Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Mit dem waghalsigen Tempo eines Diavortrags spult sich diese abwechslungsreiche Story ab und gefällt zwischenzeitlich durch knackige Dialoge ("Ist Ihnen aufgefallen, daß unsere Körper radioaktiv geworden sind?" - "Naja... ja." - "Und das stört Sie nicht?" - "Nein." - "Ach. Mich schon.") erfreut, die einem in der drömmeligen deutschen Synchro die Gurken aus dem Glas hauen. Das laszive Sax auf dem Soundtrack markiert die zu erwartenden hohen Punktzahlen auf dem Sleazometer, der Rest ist tranig und riecht nach Scheune.
Jon Avnet weiß auch nicht so recht, was er da machen soll und raubt einem - nach kreuzüblen Strobe-Zeitlupen gleich zu Beginn - im Finale auch noch mit extrem sauren Achsensprüngen den Atem. Bis auf den ordentlich gelösten Höhepunkt hat er allenfalls durchschnittliche Fernsehware zu bieten. Und als er die Skyline von Seattle, wo die Handlung angesiedelt ist, gleich zu Beginn nur durch ein Fenster gesehen zeigt, weiß man schon: Die waren da nie. Kanada, da waren die. Und da waren die auch.
Spätestens wenn ein armer Marine von einer Art Bambusspeer durchbohrt spektakulär sein Leben aushaucht, weiß man, wo die Reise wirklich hingeht: Zurück ins Italien der 80er - die seligen Söldnerklopper eines Antonio Margheriti sind das Ziel. Doch auch wenn Boll sich nach Hälfte der Laufzeit dankenswerterweise dem Dschungelkampf widmet (die ausnahmslos unbekannten Darsteller haben weder die Ausstrahlung noch das Drehbuch zur Verfügung, um den Film bis dahin zu tragen): die ganz grellen Elemente des bunten Exploitationvergnügens bleiben aus. Da sich 1968 TUNNEL RATS auch noch ein erstaunlich nihilistisches Ende leistet, bleibt der Film auf halben Wege stecken wie seine Helden in den engen Tunnelgängen: Drama mit Antikriegsbotschaft oder knalliger Reißer für die Videothek?
Es ist ein Film, den man einst versonnen preisen wird, wie man es heute etwa bei LANDHAUS DER TOTEN SEELEN tut. Wo sich immer dümmere Folterfilmchen als Horror bezeichnen und um die Krone der Kino- und Videothekenkasse prügeln, indem sie sich gegenseitig die Blutwurst auf die Rübe hauen, zieht ZIMMER 1408 elegant vorbei und tritt all diesen Vollpfosten sanft, aber bestimmt in ihren Arsch.
Das elende Rumgeflashe Atwells ist nicht mal schlecht geschnitten, es ist nur völlig überflüssig. Wesentlich ehrlicher fallen seine Ablenkungsversuche aus, die weibliche Belegschaft grundsätzlich in wenig oder sehr enge Klamotten zu stecken. Daß Jet Li aber lieber neben seinem Köfferchen sitzenbleibt, als einer Lady ins Schlafzimmer zu folgen, die nur mit einem Hauch von Slip und Schuhen mit sehr hohen Absätzen bekleidet die Richtung vorgibt, ist keine Charakterisierung, sondern nur lächerlich. Und Statham? Wie immer. Alle sind auf Standgas. Man will ja auch mal einen schönen Urlaub machen können. Oder sich ne Veranda bauen. Oder überhaupt mal fünfe gerade sein lassen und warten, ob Scorsese nicht doch anruft.
Immerhin ist nun klar, daß die launigen Tage von The Rock gezählt sind und die Stimmung gegen das kriminelle Kroppzeug so aufgeheizt werden soll, daß man sich das gnadenlose Ausschalten der Mistkerle geradezu herbeisehnt. Was wieder dem Geiste des Originals entspricht und für diese Art Film auch absolut zuträglich ist. Letztlich wird dann aber doch noch die Frau Mutter entführt und der Angriff Prescotts so nochmals legitimiert. Da ist die Luft raus, und WALKING TALL 2 bietet neben ordentlicher Regie und einiger schöner Pump Gun-Shootouts leider nur Durchschnitt. Schade. Nah dran.
Craven, zunächst noch an einer stimmigen Atmosphäre interessiert, geht nach etwa einer Stunde die Luft aus. Das nachgedrehte Finale in einem Hollywood-Memorabilia-Kabinett gibt nichts her und gipfelt in unangebrachter Hauruck-Komik: Ein beleidigter Werwolf zeigt den Stinkefinger.
Das Gegrabbel an toten Körpern sorgt durchaus für Ekel, und spätestens wenn die Protagonisten, nur mit Unterwäsche bekleidet, in einen trüben Leichentank abtauchen müssen, windet sich auch der härteste Brocken ungemütlich im Sessel. Ob das jetzt echte Leichen sind, die man hier bearbeitet, wage ich angesichts der Prinizipien von Pietät und Hygiene zu bezweifeln, ist aber auch egal: Der Film vermittelt recht gut, wie unangenehm es sich neben Toten lebt. Wer als Schüler oder Student den top-bezahlten Nebenjob als Leichenwäscher angenommen hat, weiß eh, worum es geht.
UNREST hat also ein paar gute Ansätze. Das hilft aber nicht. Dieser Billighorror ist mal wieder langweiliger Quark.
Was Hoskins hier, sattes Cockney bellend, für eine leidenschaftliche, spielfreudige Show liefert, ist beinahe so sensationell wie die Künste Jet Lis. Willkommen zurück, wo Du hingehörst, nämlich ganz oben.
UNLEASHED ist eine mitunter durchaus kompromißlose, etwas selbstverliebt (Jump Cuts und Time Warps bis zum Kragen), aber gekonnt inszenierte Gewaltballade mit traumhaft guten Kampfszenen und wunderbaren Schauspielern. Mehr davon.
UNKNOWN ist ein weiterer Film aus der Reihe der nun schon seit zehn Jahren populären plot twist- und Überraschungsthriller. Alles steht in Frage, am Ende kommt alles zusammen. Es ist der Flirt mit der Hermeneutik, der hier, irgendwo zwischen CUBE, MEMENTO und SAW wieder für Interesse sorgen will. Und das funktioniert sogar ganz gut. Regisseur Simon Brand stellt seine Musikvideowurzeln nicht in den Vordergrund, sondern beharrt auf der sehr rauhen Anmutung, auf der Darstellung latenter und offener Aggression in ungemütlichem Ambiente. Sein Ensemble haut dankbar ins Mett: Insbesondere das grandiose Improvisationsduo Jim Caviezel und Barry Pepper sowie der exzellent gegen den Strich besetzte Greg Kinnear laufen zu Bestform auf.
Das altbekannte Strickmuster also, das Spaß machen kann und unter der flotten und effizienten Regie Isaac Florentines, der sich auch schon mit anderen Kloppefilmen profiliert hat, sogar ganz, ganz großen Spaß macht. UNDISPUTED 2 weiß ganz genau, was er bieten muß, und bietet neben einem zügigen Tempo regelmäßig Kampfszenen, die schnell und heftig gemacht sind, von Florentine gekonnt mit speed changes akzentuiert - wenn mal wieder einem die Kauleiste blutig aus der Schnauze fliegt eben. Bis auf den ersten Fight, bei dem man idiotischerweise den Film schneller ablaufen läßt, sind die Keilereien in und um den Ring herum allesamt saftigstes Kloppekino.
Das Budget dieses Films soll fünf Millionen Dollar betragen haben. Der Film sieht aber nach fünf Dollar aus. Das Kleeblatt hohler Misfits spielt unsagbar mies, was leider auch für Michael Madsen gilt, der wohl selber nicht so genau weiß, was er hier will - die fünf Dollar wahrscheinlich.
Lumet erzählt das alles gottlob mit unterkühlter Nüchternheit; jede weitere Emotionalisierung würde dieses gnadenlose, humorfreie Konstrukt aus Verlust und Niedertracht zur melodramatischen Implosion führen. Unter seiner Regie entstehen stattdessen die intensivsten Szenen, die man derzeit im Kino zu sehen bekommt. Das ist natürlich das, was man Schauspielerkino nennt.
Obwohl Bale sich etwas zu viel für etwas zu wenig Rolle verausgabt und die Eitelkeit Crowes mit dieser x-ten Variante seiner angestammten Rolle als "Harte Sau mit Herz" wieder mal zu sehr umschmeichelt wird, darf man hier zwei Profis in ausgezeichneter Form bei der Arbeit zu sehen - was einfach Spaß macht.
THERE WILL BE BLOOD ist kein schlechter Film; er ist Andersons bester Film seit BOOGIE NIGHTS, und er streckt seine Finger mit ehrlicher Leidenschaft nach wahrer Größe aus. Aber er kann sie nicht erreichen, weil er auf tönernen Füßen steht: Seine Schönheit ist hohl.
TEAM AMERICA: WORLD POLICE ist ein Film, der die harte Hand offenbar ganz gern sieht; und dies von zwei Künstlern, die sich zuletzt mit der Aussage profilierten, man solle doch nicht wählen gehen, wenn man keine Ahnung habe. Sean Penn hat darauf vielleicht ein bißchen überreagiert, aber mit einer Sache hat er Recht: Wenn man keine Ahnung hat, verschafft man sich welche, und dann geht man wählen. Es ist durchaus nicht so, daß in TEAM AMERICA jeder sein Fett wegkriegt (auch wenn der Film recht streufeuermäßig austeilt), er ist tendenziös und zielt als Satire ausnahmsweise mal auf die seltener gesuchten Opfer. Vielleicht ist er deshalb sogar lustiger.
Das Preisgünstige durch Originalität wettzumachen ist leider Paul Zillers Sache nicht, oder warum müssen die Bienen gleich zweimal auf unschuldige Gartengriller losgehen? Mittig krabbelt dann schön gory auch mal ne Gelbjacke aus einer Augenhöhle, und Tim Thomerson darf einen ulkigen "Pech gehabt"-Tod sterben, aber die Effekte sorgen für heftiges Zähneknirschen und das Dauergesumme eher für den Griff zur Fliegenklatsche als zur Chipstüte. Nur für Hardcore-Fans, die sich auch über eine weit offene Tür zur Fortsetzung freuen können.
Gut gespielt, gut besetzt und gut gedreht – statt im Horror so modischem Getöse und Geflashe geht es langsam, geradezu traumähnlich schleichend voran. Die wenigen blutrünstigen Momente wirken so aufgesetzt und unnötig, als wären sie nur in den Film geschrieben worden, um die Anforderungen von „Raw Feed“ zu erfüllen. So unzufrieden man letztlich aus dem Film kommt: SUBLIME hat mit seiner Grundidee eine ernsthafte These zu einem elementaren Themenkomplex des menschlichen Daseins zu bieten. Und was er uns da erzählt, läßt einen so schnell nicht los.
Ein Film, der sich beständig selbst ins schöne Knie fickt.
Mamet hat seinem großen Euvre eine weitere Perle hinzugefügt. Die Schauspieler hauen dankbar ihre Zähne in die saftigen Rollen, die sie da spielen dürfen, so daß sich selbst bei Ed O'Neill jeder Gedanke an Al Bundy verbietet. Die Figuren erklären sich dem aufmerksamen Zuschauer in kurzen, knappen Sätzen; in der Sprache eben, die sich bei Militär und Geheimdienst in die Köpfe gedrillt hat. Mehr muß man auch nicht wissen. Der Rest passiert im Kopf. Und David Mamet sorgt immer dafür, daß viel passiert in unseren Köpfen. Deshalb ist er auch einer der interessantesten Filmemacher Amerikas.
Art Camacho ist das, was man immer so gern ein "Multitalent" nennt: Schauspieler, Regisseur, Produzent, Autor, Choreograph, Stuntman... Nur leider hat man nach Ansicht dieses Films den Eindruck, daß er das alles zwar macht, aber nicht kann. Aber egal: Als Actionfan kann man eh nicht dran vorbei. Auch wenn man keine Action bekommt. Aber hey, ein überraschend guter Gruner, ein heißes Babe und jede Menge Lacher, zwei Bier dazu, geht auch.
THE SENTINEL dürfte der mit Abstand am schlechtesten inszenierte Hollywoodfilm des Jahres sein. Johnson wackelt und zoomt sich einen behaupteten Dokumentaranspruch zurecht und greift andauernd in die Effektekiste, und zwar immer schön daneben. Ein Haus und eine Flagge direkt am Anfang kommen aus dem Rechner und sehen unterirdisch aus, Rückprojektionen im Auto sind schlichtweg beschämend realisiert. Zu allem Überfluß ist der Film unfaßbar schlecht geschnitten, eine gewisse Cindy Mollo hat definitiv ihren Beruf verfehlt. Grauenvoll.
SEE NO EVIL begreift seine Gewaltszenen zum großen Teil als Substitut für Fickszenen. Die selten dämliche Handlung - junge Kriminelle sollen ein heruntergekommenes Hotel wieder herrichten, doch gerade dort hockt Goodnight - kann es dabei durchaus mit dem dünnen Gerüst eines Pornos aufnehmen und führt nur von Gewaltszene zu Gewaltszene, und die Gewalt ist unverhohlen sexualisiert. Hardcore-Horror.
Was einst abseits des Mainstream mal nur ekelhaft, oft aber subversiv und sicherlich auch hier und da an der Auslotung von Grenzen interessiert war, spielt heute in Popcorn-Hochburgen vor vollen Sälen Unmengen von Geld ein. Nichts hat mehr Bedeutung, alles ist nur möglichst grell und möglichst sadistisch. Waren etwa die Ketten in HELLRAISER noch Teil einer Vision von unterdrückter Sexualität und Ausdruck der Selbstzüchtigung des pervertierten Mittelstands, gibt es in SAW III keine zweite Ebene mehr. Es gibt überhaupt keine Ebenen mehr. Die Desensibilisierung hat begonnen. Viel Spaß wünsche ich. Auf den Schulhöfen, in der U-Bahn, nachts im Park. Danke, Hollywood.
Anfang der 80er Jahre war das. Was die Herren Bud Spencer und Terence Hill mit ihrem Prügelkino eingeleitet hatten, mündete in immer dümmere Klamaukorgien aus ganz Europa. Rappelvolle Sonntagsnachmittagsvorstellungen, in denen sich die Jungs und ihre Väter über platte Gags und doofe Plots beölten. Am Ende der Fahnenstange standen Thomas Gottschalk und Mike Krüger. So war das damals. Und so ist es heute wieder. Jackie Chan ist Gottschalk, Chris Tucker ist Krüger. Was Anfang der 80er "Zwei Windbeutel räumen auf" oder "Der Gelbe und die Preßkohle" geheißen hätte, trägt heute den Titel RUSH HOUR 3. Und das ist der PIRATENSENDER POWERPLAY für das neue Jahrtausend.