KwesiKulture - Kommentare

Alle Kommentare von KwesiKulture

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    KwesiKulture 23.04.2017, 21:07 Geändert 23.04.2017, 21:07

    "The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford" (2007)

    Zu einfach wäre es, die Bewertung des Film nur auf seine wirklich sehr ästhetisch eingefangenen Bilder oder die langsame Erzählgeschwindigkeit zu reduzieren, welche manche sicherlich abschrecken mag. Dabei würde man aber vergessen, dass wirklich jeder in diesem Film, der eine längere Sprechrolle hat, verdammt gut schauspielert! Dabei stechen vor allem natürlich Brad Pitt (verdammt gut!) und Casey Affleck hervor, aber auch der allzeit gute Sam Rockwell oder Paul Schneider fallen positiv auf.
    Die Inszenierung ist ruhig, die Bilder zwischen echt gut und teilweise sehr beeindruckend und die Story mehr Charakterstudie als Peng-Peng-Western. Wenn man Filme gerne im Originalton guckt und seinen Vokabel- und Phonetik-Kenntnisse gerne mal testen will, sollte hier mal zugreifen, denn der historische Slang und die Cowboy-Wortwahl gepaart mit einer sehr leiernden Aussprache machen es echt zum (gefühlt sehr realistischem) Abenteuer und fordern den Zuschauer am Ball zu bleiben. Nichts für den lockeren Filmabend mit Freunden, aber für Fans von Charakterstudien, toller Kameraarbeit und Schauspiel eine Empfehlung! (8,0 Punkte)

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    • 8

      J. Edgar (2011)

      In den DVD Player gelegt mit hohen Erwartungen, hat mich dieser Film doch letztendlich leicht enttäuscht. Jaja, ich weiß...das taucht in meinen 8 Punkten, die ich ihm gegeben habe, nicht auf...aber auch nur, weil ich versucht habe, mich davon frei zu machen. Ich finde die schauspielerische Leistung von DiCaprio sehr gut (auch, wenn seine Stimme, wie schon bereits von anderen erwähnt, nicht immer passt)...auch der, von mir zuvor als Teenieschwarm abgeschriebene, Armie Hammer leistet solide Arbeit und Naomie Watts und Dame Judi Dench als die herrische Mutter Hoover überzeugen in ihren Rollen ebenso. Mein großes Problem ist, dass ich dank der beteiligten Namen wirklich Superlative erwartet habe...ich liebe Biografien, ich mag Spionage- und Politikthriller, ich mag Filme wie "JFK - Tatort Dallas" und ich verehre die Leistungen von DiCaprio und (mit Einschränkungen) Clint Eastwood...Dieser Film ist jedoch leider wirklich an ein paar Ecken nicht wirklich spannend. Ja, gut gemacht...ja, tolle Bilder...tolle Schauspieler...aber mitreissend ist er nicht immer. Außerdem stört mich auf Dauer dieser immer präsente Filter auf den Bildern - kann man Historienfilme auch noch mit normalen Farben drehen? Oder braucht alles Sepia-Töne, Farbbearbeitung Hoch 10 und Filter? Klar, jeder Film ist irgendwie farbbearbeitet...aber es fällt auf, wie selten bei "J. Edgar" wirklich etwas natürlich aussieht. Alles in allem ein echt guter Film, der eine sehr spannende Figur vielschichtig und gut dargestellt präsentiert, ohne jemals positiv oder negativ zu urteilen...das bleibt dem Zuschauer überlassen und selbst ich habe ab und zu Sympathien für den etwas fehlgeleiteten J. Edgar Hoover empfunden....gerade deshalb hat er sich auch noch sehr knapp auf die 8 Punkte gerettet....aber definitiv keiner dieser Filme, die man Morgen oder in zwei Monaten wieder gucken will.

      • 6 .5
        über Serena

        SERENA (2014)

        In stimmungsvollen, schönen Bildern und mit einem tollen Cast (allen voran Jennifer Lawrence, Bradley Cooper, Rhys Ifans und Toby Jones) erzählt uns Susanne Bier eine verheißungsvolle und potentiell mitreißende Story aus den Holzfäller-Camps der 1920er Jahre. Die Grundlage und der rote Faden der Story hätte auch zu einem kleinen Filmjuwel getaugt...leider scheint sich aber nie das volle Potential auszuzahlen bzw ausgeschöpft zu werden. Cooper und Lawrence sind toll zusammen und spielen meines Erachtens nach gut...J-Law weiß eh, was sie da tut und man nimmt ihr die talentierte, erfahrene, Adler bändigende Schönheit in einer Männerdomäne gut ab, welche nicht bei jedem im Camp gut ankommt. Leider zieht der Film an vielen Punkten nicht völlig durch: Die Spannung nimmt nur an manchen Punkten richtig Fahrt auf, das Drama hätte mehr ausgespielt und vertieft werden können (zB mehr Dialoge zwischen Serena und ihrem Mann), die Konflikte bzw Ausrichtungen des Films wechseln mehrmals (wenn auch nicht total unglaubwürdig) und irgendwie packt es einen nicht die vollen 110 Minuten. Gut gespielt, mit reichlich Potential für Spannung und Drama und handwerklich gut gemacht von den Beteiligten, aber ich hätte einfach mehr ewartet. Auch das Ende und der darin enthaltene Spannungsbogen bleiben bei "Gut geplant, solide umgesetzt, aber da wäre noch mehr drin gewesen". Ärgerlich, vor allem bei diesem Cast und der schönen Ausstattung. Dennoch keine verschenkte Zeit.

        • 8

          Like Crazy (2011)

          Verdammt gut gespielt und fühlbar realistisch...wirkt mitunter fast so, als wäre man nur eine Fliege an der Wand, so authentisch wirkt das Ganze. Der Film ist allerdings auch in allen anderen Dingen realistisch und bringt die Story ohne künstliches Inszenieren und überdramatisieren durch die 93 Minuten. Für Gegnern von ruhigen Filmen mit Herz und Realismus eventuell dann eher nichts...die Sonntag-Nachmittag-FeelGood-Liebesfilm-DVD ist das hier auf jeden Fall nicht...nichtsdestotrotz oder gerade deshalb um so wichtiger.

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          • 8 .5
            über Trumbo

            Trumbo (2015)

            Eine Schande, dass dieser Film nach nur einer Woche in den großen Lichtspielhäusern vielerorts schon wieder aus dem Programm genommen werden wird! Vielleicht hat man ja in den kleineren Kinos noch Glück. Gäbe es nicht die Oscars im Februar und die ein oder andere gute Kritik in den lokalen Zeitungen, würde dieser Streifen wahrscheinlich noch weniger Publikum anziehen (wir saßen heute zu dritt in der Vorstellung und nächste Woche scheint er schon wieder aus dem Programm zu sein).

            Ich wurde natürlich, wie so viele, durch den Hauptdarsteller aufmerksam, da mir Bryan Cranston als Nebendarsteller schon immer sehr gut gefiel und der durch den allseits beliebten Walter White schließlich ganz oben angekommen ist. Meiner Meinung nach trägt er diesen Film perfekt und meine vorherige Angst, ich würde in seinem Spiel und in seinem Gesicht jede Sekunde den Heisenberg sehen, wurde pulverisiert. Natürlich ist es das gleiche Gesicht und natürlich lassen sich Gesichtszüge nicht verstecken, aber die Gestik, Mimik, Haltung und Eigenheiten unterscheiden sich doch klar von vorherigen Rollen und machen Dalton Trumbo zu einer neuen und einzigartigen Person in Cranstons Katalog. Er spielt lebendig, leidenschaftlich und mit einer großen Bandbreite. Der Rest wird durch eine gute Maske geklärt. Wie Cranston und Michael Stuhlbarg in diesem Film altern, ist wirklich schön anzusehen und gut gemacht, so dass jede Zeit ihre glaubwürdigen Charaktere hat. Cranstons sehr faltiges und von Erfahrung gezeichnetes Gesicht tut da das seine.

            Die Nebendarsteller sind allesamt ganz oben mit dabei, sei es Diane Lane als Trumbos Frau, John Goodman als Frank King, der eben schon erwähnte Michael Stuhlbarg oder aber Hellen Mirren. Noch viel wichtiger als all das Hollywood-Gerede über Schauspieler und deren Spiel ist aber die Geschichte von Trumbo. Die "schwarze Liste" und die "Hollywood-10" sind Dinge, die man vorher wahrscheinlich nie gehört hat, es sei denn, man hat sich besser mit dieser Ära in Hollywood auseinandergesetzt oder ist an der McCarthy-Zeit in den USA sehr interessiert. Ich kannte vorher leider nur Elemente dieser Story und bin glücklich, diesen gut inszenierten (wenn vielleicht auch manchmal zu hastigen) Film gesehen zu haben. Vor allem handelt es sich irgendwie auch um einen aktuellen Film, der, wenn man ein wenig zwischen den Ohren hat, auch allgemeine Probleme mit der Meinungsfreiheit, Demokratie und Verfassungsschutz in sich trägt. Da sollte jeder von uns froh sein, nicht in der dargestellten Zeit leben zu müssen und nur wegen einer menschlichen Einstellung von seiner eigenen Regierung durch Arbeitsverbot und Gefängnisstrafen fast die Existenz zerstört zu bekommen.

            Zum Lieblingsfilm oder einer 9 fehlen die ein/zwei außerordentlichen Szenen und sicher ist der Film nicht frei von Fehlern. Viele werden durch den Biopic-Stil, die persönlichen Tragödien oder die historische Thematik eines wirklich amerikanischen Problems abgeschreckt sein. Wenn man den Film jedoch an sich heran lässt und sich solcher Themen erwärmen kann, dann findet man aufgrund der tollen darstellerischen Leistung und der Tragik jener Politik in der Zeit sicherlich seinen Gefallen an Trumbo. 8.5

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            • 7

              Mad Dog and Glory (1993)

              Kurzweiliger Film mit einem potentiell grandiosen Cast, der in den schwächeren Momenten zurückgehalten und durchschnittlich wirkt, aber in den guten Momenten echt eine tolle Leistung abliefert und zu überzeugen weiß - Ich denke, das Drehbuch und Entscheidungen während des Schnitts kosteten den Film Spannung und Durchschlagskraft. Die Konflikte wirken nie richtig schlimm, die drohende Gewalt scheint niemals wirklich lebensbedrohlich, zumindest von der gefühlten Stimmung als Zuschauer her. Außerdem ist das Finale und die Auflösung dem vorangegangenen Film nicht würdig, den ich doch ziemlich gut fand, zumindest in vielen Szenen.

              Mike Starr spielt in seiner großen Schläger-Standardrolle, die aber irgendwie immer sympathisch wirkt, Uma Thurman mit einigen stärkeren Szenen (Warum hat man den Film emotional nicht von der Leine gelassen? Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, das wäre noch so viel mehr drin gewesen.), David Caruso bringt die One-Liner und fällt ansonsten nicht weiter auf und Bill Murray spielt solide und hat eine interessante Persönlichkeit, die aber viel weiter ausgebaut hätte werden können. Murray ist solch ein guter Darsteller...warum nicht als diabolischer, fieser, lachender Typ, mit dem nicht zu spaßen ist? Ich habe das Gefühl, vieles davon wird angedeutet, jedoch wurde sich nicht getraut, aus Frank Milo wirklich einen absoluten Bösewicht zu machen. De Niro spielt seine Rolle wirklich super. Man muss nur auf die Körperhaltung, die Gestik und die Mimik achten und wird dann ohne gesprochenes Wort erkennen, dass jegliches Durchsetzungsvermögen und das teilweise Macho-Dasein aus seinen vielen anderen Rollen hier fehlen. Die Hingabe zur Rolle sieht man ihm dadurch wie gesagt an, überzeugend spielt er sich durch diesen Film und knippst und flirtet verhalten...Ob man Robert DeNiro so sehen will, das bleibt jedem selbst überlassen. Nicht seine stärkste Rolle, aber mal was anderes!

              Letztendlich trifft das Feedback "Solide gespielt, unterhaltsam und kurzweilig geschnitten, aber scheinbar gefühlt an vielen Punkten zurückgehalten" wohl am besten. Das wäre mir eine 6.5, also ein "Ganz Gut", wert...für einen meiner Lieblings-Schauspieler, den man einmal in einer ganz anderen Rolle beobachten kann, gibt es 0.5 Punkte drauf...ergibt eine 7.0, also ein "Sehenswert".

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              • 8
                über Enemy

                Enemy (2013)

                Bildgewaltig trotz relativer Simplizität, dreckig, düster, voller Metaphern und Details, tolle Regie und ein sehr talentierter Hauptdarsteller. Jake Gyllenhaal ist die letzten Jahre über einfach nicht zu stoppen. Mélanie Laurent und Sarah Gadon machen außerdem einen tollen Job und haben mich sehr überzeugt. Ein Film, dem man sich entweder öffnet oder halt auch nicht. Wenn man aber offen an das ganze herangeht und auch vor relativer Stille und mehr entstehendem Interpretationsraum als aufkommender Erklärungsnot keine Angst hat, dann sollte man sich das ganze mal anschauen. Von der ersten Sichtung her wäre es aufgrund der Komplexität und des sichtbaren Anspruchs her eine 7,5 und damit ein gutes Sehenswert...Jake Gyllenhaal und der "Mindf*ck"-Zustand, in dem einen der Film zurücklässt, heben das ganze auf eine 8,0!

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                • 8 .5

                  Deadpool (2016)

                  Kurz und knapp: Super unterhaltsam, habe von Anfang bis Ende eigentlich nur gelacht. Die Action ist super inszeniert, die Brutalität steht dem Film gut und Morena Baccarin ist wunderschön. Am meisten überraschend empfand ich die Art, wie die Origin-Story in den Film eingebaut wurde. Das war sowohl erfrischend, als auch auflockernd. Der Auftritt von Colossus im Film und die Wahl des Endkampf-Schauplatzes (so wie die Art der Action) war zwar passend zu Marvel, jedoch hätte ich mir für Deadpool ein dreckigeres, urbaneres, blutigeres Setting gewünscht. Unterhalten wurde ich dennoch! ...und alle weiteren Kritikpunkte, die man haben könnte, an Charakteren oder an Castingentscheidungen nimmt einem der Film auf eine lustige Art und Weise selbst ab, aber seht selbs!

                  Letztendlich gibt es viele sympathische Easter-Eggs, Ryan Reynolds ist cool, seine Kommentare lustig und knackig und die 109 min gingen zu schnell vorbei, was immer ein gutes Gefühl ist, wenn man nicht dieses Gefühl hat, dass es endlich vorbei ist, sondern dass man gerne noch weitere 20 min da sitzen will.

                  Eine der besseren Marvel-Filme, auch, weil er einfach anders ist.

                  • 5
                    KwesiKulture 18.02.2016, 16:13 Geändert 18.02.2016, 16:19

                    The Bling Ring (2013)

                    Ich versuche ja wirklich in jedem Film den Grund zu sehen, warum jemand ihn machen wollte, analysiere die Kunst oder das Fehlen der selbigen und achte auf Schauspielleistungen, um nachher ein gutes Feedback abgeben zu können. Hach, ich finde sogar, dass es Filme gibt, die nicht wirklich 120 Min spannend sind, aber dennoch verdammt gut sein können: Bei "The Bling Ring", von der talentierten Sofia Coppola, fehlt es mir aber an so einigem. Das positivste sind ein/zwei Darsteller, die zumindest nicht enttäuschen und die Ausstattung des ganzen Films. Auch die Kameraführung und die eingefangen Bilder, samt des dazu passenden (guten) Soundtracks wissen zu überzeugen. Darüber hinaus frage ich mich aber, wieso dieser Film gemacht und diese Story erzählt werden musste. Seien wir ehrlich...die Dialoge beschränken sich auf "Whoooaaah, wow...krass...guck dir das Kleid an. Das will ich." und "Hey, lass uns mal wieder irgendwo einbrechen...das wäre voll cool." Ich hab selten so viele dumme Teenie-Kommentare bei der Sichtung eines Films gehört.

                    Das schlimmste ist aber nicht, dass die Charaktere weder besonders hell, noch besonders eloquent wirken, denn die Story könnte zu Sofia Coppolas anderen Filmen passen, welche die Suche nach Sinn im Leben in sich tragen. Auch den Status als Satire und überzogener Kritik an dieser dargestellten Oberflächlichkeit und Perspektivlosigkeit lasse ich gelten...Nein, was das schlimmste ist, ist, dass keiner der Personen, die mir vorgestellt werden, interessant oder gar sympathisch ist! Und das liegt nicht daran, dass sie böse und kriminell sind. Man kann Kriminelle gut und sympathisch und vor allem vielschichtig erzählen...Man drückt auch Tony Montana die Daumen, obwohl er ein Ekel ist. Man feiert Leonardo DiCaprio in "Wolf of Wall Street", obwohl man differenziert und kritisch mit seinen Taten umgeht...Man will, dass die Corleones ihren Weg gesund und munter gehen. Man lacht und feiert mit einem Deadpool, man trauert und schüttelt den Kopf mit soooo vielen vielschichtigen Charakteren in Filmen, die meistens auch eine dunkle Seite haben. The Hateful Eight hat gerade erst gezeigt, dass man dem Zuschauer acht eklige, hasserfüllte Menschen vor die Nase setzen kann und dennoch wird man insgeheim einem der acht die Daumen drücken. Dieses Überlebensgroße,, dieses eventuell übertriebene kann man in "The Bling Ring" nicht erwarten, erzählt es doch die relativ wahre Geschichte von versnobbten Teenies in LA und ihren eigentlich "normalen" Leben und Problemen: Die Vielschichtigkeit und den Ankerpunkt unter all den Figuren kann man aber schon erwarten! Und DAS ist, was "The Bling Ring" fehlt: Mich interessiert einfach keine der Hauptfiguren, weil sie einfach alle relativ eindimensional und langweilig sind. Niemand sticht heraus und selbst der Hauptcharakter Marc (und alle seine persönlichen Probleme, die er ohne Frage hat und die man hätte adressieren können), gehen in einem "Was ziehe ich heute an?" und einem "Lindsey Lohan hat das letztens auf der Gala getragen" unter.

                    Und auch, wenn das als eine Weiterführung der Satire und Medien- und Sozialkritik des Filmes aufgefasst werden kann und wohl sogar aufgefasst werden muss, lässt es den Film doch in die Bedeutungslosigkeit abrutschen und macht das Durchhalten der Story schwerer, weil man keine menschlichen Anhaltspunkte hat. 91 Min kamen mir lange nicht mehr so lange vor und dabei stehe ich auf lange Filme. Im Vergleich dazu wirkte Deadpool mit seinen 109 Min eher wie 80 Min, weil man einfach dabei sein wollte und gut unterhalten war. Was bleibt ist ein doofer Beigeschmack, dass in dieser Story viel mehr Zündstoff stecken könnte, wenn das ganze nicht wie ein MTV Beitrag aufgemacht worden wäre. 5,0!

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                    • 9

                      The Revenant (2015)

                      "As long as you can still grab a breath, you fight. You breathe... keep breathing." - Hugh Glass

                      Kälte! Dämmerung...Rache. Unbändiger Überlebenswillen und dann wieder Kälte. So viel Kälte, dass ich das Gefühl habe, das CinemaxX hat für diese Spezialvorstellung auf Englisch nicht nur die OV-Kopie in den Projektor eingespeist, sondern auch die Klimaanlage um einiges herunter geregelt. Vielleicht war es auch nur der morgendliche Schneefall, der heute die Stimmung setzte für diesen Kinobesuch. Ich bin mir jedoch relativ sicher, dass der gute Iñárritu und sein Film "The Revenant" samt seiner 151 min Spielzeit dazu einiges beigetragen haben.

                      Es war schon beeindruckend, wie sehr das Geschehen und die Stimmung (inklusive seiner Kälte) auf den Zuschauer übersprang. Wirklich unberührt schien keiner den Saal zu verlassen. Viele blieben sogar bis zum Ende der Credits sitzen. Sei es durch die Geschichte, welche im Grunde relativ schnell zusammengefasst werden kann und welche trotz oder vielleicht sogar gerade wegen der wenigen Hintergrundinformationen, die man zu Hugh Glass bekommt, zu berühren weiß oder aber durch diese unglaublich ästhetischen Bilder und die zeitweise arg deutliche Brutalität. Ähnlich, wie es die Kälte schafft, einem einen Schauer über den Rücken zu jagen, schafft es auch die Gewalt. Jedoch scheinen Gewaltdarstellungen niemals dem reinen voyeuristischen Selbstzweck zu dienen, den Zuschauer zu ekeln. Einen Bärenangriff oder die Er-oder-Ich-Mentalität des wilden Westens anders darzustellen, wäre meines Erachtens nach eher fahrlässig gewesen, zumindest im Kontext eines solchen Filmes. Alles, was auf der Leinwand geschieht, scheint zumindest eine kleine Funktion zu haben und mindestens eine Stimmung zu unterstützen oder aber eben der vorher genannten Kälte in die Karten zu spielen, die sowohl in der Natur, als auch in der Natur des Menschen zu finden ist. Aufgebrochen wird das Ganze immer wieder durch beeindruckende Landschaftsaufnahmen. Wunderschöne Bilder, davon gibt es in "The Revenant" viele.

                      Darüber hinaus zelebrieren Iñárritu und sein Kameramann Emmanuel Lubezki die Möglichkeiten des sich seiner selbst bewussten und teilweise auch hemmungslosen, ausschweifenden Filmschaffens. Es gibt etliche beeindruckende Plansequenzen und Kamerafahrten, die brilliant durchgetaktet und beleuchtet sind. Die Schauspieler agieren dabei in Einklang mit der Kamera und den hohen Ansprüchen des Regisseurs, hier ein (zumindest filmtechnisches )Meisterwerk schaffen zu wollen. Diese "Strebermentalität" sieht man dem Film schon ab und zu an, gibt es doch rein visuell so gar nichts zu bemängeln (was auf seine Art auch manchen Menschen nicht gefallen könnte). Allgemein steht dem Film seine andauernde Dämmerungsstimmung und die Farbgebung gut. Jegliche Filmpreise in diese Richtung wären mehr als verdient. Jedoch haben mich, anders, als bei anderen Rezipienten, die solche Plansequenzen und photographischen Fingerfertigkeiten als anstrengend und überfordernd empfanden, eben jene auch nicht aus der Story und der Stimmung gerissen. Im Gegenteil: Das Ausbleiben von Schnitten schien einen zum stillen Begleiter der Reise zu machen, anstatt nur ein Zuschauer in einem Kinosaal zu sein.

                      "The Revenant" ist sicher anspruchsvoll und richtet sich, trotz des Casts, nicht an den puren Blockbuster-Kinogänger. Wenn ein großer Film und Zuschauermagnet der letzten Jahre das Wort "Kunst" oder "Arthaus" verdient, dann dieser, da er die Filmschule niemals für die unmittelbar mit dem Hammer vorangetriebene Handlung, den schnellen Lacher oder die schnelle Actionsequenz links liegen lässt. Eventuell ist das ganze überambitioniert und mutet dem Zuschauer zuviel zu. Ich bin der letzte, der in diesem Fall Geschmacksfragen übermäßig durchdiskutieren würde. In eine andere Welt entführen, das kann der Film jedoch sehr gut, wenn man sich darauf einlassen will und in den eigenen, vorherigen Erwartungen nicht enttäuscht wird.

                      Leonardo DiCaprio liefert eine physische Tour de Force ab und kämpft (trotz wenig Dialog) wieder einmal verdient um den Oscar. Und sei es drum, dass dieser Film eventuell genau für solche Zwecke gemacht wurde. Jedes Jahr kommen ambitionierte und auf die großen Filmpreise schielende Streifen heraus, die oft nur teilweise halten, was sie, ihr selbst auferlegtes Kunstkorsett und die vergebenen Preise versprechen. "The Revenant" ist ein gutes Gegenbeispiel, zeigt er uns doch, wie spannend, gut gespielt und ergreifend eine 151 min lange Rachestory aus der "Filmhochschule" sein kann. Tom Hardy spielt seine Rolle des John Fitzgerald unaufgeregt und doch eindrücklich und weiß auch in dieser ruhigeren Rolle sehr zu überzeugen. Dadurch ist er für mich deutlicher Anwärter auf den "Best Supporting Actor-Oscar". Aber auch der Rest des bärtigen Casts weiß zu überzeugen. Komplettausfälle gibt es hier nicht, zumindest wären mir keine aufgefallen. Eine klare 9,0!

                      PS: Für die Kritiker des MakeUp-Jobs in "The Revenant" noch dieses Bild. "Oberflächlich geschminkt" sieht das nun wirklich nicht aus. https://www.instagram.com/p/BAurJyfvblJ/

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                      • 8

                        The Big Short (2015)

                        Trotz seiner speziellen Thematik und der eher trockenen Welt der weltweiten Finanzmärkte, baut "The Big Short" interessante Charaktere auf, die zwar selten absoluten persönlichen Tiefgang entwickeln, dieses fällt jedoch aufgrund des "Episodencharakters" der Erzählstruktur überhaupt nicht ins Gewicht, ist doch ein Film mit mehreren relativ gleichberechtigten Hauptfiguren immer ein Balanceakt und entgegen vieler Episoden-Liebesfilmschnulzen wirkt hier nie eine Figur deplatziert oder unbekannt. Man wird nach und nach in die Leben der verschiedenen Personen hineingeschubst, guckt sich kurz um und hat dann schon das Gefühl, sich ein wenig aus zu kennen und bereit zu sein, ihre Verstrickung in die Welt der Immobilienblasen und Finanzgeschäfte zu verfolgen. Die Hauptfigur im Film, die alles zusammenhält, ist dann auch die Finanzkrise selbst, deren Teile unterhaltsam und relativ verständlich durch kleine Einspieler erklärt werden. Und das, obwohl ich den Film im Originalton geguckt habe, denn trotz guter Englischkenntnisse, ist meine Bewandnis der Finanzmarkt-Vokabeln eher klein. Der teilweise erzielte Dokumentations- oder Mockumentary-Stil und das mehrfache durchbrechen der "vierten Wand" ist, anders als in manchen Filmen, ein passendes Stilmittel und holt einen nur weiter in das Geschehen bzw unterstreicht die beinahe "Unwirklichkeit", die man da zu sehen bekommt. Das schlimmste ist, dass das aber dann alles wahr ist bzw wahr wurde und man einfach den Kopf schütteln muss, vor allem gegen Ende bei dem Fazit des Ganzen. Oftmals wollte ich einfach nur in die Sessellehne des Kinos beißen, wenn man so hört, welche Summen verloren gingen und wie viel (bzw wenig!) letztendlich davon Konsequenzen für die Banken hatte.

                        Steve Carell muss man außerdem schauspielerisch loben: Der wird aufgrund seiner Comedy-Eskapaden ja immer nur als Witzbold gesehen, aber ich fand, dass er neben Brad Pitt und Christian Bale fantastisch aufgespielt hat und der gefühlte Hauptcharakter des Ganzen war.

                        Allein aufgrund des Aufklärungsauftrags schon sehenswert, aber noch dazu echt gut gemacht und weder zu langatmig, noch zu kurz. Das ist mir eine 8,0 wert.

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                        • 7 .5
                          KwesiKulture 13.01.2016, 20:10 Geändert 13.01.2016, 20:10
                          über Legend

                          Legend (2015)

                          Tom Hardy x 2 =??? Was finden wir in "Legend" nun vor, diesem Film, der in Abwesenheit wahrer Gangster-Film-Konkurrenz durch seinen Trailer hohe Erwartungen schürte und nun doch bei Kritikern und dem Massenpublikum durchzufallen bzw als Enttäuschung zu gelten droht?

                          Erst einmal überzeugen die ersten 30 Minuten und das sehr! Nein, ein Rohrkrepierer ist dieser Film nicht. Die Ausstattung wirkt stilgerecht und das Set- und Produktionsdesign gefällt mir wirklich gut. Einige Einstellungen und Bilder wirken relativ modern: Auf Krampf auf alt gemacht wirkt "Legend" nun wirklich nicht. Das klaut eventuell an ein paar Ecken an historischer Authentizität, denn der Film sieht halt aus, wie ein moderner Film über die 60er Jahre. Jedoch fällt das nie negativ ins Gewicht. Das tun eher die Erzählstruktur bzw. die Tatsache, dass der Film seine ein/zwei Längen hat, in denen es an Spannung und Explosivität fehlt. Dazu gibt es die alte Story von Aufstieg, Übermut und Fall, gespickt mit der (nicht fehl platzierten, wie so viele meinen) Romanze, welche die Jobwahl des Gangster-Boss natürlich nicht komplett schadenfrei überstehen kann. Das kennen wir aus "Casino", das kennen wir aus "Goodfellas" und das kennen wir aus "The Godfather". Leider kennen wir es aus diesen Filmen allerdings auch noch viel eindringlicher und beeindruckender.

                          "Legend" allerdings auf ganze Strecke mit diesen Filmlegenden zu vergleichen, das tut ihm Unrecht. Es handelt sich um einen sehenswerten Film, dem einfach zwischendurch ein wenig die Luft auszugehen scheint und der den Fan von klassischen Mafiafilmen eventuell ebenso enttäuschen wird, wie "Black Mass" letztes Jahr. Doch beide Filme haben eindeutig ihre starken Momente und doch wird dieser immer wieder gerettet vom genialen Schauspiel des Tom Hardy, der mit minimaler Veränderung in Mimik und Gestik (...sowie einer Brille und etwas weiteren Anzügen. Andere Schauspieler hätten komplett übertrieben, wo Hardy einfach nur sein Gesicht leicht verzieht und böser guckt) zwei verschiedene Charaktere überzeugend darzustellen weiß. Emily Browning ist auch überzeugend und strahlt trotz Zerbrechlichkeit und ihres süßen Äußeren über weite Strecken eine bezaubernde, wenn auch hin und her gerissene und kaputte Frances aus. Der Supporting-Cast weiß darüber hinaus auch zu überzeugen und erreicht beim Zuschauer alles von Abscheu über Lacher bin hin zu Mitleid. Gerade der Comedyfaktor war auch ziemlich hoch und wurde immer wieder durch Spannung oder Drama durchbrochen. Einzig das seltene Auftreten der New Yorker Legende Chazz Palminteri und die Verbindung zu den Gangster-Bossen aus den USA wirkt durch seine sparsame Verwendung wie ein Gimmick, das Street-Credibility bringen sollte, aber viel zu wenig beleuchtet wird.

                          Was bleibt sind unterhaltsame 131 Minuten, die ihre Längen kennen, eine talentierte und tolle Schauspiel-Leistung von Tom Hardy präsentieren und einen den Weg der Kray-Zwillinge mitgehen lässt, ohne dass man sie von Anfang an verabscheut oder schlimm findet und in diesem Punkt gleichen sich alle guten klassischen Gangsterfilme: Gentleman und Bösewicht sind immer so nahe bei einander, dass man wahre Abscheu oder Unverständnis frühestens im Verlauf der Story entwickelt. Manchmal sogar fast nie, was auch eine Aussage und eine Charakterstudie sein kann. "Legend" macht einiges falsch, aber auch vieles richtig. Demnach: Nicht sofort abschreiben, sondern selbst ansehen und entscheiden, ob es den eigenen Ansprüchen genügt. Enttäuscht hat mich dieser Film auf keinen Fall.

                          PS: Ich musste ihn leider auf Deutsch sehen, da es hier nirgendwo eine OV Ausstrahlung gibt, zumindest zur Zeit. Wenn ihr britisches Englisch versteht und gerne OV guckt, dann würde ich das definitiv empfehlen, da, denke ich, auch vieles durch die Synchronisation verloren geht. Vor allem bei den Kray-Zwilingen. Ein gutes Sehenswert mit 7,5!!!

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                          • 8

                            "Bridge of Spies" (2015)

                            "Mist, ich hätte den doch auf Englisch sehen sollen" war mein erster Gedanke, als ich mich gerade daran gemacht habe, diese Kritik zu verfassen. Nicht, weil ich den Originalton oft einfach wichtig (und besser) finde oder um mich prätentiös als OV-Filmliebhaber darzustellen...einfach, weil ich so besser in das Setting des Films gefunden hätte. Zumindest ist das gerade, knapp 4 Stunden nach Filmende, einer meiner Gedanken.

                            Ich mag es, wenn in amerikanischen Filmen die Sprache auch mal wechselt, vor allem in Period-Pieces wie Weltkriegs- oder Spionage-Filmen. Wenn Deutsche sprechen, Russen sprechen, man verschiedene US-Akzente hört...und vor allem, wenn ein Amerikaner in Deutschland ankommt und sich durch den Alltag der DDR bewegen muss, denn dann hört man, warum er vielleicht nicht soviel versteht oder warum er verzweifelt guckt...weil die Personen einfach nicht dieselbe Sprache sprechen! Eventuell ist man selber sogar erst einmal aufgeschmissen, weil nur das wichtigste oder gar nichts untertitelt wird.

                            Synchronisation bügelt diese Unterschiede meist einfach aus oder versucht, mit Akzenten und Dialekten noch das nötigste zu retten. In "Bridge of Spies" ist das alles wohlgemerkt gut gemacht und es kostet den Film nicht wirklich an Qualität, jedoch bin ich mir recht sicher, bei der Zweitsichtung auf DVD werde ich noch mehr feiern.

                            Letztendlich kann man gar nicht so viel dazu sagen, was hier nicht schon etliche Male gesagt wurde: Tom Hanks spielt seine Rolle mit Spaß und gewohnter Routine, bleibt stets sympathisch und präsent und führt den Zuschauer im Alleingang durch die Story. Es ist schon fast erschreckend, wie der sich durch seine Karriere arbeitet und selten bis nie in das sprichwörtliche Klo greift. Das Regie/Kamera Duo Steven Spielberg und Janusz Kaminski liefert auf hohem Niveau einen gut inszenierten und schön fotografierten Film, der (trotz kleinerer historischer Ungenauigkeiten) der gezeigten Zeit kein Unrecht tut. Die Darstellerriege neben Hanks weiß zu überzeugen, allen voran Mark Rylance, der mir positiv aufgefallen ist und welcher (vor allem aufgrund dessen, was er dank Drehbuch nicht sagt) mehr Sympathiepunkte sammelt, als der etwas blass bleibende Spionage-Pilot der Amerikaner. Der unterschwellige Witz in vielen Szenen, welcher dann oft auf kleinen Gestiken und der Mimik basiert, rundet das ganze ab und macht "Bridge of Spies" zu einem willkommenen, abendfüllenden Kinoabenteuer, welches ruhig daher kommt und niemals das Tempo unnatürlich anheben muss, um spannend zu bleiben. Dazu ein schön komponierter klassischer Film-Score und wir haben einen ausgewachsenen Spielberg/Hanks-Film. Das ist mir eine 8.0 wert.

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                            • 7

                              Black Mass (2015)

                              Johnny spielt sich die Mimik wund und bemüht sich, nach viel Durchschnitt und Müll in den letzten Jahren wieder einmal abzuliefern. Seine Darstellung des Whitey Bulger finde ich schon ziemlich gut gelungen, die mit seiner Rolle dauerpräsente Bedrohung kommt ideal rüber und ich war auch über weite Strecken des Filmes gefesselt. Letztendlich hätte ich mir aber mehr erhofft, nach Sichtung des Trailers. Joel Edgerton bekommt nie den 100% Bogen hin, wirklich tief und facettenreich zu sein. Seine Rolle hätte Wandelbarkeit und Charme, sowie Überzeugungsfähigkeit gebraucht, wirkt aber relativ schnell nur noch unsympathisch, ohne festen Boden unter den Füßen und der Situation nicht gewachsen. Das ist nicht nur Edgertons Schuld, sondern fußt wohl auch auf der Erzählung. Für eine zweite Hauptrolle neben Depp muss da aber mehr gehen. Viel Potential, Sehenswert und gut für den Kinoabend, aber da reicht es dann auch mit Lob. Leider wurde auch viel Potential verschenkt.

                              • Es interessiert doch ehrlich niemanden (vor allem nicht JETZT), ob Star Wars Episode 7 den Oscar bekommt oder nicht?! Wir werden doch eh alle reingehen und genießen...Als ob man "die armen Star Wars-Macher" dann bemitleiden müsste, weil ihnen Unrecht getan wird, während sie auf dem Weg zur Bank lachen? Natürlich hat das Star Wars-Theme immer einen Oscar verdient, weil es wundervoll ist, aber einen "alten", schon einmal ausgezeichneten Score bei der Vergabe der Oscars wieder zu bedenken, das wäre selbst für mich als Star Wars-Freund Blödsinn. Dafür muss dann die Musik um das klassische Thema herum wirklich eigenständig und besser sein. Den imperialen Marsch dürfte es ja zB nicht mehr in der alten Form geben. Eventuell überrascht der Soundtrack ja doch (auch dadurch) durch Kreativität?

                                Plus...Ich habe es lieber, wenn kreative, "andere" Filme, die nicht andauernd Blockbuster und Publikumsmagneten sind, mit dem Oscar ausgezeichnet werden und somit mehr Aufmerksamkeit bekommen. So bekommen diese Werke mehr Publikum und Lohn für die harte Arbeit, Kunst zu generieren. Seien wir mal ehrlich...Star Wars hat genug Promotion, da braucht man weder Oscars vergeben, noch (relativ substanzlosen) Artikel schreiben, nur um das Thema "Star Wars" auch heute zu bedienen. Der wird erfolgreich (zurecht!) und alle werden schwärmen, weil Star Wars mehr als Kino ist und schon lange war. Das ist Kino-gewordenes, Kulturen übergreifendes Highlight-Märchen-Material für die ganze Welt und alle vergessen für zwei Stunden ihre Sorgen...aber ob Star Wars dann nächstes Jahr gegenüber der Konkurrenz Oscars verdient, das sieht man dann... Für das beste Schauspiel zB war Star Wars nie bekannt. Da bleiben sowieso eher Ausstattungs-, Effekt- oder Soundtechnische Oscars.

                                • 7 .5

                                  Steve Jobs (2015)

                                  "Steve Jobs" ist sehenswert. Sehenswert, weil sich Michael Fassbender die Seele aus dem Leib spielt, während sich Kate Winslet, Seth Rogen, Michael Stuhlbarg und Jeff Daniels (der mir schon in The Martian gut gefallen hat) einreihen und die zugespielten Bälle verwerten. Wenn man durch Dialog angetriebene Filme mag, die nicht viel mehr tun, als durch Gesagtes, Mimik sowie Gestik menschliche Emotionen und Charakternuancen, seien sie noch so klein, darzustellen, dann ist man hier richtig. Ebenso, wenn man Filme mag, die durch ein gutes Drehbuch und präzise Kameraeinstellungen zu überzeugen wissen.

                                  Eigentlich macht der Film alles richtig und kann sogar mit wenigen wirklich emotionalen Momenten aufwarten, die niemals mit dem Hammer auf die Tränendrüse eindreschen. Selbst der vorher erwartete Lobgesang auf Jobs´Wirken und Werken fällt deutlich schwächer aus als gedacht und wird mit den nicht immer leichten Eigenheiten des Apple-Gründers gekontert: Ja, Jobs war wohl wahrlich eine eklige Person, wenn er es wollte. Nichtsdestotrotz hatte er in einer Zeit den richtigen Riecher, in der keiner sonst an seine Produkte glauben wollte und das Industriedesign der letzten Jahre wurde nicht umsonst oftmals von Apple dominiert. Manchmal ist es eben doch wichtig, ob ein Winkel 90° oder 90,1° hat...Die Besessenheit macht ihn nur noch interessanter und ist der Grund, warum wir heute, so wenige Jahre nach seinem Tod schon Charakter-Biopics über ihn gucken. Denn bei aller Apple-Verliebtheit in der Welt: Einen Film über das Designteam hinter Jobs oder die Techniker und Programmierer würden sich die meisten Menschen nicht ansehen. Es braucht diesen Antrieb, diese exzessive Person, um einen Film und letztendlich wohl auch solch eine Firma durch wichtige Momente zu begleiten.

                                  Letztendlich fehlt dem Film in ein/zwei Dialogszenen die vollendete und anhaltende Spannung und über viele Hintergründe wird man auch ein wenig im Dunkeln gelassen, befasst sich der Film im Grunde explizit wirklich nur mit 4 bis 6 Tagen im Leben des Steve Jobs, während die Verhältnisse in Dialogen geklärt werden...gleichzeitig ist das "zeigen wollen" und "nichts auslassen wollen" aber oftmals auch das, woran andere Biopics kranken und was sie oftmals so schlecht sein lässt, also sollten wir wohl froh sein, dass Sorkin und Boyle sich so entschieden haben, wie es es getan haben. Der Einsatz der zeitspezifischen Einstellungen bzw Kameras ist zuletzt die Detailverliebtheit, die ich an solchen Projekten mag und die abseits von Story auch auf filmemacherischer Ebene zu überzeugen weiß.

                                  Dafür gibt es ein gutes "Sehenswert" mit 7.5...mit einem starken Hang zur 8.0.

                                  • 7 .5
                                    KwesiKulture 10.11.2015, 01:59 Geändert 23.05.2023, 14:34

                                    Spectre (2015)

                                    "Welcome, James. It's been a long time... and, finally, here we are."

                                    Hach, herrlich! Endlich wieder ein James Bond-Film. Meine liebste Filmreihe (abgesehen von den berühmten Trilogien) hat ein neues Mitglied und noch dazu eines, das die letzten Filme storytechnisch abrundet und vor allem dem etwas ungeliebten "Quantum of Solace" nachträglich mehr Schwere und Daseinsberechtigung verleiht.

                                    Bei einem Bond-Film, den man mit einer 7.5 bewertet, von verschenktem Potential zu sprechen, das ist wohl Meckern auf hohem Niveau und doch möchte ich kurz zu Beginn meiner Filmkritik sagen, dass "Spectre" nicht an das Timing und die Intensität seines Vorgängers "Skyfall" heranreicht. Wo das letzte Bond-Abenteuer wirklich wenige Schwächen hat, weist die 2015er-Auflage doch ein/zwei Längen auf, die sich bemerkbar machen und den Fluss ein wenig stören. Eher wirkt er vom Timing und der Erzählweise für mich wie eine Mischung aus eben diesem "Skyfall" und dem eingangs erwähntem "Quantum of Solace". Die Action ist hervorragend, aber nicht so dauerhaft präsent wie im Vorgänger, wo wenig Zeit zum Atmen blieb. Die Bond-Girls Bellucci und Seydoux sind beide auf ihre Weise wunderschön und haben jedoch leider nicht gleichermaßen die Chance, Eindruck zu hinterlassen. Während Seydoux gut spielt und versucht, ihrer Rolle eine gewisse Vielfältigkeit zu verleihen (die eventuell ab und zu auf dem Boden des Schnittraumes oder beim Entwurf des Drehbuches verloren ging), wird die unglaublich attraktive 51 Jährige Bellucci zu einer Randnotiz verdammt. Nichtsdestotrotz liegt hier ein guter Film vor, der im Sinne des Bond-Franchise vieles richtig macht und einen übergeordneten Storybogen der Daniel Craig-Filme abschließen lässt.

                                    Wir bekommen in "Spectre" wieder den verletzlichen (und verletzbaren - sprich nicht unbesiegbaren) Bond zu sehen, welchen Daniel Craig schon in den drei Vorgängern passend gespielt hat. Meiner Meinung nach steht das der Rolle verdammt gut, wirkt es doch realistischer und mehr dem Zuschauerdurst nach charakter-getriebenem, düsteren Drama angepasst, der im letzten Jahrzehnt die Kinoleinwand und die Serienlandschaft regierte. Außerdem hat Bond so mehr Ecken und Kanten, die auch der Ur-Bond Sean Connery ganz unterschwellig in die Rolle bringen konnte, bevor Roger Moore mit viel Witz und britischem Charme die Kinoleinwände beherrschte, den "eiskalten Killer" aber ein wenig aus der Rolle heraus nahm. Bonds Hintergrundgeschichte und die Umstände seiner Kindheit/Jugend bekommen ein paar Puzzleteile mehr und diese persönliche Nuance ist eine der Stärken/Chancen der Story, welche noch viel besser hätte ausgebaut werden können. So bleibt Potential auf der Strecke liegen. Ein paar mehr Einblicke in Gedankenwelten oder vor allem Gefühle (wie Enttäuschung, Verlust etc) hätten die Beziehung zwischen James, Madeleine und Oberhauser eindeutig schwerwiegender und bezeichnender gemacht und vor allem dem Gespann Craig/Waltz mehr Grundlage für ein herausragendes Schauspiel gegeben. So bleibt das angesetzte "persönlichste Abenteuer" letztendlich weniger intensiv als die Beziehung zwischen Bond und M in "Skyfall" und Waltz bleibt trotz gutem Spiel blasser, als er hätte sein können.

                                    Trotz der ernsten Thematik hat dieser Film wieder mehr Humor aufzuweisen als der Vorgänger "Skyfall", was als höflicher Verweis auf die Geschichte der Filmreihe mehr als gut tut und allen Kritikern, die sich einen beinharten Actioner wünschen, in dem nicht geschmunzelt wird, wohl sauer aufstößt, wie ich bisher gelesen habe. Wer sich aber an der "Couchszene" relativ zu Beginn aufhängt und das ganze als dumm und zu lustig abtut, der verkennt die gesamte DNA der Bond-Saga, in der es ähnliche Dinge schon immer gab. Bond war nie nur Action und nie nur Humor...genauso wenig war Bond nie nur Drama/tief verwobene Story oder auf der anderen Seite verrückte Bösewichte und noch verrücktere Verstecke/Höhlen/Superwaffen. Bond war immer alles das und viel mehr! Verspielte Hinweise auf die Vergangenheit der Serie reihen sich hier an einander. Es gibt einen stillen Widersacher in Form von Mr. Hinx, der ähnlich wie Jaws oder Oddjob einfach nur körperliche Präsenz hat...Zugabteile werden zerstört...überhaupt wird wieder einmal Zug gefahren...die Autos haben gewisse Specials...und alles andere, was jetzt nur spoilern würde.

                                    Auf dem Gebiet der Charaktertiefe wurde viel getan und viel angefangen...leider wirkt es so, als wenn diese Gedanken nicht immer ganz zu Ende gedacht worden sind und man das ein oder andere Mal ein wenig in der Luft hängen gelassen wurde, mit der Frage nach mehr. Auch die verhältnismäßig geringe Bedeutung und Screentime von Darstellern wie Monica Bellucci und Andrew Scott lassen Fragen offen und verwundern, hätte man doch zum Beispiel bei Scott die "Sherlock-Welle" gut reiten können. M, Moneypenny und Q fügen sich hingegen gut in den Film ein und bieten eine gekonnt inszenierte und spannede "zweite Filmebene", die das ganze ein wenig erdet. Insgesamt ein guter Bond Film, ein sehr guter Abschluss des Handlungsbogens aller vier Craig-Filme, aber eben nicht so gut, wie sein Vorgänger.

                                    Nach zweimaliger Sichtung, in Deutsch wie auch im Originalton Englisch bleibt "Spectre" bei einer Bewertung von 7.5 hängen.

                                    Aber auch Kritik an der Kritik, die ich momentan aus zwei verschiedenen Lagern so lese, ist angebracht.

                                    Viel zu sehr kommt es mir so vor, als wenn Fans der alten Darsteller den neuen Bond als dumme Actionfilme im Stile von "Fast & The Furious" oder "Taken 2" sehen und den Humor und den smarten, augenzwinkernden Stil der 60er und 70er nebst der verrückten Schurken und Weltübernahmeplänen vermissen, wobei sie verkennen, dass die letzten vier Filme Bond mehr in den 2010ern haben ankommen lassen, als es Brosnan, Dalton oder Moore je gekonnt hätten. Noch dazu gab es mit den neuen Filmen für unseren Lieblingsagenten mehr Tiefgang, Verletzlichkeit und Background, was einem so bekannten Namen mit der Zeit einfach gut tat, war doch sein persönlichster Moment bis dato der Tod seiner Frau in einem Film Ende der 60er Jahre! Danach kam ja außer der Friedhofsszene in "In tödlicher Mission" nicht mehr soviel, bis er dann von Alec Trevelyan verraten wurde oder aber um M´s Leben kämpfen musste. Außerdem reden wir immer noch von unglaublich guter, handgemachter Action, bei der wenig auf CGI zurückgegriffen wird und die Pre-Title-Sequence in "Spectre" zeigt auch, dass die Filmemacher auch filmtechnisch einiges auf dem Kasten haben und das auch noch zeigen wollen.

                                    Auf der anderen Seite stehen die Fans eben jener moderner "Actionfilme", die aufgrund der andauernd vorgesetzten Epilepsie-Wackelkamera der letzten Jahre gutes Kino und gute Action gar nicht mehr von schlechter Action unterscheiden können und von einem Bond-Film erwarten, sie mit Explosionen und Autostunts zu unterhalten, bis die nächste heiße Braut durch das Bild läuft, bei der man durch das Kino pfeifen kann.

                                    Nein, Bondfilme sind im Schnitt wahrlich keine Drehbuchwunder und die Story wird nie einem absolut komplexen Drama oder einen Tiefgang einer Charakterstudie gerecht werden, aber sie haben einen eigenen Style und einen gewissen Charme, der über 50 Jahre immer wieder neu erfunden wurde, während er sich auf eine andere Art treu geblieben ist. Bondfilme wusste schon immer (ähnlich wie Star Trek) die aktuelle Weltgeschichte und politische Entwicklungen zu adaptieren und daran zu wachsen. Der jeweilige James Bond war immer ein Kind seiner Zeit und so sehr ich Sean Connery und Roger Moore in der Rolle auch liebe und so perfekt sie waren, Daniel Craig ist für mich der richtige Bond für das Jahr 2015. Wer den Filmen ihre Bond-DNA streitig machen will und sie mit aktuellen Actionstreifen gleichsetzt, der verkennt diese Argumente und den Fakt, wie viel Herzblut, Detailverliebtheit und Planung in einen Bond-Film fließen. Keinesfalls soll dieses aber eine Aufforderung sein, die Streifen blind zu lieben.

                                    • 7

                                      OSS 117: Le Caire nid d'espions (2006)

                                      Kurz und knapp: Kann man sich in der richtigen Stimmung echt gut geben, aber es muss jetzt auch nicht sein. Daher ein schlechtes "Sehenswert" mit einer 7,0, die sich vor allem an Genreliebhaber richtet und an Fans des französischen Humors. Ich bin ein riesiger James Bond-Fan und die Art, wie Kamera, Ausstattung und Stil an die alten 60er Jahre Agentenfilme angelehnt sind, die ist schon ziemlich genial und macht Spaß. Man sieht, dass Arbeit drinsteckt und das weiß ich zu honorieren. Ebenso gibt es einige Witze, die mich gut unterhalten konnten. Andere gehen aufgrund des unterschiedlichen Humors oder eventuell auch aufgrund der Übersetzung unter. Die deutsche Synchronisation von Oliver Kalkofe ist dennoch on-point und versucht wirklich liebevoll, den französischen Witz nicht nur in Wort, sondern auch Betonung adäquat zu übersetzen. Dennoch habe ich (trotz mangelhafter Französischkenntnisse) das Gefühl, dass bei einer solchen Art von Film etwas auf der Strecke bleibt. Letztendlich ist er auch einfach mehr Parodie als spannender, mitreißender Film. So geht es mir zumindest.

                                      • 9

                                        The Martian (2015)

                                        Seitdem ich das erste Mal den Trailer zu diesem Film gesehen habe, wusste ich, dass es sich hier um einen würdigen Vertreter des Science Fiction Genres (welches mir lieb und teuer ist) handeln könnte. Außerdem könnte "The Martian" nach relativen Totalausfällen wie "Exodus", "Robin Hood" und dem toll ausgestatteten aber nicht gänzlich überzeugenden "Prometheus" wieder ein toller Film von Regielegende Ridley Scott sein. Und so kam es dann auch!

                                        "The Martian" ist lustig, dramatisch, wunderschön gefilmt, unaufdringlich und unterhaltsam. Außerdem ist er positiv, aber nicht auf eine eklige "Wir sind die NASA, wir schaffen alles"-Mentalität, sondern von der gesamten Stimmung her, die Mark Watney (Matt Damon) vermittelt. Ja, es gibt Drama und ja, es gibt Rückschläge, aber so aussichtslos die Situation auch ist, der Hauptcharakter hat sich in den Kopf gesetzt, zu überleben und diesem Plan geht er mit sympathischer Sturheit nach. Die 144 min Laufzeit wurden zu keinem Punkt von Langeweile gestreckt und die musikalische Untermalung ist meiner Meinung nach on-point. Am schönsten ist aber die Ausstattung des Films. Das Design (und der Requisitenbau) der Raumanzüge und der verschiedenen Fahrzeuge/Raumschiffe ist realistisch und dennoch gerade zukunftsweisend genug, um einen ein wenig träumen zu lassen. Der 3D Effekt ist spürbar und macht bei solchen Filmen für mich eindeutig Sinn, er spielt sich aber nie in den Vordergrund und wird zu einem bloßen Gimmick, sondern unterstreicht eher Landschaftsbilder, Weltraumaußenaufnahmen oder gibt der Leere des Mars die nötige Tiefe.
                                        Ein ganz großes Lob dabei an Matt Damon, der in seiner Rolle sehr zu überzeugen weiß und allein er ist den Trip in das Kino schon wert. Allerdings sind auch die Nebenrollen sympathisch und toll besetzt: Donald Glover (alias Rapper Childish Gambino) als Rich Purnell, Sean Bean als Flugleiter Mitch Henderson, Jeff Daniels als NASA-Chef Teddy Sanders oder Chiwetel Ejiofor als Chef der Mars-Missionen runden den Cast ab, während die wundervolle Jessica Chastain (in einer etwas kleineren Rolle als sonst) ihre Rolle als besorgte Missions-Kommandantin sympathisch und glaubwürdig verkörpert.

                                        Ja, es gibt Stellen, in denen noch mehr Tiefgang und Charakterzeichnung abseits des Hauptcharakters gut getan hätte und auch dieser könnte noch mehr Hintergrund haben (man erfährt nicht viel über sein Leben auf der Erde, außer, dass er Eltern hat), aber ich bin mir relativ sicher, dass diese Entscheidung bewusst gemacht wurde, um auch uns als Zuschauer ein wenig von der Erde (und möglicher Familie) zu entkoppeln und auf die vor ihm liegende Mission auszurichten. Auch das ganz kitschige und übergroße Pathos eines amerikanischen Blockbusters wurde (meiner Meinung nach) vermieden.

                                        Für mich aufgrund eines gelungenen Kinogangs, viel Lachern, Gänsehautmomenten, einer tollen Jessica Chastain und einem aus dem Cast herausragenden Matt Damon ein voller Erfolg und die 9,0 wert.

                                        • 8

                                          The Drop (2014)

                                          Toll und eindringlich gespieltes und schön eingefangenes Drama, das seinem Genre alle Ehre macht, ohne dabei die Geschwindigkeit der Erzählung oder der "Action" (wenn man sie denn so nennen mag) auch nur leicht anzuziehen - bis es dann in die letzten Szenen geht. Und selbst hier unterscheidet sich "The Drop" von vielen anderen Vertretern seiner Zunft, da er mehr auf Erwartungshaltung und natürliche Spannung setzt, als auf Schießereien. Ein ruhiger Film, der mehr von unterschwelligen möglichen Bedrohungen, Worten und Ängsten lebt, als von Waffen, Explosionen oder den großen Machosprüchen.

                                          Dennoch ist er auch daheim im Kriminal- und Gangsterfilm-Genre. Was Tom Hardy mit seiner dunklen Stimme, den kleinen Blicken und Betonungen und seinem Minenspiel so rüberbringen kann, ist schon erstaunlich. Ich hätte gegen Ende schwören können, einige der Entwicklungen der Story schon vorher aus seiner Mimik heraus deuten zu können. Ein Film, in dem jeder Charakter seine eigene Last zu schleppen hat, so dass es nicht negativ ins Gewicht fällt, dass er sehr gemächlich erzählt wird und die Story auch keine zigfach verschachtelte ist. Dennoch wirklich sehenswert, vor allem aufgrund eines tollen Tom Hardy und der Tatsache, dass es sich um die letzte Rolle eines anderen großartigen Schauspielers handelt - James Gandolfini (RIP).

                                          • 7 .5
                                            über Dredd

                                            Dredd (2012)

                                            Wenn man die DVD zu "Dredd" in den Player schiebt, dann sollte einem aufgrund der Story im Klappentext und des Covers bewusst sein, was einen ungefähr erwartet. Nicht zuletzt die Vorkenntnisse aus der 90er Jahre Version mit Stallone lassen wenig Zweifel, dass es sich hier um einen Actionfilm handelt, wenn auch in einer düsteren und eher an das Comicbuch angelehnten Version, die weitaus brutaler daherkommt.

                                            Gesellschaftskritik findet man hier weniger in den Worten und übergeordneten Handlungssträngen, als eher im allgemeinen Setting und der Art, wie diese heruntergekommene Welt zwischen Anarchie, autoritärer Diktatur und Totalitarismus schwankt. Der Staat würde am liebsten alles kontrollieren und schickt die so genannten Judges auf die Straßen, welche nichts von Gewaltentrennung kennen und Judikative und Exekutive in einer Person sind - Sie bestimmen daher nicht nur das Strafmaß, sondern führen das ganze auch aus. Nicht selten endet das ganze in einem Todesurteil und der Hinrichtung. Dem widersetzen sich, unter anderem, die Drogendealer und -fabrikanten des Ma-Ma-Clans, die sich im 200 Stockwerke hohen Peach Trees-Gebäudekomplex in der Mega City One aufhalten und dort ihr eigenes Gesetz ausgerufen haben. Das ganze, angesetzt nach einem alles zerstörenden Atomkrieg, der einen Großteil der USA unbewohnbar gemacht hat, ist als Grundtenor einer Story kritisch genug, um zum nachdenken anzuregen. Ein wenig mehr Tiefgang in diese Richtung hätte dem Film auch nicht schlecht getan. Jedoch muss man ganz klar unterscheiden, mit welcher Erwartungshaltung man an so etwas herangeht. Mir wurde der Film als "endlich mal wieder harter Actionfilm in einem stimmigen postapokalyptischen Setting" verkauft und letztendlich ist er genau das.

                                            Karl Urban spielt seine Rolle meiner Meinung nach gut (die mehr von Stimmeneinsatz und Betonung lebt, als von Mimik - wie auch, mit dem Helm?) und befindet sich auf der oft so passenden Grenze zwischen "Entweder man liebt es oder man hasst es". Wer tiefgehendes Mimenspiel erwartet und große Hintergrundgeschichten zur Motivation des Hauptcharakters erwartet, der ist fehl am Platz und wird es hassen. Die Motivation ist die eigene (eventuell ja sogar fehlgeleitete) Version der Gerechtigkeit und der geht Judge Dredd mit allen Mitteln nach. Was Urban allerdings mit der Stimme, der Gestik und seinem Auftreten in Uniform macht, ist plausibel und passt perfekt zu den Comicvorlagen. Auch die herunter gezogenen Mundwinkel sind, neben einer eventuellen Verneigung an Stallone, viel mehr ein wichtiges Element der Figur, die er verkörpert. Auch Olivia Thirlby und Lena Headey machen ihre Jobs solide und cool und geben den Charakteren Farbe und definitive menschliche Präsenz, ohne zu versuchen, ihnen eine zu künstlerische oder sehr nachdenkliche Note zu verpassen.

                                            Was der Film aber vor allem richtig macht: Actionsequenzen! Und zwar viele davon. Es gibt extreme Zeitlupen, Kugeln schlagen in Körper und Wände ein, das Blut spritzt auch gerne mal ein wenig mehr und das ganze passiert (auch dank Kameramann Anthony Dod Mantle, der einen tollen Job gemacht hat) in einer sehr stylischen Optik, die Freunde von Gewalt in Filmen sicherlich freuen dürfte, das ganze aber nie zu sinnlosem Torture-Porn verkommen lässt. Meine Empfehlung ist der englische Originalton (nur für die Stimmung...viel gesagt muss manchmal ja eh nicht werden) und definitiv die ungekürzte FSK 18 Fassung, da der Film sonst (wortwörtlich) an Einschlag verliert. Letztendlich bekommt er dafür ein gutes Sehenswert (7,5) mit klarer Ausrichtung in Richtung 8,0, da er einfach unterhaltsam ist und ohne falsche Vorgaben einfach ein Actionfilm sein will!

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                                            • 8
                                              über Ant-Man

                                              Ant-Man (2015)

                                              Big things come in small packages - So oder so ähnlich müsste es eigentlich auf dem Kinoplakat stehen und so schleicht sich dieser Film in meine Liste der Marvel-Highlights. Er ist schlüssiger und geradliniger als manche Abenteuer des Iron Man, mindestens ebenso lustig und aufgrund der schier unglaublichen Grundsituation des Films (Ich meine...Ant-Man hat Ameisengröße, hat unglaubliche Schlagkraft und kann je nach Bedarf zwischen Ameisen- und Menschengröße wechseln...das klingt doch perfekt für tolle Actionsequenzen) ist er wie gemacht für Szenen, die wir so noch nicht gesehen haben und auch so nicht so leicht wieder sehen.

                                              Als ich von der Idee des Ant-Man (er war mir aus der Comic-Jugend nicht wirklich geläufig) gehört habe, dachte ich erst "Müssen die jetzt wirklich alles verfilmen? Was für eine doofe Idee." - Ich wurde eines besseren belehrt. Allein die Tatsache, einen Superhelden auf Ameisengröße zu haben, liefert schon genug Kreativ-Munition für allerhand Jokes, One-Liner und Actionszenen und außerdem ist die Chemie zwischen Evangeline Lilly, Michael Douglas und Paul Rudd (der einen sehr coolen Einstieg ins Marvel-CU hat!) definitiv cool anzusehen. Aber auch der Supporting Cast spielt mit Freude am Job und bringt einen häufig zum lachen, allen voran ein sehr sympathischer Michael Peña.

                                              Der Film an sich braucht ein wenig Anlauf und nimmt sich Zeit, die Charaktere einzuführen und das Fundament zu gießen, dass sicherlich noch einige andere Ant-Man Abenteuer sowie sein Engagement bei den Avengers stützen soll. Nimmt er allerdings erstmal Anlauf und die Bremsen raus, rollt er munter schneller und schneller Richtung Ende und weiß dabei zu überzeugen. Das einzige Manko, wie leider bei so vielen Comic-Verfilmungen von Marvel, ist der Bösewicht. Solide gespielt, sicherlich nicht komplett langweilig und irgendwie sympathisch, weil er nicht vorgibt, etwas anderes zu sein, als er ist. Er ist einfach hinter Geld her, angefressen von der Vergangenheit und will seinen Willen. Sounds fair - und ist es auch. Diese Simplizität macht den Film dann auch viel weniger überladen, als es zB der unterhaltsame, aber nicht ausreichend aufgelöste "Avengers 2 - Age of Ultron" ist. So bleibt mehr Zeit, die Technologie einzuführen, durch Jokes zu unterhalten und einen Superhelden (samt Training) aufzubauen.

                                              Kreativer, witziger und irgendwie sympathischer Comic-Film mit einem tollen Paul Rudd (hätte nie gedacht, dass mal zu sagen), guten Nebendarstellern, tollen Szenen, Emotionen und einigen Easter Eggs aus dem Marvel-Cinematic Universe. Daher gibt es locker eine 8,0 und das Versprechen, ab jetzt den Ant-Man nicht mehr als "doofe Idee" zu belächeln.

                                              PS: (**KLEINER TIPP BZW SPOILER**) Es gibt zwei Credit-Scenes...eine, die direkt nach den animierten, bunten Credits des Hauptcasts erscheint und eine, die ganz am Ende, nach den Schwarz-auf-Weiß Rolling-Credits kommt, wenn es eigentlich schwarz werden sollte auf der Leinwand. Als Freund des MCU empfehle ich "sitzen bleiben".

                                              • 7

                                                Killing Them Softly (2012)

                                                Ein toller Cast, coole Musik, eine abgedrehte Story, kranke Konversationen: Jaja, da kommen die Tarantino-Vergleiche sehr schnell - Jedoch sind sie fehl am Platz, da der Film dessen Qualität und Originalität nie erreicht und zB nie so stilvoll mit Musik umgeht, um nur ein Beispiel zu nennen. So enttäuschend, wie so manch anderer hier, habe ich den Film jedoch nicht empfunden.

                                                Im Gegenteil: Über weite Strecken war ich sogar sehr gefesselt und habe die Darstellung genossen. Fakt ist aber, dass einen nie das Gefühl beschleichen will, hier einen modernen Klassiker zu sehen und immer wieder lässt eine ziellose Diskussion den aufgestauten Dampf entweichen, der sich um so schöner auf der Leinwand hätte entladen können. Mit ein wenig zielgerichteten Dialogen und ein/zwei zusätzlichen Actionszenen hätte dieser Film auch gut und gerne 120 min Laufzeit haben können, da die Bilder über weite Strecken unglaublich schön eingefangen sind und man von Anfang an merkt, dass hier kein Standart-BigBudget-Actionfilm gedreht werden sollte. Der Anspruch und der damit verbundene Zwang, über die eigens gesetzte Hürde zu springen, ist aber auch das, was den Film letztendlich die Beine bricht und ihn nur solide werden lässt.

                                                Der großartige Gandolfini ist leider zu sehr am Rand, um sein volles Potential auszuschöpfen, spielt jedoch wie immer gut. Auch Brad Pitt gefällt mir an sich gut und neben all den anderen Akzenten und Stimmenfarben, die er in seiner Karriere mit Leben füllen musste, hat auch Jackie Cogan in diesem Film wieder seine ganz eigene Intonation und Wortwahl. Pitt füllt die Rolle als einer der wenigen Darsteller voll aus. Jedoch fehlt es der Rolle seitens des Drehbuchs an Tiefgang, Background und Motivation. Man wird in die Geschichte geschmissen, nimmt 90 min als Beobachter teil und ist dann wieder im Alltag. Da fehlen mir die Highlight-Szenen (außer der Zeitlupe und die Autoexplosion) und die Emotionen in Richtung der Protagonisten (wenn man sie so nennen will).

                                                Was bleibt, sind einige recht lustige Szenen und Dialoge zwischen den stumpfsinnigen Räubern, eine tolle Zeitlupen-Einstellung, ein gut spielender Brad Pitt und eine Story, die ein Highlight im jüngeren Gangsterfilm-Kino hätte werden können, aber leider zuviel Chancen auf dem Weg liegen lässt. Sehenswert ist er aber schon alleine aufgrund der Bilder und bekommt daher eine 7,0.

                                                • 8 .5

                                                  Gone Girl (2014)

                                                  Ein Film, mit dem David Fincher mal wieder gezeigt hat, was er kann und worin seine doch recht eindrucksvolle Filmographie ihre Stärken hat. Nun ja, natürlich reden wir hier nicht von einem Klassiker im Sinne von "Seven" oder "Fight Club" (von denen einer auch ein paar Jahre zum Kultstatus brauchte, also...vielleicht überrascht du mich ja noch, Filmwelt), aber als fotografisch schöner und beklemmender Psychothriller um ein spannendes Verschwinden, mit noch viel spannenderer Auflösung, geht dieser Film als einer der stärkeren der letzten Jahre in meine Liste ein.

                                                  Rosamund Pike, welche mir zuvor hauptsächlich durch ihre Rolle im schlechtesten Bond-Film aller Zeiten (fyi - "Die Another Die" mit Pierce Brosnan) bekannt war, stiehlt hier allen schauspielernden Mitstreitern mal eben die Butter vom Brot und liefert eine herausstechende Performance ab. Aber auch Ben Affleck, auf dem soviele (nicht nur Batman-Fans) gerne rumhacken und von ihm sagen, er könne nicht schauspielern, liefert für mich eine überzeugende Leistung ab. Es ist nicht leicht, all die subtilen und kaum sichtbaren Wendungen und Stimmungsschwankungen einer solchen Rolle hauptsächlich durch den Blick und die Gestik zu übermitteln und doch merkt man ihm in jeder Szene irgendwie an, wie er gerade "drauf ist" und wie er zur Gesamtsituation steht. Tyler Perry bringt zudem eine fast komödiantische Note mit in den Film, die fehl am Platz sein könnte, aber sich auf eine coole Art und Weise in den Gesamtkontext eingliedert.

                                                  Alles in alles möchte ich gar nicht mehr schreiben, da jeder weitere Text mehr und mehr nach Spoilern verlangt, um Meinungen mit Beispielen zu unterfüttern und daher sage ich abschließend: Spannender, toll gefilmter Thriller mit gut gewählten Schauspielern, einer bedrückenden Stimmung und einigen Momenten, wo man nur denkt "Was ist da denn bitte los?" - das macht im Umkehrschluss eine gute 8.5!

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                                                  • 7
                                                    über Ted 2

                                                    Ted 2 (2015)

                                                    Trotz eines teilweise relativ blass agierenden Mark Wahlbergs schafft es Ted 2, mich zu einem "Sehenswert" zu bewegen. Ich beziehe mich dabei auf die Originalton-Fassung aus den USA, die ich heute im Kino ansehen durfte.

                                                    Die mangelnde Gag-Dichte, welche von einigen bemängelt wird, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich habe herzlich gelacht, auch, wenn das Witz-Niveau natürlich ab und zu arg in den Keller sinkt. Dennoch sind die Witze da und die Stellen, die ruhiger sind, werden durch Action oder Dramatik gefüllt, so dass der Film nie wirklich richtig langweilig wird. 10 Minuten weniger Spielzeit und ein wenig mehr Schere bei unwichtigeren Aspekten hätten dennoch gut getan. Es stimmt, dass die Witze und einzelnen Gag-Sequenzen teilweise ein wenig einander gereiht wirken, ohne dabei auf einen tiefgehenden roten Faden zu vertrauen, aber selbst der vielmals als eindeutig besser bewertete erste "Ted" war meiner Meinung nach in der Hinsicht kein feingetunetes Kinodrama mit Drehbuch-Oscar.

                                                    Man bekommt das, was man erwartet. Nicht mehr und nicht weniger. Das ganze ist auf dem Weg dann aber doch arg lustig und bis auf zwei/drei derbere, geschmacklose Witze auch nicht ganz so aggressiv, wie man es eventuell vermuten würde. Dennoch ist es definitiv nichts für Kinder auch politisch sehr korrekte Damen & Herren könnten so ihre Probleme mit dem ein oder anderen Joke haben.

                                                    Bleibt zu sagen, dass Amanda Seyfried und Morgan Freeman natürlich ein wenig verheizt werden in ihren Rollen und aufgrund des Drehbuchs hinter ihren Möglichkeiten bleiben. Das ist aber definitiv nicht die Schuld der Schauspieler. Der animierte Teddy ist wie im ersten Teil der Oberhammer, passt einfach gut in das Bild und entwickelt dank Mimik und Gestik auch wieder genug Charakter, um mit dem Protagonisten zu fühlen und die Daumen zu drücken.

                                                    PS (Mini-Spoiler): Die ComicCon-Szenen sind der Hammer...ein Traum für alle Nerds und Sci-Fi-Fans...ich als alter Trekkie habe mich sehr über die kleinen Gastauftritte von Nana Visitor (alias Major Kira Nerys aus Deep Space Nine) und Michael Dorn (alias Lieutenant Commander Worf aus The Next Generation) gefreut. Letzterer nimmt seine ikonische Rolle ja letztendlich sogar selbst ein wenig auf die Schippe ;)

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