JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 6 .5

    [...] Gradlinig zieht Casa de mi Padre seinen kongeniale Nonsens durch, verliert sich nie in dem Reiz des massentauglichen Klamauks. Beginnt schon mit diesem skurril-stylischen Titelsong von Christina Aguilera, wie eine James Bond-Raubkopie auf dem Schwarzmarkt in Tijuana. Das Ding ist albern ohne Ende, aber auf eine schon fast subtile Art. Off-Beat-Comedy, bei der sich dann bepisst werden darf, wenn niemand den Gag versteht. Kurios, manchmal gar grenzwertig politisch unkorrekt, aber auch nur, weil es die „Idole“ eben so selbst darstellen. Wer Klischees schafft, muss mit ihrer Überzeichnung leben können. Zwischen völlig bescheuert und grandios satirisch: Zwischen Giganten en Español, schäbigem Gangster-Western-Burrito und lachhaft-kitschiger Lovestory. Mit ganz viel Herzblut darf der Blödsinn frei laufen, seine Eier legen und stolz die prallen Cochones zur Schau stellen. Kurzum: Casa de mi Padre ist (mal wieder) eine völlig unterschätzte Perle aus dem Casa de Ferrell. Damit muss man keine Filmpreise gewinnen, aber umso mehr Sympathiepunkte. Das beides kaum oder nur am hintersten Rande stattfindet, ist besonders hier muy triste. [...]

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    • 5
      JackoXL: Moviebreak 07.01.2020, 23:42 Geändert 07.01.2020, 23:47

      [...] Henenlotter’s Baby ist immer dann wirklich interessant, wenn er sich ernsthaft etwas traut. Damit sind nicht explizite Splatter- und Kunstblut-Schweinerein gemeint, dafür ging wahrscheinlich ohnehin ein Großteil der mageren Portokasse drauf und erscheint wie der einzige Hingucker dieses Billigheimers. Nein, richtig interessant wird es ab der zweiten Filmhälfte, in der hinter dem schäbigen Auftreten eine skurrile Famliengroteske zum Vorschein kommt.

      In diesen sonderbaren Momenten ist Henenlotter beinah bei Hitchcock’s Psycho – nur eben mit einem wütenden, amputierten, siamesischen Tumor-Troll im Weidenkörbchen, dessen Dominanz auf sein „kleines Brüderchen“ nur noch übertroffen von der Eifersucht auf ihn wird. Mit fortlaufender Zeit entwickelt sich ein sicherlich nicht sonderlich professioneller und oftmals bald albern, dennoch nie lieblos auftretender Trashfilm zur bald hintergründigen Freak-Parabel. Die zwischen den Zeilen durchaus eine Message mit sich bringt, aber sein Publikum natürlich besonders damals durch seine garstig-abartige Zirkusnummer generiert hat. Pure Passion kann manchmal (gerade so) auch ausreichen. [...]

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      • 6

        [...] Ein trügerischer, heimtückischer, manchmal gar bipolarer Suspense-Thriller, der bewusst, aber geschickt versucht auf der Erfolgswelle von Die üblichen Verdächtigen zu reiten. Besitzt sogar den besseren Ansatz, denn hier ist viel mehr möglich. Lange lassen die Gebrüder Pate es wie ein gewollt unvollständiges Puzzle erscheinen. Durch das interessant eingestreute Bild der Temporallappenepilepsie ergeben sich wahnsinnig viele Optionen. Ob perfekter Plan eines kriminellen Masterminds, eine böswillige Intrige, ein schizophrenes Jakyll & Hyde-Szenario, ein Spiel mit den Erwartungshaltungen oder am Ende doch nur eine Verkettung ungünstiger Zufälle? Scharfe Täuschung ist lange so faszinierend, weil er enorm viel anbietet und möglich lässt. Sogar die Vermutung offenlegt, dass er es bei einem spekulativen, diskussionsbereiten Finale belässt. [...]

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        • 2

          [...] Mal eine Verfolgungsjagd hier, mal etwas Oceans-Heist da, Vielfliegermeilen rund um den Globus eingelöst, Verrat und Intrigen: Halt von jedem so eine halbvolle Schippe, aber bloß nichts davon richtig gut. Von Kreativität oder einer individuellen Handschrift keine Spur, das ist völlig beliebige Konfektionsware. Selbst das macht den Film noch nicht zwingend miserabel, sondern in erster Linie nur sagenhaft uninteressant und nicht der Mühe wert, sich über so etwas ernsthaft aufzuregen. Zum waren Ärgernis wird 3 Engel für Charlie eigentlich erst über die Art und Weise, wie er das Ganze präsentiert und was für ein Eindruck damit vermittelt wird. Anstatt ein feministisches Ausrufezeichen zu setzen, sabotiert Elizabeth Banks quasi die Rolle der Frau im hart umkämpften Männer-Hoheitsgebiet Agenten-Actioner höchst selbst und zeichnet ein Bild, das man bei einem Mann als ungeschickt und eventuelle weniger wertschätzend beurteilt hätte. Bei einer Frau ist das nur noch peinlich. Unterlegt mit RMB-Pop aus dem 8klässler-Pyjama-Partykeller wirken ihre Heldinnen mehr wie große Mädchen auf Abenteuer-Urlaub. Das soll irgendwie locker und unverkrampft daher kommen, das Resultat ist mehr wie eine spätpubertäre Version von Bibi & Tina in Istanbul nach der ersten Flasche Eierlikör. [...]

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          • 7

            [...] Schlag 12 in London hegt die meiste Zeit überhaupt kein Interesse daran, über simple Horror-Effekte zu überzeugen und konzentriert sich vehement auf den psychologischen wie zwischenmenschlichen Zwiespalt. Bald mehr ein schizophrenen Beziehungsdrama, welches am Ende sogar clever Mindfuck-Züge annimmt. Ohne die (für den Zuschauer) deutliche, optische Veränderung (wie die entsprechende Reaktion des Umfeldes) könnte man sogar annehmen, dass Dr. Jekyll’s Wunderdroge nur ein Placebo ist. Um sich endlich mal Luft zu machen. All dieser kanalisierten Wut weit ab von der guten, zivilisierten Kinderstube ihren längt überfälligen Amoklauf zu gönnen. Das spielt da natürlich auch so mit rein, was diesen Film wesentlich über sein vielleicht schlichtes Erscheinungsbild abhebt. Regisseur Terence Fisher (Dracula) liefert abermals ganze Arbeit ab, in dem er nicht nur mit einem – für das Budget – erstaunlich prunkvollem Setdesign daherkommt, sondern auch sehr clevere Spannungs-Sequenzen dirigiert. Während im Salon spektakulär-heitere Tanz-Revues aufgeführt werden, wird im Hinterzimmer giftig gemordet. Schein und Sein, so auch noch mal im inszenatorisch perfekt auf den Punkt gebracht. [...]

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            • 3

              Fast versehentlich hätte KILL CHAIN eine interessante Idee am Start. Anfangs werden recht beliebige, angebliche Hauptfiguren eingeführt, nur um kurz danach ermordet zu werden. Deren Scharfrichter folgt der Plot, bis dieser wieder durch die Hand des nächsten Staffelläufers stirbt. Würde der Film das durchziehen, was könnte er mit der Prämisse anstellen? Leider werden wir das jetzt nicht erfahren, denn der nur kurzzeitig anwesende „Filmemacher“ Ken Sanzel hat offenbar gar nicht das Potential seines eigenen Films verstanden. Grundlos verläuft sich der relativ brutale Neo-Noir-Schlafsack in einer Senioren-Killer-Jugendherberge, in der jeder interessante Ansatz komplett begraben wird. Selbst der tendenziell immer zum Ausflippen angeheiterte Nicolas Cage muss sich absurderweise wohl unter Kontrolle halten. Er möchte gerne, aber darf nicht. Da brodelt es, da sollte es…am Ende ist das sedierend statt radikal. Potenziell durchaus brauchbar, in der Umsetzung mehr als dürftig.

              7
              • 6

                [...] Für seine rund 140 Minuten Laufzeit zieht sich das Geschehen nie, die 2 ½ Stunden gehen angenehm flott von der Hand. Norman Jewison inszeniert mit viel Aufwand und versammelt einen ansehnlichen Cast um seinen engagierten, aber nun mal meist recht tapsigen Topstar, die dessen mangelndes Talent relativ gut auffangen können. Der Personalie Stallone alleinig den schwarzen Peter zuzuschieben ist sicherlich nicht ganz gerechtfertigt, dennoch bleibt irgendwie der Eindruck zurück, dass er doch auch entscheidende Änderungen am Script verursachte, zu sehr trägt das seine Handschrift. Entweder direkt durch ihn oder gewisse Dinge wurden ihm auf den Leib geschrieben. In manchen Situationen fühlt man sich in die urigen Drehbuch-Ergüsse der 80er-Rocky-Filme verirrt. Nicht so extrem und immer nur kurzfristig, aber das lässt den gesamten Film in einem anderen Licht erscheinen („Wir werden euch den Laden zuscheißen!“). So ist F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg zwar überwiegend gutes, immer unterhaltsames, zu Weilen gar großes Kino – in ausgewählten Situationen aber auch haarscharf am Edeltrash vorbeischrammend. [...]

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                • 4

                  [...] Man lernt nie aus ist so plakatives, anbiederndes Kutschi-Kutschi-Kino ohne Ecken und Kanten. Formell einwandfrei und fehlerlos vorgetragen, sogar ziemlich gut besetzt. Die beiden Hauptdarsteller und besonders ihre Interaktion sind nahezu ideal, aber das täuscht nicht über den abgenutzten, sogar leicht diffamierenden Inhalt hinweg. Der Film betätigt simple Feel-Good-Tasten vorbildlich, setzt sich mit echten Problemen oder der Grundthematik aber überhaupt nie ernsthaft auseinander. Wenn es mal haarig oder unangenehm werden könnte (Ehekrise, durchaus ein Thema) wird das relativ flott und mehr oder weniger im Vorbeigehen behoben. Hauptsache Happy End ohne zu große Schlaglöcher. Warum dafür auch noch die Zwei-Stunden-Laufzeit-Marke geknackt werden muss, weiß nun wirklich kein Mensch. Als hätten wir nicht schon nach einer Stunde alles doppelt und dreifach gesehen, was der Film zu bieten hat. [...]

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                  • 6
                    über Hager

                    [...] Verschachtelt in Fragmenten und assoziativen Anspielungen bleibt am Ende kaum mehr als ein interpretatives Zerrbild übrig, da einiges andeutet, aber nicht davon als definitiv hinstellt. Hager ist im wahrsten Sinne des Wortes ein auswegloser Höllenritt, dem es weniger um Schocks, klassisches Spannungskino und ganz und gar nicht um einfache ausformulierte Erklärungen geht. Es ist Kino von Impressionen, von Stimmungen, von Unbehagen aus der puren Rätselhaftigkeit heraus und ganz besonders ist es Kino, das sich völlig frei entfalten kann, auch wenn sicherlich nicht alles umzusetzen ist und sich in vielerlei Hinsicht auch noch ausprobiert wird. Dahingehend ist Hager auch noch als Reifeprozess zu verstehen. Als ein hoffnungsvoller, erster Schritt in die richtige Richtung, in die hoffentlich vielleicht doch rosige Zukunft des deutschen Genre-Films. Wie schon zuletzt Tilman Singer mit Luz zeigt auch Kevin Kopacka sehr viel Talent, inszenatorisches Geschick und vor allem Mut, konsequent sein Ding durchzuziehen, obwohl man es mit derlei Experimenten hierzulande noch wesentlich schwerer hat als anderorts. Daumen drücken, dass so was wenigstens die Chance bekommt, den nächsten, womöglich großen Schritt machen zu dürfen. [...]

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                    • 4 .5

                      [...] Will Ferrell muss die Kontrolle haben oder soweit künstlerische Freiheit genießen, dass er nicht einfach so zu substituieren ist. Den Eindruck vermittelt Buddy – Der Weihnachtself nur ganz geringfügig. Regisseur Jon Favreau (Iron Man) sollte das als erfahrener Darsteller eigentlich besser wissen, aber der kommerzielle Erfolg des Weihnachtsgeschäfts, es ist für alle zu verlockend. Dahingehend macht der Film sogar alles richtig. Statt anarchischer, brachialer Satire mit gezielten Geschmacksaussetzern gibt es handelsübliche Weihnachtsfilm-Zuckerstangen-Harmonie mit bieder-kitschiger Botschaft, die sich allein durch ein paar Kapriolen seines abermals sensationellen Stars etwas auszeichnen kann, die dennoch arg beschnitten wirken. Die beste, weil einzig mal schön respektlose (aber im Kontext sogar total schlüssige) Szene ist die mit Peter Dinklage (Game of Thrones), sonst ist das weichgespültes Vorweihnachtskino für die ganze Familie. Muss es auch geben, aber bitte nicht mit Will Ferrell und der für ihn eigentlich maßgeschneiderten Idee. In direkter Konkurrenz konnte Bad Santa vormachen, wie man den angenehm anderen „Genrefilm“ auf die Beine stellt, und trotzdem damit noch der Botschaft nicht komplett ans Bein pinkelt. Dieser Mut, er geht Buddy – Der Weihnachtself komplett ab. Generell ist das ganz charmant und auch mal witzig, gedeckelt leider unter dieser penetrant-miefigen Einheitsbrei-Käseglocke, für die die vorhandene Qualität schlicht verschenkt ist. [...]

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                      • 5

                        [...] Der orientalische Robin Hood in einer chinesischen Geschichte, die immer mal wieder zwischen dem Charme eines tschechischen Märchenfilms und griechisch-mythologischem Abenteuer schwankt, wofür der Hauptdarsteller mit seiner bisherigen Vita natürlich prädestiniert ist. Vermutlich ist das auch der Grund, warum man am Ende kaum noch Berührungspunkte mit den vermeidlichen „Originalfilmen“ findet und unser Held die gewohnten Herkules-Aufgaben rund um 7 Tore zu bewältigen hat. Da schlagen die Bäume gefährlich aus, es gibt Hängebrücken-Wrestling mit einem Unsichtbaren, verführerischen Hexen gilt es zu Wiederstehen und am Ende wird auf einem fliegenden Gaul zur letzten Schlacht im Wolkenkuckucksheim geritten.

                        Das ist von allem etwas und dementsprechend auch nie wirklich konstant in Qualität und Geschmäckle. Mal naiv und kindisch, mal wirklich recht fantasievoll und kreativ. Hat einerseits dieses italienische Pappmaché-Flair, wiederum aber auch ein richtig schönes Setdesign mit farbenfroher, aufwändiger Ausstattung. Teilweise albern, dann wieder ganz unterhaltsam erzählt, mit einem Hang zur Konfusion. Das ist wirklich kein richtig guter Film und er bietet sehr viel Angriffsfläche, aber irgendwie wächst er einem innerhalb der gut 1 ½ Stunden etwas ans Herz. [...]

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                        • 6 .5
                          JackoXL: Moviebreak 19.12.2019, 00:02 Geändert 19.12.2019, 23:02

                          [...] Es kommt, wie es kommen muss. Exakt zu erläutern, warum Hell Is Where the Home Is damit sehr geschickt und angenehm durchdacht hantiert, würde zu sehr einem Spoiler gleichkommen. Um es kurz und oberflächlich genug zu fassen: Man weiß genau, was passieren wird, der Weg dahin hat aber immer mal kleine, notwendige und clevere Abweichungen parat. Die sind für sich genommen nicht sensationell, aber sie zögern den großen Knalleffekt auf vorteilhafte Weise hinaus, gewährleisten einen durchgehend straffen Erzählfluss und wenn mal endlich gut ist mit dem Vorgeplänkel, wird auch saftig auf die Kacke gehauen. Das drastische Finale ist beinah sogar der schwächste Part eines bis dato überraschend starken Films, da hier jetzt alles wie auf Schienen straight nach vorne läuft. Was auch nicht verkehrt ist und man ohnehin schon nach 30 Minuten erwartet hätte. Der Weg zum Ziel, der ist ziemlich ordentlich geworden. Auffällig auch durch eine kompetente Inszenierung, die wie vieles in letzter Zeit auch die Retro-Welle reitet, allerdings längst nicht so aufdringlich und gezwungen. Der Score hat anfangs markanten Italo-Einschlag, wechselt mit der Zeit um zum 80er-Synthesizer. Die Giallo-Referenzen – speziell zu Dario Argento – sind irgendwann nicht mehr von der Hand zu weißen, wenn das prunkvolle Wochenend-Exzess-Gefängnis nur noch in schillernde Blau- und Rottöne getaucht wird und die Luchador-Invasoren die Macheten kreisen lassen. [...]

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                          • 3

                            [...] Das Haus der Angst beginnt mit einer relativ drastischen, aber bereits jetzt so schäbig inszenierten Blut-und-Titten-Sequenz, da ahnt man bereits Böses. Dahingehend werden keine falschen Versprechungen gemacht, außer dass das vorgelegte Tempo nicht mal ansatzweise gehalten wird. Offenbar meint man wirklich, die Geschichte der frisch aus der Haft entlassenen Margaret (Daniela Giordano, Blutiger Freitag), die das scheinbar verfluchte Zimmer 2a im Hause der Beruhigungsmittel-kippenden Witwe Grant bezieht und danach von maskierten Butzemännern heimgesucht wird, wäre ernsthaft aufregend oder wenigstens nur halbwegs anständig vorgetragen. Der gesamte Film ist ähnlich potthässlich wie die schauderhafte Blümchentapete in besagter Kammer des Schreckens. Der Plot, er ist beim Giallo traditionell das schlecht behandelte Stiefkind, Präsentation und Stimmung müssen es oft richten. Beides wird hier nur hingerichtet. Sieht aus wie der Fußabtreter vorm Heizungskeller und besitzt die Atmosphäre von Onkel Dieters vergilbter Dia-Show, in die sich ab und zu mal eine „versehentliche“ Nacktaufnahme vom FKK-Strand verirrt. Giallo-Ikone Rosalba Neri (Das Auge des Bösen) bekommt hier eine extrem glaubwürdige Rolle als seriöse Sozialarbeiterin zugeschanzt – quasi so, als wenn Micaela Schäfer UN-Genrealsekräterin wäre -, sonst werden jedwede Spannungs-Anflüge billig verhunzt und als Highlight versohlen Mitglieder der Sekte der roten Kapuzen-Popo-Peitschen einigen Dirnen den Intimbereich. [...]

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                            • 4 .5

                              [...] Aufgelockert wird das Ganze durch ein paar zünftige Faustkämpfe mit Comedy-Faktor und James Caan (Der Pate) hat die Ehre den großmäuligen, amüsanten Sidekick zu geben, der mit seinem Charisma den beiden steifen, eigentlichen Hauptdarstellern Tom Tryon (Der längste Tag) und Harve Presnell (wurde erst jenseits der 60 z.B. mit Rollen in Fargo wirklich interessant) locker die Butter vom Brot stibitzt. Gut ¾ der Laufzeit von Indianern keine Spur, das Aufeinandertreffen gehört exklusiv dem großen Showdown. Und gerade bei dem wäre es so spannend gewesen, was Sam Peckinpah daraus gemacht hätte. Denn selbst ohne ihn ist das mühelos das Highlight des Films. Handwerklich astrein inszeniert, mit aufwändigen Set Pieces und famosen, dynamischen Aufnahmen des durchgehend auf hohem Niveau agierenden Kameramanns James Wong Howe. Mag alles bisher dramaturgisch dürftig, banal, vorhersehbar und altbacken sein, allein mit dieser Performance schindet das Ganze für den Moment absolut Eindruck. Reicht natürlich niemals, um insgesamt den Karren aus dem Dreck zu ziehen, aber er versumpft dadurch nicht in kompletter Belanglosigkeit. Wo er an und für sich zwangsläufig gar nichts zu suchen hätte, wäre er nicht so bieder, vorsichtig und anpassungsbemüht über die gesamte Laufzeit, anstatt mal ordentlich über die Stränge zu schlagen. [...]

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                              • 5

                                [...] Wie man es dreht und wendet, über mehr als Durchschnittskost kommt „Fatal Beauty“ sicher nicht hinaus, dafür ist das aber wenigstens ordentlich gemacht. Die Story ist banal, aber zweckdienlich. Regelmäßig gibt es vernünftige Shootouts zu sehen, die Darsteller geben sich viel Mühe, das Script ist mal durch die „Lethal Weapon“ & Co Babyklappe gerutscht und hat nun doch noch eine Adoptivfamilie gefunden. Brauchbar, die Notwendigkeit lassen wir mal außen vor. Wobei recht wenige Filme ernsthaft notwendig sind, um das Pferd mal von hinten aufzuzäumen…

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                                • 6

                                  [...] Der radikale Cut gleich zu Beginn des Films sorgt sofort für seine exravagante Stimmung: Sobald Omar Sharif in diese sonderbar unberührte Parallelwelt eintritt, beginnt Das vergessene Tal seine eigentliche Geschichte zu erzählen. Obwohl im Gewand eines Kriegs-, Historien- und Kostümfilms daherkommend, wird hier natürlich viel mehr eine Metapher und Allegorie über gesellschaftliche Prozesse, die Auswirkungen von religiösen Fanatismus und das Infiltrieren einer bis dato harmonischen, in sich geschlossenen Gemeinschaft dargestellt, die mehr und mehr zu einem Abbild der hässlichen Welt jenseits seiner bewusst gewählten Grenzen wird. Die Eindringlinge, sie bringen Zwietracht unter die friedfertige Käseglocke, auch wenn sie eigentlich selbst davor Schutz suchen. Das vergessene Tal entwickelt ein inhaltlich spannendes Ambiente, das Vergleiche vom ganz Großen (z.B. der deutschen Besatzung in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs) bis in das Kleinste heranzieht, da es oftmals ähnliche Mechanismen sind. Thematisiert zudem die oft verlogene Doppelmoral religiös motivierter Konflikte, bei dem das Eine recht und billig wird, sobald das Andere in Bedrohung gerät. Hervorragend besetzt und vor einer bewusst befremdlich-irritierenden Kulisse inszeniert, funktioniert der Film in erster Linie über seine Evaluierung als Parabel, denn über seine ebenfalls durchaus gelungenen, wenn auch spärlichen Actionsequenzen. [...]

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                                  • 6 .5

                                    [...] An dem Punkt, wenn Die fünf Geächteten sich zu einem großen, sogar wichtigen, wenigstens historisch sehr relevanten Beitrag hätte mausern können, knickt er etwas unter der Last ein. Was ihn aber keinesfalls zu einem gescheiterten oder gar nicht sehenswerten Film macht. Allein handwerklich ist das alles eiwandfrei, teilweise gar erstklassig. Die Geschichte vermittelt eine etwas einfach gehaltene, aber schlüssige Dramaturgie, diverse Szenen sind einfach exzellent umgesetzt und eigentlich ist dieser Film genau das, was der US-Western gebraucht hat. Er stützt sich nicht unreflektiert auf seine Ideale und romantisch verklärten Heldensagen, sondern hinterfragt zum Teil deren Ursprung und Motive. Findet sogar melancholische, kritische Momente. Perfekt herausgearbeitet sind sie definitiv nicht. Aber allein der Ansatz wie die makellose Präsentation sind schon recht progressiv. Obgleich die Konkurrenz aus Europa den Laden schon längst auf Links gekrempelt hatte. [...]

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                                    • 7

                                      [...] Zwar verzichtet Pedro Almodóvar nicht auf einige ausfällige Scharmützel und den ein oder anderen Seitenhieb auf den guten Ton, dennoch ist Mein blühendes Geheimnis längst nicht so ein Frontalangriff auf gesellschaftliche Gepflogenheiten und das Spießbürgertum wie von ihm bis dato gewohnt und eigentlich längst zum Standard geworden. Was bei anderen Filmemachern wahrscheinlich als schräg gelten würde, ist in dem fast schon autarken Mikrokosmos seines Regisseurs ein verhältnismäßig gediegener, stiller Beitrag. Etwas erwachsener, aber längst noch nicht milde oder ausgebrannt. Nein, der Mann muss nur nicht mehr so auf die Kacke hauen, um aufzufallen. Lässt die ganz grobe Kelle im Küchenschrank und konzentriert sich lieber auf seine intuitiven Stärken. Erschafft Charaktere, die so weit weg von perfekt oder zufrieden sind, dass sie einem sofort ans Herz wachsen. Und trotz ihrer verschrobenen Art viel realer erscheinen als all die Pappkameraden, die einem in der Filmwelt sonst so oft begegnen. Dazu beherrscht der gute Pedro das Geschichtenerzählen inzwischen hervorragend. Waren seine früheren Werke mehr wilde Nummernrevuen, entwickelt er nun richtig gut konstruiertes Plots, die immer noch etwas unkonventionell auftreten, aber immer einem logischen Plan folgen. Diese Mischung zeugt nicht nur von Individualität, sie zeugt von echter Klasse. [...]

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                                        JackoXL: Moviebreak 04.12.2019, 00:52 Geändert 05.12.2019, 21:06

                                        Unglaublich. Tendenziell sogar gefährlich. Wenn es nicht so offensichtlich bescheuert wäre, dass man diese peinliche Attitude-Beweihräucherung-Voll-Scheiße unmöglich nicht als solche durchschauen könnte. Ein ganz hässliches Stück Dreck, geschmückt mit Stars die sich was schämen sollten. Weil die sich offenkundig keine Drehbücher mehr durchlesen, sie verstehen oder eben Martin Semmelrogge sind, bei dem jedes Lebenszeichen ein Gewinn ist. Ein Hoch auf das Assidasein, weil einen die fiese Gesellschaft dazu zwingt. Damit reich werden geht aber klar. Voll real, der Bushido. Behinderten Spasten in den Nacken klatschen ist im Gegenzug natürlich voll gerechtertigt. Wenn mir Sonderschulversager übel mitgespielt wird (weil ich nicht verstehe, wie das Leben funktioniert), beschwere ich mich ausdrucksstark. Im Umkehrschluss mobben mich aber alle, die mir gewisse Grenzen verdeutlichen. Da wird dann als letzter Joker noch die billigste Rassismuss-Karte gespielt, obwohl Fremdenfeindlichkeit eigentlich gar keine Rolle spielt. Erstmal ich, wem das nicht gefällt ist ein Nazi und Spießbürger. Gruselig.

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                                          [...] The Crying Game – Die Frau des Soldaten entpuppt sich als völlig unvorhersehbare, individuelle Kreuzung aus isolierten, aber nicht planlos aneinander gereihten Genre-Bausteinen und Arthouse-Kino, welche durch überraschende Entwicklungen und trotzdem glaubhafte Emotionen sowohl als Thriller wie auch als empathisch-melancholische Love-Story zu überzeugen weiß. Es ist die Geschichte eines Mannes, der alles aufgibt, woran er bis dahin unerschütterlich geglaubt hat. Der Seiten an sich, aber auch eben seinen Mitmenschen entdeckt, die er so noch vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten hätte. Und der sich seinen Gefühlen offen und ehrlich stellen muss, was ihn zu so manch unorthodoxen, bisher als niemals auch nur im Entferntesten in Erwägung gezogenen Entscheidungen zwingt.

                                          Neil Jordan’s märchenhaft-poetische Ballade wurde seinerzeit nicht nur mit dem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnet, er ist auch in allen anderen Belangen auf preisverdächtigem Niveau. Kamera, Musik, Schnitt und vor allem die fantastisch agierenden Darsteller: Alles erstklassig ohne Abstriche. Zu etwas ganz Besonderem macht ihn aber in erster Linie sein unkonventionelle, sicherlich auch leicht kontroverse, aber ungemein mitreißende und überraschende Geschichte. Tragisch, konfliktbeladen, kompliziert – und dennoch wahnsinnig romantisch. Ohne jeglichen Kitsch vorgetragen und selbst ohne klassisches Happy End irgendwie versöhnlich wie harmonisch abgerundet. Stand by your Man. [...]

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                                            [...] Ob der von Gastone Moschin (Der Pate 2) mit ausdrucksstarker Leinwandpräsenz verkörperte Anti-Held ein tragischer, vom Schicksal und falschen Verdächtigungen übel mitgespielter Pechvogel oder doch ein manipulativer, eiskalt berechnender Betrüger oder gar Verräter ist, bleibt bis zum Ende offen. Beharrlich lässt sich Milano Kaliber 9 dabei nie zu tief in die Karten gucken, alles bleibt möglich und in jede Richtung schlüssig. Im weiteren Verlauf scheint das sogar auf alle anderen Charaktere zuzutreffen, denn hingegen seines rotzigen Auftretens schlummert hier ein durchwegs spannende, undurchsichtige Ganovengeschichte mit cleveren Entwicklungen und emotional sogar leichtem Tiefgang. Nicht so deep, dass sich von richtig edler Ware sprechen ließe, in seinem brachialen Mikrokosmos dennoch eine leuchtende Ausnahmeerscheinung. Ein unpassender Wehrmutstropfen ist ausgerechnet Vollblut-Mime und Charisma-Bolzen Mario Adorf (Der Tod trägt schwarzes Leder), der Temperament und Spielfreude nicht unter Kontrolle hat und so wild drauflos chargiert, dass Nicolas Cage dabei vor Neid erblassen würde. Kann in einem anderen Kontext richtig Spaß machen und sogar ein echter Mehrwert, zum Beispiel in so vielen eher ranzigen Poliziotteschi, die nur durch ihren Radau-Faktor Laune machen. In diesem deutlichen besseren Beitrag mit Luft nach oben muss das so nun wirklich nicht sein. [...]

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                                              [...] Vornehmlich wirkt der an drösigen Klischee-Bausteinen entlang konstruierte Psychothriller mehr wie eine verkorkste Teen-Love-Story, in der ab und zu eine Irre durchs Bild geistert, damit der Zuschauer nicht vergisst, warum er eigentlich mal eingeschaltet hat. Das ist nicht nur sehr mäßig in seinem Unterhaltungswert, es erscheint zudem wahnsinnig ungeschickt, da auf jede Form von Subtilität und womöglich praktikablen Verdachtsmomenten ignorant gepfiffen wird. Über eine Stunde ist Spannung somit nicht vorhanden, außer man empfindet es als sonderlich aufregend, wenn der exakt gleiche Spot drei Mal anders – und dabei nie gelungen – immer wieder aufgetischt wird. Es gibt diesen einen Moment, bei dem House at the End of the Street plötzlich droht, das Ruder vielleicht nochmal rumzureißen. Durch einen leichten Überraschungseffekt, der wenn richtig angepackt sogar einige der vorher praktizierten Unsinnigkeiten noch rückwirkend in einem anderen Licht erscheinen lassen könnte. Und stattdessen? It’s Worst. Ab diesem angeblich heilsbringenden Twist wird es nur noch bekloppter. War der Film vorher wenigstens nur belanglos-stumpf, bekommt er jetzt zwar die längst überfällige Speed-Dröhnung, mutiert aber zum völlig absurden Psycho-Kasperletheater, bei dem eine gefühlte Backpfeife die nächste jagt. Gekrönt von einer ganz peinlichen Schlusseinstellung, die jeden guten Willen bis dahin nicht nur als Perlen vor die Säue endgültig bestätigt – sie lacht einen praktisch aus. Eine Frechheit. [...]

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                                              • 6

                                                [...] Dass die Tiergattung dabei nicht nur viel zu sehr vermenschlicht, sondern beinah zu einem evolutionär bald höheren Wesen gemacht wird, ist einer dieser Punkte warum sich bei Orca – Der Killerwal eigentlich prima mit den Augen rollen lässt und alles Weitere theoretisch maximal nur noch als Edel-Trash kategorisiert werden müsste. Mumpitz, der öfter auch mal zu einem Schmunzeln einlädt, da er damit nie ganz offensiv umgeht. Im Umkehrschluss aber trotzdem ein recht mitreißendes, technisch bemerkenswert gut gemachtes und vor allem sehr unterhaltsames Ganzes auf die Beine stellt. Mit starken Bilder und beeindruckenden Naturaufnahmen ausgestattet, effektiv in seinen Spannungssequenzen und mit einem soliden Cast. Angeführt von dem gewohnt wie gerade pünktlich zum Dreh aus der Kneipe gekippten Richard Harris, der diesen zerzausten und verwegenen Look bis dahin aber schon längst zu seiner Marke gemacht hatte und praktisch schon deswegen für solche Rollen besetzt wurde. Egal wie absurd manches anmuten mag, Regisseur Michael Anderson macht daraus meistens das Beste und so steht am Ende tatsächlich ein recht intensives Duell von Mensch gegen Natur, dem sogar ein „zwischenmenschliches“ Dilemma innewohnt. Eine schicksalhafte Konfrontation zwischen Monster und ihrem „Schöpfer“ – das hat sogar was von Frankenstein. Da hat man fast schon vergessen, auf was für sonderbaren Wegen man hierher gelangt ist. Inklusive einer finalen, moralischen Konsequenz und Tragik, die nur wenige Filme dieses Subgenres überhaupt in Erwägung ziehen. [...]

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                                                • 6

                                                  [...] Nicht jeder Gag ist ein Brüller, manche Ideen versagen komplett (Adam Sandler-Schatten Nick Swardson als Fanboy-Stalker ist ein immer wiederkehrender, völliger Rohrkrepierer), aber wenn Die Eisprinzen sein ganzes Potential ausschöpft, dann geht die Sonne auf. Speziell in Form von Will Ferrell, der nicht nur wieder Vollgas in der hohen Kunst der Selbstparodie gibt, sondern gerade in den gemeinsamen On-Ice-Momenten mit Jon Heder manchmal gar Gänsehaut erzeugt. Ehrlich, obwohl sie damit ja die ganze Szene eigentlich ad absurdum führen. Aber eben das auch mit so einer Hingabe, herrlich. Gekrönt von den letzten 20-25 Minuten, da erstrahlt der Film in den kräftigsten, schillerndsten Farben des nahezu perfekten Nonsens. Allein diese aberwitzige Verfolgungsjagd auf Schlittschuhen – auf dafür nicht immer geeigneten Terrain – ist sensationell. So elegant, wunderschön und sinnentleert wie eine echte Verticoli aus illegalem Elfenbein mit minimalem Drehmoment und so spektakulär wie ein perfekt gestandener „Eiserner Lotus“. [...]

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                                                  • 1 .5

                                                    [...] Die darstellerische Leistung von Madonna geht nun wirklich auf keine Kuhhaut. Sie schafft es nicht mal, in ihrem über Jahre gepflegten Image als Sexbombe und Vamp zu überzeugen. Stocksteif und mit dem verführerischen Wert der in der Tasche vergessenen Sportsocken von letzter Woche ist jede Handlung von ihr in diesem Machwerk ein peinliches Festklammern an ihrem ach so verruchten Image. Wunderbar bieder dabei, jede sexuelle Handlung abseits von Blümchenbeischlaf gleich als verroht und potenziell pervers an den Pranger zu stellen. Solche Frauen sind natürlich auch zu einem Mord fähig, ist klar. Darauf reitet der Film stoisch-verklemmt herum und ist trotzdem so offensichtlich in seiner unsinnigen Pointe, das konnte doch unmöglich auch nur in der Theorie mal als „hoffnungsvoll“ eingestuft sein. Ausgestattet mit sagenhaft schlechten Dialogen („Er wollte mit mir schlafen. Er brauchte mich nicht zu überreden. Er war ein sehr gut gebauter Mann“) werden hier schmierige Blitz-Illu Fantasien in dem Gewand eines schäbig-albernen und trotzdem stinklangweiligen Thrillers verpackt. Unglaublich. Nach Konsum dieses Films stirbt man sicher eher an Hirn- statt an Herzversagen. [...]

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