Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 3 .5

    Junger Soziopath, der allenfalls durch seine herablassende Art seinen Mitmenschen gegenüber auffällt, lässt sich von monströsem Musikschleifer bereitwillig demütigen und schließlich vom hoffnungsvollen Schlagzeuger zur seelenlosen Drum Machine drillen. Der Film macht sich die faschistoide Ideologie der von J.K. Simmons allzu auffällig gespielten Lehrerfigur zu eigen und begreift Musik (Kunst?) ausschließlich als Gegeneinander von solitären Spitzenkräften (oder Versagern). Das endlose Hochleistungsfinale schmeckt dementsprechend noch ranziger als die leblos geschriebenen homophoben Rants, die Simmons im Lee-Ermey-Modus als Punchlines anbietet. Ein formal beachtlicher Film, der aber Musik und Menschen hasst.

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    • 7 .5

      Psychologisches Taktieren und strategisches Teamplay statt CGI-Overkill und Dauergetöse, haarsträubende Spannungssequenzen und echte Actionhighlights statt Überwältigung aus Verzweiflung. Charismagranate Cruise ordnet sich dabei nicht nur dem mittlerweile bestens eingespielten Team, sondern auch einer rundum starken Frauenfigur unter. ROGUE NATION erreicht in einigen Szenen das Flair der besten Bond-Filme und gönnt uns den smarten Spaß, den sich 007 selbst nicht mehr erlaubt. Großes Kino, bei dem mir kein knalliger Showdown fehlte und das allenfalls (Franchise-Krankheit außer bei Teil 3) mal wieder keinen starken Bösewicht zu bieten hat. Woos Peinlon-Sequel bleibt der einzige Ausfall in dieser tollen Reihe.

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      • 2

        Gnadenloses Schnarchfest, von einer aufgesetzt tristen Bratschenmusik nochmal zusätzlich zum reinen Kunsthandwerk verlümmelt. Gelatsche und Gelaber in Bildern aus der Rama-Werbung, durch die Bank fehlbesetzt und einfach und vor allem stinklangweilig, also wirklich mal langweilig beyond belief.

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        • 6 .5

          Man sollte sich nicht vom Marketing den nächsten Actionhammer vom TAKEN-Regisseur unterjubeln lassen, sondern GUNMAN eher als Manchette-Verfilmung im Geiste der Manchette-Filme Alain Delons verstehen. Dann bekommt man ruppiges Männerkino mit fiesen Verflechtungen und noch fieseren Bad Guys zu sehen. Die Äktschn und die Fights knallen dann auch ganz ordentlich, übelste Kills inklusive. Handlung und Figuren entsprechen halt den gängigen Genreklischees der frühen 80er, hat da aber auch schon Spaß gemacht.

          • 7 .5
            über Focus

            Erinnert an die Filme der späten Sechziger, denen man sich hier mit einem wunderbar eklektischen Songmix auch andient: Unfaßbar stylishe Bilder, überkandidelte Gaunereien und zahllose wish-fulfillment-Situationen mit schönen Menschen an schönen Orten. Letztlich ist das natürlich ein großes Nichts, aber dabei so erfrischend entspannt und unverstellt gespielt, auf angenehme Weise fast distanziert - selbst Smith biedert sich dem Zuschauer kein bißchen an. Nach 30 Minuten habe ich schlicht festgestellt, daß mich die Figuren und das, was sie machen, tatsächlich interessieren. Und darum hat mir diese malerische Augenweide auch richtig gut gefallen.

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            • 2 .5

              Zweielsfrei der langweiligste Film des Jahres mit selbst für Mannsche Verhältnisse extrem fremdschämigen Altherrenfantasien von Männerfreundschaften und sweeten Asiatinnen, die bei Prügeleien in der Ecke stehen und warten. Meistens steht Megahacker Hemsworth vor Monitoren und redet mit egalen Agenten (selbst die große Viola Davis wird irgendwann zugunsten der hohlen Liebesschnulze zwischen Megahacker und sweeter Asiatin in die zweite Reihe gestellt). Weil auch Mann irgendwie wusste, daß Rumstehen vor Monitoren nicht reicht, gibts zwei-drei hüftsteife Actionszenen, in denen Opa Kasulkes Urlaubskamera müllige Digitalbilder macht und der Megahacker sich aus mir nicht bekannten Gründen als a) Superfighter b) Superschütze und c) gnadenloser Killer profilieren darf. Um die Klischeekiste vollzumachen, muß sich die sweete Asiatin in weißem Kleid und mit roten Lippen die nötigen Informationen erflirten.

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              • 5 .5

                Denselben Film gabs schon mal vor ein paar Jahren, hieß da noch WANTED. Der hier ist zunächst besser; liebevoll gemacht und gespielt, besonders von Firth. In der zweiten Hälfte aber genauso dumm, laut und lang (=langweilig) wie alle Überwältigungsblockbuster; dazu noch gesegnet mit schrecklichem "Humor", der in einem grenzenlos peinlichen Analsex-Witz gipfelt. Und natürlich ist das alles viel, VIEL zu brutal. 50% unterhaltsam, 50% ärgerlich.

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                • 6

                  Als Film über Los Angeles kommt der großartig. Hab das Drecksloch seit Jahrzehnten nicht mehr so gut abgebildet und eingesetzt gesehen. Für ein Regiedebüt ist der Film darüber hinaus erstaunlich sicher und bildstark inszeniert, außerdem gibts die beste Rolle für Bill Paxton seit langem und die beste Rene Russo aller Zeiten. Als Medienkritik kann man das allerdings nicht ernstnehmen, da wird mal wieder mit dem ganz dicken Pinsel gestrichen, damit's auch Klein-Erna in Pupsdorf kapiert. Die Hauptfigur ist 10% Travis Bickle und 90% Rupert Pupkin, vom monströs ghoulish aussehenden Gyllenhaal leider nur im Bale-Modus weggrimassiert. Soll das Comedy sein oder Thrill? Die abartig flache Filmmusik nimmt alles 1:1 und brezelt auch den letzten Rest Satire weg. Schade.

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                  • 6 .5

                    Beachtliches Actiondrama, das sich für Figurenentwicklung und -konstellation dankenswerterweise Zeit nimmt, bevor die Hatz beginnt. Neeson und Harris sind großartig zusammen, besonders in der Restaurantszene. Serra ist nicht der größte Actionregisseur der Welt, aber trotzdem ist Dampf unterm Kessel und der Fuß geht auch nicht vom Gas. Gegen Ende hätte ich mir das Ganze allerdings doch noch etwas komplexer gewünscht, das Drehbuch wählt in jeder Hinsicht den easy way out (wo bleiben die Albaner?).

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                    • 6

                      Bißchen kleinkarierte Rangelei im Labor der Kuscheltiere mit sehr abgehangenen Scare Tactics (schwarze Augen, Licht an/aus etc). Dafür aber stringent, kurz und knackig, gegen Ende sogar creepy und vor allem gut gespielt, was bei dieser Art Film extrem hilft. Dem LAZARUS EFFECT hätte allerdings ein Gorefest ganz gut getan.

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                      • 5

                        Als filmisches Experiment ist VICTORIA zweifelsohne eindrucksvoll, da muß die Kamera nach zwei Stunden durchdrehen auch noch eine Schießerei einfangen und schafft das auch. Die Schauspieler (besonders Lau und seine Jungs sind top besetzt) nutzen die Edginess der Situation für die eigene Vorstellung bestens aus. Nur Hennicke scheint irgendwie in nem anderen Film zu spielen, vielleicht war das nicht seine Zeit oder so. Die Annäherung der Hauptfiguren ist schön eingefangen, aber mitunter habe ich mir doch einen Schnitt gewünscht, da passiert manchmal einfach gar nichts; und mit der Räuberpistole macht der Film dann die Arschbombe und kommt auch nicht mehr hoch. Im Gegenteil. Tödlich für mich auch, daß man Victorias Entschluß, sich der Gang für kriminelle Aktivitäten anzuschließen, einfach nicht nachvollziehen kann und daß ihr plötzlicher Wandel zum Go-Getter maximal unglaubwürdig kommt.

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                        • Sandler hat natürlich alle Prügel verdient. Genau wie der Vergleich mit Jerry Lewis.

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                          • 5

                            Das ist ja mal n richtiger Trasher. Billig, selbst bei 84 Minuten erzählerisch schwer unterversorgt und zumindest in den Innenräumen (und da ist man meistens) ziemlich häßlich gedreht. Aber Superstar Elba spielt das richtig geil. Lange nicht mehr so einen überzeugend fiesen Psycho gesehen, dem ständig der Kamm zu schwillen droht. Das macht der Film auch gut, die Explosion immer schön rauszögern; schon die Art und Weise, wie er sich Zugang zum Haus verschafft, wird bis zum Anschlag rausgezögert. Zum Ende aber doch eher langweilig und mit einem hundsblöden Twist abgerundet. Die PG-13-Freigabe ist komplett daneben, der Film ist nicht graphic, aber gemein.

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                            • 8

                              (...) Der Klassenkampf von THE REACH - IN DER SCHUSSLINIE weckt Erinnerungen an das Kino eines Eric Red, an große Filme wie THE HITCHER oder COHEN & TATE. Bis aufs Skelett ausgezogene Stories, die einzig interessiert sind am rudimentärsten zwischenmenschlichen Konflikt, am Kampf um Leben und Sterben irgendwo in den Todeszonen von Amerika. (...) Die Montage dieses Augenfests durch Editor Adam Wolfe ist ebenfalls schlicht großartig. Ein ästhetischer Hochgenuß.

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                              • 7 .5
                                Julio Sacchi: Das Manifest 03.08.2015, 10:39 Geändert 03.08.2015, 10:40

                                Lauter, langer Klamauk, der immer mal wieder unschön in den Overdrive gerät, aber von John Badham sehr ansprechend und knallig-authentisch inszeniert und von Woods und Fox einfach herrlich gespielt wird. Fakt: THE HARD WAY ist mitunter wirklich wahnsinnig lustig.

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                                • 7

                                  Die Reunion von Regisseur und Besetzung des MALTESE FALCON bringt etwas weniger nachhaltige, aber vergnügliche Spionagekost mit einem gewohnt lässigen Bogie. Das bizarre Finale, von Vincent Sherman aufgrund von John Hustons Militärverpflichtung gedreht, hat schon für viele verzogene Rezensentengesichter gesorgt - ich fands geil.

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                                  • 7 .5

                                    Von Kingsley und besonders Connelly herausragend gespieltes Drama, in erlesenen Bildern klug und einfühlsam erzählt. Als dieser ungewollte Schlagabtausch ungleicher Gegner zum Ende hin zur griechischen Tragödie herangrollte, war es mir persönlich zu viel und James Horners Geigen entschieden zu dicke. Da stellte sich für mich unfreiwillige Komik ein und der Impact der Schlußeinstellung verpuffte. Aber das mag jeder anders sehen.

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                                    • 7 .5

                                      HALLOWEEN 4 setzt auf Spannung statt auf "Rumlatschen im Dunkeln, bis der Meuchler kommt" und kann in seiner Hemdsärmeligkeit glatt als Action-Slasher durchgehen. Dwight Little hat ein Händchen für Krawumms, aber auch für Atmosphäre: Von Anfang an dräut der Tod in den einsam-verwehten Herbstbildern. Figurenpersonal auch überdurchschnittlich erträglich, denen wünscht man nicht direkt das Abmurksen an den Hals. Pleasance super, Howarth bringt auch alles zum richtigen Zeitpunkt. Abzüge allenfalls für die etwas schlaffen Kills (die zwei nachträglich gedrehten Gore-Bilder wirken dementsprechend ganz schön nachträglich). Und Myers sieht tatsächlich aus wie seine eigene Handpuppe.

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                                      • 2 .5

                                        Der kann nun wirklich gar nichts. Ästhetisch ein Totalausfall, Bild und Ton (Musik, ächz) bereiten einen im Grunde schon mal ganz gut auf Rob Zombies Saustall vor. Das Setting ist total hohl und hat mit dem, was Halloween ausmacht, rein gar nichts mehr zu tun. Die Schauspieler sind selbst im Rahmen dieses Genres bemerkenswert unfähig, Busta Rhymes reizt den Fremdschamfaktor bis weit über den Anschlag aus. Die Kills sind öde, stimmungslos, egal, selbst der erste, der immerhin Frau Curtis über die (oder vielmehr in) die Klinge springen lässt. Myers wird zum Kasperle, der sich von Busta einen Rohrkrepierer nach dem anderen an die Rübe werden lassen muß. Wirklich mal Müll ohne jede Meriten.

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                                        • 5 .5

                                          Ant-Man Paul Rudd lässt als Tommy Doyle schauspielerisch ja ganz schön die Hosen runter. Der Film leider auch: Die Story rund um Mörder-Michael und die bekloppten Druiden ist egal in welcher Schnittfassung ein Haufen Rotz. Schlecht gedreht ist der Fluch des Michael Myers allerdings nicht - und die Kills sind saftig und recht fancy. Die Szene, in der es einer der Hauptfiguren nicht gelingt, Myers die Maske vom Kopp zu ziehen, ist sogar creepy. Alan Howarth hätte aber mal die Schweinegitarre zuhause lassen sollen.

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                                          • 6

                                            Damals wie den Partner mit der kalten Schnauze wegsortiert als "meh". Heute muß man trotz der monströs widerlichen Töle und einem abartig brutalen "Bluesrock"-Score sagen: Manches war früher doch besser. Die 08/15-Klamotte wird von echten Menschen bevölkert - die Malerszene zwischen Hanks und Winningham ist herrlich entspannt - und Spottiswoode inszeniert die Krimihandlung auch wirklich als straighten Krimi.

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                                            • 6

                                              Fängt gut an als konzentrierter, gleichsam entspannter Politkrimi, gekonnt erzählt und geradezu erlesen besetzt. Auf der Suche nach einer stimmigen Auflösung wird der politische Konflikt aber gegen Ende von einem - wenig überzeugenden - emotionalen abgelöst. Die linksliberale Agenda weicht gefühligem Gemenschel und alle zuvor diskutierten Inhalte scheinen nur noch banal. Wenn dann die von plastischer Chirurgie entstellten Gesichter von Redford und Julie Christie am Kaminfeuer einander anstarren wie groteske Masken, ist der Ofen aus.

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                                              • 7

                                                Ich wollte schon direkt ausmachen, als auf dem Bildschirm eine hübsche Totale der Kettenbrücke über der Donau in Budapest erschien - und eine draufgeknallte Schrift bellte: "WARSCHAU". Diese Burgerfresser! Überhaupt, Schriften, der Film ist viel zu möchtergern-hip inszeniert, dauernd gibts Freezes und Rückblenden und sonstige Mätzchen (wobei eine Stummfilmsequenz schon sehr hübsch ist). Aber, aber: Alle Beteiligten sind in monströser Spiellaune, allen voran der immer zuverlässige Kurt Russell, und herrje, ist der Film lustig! Die Dialoge sind derart treffsicher - vor allem Terence Stamp darf hier ein paar messerscharfe Zingers abliefern - daß der Film trotz seiner letztlich hohlbirnigen und zunehmend absurden Story eine Mordsgaudi bietet. Mochte ich.

                                                • 6

                                                  Die erste halbe Stunde ist so verführerisch wie vielversprechend: Amber Heard ist großartig als Lustobjekt von Mann und Frau, abweisend und einladend, dabei konsequent in meistens unausgesprochener Zurückweisung und immer merkwürdig neben und über dem Rest agierend. Das lässt ein cleveres Spiel mit den engen Regeln des Slasherfilms erhoffen, zumal der Film grandios aussieht, wie ein irritierend unversöhnlicher Sommertraum. Aber dann kommt der Horrorteil, und der ist so Schema F wie sein Figurenpersonal. Die Auflösung, au weia, stammt aus dem küchenpsychologischen "Pubertät = Todessehnsucht"-Baukasten. Kein schlechter, aber ein so frustrierend enttäuschender Film.

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                                                  • 8

                                                    Über die gängigen Klischees in Sachen kirchlicher Hierarchien und Lebensweisen könnte man trefflich streiten, über die sensationellen Schauspielleistungen jedoch nicht: Während Streep zwar gewohnt gut, aber auch gewohnt maniriert die drakonische Obermutter gibt und Amy Adams wohl in den Zuckertopf gefallen ist, liefern Hoffman und - in nur einer einzigen Szene - Viola Davis ein Lehrstück in der Darstellung innerer Konflikte. Der Film selbst, der sich dankenswerterweise emotionaler Schauwerte verweigert und eine konsequente Traurigkeit in seinen herbstmüden Bildern trägt, mag manchen Zuschauern zu theaterhaft sein. Als Parabel über Mißgunst und Zweifel ist er aber ein Triumph.

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