Lydia Huxley - Kommentare

Alle Kommentare von Lydia Huxley

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    Ein kleines Isle of Dogs-Haiku:

    Sommer-Tiere, tanzt!
    Hunde und Katzen sind wir,
    wenn es Winter wird.

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      David Budd ist kein "Sommerkind". In seinem Inneren kämpft er mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Seine Familie ist bereits daran zerbrochen. Alles was er jetzt noch hat, ist sein Job. Und den macht er gut. Aber Trauerklos Budd nimmt seine Erfolge mit der nötigen Coolness hin. Eine Regung seines Mundwinkels könnte schließlich seinen posttraumatischen Stress offenbaren. Die monotone Sprechweise und den seelenlosen Blick hätte ich ehrlich gesagt nicht mehr gebraucht, um zu verstehen, was in Budd vor sich geht. So bleibt der BODYGUARD nicht nur unnahbar sondern leider auch hölzern, beinah künstlich. Das wäre kein Problem, wenn nicht auch sämtlichen Nebenfiguren blass und unsympathisch wären. Eine Identifizierung oder zumindest emotionale Bindung zu irgendeiner Figur ist mir nicht gelungen. So verschwanden deren Schicksale in dumpfer Bedeutungslosigkeit, während die Story um Terrorismus und politischen Verschwörungen sich eigentlich allmählich zuspitzen sollte. Gemächlichkeit macht sich breit zwischen der zweiten und fünften Episode. Ein kontinuierliches Spannen des Bogens ist zu spüren, jedoch ohne den Pfeil angesetzt zu haben. Dafür wartet das Finale mit einigen überzeugenden Szenen auf, die einen versöhnlicher auf das Vergangene zurückblicken lassen. Das Sommerkind war für mich aber schon in den Brunnen gefallen.

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      • Schön, dass an diesen fantastischen Zeichentrickfilm erinnert wird. Auch mein Herz hat er über die Jahre erobert, weil es einfach einer der nachhaltigsten Disney-Filme ist. In Bild und Ton einfach bezaubernd und genau wie du sagst, Robert, unglaublich charmant, gewitzt und intelligent. Da kommt eine riesige Welle an Wohlgefühl hoch, wenn man den Film schaut. Und, hach, Archimedes ♥

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          Was die musikalische Seite dieses Musicals angeht, hat GREATEST SHOWMAN seinen Job gut gemacht. Einige Lieder sind wirklich wunderbar. Großteils dafür verantwortlich ist der sehr effektvolle Einsatz des Orchesters, das aus den inhaltlich generischen Popsongs alles rausholt, was geht. Die filmische Seite hat mich weniger überzeugt, angefangen bei der Schnittstelle aus Musik und Erzählung. Generell habe ich ja nichts gegen Anachronismus, aber hier wirkte der moderne Power-Pop tatsächlich fehlplatziert. Ein Feeling für das 19. Jahrhundert sucht man die meiste Zeit vergebens. Dabei hatte gerade die zeitliche Einordnung für mich ihren Reiz. Das hätte ebenso für das Leben von P. T. Barnum gegolten. Der Entertainer, Politiker und selbsternannte "König Humbug" bietet genug Stoff, um einen Spielfilm zu tragen. Er war ein Marketing-Genie, ein Schwätzer und war sich für keinen geschmacklosen Unfug zu schade. Bezeichnend, dass schon Trump mit ihm verglichen wurde. Aber mehr als eine Inspiration und der Name ist von ihm im Film nicht übrig geblieben. Aus ihm wurde eine Familienmensch und Menschenfreund gemacht. Der arme Straßenjunge, der sich hochgearbeitet hat und zu einem geachteten Mann wurde. Soweit die Fiktion. Sich von realen Personen inspirieren lassen und daraus ein Netz aus wenig Fakt und viel Fiktion zu spinnen, das ist soweit genau mein Ding - ich denke da an Filme von Randall Wallace. Nur ist von P. T. Barnum halt nichts mehr übrig geblieben außer die Schlagworte Zirkus und Showbiz und sein eigentlich ziemlich interessantes Leben wurde zu einer biederen Seifenoper entwertet, die zwischen den zugegeben echt schön anzusehenden Choreos gerade noch Platz für etwas Gesellschaftskritik ließ. Es ist hübsch, bunt, dramatisch, glitzernd, laut, kitschig, rührselig, aber irgendwie auch wenig nachhaltig. Bis auf zwei, drei Songs. Die werden mich noch länger begleiten.

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            Lydia Huxley 19.10.2018, 19:04 Geändert 19.10.2018, 19:10

            Ein interessantes Gedankenspiel. Ich mag Was-wäre-wenn-Szenarien. Und dieses weckt meine Neugier besonders. Ich fragte mich während des Films immer wieder, ob Adolf Hitler tatsächlich so reagiert hätte - wäre er rabiater gewesen oder gar zurückhaltender. Unzählige Dokumentationen beschäftigen sich mit dem Thema, was für ein Mensch er war, vor allem eben im Privatem. Es scheint in seinem Falle auszureichen, die Frage zu stellen, ob er neben skrupellos und größenwahnsinnig tatsächlich auch noch ein liebender Partner oder ein charmanter Gastgeber und hilfsbereiter Freund sein konnte. Der Mensch im Monster fasziniert die Leute mehr als das Monster im Menschen.
            Die Komödie ist an mir vorbeigegangen. Eher begleitete mich stets ein leichtes Schaudern. Leider weiß der Film nicht gut damit umzugehen. Er versteift sich zu sehr darauf, seine Message in moralisch vertretbare Satire zu verpacken. Er präsentiert sie auf einem Silbertablett. ER IST WIEDER DA wirft übermütig das Spielbrett um und verkündet das Gedankenspiel gewonnen zu haben. Das hätte er, wenn er dem Zuschauer zugetraut hätte, selbstständig die richtigen Schlüsse zu ziehen. Aber die Richtung ist vorgegeben, das Ende eindeutig, mitdenken unnötig. Schade. Die Mahnung ist dennoch ernstzunehmen. Denn im Umkehrschluss bedeutet "Er ist wieder da", ES ist IMMER NOCH da. ES ist nicht mit dem NS-Staat untergegangen. ES sitzt immer noch in den Köpfen, wird weitergetragen, wird gefüttert. Und in diesem Moment sind wir wieder an einem Punkt angekommen, an dem Menschen ernsthaft daran arbeiten, ES als legitim zu erklären.

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            • Ich habe noch nie einen Horrorfilm im Kino gesehen. Das Hauptproblem ist, dass mir das Risiko zu groß ist, einen generischen Jump-Scare-Streifen zu erwischen. Die sind das günstigste Ticket nicht wert. Und dann sitzen da vielleicht noch Leute drin, die ihre Bremsspur in der Hose mit dummen Sprüchen kaschieren wollen. Wenn es dann doch mal ein interessanter Vertreter in die Kinos geschafft hat, hat man vorher keine Ahnung, weil die Trailer so geschnitten werden, dass es nach 'nen mainstreamigen Schocker aussieht, um möglichst viel Publikum reinzulocken.
              Lieber warte ich auf die Meinungen von den Kritikern meines Vertrauens. Dann kuschle ich mich abends allein auf die Couch - so entfalten sie ihre volle Wirkung - am besten mit Kopfhörer auf und geb mir die guten, psychologischen Hair-Raiser.

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                Lydia Huxley 08.09.2018, 12:08 Geändert 09.09.2018, 20:43

                Ganz klar, SIERRA BURGESS IS A LOSER lebt von seinen sympathischen Figuren. Vor allem die Hauptdarstellerin Shannon Purser ist absolut fantastisch und trägt den Film solide durch seine zuckerwattesüße Story. Doch so gut gemeint die optimistische Geschichte über den Sieg des guten Charakters und zwischenmenschlicher Chemie über zeitgeistiger Oberflächlichkeit auch ist, ist sie ebenso recht fragwürdig.
                In den vielen sozialen Netzwerken war und ist Catfishing ein riesen Problem. So harmlos es oft beginnt oder in Filmen wie diesen dargestellt wird, man sollte immer daran denken, dass Menschen belogen und betrogen werden und dass am Ende immer zwei gebrochene Herzen zurückbleiben. In der Realität gibt es hier nämlich kein Happy Ending. Das Opfer hat ein Bild der anderen Person im Kopf und baut darauf all die Gefühle auf, die durch das Schreiben und Telefonieren entstehen. Sobald die Wahrheit ans Licht kommt, bricht das ganze Kartenhaus in sich zusammen. Nicht nur, dass der Täter einem optisch völlig fremd ist, diese noch zuvor als perfekt wahrgenommene Person, mit der man vielleicht sogar seine Zukunft verbringen wollte, hat einen bewusst getäuscht - über Wochen und Monate, manchmal sogar Jahre - mit dem Wissen, dass man am Ende der Arsch sein wird. Es geht dann nicht mehr darum, darüber hinwegzusehen, dass der andere nicht so attraktiv ist, wie er vorgetäuscht hat. Man begreift, dass der Mensch, der einem zuvor völlig ausgefüllt hat, so nicht existiert. Natürlich spielt das Aussehen beim Kennenlernen eine entscheidende Rolle, Aufrichtigkeit aber auch. Und die währt eben länger. Catfishing ist scheiße und sollte in keiner Art legitimiert werden. Catfishing ist Betrug und allem voran, ist es Selbstbetrug.
                Fakt ist aber auch, dass als unattraktiv wahrgenommene Menschen in vielen Situationen wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Je weiter man vom Ideal abweicht, desto kleiner wird der Handlungsspielraum – bei der Partnerwahl, im Job, in sozialen Interaktionen. Eine Klassengesellschaft auf dem Rücken der Vielfalt und eine noch immer stark legitimierte Diskriminierung. Aber das ganze mit Selbst-Euphemismus oder konsumbehafteter Selbstoptimierung zu kompensieren, geschweige denn mit Betrug zu umgehen, macht einen weder schöner noch glücklicher. Was wirklich hilft, ist wie die Sierra Burgess aus dem ersten Teil des Films zu sein. Sie ist sich selbst bewusst, sich selbst genügend. Und in den Unhöflichkeiten der anderen sieht sie nicht ihre eigene Unzulänglichkeit sondern deren Unsicherheit. Jeder kämpft seinen eigenen Kampf, auch Veronica, die perfekte Cheerleaderin. Im eigentlichen Sinne ist Diskriminierung nichts Persönliches, sondern ein Ventil für Unzufriedenheit und Ängste. In Wahrheit interessiert keinen unsere Hakennasen, Halbglatzen, Schwimmringe oder Hautfarben. Alles nur Projektion, alles nur Wettkampf. Deren Problem, das sie versuchen, zu unserem zu machen. Ob sie es schaffen, entscheiden wir selbst.

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                  über Ibiza

                  Was für eine sinnfreie YOLO-Grütze. Es ist schwer zu glauben, dass das nicht ironisch gemeint ist. Schöne Bilder, nette Elektro-Sounds. Beim Rest fragt man sich, ob der Autor die Welt eigentlich außerhalb von Snapchat und Internet-Pornos kennt.

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                    Ist euch schon mal aufgefallen, dass in etlichen Filmen und Serien seit vielen Jahrzehnten das immer gleiche Requisit auftaucht? Eine Zeitung, um genau zu sein. Auch in diesem Film hier.

                    Ich wusste es nicht und fand den Artikel sehr interessant. Vielleicht mögt ihr mal reinlesen:
                    http://www.spiegel.de/einestages/al-bundy-bobby-ewing-marty-mcfly-alle-lesen-die-gleiche-zeitung-a-1216569.html

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                    • 5 .5

                      To All the Boys I've Loved Before

                      KEVIN: Vierte Klasse. Das erste Mal sehe ich meine Klassenkameraden mit anderen Augen. Besonders Kevin. Er fiel mir auf, weil er ein fröhlicher und offener Zeitgenosse war. Die Klassenlehrerin verteilt die Sitzplätze neu, immer Junge und Mädchen zusammen. Ich bekomme Kevin zugeteilt. Bin das glücklichste Mädchen der Welt. Sprechen werde ich mit ihm in den nächsten zwei Jahren kaum. Nur schwärmen. In der sechsten Klasse ist er mit seinen Eltern weggezogen. Ich habe ihn nie wieder gesehen.

                      OTTO: Siebte Klasse. Ich erinnere mich vor allem an seine Haare. Die mochte ich sehr. Dunkelbraun. Zurückgekämmt. Er war zurückhaltend, aber cool und ging gern angeln. Ich denke, er wusste, dass ich ihn mag. Gesagt habe ich nie etwas. Er kam mit meiner besten Freundin zusammen. Auch sie wusste von meinen Gefühlen. Ich schlug ihr meinem Bio-Hefter ins Gesicht. Sie hatte Verständnis.

                      MARKUS: Achte Klasse. Er war für sein Alter schon sehr maskulin, war groß und trug Drei-Tage-Bart. Nebenbei arbeitete er auf einer Go-Kartbahn. Ich war oft dort, bin nie gefahren. Auf dem Schulhof nannte er mich eine dumme, hässliche Kuh. Im Chemieunterricht weinte ich. Dann war ich auch schon über'm Berg.

                      MARKUS: Elfte Klasse. Schon wieder ein Markus, aber ganz anders. Nie war ein Junge bis dahin so nett zu mir gewesen. Wir lernten uns beim Beach-Volleyball kennen. Ich kaufte ihm sein Lieblingseis am Eiswagen - Vanille. Sechs Jahre später. Wir waren mit Freunden in einem Club und ich war fest entschlossen, ihm endlich zu sagen, was ich seit vielen Jahren fühlte. Ich war Fahrer und nüchtern. Erst drei Uhr in der Früh überwand ich mich. Ich sah ihn gerade noch gehen. Einmal sah ich ihn danach noch wieder, von weiten.

                      ROBERT: Elfte Klasse. Er war sowas wie der Schulschwarm. Zurecht, denn er war intelligent, nett, sportlich, hübsch. Ich erinnere mich an furchtbar peinliche Momente, in denen ich zu übermütig versucht habe, auf mich aufmerksam zu machen. Ich erinnere mich auch an sein unglaublich sympathisches Lächeln. Bis zum Abitur gab es nicht mehr als unbeholfene Umarmungen und kumpelhaftes Scherzen. Er heiratet diesen Sommer... nicht mich natürlich.

                      Diesen Jungs, heute Männern, würde ich gern sagen, ich mochte euch sehr und hätte ich es euch damals gesagt, hätte ich nicht einmal erwartet, dass ihr mich ebenso mögt. Ich hatte lediglich Angst, dass eure Reaktion mich verletzt hätte.

                      Heute weiß ich aus Erfahrung, dass es sich sehr gut anfühlt, aufrichtig seine Gefühle zu äußern. Auch wenn danach einfach gar nichts passierte. Das gute Gefühl blieb, zumindest die Chance genutzt zu haben. Oft verflog kurz danach schon die sommerlochfüllende Schwärmerei. Und das letzte Mal, da musste ich richtig viel Mut aufbringen, so viel wie nie zuvor. Es hat sich gelohnt, so richtig, meine ich.

                      Ach ja, der Film. Er motiviert zur Aufrichtigkeit, weil es gut tut, es zu sagen und natürlich auch, es zu hören, dass man geschätzt wird. Man kann keine Gefühle erzwingen, aber die Menschen können mehr Zuneigung sehr gut gebrauchen. Die Geschichte wird der Intention nicht gerecht, eine typische High School-RomCom. Aber sympathisch und süß ist sie - das möchte ich ihr sagen.

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                      • 0

                        Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal so einen ungeniert schlechten Film gesehen habe. Nicht auf Grund eines unansehnlichen Settings oder krawalligen Popsongs, die einen Emotionalität suggerieren. EXPELLED scheitert dafür grandios an seiner zutiefst verwerflichen Geschichte, in dem seine respektlose, antipathische Hauptfigur lügt, betrügt, manipuliert und erpresst. Nach quälend lang wirkenden 90 Minuten muss man dann verblüfft feststellen, dass Protagonist Felix als cooler Typ immer noch von allen gemocht wird, nix daraus gelernt hat, außer dass lügen anstrengend sein kann, und jeder Konsequenz entgeht. Keine Satire, keine Metaebene. EXPELLED ist ein uncharmanter und völlig falsch gepolter Abklatsch von FERRIS MACHT BLAU mit weiteren 80er-Highschool-Film-Anleihen, der einen nichts weiter zu sagen hat, außer dass nicht das Richtige zu tun, nicht bedeutet, das Falsche zu tun.
                        Dieser Film ist ein Vorzeigeexemplar dafür, wie man mit lockeren Sprüchen und YOLO-Attitüde Unbedarften den moralischen Kompass verdreht.

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                        • 5 .5

                          THE KISSING BOOTH ist eine banale, über die Oberfläche glitschende Highschool-Komödie über eine Romanze mit Hindernissen, in der sich der Schulschwarm ausgerechnet dann zu seinen Gefühlen bekennt, als seine Angebetete gerade über die Sommerferien Arsch und Titten bekommen hat.
                          Andererseits war es mal wieder ganz nett, einen Abschlussjahrgang zu sehen, in dem die Schul-Bullies niemanden an den Fahnenmast binden oder ein Hakenkreuz in die Stirn ritzen. Die Geschichte tendiert eher zu einem leicht zuckrigen Optimismus, der eine Menge Lebensfreude verbreitet. Sympathie ist ihre große Stärke. Wer hierfür nicht in der Stimmung ist, dem wird es schwer fallen, noch ein gutes Haar an der Knutschbude zu lassen. Aber zumindest Joey King könnte es schaffen, einem noch ein Lächeln abzuringen.

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                            Im Leben geht es eigentlich um die kleinen besonderen Momente.
                            Genau solche Momente teile ich mir mit Zeitschleifen-Filmen. Sie und ich, wir haben einfach eine Verbindung zueinander. Irgendwie fliegen da sofort die Funken. Egal, ob jemand immer wieder den Tag erlebt, an dem er einen speziellen Menschen getroffen hat, an dem er seinen Todestag wieder und wieder durchleben muss oder auch den ersten Weihnachtsfeiertag. Verzwickt, sentimental oder hanebüchen - ich lasse keine Gelegenheit aus und hänge sofort am Haken. Bin ich etwa zu einfach zu haben?

                            Eine verhängnisvolle Affäre hatte ich auch mit WHEN WE FIRST MET. Nicht raffiniert, eher die übliche Zeitschleifen-Kost. Aber überaus sympathisch, vielleicht, weil ich auch ein bisschen Noah bin. Und ja, zum Schluss habe ich über die kleinen besonderen Momente in meinem Leben nachgedacht, über verpasste Gelegenheiten und jene, die ich ergriffen habe. Die großen Entscheidungen schreiben zwar den Plot, aber stilprägend sind die raren Augenblicke, die voller Möglichkeiten, oder zumindest voller Hoffnung darauf.

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                              Lydia Huxley 05.07.2018, 21:54 Geändert 05.07.2018, 21:55

                              Faszinierend, wie alle möglichen Referenzen der 80er zusammengetragen und zu einer audiovisuellen Komposition um eine Geschichte herumgebastelt wurden. Ich glaube, wer sich hier an Zitaten stört, hat die Absicht dahinter vielleicht übersehen. STRANGER THINGS ist eine kulturindustrielle Generationen-Dienstleistung für Menschen wie mich, deren Filmsozialisation stark durch die 80er geprägt wurde. Der Kniff ist eigentlich, uns dadurch in diese Zeit und in die Einfachheit des damaligen Lebens zurückzuversetzen – eine Jagd nach dem Bösen mit Walkie Talkies, Funkgeräten, Glühbirnen und Kameras. Diese Unschuld hat unser Leben längst verloren. Das macht uns traurig, wehmütig, nostalgisch. Damals hat technischer Fortschritt und Materialismus die Menschen in Aufbruchstimmung versetzt, heute sind diese Begriffe fast nur noch negativ konnotiert. Mehr noch. Wir befürchten durch sie schon lang den Untergang unserer Zivilisation.
                              ☻Die Schattenwelt: Eine dunkle Reflexion oder ein Echo unserer Welt.☻
                              Angenommen, die Schattenwelt ist eine Versinnbildlichung dieser Ängste. The Upside Down – eine Welt unter uns, die unsere spiegelt und parallel zu unserer existiert. Klingt wie eine Beschreibung des Internets mit seinen sozialen Netzwerken. Sagt euch “The Spatial Turn” was? Ein Paradigmenwechsel der 80er Jahre, der oft am Beispiel des Internets erklärt wird – eine sozial und kulturell überformte Raumwahrnehmung. Die Schattenwelt also als Tropus für unsere digitale Parallelwelt, die Verkörperung für die Furcht vor dem Kontrollverlust, der Technifizierung und unserer immer komplexer werdenden Umwelt. Die Wesen in ihr, die Demogorgon, sind gesichtslos. Vielleicht ein Hinweis auf die Anonymität im World Wide Web. Die Demogorgon sind Bestien, die sich animalisch verhalten, Blut (“eine Verletzung”) wittern, jagen und sich auf die Beute stürzen. Jäger, Aasfresser, Allesfresser. Vielleicht sind die Demogorgon die Menschen im Netz, die hemmungslos ihren Gefühlen freien Lauf lassen, all die Frustration, die Wut, die Enttäuschung auf jeden loslassen, der ihre Aufmerksamkeit erregt, bei denen sie Verletzlichkeit wittern, wo sie was zerstören können, um sich selbst erfüllter zu fühlen. Sich sättigen. Und das Einzige, was ihnen Einhalt gebieten kann, ist das oder sind diejenigen, die diese Welten miteinander verbunden haben und ihnen den Einlass ermöglichten. Eleven hat das Portal geöffnet – durch eine von Menschen geschaffene Technik in Verbindung mit ihren besonderen Fähigkeiten – und sie konnte die Monster allein mit ihren mentalen Fähigkeiten aufhalten. Das könnte bedeuten, dass geniale Programmierer mit der fortgeschrittenen Technik uns zwar diese Welt des Internets eröffnen konnten, aber wir nur mit unserem Verstand dazu in der Lage sein werden, den bösartigen Auswüchsen dieser Technik Herr zu werden und die Cyber-Kriminellen, Hater und Hetzer, Lügner und Betrüger, Verkommenen und Verwahrlosten in ihre Schranken zu weisen.

                              Macht das Sinn? Ich finde den Gedanken jedenfalls ganz nett.
                              Ich fand vor allem die SILENT HILL-Referenz unglaublich atmosphärisch, zusammen mit diesem BLADE RUNNER-Score zum freudigen Gruseln. Manche Dinge waren ein bisschen unlogisch und nach hinten ist der Spannungsbogen leicht abgefallen. Aber es hat Spaß gemacht und ja, ich war nostalgisch und ich denke, das braucht man manchmal einfach. Denn mir gefällt das Upside Down unserer Zeit auch oft nicht. Vielleicht können drei Minuten The Clash das wieder richten.

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                              • Gar nicht. Wir haben auch nicht einmal versucht, in einen Film zu gehen, der nicht für unser Alter freigegeben war. Der Vater einer Freundin hatte eine riesige VHS-Sammlung. Da konnten wir uns an FSK 16 und 18-Filmen satt sehen.

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                                  ÜBER DEN DÄCHERN VON NIZZA ist ein Augenschmaus - visuell opulent und berauschend. Nicht dass die aufwändigen Kulissen und Kostüme und die schöne Landschaft schon wirkungsvoll genug wären, wurden sie auch noch besonders expressiv gefilmt.
                                  Grace Kelly und Cary Grant passen zu diesem Glanz der Bilder. Aber mal ganz ehrlich, 26 Jahre Altersunterschied? Mir fällt es in solchen Fällen immer sehr schwer, die Daddy Issues zu ignorieren und mich in die Figuren hineinzuversetzen. Ein zusätzliches Hindernis diese steife Romanze ernst zu nehmen, ebenso wie den Versuch, der Heist-Story irgendeine Intention oder zielführende Motive zu verleihen. Man muss sich schon auf die Lässigkeit und die mediterrane Atmosphäre vollkommen einlassen können, um die Schwächen wohlwollend zu übersehen. Die heitere Verspieltheit und die spritzigen Dialoge können die Längen und die oberflächlichen Charaktere nur schwerlich retuschieren. Wer eine raffinierte Story erwartet, sollte sich einen anderen Hitchcock aussuchen. Für flüchtige Unterhaltung, die Lust auf laue Sommernächte macht, ist diese Anleitung, wie man einen Dieb erwischt, aber äußert ansehnlich.

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                                  • Ich glaube, Muddi hat schon ein bisschen drauf geachtet, zumindest wenn wir Filme zusammen geschaut haben. Mit Vaddi gab's 'ne Runde Spaghetti bei PLATOON und einen heißen Kakao bei BRAINDEAD. Meine Schwester und ich hatten aber auch einen TV im Zimmer seit ich fünf war und wir haben abends oft zusammen Zombie- und Stephen King-Filme gekuckt - damals das übliche Kabel 1 und Sat.1-Programm nach neun. Film und Realität zu trennen, hat uns nie Probleme bereitet.

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                                      Lydia Huxley 09.06.2018, 12:33 Geändert 10.06.2018, 00:24

                                      Ein Film voller Statements, angefangen damit, dass TEAM AMERICA von Marionetten gespielt wird. Politiker, Hollywood-Schauspieler, der Otto-Normal-Patriot genauso wie der anspruchslose Filmkonsument bekommen ihr Fett weg. Unverschleierte Kritik gepaart mit derben Humor kennt man ja schon von Parker und Stone. Es geht nicht ganz so ruchlos zu wie bei SOUTH PARK, aber eine gewisse Anstößigkeit erwartet man einfach und passt zu dieser Per­si­f­la­ge, die mit ihrer Kritik am Entertainment ja auch irgendwie entertainen will. Ich habe mich vor allem an den systematisierten Blockbuster-Elementen erfreut und wie der Zuschauer damit in seinen Emotionen so gesteuert wird, dass Logik und Vernunft bereitwillig ignoriert werden. Klingt irgendwie nach politischen Populismus und zeigt wie viele gemeinsame Zahnrädchen sich Politik und Hollywood teilen. Eine gute Voraussetzung um den Spott gleich über beides zu streuen. Klar könnte man Kritik auch konstruktiver verpacken, aber mit gewitzter Dämlichkeit und infantilen Hyperbeln ist sie bequemer und viel unterhaltsamer.

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                                        Polanski und Assayas haben in Ihrer Erzählung einen guten Ansatz verfolgt, in der Umsetzung aber einen entscheidenden Fehler gemacht.
                                        Das Problem ist, dass die Konstruktion so offensichtlich seine Hinweise preisgibt, dass man spätestens nach 20 Minuten zwei Szenarien zur Auflösung parat hat, von denen garantiert eine stimmt. Die Frage, welche, schafft es allein leider nicht, die Spannung aufrecht zu halten, zumal die Inszenierung nicht über einen mittelmäßigen TV-Film hinauskommt. Hölzern, theatralisch, uninspiriert. Auch wenn das zum Teil ein gewolltes und plausibles Element der Geschichte ist, darf es nicht die Dimension annehmen, dass es den Zuschauer abtörnt.

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                                        • Mutti liebt es deftig und erfreut sich vor allem an CLIFFHANGER, RAMBO I, LETHAL WEAPON II und STIRB LANGSAM II.
                                          Sie ist die einzige in meiner Familie, die auch mal bereit ist, bei einem Film ein bisschen mitzudenken und die andere Genre ausprobiert. Ich habe es früher sehr genossen, mit ihr spät abends noch Thriller oder Horrorfilme zu schauen. Sie hat das immer ernst genommen und dabei nie gequasselt. Danke, Mama :*

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                                            VERBORGENE SCHÖNHEIT verbirgt vor allem sein Potential. Denn er greift Themen wie Verlust und existenzielle Ängste auf, watscht sie aber in einem sentimentalen Plot ab und presst sie in einen 90-Minüter. Dass man in so kurzer Zeit kaum die Fundamente menschlichen Handels wie Liebe, Zeit und Tod abhandeln kann, ist wahrscheinlich. Vor allem wenn die Intention des Films die schnelle Heilung statt die glaubwürdige Ergründung ist. Sehr schade, denn die Thematik ist im Ansatz super interessant und der Cast ist dafür perfekt aufgestellt. Der aufkeimende Gewissenskonflikt in der Handlung hätte dem ganzen zusätzlich eine gewisse Würze verliehen. Doch zu meiner Überraschung hat er sich einfach in Wohlgefallen aufgelöst und wurde unter dem Deckmantel von Jeder-hat-sein-Päckchen-zu-tragen legitimiert. Fragwürdig, bei so einem sensiblen Thema, aber einfach auch der fehlenden Zeit für Reflexionen und dem schwachen Drehbuch geschuldet, dass sich an seiner Ambition schwer verhoben hat.
                                            Auch wenn VERBORGENE SCHÖNHEIT ein paar gute Ansätze und tolle Schauspieler bietet, hat er dadrüber hinaus seine Ressourcen verschwendet und vielleicht sogar den einen oder anderen selbst Betroffenen mit seiner vermeintlich einfachen Lösung vor den Kopf gestoßen.

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                                                Niedliches Märchen im Mantel- und Degenstil. Kurzweilig, ironisch und leicht dümmlich. DIE BRAUT DES PRINZEN ist optisch schön anzusehen und auffällig gut besetzt. Die Geschichte ist belanglos, atmet jedoch den Charme und den Witz der 80er.

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                                                • Lydia Huxley 12.05.2018, 14:08 Geändert 12.05.2018, 14:10

                                                  "Ich bin wie der Mann, der eigenhändig eine Rakete baute und damit zum Mond fliegt. Wie hieß der noch... Apollo Creed?" - Homer, S8 E10

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                                                  • 5 .5
                                                    Lydia Huxley 11.05.2018, 15:01 Geändert 11.05.2018, 16:25

                                                    Nette RomCom mit einer genreüblichen Story. Der Humor ist sehr angenehm, nichts zu überzogenes. Besonders sympathisch wird der Film durch seine Figuren. Harmonisch besetzt mit größtenteils unbekannten Gesichtern machen sie VERLOBUNG MIT HINDERNISSEN zu einem liebenswert lockeren Erlebnis. Da übersieht man schon mal die nicht ganz so perfekte Synchro.

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