Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 2 .5

    Craven, zunächst noch an einer stimmigen Atmosphäre interessiert, geht nach etwa einer Stunde die Luft aus. Das nachgedrehte Finale in einem Hollywood-Memorabilia-Kabinett gibt nichts her und gipfelt in unangebrachter Hauruck-Komik: Ein beleidigter Werwolf zeigt den Stinkefinger.

    • 2 .5
      über Unrest

      Das Gegrabbel an toten Körpern sorgt durchaus für Ekel, und spätestens wenn die Protagonisten, nur mit Unterwäsche bekleidet, in einen trüben Leichentank abtauchen müssen, windet sich auch der härteste Brocken ungemütlich im Sessel. Ob das jetzt echte Leichen sind, die man hier bearbeitet, wage ich angesichts der Prinizipien von Pietät und Hygiene zu bezweifeln, ist aber auch egal: Der Film vermittelt recht gut, wie unangenehm es sich neben Toten lebt. Wer als Schüler oder Student den top-bezahlten Nebenjob als Leichenwäscher angenommen hat, weiß eh, worum es geht.

      UNREST hat also ein paar gute Ansätze. Das hilft aber nicht. Dieser Billighorror ist mal wieder langweiliger Quark.

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      • 7

        Was Hoskins hier, sattes Cockney bellend, für eine leidenschaftliche, spielfreudige Show liefert, ist beinahe so sensationell wie die Künste Jet Lis. Willkommen zurück, wo Du hingehörst, nämlich ganz oben.

        UNLEASHED ist eine mitunter durchaus kompromißlose, etwas selbstverliebt (Jump Cuts und Time Warps bis zum Kragen), aber gekonnt inszenierte Gewaltballade mit traumhaft guten Kampfszenen und wunderbaren Schauspielern. Mehr davon.

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        • 6 .5
          über Unknown

          UNKNOWN ist ein weiterer Film aus der Reihe der nun schon seit zehn Jahren populären plot twist- und Überraschungsthriller. Alles steht in Frage, am Ende kommt alles zusammen. Es ist der Flirt mit der Hermeneutik, der hier, irgendwo zwischen CUBE, MEMENTO und SAW wieder für Interesse sorgen will. Und das funktioniert sogar ganz gut. Regisseur Simon Brand stellt seine Musikvideowurzeln nicht in den Vordergrund, sondern beharrt auf der sehr rauhen Anmutung, auf der Darstellung latenter und offener Aggression in ungemütlichem Ambiente. Sein Ensemble haut dankbar ins Mett: Insbesondere das grandiose Improvisationsduo Jim Caviezel und Barry Pepper sowie der exzellent gegen den Strich besetzte Greg Kinnear laufen zu Bestform auf.

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          • 8

            Das altbekannte Strickmuster also, das Spaß machen kann und unter der flotten und effizienten Regie Isaac Florentines, der sich auch schon mit anderen Kloppefilmen profiliert hat, sogar ganz, ganz großen Spaß macht. UNDISPUTED 2 weiß ganz genau, was er bieten muß, und bietet neben einem zügigen Tempo regelmäßig Kampfszenen, die schnell und heftig gemacht sind, von Florentine gekonnt mit speed changes akzentuiert - wenn mal wieder einem die Kauleiste blutig aus der Schnauze fliegt eben. Bis auf den ersten Fight, bei dem man idiotischerweise den Film schneller ablaufen läßt, sind die Keilereien in und um den Ring herum allesamt saftigstes Kloppekino.

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            • 1 .5

              Das Budget dieses Films soll fünf Millionen Dollar betragen haben. Der Film sieht aber nach fünf Dollar aus. Das Kleeblatt hohler Misfits spielt unsagbar mies, was leider auch für Michael Madsen gilt, der wohl selber nicht so genau weiß, was er hier will - die fünf Dollar wahrscheinlich.

              • 9

                Lumet erzählt das alles gottlob mit unterkühlter Nüchternheit; jede weitere Emotionalisierung würde dieses gnadenlose, humorfreie Konstrukt aus Verlust und Niedertracht zur melodramatischen Implosion führen. Unter seiner Regie entstehen stattdessen die intensivsten Szenen, die man derzeit im Kino zu sehen bekommt. Das ist natürlich das, was man Schauspielerkino nennt.

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                • 7

                  Obwohl Bale sich etwas zu viel für etwas zu wenig Rolle verausgabt und die Eitelkeit Crowes mit dieser x-ten Variante seiner angestammten Rolle als "Harte Sau mit Herz" wieder mal zu sehr umschmeichelt wird, darf man hier zwei Profis in ausgezeichneter Form bei der Arbeit zu sehen - was einfach Spaß macht.

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                  • 6 .5

                    THERE WILL BE BLOOD ist kein schlechter Film; er ist Andersons bester Film seit BOOGIE NIGHTS, und er streckt seine Finger mit ehrlicher Leidenschaft nach wahrer Größe aus. Aber er kann sie nicht erreichen, weil er auf tönernen Füßen steht: Seine Schönheit ist hohl.

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                    • 7

                      TEAM AMERICA: WORLD POLICE ist ein Film, der die harte Hand offenbar ganz gern sieht; und dies von zwei Künstlern, die sich zuletzt mit der Aussage profilierten, man solle doch nicht wählen gehen, wenn man keine Ahnung habe. Sean Penn hat darauf vielleicht ein bißchen überreagiert, aber mit einer Sache hat er Recht: Wenn man keine Ahnung hat, verschafft man sich welche, und dann geht man wählen. Es ist durchaus nicht so, daß in TEAM AMERICA jeder sein Fett wegkriegt (auch wenn der Film recht streufeuermäßig austeilt), er ist tendenziös und zielt als Satire ausnahmsweise mal auf die seltener gesuchten Opfer. Vielleicht ist er deshalb sogar lustiger.

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                      • 2

                        Das Preisgünstige durch Originalität wettzumachen ist leider Paul Zillers Sache nicht, oder warum müssen die Bienen gleich zweimal auf unschuldige Gartengriller losgehen? Mittig krabbelt dann schön gory auch mal ne Gelbjacke aus einer Augenhöhle, und Tim Thomerson darf einen ulkigen "Pech gehabt"-Tod sterben, aber die Effekte sorgen für heftiges Zähneknirschen und das Dauergesumme eher für den Griff zur Fliegenklatsche als zur Chipstüte. Nur für Hardcore-Fans, die sich auch über eine weit offene Tür zur Fortsetzung freuen können.

                        • 5 .5
                          über Sublime

                          Gut gespielt, gut besetzt und gut gedreht – statt im Horror so modischem Getöse und Geflashe geht es langsam, geradezu traumähnlich schleichend voran. Die wenigen blutrünstigen Momente wirken so aufgesetzt und unnötig, als wären sie nur in den Film geschrieben worden, um die Anforderungen von „Raw Feed“ zu erfüllen. So unzufrieden man letztlich aus dem Film kommt: SUBLIME hat mit seiner Grundidee eine ernsthafte These zu einem elementaren Themenkomplex des menschlichen Daseins zu bieten. Und was er uns da erzählt, läßt einen so schnell nicht los.

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                          • 5

                            Ein Film, der sich beständig selbst ins schöne Knie fickt.

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                            • 8
                              über Spartan

                              Mamet hat seinem großen Euvre eine weitere Perle hinzugefügt. Die Schauspieler hauen dankbar ihre Zähne in die saftigen Rollen, die sie da spielen dürfen, so daß sich selbst bei Ed O'Neill jeder Gedanke an Al Bundy verbietet. Die Figuren erklären sich dem aufmerksamen Zuschauer in kurzen, knappen Sätzen; in der Sprache eben, die sich bei Militär und Geheimdienst in die Köpfe gedrillt hat. Mehr muß man auch nicht wissen. Der Rest passiert im Kopf. Und David Mamet sorgt immer dafür, daß viel passiert in unseren Köpfen. Deshalb ist er auch einer der interessantesten Filmemacher Amerikas.

                              • 4

                                Art Camacho ist das, was man immer so gern ein "Multitalent" nennt: Schauspieler, Regisseur, Produzent, Autor, Choreograph, Stuntman... Nur leider hat man nach Ansicht dieses Films den Eindruck, daß er das alles zwar macht, aber nicht kann. Aber egal: Als Actionfan kann man eh nicht dran vorbei. Auch wenn man keine Action bekommt. Aber hey, ein überraschend guter Gruner, ein heißes Babe und jede Menge Lacher, zwei Bier dazu, geht auch.

                                • 2

                                  THE SENTINEL dürfte der mit Abstand am schlechtesten inszenierte Hollywoodfilm des Jahres sein. Johnson wackelt und zoomt sich einen behaupteten Dokumentaranspruch zurecht und greift andauernd in die Effektekiste, und zwar immer schön daneben. Ein Haus und eine Flagge direkt am Anfang kommen aus dem Rechner und sehen unterirdisch aus, Rückprojektionen im Auto sind schlichtweg beschämend realisiert. Zu allem Überfluß ist der Film unfaßbar schlecht geschnitten, eine gewisse Cindy Mollo hat definitiv ihren Beruf verfehlt. Grauenvoll.

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                                  • 2 .5

                                    SEE NO EVIL begreift seine Gewaltszenen zum großen Teil als Substitut für Fickszenen. Die selten dämliche Handlung - junge Kriminelle sollen ein heruntergekommenes Hotel wieder herrichten, doch gerade dort hockt Goodnight - kann es dabei durchaus mit dem dünnen Gerüst eines Pornos aufnehmen und führt nur von Gewaltszene zu Gewaltszene, und die Gewalt ist unverhohlen sexualisiert. Hardcore-Horror.

                                    • 0
                                      über Saw III

                                      Was einst abseits des Mainstream mal nur ekelhaft, oft aber subversiv und sicherlich auch hier und da an der Auslotung von Grenzen interessiert war, spielt heute in Popcorn-Hochburgen vor vollen Sälen Unmengen von Geld ein. Nichts hat mehr Bedeutung, alles ist nur möglichst grell und möglichst sadistisch. Waren etwa die Ketten in HELLRAISER noch Teil einer Vision von unterdrückter Sexualität und Ausdruck der Selbstzüchtigung des pervertierten Mittelstands, gibt es in SAW III keine zweite Ebene mehr. Es gibt überhaupt keine Ebenen mehr. Die Desensibilisierung hat begonnen. Viel Spaß wünsche ich. Auf den Schulhöfen, in der U-Bahn, nachts im Park. Danke, Hollywood.

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                                        Anfang der 80er Jahre war das. Was die Herren Bud Spencer und Terence Hill mit ihrem Prügelkino eingeleitet hatten, mündete in immer dümmere Klamaukorgien aus ganz Europa. Rappelvolle Sonntagsnachmittagsvorstellungen, in denen sich die Jungs und ihre Väter über platte Gags und doofe Plots beölten. Am Ende der Fahnenstange standen Thomas Gottschalk und Mike Krüger. So war das damals. Und so ist es heute wieder. Jackie Chan ist Gottschalk, Chris Tucker ist Krüger. Was Anfang der 80er "Zwei Windbeutel räumen auf" oder "Der Gelbe und die Preßkohle" geheißen hätte, trägt heute den Titel RUSH HOUR 3. Und das ist der PIRATENSENDER POWERPLAY für das neue Jahrtausend.

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                                        • 5

                                          Als Held macht Schaech zwar eine durchaus ansprechende Figur, aber vor allem läßt ROAD HOUSE 2 keine Gelegenheit aus, knackige Hintern und wogende Brüste abzuschwenken. Und so steht auch dieses Mal einem Sieg des Action-Patriarchats nichts im Wege, zumal man Jeff Healey nicht ertragen muß! Hinterher kann man(n) sich ja wieder schämen. Muß er aber nicht.

                                          • 2 .5

                                            Kurz vorm Ende gibt es noch einen originellen Shootout, aber es ist einem völlig latte, wer da wen abknallt. Statham darf im Fahrstuhl, wenn es ihm so richtig im Hirn saust, nochmal ein bißchen aus sich raus (im doppelten Sinne), und dann folgt eine Auflösung, die einem bis auf die Tatsache, daß es endlich, endlich vorbei ist, total scheißegal sein kann.

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                                            • 2 .5

                                              Zwar werden zwischenzeitlich Bleistifte ins Hirn gerammt und ähnliche Splatterscherze betrieben, aber nicht so exzessiv wie in Teil 4 und schon gar nicht so amüsant. Die zwei Flachzangen in schwarzen Anzügen, die der Untotengülle nachjagen, könnten auch dem letzten deutschen Amateurscheiß entsprungen sein, so unkomisch klischeehaft sind die geraten. Alles gipfelt in einem überschaubaren Rave mit immer platteren Gags und qualifiziert sich allenfalls als lascher Aufguß.

                                              • 5 .5

                                                Unzählige Zombieköppe werden zerfetzt, das Blut spritzt kübelweise an die Wände, Hirne werden ebenso rausgebissen wie Gedärme verspeist, ein Kopf wird von einer Pump Gun zerfetzt, ein anderer zerplatzt, als ein Panzer drüberfährt - so dermaßen selbstzweckhaften Gore hat man lang nicht mehr so fröhlich ausgelebt gesehen. Am Ende greifen sogar waffenstarrende Hightech-Zombies an, aber auch nur, um allerliebst zu Klump gemacht zu werden. Und das alles bei hier und da sogar auftretender, räusper, Atmosphäre.

                                                • 5 .5

                                                  Was als Mischung aus THE HITCHER und einem coming of age-Film beginnt, wird zum Goreknaller mit aufgebohrten Beinen, abgebissenen Fingern und einer rausgerissenen Zunge; Höhepunkt muß jedoch der Auftritt von Joey Lawrence als Highway-Cop sein, dem Regisseur John Shiban nicht nur ein, sondern gleich mehrere üble Schicksale zuteil werden läßt.

                                                  • 8 .5

                                                    Das, was Nolan hier geschaffen hat, ist das, wonach seine Figuren so verzweifelt suchen: Magie. Nur den letzten, den ganz großen Trick, mit dem er uns verblüffen will, kündigt er allzu früh allzu deutlich an. Aber wie schon eine seiner Figuren gegen Ende des Films über die wahre Magie sagt: "Gib dem Zuschauer genug, was er anzweifeln kann."

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