MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

  • MareikeHB 11.12.2022, 16:25 Geändert 11.12.2022, 16:27

    Schöne Liste! Da gibt es einige ähnliche Bewertungen bei mir.
    https://www.moviepilot.de/liste/meine-geheimtipps-mareikehb

    12
    • 7
      MareikeHB 11.12.2022, 12:28 Geändert 11.12.2022, 13:55

      „Die Nacht der Erfüllung“ von René Clément ist eine spannende Romanze, die in dem von den Deutschen besetzten Frankreich während des Zweiten Weltkrieges spielt. Glaubhaft werden die Bedingungen unter denen der französische Untergrund, die Résistance, agierte, aufgezeigt. Die Menschen mussten in ständiger Angst leben, verraten zu werden. Zahlreiche dunkle Nachtaufnahmen verweisen auf die düstere Stimmung vieler Franzosen.

      Der Blick auf die Franzosen ist letztlich etwas patriotisch geschönt. Die Tatsache, dass viele Franzosen mit den Nationalsozialisten kollaboriert haben, kommt nicht wirklich zur Geltung. Die Deutschen bleiben, bis auf einen stereotypen Nazi, im Hintergrund. Etwas unglaubwürdig bleiben die Umstände, wie der deutsche Nazi, den Untergrundkämpfern auf die Schliche kommt. Die Figur des Amerikaners wird als Protagonist idealisiert. Vielleicht ist es ein kleiner Dank für die Befreiung durch die Amerikaner. Man fragt sich, wieso dieser moralisch integre, mutige Farmer und Kampfpilot (Stuart Whitman) auch noch so perfekt Klavier spielen kann.
      Simone Signoret ist als Résistance-Kämperin wider Willen einmal mehr überragend. In einer kleinen Rolle als Widerstandskämpfer tritt der, wie immer, überzeugende Michel Piccoli in Erscheinung.

      22
      • 7 .5
        MareikeHB 11.12.2022, 11:50 Geändert 11.12.2022, 12:31

        In dem sensibel erzählten Gesellschaftsdrama „Die große Stadt“ vom indischen Meisterregisseur Satyajit Ray, geht es um eine Frau, die innerhalb einer Großfamilie „ihren Mann stehen muss“ und zur Ernährerin der Familie wird. Patriarchalische Familien- und Gesellschaftsstrukturen werden auf den Kopf gestellt, als eine clevere Hausfrau zu einer erfolgreichen Verkäuferin wird. Für die Männer der Familie sieht es dagegen düster aus. Der Großvater, ein ehemaliger Lehrer, bettelt seine erfolgreichen, ehemaligen Schüler an. Der Ehemann, ein Mitarbeiter bei einer Bank, wirkt zunehmend beruflich überfordert.

        Die zwischenmenschlichen Beziehungen der Familienangehörigen werden sehr emphatisch und im Einklang bestehender Rollenbilder, die zugleich hinterfragt werden, dargestellt. Dieser Film ist mit seinen Aussagen, dass das Festhalten an bestimmten bestehenden Strukturen blockierend wirken kann, seiner Zeit weit voraus. Das Ende ist überraschend. Der Gerechtigkeitssinn der gesellschaftlichen Elite wird im übertragenden Sinne angeprangert.

        23
        • MareikeHB 07.12.2022, 23:15 Geändert 08.12.2022, 08:29

          Schöne Liste, kidhan! Habe auch einmal eine kleine Liste mit Empfehlungen unbekannterer Filme erstellt, die bis jetzt weniger als 500 Menschen bewertet haben. Danke Dir, kidhan, für die Anregung, eine derartige Liste zu erstellen!
          https://www.moviepilot.de/liste/meine-geheimtipps-mareikehb

          17
          • 8 .5
            MareikeHB 29.11.2022, 20:21 Geändert 29.11.2022, 20:34

            „Mond über Parador“ von Paul Mazurski ist eine unterschätzte, gute Satire. Ein mittelprächtiger Schauspieler bekommt die Rolle seines Lebens und wird vom Geheimdienst gezwungen, einen ermordeten Diktator in einem fiktiven, lateinamerikanischen Staat zu spielen. Die „Marionette“ entwickelt aber zunehmend einen eigenen Kopf…

            Hier wird gekonnt ausgeteilt: das Filmgeschäft (man beachte die Miami Vice-Parodie zu Beginn), untergetauchte Nazis in Südamerika, eine zweifelhafte Südamerikapolitik der USA, Gesundheitswahn, Beeinflussung der Menschen durch Medien werden gekonnt durch den Kakao gezogen. Vielleicht ist der Film etwas überambitioniert. Es gibt jedoch viele Highlights, z.B. die Nationalhymne Paradors mit der Melodie von "Oh Tannenbaum". Die Besetzung mit Richard Dreyfuss, Raúl Julia und der sehr hübschen Sonia Braga lässt keine Wünsche offen. Marianne Sägebrecht sieht man in einer Nebenrolle und auch Richard Dreyfuss Bruder Lorin.

            26
            • 5 .5

              Diese in Italien angesiedelte "Gaunerkomödie" von Ken Annakin mit internationaler Besetzung ist letztlich recht spannungsarm und unwitzig geraten. Dabei lockt eine interessant klingende Darstellerriege: Großmeister Vittorio De Sica, der legendäre Edward G. Robinson und für die Augen Robert Wagner sowie Rachel Welch in der Blüte ihrer Jahre. Leider wird ihnen schauspielerisch nicht allzu viel abverlangt. Aufgehübscht wird die zähe Geschichte mit schönen Schauplätzen und viel italienischem Flair. Das Ende ist wiederum recht gut gelungen. Es passt perfekt.

              24
              • 8

                „Butterfly Effekt“ ist ein sehr einfallsreicher Fantasyfilm, der viele Gedankenanstöße gibt und zu dem schon sehr viel geschrieben wurde. Letztlich geht es darum, dass jeder das Leben seiner Mitmenschen durch positive Handlungen positiv und durch negative Handlungen negativ beeinflussen kann. Man sollte sich bewusst sein, dass die eingesetzte Energie sich unmittelbar auf den Mitmenschen überträgt und bei diesem möglicherweise Auswirkungen auf zukünftige Verhaltensweisen hat.

                Darüberhinaus gibt es aber noch das chaotische Element namens „Schicksal“ auf das wir keinen Einfluss haben, das immer wieder für überraschende positive und auch negative Lebenssituationen sorgt. Die Herausforderungen des Lebens dienen vor allem der persönlichen Entwicklung. Interessant ist, dass der Protagonist (Ashton Kutcher) gerade letzteres nicht akzeptieren möchte und sich daher immer wieder vergeblich bemüht, ein Leben zu kreieren, dass vermeintlich perfekt ist. Die Dualität des Lebens lässt sich aber nicht austricksen.

                Einziger Schwachpunkt in diesem handwerklich gelungenen Film ist die Besetzung der Hauptrolle mit dem völlig ausdruckslosen, wenig charismatischen Ashton Kutcher.
                Interessant ist, dass es dieses sehr wendungsreiche und fesselnde Werk anscheinend mit unterschiedlichen Enden gibt. Da werde ich mir auf jeden Fall noch die BluRay besorgen, die die Kinoversion, den Director‘s Cut und zahlreiche interessante Extras enthält.

                - Für meinen geschätzten Kollegen Blubberking, der in der Lage ist, einfach unglaubliche Listen zu erstellen! „Butterfly Effect“ zählt zu seinen Lieblingsfilmen.

                33
                • 6 .5
                  MareikeHB 22.11.2022, 17:48 Geändert 22.11.2022, 17:52

                  „Flashpoint Mexico“ - da waren die Deutschen einmal wieder sehr kreativ mit dem Titel!?! Der Alternativtitel „Liebe Diebe killt man nicht“ ist jedenfalls ungleich charmanter und passender für diesen romantischen Abenteuerfilm, der federleichte Unterhaltung bietet.

                  Eine Pianistin (Audrey Hepburn) stiehlt einige unbezahlbare Fabergé-Eier, um ihren entführten Verlobten in Mexico freizukaufen und trifft in Mexico einen mysteriösen, aber hilfreichen Mann (Robert Wagner). Die Geschehnisse sind weit hergeholt und letztlich auch nur mäßig spannend. Leider werden die Mexikaner, wie oft in der Zeit, sehr klischeehaft, fern von Recht und Ordnung dargestellt.

                  Aber die Chemie der beiden Hauptdarsteller ist großartig und die Dialoge zwischen den beiden, die nicht wissen, was sie von einander zu halten haben, sind einfach zu köstlich. Die elegante Audrey Hepburn und ein charmanter Robert Wagner, hier mit Bart, beide offensichtlich nicht mehr die Jüngsten, tragen mühelos diesen für das amerikanische Fernsehen produzierten Film und agieren mit viel Spielfreude.

                  27
                  • 7 .5

                    „Live aus Bagdad“ von Mick Jackson nach dem gleichnamigen Buch von Robert Wiener und wahren Begebenheiten ist ein informativer, unterhaltsamer Historienfilm. Robert Wiener (hier verkörpert durch Michael Keaton) und Ingrid Formanek (Helena Bonham Carter) waren Produzenten für die Berichterstattung des u.s.-amerikanischen Nachrichtensenders CNN aus dem Irak kurz bevor und während des Irakkrieges 1991.

                    Der Film bietet einen guten Einblick in die Arbeit der Reporter, die aus Krisengebieten berichten und auch ein wenig in die Mentalität der Iraker. Interessant ist, dass die Führung Iraks ähnlich über Kuwait denkt wie die Machtelite Russlands über die Ukraine. Den besetzten Ländern wird ein unabhängiges Existenzrecht abgesprochen, weil sie historisch gesehen für eine gewisse Zeit einmal ein Teil Iraks bzw. Russlands waren. Zudem ging es der durch die U.N. gedeckten Koalition gegen den Irak nicht nur um die Befreiung Kuwaits und die Absetzung des Diktators Saddam Hussein, sondern auch um die Kontrolle über die Ölfelder im Irak.

                    Hervorzuheben sind in diesem handwerklich solide gemachten Historienfilm die hervorragend aufgelegten, nuancierten Hauptdarsteller Keaton und Bonham Carter, die teils geistreichen Dialoge sowie der trockene Humor.

                    27
                    • 8
                      MareikeHB 06.11.2022, 15:47 Geändert 06.11.2022, 16:01

                      Noch bis zum 30.11.2022 in der Arte-Mediathek unter dem Titel „Der Feigling“ (OmU)!
                      „Der Feigling und der Heilige“ vom indischen Meisterregisseur Satyajit Ray ist ein feinfühlig inszeniertes, kurz gehaltenes (nur 67 Minuten langes) Beziehungsdrama. Thema ist die nicht ausgelebte Liebe.

                      Der Film gibt einen guten Einblick in die indische, vom Kastendenken geprägte Kultur. Wegen der ansprechenderen Darsteller erscheint er zugänglicher als das ebenfalls in Schwarzweiß gehaltene, gelungene britische Werk „Begegnung“ von David Lean. An das (deutlich jüngere) Meisterstück zu dieser Thematik „In the Mood for Love“ von Kar-wei Wong kommt „Der Feigling“ allerdings nicht ganz heran.

                      25
                      • 8 .5
                        MareikeHB 06.11.2022, 14:44 Geändert 06.11.2022, 14:51

                        „Giganten“ von George Stevens ist ein zeitlos vielschichtiges Familienepos und Sozialdrama, angesiedelt in Texas in der Zeit der 1920er bis 1950er Jahre. Es ist einer der größten Blockbuster der Filmgeschichte.

                        Ein konservativer Rinderbaron (Rock Hudson) aus einer der führenden texanischen Familien, muss sich mit seiner dominanten Schwester und seiner emphatischen, emanzipierten Ehefrau (Elisabeth Taylor) auseinandersetzen. Zudem stellt ihn ein ehemaliger Mitarbeiter (James Dean), ein Aufsteiger, der den amerikanischen Traum lebt, immer wieder vor Herausforderungen. Letztlich muss er auch erfahren, dass seine Kinder völlig eigene Wege gehen.

                        Es geht um universelle Themen wie Liebe, Konkurrenzdenken, Kontrolle und Loslassen, Menschlichkeit, aber auch um starke Frauen und Männer. Der Titel „Giganten“ könnte sich interessanterweise auf jeden der sehr unterschiedlichen Charaktere in diesem Film beziehen.

                        Eine weitere wichtige Botschaft ist der Appell zur Toleranz und insbesondere zur Gleichberechtigung von Minderheiten. Kritische, unbequeme Bemerkungen wie das Thema, dass „Texas den Mexikanern weggenommen wurde“ und die Mexikaner in Texas größtenteils ein prekäres Leben führen, sollen zum Nachdenken anregen. Es geht um die Einheit verschiedenster Bevölkerungsgruppen, die alle eine tragende Stütze der USA ausmachen. Die Schlussszene ist in diesem Zusammenhang einfach grandios und zeigt einen zukünftigen Idealzustand in den USA. Damit ist der Film seiner Zeit weit voraus.

                        Die „Oscar“-prämierte Regie, die fesselnde Narrative, die hervorragende Kameraarbeit, das faszinierende Schauspiel, gerade von Elisabeth Taylor und James Dean, sowie die gelungene Filmmusik von Dimitri Tiomkin machen dieses Meisterwerk zu einem großen, filmischen Vergnügen. Eine leichte Schwäche weist die Maske auf, da Alterungen praktisch nur durch das Verändern der Haartracht dargestellt werden. Nicht umsonst erhielt das Epos, das Anspruch und Unterhaltung hervorragend ausbalanciert, 10 „Oscar“-Nominierungen. Leider war es James Deans letzter Film.

                        33
                        • 7 .5
                          MareikeHB 01.11.2022, 10:19 Geändert 01.11.2022, 22:15

                          Was Menschen in der Welt erschaffen, hinterlässt Spuren. Im schlimmsten Fall entwickelt die Kreation eines Menschen eine unkontrollierbare Eigendynamik. Genau dies geschieht in der überaus skurrilen und kreativen Horrorkomödie „Dave Made a Maze“ von Bill Watterson. Der Protagonist Dave (Nick Thune), ein unzufriedener und erfolgloser Künstler, schafft aus einer Ansammlung von Pappe einen Irrgarten, in dem er und seine Freunde sich verirren und diversen Gefahren ausgesetzt sind. In dem Labyrinth entwickeln Gegenstände ein Eigenleben. Grenzen unserer physikalischen Welt werden überschritten. Letztlich geht es auch um die Angst zu scheitern sowie den Drang der Menschen etwas zu erschaffen und zu vollenden.

                          Die Pappkulissen mit Origami-Kunst und Spezialeffekte sind fantastisch gelungen. Einflüsse der verspielten Kreativität eines Michel Gondry, der brillanten Puppenwelt eines Jim Henson und einer kunstvoll handgemachten Tricktechnik eines Ray Harryhausen sind unverkennbar. In Sachen Spannung und Komik gibt es allerdings Luft nach oben. Äußerst liebenswert ist die Besetzung dieses Films mit zahlreichen schrägen Typen. Die beiden Hauptdarsteller, Meera Rohit Kumbhani und Nick Thune überzeugen auf ganzer Linie. Auch der Soundtrack der Mondo Boys ist sehr hörenswert. Die Independent-Produktion gewann diverse Preise auf kleineren Festivals.

                          30
                          • MareikeHB 31.10.2022, 17:41 Geändert 31.10.2022, 20:49

                            Mit dieser Liste soll an Filmlegenden erinnert werden, die bei Moviepilot unter dem Radar laufen. Wem noch hochdekorierte Darsteller/-innen einfallen, die weniger als 100 Fans haben, möge gerne weitere Vorschläge für die Liste unterbreiten.

                            Ergänzend gibt es zu einigen wenigen dieser aufgelisteten Stars wunderbar gemachte, ca. 15 Min. lange Kurzbiografien in der Arte-Mediathek aus der Reihe „blow-up“. Die Links passten leider nicht mehr in die Kommentierungsfelder der Liste, daher sind sie hier:

                            - Gary Cooper:
                            https://www.arte.tv/de/videos/092096-056-A/blow-up-worum-ging-s-bei-gary-cooper/
                            - James Mason:
                            https://www.arte.tv/de/videos/100210-030-A/blow-up-worum-ging-s-bei-james-mason/
                            - Simone Signoret:
                            https://www.arte.tv/de/videos/100210-016-A/blow-up-worum-ging-s-bei-simone-signoret/
                            - Montgomery Clift:
                            https://www.arte.tv/de/videos/100210-035-A/blow-up-worum-ging-s-bei-montgomery-clift/

                            Bei wem aus der Liste würdet ihr noch den Fan-Button drücken und für herausragendes Talent Tribut zollen? :-)

                            22
                            • 8 .5
                              MareikeHB 30.10.2022, 16:59 Geändert 30.10.2022, 18:07

                              Nur noch bis zum 31.10.22 in der Arte-Mediathek: Das surreale Meisterwerk „Der Mann, der sich die Haare kurz schneiden ließ“ von André Delvaux!

                              20
                                • 5
                                  MareikeHB 30.10.2022, 13:15 Geändert 30.10.2022, 13:16

                                  „Jahr 2022 - die überleben wollen“ von Richard Fleischer ist eine interessante Dystopie, leider mit einigen Schwächen. Allein der Titel weckt großes Interesse. Wie hat man sich im Jahre 1973 das Jahr 2022 vorgestellt? Einige Prognosen sind zwar überspitzt, aber nah dran an der Realität, wie zum Beispiel die Erderwärmung, Überbevölkerung, die größer werdende Schere zwischen Arm und Reich und die Knappheit von Ressourcen. Anderes, dass hübsche junge Frauen nur als „Inventar“ und „Objekt“ einiger privilegierter Herren gesehen werden, entspringt wohl eher einer Herrenphantasie. Da fehlt einfach der kritische Blick oder eine ausgleichende interessante Frauenfigur.

                                  Die Kriminalgeschichte, es geht um die Aufklärung eines Mordes, ist relativ einfach gestrickt. Immerhin ist der überraschende Schluss hervorragend gelungen. Der hemdsärmelige Protagonist, verkörpert durch Charlton Heston, ist allerdings nicht besonders sympathisch gezeichnet. Daher fällt es schwer, mit ihm mitzufiebern.
                                  Das Haupthandicap dieses Streifens ist jedoch, dass er viel zu sehr vom Zeitgeist der 1970er Jahre geprägt ist. Dies wirkt für einen Science-Fiction-Film ungemein störend. Da hätte zumindest eine zeitlosere Ausstattung schon geholfen, wenn das Geld knapp war.
                                  Von überzeugenden Kulissen wie in seinen Filmen „20.000 Meilen unter dem Meer“ oder „Mandingo“ ist Fleischer hier jedenfalls meilenweit entfernt.

                                  25
                                  • MareikeHB 29.10.2022, 18:11 Geändert 30.10.2022, 22:49

                                    Danke für die Aktion, kidhan!

                                    Bester Film:

                                    Inland Empire (US/F/PL 2006)
                                    Dogtooth (GR 2009)
                                    No Country for Old Men (US 2007)
                                    Das Leben der Anderen (D 2006)
                                    Gran Torino (US 2008)
                                    8 Frauen (F 2002)
                                    Songs from the Second Floor (S 2000)
                                    In the Mood For Love (HK, China 2000)
                                    Oldboy (KR 2003)
                                    Vergiss mein nicht (CAN/US 2004)

                                    Bester Animationsfilm:

                                    Max und Mary (2009)
                                    Wall-E (2008)
                                    Chihiros Reise ins Zauberland

                                    Beste Serien:

                                    Stromberg
                                    Edel und Stark
                                    Boston Legal
                                    Mord mit Aussicht
                                    Psych

                                    Bester Hauptdarsteller:

                                    Daniel Day-Lewis - There Will Be Blood (2007)
                                    Mads Mikkelsen - Adams Äpfel (2005)
                                    James Spader - Secretary (2002)
                                    Daniel Brühl - Good Bye, Lenin (2003)
                                    Leonardo DiCaprio - Aviator (2004)

                                    Beste Hauptdarstellerin:

                                    Meryl Streep - Mamma Mia! (2008)
                                    Hellen Mirren - Die Queen (2006)
                                    Audrey Tautou - Die fabelhafte Welt der Amelie (2001)
                                    Uma Thurman - Kill Bill
                                    Alexandra Maria Lara - Der Untergang (2006)

                                    Beste Filmmusik:

                                    Tatsächlich … Liebe (2003)
                                    Fluch der Karibik (2003)
                                    Die Kinder des Monsieur Mathieu (2004)
                                    Mulholland Drive (2001)
                                    High Fidelity (2000)

                                    38
                                    • 8 .5
                                      MareikeHB 26.10.2022, 21:03 Geändert 26.10.2022, 23:34

                                      „A.I. - Künstliche Intelligenz“ von Steven Spielberg ist ein fesselnder und wendungsreicher Hard-Science-Fiction-Film. Es ist die Geschichte eines hochentwickelten Androiden, der darauf programmiert wurde als Kindersatz Gefühle bei Menschen auszulösen, denen er bis aufs Haar gleicht. Schließlich wünscht sich der kindliche Android, ähnlich wie Pinocchio, ein Mensch zu sein.

                                      Absolut glaubhaft werden die Probleme der Menschen mit dieser und anderen künstlichen Intelligenzen beleuchtet. Faszinierend ist, dass der Blickwinkel in dieser in drei Akten erzählten Geschichte immer wieder überraschend erweitert wird. Zuschauende werden unmittelbar ins Geschehen einbezogen, indem an die Gefühle appelliert wird. Der Mensch neigt instinktiv dazu, menschliche Roboter zu vermenschlichen und Empathie für derartige Maschinen zu entwickeln. Es ist schwer sich dem zu entziehen. Die Abhängigkeit von derartigen Instinkten kann und soll wohl auch ein mulmiges Gefühl bereiten.

                                      Der Film wirft nicht nur inhaltlich viele philosophische Fragen auf und bleibt durchweg spannend. Auch visuell weiß er mit hervorragenden Effekten zu überzeugen. Bei den Darstellern ragen Haley Joel Osment und Jude Law als Androide heraus. Spielberg hatte dieses Filmprojekt von Stanley Kubrick übernommen. Man spürt, dass sich zwei begnadete Filmemacher mit der Thematik befasst haben. Selten wurde das Thema Künstliche Intelligenz so umfassend und so konsequent filmisch zu Ende gedacht. Man hat das Gefühl, dass die Zukunft genauso aussehen könnte, wie in dem Film geschildert.

                                      32
                                      • 6 .5

                                        Zwei wegweisende deutsche Wissenschaftler haben im 18. Jahrhundert eines gemeinsam: „Die Vermessung der Welt“. So heißt auch der Film von Detlef Buck nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann. Der eine, der Mathematiker Carl Friedrich Gauß (Florian David Fitz), aus ärmlichen Verhältnissen, vollzieht diese Vermessung im stillen Kämmerlein und den anderen, der Sohn eines Herzogs, Alexander von Humboldt (Albrecht Schuch), führt sein Entdeckerdrang in die weite Welt. Die völlig unterschiedlichen Biografien der beiden Zeitgenossen werden im stetigen Wechsel erzählt.

                                        Visuell mit Raffinesse, aber inhaltlich etwas dünn, wird von dem Leben der beiden Genies berichtet. Schade, dass Buck dem Film manchmal eine Überdosis an albernen Humor verpasst hat. Die Szene, wie der Vater von Humboldt (Michael Maertens) mit seinen desolaten Zähnen das Gebiss eines präparierten, exotischen Tieres bewundert, ist aber schon sehr lustig. Vor allem Fitz und Maertens agieren leider etwas zu affektiert. Aber trotz dieser Schwächen erhält man doch einen soliden Einblick in das Lebenswerk der beiden historisch bedeutsamen Wissenschaftler.

                                        28
                                        • 8
                                          MareikeHB 25.10.2022, 20:15 Geändert 25.10.2022, 20:18

                                          „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ von Philipp Kaufman nach dem gleichnamigen Roman von Milan Kundera ist ein hervorragend inszeniertes, erotisches Beziehungsdrama, eingebettet in die Zeit der Unruhen des Prager Frühlings.

                                          Die Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis, Juliette Binoche und Lena Olin überzeugen auf ganzer Linie und zeigen einige nackte Haut. Weitere Hingucker sind die detailfreudige Ausstattung, die viel Ostblock-1960er-Jahre-Charme versprüht, und das ästhetische Szenenbild.

                                          Die politische Situation mit dem Einmarsch der Russen in die damalige Tschechoslowakei und die Unterdrückung aufkommender Freiheitsgefühle wird sehr glaubhaft dargestellt. Unterfüttert wird der Konflikt mit Archivaufnahmen und stilistisch angepasste, ebenfalls in schwarzweiß inszenierte Szenen mit den Protagonisten. Mit diesen dokumentarisch anmutenden Schwarzweißszenen in dem ansonsten farbigen Film schafft Kaufman einen Realitätsbezug. Überdies deutet er mit den monochromen Farben Trauer und Verlust an.

                                          Dieser ruhig erzählte Film mit seinen gelungenen Dialogen ist auf ganzer Linie ein sinnliches, aber auch nachdenklich stimmendes Vergnügen.

                                          27
                                          • 6 .5

                                            Der Agentenfilm „Unser Mann aus Istanbul“ von Antonio Isasi-Isasmendi bietet leichte, nicht allzu ernst zu nehmende Unterhaltung.

                                            Die etwas alberne Spionagegeschichte ist nicht der Rede wert, aus dem Auge, aus dem Sinn. Dafür bleiben schöne Aufnahmen aus Istanbul in Erinnerung und eine coole Prügelszene auf einem Minarett! Auch die internationale Besetzung bereitet viel Freude. Horst Buchholz als amerikanischer (!) Pseudo-James Bond ist ein attraktiver und souveräner Hauptdarsteller. In Nebenrollen darf man sich unter anderem an Klaus Kinski und Mario Adorf als Finsterlinge erfreuen. Alles ist hochwertig produziert und wird so serviert, dass es nett anzuschauen ist. In Sachen Originalität kann diese recht kurzweilige, europäische Koproduktion aber mit den Bond-Filmen aus der Zeit nicht mithalten.

                                            26
                                            • 8

                                              „Corpus Christi“ von Jan Komasa ist ein eindringliches, handwerklich überzeugendes Gesellschaftsdrama, inspiriert von wahren Geschehnissen. Ein Ex-Häftling gibt sich in einer kleinen polnischen Gemeinde als katholischer Priester aus. Der charismatische Hochstapler wird dabei mit einigen traumatisierten Dorfbewohnern konfrontiert. Gut und Böse verwischen zunehmend, sind doch beide Elemente Teile der menschlichen Natur.

                                              Das sehenswerte Drama ist unterhaltsam und spannend inszeniert. Allerdings ist der Anfang und das Ende ziemlich brutal. Hauptdarsteller Bartosz Bielenia trägt mühelos den Film, aber auch die Randfiguren werden glaubhaft dargestellt. Zurecht erhielt das Werk eine „Oscar“-Nominierung in der Kategorie „Bester internationaler Film“.

                                              28
                                              • 6 .5

                                                „Sie leben!“ von John Carpenter ist ein recht einfallsreicher Alien-Action-Thriller mit zeitlosen Botschaften. Ein Arbeiter (Wrestling-Star: „Rowdy“ Roddy Piper) findet eine mysteriöse Sonnenbrille und erkennt, dass die Welt von Aliens besiedelt ist, die die Menschheit unterdrücken und die Erde gezielt ausbeuten. Mit einem Arbeitskollegen (Keith David) und anderen „Sehenden“ nimmt er schließlich den Kampf gegen die Übermacht auf.

                                                Der Beginn ist ziemlich zäh und Muskelprotz Piper, mit flottem Nackenspoiler, erscheint nicht gerade als eine schauspielerische Leuchte. Interessant wird es erst, als der Protagonist die Sonnenbrille findet und die Außerirdischen sowie an vielen Stellen versteckte Botschaften entdeckt. Mit seinem Kollegen muss er sich erst eine halbe Ewigkeit schlagen, damit dieser die Welt ebenfalls durch die Sonnenbrille sieht. Aber die beiden können nicht nur prügeln, sondern, welch Überraschung, auch gut mit Schießeisen umgehen.

                                                Die Ausbeutung der Erde ist nicht menschengemacht. Der Mensch ist nur eine Marionette eines totalitären Alienregimes. Letztlich versinnbildlichen die Eindringlinge die Probleme der Menschheit. Die Menschen sind, bis auf wenige Ausnahmen, blind, was den übergroßen ökologischen Fußabdruck betrifft. Außerdem zerfleischen sie sich lieber selber, als an einem Strang zu ziehen. Dies drückt der übertriebene Zweikampf zwischen den beiden Arbeitern gut aus.

                                                Die Geschichte ist nicht frei von Logiklöchern, die Besetzung, bis auf Keith David, eher unterer Standard. Das Ende und die Ausleuchtung vieler Szenen sind aber gut gelungen, wie auch der wieder einmal gekonnte Synthesizer-Soundtrack John Carpenters.

                                                26
                                                • 8
                                                  MareikeHB 15.10.2022, 17:54 Geändert 15.10.2022, 18:40
                                                  über Kruso

                                                  „Kruso“ von Thomas Stuber nach dem gleichnamigen Roman von Lutz Seiler ist ein melancholischer Abgesang auf die DDR. Die Ostseeinsel Hiddensee ist ein Sammelbecken für Intellektuelle und Aussteiger. Viele suchen auch im Jahre 1989 noch einen Weg, die DDR über den Seeweg zu verlassen. Dabei landen viele Gestrandete in dem Hotel „Zum Klausner“, um dort als Saisonkräfte zu arbeiten. So auch der Protagonist, ein junger, regimekritischer Lehrer (Jonathan Berlin). Er trifft dort auf den Aussteiger Kruso (Albrecht Schuch), der sich schon seit längerer Zeit um die „Gestrandeten“ kümmert. Beide werden mit ihren persönlichen Traumata konfrontiert, die auf Maßnahmen des totalitären Staates zurückzuführen sind. Schließlich verlassen immer mehr Menschen die Insel, weil die Sommersaison zu Ende geht und auch weil sie nun über Ungarn in die Freiheit gelangen können.

                                                  Totalitäre Machtstrukturen, wie die militärische Strandüberwachung und Einflussnahmen der Staatssicherheit, werden gelungen auf den Punkt gebracht, genau wie der Geist der Freiheit durch Freikörperkultur, Lagerfeuergelage am Strand, Westradio und verbotene Bücher, die unter der Hand weitergereicht werden. Die Inszenierung, die Kamera und das Schauspiel der Beteiligten sind top. Dabei fügen sich die Creme- und Pastellfarben der Kleidung und Ausstattung bestens in die Landschaft ein.

                                                  Der Name Kruso erinnert nicht von ungefähr an die literarische Figur Robinson Crusoe. Beide sind entweder physisch oder im Falle von Kruso geistig auf der Insel gefangen. Sie sind einsam und isoliert, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Frappierend sind die Auswirkungen, wenn viele Menschen einen Ort plötzlich verlassen. Die Probleme, die durch die Lücken in der Infrastruktur entstehen, werden hier geschickt aufgezeigt. An vielen Orten der Welt, aber auch in Deutschland auf dem Land, ist genau dies heute noch ein Thema.

                                                  21
                                                  • 8
                                                    über Solino

                                                    „Solino“ von Fatih Akin ist ein unterhaltsames Gastarbeiter-/Familiendrama und zugleich eine wunderbare Hommage an die große Zeit des italienischen Kinos in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

                                                    Eine italienische Familie mit zwei Söhnen aus dem fiktiven, malerischen Ort Solino findet Anfang der 1960er Jahre ihren Weg ins graue Duisburg, um dort eines der ersten italienischen Restaurants zu eröffnen. Das Familienleben mit seinen Höhen und Tiefen wird über mehrere Jahrzehnte verfolgt. Im Vordergrund stehen zwei ungleiche, immer wieder konkurrierende Brüder (Moritz Bleibtreu und Barnaby Metschurat). Letztlich geht es um Integration in der neuen Heimat, Entfremdungen innerhalb der Familie und die oftmals schwierige Verwirklichung von Lebensträumen: Ein Sohn möchte Filmemacher werden. Echtes Drama und leise Komik befinden sich dabei in einem ausgewogenen Verhältnis.

                                                    Der Blick auf die italienische Familie ist ein warmherziger, aber auch authentischer, gerade weil verhaltensbasierte Probleme glaubhaft thematisiert werden. Die Eigenschaften der Eltern (Gigi Savoia und Antonella Attili) sind klischeehaft: Die dominante Mutter, der Macho-Vater und die ausgeprägte Gestik der Eltern. Damit soll jedoch letztlich zum Ausdruck gebracht werden, dass sie als Einwanderer noch sehr in ihrer Kultur verwachsen sind. Die nächste Generation, die beiden Brüder erfüllen dahingegen keinerlei kultureller Klischees, sind gleichermaßen glaubhaft als Italiener oder Deutsche. Das Schauspiel der Beteiligten überzeugt und das Lebensgefühl der 1960er und 1970er Jahre wird sehr treffend und mit viel Liebe zum Detail aufgezeigt.

                                                    Es gibt in der Darstellung von Armut leichte Bezüge zum Neorealismus und, soweit es um das Thema Film geht, auch zum Surrealismus. Eine explizite Prügelszene könnte auf einen Giallo anspielen. Alle drei filmischen Stilmittel bzw. Genres wurden im Wesentlichen durch das wegweisende italienische Kino in den 1950er bis 1970er Jahren geprägt. Akin gelingt es vortrefflich, eindrucksvolle visuelle und unterschiedliche erzählerische Stilmittel in einer fesselnden, unvorhersehbaren Narrative zu vereinen.

                                                    27