JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Natürlich ist die Kombination aus College-Komödie, Coming-of-Age-Roadtrip und Boy meets Girl-Romanze vorhersehbar von der ersten Sekunde an, auf das Was kommt es bei Der Volltreffer auch gar nicht an. Das Wie ist die große Stärke von Rob Reiner’s schwungvollem, aber nie überdrehtem, warmherzigem Streifen, der ganz wunderbar den filmischen Zeitgeist seiner Generation einfängt und auch spielend in die Neuzeit transportieren kann. Mit viel Gefühl für seine Figuren, einem charmanten Humor und der unabdingbaren Chemie seiner unverbrauchten Hauptdarsteller, die sich als wahrer Glücksgriffe herausstellen. Ohne große Anzüglichkeiten oder derbe Witze, dabei jedoch längst nicht prüde oder spießig-moralisierend. Weder aufdringlich noch belehrend appelliert der Film an eine gesunde Mischung aus Erwachsenwerden und jugendlicher Unbeschwertheit. Irgendwann zählen auch andere Dinge im Leben, aber der Weg ist keine Einbahnstraße. Von beiden Enden an lässt sich auf die goldene Mitte zufahren, wo man sich im Idealfall trifft. [...]
[...] Was Die Farbe deutlich über vorangegangene Adaptionen abhebt, ist seine Nähe zur Lovecraft’schen Intention. Die auf verstörende und unheilvolle Weise eine stille Apokalypse auf engstem Raum skizziert. Dargeboten als langsam, aber kontinuierlich am lebenden Leib verwesende Familientragödie. Trotz schmaler Mittel stilistisch selbstbewusst und von erstaunlicher, atmosphärischer wie erzählerischer Souveränität gekennzeichnet. Das ist bizarr, beunruhigend, spannend und mit einer fatalistischen Konsequenz bedacht, die ganz im Sinne des ursprünglichen Autors gewesen sein dürfte. Und ganz nebenbei nun mal mit das Beste, was im letzten Jahrzehnt des deutschen Genre-Kino zu finden war. Warum eigentlich? [...]
[...] The Curse ist nun wirklich kein guter Film und genauso schnell gesehen wie wieder vergessen, aber er wirkt wenigstens bemüht. Am besten ist tatsächlich der Score von Franco Micalizzi, der zwischen Ry Cooder-Blues und 80er-Synthie-Klängen angesiedelt ist. Das passt prima in seine Zeit und erzeugt manchmal mehr Stimmung als das Geschehen auf dem Bildschirm. Da gibt es immerhin ein paar schön schmaddrige Effekte und skurril-liebevolle Masken zu bestaunen. Effektvoll ist das aber maximal für ein kurzes Mundwinkelzucken, ob nach oben oder unten ist da Tagesform oder genereller Affinität zu so einer Art Film abhängig. Der subversive Wahnsinn der Geschichte wird hier und da mal angedeutet, darf aber nie richtig sein Potential entfalten. Nicht auszudenken, wenn John Carpenter (Das Ding aus einer anderen Welt) mit dem Projekt schwanger gegangen wäre. Dann würden wir hier vermutlich über einen kleinen Knaller reden. So erinnern wir an einen nicht ganz zu Unrecht vergessenen Ansatz. [...]
[...] Der gesamte Aufbau erinnert auch viel eher an Die Verfluchten - Der Untergang des Hauses Usher oder Das Pendel des Todes, mit der Vorlage hat das bis auf ein paar Namen und wenige Details sehr, sehr wenig zu tun. Exakt so wie Corman damals mit Poe, nur wird das Resultat jetzt sogar selbst kopiert. An dem Punkt müsste sich der alte Roger eindeutig auf die Schulter klopfen. Damit hat man nun definitiv etwas Eigenes geschaffen, das gar keinen Bezug mehr zu seiner marginalen Vorlage benötigt. Die, Monster, Die! – Das Grauen auf Schloss Witley ist für seine Epoche zwar handelsüblich-solid Fließband-Kost, aber keinesfalls sonderlich bemerkenswert in irgendwelchen Details. Recht kurzweilig, dabei selten bis nie aufregend. Mitunter eher charmant und ulkig, da die eigentlich bedrohliche Idee der Vorlage nur so am Rande verwurschtelt wird und in einem tapsig-skurrilen Finale mündet. Damit lockt man heutzutage niemanden mehr hinter dem Ofen vor und auch damals wurde nicht ansatzweise das verfügbare Potential ausgereizt. Die Mischung passt überhaupt nicht, macht aber rückblickend zumindest etwas Spaß, da man offenkundig durchaus mit Leidenschaft dabei war und das alles in einem anderen Kontext vielleicht sogar ganz gut hätte werden können. Ist letztlich nicht der Fall, aber unsympathisch bleibt dieser ungeschickte Versuch keinesfalls. [...]
[...] Mit schier unfassbarem Engagement liefert Cary Grant hier eine Performance auf Peter Sellers-Niveau ab. Ganzkörper-Comedy im roten Bereich, jedoch ohne Slapstick-Einlagen. Was der Mann dafür an Mimik und Timing abfeuert ist waffenscheinpflichtig. Dazu gibt ist diese unglaublich turbulente, in Echtzeit servierte Geschichte über eine Familie, deren ganzer, mordlüsterner Wahnsinn ausgerechnet dann nicht mehr zu verheimlichen ist, als ihr bestes Pferd im Stall gerade in die Flitterwochen reisen will. Die Ereignisse überschlagen sich nicht nur, sie drehen Salti am laufenden Band. Angetrieben von einem für seine Zeit erstaunlich makabren und zynischen Humor, der in völligem Kontrast zu dieser anfänglich vorgegaukelten Heile-Langeweile-Häkeldeckchen-Welt steht, was der deutsche Titel somit fast noch präziser einfängt als im Original. Beinah jeder Gag sitzt auch nach fast 80 Jahren immer noch mit chirurgischer Präzision und selbst der vermeidlich abwertende Tonfall gegenüber der frisch gebackenen, aber akut sehr nervigen Ehefrau ist nicht etwa ein Störfaktor. Nur ein weiterer, zeitloser Running Gag-Klassiker, dem trotz seiner tendenziell sexistischen Art absolut keine böse Absicht zu unterstellen ist und im Endeffekt, wie alles hier, verblüffend elegant doch noch die Kurve bekommt. [...]
[...] Murder in the First ist ein ziemlich dankbares Projekt für Regisseur Marc Rocco. Die Geschichte ist in seiner Mischung aus Fakt und Fiktion idealer Nährboden für emotionales wie spannendes Kino zwischen grausamen Gefängnisdrama und klassischem Gerichtsthriller. Zudem erstaunlich hochkarätig besetzt. Slater, Bacon und Oldman waren damals (schon) große Namen, flankiert von einigen anderen talentierten und semi-bekannten Gesichtern aus der zweiten Reihe. Der Film hinterfragt durchaus seriös, aufrüttelnd und reumütig die Zustände des amerikanischen Justizsystems und ist in seiner humanitären Botschaft über jeden Zweifel erhaben. Bedient sich dabei natürlich auch ausgiebig an wenig ambivalenten Rollenmustern und kann sicherlich wenigstens stellenweise als kalkulierte Schablone betrachtet werden. Nicht frei von Pathos wird manchmal zu sehr jedes Mitleidsschlagloch mitgenommen. Insbesondere der Score von Christopher Young ist mitunter beinah aufdringlich in seinem emotionalen Crescendo. Das lässt sich kaum abstreiten, und dennoch leidet Murder in the First darunter kaum. [...]
[...] Die aus der griechischen Mythologie inspirierte Buchvorlage von Sol Yurick verwandelt Walter Hill in einen postmodernen, surrealen Großstadt-Western im Videopspiel-Modus. Level für Level, Bosskampf für Bosskampf kämpft sich die verkappte Herren-Sauna im dezenten Gay-Chique betont knallhart bis zum Endgegner am Heimatstrand. Frauen tauchen auch mal auf, aber wie gewohnt versteht Walter Hill kaum, was man mit denen anstellen soll. Wenigstens dürfen sie selbst auch mal zur Tat schreiten. Was die vermutliche Angst des reinrassigen Männer-Regisseurs vor dem schönen Geschlecht nur noch weiter untermauert. Egal, denn was auch immer für soziologische oder psychologische Elemente gerne in Die Warriors hineininterpretiert werden, das kann man sich alles getrost schenken. Eine überzeichnete, bar jedem Realismus exploitative Posse, die maximal satirisch die damals aktuelle Gang-Problematik der USA ad absurdum führt. Dabei jedoch nie lachhaft oder albern ausfällt, da Walter Hill sehr wohl daran interessiert ist, einen einprägsamen, kreativen – und in diesem Kontext somit auch „seriösen“ - Actionfilm zu machen, was ihm zweifelsohne gelungen ist. [...]
[...] Der Zweite Weltkrieg, oder eher dessen Auswirkungen, aus kindlicher Perspektive. Während er noch voll im Gange ist, aber eigentlich noch gar nicht am Ort des Geschehens angekommen ist. In der ländlichen Provinz ist das Leben so hart und gottesfürchtig wie eh und je, der Alltag hat sich bisher nicht verändert. Der Lärm von der Front ist wie ein verhallendes Echo; das die Einschläge langsam näher kommen wird stoisch ignoriert. Dort führt man ein einfaches und vermeidlich tugendhaftes Leben, hat aber gleichzeitig wenig Verständnis für Empathie und Zwischenmenschliches. Sehr eindimensional wird nur das Hier und Jetzt, nur das Offensichtliche gesehen. Alles andere ist nicht von Relevanz. So müssen sich zwei Kinder in intuitiver Traumatherapie gegenseitig den allgegenwertigen Tod begreiflich machen. Äußerst sensibel und zärtlich versetzt sich der Film in die Perspektive seiner minderjährigen Protagonisten und offenbart gleichzeitig eine kaltherzige, oberflächliche Doppelmoral. Wo artig in die Kirche gegangen und mehr rechtfertigend als reumütig gebeichtet wird, wenn es aber darauf ankommt wahre Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit wenig Platz besitzt. Das geschieht nicht unbedingt subtil und hat mitunter einen etwas zu theatralischen Charakter, ist aber zweifellos – gerade auch wegen seiner zeitlichen Nähe – sehr berührend, aufrichtig und durchaus auch wichtig. [...]
[...] Das Tempo ist zackig, die Stimmung angriffslustig, der Sountrack von Paolo Vasili – speziell der super-lässige Titeltrack – extrem smoove. Der Tag der Cobra ist sicherlich nicht ganz so grimmig wie vergleichbare Poliziotteschi, dafür setzt Castellari etwas mehr auf Coolness und lockere Sprüche. Lange ist sein Protagonist kein verbitterter Wüterich, sondern einfach ein zwar harter, aber überlegen über dem Ganzen schwebender Knochen, dem selbst in der wüstesten Rauferei fast nie der einbetonierte Hut von der Rübe rutscht und zum Stressabbau den Gummi-Flummi knautscht – wenn nichts zum Flachlegen verfügbar ist. Der Action tut das keinen Abbruch, da ist immer was los und gerne wird auch ziemlich zünftig ins Gras gebissen. Augenzwinkernd aufgelockert durch ein paar amüsant-schräge Details wie ein Sniper im Biene Maja-Pulli oder der geheimen Streetfighter II-Stage in der Transen-Disco, inklusive Zwischengegner. Klingt vielleicht etwas trashig (was bei dem Regisseur gut und gerne auch drin wäre), tatsächlich ist das aber durchgehend ziemlich kompetent und vor allem knackig inszeniert. Besitzt einige amüsante Randnotizen, die dem Film jedoch keinesfalls schaden. [...]
[...] Schon früh stellt Roland Klick diese biedere, eiskalte Selbstverständlichkeit als verstörenden Fremdkörper in den Raum. Bübchen ist von der ersten Sekunde unglaublich unangenehm, obwohl hier doch nur etwas ganz Alltägliches und zunächst sogar sehr heiter Angehauchtes dargeboten wird. Es ist dieser Kontrast aus harmloser Oberflächlichkeit und einem lange schwelenden, inzwischen wirklich brodelnden, aber nie auch nur ansatzweise erkannten Konflikt, der auf einmal mit voller Wucht explodiert. Mit diesem Extrem reißt der Regisseur seiner zynisch entlarvten Biedermeier-Schicht eine potthässliche Maske herunter, die sie wohl tatsächlich völlig unbewusst trägt. Der Plot ist verblüffend grob, wenig erklärend, dennoch erschreckend glaubhaft, da diese lieblose Scheinwelt mit jeder Minute mehr und mehr an Authentizität gewinnt. Auch wenn die Kinder augenscheinlich im Fokus stehen, an keinem von ihnen ist hier eine der Figuren ernsthaft interessiert. Es geht nur um die Wahrung des Status quo. Darum, sich etwaige Unannehmlichkeiten zu ersparen. Der Preis dafür ist verdammt hoch, wird trotzdem erschütternd deutlich in kauf genommen. Alles beim Alten – nur ein Kind weniger. Besser mit der Lüge zu leben, als an der (ganzen) Wahrheit zu zerbrechen. Zu Tisch, das Essen wird kalt. [...]
[...] In seiner nihilistischen und destruktiven Stimmung ist Der Cop partiell klasse. Viel dazu trägt James Woods bei, der die Rolle des grundsätzlich eher unsympathischen, (klar) misogynen wie (tendenziell) homophoben und in jeglicher Moral sehr angreifbaren Raubeins (wer schubst, wird mit dem halben Magazin durchsiebt) doch noch mit sowas wie empathischer Glaubwürdigkeit auszeichnet. Man mag mit seinen Taten nicht konträr gehen, nimmt ihm jedoch ab, dass er im Herzen ein guter Mensch ist, der nur das Richtige machen will. Hervorragend gespielt könnte der Film eine beinah tiefschichtige Symbiose aus Charakterdrama und knallhartem Cop-Reißer werden, dafür ist das Skript von Regisseur/Produzent/Autor-Tausendsassa James B. Harris leider viel zu hastig und unüberlegt gestrickt. Der Plot ist voller Schlaglöcher und serviert einem immer mal wieder wenig kohärente Schlussvollgerungen und Werdegänge. Mehr als einmal ist das Handeln der Personen sehr merkwürdig und ergibt (so wie gezeigt) nicht all zu viel Sinn. Enttäuschend ist zudem, wieviel Potential die Geschichte hätte und bis zum Schluss sogar ermöglicht, am Ende aber verhältnismäßig wenig davon ausspielt. Die Kombination aus selbstzerstörerischem Anti-Helden-Amoklauf und spannender Serienkiller-Story bekommt der Film leider nicht in Gänze gedeckelt; ist im Resultat gerade so ein akzeptabler Hybrid aus beidem. Obwohl da richtig viel Zündstoff lagert. [...]
[...] Inhaltlich müssen sich Lang und Brecht den Vorwurf gefallen lassen, schon ein Stückweit vor den Karren der US-Propaganda-Welle gespannt zu werden. Die zugrundeliegenden, realen Ereignisse werden Spielfilm-typisch angepasst und trotz des klaren Gut-Böse-Schemas spiegelt der Film nicht mal ansatzweise die Grausamkeiten dieser Tage wider. Auch Henker sterben ist eher ein Genre-Film ohne zwanghaften Realitätsbezug, was zu diesem Zeitpunkt „üblich“, aber dennoch natürlich schwierig ist. Dieser spezielle Genre-Film funktioniert dafür auf sein Dasein betrachtet tadellos, da die Geschichte spannend erzählt und von Bertolt Brecht mit einem gesellschaftspolitischen – dafür nicht sonderlich subtilem – Gedanken versehen wird. Fast schon satirisch werden hier die Faschisten mit ihren eigenen Waffen geschlagen, wenn Denunziantentum, Lügen und gezielt manipulierte Feindbilder plötzlich mal den Richtigen treffen. Obwohl er doch, zumindest diesbezüglich, eigentlich unschuldig ist. Im Prinzip beschäftigt sich Fritz Lang wieder mit der Jagd nach einem Mörder in einer großen Stadt – diesmal ist er aber der Held. Es geht nicht darum, ihn dingfest zu machen, sondern wie er dem Schafott entgehen kann. Unter Zuhilfenahme einer solidarischen Einheit, unterdrückt von einer Obrigkeit, die an einer harten, opferbereiten Schale aus Loyalität und Gewissenhaftigkeit zerschellt. Das ist schön gedacht und als Suspense-Thriller klasse inszeniert, besitzt natürlich trotzdem einen leicht naiven bzw. gewünscht manipulativen Anstrich. Betrachtet man dagegen aber die wirklich rein instrumentalisierten, plumpen Propaganda-Filme ihrer Zeit, ist das hier ihr Citizen Kane. [...]
[...] Ein unmoralisches Angebot; ein Pakt mit dem Teufel. Der von John Flynn (Lock Up - Überleben ist alles) – ähnlich wie Larry Cohen, kein bedeutender, dafür unkompliziert-solider Handwerker – ohne großen Firlefanz erfreulich straff inszenierte Film ist sowohl eine recht interessante Variation des geistigen Vorbilds aus dem Hause Hitchock, wie auch eine unterschwellige Kritik am amerikanischen (aber unlängst auch weltweiten) Geltungsdrang. Ein Killer, der nicht damit zufrieden ist, trotz mehrfacher Morde immer noch ein freier Mann zu sein. Er will sogar nicht nur mit seinen Taten prahlen, nein, er möchte gerne als Held verkauft werden. Wenn schon, denn schon. Ein Bulle, dessen ehrlicher, tugendhafte Job eigentlich nur noch Mittel zu Zweck ist und der sich nun wirklich direkt mit der Gretchenfrage konfrontiert sieht, ob er lieber einen Mörder dingfest machen oder mit dessen Story seinen Traum am Leben erhalten will. Diesen heiklen Konflikt spielt das Drehbuch zwar nicht mit aller Konsequenz und dem reichhaltigen Potential aus, dennoch ist das ambivalente Verhältnis der beiden (hervorragend verkörperten) Protagonisten von stetigem Misstrauen gekennzeichnet und wirkt in der Dynamik eines leicht bedrohlichen Buddy-Movies recht kreativ verwendet. [...]
[...] Frauen in Ketten ist natürlich reinrassiges Bahnhofskino ohne größeren Anspruch und einigermaßen vertretbaren Moralvorstellungen, verkauft sich im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten aber erstaunlich kompetent, lebendig und irre kurzweilig. Dabei längst nicht so minderwertig und grobschlächtig wie viele seiner halbwegs vergleichbaren Kollegen, wird das altbekannte Muster doch ganz abwechslungsreich variiert und besonders in Detailfragen geht hier manchmal unübersehbar die Sonne auf. Pam Grier am frühen Höhepunkt ihrer Karriere ist grandios in ihrer Präsenz, die Inszenierung von Eddie Romero viel besser als zu vermuten und das Drehbuch vom späteren Oscar-Preisträger Jonathan Demme (Das Schweigen der Lämmer) spielt nicht nur immer mal wieder augenzwinkernd auf Flucht in Ketten an, sondern ist weitaus feministischer veranlagt als man sich zu denken wagen würde. Eher versteckt hinter der quasi notwendigen Exploitation werden überwiegend ekelhafte, hässliche Männer in Machtpositionen trotz ihrer Überlegenheit der Lächerlichkeit preisgegeben, während zwei starke Frauen nur am Anfang mal kurz die Titten auf den Tisch legen müssen. Alles unfähige Trottel – bis auf Sid Haig (The Devil’s Rejects). Als Porno-Killer-Cowboy, der auch mal entspannt im Nebenzimmer die Töchter seines Partners wegbumst, ein völlig überdrehtes Highlight. Allein was der da abzieht lohnt schon beinah das Ansehen. [...]
[...] Ein kleines Wunder, dieser uneheliche Kind aus den kreativen Samensträngen des frühen, subversiven Low-Budget-Body-Horrors eines David Cronenberg (Die Brut), dem räudig-absurden Underground-Creature-Kram eines Frank Henenlotter (Basket Case – Der unheimliche Zwilling) und dem wüste-sarkastischen Splatter-Exzessen des jungen Peter Jackson (Braindead). Baby Blood ist schmales, extrem mutiges Exploitation-Kino, das jedoch trotz seiner zahlreichen Berührungspunkte niemals einen rein trashigen Anstrich bekommt. Dafür ist dieser Wunschkind-Ungetüm viel zu überlegt, clever, rasant und vor allem auf eine hinterlistige wie sarkastische Weise erstaunlich vielschichtig. Wer zünftige, für seine Mittel grandios-handgemachte Schmadder-Kunst bestaunen will, der liegt hier ebenso goldrichtig wie die Bewunderer oben genannter Vorbilder. Mit einem verblüffend-reifem Verständnis für nicht nur visuelle, sondern allgemein inszenatorische Finesse zelebriert Alain Robak den langen Weg zur radikalen Niederkunft als emanzipatorischen Wutausbruch, der sich stets aus der dringend notwendigen, ironischen Distanz betrachtet, allerdings nicht ihr zum Opfer fällt. Selten gelingt so ein außergewöhnlicher Drahtseilakt aus purer Freude am Genre, intuitivem Feingefühl, überraschendem Talent und diesem unabdingbaren Spiel aus bedrohlicher Substanz, wahnwitziger Grausamkeit und dem Fingerspitzengefühl zwischen Absurdität und Genialität. [...]
[...] Ist der Film gut? Nein. War es der Vorgänger? Auch nicht. Aber der war schon ulkig. Billig, dreist, aber in gewisser Weise schon erinnerungswürdig. Und immer wieder mit so absurden Momenten veredelt, in der richtigen Stimmung mit kaum abzustreitenden Qualitäten versehen. Dieser Funke bescheuerter Kreativität geht dem direkten Sequel leider etwas ab. Grundsätzlich ist das nicht messbar besser oder schlechter. Erneut zieht Enzo G. Castellari alle nicht vorhandenen Register und rotzt einen billigen Spaghetti-Heuler hin, der sich ausgiebig bei erfolgreichen US-Filmen bedient und das alles eben eine deutliche Schippe schäbiger verwurstet. Da wird exzessiv gestorben - Salto bevorzugt - und gerne auch mit einem saumäßigen Härtegrat, allerdings so primitv inszeniert, dass man den groben Puppen-Splatter kaum nicht mit einem sportlichen Schmunzeln anderweitig wahrnimmt. In Sachen Action sogar noch eine Spur heftiger, der kuriose Unfug des Originals muss dafür leicht zurückstecken. [...]
[...] Doktor Schiwago ist in seiner melodramatischen Weise natürlich darum bemüht, das Publikum abzuholen und an der Leine zu halten, letztlich bleibt von David Lean’s gigantischen, herausragend inszenierten Kraftakt aber nicht primär der Oscar-prämierte Score von Maurice Jarre oder die durchaus effizient verwendete Liebesgeschichte im Gedächtnis: Es ist dieser historisch grandios portraitierte, angebliche Rahmen, der der eigentliche Star dieses packenden Stück Zeit-(und Film)Geschichte in Wahrheit ist. [...]
[...] Eine prachtvolle, angemessen düstere, emotionale und technisch grandiose Adaption des weltberühmten Stoffs, die den Kern der Vorlage trotz wohl notwendiger Plot-Anpassungen perfekt trifft. Die unglückliche – oder eher saudumme – Übernahme antisemitischer Tendenzen ist natürlich nicht von der Hand zu weisen – auch wenn man hier glaubhaft niemanden böse gemeinte Absichten unterstellen mag. Besonders für Alec Guinness fast tragisch, der hier so eine engagierte und bewusst überzogene Performance abliefert und am Ende sich wohl dafür noch rechtfertigen musste.
[...] Auch wenn der Film in seiner Auslegung somit leicht schizophrene und für einige Zuschauer bestimmt fragwürdige Züge besitzt, die Umsetzung ist über jeden neutralen Zweifel erhaben. Mit Franco Nero (Das verfluchte Haus), Virna Lisi (Die Bartholomäusnacht), Kartoffel-Quetscher Raimund Harmstorf (Blutiger Freitag) und besonders dem wunderbar diabolischen John Steiner (Tenebrae) finden sich die relevanten Stars des Erstlings wieder zusammen und liefern allesamt ausdrucksstarke Performances ab. Hinzu kommt neben dem bemerkenswerten Tiertraining (nicht nur für „White Fang“) die bestechende Optik: Die fabelhafte Kamera fängt die unbarmherzige Stimmung zwischen Goldrausch und Wundbrand; zwischen Loyalität und bitterer Niedertracht wunderbar ein. Gerade im Schlussdrittel - gekrönt von einem durch blanke Gier getriebenen Wettrennen - ist das unverkennbar ein echter Lucio Fulci und kaum noch ein Unterschied zu seinen (guten) Italo-Western auszumachen. Bis auf diese Kind-Hund-Dynamik, die dem Film aber keinesfalls wirklich schadet, nur die allgemeine Verwertbarkeit verkompliziert. Wer knallhartes Survival-Kino sehen will, könnte darin eventuell eine Verwässerung sehen, jüngeren Semestern sollte jedoch von diesem verblüffend radikalen Abenteuerfilm dringend abgeraten werden. Da steht man leicht zwischen den Stühlen, aber diese Kontroverse macht ihn auch irgendwie individuell & interessant. [...]
[...] Auch Zerrissene Umarmungen besitzt echte Suspense-Qualitäten, obgleich er sich nicht ernsthaft als Thriller bezeichnen lässt. Zum Teil aber so erzählt wird. Mit dessen Methodiken sehr bewusst spielt; sie auslotet; den Zuschauer gekonnt fesselt, da dieser sich lange überhaupt nicht sicher sein kann, mit was er es hier genau zu tun bekommt. Die daraus entstehende Faszination ist allein schon bemerkenswert. Almodóvar’s größte Stärke war immer die Leidenschaft für seine Figuren und das hohe Maß an ihrer Authentizität, mochten es noch so schräge Vögel sein. Hinzu kam irgendwann die narrative Finesse, die besonders hier zum Tragen kommt. Denn die Geschichte per se ist gar nicht mal so außergewöhnlich. Originell nicht im Wesentlichen, aber fabelhaft in der Art und Weise ihrer Präsentation. Das Geschichtenerzählen – was ihn früher kaum interessierte – hat Pedro Almodóvar inzwischen nahezu perfektioniert. Da stört es auch nicht ernsthaft, dass er in seiner ausgiebigen Selbstreflektion manchmal zu sehr in die Richtung der Wiederholung geht. Es droht Standard zu werden, wenn auch auf einem exzellenten Niveau, weswegen es sich zu diesem Zeitpunkt darüber nicht wirklich zu echauffieren gilt. [...]
[...] Sichtlich orientiert an Genre-Klassikern wie Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt, Das Ding aus einer anderen Welt oder jedem ähnlich gelagerten Parasiten-Horror funktioniert Uninvited auf einer seriösen Schiene natürlich nicht für fünf Pfennig. Viel zu plump und unbegabt wird sich hier in allen Belangen bloßgestellt, da kann nur noch ein schrulliger Unterhaltungswert die Kohlen aus dem Feuer holen. Selbst der bleibt viel zu lange auf der Strecke und kann maximal kurzzeitig angedeutet werden. Das Teil hat ordentlich Trash-Potential, allein wegen der skurrilen Kreatur und der Mischung aus völlig unfähigen Eintagsfliegen-Darstellern und aus unerfindlichen Gründen dort gestrandeten Routiniers wie George Kennedy (Die nackte Kanone) und Alex Cord (Mehr tot als lebendig), die irgendwie versuchen das Ganze noch zu retten. Einer schläfrigen ersten Hälfte folgt ein wenigstens in seinen schlichten Gore-Effekten noch passabler Unfug, der aber auch dann nie komplett durchdreht und offensichtlich glaubt, als richtiger Horrorfilm funktionieren zu können. Davon ist er unzählige See-meilenweit entfernt. [...]
[...] Himmel ohne Sterne verkommt dabei niemals zum einseitigen Politikum oder gar Propagandawerk; verurteilt keinesfalls eine der Staatsformen oder ihre Hintergründe; stellt nicht das Eine über das Andere. Er ist vollends an den Menschen interessiert, die sich mit dieser unmenschlichen Situation zurechtfinden müssen. Es wird nicht zwischen Ost- und West-Deutschen unterschieden, allerdings durchaus kritisch die gesamtdeutsche Stimmungslage durchleuchtet. So finden sich immer wieder Rechtfertigungen der „Alten“ wieder, wenn betont wird, dass sie den Krieg oder die Grenze nicht zu verantworten haben. „Was haben wir denn getan? Waren wir schlechter als die Anderen?“ will Anna‘s Schwiegervater – der dem Aufschwung sei dank nun bald zur Oberschicht gehörende Lebensmittelhändler – rhetorisch von seiner Frau wissen. Darin steckt viel Aussagekräftiges über eine Gesellschaft, der der Schrecken wie auch die Schuld noch in den Knochen steckt und sich krampfhaft versucht nicht mehr mit unbequemen Dingen auseinandersetzten zu müssen. Obwohl direkt vor ihrer Haustür, teilweise in der eigenen Familie, der Krieg noch längts nicht vorbei ist, nur eine andere Form angenommen hat. Die nicht minder grausamer ist als zuvor, die sich jedoch besser ignorieren lässt. [...]
[...] Diese Interpretation der Geschehnisse ist mit allerlei fiktiven Freiheiten ausgestattet und verwendet auch historische Fakten ohne den korrekten Zusammenhang, was so gesehen aber kein ernsthaftes Problem darstellt, da dies die meisten der vorrangegangenen Verfilmungen genauso gestaltet haben. Heraus kommt ein funktioneller Gangsterfilmplot über eines der spannendsten Kapitel der US-amerikanischen Kriminalhistorie, der sich eben seine prominentesten Figuren zu Nutze macht. Von Bill Duke souverän, wenn auch nicht spektakulär inszeniert, das ganz große Kino-Glitzern versprüht Harlem, N.Y.C. – Der Preis der Macht ehrlich gesagt nie. Dafür fehlt es an formeller Eleganz, Raffinesse und Einfallsreichtum. Im Gegenzug ist das handfeste Fundament grundsolide und vor allem die Besetzung hervorragend. Laurence Fishburne (der die Rolle übrigens schon 1984 in Francis Ford Coppola’s The Cotton Club spielte, damals allerdings nur als kleine Nebenfigur), Tim Roth und Andy García als engagiertes Dreigestirn vorweg, flankiert von ebenfalls sehr überzeugenden Kollegen wie Cicely Tyson, Vanessa Williams (Eraser) und besonders dem oft unerwähnten Clarence Williams III (Wild Christmas), dessen Figur auch das gesellschaftliche Dilemma nochmal zusätzlich auf den Tisch bringt: Da draußen herrscht so was wie Bürgerkrieg, aber wer kann zu diesen Zeiten die Hand beißen, die einen füttert? [...]
[...] Das allgemeine Setting und die Ausrichtung erinnern stark an Poltergeist, gemischt mit etwas Die Goonies oder The Lost Boys, auch eine dezente Prise Stephen King liegt bei dieser liebevollem Coming-of-Age-Schauermärchen in der Luft. Die Böse-Nacht-Geschichte von Monstern im Schrank, unter dem Bett (tatsächlich!) oder eben unter dem Garten, die zunächst sehr harmlos und kindlich-naiv, dabei aber immer schon charmant aufgebaut wird, final aber ordentlich im Tempo anzieht und sogar irgendwann wirklich leicht creepy auftritt. Stop-Motion-König Ray Harryhausen hatte bestimmt an dem günstigen, nicht immer wirklich ernstzunehmenden, dafür engagiert zum Leben erweckten Treiben seine helle Freude. Das lange relativ kindgerechte Gruselabenteuer gewinnt im letzten Drittel richtig Fahrt und präsentiert einige wirklich schöne Momente. Dramaturgisch steigert sich der Film geschickt, um am Ende ernsthaft beeindrucken zu können, aber nie zu viel raushaut, um sein Idealpublikum endgültig zu verstören. Denn das dürften – trotz der immer noch bestehenden FSK: 16 Freigabe – Kinder um die 12 Jahre sein, die sich behutsam an das Horrorgenre herantasten und sich weder veralbert, noch überfordert damit vorkommen wollen. Dafür ist Gate – Die Unterirdischen nahezu perfekt. Der optimale Übergang von der einen Filmwelt in die andere, der auch andersherum immer noch funktioniert – mit cineastischer Kindheitsprägung in den 80ern natürlich noch umso besser. [...]
[...] The Riffs – Die Gewalt sind wir ist natürlich ganz, ganz grober Unfug und mitunter einfach nur hemmungslos bescheuert, aber er macht wirklich Freude. Eben weil er so ist, wie er ist und man selbst wirklich unsicher, in wie fern gewisse Dinge (mal) wahrgenommen werden sollten. Da versammeln sich so viel unverschämt doofe Ideen, billige Kopien und skurrile Details, übliche Bewertungskriterien greifen bei so was selbstverständlich überhaupt nicht. Allein Mark Gregory ist dermaßen absurd in seinem Auftreten, dazu gesellen sich noch allerlei herrlicher Kleinigkeiten. Dieses Trainingscamp der Rollers beispielsweise, in dem eigentlich nur weiß angemalte Autoreifen hängen und man scheinbar zu Entspannung Trampolin springen darf. Oder der Stützpunkt der Tigers, mit Zebra-Fellen an den Wänden (selbst gejagt im Großstadtjungel?) und vollgerammelt mit dem billigsten Pimp-Plunder, eine Augenweide des schlechten Geschmacks. Dazu angereichert mit viel schlampig inszenierter und expliziter Gewalt, allerlei Nazi-Symbolik (warum auch immer) und einer peitschenden Domina-Amazone. Super. Fehlt eigentlich nur noch Laura Gemser, hatte die nichts passendes zum Aus…ähm, Anziehen? [...]