Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Zum Ende mag Kai Wessel noch nicht einmal auf das Uralt-Klischee vom zerschmissenen Schminkspiegel verzichten, bevor er Heike Makatsch endlich das mit Textzitaten bedeutungsschwanger durch den Film leitende Immergrün "Für mich soll's rote Rosen regnen" darbieten läßt. Ja, Heike Makatsch singt alle Songs selbst, und nicht nur das ist beeindruckend: Sie, die wir schon längst als eine unserer talentiersten und natürlichsten Schauspielerinnen begreifen sollten (und eben nicht die Laras und Gedecks dieses Landes), überzeugt nicht nur stimmlich und äußerlich als erstaunlich verinnerlichte Knef, sondern bemüht sich um das, was dieser Film partout nicht leisten will: Wandlung, Entwicklung, Tragik und Tiefe. Doch leider ist diese Glanzleistung - die Kritik am zweifelhaften "Berlinern" will ich mal weglassen - gefangen in einem weiteren Stück Konfektionskino aus Deutschland, das langweilig inszeniert, orchestriert und letztlich auch produziert ist. Das hat Heike Makatsch nicht verdient, und das hat vor allem Hildegard Knef nicht verdient.
So richtig ernstnehmen will der Film seine Figuren nicht, und damit können auch wir es nicht. Und das geht auf Kosten der Spannung.
Unterm Strich bleibt aber ein kompetent gemachter, knüppelharter Reißer, der eine gute Besetzung vorweisen kann, hier und da einen unerwarteten Todesfall und ein saftiges Finale. Warum Henry Rollins so viel Spaß daran hat, sich zum Horst zu machen, weiß ich nicht; als menschlicher Rammbock hat er aber auf jeden Fall mehr Druck als die meisten anderen Betonköppe.
Ein ausschweifendes Finale qualifiziert den bis dahin an Schauwerten nicht armen Film dann als Blockbuster. Die Spezialeffekte sind zwar nur in seltensten Fällen wirklich beeindruckend - auch der komplett digitale Surfer (Stimme: Laurence Fishburne) haut einen im Jahr 5 nach Gollum nicht vom Brett - aber sie sind vielfältig und einfallsreich und daher unterhaltend. Da RISE OF THE SILVER SURFER irgendwann, angesichts der Tragik des vermeintlichen Antagonisten, die Gags in der Kiste läßt und seine Helden mit einem apokalyptischen Szenario konfrontiert, kann der Film ordentlich punkten: Eine kurzweilige, knallige Comicverfilmung ist das geworden.
Weisz ist gut in den Film, wie auch Swinton und Hounsou. Peter Stormare möchte ich als durchgeknallte Nervensäge einfach nicht mehr sehen, weil er an meinen Nerven sägt. Gavin Rossdale darf zur Klampfe greifen und hat gottlob seine grausame Frau zuhause gelassen. Aber wir reden hier nicht von Darstellerkino, wir wollen Zunder. Und den gibt es. Ein ausgesprochen starker Anfang mag nicht mehr so recht eingeholt werden, und ein wie so oft sehr wechselhaftes CGI-Dauerfeuer wird gepaart mit erstklassigen Ätzfressen aus dem Hause Stan Winston. Francis Lawrence, der, wie es heute wohl sein muß, den schweren Mief namens Musikvideo mit sich bringt, dreht nicht ganz so am Rad wie seine hoffnungslosen Kollegen ohne Vornamen (Pitof, Kaos, McG) und kommt wohl eher aus der Nispel-Schule: Ordentliches Handwerk mit Wumms.
Wie schon bei CAPE FEAR lädt Scorsese einen Genre-, ja fast schon klassischen B-Film mit seinem Leumund und einer vermeintlichen Essenz auf. Und wie CAPE FEAR ächzt und keucht THE DEPARTED unter dieser Last. Und genau wie bei CAPE FEAR ist es überaus faszinierend, ihm dabei zuzusehen.
MIAMI VICE hatte auch als Serie zunehmend Probleme mit dem Bemühen um Ernsthaftigkeit. Der Film ist in seiner Humorlosigkeit mehr als nur einmal unfreiwillig komisch. Sein Bestreben nach Authentizität wird regelmäßig von kaum glaublichen Peinlichkeiten unterminiert. Wie die Speedboats, die er immer wieder zeigt, rast der Film blind auf die Klippen zu und zerschellt wie eine Stinkbombe am Boden des Treppenhauses. Dieser Film ist eine Katastrophe erstaunlichen Ausmaßes.
Dies ist ein hervorragend besetzter, perfekt getimter Action-Blockbuster, der das Gleichgewicht von Härte und Humor durchgängig zu halten weiß und selbst ein abgebrühtes Publikum noch in Staunen versetzen kann. Der bislang beste MISSION: IMPOSSIBLE-Film und auch für sich eine absolut sehenswerte Big Budget-Granate. Herzlichen Glückwunsch, Mr. Abrams: Mission accomplished. Aber mit Sternchen.
Tim Sullivan hat sein Material im Griff, hat sich heiße Babes zum Fummeln und Vierteilen (ja tatsächlich!) gesucht und treibt die Morde der Vorlage kreativ zum Äußersten. Vor allem hat ein Gefühl für Regie und auch das richtige Tempo. Und für die konservativen Kids gibt's Mördergags: Ein Schwarzer stirbt in einer Baumwollpresse und ein Schwuler kriegt eine Lanze in den Arsch. Da reibt sich das pubertäre Händchen!
Unterm Strich bleibt ein knackiger Actionfilm mit ausgezeichneten Darstellern und einer bemerkenswert ungeschönten Brutalität. Hat man sich einmal damit abgefunden, daß die Action hier von 50jährigen Herren absolviert wird - Jack Watson als Ausbilder Sandy war zu diesem Zeitpunkt sogar schon 62! - genießt man diesen nostalgischen Trip in eine Zeit, als es noch Filme gab, die ausschließlich für große Jungs gemacht wurden. Tatsächlich gelingt es DIE WILDGÄNSE KOMMEN sogar, emotionale Fallhöhe aufzubauen. Wo Frauen bei PRETTY WOMAN glücklich heulen, drücken wir Männer die Tränen weg, wenn Richard Burton verzweifelt die Hand aus der Flugzeugtür streckt und seine Augen feucht werden, als er seinen Schmerz hinausschreit. Das tut weh. Jawohl!
Miese Kamera, miese Video-Optik, dazu halbwegs ansprechender, aber vollkommen zahmer Sex mit falschen Brüsten und ein paar Storywendungen aus dem Vorabendprogramm: WILDFLOWER kommt nicht wirklich über die Runden und brennt einem auch nicht gerade ein Loch in die Hose. Mit einem Abspann in Zeitlupe stolpert der Film über die magische 90 Minuten-Marke und darf sich im Nachtprogramm von Kabel 1 mal wieder blicken lassen.
Roeg erzählt eine symbolhafte Geschichte des Erwachsenwerdens, eine letztlich tieftraurige Allegorie, die unbekümmerte Freiheit und Unschuld als unwiderbringliches Paradies begreift.
UNA DE ZOMBIES ist ein ansehbarer Ulk, der je nach Geschmack als amüsant oder als anstrengend wahrgenommen werden kann.
Alles in allem ein launiger Beitrag zum goldenen Handwerk, jedoch nicht berauschend. Wer sich beim würzigen Satz "Meine schwarze Hand wird ihn zermalmen" zuhause fühlt, kann aber schon einmal den grünen Tee ansetzen.
SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE ist insbesondere im angelsächsischen Raum auf Unverständnis gestoßen. Der Film hätte keinen Rhythmus, sei bis auf seine gelegentliche Brutalität blaß und seine gesellschaftlichen Kommentare nur eingebildet. Das mag der verkümmerten Bereitschaft zur Herausforderung geschuldet sein. Park Chan-Wooks Film ist eine visuell wohlüberlegte, äußerlich sehr ruhige, doch innerlich vor Schmerz aufschreiende Meditation über Verlust, Rache und das Alleinsein.
Ein Sammelsurium einiger gelungener visueller und auch gut erzählter Momente, auch einiger guter Ideen, aber leider auch halbgarer Satire und nicht vollständig entwickelter Einfälle.
Michael Miekes von Nils Petter Molvaer hypnotisch vertonten Bilder sind von einer derart fremdartigen Schönheit, von einem so beunruhigenden Sog, daß sie die Faszination und auch das Bizarre an Tokio noch stärker fühlbar machen als LOST IN TRANSLATION. Wie er durch die Straßen fegt, wie seine geniale Konstruktion der Steadicam als "ruhigere" Quasi-Handkamera die Bilder einfängt, das ist schlicht sensationell. In einer irritierenden Sequenz, in der durch Milchglas scheinbar ein Mord beobachtet wird, erinnert der Film an die grandiosen Alpträume eines Brian De Palma. Es ist ein Jammer, daß STRATOSPHERE GIRL im Schatten des Erfolges von Sofia Coppolas Film so unentdeckt blieb.
RIDING THE BULLET basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King, die dieser exklusiv fürs Internet verfaßt hat. War diese schon alles andere als außergewöhnlich, so hat Regisseur Mick Garris daraus einen fürchterlich zusammenhanglosen, lausig strukturierten Unsinn gemacht. Garris, der schon seit Jahren hauptberuflich mit dem Abliefern unterdurchschnittlicher King-Adaptionen beschäftigt ist, kloppt ohne Sinn und Verstand ein Sammelsurium von größtenteils inkohärenten Episoden zusammen.
Wie erwartet, handelt es sich bei SLEEPOVER NIGHTMARE um ein auf Video gedrehtes Amateurmachwerk, das einem nichts, aber auch gar nichts Neues, Aufregendes oder gar Einfallsreiches bieten kann. Immerhin war Collins mutig genug, einen Großteil der Handlung tagsüber anzusiedeln, anstatt in trübem Nachtblau herumzudämmern, und für ein paar direkte Begegnungen Mann vs. Auto hat's auch gereicht. Am Ende kriegt Ron so lange auf die Mütze, wie es geht. Und dann gucken wir uns das alles wieder von vorn an, mit einem anderen Titel und anderen Gesichtern, aber demselben Spaß. Keinem.
Leider hat der Film ansonsten nichts zu bieten: Keine Spannung, keine interessanten Figuren und vor allem - bis auf ganz wenige Ausreißer - keine Action. Die Flugsequenzen dienen eher der Zurschaustellung, als daß sie sinnvoll in die Handlung eingebunden wären. Das heldenhafte Fliegerduo befindet sich vornehmlich auf der Balz und darf sich mit peinsamen "Steuerknüppel"-Sprüchen in den Sexismus des französischen Genrefilms der 80er Jahre zurückprollen. Wenn dann doch mal zwei Frauen aus dem Cockpit steigen, ist das Gejohle groß, und weil die Weiber doch verdammt noch mal nicht zum Fliegen da sind, läßt Regisseur Gérard Pirés sie allen Ernstes einen ausgiebigen Striptease auf der Tragfläche hinlegen. Sieht ganz so aus, als hätte sich in Frankreich seit den Tagen von Claude Brasseurs Ohrfeigenverhören nicht allzu viel verändert.
Wie später in DRESSED TO KILL überspitzt De Palma die Themen Hitchcocks und wird expliziter in der Darstellung von Sex und Gewalt. Das Gefühl des Unwohlseins, des Befremdlichen wird in einer Stärke ausgespielt wie von Hitchcock fast nur in PSYCHO. Die Auflösung, auf die De Palmas zwischenzeitlich dann doch recht naturalistischer Krimi hinsteuert, ist ein Spektakel des Wahnsinns, erzählt in schwarzweißen Bildern des schieren Schreckens. Wie in vielen seiner besten Arbeiten wirkt SISTERS auf den Betrachter, als würde er sich die Alpträume eines anderen Menschen ansehen.
Kennen Sie das auch? Wenn das Wasser in der Dusche nicht mehr so recht ablaufen mag und man tief in den Abfluß greifen muß, um ihn mal wieder von all diesen klebrigen Haaren und wer weiß was zu befreien? Oder die weichen Essensreste aus der Küchenspüle aufzuklauben, igitt? Oder wenn einem etwas ins Toilettenbecken fällt, was viel zu wertvoll ist, um es aufzugeben, und man sich mit allergrößter Überwindung mit der Hand in die Schüssel wagt? Eklig, was? Und genau so fühlt man sich auch, wenn man sich SHADOW: DEAD RIOT ansieht.
Brian Katkin hat nach seinem ordentlichen Debüt IF I DIE BEFORE I WAKE den obligatorischen C-Actioner mit C. Thomas Howell runtergerissen und dann immer schlechtere straight to video-Gülle rausgehauen. SCARECROW GONE WILD, produziert für etwa zwofuffzich, ist da schon fast als Aufstieg zu werten. Gelegentliche Anflüge trockenen Humors sind erholsam - denn einen Film, der a) ein Kornfeld in erreichbare Nähe zur Küste setzt und in dem b) eine Zombie-Vogelscheuche sein Opfer mit einem Pick-Up überfährt und c) ein Besessener dieselbe coolen Blitzepower hat wie der Roboter in KING KONG GEGEN GODZILLA, kann keine ernsthafte Auseinandersetzung erwarten. Schicke Szene im Sonnenuntergang, das muß man sagen.
Ein Film für die Sommernacht, mit nem Sixpack am Sessel.
Vielleicht muß man RUNNING SCARED als extrem dunkles, mit Gallonen von Kunst- und CGI-Blut visualisiertes Kindheitstrauma, als Allegorie auf Mißhandlung begreifen. Dafür hat Wayne Kramer aber nicht das Talent. Er ballert einfach nur alles aus sich raus und alles in den Film rein, was gerade eben noch paßt. Nebenfiguren, mit denen er nichts mehr anfangen kann, werden erschossen oder abgestochen oder jagen sich urplötzlich mit dem gesamten Hausstand in die Luft.
Was Kramer aber neben rüdesten Dialogen (328mal ertönt das Wort "Fuck"), einem sich halbwegs achtbar durch den Film rettenden Paul Walker und exquistiten Brutal-Schießereien zu bieten hat, ist jedoch nicht zu unterschätzen: Die Abwesenheit von Langeweile.
Ein gnadenloser, nicht uninteressanter Reißer - nicht gerade der volle Hundenapf, aber auch kein Gejaule aus der Hütte.
Bob Hoskins, dessen superbreiter London-Akzent zugunsten amerikanischer Zuschauer zunächst nachsynchronisiert wurde (erst Hoskins' Protest und der Wechsel der Lizenz von Lion's Gate zu Handmade verhinderte das Schreckliche), steht unter Dauerdampf. Der kompakte kleine Wüterich stampft mit einer Vehemenz durch die Unterwelt, die ihresgleichen sucht und ihm den verdienten Leinwanddurchbruch brachte. Hoskins schafft es, daß man Harold einerseits für seinen beherzten Lokalpatriotismus liebt und ihn andererseits für sein ultrabrutales Vorgehen haßt - wenn er am Ende die Mafiosi mit einer flammenden Rede für sein Vaterland düpiert, möchte man ihm applaudieren; wenn er einen Drogendealer aufschlitzen läßt, eher die Bullen rufen. Hoskins als Harold muß man gesehen haben. In den letzten zwei Minuten des Films, die komplett ohne Dialog auskommen, vermittelt er nur über sein Gesicht alles, was in einem Mann vorgeht, wenn der Vorhang fällt: Verzweiflung, Wut, die Suche nach einem Ausweg. Ganz großes Kino.