Leon Schumacher - Kommentare
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Gesehen beim Cologne Filmfestival
Diamantino, Portugals Jahrhundertfußballer, Model und Nationalheld verschießt, begleitet von riesigen, mit rosa Wolken umgebenen Hunden den entscheidenden Elfmeter gegen Schweden im Finale der WM 2018. Der Held wird zum lachhaften Meme, von seinen Schwestern bestohlen und von der Steuerfahndung beschattet, von der nationalistischen Partei missbraucht und von seinem adoptierten Flüchtling belogen. Christiano Ro... äh Diamantino zeichnet ein Bild einer erwachsenen Gesellschaft, die von Manipulation, Gier und Vorurteilen durchzogen vergisst, was glücklich macht. Chaotisch und wunderbar absurd bilden die Regisseure die Realität ab, wie sie ein superreicher Fußballstar mit dem Gehirn eines 12-jährigen nunmal wahrnimmt. Ein nie da gewesener Blickwinkel und ein sehenswerter Film. #ffcgn
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Gesehen beim Cologne Filmfestival
High Life Regisseurin Claire Denis scheint nicht an die Menschheit zu glauben, denn auch in neuem Lebensraum bleibt der Mensch voller psychischer Probleme, egoistischer, triebgesteuerter Macht, die der Natur zuwider handelt. Denis versteht es, intensive Szenen an vollkommene Ruhe zu reihen, die Brutalität der Menschen, umgeben von Selbstgeschaffenem und daneben die Ruhe der Natur.
Ganz nebenbei schafft sie einen beeindruckenden Beitrag zu der aktuellen Debatte um Gleichberechtigung und manipuliert gekonnt die Emotionen der Zuschauer. High Life ist böse und gut, ist aufwühlend und beruhigend, doch in erster Linie zeigt er die Problematik der Existenz des Menschen, der sich zu weit entwickelt hat, um sich den gesunden Naturzustand eingliedern zu können. Auf der Erde ebenso wie auf jedem Planet, der noch bevölkert werden wird. Das scheinen am Ende auch die Figuren zu verstehen. #ffcgn
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Gesehen auf dem Cologne Filmfestival
Leider(!!) verspielt dieser erstaunlich explizite Film über ein dem NSU zum verwechseln ähnlichen rechten Terror-Trio am Anfang und am Ende die Chance einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre zu werden. Das mit zwei Stunden etwas zu lange Wintermärchen vergeudet zu Beginn zu viel Zeit mit Sex-Szenen, die zwar wichtig für die Darstellung der Beziehung zwischen den Charakteren sind und für deutsche Filme außerdem ungewohnt explizit und damit intensiv sind, von denen jedoch etwa die Hälfte ausgereicht hätte, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Zum Schluss findet der Film das Ende nicht und lässt seine Intensität durch die Länge etwas zu sehr abklingen. Zwischen diesen beiden Schwachstellen befindet sich eine der intensivsten, interessantesten und offenbarensten Stunden Film des Jahres, die politische Dimension, soziales Gefüge und Psyche der Täter auf beeindruckend reale, fordernde und extrem unangenehme Weise behandelt. #ffcgn
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Gesehen auf dem Cologne Filmfestival
Paolo Sorrentino, dem Regisseur von großen Werken wie Youth, La Grande Belezza oder Il Divo, leistet sich mit seinem neuen Werk Loro einen riesigen Fehltritt. Der Film, der sich mit der Figur Berlusconi auseinanderzusetzen versucht, versagt auf ganzer Linie. Nach 20 Minuten hat jeder auch noch so langsame Zuschauer verstanden, dass die italienische Politik von sexistischen, machtbesessenen und egoistischen Männern dominiert wird, für die Frauen nichts anderes als Mittel zum Zweck sind. Diese Darstellung von geilen Männern, nackten Frauen und banalsten politischen Intrigen wiederholt Sorrentino dann in einer gefühlten Endlossschleife, sodass er auf 2h zu lange 145 Minuten Laufzeit kommt. Szenen, die Sorrentinos La Grande Bellezza-Genie aufblitzen lassen wirken in diesem Werk gewollt und völlig fehl am Platz, die politische Auseinandersetzung mit der Hauptfigur kratzt nur leicht an der Oberfläche und die Menge an weiblicher nackter Haut, die der Film präsentiert lässt durchaus die Frage zu, ob ein endloses Schaulaufen von Charakterlosen Frauen wirklich dazu taugt, das politische Patriarchat zu kritisieren. Weniger, dafür intensiver, wäre hier eindeutig mehr gewesen. Der Mann, der mit Il Divo bewiesen hat, dass er sich einfallsreich und hintergründig mit der italienischen Politik zu beschäftigen vermag, kann diesen Eindruck mit Loro nicht einmal im Ansatz bestätigen. #ffcgn
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I, Tonya, das Biopic über die ehemalige Eisläuferin Tonya Harding, ist ein großartiger Film. Während sich die meisten Biografien auf die Fahne schreiben, sie würden die Wahrheit erzählen, spielt der Film I, Tonya ganz offen damit, dass er aus rein subjektiven Schilderungen der beteiligten Personen beseht. Kein Film über wahre Geschehnisse, ja keine Nachrichtensendung kommt ganz ohne Subjektivität aus, doch scheint es jeder Film, jeder Tagesschaubeitrag für sich zu beanspruchen. Dieses Werk jedoch nicht. Gerade dieser Schachzug macht den Film zu etwas Besonderem, das in dem Umfeld von immer ähnlicher werdenden Produktionsmechanismen einen neuen Weg einschlägt. Ganz nebenbei erörtert I, Tonya Themen wie Erziehung und häusliche Gewalt intensiv, zeigt dabei Extreme und Szenen, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Doch ist der Film eben nicht nur ambivalent in seiner humoristisch anmutenden Darstellung harter Szenen, der Film ist offen subjektiv. Und wenn der seine Frau schlagende Ehemann die Taten im Nachhinein relativiert, dann zeigt der Film dies. Und wenn Tonya entgegen der allgemeinen Darstellung behauptet, sie hätte nicht auf ihren Ehemann geschossen, dann sagt sie es uns, während wir die Szene sehen, in der es passiert. I, Tonya zeigt uns die zwei Seiten der Wahrheit und führt uns in seiner Machart beispielhaft vor Augen, warum "objektive Berichterstattung" grundsätzlich zu hinterfragen und Subjektivität nichts Schlimmes ist. Der Film ist, was Journalismus sein sollte: transparent, wer gerade mit welchem Interesse berichtet, vielseitig in seinen Aussagen, die er nicht wertet und eben nicht voller verschleierter Meinungen, die versteckt und einseitig beeinflussen.
Der Film macht spaß, ist toll geschnitten, toll gespielt, intelligent und hat eine Aussage, die heutzutage ebenso gewagt wie selten ist.
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Der Black Swan ist Natalie Portman, ist eine verlorene Kindheit, ist elterliche Verbitterung. Aronofskys Drama über eine Ballett-Tänzerin ist ein harter Horrorfilm und ein tragisches Drama, ist ein Kunstfilm über Kunst, bleibt aber dennoch auf dem Boden. Black Swan ist schauspielerische Meisterleistung gepaart mit großartiger Inszenierung. Die Musik, die Bilder, wunderschön und schrecklich. Die Psyche der getriebenen, scheiternden wie erfolgreichen Protagonistin wird so intensiv beleuchtet, dass der Zuschauer hineingesogen wird in Portmans Seelenleben, welches von Wahnvorstellungen und großem Leid durchzogen ist. Black Swan ist ein vollendeter Psychothriller, der so intensiv ist, dass man froh ist, am Ende wieder losgelassen zu werden.
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Der Debut-Film von Aronofsky handelt von der Zahl Pi. Der Protagonist in dem Schwarz/Weißen Psycho-Film ist besessen von logischen Zahlenfolgen, Mathematik in der Natur sowie Mustern in Zahlensystemen. Was nach einem Film aus dem Mathe-Unterricht klingt ist ein visuell beeindruckendes Werk, das den Zuschauer durch seinen Look und seine Darstellung von Besessenheit bis hin zum völligen Wahnsinn in seinen Bann zieht. Letzten Endes geht es nicht um Zahlen. Es geht um Sucht, um den inneren Zwang, ein Ziel zu verfolgen, das das Leben bestimmt und dabei hilft, alle anderen Anforderungen auszublenden. Starkes Spielfilm-Debut, das Surrealismus und Realismus vereint und damit schwer zugänglich ist, jedoch den belohnt, der den Zugang findet.
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Jennifer Lawrence und Javier Bardem spielen in Aronofskys neuestem Film ein Ehepaar, das in einem abgeschotteten Haus wohnt und nur selten in Kontakt mit anderen Menschen kommt. Zu Beginn ist es durchaus interessant, Jennifer Lawrence durch das große Haus zu begleiten, während ihr Mann eine Schreibblockade durchlebt und zeitweise ein unangenehmer Zeitgenosse ist. Auch der erste unangekündigte Besuch, sowie die weiteren skurrilen Personen, die das Haus aufsuchten, weckten noch mein Interesse und meine Neugier, wie die Auflösung dieses stark gespielten Films wohl aussehen wird. Doch zum Ende hin dreht der Film um 180 Grad und wird zu einem einzigen Wust an verrückten Szenen und Metaphern, sodass man schon bald nicht mehr hinterherkommt. mother! ist intensiv und beeindruckt visuell auch hin und wieder, jedoch lässt der Film den Zuschauer letzten Endes vollkommen ratlos zurück. Der Film erstickt an seinen eigenen Metaphern und Symbolen, seinen unverständlichen Bibelanspielungen und offenbart den Willen Aronofskys, nicht nur Regisseur, sondern auch Künstler zu sein. Vielleicht verarbeitet er diesen Wunsch auch in der Figur von Javier Bardem. Vielleicht ist mother! ein künstlerisch wertvolles Meisterwerk, welches die innere Zerrissenheit und Unzufriedenheit des Schöpfers auf die Leinwand bringt, allerdings ohne dabei ein wirklich guter Film zu sein.
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Deutlich kreativer und besonderer als Noah ist The Fountain, der in drei Zeitebenen eine Geschichte über das Leben, das Sterben und das Schicksal erzählt. Dies tut Aronofsky mit vielen Symbolen, einigen schwer zu entschlüsselnden Szenen und einer letztendlich leider zu wirren Geschichte, die sich eindeutig zu viel zumutet. Der Regisseur, der sein Können bezüglich der abstrakten Darstellung verschiedener Themen ebenso unter Beweis gestellt hat wie sein Händchen für das Verzahnen mehrerer Erzählebenen scheitert bei The Fountain leider an seinen eigenen Stärken. Die Geschichte ist unübersichtlich und die Symbolik entweder zu platt oder zu verschlüsselt, sodass am Ende ein Film bleibt, den niemand wirklich gebraucht hätte.
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Was sich Aronofsky bei diesem Film gedacht hat, bleibt ein völliges Rätsel. Noah mit Russell Crowe und Emma Watson erzählt die Geschichte von der biblischen Person Noah und dem bekannten Bau seiner Arche, auf der er seine Familie und viele Landtiere rettete. Aronofskys Umsetzung der epischen Geschichte wirkt pausenlos vollkommen kitschig und belanglos. Die Schauspielerleistungen sind von aufgesetztem Over-Acting durchzogen und kaum auszuhalten, während die Special-Effects ihr übriges tun um das Seherlebnis endgültig zu zerstören. Mit einem Budget von 125 Millionen US-Dollar ist der Film der mit großem Abstand teuerste, den Aronofsky je gedreht hat, weshalb es offenbar Streitigkeiten mit dem Studio bezüglich des Final Cuts gab. Wer sich letztendlich durchgesetzt hat ist nicht klar, jedoch lässt der Film jegliche Kreativität und jegliche Besonderheiten vermissen, weshalb Paramount offenbar beim finalen Schnitt das Sagen hatte. Hoffen sollte man es zumindest.
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The Wrestler erzählt eine ähnliche Geschichte wie Black Swan. Der ehemalige Profi-Wrestler "The Ram", gespielt von Mickey Rourke, findet sich nicht zurecht in einer Welt ohne Rampenlicht, ohne Fans, ohne Wrestling. Probleme mit der Tochter, Probleme mit gewöhnlichen Jobs und Probleme, den fortschreitenden Alterungsprozess seines Körpers zu akzeptieren. Was klingt, als würde der Film wenig Neues bieten, wird durch Aronofskys intensive Inszenierung und Rourkes großartiges Spiel zu einem Meisterwerk des Sportfilms. Eindrucksvoll spielt der Regisseur mit der Erwartungshaltung der Zuschauer, indem er das übliche Rezept für einen Film des Genres über Bord wirft und dem Genre seinen eigenen Stempel aufdrückt. Brutal und schonungslos präsentiert Aronofsky den Sport ebenso wie Rourkes Seele. Beides wird weder geschönt noch glattgebügelt, beides wirkt authentisch und weckt Interesse an einem Sport, der weitgehend als albern angesehen wird. Es gibt keine Helden in The Wrestler, nur Rourke und eine Welt, in der es keinen Platz mehr für den alternden Profi gibt. Dass der Protagonist das weiß und letzten Endes auch akzeptiert macht den Film so einzigartig, innovativ und unfassbar traurig.
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Einmal gesehen und nie wieder. Es gibt nur wenige Filme, die zu Lieblingsfilmen werden und die man aber kein zweites Mal schauen will. Neben Dancer in the Dark und Irreversible ist bei mir auch Requiem for a Dream einer dieser Filme. In einem Zeitraum von drei Jahreszeiten erzählt dieses Meisterwerk von verschiedenen Personen, die durch Drogensucht jegliche Träume in ihrem Leben zunichte machen. Illegales Heroin ebenso wie legale Abnehmpillen. Requiem for a Dream ist eine schreckliche Tragödie über den durch TV-Programm und Werbung vorgegaukelten amerikanischen Traum, der ebenso ein Traum bleibt, wie die Zukunftsvisionen im Heroin-Rausch. Der Film ist Horrorfilm, Psychothriller und Sozialdrama in einem, ist handwerklich auf höchstem Niveau und der Umgang mit dem Thema Drogen war selten so abschreckend und einprägsam. Aronofsky hat einen Film geschaffen, den man kein zweites Mal schauen möchte. Auch hat er einen Film geschaffen, den man kein zweites Mal schauen braucht, weil er sich für immer ins Gedächtnis brennt.
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Guillermo Del Toro, Regisseur von den Meisterwerken Pans Labyrinth und Hellboy 2: The Golden Army, hat mit The Shape of Water erneut einen beeindruckenden Film gedreht. Jede Sekunde spürt man seine Liebe zu dem Medium Kino und der Film wirkt wie ein klares Statement gegen die aufkommende Verlagerung des Filmkonsums in das Home-Entertainment und für den Erhalt der Kinokultur. Dies tut er nicht nur mit den wunderschönen Bildern und der Musik, die nur im Kino ihre volle Wirkung entfalten kann, auch wird im Film selbst das Kino als magischer Ort dargestellt, der beeindruckt und verzaubert.
Vor dem Hintergrund des kalten Krieges und des gegenseitigen Hasses aufgrund von Hautfarben und Nationalitäten erzählt The Shape of Water mit einer überraschend besonderen und spannenden Geschichte Gegenteiliges. Die sehr spezielle Liebesgeschichte zwischen der stummen Elisa und einer unbekannten Kreatur aus dem Wasser ist eine Ode an den Blick für Gemeinsamkeiten und fordert eine Rückbesinnung auf das Selbstverständnis als Lebewesen der Erde, anstatt nationales Denken weiter auszubauen. Dabei schafft Del Toro, was amerikanische Filme mit einem ähnlichen Hintergrund oft versäumen: Er bezieht keine Stellung für die USA, er lässt Schwarz und Weiß fallen und zeigt den Charakter beider Seiten des kalten Krieges gleichermaßen Rücksichtslos und Verabscheuungswürdig. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Empathie mit der Natur geraten in The Shape of Water in den Hintergrund, wenn es nur darum geht, dem Feind möglichst großen Schaden zuzufügen und jedes Wunder der Natur nur auf seine Nützlichkeit als Waffe untersucht wird. Dagegen steht der wissenschaftliche Drang nach Fortschritt und Elises vorurteilsfreie Akzeptanz anderer Lebensformen aufgrund ihrer eigenen Situation in einem großartigen Gegensatz, der dem Film eine Ebene abseits seiner Bildgewalt verleiht.
Große schauspielerische Leistungen, wunderschöne Bilder und tolle Musik, dazu eine extravagante Geschichte, die mit viel Liebe zum Detail beeindruckt, zu Völkerverständigung und einem neuen Selbstverständnis aufruft. Das alles wird mit der angenehmen Naivität präsentiert, die aus der vereinfachten Darstellung des Themas Krieg resultiert und dem Ganzen eine märchenhafte Stimmung verleiht, sodass man trotz ernstem Thema, teilweise brutaler Szenen und der realitätsbezogenen Aussage mit einem guten Gefühl das Kino verlässt.
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Japanuary Nummer 4: Battle Royale. Selten war es so schwer, etwas über einen Film zu schreiben. Battle Royale erzählt eine Geschichte über Schüler, die sich aufgrund einer politischen Maßnahme gegenseitig in brutalster Weise umbringen müssen, bis nur noch einer überlebt. Grausam und platt? Meine Gedanken während des Films gingen tiefer. Battle Royale behandelt das Thema unterdrückter Gefühle in einer Gesellschaft, die Ehrlichkeit, Offenheit und Emotionalität schon aufgrund ihrer Funktionsweise unterdrückt. Extremsituationen bringen diese Gefühle zum Vorschein, da plötzlich der Rahmen für Gewalt und Mord vorhanden ist. Auch zeigt Battle Royale ein völlig absurdes Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern, in dem die erwachsenen Entscheider Kindern und Jugendlichen Schuld für nationale Missstände zuweisen, ohne dabei einen Rückschluss auf die eigene Erziehung zu ziehen. In Rückblenden sieht man immer wieder, wie die Probleme und Versäumnisse der Eltern in den Kindern stattfinden. Es wirkt wie eine gesellschaftlich bedingte Entfremdung zwischen Alt und Jung sowie eine gesellschaftlich bedingte Unterdrückung von Gefühlen. Auf diese Weise stellt der Film die moderne Art des Zusammenlebens grundsätzlich infrage, zumindest tat er dies für mich.
Battle Royale ist ein gelungener Film, der blutig, hart, jedoch auch immer wieder freiwillig und unfreiwillig komisch ist. Einige großartig intensive Szenen bleiben tief im Gedächtnis, einige Längen, die der Film unzweifelhaft hat, eher weniger. Der Film bewegt sich auf dünnem Eis und ist kurz davor, einfach Trash zu sein, der eine absurde Geschichte erfindet, um zwei Stunden lang sich gegenseitig umbringende Schüler zu zelebrieren. Für mich hat es Battle Royale jedoch geschafft, mehr zu sein.
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Japanuary Nummer 3: Violent Cop von und mit Takeshi Kitano. Den meisten Deutschen dürfte dieser große japanische Regisseur, Schauspieler und Comedian wohl am ehesten durch Tashi's Castle ein Begriff sein. Die Stimmung aus dieser albernen Parkour-Show zieht sich durch Violent Cop wie ein roter Faden. Der durchaus brutale Film über einen gewalttätigen Polizisten, der sich um moralische Grundsätze seines Berufs nicht weiter schert, bricht seine spannenden Szenen immer wieder durch extrem lustige, überspitzte Nuancen, die den Zuschauer nicht zuletzt durch Kitanos Mimik und seinen zu Beginn eindimensional wirkenden Charakter zum Lachen bringen. Für westliche Verhältnisse kann die Vermischung von einer absolut schonungslosen und zum Ende hin grausamen Geschichte mit skurrilen Slapstick-Momenten durchaus gewöhnungsbedürftig sein. Für mich hat gerade diese Mischung den Film zu etwas Besonderem gemacht. Immer wieder nimmt die Geschichte unerwartete Wendungen. Schockierendes bringt plötzlich zum Lachen und Lustiges schockiert. Die Geschichte ist hierbei stark genug, um diese Brüche auszuhalten. Kitano hat sich durch den Japanuary bereits jetzt zu einem meiner absoluten Lieblingsschauspieler entwickelt und auch als Regisseur zeigt er mit Violent Cop großartige Kameraarbeit und seinen Sinn dafür, mehrere Ebenen der Unterhaltung gekonnt zu einem Gesamtwerk zusammenzuführen. Der etwas andere Buddy Cop Film handelt von dem Polizeiberuf in Japan, aufgrund der schlechten Bezahlung von Korruption durchzogen und es geht zu Beginn aufgrund des Charakters der Hauptfigur durchaus auch um fehlende Standards für die Einstellung von Polizisten. Im Laufe des Films verschieben sich die Sympathien so langsam und unterschwellig, dass es dauert, bis einem dieses Kunststück der Inszenierung und des Drehbuchschreibens auffällt. Die Geschichte spitzt sich immer mehr zu und endet mit einem Knall, der die Probleme der Verbrechensbekämpfung in dem Land der Yakuza und damit die dortige Polizei-Frustration so gut auf den Punkt bringt, wie es selten ein Film geschafft hat. Violent Cop ist filmisch ein Genuss, ist spannend, lustig, schockierend und erzählt eine Geschichte mit Tragweite. Kitanos Leistung als Regisseur ist, dass der Film dennoch in keiner Sekunde emotional überfordert. Seine Leistung als Hauptdarsteller ist, dass seine Figur und damit der Film dennoch glaubhaft bleibt.
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#Japanuary Nummer 2: Lady Snowblood, eine vollendete Rachegeschichte. Was der Regisseur hier auf die Bildschirme zaubert, wie er mit Zoom, Musik und Farben arbeitet, wie er die charismatische Hauptfigur in Szene setzt und dem Blut eine Art eigenen Charakter gibt, beeindruckt sehr. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Quentin Tarantino hier so einige unübersehbare Inspirationen für seinen eigenen Samurai-Revenge-Film holte. Einige Szenen wirken gar, als hätte Tarantino sie einfach nachinszeniert. Doch diesen Vergleich mit einem westlichen Werk braucht Lady Snowblood überhaupt nicht, denn auch ohne Tarantinos Ritterschlag ist der Film so fesselnd in seinen Bildern, dass er ab der ersten Minute Gänsehaut auslöst. Was man exploitationfilmtypisch storytechnisch einfach hinnehmen muss, macht er durch eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema Rache wieder wett. Lady Snowblood präsentiert zu Beginn den Drang nach Selbstjustiz für den Zuschauer menschlich und nachvollziehbar, zeigt jedoch im Laufe des Films, weshalb diese Art der persönlichen Vollstreckung gesellschaftlich untragbar ist. Wenn das Gesetz "Schuld" hat, gibt es für ebendiese keinen Anlass mehr. Bösartig und dennoch wunderschön, extrem blutig und doch wirkt der Film sehr clean. Ambivalenz in der Inszenierung, sowie der Herangehensweise an das Thema macht Lady Snowblood zu einem großartigen Werk.
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#Japanuary Nummer 1: Godzilla, im Westen zur platten Grundlage für zweitrangige Abenteuerfilme verkommen, steht in Japan wie ein Sinnbild für die US-amerikanischen Atombombenabwürfe 1945. Godzilla, das Wesen, das durch Atomtests geschaffen wurde, ist in dem Originalfilm von 1954 mehr als nur Monster. Der ganze Film zeigt eine verängstigte Gesellschaft, die einer völlig unerwarteten Bedrohung gegenübersteht und beinahe daran zu zerbrechen droht. Als wäre diese Visualisierung der atomaren Bedrohung nicht schon beeindruckend genug, geht Godzilla noch einen Schritt weiter und setzt sich mit der wissenschaftlichen Verantwortung gegenüber den Gefahren ihrer Erfindungen auf eine sehr interessante Art und Weise auseinander. Godzilla ist ein durch und durch japanischer Film, der nur als solcher funktioniert. Betrachtet man das Werk vor dem Hintergrund der japanischen Geschichte, so ist er durchaus ein Meisterwerk der Geschichtsaufarbeitung, das sich nicht scheut, Ursachen zu benennen und anzuprangern. Das Atombombentrauma, verarbeitet in einem durchaus spaßigen Abenteuerfilm mit charmanten Effekten, wirkt für einige westlich Geprägte vielleicht taktlos, regt aber deutlich stärker zum eigenen Nachdenken an, als ein klassischer Historienfilm ohne Interpretationsspielraum. Und dieses "eigene Nachdenken" ist doch das Einzige, was Bewusstsein und dann Veränderung schaffen kann.
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Mein Platz 1 der besten Filme des Jahres: Elle
Elle ist für mich der beste Film des Jahres. Isabelle Huppert spielt in Paul Verhoevens Meisterwerk ein Vergewaltigungsopfer. Ein Film, den sich in den USA niemand zu verfilmen gewagt hatte, der in seinen harten Momenten so schrecklich ist, wie in seinen humorvollen Moment lustig. Ein humorvoller, wie schockierender Thriller, bei dem man nie so ganz zu Hupperts Figur durchdringen kann, es dennoch genießt, ihr bei ihrem grandiosen Spiel zuzuschauen. Der Film unterhält mit seinen ständigen, unerwarteten Wendungen und nähert sich dem Thema Vergewaltigung damit auf eine neue Weise, indem man die Psyche des Opfers näher beleuchtet, als es normalerweise der Fall ist. Damit schafft es Verhoeven, dem Thema gerechter zu werden, als jeder vorherige Film. Letztenendes ist Elle jedoch einfach ein vollendeter Thriller á la Hitchcock, der Humor und Spannung verbindet, das ernste Thema wird jedoch nicht zuletzt wegen der grandiosen Darstellung von Frau Huppert nie auf die leichte Schulter genommen.
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Mein Platz 2 der besten Filme des Jahres: Hell or High Water
Der Neo-Western Hell or High Water schafft es, die ganze Misere der USA in 102 Minuten zu verpacken und dabei auch noch einen unterhaltsamen Film zu bieten. Der Regisseur verbindet gekonnt klassische Western-Elemente und aktuelle Probleme miteinander und setzt dabei das triste Texas in Szene. Banken, die das System kontrollieren und Existenzen gefärden, Vernachlässigung von ganzen Landesteilen und daraus resultierendes Ungleichgewicht zwischen Land und Stadt sind Probleme, die in Amerika nicht erst seit Trump akut sind. Fast schon beiläufig zeigt der Film den Sohn eines Farmers, der sagt, er wolle diese Arbeit nicht machen, es wäre schließlich 2016. Ein Western über politisch verantwortete Rückständigkeit in Zeiten von Smartphones und die Gefahr, die die Macht der Banken für ganze Gesellschaften haben kann, wenn es mehr Menschen wie die zwei Brüder gibt, die sich dem System nicht mehr beugen wollen. Ein ernüchternder und politisch äußerst relvanter Film, der durch seine spannende Story und starken Darsteller dennoch sehr unterhaltsam ist.
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Mein Platz 3 der besten Filme des Jahres: The Handmaiden
Park Chan-wook, Regisseur von Old Boy, konnte in diesem Jahr sein nächstes Meisterwerk in die deutschen Kinos bringen und zeigt einmal mehr, wie gut das asiatische Kino ist. The Handmaiden erzählt mit wunderschönen Bildern eine unfassbar interessante, völlig innovative Geschichte. In drei Kapiteln offenbart sich immer mehr von der Handlung und viele unerwartete Wendungen überraschen den Zuschauer so sehr, dass M. Night Shayamalan daneben verblassen würde. Die ersten beiden Kapitel zeigen die gleichen Geschehnisse aus unterschiedlicher Perspektive. Ein inszenatorischer Kniff, der so gut funktioniert, dass er den ganzen Film auf ein neues Level hebt. Diese Geschichte wird dann im dritten Akt zu Ende gebracht und ließ mich staunend zurück. Ein inszenatorisch wie inhaltlich beeindruckender Film.
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Mein Platz 4 der besten Filme des Jahres: Mudbound
Netflix brachte 2017 einige Filme heraus. Gute Beispiele wie Okja und The Meyerowitz Stories standen im starken Gegensatz zu Filmen wie Bright oder The Babysitter. Doch nur ein Netflix-Film konnte in diesem Jahr wirklich zeigen, welches Potenzial in den Produktionen steckt: Mudbound. Matschig zu Deutsch und das beschreibt den Film bereits äußerst gut, der auf den ersten Blick wirkt, wie der nächste Südstaaten-Film über Rassismus in einer langen Reihe. Doch Mudbound ist besser. Es geht nicht um den schwarzen Sklaven und den weißen Gutsherren, es geht um eine arme, schwarze Familie und eine arme, weiße Familie. Beide Familien pachten vom selben Land und sind theoretisch auf der gleichen Eben. Theoretisch, denn in den Köpfen beider Familien herrschen die festgefahrenen Gedanken der Ungleichheit. Als jeweils ein Sohn der Familie aus dem zweiten Weltkrieg zurückkehrt, zeigt sich, dass sich die Welt abseits der Südstaaten weiterentwickelt hat. Der Weiße versteht den Sinn von Rassismus nicht mehr, der Schwarze möchte sich nicht mehr wie ein Mensch zweiter Klasse behandeln lassen. Beides eckt in den eigenen Familien an. Fortschritt passt nicht zu Stillstand. Mudound zeigt nicht nur ein Facette, wie es beispielsweise 12 Years a Slave tat, bei Mudbound haben alle Figuren einen Hintergrund und sind vielschichtig. Starker Film mit einem atemberaubenden Ende. Großes Kino... beziehungsweise großes Netflix.
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Mein Platz 5 der besten Filme des Jahres: Suburra
Suburra startete in Italien schon 2015, in Deutschland bekam der Film erst Anfang 2017 seinen verdienten, wenn auch kleinen Kinostart. Wer den Film La Grande Belezza (2013) von Paolo Sorrentino kennt, der die Schönheit der Künstlerstadt Rom zeigt und den Zuschauer diese lieben lehrt, der stelle sich vor, dass Suburra das exakte Gegenteil ist. Suburra zeigt das dreckige, das korrupte und von mafiösen Machenschaften durchzogene Rom. Ein politischer Thriller, der viele Facetten von staatlichem bis hin zu menschlichem Versagen in sich vereinen kann und eine beeindruckend spannende wie interessante Geschichte über die vermeintlich wunderschöne Stad erzählt.
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Mein Platz 7 der besten Filme des Jahres: Personal Shopper
Manchmal schaut man einen Film, verliebt sich und weiß nicht so wirklich, warum eigentlich. Personal Shopper schafft eine besondere Stimmung, die schwer zu greifen oder in Worte zu fassen ist. Jedenfalls erzählt der Geisterfilm mit der großartigen Kristen Stewart eine ganz besondere Geschichte, die auf eine ganz besondere Art und Weise umgesetzt wird. Mehr lässt sich beinahe gar nicht zu dem Film sagen.
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Mein Platz 8 der besten Filme des Jahres: It
Für mich als Horrorfilm-Noob war It entgegen der allgemeinen Meinung stellenweise durchaus furchteinflößend. Doch die eigentliche Stärke des Film ist die selbe, die auch das Buch schon von üblichen Vertretern des Horror-Genres abhob. Der Film erzählt wunderschöne Coming of Age-Geschichten. Nicht nur eine oder zwei, sondern sieben Geschichten über Ängste, familiäre Probleme und das Älter werden erzählt It, bitterböse und wunderschön. Die Kinder wurden perfekt gecastet und sind so sympathisch und authentisch, dass ich den Film trotz der durchaus schrecklichen Geschehnisse gerne erneut schauen möchte. Wenn mehr Horrorfilme wie It erscheinen, könnte mir das Genre bald wieder besser gefallen. Oder man dreht einfach Coming of Age-Filme, die so gut sind wie dieser.
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Mein Platz 6 der besten Filme des Jahres: The Killing of a Sacred Deer
Der letzte Kinostart des Jahres bot nochmal eine Symphonie des Grauens der besonderen Art. Der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos beweist große inszenatorische Kunst und erzählt mit wundervoll bedeutungsvollen Bildern eine schreckliche Geschichte von Rache und dem Zerfall einer Familie. The Killing of a Sacred Deer blickt tief in die Seelen der Mitglieder der vermeintlichen Vorzeigefamilie, die bei Problemen jedoch vollkommen in sich zusammenfällt. Der bedrückendste Film des Jahres bietet keine Empathie, keine Liebe, aber wunderschöne Kamerarbeit.
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