JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Es wirkt wie der leicht gescheiterte Versuch, dem Zuschauer ein X für ein O verkaufen zu wollen, dabei aus dem gleichen Bauchladen auf dem Genre-Rummelplatz. Die Geschichte ist einfach zu überfrachtet und skurril, als dass man es irgendwie zur Seite schieben könnte. Das konnte und durfte Jürgen Roland wahrscheinlich auch nicht und so kommt ein etwas merkwürdiger Hybrid heraus. Der Frosch mit der Maske funktioniert auch heute noch eben weil er sich komplett auf diesen Unsinn einlässt und damit spielt. Der rote Kreis lässt es notgedrungen zu, hat es aber offensichtlich nicht so gerne und daran viel weniger Freude. So wirkt auch Eddi Arent’s üblich ulkige Nebenfigur wie ein erzwungener Kompromiss. An sich ist der Film durchaus unterhaltsam und handwerklich äußerst ansprechend inszeniert, nur die Diskrepanz zwischen echtem „Anspruch“ und dem üblichen Wallace-Unfug mag sich nicht ideal ergänzen. Sorgt aber mitunter für interessante Kombinationen: Speziell das Finale ist beinah lächerlich in seinem Pointen-Overkill, dafür gibt es eine schön zynische Schlusseinstellung, die innerhalb der Reihe ihres Gleichen sucht. [...]
[...] Zwischen leicht schludrigem Film Noir, B-Movie-Grusel à la HAMMER und überkonstruiertem Sherlock Holmes-Krimi mit comicartigen Super-Schurken-Gimmick stößt Der Frosch mit der Maske in eine zu der Zeit praktisch brach liegenden Nische im deutschen Kino. Kein reumütiges Aufbereitungskino, keine verkrampft-unbeschwerten Heile-Welt-Filme. Das ist flottes, kreatives, für damalige Verhältnisse sogar leicht verruchtes und explizites Bahnhofskino mit (relativ) hohem Produktionsvolumen. Kurzweilig, enorm wendungsreich und bewusst irritierend aus Gründen der Spannungsbildung, dabei natürlich auch wahnsinnig überladen und konstruiert bis die Schwarte kracht. Da wuseln unendlich viele Figuren durch nicht einmal 90 Minuten, jeder ist mal mehr oder weniger verdächtig und die Entwicklung sind mit „kurios“ noch höflich umschrieben. Aber genau so muss das sein und war schlussendlich die Erfolgsformel für die Edgar Wallace-Reihe. Nicht umsonst blieb meistens alles beim Alten. Auch weil der Film sich niemals wirklich ernstnimmt und seinem ganzen Unfug augenzwinkernd, dennoch äußerst selbstbewusst gegenübertritt. Stilistisch ist das teilweise gar fabelhaft, in der Kombination mit dem skurrilen Krimi-Plot aus dem Kaugummi-Automat ergibt sich eine irgendwie disharmonische, aber dadurch auch eigenwillig-interessante Komposition, deren Faszination sich am ehesten mit der des italienischen Giallo-Kino vergleichen ließe. Hier schon als unverzichtbares Maskottchen eingeführt: Eddi Arent, der mit übertrieben-britischer Attitüde auch den Sidekick-Humor der Serie entscheidend prägen sollte. [...]
[...] Dennoch wirkt der Plot in vielerlei Hinsicht nur wie ein Karriereweg und weniger wie ein Einblick in seine Hauptfigur. So wird auch ihre spätere Tablettensucht zwar gezeigt, aber auf die Umstände kaum weiter eingegangen. Loretta Lynn scheint nichts wirklich Intimes von sich preisgeben zu wollen, nur so viel, wie ohnehin bekannt war. Den gefallen tut ihr der Film und liefert ein mehr oder weniger handelsübliches Biopic ab, das mehr an der Oberfläche kratzt als wirklich tief zu graben. Rein handwerklich ist das allerdings über jeden Zweifel erhaben. Nashville Lady versteht es über die gesamten 124 Minuten zu unterhalten, verfällt nicht in glorifizierender Selbstbeweihräucherung und ist vor allem exzellent gespielt. Tommy Lee Jones spielt hier nicht nur die zweite Geige, aber Sissy Spacek ist nun mal einfach fabelhaft. Nicht nur wegen ihrer überragenden Gesangseinlagen eine der besten Leistungen ihrer gesamten Karriere. [...]
[...] Vom biederen Look, über die experimentierbefreite Inszenierung bis hin zum pauschalisierten Ablauf ist Flucht aus Sobibor leider nie mehr als grundsolider, darin aber auch gefangener Durchschnitt. Ein paar eindringliche Highlight-Sequenzen sollen das Publikum schockieren, der pathetische Score besonders tragische Momente untermauern, das final schon fast überfrachtete Erläutern der realen Schicksale bekommt gar einen leicht penetrant-nervigen Anstrich. Dennoch erfüllt der Film alles in allem seinen Zweck und ist (wohl) eine nur wenig überdramatisierte (oder gegebenenfalls auch verharmloste) Darstellung eines historisch wie menschlich bedeutsamen Ereignis, das in einem dem mehr angemessenen Ambiente sichtlich besser aufgehoben wäre. [...]
[...] Der Casting-Gott hat es unverhältnismäßig gut mit Fähre nach Hongkong gemeint und versieht ihn mit zwei beinah verwirrend spielfreudigen Top-Stars, die völlig unter ihrem Niveau besetzt wurden, daran aber offensichtlich relativ viel Freude hatten. War vermutlich auch recht leicht verdientes Geld an angenehmen Drehorten, da kann man die Sachen auch entsprechend heiter angehen. Curd Jürgens darf abseits seiner damals oft sehr ernsten Rollen mal den lässig-verwegenen Abenteurer mit Schlafzimmerblick und Kodder-Schnauze geben, was ja in der Relation durchaus entspannend und befreiend sein kann. Den Vogel schießt allerdings Orson Welles ab, der als aufgeschwämmter Seebrummelbär wie eine Hanna-Barbera Cartoon-Figur rüberkommt. Das wurde damals heftig verrissen, dabei lässt sich Welles einfach nur völlig ohne Eitel und sehr bewusst gehen, was bei einem Mann seiner Größe nur für ein hohes Maß an Selbstironie spricht. Die Beiden machen tatsächlich Spaß und die durchaus hübschen Bilder von Otto Heller können sich sehen lassen. Der Rest ist altbackendes Kaffee-Kränzchen-Abenteuer-Kino für Sonntag mittags zwischen den Bluthochdrucktabletten und dem Einnicken auf der Coach. Einer Doppelfolge Das Traumschiff oder Love Boat kommt das inhaltlich schon sehr nahe, nur mit wesentlich besseren Darstellern. Der abfällige Schlitzaugen-Rassismus darf natürlich auch nicht fehlen, wobei die deutsche Synchro sogar noch eine Spur schlimmer klingt als die Originalfassung, aber das ist wirklich nur „Haalspeitelei“. [...]
[...] So progressiv und bedeutend das Werk in seinem Erscheinungsbild nicht nur für Filmexperten selbst heute noch Eindruck schindet, so realistisch muss man aber mit seinen Makeln auch ins Gericht gehen. Der leider beinah unvermeidliche Ford-Rassismus wird hier Gott sei Dank nicht in wie früheren, dadurch trotz der unbestreitbaren Handwerkskunst praktisch nur aus historischem Interesse anschaubaren Machwerken (Trommeln am Mohawk) bis zum Ende vor sich her getragen, er muss aber natürlich kurz, dafür deutlich zu Wort kommen („Was ist das für eine komische Stadt, wo Indianer Alkohol kriegen? Ein Jammer, dass er nur eine Beule abbekommen hat.“) Nachdem man die einzige, versoffene Feuerwasser-Rothaut aus der Stadt geprügelt hat, ist endlich Platz für Vergeltung…wobei das eigentlich nur eine Randerscheinung ist. Die Rahmenbedingungen sind in Stein gemeißelt und superb inszeniert, inklusive einer eindrucksvollen Präsenz von Henry Fonda. Optisch ist dieser Film exzellent, dazu schnell und dabei keinesfalls überhastet erzählt. Er verfügt über ein narrativ perfektes Tempo, das die Waage aus ruhigen und rasanten Passagen gekonnt ausbalanciert wird. Wobei er in der fiktiven Dreiecksgeschichte zwischen Earp, Doc und Clementine viel zu sehr eine melodramatische Schieflage bekommt, die einen so fortschrittlichen Film unnötig bieder erscheinen lässt, was ihm an und für sich überhaupt nicht gerecht wird. Beinah kontraproduktiv erscheint. [...]
[...] Eine abgründige Mischung aus Psychothriller- und Groteske, die sich anfangs als kalkuliertes Krimi-Drama verkauft, um sich dann im Schlussspurt in einer - mutmaßlich - überdrehten Sackgasse zu verrennen. Dabei ist hier vieles mehr geschickte Methode, als man ihm eventuell zugestehen wird. „Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen“ spielt mit dem Zuschauer, mit den Mechaniken verschiedener Genres und nicht zuletzt mit den Begrifflichkeiten von Moral und Gerechtigkeit, die allesamt elegant gegen die Wand gefahren werden.
[...] Der Krieg ist nie vorbei. Sonst hätte man ja auch nichts zu tun. Von seiner Ideologie ein hart rechts-orientiertes, ultra-reaktionäres und unverblümt rassistisches Machwerk („Sie sind viel zu groß für Vietnamesen…das sind bestimmt Amerikaner“), das aus der Distanz betrachtet wenigstens mit einem Hauch von selbstparodierender Ironie belächelt werden kann, was damals aber nie und nimmer die Intention war. Drill-Vater Hackman und sein verwegenes Sextett (darunter Fred Ward, Im Land der Racketenwürmer, oder Patrick Swayze, Dirty Dancing) bringen den größten Teil der Laufzeit mit maskulinem Söldner-Training über die Runden, das mit seinen über-betonten Männlichkeits-Ritualen und phallischen Symboliken eher einen latent homoerotischen Subtext bekommt, was es wenigstens gelinde amüsant macht. Besonders, da so ein Film (und erst recht nicht sein angepeiltes Publikum) ganz bestimmt nicht mit diesen Gedanken in einen Sack gestopft werden wollte. Zum Ausgleich nach einem harten Tag Schinderei werden sich dann am Lagerfeuer schockierende Front-Anekdoten erzählt, damit einem auch immer bewusst bleibt, dass Charly es nicht besser verdient. Ronald Reagan hat bestimmt geweint vor Rührung. [...]
[...] Einige Sequenzen besitzen ikonisches Format (der Ritt auf der Seilbahn-Gondel), das Doppelagenten-Memory erreicht während der Kaminzimmer-Szene auch ohne Höhenkoller ein schwindelerregendes Ausmaß und beim sagenhaft ausladenden XXL-Survival-Showdown (beinah selbst in Spielfilmlänge) brennt dank vorher eher wohldosierter, nun effizient vorgetragener Actioneinlagen im Minutentakt ordentlich der Baum. Für seinen Entstehungszeitraum ist Agenten sterben einsam in vielerlei Hinsicht ein echtes Referenzwerk seiner Zunft, besonders inszenatorisch kommt da wenig ran. Das man sich dabei wenig um Fakten und historische Genauigkeiten schert spielt dabei natürlich überhaupt keine Rolle und auch die typischen Klischee-Nazi-Bösewichter erfüllen eben ihren Genre-Zweck. Aus heutiger Sicht zumindest kritische erwähnenswert ist sicherlich, dass die weiblichen Agenten trotz ihres taffen Auftretens immer diese latente Betthäschen-Attitüde an den Tag legen und speziell Burton’s Figur in ihnen auch nichts anderes sieht. Verglichen mit den Eskapaden der Bond-Filme (nicht nur) der 60er ist das aber noch auf Klosterschulniveau. [...]
[...] Die Story rund um ein desillusioniertes Himmelfahrtkommando, das einerseits aus einer finanziellen Notlage, andererseits (und primär) aber aus dem Mangel an Alternativen und einer unmissverständlichen Form von Lebensmüdigkeit handelt, erinnert im ersten Moment natürlich stark an Henri Georges-Clouzot’s Jahrhundertwerk Lohn der Angst aus dem Jahr 1953. Eine gewisse Inspiration lässt sich niemals verleugnen, dennoch besteht dieser kleinere Windschattenreiter seinen Alleinstellungstest durchaus. Da wäre zunächst das interessante Setting, das der mit wenig Budget und Zeit umzugehen erprobte Robert Aldrich sich vorbildlich zunutze macht. Er und sein Oscar-prämierter Kameramann Ernest Laszlo (Das Urteil von Nürnberg) zaubern aus den schlichten Sets ein gespenstisches Ödland, in dem der Tod – trotz des Friedens und des Wiederaufbaus – viel präsenter ist als auch nur ein müder Hoffnungsschimmer. Mit recht einfachen Mitteln wird ein intensiver, explosiv-spannender Plot kreiert, was nicht nur an den faktischen enorm angespannten Entschärfungs-Szenen liegt, die von Aldrich als minutiöse, schweiß-nasse Nägelkauer mit viel Gespür für den Moment pointiert werden. [...]
[...] Was Solo für Zwei in seiner problemlos turbulenten, aber oftmals eher verschenkten Prämisse deutlich über den Durchschnitt ähnlich gelagerter Body-Switch-Komödie hinaushebt ist neben dem fabelhaften Personal eben das Zusammenspiel der zwei Seelen in einer Brust. Hier werden nicht nur einfach Körper, Identitäten und Geschlechter gewechselt, sie müssen miteinander eine Einheit bilden. Baut lediglich in einem sehr erträglichen Rahmen gewisse, unvermeidliche Gender-Missverständnisse ohne die große Pimmel-Pauke mit ein. Setzt dafür lieber auf ein verständnisvolles, glaubhaftes Kennenlernen und Annähern seines miteinander verschmolzenen, unrhythmischen Tandems, was speziell nach der Warmlaufphase – die hauptsächlich von Steve Martin’s grandiosen One-Man-Show lebt - mit vielen gut getimten Gags in einem harmonischen Gesamtbild abgerundet wird. Ein fast vergessenes Relikt aus einer Zeit, als selbst die absurdesten Ideen nicht nur für primitive Lattenkracher herhalten mussten. Damit wurde mit so was noch „ernsthaft“ gearbeitet. Was kein Widerspruch in sich sein muss. Bestes Beispiel. [...]
[...] „Solange ich dich liebe, werden wir uns nicht voneinander trennen!“
Eigentlich ist Pedro Almodóvar ein Genre-Regisseur. Und eigentlich überhaupt nicht. Seine Filme lassen sich in keine Schublade packen. Außer in eine, die nach ihm benannt wurde. Darin ordnet sich auch dieser Beitrag perfekt ein. Mal wieder entsteht aus anfangs undurchsichtigen, da schnell erzählten und wenig klassischen Mustern eine äußerst spannende wie spätestens ab dem zweiten Akt tiefschichtiges Melange aus Beziehungsdrama, Psychothriller, Charakterstudie und schwarzhumoriger Groteske, die trotz geschicktem Storytelling nur über die diffizile und nuancierte Figurenzeichnung funktionieren kann. Sein obsessives, leidenschaftliches und sich gegenseitig stalkendes Quintett ist die mit Haut und Haar vermenschlichte Quintessenz von dem Galgenstrick menschlicher, (beziehungs-)sexuell motivierter, selbstzerstörerischer Dynamiken. Das dies nicht in bitterstem Zynismus verläuft, sondern final sogar echt noch die Kurve zum hoffnungsvollen (dort noch verlogenen) Anfang bekommt, wird vielleicht nicht von jedem als so essentiell wahrgenommen. Dabei ist es genau das, was den Kreislauf erst schließt. In vielerlei Hinsicht. [...]
[...] Kaltblütig verwirft jeden damals gängige Fahrplan und legt sich seine eigene Route zurecht. Die fraglos äußerst gewagt ist. Gefahr laufen könnte, ein selbstredend abscheuliches Verbrechen aus niedersten Beweggründen nicht nur zu erklären, sondern ein stückweit sogar zu relativieren. Dabei auch Themen anspricht, die damals in Hollywood nichts zu suchen hatten. Das sehr offensiv auch die Täter (zumindest einer) als Opfer des Systems hineininterpretiert werden können, als auch ein traumatisches Kindheitserlebnisse bis hin zu massivem (sexuellen?) Missbrauch als wirklich relevanter Baustein nicht nur lose durch die Blume angehustet wird. Die beiden Mörder werden nicht über einen Kamm geschoren, sondern sehr sorgfältig voneinander gelöst betrachtet, obgleich natürlich ihre gemeinsame, fatale Wechselwirkung erst zu dieser Katastrophe führen konnten. Hickcock ist berechnend, geschickt und gewissenlos, aber kein Killer. Dafür ist er zu feige. Smith ist kein schlechter Mensch, aber schwer gestört und wird von seinem „Freund“ grausam manipuliert. Das alles gerät völlig außer Kontrolle. Diesen Tatbestand schildert der Film geduldig, aber hochspannend auf analytischer Art und Weise und mündet in seiner gewollten, extrem ambivalenten Fragestellung: Wie kann man sowas final „gerecht“ bestrafen? Die Antwort ist verdammt schwer. Nur eines ist gewiss: Das hier Angebotene (und Stattgefundene) kann es nicht sein. [...]
[...] Sergeant Johnson (Sean Connery) jagt den Vergewaltiger von inzwischen vier Schuldmädchen und stößt dabei auf einen Gegner, dem er nicht gewachsen ist. Clever erzählt und atmosphärisch intensiv zerbröselt Sidney Lumet eine post-traumatische Charakterstudie und das (von ihm) erprobte Kammerspiel zu einer experimentellen, hochexplosiven Mischung, die bewusst sehr oft provoziert und Interpretationsspielraum an alle Ecken und Ende lässt. Ein bedeutender Baustein ist die wohl überlegte Wechselwirkung von Täter- und Opferrollen, bei der mit Perspektiven, (vermeidlichen) Fakten und oftmals rein spekulativen Erkenntnissen hantiert wird. Die gestörte, sehr subjektive Wahrnehmung der Beteiligten vernebelt auch die Sicht des Zuschauers, dem keine andere Wahl bleibt als sich einfach fallen zu lassen in eine Albtraum, der am Ende viel Erschreckendes wie Erhellendes in dem ganzen Nebel zu Tage fördert. Einen Kreislauf aus Erniedrigung, Verschwiegenheit, unterdrückter Triebhaftigkeit, Selbstkasteiung und vor allem mangelhafter Kommunikation, der in einer gigantischen Welle über dem Kopf des Publikums zusammenbricht. Von Sidney Lumet nicht nur bedrohlich wie treffend „glanzlos“ inszeniert, sondern speziell von Sean Connery beeindruckend verkörpert. Oftmals wirkte er doch wie eine stetig charismatische Version seiner selbst mit anderem Namen, hier taucht er komplett ab in einen düsteren Abgrund. Mit Sicherheit die beste Leistung seiner gesamten Karriere. [...]
[...] Handwerklich ist der Film über jeden Zweifel erhaben, besonders die fantastische Kinematographie von Michael Ballhaus sei deutlich hervorgehoben. Speziell das aufregende Finale im Bahnhof (da lässt ein Brian De Palma und somit über Ecken auch wieder Hitchcock grüßen) ist famos inszeniert. Die mangelnde Finesse im erzählerischen Bereich kann das natürlich nicht ausgleichen, wobei der Film sich dabei auch nicht richtig negativ präsentiert. Am Ende ist das minimal überdurchschnittliche Kost. Einerseits angenehm altmodisch in seinem Vorhaben und atmosphärisch respektabel, andererseits aber auch ohne das Geschick vergleichbarer Polit- und Suspense-Thriller. Die scheinbar unabdingbare Romanze der Protagonisten ist dabei so überflüssig wie Gott sei Dank am Ende auch nicht kriegsentscheidend, aber spiegelt schon treffend wider, wie sehr eine interessante Thematik zu sehr üblichen Mechanismen unterliegt. [...]
[...] Auf ein bis zwei flott ausgepumpten Running-Gags wird lange hilflos herumgetrampelt, der Rest vom Schützenfest ist kaum als Komödie wahrzunehmen. Die Figuren wirken wie aus einer billigen Zeichentrickserie entflohen, der „Wortwitz“ könnte kaum einfallsloser sein und selbst als kurzweiliger Unsinn ist das nicht ansatzweise tragbar. Dieser Film langweilt nicht nur penetrant, er nervt zudem noch unangenehm. Eben weil er auch stellvertretend ist für eine zurecht gerne ignorierte cineastische Etappe und diese recht deutlich verkörpert (immerhin als Mahnmal von Wert). Als man ganz unvorteilhaft zwischen den 80ern und 90ern klebte und nicht gecheckt hat, warum z.B. die Police Academy-Reihe nur noch furchtbarer wurde oder Wieder Ärger mit Bernie nicht an den Erfolg des herrlichen Vorgängers anknüpfen konnte. Für Veteran Herbert Ross (Der Untermieter, Footlose, Das Geheimnis meines Erfolges) sollte es sein vorletzter Film sein und man muss leider attestieren: Wegen deutlicher Überschreitung des Haltbarkeitsdatums schon längts überfällig. Heute deshalb nur noch ungenießbarer. [...]
[...] Der Mörder mit dem Rosenkranz könnte ein richtig guter Film sein. Im Prinzip spielt er mit einer sehr spannenden Problematik: Das sich die katholische Kirche mit selbstformulierten Dogmen wie dem Beichtstuhlgeheimnis, dem Schweigegelübde, der moralisch nachtragenden Verdammung und gleichzeitigen viel zu schneller Absolution nach braver „Buße“ in ihren Mechanismen praktisch selbst denunziert. Das alles schlummert tatsächlich in der Geschichte, aber die Beteiligten wissen damit kaum umzugehen. Die kritischen Randnotizen werden so beiläufig erwähnt wie möglichst schnell wieder vergessen, anstatt sie wirklich effektiv in den Plot zu integrieren. Obwohl nur das den wahren Reiz ausmachen würde. Alfred Hitchcock machte 1953 mit Ich beichte vor, wie dieser Gewissenskonflikt als exzellenter Suspense-Thriller funktionieren kann. Weder Suspense-, noch halbwegs solide Whodunnit-Stimmung stellt sich hier ein, da nur alle paar Minuten eine weitere, unbekannte Person ermordet wird und die dazwischen schläfrigen One-Man-Ermittlungen auf nichts Überraschendes hinauslaufen. Wenn man schon den Beichtstuhl als Mitwisser hat, sollte das doch die Trumpfkarten sein. Ich weiß ab dann, wer es warum war und versuche damit umzugehen. Stattdessen wird dann immer noch eine langweilige (weil offensichtliche) Tätersuche betrieben, an dessen Ende es auch keine schlaue Pointe gibt, dafür eine abstruse Systematik (weil Spinner halt so töten). Mündend in dem minimal vorausgesetzten Finale aus der Konserve, für das (ein souveräner) Donald Sutherland und (ein viel zu überzeichneter) Charles Durning (Hudsucker – Der große Sprung) verschenkt wirken. [...]
[...] Oftmals unterliegt so ein Episodenfilm qualitativ größerer Schwankungen, Das Gold von Neapel kann jedoch durch die Bank als äußert gelungen beurteilt werden. Natürlich ist die eine Etappe etwas besser als die andere. Speziell die in der ursprünglichen deutschen Fassung entfernte, dritte Story über eine trauernde Mutter ist in ihrer reduzierten Art herausragend. Die fast ohne Dialoge oder eine vollständige Geschichte auskommt, aber so präzise beobachtet und eindringlich inszeniert ist, dass sie einem wohl lange im Gedächtnis bleiben wird. De Sica gelingt ein wunderbarer Querschnitt durch die Bevölkerung Neapels, klammert sich dabei jedoch nicht an die Regeln des Neorealismus. Seine kleine Anekdoten-Ansammlung ist schrullig, herzlich, oftmals sogar skurril und immer auch leicht melancholisch veranlagt. Die vorhandenen Figuren sind alles andere als perfekt oder tugendhaft, besitzen aber neben ihren Ecken und Kanten unheimlich viel Charme und gewinnen spielend die Sympathie des Zuschauers. Hatte sich De Sica zuvor mit dem übertrieben kitschigen Sozial-Märchen Wunder von Mailand noch mächtig verhoben, findet er hier eine sehr harmonische Mischung aus erzählerischer Verspieltheit, seriöser Dramaturgie und leicht sarkastischer Ironie. [...]
[...] Amsterdam ist als Setting immer etwas ganz Besonderes und Dick Maas ist auf jeden Fall jemand, dem es nicht an ungestümen Mut mangelt. So gibt es auch hier ab und zu den Anflug von guten Ideen. Ein Löwe in der vollbesetzten Tram oder mit dem Maul am Ende einer Spielplatzrutsche, das hat schon was und Welpenschutz kennt der kompromisslose Provokateur von Haus aus nicht. Dick Maas-Filme wirken immer sehr engagiert, aber oftmals auch lose aus der Hüfte und der Hose gefeuert. Dieser hier ganz besonders. Ein flapsiger, ironischer Ton schadet einem solchen Projekt nicht per se, die übertrieben cartoonesken Figuren sind in dem Fall jedoch hart an der Grenze. Die bescheidene Synchro sollte man dabei zwingend auslassen, im Original ist das definitiv besser erträglich. Gore-Fetischisten bekommen ein paar zünftige Hackepeter-Einlagen aufgetischt, im Gegenzug werden sie von einem CGI-Unfall im Löwengestalt ausgeführt, bei dem sich einem eher der Magen umdreht. Da doch lieber billige Attrappen-Arbeit, das hat wenigstens Charme. [...]
[...] Moralisch ist der Film einwandfrei, präsentiert es aber auch in einer angreifbaren Art und Weise. Damit wird sich kaum ein Verblendeter oder Verwirrter eines Besseren belehren lassen, dafür bedient er leider auch negativ behaftete Klischees. So erzwingt der jüdische Protagonist genau genommen durch listige, subversive und intrigante Machenschaften einen Umschwung der allgemeinen, gesellschaftlichen Stimmung. Für eine gute, eine richtige Sache. Dennoch wird genau das Bild mehr oder weniger bestätigt, dass kurz danach die NSDAP zum Schüren der Furcht einer schlichten und verunsicherten Bevölkerung verwendete. Das besaß ursprünglich und würde neutral betrachtet auch heute überhaupt keinen negativen Beigeschmack beibehalten, alle Faktoren einbezogen wirkt es leider unglücklich; mitunter sogar kontraproduktiv. Nicht für jeden mit gesundem Menschenverstand. Der erkennt aus dem hervorragend neu vertonten Film selbstverständlich die so wichtige aber auch selbstverständliche Lehre, dass eine gesunde Gesellschaft voneinander profitiert, anstatt sich ängstlich isoliert. Der Film kam zur richtigen Zeit, wurde nicht entsprechend wahrgenommen und wurde von den Ereignissen praktisch überrollt. Filmhistorisch wahnsinnig interessant, narrativ wie technisch längts nicht mehr im Urzustand und daher kaum noch naturell zu beurteilen, dafür in dieser Fassung durchaus gelungen neu interpretiert. [...]
[...] Von der paranoid-fiebrigen Stimmung angesteckt denunziert und sogar dezimiert sich das Lumpenpack noch vor dem großen Ritt durch die Wüste gegenseitig. Gier, Missgunst und Misstrauen spielen dem unbekannten Verräter vermutlich in die Karten - wenn er denn wirklich existiert. Das spannende und hinterlistige Skript ist fast mehr Thriller als Western, verlegt das Sujet nur in dessen Gefilde und bekommt am Ende gar einen fatalistischen Geschmack. Dies gelingt nicht nur erstaunlich abgeklärt, sondern wird von Giuseppe Vari auch noch virtuos wie beklemmend inszeniert. Die vortreffliche Kamera variiert zwischen energischen Close-Ups, eleganten Übergängen, kreativen Perspektiven und prägnanten Bildmontagen. Im Resultat ergibt sich ein wenig konventioneller, erinnerungswürdiger, unter seiner groben B-Movie-Schale erstaunlich eleganter und ziemlich zynischer Rache-Western, der deutlich besser als sein eher mittelprächtiger Ruf ist. [...]
[...] Michael Clayton als eine Hommage an das politisch-brisant New Hollywood-Kino der 70er zu bezeichnen wäre schlichtweg untertrieben. Tony Gilroy’s clever erzählter, exzellent geschriebener und trotzdem sehr zurückhaltender, unprätentiös vorgetragener, dennoch ungemeine eindringlicher Film ist ein Glücksfall für das moderne Hollywood-Kino der vergangenen Jahrzehnte. Fesselnd und ohne jedwede Effekthascherei wird die perfekte Mischung aus paranoidem Verschwörungsthriller und ernüchternder Gewissensstudie präsentiert. Großartig besetzt drängelt sich niemand der bärenstarken Akteure arrogant in den Vordergrund, sie alle ordnen sich dem wunderbaren Konzept unter, welches dieses Werk so außergewöhnlich und faszinierend macht. Der Star ist der Film; ist sein Drehbuch; ist seine sogartige und niemals über-moralisierende Geschichte, die trotzdem wahnsinnig tiefe Schluchten gräbt. Und einen am Ende dennoch gefühlt „erhellender“ entlässt. Obwohl der Plot das Rad nicht neu erfindet. Aber so wahnsinnig gut, intensiv und modern für sich entdeckt wie neuinterpretiert, dass sich dieser großartige Film mühelos einreihen lässt an der Seite der ähnlich gelagerten Platzhirsche aus der goldenen Zeit des Autorenkinos. [...]
[...] Die Nähe zu Herr der Fliegen ist dabei so unübersehbar wie klar gewollt, das surreal-verstörende Setting mit seinen minimalen bis gar nicht vorhandenen Erläuterungen der Rahmenbedingungen versetzt die Abhandlung über gruppendynamische Prozesse in einen anderen, verstörend-nebulösen Schwebezustand. Mit dem greifbaren „Eintreffen“ des Frontgeschehens nimmt der Film leider eine weniger gelungene Wendung und verläuft sich irgendwo zwischen Survival-Thriller, Abenteuer-Psychodrama und Teenager-Kriegsfilm, der seiner so reizvoll begonnenen Gruppen- und Charakterstudie nichts wirklich Essentielles mehr abgewinnen kann. Das kennt man nicht nur alles schon zur Genüge, der Film bleibt dabei oftmals schlichtweg zu oberflächlich und auch als kritische, politische Gesellschaftsparabel zu vage. Natürlich lässt es sich auf die jahrzehntelange, kriegsgeplagte Situation Kolumbiens übertragen, ein wirkliches, aufrüttelndes Statement wird dabei nicht ausformuliert. Ist vermutlich auch gar nicht die Intention, so verkanntet er jedoch irgendwann in einer unkomfortablen Position zwischen Arthouse- und Independent-Genrefilm, die keinem der beiden Gebiete vollkommen gerecht werden kann. [...]
[...] „Must have been murder. She always knittled so carefully.“
Schon James Whale verwendete die literarische Vorlage von John Boynton Priestley für skurrile Ereignisse im Geisterbahn-Gewand, aber William Castle setzt dem Ganzen ganz offensiv die Krone auf. Die absurde Kreuzung aus Grusel-Kabinett, Whodunnit-Agatha Christie-Parodie und Der rosarote Panther im falschen Film ist ganz wunderbar Over the Top und mitunter sogar schreiend komisch. Da sitzt nicht jeder Gag und gerade gegen Ende ist man mehr auf Cartoon-Niveau angelangt, aber bis dahin gibt es einige herrlich-pointierte Einfälle, die von einem spielfreudigen Cast rund um Tom Poston (Die wilden Siebziger) und Robert Morley (Topkapi) auf breiten Schultern über die Ziellinie getragen werden. Mit dieser radikalen Interpretation – in der auch eine Arche gebaut wird, für alle Fälle – übertrifft Castle seinen berühmten Kollegen Whale nicht nur in Sachen Irrsinn, es wirkt in seinem Unfug einfach viel konsequenter. Die Erstverfilmung schwankte zwischen Parodie und Gruselfilm mitunter unentschlossen hin und her. Diesem Problem entledigt man sich hier von Anfang an. [...]
[...] Das Böse schlummert unter der Oberfläche. Nicht unsichtbar, aber versteckt genug, um viel zu lange übersehen werden zu können. Der Schlachter fügt sich nahtlos in das Schaffen von Claude Chabrol ein, das stetig von einer subversiven, triebhaften Bedrohung berichtet. Unfreiwillig gedeckelt von einer höchstens einäugigen Gesellschaft, die unbequeme Warnsignale gar nicht erst wahrnimmt und gar keine Antennen für eventuelle Untiefen in ihrer akzeptierten Mitte entwickelt hat. Diesmal erzählt durch eine tragische Anti-Romanze, die sich als Erlösung herausstellen könnte. Verzweifelt – wirklich sehnsüchtig – wird sich versucht aus den geprägten Verhaltensmustern zu befreien, nur um festzustellen, dass der Ausweg keinesfalls befriedigend sein kann. Maximal erlösend. Zwischen Suspense und eiskaltem Thriller ist Der Schlachter vielmehr ein erschütternd-destruktives Psychogramm zweier rastloser Seelen, die am Ende – wenn es (beinah?) zu spät ist – auf eine sehr befremdliche wenn auch „romantische“ Weise doch noch zueinander finden. [...]