MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
Die Idee ist super, einar, aber 10 verbindliche Filme pro Monat sind wahrscheinlich derzeit zu viel für mich. Ich kann das nicht versprechen, dass das bei mir hinhaut.
Zu dem für damalige Verhältnisse sehr freizügigen Filmkunstwerk „Das Schweigen“ von Ingmar Bergman sollte man vielleicht besser schweigen und es einfach nur auf sich wirken lassen. Es handelt sich jedenfalls um eines seiner abstrakteren Werke.
Letztlich kann man aber nicht verschweigen, dass es in diesem zutiefst surrealen und auch etwas beklemmenden Streifen um unterdrückte Gefühle und Konflikte, Triebhaftigkeit und ein nicht gelebtes Leben geht. Warum schweigt man? Weil man etwas zu verbergen hat, ängstlich ist oder den anderen nicht verletzten, vielleicht schützen möchte.
Über einen recht langen Zeitraum bleibt man über das Wesen der beiden reisenden Protagonistinnen, zwei Schwestern auf dem Weg nach Hause, im Unklaren. Schließlich wird das „Schweigen“ aber zunehmend gebrochen, sodass man sich den Charakteren etwas annähern kann.
Letztlich könnte alles aus der Perspektive des mitreisenden, kleinen Sohnes der einen Hauptfigur geschildert sein. Zur Entstehungszeit des Films in den 1950er Jahren war es durchaus üblich, dass über etwaige Probleme innerhalb der Familie gerade vor Kindern nicht offen gesprochen wurde. Begreiflich für das Kind sind nur Gefühle wie unbestimmte Bedrohungen (hier versinnbildlicht durch Panzer), Unverständnis und Entfremdung (sie sind in einem „unbekannten“ Land, dessen Sprache niemand spricht). Typisch für den Blickwinkel des Kindes ist auch die surreale, übergroße Unterkunft und der zusammenhangslose Blick auf Details. Die Einsamkeit in dieser unverstandenen Welt zeigt sich zudem in seiner Kontaktlosigkeit. Dabei blitzt immer wieder der für Bergman typische, skurrile Humor auf.
„Junior Banner“ von Sam Peckinpah ist ein handlungsarmer Neowestern rund ums Rodeo-Reiten. Im Zentrum des (wenigen) Geschehens steht die Familie Bonner. Junior Bonner (Steve McQueen) ist ein professioneller Rodeo-Reiter, der, ähnlich wie sein Vater Ace (Robert Preston) schon bessere Zeiten gesehen hat und ständig pleite ist. Bruder Curly erweist sich dagegen als gewiefter, moralisch zweifelhafter Geschäftsmann.
Die Familiengeschichte mit möglichen Konflikten bleibt immer blass und spannungsarm. Letztlich rückt sie in den Hintergrund, da es mehr und mehr um ein großes Rodeo-Event in Prescott, Arizona, geht.
Kamera und Schnitt sind, typisch für einen Peckinpah-Film, hervorragend und einfallsreich. Letztlich ist dies aber trotz der sehr guten, namhaften Besetzung eines seiner schwächeren Werke. Man muss dem Rodeo in allen möglichen Varianten als typisch amerikanisches Kulturgut schon etwas abgewinnen können. Als Dokumentation über das Rodeo-Festival hätte der Film mit seinen vielen, liebevoll ausgesuchten Details wohl besser funktioniert.
Ein voyeuristischer Blick in die Mädchendusche - Blut! Ein Mädchen gerät in Panik. Die Antwort ist der höhnende Spott der Mitschülerinnen. Dies ist der Einstieg in den Horrorklassiker „Carrie - Des Satans jüngste Tochter“ von Brian de Palma nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King, der wohl zu den gelungensten King-Verfilmungen zählt.
Die Schülerin der Abschlussklasse einer Highschool, Carrie (Sissy Spacek), ist eine Außenseiterin. Von ihren Mitschülern gemobbt und ihrer psychisch gestörten, fanatisch religiösen Mutter (Piper Laurie) drangsaliert, entwickeln sich bei ihr telekinetische Fähigkeiten und Rachegelüste.
Mobbing, die Abnabelung von den Eltern, die erste, zarte Liebe sind typische Themen Heranwachsender. King überspitzt alles zu einem Horrordrama: Das Mobbing ist äußerst brutal und perfide, die Mutter ist in ihrem religiösen Wahn mit ihrem Psychoterror die wahre Horrorgestalt des Films, allein für die Liebe bleibt ein kleiner Hoffnungsschimmer. Es folgt ein blutiges Finale, eine Abrechnung mit den Peinigern und auch dem weltfremden, religiösen Fanatismus, der Seelen zu zerstören vermag.
Dabei bedient sich de Palma in seiner mitreißenden Inszenierung einer hervorragenden Bildsprache und einer optimalen Besetzung. Sissy Spacek und Piper Laurie erhielten zurecht „Oscar“-Nominierungen. In Nebenrollen glänzen John Travolta und Amy Irving. Die zart melodiöse Filmmusik von Pino Donaggio untermalt das Geschehen perfekt und ist ein weiteres echtes Highlight!
Das Historiendrama „Julius Caesar“ von Joseph L. Mankiewicz ist eine werkgetreue Umsetzung des gleichnamigen, grandiosen Stücks William Shakespeares. Dementsprechend darf man hier auch den Originaldialogen lauschen.
Die Stärke des Films liegt eindeutig in der Besetzung: Die Hauptdarsteller gehörten damals in ihrer Unterschiedlichkeit anerkanntermaßen zu den besten ihrer Zunft: Der expressive Marlon Brando (als Mark Antonius), der zurückhaltende James Mason (Brutus) und der klassische Theaterschauspieler John Gielgud (Cassius)! Wahrscheinlich zählt dieser Film deshalb heute noch zu den renommiertesten Shakespeare Adaptionen. Auch die Damen Daborah Kerr und Greer Garson überzeugen, Louis Calhern als alternder Julius Caesar zumindest einigermaßen. Die Regie wirkt aus heutiger Sicht manchmal vielleicht etwas zu statisch. Das mit einem „Oscar“ prämierte Bühnenbild ist recht reduziert ohne monumentale Szenen. Daher kommt bei diesem Werk auf jeden Fall ein echtes Theatergefühl auf.
„Oscar“-Nominierungen gab es für den Besten Film, für Hauptdarsteller Brando, die beste Kamera (Schwarzweiß) sowie für die recht bombastische Filmmusik von Miklós Rózsa.
Die Liste hat sich heute mit fast 250 Einträgen nochmals verdoppelt, um die Vielfalt weiter zu vergrößern. Wichtiger Hinweis: Auch am Listenende befinden sich noch viele Klassiker/Empfehlungen. Diese wurden von mir bislang noch nicht gesichtet. Für weitere Tipps bin ich gerne offen.
Habe eine Liste mit Filmempfehlungen aus den 1950ern erstellt, die insbesondere für diejenigen interessant sein könnte, die sich an dem anstehenden Community Voting für die Filme der 1950er beteiligen möchten. Einige deuteten an, noch nicht genügend Filme aus der Zeit zu kennen. Vielleicht dient diese Liste als Inspirations- und/oder Erinnerungsquelle.
In den 1950er dominierte stark das Hollywood Kino - die sogenannte Goldene Ära Hollywoods neigte sich allerdings langsam dem Ende zu. Diese Filme waren noch von dem Hays-Code bestimmt, sodass es viele Einschränkungen für die Filmschaffenden gab. So durften z.B. Gewalt und Sex weitestgehend nur angedeutet und religiöse Gefühle nicht verletzt werden. Dies wurde zum Ende der 1950er zunehmend als Einschränkung empfunden. Andererseits waren die Regisseure gezwungen, äußerst subtil und kreativ brisantere Themen anzusprechen. Ein weiterer positiver Effekt des Hays-Code war, dass die Filme gerade aus heutiger Sicht meistens auch für empfindlichere Gemüter oder Kinder geeignet sind. Viel Spaß!
Wie Stefan Ishii kann ich den spannenden Thriller „Jennifer 8“ mit einer großartigen blinden Uma Thurman und die „Neunschwänzige Katze“ von Dario Argento sehr empfehlen, die noch nicht auf Deiner Liste sind. Außerdem fällt mir spontan noch John Cleese als äußerst schräger Blinder in dem wild derben Piratenfilm „Dotterbart“ ein.
„Wilde Erdbeeren“ von Regielegende Ingmar Bergman ist ein kunstvolles, lebenskluges Drama mit kleinen komischen Spitzen. Der 78-jährige Protagonist (Victor Sjöström) wird in Träumen mit der Endlichkeit seines einsamen Lebens konfrontiert. Ihm wird immer deutlicher, dass er wie ein lebendiger Toter gelebt hat. Dabei wird ihm klar, dass er von seiner „untoten“, gefühlskalten Mutter, einer unglücklichen Liebe und seinem starken Drang, beruflich erfolgreich zu sein geprägt wurde. Beruflich kommt er zu größten Ehren, familiär steht er vor einem Scherbenhaufen. Er begibt sich mit seiner unglücklichen, aber hoffnungsvollen Schwiegertochter (Bibi Andersson) auf eine Autofahrt. Inspirierend wirken drei unbekümmerte, lebensfrohe junge Leute und auch ein hasserfülltes Ehepaar, die er als Anhalter in seinem Auto mitnimmt.
Die lineare Erzählung wird immer wieder von surreal anmutenden Träumen und Jugenderinnerungen der Hauptfigur durchzogen, die filmisch brillant umgesetzt werden. So findet die unschuldige, verklärte Jungendzeit z.B. in der weißen Kleidung der Kinder seinen Widerhall. Bei den Träumen sind Einflüsse des Malers Salvador Dalí und des Autors Franz Kafka erkennbar.
Die älteren Schauspieler und Schauspielerinnen agieren sehr überzeugend, nur das exaltierte Spiel der Jüngeren wirkt etwas altmodisch aufgesetzt. Letztlich stellt Bergman auf eine sehr unterhaltsame Weise die Frage nach dem Lebenssinn. Der Titel „Wilde Erdbeeren“ erinnert daran, nach der wahren, menschlichen Natur zu streben.
Danke, lieber Einar, für diesen sehr informativen Artikel der anderen Art. Habe ihn mit Interesse gelesen. Das Thema Trinkerdrama hebt sich wohltuend von so manchen anderen, kommerziellen Beiträgen hier bei MP ab. Dabei fiel mir ein, dass letztlich auch die diversen „A Star is Born“-Verfilmungen zu dieser Kategorie gehören, auch wenn dort noch andere Themen mitschwingen.
„Inland Empire“ von David Lynch ist in jeder Beziehung ein echter Lynch: surreal, experimentierfreudig, stylisch, komisch, leicht brutal und vor allem überaus rätselhaft. Das Gehirn versucht ständig, etwas zu verstehen. Zu verstehen ist wohl nur, dass dieser Film ein Äquivalent zur modernen, abstrakten Kunst darstellt: Dieses Werk kann niemals zu Ende interpretiert werden.
Vordergründig geht es in erster Linie um eine verheiratete Schauspielerin (Laura Dern), die ein neues Filmprojekt angeht und mit ihrem Schauspielkollegen anbändelt. Dabei verwischen ihre Identität und die der Filmrolle zunehmend. Alles wird immer traumhafter. Unterschiedliche Realitätsebenen und vielleicht auch Zeitebenen wechseln sich ab. Parallelwelten, ein Traum, Wahnsinn, Reisen ins Unterbewusstsein - alles ist möglich. Vielleicht existiert die Schauspielerin nur in der Vorstellung und in Fernsehsendungen, die eine junge Frau, die gelegentlich eingeblendet wird, schaut. Vielleicht lebt die Schauspielerin nur die Gefühle dieser Frau aus und ist ein Hirngespinst dieser. Wer weiß.
Der Film knüpft inhaltlich nahtlos an Lynchs Mulholland Drive an. Die Bilder sind einfach großartig und einfallsreich, auch wenn nur auf eine einfache Digitalkamera zugegriffen wurde. Als Darsteller überzeugen vor allem eine grandiose Laura Dern, aber in kleineren Rollen auch Jeremy Irons, Justin Theroux, Harry Dean Stanton, Diane Ladd, Julia Ormond und Nastassia Kinski. Der Soundtrack ist wieder einmal sehr geschmackssicher und immer passend. Inhaltlich und künstlerisch ist dieser Film auf ähnlichem Niveau wie z.B. Lost Highway und Mulholland Drive. Letztlich sind die Figuren und die Besetzung hier in meinen Augen noch etwas gelungener. Dieses Filmkunstwerk, stattliche, aber kurzweilige gut 170 Min. lang, lädt auf jeden Fall zu erneuten Sichtungen ein.
Ein 1980er Voting - ein schönes Projekt, kidhan! Dann gehe ich einmal meine Filmbewertungsliste durch und entscheide mich für:
10 Lieblingsfilme:
- Mission (1986)
- Victor/Victoria (1982)
- Stadt der Frauen (1980)
- Das Böse unter der Sonne (1982)
- Die Unzertrennlichen (1988)
- Die nackte Kanone (1988)
- Batman (1989)
- Blues Brothers (1980)
- Das Boot (1981)
- Der Sinn des Lebens (1983)
Animationsfilme (-)
Serien:
- Hart aber herzlich
- The Adventures of Sherlock Holmes
- Sketch-Up
- Golden Girls
- Remington Steele
Schauspielerinnen:
- Julie Andrews (Victor/Victoria)
- Glenn Close (Gefährliche Liebschaften)
- Romy Schneider (Die Spaziergängerin von Sans-Soucie)
- Barbra Streisand (Nuts -Durchgedreht)
- Bette Midler (Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone)
Schauspieler:
- Richard Dreyfuss (Die Nacht hat viele Augen)
- Jeremy Irons (Die Unzertrennlichen)
- Paul Newman (The Verdict - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit)
- Dieter Hallervorden (Didi und die Rache der Enterbten - in unglaublichen 7 verschiedenen Rollen!) :-)
- Daniel Day-Lewis: (Mein linker Fuß)
Beste Filmmusik:
- Blues Brothers (diverse)
- Mission (Ennio Morricone)
- Tin Men (div.)
- Victor/Victoria (Henry Mancini)
- Batman (1989) (Danny Elfman)
„Der Sternwanderer“ von Matthew Vaughn ist ein unterhaltsames, familientaugliches Märchen. Dabei wird märchentypisch, manchmal etwas sprunghaft, eine klassische Heldengeschichte erzählt, angereichert mit einem guten Schuss Romantik und typisch britischem Humor.
Das Staraufgebot ist beachtlich. Am meisten überzeugt eine mimisch grandiose Michelle Pfeiffer als bösartige Hexe, die in ihrer Rolle herrlich den Jugendwahn auf die Schippe nimmt. Auch Robert de Niro beweist Selbstironie, indem er einen Kapitän verkörpert, der heimlich Frauenkleider anzieht. Protagonist Charlie Cox und Gegenspieler Mark Strong bieten ein mittelmäßiges bis solides Schauspiel. Leider kann Hauptdarstellerin Claire Danes als „gefallener Stern“ überhaupt nicht überzeugen. Ihr gekünstelt affektiertes Spiel ist meistens ärgerlich und schadet dem ansonsten in jeder Hinsicht ordentlich produzierten Streifen. In sehr kleinen Rollen sieht man Veteran Peter O`Toole und Rupert Everett.
Einige skurrile Einfälle, schöne Kostüme sowie die gelungene Filmmusik stehen auf der Habenseite. Die CGI-Effekte sind in Ordnung und angemessen dosiert. Warum „Stardust“ im deutschen Titel mit „Der Sternwanderer“ übersetzt wurde, bleibt ein Geheimnis der deutschen Verleiher. „Sternenstaub“ wäre tatsächlich der passendere Titel.
„Shaft - Noch Fragen?“ Ja, hätte ich. Wieso muss in diesem Action-Thriller von John Singleton wieder einmal Selbstjustiz verherrlicht werden? Ist die U.S.-amerikanische Polizei und Justiz wirklich so korrupt und unfähig? Wieso gebe ich überhaupt 6,5 Punkte?
Die Story ist zwar letztlich durchschnittliches Action-Thriller-Futter, wird aber durchaus schmackhaft serviert. Es geht um rassistische Ungerechtigkeiten im Justizwesen, organisiertes Verbrechen und Korruption in der Polizei. Shaft (Samuel L. Jackson) fackelt da nicht lange und nimmt das Gesetz selbst in die Hand. Bei den Actionszenen hätte man allerdings gut auf einige unglaubwürdige Sprünge durch Fensterscheiben verzichten können.
Einen Extrapunkt gibt es für die hervorragende Besetzung, insbesondere den obercoolen Samuel L. Jackson und gekonnt fiesen Christian Bale.
Im Gegensatz zum Blaxploitation-Klassiker „Shaft“ (1971) ist dieses Remake schon deutlich glatter poliert und nicht ganz so stilprägend, dafür aber etwas flotter inszeniert. Gut ist, dass man die geniale Filmmusik von Isaac Hayes, die damals einen „Oscar“ gewann, übernommen hat. Der Star des Ur-Shaft, Richard Roundtree, sowie der Musiker Hayes wurden für kleine Nebenrollen gewonnen.
Bis zum 07.07.2022 in der Arte Mediathek! Wer einmal sehen möchte, wie Menschen im Jahre 1930 in Berlin gelebt haben, dem sei der amüsante, inszenierte Dokumentarfilm „Menschen am Sonntag“ von Curt und Robert Siodmak wärmstens empfohlen. Dann kann man dabei zusehen, wie zwei junge Männer und drei junge Frauen einen sommerlichen Sonntag verbringen.
Wunderschöne Schwarzweißaufnahmen und eine perfekte Inszenierung zeichnen diesen lebensnahen Stummfilm aus, in dem nur gelegentlich Zwischentitel eingeblendet werden. Mit leisem Humor wird ein unbeschwertes, quirliges Stadtleben gezeigt. Die (Laien-)Darsteller wirken sehr authentisch und es macht viel Spaß, ihnen bei ihren Freizeitbeschäftigungen zuzuschauen. Hier wird gestritten, dabei werden gegenseitig ordentlich Star-Sammelbilder zerrissen, aber auch tüchtig geflirtet. Das Berliner Stadtbild vor der Zerstörung ist faszinierend zu sehen und auch das Ausflugsziel Wannsee verströmt viel Charme. Man ist immer wieder erstaunt, was es damals so gab: z.B. tragbare Grammophone, Tretbote mit großen Schaufelrädern und grässliche lange Unterwäsche für die Herren. Hier gibt es viele Details zu entdecken.
Die Laufzeit dieses entspannten und erhellenden Zeitdokuments ist für einen Spielfilm sehr kurz, da offensichtlich Teile des Films verschollen sind. Das vorhandene Material fügt sich aber bestens zusammen und wurde perfekt restauriert. Die musikalische Untermalung von Uwe Dierksen ist leider nicht aus der Zeit, auch wenn es gelegentlich so klingt, aber bis auf einige kurze, unpassende, englischsprachige Sprecheinlagen, recht gelungen.
Der Titel „Ein Gespenst auf Freiersfüßen“ ist schon ein bisschen schräg und täuscht vielleicht etwas darüber hinweg, dass es sich hier um einen absolut liebenswerten und charmanten Fantasy-Komödienklassiker von Joseph L. Mankiewicz handelt.
Die hübsche, unerschrockene Witwe Mrs. Muir (Gene Tierney) mietet das leerstehende Haus an der Küste Englands eines verstorbenen Kapitäns, obwohl sie weiß, dass es in dem Haus nicht mit rechten Dingen zugeht. Kurz nachdem sie dort mit ihrer kleinen Tochter (Natalie Wood in einer ihrer ersten Rollen) und Haushälterin eingezogen ist, tritt der Geist des Kapitäns (Rex Harrison) auch schon in Erscheinung…
Mankiewicz inszenierte sein Werk überaus elegant, im wahrsten Sinne des Wortes geistreich und flott. Er lässt seine Hauptdarsteller glänzen - Gene Tierney als selbstbewusste Frau, auf Augenhöhe mit dem äußerst charismatischen, kantigen Rex Harrison. Die beiden schenken sich nichts und erleben dennoch, den Umständen entsprechend, eine überaus romantische Beziehung. Ansonsten mischt noch ein gut aufgelegter George Sanders mit. Die noch sehr junge Natalie Wood ist zwar niedlich, kann aber schauspielerisch noch nicht ganz mit den Älteren mithalten. Dies gelingt ihr bereits kurz darauf in „Das Wunder von Manhattan“ (1947) schon deutlich besser, sodass sie zum äußerst beliebten Kinderstar avancierte.
Es ist einer dieser Filme für Alt und Jung, der auf angenehme Art wirklich das Herz zu erwärmen vermag. Möglicherweise kamen den Frauen in der „Goldenen Ära Hollywoods“, in den 1930er und 1940er Jahren, in führenden Hollywood-Produktionen deutlich stärkere und selbstbestimmtere Rollen zu, als in vielen Jahrzehnten danach. (Eine These, die weiter untersucht werden müsste.)
Blödeltipp im Prime-Abo: „Austin Powers“ von Jay Roach ist eine stylische, deftige Agentenfilm-Parodie, die sich über die 1968er Hippie-Generation gekonnt lustig macht und gelegentlich Geschmacksgrenzen austestet.
Der Geheimagent im Dienste Großbritanniens, Austin Powers (Mike Myers), wurde im Jahre 1968 tiefgefroren und erwacht 30 Jahre später. Als waschechter Hippie sieht er sich mit der Welt der 1990er und dem bösen Dr. Evil (ebenfalls Mike Myers), der die Welt zerstören möchte, konfrontiert. Mit grellem Outfit, Brusthaartoupet, ständig kalauernd und die hübschen Mädels anbaggernd manövriert er sich von einer unmöglichen Situation in die nächste.
Dabei wird natürlich in erster Linie die James Bond Filmreihe aufs Korn genommen. Einige Gags sind sehr platt, andere wiederum sehr gelungen, sodass lautes Loslachen immer im Bereich des Möglichen ist. Da wird z.B. einem Wachposten von einem mutierten Barsch der Kopf abgebissen. Daraufhin macht Austin Powers lauter mehrdeutige Kopf-Witze, wie „Hätte er doch mehr Köpfchen gehabt“. Leider wurde in diesem ersten Film aus der Reihe in der deutschen Synchronfassung das kokette „Oh, behave!“ noch nicht mit „Oh, benimm Dich!“ übersetzt.
Die visuelle Gestaltung, teilweise im Videoclip-Stil, ist kunstvoll und der Soundtrack erstklassig. Musikalischer Höhepunkt ist der Auftritt Burt Bacharachs am Piano auf dem Dach eines Busses! Aber auch viele weitere Gaststars geben sich mit kleinen Auftritten die Klinke in die Hand: z.B. Robert Wagner, Michael York, Christian Slater, Rob Lowe, Carrie Fisher und Will Ferrell. Die attraktiven Power Girls sind Elizabeth Hurley und Mimi Rogers. Mike Myers gewann übrigens einen MTV Award für die beste Tanzsequenz! Da bleibt wirklich kein Auge trocken.
„Die jungen Löwen“ von Edward Dmytryk ist ein Kriegsfilm, der nicht allzu viele Grausamkeiten zeigt. Hier liegt der Fokus auf den zwischenmenschlichen Beziehungen und Charakterzeichnungen zweier deutscher Offiziere (Marlon Brando und Maximilian Schell) sowie zweier U.S.-amerikanischer Soldaten (Montgomery Clift und Dean Martin).
Der wesentliche Anspruch ist zunächst einmal, mit gängigen Klischees aufzuräumen und ein differenziertes Bild über die Kriegsbeteiligten zu vermitteln. Die beiden Deutschen und die beiden Amerikaner teilen die Gemeinsamkeit, dass jeweils einer mit seiner eigenen Seite hadert, der Deutsche, verkörpert durch Brando, mit dem nationalsozialistischen Schreckensregime und der Amerikaner, Montgomery Clift, als von seinen eigenen Leuten diskriminierter Jude. Brando ist grandios als seelisch zerrissener, deutscher Offizier. Montgomery Clift wirkt als Schauspieler leider fragil und gesundheitlich angeschlagen (er hatte zuvor einen schweren Unfall und schon länger ein Suchtproblem). Maximilian Schell mimt gekonnt einen überzeugten Nazi, und Dean Martin muss sich mit seiner Feigheit auseinandersetzen.
Zum Ende werden die Entwicklungen leider wieder recht klischeebeladen - damit sie mit den gängigen Moralvorstellungen der U.S.-Amerikaner in Einklang stehen. Immerhin wird die Geschichte, die gelegentliche Längen aufweist, ohne Pathos erzählt.
Letztlich ist es die Mischung aus Mittelmäßigkeit und einigen starken Momenten, die den Film gerade noch sehenswert macht.
Die Fantasy-Komödie „Free Guy“ von Shawn Levy ist typisches, recht unterhaltsames Hollywood Popcorn-Kino. Taucht also ein in die Welt des Gaming und schaut dabei zu, wie ein NPC (eine Nichtspieler-Randfigur) Intelligenz entwickelt und zum Held wird.
Soweit, so originell. Ansonsten hat man allerdings das dumpfe Gefühl, dass sich die Macher reichlich an bereits vorhandenen Produktionen bedient haben. Die limitierte, sich immer wiederholende Alltagswelt der NPC in dem Computerspiel erinnert etwas an „Und täglich grüßt das Murmeltier“ sowie auch an „The Truman Show“. Die insgesamt durchaus gelungene Computeranimation mit den einstürzenden Straßen und Bauwerken lässt Erinnerungen an „Inception“ hochkommen. Vieles ist ziemlich mittelmäßig: das Schauspiel, die Songauswahl des Soundtracks, die meisten Witze, die Action und auch das Drehbuch. Trotzdem ist das Ganze recht temporeich und spannend inszeniert, so dass der Unterhaltungsfaktor in Ordnung ist. Außerdem werden die Computerspiel-Produzenten sowie die Spieler gekonnt persifliert, und Gamer werden sich an bekannten Youtubern wie Ninja etc. erfreuen, die kleine Gastauftritte haben.
Die Botschaft wird mit dem Dampfhammer überreicht, damit sie bloß jeder versteht: Wachst über Euch hinaus! Verlasst die Komfortzone und die eingetretenen Pfade. Glaubt an Euch! Gemeinsam seid ihr stark! Ja, dass ist Disney in Hochform. Natürlich müssen auch noch die hauseigenen Franchises „Marvel“ und „Star Wars“ bedient werden. Wobei die relativ kurze Szene ein komisches Highlight ist.
„Die Mädchen von Rochefort“ von Jacques Demy ist eine erstklassige Musical-Komödie, die viel gute Laune verbreitet. Sie ist frisch und leicht wie eine Sommerbrise. Die farblich perfekt abgestimmten Pastellfarben der Kostüme und der Ausstattung mit viel 1960er Flair, wie auch die vielen schönen Menschen sind prickelnd wie ein Glas Champagner. Es ist die Liebesgeschichte dreier Frauen. Die zwei hübschen Zwillingsschwestern (Catherine Deneuve und Françoise Dorléac - Schwestern im wirklichen Leben!) und auch ihre junggebliebene Mutter (Danielle Darrieux) versuchen ihr Liebesglück.
Die zahlreichen Tanzeinlagen sind gekonnt choreografiert. Absolute Höhepunkte sind dabei die Auftritte des Ausnahmetänzers Gene Kelly mit seiner athletischen Eleganz und vollendeten Körperbeherrschung. Wer hätte gedacht, dass er - zumindest im Film - so gut und flüssig Französisch spricht!
Michel Legrand liefert eine gelungene, komplex orchestrierte, musikalische Untermalung mit vielen Jazz-Anleihen, die manchmal vielleicht etwas überambitioniert wirkt. Die zahlreichen Gesangnummern sind jedenfalls hörenswert. Nur das Stück mit dem Flötenspiel ist erkennbar unecht und unfreiwillig komisch. Am meisten überrascht ein sehr gut aufgelegter Michel Piccoli, mit seiner wunderbar angenehmen, ausdrucksstarken, dunklen (Gesangs-) Stimme. Er trägt den lustigen Namen Simon Dame, der immer wieder zu schönen Wortspielen einlädt, wie „Bonjour Monsieur Dame“ und die Spekulation über eine zukünftige „Madame Dame“.
Très charmant!
Bis zum 31.05.2022 noch in der Arte-Mediathek unter dem Titel „Es war einmal in Anatolien“ (OmU)!
Titel mit „Once Upon a Time…“ scheinen immer wieder beliebt zu sein. Auch wenn dies der typische Einstieg in ein Märchen ist, wie „Es war einmal…“, haben Filme mit einem derartigen Titel nicht zwingend etwas Märchenhaftes an sich, wie z.B. „Once Upon a Time in Hollywood“ oder „Once Upon a Time in the West“ beweist. Vielmehr handelt es sich oft um etwas überspitzt dargestellte Milieustudien. Dies trifft auch auf das grandiose „Es war einmal in Anatolien“ von Nuri Bilge Ceylan zu.
Die Polizei, ein Staatsanwalt, ein Gerichtsmediziner und zwei Tatverdächtige machen sich im ländlichen Anatolien der Türkei auf den Weg, eine verbuddelte Leiche zu finden. Mit langen, ästhetischen Kameraeinstellungen und viel Zeit für die Entfaltung der unterschiedlichen Charaktere lässt uns Ceylan in die kriminalistische Welt und das Dorfleben Anatoliens eintauchen. Damit vermittelt Ceylan auch ein überzeugendes Bild der Türkei, den Unterschieden zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung samt Vorurteilen, den Träumen der Menschen von einem besseren Leben in wirtschaftlich schlechteren Zeiten, der nachgeordneten Stellung der Frau, die in der Arbeitswelt nicht präsent ist, aber als Traumgestalt existiert. Hier gibt es eine wunderbar poetische Szene, in der eine junge Dorfschönheit einige der Herren in Verzücken versetzt. Zudem stellt sich immer wieder die Frage nach dem Umgang mit der Wahrheit.
Die Dialoge sind oft humorvoll authentisch, gelegentlich tiefsinnig. Die Gesichter, mit kleinsten mimischen Regungen, der exzellenten Darsteller lässt Ceylan oft für sich sprechen - ein Markenzeichen des Regisseurs, neben den langen, fein durchkomponierten Einstellungen. Jedenfalls gehört dieses filmische Meisterwerk zu den zugänglichsten Werken des Regisseurs. Neben zahlreichen internationalen Filmpreisen gewann Ceylan in Cannes für diesen Film den „Großen Preis der Jury“.
„Pünktchen und Anton“ von Thomas Engel nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner ist ein hervorragender, zeitloser Kinderfilmklassiker, der auch Erwachsenen ein glückseliges Lächeln ins Gesicht zaubern kann.
In der Geschichte geht es um die wunderbare Freundschaft zwischen Pünktchen, die aus einer sehr wohlhabenden Familie stammt, und Anton, der mit seiner kranken, alleinerziehenden Mutter in ärmlichen Verhältnissen lebt. Es macht viel Spaß dabei zuzuschauen, wie die beiden Kinder über sich hinauswachsen und die Welt ein Stückchen besser machen. Die Lebensverhältnisse im Österreich der 1950er werden gekonnt, mit einigen satirischen Spitzen, reflektiert. Dabei werden einige Charaktere bewusst etwas überzeichnet. Wir begegnen in der Welt Pünktchens Wirtschaftswundermaterialismus, mit Eltern, die nie Zeit haben, schrägem Hauspersonal, einem hervorragend dressierten, total niedlichen Dackel und in der Welt Antons Armut, aber auch eine innige Beziehung zur Mutter und viel Zuversicht.
Die Schauspieler und Schauspielerinnen passen allesamt perfekt, gerade die Kinderdarsteller sind liebenswert, die Geschichte wird sehr kurzweilig erzählt und die Produktion erscheint insgesamt hochwertig mit schönen Schwarzweißbildern. Der charmant herzerwärmende, mit vielen Lebensweisheiten gespickte Film wurde in Venedig für den Goldenen Löwen nominiert.
Manchmal scheint ein Film schon aufgrund der Tatsache einen „Oscar“ als bester Film zu gewinnen, dass ein gesellschaftlich wichtiges Thema aufgearbeitet wird. Genau dieses Gefühles kann man sich bei „Spotlight“ von Tom McCarthy nicht erwehren. In dem Gerechtigkeitsdrama deckt das Team „Spotlight“, eine Handvoll investigativer Journalisten der Zeitung „Boston Globe“, in den Jahren 2001/2002 einen der erschreckendsten Missbrauchsskandale der katholischen Kirche auf. All dies beruht leider auf wahren Tatsachen.
Die Umsetzung dieses Themas könnte man einerseits als handzahm, glattpoliert und mutlos bezeichnen, oder etwas wohlwollender, als ruhig, unspektakulär und bewusst nicht polarisierend. Die kammerspielartige, manchmal etwas zähe Inszenierung ist ohne echte Highlights, künstlerisch wird allgemein in jeder Hinsicht nur durchschnittliche Qualität geliefert. Die namhafte Besetzung rund um Michael Keaton und Mark Ruffalo bietet dabei solide Leistungen, und die journalistische Arbeit der Protagonisten wird präzise und detailliert, fast wie in einem Dokumentarfilm, geschildert.
Es ist letztlich einer dieser Hollywood Filme, der bewusst nicht wirklich wehtun möchte und offensichtlich ein möglichst breitgefächertes Publikum zu erreichen sucht. Da eignet sich eine typische Mainstream-Produktion ohne viel vom wichtigen Thema ablenkenden künstlerischen Schnickschnack wahrscheinlich tatsächlich am besten, auch wenn der hier fehlende Biss dem entstandenen Leid der Missbrauchsopfer möglicherweise nicht wirklich Rechnung trägt.
Bis zum 29.05.2022 in der 3sat-Mediathek!
„It must Schwing - the Blue Note Story“ ist eine sehr informative Musikdokumentation über die beiden Gründer und die Geschichte des legendären Jazz-Labels Blue Note Records. Alfred Lion und Francis Wolff, zwei deutsch-jüdische Einwanderer, verband bereits in Deutschland die Liebe zur Jazzmusik. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten verschlug es sie schließlich nach New York. In den USA konnten sie im Laufe der Zeit so überragende Künstler wie Thelonius Monk, Miles Davis, Art Blakey and the Jazz Messangers, Herbie Hancock und Quincy Jones für ihr neugegründete Label gewinnen.
„The Lion and the Wolff“ fingen unter einfachsten Bedingungen an, setzten aber immer auf herausragende Qualität. Ihr Tonmeister war außerordentlich begabt und bediente sich innovativer Aufnahmetechniken, damit der Sound besonders lebendig wirkte. Oft fanden die Aufnahmen nachts statt, nachdem sich die Künstler auf einem Konzert bereits warm gespielt hatten und in bester Spiellaune waren. Nie ging es Lion und Wolff um den Profit, immer stand die Begeisterung für Jazzmusik, gerade auch für die neuesten Strömungen, im Vordergrund. „It must Schwing“ forderte Alfred Lion immer von seinen Musikern, mit seinem extrem starken deutschen Akzent, den er nie ablegte.
Francis Wolff war auch Fotograf und sorgte dafür, dass erstmals dunkelhäutige Musiker auf den Plattenhüllen zu sehen waren. In Zeiten der extremen Rassendiskriminierung in den USA war dies ein außergewöhnlicher Schritt und keinesfalls selbstverständlich. Wolff und Lion waren immer sehr empathisch, was die Benachteiligung der Farbigen betrifft, da sie als Juden in Deutschland ebenfalls diskriminiert worden waren. Daher behandelten sie die Künstler bewusst auf Augenhöhe und beuteten sie insbesondere auch finanziell nicht aus. Die dunkelhäutigen Künstler sind sich einig, dass Lion und Wolff wichtige Wegbereiter für die Anerkennung und Gleichstellung der Farbigen in den USA waren.
Die Dokumentation besteht aus zahlreichen Interviews, u.a. mit Quincy Jones und Herbie Hancock, eher wenigen Originalaufnahmen und häufigen Computeranimationen. Da hätte man sich vielleicht mehr Originalaufnahmen, als Animationen gewünscht. Die Jazzmusik, insbesondere der Bebop und der Modern Jazz, die das Blue Note Label hervorgebracht hat, ist einfach fantastisch.
„Das letzte Hurra“ von Altmeister John Ford ist eine Politiksatire voller hintergründigem Humor, die gesellschaftliche Probleme und Veränderungen in den USA der 1950er Jahre sehr gut transportiert. Der alternde, mit allen Wassern gewaschenen Skeffington (Spencer Tracy) tritt zum wiederholten Male als Bürgermeister an und möchte sich erneut in seinem Amt bestätigen lassen. Dabei muss er sich mit einer rapide verändernden, widersprüchlichen Welt auseinandersetzen.
Ford gelingt ein überragendes Porträt eines ambivalenten Politikers, der es als Kind ärmlicher, irischer Einwanderer gelernt hat, sich mit allen Mitteln nach oben zu kämpfen, aber auch für eine bessere Welt einzutreten. Mit seiner gewitzten Zielstrebigkeit und seiner Fähigkeit auch Niederlagen wie Siege zu verkaufen, hat er hochnäsige, alteingesessene Amerikaner britischer Herkunft, die gerne in einem Club unter sich bleiben und leitende Funktionen in der Gesellschaft innehaben, immer wieder vor den Kopf gestoßen.
Viele gesellschaftliche Gruppierungen bekommen ihr Fett weg. Die aufsteigenden Einwanderer sind oft skrupellos, aber voller Ideale. Die „blaublütigen“ Amerikaner degenerieren in den Augen Fords und sind längst auf einem absteigenden Ast (sie haben hier entweder keine oder verblödete Nachkommen). Um zu überleben, müssen sich diese letztlich mit den von ihnen verachteten Einwanderern arrangieren und mischen. Daher existiert eine Hass-Liebe zwischen diesen Bevölkerungsgruppen. Dementsprechend fällt das „Letzte Hurra“ auch anders aus, als man zunächst vermuten könnte.
Ein weiteres Angriffsziel Fords sind die jungen, vergnügungssüchtigen Hedonisten, die im Wohlstand aufwachsen und junge, medienfokussierte Politiker des neuen Schlags, die weitestgehend Inhaltsleere und Nichtigkeiten vermitteln. Der Blick auf die Jugend wäre eher pessimistisch, wäre da nicht der sympathische, rechtschaffene Neffe des Bürgermeisters (Jeffrey Hunter). Man kann abschließend feststellen, dass Vieles auch heute noch, vor allem in den USA, von Aktualität ist. All dies und komplexe zwischenmenschliche Verwicklungen vermittelt Ford in einer gediegen inszenierten Schwarzweißproduktion mit erstklassigen Dialogen und grandiosem Schauspiel, vor allem von Spencer Tracy.
Leider gibt es mit der deutschen Synchronisation nur eine deutlich geschnittene Fassung. Möglicherweise war den Deutschen die Originalfassung damals zu bissig und brisant.