Kubrick_obscura - Kommentare

Alle Kommentare von Kubrick_obscura

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    [...] Irgendwie erinnert das ganze an einen „The Tree of Life“ des Genrefilms oder zumindest an einen kommerziellen „2001“-Mutanten. Bei „The Dark Knight Rises“ und „The Hobbit“ kann man sich denken, was man kriegt. „Prometheus“ zerstört diese Vorstellungen völlig, weshalb man den Film wohl mögen wird oder eben nicht. Trotzdem ist es doch gerade toll, mal wieder einen Blockbuster zu sehen, der nicht wie „Malen nach Zahlen“ aussieht. Ein Film, der sich nicht völlig nackig macht, der seine Furunkel und Geschwülste nur durch den hauchdünnen Stoff andeutet und auf das nächste Date vertröstet. „Prometheus“ ist ein Film der Wucherungen, voller Unkraut und spitzen Steinen, prätentiös, überladen und wundervoll.

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    • "Warst du schon mal in einem türkischen Gefängnis?"

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      • 100% True! Ich war gestern im Kino, gefühlt der einzige Mann im Kino und es wurde gegackert und gekichert. Das war zum Augenrollen, so wie der FIlm ab und zu, aber die Stripp-Einlagen fand ich trotzdem toll. :)

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        • Hihi, war bestimmt schwierig ein passendes Bild auszuwählen. Dann eben Catwoman, das generiert immer Klicks! :-D Das Bild wird aber vom Text noch getoppt, sehr "unterhaltsam" diese Kolumne!

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            [...] Das beste an Kirk Jones Film ist wirklich, dass er mit vielen Klischees aufräumt, dass er versucht dem ganzen Drama, dass zum einen etwas besonderes, aber auch etwas sehr gewöhnliches ist, einen Reality-Check zu verpassen. Er versucht ehrlich zu sein. Umso schwieriger tut sich der Film mit der Jennifer-Lopez-Episode. Sie ist die einzige, die nicht das Gesicht verliert. Weil sie keine Kinder bekommen kann, will sie ein Kind adoptieren und zwar aus Äthopien. Sofort muss man an die berühmten Adoptionsfälle Madonnas oder Jolies denken. Der Film nutzt diese Geschichte aber nicht um auf diese Diskussion zu verweisen, sondern nur um dem Kitsch und dem Exotismus zu frönen. Äthopien ist hier ein wundervolles Land in dem die ewig lächelnde Bevölkerung nur darauf wartet ihre Kinder an weiße Menschen aus dem Westen abzugeben. Plötzlich kommt wieder ganz deutlich die Zielgruppe in den Sinn, die Industrie und das Hollywood-Ethos. [...]

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            • Kino ist mehr als die Summe seiner Teile und niemand hat das Kino so oft in Fragmente zerlegt und wieder zusammengesetzt wie Nicolas Roeg. Der britische Filmemacher gilt als einer der stillen Revolutionäre. Die Bekanntheit seines Namens schwindet, seine Handschrift schreibt sich immer weiter fort.

              Es gab wenige Filme, die mich so gepackt und inspiriert haben, wie Roegs Klassiker „Don't Look Now“. Nachdem ich ihn das erste mal gesehen habe, wollte er mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Da war die wundervolle Julie Christie und diese unbehagliche Atmosphäre. Die erstaunliche Visualität des Films infiltriert meinen Geist noch heute.

              Angefangen hat Nicolas Roeg ganz unten als Klappenschläger und Laufbursche, bevor er sich in Richtung Kamera bewegte und jahrelang als Kameraassistent arbeitete bis er selbst Kameramann wurde und für so bedeutende Regisseure wie Francois Truffaut, Fred Zinnemann und Richard Lester fotografierte.

              Bevor Roeg zum Regie-Fach wechselte, arbeitete er bereits zehn Jahre als erfolgreicher Kameramann, was sein Gespür für Bilder erklärt. Ohnehin sind seine Filme von einer exzentrischen Bildsprache geprägt, die gerne das kleine Kamera-1-mal-1 missachtet. Da gibt es dann Achsensprünge, fehlende Licht-Continuity, starker Brennweiten-Wechsel innerhalb einer Szene, Zooms, viele Zooms, Handkamera und eine Vorliebe für unendlich viele Einstellungen.

              Visuell haben seine Filme einen hohen Wiedererkennungswert, was es vor allem erleichtert die große Menge an Epigonen auszumachen, denn obwohl Roeg heute nur noch wenige kennen, sieht man ihn andauernd auf der Leinwand, zuletzt bediente sich Aronofsky für „Black Swan“ der Roeg'schen Kamera, ebenso Danny Boyle, der Roeg als seinen Lieblingsregisseur bezeichnet. Den Vogel schoss allerdings Steven Soderbergh ab, der in „Out of Sight“ die Sex-Szene aus „Don't Look Now“ fast 1:1 imitierte.

              Filmgeschichtlich relevant bleibt Roeg aber bis zuletzt, wegen seines Einsatzes des auktorialen Schnitts, was sich schlecht mit seiner Kameraherkunft erklären lässt. Bereits sein Regie-Debüt „Performance“, dass er zusammen mit Donald Cammell inszenierte, versucht mit allen Wahrnehmungsebenen zu brechen und montiert überwiegend assoziativ als narrativ. Die Musicalnummer im Film nimmt bereits die MTV-Montage vorweg und kann als stilbildend angesehen werden. Fraglich bleibt dennoch, inwieweit der Schnitt eine Idee Roegs war und was der Anteil Cammells daran war. Später jedenfalls nannte man diese Technik „Nicolas Roeg“ und während Cammells Karriere im Sande verlief und er später sogar Selbstmord beging, kam Roeg spätestens mit „Don't Look Now“ zu Weltruhm.

              Auf „Performance“ folgte seine erste eigenständige Regiearbeit „Walkabout“, eine Parabel auf die Unvereinbarkeit von Zivilisation und Natur. Es war zugleich der letzte Spielfilm bei dem er noch selbst die Kamera führte. „Walkabout“ ist ein schweigsamer Film. Zwei Kinder werden von ihrem Vater im Outback zurückgelassen und treffen auf einen Aborigine, der sich auf seinem Walkabout befindet. Immer wieder durchschneidet Roeg hier die narrativen Mauern um die Gefühlswelten seiner Figuren oder Gleichnisse zwischen den Welten offenzulegen, ein magischer Film.

              „Don't Look Now“ bescherte Roeg dann endgültig den Durchbruch. Daphne du Mauriers Kurzgeschichte wurde in seinen Händen zu einem scharfkantigen Alptraum, der sich direkt in das Bewusstsein des Zuschauers schneidet. Die symbolgeschwängerte Inszenierung übernahm er dann auch für spätere Filme, ebenso den Kameramann Anthony Richmond, der für „Don't Look Now“ mit dem BAFTA ausgezeichnet wurde. Meiner Meinung nach ist dieser Film auch am besten geeignet um in Roegs Werk einzusteigen, eine klare Empfehlung.

              Danach folgte „The Man Who Fell To Earth“, ein Epos, eine Utopie und eine Gesellschaftssatire. David Bowie wird darin zum zweiten Platten-Star, den Roeg als Leading Actor besetzt. Ein Film voller Roegismen, vom freizügen Sex bis zum noch freizügigeren Schnitt, ein wahrer Trip-Film. Die Kritik war gespalten, ebenso das Publikum, doch im Laufe der Zeit wurde der Film Kult und ist heute eines der wenigen Zeugnisse dafür, dass Mainstreamfilme mal wirklich progressiv sein konnten.

              Mit „Bad Timing: A Sensual Obsession“ folgte das „britische Vertigo“, wie ein Kritiker schrieb, was die Qualität des Films angeht, liegt er definitiv richtig. Art Garfunkel gibt hier den letzten Hauptdarsteller mit Musik-Karriere, der sich in eine katastrophale Amour Fou mit Roegs damaliger Muse Theresa Russell verstrickt. Der Film ist der Roeg-Film unter den Roeg-Filmen, meiner Meinung nach, sein persönlichstes Werk, dass seine „camera stilo“ wie ein Konzentrat auf die Netzhaut träufelt, mein zweitliebster Film von ihm. Doch, „Bad Timing“ wurde ein Skandal und lief schlecht an den Kinokassen. Die Kritik schlug mehr ins Negative und sogar der Verleiher des Films urteilte "a sick film made by sick people for sick people“.

              Es kommt schon fast einem Wunder gleich, dass Hollywood Roeg mit der Verfilmung von „Who Killed Sir Harry Oakes?“ beauftragte. Der Film mit dem mehrdeutigen Titel „Eureka“ war eine Prestige-Produktion mit Gene Hackman, Theresa Russell, Rutger Hauer, Mickey Rourke und Joe Pesci. Der schon fast konventionell geratene Film hat eine grandiose Atmosphäre zu bieten und gehört zu den schauspielerischen Achttausender-Gipfeln der Filmgeschichte. P.T. Anderson hat diesen Film bestimmt nicht nur einmal gesehen. Trotzdem war das Studio schockiert und sperrte „Eureka“ vorerst in den Giftschrank, bevor er erschien und dann auch sehr schlecht lief.

              Das schmälerte Roegs Karriere enorm und es folgten vorerst kommerziellere Produktionen wie "Insignificance", "Castaway" oder "Track 29". Selbst die Kinderbuchverfilmung "The Witches" konnte ihn 1990 nicht retten. Der Film kam zwar gut bei der Kritik an, scheiterte aber an den Kassen. Roegs Filme kamen immer weniger bei Publikum und Kritik an, was ihn spätestens in den 90ern dazu nötigte immer mehr fürs Fernsehen zu drehen u.a. für den TV-Film "Hearts of Darkness" mit John Malkovich. Trotzdem gelang es Roeg noch mit "Cold Heaven" und "Two Deaths" zwei Kinofilme fertig zu stellen, deren Produktionsausmaße allerdings weit von seinen frühren Filmen entfernt waren. Nach "Two Deaths" dauerte es zwölf Jahre bis Roeg seinen bisher letzten Film "Puffball" auf die Beine gestellt bekam.

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              • 6

                Nicolas Roegs aufwendiges Beziehungsdrama vor tropischer Kulisse geizt nicht mit Naturbildern und ausgestellter Exotik. Der grellen Postkartenästheitk widerspricht dagegen immer das Verhältnis zwischen Lucy und Gerald. Von Anfang an sind sie sich fremd, zu unterschiedlich und dennoch heiraten sie und fliehen für ein Jahr auf diese Insel, die immer mehr zum Katalysator ihrer Probleme wird. Geralds Midlife-Crisis potenziert sich. Je infantiler er wird, desto mehr verzerrt er sich nach dem Körper der viel jüngeren Lucy, die ihn nicht ausstehen kann. Sie ist nur hier wegen der Insel, in die sie sich verliebt hat und für die sie sich entkleidet, nicht für ihn. Eigentlich erzählt Roeg die Geschichte einer Dreiecksbeziehung. Die psychologische Spannung trägt den Film, versiegt dann aber Sang- und Klanglos in einem Sturm, der abrupt das kitschige Ende einleitet. Roegs Gedanken zu Obsession, Abhängigkeit und Prostitution verstummen und werden taub.

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                • 4
                  • Trailerquiz! Trailerquiz! Trailerquiz! Trailerquiz! Trailerquiz! :D

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                    • Neben "Pseudo" gibt es auch noch die schwammige Formulierung "prätentiös". Genauso nervig!

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                      • Obama is halt der Boss!!! :-D

                        http://www.youtube.com/watch?v=YXvoRCSFoeU

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                        • Diese Liste macht ohne Chris Nolans "Following" überhaupt keinen Sinn ;-D

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                          • Er hat dafür nicht die Goldene Palme, sondern "bloß" den Regiepreis bekommen. :-)

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                              [...] Ich frage mich dennoch immer öfter, was das Problem mit solchen Filmen wie „The Music Never Stopped“ ist. Sie sind handwerklich makellos und machen wahrscheinlich auch jeden Abschlussjahrgang einer Filmhochschule stolz, trotzdem wirken diese Filme immer etwas billig auf mich. Was nützen tolle Schauspieler und großes Handwerk, wenn sie nur für ein paar Liter Tränen eingesetzt werden? [...]

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                              • Das große Krabbeln - 4,5? Das geht doch so nicht! :) Allein die Musik ist so schöööön.

                                http://www.youtube.com/watch?v=ylHlMTHZOBo

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                                • Wunderbar recherchiert, toll geschrieben, endlich kann ich als musikunkundiger Cineast meine Abneigung gegen Zimmerli in Worte fassen indem ich den Link zu diesem Artikel auswendig lerne. :-D

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                                    • Fuck! Ich muss endlich "12 Angry Men" sehen. Hat jemand zufällig die Criterion-Bluray und will sie mir schenken? Anyone? :)

                                      • Die Blockbuster unserer heutigen Zeit sind eben die Epen von damals. Ist doch schnuppe, ob das Genre ist oder nicht. Ob die Länge begründet ist, das kann man sich auch bei 120, 100, 90 und 80 Min. fragen, denn kürzer geht immer. Ich finde es eher positiv, dass Regisseure nicht mehr von Längendogmata abhängig sind, Augenmaß hin oder her. Der Film geht so lange, wie es sein muss. Ich möchte den Film so sehen, wie ihn der Autor sich gewünscht hat. Klar, der Aufhänger des ganzen, TDKR hat seine Länge nicht unbedingt verdient, aber ich hätte schon Bock mir die Originalversion von Erich von Stroheims "Gier" anzugucken. Auf der anderen Seite schätze ich auch David Cronenberg, der immer so viel herausschneidet wie möglich und der nie die 120 Min. übersteigt. Es ist eine komplizierte Welt. :)

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                                        • 9 .5

                                          [...] Es gibt einen Moment im Film in dem der Blick Harrys und der Blick des Zuschauers divergieren, wo beide Ebenen nicht mehr kohärent zueinander sind. In einer Traumsequenz gibt uns Coppola Einblick in Harrys Seele. Seine Ängste werden nun ganz deutlich. Der Mann, der für viele nur ein Rätsel ist, kommt uns auf einmal sehr nahe. Wir können nun unter Harrys Haut sehen, doch er kann es nicht. Die Tragödie ist vorprogrammiert. [...]

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                                            • Ang Lee wird das Ding schon schaukeln. Ich freu mich riesig auf den Film. :)

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                                              • Was für eine tolle Liste, nur leider habe ich sovieles davon noch nicht gesehen. :(

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                                                  [...] „To Rome with Love“ ist ein tolle Komödie. Niemand wird hier schreiend aus dem Kino stürmen, aber gerade so nistet sich Allens Film in der Nische der berüchtigten Wohlfühlfilme ein, diese ominöse Schnittmenge an Filmen, wo sich makelloses Handwerk und inhaltliche Reibungsfreiheit vereinen, im Grunde die Erfolgsformel kommerzieller Arthousefilme. Keine schräge Zeitreise wie bei „Midnight in Paris“ oder schwergewichtige Dramatik ala „Match Point“. Vielleicht ist es auch ein bisschen zu viel verlangt von einem Regisseur sich jährlich bei jedem Film neu zu erfinden, aber ich schütte trotzdem Salz in die Wunde, gerade weil man damit rechnen muss, dass es Woody Allen bald nicht mehr geben wird. Dann reißt die Kette jährlicher Allenfilme einfach so ab, urplötzlich und ohne Vorwarnung. Also ganz ehrlich: Welcher Regisseur will einen Film wie „To Rome with Love“ als sein Vermächtnis haben?

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                                                    Wie bei so vielen dritten Teilen von Trilogien, bezieht sich auch „Rises“ mehr auf den Ursprung, den ersten Film „Batman Begins“. Zum einen um eine Klammer zu schaffen und zum andern um den sträflich ignorierten Auftakt der Saga an die Trilogie zu binden. Den Bare-Bone-Realismus von „The Dark Knight“ mildert Nolan ein wenig. Im Gegenzug ist es dem Film wichtig die vorherigen Filme in allen Belangen zu übertrumpfen.

                                                    In stolzen 164 Minuten, die nicht immer so flüssig laufen, wie gewünscht, fackelt Nolan jedes Actionfeuerwerk ab, was das Drehbuch auch nur halbwegs anbietet. Schlichtweg alles vergrößert sich, vom Ensemble bis zu den Set-Pieces und es zeigt sich, was „Rises“ wirklich fehlt, ist ein Kern der Geschichte, etwas das alles miteinander verbindet. So bleibt Nolan nichts anderes übrig als seine zig Plots diffus und überdeutlich zu erzählen. Den zarten 9/11-Anspielungen eines „The Dark Knight“ weicht eine offenkundige Anklage an die Verursacher der Weltfinanzkrise, der dennoch nicht genügend Zeit bleibt um sich zu entfalten.

                                                    Niemand hat in diesem Film Zeit für irgendwas. Es ist ein einziges atemloses Hetzen und Kämpfen, was durch das schludrige Handwerk von Kamera und Schnitt noch verstärkt wird. Im Vergleich mit dem beinah makellosen „The Avengers“, fehlt es Nolans Film an vielen Dingen, aber während Joss Whedons Comic-Spektakel das leckere Sahnehäubchen auf einer groß kalkulierten Marketing-Torte ist, geben sich Nolans Batmanfilme immer als Wagnisse zu erkennen. Das gilt auch für den dritten Film, dem sein Übermaß an Inhalt und ungezügelter Form wohl zu Gesicht stehen. Hier geht es gar nicht darum einen schlechten Film gut zu reden, aber selten sieht man eine solch wunderbar strikte Perversion abseits des „Production-Codes“ heutiger Hollywood-Mega-Eventfilme.

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