichnet von einer depressiven Protagonistin. Justine, gespielt von einer nie zuvor so eindrucksvoll agierenden Kirsten Dunst, mag vielleicht eine der interessantesten Charaktere der Filmgeschichte sein – zumindest meiner. Justines Weltanschauung ist geprägt von Hoffnungslosigkeit, Pessimismus und einer Weltanschauung – wie sie es selbst in Worte fasst – nach „die Welt ist schlecht, und wenn ich das sage, dann ist das so“.
Doch wieso ist der Film genauso wie er ist? Filme über Weltuntergänge sehen doch normalerweise anders aus. Lars von Trier jedoch ist klug genug, um keinen Film über den Weltuntergang, sondern einen Film über zwei Seelen vor dem Weltuntergang zu machen. Justines Hochzeit in Teil I symbolisiert hier eine allgemeine Gesellschaft; ein Beisammensein unter Menschen, das man üblicherweise auf der eigenen Hochzeit gern hat. Doch die Gesellschaft scheint Justine fern zu sein, häufig erscheint sie wie völlig fremd auf sie einwirkende Menschen, zwischen sich bekriegenden Eltern, einem Chef, den sie hasst, und einer Arbeit, die sie verabscheut. Was Justines Charakter so interessant macht, ist nicht die Tatsache, dass sie unter Depressionen leidet – zelebriertes Leid und Unglück kennen wir bereits. Es ist die Sensibilität eines Menschen, ihre Zerbrechlichkeit und ihre Unsicherheit. Ihr Charakter findet sich inmitten der Gesellschaft – der Hochzeitsfeier – nicht zurecht, er will ihr entfliehen, weil er dem Druck nicht standhält. Fliehen aus dem Saal, ins Bett ihres kleinen Neffen Leo, fliehen in den Stall der Pferde, auf den Golfplatz oder ins Zimmer der Mutter, welche ihr nichts anderes als „Ich an deiner Stelle würde mich zu Tode fürchten“ zu trösten hat.
Als die Welt in Teil II unter Bedrohung einer Kollision mit dem Planeten Melancholia steht, scheint sich allerdings alles zu drehen und zu wenden. Während ihre sonst so beherrschte, gezielte Schwester Claire mit panischer Angst um Existenz, ihr Leben und des Lebens ihres Sohnes und Mannes zu kämpfen hat, scheint Justine eine Art Erlösung zu finden. „Ich habe doch keine Angst vor einem dummen Planeten“, fasst sie es in Worte. Das Ende der Welt stellt für sie keine Bedrohung dar. Ganz im Gegenteil: Sie sieht den Weltuntergang als Errettung, als Befreiung ihres Leidens und ihres für sie selbst längst überflüssig erscheinendem Daseins. Wenn die Menschheit in Angst und Panik versinkt, dann bleibt die depressive Justine völlig ruhig; oder „wenn die Normalen unnormal sind, bleibt die Unnormale normal.“
Vielleicht ist genau dieser Ansatz der Schlüssel zu dem, was Lars von Trier der Welt sagen möchte. Es ist bekannt, dass er selbst seit Jahren an Depressionen litt. Könnte die zerbrechliche Justine nicht Lars von Trier selbst sein, der sich quasi in der Figur seines eigenen Films ausdrückt? Er all seine Gefühle, seine Welt- und Lebensanschauung in diesem eigenen Lebensfilmwerk ausdrückt? Er offenbart dem Zuschauer seine Seele, er vertraut uns das Menschlichste im Menschen an – genau wie er es in seinem vorigen Meisterwerk 'Antichrist' auf deutlich gnadenlosere Art begann. In einem Interview sagte von Trier: „Ich habe kein Problem zu sterben.“ In anderen Worten: Justine, das bin ich. Und kann es im modernen Kino etwas Schöneres geben, als das Innerste des Filmschöpfers selbst in seinem Film zu fühlen?
'Melancholia' – Homonym im Sinne der depressiven Stimmungshaltung des Films, der Melancholie, und gleichzeitig des Namens des Planeten, der diese einerseits auslöst und andererseits doch auslöscht. Ein Film, immer wieder wie ein fundamentaler Brocken in meinem Herzen. Ich möchte es kaum sagen, aber mit Justine hat Lars von Trier einen Charakter geschaffen, mit der ich mich persönlich auf vielerlei Ebene identifizieren kann. Mein absoluter Lieblingsfilm für immer. Ein Film, für den ich sterben würde.
Die Sonne stirbt. Kein Licht. Kein Sehen. Keine Freude. Die Menschheit wird im Dunkeln stehen gelassen. Kontinuierliche Finsternis. Bedrücken. Hoffnungslosigkeit. Vielleicht möchte Danny Boyle uns genau das sagen. Die Verzweiflung an Auslöschung unserer Lichtquelle und gleichzeitig unserer Kraftbasis, die der Mensch in der UV-Strahlung durch Umwandlung unseres Körpers in Vitamin D findet. In Angesicht der Crewmitglieder der Icarus II wird exakt dies sichtbar. Panik herrscht, Verwirrung, Schuldgefühle. Alles andere als Sonnenschein, sondern tiefe humane Ängste. Danny Boyle gelingt es, zwischenmenschliche Konflikte einer Krisensituation um Leben und Tod in einer in der Form nie zuvor dagewesenen Science-Fiction-Poesie zu manifestieren und bezieht sich dabei nicht auf den Kampf und den Kernpunkt der Mission, die Sonne neu zu beleben, sondern stellt charakterbezogen die emotionale Zuspitzung eines immer weiter scheiternden Versuchs, die Menschheit zu retten. Es geht um den Todestrieb, dessen Erlösung [Achtung Spoiler] der an Schuldgefühlen geplagte Trey nur im Suizid findet [Spoiler Ende]; und es geht um den Überlebenstrieb, der sich über die Crewmitglieder nach und nach weiter ausbreitet oder verliert.
Ganz abgesehen davon, dass 'Sunshine' vielleicht viel mehr als überwältigendes Science-Fiction-Kino ist, begleitet Meisterkomponist John Murphy in Zusammenarbeit mit Underworld den Film mit einem numinosen Score der Weltklasse; zugleich 'Sunshine' allenfalls einer der optisch gewaltigsten Filme von Danny Boyle ist. Effekte wie aus einer anderen Welt und dabei so wunderschön und kunstvoll und niemals überladen. Außerordentlich und grandios. Für mich einer der stärksten Science-Fiction-Filme meines Lebens – bisher.
Literweise Körperflüssigkeiten, von denen man nicht mal die leiseste Ahnung hatte, wo sie hätten hinausspritzen können, Nebel, Wald, notgeile Bäume und Kettensägen, Würgreize und abstoßende Anziehungskraft. 'The Evil Dead' ist abgesehen von seinem primitiven Unterhaltungspotenzial vor allem eins: ekelhaft genial und ein mehr oder weniger lebendiges Zeichen dafür, wie nahe sich Grauen und Reiz, Scheusal und Faszination und geschmacklose Gewaltsamkeit und teuflische Filmkunst sind: Der Mensch wird geöffnet, und wir befinden uns am Rande des Wahnsinns.
Von Publikum und Kritik in die Galaxis gelobt, bleibt 'Warrior' treuherzig an der Grenze des Sportdramas kleben. Von Emotionalität und Schicksal getragen und allemal von nur allzu blendender Musik nahezu perfektioniert, schaffte 'Warrior' es nie, mich auch mit jenen Affekten zu überwältigen. Weit entfernt von schlecht, dazu ist er viel zu makellos, aber ebenso weit von jeglicher Innovation des Genres.
Das kreative Köpfchen, das uns aus dieser Welt zu entführen weiß.
„Was tust du überhaupt hier, Kindchen? Du bist ja noch nicht einmal alt genug, um zu ahnen, wie hart das Leben mal wird.“ – „Offensichtlich waren sie nie ein dreizehnjähriges Mädchen.“
Auf den ersten Blick ein keusches Haus mit Garten und Baum. Auf den zweiten fünf Mädchen und ihre zerronnene Adoleszenz. Es geht um Sehnsüchte; Sehnsüchte nach Libertät und nach einer gerechten Jugend; der Jugend und all den Gefühlen, die man hasst und liebt: die erste Verliebtheit, Freunde, Vertraute, Zuhörer, Vergnügen, Zeitvertreib. Doch sie werden gefangen gehalten, überbehütet und vor all dem bewahrt, was für ein heranwachsenden jungen Menschen das Leben bedeuten kann: die Freiheit. Hinsichtlich kennzeichnet sich besonders Lux als verwirrter, reifender Charakter, die sich nach Ungezwungenheit und einer Selbstbestimmung sehnt.
'The Virgin Suicides' manifestiert, wie sich schnell und durchaus zugänglich vier junge Mädchen am Leben gescheitert fühlen und nur einen Ausweg in Betracht ziehen. Wo sie anfangs noch gar glücklich ins Bild zwinkern, sind sie – nachdem Lux ihre auswärtige Nacht verbrachte und Mom und Dad sie in die völlige Isolation schieben – schon längst in eine tiefe Depression gefallen; man achte auf jene Blicke, die hinter den wunderschönen und perfekten Engelsgesichtern stecken. [Achtung Spoiler] Wiederum kann ihr gemeinsamer Suizid nicht nur als Todeswunsch, sondern auch als Drang, etwas zu hinterlassen gedeutet werden. Eine Botschaft. Eine Antwort und Mitteilung, dass ihr Leben in „Gefangenschaft“ zweifellos noch schädlicher war als ein Leben auf der Welt. [Spoiler Ende]
Nahezu beiläufig konstruiert Sofia Coppola Kritik an der amerikanischen „Vorstadtgesellschaft“ – insbesondere des katholischen und überbehüteten pädagogischen Denkens der Eltern. Alles funktioniert, alles glaubt an Gott, alles scheint, aber nichts ist. Es wird getratscht, gelästert, geplappert und berichtet. Aber dahinter steckt rein gar nichts. Denn am Ende ist alles wie vorher, die Nachbarschaft feiert noch immer ihre Partys und alles scheint wie vergessen. Die Menschen sehen, was sie sehen wollen. Ob Eltern, Nachbarn oder die christliche Familie. Nichts ist perfekt, aber es bemüht sich drum, es so ausschauen zu lassen.
Es ist nicht alles bieder, was 144 Minuten lang bieder ausschaut. Nicht heute, nicht damals und auch nicht wenige Tage vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Hanekes mehr oder weniger wahrlich gottverdammten Bauerngeschichten vermitteln dies ganz gewiss auf unbegreiflich überschätzte kühle Masche, folglich emotionslos und nüchtern zugleich, sodass weder sonderlich viel für gewisses Nachempfinden irgendwelcher familiären Grausamkeiten oder gesellschaftlicher Abgründe auf kommunaler Ebene übrig blieb, noch ein „unvergesslich“ ausdrucksstarker Nachgeschmack standhielt. Zwischen schauspielerischen Unsicherheiten und wacklig reizloser Eigenart bewahrheitet 'Das weiße Band' primär aber vor allem eins: seine ekelhafte verborgene Großtuerei hinsichtlich seiner „Kunstauffassung“ als auch seiner niedlichen Symbolik.
'Underworld: Awakening' trifft im wahrsten Sinne des Wortes explosiv auf die reale Welt. Total sinnlos, total überstyled, mainstream und bedenklich gnadenlos gewaltsam. Gott, was soll’s, wenn er es schafft, einen für (sehr knappe) anderthalb Stunden in eine opake, düstere Welt gedrängt von dunklen und immer dunkler werdenden Kreaturen zu verführen, in der eine Kate Beckinsale eine nach wie vor nahezu „revolutionäre Performance“ hinlegt und im Latexanzug Lykaner abknallt; weil er es kann. Schaut richtig geil aus und hört sich durch gewohnt gekonnten Score auch noch richtig geil an – im Film dank Paul Haslinger und in der Stereoanlage dank Evanescence, Linkin Park, The Cure und The Naked And Famous.
Voll blöd, nicht progressiv und nicht originell und so. Danke an Mårlind und Stein, denn das kann man sich gerne mal zubilligen; vor allem, wenn er so cool daherkommt. Ich steh auch nach dem vierten Mal noch drauf.
„Für die meisten Leute ist es wohl eine Sünde ihre Mutter zu hassen. Doch das sind für mich Heuchler. Sie haben ihre Mutter sicher auch mal gehasst. Möglicherweise eine Sekunde. Möglicherweise ein Jahr lang.“
I KILLED MY MOTHER offenbart es hartherzig und warmherzig; und er offenbart es aggressiv und feinfühlig. Aber das riesige winzige Meisterstück von und mit Xavier Dolan hat eine ganz besondere Stärke: seine Treue am Realsein. So interessant amüsant, aber ebenso gefühlssicher war Erwachsenwerden noch nie. Da sieht man geradezu blind über seine Selbstverliebtheit hinweg.
„Was machst du, wenn ich heute sterben würde?“ – „Ich würde morgen sterben.“
Jesses, einer der göttlichsten Trailer, die ich seit langem gesehen habe. Inklusive Noomi.
"Beide von beiden."
„Das Licht geht aus, der Film beginnt; und Rosemarie kriegt ihr nächstes Kind.“ – Jennifer Rostock.
Rosemary’s Baby; ein unweigerliches Prunkstück des Okkulten, wenn er auch nicht geradezu nach Horror aufstrebt. Ein Alptraum beginnt die Realität zu bestimmen; die Realität wird zur persönlichen Krise. In Rosemaries Fall eine schmerzhafte Schwangerschaft, der niemand Rückhalt schenken möchte. Die desolate Atmosphäre und „freundlichen“ Gestalten von nebenan; die schleierhaften Klänge des Schreckens und unheimlichsten Abgründe der nächsten Menschen. Und finst’re Mysterien aus Satans Händen. Nicht gerade klassisch spannend seiner Ausführung her, viel eher der subjektiven Wahrnehmung. Polanski mag sich selbst übertreffen, für mich knackt er allerdings das gesamte Genre.
„In einer Nacht im August wachte der junge Schüler weinend auf. Dem Meister erschien das eigenartig und er fragte ihn: ‚Hattest du einen Alptraum?‘
‚Nein‘, sagte der Schüler.
‚Hattest du einen traurigen Traum?‘
‚Nein, Meister. Ich hatte einen wunderschönen Traum.‘
‚Aber warum weinst du dann?‘
Der junge Schüler wischte sich die Tränen weg und antwortete: ‚Weil der Traum, den ich hatte, niemals wahr wird.‘“
Haufenweise Action, literweise Blut, aber ebenso reichlich Story mit Affekt. Eine weitere gewaltige koreanische Leistung von Regisseur Kim Jee-woon und Superakteur Lee Byung-hun.
»Ich frage mich, ob es auf der Welt noch irgendetwas gibt, das kein Verfallsdatum hat.«
»Chungking Express« ist ein überwältigendes Kunstwerk der Gefühle über die Verbundenheit und dennoch viel mehr als »nur« Liebe. Wong Kar-Wais kunstvolle Szenenbilder schlängeln sich grandios durch sein Werk aus Einsamkeit, Zuneigung, Innigkeit, Ablehnung, Suche und all den Gefühlen der Liebe, die wir hassen und lieben. Vor all den fantastischen Darstellern und dieser beispiellosen Atmosphäre aus Hongkongs Straßen und Ecken und California Dreamin‘, kommt alles dort an, wo es soll: im Herzen. Wenn wir unsere liebliche Heldin Faye die Musik so laut aufdrehen sehen, um nicht so viel nachdenken zu müssen, weil sie das traurig machen würde, oder der Polizist 223 joggen geht, um so viel Körperflüssigkeit zu verlieren, dass keine mehr fürs Weinen übrig ist, dann befinden wir uns im alltäglichen Trott aus Liebeskummer und Sehnsucht. In einer Zeit, in der die Liebe ein Ablaufdatum hat, man sich niemals sicher sein kann, wann es anfängt zu regnen und Mann sich vor Kummer verspricht, sich in die erste Frau zu verlieben, die durch die Tür in die Bar tritt. Doch mit ganz viel Geduld, vielleicht auch Glück und Zufall, treffen sich, wenn es so sein soll, die Liebenden irgendwann, irgendwo und unter irgendwelchen Zuständen wieder. Wie Philipp Poisel es in einem seiner Lieder besingt: »Auf dass die Zeit, die mir verbleibt, mich noch einmal zu dir treibt.« Dann darf es am Ende auch auf die Frage, wo einer der Protagonisten hin will, heißen: »Mir egal, dorthin, wo du hin willst.«
"Fernsehen bildet, weil man viel draus lernen kann. Zum Beispiel Kochen lernen, Kindererziehung, Kinderkrankheiten. In Wurst sind Vitamine drin. In Leberwust, in Schinkenwurst und in Erdbeerkäse. Für mich ist wichtig gesundes Essen, frisches Essen, weil es gesund ist. Für meine Kinder darf es auch gerne mal aus der Dose sein. Leute, die immer Bio essen, sind dick wegen dem ganzen Zucker. Wurst und Brot haben keinen Zucker, deswegen macht das auch nicht dick.", Nadine. [http://www.youtube.com/watch?v=VY3hSga4zGg]
Einfach wunderbar, falls im TV ausnahmsweise mal kein arte eingeschaltet ist.
Zigaretten und die Differenzen einer Zweisamkeit. Sam Mendes' Romanverfilmung lässt eigentlich keine Wünsche offen. Außer die der beiden Hauptfiguren April und Frank.
Konflikte einer ganz normalen Ehe? Teilweise vielleicht schon. Nur diese zu bewältigen und zu überwinden, das bleibt meistens das, was das Bündnis häufig nur selten schafft. Die Beziehung zwischen April und Frank ist erfüllt von Träumen, Zielen und Wünschen, die allerdings ein Problem ergeben: sie sind nicht beidseitig. Man scheitert an Lügen und Selbstvortäuschungen, am Misstrauen und an gegenseitigen Schuldzuweisungen. Dass aber besonders ihre eigenen Kinder wohl am meisten unter den Streitereien leiden, was man teils nur deuten kann, sie allerdings kaum zu Hause und von den Eltern annähernd vergessen zu sein scheinen, ignorieren sie beide. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, mit ihren eigenen Konflikten klar zu kommen, die eigentlich erst durch die fehlende Aufrichtigkeit untereinander zu solchen wurden. In anderen Worten: ein Teufelskreislauf einer Liebschaft. Sie gehen den Dingen nicht auf den Grund. Sie gehen an ihnen zu Grunde.
Leonardo DiCaprio und Kate Winslet – oder: das vielleicht beste Schauspielduo aller Zeiten – spielen obgleich so authentisch und offenkundig wie es möglicherweise niemand sonst hätte machen können. Ein wahrer Film des Aufruhrs.
„Wie viele Leben leben wir? Wie viele Tode sterben wir? Es heißt, wir alle verlieren 21 Gramm, genau in dem Moment, in dem der Tod eintritt. Jeder von uns. Wie viel sind 21 Gramm? Wie viel von uns ist verloren? Wie viel ist gewonnen? 21 Gramm. Das Gewicht von fünf 5 Cent Münzen. Das Gewicht eines Kolibris. Eines Schokoriegels. Wie viel wiegen 21 Gramm?“
Eine Frau, die ihren Mann und Kinder durch einen Unfall verliert. Ein Mann, der diesen Unfall verursacht. Und ein Mann, der sein Leben nur durch jenen Unfall und Tod des Mannes zu verdanken hat. Sie alle haben keine alltäglichen Probleme wie wir, die darüber deprimiert sind, dass sie seit drei Jahren immer noch single sind, der Verehrte sie nicht wahrnimmt oder man in die Wechseljahre kommt. Es geht um Leben und Tod. Um Gewissen und Moralverhängnissen. Rache. Lebensfreude und Depressionen. Sucht. Lebenszerstörung. Hochs, doch vielmehr Tiefs. Das damalige Leben im sonnigen Farbenfrohen und der jetzige Kontrast im Tiefschwarz nach dem Schicksalsschlag.
Iñárritu schafft es mit seinem Werk vielleicht nicht, alle seine Fragen zu beantworten, sondern lässt sie durch seine Erzählung und Geschehen selbst darstellen. Das schöne daran: Man bekommt es nicht vorgekaut. Es bringt einem selbst zum Nachdenken.
Ein Mann, der keine halben Sachen macht: entweder richtig gute Filme, oder richtig schlechte.